Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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gehling

gehling,
wie gähling (s. d.), vgl. jähling.
1)
als adv., mhd. gæhelingen: im .. weinmonat .. wird die sonn nur neun stund auf sein, dann der scorpion verzuckt sie gehling. Fischart groszm. 117; gehling sterben. Butschky kanz. 384.
2)
als adj. eigentlich misbräuchlich: alle schreckliche, gehlinge, böse tödte (todesfälle). Luther 1, 178ᵃ; gehlings todt (sterben). 6, 250ᵃ; kunst sei lang, das leben kurz, die erfahrung fehrlich und betrieglich und die zeit gehling, so bald (rasch) dahin gehet. tischr. 186ᵇ; ein gehlinges ungewitter. Philander Lugd. 3, 203; auf gehlinge erhöhung kan gehlinge stürzung folgen. Butschky Patm. 699.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1880), Bd. IV,I,II (1897), Sp. 2489, Z. 66.

gelingen

gelingen,
succedere.
1)
form und verwandtschaft.
a)
ahd. gilingan, mhd. gelingen, sonst nur älter nl. (16. 17. jh.) gelingen contingere, attingere, pertingere, et secundare, succedere Kil., vergl. Oudem. 2, 456, wol nur nach dem hd.; mnd. nur lingen Sch. u. L. 2, 700ᵇ, welche einfache form auch mhd. und anfangs nhd. noch galt (s. lingen), noch jetzt alem. und in mislingen, mhd. misselingen. alts., ags., goth. weder die einfache noch die andere form, wie nordisch auch nicht.
b)
zu dem ablautenden lingan stellt sich wol auch ein sonst allein stehendes ahd. antlengan (eig. antlengian) respondere Graff 2, 225 und hilft den hintergrund aufhellen, denn lingan, gilingan scheint eigentlich das treffen zum ziele zu bezeichnen (s. 2, a), antlengan aber eigentlich das antworten mit wurf oder schusz, dann auf worte übertragen, wie denn rede und gegenrede in alter zeit mit wurf und gegenwurf im kampfe verglichen wurden (wie die zunge einer verwundenden waffe), s. noch mhd. z. b. wörtel gegen einem boln MF. 93, 39 und noch nhd. unter bolz 1 aus Fischart bolz oder argument aus dem köcher langen, aus der insel Felsenburg scherzworte zu bolzen drehen, selbst von minniglicher wechselrede:
Lemberslint schôʒ sînen bolz
mit gefüegen worten stolz
gegen Gotelinde.
Helmbr. 1497.
auch gehört wol, der form nach noch näher, ahd. gilengida cognatio, gilang affinis Graff 2, 224 fg. hierher (vergl. Dief. n. gl. 99ᵃ), nebst ags. gelenge blutsverwandt, nahe angehörig Grein 1, 421, auch gelang, lenge, pertinens, praesto 1, 419. 2, 168, alts. bilang an sibbiun, verwandt Hel. 1495, nach der vorstellung, dasz nah verwandte sich nâhe zû der sibbe gestôʒen mugen Ssp. I, 3, 3. 17, 1. auch lang, selbst wenn es aus anderer quelle kam, fügte sich aufs beste in diesen vorstellungskreis, eig. von der rechten länge, um das ziel zu erreichen (vergl. gelangen, eig. lang genug sein, gegensätzlich zu kurz schieszen, engl. fall short, eig. der speer o. ä.). s. auch unter lunge die verwandten anklänge, wie besonders mhd. lunger schnell. urverwandt gibt übrigens griech. λαγχάνω einen anklang, das auch Ebel beitr. 2, 167 verglich nebst keltischen anklängen.
