Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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darm, m.

darm, m.
intestinum, pl. därme, im 16ten jh. erscheint daneben der pl. därmer, der insoweit unorganisch ist, als im ahd. und mhd. -ir -er nur bei dem neutrum gestattet ist, aber im nhd. nehmen es noch andere masc. an (Gramm. 1, 705). Luther gebraucht beide formen, Henisch, Stieler, Frisch haben nur därme; ahd. darm pl. darmâ (Graff 5, 226)), mhd. darm derme (Ben. 1, 308), nordisch nur der pl. þarmar, ags. þearm þearmas, altfries. therm thirm, thermar und thirman, niederl. darm darmen, schwed. tarm, dän. tarm tarme; vergl. gedärm, wofür engl. tharms. die wurzel des worts ist dunkel. das griech. δέρμα haut wird durch das gesetz der lautverschiebung zurückgewiesen: Wackernagel fragt im glossar zum Lesebuch ob es zu derren gehöre und das wiederholt Benecke.
1.
der blinde darm intestinum caecum. feister darm omasum Dasyp. 313ᵃ. geschlenker darm tenuius intestinum Henisch 654. groszer darm colon, instestinum plenius ders. verwickelter darm verschlungner ders. der krumme darm intest. ilium. der fette darm, mastdarm intest. rectum. die dünnen därme Steinbach 1, 255. kleiner darm leerdarm, intestinum jejunum das.
und scholt ich in (den fressern) fülln iren darm (sie sättigen),
si machten mich in eim tag arm
Fastnachtsp. 787, 3.
kam in ein solchs reiszen im leib an und so ein groszes krimmen in den dermen das man im nicht helfen kund 2 Maccab. 9, 5. und da er gar verblutet hatte, nahm er noch die dermer aus dem leibe und warf sie unter die kriegsknechte 14, 46.
nach dem tod geit es (gibt das schaf) fleisch und fell,
sein derme zu den saiten hel
und sein gebein zu messerschalen.
Nürnberg. meisterlieder Berlin. hs. 23 fol. nr. 143 aus dem 16ten jahrh.
ir habt die kelte in dem magen,
und reiszt euch dniden in den dermen.
Wolgemut 1, 117.
fehlt dirs im magen oder därmen?
wil dirs bei kaltem holz wol wärmen
2, 228.
und stachen dann denselben bachen
und von den därmen würste machen
2, 460.
dasz dir sant Asmus haspel die därm zerwirr! Fischart Garg. 149ᵃ.
wenn man uns darm und zung entrückte,
das war was Abas aug erquickte
A. Gryphius 1, 133.
der därmer wust reist durch die haut,
so von den maden ganz durchbissen
2, 15.
der uns erschrecken will, der stopft in seinem schrecken
die därmer in den wanst.
Chr. Weise Curieuse gedanken von versen 130.
auch Olearius sagt därmer Baumg. 6, 1.
drückt die hörner dem tieger in die därmer ein.
Brockes 7, 414.
er füllt därme mit sand und verkauft sie für stricke. wer? etwa der dichter, der den lebenslauf eines mannes in dialogen bringt und das ding für drama ausschreit? Lessing 11, 748.
2.
bildlich, was im verhältnis zur breite und dicke allzulang ist, z. b. eine lange magere person Schmeller 1, 396.
3.
in Schlesien ein schimpfwort für lüderliche menschen, auch lasterdam Weinhold Schles. wörterb. 13. so ist eindarm in der Schweiz nach Stalder 1, 267 ein unersättlicher fresser, in Holstein nach Schütze 1, 206 ein schimpfwort für einen hagern, wie aus einem darm aufgeschossenen menschen.
4.
sprichwörter,
nun er ein faulen nachbawren hett,
der nicht gerne arbeiten thett,
hett doch ein groszen faulen leib,
doch er, kinder sampt seinem weib
leget oft ein geruhten arm
nider auf ein hungrigen darm,
behalf sich mit bitter armut,
wie noch manch fauler schlüffel thut.
H. Sachs 4. 3, 93ᶜ.
und leg zu nacht ein geruhten arm,
gar oft auf ein hungrigen darm
5, 351.
auf leeren därmen ist bös liegen, der hungerige schläft nicht gut Henisch 655.
behalt den kragen warm
fülle nicht zu sehr den darm
ders.
lieber leeren darm
als müden arm
Simrock 1501.
lieber einen darm im leibe gesprengt
als dem wirt ein tröpfchen geschenkt
1502.
in zusammensetzungen, afterdarm. blinddarm. eindarm. eierdarm. hühnerdarm. magendarm. mastdarm. mitteldarm.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4 (1856), Bd. II (1860), Sp. 779, Z. 70.

darmen

darmen,
s. dirmen.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4 (1856), Bd. II (1860), Sp. 781, Z. 27.

därmen

därmen,
wenn bei einer wunde die gedärme heraustreten Stieler 282.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4 (1856), Bd. II (1860), Sp. 781, Z. 28.

dirmen, dermen, tirmen, darmen

dirmen dermen tirmen darmen,
destinare, consecrare, aus dem latein. terminare gebildet.
1.
bestimmen, anordnen, zueignen. want er (gott) daz mennischlich geslehte ze dem lebine geterminit hete, sô ne wolter des niht gestaten, daz iz iemer mêr in dem tôde bestüende Fundgr. 97, 31. die dar getermet sîn, daz si daz swert tragen 113, 18.
sint wir doch alle zuo dem grabe
sîn getirmet über al
Reinbot 897.
ê daz untugende galle mit ir hôchvart under in (den Lucifer) wart getermet
Jüng. Titurel 12.
und wære er selbe ein trache als den er fuort, er wær zem tôde getermet
4440.
diu frîe wandelmâles het ir stæten muot alsô getirmet
5200.
sîn erbeschaft
dar zuo her getirmet was
swelch mensche dazu getirmet wird, und derselbe gabe (die sieben canonischen stunden) nit beget, der ist sinem schöpfere sines dienstes enprosten Frisch 1, 311ᶜ. wir burgermeister und gesworn rat bekennen das der nuwe grosze kelch und das nuwe pacem von frommen innigen luten der ewigen messen unsers herrn Jesu Christi unde unsern lieben frauwen altar zu geschickt unde getermet sint ewiglich da bie zu bliben Freiburger protocoll v. 1452. das wir (Wilhelm markgraf von Meisen) unsern lieben getruwen zu Alten Dresden bürgerrecht gegeben und den fleg im zu einem wigbilde uszgesatzt, getirmet und gemacht haben Privil. v. Dresden v. 1403 bei Menken Script. 3, 1050. er hat ihm schläge, er hat ihm seine werkstatt getirmt Schmid Schwäb. wb. 129.
2.
weihen, consecrare. wand in der toufe wirt der mennisch dem leiden vîent entsaget und wirt got getermet Fundgr. 85, 17. weil unser schwermer nicht consecrieren oder darmen Luther 3, 473. und schwüren wol einen eid auf iren rattenkönig, es könne niemand on ire weihe und chresem das sacrament wandeln oder, wie sie sagen, tirmen, er sei so heilig oder grosz er wölle 6, 97ᵃ. denn die engel im himel haben solch gewalt nicht, die ein geweihter priester hat zu tirmen oder zu wandeln das. ist einer zu einem phaffin getermit Sächs. weichbild bei Haltaus 1787. So auch betirmen (Haltaus 158), betermeln (Frisch 2, 369ᵃ).
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1857), Bd. II (1860), Sp. 1184, Z. 70.

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Zitationshilfe
„darm“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/darm>.

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