Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

gehei, geheie, n.

gehei, geheie, n.
heiszestes sommerwetter, dürre u. ä.
1)
ahd. gihei cauma, kiheia caumate Schm. 2, 127, Graff 4, 709 fg. mhd. gehei, geheie wb. 1, 647ᵃ, Lexer 1, 786, z. b.: ob sach were, das ain gehaie käme, das wasser in der vogti gebrechen würde (s. unter gehei 1, b vorhin), so söllen die in der vogti ein weg haben hinab zu dem see (Bodensee). weisth. 6, 338, 15. jh. auch im 14. jh. schon keige Mones zeitschr. 13, 276 (das k- ein zeichen von vielem gebrauch), mit endung wie gehaige cauma Wackern. voc. opt. 57ᵃ (neben hitz estus): were ouch, dasz geheyge keme, das wasser also klein wurden, so sol das wasser (bach), dem man sprichet ze Brugge, ee trucken ligen, ee des das dorf ze Kilchzarten ane wasser sige. weisth. 1, 333, oberrh. 14. jh. bair., schwäb. key: langwürig regenwetter, it. zuvil key und dürre. Schm. 2, 127 (als ursachen von miswachs), wörtlich auch in der würtemb. zehendordnung von 1650 (s. unter kei).
2)
a)
trockner dampf oder nebel, der in heiszer zeit die luft erfüllt, bair. das ghai, auch hairauch, haidampf, hainebel Schm. 2, 127, vgl. die nachtr. in der 2. ausgabe 1, 1020 fg., z. b. wild und finsters kay und nebel, die im ganzen sommer 1783 Europa überzogen (vergl. unter höhenrauch); schwäb. koinebel höherauch, d. i. gehainebel Schmid 254 (das koi als adj. gefaszt, s. 3). in Kärnten das kai (gehai), höhenrauch, der blaue anflug an den gebirgen Lexer 130.
b)
aber auch als masc.: schweiz. der ghey, key, kay, heerrauch Stald. 2, 29 (auch heunebel das., haidampf Tobler 249ᵇ), tirolisch ghai, kai, koi m. Schöpf 232, niederöstr. der kaw Castelli 18). also nicht collectivisch oder verbal, sondern ein einfaches hei durch ge- verstärkt.
c)
diesz hei findet sich denn auch: ahd. hei uredo, uridum Schm. 2, 127, Graff 4, 709, und noch kärnt. hai n., wie kai Lexer 130, tirol. hai m. Schöpf 232, auch niederrh. der heih, nebel, regengewölk Aach. mundart 82, und auch nd.: in deme somere (1361) do was groot hey to dem ersten unde to dem lesten was groot reghen. Sch. u. L. 2, 224 fg., also hitze; im Meklenburgischen aber heiszt das wetterleuchten heiblicken (das.). also von sommerhitze wie von erscheinungen die sie begleiten; in Kärnten ist z. b. die luft vor einem gewitter kaig, koig Lex. 130, d. h. gehaiig, s. 3, c. dazu verheien, durch hitze verderben: der aust bleif zomail druge, dat die druven allezomail verheiden. Cöln. chron. 2, 181, 3; alle somervrucht verheide. 185, 11.
3)
aber auch als adj., gehei wie hei.
a)
schweiz. gehey, key, dunstig, von trüber luft bei anhaltender hitze Stalder 2, 29; schwäb. gehai, kai, koi ebenso, auch dürr, ausgetrocknet Schmid 254, mit älteren belegen: nachdem das wasser (der flusz) so gar gehay und klain, dasz .. Ulmer rathsprotok. vom j. 1534; zu ghayen jaren. von 1547; wenn das wasser also gehay und klain sein würde, das es die beiden mülinen zumal nicht vollkommenlich treiben möcht. v. 1583; vgl. unter 1 gehaie von wassermangel bei hitze.
b)
hei adj., noch in Hessen, mit endung auch heige, häge, hege, s. IV², 794; vielleicht ist das ahd. subst. hei nichts als das n. des adj. (wie uridum unter 2, b); dazu ahd. arheigên, erhêgên aestuare, urere (von heiszem winde). urzusammenhang mit griech. καίω liegt nach form und sinn nahe. der s. g. höhenrauch aber musz doch ursprünglich ein heirauch sein, wie er bair. noch jetzt heiszt (2, a), in md. nd. gegenden vermutlich hêrauch, daher dann misverständlich heerrauch, mit erhöhtem e höhrauch.
c)
ein adj. aber auch vom subst.: bair. gehaiig, auch gehaigig, gehaiwig Schm. 2, 127, östr. kawi, duftig, neblig am abend und morgen Castelli 181 (s.kaw 2, a), genauer kaibig Höfer 2, 103, das -b aber schon im 14. 15. jahrh. im subst. gehebe cauma Schm.² 1, 1021, wie das -g schon mhd. ahd. in gehaige, arheigên. schweiz. aber auch g'hedig Stalder 2, 29, mit vocaltrennendem d und dem e wie gehebe, das für gehaiwe stehen mag. der wechsel der laute zwischen stamm und endung ist wie z. b. bei krähe (vgl. dort).
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 1 (1879), Bd. IV,I,II (1897), Sp. 2339, Z. 50.

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Zitationshilfe
„geheie“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/geheie>.

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