c)
merkwürdig im 16. jh. gelinden, md.: wer aber dawidder strebt, des seele wird nichts gelinden. Luther der proph. Habacuc 1526 h ijᵃ, var. zu Hab. 2, 4, daneben des seele wird nichts gelingen h iijᵃ, doch auch noch einmal gelinden (Dietz 2, 65ᵃ); es ist einer von den misgriffen des sprachgefühls, das in dem -ng ein ursprüngliches -nd wähnte (wie z. b. schlingen mhd. slinden hiesz, vergl. schlund) und eine falsche wiederherstellung übte. im praet. sing. noch im 18. jh. auch oft gelung für gelang, z. b. Wieland 4, 205, Klinger theat. 3, 257, pl. gelungen, conj. gelünge (s. die beisp.). auch gelingte, im 17. jahrh.: zum raht geben dringe sich keiner ein. denn, wirde (so) dem rahte gefolget, und gelingte übel, so dürfte der rahtgeber als ursacher dieses unglücks gehasset werden. Butschky Patm. 788, vergl. noch im 18. jahrh. gemiszlingt neben miszlungen Steinbach 1, 1083. beim perf. ist neben dem vorherschenden sein doch auch haben häufig, mir hat gelungen, im 16. und noch oft im 18. jh., beides bei demselben schriftsteller, z. b. Luther.
2)
a)
die ursprüngliche wendung ist mir gelinget, ich erreiche meinen zweck, mein ziel, habe glück, das weggelassene subj., das anfangs dabei gedacht blieb (daher auch das fehlen des eʒ, das für den gedanken noch nicht nötig war), ist der speer o. ä., der wurf oder schusz (trifft sein ziel), dann alles andere vornehmen, vorhaben, das 'zum ziele kommt'. ahd. mhd. z. b.: demo gelungen sî an sînero ferte, prosperatur in via sua. Notker 36, 7; bei einem zweikampfe:
nu saʒ diu burcmûr und diu wer
vol ritter unde vrouwen,
die daʒ wolden schouwen,
wederm dâ gelunge.
Hartm. Greg. 1943.
auch nhd. anfangs noch ohne das es: weste ich das mir in der ee gelingen solt als e, in der wolte ich leben. ackerm. aus Böhmen 43, 6, dasz ich wieder so glücklich sein würde;
wend wir aber heben an,
singen ein liedli (schlachtlied), ob ichs kan ..
gott well dasz uns gelinge.
Uhland volksl. 440 (168, 1);
der summer sol uns (reutern) bringen
ein frischen freien muͦt,
leicht tuͦt uns irn (irgend) gelingen,
so kum wir hinder guͦt.
378 (145, 2),
haben irgendwo glück, mit überfall und beute; wann wär ich komen als ain fynd (statt als freund verstellt), so wäre mir gelungen. Steinhöwel Es. 142 Öst., dem löwen der es aufs pferd abgesehen hatte, das ihm aber mit list entrann; warnach einer ringt, da (für darnach) glinget im. S. Frank spr. 1, 12ᵃ. 22ᵇ, d. h. je nach seiner anstrengung hat einer erfolg, glück, bei Henisch 1461 darnach einer ringt, darnach im gelingt (eig. im ringkampfe), später kürzer darnach gerungen, darnach gelungen Scriver seel. 2, 237, wie gar gerungen, so gelungen Otho 874;
darnach kompt man gen Sprendlingen,
demselben völklin musz gelingen,
ein grosze gnad han sie von gott.
Alberus Es. 65ᵃ;
und patten gott zu baider seit,
das uns gelüng in tugent streit,
zu kümmen durch das enge thor.
dasz wir den sieg errängen, denn die vorwiegende anwendung auf kampf und sieg ist noch im 16. jh. erkennbar, ja ein sieg wird ausdrücklich damit bezeichnet:
gott hatt uns laszen glingen.
Uhland volksl. 442 (168, 10);
wär Heine (den eidgenossen) do gelungen,
nach dem meint er zuͦ hand
all fürsten haben verdrungen
in teutsch und welschem land.
480 (178, 18),
hätten sie da den sieg gehabt; und ob dir gelünge (wenn du glück hättest), das du mit solchem unglauben gleich aller dinge reich würdest .. Luther der 127. ps. 1524 B 3ᵇ; auch in der bibel oft, wo man nachher das es eingesetzt hat (Dietz 2, 65ᵇ): wer deinen namen fürcht, dem wird gelingen. Micha 6, 9; als denn wird dir gelingen in allem das du thuest. Jos. 1, 8, wirst glücklich sein, erfolg haben; er leszt den aufrichtigen gelingen. spr. Sal. 2, 7; wer seine missethat leugnet, dem wird nicht gelingen. 28, 13; denn aller zeug, der wider dich zubereit wird, dem sol nicht gelingen. Jes. 54, 17, noch mit bezugnahme auf kampf und sieg; umb des willen haben mich (Paulus) die Jüden im tempel gegriffen und unterstunden mich zu tödten. aber durch gottes hülfe ist mir gelungen und stehe bis auf diesen tag. ap. gesch. 26, 22 (ἐπικουρίας τυχὼν τῆς παρὰ τοῦ θεοῦ);
wer will haben das im gelinge,
der sehe selbs wol zu seinem dinge.
