Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)
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gehen
gehen,
gähnen, s. unter gäuen.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1880), Bd. IV,I,II (1897), Sp. 2376, Z. 31.
gehen
gehen
für geen, d. i. gegen, s. sp. 2195; z. b.: bin ich auf dem see gehen Genef gefaren. raisbuch 129; sein wir wider gehen Tours. 205 u. ö.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1880), Bd. IV,I,II (1897), Sp. 2376, Z. 32.
gehen
gehen
gleich gähen, eilen, s. dort. auch als adv. zu gehe, gähe, rasch, plötzlich:
wenn er nach dem bade diätfehler begienge; es musz wol gekürzt sein aus in der gähen (s. unter gähe f. sp. 1146), vgl. in aller gâchen, mhd. kurz allen gâhen sp. 1127, aber schon ahd. auch blosz gâhun subito 4, 130. s. auch gehend gleich gähe.
und was in vor (dem bade) langsam macht krank,
det es itzunt gehen und bald.
lere von den baden, fastn. sp. 1265,
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1880), Bd. IV,I,II (1897), Sp. 2376, Z. 35.
gehen, gehn
gehen, gehn,
ire, ein nach form und gehalt überaus reich entwickeltes wort, dessen erschöpfende behandlung ein werk für sich wäre.
I.
Form, ausbildung und ursprung.
1)
die vollere form, die uns noch im subst. gang zur hand ist, wie im part. gegangen, auch in gängeln, hatte von haus aus auch im praes. statt, wie stellenweis noch ins nhd. herein.
a)
goth. gaggan (spr. gangan), wie gagaggan, anagaggan, fauragaggan u. s. w., z. b.: blindai ussaíhvand jah haltai gaggand. Matth. 11, 5 (die blinden sehen und die lamen gehen Luther); gaggiþ faírra mis. 25, 41 (gehet hin von mir). ebenso alts. gangan, z. b.:
ferner ahd. gangan, streng alem. kankan, z. b.: thô gangantê thiê pharisei giengun in girâti, abeuntes ph. consilium inierunt. Tat. 126, 1; ob ih gangu, si abiero. 162, 1;
ebenso ags. gangan (gongan), imp. gang (gong), altfries. gunga (part. gangen, gengen), altn. ganga.
thô he ina gangan gesah.
Hel. 1130;
thô quam thâr ôk ên wîf gangan.
503;
ik gangu imu at êrist tô.
4821.
in gotes gibotes suaʒî (subst.) lâʒ gangan thîne fuaʒi.
I, 1, 47;
zi akare sie ni gangent joh ouh wiht ni spinnent.
II, 22, 10;
folge mir io thanne, thâr ih fora imo gange (conj.).
III, 13, 30;
b)
wenn die vollere form im mhd. gegen die kürzere schon stark in den hintergrund tritt, so dasz sie von den dichtern entschieden gemieden wird, so erscheint sie doch noch im nhd., besonders im alem. gebiete.
α)
auch noch ich gange, ind.:
itineror, ich wandere, gange. 105ᶜ; patro, ich begange. 174ᵇ; meo, gratior ich gang. 134ᶜ. 88ᵇ; digredior ich gang hinweg das.; ito, ich gehe oder gang emsig. 62ᶜ (selbst itio ein gangung das.), neben ich gon das., im deutschen theil aber nur gohn und gehen, d. h. schriftmäszig, jenes mundartlich (vgl. sto ich stand, ich stehe 233ᵃ, stohn 434ᵈ); ich gang ich komm, ich komm ich gang. Garg. 169ᵃ (Sch. 310ᵃ), als spiel; seltner im pl.: wird hohe ämpter erlangen, die ihn nit angangen. groszm. 67. und so noch in alem. mundarten, z. b. schwäb. im Remsthal:
auch in schweiz. mundarten, desgl. elsäss. i gang gê 2, 558 (vergl. dazu II, 10, e), schwäb. 1, 291, auch wir u. s. w. ganget alem. gr. s. 331; im Appenzell i gang (auch gô, gôna) neben er gôd, mer gönd 231ᵇ. bair. i gang, mir gangen (wie stand, standen) gramm. s. 357.
an dem tanz sprang ich vast vor (als jung) ..
nun gang ich kriechend an ainem stab.
Hätzl. 41ᵇ;
ich gang lieber uf den fuͦszen,
dann ich uf dem haubet tanz.
das. 279ᵃ;
suber und glat gang ich dar von.
gouchm. 372;
jetz gang i ans brünnele,
trink aber net.
liederhort s. 204.
β)
besonders doch im conj., auch neben anderer indicativform (vgl. 3, d, β), auch md., meiszn. noch im 15. jh.: man seit von dem groszen meister Albrecht, daʒ er spreche (d. i. spræche, gesagt habe): ich gan nimmer an die port (vors stadtthor), ich gang minrer wider in. briefe h. v. Preger s. 30, d. i. dasz ich nicht kleiner, demütiger heim gienge, gehe (aber ich gehe ist auch uns eben nicht mehr conjunctivisch); das du denn gangest an den gemainen blatz. Apoll. v. Tyrus h. v. 114, meiszn. 15. jh., wie gang imp. 97, 14;
aber oft auch im sg. noch später mit voller endung: so du wilt ein ding über ein haus werfen, als gange es dich nit an. spr. 2, 23ᵇ; es ist mir vonnöten das ich da dannen gange. 155ᵈ; es gange wie es wölle. 156ᵃ;
redt sy (der wirt die gäste) oft an, sy solten guͦter dingen sein, es gange noch alles umb sunst zuͦ. rollw. 24, 3; strafet die tochter seer bei verlierung seiner huld, wo sy des edelmanns nit muͤszig gange. 134, 22, ihn sich aus dem sinn schlage; got geb das es wol gang. br. 9, sein ind. ist geen, gehen;
ich wil und kan noch mag nit zu im, es gange im recht (gerade) wie gott will. 74; der (teufel) wil, dasz dein leib ... also bald mit deiner seel zu grund gange. Amadis 212;
zum baw musz man sich zuvor rüsten lang, auf das der baw geschwinder aufgang. ehz. 66. Im plur. (alem. auch mit -i in in der endung): sol man den lüten gebieten, daʒ si zeman gangin von ieglichem dorf sundrig .. und huld tun .. weisth. 1, 325 (14. jh.); (der ferge) sol ein laden han (als landebrücke) ... dʒ die lüt trucken darüber in dʒ schiff gangint. weisth. 4, 353;
unser hirt will dʒ wir gangen den saubren reinen weg der keüscheit. irrig schaf A 5ᵃ; söllen sy mit schiff und
anderm fischgeschirr .. bereit sin .. darnach gangen sy zuͦ dem keller und nemen von im das morgenbrot. 57, 9, sein ind. ist gon, wie ston; aber es sei nit one, das kais. maj. und dero räte in emsiger uͤbung seien ... auch gangen starke practica an Hessen (wird mir gesagt). br. 35; es ist uns lieber, das die jenige, welche nach solcher speis .. leckert, selbs unter die metzig gangen. bien. 1588 86ᵃ. so noch z. b. schwäb. (auch stand stehe conj.).
ich gang, sitz oder wo ich stan,
musz ich dannocht die fröwlin gruͤszen.
s. 71;
meint iemant das ich in nit ruͤr,
der gang zuͦn wysen für die thuͤr.
narr. vorr. 102;
me leid geschicht eim narren dran
das er sicht ettlich vor im gan,
dann er hab freüd das im sunst all
nochgangen.
68, 24;
ob es sich bgeb dir, das gangstu
mit eim der besser (im range) sy dann du ..
facetus 221 (s. 139ᵇ).
so bitt ich dich, du Adelger,
du wöllest mich laszen hangen
in meiner wat, wie ich doch gange.
volksl. 148;
sitz uf das ein (ross) und rit darvon,
nit acht wie es mir gange.
hist. volksl. 78;
wo ir wölt das ich dem nach gang,
wert ir im ghricht nit sitzen lang.
1, 115ᵃ;
du sagst, dasz die histori hang
und nur auf zwo personen gang.
Kurz;
1, 18 wies auf dem meer so schrecklich gang.
1, 178;
gepürt sich, das ich ... achtung het,
wie es mein kirchenstürmern gang.
2, 34;
vorab die, so kein eifer (eifrige sorge) haben,
wie es gang, wann sie seind vergraben.
3, 358 (klost. 10, 117);
der (thiere in der arche) solt du achten, darzuo sorgen,
sy kriechind, gangind, was (gleich swaʒ) hat s'läben.
Ad. u. Heva 5460;
γ)
auch im imp., und da weit über das alem. hinaus, wie mhd. ganc entschieden vorherschte (auch genc, ginc, vgl. 6, f), ahd. gang, alts. ags. gang (altn. gakk):
lieber portner, sagt der waller, gang hinein zuͦ allen heiligen .. rollw. 9, 2; gang dein straasze, gang voranhin u. ä. 155ᵈ;
auch am Niederrhein noch im 15. jh.: ganck hyn, vade, apage. Teuth. 99ᵃ, noch mit dem mhd. auslaut, wie mnd. gank (neben gâ) Sch. u. L. 2, 9ᵃ. in Mitteldeutschland:
da sprach unser liebe fraw aber: gang her sicherlichen zu mir mit meinem geleit. 6, 501ᵃ, in einer legende, darum im volkston, er brauchte aber die form urspr. auch auszerdem (s. 2, 42ᵇ), z. b.: gang hyn und sags yhm. an den chr. adel C 1ᵃ; ganck und thu was du wilt. H 3ᵃ. so noch im 17. jh. in Schlesien aus volksmunde: Matthes gang ein, Pilatus gang aus, ist eine arme seele draus. 1, 768 (Horrib. 16 Braune), aus einer beschwörungsformel, also noch wie in dem alten gang ût, nesso, hd. gang ûʒ, nesso u. s. w. Müll. u. denkm. IV, 5; auch noch bei 1385 gang anich, abi, aufer te abhinc! noch alem., z. b. vorarlb. gang 6, 254, 49. 3, 211, auch bair.
stand auf und gang mit mir.
3290;
gang her, herr Lucifer,
ich wil dir sagen neue mär.
fastn. sp. 505, 22;
drum luog und gang im fliszig no (nach).
839, 3;
gang, ler (lerne) ein ander hantwerk denn ablasz schriben.
Bächt.;
131 lauf, gang gen Boppart zu dem wirt,
dem du nit zalen kondst die irt (zeche).
Kurz.
1, 41 ach Maria, des (darum) gang mit mer (mir).
Alsfeld. pass. 6142;
du peltenersen, gangk din straiszen.
1931;
du kirchenfistern, ganck von mir.
1934 u. o.;
δ)
selbst im inf. noch im 16. jh., ergangen, in dem landsknechtliede von der einnahme von Kufstein 1504, die belagerten, sich überwunden sehend:
durch den reim herbeigeführt. das ist selbst mhd. nicht bezeugt, musz aber doch im volksmunde fortgelebt haben. auch mnd. noch:
sie sahen über die mauren aus,
'es wird uns nit wol ergangen'.
2, 44, 2, 55;
der sachen haben wir nit recht ..
es wird uns nit wol ergangen.
das.,
so wil ik den wînkôp angangen (: untfangen).
Theophilus von s. 53 v. 86;
wultu dat anegangen,
so wil ik dy to dînste enfangen.
s. 57 v. 197 (s. s. 86).
ε)
auch nordengl., schott. noch gang, nordfries. gonge, saterl. ganga; altengl., altdän. gange, gonge ( goth. wb. 2, 372).
c)
bemerkenswert eine volle nebenform gengen ( bair. gr. s. 285, al. gr. 331), nicht zu verwechseln mit gengen gehn machen (s. gängen):
neben gên, ergangen 235, 3. 24, gênt, gie 236, 5. 22, aber gench imp. 339, 27 (vgl. si îlten gâhen 240, 28). auch auf alem. gebiete: dʒ ich denne hain genge. pred. 1, 8; trîbe si, dʒ si her în gengen. 44; wildu, sô gengen wir hin. 2, 38. wol auch mnl. nach genginge wallfahrt 2, 504. ich weisz nicht ob norw. gjenge ind. praes. 207ᵇ auch dazu gehört oder nur vom altn. part. genginn ausgegangen ist, vergl. norw. gjengd gehend 219ᵇ mit altn. gengr adj., unser gänge. und noch in bair. mundarten, im pl. mir gängen (wie ständen stehn), imp. pl. gängts gr. s. 357, östr. z. b. gengama gen eamus 2, 285, d. i. gengen wir gên (s. II, 10, e), kärnt. gengen, gengin auch als inf. 112; z. b.:
auch anderwärts, in Nürnberger mundart:
das weist denn auf ein ahd. gengian, gangian, schwache nebenform zu gangan, wie z. b. vallan ein vallian neben sich hatte, mhd. vallen ein vellen, d. h. fallen (s. gefällen 2). und schon fürs goth. ist es ja bezeugt in dem praet. gaggida.
dô hieʒ er îlen gengen,
die chunige gewinnen.
ged. 234, 25. 32, 20,
natürli genga sie ja oft
wie dcavalier daher.
ged. in oberbair. m. (1846) 186;
in oan spreng (springen) schir (lebhaft)
gengen dglockkühr (schellkühe).
naturbilder 50;
heut gengan wir keiner
nit lari (leer) davon.
34.
su gäng' mer aff die Schütt.
s. 3, 260);
1, 64 ((ich dächte) mer gengetn all zwou.
3, 23;
dei genga dortn ei und aus.
1, 287ᵇ;
mir genga eizet langsam ham.
2, 81ᵇ.
2)
im praet. gilt die volle form von anfang allein und nhd. wieder, nur in der mitte von einer gekürzten und auch nur theilweis unterbrochen (s. 5, c).
a)
ahd. giang, dann gieng, alts. gêng, gieng, ags. gieng, gêng, geong, altn. gékk (schwed. gick, dän. gik), goth. aber nicht entwickelt (dafür iddja, noch ags. eode); mhd. gienc, doch auch gie (5, c), mnd. gênk, gînk, d. h. urspr. gewiss lang, nachher doch genk, gink (so Sch. u. L. 2, 9ᵃ), wie mnl. ginc, kurz (vgl. gr. 1³, 274), nnl. ging; vgl. zu der kürzung oben sp. 480. die nhd. form macht aber eigne schwierigkeit mit einer kleinigkeit.
α)
das volle gieng (fieng, hieng), d. h. noch mit doppellautigem ie gesprochen, ist im oberd. das überlieferte und gilt so noch heute. wie in den wörterbüchern seit dem 16. jh. da nur gieng 62ᶜ, 182ᵈ, 1433, 27, teutsch-it. wb. 518 ff. (gienge), so bei den oberd. schriftstellern auch noch im 18. 19. jh., wenn sie genau schrieben (vgl. β und γ a. e.), z. b.:
vgl. auch im reime ding : fieng s. 134;
oft giengen sie zu der rosenstaude. 2, 35;
J. Grimm hielt, auch fürs wb., an gieng u. s. w. fest auf grund seines geschichtlichen standpunktes; hier aber ist in den beispielen die wirkliche schreibung der verschiedenen schriftsteller zu bewahren, eben auch vom geschichtlichen standpunkte.
ich will dich sehen, wie du giengest,
wie traurig, wann ich abschied nahm,
wie zärtlich, wann du mich umfiengest ..
225;
(einst) gieng eine stadtmaus auf das feld.
145,
dasz eine selge schaar von geistern ihn empfieng
und sich um seinen hals ihn sanftumarmend hieng.
crit. lobged. (1747) 90;
wann Chloe mir entgegen gieng (: hieng).
I, 309;
ein jeder gieng beschenkt nach haus.
XI, 198;
wollts gott, er gieng und liesz uns seinen hut.
XIV, 350 (Tell 3, 3);
er gieng an meiner seite.
(1820) 264;
noch lange traf der bauer, der hinterm pfluge gieng,
auf rostge degenklinge, speereisen, panzerring.
375.
β)
aus dem mitteld. stammt das schwanken; auch da ist gieng zwar lange in geltung, obschon nicht mit der oberd. aussprache, doch auch mit länge, wie denn gîng (fîng, hîng) noch jetzt sich findet, z. b. in einem groszen theil von Sachsen, auch in gebildetem munde. im 16. jh. schrieb z. b. Luther gieng (gienk), selten ging nach 2, 42ᵇ. von wbb. gibt im 17. jh. blosz gieng 625, im 18. 715, 1, 330ᵃ (sie meinen wahrscheinlich gîng), doch ging der Schlesier 1, 538; nur gieng aber wieder sprachk. (1762) 330 fg., wie auch z. b. Gellert, Rabener, Weisze. dagegen ging Adelung, mit berufung auf die kurze aussprache, obwol man es gemeiniglich gieng schreibe, „welches ein überbleibsel einer gedehnten oberd. mundart ist, welche gí-eng in zwey sylben spricht“. aber ging findet sich schon seit der mitte des jahrh. immer öfter, z. b. bei im j. 1750 (s. u. c), bei in den oden 1771, wie später im Messias, bei Göthe schon von anfang, in den mitschuldigen:
wie brieflich: wir gingen geschwind. 1, 372 (G. u. Werther 169); und so später:
d. h. mit der mhd. aussprache des schlieszenden -g, die bei Luther vorhin mit gienk bezeichnet ist (s. sp. 1105). und auch Süddeutsche nahmen es an, wie schon Schiller neben gieng (s. u. α):
vgl. empfing 349, 39; gingen mit ihren heerschaaren über den Rhein. 3, 41;
er ging noch erst herauf.
d. j. G. 1, 174;
und ging es nicht?
215,
ich ging im walde
so für mich hin.
werke (1825) 1, 27;
doch hurtig in dem kreise gings,
sie tanzten rechts, sie tanzten links.
12, 55;
und wie nach Emmaus weiter gings ..
prophete rechts, prophete links.
26, 283,
und unter ihrer fahne ging sie zitternd.
XIII, 296;
er möchte gerne, dasz ich ginge.
XII, 124;
denn als von eurem angesicht
ich heute ging ..
XI, 254 (mus. alm. 1798 s. 316),
(dein ruhm) ging schier mit deiner kunst kapot.
3, 66;
und sein cimbal am baum hing ..
über sein herz ein traum ging.
1, 176;
mir ists zu wohl ergangen,
drum gings auch bald zu end.
tromp. v. S. 237.
γ)
die alte md. form ist eben gîng, gînc, im 11. jahrh. z. b. inginc 15, 23, doch auch oft gieng, gienc geschrieben, z. b.:
aber auch im reime auf kurzes i, schon im 12. jh., woraus doch über die kürze von gîng im allgemeinen noch nichts zu schlieszen ist (vergl.hant : gânt u. ä.);
Auch oberd. erscheint doch früh ging geschrieben, selbst ahd. schon ( bair. gr. 286), aber ohne bürgschaft für kürze, da man dort oft und früh auch i (und u) schrieb und das ie (uo) der aussprache überliesz (wie den umlaut), z. b.:
vgl. flihen : zihen s. 522, schier : dir 538, gieng : empfieng 537, giengen 539. so noch im 17. jh. bei dem Baier Schönsleder neben gieng T 2ᶜ auch ging S 8ᵈ. T 3ᵇ, er sprach aber und meinte gewiss nur gieng.
in disen zîden ane vieng
ein hungernôt, die umme gieng
alle dûsche rîche.
heil. Elis. 3478;
wanne die stille ane gienc
unde der priester ane vienc.
2679;
di sâ dugentliches leben
bî kindes aldere ane vîng
und ielanc mê in gnâde gînc.
1066.
wîser zallen dingen,
ze râte si dô giengen.
Alex. 2159 W. (vgl. den herausg. s. CXI);
mit sînem jungelingen
ze sturme si dô giengen.
2199;
der wol geborne jungelinc
den mâhen er frôlîche entfienc.
1911;
swâ eʒ in di nôt gînc,
der was ein edele jungelinc.
1620, vgl. 5880;
als er dannen gînc,
dô bequam im ein jungelinc.
u. ö. (s. s. 225).
17994 dô ginc daʒ kint Laban
in sînes vater hûs stân.
ged. 20, 12 (gî z. 11), gingen 16, 21 u. o., gienge 212, 20;
nach adelichen sitten Krenhilt da gen in ging,
da si di schon Brunhilde gar tugentlich enpfing.
Nib. nach d. Piaristenhs. 581, 3. 4;
ee dann der Titus, der euch (Juden) ving (zu gefangnen machte),
dem seit kein jud noch nie entging.
fastn. sp. 806, 15;
und gingen zu dem auf der por.
bei 8, 528;
in des die pawrn zu opfer gingen,
diser begunt auch zu hin dringen.
527,
δ)
erwähnenswert ist du giengt noch im 16. jh.: wenn giengt zum tor yn? touf r 2ᵇ (s. u. kommen I, 10), wie im 15. jahrh. alem.:
Brinhilt, wau (wa) giengt zuo schuol?
mörin 2099.
b)
daneben einzeln gung, d. h. wie bei allen ursprünglich reduplicierten praet. (s. sp. 479 fg. Weigand, vgl. zu 2, 85); belege aus dem 17. jahrh. sp. 480 aus es ist aber älter, schon im 15. jahrh.:
d. h. als willkommene reimform aus der volksrede aufgenommen (der reim ist dort sonst gie), wahrscheinlich oberrheinisch; der künig güng zuͦ der tochter und sprach. Apoll. v. Tyrus h. v. 107, 25, meiszn. 15. jahrh.; das sie bald wieder hin weg güng. 123, 28, das ü ist wol aber hs. uͤ, d. i. uͦ, u;
iedoch so gab gott genad, das die finstre verguͦng. erschrockenl. newe zeit. v. 12. junij 1542 A iijᵃ;
es ist noch jetzt z. b. meisznisch, genauer gunk (wie funk, hunk), auch hennebergisch gung 6, 515, 13, im conj. güng in Sonneberg 56; in der Wetterau gong, nach Weigands auffassung (s. spalte 480), gleich gung; auch niederd., z. b. im Göttingischen gung neben ging, plur. auch güngen 59ᵃ, altmärk. auch sg. gung und güng 61ᵇ; desgl. schweiz., appenz. gueng (neben gieng) conj. 231ᵇ. vgl. auch lusz liesz volksl. 702, ruf rief 2, 267, thür. hûsz hiesz 3, 548ᵇ, hess. ûr gleich mhd. ier sp. 2102 unten. gerade bei gung, guͦng könnte stund, stuͦnd einflusz gehabt haben, denn gehn und stehn sind in der entwickelung hand in hand gegangen, auch mit wechselwirkung in der form (s. c a. e.).
er da mit zichten gung (: jung)
hin für den Berner stan.
heldenb. 613, 32 K.,
bald guͦng ein doppelhoken ausz,
auch andre büchsen mit schallen.
volksl. 507 (16. jh.);
es guͦng so mancher schutz (schusz) herausz.
das.;
bisz das der abend herein trung,
das ider frölich haim zu gung.
glückh. schiff 1132.
c)
aber auch gang für gieng; man hört es z. b. in Sachsen hie und da, daher selbst bei Lessing, im conj.: nicht weil es mir jezo eben schlecht in Berlin gänge, sondern weil ich es ihnen versprochen habe (nach Göttingen zu gehen). 12, 15, briefl. an s. vater vom j. 1750 (dasz es mir sehr schlecht ginge s. 18); so musz es auch möglich sein, dasz alles, was evangelisten und apostel geschrieben haben, wiederum verloren gänge. 10, 10 (zur gesch. u. liter. 4, 495). auch appenz. i gäng conj. 231ᵇ, bair. i gang, stand, gienge, stünde gramm. s. 358, tirol. gang conj. 185, kärnt. 112, österr. naturb. 11. 136; bei ein beleg um 1600 aus einer hausinschrift bei Amberg:
auch diesz gang wird von stand praet. beeinfluszt sein, das freilich selber der erklärung bedarf (urspr. stûnd, mhd. stuont), vielleicht aus dem conj. stünde, wie fand, sang u. s. w. neben conj. fünde, sünge. auch die nl. volksform gong (nl. wb. III, 23) ist wol nach stond umgebildet, diesz aber wieder auch zu stong, offenbar dem gong zu gefallen, ja zu sting, damit es mit ging überein käme; das gehört zu den merkwürdigsten beispielen, wie gehn und stehn (vgl. II, 4) im sprachgefühl sich gesucht haben; noch merkwürdiger doch spät mhd. stie für stuont ( mhd. gr. s. 316), d. i. nach gie, s. 5, c. zu gang (auch ags.) vergl. übrigens unter 6, f.
bis Noah in die archa gang,
die ganze welt in wasser schwam ..
alsbalt nur Loth aus Sodom gang (: bran).
d)
das part. praet., jetzt gegangen, war mhd. meist gangen, und dieses auch nhd. noch, im 16. jh. sehr beliebt, z. b. (s. auch unter e): Laban war gangen seine herde zu scheren. 1 Mos. 31, 19 u. o., aber oft auch gegangen; ich bin alle tage zur messe gangen. summa des chr. leb. (1533) B 1ᵃ; ist .. ein seer tiefer bach gewesen, und gar ein schmaler steg darüber gangen. rollw. 14, 13; wie es zuͦ ist gangen. 45, 5; zuͦhanden gangen. 71, 10; ist inen ir tail ires legers angangen und .. verbrunnen. br. 7, aber auch ein sturm (acc.) wider ine angegangen 9;
auch im 17. jahrh. noch oft genug, auch bei Norddeutschen: bis alles darauf gangen ist. Lokm. 26 u. ö.; da ich aus dem pennaljahr gangen. 245; die zwei vornehmste prediger, die jemals auf erden gangen. 595 u. ö.; wem es übel gangen im alten jahr, dem wolle gott heut ein neues glück verleihen. 94; dasz (mit dem 17. jahrh.) die teutsche sprache und die teutsche ruhe zugleich übern haufen gangen. Leibnitz erman. an die Teutsche (weim. jahrb. 3, 104). noch in mundarten, daher gern im volksliede, und nach diesem:
als sie nun gangen warn.
1, 96ᵃ.
der vater im hain
ist gangen die wölfe zu schieszen.
ballade).
3, 3 (e)
das perf. übrigens, in der regel mit sein, findet sich doch auch mit haben, schon ahd. bei Notker, s. aus Boeth. habet follegangen 4, 75 (auch ags. Beowulf 2631), mhd. (wb. 1, 463ᵃ, 30, 1, 734), besonders doch in md. mundarten, auch nrh.: die die strengen hervart ane ergangen habent. hoh. lied h. v. 107, 6; alse der cins von aldere gegangen hat unde furbaʒ gehin sal. cod. dipl. Sax. II, 2, 166 (14. jh.); unde (es, das erbe) zu wegin unde stegin mit ir gegangen hat. Magd. frag. s. 105; unde sie hat mit uns zu strosze gegangen in der stad. 229, hat sich öffentlich mit uns sehen lassen;
kleine kindere ... die sust nicht usz deme huse hetten gegangen ane geheisze der eldern (liefen mit zur wallfahrt). Erf. chr. 212ᵇ, 8, 309; is lief manch meidichen .. das nicht vor die thor (thür) ane der mutter .. willen hette gegangen zu ores nakeburs kinden. 311 (214ᵃ); das bruch zu Sweinheim hait von alters gangin und geet noch .. an dem
hertwege an. weisth. 1, 523, vom Untermain 15. jh.; hie is die schole gestanden, da inne unse lieve vrauwe in ieren kintlichen dagen zo scholen hat gegangen. pilg. 177, 36, cölnisch; wie wir denn sehen, das es gangen hat. 5, 334ᵃ; du hast zu Tolpel in die schul gangen. ders. bei Dietz 2, 42ᵇ; also hats diesen mördern auch gangen. das.; wolt ihr es besser haben, als die zwei allervornehmste männer, die jemals auf erden gangen haben? 308; ein jeder examinire sich selbsten und denk, wie lang er in die narrenschul gegangen hab. 651; wie hat dirs denn gegangen? Schlampampe 48; erzähl mir nun auch, wie es dir gegangen hat und wie es dir nun geht. wand. 100; so hat es schon vielen gegangen. in Mercks br. 1, 318. noch jetzt hört man in Sachsen, Thüringen z. b. bei einem besuch fragen wie hat es denn immer gegangen? neben dem gewöhnlichen wie ist es g.? merkwürdig auch beides gehäuft, in sorgsamem canzleistil, aus Frankfurt a. M. vom jahre 1294: zweiunge und missehellunge .. der sie (die streitenden) uf uns (den Frankf. rat) gegangen hatten und waren. heil. Elis. s. 48, vgl. in hess. urk. 1, 517: daʒ wir (klosterfrauen) allir werntlicher sache .. sin gegangen uffe Bernharten von Guse, nachher aber ebenda daʒ wir allir geistlichen sache han gegangen uffe meister Theodrichen (zur sache s. II, 9, g). so noch nd. ek hebbe gegân 59ᵃ, nl. hij heeft achter hem gegaan (nach umständen doch auch mit zijn).
ich han all mein tag zu acker gangen.
fastn. sp. 344, 18;
3)
neben der längeren tritt aber ziemlich früh eine kürzere form auf, die sich vom praesens aus allmälich über das ganze wort vorrückend erstreckt hatte (s. 5), aber im nhd. wieder auf das praes. zurückgedrängt worden ist und auch da die bequeme einsilbigkeit des stammes theilweis wieder eingebüszt hat, auf die sie von haus aus gerichtet war, diesz wiederum wie bei stehen.
a)
ahd. neben gangan auch gân inf.; bei Otfr. beides ( 4, 66), und früher schon in den andern formen des praes., in der übers. benedictinerregel inkaat ingreditur 1, 32, anakânt succedunt cap. 32, kânt eunt 65, anagât 21, kekât 64, ûʒ kânte exeuntes 48 neben kankanti ambulans 7 (s. 56). 64, kangant vadunt 7, in kankanne in ambulando 64 (s. 121), conj. kangê s. 29ᵇ. 38ᵇ. 52ᵇ u. ö. (praet. keanc 49ᵇ); vergl. stân 31ᵇ. 92ᵇ. 94ᵇ. dazu in der 1. pers. sg. neben gân anfangs auch gâm, s. anagâm invado 4, 79, ingâm 80, pikâm 91, zoagâm aggredior 95. auch im part. später gândo und gâendo 4, 68 fg., im imp. gânt und gêt, doch im sing. nur ganc das.
b)
auch die merkwürdige e-form, gên (die entstehung s. 6, b), die nhd. den sieg davon tragen sollte, ist schon ahd. entwickelt, doch nicht gleich früh mit der a - form, aber gleich von anfang keineswegs von ihr geschieden, sondern damit gemischt (und mit der vollen form), wenn auch nicht in gleicher mischung; so bei Otfried ( bei Haupt 11, 15), im Tatian, z. b. ir gêt O. III, 16, 24. V, 9, 14, und zwar in allen hss., wie im folg.:
während im sg. nur gigât, zigât, im inf. nur gân vorkommt; aber auch im conj. (neben gange, aber nicht gâ):
im Tatian gâmês eamus 166, 4 und erstêt inti gêmês surgite, eamus 182, 8, im ind. neben gân ire 46, 5 u. ö. gân eo 123, 5, gât 42, 1, öfter gêt it, ite u. s. w. (neben gengit), gênti iens (neben gangenti). aber im oberdeutschen tritt die e-form nicht so früh auf.
thâr liuti after wege gênt, thie in themo akare stênt.
II, 22, 14,
thaʒ worolt irri ni gê (: in thesemo erdringe).
c)
auch auszer dem hd. gebiete. alts. gleichfalls zuerst mit â, im Hel. nur erst einmal fulgân in der Münchner hs. von 1473 für das gewöhnliche fulgangan, das auch dort die engl. hs. hat; dann in den ps. öfter gân, in der Freckenh. heberolle gânde gerund. (dort neben gange conj., gangende part.), in dem stück aus Beda aber begêd ( kl. denkm. 64. 118ᵇ, vgl. unter e); vgl. nrh. im 11. 12. jh. gên neben gân 10, 136 ff. ags. nur gân, neben gangan z. b. im Beowulf, wo auch schon gegân als part. perf. 2631 (s. 5, a); nordhumbr. gaa ire, vadere neben gonga ( 323ᵃ). altfries. neben gunga auch gân, part. gênd, wie gât und gêt it, auch im part. perf. gên, wie ags. gegân ( 788ᵃ). auch altn. neben ganga einzeln gâ ire, gâr it, vergl. gâfagr adj. gleich gangfagr, von schönem gange ( 217).
d)
mhd. greift die bequeme kurze form um sich, erobert namentlich entschieden das praes., in dem die volle form nur im imp. das übergewicht behält und im conj. sich zu behaupten sucht; die kürze ergreift aber auch das praet. und tastet selbst das part. perf. an (s. 5), woran im ahd. noch nicht zu denken war.
α)
dabei gehen gân und gên neben und durch einander, in welcher vertheilung oder mischung und kreuzung, bleibt noch genauer zu untersuchen, vgl. mhd. wb. 1, 462ᵇ, 23, 1, 733, bair. gr. s. 284; das ältere gân hält sich oberd. fester, besonders im alem., das jüngere gên aber (das z. b. Wolfram entschieden bevorzugt), greift doch immer weiter um sich, wie stên neben stân. in den Nib. z. b. herscht wol gân noch vor, aber beide auch nah beisammen, wie blosz zur abwechselung:
wie im conj. sowol gê im reime s. 78ᵇ (stê 89ᵇ) als gâ 308ᵇ (s.β), neben herschendem stân auch stên 366ᵇ. aus dem Iwein s. z. b. unter II, 2, d gât und gêt. und so schon früher im südosten, die jüngere form auch auszer dem reime:
vergl. gên 22, 26, gân (: getân) 20, 19. 19, 24, auch stên 21, 6. 18, 9, stân 20, 13 (s. auch unter 1, c);
auch md. beides, z. b. bei Ebernand, doch â vorwiegend (sieh Bechst. s. xxvii), beides auch in der erlösung ( s. 353), in der heiligen Elis. ( s. 377ᵃ), bei Jeroschin; auch nah beisammen:
wo doch das â auch noch entschieden vorherscht, s. z. b. 248, 15. 42. 49 (gêt 275, 36, stêt 140, 19, stên 412, 62); im 14. jh.:
man muszte aber darauf verfallen, die verschiedene form auch verschieden zu verwerten.
dô bat si zeime venster eine maget gân.
diu sach den küenen Gêren an dem hove stân.
684, 1;
si sprach zuo dem künige 'sehet ir wâ si stênt,
die mit dem starken Gêren ûf dem hove gênt?'
685, 2 (in J stânt, gânt);
Gêren den vil rîchen bat man an den sedel gân (: man).
688, 4;
'erloubet uns die botschaft, ê wir sitzen gên,
uns wegemüede geste, lât uns die wîle stên.
689, 1 (stât 689, 4), in J gân, stân;
man bat die juncvrouwen hin ze hove gên (: stên).
1618, 2;
man hieʒ die juncvrouwen ze kemenâten gân.
1625, 2;
welhe sicher bestênt,
die uns niht abe gênt.
krone 1161 (vgl. gên : zwên 6938);
obe daʒ aber niht ergât,
ist iemen hie der mich bestât.
1168;
ir hânt sie sô umbe stalt,
daʒ sie niender mac gegân.
wie lange sol sie alsô stân,
daʒ ir sie niht gên lât,
dâ ir herze hin mit willen stât?
10988 ff.,
der herre hiʒ (l. hieʒ) in gên dare ..
dô îlte er an daʒ velt gân.
ged. 23, 15. 18,
die zuͦ den zinnen mohten gân ...
dâ der Jordan ûʒ gêt.
205, 8. 14.
ist aber daʒ du wol bestêst
und gesunt hinabe gêst.
pass. K. 443, 38;
als daʒ schif .. undergât,
ob man im niht widerstât.
443, 77,
so mag si vorbaʒ nicht gegên (: lên).
Haupt 17, 361, 5;
ûf sulchim velde si gât (: stât).
362, 6;
dâ begonde si irn wec gâ (: nâ) ..
dô sach hers in ein hûs gê (: spê).
md. ged. 86, 74. 76.
