Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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daum, m.

daum, m.
dunst, duft, qualm, dampf, dicke warme luft, vapor. goth. dauns, ahd. daum Graff 5, 140, mhd. toum, altnord. daun, schwäb. däum wässeriger schweisz Schmid 121, bair. däm Schmeller 371, böhm. duim, deym rauch; vergl. sanskr. dhuma, gr. θῦμα, lat. fumus. s. däumen und taumeln.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4 (1856), Bd. II (1860), Sp. 844, Z. 69.

daum, daumb, taum, m.

daum daumb taum, m.
womit man zustopft, zapfen, obturamentum.
si snittin ûz den nabel,
der des gedermis was ein doum.
Jeroschin 62ᵇ. Pfeiffer 138.
ladt erstlich die kugel fein sauber aus dem stuck und den daumb oder fürschlag der auf dem pulfer ist Feuerbuch v. 1591. wan du dein stuck also ladest, so thue alwegen ein daumb heue auf das pulfer und dann die kugel darauf. wann du mit deinem stuck über land sollest reisen, so ladt auch ein heue, das ist ein daumb auf die kugel, auf das die kugel nit herausz künde kommen. zeuch mit dem daumbziecher den daumb heraus. wan kraut, lott und der daumb in der püxen ist, setz ein daumbstöcklein auf. deine zween daumb das. Schmeller 1, 371 führt diese stellen an und bringt mit daumb das französ. tampon zusammen, wobei noch das portugies. tampa deckel und das provenz. tampir verstopfen anzuführen wäre. die andere roman. form tape, franz. tapon (Diez 341) stimmt zu dem mlat. tappus, niederd. tappe, niederl. und engl. tap, ahd. zapfo. vergl. döhme.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4 (1856), Bd. II (1860), Sp. 844, Z. 75.

daum, daumb

daum daumb,
daherum, Mone Archiv 2, 302.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4 (1856), Bd. II (1860), Sp. 845, Z. 16.