Henisch 1461.
ebenso mir mislinget, ohne es, ich habe unglück, z. b.:
ist im etwa misslungen,
so komm im glück zu rat!
Uhland volksl. 692 (265, 10).
b)
doch auch deutlicher mir gelinget wol, weil auch von übel gelingen die rede ist, schon ahd.: mir gelang ubelo an diu, daʒ ih .. Notk. 118, 125;
vil wol gelanc von Tenemarke Fruote.
Spervogel minn. frühl. 25, 19,
er war immer glücklich, war vom glück begleitet;
wand im (dem könig) was komen mære,
wie in gelungen wære (im turnei),
er sagt in gnâde unde danc,
daʒ in sô dicke wol gelanc.
Iwein 3073 ff.;
min herren von Zürich sind ouch daran (beim kampfe) ..
inen hat gar wol gelungen ..
das paner von Straszburg hand si gwunnen.
Uhland volksl. 442 (168, 9);
der Cassita war wol gelungen.
Alberus Es. 54ᵇ;
das gschütz woltend si uns haben genommen,
ist inen nit wol gelungen.
Uhland volksl. 492 (181, 13);
er (der sänger des liedes) hat bei Albrecht von Rosenburg gedient,
ist im ganz wol gelungen.
377 (144, 7);
ei der uns disen reien sang,
ein guͦter berkgesell ist ers genant ..
wol all zuͦ hand
ist im ganz wol gelungen.
415 (162, 17),
d. h. er hat immer glück gehabt (nicht mit dem liede blosz), ist ein lustiger gesell; in einer klage über wucher der hauswirte:
freu dich, der zins get auch do her!
sug (saugte) in an ider hant ein per,
das ims plut aus den negeln drung,
er meint das im vil pas gelung (damit).
H. Folz von allem hausrat, fastn. sp. 1221;
wir (flöhe) wolten nun hin auf den plan
an markt, da möcht uns basz gelingen (bei den weibern).
Fischart flöhh. 1249 (2, 35 Kz.).
c)
endlich doch auch mit es als subj. (noch nicht mhd.):
und wenn die welt voll teufel wer
und wolt uns gar verschlingen,
so fürchten wir uns nicht so seer,
es sol uns doch gelingen.
Luther 8, 401ᵇ,
wir werden doch den sieg haben; ich bin villeicht meinem got und der welt noch eine torheit schuldig, die ich mir itzt furgenommen, so mirs gelingen mag, redlich zalen. an den adel A ijᵃ; wer gott fürchtet, dem wirds gelingen mit freunden. Sir. 6, 17, der wird mit freundschaft glück haben; wem ists je gelungen, der sich wider in (gott) gelegt hat? Hiob 9, 4; Mose aber sprach, warumb ubergehet ir also das wort des herrn? es wird euch nicht gelingen, ziehet nicht hin auf .. das ir nicht geschlagen werdet. 4 Mos. 14, 41, gleichfalls von kampf und sieg, 'ihr werdet kein glück haben' (vulg. vobis non cedet in prosperum); gurte dein schwert an deine seiten, du helt .. es müsse dir gelingen in deinem schmuck, zeuch einher der warheit zu gut u. s. w. ps. 45, 5;
es hat mir auch nit übel gelungen.
Frischlin Wendelgard IV, 1;
ich hätte eines doctors tochter können haben, habe aber heilsamer gethan, dasz ich meines gleichen genommen, wie es dann mir nicht übel gelungen. Simplicissimi alberner briefsteller (1725) 18, habe damit glück gehabt, vergl. bei Stieler es gelingt ihm übel, adversâ fortunâ utitur, fortuna ejus claudicat 1069, er hat kein glück; klingts, so gelingts, sprichw. Henisch 1461, d. h. mit geld kommst du zum ziele;
doch du bist götter art, bei denen es gelingt
mehr dem, der guten sinn, als der viel opfer bringt.
