Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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dahlen, dallen, dalen

dahlen dallen dalen
kindische, läppische dinge reden und thun, verliebt tändeln, jocari, nugari, garrire. Stieler 323 führt dalen und dalmen an, letzteres kommt nach Stalder 1, 260 noch in der Schweiz vor. nach Frisch 2, 361ᵃ dallen, tallen in Schlesien so viel als unverständlich reden, lallen. tallen Steinbach 2, 795. engl. to dally, isländ. thylia schwätzen, thula scherzrede, sermocinatio, und schwedisch tule ein lustiger schwätzer. da es auf possenreiszen hinaus läuft, so kann es mit dem alten dala larve monstrum (Graff 5, 397) und tala maska (Ducange und Graff 2, 877) zusammenhängen, man nahm die larve vor um darunter scherz zu treiben und zu necken. Stieler 323 führt in diesem sinne an daler (das englische dallier), dallmann hampelmann, nugigerulus, ludio, das fem. dalerin ludia und die adject. dalicht, dalerisch. in der Schweiz tell ein thor, wär ich witzig, so hiesz ich nit der Tell Tschudi. dilledelle dellemelle einfältiger tropf Schmeller 1, 364. talisch adj. nicht recht bei verstand, nach Frisch 2, 361ᵃ in Schlesien.
er dalet wie ein alte hetz (elster);
wer mag hören sein unnütz geschwetz?
H. Sachs 5, 364ᵈ.
küszt man mich, so heiszt es thalen
schlaf, essen und im bette tallen
ist alles was er thut und weisz
ders.
dalen, reden oder thun wie kleine kinder Wakius. alt leut soll man dalen lassen Agricola Sprichw. 14ᵃ.
alt leut musz man auch dallen lan,
weil man ir zung nicht ändern kann
Eyring Sprichw. 1, 61.
alt leut fahen wieder an zu dallen Frank Sprichw. 2, 80ᵇ. wer lehrt den psittacum unser wort dallen? ders. Trunkenheit H a, der es allein transitiv gebraucht. die vögel leren menschenwort dallen ders. (das alter) dallend, kindisch, zanlos, eisgraw ders. du sprichst zu mir ich soll nicht thalen, wenn ich ein biszchen lose bin Chr. Weise Überflüssige gedanken 2, 46.
wenn mancher bisweilen zum zeitvertreib dahlt
ich bin ein spaszgalan
und wil nur thahlen
128.
und hätt ich ja mit ir gedahlt,
so hab ich sie nicht nehmen wollen
130.
das bischen dahlen wird doch den hals nicht kosten sollen! Rabener 3, 67. herr Ferafis hätte (da in gedanken verirrt, sein herr auf sein reden nicht achtet) noch lange so fort gedahlet Wieland 5, 41.
was verliebte dahlen
rührt niemand als sie selbst
17, 297.
Zeus dahlt mit seinem adler schier
wie ein quintanerbube
Bürger 27ᵇ.
ich gab sie dem bedienten — und der dahlt mit dem mädchen, will sie erschrecken Göthe 16, 65. sie (eine junge frau, die mit einem zweijährigen kind herumtändelt) dahlte fort bis er zurückkam 28, 189.
ein dichtermann musz dahlen
im freien sinn
vom buben bis zum kahlen
altvater hin
Overbeck Gedichte 79.
nicht glücklich gebraucht Baggesen das wort, auf dahlendem fittich flattert der lose hinein. auf die gesunkene hülle dahlet der adler, und auf den adler die blaue luft.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 3 (1855), Bd. II (1860), Sp. 696, Z. 15.

dalest

dalest,
ein seltenes und schwieriges wort, das nur bei wenigen vom 14ten bis zum 16ten jahrhundert sich zeigt; man findet auch talast, tolast. es scheint zu entsprechen dem ags. þê oder þỳ læs eo minus, was in dem engl. nevertheless nichtsdestoweniger sich erhalten hat. ihm würde entsprechen ein mhd. diu lest: diu, der instrumentalis, wäre übergegangen in do (wie des diu in desto) und dieses in da; so findet sich nit da min (Weisthümer 2, 612) nichtsdestoweniger, für nit diu min. in den meisten stellen heiszt dalest so viel als wenigstens, endlich.
ich bin von dir unbetrogen,
swaʒ du tâlest geschaffest
Gesamtabent. 2. 280, 37.
wir han nu talast ungemach
gehabt wol XIIIIC jar
und in solcher zeit furwar
gar vil geliden von den cristen
Fastnachtsp. 179, 29.
wolt ir mit mir, so tut darzu
und lat den leuten talast ir ru
257, 24.
die frau spricht zum mann 'ich lasze dich tolast nicht schlafen' Rosenblüt in Gottscheds Vorrath zur gesch. der dramat. dichtk. 2, 66. Montanus in der Gartengesellschaft gebraucht es mehrmals, Zeppa zu der frauen sprach ob es nahent essens zeit wäre: 'ja,' sprach die frau, 'es ist nu dalest wol zeit' bl. 38. sie ist nun dalest betagt, sollt andern frauen ein gut frauen ein beispiel sein 70ᵇ. aber ich versprich dir es soll dir allein nit also gut werden als du meinest, wöllt nun dalest gern rechenschaft mit dir machen und haben, warumb du dich nur klagst 71ᵇ. nun wolan, frau, hör deins reden uf, sein ist nun dalest genug 72. doch nicht lang darnach, die äbtissin mit tod abgieng und starb, und Lawel nun dalest abgeritten hätte u. s. w. 80. dann es geschieht schier kein predig, man bleut uns den ellenden misbrauch (der bilder) umb das maul, noch schreien viel 'lieber, verschont der schwachen, gebt nit ergernus' ach man hätt dalest meh (zuletzt lieber) ein jungen esel bei seiner mutter aufzogen, dasz er heu künd essen Wolfg. Rusz Woher die bilder oder götzen mit ihrem gepräng, beid der heiden und genannten christen kummen 1532. 4. A ij. bei Albr. v. Eybe im Plautus steht es als verneinung für minime, nempt hin das gelt, ich vertrag euchs dalest 118ᵃ. ich gib im dalest nach 119ᵃ. zwar es geschicht dalest 123ᵃ. du gibst der gulden dalest, bistu weis (non dabis si sapis) 124ᵃ. zwar ich gib ir dalest 124ᶜ.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 3 (1855), Bd. II (1860), Sp. 697, Z. 37.

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Zitationshilfe
„dahlen“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/dahlen>.

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