β)
das ê ergriff besonders den conj. (mhd. wb. 1, 462ᵇ, 35), für den man damit offenbar eine unterscheidung vom ind. suchte, nachdem das volle gange (1, b, β) im gewählten stil auch da zurücktrat. bei K. Flecke hat es s. 290 beobachtet, er hat gut alem. nach dem reime nur gân (stân), doch im conj. noch gange (stande), aber auch gê (stê), wie noch später alem., z. b. beim Büheler:
aber gleich darauf auszer reim:
auch bei Neidhart nach s. 221 im reime nur gân, gât (stân, stât), aber im conj. gê (stê). ebenso bei Hartmann, Gotfr. v. Str., die sonst noch an gân (: stân) festhalten, aber im conj.:
vergl. stê 116, 39. 320, 33. 328, 12. 370, 39. 376, 17, sonst aber gân, stân, wie bei Hartmann. auch bei Konrad z. b. im troj. kr. neben gân, stân conj. gê s. 157ᵃ. 194ᵇ. 219ᵇ (Kell.), wie stê 179ᵃ. 182ᵃ. 215ᵃ, im Parton. gê 217. 9971 (stê 4909. 5439);
md. im pass. K. ebenso gê 14, 35; gê wir uber zu Bethleem. myst. 30, 25. auch schon im 11. 12. jh.:
auch das beginnt schon ahd., s. bei Otfried unter b. der conj. gâ ist geradezu selten ( bair. gr. s. 284), gâ wir eamus Trist. 274, 5; doch s. noch bei Luther gahe unter 7, b, wie im 13. jh. md. (nd.):
damit war denn freilich die möglichste kürze erreicht.
das ich erfare, wie es ir ge.
königst. v. Fr. 2766,
wie es gang minem lieben wib.
2771.
swie nâhe er mînem herzen gê.
Iwein 5487;
daʒ ich im nihtes abe gê,
daʒ im ze dieneste stê.
4909;
und enweste niht, wieʒ dem ergê (: sê).
Greg. 648;
daʒ ich ze vollem lobe gestê.
nu enweiʒ ich niht wie daʒ ergê ..
1876;
wie dîn muot darumbe stê (: wê).
arm. Heinr. 1095;
daʒ er ze sînem herren gê (: mê).
Trist. 269, 27. 335, 31. 208, 40;
daʒ dîn dinc alsô volgê,
daʒ eʒ nâch dînem willen stê.
113, 13;
swie kumberlîch eʒ aber nû stê,
swie kûme sô mîn schîbe gê.
363, 36;
swie sô eʒ aber dar umbe ergê,
swie harte eʒ mir ze vâre stê.
374, 11,
daʒ es iht von herzen gê (: wê).
13, 34.
(kaufen) ê der marchet zegê.
304, 23;
die gên (sollen gehen) beide hin dan.
genes. 157, 9 D.
als iʒ in .. nicht missestâ
unde ouch gnêdichlîche irgâ.
Sachsensp. vorr. 186.
γ)
auch im imp. wird, wie es scheint, das ê bald vorgezogen, z. b.:
daneben doch gât 390, 9, wie im sg. gâ 270, 24. 33. 278, 39. 285, 31, auch mit ganc nahe beisammen:
gleich darauf conj. gê z. 27. erst später auch im sing. imp. gê, wahrscheinlich nach dem pl.:
möglich dasz der imp. gêt dann auch auf die entsprechende form des ind. zurückwirte; bei Hartmann z. b. neben eʒ stât: eʒ gât 4077 fg. im plur.:
vergl. schon ahd. unter b ir gêt (Otfr.), gêt imp. (Tat.). auch im part. (schon im Tat. gênti, s. u. b) z. b. gênte, stênte dicht neben gân ged. 10, 11, vgl. gên (: bringen) 11, 1, selbst im reim auf getân geschrieben gên 190, 12. 191, 12. aber die weitere auseinandersetzung und der kampf der zwei formen bedarf genauerer untersuchung. im allgemeinen zeigt sich die jüngere form im vordringen, hauptsächlich im bair. und md. sprachgebiete, wo sie denn auch endlich zum siege kommt, zum theil schon vor der nhd. zeit. denn in prosa herscht sie schon im 14. jahrh. bair. z. b. in den gesta Rom.: ich wil gen zuͦ meinem vatter. 1; wenn ein kint überget seines vater gepot. das.; daʒ der tag auf ge. 2 u. s. w.; ebenso md. im 14. jahrh. östlich in Beheims evang. allein ( s. 258ᵇ, vgl. stên 298ᵇ), westlich bei Herm. von Fritzlar, wie der schreiber der heil. Elis. gên bevorzugt ( 377ᵃ), wo stên auch beim dichter überwiegt (406ᵇ). so wird das gân, stân der dortigen dichter mehr fortgeführte kunstüberlieferung von früher sein, während schon Wolfram auch darin mehr dem leben folgte.
nu gêt der stiege nâher.
Nib. 2045, 2 (in allen hss.);
nu begêt genâde an mir.
Iwein 8123 (stêt ûf 8132);
stêt ûf, her Tristan, unt gêt her.
Trist. 268, 30;
ich wil gên, sô gêt ouch ir.
373, 28 in MF (gân, gânt HW);
geselle, sprach er, gâ hin abe.
dâ stât ein kiel in der habe,
dâ ganc geswâslîche hin.
269, 21 ff.,
gê her und nim si ze rehter ê.
Renner 1690;
wîch von mir balde und gê bî (zur seite).
pass. K. 112, 6 (neben ganc 721ᵃ);
gê, gang dich erhenken.
lieders. 2, 704.
ich sihe wol daʒ ir stêt
unde rîtet unde gêt.
Iw. 4036 (in allen hss.);
e)
auszer dem hd. und md. behauptet sich dagegen die a-form im nrh., cölnisch z. b. im 13. jh. in G. Hagens reimchron. gain 547 (stain 564) städtechr. 12, 37 fg., im 14. jh. gain und stain 279, 10, nur dasz das ai auch in ei ausweicht in gein wir, geit (s. 4, d, δ) s. 406ᵃ; noch im 16. jh. in der Cölner gemma 1511 gaen L 5ᵇ. J 6ᵈ. Z 3ᵃ u. o., bei Harf gayn 10, 33. 36, 29 u. o., dabei geyt 7, 5. 8, 19. 9, 33, wie geit bei Hagen. auch nd. bei Sch. u. L. 2, 9 nur gân, auch ik gâ, conj. und imp. gâ, part. praet. gegân, gân, aber wieder auch geist, geit (selten gât), wie noch jetzt Brem. wb. 2, 479, 59ᵃ, 61ᵇ, gân, aber überall geist, geit. ebenso mnl. gaen, nnl. gaan, dort aber und noch landschaftlich gleichfalls auch geit und geet (neben gaet, gaat), das denn mit dem alts. begêd unter c eins sein wird. Auch auszerdeutsch, altengl. gân, gâ, früh auch zu gôn, gô geworden (wie hd., s. 4, b). aber neben älterem gâst, gâđ bald auch gêst, gêđ (gleich jenem geit) 232; neuengl. go, wie schweiz. ebenso dän. gaa, gaae (part. gangen und gaaet), schwed. gaͦ (part. gaͦngen), landsch. auch noch ganga 184ᵃ, wie norw. neben ga, gaa noch ganga 207ᵇ.
4)
auch nhd. geht das schwanken zwischen gan (gon) und gen noch länger fort, in mundarten bis heute.
a)
gan setzt sich länger fort nicht blosz im oberd., obwol da vorzugsweise:
ein adelicher wider die stolzen städte, die (d. h. ihre vertreter) auch auf reichstagen nun den fürsten sich gleich stellen;
gaast du zuͦ deinen gesellen. rollw. 76, 29; gastu noch da? 42, 28 (oft auch gon); der welt glaub stat, der recht glaub gath. parad. (1558) 256ᵇ, daneben 257ᵃ geht und gehet, jenes offenbar gewichtiger;
auch md., z. b. bei Luther anfangs ( 2, 42ᵇ): laszens immer einher gahn. an den adel K 1ᵃ; liesz er ehe die welt untergahn. L 1ᵃ; da grosze kost auf gaht. F 1ᵃ; wer das erste mal gen Rom gaht. G 1ᵃ; das ein keiserlich gesetz aus gahe. E 4ᵃ; gaht und staht es (so). M 3ᵃ, vgl.bestan F 4ᵃ, aber auch: leszt bapst und bischof hie gehen was do geht. G 4ᵃ, was ihm wol an sich die geläufige form war, jenes die gewählte (s. 3, d a. e). Auch im 17. jahrh. noch, z. b. bei 1333 gahn (neben gehen), abgahn, ausgahn, mit beispielen, wie: was weit hindan, das laszt man gahn; je mehr der geizige hat, je mehr ihm abgaht, aber auch ohne reim: es gaht ihm so viel ein (aus seinen gütern), kommt ein. schweiz. noch in der Zürcher bibel v. 1638 sy gahnd ps. 45, 6, ja warum gahn ich so traurig hereyn ps. 43, 2, erst 1667 in gehen umgesetzt ( gesch. der schweiz. bibelübers. 245). sprichwörtlich noch später, auch nicht oberd.: kleider aus kleider an, essen, trinken, schlafen gahn, das ist die arbeit welche die lutherische thumherren han. 75, wo der reim das alte fest hielt. auch in volksliedern noch und bei dichtern die der alten schule folgten; z. b. Spee (vergl. sp. 1622 fg.):
und so oft, aber wechselnd mit gehn und gohn (s. b), nach reimbedürfnis (vgl.besteht und bestahn s. 19); doch auch noch auszer dem reim:
doch schon bei nicht mehr, geschweige bei den Schlesiern, es galt nun für meistersingerisch, pritschmeisterisch. aber im 18. jh. wieder in alterthümelnder haltung:
ich gah auszhin auf mein dörfelein.
v. 718;
329 gha annen (d. i. anhin) du, ich kumm hernach.
das. v. 715;
si stand mit ern hinder der tür,
so die fürsten gand herfür.
volksl. 427, vom j. 1450,
den fürsten gats ze herzen.
429;
es gat in als si hand verschuld.
431;
so musz es euch an das leben gan.
fastn. sp. 281, 12;
damit ein end und pald darvon,
wann wir noch weit haben zu gan.
282, 1 (vgl. nachher);
ich urteil, das ein sollich man
drei kalt winter sol parfusz gan.
308, 17;
wie wol ich uf der gruͦben gan (: lan).
narr. 5 überschr.;
gant siben wol uf ein quintin (quentchen).
10, 34;
als solt es nachts zuͦ metten gan (: stan).
102, 26;
bruͤderlich lieb ist blind und dot,
uf btrogenheit ein ieder gat.
102, 6 (vgl. von : gan vorhin);
noch mach kein suppen usz dem brot,
das dir noch in dym mundt umb gat.
facetus 240;
gib lob dym wirt, wann du hin gast (: stast).
288;
und leget seinen kittel an
und must darinn gehn kirchen gan.
1, 497ᵇ;
als könn er gar nicht gahn (: an).
3040, 11;
wie es so wol drinn thu zugahn (: davon).
2951, 28.
so musz es allen feinden gahn.
2, 388;
der handel thut von statten gahn.
389;
auch höret man
im grünen gahn
spazieren laut und geigen.
trutzn. 8, 49 (s. 27 Balke);
wann früh vor hellen tagen
die morgenröt aufgaht (: hat).
6, 18 (s. 18),
(die nymphen) gahn spielen, scherz und schimpfen.
8, 24 (s. 26),
bei gehn lächlend umb
8, 9;
auch werdens gahn herummer.
33, 109 (147).
doch mag er frei seiner wege gahn,
nur hör er noch zwei wörtchen an.
fastn. v. pat. Brey).
13, 72 (b)
gân ward aber auch zu gôn (wie mhd. ân zu ôn, ohne, vgl. engl. unter 3, e), besonders alem. (hier auch gaun), seit dem
14. jahrh.: sie (die juden) süllent gaun in ir rehte schuͦle. Straszb. chron. 97 vom j. 1322 (vorher îngân); wie si (die pfaffen) gônt so gar unpheflîche. 9 felsen 30. 39 u. o.; solte got die welt lôsen undergôn. 52, wie stônt, stôt 35 u. o. (aber gêt 32. 131); der gern zuͦ kirchen gôt. Straszb. chr. 115, 9; wider in sînen orden gôn. 671, 30;
so ainer darus gon wurde. Reichenauer chron. 129, 2 u. oft (staut und stât 89, 2); das er als spät nummen me getörfte (sich getraute) gehen Biberach gohn. qu. zur gesch. des bauernkr. in Oberschwaben 280 (gaun 165), aber gat 289; adeo ich gon herzuͦ, exeo ich gon ausz. 62ᵈ (daneben abeo ich gehe hinweg, tempus abit die zeit gat hin, auch ich gange, s. 1, b); gohn, aufgohn, entgohn u. s. w. 343ᵈ (gehen 337ᶜ fg.); bei 189ᶜ ff. nur gon, kein gan oder gehen;
daneben doch mit a (vgl. c, α):
auch auszer dem alem., z. b. bei H. Sachs, Ayrer ( bair. gr. s. 284):
da ist es freilich nur noch reimwort, wie gan wol auch schon, denn in prosa heiszt es bei Ayrer z. b. die drei landsknecht gehn ein 2950, 31, wie in den dialogen des H. Sachs gen, sten. auch im 17. jh. noch bei Spee:
daher noch bei A. Gryphius als meistersingerisch:
die doch des rechten nit verston
und blintlich an den wenden gon.
2, 4;
aber in ein helgen orden gon
kanstu on sünd nit abschlon.
Bächt.;
170 und werd im kloster müeszig gon
und dört das ewig leben han.
145 u. ö. (vgl. unter a von : gan);
der wiler wirt dir wol anstan,
wirst nun (nur) im garten umbher gan.
142, auch gan : an das.
darum tetens all gon (: von).
Göd.;
1, 204 so ge vor, ich wil dir nachgon (: person).
3, 144;
wen schir das alter her will gohn (: von).
3169, 24.
Daphnis müszt zu grabe gohn (: mon).
trutzn. 45, 240 (s. 210 B.);
wer heiszt die flüsz von felsen gohn (mon).
25, 19 (s. 105).
der frische brunn kommt einher gohn (: mon).
P. Squenz 28 (s. 29 Br.),
ich fürchte es werd' mir immer gehn (: geschehn).
27.
c)
dieser wechsel mit den schwankenden formen, den dichtern willkommen, findet sich aber auch in prosa.
α)
so gan und gon alem., auch nah beisammen: und wo der far hine gat (auf die weide) .. do sol er gon one einunge. weisth. 5, 482, vom j. 1380, els.; für andern kosten .. so darüber gat (wird aufgezählt) und für andern kosten so darüber gon musz. 2, 158ᵃ, münzvertrag v. 1425; ob sach were das ainer an das far kæm (zum überfahren) .. der sol dristunt ruͤfen. komt der fer (ferge) nit, so mag er in das wirtshus gan und uf des fern costen ain masz win trinken und dann wider dar gon und aber ruͤfen. zeitschr. 5, 380, vom j. 1497; es gadt aber zuͦ diser zyt glych wie zuͦ der apostel zyt. Zwingli vom predigampt A ijᵃ (stadt A 4ᵃ); sölte es also zuͦgon. A iijᵃ; so ir in das hus gond. B ijᵇ. iijᵃ (understond A 4ᵇ, verston E 1ᵇ); auf das schlosz gon rollw. 90, 12, gand hin (imp.) 91, 2, gan 88, 8 (also geht es 88, 20). in einem Thurgauer weisth. von 1521 gond 4, 416 fg., gon 420 und gat 419 fg. daher denn auch bei den dichtern, wie Manuel unter b, (s. s. 286ᵇ), Gengenbach, Murner, auch ohne einflusz des reimes:
der gesprochene laut mochte noch zwischen â und ô mehr in der mitte stehn, wie das landschaftlich, z. b. in Thüringen noch jetzt vorkommt; vgl. au, ou und o bei Herm. v. Sachs. unter β.
vil gandt gar stoltz in schuben har (einher) ..
dann (einmal) gont sie bald, dann vast gemach.
narrensch. 9, 1. 5;
ob er (der fremde) vor dir anhin will gan,
soltu in gern gon vor dir lan.
facetus 219 (s. 139ᵇ);
lasz als gon recht wie es gat.
narrenb. 19, 121 Göd.;
sunst lon sies gon recht wie es gat.
62, 15;
unt tracht nit, wa es usz möcht gon (: ston) ...
sin narrenspil wil uszher gan (: zan).
84, 4. 29.
β)
aber auch gen und gan (gon) so, gleichfalls alem.: und sol (der ferge) den nachgenden zuo dem hindren gransen (des schiffes) us lan. weisth. 4, 354, den verfolger, neben gan, gat 353; ain mensch in ainem closter, dʒ also anhin gat (so
dahin lebt), es geet zuͦ capitel, zuͦ chor u. s. w. (gewohnheitsmäszig). has im pf. b 3ᵈ; das es nit also glat dar geet, als du mainest es dir dar geen solt. b 1ᵇ; er gat nit stäts der sachen nach. das. (geen ist doch schon häufiger); so tag und nacht scheidet, gond sy (die hähne) gen schlafen. Gesners vogelb. 78ᵇ (s. dazu II, 10, e); der in dörnen gahn will, wie kann er ohn zerrissen herauskommen. 1590 9, 112, nachher das.: der für sich sicht do er geht .. der fallt nicht. auch nürnb.: gan, als eim wol oder ubel get, succedere, prosperari wolgeen. voc. 1482 k ijᵃ. bei alem. dichtern:
wie bestoun (: won) 3143, ou als mitte von au und ô (vgl.α a. e.);
also auszer reim get, wie stet 1972;
neben gang conj. (1, b, β), gat, got ind., wie bei Herm. v. Sachs. auszer gee auch gang 1677;
im 15. 16. jh. auch bei mitteld. dichtern:
frage der Maria bei der verkündigung ihrer empfängnis;
in prosa aber in der widmung gehn, gehen. aber auch auszer reim noch in einem sächsischen liede vom jahre 1593:
im alem. kreuzen sich dabei auch gân und gên, d. i. geben (sp. 1667), z. b. in dem Straszb. narrenspiegel von 1545, vom verfall des kramhandels:
bei selbst 102, 36. 48 gent geben und gont gehen, in einem schweiz. weisth. 4, 416 ff. neben gon gehen gen geben, verkaufen s. 417.
wann das der stett gewalt uf gee.
Mörin 4179;
die würden durchainander gon.
4185;
in zirkelmaus (masz) der himmel get (: seit).
4410;
zwinzen sol gen zwieren gon.
1621;
was aber an das leben gaut.
2046. 1593;
da det der Eckhart für her goun (: getoun).
1150. 2057 (: kron),
was get min frouwen an dü gab.
2018,
myn sorg ist, wir verlieren me
und das es uns noch übler gee.
narr. 88, 34;
oder sie in ein kloster gee.
facetus 488,
hör, jüd, es must also ergan.
fastn. sp. 806, 24;
und keiner wirt dardurch eingeen.
807, 2.
engel gotes, wie wirt is irgen
adir wie wirt is geschen,
adir wie sal is zu gan,
das ich sal enphan.
hess. weihnachtsspiel h. v. v. 35 ff.,
sie sprach: du magst an galgen gahn (: mann).
Es. II, 62, 25;
wer weisz, wie mags uns denn ergohn (: von).
39, 14;
wöllns auch nit lahn fürüber gehn (: stehn).
31, 212,
drümb last es gahn, gleich wie es geht,
in aller welt es übel steht.
2, 285.
auf wolfeil gehn gaht jederman.
Brant s. 51ᵇ,
γ)
das schwankende verhalten ist fest geblieben gerade in alem. mundarten (vgl. al. gr. s. 330); schweiz. z. b. bei 1, 435 es gohd mer im muul ume (liegt mir auf der zunge) und de muest dsach andrist angah, angehn, angreifen, bei 231ᵇ goh, god und mer gönd, imp. pl. gönd, bei Hebel im gloss. goh inf., aber auch:
wie (reben) stöhn uf 30. 17, aber (er) goht, stoht 25. 16, de gohsch 17, goh inf. 25; zu dem ö s. d, α. auch nd. noch ähnlich gân und geist, geit nebeneinander, s. 3, e.
sie göhn uf verborgene pfade.
alem. ged. (1820) 13;
asz (dasz) dfüürer nit usgöhn.
24,
d)
bemerkenswert sind noch, als nebenformen zu gehn
α)
jenes alem. gönd, gön plur. neben gon inf. (vgl. s. 47), es geht gleichfalls weit zurück:
vergl. verstoͤt 68, 1 ( s. 286ᵇ), stön weisth. 1, 260, alem. 15. jh.; von den schiffen, die wasser uff und ab gönde. 102, 24. es musz doch eigentlich gênt, gênde gemeint sein, aber unter einer gesuchten vermittelung mit gôn, also ö als durchschnitt von e und o. vergl.kömen für kommen V, 1627 mit ähnlicher entstehung.
das er sie (der vater die kinder) losz irr gon on straf,
glich wi on hirten gönt die schaf.
narr. 6, 6,
β)
ähnlich gän, worin ebenso für gân und gên eine vermittelung gesucht scheint, schon im 15. jh.:
der gaͤnd luft, aura spirans. 155ᵇ; in einem Thurgauer weisth. 1, 267: das best häsz (kleid) als er an aim sonnentag gäht, vorher und nachher das. goht und gaht; vgl. noch schweiz. gä Kerenzer mundart 154 (II, 10, e, γ), bei 1, 421 abgaͤnd, übergaͤnd part., das abgaͤnds überbleibsel, eingaͤnds einkommen u. a. auch bair.:
noch später, fränk.: dieweyl nuͤn also der todt weder di lebendigen oder di todten angähet. teütsch Cicero 58ᵃ; leib und seele vergähet. das., vergäht 57ᵇ, auch verstäh das., stähet 58ᵃ u. s. w.; noch jetzt henneb. gä gehen 6, 515, 13.
man spricht, wenn narren zmerch gänt,
dasz die kremer gelt enpfänt.
fastn. sp. 846, 16;
sie gänd har wie die wilden thier.
narr. vorr. 122;
und in rechter üppigkait
wellen si nemen das vich, das vor der helle gät.
fastn. sp. 483, 12 (vgl. gat : rat 490, 34).
γ)
aber auch gîn (wie stîn), so in sächs., thür. bauernmunde, ich gî u. s. w., schles. in Dornr., s. z. b. giht II, 3, g;
auch fränk., in Sonneberg gîa, gî inf. 82. 56, desgleichen tirol. gia neben gea 185 fg. (-a für -en), kärnt. gien neben gean 112. und auch das geht weit zurück, z. b. nürnb. im 14. 15. jh.: der sol gin zu dem amptman .. und sol in bitten umb urlaub. Nürnb. chron. 1, 29, 12; si (die perlen) gin ir 36 an ain garat. 101, 2 u. ö. (neben gen), s. s. 307; begin begehen anz. d. germ. mus. 1879 sp. 10 u. ö.; auch gien (s. 7, b): das dy leut aus den heusern nicht gien mochten (vor schnee). Nürnb. chron. 1, 357, s. auch 2, 553ᵇ. auch tirol. gien schon 14. jh., oberbair. 15. jh. bair. gr. s. 284, wie md. nrh. im 13. jh. mhd. gr. s. 326; für thür. gîn im 13. jh. bürgt stîn für stên im 13. jh., wie nürnb. im 14. jh. städtechron. 1, 42, 3 ( mhd. gr. s. 318):
es ist die bewegung des e, das von a ausgieng, auf ihre spitze getrieben; vgl. z. b. sp. 1730 gebîrde für mhd. gebærde, durch gebêrde hindurch, auch gefîren unter gefähren 3.
do mûsz ma a (den) ganza tag schtîn
aͦn a ganza tag gîn ..
volksth. aus östr. Schlesien 1, 390;
(Christus) der der hôchvart widerstîst,
den ôtmûtigen gnâde gîst.
607.
δ)
verbreiteter, ja stellenweis in allen hauptmundarten mit ei, geit, geist sing. praes. (wieder auch steist, steit); so hauptsächlich im rheinischen, altfränkischen bereiche, aus ahd. bis in nhd. zeit, bei (s. bei Haupt 12, 15. 8):
wechselnd mit er gât (ir gêt); das ist aber eigentlich ge-ist, ge-it, ursprünglich gê-ist (auch aus ga-it, gâ-it begreiflich), d. h. mit deutlicher endung neben gêt mit halber endung (s. 6, b), wie bei Otfried duit, thut neben duat u. ä. (Haupt 12, 140 fg.), d. i. du-it für dua-t. reimt doch nrh. noch im 12. jh. das -it auch noch für sich (gê-it):
noch im 17. jh. geit bei Spee als reimwort, aus der mundart:
in mhd. zeit einzeln auch alem., bair., s. alem. gr. s. 330, bair. gr. 284 (vgl. jetzt oberpf. gêin 2, 5, stêin 3, 595), hauptsächlich doch rheinisch, auch ins md. hereinreichend ( mhd. gr. s. 326), z. b.:
neben gân im reim 3157 u. o., ich gê 1942;
nordthür. 13. jh.: sô geit iʒ ume (ihm) an sînen hals. Mühlh. rechtsbuch bei stoffl. 1, 30. 49 u. ö., wie steit 47 u. o., auch virgein 37 für vergên vergangen, aber auch beir für bêr 56, geiste für geste 37, guit für gût 37, tuit für tût 36 (inf. gê 36). so im 14. jh. in einer predigt Eckharts, wahrscheinlich mainzisch: der da geit oder steit. 15, 383, 54; stein .. gein (inf.) 384, 1. 373, 15 fg.; ubirgein 385, 58 fg., auch als inf., aber oft auch hait für hât u. ä., guit für gût, auch stait für stat 383, 39, beisten für besten 378, 68, teit für tet 379, 85, sodasz hier wie dort ein anderer einflusz hereinspielt. rheinisch: wanne unses herrn herbst .. anegeit. weisth. 2, 222; wanne der kelter geit. das. (neben geen), aus Bacharach. in Leipzig: alsus
geyt der eid, den der burgermeister .. thun sal. stadtbuch 14. jh., mitth. d. deutschen ges. 1, 114 (get, stet 119), wie steyt in Meiszen 14. jh. cod. dipl. Sax. II, 1, 305. 2, 92. 93; das du alleine geist in meine kammere. Apoll. v. Tyrus h. v. 42, 5, meiszn. 15. jahrh. (gat 114, 24); vgl. noch bei vern. tadl. 1, 178 als Leipziger aussprache: ich soll zur hochzich geyen, in de kirche geyn, tut mir der kop wey (genauer gêⁱn, wêⁱ). besonders auch niederrh.:
s. s. 138, vergl. entfeit 139; im 16. jh.: dae geyt dat Eetzland an. pilgerf. 7, 23 u. o., wie steyt (auch deyt thut 60, 30. 97, 20 u. o.), s. dazu 3, e und ebenda nd. geist, geit neben gân, nl. geit neben gaan, also noch wie bei Otfried, d. h. in den formen die überhaupt ursprünglich mit -i gebildet wurden, nicht in denen mit ursprünglichem -a o. a.; mnd. z. b.: dene witten wech, de over dene himel geit. deutsche chron. II, 263, 29;
doch findet sich auch inf. stein heil. Elis. 5492, wie gein vorhin 15, 384.
thaʒ thu nakot ni geist (: weist).
II, 22, 21;
ob iʒ zi thiu thoh gigeit (: tumpheit).
I, 2, 19 u. ö.,
(die sonne) diu inzuschin erden unti himili gêit,
beiden halbin schînit.
Anno 584.
schau, die wässer seind entronnen,
alles voller speichel geit.
trutzn. 253 (183 Balke, 263 Br.);
was von blut herauszer geit (: beid).
294 (212. 304).
van der sunnen ûʒ geit (: arbeit).
u. denkm. XXXVIII, 2. XXXIII, 11;
daʒ sie geint wider heim.
Roth. 3171,
geit (imp.) in daʒ ungeschaffen.
Germ. 15, 99 (vgl. sân sagen v. 31);
iʒ ist alliʒ ein îtelicheit,
daʒ di sunne umbegeit (umkreist).
Alex. 26, vgl. steit, auch deit 147 fg.
entfanc van sîneme munde die sûʒicheit,
die ûʒer sîneme sûʒilîchen munde geit.
Marienl. 10, 39, 30;
dâ he geit up mont Oliveet,
wie sêlich sît ir, di bit (mit) ime geet.
46, 34 u. ö.,
ik sprak: wô geit it mit ju, ôm?
Rein. vos 5976.
ε)
so sind aber im vocal wirklich fast alle möglichkeiten vertreten: gân, gên und gôn, gaun und gein (geit), gän und gön, gîn und gûn, denn auch das letztere, d. h. mit ô vollends zu û erhöht (wie ê zu î) zeigt sich in schweiz. gu für go, gân, d. i. gegangen (s. 5, a) Ker. m. 154. über diese zerfahrende manigfaltigkeit aber hat sich gên siegend erhoben (s. 6, b).
e)
und zwar so kurz und einsilbig aus ahd. zeit her bis in die gegenwart, da die dichter wie die aussprache es noch jetzt fortführen, wie früher z. b.:
stee still, geh für dich. weltb. 197ᵇ;
in prosa müszig gehen 380ᵃ. auch im 18. jh. noch z. b. im conj.:
jene zerdehnung ist aber auch alt, s. weiter 7.
ge oder ich gib dir eins an ein or.
fastn. sp. 273, 26;
das er zuo keiner andern gee.
319, 2;
ste auf und gee mit uns zum wein.
b. 8, 528;
das wir in guten frieden stehn,
der sorg und geizes müszig gehn.
8, 362ᵇ,
denke nach, wie scharf es beisze? denke doch, wie nah es geh,
dasz ein sohn durch seinen vater zwischen furcht und hoffnung steh.
nicht geh').
855 (5)
die kürzung hat vorübergehend auch vom praet. den ind. und das part. ergriffen.
a)
für gegangen auch gegân mhd. wb. 1, 463ᵃ, 18 ff. (wie gestân gestanden):
und noch im 15. 16. jh., auch nd.; z. b.:
und wie gangen, auch gân, hd. und nd.: daʒ si des willikleich paider seit auf uns gan sein. Nürnb. chron. 1, 75, 6 (zur sache s. II, 9, g);
auch gôn, alem. (noch schweiz. in dem Kerenzer gu vorhin):
was denn mit engl. gone gegangen, fort zusammentrifft.
duͦ si zuo dem burgitor chômen gegân.
ged. 162, 3 u. ö.;
dô kam her Îsingrîn gigân.
Reinh. 858;
diu edel marcgrâvinne für die burc was gegân.
Nib. 1601, 1.
und wär das also für sich gegan.
var. gan;
3103, er (ir) in der lude erbeit sijt gegan (: gethan).
Alsf. pass. 1398;
das ich hinweg gegahn (bin).
Es. I, 24, 14;
über sie ist das gegahn.
2, 73, 3, 278ᵇ;
wô isset ju gegân in desser vart?
Rein. vos 2850.
wann ich etwa fur sy was gan.
Wiener 340, 24. 348, 31 u. ö.;
als er war ein zum schneider gan.
s. u. kittel 1, b);
1, 496ᵈ (ik hebbe wol êr bî nachte gân.
Rein. vos 6288.
(unrecht gut) wie gewunnen, so verton,
wie es komt, so wider gon.
narrenb. 80, 102,
b)
und wieder auch gegên, wie im praes., wenn auch nicht nhd. ( mhd. gr. s. 325):
besonders md.: alsô di âchti ubir in gigên is. Mühlh. rechtsb. 29; swanni di nacht virgein ist. 37 (vergl. vorhin unter δ);
gleich darauf gegangen v. 317, auch gegân 340; beides auch bei md. ged. s. 220 (94. 87). gegehn für gegangen noch bei 1, 334ᵃ 'in der markt Brandenburg'.
du was unser herre gegên
in eine burch diu hieʒ Effrêm.
ged. 249, 20;
si wêre gerne drîn gegên.
md. ged. 94;
daʒ wir nit mite sîn gegên!
hess. spiel von den 10 jungfrauen, Germ. 10, 325 v. 316,
c)
nur mhd. und auch da nur sehr beschränkt gie für gienc, d. h. noch nicht ahd. und nicht mehr nhd., und überhaupt nicht nd. oder nl.
α)
im 15. jh. machen dichter noch gebrauch davon, z. b.:
doch nur so im reim (wie lie 3065), wie beim folgenden:
auszer reim aber gieng er 4033. 4047. 1113, wie fieng 1372. 1698. und auch im reim gieng da, wo nicht ein echtes -ie im gegenreim jene form verlangte, z. b. beim Büheler:
das ist aber schon ebenso auf der höhe der mhd. zeit, z. b. im Iwein gie im reim auf verlie 1700, auf ie 3354. 4059, auf hie 2216. 4170. 4820. 6294. 6597 u. s. w., aber auch wo es sich mit vienc, hienc begegnet, die ja eine gleiche nebenform boten, steht doch voll gienc : vienc, z. b.:
wie 313. 353. 673. 3503. 4673. 5779. 5941. 6127. 6239. 7347 u. a.; nur ganz ausnahmsweise, und nicht in allen hss.:
auch auszer reim zwar gie, z. b. gie dan 2245, des gie im nôt 2050 (enpfie 8040), aber die volle form ist da erst durchaus vorherschend: gienc dan 779, gienc si u. ä. 1374. 1788. 2200. 6583. 6760, gienc und .. 1220, ergienc 1047. im Trist. gie im reime auf ie 140, 40. 414, 18. 431, 7, nie 98, 19. 132, 25. lie 140, 29, die 273, 12, auch gie dan 284, 38. 342, 23, gie hin 374, 38, aber gieng er 236, 15. 277, 38, gieng eʒ 382, 22, gieng ouch u. ä. 293, 26. 374, 40. 299, 24. im Reinhart 830 gienc : gevienc (s. auch 366. 1745) neben begie : hie 838 (1540). vergl. in dem alten bruchstück gie : lie bei s. 18. 21 u. ö. (auszer reim 13. 29, ginc er 21). ebenso später und md. z. b. im pass. K. zwar gie auf sie, lie u. ä. reimend 37, 47. 58, 89. 134, 95. 300, 59. 355, 50. 456, 78. 465, 12, auch gie hin 93, 70. 131, 90, aber gienc hindan u. ä. 91, 78. 448, 58. 528, 44, und gienc : vienc, hienc 90, 89. 139, 13. 287, 80. 363, 97. 364, 47. 398, 48. 468, 2. 525, 45. im Reinfried z. b. s. 158 gie : nie, aber gienc : vienc, wie s. 381. 397. 656. doch enpfie : gie Trist. 133, 2. 315, 26. 414, 36, Wig. 292, 4. behie : gie 3766. es fordert eben weitere mühe.
zuͦ dem palas er in gie (knie).
Diocl. 1137;
do mit er enweg gie (: hie).
5659;
nun hören fürbas wie es gie (: sie).
königst. von Frankr. 6448;
wanne ich falscheit nie begie (: hie).
2323;
wie es aber fürbasz ergie,
das sollent ir mich hören hie.
2509,
damit der Eckhart fürher gie (: hie).
Mörin 1974;
der marschalk ainig zuo mir gie (: hie).
4076. 4126. 2862,
in ir kamern si do gieng,
ein weinen si da ane fieng.
Diocl. 1969;
zuͦ stunt er zuͦ der küngin gieng,
gar zörneklich er ane vieng.
6041. 5545. 6494 u. s. w.;
ich sag üch fürbas wie es ergieng
und was der künig anefieng.
königst. v. Frankr. 57;
der marschalk zuo dem hus ingieng (: hieng).
594. 557. 847 u. s. w.
und dô eʒ an den âbent gienc,
einen stîc ich dô gevienc.
Iwein 273,
dô in diu grævinne enpfie
unde engegen ime gie.
3792.