Opitz 1, 11;
ach gott, wie bös hats vor der feind,
ihm hats beinahe gelungen,
dasz gottes volk, Christi gemein
unter sein joch bezwungen u. s. w.
polit. lied v. j. 1629, anz. d. germ. mus. 12, 58,
mit übergang in die heutige verwendung (s. e), doch noch mit nachklang des alten: er ist beinah sieger geblieben.
d)
übrigens auch ironisch, von üblem ausgang (s. auch Brant unter g): wir haben noch für augen das exempel der geistlichen, welche auch also sicher saszen und so schendlich lebten, das die ganze welt muszte sie verachten ... dem exempel ringet itzt der adel nach, und besorge mir übel, es werde im auch also gelingen, das sie eben der geistlichen glück erben. Luther 5, 124ᵃ; aber got wird seines gebots nicht vergessen und inen (den betrügern im handwerk) auch lohnen wie sie gedienet haben, und hengen nicht an einen grünen, sondern dürren galgen ... also sol es allen andern gelingen, so aus dem offenen freien markt nichts denn ein schindeleich und raubhaus machen, da man teglich die armen übersetzt u. s. w. 4, 403ᵃ (444ᵇ), wie man etwa einem räuber, den man endlich am galgen sah, nachsagen mochte: dem ist nun so gelungen, das ist nun sein letztes glück, so weit hat ers gebracht; von solchem ausgang eines raubritters:
was wollen wir aber heben an?
von einem frischen jungen edelman,
er hat manchen stolzen ritt gethan,
und ists im nun gelungen (am galgen).
Uhland volksl. 356 (nr. 138).
e)
übrig geblieben ist davon es gelingt mit dat. und inf. oder satz, bezogen auf ein bestimmtes ziel oder vorhaben (auch sehr geringer art) dem sich schwierigkeiten entgegenstellen, nicht mehr zugleich auf glück oder unglück das einen überhaupt begleitet, einzeln schon im 16. 17. jh., z. b.: und es hat in gelungen, das sie das gesetz erhielten. 1 Macc. 2, 47, vgl. aus dem liede von 1629 unter c;
sucht ich, und gelüng es mir,
dich (gott) in einen raum zu schränken,
stellte sich mein kleines denken
solches raumes grösze für?
v. Creuz 1, 5;
so viel fängt man ziemlich an zu erkennen, dasz dem menschen mit der wissenschaft des zukünftigen wenig gedient sei .. wenn wird es ihr (der vernunft) gelingen, die begierde, das nähere von unserm schicksal in jenem leben zu wissen, eben so verdächtig zu machen? Lessing 11, 612;
so quellt denn fort (ihr thränen), und flieszet unaufhaltsam!
doch nie gelängs die innre gluth zu dämpfen!
Göthe 3, 29;
wenn es nicht gelingt, frische kräfte zu gewinnen, so musz das unternehmen scheitern. auch mit gedachtem inf., aus dem zusammenhang zu entnehmen, z. b.: ich habe versucht, von einem miszmenschen dieser art ein .. konterfey hinzuwerfen ... man unterrichte sich demnach im verfolg dieser geschichte, wie weit ihrs gelungen hat. Schiller II, 9, 22; alle versuchten sich an der lösung des rätsels, aber es wollte nicht gelingen. auch mit zugesetztem glücklich, das von haus aus in gelingen selbst schon liegt: und das gelung ihm (Lohenstein) glücklich durch den neuen schwulst, den er in allen ecken der welt zusammen raffte und in unser Deutschland überbrachte. Schwabe tintenf. 93.
f)
alem. mit einer andern färbung der bed., mir gelinget, ich beeile mich (zum ziele), in der wendung ihm (d. h. sich) lingen laszen, maturare, rumpere moram Dasyp. 378ᵃ. 131ᶜ, s. u. lingen 1, auch mit gelingen:
das ward den im slosz embotten,
das sy abziechen solten,
darzu soltens in lan glingen,
was sy davon möchten bringen,
das sy es bald und snell detten.