daume, daumen

daume daumen,
pollex. die goth. form ist unbekannt, ahd. dûmo, mhd. dûme, altfries. thûma, angels. þûma, niederd. duum, niederl. duim, engl. thumb, nord. þumalfingr, norweg. tume, schwed. tumme, dän. tommelfinger. im 15 ten und 16 ten jahrh. findet sich meist nur dum mit abgefallenem e Vocab. incip. teut. d 2. duom Vocab. optimus 12, 138. daum Dasypod. 188ᵃ. 313ᵇ. Erasm. Alberus Vu. Frischlin 129. Junius 34. Henisch 664. die form daumen, welche die flexionsendigung en mit der bildung en bei starken subst. verwechselt und auf den nominativ überträgt, zeigt sich schon bei Keisersberg, der daum und daumen gebraucht, wie Maaler 88ᵇ. ebenso führen Stieler 282. 485 und Frisch 1, 187 beide formen an, aber Steinbach 1, 258 und Adelung daumen allein. im 18 ten jahrh. hat Haltaus wieder die alte richtige form daume, andere, wie Voss und Kl. Schmidt, daum angewendet. der organische genitiv daumen, der dem ahd. dûmin dem mhd. dûmen entspricht, erhält sich noch in den zusammensetzungen wie daumenring, daumeneisen, daumenstock u. a., aber schon bei Dasypodius 188 und Stieler daumens. Daumesdick, wie in dem märchen statt Däumling gesagt wird, bildet den genitiv daumes und setzt den pl. däume voraus. in dem deutschlateinischen wörterbuch von Krafft findet man breite eines daums neben dem pl. daumen. Die abstammung des worts ist dunkel. der daumen drückt weil er festhält, und es ist wol richtig dûhjan diuhen premere damit zusammenzubringen. die verwandten sprachen haben andere wörter dafür. sanskrit angus͑ṭȃ-s bedeutet allgemein glied, finger ohne nähere bezeichnung. das griech. ἀντίχειρ die gegenhand geht davon aus, dasz der daume so viel kraft hat als die vier andern finger und das gegenstück ausmacht. so sagt auch Comenius das äuszerste (an der hand) ist der daum mit den vier fingern Orbis pictus 81. in diesem sinne bestimmen die alten gesetze für ihn unter allen fingern die höchste busze, und in den gesetzen Wilhelms des eroberers ist er so hoch angesetzt als die halbe hand. das lateinische pollex ist dunkler abkunft, man läszt es von pollere abstammen, roman. polce polzer pauzer pouse pous, franz. pouce Raynouard 4, 590. dazu stimmt russ. paletz, poln. palec, serb. palz, illyr. palez, slav. pallac; selbst ehstn. peial päk, finn. peucalo, lappl. pelge. davon weichen ab ungar. hüvelyk, nagy-uj, lett. ihkschkis, grönl. kullo. das irische ardog ordog deutet auf das ackerbauleben und bezeichnet den pflügenden finger, weil der daume den pflug faszt.
1.
von seinen eigenschaften und seinem gebrauch ist mancherlei zu bemerken. schon ein gedicht des 12 ten jahrhunderts hebt seinen wert vor den übrigen fingern hervor,
daz die selben fingere helfen ein anderen.
sô ist der grôzeste (dickste) unter in der nutzeste,
daz ist der dûme, der hilfet in sliume,
wande si âne in ne mugen sâ niuweht gehaben.
Genesis 14, 5—9.
Walther 17, 16 räth den köchen
daz si der fürsten (l. tiursten) brâten
snîden grœzer baz dan ê
doch dicker eines dûmen.
er scherzt, wenn er von einem alten weib sagt
nu hât si mir bescheiden
waz der troum bediute;
daz hœret, lieben liute.
zwên und einer daz sint drî:
dannoch seit si mir dâ bî
daz mîn dûme ein vinger sî
95, 10—16.
und Hugo von Trimberg straft die wortklauberei,
und spricht ein armer sant sî griez
und spricht hin wider griez sî sant,
der hât verlorn sâ ze hant.
spricht einer 'vinger ist dûme',
des sache wirt verrihtet kûme:
spricht aber einer 'dûme ist vinger',
sô wirt sîn sache vil geringer
Renner 8458—64.
wil sich einer in dem hanfe niht sûmen,
der bedarf zer rehten hant des dûmen
MS. 2, 57ᵃ,
er faszt damit den bündel hanf, den er mit der sichel abschneiden will. diesen vers raunt er ir (der priester der besessenen) ins or. und als bald er der frawen den vers in das or geraunet, da fieng ir der mund an bleich zu werden und die zwo adern an dem hals liefen ir uf als grosz als ein daumen Keisersb. Sünden des munds 24ᵃ. da sprach Roboam der künig 'der minst finger den mein an (ahnherr) an seiner hant hat gehabt, der muͦsz als mein daum und mein aller gröszter finger sein' 59ᵇ. im alten testament ward bei opfern das blut des widders auf den daumen des priesters gestrichen, und solt in (den widder) schlachten und sein blut nemen und Aaron und seinen sönen auf den rechten ohrknorbel thun und auf den daumen irer rechten hand und auf den groszen zehe ires rechten fuszes, und solt das blut auf den altar sprengen rings umb 2 Mos. 29, 20. 3 Mos. 8, 23. 14, 17. der ruhige, nachsinnende pflegt die daumen zu bewegen, indem er sie über einander dreht oder sonst bewegt. Margrethe hatte die hände auf den schosz gefalten, knickelte mit den daumen gegen einander, blinzelte gegenüber auf die stubenthüre und überlegte auch Stillings Jugend 94.
auch Alkmen entreibt mit dem daum vordringende thränen
ihrem aug
als er genug mit dem daume die klingenden saiten erprobet.
ders.
will man mit der faust zuschlagen, so wird der daume auf die zusammengelegten finger gedrückt,
Snellagödel hielt sich so,
er want den taumen umb die faust
und schlug zun oren daz es taust
Ring 40ᵃ, 1.
in einem weisthum (2, 550) wird bestimmt dasz ein gehövener der zu haus sitzet (ein haus hat) binnen dem hof, ein brot zu liefern habe: man solle den daumen uf das brot setzen und herumb fahren; soll damit bezahlt haben. Fischart sagt von Gargantua, trug den schwersten balken auf eim daumen 179ᵇ. er schosz im ritt, im tritt, im lauf, im sinken, nach dem augenmasz, im griff, nach des daumens absehen 180ᵇ. Das abhauen des daumens war eine harte strafe. und da sie in ergriffen, verhieben sie im die daumen an seinen händen und füszen Richter 1, 6. siebenzig könige mit verhawenen daumen irer hende und füsze lasen auf unter meinem tisch (ihre speise gleich hunden) das. 1, 7. in diesen beiden stellen allein wird daume auch für die grosze zehe gebraucht, wie im lateinischen. in den deutschen waldweisthümern kommt häufig das abhauen des daumens, des rechten daumens, als strafe der jäger und wilddiebe vor; s. Rechtsalterth. 707. frau, du hast ein gemachten herren: es soll dich wol etwas batten das ich da sitz. ich bin auch der zehen einer, es fäl mir dann der daumen Fischart Garg. 151ᵇ. unter den zehen wird wol ein gericht von zehn männern verstanden, zu welchem er gehören würde, wenn ihm nicht wäre ein daume abgehauen worden, er nemlich eine entehrende strafe habe leiden müssen. Der daume, mit dem das geld gezählt wird, hat eigenthümliche redensarten und sprichwörter veranlaszt, dasz sie des dings das unter dem daumen herlauft, nicht mehr haben Kirchhof Discipl. milit. 48. bei Simrock 1508 —1510 und bei Schmeller 1, 370 er hat was vor dem daumen hergeht. wenns gehen soll musz man den daumen rühren. er hat die gicht im daumen, er hat einen kranken daumen zahlt nicht, gibt nicht gerne. ich kann mit dem daumen nicht so recht nachkommen. so im niederdeutschen, vörn duum schuwen. he het wat vörn dumen Schütze 1, 276. schuuv vorm duum geld und reichthum Brem. wörterb. 1, 270.
wer nicht das zeichen bringt
das für dem daumen springt,
des ist sein sach nicht klar,
wär sie gleich zehnmal wahr
Henisch 664.
s. daumenkraut.
2.