β)
so erweist sich gie wesentlich als reimwort, das aber aus einer mundart aufgenommen sein musz, wahrscheinlich einer oberdeutschen, denn wenn es im 14. jahrh. in mitteld. werken ganz fehlt, wie in prosa in Beheims evang., selbst im reime in der heil. Elisabet (s. 377ᵃ) trotz der überlieferung in der kunst. so kann es doch wol dort gar nicht bodenständig gewesen sein. aber im bair. sprachgebiete schon früh in allseitiger verwendung:
geschr. inphi, gi (s. dazu 2, a, γ), neben ginc daʒ kint z. 12; aber auch auszer reim do gie (geschr. gei) deu frowe 7, 21, gi 11, 6. 7. 13, 15 u. s. w.;
also auch in dem falle wo in der nachherigen kunst fienc, gienc herschend war (s.α). so hat die bair. hs. G des Parz. oft begie: enphie, s. zu 110, 21, auch auszer reim öfter als im texte. so früher auszer reim:
auch in prosa bair. im 14. jh. ( bair. gr. s. 285): dô ich in dein palast gie. gesta Rom. 3; daʒ er .. her wider gie. 43; also begie Adam todsünd, do er gottes gepot übergie. 4 u. ö., neben gieng 30. 39. 40. 60. 63 u. o., jenes hauptsächlich am schlusse von sätzen oder satztheilen; der gie zuͦ den chaufleuten. spieg. deutscher leute s. 2; daʒ Joseph in daʒ haus gie. 3. 9. 16 u. s. w., begie 24. 25, wie es scheint, immer (auch lie 35). gewiss schon früher, wie alem. schon im 12. 13. jahrh.: dô ich ruowen gie. hoh. lied v. 22, 1; der gie fure von Jesse. 58, 30 (gienc 107, 28); dô nu der guͦte sâme ûf gie, dô gie der knülle ... ôch ûf. pred. 2, 37; dô unser herre got hie ûf ertrîche gie. Schwabensp. 1, 2. 203 u. ö.; und ê das zil ergie, dô gîng der krieg wider ûf. Straszb. chr. 830, 19. bair. ist wol auch das gie im Rother (s. d, α), da er in Baiern wenigstens umgearbeitet ist. das im Orendel aber ( Germ. 18, 415) und im Oswald weist auf frühen gebrauch oder aufkommen in der volksmäszigen spielmannsdichtung überhaupt, zu welcher der Rother doch auch gehört.
dô si den mahelscaz inphie,
mit dem waʒʒere si dane gie.
ged. 20, 11;
mit girde si ime zuogie,
mit geluste er sie vie.
7, 26,
die herberge er fie,
unter sîn vihe er gie.
genes. fundgr. 47, 20, 94, 4,
der herre ire (der braut) gegen gie,
vil wole er si enphie.
er vie sie behende,
er gie mit ir spilende.
gen. fundgr. 35, 29, D. 44, 6.
γ)
übrigens gab es eigentlich nur ich gie und er gie, keinen pl. dazu (vgl. d, γ), keinen conj., und wenn ein spätes du gie doch vorkommt im reim, sogar ir gînt ( mhd. gramm. s. 325 fg.), so sind das nur einzeln gebliebene versuche, nicht viel mehr wert als stie für stuont (s. 2, c a. e.); gie conj. z. b.:
aber gie im ganzen ist nur ein versuch, der nicht weit gedieh.
maneger spricht: ob einer gie
von der helle und seite uns hie,
waʒ man dort ungemach erlite ...
Kar.
91 (319) d)
dazu aber eine aufklärende zwischenform gien, gîn, die gieng mit gie vermittelt.
α)
so oberd. wie md., bis in ahd. zeit zurück: mit mînan fuoʒun gien ih ... Müll. u. Scherer denkm. lxxvi, 23, in der Würzb. beichte (9. jh.);
im reime neben gieng (: sint) 1837 auch gie 3949 (3957); gînge dan die man vure (und klagte) ... sô gîniʒ geme (jenem, dem schuldigen) an sînen hals. stofflief. 1, 27, den gîniʒ an urin hals 28, nordthür. 13. jh.; do unser frawen kapellen stet, gin auch ain gasz auf und ab. Nürnb. chron. I, 26, 14. jahrh. (vorher gingen hewser auf und ab); also gin der purgraf von dem rechten (verliesz das gericht) und wolt den ausspruch niht horen. 27, 8; daʒ eʒ den steten in Swoben ubel gin. 46, 15 (vergl. 307); bair. begien, vergien, abgin 14. 15. jahrh. bair. gr. 176. 286; auch elsäss.: wurden die zamen vogel .. wild, flogen in die weld. es gin alles entpor. Alsatia 1875 s. 314.
zô kemenâten gîn daʒ megetîn.
Rother 1557 (1565) hs.;
dô gîn daʒ listigeʒ wîf ..
1942 (1950),
β)
das ist eine erleichterte, raschere aussprache von gieng; kommt doch auch im inlaut für -ng bequemeres -nn vor, schon II, 16, 18 in F giganne für gigange, bair. (s. a. a. o., mhd. gr. 183), auch md. 16, 277. und auch ags. erscheint gien für gieng 1, 368, vergl.gende für gengde 438 ( centralbl. 1865 sp. 690), auch alts. anagenni initium kl. d. 100ᵃ für anagengi. aus gien aber ward weiter, noch bequemer auch gie, wo das -n (oder -ng) nicht durch folgenden vocal o. ähnl. gestützt war, d. h. besonders am ausgang der rede, des satzes, des verses. allerdings erscheint solcher abfall von -n so früh sonst nur im nebenton oder bei enttonung, aber die meistgebrauchten wörter eilen immer der entwickelung voraus; doch vgl. schon im 13. jahrh. ma alem. gr. 171, wie in den schweiz. weisth. früh amma für amman, ambetman.
γ)
auch ein plur. gien erklärt sich ähnlich:
d. h. um Jericho bei der eroberung, bei Müll. u. 4, 3 in giengen berichtigt;
in den folg. stellen in der hs. zwar gihen (wie zihen, flihen), aber gien ist das gemeinte, d. i. giengen, wie z. b. 2159. 2199 steht (: dingen) und wie dort die Vorauer hs. auch gegen den reim setzt, das -h soll wol zweisilbige aussprache anzeigen, wie in enphihe Rol. 52, 5;
das ist aber eigentlich gien'n, für giengn, wie der sing. gien für gieng; jenes auch ausgeschrieben gienen z. b. in der hs. G des Parz. 186, 15, bair.; solche stark gekürzte bequeme sprechform erscheint im 12. jh. oft genug auch geschrieben, ja im reim verwendet, z. b. van für vanen Rol. 3, 10. 11, 2. 20, 20. 309, 11 (: an) u. ö., für chomen im reime chom (eigentlich chomn) Rol. 213, 5. 266, 31. 293, 2. 298, 29. 304, 20, ja im 11. jh. bei ztschr. f. d. alt. 23, 213, 36; ebenso später in der sinkenden kunst z. b. ban (: man) für bannen Wartb. 18, 5, kun für kunnen fastn. sp. 1219, pren (prennen), din (dienen) 8, 512. 514, spurweise sogar in der guten zeit, z. b. lerns für lernens 78, 18, dienn 657, 11. das streben nach grammatischer wiederherstellung (vgl. sp. 1597 fg.) in der zeit der steigenden kunst hatte das möglichst beseitigt, aber gie selber erscheint als rest davon, der doch auch einer beschränkung unterlag.
si gien drumbe siben stunt.
anz. 8, 45, 39,
di schif mit hûten (häuten) bezien (hs. bezihen),
daʒ di unden (wellen) darin nit ne gien.
Alex. 1042 W.,
unde lârtin (lehrte ihn) die seiten zien
daʒ alle tône darinne gien.
Alex. 210;
(wollte) nie neheine wîs geflien,
swî ime sîne dinc dâ irgien.
122.
e)
auch eine andere kürzung erklärt sich so mundartlich, giegen für giengen, s. gramm. 1, 935, mhd. wb. 1, 463ᵃ, alem. gr. 168, aus dem 12. jh. Müll. u. denkm. 269 (281), gigen 156, 18. 191, 19 (gingen z. 4), wie viegen für viengen wb. 3, 202ᵃ. es ist eigentlich giegn (genauer giegng), d. h. beide laute unter näselung wie zu éinem laut vermischt, den man besonders im bair. hört und der denn eine auflösung fürs schreiben sowol in -gn als -ng zuliesz. daher z. b. auch jugen für jungen in der hs. G Parz. 175, 11. 181, 21 (neben junge 161, 17. 360, 3), aber auch anderseits gangenwurt für gagenwurt gegenwart (gangn aus gagng) Haupts hoh. lied 108, 4. 144, 11, alem. 12. jahrh., engenge (: lenge) jüng. Tit. 1152, 1 für engegne, wie umgekehrt jenes giegn für giengn; daher im 15. 16. jh. auch gegang für gegangn (wie volbring inf. 15, 228, vgl. gefänglich aus gefängnlich), z. b.:
wenn auch im sing. vorkommt giege conj. mhd. gr. 325, wie fieg al. gr. 168, enpfieg Parz. 712, 26 D, dig neben ding fastn. sp. 833, 28, brig für bring 839, 20, so musz wol für manchen schreiber jener doppellaut auch auf das einfache g übergegangen sein. vergl. schon ahd. gagantan für gangantan ambulantem Tat. 81, 2, auch intfiegen 109, 2, intfagana 208, 3, s. Tat. s. 22 (mit anderer auffassung), immer mit folgendem -n, das zurückwirkte; mit intphiec denkm. lxxiv², 12 kann es nicht anders sein als mit mhd. enpfieg vorhin.
du pist mir auch die zeit lang
umb meinem maitumb nach gang.
fastn. sp. nachl. 252, 32.
6)
ausbildung und ursprung der doppelform, verwandtschaft.
a)
dasz gegân für gegangen, auch gie für gieng, wie sie mhd. auftreten (die zweite dazu sehr beschränkt), nicht ursprünglich sind, sondern bequeme kürzung im dienste rascheres sprechens, ist wol nach dem vorgeführten verlauf der entwickelung deutlich genug; wenn man gie nach vie, hie gebildet sein, diese aber aus vieh, hieh entstanden sein läszt, so müszte doch ahd. oder mhd. von vieh, hieh, viech, pl. viehen wenigstens eine spur bewahrt sein (das enphihe, intphiec vorhin taugt nicht dafür); eher haben wol vie, hie von gie einflusz erfahren, da gân doch auch mehr in gebrauch war, als vâhen, hâhen. nach gegân für gegangen, gevân für gevangen musz man aber auch bei gân an kürzung aus gangen denken, vermittelt durch eine sprechform gangn (s. 5, d, γ). wer der ahd. zeit solches zusammendrängen im sprechen noch nicht zutrauen mag, den kann das handschriftlich und metrisch gesicherte lâʒ bei IV, 24, 6 für lâʒis (s. bei Haupt 12, 34) beruhigen; eine sprechform der art ward eben beim schreiben möglichst berichtigt (wie jetzt, s. sp. 1597), taucht daher nur selten auf. gangn ist nicht gewagter als diesz lâʒ(s), der übergang in gann, gân (vgl. b a. e.) ist begreiflich schon nach dem giganne für gigange 5, d, β.
b)
für die kürzung spricht auch und erklärt sich damit gên, dessen ê, wie bei stên, doch nur begreiflich ist aus einer einwirkung des e der endungen, das sich in den stamm eindrängte, der ja mit seiner einen silbe nun die endung zugleich darzustellen hatte (vergl. 7). wenn Otfried schon ir gêt, si gênt braucht (3, b), so gehn diese eben hand in hand mit den -et, -ent, die bei ihm für -at, -ant schon herschend sind ( 12, 36 fg. 50. 99), wie sein gê conj. zusammen geht mit gange; im inf. war ihm aber -an noch fest, daher hier noch kein gên, nur gân, wie er gât, weil seine 3. sg. praes. noch nicht -et, nur -it. hat ( 12, 155. 34). wie er in seinem sorgfältigen sprachlichen wie metrischen denken auch des endungsvocals gedachte, zeigt z. b. dû duis, er duit, für duas, duat u. ä. 12, 140 fg.; so war, wie hier, bei gênt u. ä. das endungsgefühl befriedigt auch bei noch
bleibender einsilbigkeit (vgl. weiter 7), in gân neben gangan aber desgleichen. im Tat. dann auch part. gênti, hand in hand mit gangenti neben ganganti. ob auch bei dem gengen für gangen 1, c dieser einflusz mit im spiel ist? eine rückwirkung von gên? auch die vocallänge der kurzen formen wird weniger von ersatzdehnung kommen, als von dem gefühl der mit darin vertretenen endung.
c)
freilich das ahd. ih gân oder gâm begreift sich nicht aus ih gangu, aber wol gân ih aus gang ih, besser gangih, was z. b. Otfrieds form wäre ( 12, 33. 96), also wie das ahd. gien ih (l. gienih) aus gieng ih, giengih unter 5, d, α; gâm folgte dann der spur von tuom, pim, lepêm u. s. w., auch mit seinen weiteren formen, die dann auch in gât u. s. w. das -n einbüszten, den rest des stammes gang; versuche, das -n zu retten, s. unter 7, a. in ich gân, gên war es noch mhd. fest und in mundarten weit länger, aber wie ahd. schon im conj. ohne -n (3, b), so mhd. einzeln auch im ind. schon früh:
zugleich der ansatz zu nhd. ich gehe (s. 7).
ich gê zô den herbergen sîn.
Rother 1942,
d)
so findet ein stamm ga neben gang, den man seit Bopp für die kurzen formen annimmt, im thatbestand näher betrachtet keinen wirklichen anhalt; gangan ist, wie im goth., so überall der ältere bestand, aus dem sich durch das bedürfnis des zusammendrängens des massenhaft gebrauchten wortes im leben die kürzern formen als jüngere so gut erklären, wie bei mhd. hân, lân für haben, lâʒen, blosz mit theilweiser ausnahme des ahd. praes. im ind., das mir aber nicht genügt um es von dem sonst geschlossenen ganzen herauszunehmen, mit dem es doch auch wieder unzerreiszbar zusammenhängt. und es wird mit stehn, stân, stantan dasselbe sein. da freilich bot der alte arische stamm sta, sanskr. stha zu jener annahme eine unumgängliche handhabe, und gewiss liegt unserm stant jenes sta zu grunde. aber das sanskr. gam gehen, das man nach Bopp jenem lange zu grunde legte, in der lautverschiebung nicht treffend, ist ja nun für griech. βαίνω, lat. venire, unser kommen in anspruch genommen.
e)
aber gangan findet in der nähe einen genügenden anhalt, in einem worte, das zwar nur volkswort geblieben, aber mit seinem stamme sich über das ganze germanische gebietet verbreitet, also germanischer urbesitz ist.
α)
gankeln (s. d.) heiszt md. und oberd. baumeln und baumelnd gehen, schlendern u. ä., schweiz. auch völlig in bildliches gehn übertretend: er lâts ganggle, 'läszt alles gehn wie es mag' 1, 423; spuren von altem bestand gibt z. b. unter gangeln 1 das spät mhd. mit einem ganggeln, so und so umgehn, eigentlich ihn führen (wie einen blinden), noch älter, nur mit andrer auslautstufe (s. dazu u. f, gankeln 2, b. c) u. 3 dort das ahd. gangarôn ambulare, ags. gangelwäfre spinne, 'im gehend webend' 1, 500, auch in den gemeinden am Monte Rosa, die viel ältestes bewahren, ganglbein, langbeinige spinne, nd. kankelbein (s. u. gankeln 3, a), deutlich von der bewegung der beine, di als ein gangeln, gankeln, kankeln bezeichnet ist.
β)
dabei ist zu beachten, wie die benennung des gehens in den sprachen überhaupt keineswegs die dauer hat, wie der schwesterbegriff stehn; wie in diesem grosze stätigkeit, so ist in jener grosze bewegung. so sind ja lat. ire und meare in den töchtersprachen eingegangen, so im engl. das ags. praet. gieng (ersetzt durch went), und schon im ags. selbst stand neben gieng eine bildung von anderm stamme, eode, wie goth. iddja neben dem nur einmal bezeugten gaggida, d. h. der rest eines eingegangenen wortes oder stammes, gaggan, gangan aber eine jüngere bildung, ungefähr wie it. andare, franz. aller neben io vo, je vais, d. h. lat. vado. die wörter für gehen verbrauchen sich bald und brauchen öfter nachschub, der gern aus dem kreise sinnlich bezeichnender kraftwörter genommen wird; so z. b. bei dem alten haupt, nun durch kopf, eig. schädel, fast verdrängt (zuerst in der kampfsprache), das aber nun selbst wieder durch schädel einbusze erfährt.
γ)
so kann gangan, das schon vor der trennung der germ. völker aufgekommen sein muszte (durch iddja, eode, d. i. den alten stamm i- nur bei zweien überdauert), urspr. das gehen neu bezeichnet haben als ein baumeln der beine, als welches es dem blick erscheint, wie lat. ambulare wol auch, das man doch schon bei den komikern auch in ein gehen überhaupt übertreten sieht; also wie jetzt bei uns schlendern, daneben eine fülle landschaftlicher kraftwörter, z. b. bair. klanken, schlanken, kärnt. glangkeln, schwäb. glunken (s. unter klanken 2, b. d), kärnt. klacheln (s. d. 2), schwäb. u. a. gackeln, gageln (s. d. 2), nd.
z. b. dungeln (s. auch gaukeln II, 1, f), die alle eigentlich ein baumeln bezeichnen, wie auch das neuere bummeln, eigentlich das gehen ohne zweck und thätigkeit, das blosze gehen. wie auch gehen eigentlich die bewegung der beine bezeichnet, ist noch im 16. jh. zu erkennen, s. II, 1, a.
f)
auch mit ablaut stimmt gangan zu gankeln u. s. w.; denn wie dieses auch als gunkeln baumeln erscheint, schwed. in mundarten neben kanka schlendern auch kinka baumeln, neben kangla tändeln auch kunkla, neben gängla wackeln auch gingla und gunga schaukeln (s. unter gankeln 2), so zeigt das ags. neben gang auch (mit eo für i) geong m. meatus, iter, neben gangan auch geongan ire mit praet. gang, für die spinne neben gangewifre auch geongewifre, s. 1, 499 fg., nordh. gegeonga ambulare 330ᵃ. auch im hd. liesze sich das wiederfinden in dem mhd. imp. ginc neben ganc (und genc) und in dem landschaftlichen praet. gang (sp. 2381), falls diese alt genug wären. auszer zweifel ist das wol bei einem mnd. ging, gang, mal, vom ackergange bezeugt im 14. jahrh. Schiller u. 2, 113ᵃ, noch jetzt im Göttingischen ging, der 'gang' beim weben, d. h. eine anzahl von 40 fäden 64ᵃ. s. auch unter h.
g)
urverwandtschaft bietet litt. żèngti schreiten, gehen ( gl. 133ᵃ), am bedeutsamsten aber ein altind. stamm, der zugleich die bei uns noch erkennbare urbedeutung zeigt, ǵam̃h zappeln, ǵaňghâ das bein vom knöchel bis zum knie vergl. wb. d. indog. spr. (1874) 3, 99, jenes genauer 'mit den flügeln oder beinen schlagen, zappeln', dazu ǵaňghâla schnellfüszig, als subst. antilope u. ä., ǵaňghâ-kara, läufer, eigentlich mit den beinen arbeitend 3, 9, vgl. 73; das subst. auch im zend, zañga m. 'der obere fusz' (wol vielmehr bein), nizañga 'der untere fusz', s. 120ᵇ. 172ᵃ. vergl. auch goth. wb. 2, 373.
h)
nun tritt aber auch herzu, zumal nach dem ablaut u. f, ein hd. wort für verlangen, begier: ahd. gingo V, 23, 42, kingo intentio, voluntas Germ. 8, 13, mhd. ginge m. f. wb. 1, 527ᵇ; auch mnd. gink lust und belieben Sch. u. L. 2, 113ᵃ; dazu ahd. gingên begehren, trachten (mit gen. oder thara, wohin) Otfr., auch gigingên aspirare, kingên sequor, imitor 4, 217 fg.; s. auch sp. 1236 aus rom. gebiete venez. ganga absicht, wälschtir. lust u. ähnl. wenn ich jenes sp. 1140 zu ginen hiare zog, so kommt es nach dem vorigen besser hier unter, da das begehren auch bezeichnet wird nach dem begehrenden arbeiten mit armen und beinen (wie noch kinder thun), vgl. z. b. streben mit bair. strabeln, 'hände und füsze regen, zappeln' 3, 676 (auch strappeln 688, strampeln), mhd. streben die glieder regen, eifrig arbeiten nach etwas, trachten, verlangen (auch kämpfen). so kann denn ahd. gingo, nordit. ganga auf jenes 'zappeln' zurückgehn, das altind. bezeugt ist und in gangan, gankeln auf die bewegung der beine beschränkt.
i)
endlich ein subst. zu gang- ohne das -n, goth. gahts in innagahts f. oder innatgahts eingang, framgahts f. fortgang (auch adj. unatgahts unzugänglich); ahd. bettegâht concubiae Cap. 46 (36), d. i. bettgehzeit gr. 2, 995, 4, 1277, vgl. auch altn. gâtt f. thür; mhd. aber giht 1, 1014, kirchgiht kirchgang, sunnegihten dat. pl. Johannis (mhd. wb. 1, 518ᵃ). für ausfall des -n, den 3, 99 annimmt, spricht ahd. gâht, doch bei giht ist das unmöglich. es bietet sich aber ein nebenstamm gag (wie stat neben stant), breit entwickelt und alt gestützt, mit der gleichen bed. baumeln, zappeln, schlendern u. ä., s. gageln und gagen sp. 1142 fg. (auch gagen pl. und gigl beine). auch gicht als krankheit, mhd. giht, eigentlich krämpfe, zuckungen (mhd. wb. 1, 517ᵇ) tritt nun passend in den kreis nach der urbedeutung zappeln.
7)
endlich gehen als siegende praesensform.
a)
das sprachgefühl war mit der erreichten einsilbigkeit doch nicht lange zufrieden, das grammatische bewusztsein daneben verlangte eine befriedigung des endungsgefühls. dabei ist das -n auch als stammhaft behandelt worden (was es ja eigentlich auch ist), in allen drei hauptmundarten; genend gehend im 14. jh.: it. 2. lb. den genenden knechten in die rais (als kosten, fuszknechten). städtechron. 4, 86 anm. 6; im 15. jahrh.: die müeszig gener und stener für müesziggeer und steer 3, 130, 30 var. (beides nürnb.), wo wir noch nachempfinden können, wie das bleibende -n eine gefühlte lücke ausfüllte. dann auch im inf.: genen, meare, gradi, limitare in einem md. voc. 15. jh. 352ᵇ. 268ᵃ. 330ᵇ; auch gene vadere 604ᶜ, ire 309ᵃ, gradi 268ᵃ, ledik gene ociari 392ᵇ, gane meare 352ᵇ, eingane ingredi 298ᶜ, nrh. gayne 309ᵃ. 352ᵇ; gêne hessisch 14. 15. jahrh. z. b.: wart mit scharpfen worten ime zûgêne. myst. 10, 17; were in das gmein wasser fischen wil ghene. weisth. 2, 456; nürnb. 14. jh.: ich
wil in nimmer lôʒʒen zergêne. offenb. d. 74, 24, vgl. meistersingerisch:
noch jetzt nordfränk. in Sonneberg genna (neben gîa) 56, in Kärnten geanen 112, vgl. tirol. gêner geher, auch der umgênete (für genende) schuster, der ewige jude 186. appenz. i gôna gehe 231ᵇ, gônig, 'gehenig', im schwange gehend 233ᵇ. auch nd.: westf. gaunen (wie staunen für stân, slaunen für slân, dônen für dôn) goth. wb. 2, 372; vgl. mnd. ganden 14. jh. Sch. u. L. 2, 10ᵃ, auch, wie mir Bech zeigt, oberd. vorkommend: eʒ gande sîn lîp oder guͦt an (hs. an gut). Augsb. stadtb. s. 74, und md.: ab .. den bürgen .. an mîme vatere .. icht abe giende (bei der verbürgten leistung), daʒ ich daʒ sal ervüllen. henneb. urk. I, 68, 44; were ouch, daʒ der bürge einer abe giende (mit tode). 68, 19, vergl. abegienge 87, 32; da ist der laut gang irrig umgesetzt in gand, zunächst und vielleicht blosz für die schrift, denn standen kann doch kaum darauf gewirkt haben (s. 2, c).
welcher nit heim kan gene (: zwene).
Göd.
1, 118 b)
richtiger und überwiegend erweiterte man doch den vocal, der ja den der endung verschlungen hatte. so gahen für gân im 16. jh., s. z. b. 2, 75 anm., selbst als reim auf an, wie auf stan:
sonst das. gehen, gehin oder auch gan, gain, s. s. 308 fg.; noch bei Luther: das er noch ein jar in die schul gahe. vom bapstum D ijᵇ ( 2, 42ᵇ); das iemant eine gotliche ordnung recht zu herzen gahe. A 4ᵃ; zum dritten, das ein keiserlich gesetz auszgahe .. an d. adel E 4ᵃ, wie mhd. gâ (sp. 2384); vgl. auch gahet für gaht bei Diez. ebenso ward gîn zu gien, schon im 14. jh., s. sp. 2388 (vgl. auch das gön, gän sp. 2387), wie man sîn im 15. jahrh. zu sîen ausweitete, im 16. jahrh. seien 2, 4 Göz, jenes z. b.:
ist doch schon bei Otfried duet für duat, duen für duan u. ä. ( bei Haupt 12, 141), obwol einsilbig, nicht anders gemeint als zur befriedigung des endungsgefühls, wie im 14. jahrh. tuen cod. dipl. Sax. II, 2, 97, tuhen 185.
(du solt) uff dissem tuch gahen
und vor den richter stân.
Alsfelder pass. 3782,
wir syend (ind.) selb im land doch gest.
Mörin 1886;
herr marschalk, syend ir berait?
1515;
wer sien die von Wirtenberg?
4048.
c)
den sieg trug aber gerade deshalb gên davon, dessen ê ja schon vom endungs-e herrührte (6, b). auch seine ausweitung beginnt schon bei Otfried mit geit, trotz einsilbigkeit (sp. 2388); auch im Tatian ist wol geet neben gêt schon mit so gemeint, wie späteres geen im 14. 15. 16. jh.; ebenso im Boeth. gâendo neben gândo 4, 68. 79. befriedigt wird das streben endlich durch aushelfendes -h, gehen; vgl. schon im 12. jahrh. geht 188, 4. 9. 190, 27; besonders md. seit dem 13. jahrh.: daʒ geht ime an die hant. urk. 43 (get 44); daʒ sîne vrûndichîn mit ime mûʒen herîn gehn ... sô sal he geen in den creiʒ. Freib. stadtr. 3, 232, gehn neben gen 263. und so dann zweisilbig, auch besonders md. (vgl. gahen u. b): dar hine gehen. evang. übers. 14. jahrh. 9, 269, nidder gehende von dem schiffe 274, neben ghen 273. 275, ich ghe 276; daʒ im .. nicht doran (am zinse) sal abe gehen. cod. d. Sax. II, 2, 103, vom j. 1369 (stehet 266), gehin 166; das her nicht von dem dinge gehe. Magd. fragen s. 164; von ym gehen. 171 (gan 172. 111), vergl.stehende eigen 97 neben stende eigen 96 (geen noch voc. opt. Lpz. 1501 O 5ᵇ. Q 5ᵃ);
neben gê inf. (: mê) 3035, vorgê 3323, vergl. übrigens s. 220; ein grosze processien zu gehene. K. Stolle Erf. chr. bei 8, 307, lieszen stehe und lie (liegen) was da was 309, vgl. lîn, liegen (: Augustîn) rittersp. 1204. 3826, h. Elis. 935, aber auch das zu lîhen zerdehnt 861 (s. s. 36), wie bei Stolle lîe, lîhe gemeint ist, so sehr schwankten die formen;
öfter noch ganck, s. s. 308 fg. noch in dem Erfurter sog. Engelmannsbuche um 1500 wechseln geen und gehen (s. z. b. II, 6, d Michelsen).
mit sogetaneme spele ir umme gehit (: flehit).
rittersp. 31. 1225. 3101;
er danne man zu strite gehit ..
den cristin eʒ gar wole stehit ..
3101;
wo man sicher sulle gehin (: sehin).
114. 3049;
daʒ si gehin in frischir erdin.
2210,
ich bin nit wirdigk, dasz ich gehen,
dasz min augen sollen sehen
die hohe von dem himmelrich.
Alsf. pass. 2008 (nu gen ich 6046);
nu gehen ich doch vor uch in den toit.
3323;
dasz dich an gehe alles leit!
4101 (ge 5942);
gehe mit mer dan.
5950,
d)
gehen wird dann Luthers form nach anfänglichem schwanken mit gan, gahn, ghan (4, a), seltener gehn; er schreibt gehe, gehest, gehet, imp. gehe, z. b.: wenn du ... mit ir zu bette und tisch gehest. hochzeitpr. 1536 B 1ᵃ ( 2, 43ᵇ); ich bin nicht werd, das du unter mein dach gehest (conj.). Matth. 8, 8; wer bin ich, das ich zu Pharao gehe (conj.). 2 Mos. 3, 11; wo ein scharrhans gehet odder stehet. confit. 1530 B 4ᵃ; dise .. weise gehet itzt zu Wittemberg (im schwange). Diez 2, 44ᵃ vom j. 1522; gehet ewre strasze. Jos. 2, 16; gehe aus dem kasten. 1 Mos. 8, 16. auch oberd. dringt es früh vor zwischen den alten formen; bei Maaler zwar noch blosz gon 189ᶜ fg., aber schon z. b. setzt im j. 1537 wesentlich gehen an 337ᶜ fg., neben gohn 343ᵈ (vgl. 1, b, α). auch bei schriftstellern, z. b. bei Wickram also geht es rollw. 88, 20, neben gan 88, 8 (gon 90, 12), wie freilich schon mhd. sp. 2383, aber das -h zeigt die einwirkung der neuen strömung.
e)
endlich wird das -h als notwendig und wesentlich angesehen, wie auch bei stehen, und auch die endung voll ausgeführt, im 18. jh. z. b.: es gehet leider nicht an. 442, wie verstehet 519 (auch scheinet, suchet u. s. w.);
zwar auch gehn, bei schriftstellern die dem leben sein recht geben, z. b. (1755) 3, 247. 249 neben gehen 246 (gestehn 3, 269. 4, 441), gehen und gehn noch beisammen bei u. 23 a. e. (gehn im satze, gehen am satzende), aber auch noch:
nun doch wieder geh, geht (wie scheint, sucht u. s. w., noch bei Adelung gehet, das selbst Campe noch fest hält), in der aussprache aber auch gehn, d. h. gên, also in wahrheit noch wie mhd.; vergl. 4, e.
und Töffel gehet mit.
fab. 3, 4 (s. u. II, 6, e);
ja, wer durchs leben gehet ohne wunsch ..
Wallensteins tod 2, 2;
so gehe denn, mein kind, und sprich
in andacht ein gebet für mich.
gang nach dem eisenhammer.
II.
Bedeutung und gebrauch.
1)
schreiten, schritte machen, so und so gehn, ahd. für gradi, ambulare; vgl. gang I, 1 als schritt.
a)
auch von éinem schritte, noch um 1500: (das kamel) geyt niet loufende noch dravende, dan (sondern) mit eime slechten langen gange, so wijt as ein man seer gain maich (vermag). pilg. 116, 34, einen starken schritt thun, gang schritt, ausschreiten, vgl. eine brücke vierdehalf hundert genge lank 239, 16. so für treten, die füsze setzen: du thuͦst wie ein sau, die gat (gedruckt gatt) mit den fuͤszen in den trog (beim fressen). sünd. d. m. 82ᵃ. s. auch einen schritt gehn bildlich 24, f und schritt gehen 3, d a. e.
b)
schritte machen: beducht si, si möchten das wasser erwaten (als welches sie einen mondschein ansehen) .. und als si im gan waren, huoben si die fuͤsz hoch uf, als dann lüt pflegen so durch wasser waten. facet. 142 nr. 46 (lat. inter eundum). gradi ist in den vocc. gan, geen u. s. w. 268ᵃ (nov. gl. 196ᵇ), ingredi ingaen 298ᶜ. mhd., auf der wahlstatt:
muszten schreiten, einher treten. daher beim tanze, von künstlichem schreiten, treten:
vgl. einen tanz treten Helmbr. 940.
von den rossen si vielen (stiegen rasch ab),
ûf den tôten si giengen,
ir iegelîch suͦchte den sînen.
Rol. 241, 22;
und giengen ûf den tôten hin.
Karl 8315,
waʒ obe si gêt an disem tanze?
75, 5;
an einem tanze, dâ si gie
wol mit êren bî den schœnen vrouwen.
MSH. 2, 91ᵃ;
dâ si bî dem tanze
gie, er gie ir an der hant.
98, 13;
da (bei hofe) zôch ich aber schâchzabelspil ...
und gie vor manigen schœnen tanz.
Virginal 113, 11 (heldenb. 5, 22ᵇ),
c)
daher auch gên lernen, wie das kind: man muͦste ime (dem bei den wölfen im walde gefundenen kinde) einen lenen anbinde, biʒ iʒ gelernte (so l.) gê also ein mensche. deutsche chron. II, 309, 37 (thür.); spat gehen lernen 1, 330ᵃ; vgl. gehkorb, gehwagen. von der art des ganges: geh gerade! ruft die mutter dem kinde zu, geh sachte, langsam u. ä.;
Pickelhering (als Thisbe) gieng so enge und redete so klein (fein), als wenn es ein mägdlein von zehen jahren gewesen. die allered. belust. 107, machte so kleine schritte, vgl. mhd. enge schrite machen unter gang I, 1, b. auf krücken, auf stelzen gehn.
ein junges weip gerad und stolz,
die aufgericht get sam ein polz.
fastn. sp. 265, 11;
so haiszt man mich ein narren darumb,
das ich ge mit den pein so krumb.
261, 5;
meister mondschein, ey gehet nicht so krumb!
P. Squenz 19;
d)
gegensatz ist stehn (s. dazu 4), reiten, fahren:
ieclich man sal ouch wesen zolles vrî, her vare oder rîte oder gê, swâ er schiffes (zum überfahren) oder brucken nicht bedarf. Sachsensp. II, 27, 2; wer (von dem kriegsheer gegen die Hussiten) .. aus dem land zu Pecham rit oder gieng oder fuͤr ân seines hauptman willen (kriegsflüchtig) ... deutsche chron. II, 364, 24. vergl. übrigens gehn auch vom fahren u. ä. 6, b.
ich sihe wol, daʒ ir (als freier, ungefangen) stêt
unde rîtet unde gêt
swar iuch iuwer wille treit.
Iwein 4036;
e)
bemerkung verdient wol, dasz auch den schachfiguren ein gehn und gang beigelegt wurde, wie man sie überhaupt sprachlich lebenden wesen gleich behandelte, zum theil noch jetzt (wie die kinder ihre bleisoldaten); z. b. im 14. jh. in dem schachbuch des pferrer zû dem Hechte:
vgl. 352 von des kungis gange, 360 von der kuniginne ganc, 366 von der rittir gange;
und wen der kung sal ûʒgên
von velde dô he phlît zu stên.
zeitschr. für d. alt. 17, 355, 19;
ouch mag die kunginne gên
ân den kung in ir lên.
357, 19;
zû der rechtin hant gêt si stân
vor den schrîber ûf den plân.
360, 11;
sô mag he (der roch) ouch wol vor sich gân
zu siczin vor den koufman.
354, 33;
ein rittir der ûf swarzim stât,
ûf ein wîʒ velt he gât.
367, 5;
daʒ îclichir (alde) ûʒschrît
und gêt alum des bretis wît
nâch des cirkils swange
und irvullit an dem gange
sechse sîner genge.
365, 35 ff.;
der rechte (alde) der hât genge zwên:
wen he trit ûʒ sîme lên,
he gêt vor den gebûrisman u. s. w.