Lenz Schwabenkrieg 51ᵇ;
darzu lieszens inen gelingen.
52ᵃ.
anderwärts verstand man das doch nicht, z. b. in der satire von der kranken messe land üch lingen, ir herren die arzet, dann die mess ist ie lenger ie schwecher N. Manuel 227 B. wird in einer fassung, die aus Sachsen stammt, geändert: ihr herrn, laszt die erzney gelingen. Strobels neue beitr. I, 2, 59, ist gemeint: laszt sie rasch kommen? wie übrigens diese bed. mit der gewöhnlichen zusammenhängt, deutet die wendung an mir linget, gelinget des weges (s. u. lingen 2), ich komme rasch vorwärts:
des weges gelang (var. lang) im deste baʒ.
Boner. 77, 14.
g)
dieser gen. der beziehung erscheint übrigens auch bei der gewöhnlichen bedeutung, mir gelinget glückes, in einem politischen spruch von S. Brant, der den könig von Frankreich warnend anspricht:
schow, wo der gottes will hin lend!
für war, hetstu aruspices ..
du hörtst, dasz dir noch glucks geling,
das end sich geb dem anfang noch u. s. w.
Liliencron 2, 310ᵃ,
dasz es unglücklich ausgehen werde, d. h. ironisch wie unter d vorhin. dieses mir gelinget glückes sprang dann leicht um in mir gelinget glück (3, a).
3)
endlich mit benanntem subj., sachlichem und auch persönlichem.
a)
mir gelinget glück, im kampfe:
ist ewer so viel jegen unser drei,
so stehe uns gott von himmel bei,
so möcht uns glück gelingen.
Uhland volksl. 952,
könnten wir doch den sieg haben, immer noch auf den kampf angewandt, aus dem es entsprang. aus dem kriegsleben auch eine schanz gelinget, angewandt auf kämpfe im groszen und kleinen leben:
solchs vermeint er (der pabst) zu affirmiren,
durchs keisers schwert zu confirmiren,
und wenn also die schanz gelünge,
dasz er diese fürsten (die protest.) bezwünge u. s. w.
Liliencron 4, 325ᵃ.
eigentlich aber ist schanz der glücksfall im würfelspiel, daher auch ein wurf gelingt einem, er hat glück (eig. im spiel):
wem der grosze wurf gelungen,
eines freundes freund zu sein ..
Schiller lied an die freude.
auch der kampf selbst gelingt, geht siegreich aus:
dir ist der härtre kampf gelungen.
nimm dieses kreuz, es ist der lohn
der demuth, die sich selbst bezwungen.
Schiller kampf mit d. drachen a. e.
auch ein streich im kampfe, ein sieg:
der renommist wird blasz, mit wuth und ungestüm
wagt er den alten streich, der streich gelinget ihm,
doch er gelingt nur halb.
Zachariä ren. 6, 164;
solch kühner sieg gelang euch lange nicht.
Körner 351 (Zriny 2, 6).
b)
bei mir gelinget glück u. ä. lag aber die auffassung nahe: wird mir glücklich zu theil, und sie erscheint auch (vgl. Kilians contingere oben):
wa ist (nun) der loblich held aus Hessen (landgr. Philipp),
der kayser werden wolt ..
ist im schon nit gelungen
die kayserliche kron,
so hat er doch vil tunnen
mit gold gefiert darvon.
Soltau 2, 227,
in einem katholischen spottliede wider die Schmalkaldischen. selbst mit persönlichem subj., von einem gefangenen, der von seinem vater vergeblich losgebeten wird:
er sol dir nicht gelingen,
zu Baden in der werden statt
musz im sein haupt abspringen.