die finger sind die lebendigsten glieder des menschlichen leibes, die geschicktesten und thätigsten: er kann keinen finger mehr regen bezeichnet die höchste kraftlosigkeit. in ihre spitzen laufen die nerven aus, die ihnen das feinste gefühl verleihen, das sich bei blinden oft in einem solchen grad steigert, dasz sie an die stelle des gesichts treten, wie sie durch zeichen die zahlen, ja die sprache selbst ersetzen. aber nicht blosz die künstlichsten arbeiten können sie vollbringen: sie dienen, wie belebte wesen, dem höheren schaffenden geist des mahlers und tonkünstlers; Göthe bezeichnete damit die rhythmische bewegung seines liedes. bei hand wird nachgewiesen dasz sie symbol der macht ist: gott selbst heiszt die höchste hand, und Christus bei Orientius digitus. als in dem finnischen epos Wäinämöinen die harfe erfunden hat und sie spielen will, heiszt es,
dieser ewge zaubersprecher
legt die finger nun in ordnung,
wäschet rein die beiden daumen.
und
fieng der alte Wäinämöinen
darauf schön an vorzutragen
auf dem spielzeug aus dem fischbein.
schnell erhoben sich die finger,
in die höhe stieg der daumen.
Kalewala von Schiefner s. 240.
als der alte Wäinämöinen
da auf seiner harfe spielte,
zart von hand und weichen fingers,
seinen daumen auswärts krümmte.
260.
kein wunder dasz das alterthum, das ohnehin kräfte als personen darzustellen liebt, die finger als kleine alpartige geister betrachtete. in dem sächsischen Siebenbürgen wird ein märchen erzählt, wie die vier finger zusammen ausgehen, ohne den ältern bruder, den daumen, und gegen seinen willen. als sie in gefahr geraten, ruft der kleine den daumen herbei, der mit einer keule ihnen zu hilfe kommt Helfrich Zur deutschen thiersage s. 70. in der Bretagne sagt man, wer nicht faul sei, habe zu aller zeit zehn zwerge im dienst, die für ihn arbeiten, und meint damit die zehn finger (Souvestre le foyer breton 108). sie leben vertraulich mit einander, der pfarrer sei sein bester freund, sie seien wie zwei finger an einer hand Jerem. Gotthelf Leiden und freuden eines schulmeisters 1, 121. Käserei 123. ebenso im französischen, ils sont comme les deux doigts de la main: niederdeutsch, he is bi em finger naegst den duum hat viel bei ihm zu sagen, niederländisch, de vinger næst den duim der herzensfreund. aber jeder hatte besondere eigenschaften, gute und böse, und sein bestimmtes amt, wie z. b. der goldfinger der heilende, der arzt war. umgekehrt hat in einem irischen märchen eine hexe an jeder hand nur einen finger, womit sie alles böse ausführt. bei den einzelnen fingern wird von ihren eigenschaften die rede sein, der daume als der wichtigste war vor den andern mit übernatürlichen kräften begabt. das volk glaubt man könne mit seiner hilfe sich unsichtbar machen, man müsse nemlich einen däumling von einem ganz schwarzen katzenbalg, an dem kein einziges weiszes haar sei, am linken daumen tragen J. W. Wolf zeitschrift für deutsche mythologie 1, 237. wenn wenig speise genügt und sättigt, so sagt man in Hessen gott hat den daumen darin gehabt, hineingehalten. aber bei den menschen werden ihm auch böse kräfte beigelegt, dick unter dem daumen heiszt anmaszend, grob. der doctor sagt zum pfarrer
so land uns gan, wir hand fast zit,
denn wir hand zu der kilchen wit.
schnell uf dasz wir uns nit versumen,
der bur ist dick unterm dumen.
Gesprech von einer mutter mit jr tochter sy in ein kloster zu bringen (Zürich?) 1538.
man sucht sich in den besitz des daumens zu setzen, der einem an dem galgen hängenden dieb abgeschnitten war; was ein solcher daumen wirkt, wird bei diebsdaume gesagt werden. auch der Däumling im märchen ist ein dieb. in dem daumen steckt die kraft der hand, Fischart erzählt von Gargantua er trug den schwersten balken uf eim daumen 179ᵇ. der finnische Wäinämöinen redet den neuen nachen an
treib dich, nachen, in die fluten
von den händen nicht gewendet,
von dem daumen nicht gehalten
Kalewala s. 257.
als er mit der axt sich eine grosze wunde ins knie gehauen hat, so ruft er
Ukko, du o schöpfer oben,
gott und vater in dem himmel,
komm herbei, du bist vonnöthen,
komm, du wirst herbei gerufen,
drücke mit den kräftgen händen,
drücke mit dem dicken daumen
fest zusammen diese wunde
das. s. 44.
Die kraft des daumens bezeichnet macht, gewalt, herschaft. wer sie besitzt der hat den daumen. eltern sollen den daumen oder zügel an der hand behalten, so lange sie können Henisch 664. neben dem regieren die weiber gerne, jedes will den bessern daumen haben von wegen der ehre Jerem. Gotthelf Uli 227. die frauen wollen den männern gegenüber gerne den leuten zeigen dasz sie nicht unter dem daumen seien, sondern emancipiert, wenigstens im reden ders. Schuldenbauer 116. einem in den daumen fallen wie in die zügel, an der gewaltthätigkeit hindern, so bei Lessing, S. da haben Sies nun, das kömmt davon, wenn man dem orator in die rede fällt. W. ich besorge nur ich werde Ihnen bald in die daumen fallen müssen 1, 367. in einem märchen (Hausm. 3, 201) schieszt der kunstreiche schütze den riesen in den rechten daumen, damit er fallen läszt was er in der hand hat. völlige bewältigung drückt ein sprichwort aus, er sitzt wie eine laus zwischen zweien daumen Henisch 664. den daumen auf etwas halten, drücken etwas in der gewalt behalten, nicht frei geben, mein neffe möchte sein vermögen gern durchbringen, aber ich halte als vormund den daumen darauf lasse es nicht aus den händen. David und Abjathar haben in der bundeshütte gehört, die theurung sei durch menschenopfer abzuwenden. David scheut sich davor, aber
Abjathar schien in dem ersten handeln
sein äuszerstes zu thun und höchst bemüht zu sein
und drückt dem könig es mit daum und fingern ein
(stellt es ihm auf das eindringlichste vor):
er (David) schüttelte das haupt als wiedriger gedanken.
Gryphius 1, 556.
noch stärker, einem den daumen aufs aug halten, setzen, drücken ihn wie einen blinden völlig unterjochen, ihm aufs äuszerste zusetzen, er muste thun was man verlangte, man hat ihm den daumen aufs aug gesetzt. wenn jemand eine ansicht aufstellt und niemand erlauben will sie zu verwerfen, so sagt man er setzt einem den daumen aufs auge.
will euch den daumen aufs
aug drücken
Fr. Müller 1, 269.
Franken und Schwaben, ihr seid nun verschwisterter als jemals. wie wollen wir den fürsten den daumen auf dem aug halten! Göthe 8, 46. 42, 58. F. Genueser, warum mir das alles? E. ihr sollt es nicht dulden! ihr sollt ihm den daumen aufs aug halten! Schiller 156. Reineke erzählt,
nein, ich wünsche mir solche gefahr nicht wieder zu sehen.
kurz, es mag mir begegnen was will, ich lasse mich niemals
wieder nach hof bereden, um in des königs (des löwen) gewalt mich
wieder zu geben; es brauchte wahrhaftig die gröszte gewandtheit
meinen daumen mit noth aus seinem munde zu bringen.
Göthe 40, 101.
ich rate euch als freund, verliert eure hosen nicht in den ersten momenten. so einer wittwe müst ihr den daumen aufs auge setzen, um sie nach der hand zu ziehen Arnim Kronenwächter 2, 14.
3.
Die alpartige natur des daumens erklärt mancherlei sitten und gebräuche und sonst unverständliche bildliche redensarten. man pflegt bei epileptischen anfällen die daumen aus der geschlossenen hand zu brechen, um die macht des bösen geistes zu bewältigen, der die krankheit verursacht.
man bricht der (ohnmächtigen) frau die daumen aus.
Gellert 1, 84.
etwas ganz anderes heiszt einem den daumen halten favere alicui, juvare aliquem Stieler 283. Steinbach 1, 258, in gleicher bedeutung den daumen drücken pollicem premere, geneigt oder günstig sein Henisch 664. man will den alp festhalten, damit er nicht störend einwirke und den günstigen verlauf hindere. der freundlich gesinnte legt dann den eigenen daumen, einen oder beide, unter die andern vier finger und drückt sie fest darauf. ein lied Frauenlobs s. 167 ertheilt den fürsten den rat,