364, 9 ff.
f)
bemerkenswerte sprichwörter z. b. bei 1436: es ist gut schwimmen beim schiff und gut gehen beim wagen; neben dem ross ist gut gehen; man musz bei den stülen und benken gehen, bisz man könne allein gehen; mit guter musz gehet man auch fern (kommt man weit); mit langsam gehen kompt man das fernest. 1435; wer sorglich geht, fällt nicht hart. 868ᵇ.
2)
auch von thieren, ursprünglich ohne unterschied vom gehn des menschen (vgl. u. kind II, 13, essen 3), s. schon 1, a von der sau (und ihren füszen).
a)
daʒ dritt stuck des puochs (von der natur) schol sagen von allerlai tiern, und des êrsten von den die dâ gênt ûf der erden. 114, 7, geberndeʒ gêndeʒ tier 226, 33, vierfüsziges, aber auch schlangen, fische:
auf deinem bauch soltu gehen. 1 Mos. 3, 14; die visch die in der tiefen gênt. 243, 5 (lat. habitant); die pesten häring gênt pei Schottenlant 245, 18. von vierfüszlern: alles was auf tappen gehet unter den thieren. 3 Mos. 11, 27; das sich reget und gehet auf vier füszen. 21; es gehen nicht alle esel auf vier füszen. 1323, 34. aus biblischer quelle wol noch im 18. jh., in alter einfachheit:
jetzt ist da im leben laufen das wort, als niedriger, derber (wie fressen gegen essen u. ä.); eigen nur, dasz nun auch die kinder laufen lernen, nicht mehr gehn.
kinder, hie (im walde) gêt slangen vil!
MSH. 3, 31ᵃ;
den thieren jeder art, wer kann die zahl bestimmen?
die kriechen oder gehn, mit nassen federn schwimmen,
und deren leichter flug hoch in den wolken eilt ..
1, 91.
b)
besonders noch jetzt doch vom vieh, das zur weide geht u. ä.: die heingassen, da dʒ vihe usz und in gat (im dorfe). weisth. 1, 418, s. unter gasse sp. 1444; und wo der far (zuchtstier des vogtes) hine gat, in matten oder in korn, do sol er gon one einunge (busze). 5, 482; wo meiner frauwen der meisterin muͤszig vich fürgehet, soll der zweien dörfer vich nachgehen. 477, gleiches weiderecht haben mit der herschaft; der kälhoffer von Schwamendingen ward beklagt, er habe auch ein stier ghan über die zal. Züricher urk. 1, 84; auch
so mag unser vihe gen trinken in die Werse. weisth. 1, 577; sieben .. küe .. gingen an der weide im grase. 1 Mos. 41, 2;
s. dazu gang I, 6, d, weidegang, henneb. das hämmele soll noch zum gang gehn, zur weide 4, 310.
die geisz .. wolt weiden gehn.
Es. 41;
so fehlt uns keine mehr, die (kuh) geht am weitsten.
Tell 1, 1,
c)
von pferden:
und hatten (könig und kurfürsten) ir pherde hinden uber die Hoe gen Limpurg zu gen Collen laszen geen (während sie selbst zu schiff fuhren). Frankf. reichscorr. 2, 48; mein eltester bruder ... bracht mir ein hölzins röszlin, das zoch ich an eim faden vor der thür, do meinet ich gänzlich, das röszlin könde gan. 6; meine drei pferde (vor der postkutsche) schliefen im gehen. (1839) 8, 301. die rosse gehn zu acker, zu felde mit dem bauer (auch der pflug, s. 12, c a. e.); vgl. veltgênde vihe Ssp. I, 20, 1, aber zu velde gên zur weide gehn II, 54, 5. III, 49. gahnpferd und stahnpferd weisth. 2, 397, bei weinfuhre für den herrn, d. i. gânde, stânde (s. 4, a).
ein ros daʒ willeclîchen gât,
swer daʒ mit sporn ouch bestât,
sô gêt eʒ deste baʒ ein teil.
Iwein 2395;
daʒ pfärt gienc einen smalen wec.
Parz. 514, 25;
d)
besonders von der gangart (s. gang I, 6, a):
eins ein rotschimmel .. das ander war ein schimmel, so bede gute zelt giengen. 48; ein zältner, ein ross das im zält gat. 245ᵈ (vgl.klepper); asturco, ein zeltner, der im stapf gat. 131ᵇ; den pasz gahn, den mittelpasz, den trosz, den tritt, den schritt, den trab, den trott u. s. w. Garg. 132ᵇ (Sch. 240); das pferd gehet einen guten trab. orbis pictus 2, 14. den galopp gehen. 318ᵇ. selbst von der heftigsten bewegung des scheuen thieres einfach durchgehen, vgl. der schimmel geht ins zeug, ins geschirre, zieht scharf an.
man sach ir pferit schône gân.
Lanz. 7176;
eʒ gienk ebene in den wech,
sanfte und balde genûch (zugleich).
Eneit 148, 40;
ir ros in giengen ebene.
Nib. 72, 4;
sîn ors .. gienc mit sprungen ..
under im vor sîner schar.
Wh. 368, 26;
under im gie in sprunge
sîn ors, daʒ was behende.
krone 7445;
er reit ein ravît daʒ was rôt,
daʒ gie ensprunge schône.
Wigal. 15, 14;
iwer meidem gie nie enzelt,
er dravete unde schûfte.
Helmbr. 1780;
e)
von wild; ahd. z. b. vom eber:
mhd. auch mit dem merkwürdigen umsprung des subj., wie ein tisch sitzt vol (gäste) volksl. 628, diu venster sâʒen vrouwen vol Mor. v. Craon 878 (s. V, 2209, vgl. gänge II, 3, a):
noch weidmännisch: nebengänge thut ein hirsch, auch ein hase, wenn sie auf ihrer hingegangenen spur gleich drauf wieder zurück gehn. 124. vergl. kirchgang des hirsches, gang 6, b. c. wild geht dem bauer ins feld; als landgr. Philipp von Hessen einen erlegten fetten hirsch lobte und ein dabeistehender bauer sagte: ja gn. fürst und herr, das kostet unsere gute körnlein, die sie uns im feld abetzen, dem antwortet er: es ist wol zu erbarmen, dasz ich ewre kühe lasse in meine wälder gehen, und ihr weigert mir, meine kühe in ewer feld zu gehen. 1, 121. von fischen s. Megenb. unter a, daher noch im wortspiel in einem hochzeitsgedicht für einen mag. Joh. Hecht:
der heber gât in lîtun,
tregit sper in sîtun.
u. denkm. ⅩⅩⅤⅠ;
dô gie er (Dankwart) vor den vînden alsam ein eberswîn
ze walde tuot vor hunden.
Nib. 1883, 3;
bald si funden an eim trit do,
das ein wilpret gegangen wer.
Teuerd. 44, 21.
ouch gienc der walt wildes vol.
Iw. 3272.
gott der lasz euch beide sehen
viel paar junger Hechtlein gehen.
Parn. 786.
3)
das an sich intransitive wort wird doch auch unter umständen zum trans., tritt auch ins pass. (f), wird reflexiv (h).
a)
noch jetzt geläufig und alt einen weg gehn:
welchen weg (von zweien) musz ich gehn? ich bin einen falschen weg gegangen; so solt du deinen weg fort gehn. weim. jahrb. 4, 267 (s. u. b); vieleicht saget er uns den weg,
den wir gehen (conj.). 1 Sam. 9, 6; ir seid den weg vor hin nicht gegangen. Jos. 3, 4; darnach gehet ewre strasze. 2, 16;
auch bildlich z. b.: wenn ich eine andere laufbahn gienge und statt des schlachtfeldes den sessionstisch wählen ... dürfte. uns. loge 1793 1, 301 (vgl. 24, g);
anders geh deinen weg, d. h. fort von mir, von hier: ir habt ain andre herschaft, darumb so get eurn weg. weisth. 6, 180 (bair. 16. jh.), abweisender bescheid eines richters an einen kläger. auch geh wĕg ist ja entstanden aus ganc den wec Trist. 2407 (557, 27 M.), durch enweg (inweg) und eweg hindurch, vgl. noch im 15. jh. enweg und eweg neben einander weisth. 1, 656.
swer zwêne wege welle gân,
der muoʒ lange schenkel hân.
129, 23;
doch laszt uns ein paar gassen gehen,
da seht ihr wie die sterne stehen.
3, 192.
komm, komm (Asterie) und lasz uns gehn den weg der ewigkeit.
poet. w. 4. b., an die deutsche nation).
2, 143 (b)
auch einen, seinen gang gehn: mühle, gehe du deinen gang, und ich will gehn meinen gang. weim. jahrb. 4, 267, soll der wandergeselle zur mühle sagen (s. sp. 1221); Johann gieng seinen steifen gang (s. d. I, 1, d). phant. 2, 267. einen botengang gehn u. ähnl., auch den schneckengang, krebsgang u. ähnl., den galgentritt, galgengang:
einen gemeinen gang gehn, flurbegang, s. sp. 1222 m., kathol. einen bittgang gehn u. ähnl. (s. das.), eine procession oder mit deutscher betonung und endung: gebôt der lantgrâve .. dem covent, daʒ si keine procéssien gên ... soldin. 50, 21; an einem liehtmessetag, dâ der covent processen gienk. nonne v. Engelthal 22, 21; der (pabst) bestalte ein grosze processien zu gehene an des heiligen blutes tage. Erf. chr. 250 ( 8, 307).
so muͦsz er gon den galgentritt.
narrenb. 45, 37 Göd.;
eins tages gienc er den weideganc (auf die jagd).
Parz. 120, 11.
c)
gewöhnlich doch mit gen. geh deines weges, deiner wege (vgl. gr. 4, 680 fg.): gehe widerum deines weges. 1 kön. 19, 15; also gieng das weib hin ires wegs. 1 Sam. 1, 18; wer bei nacht dieses weges ging, entfernte sich von dem hügel so weit er konnte. 8, 190, wie dieses weges kam. auch bildlich, vom lebenswege (23): besser, man läszt sie ihres weges gehn, und erwartet was daraus werden mag. 8, 159 (Danischm. 19); man scheint sich nur verbunden zu haben, damit eins wie das andre nunmehr seiner wege gehe (in der ehe). 17, 118, wahlv. 1, 10; vgl. seines pfads gehen 23, e a. e. auch bei gang, seines ganges gehen Jes. 47, 15, wie noch gerades wegs, raschen schrittes, s. unter gang sp. 1221; vergl. bair. éines gêns, auf der stelle Schm.² 1, 858, wie mhd. éines ganges sp. 1221 m. (vergl. 1223), noch alem. eis gangs alem. ged. 35. ahd. gang thînes sinthes (weges) Otfr. III, 4, 28. wie man schwankte, zeigt z. b. 56, 9 alle planêten gênt ir kraiʒ zuo der lenken hant, mit var. irs kreiszes.
d)
mhd. auch mit acc. der gegend, durch die der weg geht, durch die man musz, z. b. eine wise (s. zum Er. 3106):
ähnlich bildlich nhd. folgende gewagte wendung: war mein buch ... wider die religion und den staat, so ging es die censur. III, 370, muszte es ja durch die censur, wo zugleich an franz. passer gedacht sein wird.
ich solde eines morgens gân
eine wise breite.
MSH. 3, 444ᵃ;
si giengen holz und heide die zwêne küene man,
ân trinken und ân spîse.
Wolfdietr. 417, 4, 449, heldenb. 3, 229.
e)
noch ganz anders nhd. mit obj. acc., wirklich trans.:
geht sich den wolf, zieht sich mit wandern zu; ich hab mich müde gegangen. 1, 330ᵃ. und noch anders einen guten schritt gehen, von pferden Frisch, auch von wanderern. anders, zu a: ich möchte keinen tritt mehr gehen in dieser sache. 518ᵇ; sie sind nur wenige schritte gegangen, als .. IV, 276, 20, vergl. eine viertelstunde mochte man gegangen sein 276, 15, eine meile gehn u. s. w., und noch anders schritt gehn, im schritt, wie soldaten, auch von pferden.
der dritt .. des laufens ungewant (ungewohnt),
er geht bald den wolf, kamp und blasen.
1, 531ᶜ,
f)
auch im pass., unter umständen: des wart in (den streitenden) dach bescheiden und wart an rât gegangen. urk. 83, man 'gieng zu rate' (s. 9, h); wo sich der haubtman einer stat nehet (mit dem heere), wart im mit der procession und heiligtumb entgegen gangen. Wilw. v. Sch. 115; nun ward zu tische gegangen, gewöhnlich doch nun gieng man oder gieng
es zu tische; hier wird nicht durchgegangen, ist kein durchgang. vergl. auf ihrer hingegangenen spur (von wild) u. 2, e. Nur ein grammatischer scherz mit dem reiz, das unmögliche zu wagen, ist es als wirkliches pass. in der neueren wendung er ist abgegangen worden, zum abgange veranlaszt oder entlassen worden, lange nur mündlich gebraucht, und doch nun auch im zeitungsstil u. ähnl.: das endliche gegangenwerden dieser männer (der minister) ist nur die nachholung einer allzu lange versäumten anstandspflicht. Weserzeit. 1872 11. sept.
g)
das part. gegangen aber auch nicht passivisch für sich gebraucht, seltener zwar als z. b. gekommen, eigentlich nur in gegangen kommen (5, f), wo es doch keine perfectbedeutung hat, aber auch ungegangenes tuch, das man nicht hat lassen eingehen (s. d. 7, vgl. unten 15, f) im wasser: an anschlägen und ungegangenem tuche giht vil ab. Dornr. 73, 2 P. (lustsp. 1878 s. 286); das ungegangene und das gegangene tuch unterschieden in einer schneiderinnungsordnung des 17. jahrh. in Halle, s. neue mittth. des thür.-sächs. v. 11, 473; bair. aufgangene nudeln, aus gegornem teige 2, 5 (s. gehn vom gären 15, f). vergl. vergangene zeit, ergangener spruch, auch das hochalterthümliche sonneganges umme gegangen sp. 1234 unten.
h)
eigentlich passivisch ist auch die refl. wendung nach franz. art hier geht sichs gut u. ä., im 17. jh.: 'der haber zeucht, der wein gehet' (sprichw.), d. i. wann die pferd haber essen und die wandersleut wein trinken, so zeucht und gehet sich wol. 1428, 53. früher aber auch sich gehn nur als verstärkung von gehn, reflexivisch, wie sich kommen (s. dort II, 37):
vgl. mit refl. dat. alts. gang thi fan them crûce niđer Hel. 5586; gêng im thô bî Jordanes stađe 1127 u. oft, unser sich vertritt schon lange zugleich den dat., auch schon ahd., vgl. dô stuont imi ûf der guote man Anno 614, ûf erstuont sik G. Georgsl. 28. vergl. franz. s'en aller, it. andarsi, andarsene fortgehen. mhd. auch sich ergân, von dingen: und het sich daʒ ergangen, ê sie sturbe. Schwabensp. 128; sich vergân von der zeit. nhd. sich ergehn z. b. in schmähungen.
es ging sich unser frauwe
des morgens in dem tauwe.
Limb. chron. 19 R.;
wir leben in reichem schalle (lust und lärm),
damit gehn sich die wochen weg.
weim. jahrb. 4, 456;
der freitag geht sich auch daran.
das.;
he gink sik vor den könink stan.
u. 2, 9ᵃ.
i)
auch eine merkwürdige verstärkung mit -sen kann hier ihren platz finden; von der heuschrecke, die für den winter zu sammeln versäumte: schemet sich (nachher) gleichwol zu betlen, hat nicht arbeiten, dienen und leiden gelernet. darumb cito cadit et perit, sie gehetsen dahin, wie sie den namen bein Lateinern daher füren sol, dasz sie bald stirbt und verdirbt (d. i. cicada ausgelegt als 'quae cito cadit'). Sar. 25ᵃ. s. die beobachtungen von Palm über diesz -sen (auch sent, sach u. a.) im 16. 17. jahrh. in md. volksmäsziger rede bei 6, 185 ff., z. b. bei dem Meiszner Hayneccius zur schulen hin wil ichsen gan, auch ich hab sen genug geliert (gelernt); es ist doch nichts als mhd. sîn als gen. n., in abgebrauchter form, wie noch erzgeb., thür. ich habs'n genug, j'en ai assez, dann auch in der bedeutung (wie mhd. es gen. n.) in bezug darauf, in folge davon, daher, damit u. ä. (wieder wie franz. en), daher: sie gehetsen dahin, geht davon, daran zu grunde; auch 'also', als folgerung aus den verhältnissen, z. b.: zeuch dussen wider anheim. 4, 414ᵇ, zieh du nur also wieder heim. s. auch unter es III, 1138 fg. (wesentlich jenes mhd. es gen.).
4)
der begriff hebt sich gut ab gegen stehn, mit dem es vielfach gesellt wird im gegensatz; im sprachbewusztsein lagen sich beide so nahe, dasz auch ihre formen auf einander gewirkt haben (I, 2, c a. e.).
a)
gehn und stehn als formel welche ruhe wie bewegung oder alle möglichen formen des verhaltens umfaszt, z. b. rechtlich: sô vrâge ik .. eft .. ik .. moge vor ju (dem richter) und vor juwe richte gân unde stân, vorwert unde tô rügge, nedderwart unde upwart, af unde tô sunder vâr (s. sp. 2063). richtst. landr. s. 101, vgl. unter 1, d; ist das er in vindet (der herr den schuldner des hofzinses) .. wa er denn in dem hof stat oder gat oder sitzet (darf er ihn vor den probst laden). weisth. 1, 407. als merkmal der gesundheit, z. b. bî gôndem stôndem lîbe, in gesunden tagen: dô (von der angeblichen schuld) gehôrte er weder bî sîm gônden stônden lîbe noch dô er krank wart, nie nützit von ime. 561 aus Straszb. rathsacten,
vergl. bei gehendem leibe 6, c a. e.; (die schenkung ist gemacht) mit wolbedachtem mute ... als er leibs und muts frisch und gesund was, zur kirchen und straszen gereiten, gegehn und gestehn mocht. 617 (s. mehr dort). ein erschöpfter kann nicht 'sten noch gen':
von der haltung einer schauspielerin: dasz ein solches wesen. nicht kommt und geht und steht als wenn zuschauer dabei wären, vielmehr wie ein schmied vor seinem feuer, um heisz herauszunehmen was er kalt hineinlegt ... an Göthe 2, 191. s. auch gahnpferd und stahnpferd sp. 2398. noch nl. gaande en staande zijn, bei guter gesundheit.
nun kan ich icz nit sten noch gen.
bei 8, 535, vgl. 530;
(sie) mit süszen herben pfeilen
lauft, geht und steht verwund.
trutzn. 40 Balke (11, 60).
b)
erweitert vom verhalten überhaupt, z. b. rechtlich von freiem gebaren in einem ganzen gebiete: und A. Strenzel sall auch in ern Götzen gerichten und gebieten frei und sicher geen, steen und handeln und keins argen von im wartende sein. 617, nach dem handeln deutlich erstreckt auf alles thun; amor sui, liebe zuͦ im selbs, also das ain mensch ganz gericht würt auf sich selbs ... in klaidungen, in gon und ston ... siben schwerter g 4ᵇ; das es noch stinket, wo ein scharrhans gehet odder stehet. bei Dietz 2, 42ᵇ. so vom verkehr, umgang (vgl. 23, d):
mnd. z. b.: dâr de lêve Jesus Christus silven hadde ghân unde stân. Lüb. chr. 1, 55 (Sch. u. L. 2, 9ᵃ). auch alles was geht und steht: sie haben schöne rinder, schaf, viel freund, kinder, auf dem felde sind alle ding wol geraten, und singet alles das da stehet und gehet. 4 (1556), 534ᵃ, alles lebendige, eigentlich aber alles vorhandene (s. unter d).
he drûch bunt, sulver unde golt,
he stûnt unde gynk mit den besten.
nrh.
5, 385, c)
noch jetzt z. b.: wo man ging und stand, verwickelte man sich in die jungen sprossen. 7, 47. auch als halbdeutliche formel, z. b. komm mit wie du gehst und stehst, wie du eben bist (worin zugleich c mit anklingt); er hat nichts als wie er geht und steht. 1, 330ᵃ; in der judengasse war ein heftiger brand entstanden. mein allgemeines wolwollen .. trieb mich, gut angekleidet wie ich ging und stand, dahin. 48, 19 (aus m. l. 16); da mir das ganze (vom plan der Eugenie) vollkommen gegenwärtig war, so arbeitete ich am einzelnen, wie ich ging und stand. 31, 146, doch mehr zu a, wofür aber wo für wie nötig wäre, so dasz die verhältnisse mit gemeint sein müssen, z. b. er verfolgt mich, wo ich gehe und stehe. nl. z. b. daar ben ik nu, zooals (wie) ik er ga en sta.
d)
auch auf dinge, verhältnisse übertragen, wie ja von gang und stand der dinge die rede ist: obs recht ist, das einer sold neme oder (wie sie es nennen) dienstgelt oder mangelt .. das er sich verbindet dem fürsten zu dienen .. wie der brauch jetzt gehet und stehet. 3, 326ᵇ; da sind (um zu zeigen was wir eigentlich wollen) meine schrift und offentliche bekentnis .. da stehet und gehet umb her unser confessio und apologia. 6, 19ᵃ, steht auf den bücherbretern und geht durch die hände (19, a). auch von einer wirtschaft, einem hofe z. b. ich übernehme alles wie es geht und steht, wo mit gehn urspr. leute und vieh gemeint sein müssen (sonst auch wie es steht und liegt); gegenwärtiges haus .. so wie es steht und geht (in einem testamente). 26, 7; alles, wie es gehe und stehe, gehöre seiner frau. Fibel 50. nach verhältnissen fragt man auch nachdrücklicher wie gehts? wie stehts? in einem athem. ähnlich dann: so lange die erde (welt) geht und steht. 26, 7. s. auch unter 17, c und 36, h, γ.
e)
wie auch auszer dieser verknüpfung beide im sprachvorrat zusammen gehn, zeigt vielfältig noch der übertragene gebrauch, z. b. die thür geht auf und steht auf, saat geht auf und steht gut, eine uhr steht (still) und geht wieder. s. auch vom zaun, der steht und geht 18, g. Aber merkwürdig auch ohne unterschied, gehn für stehn, kleiden, wol anstehn: geht mir diese locke? 1, 227; was sagst du von der farbe (des haarbandes?) 'sie geht vortrefflich zum schwarzbraunen dieser seidnen haare'. das. (Elfride 3, 1);
wol nur nach dem franz., wo aller à qu., eigentlich passen, auch kleiden heiszt, wie ital. ein kleid non mi va, steht mir nicht. s. ebenso kommen (mhd.) V, 1643 m.
ein wenig mehr gehirne,
Pervonte, sollte, dächt ich, nicht
so übel gehn zu dieser schönen stirne.
18, 140 (165);
5)
Ein nahes begriffliches verhältnis haben auch gehn und kommen, jenes als ein hingehn, dieses als ein hergehn, als fortbewegung und annäherung; zu vergl. ist kommen II, 1, z. b. wenn ihr kämt, so ging ich. und Werther s. 147, an Kestner, ein ewiges gehen und kommen 40, 311;
wenn du nicht (zu David) gehst, so komm ich nicht zu David.
10, 15.
a)
bloszes gehn für fortgehn (s. 8, f, für sterben 23, c), schon ahd. mhd.: (Judas) gangenti erhieng sih, abiens se suspendit. Tat. 193, 3;
nhd.: das gon und wider kommen, itus et reditus. 190ᵃ; wenn nur Jobsen nicht wieder kömmt. ich dächte, sie giengen itzt? kom. op. 2, 160;
Egmont. leb wol! Ferdinand. ich kann nicht gehn. 8, 295; leb wol! 'ich gehe nicht!' 296;
das ist hausdeutsch: gehst du schon? wer geht mit (fort)? übrigens auch kurz gleich weiter gehn (was ja fort gehn eig. auch ist nach unterbrochnem gange), z. b. Tell zu seinem knaben:
vgl. mit fort bei der begegnung mit dem landvogt im Schächenthale:
herre, swaʒ ir mir wellet sagen,
daʒ saget mir, wand ich wil gân,
ine mac niht langer hie gestân.
Trist. 371, 37;
si (die gefangne maus) sprach: herr löwe, lânt mich gân.
21, 4.
wo ist der kerl? wenn ich ihn spüre,
er soll mir nicht lebendig gehn!
12, 118;
lebe glücklich, sagt er, ich gehe ..
40, 335 (Herm. u. Dor.);
ich geh und überlasse dich dir selbst.
braut von Messina 65);
XIV, 58 (der bruder will allein sein. laszt uns gehen.
Piccol. 2, 4;
mit breiten ästen
deckt ihn (den sohn) der baum bei seiner wiederkehr,
der sich zur gerte bog, als er gegangen.
1, 4;
er (Max) kommt mir nicht zurück, wie er gegangen.
1, 5 (vgl. vorhin);
wollts gott, er gieng, und liesz uns seinen hut.
Tell 1804 s. 124 (3, 3).
was kümmert uns der hut? komm, lasz uns gehen.
Wilh. Tell 3, 3 (1804 s. 128);
mit der hand nur
winkt' er mir schweigend, meines wegs zu gehn.
da gieng ich fort, und sandt' ihm sein gefolge.
3, 1 (1804 s. 110).
b)
besonders auch im imp.: geh, lasz mich allein; geh! geh! ich will nichts weiter hören; geh! dich auf ewig zu verbergen! geh! sag ich. 2, 189, der prinz zu Marinelli (Em. Gal. a. e.), dazu einen gehn heiszen;
auch zum henker u. ä.: ei nun get zum henker! Bocc. 157ᵃ (72); gehe an galgen! noch im 18. jahrh. 338ᵇ, 715. Diesz geh! ist im leben so viel gebraucht, abgebraucht, dasz es auch als abweisung überhaupt dient, ohne alles fortgehen: geh! du bist nicht klug; ach geh, du willst mir was weis machen, das glaub ich nicht u. ä.; ach geh (mir) mit deinem gesinge! hör auf zu singen;
o gehen sie, riefen die Abderitinnen, sie wollen uns bange machen. 19, 132; nein, geh! es war hübsch von ihm .. 42, 4 (d. j. G. 2, 45), abweisung eines tadels, im munde eines fuhrmanns (Gottfr. v. Berl.); geh, geh! du bist der mann nicht, das rachschwert des obern tribunal zu regieren. II, 96, 22, Karl Moor zu sich selbst. und noch gewagter oder gelinder: und deine mutter wartet und behütet dein kind mit voller liebe? fragte die königin. geh! erwiderte Walpurga (als amme). auf der höhe 1, 80, d. h.: wie kannst du nur so fragen, das versteht sich doch von selbst! in bäuerlichem munde. sogar gê, sei gscheid, bleib da! bair. gramm. s. 508, gengens, bleibens da!
also zur bloszen aufforderung geworden, wie franz. allez! und also mit komm! zusammenstoszend, s. V, 1633. vgl. auch unter 10, e, δ.
(Leicester zu Burleigh) was ich
mit meiner königin zu verhandeln habe,
braucht keinen zeugen. geht! Elis. bleibt, ich befehl es!
M. Stuart 4, 6.
und willst ein dichter sein? geh, lasz den schweren namen,
zum dichter trägst du kaum den ungekeimten samen.
zu sich selbst);
1, 173 (o herrgott im himmel,
geh schenk mir jetzt ruh!
südd. volkslied.
c)
aber gehn erscheint auch wirklich als ein hergehn, herbeigehn, herkommen. bloszes gehn freilich nicht gerade, z. b.: der gon wirt, aditurus. 189ᶜ; gonde, iens, adiens. 190ᵃ. es sind bestimmungen nötig zur ausmalung, z. b.: und da derselbige (bote) gieng und erzu kam .. 2 Sam. 18, 25, d. h. während er näher kam (vgl. das hebr.). am einfachsten mit her, ahd. hera: wuo giengi thu hera in, quomodo huc intrasti? Tat. 125, 11, wie konntest du herein kommen (zur hochzeit), vergl. gêt hina recedite 60, 13. mhd. gê her, z. b. bei einer eheschlieszung, an den bräutigam:
aber wirklich auch mit hin von kommen, hin ze hûse gên, in einer mahnung an die ehefrauen, dem gatten mit liebe zu begegnen: du solt gein in ûf springen, sô er gê hin ze hûse oder rîte unde solt imʒ gewant enpfâhen (abnehmen) .. 330, 35, vielleicht nur wegen des gegensatzes zu rîte. ûʒ gên, heraus kommen:
in die werlt gên, zur welt kommen. 106, 24 (s. 23, c). nhd.:
an den richtigen ort komme (vgl. 8, a); gang her, komm her:
jenes gê her bei (vgl. Luther unter hergehen) ist noch fränk., thür., z. b. geh her und isz mit, wenn ein besuchender eben zu tische kommt.
gê her und nim si ze rehter ê.
Renner 1690.
ein stählîn tür entsloʒʒen was,
dâ giengen ûʒ zwei werdiu kint.
Parz. 232, 11.
got gruͤsz euch alle, got gruͤsz euch ..
sagt mir auch, ob ich hie ge recht.
fastn. sp. 275, 24,
gang her, herr Lucifer,
ich wil dir sagen neue mär.
505, 22;
hoff, Agripina werd mir zu theil,
wird bald hieher von kirchen gehn.
III, 2, 42ᵈ (1588).
d)
vielfach auch in weiterer, übertragner bedeutung: und von dem bischof wer gemainen steten wol ein hilf gangen, daʒ er in mit einer summe spieʒ (fuszknechte) gedient het. Nürnb. chron. 1, 161, 10, mit dat. wie mir kommt hilfe (s. auch 35, h); erhebt sich ein .. siroco, das die wellen aus dem mer herein gehn. 250; das wir dir (könig Ruprecht dem herz. von Lothringen) din schulde, die doch von dienstes wegen, den du uns von des richs wegen getan hast, herruret und geet, gern bezalen wollen. Frankf. reichsc. 1, 734, herkömmt, vergl. 16, g; wie der münche und aller tollen heiligen selberwelte werk sind, die kein gottes wort haben und nicht aus der liebe gehen. 6, 55ᵇ, wo wir auszer kommen doch auch noch hervorgehen sagen; wer nun will aus dieser armseligen welt in den himmel gehen ... 649, wie im 15. jh.: werdt ir nit .. als die kleinen, ir geet nit in das reich der himmel Nürnb. bibel 1483 Matth. 18, 3, bei Luther kommen, aber auch im 16. jh.: in welchs reich nichts befleckts gehn mag parad. 240ᵃ, auch jetzt noch eingehen, und auch Luther ähnlich: es ist nie kein gemeines noch unreines in meinen mund gegangen. ap. gesch. 11, 8. dem kaiser Max prophezeite 1493 Seb. Brant:
einzeln auch noch in neuerer zeit:
vgl. auch zu nutzen, zu gute gehen, wie kommen 19, g a. e., in strafe gehn, kommen: der soll ... in unser straf gehen. österr. weisth. 1, 5 (wie in einen kreis den er betritt); umgekehrt strafe geht über einen 30, e.
Turk, heiden, all erdrich wirt gon
under din gwalt, gebot und kron.
hist. volksl. 2, 312ᵃ.
o kenntet ihr die reine lehre,
rein wie sie von dem lehrer ging,
eh nutz und eigennutz mit lumpen sie behing.
ausgieng;
1, 399, e)
lehrreich sind besonders fälle, wo man das sprachgefühl selber zwischen gehn und kommen schwanken sieht, z. b.: eʒ sprechent etleich vorscher, daʒ die jungen vögel mit den füeʒen des êrsten in die werlt gên (conj.). iedoch die andern tierl koment des êrsten mit iren haupten. 193, 32;
in der andern hs. geändert der gang herfür;
er geht ein, herein ist die gewöhnliche bühnenweisung.
im 16. jh. aber: wo nichts guͦts innen ist, da gehet nichts guͦts aus. spr. 1, 88ᵇ. spr. 28 Lat. (ubi non est intus, nihil fit extus Sar. 155ᵃ). aber auch da schon in scharfer unterscheidung, z. b.:
aber auch beide vereinigt, als eins: durch die taufe gehen und kommen wir zum christenthumb. Luther 62ᵇ. s. auch unter 35, a. s. auch es geht und es kommt 36, c, γ.
mordio, mordio, thuond uf die thür!
ist neiszwar (irgend wer) drinn, der komm herfür!
etter Heini 382,
'mein burgvogt, komb heraus zu mir'.
er geht heraus und sagt:
was sol ich, zarte jungfrau rein?
2040, 9,
was im menschen nicht ist, kommt auch nicht aus ihm.
Herm. u. D. 3),
40, 258 (kinder sein lieb, kommen vom herzen,
gehn wider zu herzen mit schmerzen.
Froschmeus. I, 2, 6.
f)
geläufig ist ihre verbindung in gegangen kommen (s. dort II, 4), sich gehend nähern oder herbeikommen:
wer kommt da gegangen? u. dergl. noch jetzt. s. auch unter 12, d und Göthes geht zu kommen 10, b.
dar kom ich gegangen
an einen anger langen.
94, 15;
dô kom von Tronje Hagene zuo sîner vrouwen gegân.
Nib. 806, 4;
6)
Auch das eigentliche gehen ist aber nach begriff und gebrauch sehr manigfaltig.
a)
es heiszt auch ausdrücklich zu fusze gehn (s. sp. 994), daher fuszgänger, mhd. ze fuoʒ gân (auch stân) wb. 3, 444ᵇ: zefuͦsz gon, pedibus ire, ambulare, pedibus iter facere. 190ᵃ; wie der zusatz durch umstände dienlich oder nötig wird, zeigt z. b.:
er war vor bestürzung und schwäche (über den gemeldeten tod seiner gemahlin) vom pferde gefallen, man bringt ihn geführt; um meinen hiesigen aufenthalt (in Gotha) mit einem abenteuer zu endigen, will ich morgen früh sechse in forma hier abfahren, in Siebeleben aussteigen, über die Gleichen, Ichtershausen, Dienstedt nach Kochberg zu fusze gehen. an K. Aug. 1, 22. früher auch genauer zu füszen (sp. 994) und in aller deutlichkeit, kräftiger, z. b. in Rüdigers munde, da er zum kampfe wider die Burgundenkönige aufgefordert wird:
vergl. auch fusz für fusz gehn sp. 997, auf freiers füszen gehn und den scherz im volksliede:
auch vom fusz selber: was zeither vorfiel, war gehendes fuszes, war auf der treppe. lebensl. 3, 30, war im gange, im herankommen. auf den knien geen, rutschen, s. knie II, 1, b, β.
daʒ mîn rîten bî in übel stêt,
sît man und wîp ze fuoʒ hie gêt.
Parz. 450, 16;
da sie (erschreckt) sahen den künig rich
fuͤren und also zuo fuosz gon.
königst. v. Fr. 2802,
hêr künic, nu nemt hin widere swaʒ ich von iu hân ..
ich wil ûf mînen füeʒen in daʒ ellende gân.