Uhland volksl. 360 (139, 13).
auch für gedeihen, gereichen, wol gelingen, zum guten ausschlagen, es begreift sich aus dem vorigen als färbung des hauptbegriffes, die sich einstellen konnte: denn ich weis, das mir dasselbige gelinget zur seligkeit. Phil. 1, 19;
so ist der göttin gaab, die ausz dem meer entsprungen,
so ist ihr wollust auch noch niemand wol gelungen.
c)
ganz ausnahmsweise und merkwürdig aber persönlich eine schanzen gelingen, umgestellt aus eine schanz gelingt (vergl. Kilians attingere oben):
dan gott der herr, glaubt mir fürwar,
wird durch gebett gezwungen,
das mancher oft ganz unverhofft
die schanzen hatt gelungen.
ungedr. lied des 17. jh. (in Büdingen).
d)
ein vornehmen, anschlag, thun o. ä. gelingt, auch schon im 16. jh.: gott .. leszt solch furnemen nicht gelingen. 1 Sam. 2, 3; das er dein thun gelingen und nicht feilen lasse. Sir. 37, 19 (auch feilen, fehlen eig. vom zielen, schieszen); ich wil in auch komen lassen und sein weg sol im gelingen. Jes. 48, 15; es wird dem lande ubel gehen und nichts gelingen. 24, 19; hette im solcher anschlag gelungen. Luther 5, 335ᵃ; übel gelungene anschläge. Stieler 1069; die sache ist so mittelmäszig gelungen. das.; gott lasz es wol gelingen, quod deus bene vertat. das.; der anschlag, der posz ist ihm nit gelungen. Aler 286ᵇ; es gelingt ihm alles. das.; so ist uns alles übel gelungen und gegen alle hoffnung schlecht von statten gegangen. Schiller 1090ᵃ;
die freude lacht, dasz ihm die flucht gelung.
Withof acad. ged. 2, 89;
wie boshaft freut der Ungar sich,
dem list, nicht muth, gelung!
Gleim 4, 10;
wer gab zu deiner kunst dir fähigkeit und kräfte?
wodurch gelungen dir so glückliche geschäfte?
Gellert 2, 51 (35);
was der kunst mit dem einzeln gelingt (in erziehung), sollte der natur nicht auch mit dem ganzen gelingen? Lessing 10, 327;
und freut sich der gelungnen tücke.
Hagedorn 2, 45;
einen gelungenen, wolgelungenen streich erzählen.
e)
besonders auch in anwendung auf kunstarbeit, kunstleistungen u. ä. (wie glücken, glücklich): hier fing er zuerst an, ein lied zu versuchen, es gelung ihm auch so ziemlich, denn er hatte eine natürliche anlage dazu. Stilling jünglingsj. 80; der theaterdichter klagt:
ach! was in tiefer brust uns da entsprungen,
was sich die lippe schüchtern vorgelallt,
misrathen jetzt und jetzt vielleicht gelungen,
verschlingt des wilden augenblicks gewalt.
Göthe 12, 10 (Faust, vorspiel).
man spricht von einer gelungenen arbeit, leistung u. dgl., stickerei, zeichnung oder schularbeit, abhandlung u. dgl. daher gelungen gleich vollkommen (eig. auch: zum ziel gekommen): denn über éinen rechten mann (den man findet) scheint die welt wieder gelungen, recht und hoffnungsvoll zu sein. G. Keller der grüne Heinrich 4, 330. und diesz nun auch schon ironisch ins gegentheil verkehrt, z. b. das ist eine gelungene geschichte, ein gelungener kerl, worüber man sich ärgert oder lacht, ein misratener o. ä.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1883), Bd. IV,I,II (1897), Sp. 3031, Z. 1.

gelingen, n.

gelingen, n.
successus, eventus Stieler 1069, successus ex voto fluens Aler 886ᵇ, Frisch 1, 616ᶜ (auch ungelingen): und kündten also (die schüler aus der geschichte) in kurzer zeit der ganzen welt .. wesen, leben, raht und anschlege, gelingen und ungelingen für sich fassen wie in eim spiegel. Luther 2, 466ᵇ; je nachdem nun die gegenstände sind, mit welchen er sich beschäftigt, danach ist auch das gelingen. Göthe 53, 95. mhd. bestand ein masc. gelinge und ungelinge (auch gelinc und ungelinc und gelinge, linge f.), was denn noch bei Luther eigentlich gemeint sein wird, doch dann mit dem subst. inf. verschmolzen.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1883), Bd. IV,I,II (1897), Sp. 3035, Z. 52.

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Zitationshilfe
„gehling“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/gehling>.

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