habt iu den dûmen in der hant,
seht ûf wem ir bevelhet lîp und êren pfant,
seid einander gewogen, leistet euch beistand, sichert euch glück. halt mir (zu meinem besten) den daumen, damit ich ein glück habe Schmeller 1, 370. Lichnowsky, als er auf der tribüne reden wollte, rief mir zu 'halten Sie mir den daumen!' Laube Deutsches parlament. s. däumchen. nicht günstig sein, den daumen umkeren Henisch 664. wie die spitze des schwertes, so zeigt man die spitze des noch zwischen den andern fingern festgehaltenen daumens als drohung, man steckt einem den daumen wie man in Sachsen und in der Lausitz spricht (Popowitsch s. 81); nicht immer liegt zugleich eine beschimpfung darin, s. die erklärung von der redensart einem die feige weisen. die alte sitte des schrenkens der daumen (pollices inter se vincire), die statt fand, wenn freunde zum neuen jahr einander glück wünschten, scheint ein gegenseitiges festhalten der daumen gewesen zu sein. ähnlich ist ein gebrauch in Pommern, wenn zwei sich über etwas vereinigen, eine verabredung treffen, so lassen sie die spitzen beider daumen sich berühren oder stoszen sie gegen einander; manchmal schlägt ein dritter durch, wie dies bei dem abschlusz einer wette herkömmlich ist. so gelobte man auch mit daumen und mund (Rechtsalterthümer 142). die bergleute im Meisznischen geben ihr wort und versiegeln das mit aufgesetzten daumen und gegebenem handschlag Christoph Meiszner Altenberger chronik 13. wenn metallici vor gericht die gewäre der klage leisten sollen, stippen sie mit dem daumen auf den gerichtstisch Haltaus 220. fühlt man verlegenheit, gibt man stolz und übermut auf, so fällt der daumen in die hand, der kleine alp musz sich demütigen, wir müssen sagen, dasz alle männer verblüfft waren. der daumen fiel ihnen in die hand. aber das ist bekannt dasz dem, welchem der daumen in die hand, doch nicht immer das rechte wort in den mund fällt. man verbirgt die verlegenheit wol gerne hinter der miene, welche wirklich beleidigte majestät anzunehmen berechtigt ist Jerem. Gotthelf Erzählungen und bilder 3, 169. mehr als zwei jahre trugen sie schweren schaden, bis ihnen der daumen in die hand fiel, der verstand kam und sie anders gegen die armen wurden ders. Käserei 126. einem den daumen drehen heiszt einem schmeicheln; s. daumdreher. man streichelt und liebkost den alp, damit er geneigt werde. von dem geldzählen des daumens war vorhin (846) die rede, den daumen rühren heiszt aber soviel als lügen. man hat den mutwilligen und neckischen alp nicht fest gehalten und er kann daher sein wesen treiben, hierausz soll man dan mogen gedenken, dasz M. Gentian etwas in die lugenpfeif geplosen het und den daumen gerürt Fischart Bienenkorb 190ᵃ. dasz man zu guter intention ums besten willen den daumen wol frei rüren oder poppen schieszen möge 192ᵇ. bei Kirchhof in dieser bedeutung den daumen regen Wendunmut 246ᵃ. auf dieses lügen und betrügen geht noch ein sprichwort, man sagt in Mecklenburg der metzger wiegt den daumen zu dem fleisch. es kommt schon in Brants Narrenschiff vor,
den tumen wigt man zuͦ dem fleisch
102, 39.
es meint den metzger, der auf das in der wage liegende fleisch betrügerisch den daumen drückt, um es schwerer zu machen; so auch bei Keisersberg, macellarii et lanii digitum vendunt; vgl. Zarncke zum Narrenschiff s. 447. ähnlich in der Schweiz, zwängs nit mit d'm dume, dasz zwei pfund drei ziehen Jerem. Gotthelf Schuldenbauer 52. als zeichen dasz man etwas frei geben, geschehen lassen wolle, reckt man den daumen in die höhe, wo nicht, verschlieszt man ihn in der hand. ein groszer herr hatte im gebrauch, wann er wollte, dasz einem sollicitanten der etwas zu bitten hatte sollte geholfen werden, hielt er jedesmal gegen dem canzler die hand zu und reckte nur den daumen in die höhe. sollte ihm aber nicht geholfen werden, schlosz er den daumen in die hand. wie nun ein sollicitant dem solches wissend war, sahe dasz der herr den daumen gegen den canzler nicht ausreckte, rief er überlaut 'o gnädiger herr, das däumken rausz! das däumken raus!' dessen lachte der herr, und ward ihm seiner bitt gewährt Kurzweil. zeitvertreiber durch C. A. M. von W. (1668) s. 68. der kleine finger erspäht alles heimliche, aber auch der daume besitzt diese gabe, (so und so wird es kommen) wie mir mein daumen erzählt Deutsche zeitung 1849. nr. 177.
4.
er bezeichnet ein masz. messen mit dem glied des daumens steht in den altfriesischen gesetzen; s. Richthofen 449, 34. im altnord. sagt man dafür þumlúnga pollice transverso metiri. in dem finnischen epos heiszt es,
stieg ein mann da aus dem meere,
hob ein held sich aus den wogen,
nicht gehört er zu den gröszten,
keineswegs auch zu den kleinsten:
lang gleich einem männerdaumen,
hoch wie eine weiberspanne
Kalewala 7, 115.
es war also ein däumling.
hat das wesen eines helden,
doch die länge eines daumens,
kaum die höh des rinderhufes
7, 129.
der kleinste kessel ist
von der grösze eines fingers,
von der weite eines daumens
264, 301.
folgende stelle versteht man ohne erklärung,
ich fell ein sollich urtail wol,
das kainer nach kainem weib stellen sol,
der unden nit landswerung hat;
der folg nit nach der jungen rat.
hat er nit als ein strigelstil
so langt sein armbrust nit zum zil:
hat er nit siben daumen lang,
so ist er zuo ainem eeman zuo krank.
Fastnachtsp. 318, 11.
man ler sie das sie ein wurst verschlick
eins vingers lanc, eins daumen dick.
750, 3.
es ist nit zwei daumen breit Schönsleder K 4ᵃ. so viel man mit dem daumen und dem zeiger erspannen kan (λιχὰς) Henisch 664.
ein finger ein kleiner zoll,
ein daumen ein groszer zoll
das.
daum uncia der gröszer zoll Schönsleder K 4. ein brodt, da soll man den daumen ufsetzen und spannen in die weite Weisth. 2, 423. sol der hofmann oder schultheisz an der pforten des hofs stehen und unter jeglichem arm haben ein brodt einer daumspannen weit, und ob einem armen mann ein rad zerbreche, demselbigen damit zu hülf kommen, dasz er heim kommen möge 2, 412. diese krebs sind eins daumens dick Forer Fischbuch 128ᵃ. eins daumens grosz oder dick Dasypod. 313ᵇ. daumendick Eras. Alberus V a. holz vier daumen dick Schönsleder K 4ᶜ. daumenbreit, vier zwerchfinger Henisch 664. eines daumens breit latitudo pollicaris Stieler 283. daum für das masz eines daumens- oder zollbreit Frisch 1, 187. und einen daumen breit und wieder einen daumen breit, das macht zwei daumen breit Lessing 1, 395. s. daumelle.
5.
einer von den knochen an den flügeln der vögel. er befindet sich an der mittelhand (metacarpus), welche auszerdem noch zwei finger hat.
6.
in wassermühlen die hebearme. von dem krummzapfen steigt ein senkrechtes gestänge in die höhe, welches vermittelst eines daumens mit einer horizontalwelle im zweiten stockwerke des gebäudes in verbindung steht und sie hin- und herschwankend bewegt G. Forster Ansichten vom Niederrhein 286. s. daumeling 7. daumenwelle.
7.
in bergwerksgetrieben zwei zapfen auf dem rennbaum des haspels, welche verhindern dasz das seil nicht zwischen den stellbaum und die haspelstützen komme.
8.
an den stampfen der pochwerke. franz. came, engl. wiper Beil 140.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4 (1856), Bd. II (1860), Sp. 845, Z. 28.