Nib. 2094, 4.
wenn er fragt, wie mirs geht?
sag auf zwei füszen.
b)
überdiesz wird es auch auf reisen u. ä. überhaupt erstreckt, also wie älteres faren, man geht auch zu wagen, zu schiffe, selbst zu pferde (die ja alle auch gehn, s. 12, c. 13, a): weil wegen schnee und frost, so damahls eingefallen, die groszen herren nicht mehr zu pferd, sondern zu schlitten giengen. pers. reis. 1, 14, anders als mhd. ze rosse gân, zum rosse, es besteigen fundgr. 1, 35, 20, noch jetzt zu schiffe gehen, navem conscendere 1, 330ᶜ; wir steigen zu pferde und gehen in die gebürge. an fr. v. St. 2, 85 (bergmännisch s. 9, f); sobald mir der bote antwort bringt, werde ich mich aufs pferd setzen, um ihnen nach Ilmenau entgegen zu gehen. und Lotte s. 68; wenn der könig ohne allen gebrauch seiner füsze sich ins feld bewegen läszt, thut man ihm doch die ehre an und spricht nicht anders, als: er geht zur armee. 3, 4 (mein sommer 1805 s. iv);
daher auch für sich begeben, ohne besondere vorstellung des gefährtes o. ä. (s. 12, c): nun, liebes töchterchen, weiszt du, dasz du heute oder morgen mit mir in die stadt gehst? kom. op. 3, 249, vom landgute, wie umgekehrt aufs land aus der stadt; ich beneide alle welt, die nach Sachsen geht. nov. 1768 aus Frankf. an Öser (d. j. G. 1, 37);
reisen wäre da störend oder unmöglich. so geht man in die ferien, in die sommerfrische, ins ausland (auch auszer landes),
nach Amerika (auch übers meer), d. h. dem ausdruck und auch dem wesen nach noch wie der handwerksgesell in die fremde geht, fort in die weite welt. auf der post gehen, cursu publico uti 1, 330ᵇ, über meer und über land gehen, mari terraque proficisci 330ᶜ. wie freilich diesz umfassende gehn zu misverständnissen die hand bietet, zeigt was aus Augsburg erzählt vom j. 1561: es was verbotten, das niemant sollt in die mummerey geen (zur fastnacht), da fueren wir darin. M. u. V. K. Schwarz 145, das faren war natürlich in dem obrigkeitlich verbotnen geen mit gemeint.
treibend schwang sie (Nausikaa) die geisel, und laut nun trabten die mäuler,
strengten sich ohne verzug, und trugen die wäsch' und sie selber.
nicht sie allein, es gingen zugleich auch dienende jungfraun.
Od. (1806) 6, 84.
als ihn die lust, im neuen veränderten wesen zu wirken,
trieb nach Paris zu gehn.
40, 335 (Herm. u. D. 9);
über des bräutigams tod, der, ein edler jüngling ...
selbst hinging nach Paris und bald den schrecklichen tod fand.
298 (H. u. D. 6),
c)
bloszes gehen ist aber auch hin und wieder gehen, umhergehen, spazieren gehen (10, d), wandeln u. ä.: arstant inti gang, surge et ambula. Tat. 54, 6, worte Christi an den gelähmten, goth. urreis jah gagg Luc. 5, 23, nordhumbr. ârîs and gaa (wandele Luther, wandere Beheims ev.);
ein wenig spazieren gehn, mich ergehn, mhd. sich ergân;
was wirds erst werden, wenn wir wieder in Leipzig ums tohr gehn! an Öser febr. 1769 (d. j. G. 1, 57), spazieren um die stadt, es war der Leipziger ausdruck, rheinisch vor die pfort gehen, pedem portâ efferre 868ᵃ (an die port sp. 2377); wer geht, sieht ... mehr als wer fährt ... ich bin der meinung, dasz alles besser gehen würde, wenn man mehr ginge. 3, 4 (mein sommer 1805 s. iv). daher bei gehendem leibe, wenn man noch gehen kann, noch umhergeht, auch als kranker: aber gleichwol bin ich bei gehendem leibe übel auf gewesen. 2, 266, vollständiger mhd. bî gândem stândem lîbe unter 4, a.
eines tages dô der jungelinc
in der pälenze gînc (in geschäften).
Alex. 325;
si sprâchen: her, wâ welt ir hin?
er sprach: ich muoʒ ein kleine gân.
lieders. 2, 647,
ich habe nichts zu thun, was heiszen tausend schritte?
im gehen, glauben sies, bin ich ein rechter Britte.
1, 62;
komm, sieh einmal mit mir die hiesgen gärten an (vor Leipzigs thoren).
und alsobald gehn sie, dem zufall überlassen (sich überlassend).
ren. 3, 357, gehn aus, spazieren;
d)
diesz gehend, jetzt selten (so häufig stehend noch ist), war einst auch sonst in vielfachem gebrauch; z. b. ein gehender bote, im gegensatz zum reitenden (vgl. bote gehn 9, k): also ist .. mir ein augspurgischer geender pott zukomen, der sagt das dem also seie (dasz kaiser Karl auf Regensburg ziehe), dann er seie gestern one weit von Geisenfeld durch des kaisers heer gezogen. br. 135, es wird aber ein regelmäszig gehender bote sein, der vorläufer des heutigen postboten, der landschaftlich auch noch kurzweg der bot heiszt, z. b. im Bregenzerwalde; für geheime dinge (vergl. sp. 2357) gieng ein geschworner, vereidigter bote: wil ich üch wider schriben, sobald ich innen wird das ein geschworner bott von Lucern gan Fryburg gat. 79. ähnlich gehende zolner im unterschied vom stehenden oder sitzenden brückenzolner, s. bei Michelsen Mainzer hof die dry geende zolner s. 34, die dry gehende zolner 22, sie muszten in ihrem amte in den straszen herum und vor die thor geen (auch gehen). mhd. der gênde, fuszgänger: der rîtene (für rîtende) wîche deme wagene (auf der strasze) und der gênde deme rîtene (so). Sachsensp. II, 59, 3, vgl. vuͦʒgengêre 27, 1, pedester fuszgeender 420ᵃ;
auch von fuszknechten, söldnern, pedites: 21 geender wegen mitsampt den geenden schützen. Nürnb. chr. 2, 34, 10; unter dasselb türlein tags ein geender soldner (als wache). 3, 157, 16. 25; das geende volk. reichstagsacten II, 47, 8; schon mhd.:
auch gehend werden, in gang kommen (vgl.rasend werden): wenn die alten geule gehend werden, so sind sie nit zu halten. spr. 32 Lat., s. dazu unter gaul sp. 1570; die ganze stehende armee meiner neigungen wurde gehend. teuf. pap. 1, 144. ich will dich gehend machen, will dir beine machen! 716.
und lief (der löwe) ouch sâ den gênden man
vil unbarmeclîchen an.
Iwein 5377;
mîn harnasch was ze swære,
daʒ ichʒ niht gênde enmohte getragen.
777.
darzû rîten (für rîtene, rîtende) alsô vil ..
unde zweitûsint gânde.
24020.
e)
auch krieger gehn ursprünglich, wie gender soldner vorhin, z. b.: es sol nieman an dhainen krieg gan noch riten .. on erlobung ains vogtherren. weisth. 1, 202, vgl. 9, c;
wan ein stift (das Mainzer) zu felde leit und ein (der) vitzdum mit dem Ryngauwe (den rheing. kriegspflichtigen) .. daby weren .. und durch daʒ reisige here geent .. sollent (sie) unter eins marschalks bannyr odir wimpel geen. weisth. 1, 531, marschieren, vgl. gang I, 4, d für marsch. beim angriff:
er (der hauptmann) macht sein ordnung und trat in ainer engen gassen, da nit mehr denn sechs man neben einander gehn mochten, gegen den veinden. Wilw. v. Sch. 113. auch von einem ganzen heere, unter umständen noch jetzt, z. b. es geht über den Rhein (vgl. übergang), über das gebirge, ein truppentheil geht voran, zum aufklären u. ähnl., geht vor zum angriff, geht zurück in seine deckung u. a., auch in die flucht: dasz der feind in die flucht ging. 1, 539 aus Hoffmannswaldau; der könig geht zu felde, educit exercitum etc. das. 540;
das heer ist da eigentlich als ein lebendiges ganzes gedacht, als ein 'körper', vgl. truppenkörper und dazu körper 5, auch unter kampf 2, b, kopf V, 1753 (b), ganz deutlich in der mhd. wendung von einem helden an jagen (verfolgen) ein houbt, an fluht ein zagel (des heereskörpers) Greg. 1826. s. auch in den krieg gehen 9, c.
da dat man im sin harnesch an,
als ein herr zu strit solt gan.
2, 35ᵇ;
er was unz an die porte mit grôʒer kraft (schar) gegân.
Gudr. 1454, 1;
die Sachsen dringen ein, gehn bis nach Mähren hinter,
und Töffel gehet mit.
fab. 3, 4.
7)
Die art des gehens wird vielfach näher bezeichnet, z. b.
a)
mit klingen gehen, von übermütigen bauern:
im 18. jahrh. im degen gehn (der degen wie ein kleid, als kleidungsstück, s. u. b), von studenten: er hat wirklich studiert, und ich habe ihn mit meinen augen zu Leipzig in dem degen gehen gesehen. (1755) 2, 146. mhd. mit swerten, schilten, under helme gân, gleich gewâpent gân. anders mit kreuzen gehn, im kirchlichen bittgang u. ä., s. u. kreuzgang 1, a; wenn er (der sigrist) mit dem krütz gat. das. 1, c. mit dem klingelbeutel gehn, mit fackeln u. s. w.
da gen si mit klingen,
schamper liedl si singen.
fastn. sp. 441, 18 (Neidhartspiel).
b)
von der kleidung, in der einer erscheint, heiszt es einfach so und so gehn, einhergehn, daherkommen (vgl. von der haltung 24, a); selten gekleidet gehn, z. b.: er geht gekleidet, als ob er vom galgen gefallen wäre. 684. blosz gehn schon mhd. ahd.: thaʒ thu (mensch) nakot ni geist. II, 22, 21;
ganz wie noch jetzt im hausdeutsch die geht aber schön!;
das haar und sein schmuck als theil der kleidung, wie es von der jungfrau heiszt dasz sie mit ehren den kranz tregt und im (offnen) haar gehet 2, 242ᵃ, noch in haaren und im kranze gehet 8, 129ᵇ, noch im 18. jahrh. in haaren gehen, s. unter haar III, 2, jetzt auch im bloszen kopfe gehen (vergl. barhaupt gen unter gehen n.), wie in der haube, im hute; lasz die har abscheren und gehe kalh (zur trauer). Micha 1, 16. von kleidung: du solt des tags ân ain underjoppen nicht gen, wildu nicht krank werden. anz. d. germ. mus. 10, 320, in einem unterricht für pilger nach dem heil. lande; gehe hin und zeuch ab den sack von deinen lenden und zeuch deine schuch aus von deinen füszen. und er that also, gieng nacket und barfusz. Jes. 20, 2;
das volk (in Käsmarkt in der Zips) braucht höfliche deutsche sitten, theils männer gehen deutsch, theils ungrisch, theils halb deutsch und halb ungrisch, so visirlich raus kommt. ungr. Simpl. 60; sonderlich aber gehen die Zipser (weiber) etwas anders als die oberungarische weiber, indem sie ihre schleier u. s. w. das.; reinlich und nett soll ein junger mensch gehen. erzn. 55; und gehen als wenn sie vom galgen gefallen wären. Schoch stud. E; sie werden uns visite machen — ja wie, wenn ich grün mit rosenroth gienge? theat. 2, 285;
ebenso schweiz. kommen, z. b. schön kommen, s. V, 1679.
ist aber ein witwe freuden rîch
und daʒ si sich kleit kosteclîch
und man si siht iht schône gân,
man giht, si strîch sich ûf die man.
619, 27,
si giengen in ir hemeden diu wâren beidiu naʒ.
Gudr. 1216, 1;
mit strûbendem hâre sâhen si si gân.
1218, 1,
in syden kleidt sich iederman,
kein landtman kan on sammat gan.
etter Heini 248;
was plagen wir uns mit dem flor
und gehn, ich weisz nicht wie, im leide (trauer)?
p. w. 1, 638;
und morgen geh' ich wieder bunt (lege die trauer ab).
1, 97;
freilich geh' ich nie geschnüret
noch gepudert und frisiret.
(1825) 2, 56;
Hafis auch und Ulrich Hutten
muszten ganz bestimmt sich rüsten
gegen braun' und blaue kutten:
meine (gegner) gehn wie andre christen.
5, 99;
auszen mags in glätte, mag in farben gehn (erscheinen).
3, 125.
c)
frauen gehen mit einem kinde, schwanger u. ä. (s. kind II, 1, g):
von den zaichen allen maht du wol erkennen, ob diu fraw mit ainem knäblein gê oder mit aim dirnlein. 41, 13; is enwere dan das eine frauwe swanger ginge mit eime kinde und des wilts gelustet (die kann sich wild fangen lassen). weisth. 2, 454, die vollständigste wendung, die wol die ursprüngliche ist; an der fürstin, die kints grosz schwanger gieng. Wilw. v. Sch. 57; das weib gehet schwanger adder gehet schwer. bei Dietz 2, 43ᵃ; hastu gemerkt, wenn die hirschen schwanger gehen? Hiob 39, 1; man sech die an, die in der ee sind .. so werden sy mit kinden geen (für geend). spinn. O 1ᵃ;
auch bloszes gehn so:
auch von der zeit oder dauer der schwangerschaft: und sihe, Elisabet .. ist auch schwanger mit einem son .. und gehet itzt im sechsten mond. Luc. 1, 36; (dasz sie) hochschwanger wäre und nur noch wenige tage mehr zu gehen hätte. ehe eines mannes 226. in andrer auffassung zum kind gehn, parturire Schönsleder e 7ᵈ, zur geburt, genauer mhd.: sô daʒ wîp des kindes zuͦ kemenaten sal gê. zeitschr. f. myth. 2, 77 (s. V, 528 m.), zu dem gen. s. kind II, 1, h. zur geburt gehn, schwanger sein tir. id. 186. auf der zeit gehen, der geburtsstunde nahe sein 1, 330ᵇ.
sich dîn muome Elisabêt
ouch mit einem kinde gêt.
erlösung 2640;
ich ge mit einem kinde.
volksl. 206;
gehst du mit eim kindlein klein,
ich will der vatter sein.
Garg. 92ᵃ (Sch. 160), vergl. bei a. a. o. und 674;
wisz dasz ich gehe mit einem kind u. s. w.
970, 9.
dasz frauen, wenn sie gehn, ein blinder appetit
auf wunderliches zeug und tumme speisen zieht.
421.
d)
mit einem gehn, zugleich mit mancherlei nebensinn:
Dorothea, als sie sich entschlieszt auf Hermanns antrag:
wo denn das mit gehn zu einem mitleben wird. im leben heiszt es von einem pärchen einfach sie gehn mit einander, lassen sich zusammen vor den leuten sehen, sie geht mit einem, sie waren schon lange mit einander gegangen. auch sonst auf zusammen leben überhaupt erstreckt (vgl. u. 24, g), mit gen. der beziehung mhd.:
in der er mit ihnen gelebt. auch von sachen, Maria Magdalena z. b. verwünscht ihr bisheriges leben, ihre eitlen kleider, zuletzt:
deutlicher ausgemalt mit einem, mit etwas umgehn, das leben und treiben als in krümmen oder kreisen gehend gedacht. von dingen z. b. mhd. mit ubilen siten umbe gân wb. 1, 468ᵃ, 22, alle die mit dem kessel umbe gent, mit der brauerei zu thun haben Nürnb. pol. 210, deutlicher noch von einem händler mit seiner waare: und wenn man mich fraget (unter dem thore): womit gast umb? so sagt ich: ich tragen huͤnder (hühner) zu verkoufen. 46. von menschen aber auch im kampfe, von kämpfern die einander im kreise herum treiben (vgl.eʒ umbe trîben u. 33, b, γ), z. b. Dietrich im streit mit einem ungethüm:
ir zwei mit ein ander gêt (imp.).
Parz. 549, 4;
peit mein, so wil ich mit dir gan (zum abt).
fastn. sp. 203, 30.
junkfrewlein, sol ich mit euch gan
in ewern rosengarten?
volksl. 104;
wer in die fremde will wandern,
der musz mit der liebsten gehn.
49.
ja, ich gehe mit euch, sobald ich die krüge den freunden
wiedergebracht und noch mir den segen der guten erbeten.
40, 309,
daʒ sim unrehte wolten lônen (seine mannen)
der triuwen, der er mit in habe gangen.
Alex. 592 W.,
wes ich nu mit uch gegangen han,
des wel ich vorbasz nu men (mer?) lan.
Alsf. pass. 2032.
mit dem vâlande er umbe gie
wol unz über mitten tac.
Dietrichs flucht 1652 (Berl. held. 2, 82ᵃ);
swâ ich in herten stürmen mit den vînden umbe gie.
Alph. 261, 2. 164, 2.
e)
vom zusammengehen in öffentlichen aufzügen, die im alten leben gröszeren raum und gröszere bedeutung hatten, rührt z. b. her in der mitte gehen, als hauptperson:
über einem gehen, ihm zur rechten hand gehen, den vorzug haben Adelung. anders, der reihe nach, ahd.: er gât under zwisken, est medius (inter Aristotelem et stoicos) 4, 70;
von der rangordnung dabei (vergl. u. kommen 23, a, γ) stammt auch noch das bildliche vorgehn, fürgehn (s. dort. 14), voran gehn, z. b.:
noch jetzt im hausdeutsch der oder das geht vor, musz den vorrang haben, zuerst dran (an die 'reihe') kommen, z. b. bei auszahlung von verdientem lohn, lidlon, in erbfällen, wird bestimmt dasz der vor allen dingen gan sol und bezallt werden. Lucerner stadtr. 103ᵇ. 104; schon früher bildlich, aber noch in voller anschauung, mit für, mhd. vor (mit über s. 21, b): ehr gehet für gut. spr. 12 Lat.;
zu für vgl. u. 21, b; ursprünglich vor mit dat.:
sehen gehet vor hören 1428, kunst gehet für kraft, natur gehet für lehr 1431. und entsprechend einem nâch gên, eigentlich ihm im aufzuge den vorrang lassen, weil an wert geringer (anders unter 30, f, als notwendige folge):
was man nun mit steht nach erklärt, d. h. ins abstracte verwischt, denn auch bei dem nachstehn denkt man sich nichts deutliches mehr (eigentlich: hinter oder zurück treten). aber noch bei Aventin heiszt es für vorstand, vorsteher vorgang, s. 2, 55, wie goth. faúragaggja m. verwalter, oberhaupt des hauswesens, faúragaggi n. haushaltung, verwaltung, was doch aus dem kriegsleben stammen wird, führer, führung im kampfe, nachher in der arbeit u. s. w., vgl. ahd. forakango praevius 4, 104. das nachgehen aber auch so: wie Tscherning, der meines erachtens dem Opitio gleich nachgehen kan. (J. H. Schill) der teutschen sprach ehrenkranz Straszb. 1644 s. 118, der nächste ist.
die zunge hats gethan, dasz niedriges geblüte
auf hohen stühlen sitzt, und gehet in der mitte,
und fährt mit sechsen her, verachtet fürsten-blut u. s. w.
2, 1, 38.
me leid geschicht eim narren dran,
das er sicht ettlich vor im gan,
dann er hab freüd das im sunst all
nochgangen ..
narr. 68, 21 ff.
darunter dann der mensch nichts edlers finden kan,
als sich den menschen selbst, der billich geht voran
für wilder thiere schaar, für pflanzen und metallen u. s. w.
1, 25;
ein freies volk ihr bleiben sollt,
die freiheit geht für geld und gold.
flieg. bll. 8.
schön bin ich nicht, mein höchster hort ..
lieb geht für schön an manchem ort.
wunderh. von u. 2, 58 (16. jh.).
guot was ie genæme, iedoch sô gie diu êre
vor dem guote u. s. w.
31, 17;
tiuschiu zuht gât vor in allen.
56, 37;
sîn (gottes) lop gêt vor allem prîse.
78, 30;
der liebe gêt diu schœne nâch.
50, 4,
f)
auf socken gehen, möglichst unhörbar (wie diebe), auch bildlich (s. 24, c) vorsichtig, geheim gehen. so bei Göthe selbst auf fingerchen (s. d.).
8)
Richtung und ziel des gehens.
a)
recht oder unrecht gehn, den rechten oder unrechten weg: Kosinsky (zu den räubern). meine herren, verzeihen sie, ich weisz nicht, geh ich recht oder unrecht? Moor. und wer müssen wir sein, wenn sie recht gehn? II, 120, zugleich doch vom anlangen, gleich recht kommen, vgl. aus dem 15. jh.: ob ich hie ge recht? fastn. 275, 24 unter 5, c;
auch irre gehn (schon ahd.) oder in der irre, auch bildlich (vgl. 23, d mhd. 25, b): wer vil fragt, der geht vil irr. sprichw. 2, 205ᵇ. sicher gehn, den sichern weg, aber auch unangefochten (vgl. 24, b). fehl gehen, worin fehl (s. d. 3. 4.) nun doch allgemein als adv. empfunden und behandelt wird, wie bei 258ᵇ nd. in feile gân, entsprungen vom schieszen, besonders auf dem schieszstande, zuerst einen fehl schieszen, dann fehl schieszen. das fehl gehn hiesz auch darneben gen (wie schüsse neben dem ziel weg), verfehlen, nicht erhalten:
ich mein, du sigest nit gangen recht (kommst nicht zum rechten).
fastn. sp. 835, 24.
dan duoch und gelt hat er behan (behauptet),
so ir trü hant müeszen dar neben gan.
fastn. sp. 848, 26.
b)
hin und her gehn, fort und zurück, auch hin und wieder, früher auch her und dar:
aus und ein gehn, vom hause, daher bei einem aus und ein gehn, in seinem hause verkehren. auf und ab, auf und nieder gehn, nach der sinnlichen erscheinung, dasz auf dem wege vor uns das sich entfernende aufzusteigen scheint, daher z. b. auch mhd. ûf hôher stân, weiter zurück treten (vgl.angehn u. d a. e., auch u. 9, f). auf und nieder aber auch in bezug aufs bett (das erstere sonst aufstehen, d. h. treten): nur bitt ich hiermit für das ganze jahr ... früh morgens beim auf- oder abends beim niedergehen meiner eingedenk zu sein. an Merck in dess. br. 2, 218, wie mhd.:
vorwärts und rückwärts gehn (vgl. d) u. s. w.
er gieng beide her und dar (vor unruhe),
bis er des tages wart gewar.
Diocl. 4919.
nochdem sie nachts nit nider gat
vor mitnacht.
königst. v. Fr. 4664;
des nachtes sie nit nider gat
vor mitternacht vint man sie knüwen
vor dem bett.
5748.
c)
heraus und herein gehn, herauf und herab, herunter u. s. w., hinunter, hinauf, hinab, hinein, hinüber u. s. w., wobei zu bemerken, dasz der sinnlich malende unterschied des her und hin neuerdings immer mehr verwischt wird, indem man jenes mit für dieses nimmt (vgl. u. herausgehen 6), herein, herüber u. s. w. mit für hinein, hinüber verwendet. so schon im vorigen jahrh. landschaftlich gewiss älter:
er (der schmetterling) lockte mich von strauch zu strauch, bis an den bach. auf einmal war er herüber. 10, 261 (Ernst und Falk, 2. gespr.), d. h. hinüber über den bach (und damit hin, fort für mich); von da (Regensburg) denken wir die Donau herunter zu gehen (nach Wien). an Lessing, briefw. 224;
so gieng er mit seinen sängern heraus an den Preysinger hügel. jünglingsj. 86, hinaus aus dem dorfe; Göthe nahm sie (die cocons) vom tische ... und sagte sodann zu seinem knaben: trage sie herein, heute kommen sie schwerlich. Göthe 38; ein fremder staat, Schweden, ist nun glücklich aus Deutschland heraus. an Görres (1816) in dess. briefw. 2, 486. es geht von Norddeutschland aus, wie z. b. darin für die gebildeten Leipziger Berlin muster ist; ist doch landschaftlich dort hin ganz entfernt, z. b. in Krefeld woher, doher, wohin, dorthin, waͦ jêste här? wo gehst du hin? 7, 73. woher aber diese wunderliche verdrehung? das -r von den längst vergessenen war wohin, dar dahin kann doch nicht darauf gewirkt haben?
allein das bild ist schwer, ich kanns allein nicht tragen,
zum fenster gieng es wol heraus (hinaus zu werfen, s. 17, b).
die witwe);
1, 286 (und ich! mein jedes staubtheil (atom) ruft mit schalle:
herauf! ein mensch, ein gott! herauf!
lebensb. I, 1, 190;
d)
das vorwärts, rückwärts gehn hiesz früher für sich, hinter sich gehn; das letztere z. b.:
sachlich genauer (vgl. auch mhd. unter krebsgang): krebs, die eben so bald hinter sich als vor sich gehen. Opel u. Cohn 30j. kr. 390. das eigentlich richtige für sich (s. sp. 620) doch auch noch länger: wir waren nicht viel fürsich gangen, da bekamen uns etliche bettler. 694 (s. dazu sp. 818); vgl. Platter unter gehen n. vom seiler;
wo nun die neigung ist, es als für mich allein zu nehmen, wie denn Göthe selber auch für uns deutlicher vor sich braucht (vgl. sp. 620), auch in alterthümelndem ton:
das hin ist uns jetzt dabei notwendig geworden (vgl. schon sp. 817), denn vor sich gehn ist nun auf bildlichen gebrauch beschränkt (34). das für sich gehn ist übrigens nun auch mit durch weiter gehn vertreten, lasz uns weiter gehn u. ä., vgl. sp. 817 unten; früher fürbasz, fürder gehn, auch ánhin gehn, rascher gesprochen annen (daher schweiz. nun ane):
anhin gân ist aber verstärktes, ausgemaltes an gân, eigentlich eben vorwärts gehn, genauer aufwärts (s. u. b).
der krebʒ gât alleʒ hinder sich.
142, 5,
ich ging im walde
so für mich hin.
1, 27,
grad, edel vor sich hin sie geht.
13, 126 (H. Sachs).
gha annen du, ich kumm hernach.
v. 715;
329 e)
einem aus dem wege gehn, den weg frei machen oder auch seine wege meiden, um nicht mit ihm zusammenzutreffen. jenes auch sinnlicher aus den füszen, s. sp. 986, bildlich: aber wer übermäszigen witz scheuet, gehe mir jetzt aus den füszen.
Hesp. 1, 213. auch einem aus dem lichte gehn (im lichte stehn), aus den augen, dem gesichtskreise (s. u. auge 8):
geh aus meinen augen! II, 221, 14; gegensatz einem unter augen gehn (noch bei Logau, Hagedorn u. a., s. I, 792 fg.), ihm offen entgegen treten: weil herzog Georg seinen kopf aufsetzt, ist mein sorge, er thue wie diabolus incarnatus (ein teufel als mensch, 'eingefleischt'), bis so lang man im richtig und klerlich unter augen gehe. 4, 315ᵃ (337ᵃ); s. auch 35, f. abweisend auch gang mir aus den bonen, dem bohnenfelde, s. bohne 3, vgl. 9, b einem in die schoten gehn, als dieb, ins gehege u. a., zu schaden: wenn sie wollen kühe halten, so sollen sie solche auf ihrem grund und boden halten und meinen anvertraueten nicht lassen zu schaden gehen. Dornr. 101, 15; vgl. auf eines schaden gehen unter 9, b.
und gee mir aus den augen trat (gleich, vgl. gedrat).
fastn. sp. 669, 7;
f)
diesz fortgehn, unter umständen bloszes gehn (5, a), deutlicher hingehn (s. d. 3), dahin gehn, weggehn (s. 3, a), fortgehn (diesz eigentlich weitergehn), am einfachsten und ältesten abgehn, wird, wie eben mit aus, auch mit einfachem von ausgemalt: ob ein man ane merklich ursach von sim ewib gienge und nit mit ir hushaben welte .. Lucerner stadtr. § 12, das fortgehn zugleich ein fortbleiben, vergl. vom dienste gehn 9, a; da sie von Pharao giengen. 2 Mos. 5, 20;
auch gehäuft vom (von) hause fort, weg gehn, davon, von dannen gehn, ursprünglich einfach dannen (s. d.):
aus dem lande gehn von einem angestellten: lassen sie lieber sechs solche leute, wie ich und meines gleichen aus dem lande gehen als einen Ernesti. (1839) 8, 195, an den minister Brühl, als Ernesti einen ruf nach auswärts hatte; so im 15. jahrh. von ein- und auswanderung: ferner so weist der scheffen dat land von Dreiborn ein frei offen land, dat ein ieder man mag heut darin gehen, morgen widerumb darusz. weisth. 2, 766. im rechtsleben der busze ledig g., wie frei ausgehn: (kann er sich mit eid reinigen) so gehet er der boszen ledig. weisth. 2, 468, eigentlich geht unbehelligt von dannen.
gieb ihm (dem boten) denselben wink, mit welchem süszen blicke
du neulich von mir giengst.
641;
sie (die tugend) wird im letzten augenblicke,
wenn alle traurig von dir gehn,
in himmlischer gestalt zu deiner seite stehn ..
Herodes u. Her.);
1, 165 (denn als von eurem angesicht
ich heute ging, verzeiht ..
gang nach d. eisenh.);
XI, 254 (Max, bleibe bei mir! geh nicht von mir, Max!
XII, 310 (Walt. tod 3, 18);
wenn menschen von einander gehn,
so sagen sie auf wiedersehn.
ge dannen, das dich schüt der rit!
fastn. sp. 172, 25.
g)
dagegen zu einem gehn, meist mit besonderer bedeutung, zu hofe u. a. (was zugleich ins folgende übergreift):
wer bin ich, das ich zu Pharao gehe (conj.)? 2 Mos. 3, 11, zu hofe, um den könig zu bitten, vergl. an den könig gehn u. ä. 24, l; zu seiner frau gehn, auch im ehelichen sinne (dagegen extra gehn, nebenaus u. a.). auch zu bette gehn, zu tische, zu stuhle (vgl. gang II, 1, g) u. a., mhd. ze bette, nhd. auch nach bette u. ä., hauptsächlich nordd.: ich musz essen und nach bett gehen. 3, 397; als ich zuletzt nach der Angelica ging (zum besuch). Herder reise nach Ital. 158 (ging froh zu bett das.); vgl. Leisewitz in s. tageb.: nach tische ging ich wieder zu Lessingen, der mich nach Daveson bestellte. zur erinnerung an Lessing 132, d. h. 'zu Davesons' (vergl. nach Angotts hause 130). nach hause gehn ist nun schon fest als hd., während zu hause auch da das ursprüngliche und noch im leben gültig genug ist (s. haus 5, e. i): abents wenn die kinder zu haus gehen (aus der schule). bei Dietz 2, 43ᵇ, mhd. ze hûse, auch schon ze hûs. sonst ist nach einem oder etwas gehn, auch ihm nachgehn (auszer der bedeutung 7, e) seiner spur nachgehn, ihm nachtrachten, es aufsuchen u. ä. (vgl. 24, i), wie schon mhd. nâch spîse 143, 14 (vom falken), nâch âventiure gên u. ä., nâch dem almuͦsen gên Schwabensp. 23 G., nhd. z. b. nach brot gehn (ps. 37, 25) oder dem brote nachgehn, nach einem mädchen oder e. m. nachgehn (dazu 'gang mir nach', philtra 155ᵈ, liebestrank); vgl. auch einem zu gefallen gehn sp. 2101 (f).
ich wil, daʒ mîn herre ze hove nâch urloube gê.
Nib. 1450, 4;
h)
feindlich gegen, wider, noch älter auf einen (los) gehn: ihre waffen conjungirten und giengen wider den erbfeind des christlichen glaubens oder wider andere verfolger der christlichen kirchen. 398. mit auf:
sie giengen mit steinen und bengel auf mich. 746; dér hund geht auf den mann. eine disputation als zweikampf: liesz ich den praesidem und opponenten aufeinander gehen, wie könig Gustav und Tylli bei Leipzig. 816; vgl. unter gängen 3. auch einem zu leibe gehen, auf die haut (s. d. I, 3, auch bildlich), wie mhd. einem nâhe gên, als übermächtiger gegner, 1, 474 (s. 27, e), während zu und auf sonst auch nur das ziel ausmalen: ich gieng auf ihn zu; die gestalt gieng .. gerade auf den altar zu. IV, 216, 11. dem feindlichen auf ähnlich mit an (aber auch angehn nicht feindlich), noch in der kriegssprache: wie ein soldat .. der an den feind zu gehen geschworen und davon seine besoldung hat. Simpl. 3, 17, 20 Kz. daher noch drauf gehn (auf den feind), früher auch dran gehn (s. II, 757 Maaler):
daher auch der ruf drauf! auch drauf und dran! s. II, 760. 765 und den kampfruf an in! sp. 210, schon mhd.:
kriegerisch auch zu sturme gehn: lad din redelichste büchse mit heyl (hagel), wann dann din feint zu storm gont, so losz sie los. mittelalt. hausb. 38, 1, in dem unterricht für einen burghauptmann; da man (der feind) solte zu sturm gehen .. (kommt befehl) dasz sie sich stelten (die bürger von Limburg) und gingen davor zu sturm (kämen dem angriff zuvor). Limb. chr. 38 R.
hier sahe man dich jagen ...
und auf die löwen gehn.
lob d. kriegsg. 375;
nochdann so hielt er still (der feind),
dran zu gan was nit sin will.
Schwabenkr. 117ᵃ.
balde an in
mit dem langen spieʒe!
MSH. 3, 274ᵇ.
i)
noch fehlt manches, wie voran, voraus oder vorauf gehn, hinten nach, hinterdrein gehn, vorüber, vorbei, entgegen, auch nebenher, zur seite, anders bei seite, dazwischen (vgl. unter 9, g) u. s. w., es ist nicht zu erschöpfen. zu erwähnen ist doch noch einher gehn, ursprünglich gleich herein gehn, d. h. vor den augen der leute herein, in den gesichtskreis gehn, vergl. daher gehn (lieber kommen); ähnlich wechseln noch herum und umher gehn. ferner übergehn, untergehn, aufgehn, úmgehn u. s. w., dann umgéhen, hintergéhn, übergéhn, auch begehn, entgehn, ergehn, vergehn, zergehn, alle von sinnlichem ursprung; zergehn z. b.:
d. h. eigentlich: wenn vom Zurzacher markte die leute aus einander, heim gehen.
und wenn der Zurzech merkt zergat,
so kumpt er har in dise stat.
fastn. sp. 829, 16,
k)
beachtenswert auch gefangen gehen, als gefangener: und du Pashur solt mit allen deinen hausgenossen gefangen gehen und gen Babel kommen. Jer. 20, 6, vulg. ibitis in captivitatem; Adelung nahm es für 'gefangen werden', wozu einen anhalt das merkwürdige verloren gehen bieten kann, s. u. 16, f.
9)
Ziel, zweck und aufgabe des gehens, wobei denn dieses schon vielfältig ins unsinnliche hinüber tritt; z. b.
a)
zu acker, zu felde gehn, vom ackersmann:
von den beiden seiten der hausarbeit, der männlichen und weiblichen; were ein man, der guter in Allensteter gmark het und sesz nit in der mark .. so möcht her (doch) .. sich der gmein geprauchen (alle gemeinderechte genieszen), also lang he do zu acker ginge. weisth. 3, 456; Hesiodus sei hinter dem pfluge gegangen. poet. c. 3;
vergl. zu felde gehn, zur weide 2, c a. e., aufs feld, ins holz gehn, zu feld- oder waldarbeit. dagegen müszig gehen (vergl. auch muszgen unter geher), früher vielfach bildlich: einem, der kein glück hat, ist nichts bessers dann muͤszig gehn (nichts unternehmen). spr. 1, 71ᵇ; es ist guͦt groszer herrn muͤszig gehn. 1, 18ᵃ;
gar nichts mit ihm 'zu thun haben';
zu markte gehn: für die entfernteren gegenden im gebirge, woher zu markte zu gehen für jeden einzelnen arbeiter zu weit wäre. 23, 49.
zi akare sie (die vögel) ni gangent joh ouh wiht ni spinnent.
II, 22, 10,
zu der zeit, wenn das dorf zu felde pflegt zu gehn
und die erwachte stadt allmählich auf zu stehn.
52.
könt ich des narren nit müeszig gan?
fastn. sp. 846, 31,
das wir in guten frieden stehn,
der sorg und geizes müszig gehn.
8, 362ᵇ.
b)
auf die jagd gehn, wo dann das gehn auch zu rosse, zu wagen geschieht (6, b), mhd. an daʒ gejeide gân u. ä. auf die suche gehn im walde, auf den bettel u. ä. diesz auf dann auch von dem gesuchten, auf das man aus geht (aus ist), auch ganz ins unsinnliche übergehend (s. 24, i) und auch ohne diesz aus ursprünglich:
auf etwas böses gon, scelus anhelare. 189ᶜ; darauf gon, das man uns volge, assensionem captare das. (vgl. hin gehn bei abstimmung unter h);
völlig gleich der pracht und ehre nachjagen, wie forts. d. cr. dichtk. 52 bemerkt, der dort solche alte wendungen als kräftiger gegen abstract bildlose verficht. vgl. nach brot g., dem brote nachgehen u. ähnl. 8, g. in die kirschen, in die nüsse gehn u. ä., zum pflücken, von einer kirschpflanzung:
einem in die schoten gehen, als dieb; vgl. unter 8, e.
ich will sein (n.) nimer gelan,
ich will gen (dasz ich nicht gehe) auf sein schaden.
fastn. sp. 453, 20;
ists darumb dasz wir nur nach gold und gelde streben,
auf pracht und ehre gehn ..
