Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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geiger, m.

geiger, m.
geigenspieler, mhd. gîgære, gîger, im 15. jahrh. figellator gyger Dief. 234ᵇ, fidler oder geiger voc. 1482 h 7ᵃ.
1)
in alter zeit sind hauptsächlich fahrende spielleute damit gemeint:
schirmer, gîger, gougelære
siht man werden vil schuolære.
Renner 16478,
sog. verdorbene studenten; das ross erzählt:
mein schwanz ein geiger hat hinzogen
und macht daraus ein fidelbogen.
H. Sachs 1, 501ᵇ;
Jubal, von dem sind herkomen die geiger und pfeifer. 1 Mos. 4, 21; auch welsche geiger im 16. jh., bei einem reichstag neben bergknappen auftretend Mones zeitschr. 14, 490 fg.; ein getreuer sänger des landesvertriebenen herzogs Ulrich v. Würtemberg erklärt:
weren harpfer, geiger noch so vil,
so freut mich (allein) gott unds jägerhorn.
Soltau 2, 172 (vgl. u. geige 3, d).
noch der lustige geiger Simpl. 4, 250 Kz., der in der kriegsnot sein seitenspiel so wol als andere ungestimmt lassen muste (251, 19) und sich auf andere weise durchschlägt, heiszt wechselnd geiger und spielmann (seine frau spielmännin 253, 27). in den Züricher mand. u. ordn. von 1637 wird für hochzeiten verboten, es sollen da keine lyrenfrauen, gyger oder andere frömbde spillüt (uszerthalb unsern ynheimschen trummenschlahern und pfyfferen) sich nit finden lassen. E 3ᵃ, leirerin und geiger zusammen, wie unter geige 2, a a. e. geiger zum tanze:
vor wonne kommt der pöbel fast von sinnen,
wiewol man ihn bei diesem hochzeitfest,
(wie überall) die geiger zahlen läszt.
Wieland 18, 161,
d. h. die kosten tragen zu fremdem genusz, wie franz. payer les violons (für andere), s. unter geige 2, d a. e.
2)
geiger in herrendienste, daher mlat. auch ministeriales, engl. minstrel, franz. ménétrier (s. Diez 2, 276), letzteres jetzt ausdrücklich als geigenspieler zum tanze verstanden; wie es noch im 16. 17. jahrh. solche in herrendienst stehende spielleute gab, auch in städtischem, so hatte auch folg. sprichwort noch lebendige geltung: man sihets bald, welches (herren) vogel der geiger ist. Henisch 1442, gleichsam an seinen federn, seiner haltung und tracht (nicht blosz an dem wappenschilde, das z. b. die spielleute der stadt Nürnberg trugen), ob er einen reichen oder armen, einen mächtigen oder geringeren herrn hat (beim vogel ist an den falken, jagdvogel gedacht). sie hatten aber auch noch, wie im 13. 14. jh., in allerlei streit und fehde die sache ihrer herren mit liedern zu verfechten, zur geige gesungen (ein beispiel aus dem Nürnberger markgrafenkriege s. unter geigen 3, a); daher denn Murner von seinen gegnern als des pabstes geiger bezeichnet, gewiss zugleich noch als landfahrender gedacht: unzeliche buͤchlinschriber .. mich für des babsts geiger uszgeben. luth. narr vorr., klost. 10, 5; musz .. also ein mechtiger groszer nar sein und des babsts geiger geachtet, wil ich mich der zeit und dem markt vergleichen (und die rolle übernehmen). 6; ich hoff auch, das mein her der babst seinem geiger noch wol zu lonen hab. das.
3)
jetzt durch violinist, violinspieler vertreten (vergl. unter geige 1, d) wird es doch auch in höherem tone noch gebraucht, auch z. b. in vorgeiger, erster violinist (oder auch erste violine), im anfang des 18. jahrh. auch baszgeiger, tenorgeiger (viol-digambist) Ludwig 719, vgl. u. geige 1, e. auch damals aber schon geringschätzig scheergeiger bierfiedler Frisch 1, 335ᵃ, baurenst. last. 177, baurengeiger, dorffiedler, bierfiedler, spielmann, ménétrier Rädlein 341ᵃ, jener geiger im Simpl. aber heiszt ein kurzweiliger braters-geiger 4, 250, 13, d. h. bratspieszgeiger (s. brater bratspiesz Schm. 1, 268), scherzend nach diesem küchenwerkzeug, dessen knarren also auch geigen hiesz (s. dort 5, a), jener spottname aber vielleicht zugleich in anspielung auf die bretleinsgeige, 'deren sich die lehrlinge bedienen' Comenius orb. p. 2, 391, bretgeige pandura sine alveo, tetrachordum in simplici asserculo Frisch 1, 334ᶜ. übrigens heiszt auch der bockkäfer, cerambyx, der geiger, von einem knarrenden tone den er von sich gibt, s. Nemnich 2, 944.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 3 (1881), Bd. IV,I,II (1897), Sp. 2580, Z. 8.

geiger

geiger
für geier, s. dort 2, a.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 3 (1881), Bd. IV,I,II (1897), Sp. 2580, Z. 77.

güger, m.

güger, m.,
goldfink, dompfaff, s. Staub-Tobler schweiz. 2, 196; loxia pyrrhula Nemnich wb. der naturg. 215; pyrrhula vulgaris Naumann vögel 4, 383; güger heiszt er von seines gesangs wegen, blutfink von seiner farb, thumbpfaff und pfäflin, dasz er ein münchkappen an seinem hals trägt Heuszlin Geszners vogelb. 21ᵇ; den güger nennend auch etlich zuͦ teütsch goldfinck, lobfinck, blutfinck 53ᵇ.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1933), Bd. IV,I,VI (1935), Sp. 1052, Z. 38.

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Zitationshilfe
„geiger“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/geiger>.

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