daume, daumen

daume daumen,
pollex. die goth. form ist unbekannt, ahd. dûmo, mhd. dûme, altfries. thûma, angels. þûma, niederd. duum, niederl. duim, engl. thumb, nord. þumalfingr, norweg. tume, schwed. tumme, dän. tommelfinger. im 15 ten und 16 ten jahrh. findet sich meist nur dum mit abgefallenem e Vocab. incip. teut. d 2. duom Vocab. optimus 12, 138. daum Dasypod. 188ᵃ. 313ᵇ. Erasm. Alberus Vu. Frischlin 129. Junius 34. Henisch 664. die form daumen, welche die flexionsendigung en mit der bildung en bei starken subst. verwechselt und auf den nominativ überträgt, zeigt sich schon bei Keisersberg, der daum und daumen gebraucht, wie Maaler 88ᵇ. ebenso führen Stieler 282. 485 und Frisch 1, 187 beide formen an, aber Steinbach 1, 258 und Adelung daumen allein. im 18 ten jahrh. hat Haltaus wieder die alte richtige form daume, andere, wie Voss und Kl. Schmidt, daum angewendet. der organische genitiv daumen, der dem ahd. dûmin dem mhd. dûmen entspricht, erhält sich noch in den zusammensetzungen wie daumenring, daumeneisen, daumenstock u. a., aber schon bei Dasypodius 188 und Stieler daumens. Daumesdick, wie in dem märchen statt Däumling gesagt wird, bildet den genitiv daumes und setzt den pl. däume voraus. in dem deutschlateinischen wörterbuch von Krafft findet man breite eines daums neben dem pl. daumen. Die abstammung des worts ist dunkel. der daumen drückt weil er festhält, und es ist wol richtig dûhjan diuhen premere damit zusammenzubringen. die verwandten sprachen haben andere wörter dafür. sanskrit angus͑ṭȃ-s bedeutet allgemein glied, finger ohne nähere bezeichnung. das griech. ἀντίχειρ die gegenhand geht davon aus, dasz der daume so viel kraft hat als die vier andern finger und das gegenstück ausmacht. so sagt auch Comenius das äuszerste (an der hand) ist der daum mit den vier fingern Orbis pictus 81. in diesem sinne bestimmen die alten gesetze für ihn unter allen fingern die höchste busze, und in den gesetzen Wilhelms des eroberers ist er so hoch angesetzt als die halbe hand. das lateinische pollex ist dunkler abkunft, man läszt es von pollere abstammen, roman. polce polzer pauzer pouse pous, franz. pouce Raynouard 4, 590. dazu stimmt russ. paletz, poln. palec, serb. palz, illyr. palez, slav. pallac; selbst ehstn. peial päk, finn. peucalo, lappl. pelge. davon weichen ab ungar. hüvelyk, nagy-uj, lett. ihkschkis, grönl. kullo. das irische ardog ordog deutet auf das ackerbauleben und bezeichnet den pflügenden finger, weil der daume den pflug faszt.
1.
von seinen eigenschaften und seinem gebrauch ist mancherlei zu bemerken. schon ein gedicht des 12 ten jahrhunderts hebt seinen wert vor den übrigen fingern hervor,
daz die selben fingere helfen ein anderen.
sô ist der grôzeste (dickste) unter in der nutzeste,
daz ist der dûme, der hilfet in sliume,
wande si âne in ne mugen sâ niuweht gehaben.
Genesis 14, 5—9.
Walther 17, 16 räth den köchen
daz si der fürsten (l. tiursten) brâten
snîden grœzer baz dan ê
doch dicker eines dûmen.
er scherzt, wenn er von einem alten weib sagt
nu hât si mir bescheiden
waz der troum bediute;
daz hœret, lieben liute.
zwên und einer daz sint drî:
dannoch seit si mir dâ bî
daz mîn dûme ein vinger sî
95, 10—16.
und Hugo von Trimberg straft die wortklauberei,
und spricht ein armer sant sî griez
und spricht hin wider griez sî sant,
der hât verlorn sâ ze hant.
spricht einer 'vinger ist dûme',
des sache wirt verrihtet kûme:
spricht aber einer 'dûme ist vinger',
sô wirt sîn sache vil geringer
Renner 8458—64.
wil sich einer in dem hanfe niht sûmen,
der bedarf zer rehten hant des dûmen
MS. 2, 57ᵃ,
er faszt damit den bündel hanf, den er mit der sichel abschneiden will. diesen vers raunt er ir (der priester der besessenen) ins or. und als bald er der frawen den vers in das or geraunet, da fieng ir der mund an bleich zu werden und die zwo adern an dem hals liefen ir uf als grosz als ein daumen Keisersb. Sünden des munds 24ᵃ. da sprach Roboam der künig 'der minst finger den mein an (ahnherr) an seiner hant hat gehabt, der muͦsz als mein daum und mein aller gröszter finger sein' 59ᵇ. im alten testament ward bei opfern das blut des widders auf den daumen des priesters gestrichen, und solt in (den widder) schlachten und sein blut nemen und Aaron und seinen sönen auf den rechten ohrknorbel thun und auf den daumen irer rechten hand und auf den groszen zehe ires rechten fuszes, und solt das blut auf den altar sprengen rings umb 2 Mos. 29, 20. 3 Mos. 8, 23. 14, 17. der ruhige, nachsinnende pflegt die daumen zu bewegen, indem er sie über einander dreht oder sonst bewegt. Margrethe hatte die hände auf den schosz gefalten, knickelte mit den daumen gegen einander, blinzelte gegenüber auf die stubenthüre und überlegte auch Stillings Jugend 94.
auch Alkmen entreibt mit dem daum vordringende thränen
ihrem aug
als er genug mit dem daume die klingenden saiten erprobet.
ders.
will man mit der faust zuschlagen, so wird der daume auf die zusammengelegten finger gedrückt,
Snellagödel hielt sich so,
er want den taumen umb die faust
und schlug zun oren daz es taust
Ring 40ᵃ, 1.