1, 26,
die baurn darein in dkirschen gehn.
P. Lewe 661, weim. jahrb. 6, 447;
c)
in den krieg gehn (vgl. 6, e, auch u. 24, g und V, 2221):
ähnlich unter die soldaten gehn, wo doch der begriff des ganges zugleich zu dem des lebensweges erweitert ist (s. 23), wie unter die schauspieler gehn, er ist unter die schriftsteller gegangen, schriftsteller geworden; unter die Herrnhuter zu gehen. 19, 249 (lehrj. 5, 16).
wen sie (die bauern vor zeiten) in ain krieg giengen,
ir mantl si auf die achsl hiengen.
fastn. sp. 440, 19.
d)
an die arbeit gehn: um zwei uhr geht er wieder an seine arbeit, und síe gehn ins bette. älter ans werk, in älterer wendung zu werke, ahd.: gât mannolîh ze sînemo werche. 103, 23, an seine arbeit. diesz zu werke gehn gilt jetzt für so und so verfahren überhaupt, eigentlich die arbeit, eine aufgabe so oder so angreifen oder 'in angriff nehmen' und weiter führen: der tischer muszte mit leimen, hobeln und zurichten derselben (der bohlen) aufs genauste zu werke gehen. 24, 242 (a. m. l. 4). einem zur hand gehn, helfend bei der arbeit. auch mit an allgemeiner, an etwas gehen, daran gehen, an ein geschäft, an die aufgabe (vergl. 24, i), wie der schüler an ein exempel, der schriftsteller an ein schweres capitel (s. auch mit über unter i): ich möchte gern sogleich an meine Malteser gehen. an Humb. 161; auch gewichtiger:
mit mut oder zagen, schwer oder leicht daran gehen, auch mit inf.: wir giengen nun daran, die hinterlassenen papiere zu ordnen; auch, wie oft, mit nur gedachtem gehn, z. b. er wollte durchaus nicht dran. ein andres dran gan, an den feind, s. 8, h. der arbeiter übrigens geht auch auf die arbeit, d. h. aus der wohnung in die fabrik u. ä., wie der kaufmann früh ins geschäft. s. auch es geht an die arbeit u. ä. 36, c, γ.
(1755) 3, 247; hat er es denn beschlossen,
so will ich unverdrossen
an mein verhängnis gehn.
Lapp. 237).
289 (e)
diesz auf deutet eigentlich einen höheren ort an. wie man auf das schlosz geht, so auf das amt, das gewöhnlich auf dem schlosse oder ähnl. eingerichtet ist, dann aufs gericht, rathhaus u. ä., selbst auf die apotheke (I, 609 unten, V, 1000 u. klaret), auf die kneipe, aufs casino, die beide damit als höhere lebensstellen behandelt werden. auch innerhalb des hauses auf den boden, auf die kammer (s. d. 1, b), eigentlich wirklich höher gelegen ohne jenen nebensinn, auch auf den fechtboden, tanzboden. mit dem nebensinn von innerer höhe auch aufs gymnasium gehn, früher 'auf schulen', aber in die bürgerschule, in die schule gehn. von schulkindern (auch zur schule) sowol vom einzelnen gange wie vom schulbesuch überhaupt, und noch anders z. b. auf die universität gehn, vom gymnasium weg, wie auch z. b. er verliesz den kaufmannsstand und gieng in eine fabrik, nahm dort eine stelle an, auch gieng ins fabrikwesen, ins baufach über u. ähnl., auf die bühne, aufs theater: er werde .. nunmehr unter direction eines Serlo aufs theater gehen. 18, 83. ebenso in arbeit, in dienst gehn, arbeit, einen dienst annehmen und damit in ein pflichtverhältnis eintreten; vom dienste gehn, ihn verlassen:
welcher dienst (dienstbote) ane redlich ursach von sim dienst gat .. Lucerner stadtr. 103.
ich wolte von ir dienste gân.
65, 35;
f)
in die kirche gehn, älter zur kirche, mhd. ze kirche gân u. ähnl. (auch sîn), s. kirche II, 1, wo auch von weiterem sinn der wendung, z. b. mit einer zu kirchen gehn u. ä.; kath. in die oder zur messe gehn, zum opfer gehn 1, 89. aber nur ins theater, ins concert gehn (auch zu wagen, s. 6, b), dagegen auf den ball, die maskerade (vgl. auf den tanzboden vorhin), älter zu tanze gehn, mhd. ze tanze. auch auf den jahrmarkt, auf die messe gehn, wol weil die grosze fläche rings höher erscheint, wie bei aufs feld, aufs land gehn, das von der stadt, vom hause aus gesehen ebenso erscheint (vgl. u. 8, b), also wie auf die see, auf den berg, aufs gebirge, während der bergmann ins gebirge geht: gebürge verstollen, d. i. mit stölln in das gebürge gehen. Chemn. bergwerkslex. 238ᵃ, vergl. beim brunnengraben u. ä. man muszte noch tiefer gehen.
g)
im alten rechtsleben
α)
vor den richter gehn, klagen gehn (s. 10, c Lichtwer); mhd.: eʒ wirt ein ander rihter (bestellt), der klager gêt für den und klaget im. Schwabensp. 91; für gricht gon 189ᵈ, jetzt aufs gericht (wie aufs amt, s. e), auch bildlich mit einem ins gericht gehn. vgl. übrigens gang I, 5, a.
β)
auf einen gehn, sich auf ihn berufen, ihn anrufen, zuziehen als schiedsmann u. ä. (s. schon I, 2, e a. e., auch kommen 35, c): das .. der gerbermeister mit allen seinen gewerken .. und .. der schustermeister mit allen seinen gewerken .. alle öre (für aller irer) ufloufte, zwitracht und kryge .. sie beiderseit zu entscheiden uf uns (den rath) gegangen sint .. Leipz. urk. 1, 47; so vrage, op gi des tu rechte icht uppe de ummesaten scolen gan. richtst. landr. 26, 6, die nachbarn als zeugen zuziehen, vergl. den richtsteig lehnr. 29, 3; das die gnanten .. sulcher ire spene, zweitrechte, forderunge und vehde in der gutlicheit uf uns gegangen unde komen sint. urk. d. herz. Wilh. v. Sachsen v. j. 1460, scr. 1, 801, 618. auch mit zu und an für auf, s. Haltaus, der auch hinder so belegt: des si beider sîten hinder uns vier gegangen sîn und an uns gestalt hân zu frûntschaft und zu recht sie darum zu entscheidin. sel. j. 2, 324; dâ kom für uns (den kaiser) in geriht her Fr. vom Stain ain seit unde her Hainrich .. zuͦ der ander seit unde verjâhen .. si wêrn aller mishellung .. gegangen hinder die beschaiden ritter herrn Ch. .. unde wêren versuͤnt. urk. 293; daher hintergang, compromiss 2, 54. die entstehung und ursprüngliche vorstellung ist noch zu entnehmen aus der heutigen wendung sich hinter einen stecken, dasz er vermittele oder ähnl., eigentlich ein streben und streiten aufgeben, aus dem kampfe gehn und hinter einen dritten treten (s. der dritte mann II, 1423, auch 60, 273 von Schiller), dasz er für uns eintrete. und ähnlich jenes zu, an, auf, das letztere wol zur bezeichnung des dritten als höher stehend.
γ)
vom schiedsmann hiesz es dâ zwischen gên, zwischen die streitenden: swô wunden oder tôtslege gebeʒʒert werden mit râte (beratung) .. daʒ biderbe lûte dâ zwischen gên und teidingen alsô lange biʒ daʒ man iʒ in in die hant gibet beider sît, die gên denne zusamene und râten, wie si daʒ ebenen wollen. Freiberger stadtr. § 14, 3, 200; vgl. dazwischenkunft, intervention. s. auch bei 501 zu eines sachen gen, sich ihrer schiedsrichterlich annehmen.
h)
aus dem alten leben stammt auch zu rate gehen, eigentlich zur beratenden versammlung mit mâgen unde man u. ä., vergl. vorhin zusamene gên und râten; später für rat halten überhaupt: mit vilen sol man die feind schlagen, mit wenig zu rath gehn. spr. 1, 85ᵇ; indem man nun zu rathe gehet, was für einen tod man ihm anthun soll. ros. 7, 20. jetzt fast nur noch mit sich zu rate gehn, d. h. mit seinen eignen gedanken (s. sp. 1958 fg.), wobei denn das gehen völlig entleert ist. mhd.:
auch mhd. ist doch das gân da schon oft verblaszt. auch an (den) rât gên, s. u. 3, f wart an rât gegangen. ahd. in girâti gangen, consilium inire s. Tat. u. I, 1, a. Bei der abstimmung aber geht man nach zwei verschiednen seiten hin: zweiet sich der rat (kann sich nicht einigen), wo dan die meist menig hin gehet, dem sollen si (alle) volgen. Leutenberger stadtr. (15. jh.) bei rechtsd. aus Thür. 429; das n. dem zeigt, dasz auch diesz hin gehen da schon auf die abstimmung überhaupt
(itio in partes) erweitert war; vgl. von richtern: ob man aber wol im handel (bei der verhandlung) spürete, wo die richter hin giengen, doch kondte man (das gericht) nicht fürüber, man muste das bergbuch bei ehren erhalten. Sar. 21ᵇ, eigentlich wohin sie (im geiste) giengen bei der entscheidung, abstimmung, auf welche seite sie sich stellten oder schlugen, wem sie beitraten, in welchen wendungen das alte bild auch noch zu erkennen ist; man fragte sich gewiss vor der entscheidung: wohin geht ihr (bei der abstimmung)? daher noch heute meine meinung geht dahin, s. 29, c.
Rôthere .. bat sîne liebesten man
vor sich an den rât gân.
kön. Roth. 549;
der herre gieng ze râte, mit im sîne man.
dô sprach (in der beratung) gedrâte der grâfe Herman ..
Wolfdietr. 1930 Holtzm.;
ze râte giengen si gemein
und kâmen des al überein ..
26, 11.
i)
über einen, über etwas gehn, auch das urspr. sinnlich: darnach muͦsz der (jüd.) beschneider als ein arzt etlich tag über das kindlein gehn, dʒ es nit bluͦte. weltb. 153ᵃ, es als arzt besorgen;
sie stellt sich 'über' den todten und beginnt so die todtenklage, wie Morungen von seinem leichenstein und dem wanderer, der 'darüber kommt':
von einer aufgabe, 'über' die man sich macht (sie unter sich nimmt), sie zu bewältigen, z. b.: ein karg weib gehet oft übern kasten. 1435, 63, um geld und vorräte zu zählen, sprichw.; er läszt sein gesinde nicht über alle kisten und kasten gehn. 1, 540; nun giengen wir über die papiere, sie zu sichten, gewöhnlich mit ausmalendem her dabei, lieber auch mit es (s. 36, c, δ) z. b.: nun gieng es über den vorrat, über den braten her u. ä. (vgl. mit an unter d). auch feindlich, beim plündern, rauben, stehlen: geh mir nicht über meine äpfel, in spaszigem tone; er (der ladendiener) ist über die casse gegangen;
dô kom diu küniginne über in gegân,
den starken Îringen klagen si began.
Nib. 2003, 1,
swer dan über mich gât,
daʒ der lese dise nôt ..
minnes. frühl. 130, 3.
wir wend ietz über sin teschen gan
und unser geltli widerum han.
129.
k)
grammatisch am alterthümlichsten und wertvollsten bote gehn, als bote (vgl. geender pot 6, d), s. J. Grimm unter bote 1, der es wol aus Hessen noch wuszte, wie mir in Thüringen eine botenfrau aus Schmalkalden sagte: ich gehe nach Dietendorf bote; auch in Sachsen, in der Lausitz er geht bote. aus Schwaben bezeugt es III, 358, 14: wer einen grusz an das liebe fleisch zu bestellen hat, der darf nur das gute herz boten gehen lassen. Miller in cab. u. l. 1, 1, wo denn bote richtig in den acc. tritt, vgl. botengehn (acc. c. inf.) unter gehen n. ebenso noch nhd. (als) curier reiten (s. kurier 3): von Leipzig bis Weimar courier geritten mit dem herzog. tageb. 21. dec. 1776, d. h. carrière; s. auch unter gast 9, a. mhd. mit gên so:
aller wîbe wünne diu gêt noch magetîn.
minn. frühl. 10, 10.
l)
mit der leiche gehen, im leichengefolge, auch mit der hochzeit, im hochzeitszuge. teutsch-it. wb. 518ᵃ, später mit zur leiche, mit zur hochzeit g. 337ᵇ, wie jetzt.
m)
zu erbe gehn, erben, eigentlich zur erbtheilung gehn, wenn sie nach dem dreiszigsten im hause des erblassers vor sich geht: so mancher der erben ist, die zu erbe gont, die alle sollen geben einen träger und ein huobrecht. weisth. 1, 715, elsäss.
10)
Zweck und aufgabe des ganges werden auch durch ein andres zeitwort angegeben.
a)
das zweite zeitwort in gleicher form daneben gestellt:
α)
im eigentlichen sinne:
geh und hole wasser; sie gieng und holte den korb;
auch ohne das und, kräftiger:
geh, lasz mich in ruhe; vergl. geh, bleib da u. ä. 5, b a. e., geh her und isz mit u. ä. 5, c; gehe hin und thue des gleichen. Luc. 10, 37; unterdessen .. werde ich hingehen und den bewuszten liebesbrief aufsetzen. cab. u. l. 3, 1.
Greti, nun gang und rüst mir zuo (zum ausgehen),
bring mir den huot und die nüwen schuo.
fastn. sp. 830, 19;
so gee und bring den mulner her.
202, 23;
doch willst du eine tugend kaufen,
so geh und gieb dein herz dafür.
d. j. 1, 94;
gehn einige und zünden reisholz an!
Tell 2, 2.
mait Els, ge, sich zum fenster aus.
fastn. sp. 280, 3;
β)
auch anders gemeint: dasz mancher mensch, wenn er das seine .. durchgebracht, hernach gehet und klaget, gott .. wolle ihm nicht helfen. Lokman 16, d. h. klagend geht, nicht aufhört zu klagen, s. dazu d, auch b a. e.
γ)
ebenso bildlich: und er (Isaac) ward ein groszer man, gieng und nam zu, bis er fasz grosz ward. 1 Mos. 26, 13, nahm stetig zu; der knabe Samuel gieng und nam zu.
1 Sam. 2, 26, vergl. 5, 10; David aber gieng und nam zu, und das haus Saul gieng und nam abe. 2 Sam. 3, 1. in der vulg. heiszt es an erster stelle ibat proficiens atque succrescens (in den andern nur proficiebat atque crescebat, proficiens), im hebr. aber in allen fällen ebenso. doch musz wol Luthern eine entsprechende wendung aus der volksrede zur hand gewesen sein, wie z. b. auch die Franzosen ähnlich sagen le mal va toujours croissant.
b)
das zweite zeitwort im inf., durch zu verknüpft: Laban war gangen seine herde zu scheren. 1 Mos. 31, 29; menner, die gegangen waren das land zu erkunden. 4 Mos. 14, 38;
ich gieng einsmahls ein haus zu kaufen. p. ros. 4, 9; das der könig einsmahls gieng den geistlichen mann zu besuchen. 2, 28;
wuszt ich (Thoas) denn nicht, dasz ich mit einem weibe zu handeln ging. 57, 42, Iphig. 1, 3 in pros. fassung, in versen nachher ohne das zu (s. c); der die Ungern schlug und die slavischen völkerschaften und endlich auch den nordischen feind, die Dänen .. zu zähmen ging. dän. gesch. 1, 69. ganz ungewöhnlich, aber in der sache begründet:
beginnt schritte zu machen (s. 1), um heranzukommen, oder: und kommt heran, was in der that mit gemeint scheint, wie in umgekehrter wendung nd.: de pastor kam .. äwer den kirchhof tau gahn. stromtid 1, 58 (vergl. kommen II, 5, b. 6, a). also wie das gehet und klaget bei unter a zuletzt. so deutlich von gleichzeitigem im 16. 17. jh. zu schlipfen gen, beim gehn gleiten, u. ä.:
o ihr weiber-mäuler, ihr unhärige! in den löffel-jahren gehet ihr zu zopfen, zu trillen, zu ropfen (am bärtchen), bisz die gauchs-haar heraus wollen. ges. 2, 77 (1644 s. 633), hört nicht auf, wie a a. e.; es ist noch alem., z. b. schweiz. in Saaner mundart: der hätti drs dür tân (durchgethan, die lust vertrieben), i ds bûr gan zmützeren u zbunjen, immer in dem milchkeller zu mausen. 6, 395, 20. 407.
(die) wider ursach gen zu kriegen.
schelmenz. 43, 2;
der fisch der gieng zu schwimmen
aus seinen ufern vor.
52;
fängt das mädchen (bis dahin nur bild) an den fusz zu rühren,
geht zu kommen, nähert sich dem orte ..
Amor als landschaftsmaler),
2, 190 (darum sein trit nindert zu schlipfen get.
ps. P 7ᵃ;
c)
das ursprüngliche aber ist da der blosze inf. (vgl. kommen II, 5), schon goth., ahd., wie alts., ags., altn. ( gr. 4, 96 fg.): gagg thuk ataugjan, ὕπαγε, σεαυτὸν δεῖξον. Marc. 1, 44; ih gangu gicorôn irô, eo probare illa. Tat. 125, 4; mhd. sehr entwickelt (s. wb. 1, 643ᵇ fg.), z. b.: als man danne gotes dienst begangen hât, sô sult ir heim gên eʒʒen. 269, 7;
auch nhd. bis in die gegenwart: als wolten sie beten gehen. Judith 3, 11, schlafen gehn 5 Mos. 31, 16, aufs eis tanzen bei Dietz 2, 43ᵃ;
der (fremde) möcht in die bach ghen fischen. weisth. 3, 456; ach ach es gadt der tag sich neigen und die abent schatten einfallen. Züricher bibel 1530 bl. 352, Jer. 6, 4 (Luther ey es wil abend werden); ich muszt in kilchen gan mäsz helfen singen. 64;
wenn dem esel zu wol ist, so gehet er aufs eis tanzen. 351;
das ist nd., lîn gân, z. b. hei geit under det bedde lîn 59ᵃ, ebenda sitten gân, auch stân gân sich stellen, wie mhd. und vorhin im Froschm., z. b.:
schon mnd. liggen gan auch von fallenden in der schlacht, freilich als hohnwitz:
up die knie sitten gan, niederknien stiftsf. 229, auch ik ga sterven Sch. u. L. 2, 9ᵇ. md. ist klagen gehen, wasser holen u. ä.:
kein klingeln konnte den kammerdiener erwecken, der auszer dem hause bei einer operistin schlafen gegangen war. IV, 278, 17; die kraft seiner lenden ist versiegen gegangen. II, 29, 17 (räuber 1, 2); deklamazion ist immer die erste klippe, woran unsere mehreste schauspieler scheitern gehen. 347, 14 (vergl. zu scheitern gehn 16, f);
es ist noch lebendig in verschiedenem landschaftlichem gebrauch, s. z. b. vorhin aus Schambach; in Leipzig z. b. wir wuszten seine wohnung nicht, muszten also in der stadt suchen gehn; allgemein baden gehn (nie zu baden), spazieren gehn, betteln gehn (s. dazu d), obschon nun feiner wird ins bad gehn; aber z. b. noch im volksliede:
ein bote, der von dem wirte quam,
der hieʒ uns beidiu eʒʒen gân (zu tische kommen).
Iw. 351;
zuo der gienc er sitzen.
2722;
Volkêr der vil snelle mit sîner videlen dan (hin)
gie gezogenlîchen für Gotelinde stân (treten).
Nib. 1643, 2;
die tumben und die wîsen giengen, sô man tuot,
vrâgen umbe mære.
711, 1;
wênc wart in bette und kulter brâht,
si giengn et ligen ûf ein bâht.
Parz. 501, 8;
ê daʒ er slâfen gienc.
552, 24;
der gê sterben ..
MSH. 2, 318ᵃ.
gang zuͦ schuͦlen lernen basz.
narrenb. 72, 58;
in der fischgruben hab ich fisch,
welche ich wil ablaszen gahn (zum kochen).
P. Lewe 598, weim. jahrb. 6, 443;
ich wil gehn schreiben umb den knaben.
zwölf comöd. Ddd 8ᵃ;
von seinen trabanten wol zehen
giengen allzeit hinter ihm stehen.
Froschmeus. H 4ᵇ (I, 1, 2, 66);
verwirrt in blinden pflichten,
wen, wo sie suchen geht.
trutzn. 41 B. (11, 68);
den nicht der bürgerkrieg an bettelstab gebracht,
der noch nicht borgen geht.
1, 306;
dein mann, der ist der finger, fraw Vana du der ring.
schaw, das nicht mit dem ringe wer fälschlich siegeln gieng.
3, 6, 96;
wie ofters musz ich nicht zu bette wachen gehn (statt schlafen).
632;
Petz (der bär) kehret einmal heim. da schlummert sein Orest
zur schwülen mittagszeit. er gehet bei ihm liegen,
bewacht den schlafenden.
2, 38,
as Hennke to Bremen binnen quam,
gink hei vor enen schipper stan ..
volksl. 448.
dar muste mancher liggen gan
und one wunne sterven.
1, 36ᵇ;
die rache kam ihm zwar ein neues schock zu stehen,
denn schulzens Hadrian ging klagen ..
fab. 3, 4;
wasser holen geht die reine ..
3, 11;
ja wählet den entfernten (garten) aus, den ihr
in ganzen jahren nicht besuchen geht.
9, 235 (Tasso 5, 4);
fahre wohl,
ich geh' mit freien leuten freiheit finden.
10, 272 (Claud. 3);
wohin, o herr, willst du ihn suchen gehn?
Phädra 1, 1);
XV¹, 17 (sprach, eh sie von den andern scheiden ging ..
ges. ged. 1, 134;
ich sollte wieder fragen gehn.
252.
es wolt ein mägdlein tanzen gen.
nur aus neueren quellen);
66 (es wollt ein mädchen rosenbrechn gehn
wol in die grüne heide.
volksl. 1, 109.
d)
in dem betteln, spazieren gehn tritt aber die gleichzeitigkeit wieder auf (s. a a. e., b a. e.): so muͤste er (der hochmeister) einen stab in die hand nemen und betelen geen von hus zu hus. scr. rer. pruss. 4, 166. man geht nicht nur aus, um zu spazieren, sondern das spazierende gehen selber heiszt so, sodasz gehn eigentlich überflüssig scheint (doch nicht neben spazieren fahren, reiten). und so auch mundartlich, z. b. nd. von vögeln fleigen gân, dâ gât se fuste hen fleigen, da fliegen sie oft hin 59ᵃ. so im 15. 16. 17. jh. bei dichtern, gewiss aus der mundart:
das vieh geht grasen, d. h. den ganzen tag, nicht blosz beim ausgang früh, also entschieden für geht grasend. der inf. ist fürs part. praes. eingetreten, wie bei unserem fut., es wird grasen, früher auch ist grasen. dasz im sprachgefühl beides noch spät im 16. jh. unsicher schwankte, zeigt z. b. schlafend gehen, also verfehlte genauigkeit (vergl. sp. 1603): gehet sie (die sonne) spat schlafend, so mach du früh feyrabend. groszm. 22 (Sch. 560), der reim wirkte mit darauf. dem wanken gehn von bächen, sausen gehn von bäumen bei Spee entspricht mhd. wackelnd gên von der erde bei erdbeben, s. unter 16, c. das betteln gehn ist zwar schon mhd. betelen gên, aber es musz bei dem vielgebrauchten worte die kürzung früh eingetreten sein, und der inf. war da doch auch denkbar; ahd. aber ist betolônti gangan zu erkennen bei III, 20, 37 (s. die stelle u. betteln 1), wie ir gêt drûrênto V, 9, 14 im 16. 17. jahrh. ir get trauren heiszen würde. mhd. auch, wie bei Spee, von einem bächlein:
aber die meisten und älteren handschriften geben noch rûschende oder runselunde, d. i. rünselende; später:
wan mir die faulkeit gar wol dut,
so ich ge auf der gassen glunkern (schlendern)
und mich selb schatz fur einen junkern.
fastn. sp. 792, 18;
gieng murrn und schelten immerdar.
tr. Eck. F 7ᵇ;
gieng stocken als ein ander thor.
K 8ᵇ;
man, weiber, jungfrawn und gesell ...
gehn schwenzen und für schminke gleiszn.
laut. warh. 102 (1621 s. 91);
also soll man den gmeinen man
auch nicht verächtlich schawen an,
ob er gleich fern vom heupte steht
und in dem kot umbwaten geht.
147 (132);
ohn sinn und ohn gedanken ..
bald hin bald her geht wanken (Maria),
geht schweben allerwärts.
trutzn. 59 (43 B.);
frisch hin und her gehn wanken
die klare bächlein krumb.
113 (82);
ein groszen hünerhan,
der haupt und hals geht schwenken
als nie kein edler schwan.
218 (159);
die bäumlein, reich von zweigen,
auch sangweis sausen gahn.
79 B.;
auch wald- und wassernymphen
nun wieder frisch in grünem holz
gahn spielen, scherz und schimpfen.
26 u. o.;
wer kan die schand erreichen,
die der erdulden musz,
der durch den tod gieng schleichen
ins grab ohn' alle busz.
himl. lied. 4, 245;
dieselbe wiese soll im zaun beschlossen stehen,
darinnen du dein vieh wilt grasen lassen gehen.
arab. sprichw. 43.
wie sanft eʒ alleʒ rûschen gê.
goldn. schm. 93,
es solt ouch die lîrerîn ..
ainen tanz machen,
das es gienge krachen.
teuf. netz 12065;
das es (der gesang) recht hin gieng clingen.
11726;
der marschalk gieng truren von dan.
Diocl. 4908.
e)
gehn mit inf. des zweckes ist besonders oberd., am meisten im alem. entwickelt, bis zu einer ganz verwischten wendung; vgl. gr. 4, 97 anm.
α)
wie gehn neben dem zweiten inf. seinen eignen nachdruck einbüszte, zeigt schon seine stellung im folgenden: wir wöllend in gon heimsuͦchen (besuchen). 190ᵃ; der münch sprach, ich muͦsz sy (die kranke) gon besehen, ob ich ir helfen künte. rollw. 36, 21, es trennt heimsuͦchen, besehen von seinem obj., d. h. ist wie nur ein stück vom hauptverbum geworden; Eva im paradies von den äpfeln:
wo sachlich zugleich das gon überflüssig wird, wie für unser denken freilich auch in gehe hin und thu desgleichen (a a. e.). noch deutlicher, wo gên selbst wieder so zu gên gesetzt wird, schon mhd. und dann immer häufiger:
vgl. anm. s. 157, der das häufige giengen stân zuzieht und das homerische βῆ ἴμεν, βὰν ἴμεν; nhd., schwäb.:
ouch kan ich mich nit überhan,
ich muosz (dasz ich nicht) sy gon ein klein versuochen.
Ad. u. Heva 1369;
dir will ich (gott dem Adam) schaffen gon ein garten ..
634,
dô gienc der künic von Grippiâ
hêrlîch zuo sînem tische gân.
herz. Ernst 3170,
ich will gehn zu meim bulen gahn.
zwölf comöd. Ddd 8ᵃ.
β)
dann besonders das zweite gên als blosze einführung eines anderen inf.: antwortet 'das wil ich thun, meister' und gadt in dem hin gen beichten. rollw. 125, 9; die wil gieng ich gan heischen. 15, um gaben bitten als schüler; giengen wir im summer nach dem nachtmal in die bierhüser gan bier heischen. 23 (gieng heischen 24); und gieng do ouch gan essen. 39, 43; wen ir meinent, das niemand mer kumme gan klopfen (dann legt euch nieder). 70; als aber der cardinal .. in kilchen (d. h. dkilchen) gieng gan firmen. 6 u. o., es trifft aber zusammen mit gan für gegen (sp. 2196), z. b. giengen wir gan Lucern 60, gieng ich gan Kappel 57 u. o.; gang gen spatieren, abi deambulatum. 4ᵇ, als inf. gen spazieren gon 379ᵃ; so tag und nacht scheidet, gond sy (die hähne) gen schlafen. Gesners vogelb. 78ᵇ; so du gen schlafen gon wilt. 128ᵇ, wo denn gen gleichfalls für gegen zu nehmen wäre, vgl. bair. gen essen, gen trinken sp. 2212; wegen des wechsels der formen übrigens vgl. vorhin bei Wild gehn und
gahn und sp. 2386 fg. s. auch mit doppeltem imp. gê gang dich erhenken lieders. 2, 704.
γ)
in den alem. mundarten ist das dann weiter entwickelt bis zur völligen abschwächung oder bis zur übertreibung. das letztere z. b., wenn es schweiz. selbst dreifach gehäuft wird, z. b. in der Kerenzer mundart bei 154 nicht blosz er ischko gä melechä, ist melken gegangen, eigentlich ist gôn gên melken (s. sp. 2386), sondern auch er goko go m., d. i. gôt gôn gôn m., d. h. das letzte und ursprüngliche gôn melcha war im gebrauch schon so zu bloszem (gewollten) melken gediehen (vgl. unter α), dasz es ein neues gôn als einführung (s.β) vertragen konnte, vgl. zürch. gohst goh geh gr. 4, 97. die abschwächung aber auch äuszerlich zeigt sich schon im 15. jh. schweiz.:
d. i. gâgân mit betonter letzter silbe, hd. wäre es: ich m. géhen gehn. jetzt ist es im schweiz. sprachgefühl zur partikel geworden, s. ge (auch go, gi) bei 216 fg., der, anfangs noch selbst unsicher, es an der hand älterer belege doch auf goh, gehen zurückführt; s. auch id. 1, 412, dial. 57 fg., 5, 433 u. ö. auch vorarlb. z. b. ga güggla, lugen gehn 3, 212, 10, oberels. gang i gê diene 2, 558, 40. schwäb. z. b. bei 224 du wirst geh fallen, auch es wird geh regnen.
alde, min gfatter, ich muos gagan (: fân).
fastn. sp. 834, 24,
δ)
auch im bair. sprachgebiete, doch in abweichender entwickelung, gê wirklich zur bloszen partikel abgenutzt, mit der man besonders behauptungen mildernd färbt, s. 2, 4 fg., z. b. des is der gê en unglück! da war i (wär ich) gê glei ferti! es klingt da oft wie zuredender oder auffordernder imp. (vgl. 5, b a. e.), z. b.:
Schmeller war sich des ursprungs nicht ganz sicher, „vermuthlich der ungenäselte inf. von gên“, das denn auch noch zu erkennen ist z. b. in i mues mer gê e geld herrichtn zon zaln (bezahlen). ganz deutlich in Tirol bei 186 i gea enk (euch) a maͦsz zaͦln, je vais payer, i gea gên, werde gleich gehn, je vais aller. deutlich auch österr. bei 2, 245 gengama gen, eamus (vgl. I, 1, c), vgl. bei Schmeller so gemmer gê gê als kehrreim eines liedes.
an stadei (kleinen stadel) woasz i, da is fried (ein sichrer ort),
da leg mer uns geh nei.
oberbair. ged. (1846) 266;
was werns sagn geh zu dir?
295 (anrede an sich selbst);
da fang i'n geh, 'n Sepp den buabn.
288.
ε)
aber auch im westlichen Niederlande, und zwar, wie oft, dem alem. gebrauch im Oberlande entsprechend, z. b. in fläm. mundart von Brügge: e gheel (ganz) groot peerd .. gink gon ploegen. Germ. 14, 85, gieng gehn pflügen; s. auch das. die up die hofsteê gingen weunen, die auf der hofstatt wohnten, eig. wohnen giengen; im volksliede:
und bemerkenswert auch völlig zur vertretung des fut. entwickelt:
jene doppelung übrigens auch bei fangen, fahen:
ik was te wege naer myn zoetelief (süszlieb),
maer (aber) nu gae ik wederom keeren.
94;
dat zal ik u gaen zeggen.
93.
en den (nom.) hoend go morgen trouwen (wird heiraten),
en wie (wer) got de speelman zijn?
89.
der stab fieng an fa gruͤnen.
volksl. 772.
11)
gehn lassen sei hier eingereiht auf dem übergange zur übertragenen verwendung, den es zugleich mit darstellt in ziemlicher manigfaltigkeit.
a)
einen gehen lassen, nicht anhalten oder den angehaltenen, gefangenen frei lassen: swer den andern vindet an sînem schaden (z. b. in seinem felde), der mac den phenden âne des rihters urloup. wert er im (aber) daʒ phant, er sol in lân gên und sol dem rihter klagen. Schwabensp. 232, 1 G.;
zugleich und als hauptsache wie noch jetzt: thut mir nichts zu leide. auch wie in der Schwabenspiegelstelle, noch jetzt, z. b. Tell zu den wächtern beim hute:
von einer frau beim könig, die er mit gewalt in der kammer hat, der marschalk redet ihm zu:
so noch in mädchenmunde, wenn sie von burschen angefochten werden: lasz mich gehn! lasz mich ungeschoren, ungeheit (sp. 2343 fg.); der läszt kein mädchen gehn;
laszt den bawren die gäns gahn! Garg. 50ᵃ (79 Sch.).
eis tages ein löwe .. gevieng
ein mûs, die er tôt wolte hân.
si sprach: her löwe, lânt mich gân ...
der löwe lieʒ sîn zürnen sîn (wurde mild)
und lieʒ gân vrî daʒ miuselîn.
21, 4. 22,
was wollt ihr? warum haltet ihr mich auf? ...
freund, lasz mich gehen.
Tell 3, 3.
herre, der tag kumpt an der stette,
umb gottes willen, lant si gan.
Diocl. 4913.
hör, schalk, lasz mir die jungfraw gehn,
was gwalts wilt du dich unterstehn?
1, 113ᵇ.
b)
diesz dann auch so dasz an gehen nicht mehr gedacht wird: mein nachbar läszt mich gar nicht gehn! klagt ein schüler dem lehrer, auch auf der bank sitzend, wegen neckerei;
laszt mich nur ungestört machen, meinen eignen weg gehn (s. dazu 24); auslachen thun die lustigen leut jeden .. wenn einer das auslachen nicht haben könnte, so müszte er pfarrer werden, das ist der einzige mensch in der gemeinde, den man gehen läszt. Nümmam. 111. auch das schon im 12. jh., sogar noch schwächer, in Reinmars beschwerde:
kümmerten sich gar nicht um sie, klatschten nicht von ihr. auch so: was weit hindan, das leszt man gan. spr. 1, 9ᵃ, d. i. aus den augen aus dem sinn.
Siebel. für was siehst du den fremden (Mephist.) an?
Frosch. laszt mich nur gehn! bei einem vollen glase
zieh ich .. den burschen leicht die würmer aus der nase.
12, 108,
si jehent daʒ ich ze vil gerede von ir
und diu liebe sî ein lüge diech von ir sage ...
si möhten tuon als ich dâ hân getân
unde heten wert ir liep und lieʒen mîne frowen gân.
minnes. frühl. 197, 14,
c)
auch schon von dingen mhd., sich nicht weiter darum kümmern, sie fahren lassen (eigentlich wie und wohin sie wollen), wie das jetzt lieber heiszt, z. b. von der Dido, nachdem Eneas ir man worden was, und von Helena in gleicher lage:
auch persönlich so, z. b. einen freier, den man abweist: geh. rath. damit es Reinhold nicht werde (in der ehe elend), ist es heilsam, dasz sie ihn haben gehen lassen. madem. Sternberg. der mann kann nicht kläglicher werden als er ist. 9, 2, 69 (hagest. 3, 7). ähnlich von einem wunderlichen menschen, auf den andere vergebens einzuwirken suchen: den musz man gehen lassen, seine wege gehen lassen, derber laufen lassen (wie von dingen schwimmen lassen):
eʒ was ir (Dido) unmâre (einerlei),
swaʒ ieman dar umbe gesprach.
si lieʒ êre unde gemach
al zeiner hant gân,
dô siʒ hâte getân.