in einem weisthum (2, 550) wird bestimmt dasz ein gehövener der zu haus sitzet (ein haus hat) binnen dem hof, ein brot zu liefern habe: man solle den daumen uf das brot setzen und herumb fahren; soll damit bezahlt haben. Fischart sagt von Gargantua, trug den schwersten balken auf eim daumen 179ᵇ. er schosz im ritt, im tritt, im lauf, im sinken, nach dem augenmasz, im griff, nach des daumens absehen 180ᵇ. Das abhauen des daumens war eine harte strafe. und da sie in ergriffen, verhieben sie im die daumen an seinen händen und füszen Richter 1, 6. siebenzig könige mit verhawenen daumen irer hende und füsze lasen auf unter meinem tisch (ihre speise gleich hunden) das. 1, 7. in diesen beiden stellen allein wird daume auch für die grosze zehe gebraucht, wie im lateinischen. in den deutschen waldweisthümern kommt häufig das abhauen des daumens, des rechten daumens, als strafe der jäger und wilddiebe vor; s. Rechtsalterth. 707. frau, du hast ein gemachten herren: es soll dich wol etwas batten das ich da sitz. ich bin auch der zehen einer, es fäl mir dann der daumen Fischart Garg. 151ᵇ. unter den zehen wird wol ein gericht von zehn männern verstanden, zu welchem er gehören würde, wenn ihm nicht wäre ein daume abgehauen worden, er nemlich eine entehrende strafe habe leiden müssen. Der daume, mit dem das geld gezählt wird, hat eigenthümliche redensarten und sprichwörter veranlaszt, dasz sie des dings das unter dem daumen herlauft, nicht mehr haben Kirchhof Discipl. milit. 48. bei Simrock 1508 —1510 und bei Schmeller 1, 370 er hat was vor dem daumen hergeht. wenns gehen soll musz man den daumen rühren. er hat die gicht im daumen, er hat einen kranken daumen zahlt nicht, gibt nicht gerne. ich kann mit dem daumen nicht so recht nachkommen. so im niederdeutschen, vörn duum schuwen. he het wat vörn dumen Schütze 1, 276. schuuv vorm duum geld und reichthum Brem. wörterb. 1, 270.
wer nicht das zeichen bringt
das für dem daumen springt,
des ist sein sach nicht klar,
wär sie gleich zehnmal wahr
Henisch 664.
s. daumenkraut.
2.
die finger sind die lebendigsten glieder des menschlichen leibes, die geschicktesten und thätigsten: er kann keinen finger mehr regen bezeichnet die höchste kraftlosigkeit. in ihre spitzen laufen die nerven aus, die ihnen das feinste gefühl verleihen, das sich bei blinden oft in einem solchen grad steigert, dasz sie an die stelle des gesichts treten, wie sie durch zeichen die zahlen, ja die sprache selbst ersetzen. aber nicht blosz die künstlichsten arbeiten können sie vollbringen: sie dienen, wie belebte wesen, dem höheren schaffenden geist des mahlers und tonkünstlers; Göthe bezeichnete damit die rhythmische bewegung seines liedes. bei hand wird nachgewiesen dasz sie symbol der macht ist: gott selbst heiszt die höchste hand, und Christus bei Orientius digitus. als in dem finnischen epos Wäinämöinen die harfe erfunden hat und sie spielen will, heiszt es,
dieser ewge zaubersprecher
legt die finger nun in ordnung,
wäschet rein die beiden daumen.
und
fieng der alte Wäinämöinen
darauf schön an vorzutragen
auf dem spielzeug aus dem fischbein.
schnell erhoben sich die finger,
in die höhe stieg der daumen.
Kalewala von Schiefner s. 240.
als der alte Wäinämöinen
da auf seiner harfe spielte,
zart von hand und weichen fingers,
seinen daumen auswärts krümmte.
260.
kein wunder dasz das alterthum, das ohnehin kräfte als personen darzustellen liebt, die finger als kleine alpartige geister betrachtete. in dem sächsischen Siebenbürgen wird ein märchen erzählt, wie die vier finger zusammen ausgehen, ohne den ältern bruder, den daumen, und gegen seinen willen. als sie in gefahr geraten, ruft der kleine den daumen herbei, der mit einer keule ihnen zu hilfe kommt Helfrich Zur deutschen thiersage s. 70. in der Bretagne sagt man, wer nicht faul sei, habe zu aller zeit zehn zwerge im dienst, die für ihn arbeiten, und meint damit die zehn finger (Souvestre le foyer breton 108). sie leben vertraulich mit einander, der pfarrer sei sein bester freund, sie seien wie zwei finger an einer hand Jerem. Gotthelf Leiden und freuden eines schulmeisters 1, 121. Käserei 123. ebenso im französischen, ils sont comme les deux doigts de la main: niederdeutsch, he is bi em finger naegst den duum hat viel bei ihm zu sagen, niederländisch, de vinger næst den duim der herzensfreund. aber jeder hatte besondere eigenschaften, gute und böse, und sein bestimmtes amt, wie z. b. der goldfinger der heilende, der arzt war. umgekehrt hat in einem irischen märchen eine hexe an jeder hand nur einen finger, womit sie alles böse ausführt. bei den einzelnen fingern wird von ihren eigenschaften die rede sein, der daume als der wichtigste war vor den andern mit übernatürlichen kräften begabt. das volk glaubt man könne mit seiner hilfe sich unsichtbar machen, man müsse nemlich einen däumling von einem ganz schwarzen katzenbalg, an dem kein einziges weiszes haar sei, am linken daumen tragen J. W. Wolf zeitschrift für deutsche mythologie 1, 237. wenn wenig speise genügt und sättigt, so sagt man in Hessen gott hat den daumen darin gehabt, hineingehalten. aber bei den menschen werden ihm auch böse kräfte beigelegt, dick unter dem daumen heiszt anmaszend, grob. der doctor sagt zum pfarrer
so land uns gan, wir hand fast zit,
denn wir hand zu der kilchen wit.
schnell uf dasz wir uns nit versumen,
der bur ist dick unterm dumen.
Gesprech von einer mutter mit jr tochter sy in ein kloster zu bringen (Zürich?) 1538.
man sucht sich in den besitz des daumens zu setzen, der einem an dem galgen hängenden dieb abgeschnitten war; was ein solcher daumen wirkt, wird bei diebsdaume gesagt werden. auch der Däumling im märchen ist ein dieb. in dem daumen steckt die kraft der hand, Fischart erzählt von Gargantua er trug den schwersten balken uf eim daumen 179ᵇ. der finnische Wäinämöinen redet den neuen nachen an
treib dich, nachen, in die fluten
von den händen nicht gewendet,
von dem daumen nicht gehalten
Kalewala s. 257.
als er mit der axt sich eine grosze wunde ins knie gehauen hat, so ruft er
Ukko, du o schöpfer oben,
gott und vater in dem himmel,
komm herbei, du bist vonnöthen,
komm, du wirst herbei gerufen,
drücke mit den kräftgen händen,
drücke mit dem dicken daumen
fest zusammen diese wunde
das. s. 44.
Die kraft des daumens bezeichnet macht, gewalt, herschaft. wer sie besitzt der hat den daumen. eltern sollen den daumen oder zügel an der hand behalten, so lange sie können Henisch 664. neben dem regieren die weiber gerne, jedes will den bessern daumen haben von wegen der ehre Jerem. Gotthelf Uli 227. die frauen wollen den männern gegenüber gerne den leuten zeigen dasz sie nicht unter dem daumen seien, sondern emancipiert, wenigstens im reden ders. Schuldenbauer 116. einem in den daumen fallen wie in die zügel, an der gewaltthätigkeit hindern, so bei Lessing, S. da haben Sies nun, das kömmt davon, wenn man dem orator in die rede fällt. W. ich besorge nur ich werde Ihnen bald in die daumen fallen müssen 1, 367. in einem märchen (Hausm. 3, 201) schieszt der kunstreiche schütze den riesen in den rechten daumen, damit er fallen läszt was er in der hand hat. völlige bewältigung drückt ein sprichwort aus, er sitzt wie eine laus zwischen zweien daumen Henisch 664. den daumen auf etwas halten, drücken etwas in der gewalt behalten, nicht frei geben, mein neffe möchte sein vermögen gern durchbringen, aber ich halte als vormund den daumen darauf lasse es nicht aus den händen. David und Abjathar haben in der bundeshütte gehört, die theurung sei durch menschenopfer abzuwenden. David scheut sich davor, aber
Abjathar schien in dem ersten handeln
sein äuszerstes zu thun und höchst bemüht zu sein
und drückt dem könig es mit daum und fingern ein
(stellt es ihm auf das eindringlichste vor):
er (David) schüttelte das haupt als wiedriger gedanken.
Gryphius 1, 556.
noch stärker, einem den daumen aufs aug halten, setzen, drücken ihn wie einen blinden völlig unterjochen, ihm aufs äuszerste zusetzen, er muste thun was man verlangte, man hat ihm den daumen aufs aug gesetzt. wenn jemand eine ansicht aufstellt und niemand erlauben will sie zu verwerfen, so sagt man er setzt einem den daumen aufs auge.
will euch den daumen aufs
aug drücken
Fr. Müller 1, 269.
Franken und Schwaben, ihr seid nun verschwisterter als jemals. wie wollen wir den fürsten den daumen auf dem aug halten! Göthe 8, 46. 42, 58. F. Genueser, warum mir das alles? E. ihr sollt es nicht dulden! ihr sollt ihm den daumen aufs aug halten! Schiller 156. Reineke erzählt,
nein, ich wünsche mir solche gefahr nicht wieder zu sehen.
kurz, es mag mir begegnen was will, ich lasse mich niemals
wieder nach hof bereden, um in des königs (des löwen) gewalt mich
wieder zu geben; es brauchte wahrhaftig die gröszte gewandtheit
meinen daumen mit noth aus seinem munde zu bringen.
Göthe 40, 101.
ich rate euch als freund, verliert eure hosen nicht in den ersten momenten. so einer wittwe müst ihr den daumen aufs auge setzen, um sie nach der hand zu ziehen Arnim Kronenwächter 2, 14.
3.
Die alpartige natur des daumens erklärt mancherlei sitten und gebräuche und sonst unverständliche bildliche redensarten. man pflegt bei epileptischen anfällen die daumen aus der geschlossenen hand zu brechen, um die macht des bösen geistes zu bewältigen, der die krankheit verursacht.
man bricht der (ohnmächtigen) frau die daumen aus.
Gellert 1, 84.
etwas ganz anderes heiszt einem den daumen halten favere alicui, juvare aliquem Stieler 283. Steinbach 1, 258, in gleicher bedeutung den daumen drücken pollicem premere, geneigt oder günstig sein Henisch 664. man will den alp festhalten, damit er nicht störend einwirke und den günstigen verlauf hindere. der freundlich gesinnte legt dann den eigenen daumen, einen oder beide, unter die andern vier finger und drückt sie fest darauf. ein lied Frauenlobs s. 167 ertheilt den fürsten den rat,
habt iu den dûmen in der hant,
seht ûf wem ir bevelhet lîp und êren pfant,
seid einander gewogen, leistet euch beistand, sichert euch glück. halt mir (zu meinem besten) den daumen, damit ich ein glück habe Schmeller 1, 370. Lichnowsky, als er auf der tribüne reden wollte, rief mir zu 'halten Sie mir den daumen!' Laube Deutsches parlament. s. däumchen. nicht günstig sein, den daumen umkeren Henisch 664. wie die spitze des schwertes, so zeigt man die spitze des noch zwischen den andern fingern festgehaltenen daumens als drohung, man steckt einem den daumen wie man in Sachsen und in der Lausitz spricht (Popowitsch s. 81); nicht immer liegt zugleich eine beschimpfung darin, s. die erklärung von der redensart einem die feige weisen. die alte sitte des schrenkens der daumen (pollices inter se vincire), die statt fand, wenn freunde zum neuen jahr einander glück wünschten, scheint ein gegenseitiges festhalten der daumen gewesen zu sein. ähnlich ist ein gebrauch in Pommern, wenn zwei sich über etwas vereinigen, eine verabredung treffen, so lassen sie die spitzen beider daumen sich berühren oder stoszen sie gegen einander; manchmal schlägt ein dritter durch, wie dies bei dem abschlusz einer wette herkömmlich ist. so gelobte man auch mit daumen und mund (Rechtsalterthümer 142). die bergleute im Meisznischen geben ihr wort und versiegeln das mit aufgesetzten daumen und gegebenem handschlag Christoph Meiszner Altenberger chronik 13. wenn metallici vor gericht die gewäre der klage leisten sollen, stippen sie mit dem daumen auf den gerichtstisch Haltaus 220. fühlt man verlegenheit, gibt man stolz und übermut auf, so fällt der daumen in die hand, der kleine alp musz sich demütigen, wir müssen sagen, dasz alle männer verblüfft waren. der daumen fiel ihnen in die hand. aber das ist bekannt dasz dem, welchem der daumen in die hand, doch nicht immer das rechte wort in den mund fällt. man verbirgt die verlegenheit wol gerne hinter der miene, welche wirklich beleidigte majestät anzunehmen berechtigt ist Jerem. Gotthelf Erzählungen und bilder 3, 169. mehr als zwei jahre trugen sie schweren schaden, bis ihnen der daumen in die hand fiel, der verstand kam und sie anders gegen die armen wurden ders. Käserei 126. einem den daumen drehen heiszt einem schmeicheln; s. daumdreher. man streichelt und liebkost den alp, damit er geneigt werde. von dem geldzählen des daumens war vorhin (846) die rede, den daumen rühren heiszt aber soviel als lügen. man hat den mutwilligen und neckischen alp nicht fest gehalten und er kann daher sein wesen treiben, hierausz soll man dan mogen gedenken, dasz M. Gentian etwas in die lugenpfeif geplosen het und den daumen gerürt Fischart Bienenkorb 190ᵃ. dasz man zu guter intention ums besten willen den daumen wol frei rüren oder poppen schieszen möge 192ᵇ. bei Kirchhof in dieser bedeutung den daumen regen Wendunmut 246ᵃ. auf dieses lügen und betrügen geht noch ein sprichwort, man sagt in Mecklenburg der metzger wiegt den daumen zu dem fleisch. es kommt schon in Brants Narrenschiff vor,