En. 66, 5;
man unde kint, liut unde lant
lie si (Helena) dâ zeiner hende gân
und wolte lützel ahte hân
ir êren und ir guotes.
troj. kr. 22963.
man kann nicht immer zusammen stehn,
am wenigsten mit groszen haufen.
seine freunde die läszt man gehn,
die menge läszt man laufen.
2, 252.
d)
ähnlich die dinge gehn lassen (s. 33, f), wie sie nun einmal gehen, sich in ihren 'lauf' fügen, auf das 'eingreifen' verzichten, es gehn lassen (s. 36, h, ζ):
rathet ihr was ihr wolt, so thue ich was ich wil. lasset es in gottes namen gehen. 22;
dasz die stadt (Frankfurt) in frühern zeiten von menschen müsse regiert gewesen sein ... die nur so nothdürftig hinregierten und alles gehen lieszen wie es konnte. 43, 41 (in unserer zeitungssprache franz. das beliebte laisser aller u. ä.); noch weisz ich nicht, wie es weiter mit mir werden wird. alles will mich auf ostern nach Rom zurück haben. ich will es ganz gehen lassen. 28, 50.
der ernste mann wil ganz nicht weichen ...
der gelinde leszt alles gehen,
wil still sein und dem spiel zu sehen.
froschm. Ff 6ᵃ (II, 3, 4, 93);
ihr durchstudirt (als arzt) die grosz und kleine welt,
um es am ende gehn zu lassen,
wies gott gefällt.
12, 99;
e)
auch von der zeit (s. 22), einem bestimmten zeitpunkte: die .. den hülfetag haben lassen gehen. br. 3, 95, wie jetzt hingehen, vergehen, verstreichen lassen, d. h. eigentlich für, vorbei gehn, streichen (s. 22, c), ohne ihn gleichsam anzuhalten und zu benutzen. so von gelegenheit, state:
sô lieʒen si die state gân
mit dem gemeinen willen hin.
Trist. 413, 8.
f)
in der canzlei, vor gericht, im amte dinge gehn lassen, nicht weiter verfolgen, ihnen keine weitere folge geben u. ä. (ganz anders s. unter 30, a, α):
sie gehn gleichsam ihren weg weiter (s. 33, d, bes. Luther a. e.). auch anders gewendet, für zulassen, durchlassen: es kommen felle, die einen auszug gewinnen (ausnahme vom strengen rechtsgange), und wo man nicht den auszug liesze gehen, so were es das allergröszest unrecht. 3, 318ᵃ, ihm seinen gang liesze, ihn gleichsam durchliesze, 'passieren' liesze; die olunge (letzte ölung), so man sie nach dem evangelio hielte, liesze ich gehen, aber das ein sacrament daraus zu machen sei, ist nichts. 3, 512ᵇ. auch einem etwas gehn lassen, wie jetzt durchlassen, passieren lassen, einen fehler ungestraft:
(der verstand) die brief besonders nimt zur hand,
als des königreichs groszcanzler,
und lesset gehn was nicht ist schwer ('wichtig').
ist aber an der sach gelegen,
das man sie ferner sol bewegen (erwägen) u. s. w.
froschm. II, 3, 3, 46,
musz man euch dann, ihr soldaten,
lassen gehen alle thaten?
soldatenfreiheit'.
1, 8, 13, 'g)
auch sich gehen lassen, sich keinen zwang anthun, seiner natur freien lauf lassen u. ä. (vgl. gehen vom leben, thun 23. 24):
jeder mensch musz nach seiner weise denken .. nur darf er sich nicht gehen lassen, er musz sich controliren. 22, 220. 49, 22; ob ich nun gleich gar keine ursache hatte mich gegen sie (die Stael) zu verstellen, wiewol ich, auch wenn ich mich gehen lasse, doch immer von den leuten nicht recht gefaszt werde. 31, 171 (jahresh. 1804); eine Römerin der art, die sich im natürlichen gespräch heiter gehen läszt. 29, 124; ich .. lasse mich gehen und bin mir (doch) immer bewuszt. an frau v. Stein 2, 177. einem leichtlebigen, verstimmten, einem überscharfen kritiker u. ä. sagt man: du läszt dich zu sehr gehen. es mag ursprünglich vom rosse entlehnt sein, dem man die zügel zu frei läszt, daher auch sich zügeln, ungezügelt, der leidenschaft freien lauf lassen u. ähnl.
mit fremden menschen nimmt man sich zusammen ..
allein bei freunden läszt man frei sich gehn.
Tasso 3, 4);
9, 184 (h)
gerade vom rosse war es von alters her in gebrauch, so abgebraucht dasz man sich mhd., ja schon ahd. das object sparte ( gr. 4, 640 fg., mhd. wb. 1, 466), z. b. beim beginn der schlacht:
auch swert, schif ward so weggelassen, auch geschôʒ, pfeil:
auch hiebe, schläge, ûf eines rücke lâʒen gân Trist. 139, 16 u. ä.:
vgl. sp. 1683 fg. umbe geben, d. h. um sich herum schlagen, ohne das gedachte slege oder swert o. ä.;
würden alle auf ihn los schlagen, d. h. zugleich schmähen, schelten, die scheltworte als schläge gedacht (s. sp. 1687). s. auch unter 36, c, δ aus d. Simpl.
diu ros wurden an verlân (zum anritt, var. gelân),
dô lieʒen si zesamene gân (d. h. diu ros),
die kristen hin, die heiden her.
Karl 7310.
sie hâten vil wîte erzogen
mit geschôʒe manigen starken bogen,
dâ mite sie lieʒen ûf sie gên.
herz. Ernst 3789.
Tristan mit dem swerte sîn
lieʒ ôt vaste umbe gân.
Trist. 6249,
er lieʒ mit slegen umbe gân (den kolben).
5219;
der povel und daʒ gebüebe
lieʒ anders (sonst) alleʒ ûf in gân.
vom ritter u. pf. 203 (s. 107 ),
i)
nhd. reste davon fehlen nicht, z. b.:
das her her! stimmt zu dem schlachtrufe der landsknechte (s. u. her I, 2), und laszt gahn! erklang bei ihnen sicher auch noch, dann auf frisches anfangen überhaupt erstreckt. es wird aber auch das spiel dazu gesetzt, z. b. von den spielleuten auf der fechtschule im 16. jahrh.: die spilleut sollen one befelch des maisters, so die schul helt, das spil nicht geen laszen (als zeichen des anfangs). Augsburger ordn. der fechtschule bei mitth. 279, das spiel geht an, geht los, wie vorher gebunden, vergl. 20, a.
her, her, all instrumenten,
so seind in ganzer welt ...
her, her, all menschenstimmen,
laszt immer, immer gahn (zum preise Christi).
trutzn. 20, 86 (s. 80 B.);
k)
mit mhd. gebrauch stimmt auch noch die augen gehn lassen (vgl. unter 15, i und unter auge 14):
sô lâ du diniu ougen gên
an einen andern man.
minn. frühl. 10, 5;
si lieʒ ir ougen umbe gân ..
wâ si die besten sæhe.
troj. kr. 1326;
ach könte doch ein mensch auf einer warte stehen
und über dieses reich die augen lassen gehen ..
1, 8.
l)
anders gleich dem heutigen fahren lassen, los lassen: liesz die tartsch (schild) gehn (dasz sie fällt, 'zu boden geht' 16, d), nam seine lanze zu beiden fäusten. Harnisch 41; den strick
gehn lassen, fahren lassen Adelung. haare gehn lassen, hergeben:
des guten esels schwanz ... läszt nicht auf einmal ganz
die starken haare gehn. man musz jetzt eines nehmen,
dann wieder, und so fort.
1, 96.
m)
und noch anders hende und füsze, die arme gehen lassen, lasciar le braccia 519ᵇ, kraftlos sich selbst überlassen, gehn lassen wie sie wollen gleichsam (vergl. 16, e), z. b. als ausdruck des verzweifelns, zuerst etwa von einem, der bei überschwemmung einen balken umklammert hatte, dann auch als redensart: darumb müsse er an im selbs verzweiveln, hende und füsze gehen lassen, sich als einen untüchtigen menschen für gottes augen klagen .. 1, 176ᵃ, im gegensatz zu dem trotzigen vertrauen auf die eigne kraft; ein kuxbesitzer erzählt, wie ihn die kuxkrenzler mit hoffnung hinhalten:
vgl. auch von einem schwerkranken auf dem lager: er läszt alles unter sich gehn; dasz ich wie die kinder bin und dasz es umstände gibt wo ich alles unter mich gehen lasse. 36, 88 (Ram. neffe); es kompt, es kompt, sagt Krause, und liesz (d. h. liesz's) ins hembde gehen. sprichw. 12 Lat.; vgl. 15, h.
wenn sie merkten, ich ward verdrossen
und wolt hend und füsz lassen gehen,
mit meiner gewerkschaft abstehen ..
Froschmeus. M 4ᵇ (I, 2, 14, 103).
n)
ein bildliches gehen lassen aus .. bei 1ᶜ: man laszt mir nichts daraus gehen, nullius momenti sunt mea dicta, non respicior, ad meas res nullus est respectus; man laszt ihren underhandlern nichts draus gehen, ejus negliguntur internuntii; man hat ihm umb dessen hail vil aus seinem fürbitten gehn lassen, magnum ad salutem momentum preces attulere; man laszt nichts mehr aus diesem brauch gehen, hunc morem vita jam communis explosit. Cic.; auch 2, 6 gibt davon nur die bedeutung: etwas statthaft, beachtenswert finden oder nicht, aber keine erklärung. vergl. allenfalls sich nichts draus machen, auch das gehen (einkommen) von früchten, gewinn, nutzen 19, g, doch ist noch irgend ein andres bild im spiel.
12)
Der übergang in bildliche anwendung hat sich sicher ganz früh und von mehreren punkten aus zugleich vollzogen. so ward es vom eigentlichen gehen erstreckt auf den weg, auf brücke, treppe, wagen, waare, räder u. s. w.
a)
wie der wandernde auf dem wege oder einen weg geht, so geht auch der weg, gleichsam mit ihm, oder vor ihm her (als führer, er 'führt' ihn), und auch vorher und nachher in gedanken behandelt er den weg als gehend (genauer: geht ihn entlang in gedanken, s. 18, l. 25, a): der hô gândo weg, celsa via. 4, 70;
so geht der weg auch in ungeschickter weise bald herauf, bald herab, bald durchs wasser, bald über steine. 17, 71 (wahlv. 1, 6). rechtlich: es ist auch zu wissen, das ein weg soll gan hinab gen Mül bei dem zaun u. s. w. weisth. 3, 654; vgl. gang I, 1, b. wie die beiden begriffe des weges für sich oder für alle und des weges als gang in der vorstellung des gehens zusammentreffen, zeigt z. b. mein weg, den ich zu gehen habe oder den ich suche, mir mache o. ä.: mein weg gieng nun (aber auch führte mich) durch den wald;
ebenso in es oder das geht (s. 36, a, β), d. h. das gehen und der weg in es zusammengefaszt: nun giengs steil den berg hinauf; da kann sie nicht in den himmel kommen. das geht hoch hinauf. Heiterethei 295, vgl. ahd. der hô gândo weg vorhin. auch die reise selber geht, z. b. von statten, d. h. von der stelle, vor sich, d. h. eigentlich vorwärts (s. 8, d), geht gut, schlecht u. a.: wir hoffen, dasz seine rückreise bei dieser schlimmen jahreszeit so gut gehen wird, als es wahrscheinlich ist. d. j. 1, 37. auch die spur, fuszspur: die spur des diebes gieng im schnee dem zaune nach; es gehen vil keisers spor in Rom, aber wenig wider heraus. 1436.
krumbe wege die gênt bî allen strâʒen.
113, 25;
mîne stîge gânt an iuwer strâʒe.
48, 24;
nu gie ein stîc, der was smal,
nâch bî einem sê ze tal.
Greg. 2599;
der leichenweg gieng dicht an einer hecke hin.
1, 183.
b)
ebenso dann die strasze, nun die bahn, eisenbahn: stig ab! do ged die strasz uf Salzburg. 30, das sagt ihm ein fuhrmann, der ihn auf dem wagen mitgenommen und nun eine andere strasze fährt, auch hier geht die strasze ab; eine alte strasze geht (führt) mitten durch den wald, bei führt ist sie mehr in benutzung im bestimmten falle gedacht, bei
geht mehr als bleibende einrichtung, wie man sie sich auf der landkarte denkt; die neue bahn geht durchs gebirge, geht bei den schieferbrüchen vorbei, geht über Stockheim nach Eichicht u. ä., geht über den flusz, mit brücke, die auch von jeher als gehend behandelt wird (mit überschreiten als in schritten, bogen über den flusz gehend):
ähnlich im hause die stiege, treppe, gleichsam eine steigende brücke, auch das ist alt:
die grosze stiege (in der burg zu Nürnberg), die aus dem unteren in den oberen sall get. baumeist. 299, 1. 17. s. auch 18, c vom gang im hofe u. ä.
daʒ si di brücke funden,
diu über daʒ breite waʒʒer gie.
Lanz. 7655;
ein schifprücke ûf einem plân
gieng übr einen waʒʒers trân.
Parz. 60, 28.
ouh gîngen ûf den berc ...
zwei dûsint grâde (stufen).
Alex. 5276 W.;
sie (die guten werke) gânt alsam ein stege enbor
gên des himelrîches tor.
Barl. 102, 35;
c)
aber auch alles, was sich auf dem wege, der strasze nach dem ziele bewegt, geht, nicht blosz der gänger, auch der wagen (s. e), schlitten, vieh, pferde, wie auch der reitende, fahrende selber (s. 6, b), selbst für die schnellste bewegung des dampfwagenzuges wird noch das alte gehn festgehalten, wo es sich um den weg handelt, den er zu machen, das ziel das er zu erreichen hat: der eilzug geht von Berlin über Minden nach Köln, wie einst die post, und diese nun mit dem zuge, der bahn; der zug, wie die post, geht ab (wie sie vorher stand), geht weiter, geht durch ohne aufenthalt u. a., immer noch eigentlich wie der wanderer; selbst der gedankenschnell fliegende drahtbericht geht z. b. nach Köln, unterseeisch nach New-York, wie der draht der strasze, der bahn entlang, das kabel im grunde des meeres geht. auch der pflug geht zu acker (vgl. die sichel unter d), s. mhd. wb. 2, 1, 512ᵇ, auch geht flach oder tief: al schatz under der erden begraben tiefer den ein pflûg gê ... Sachsenspiegel I, 35, 1.
d)
auch was der gehende, der wagen trägt oder bei sich, mit sich führt, geht mit ihm fort (s. auch besonders unter 19): ach! unser bestes geräthe geht fort! kom. op. 2, 209, bei einer auspfändung; der krug geht so lange zu wasser bis er bricht, s. dazu krug II, 1, b; ebenso die sichel in die ernde, bei der ebenso der träger gleichgültig ist und wechselt, die sichel bleibt jahrelang dieselbe, sodasz der anscheinend blosz dichterische ausdruck zugleich die wahrheit scharf bezeichnet (vgl. auch 33, d):
wie ernstlich das eigentlich gemeint ist, zeigt noch das witzwort etwas mitgehn heiszen, ungefragt mitnehmen, stibitzen, stehlen, im 17. jahrh. er hats lassen mitgehn, secum abstulit 2ᵈ; so von beute auf dem schlachtfelde, als kriegswitz, im j. 1519, sicher weit älter:
auch ausdrücklich und ausgemalt kommt gegangen (s. 5, f) von getragenem u. ä., jetzt nur noch kommt:
daher von waare u. ä. (vgl. 19, b): vögel und thiere, die er auf der jagd erlegte, wurden mir vorgezeigt, ehe sie nach der küche gingen. 19, 266. schon mhd. von waare: er (der henker) sol auch alles veiles kornes huͤten, daʒ her in die stat gât (könnte auch heiszen her în gât) unde uber naht ûf dem kornmarkte stât. Augsb. stadtr. 71 (27, 4), vergl.swaʒ der lîpnar in dise stat kumt s. 131. jetzt z. b. das vieh, das getraide geht (oder kommt) nach Berlin. mit der post gehn briefe zu ihrem ziele: das vorige blatt ist gefaltet und gesiegelt, um morgen fortzugehen. an frau v. Stein 1, 341. und auch das gân in die stat vorhin oder herîn gân lebt noch nach in eingehn, briefe oder nachrichten gehn ein mit dem boten, der post, wie sie abgehn, ausgehn ins land, durchs land gehn (vgl. 19, b. c).
und als die sichel zu felde ging ..
pfarrerst. v. Taub.).
1789 2, 170 (unzellich ist geblieben (auf der wahlstatt) ..
von harnisch und von pferden,
von spieszen und von swerden.
alles das uns mochte werden,
das muste mit uns gahn.
2, 75, 3, 279ᵇ.
hiemit (indem) kam das essen gegangen (l. gangen),
der knabe dem babst zuͦ essen truͦg.
königst. von Frankr. 5374;
swaʒ ûf redern kom gegangen.
Parz. 306, 2, von belagerungsgeräte.
e)
an dem wagen gehn aber eigentlich die räder (im Parz. 206, 2 vorhin deutlich als des wagens füsze behandelt, s. auch
15, a): und dieselbigen reder .. wenn sie gehen solten, kondten sie in alle ire vier orter gehen. Ezech. 1, 17; und wenn die thier giengen, so giengen die reder auch neben inen. 1, 19; sie gehn im gleise, aus dem gleise u. ä.; ein rad ist ihm über den fusz gegangen; gebrechliche (schadhafte) räder gehn oft am längsten. sprichw. bei Eifel 1, 195. der wagen selber: so der wag mit dem öl ... geschmirt ist, so geet er still und kürt nit mer (d. h. die räder). pred. 126ᵇ, vergl. der pflug geht kirkar 20, c, s. auch mhd. er gât ebene (bildlich) 33, b, β; der wagen ging weiter, und Wilhelm eilte auf dem fuszpfade voraus. 18, 70;
d. h. kam in gang, gieng an wie das früher hiesz; mhd.: swilch wagen êrst ûf die brucke kumt, her sal êrst uber gân. Sachsensp. II, 59, 3;
noch im 16. jahrh. ganz wie ein lebendes wesen: felt der karn, so steigt iederman drab, und kommt nimmer drauf bisz er wider aufrecht geht. spr. 2, 27ᵃ, auch wann das schif uffrecht geht, so wil iederman schiffman sein 2, 102ᵃ.
und sie grüszte mich noch, und sprach den herzlichsten dank aus,
trieb die ochsen, da ging der wagen.
40, 247,
unde gewunnin zwelf wagine,
die gîngin sibin nacht geladine.
kön. Rother 1037.
f)
auch in anderm sinne: der wagen geht noch ein jahr, z. b. ein alter eisenbahnwagen, thut seine pflicht noch, braucht noch nicht ausrangiert zu werden, wie das knarrende rad. auch ein schuh geht noch ebenso, der schuh geht ja aber eigentlich eben so wie der fusz, das bein, der mann, und auch von menschen heiszt es so: ach der geht noch verschiedne jahre (vgl. gehen 23, b vom lebenswege). dann aber auch: ach die handschuhe gehen schon noch (z. b. glacés), gehen noch einmal oder noch mit (mit dem andern staat, der ihre mängel deckt), und so dann von allem ohne schranken: die lampe geht noch für heute, ist noch brauchbar; es ist wahr, ihre gesichtsfarbe geht noch mit, ihre züge sind so so ... 1, 99 (Agathon 2, 6), passiert, vgl. 36, h, λ. so geht der begriff, hier wie an andern stellen, wie ausstrahlend ohne ende ins weite. es ist hier nur möglich den wichtigsten dieser stellen in ihrem ausstrahlen nachzugehen.
13)
Von schiff, flusz, see, wasser, wind, wolken u. s. w.
a)
wie man auch zu schiffe geht über see u. ä. (6, b), ebenso das schiff selber: das schifflein gehet für wind, fertur secundo vento. 1427, vor dem winde; das meer das so grosz und weit ist .. daselbs gehen die schiffe. ps. 104, 26;
an den tîden lêt de koning Karl (d. gr.) ênen grôten graven maken van der Altmune wante an de Radenze unde wolde dat de schepe gingen van der Donowe wante an den Rîn. zeitb. 255ᵃ, deutsche chron. II, 149, 8; und sol ein schiff von Rapprenschwill gan (wenn dort markt ist), so arm lüt gemerktend u. s. w. (mit einkaufen fertig sind, s. sp. 1613). weisth. 4, 353, in der bestallung für den gemeindefergen; ein postdampfer geht täglich zwischen Kiel und Korsör. auch in see gehen u. ä.:
die flotte gieng unter segel, den strom hinauf, gieng vor anker, auch wir giengen vor anker, wie du gehst mit vollen segeln (bildlich) unter 24, c a. e. ebenso nl. onder zeil, voor anker gaan, dän. gaae under seil, til ankers.
unde hîʒ balde (gleich) wider gân
di schif in di habe (hafen).
Alex. 916;
in der selben zîte dô was ir schif gegân
der burc alsô nâhen ..
Nib. 377, 1;
schnurr schnurr (so rasch) gieng fort das schiff, die wellen schlugen an,
sie giengen boltribol (s. u. b).
reime dich s. 91;
b)
auch der flusz selber, wie die see:
das wasser ... daʒ dâ heiszet Treysem, und die wasser die dar în gânt ûf des gotshûses eigen, unz an den krumben, der durch Kilchzarten rinnet, dâ er gât in die Treysem. weisth. 1, 337;
der bach geht mitten durch das dorf, hinterm garten her, in den teich u. s. w.; den moelgraben durch dasselbe gut geende behalde wir uns vry. cod. jur. mun. 1, 712ᵇ (aus Danzig 14. jh.). auch der flusz geht mit eis 716. bei überschwemmung: nach dem der Meyn also grosz was, das er fern in die stat ginge. Frankf. reichscorr. 2, 432; ob
wol ein sehr nasser ... sommer einfiel und (in Wittenberg) die Elbe etlich mal zun schieszlöchern durch die stadtmaur gieng .. Luther 64ᵃ. die see geht hoch:
hochgehende wogen (auch der begeisterung); anders sie giengen boltribol vorhin u. a, d. h. bewegten sich wild durcheinander.
si wil daʒ ich ir wende den Rîn,
daʒ er vür Kobelenze iht (nicht) gê.
MSH. 2, 92ᵇ;
alle flüsse gehn ins meer,
alle kummen dannen her.
1, 9, 95;
der föhn ist los, ihr seht wie hoch der see geht.
Tell 1, 1;
die flut geht drüber weg — ich seh's nicht mehr.
das.;
c)
im flusse, im meere gehn auch fische, s. aus unter 2, a die pesten häring gênt pei Schottenlant, leben, haben ihren aufenthalt; ins netz gehn (wie wild o. ähnl. in die falle geht):
die netze der fischer: swer mit holze (floszholz) kumt in die bäche (in der stadt), der sol sîn holz heften ietwederhalp an daʒ stat (gestade), daʒ ein flecke wol danzwischen (d. i. dâ enzwischen) muge gân. Augsburger stadtb. s. 47, dasz ein netz zwischen durch sich bewegen könne;
kundet ir nu stille gestân,
hundert (aale) wellen iezuo în gân.
Reinh. fuchs 760.
huf und last gingen noch nicht übers eis,
netze noch nicht unter ihm fort.
od. 1798 1, 219 (der eislauf).
d)
vom wasser heiszt gehn auch die steigende bewegung, die man am ufer u. ähnl., am eignen leibe miszt: funfzehen ellen hoch gieng das gewesser über die berge. 1 Mos. 7, 20; füret mich durchs wasser bis mirs an die knöchel gieng. Ezech. 47, 3; die flut gieng bis dicht unter die brücke, über die dämme; auch das wasser gehet hindersich, aestus recedit. 1432, die flut geht zurück, sinkt; das gedachter Thonawstraum neben der prucken, die die Spanier abgeworfen haben, wol zu waten und zu reiten ist und den rossen nit vil über die knie gehen solle. br. 130. von der künstlichen überschwemmung, mit der Leiden im j. 1574 gegen die Spanier vertheidigt ward:
bildlich: lasz dir kein unglück über die knie gehn. spr. 2, 86ᵃ; wenn unglück den reichen an die knie geht, so gehts den armen bisz an den hals. flor. 1, 54, wie eine flut; doch s. dazu auch 27, c Schuppius. umgekehrt abgan, fallen, rinnen (vgl. 16, d):
sie (die feinde) lieszen Leyden stehn,
und fürchteten, die flut möcht an die hälse gehn.
zugleich nach 8, h).
2, 44 (dasz dir dein rosenfarbes blut
über die wangen musz abgan.
332.
e)
der wind geht, die luft ist in fühlbarer bewegung: es ist kalt, es geht ein unfreundlicher wind. 14, 133;
sieh einmal nach, wie der wind geht; der wind gehet gen mittag. pred. Sal. 1, 5;
ebenso mhd. daʒ weter (wie noch bergmännisch):
bildlich: die lebensluft geht noch frisch von morgen und das ganze leben blüht wie ein maitag. 39, 34. auch der wind, die luft geht mir rauh an den hals, geht mich rauh an;
nebel geht übers land: auf offenem feld .. gieng, lief in (den fliehenden) ein dicker finsterer dunst und nebel hinden nach. chr. 194ᵇ, beim untergang von Pompeji. geruch, rauch geht in den hals u. ä.: und beklagt sich Wilwalt, nach deme er ime (dem sterbenden) stets zugesprochen, das im an dem ende als ein starker geruch in den hals gegangen wer ... Wilw. v. Sch. 57; denn geet im der rauch in die augen, also das er ausbricht mit weinen. pred. 7ᵇ.
wie leise gehn in feuchten büschen
die winde durch den finstern hain.
1, 174;
der segel in das wasser hieng,
das (weil) der wind so stark darein gieng.
Teuerd. 32, 89;
man sol den mantel kêren als daʒ weter gât.
minn. frühl. 22, 25.
was pösen wints get aus dem loch!
fastn. sp. 187, 13.
f)
wolken, wetter gehen am himmel hin: zum blauen wehenden himmel .. worin die leichten sommerwolken gingen. 22, 98. von einem gewittergewölk: daʒ selbig weter .. gie nach (entlang) der Tunau ze tal und erschlug alles daʒ traid. deutsche chron. II, 372, 21;
fürüber, d. h. über dich hin vorwärts (vgl. 22, c von der zeit), wie das rohr in der fabel:
ein wolkenbruch geht nieder, s. 16, a.
duck dich, lasz fürüber gan,
das wetter will sein willen han.
volksl. 758,
ich mag dem wind niht wider stân,
ich lâʒ in oben über gân.
83, 36;
g)
sonne, mond und sterne gehn am himmel auf und nieder, unter u. a.:
trat auf das gebirge wäre jetzt der ausdruck (vgl. 1, a);
(die sühne soll gelten) also wyte als die sunne uf unde tal geet. weisth. 1, 542; die sonne feiret gar keinen tag nicht, sondern .. gehet imerdar iren lauf für sich hin. 4, 18ᵃ;
und dasz eigentlich ein wirkliches gehen, schreiten gedacht war, zeigt zu raste, zu gnaden gehen, d. h. zur ruhe, nachtruhe, zu bette 3, 7, 48, vergl. auch der mond 'tritt' hinter eine wolke;
auch der tag, tageslicht:
vergl.'sonneganges umme gegangen', wenn ein tag herum ist, sp. 1234 unten; sehen sie, wie sanft und gerührt der tag geht (fortgeht), wie erhaben die nacht kömmt. 40, 73.
diu sunne an daʒ gebirge gie (gieng auf).
Eckenlied 110, 1,
Venus und och Jupiter
die gant vor der sunnen.
s. 63);
8, 20 (die sonne, wenn sie gleich aus unserm kreise geht,
läszt uns zu jeder zeit noch einen glanz zurücke.
675,
die finstre nacht ist da, die sonne geht verborgen.
1, 1, 7.
der dac begunde ûf gân.
Reinh. 775;
der tag gieng zu dem abend,
die sonn gieng iren gang.
volksl. 246,
h)
auch licht und schall u. ä. haben ihren gang, wie sie ausgehn von ihrer quelle:
über sehs mîle gêt sîn (des steines) glanz.
Parz. 592, 13;
die trommeter da bliesen auf,
der hall gieng bis in himel nauf.
hohenz. hochz. 7.
14)
Eine andere entwickelungslinie geht vom kampfe aus; s. auch 27, c. 36, f.
a)
wie ein gegner gegen oder auf den andern geht (s. 8, h), ebenso und noch unmittelbarer seine hiebe, stösze, seine geschosse, diese sogar wie selbst gehend (bildlich s. 29, a), auch die wunde (s. unter 27, c):
aber er zucket (das schwert) zu schnelle fort und gieng der streich leer ab. Amadis 126; die klingen klirrten, und die stösze gingen neben aus. 24, 149; kein pölz giengen überzwerch. Garg. 180ᵇ (Sch. 332), bei Gargantuas schieszübungen; der gegner wich zur seite aus und der schusz (die kugel) gieng in die luft, in einen baum o. ä., aber auch gieng ins dickbein o. ä.; so sich jemand drauf lehnet (den rohrstab), wird er im in die hand gehen und sie durchborn. 2 kön. 18, 21; der spiesz ist durch ihn gangen. 1ᵈ. beim schieszfeste:
zugleich: giengen ohne gewinn leer aus. ein koch klagt über seine böse herrin: ich wollte, dasz sie der henker holte! denn führt er sie einmal in die küche, so geht topf und tiegel nach meinem kopfe: pritz, pratz, ein stück nach dem andern. kom. op. 2, 12. von geschützkugeln:
eʒ giengen ûf in slege grôʒ.
Parz. 212, 9;
der stach (mit dem speer) vil freislîchen
ûf den bischof Turpînen
durch den schilt sînen,
daʒ im der stich vil nâhe gie (vgl. 27, e)
und doch niht wunden (gen. sg.) enpfie.
Karl 6603;
kein hieb ging flach (an der Katzbach).
deutsche ged. 1814 s. 14;
(ein schütz) sprach: ich hab noch sechs schütz zethun,
o thettens all in dscheiben gahn.
ausreden der schützen, 3, 262;
ein schutz thet in den andern gohn.
244 (vgl. 247, 11);
die fehler giengen neben hin.
das.,
do ward gar dapfer gschossen
von schlangen und karthan ..
die hagel liesz man gan.
216, 3, 187ᵇ.
b)
aber auch das geschütz selber geht weit 1, 330ᵇ, geht in den feind, auch geht an, aus (das geschosz aus dem rohre): so laisz din darrysbüchs an geen. mitt. hausb. 39, 2;
als unser grosz geschutz in sie gieng und die reuter auf sie trangen, wolten sie wider hinein (in die klinge, das thal) gegen mir. br. 21;
dasz geschütz wie jetzt gemeint ist, nicht die kugeln oder schüsse, zeigt s. 26 da hend wir sgschütz genommen (erobert). ebenso das geschütz geht ab:
und das gewehr geht los, eigentlich die kugel, der schusz (bildlich 29, c). doch ward wirklich beides auch vermischt: hat er (der landgraf von Hessen) acht oder zehen falkenetle ins schlosz zu Haidelberg .. geen laszen. Zimm. chr. 2, 253, d. h. schüsse, nicht 8 bis 10 geschütze.
bald guͦng ein doppelhoken ausz.
volksl. 507;
sie schelten die maur wol halbig ein,
karthawnen giengen heftig drein.
2, 113;
karthaunen, schlangen und falcon
sach man aufs kaysers leger gan.
217;
darzuͦ vier halber schlangen
hand ir ouch bi üch ghan,
die sind noch zuͦ uns gangen,
hand doch kein schaden tan.
schlacht von Piggoga);
23 (das gschütz gieng wie der hagel,
noch (dennoch) lüffend wir üch an.
25,
auch heisz anzunden unerschrocken
auf dem schloszthurm ein freudenfewr
und abgehn alles gschütz ungehewr.
5, 233ᶜ,
c)
das ist aber dieselbe erscheinung, wie bei kommen (s. dort II, 10), z. b. du kommst nicht übers haus, d. h. dein stein, beim werfen um die wette, im 16. jh. gerade auch von geschützen, die kommen, d. h. die kugeln, z. b. von einem betrunknen schützen, der sich übernommen
ebenso gehen von feuerspritzen, eine geht höher, weiter als die andere, geht bis übers dach, also sie selbst statt ihres wasserstrahls, es ist ja aber ihre that gleichsam, der strahl ihre waffe oder ihr arm, wie für das geschütz die kugel. ebenso gehn posaunen u. ähnl. statt ihrer klänge (20, b), s. auch 19, d vom ölkrug, der nit ausgeht, und unter 12, d geräte als selbst gehend statt ihrer träger.
mit zu vil weins und kondt nit kommen
in dscheiben mit keinen fugen.
3, 251.
d)
übrigens, wie jenes kommen, auch persönlich; beim vogelschieszen z. b. 'ich gehe auf die krone', nehme sie (und ihre prämie) mir zum ziel; bei einer feuersbrunst werden die leute einer spritze angewiesen: geht ihr auf den giebel! ähnlich auf dem kegelschub, wer anschiebt, geht in die vollen, eigentlich doch seine kugel.
15)
Von der eignen bewegung anderer dinge.
a)
das rad, das am wagen geht und ihn gehn macht (12, e), geht aber genauer um sich selbst, geht um, d. h. eigentlich um seine achse; Alexander z. b. kam an das ende der welt,
vom mühlrad eines armen mannes:
in den zwölf nächten um weihnachten darf hie und da nichts umgehen, d. h. alle räder, auch spinnräder ( volksabergl. § 74), oder, wie es auch heiszt, es darf nichts rund gehen; da gingen noch spinn- und spuhlräder. 23, 64.
dâ .. der himel umbe gât
alse umbe di ahsen daʒ rat.
Alex. 5341 W.,
vgl. in zirkelmaus (masz) der himmel get.
Mörin 4410.
mit jâmer eʒ umbe gie und sanc:
hilf herre got! hilf herre got!
Renner 7881.
b)
durch das rad oder wie das rad gehn aber auch kunstgeräte, wie z. b. die winde: dieselben zeit hat man 12 und 14 geender winden stets gehabt, damit man gearbeit hat. baumeisterbuch 62, 18, zugleich: im gang befindlich, arbeitend, auf dem graben in Nürnberg. die kelter: wanne der kelter geit, als lange as der kelter geit. weisth. 2, 222 (aus Bacharach), so lange gekeltert wird. im bergbau gehendes zeug, auch gangbares zeug (vgl. kunstzeug), gestänge, maschine wodurch die bewegung der umtriebsmaschine auf die arbeitsmaschine übertragen wird, auch vorgelege, s. 228. 547, also eigentlich vielmehr: das gehen macht.
c)
das uhrwerk, die uhr geht: es geht mit unsern urtheilen, spricht Pope, wie mit unsern uhren. keine geht mit der andern vollkommen gleich [none go just alike Pope], und jeder glaubt doch der seinigen. (1839) 4, 8; zwei uhren gehen selten überein; geht ihre uhr richtig? 'nein! sie geht nach' (oder vor), oder: sie 'steht'; es war so still in der stube (vor bestürzung), dasz jeder seine taschenuhr gehen hörte. sonderl. 2, 189.
d)
an der wanduhr geht der pendel hin und her (wie etwas baumelndes im winde), in der dampfmaschine der kolben auf und ab (s. kolben II, 7, b), die kolbenstange aus und ein, und so vielfach von maschinentheilen, deren bewegung als ein gehen bezeichnet wird, wie das ganze selber geht oder steht, z. b. in einer weberstadt gehn so und so viel webstühle, oder stehn still bei arbeitsmangel. es ist wie beim schreiben, wo die hand, der arm hin und her geht, aber auch die feder:
die wetterfahne geht nach osten herum (auch geht falsch). auch glocken, daher angehn, in bewegung kommen:
die harmonikaglocken müssen, um zu gehen, nasz erhalten werden. 4, 132; vgl. für klingen unter 20.
swie snelle sîn (des schreibers) veder gât
ûf dem buochvel (pergament) hin und her ..
welsch. gast 14020.
die glocken gingen selber an
und lutent do selber sich.