den tumen wigt man zuͦ dem fleisch
102, 39.
es meint den metzger, der auf das in der wage liegende fleisch betrügerisch den daumen drückt, um es schwerer zu machen; so auch bei Keisersberg, macellarii et lanii digitum vendunt; vgl. Zarncke zum Narrenschiff s. 447. ähnlich in der Schweiz, zwängs nit mit d'm dume, dasz zwei pfund drei ziehen Jerem. Gotthelf Schuldenbauer 52. als zeichen dasz man etwas frei geben, geschehen lassen wolle, reckt man den daumen in die höhe, wo nicht, verschlieszt man ihn in der hand. ein groszer herr hatte im gebrauch, wann er wollte, dasz einem sollicitanten der etwas zu bitten hatte sollte geholfen werden, hielt er jedesmal gegen dem canzler die hand zu und reckte nur den daumen in die höhe. sollte ihm aber nicht geholfen werden, schlosz er den daumen in die hand. wie nun ein sollicitant dem solches wissend war, sahe dasz der herr den daumen gegen den canzler nicht ausreckte, rief er überlaut 'o gnädiger herr, das däumken rausz! das däumken raus!' dessen lachte der herr, und ward ihm seiner bitt gewährt Kurzweil. zeitvertreiber durch C. A. M. von W. (1668) s. 68. der kleine finger erspäht alles heimliche, aber auch der daume besitzt diese gabe, (so und so wird es kommen) wie mir mein daumen erzählt Deutsche zeitung 1849. nr. 177.
4.
er bezeichnet ein masz. messen mit dem glied des daumens steht in den altfriesischen gesetzen; s. Richthofen 449, 34. im altnord. sagt man dafür þumlúnga pollice transverso metiri. in dem finnischen epos heiszt es,
stieg ein mann da aus dem meere,
hob ein held sich aus den wogen,
nicht gehört er zu den gröszten,
keineswegs auch zu den kleinsten:
lang gleich einem männerdaumen,
hoch wie eine weiberspanne
Kalewala 7, 115.
es war also ein däumling.
hat das wesen eines helden,
doch die länge eines daumens,
kaum die höh des rinderhufes
7, 129.
der kleinste kessel ist
von der grösze eines fingers,
von der weite eines daumens
264, 301.
folgende stelle versteht man ohne erklärung,
ich fell ein sollich urtail wol,
das kainer nach kainem weib stellen sol,
der unden nit landswerung hat;
der folg nit nach der jungen rat.
hat er nit als ein strigelstil
so langt sein armbrust nit zum zil:
hat er nit siben daumen lang,
so ist er zuo ainem eeman zuo krank.
Fastnachtsp. 318, 11.
man ler sie das sie ein wurst verschlick
eins vingers lanc, eins daumen dick.
750, 3.
es ist nit zwei daumen breit Schönsleder K 4ᵃ. so viel man mit dem daumen und dem zeiger erspannen kan (λιχὰς) Henisch 664.
ein finger ein kleiner zoll,
ein daumen ein groszer zoll
das.
daum uncia der gröszer zoll Schönsleder K 4. ein brodt, da soll man den daumen ufsetzen und spannen in die weite Weisth. 2, 423. sol der hofmann oder schultheisz an der pforten des hofs stehen und unter jeglichem arm haben ein brodt einer daumspannen weit, und ob einem armen mann ein rad zerbreche, demselbigen damit zu hülf kommen, dasz er heim kommen möge 2, 412. diese krebs sind eins daumens dick Forer Fischbuch 128ᵃ. eins daumens grosz oder dick Dasypod. 313ᵇ. daumendick Eras. Alberus V a. holz vier daumen dick Schönsleder K 4ᶜ. daumenbreit, vier zwerchfinger Henisch 664. eines daumens breit latitudo pollicaris Stieler 283. daum für das masz eines daumens- oder zollbreit Frisch 1, 187. und einen daumen breit und wieder einen daumen breit, das macht zwei daumen breit Lessing 1, 395. s. daumelle.
5.
einer von den knochen an den flügeln der vögel. er befindet sich an der mittelhand (metacarpus), welche auszerdem noch zwei finger hat.
6.
in wassermühlen die hebearme. von dem krummzapfen steigt ein senkrechtes gestänge in die höhe, welches vermittelst eines daumens mit einer horizontalwelle im zweiten stockwerke des gebäudes in verbindung steht und sie hin- und herschwankend bewegt G. Forster Ansichten vom Niederrhein 286. s. daumeling 7. daumenwelle.
7.
in bergwerksgetrieben zwei zapfen auf dem rennbaum des haspels, welche verhindern dasz das seil nicht zwischen den stellbaum und die haspelstützen komme.
8.
an den stampfen der pochwerke. franz. came, engl. wiper Beil 140.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4 (1856), Bd. II (1860), Sp. 845, Z. 28.

däumen

däumen,
qualmen, dünsten, duften, ahd. daumjan Graff 5, 141. mhd. toumen, bair. dämen, auszerdem, nach dumpfer feuchter luft riechen Schmeller 1, 371. schwäb. däumen durch bettwärme mäszig ausdünsten Schmid 121. ebenso in Östreich dama durch ausdünstung feucht sein Castelli 104. hennebergisch, es dähmt es dämpft stark Reinwald 2, 33.
sô sêre toumte daz bluot
daz ob den helden vil guot
der sunnen truobte der schîn
Dietleib 11330
nu mac ein man wol nemen war
wie ûzer hiute sliufet
der sweiz und abe triufet,
sô er dô ûz gedoumet
Elisab. Diut. 1, 487.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4 (1856), Bd. II (1860), Sp. 851, Z. 71.

däumen

däumen,
wie däumeln foltern Closener 104.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4 (1856), Bd. II (1860), Sp. 852, Z. 5.

daumengen

daumengen,
sedum telephinum.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4 (1856), Bd. II (1860), Sp. 852, Z. 35.

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Zitationshilfe
„daumen“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/daumen>.

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