Jacobsbrüder 499;
e)
die thür geht in den angeln ( 1, 330ᶜ), hin und her, auf und zu, auch blosz geht, bewegt sich, wird geöffnet:
wan sie (die frau) hört die thür gon, das sie sich frew das du kumpst, nit das sie erschreck als kem ein unsinniger wolf. narrensch. 77ᵇ;
ein verquollenes fenster geht nicht auf oder zu (s. dazu 17, a). vergl. übrigens die thür geht in den garten u. ä. 18, b.
dâ gesach ih ein betehûs,
di ture dî gînc selbe ûf.
Alex. 5291 W.;
und der tag ward immer hell und heller,
hört ich schon des nachbars thüre gehen ..
2, 103;
hör ich das pförtchen nicht gehen?
hat nicht der riegel geklirrt?
die erwartung.
f)
der teig zum backen musz gehn, genauer aufgehn; bei schlechtem brote z. b. ist der teig nicht (genug) gegangen, auch zu viel gegangen Adelung; vgl.aufgangene nudeln 3, g, auch das. gegangenes und ungegangenes tuch, das man im wasser eingehn läszt (vgl. krimpen 1, c), der gegensatz zu jenem aufgehn; schon mhd. în gân:
es wêr selten beschehen,
das kein (irgend ein) tuoch în gienge
von dem netzenne und empfienge
solhe kürze.
164ᵃ.
g)
ähnlich vom wachsen der pflanzen: der same geht auf;
und wieder im gegensatz eingehn (und vergehn), wie zu wachsen als gegensatz entwachsen. auch über sich gehn, in die höhe: das sie (die christenheit) recht stark und kreftig würde, und je mehr sie gedruckt würde, je mehr sie über sich gieng. 2, 400ᵇ, wie mans von der palme sagte. das korn geht in die ähren, im 16. jh. in die hälm gon, ire in articulum 189ᵈ (vgl. vom menschen 23, a a. e.), auch der waizen geht zu lager, lagert sich (dän. gaaer i leie), auch in samen gehn, it. andar in sementa. aber auch:
swanne .. iʒ begunde grûnen
unde di edelen blûmen
in dem walt begunden ûf gân.
Alex. 5098;
si (die tanne) sprach: ich bin lang unde breit ..
in den luft mîn told ûf gât.
86, 9.
hoch im norden in die breite
geht er (der stamm), wenig mehr belaubt.
dicht. 1, 146.
h)
haare gehn zu berge:
da gehen einem die haar zu berge. Sir. 27, 15. anderseits geht von uns (fort, ab), z. b.: ich habe wol lengest einen schwindel und das grimmen in meinem leibe gefulet. aber nu solche würm und krötengerick unten und oben von mir gehet, merk ich erst, was mir gefeilet hat. 6, 112ᵇ; es ist vil blut von im gangen, ein stein 3ᶜ, es gehet dünne von ihm 716, es ist noch der ausdruck in der krankenstube (vgl. unter sich gehen lassen 11, m). auch: ein kind geht von der mutter Schönsleder.
des wart diu angest im sô breit,
daʒ im daʒ hâr ze berge gie.
Parton. 1279;
das üch ze berg gand allü har.
lieders. 1, 146;
i)
auch der atem geht aus und ein: weil in der athem geht. spr. 2, 50ᵃ, solange sie leben; man lauscht oder fühlt beim bewusztlosen, ob der atem noch geht. beim keichen u. ä. geht aber auch die brust heftig auf und ab. auch die augen gehn (vgl. 11, k):
im gênt diu ougen umbe als einem affen.
82, 20;
sîn ougen lieʒ er beide
verr über daʒ geböume gân.
Parton. 603;
so lasz dein augen umbher gehn
gleichwie man thut vom falken sehn.
Grobianus 233ᵃ.
k)
auch der mund geht, bewegt sich:
am markt lert (lernt) man die leut am basten kennen .. da geht aller (gen.) mund, da gehn gleich wort und geberd. spr. 2, 154ᵃ; ihr maul geht wie eine dreckschleuder
(s. d.), wie eine breche (flachsbreche) u. a.; ebenso die zunge, vergl. gangbar 1, a von ihr, s. auch gänge 2, b. c.
ich sach das in gieng der munt,
doch was ir sprache mir unkunt.
lieders. 1, 237;
l)
aber auch einem ums maul gehen, schmeicheln: er gehet ihm ums maul, praesentem eum laudat. 1, 540; wer alten leuten kan um das maul gehn, der bekommt nach dem tode das meiste. das.; eigentlich aber mit der hand schmeichelnd um das kinn gehn, daher auch einem um den bart gehn, s. dazu unter kinn 2, b. 1, d.
16)
Überhaupt endlich von aller bewegung, der heftigsten wie der langsamsten oder kaum merklichen.
a)
auch von heftigster bewegung, wie z. b. schon das durchgehn wilder pferde, das in die flucht gehn u. 6, e, so vom einschlagenden blitzstrahl, der nieder geht; eben so ein wolkenbruch geht nieder, ein bergsturz:
umgekehrt, wie es heiszt der theatervorhang geht in die höhe ( 18, 8) oder auf, so auch ein pulverthurm geht in die luft u. ä.:
so von häusern in flammen, in rauch aufgehn; wie das eig. gemeint ist, zeigt folgendes, mit bitterm kriegswitze:
wie allgemein der begriff geworden ist, zeigt z. b. dasz auch lauf doch 'geht': der gewöhnliche lauf unsrer gedanken geht so schnell. urspr. der spr. 95; der wettlauf gieng den wiesenrain entlang, auch nahm seinen weg, seine richtung. auch die bewegung selbst 'geht': welcher (der himmel) von dem ersten augenblick seiner schöpfung .. seine bewegung fort für fort behält, und wo solche aufhörete zu gehen, so würde zugleich alles gewächse und gebehrung aufhören. Patm. 594.
ein ruffi (s. bergrüfe) ist gegangen
im Glarner land und eine ganze seite
vom Glärnisch eingesunken.
Tell 4, 3.
und eh er (der feuerwerker) sichs versieht, geht er zerschmettert
mit allen seinen künsten (kunstsachen) in die lüfte.
2, 17.
durchs land man do zoch
und schickt die dörfer mit rouch
zu himele.
Schwabenkr. 118ᵇ.
b)
dagegen wie langsam geht ein fleck weg (entfernt sich), heraus aus einem kleide u. ä.: es wird die erlesene .. baumwolle ... gekardet, wodurch der staub davon geht. 23, 52; d'farb geht ab, color defluit. 8ᶜ. wenn aber die blume in samen geht u. ä., so ist das kein gesehenes gehen mehr, nur noch ein vorgestelltes. die hauptsache bleibt die selbstständige, gleichsam selbstwillige bewegung, die den dingen damit beigelegt wird; vgl. der fleck will nicht heraus, der same will nicht kommen u. ä., s. besonders unter e. vergl. auch franz. faire en aller von flecken, die man ausmacht.
c)
schwankendes geht hin und her, stürzendes zu haufen oder durch einander u. ä. (vgl. 15, d): daʒ daʒ ertreich gêt wackelnd sam ein schef, beim erdbeben. 108, 7; die häuser und dächer (in Pompeji) erschütteten sich an und an .. senkten sich jetzund auf die seiten, jetzund giengen sie herwider auf die ander .. 194ᵇ;
zu haufen, übern haufen gehn, auf einen haufen zusammen, z. b. bei einer bauernprügelei am schlusz der fasnacht:
es gieng alles wild durcheinander, bunt durcheinander (II, 529, vgl. 33, i). bergmännisch beim sog. bruchbau, abbau mächtiger flötze, die man untergräbt, damit sie von selbst zusammenbrechen: entscheidet die beschaffenheit des hangenden, ob es geneigt ist (eigentlich sich schon neigt) zu bruche zu gehen oder nicht. 119; fängt der bruch an zu gehn. 227; auch tiefer sinken überhaupt: wenn sich ein gehen des schachtes zeigen sollte. das. (anders zu tage gehen das.).
die bäume (im winde) werden gehen die winke die wanke.
weim. jahrb. 4, 268 (s. V, 952).
ein ander sie auf dem grind (kopf) umb laufen,
tisch, penk und stuͤl get als zu haufen.
fastn. sp. 385, 21;
dasz übern haufen gieng gar mancher tapfer mann (in der schlacht).
u. 30j. kr. 279.
d)
was fällt, geht zu boden, zu grunde, auch unter sich, kurz unter: Ninive wird bald zu boden gehen. Tob. 14, 6, s. mehr II, 212, deutlich auch von den im kampfe fallenden (s. besonders aus Schertlin) und vielleicht davon ausgegangen, vgl. die tartsch gehn lassen u. 11, l; stöszet in noch tiefer in die helle, das er gar zu grund gehet. 4 (1556), 28ᵃ. auch zu grund und boden: ist immer einer nach dem andern drüber zu grund und bodem gangen. 8, 321ᵃ; dasz man nicht weisz wo hinaus (vor angst) und drüber zu grunde und boden will gehen. br. 3, 357, wie jetzt untergehen, eig. wie ein ertrinkender im wasser, ein gescheitertes schiff, die im
eigentlichen sinne zu grunde gehen, auch zu boden, z. b. Bröseldieb, der ins wasser gefallen abwechselnd unter und auf taucht:
wo denn zugleich das gehen recht im gegensatz zu dem sonst selbstwilligen gehen steht; unter ein eis (scholle) gehen, zu grunde, s. unter eis 4, eigentlich beim eisgang u. ä. (vgl. f a. e.). vgl. über bort gehen auf schiffen, über steuer gehen (eigentlich im kielwasser übers steuer hinaus und damit verloren), s. auch bunt über eek gehen II, 529, nl. over een kant gaan, in falscher richtung.
oftmals er auch zu bodem gieng
und kam widrum herfür gering (leicht).
Froschmeus. II, 6, 5, 97,.
e)
das selbstwillige gehen von dingen tritt in manchen fällen besonders deutlich hervor, z. b. in enzwei gehen (s. entzweigehen), auch dän. gaae itu, eigentlich 'in zwei' stücke auseinander gehen (in zwei springen noch Amad. 1771 1, 179), z. b. das fasz ist aus einander gegangen Adelung, auch von einander gehen, fatiscere 1428, die erd, auch die blum geht von einander (auf) 868ᵃ, schon mhd.:
im gegensatz heiszt es auf einander gehn, eigentlich von zwei werkstücken, die z. b. der tischler leimt und die genau zusammen passen müssen, bildlich: meinet nun Lucas die statt Ephrem, so gehen die historien sehr geheb (dicht, genau) auf einander. hist. von J. Chr. 1, 96ᵇ. geleimtes, gefügtes geht auch wieder aus dem leime, aus den fugen. übrigens, wie enzwei, 'in zwei', so auch in stücke gehen u. ä.:
dô sprach der küene Fulkêr: ein fideler wil ich sîn.
ich kan wol gestrîchen mit dem fidelbogen mîn.
swaʒ ich dâ mite erreiche, daʒ muoʒ von einander gân.
roseng. 1524.
wenn die glock soll auferstehen,
musz die form in stücken gehen.
glocke.
f)
auch zu scherben, trümmern, zu scheitern: die trumetter bliesen auf, sie strichen mit den spieszen zusamen, die giengen zu trümmern. Wilw. v. Sch. 159; ein glas ist am andern zu trümmern gangen. spr. 1, 52ᶜ (zu trümmern springen 52ᵃ);
und auch verloren gehn kann daher entsprungen sein, denn was bei überschwemmung von habe u. ä. 'mit fort geht' (mit dem wasser), das ist verloren und man sieht es zugleich noch gehn, also ganz genau: es 'geht verloren'; vgl. auch unters eis gehn u. d a. e. in die brüche gehn, das man nun auf bruchrechnung bezieht, scheint eigentlich nd., in strafe fallen, s. 6, 165. 169 (vgl. in strafe gehen 5, d a. e.). im 16. jh. in duchs, induchs gehn, von geld das einer in den bergbau steckt, als er dann einmal selbst die schmelzhütte besucht, versteht er endlich das latein der pochwerke dort:
daher bei Henisch unter ducks 2; vgl. in caducas gehn (als lat. gedruckt): die memory will mir schier incaducas gehn! Garg. 154ᵇ (Sch. 285). auch in die fichten gehn, vor die hunde, s. u. hund 12 (auch bei Merck 1, 108, 32, 80).
die ganze statt auch geh zu scherben.
Il. 492ᵃ;
dann würd es übel umb uns stan
und alls Teütschland zu scheitern gan.
s. ⅩⅩⅩⅤⅠⅠᵃ Z.;
darumb werden sie drüber zu scheitern gehen.
eigentlich ihr schiff oder kahn;
4, 268ᵃ, so wird gott offenbar machen, wer gewunnen habe, und sie gestürzt werden und zu scheitern gehen.
139ᵃ;
hette er doch müssen .. zu scheitern gehen.
180ᵃ (vgl. scheitern gehn unter 10, c);
himmel und erde würde zu trümmern gehen.
das gehen gewinnt aber da einen anklang von werden, in einen andern zustand übergehen (s. 21 a. e.). ebenso in verloren gehen (vgl. 8, k und nachher, es heiszt auch zu verlust gehen), kaput gehen, zu schanden, wie zu schanden werden: ohne hül und rettung zu schanden gehen. 2, 51; deswegen bleibt sie doch eine gediegene princessin, wenn gleich die hoffnung ihres königreiches zu schanden gehet. comöd. 172. auch verlustig gehen, persönlich: der früchte seines fleiszes verlustig gehen. 4, 352. vgl. auch III, 1824 flöten gehn, pleite gehn, ist jenes nicht eigentlich nd. flêten (fleiten) gân, flieszen gehn, d. h. bei groszem wasser mit fort gehn? so hiesz es mhd. in ouwe, enouwe gân, eigentlich und bildlich (wb. 2¹, 454ᵇ, 2, 192), d. h. in der strömung mit fortgehn, verloren gehn z. b.:
25, 80.
sô môʒ dîn lant enouwe gân.
Roth. 1193
sagen (ihm) all pochwerk 'baustu hie kuchs,
so geht dein geld induchs, induchs'.
Froschm. I, 2, 14 v. 136 (1, 114 ), var. in duchs,
g)
ähnlich fällt es anderseits mit entstehen zusammen, herkommen, seinen ursprung haben (vgl. ausgehen, hervorgehen):
der einen fladen machen wölle von fleische, der nem fleisch daʒ dô gê von dem lumbel. buch v. gut. speise § 86, zugleich mit dem praes. für das perf., wie bei kommen 17, d gleich herkommen, entstanden sein; speisz gieng von dem fresser und süszigkeit von dem starken. richter 14, 14; aus wes leib ist das eis gegangen? Hiob 38, 29; und er zeiget mir einen lautern strom .. der gieng von dem stuel gottes. off. Joh. 22, 1;
weintrauben so ganz volkommen und frisch, als giengen sie erst vom stock. 280, kämen eben vom stock, vgl. 5, d. s. auch 15, h. 19, f.
ûʒ iegelîchem vaʒʒe gât
daʒ eʒ innerthalben hât.
111, 2;
aus Bethlahem wirt Messias geen.
fastn. sp. 802, 31;
eim ungebruchten (ungeübten) ist gewon
dick schad usz seinem kriegen gon.
moretus 484;
h)
und noch anders werden dinge wie selbstwillig gehend behandelt (s. e), z. b. wenn ein erz durchs feuer musz, wolbemerkt musz, wie ungefragt, wider willen: so hat es auch mit etlichen unsern erzen die gestalt, das sie vorhin, ehe sie geschmelzt, etlich mal durchs feuer gehen müssen. Sar. 59ᵇ; laszens (das krätzig) wider durchs feuer gehen. 63ᵇ. recht deutlich wie selbstwillig ist im spiel das knötchen, das um geht und wie der herr waltet. ähnlich die stimme geht herum, das abstimmen, die meinungsäuszerung: drauf proponirt diser president ein text (stelle) und liesz die stimm herumb gehn und höret was ein jeder darzu zu reden hette. Luther 143ᵃ, von der art wie die bibelübersetzung gemeinschaftlich hergestellt ward. vergl. es geht reihe um 36, d, δ.
i)
ähnlich von festen dingen, die los gehn u. ä.: ihr haar, in zwei breite flechten geschlungen, die durch ihre schwere losgegangen und unter dem schleier hervorgedrungen waren. IV, 317, 30. so ein gelockerter stift, z. b. an einem strohsessel, geht von selbst heraus, eine leiste ab, ein schlosz auf, eine klappe zu u. s. w., anderseits will nicht zu gehn (oder blosz will nicht zu) u. s. w.
17)
Dabei schlich sich denn ein begriff ein und verwuchs mit gehen, der erst recht eigentlich jenes selbstwillige der dinge ausdrückt, der der möglichkeit, eigentlich der willigkeit oder unwilligkeit der dinge, wieder mit reicher entwickelung, dasz sich z. b. auch der begriff des nötigen einstellt (e).
a)
gewisse werkstücke gehen gut, leicht oder nicht oder auch blosz gehen, z. b.: der lasz sie (die form) von birnbaumholz also drehen, das man einen eisern ring daran schieben kan, der geheb (genau) daran gehet. 8ᵃ, eben noch beweglich und doch fest; lasz dir ein solchen holen deckel machen, der geheb hinein gange. chir. 44ᵃ; 2 kufen verdeckt zu wasser, mit gelitten (gelideten, mit gelenken versehenen) panten, die halb auf gingen, das ein morterschaff (morter mörtel) dorein ging. baum. 303, 7, halb aufzumachen waren. auch ein deckel, der sich klemmt, geht nur halb zu oder nicht zu, eine kapuze, die zu knapp ist, geht nicht (ganz) über den kopf, ein stiefel, der zu eng ist, nicht an (den fusz) und der fusz nicht hinein u. s. w., im verdrusz auch: er will durchaus nicht an (vgl. unter 36, h) u. s. w., jenes schon mhd.:
der wagen geht nicht durch das thor Adelung, auch geht nicht durch. vgl. auch unter 8, c und: ich komme nicht in die stiefeln, mhd. er kumt kûme in zer tür V, 1646 m.
sie zôch dene guldînen (schuh an)
unde nam (dann auch) dene silverînen schôch:
der gînc an den selven vôʒ.
könig Rother 2070.
b)
das geht unmittelbar in den begriff des möglichen über, da es auch heiszt, mit folgendem inf. (vgl. 33, k): der stiefel geht nicht anzuziehen, der deckel geht nicht zuzumachen u. a., oder auch kurz es geht durchaus nicht, ist unmöglich. und diesz dann erweitert ohne ende, z. b.: ich wollte durchaus heute damit fertig werden, aber es gieng nicht (fertig zu machen); quäle dich doch nicht weiter, das geht nun einmal nicht oder so nicht, auch nicht so rasch u. a. s. weiter unter 33, l, auch unter 24, g was nicht zusammen geht.
c)
dann auch bejahend das geht, ist thunlich, möglich, schon im 16. jh. (s. auch 29, e): es kan oft einer ein ding, das er nit weisz .. versuͦchs so gehts. spr. 2, 168ᵃ;
wir haben auch in diesen tagen gelegenheit gehabt manches abzuhandeln über das was in irgend einer prosodischen form geht und nicht geht. 43, 10, brieflich. 'es ginge wol, aber es geht nicht', aus Berlin bekannt, nd. aus der Altmark bei 62ᵃ, auch im Göttingischen et ginge wol, awer et geit nich 59ᵃ. selbst mit der umfassenden formel gehn und stehn (s. 4, d):
d. h.: was menschen- oder weltmöglich ist, Mephist. sagt es, da Faust rasch ein neues schntuckkästchen für Gretchen verlangt; s. auch die entsprechende wendung es geht und steht u. 36, h, γ.
welch ein gedanke! kann Diana so viel wagen?
bei einer Venus, ja, da möchte so was gehn!
10, 144;
bedenk, was gehn und stehen mag!
ich brauche wenigstens vierzehn tag,
nur die gelegenheit auszuspüren.
12, 135,
d)
auch von andrer seite her hat sich der begriff entwickelt. das zweite gehn bei Tucher vorhin, das ein morterschaff dorein ging, darin raum hatte, eig. darein gehn konnte, ist alt.
α)
mit in, hinein u. ä.: eine wittwe, die hette einen sun, der was tôreht ... und hieʒ in koufen ein pfennewert (für einen pfenning) oleyes in daʒ krüegelîn ... und gîng ouch nûwent (nur) ein pfennewert in daʒ krüegelîn ... siu gap ime daʒ krüegelîn vol, wann dô gîng nit me în. Germ. 3, 425; it. (in der städtischen volksküche in kriegsnot) 4 grosz kessel, da in iedem kessel bei 600 stück fleisch ein gien. Nürnb. chr. 2, 316, 10 (zu gien s. I, 5, d); in den groszen trock ... darein 24 züber gehen. Sar. 125ᵇ; der spatz wirt mit eim mücklin gespeist, der stork muͦsz vil frösch und der löw ein ganz schaf .. haben, das grosz bedarf vil, in das grosz gehet vil. spr. 2, 150ᵇ; den wein hat der kerl nicht gesoffen, ich habe ihn probirt, ich weisz was in ihn gehet (wie in ein fasz). 28; das ganze (der welt) ging in euern kopf so wenig als in meinen. an Lavater 6 (d. j. G. 3, 14); von der metaphysik:
wenn die leute alle in die kirche gehn, gehn sie ja nicht alle hinein, sagt ein kind zur mutter sonntags auf dem kirchplatze (Münchner flieg. bll.). wie das von wirklichem gehn ausgegangen, zeigt z. b. das sprichw. es gehn vil gut schaf in einen engen stall. Garg. 97ᵇ (Sch. 171), vgl. u. käse 3. bemerkenswert: so viel in ein aug gehen kan, d. i. nichts. 339ᵃ (s. u. galmei 1, b). auch bildlich, z. b.: es gehen nicht vil freund in ein haus 1435; es gehen vil armer leut in einen sack das.; spotts gehet vil in einen sack 1436;
d. h. vieldeutige oder vielmehr die zweideutigsten; da es aber einmal nicht in unsern plan geht .. 17, 18 (wahlv. 1, 2), nicht hinein paszt, aufnahme erlaubt. auch ital. ci va von gefäszen, was hinein geht.
da seht dasz ihr tiefsinnig faszt,
was in des menschen hirn nicht paszt,
für was drein geht und nicht drein geht,
ein prächtig wort zu diensten steht.
werke 12, 96;
der (eine) giebet rätzel auf, worein wol alles geht.
L.),
166 (97 β)
mit auf, darauf (s. auch unter γ):
die versart könnte hexameter sein .. nur zu lang müszten sie nicht werden, damit sie auf die breite eines quartblatts gehen. 2, 33 (bestellung eines Helmstädter verlegers). ebenso aber mit unter, z. b. der kasten ist zu grosz, er geht nicht drunter (unter das bett), wie ein rock nicht mehr in den koffer geht, und im verdrusz heiszt es: er will durchaus nicht hinein, oder: er musz noch mit hinein, er mag wollen oder nicht; so viel holz geht nicht unter das dach Adelung.
ein wagn mit waitz, drauf ein mut gieng.
lobspr. 89;
γ)
auch mit an, von einem masze, d. h. seinem inhalt: eʒ sol menniclich .. daʒ fuoter verkoufen und geben bî einem rehten vierteil (der sehsiu?) gên an ein ster, oder bî einem vierteil, der ahtiu gên an ein ster. Meraner stadtr. 6, 423; auch mit auf: in Günzburg giengen 5 muttle auf 4 bairische metzen. 2, 653. dann auf gewicht, münzen übertragen: si (die perlen) gin ir 36 an ain garat. Nürnb. chron. 1, 101, 2 (zur form s. sp. 2391); eines phenninges, der ein phunt an eine marc gêt. Schwabensp. 311 G.; zwanzig böhmen oder sechzehn sächsische groschen gehn auf einen gulden. 1, 539, was dann begrifflich zugleich umschlägt in: gehören zu einer mark, sind nötig.
δ)
ähnlich mit in, inne von bestandtheilen: von plastern .. da inne geent kostliche stugke zaffran, kampir und edele gummen. Frankf. apothekertaxe von 1461, bürgerth. 73, hineinkommen (vergl. 5), dazu gehören.
ε)
mit an auch so: die gäste gehn nicht alle an ('n) tisch, tot convivas mensa non capiet. 333ᵃ; ebenso nicht unters dach, nicht auf den wagen u. a.
e)
hier erklärt sich wol auch das merkwürdige gehen auf .., drauf gehen, von kosten, aufwand der erfordert wird u. a.
α)
wie z. b. 24 groschen o. ä. auf einen thaler gehn, so und so viel metzen auf einen scheffel, d. h. dazu nötig sind, dazu verwendet, verbraucht werden, darin verschwinden gleichsam ('aufgehen'), so dann von kosten, zubehör u. ä.: und gehet vil auf macherlon, wenn man hauben, gepreme und porten knippen, klecklen und klippen sol. hochzeitpr. K 2ᵃ; wo aber .. die schöffen des selben peinlichen gerichts nit bei einander gesessen (wohnhaft) weren, also dasz auf ir zusammen bringen überiger unkost und verzug gehen würde. Carolina 73. das mag vom kornmarkte herrühren, z. b. auf dén scheffel (des käufers) geht viel, geht zu viel (korn), im munde des verkäufers, dann: da geht viel auf (eigentlich auf den scheffel) oder drauf.
β)
diesz drauf gehn dann auch von kosten, auf einen gewissen zweck: zum kosten, der auf das opfer gehet. 1 Macc. 10, 39; was jerlich auf die opfer gienge .. 2 Macc. 9, 17; sampt allem costen und schaden, die doruf gangen (auf unterhaltung des gepfändeten viehes). weisth. 4, 205; it. mer hab ich in .. verkauft .. 2 sawen von Ach .. und sol ausrichten (auslegen) was darauf geht gen Wien. 32, d. h. was die lieferung bis Wien noch erfordert; was auf den wexel gangen .. 36 gld. 83, in der kostenberechnung für den herz. v. Würt. von seinen geschäften in London, 'was beim geldwechseln drauf gegangen ist'. nachher für verloren oder zu grunde gehn, genauer: sich aufreiben über einem verfolgten zwecke: sie (die katze) leckete aber so lange, bisz die zunge ganz darauf gieng. Lokm. 26; bis alles darauf gangen ist. das.; ihr geht drauf, wenns so fortwährt. 1, 221. etwas anders:
es kostet zwanzig, die uns verloren gehen u. ä.
so gehts mit unsern herrn (liebhabern) in dieser schlimmen zeit,
es gehen zwanzig drauf, bis dasz ein halber freit.
mitsch. 1, 3),
7, 51 (γ)
doch auch mit über, z. b. vom ausmünzen: darzu für andern kosten und arbeit, so darüber gat, das sige (sei) mit salz, winstein, tiglen, münzisen .. und für andern kosten so darüber gon musz. Schw. chr. 2, 158ᵃ, münzvertrag von 1425, da ist das ursprüngliche bild schon verwischt und geht verschwimmend in ein verwandtes über (vergl. übrigens u. 36, f, ε), jenes musz also beträchtlich älter sein. auch mit lassen: welche alle das ihre darauf gehen lassen. Lokm. 26, vgl. viel aufgehen lassen, bei festen z. b., schon mhd.:
wo doch auch ein anderes bild vorschweben wird, in die höhe gehn (vergl. aufgehen 10), gleichsam 'fliegen lassen'? ähnlich in der stelle die Jänicke dort (altd. stud. s. 42) anzieht, wo eine alte das spinnen aufgibt, um besser zu leben, und das spinnzeug in die luft und weg wirft:
mhd. auch mit zuo: daʒ eʒ sô gar dar zuo gêt. Amis 547, alles dabei drauf geht.
der was von arte ein milter man.
mit dem (in folge dessen) sô lieʒ er ûf gân
swaʒ er gülte (einkünfte) hæte.
Staufenberg 60,
lâʒ ûf gân agen unde flahs.
lieders. 2, 642.
18)
In manchen fällen ist die bewegung der dinge eine blosz scheinbare, ihr gehen ein blosz vorgestelltes oder gefühltes.
a)
z. b. von röhren, canälen u. ä., in denen das wasser geht, aber auch sie selber mit, obschon sie an sich liegen, ruhen: als ob ein brunne wære, von dem drû kener (rinnen) giengen. myst. 1, 284; wô abir die wassirborne in di gassen gên, dô mag das nicht gesîn. rechtsqu. 1, 111, die rinnsale des brunnenwassers; do geet (für die städtische wasserleitung) ein gank, der in fels gehawen ist. baum. 186, 10 (s. gang II, 2); die wasserleitung geht durch die ganze stadt, geht bis in die höchsten stockwerke. ähnlich im körper (s. gang ebend.): ain gedärm gêt .. von dem magen ze tal .. die gerben (speisereste) gênt irn weg zuo der mistporten. 32, 13. 17; alle sennen die gond von dem hirn von inne selber oder durch den grot (rückgrat). 2, zur sache s. u. geäder 4. so gehn die adern durch den körper, wie in ihnen das blut.
b)
im hause geht die thür auch in anderem sinne als u. 15, e: als man uns, nach empfang der gewöhnlichen christgeschenke, vor einer thüre niedersitzen hiesz, die aus einem andern zimmer herein ging. sie eröffnete sich .. 18, 8 (lehrj. 1, 2); man sieht nicht, nach welcher seite die thür aufgieng, aber das ist auch nicht gemeint, sondern die öffnung, die sie macht, genauer der weg, den sie eröffnet (vgl. gasse und engl. gate thor
sp. 1446fg.). ebenso dann das fenster geht in den garten, schon im 17. jh., wol älter: die fenster gehen in garten. 519ᵃ, als weg für den blick, die hand, das licht (das da herein kommt); auch meine aussicht geht ins feld, aufs gebirge; selbst ein zimmer, d. h. eigentlich seine fenster: meine stube gehet auf die gasse, in den hof, auf einen garten. 338ᵇ; das zimmer, in welchem der herr seine toilette machte, ging nach dem hof und war gerade so gelegen, dasz unsere freunde füglich hereinsehen konnten. 23, 111 (wand. 3, 8). schon mhd., aber sicher von je her:
unterdessen nam ich eine spalte gewahr, die das küchenschälterlein hatte, welches in die stube gieng. Simpl. 1, 175 Kurz (2, 17).
hie gienc ein fenster durch die want,
dâ durch rahter die hant
und leit im ûf ein bret ein brôt.
Iwein 3303;
c)
ebenso ein loch geht in die mauer, durch die wand, eigentlich für die hand oder den blick, oder auch nur für die gedanken:
ein kellerloch geht tief in die erde, unter das gemäuer, grosze kellerräume gehen (oder ziehen sich) unter dem ganzen schlosse hin. ein gang (s. d. II, 1, f) geht um den hof des alten bürgerhauses, wie eine galerie um den schloszhof, also wie die treppe, brücke, s. 12, a. b. zwischen häusern: ein rîe ader ein ayzucht, dy zwuschen zwên nâkebûren gêd, dy sal nicht enger sîn wen drŷ schû. rechtsqu. 1, 109, vgl. 706.
nu begunde er suochen unde spehen,
unze daʒ er durch die want
ein loch gânde vant,
und ersach si durch die schrunden (spalt) ..
arm. Heinrich 1230;
in dem sichts im ofen ein spalt,
darzu ein loch gehend hinein.
weim. jahrb. 6, 437;
fieng ich an jederman zu fragen,
wo die löcher zum goldberg giengen.
Froschm. I, 2, 14, 19 (1, 111 ).
d)
wie aber ein loch in die wand, so geht ein balken, ein kragstein u. ähnl. heraus, obwol er ruht; z. b. von dachrinnen, knäufen: wer ouch rin (d. i. rinnen) wel legen, der sal sy alsô verne lâsze gên obir dy gasse, daʒ ein geladen wayn (wagen) zwuschen der rinnen waszerfal unde deme hûse moge gegên. 1, 109, vergl. 706; is sal ouch nymant knoufe unden lasze vorgên (in die gasse). 109. schon mhd. für herausragen überhaupt:
vgl. fürgehen 3, fürausgehen 2. auch weiter hervorragen, z. b. von häusern in der gasse: als er (der städtische baumeister) .. etliche kleine alte heuser .. abprach, der eins fur das ander ging. Nürnb. baum. 262, 32. ebenso hervorstehn, aber auch hervortreten u. ä.
zwên ebers zene ir für den munt
giengen wol spannen lanc.
Parz. 313, 23.
e)
ebenso weiter gehn, so und so weit gehn, über etwas hinaus u. a. (vgl. u. h), wie jetzt, so schon mhd.:
eʒ sol ouch deheiner man deheinen kurzern rock dragen, dann der fur die knie abe gêt. kleiderordn. v. Speier v. j. 1356, anz. d. germ. mus. 1856 sp. 201; sie trugen weisz scharlachen hosen, die giengen gerade drei finger breit über die knie. Garg. 281ᵇ (Sch. 530), wie noch der mantel geht bis ans knie, übers knie, das kleid bis an den hals u. s. w. auch wenn zwei ihre länge an einander messen: du gehst mir gerade bis ans kinn u. ä.; auch: er geht über alle, eminet inter omnes 869ᵃ (wol auch geistig, vgl. 21, b), wie mhd. von einer riesin:
auch umgekehrt von knie und hosen, von der Schweizer tracht mit bloszen knien:
alsô verre sô daʒ bette gînc,
ein wînrab iʒ al umbe vînc.
Alex. 5298 W.;
über alle boum sie gie.
Wolfdietr. 1423 H.;
der ris der gieng zu guter masz (bedeutend)
über herr Dieterichen u. s. w.
Sigenot 86, 3 Sch.
die knüw gond in durch dhosen.
1, 386ᵇ.
f)
die blosz vorgestellte bewegung ist besonders deutlich bei gehn von baugliedern, zieraten u. ä., die sich auch ruhend dem auge und gedanken zu bewegen scheinen; die befestigung von Tyrus wird geschildert, die mauern, turne:
wie eine brücke von einem ufer zum andern (12, b);
hier, wie vorhin schon öfter, gilt auch laufen, d. h. die bewegung rascher gedacht oder in gedanken vollzogen.
danzwiscen gîngen de bogen.
Alex. 794 W.,
ûf durch den palas einesît
gienc ein gewelbe niht ze wît,
gegrêdet über den palas hôch.
Parz. 589, 2;
ime (dem hunde) gienc umb sîn krägelîn
ein ketene diu was guldîn.
Trist. 398, 11;
ein straif müst umb das kuss (küssen) auch gan,
darauf so müst ein S auch stan.
fastn. sp. 213, 24.
g)
ebenso grenze, zaun, hag, mauer u. ä. 'gehn': andirsît dem wasser Muttelâ genant .. sal eine grenicze stên (grenzstein) und alsô tweres (quer) obir vurbas gên nôch eime trêboum .. dâr ouch eine gezeichente grenicze ist .. vurbas bî neben der roslache ûfwert zu gênde .. cod. jur. mun. 1, 713ᵃ, aus Danzig 14. jahrh.; die grenze geht auf dem grat der anhöhe fort 'wie kugel walzt und wasser lauft'. 2, 287 (s. u. kugel 3, d). wie dort in Danzig stên und gên beisammen, so ähnlich in einer grenzbeschreibung der landmarch zwischen Wartenfelser und Wildenegger gericht im 16. jahrh.: und (die) Creizinger zeün steen auf dem rechten landmarch, geen abwärts bis an ain rain .. österr. weisth. 1, 165, die einzelnen markzeichen stehn fest (und müssen das), als reihe gehn sie. ein zaun, hag u. ä. geht um ein gebiet u. ä., auch mauer, mhd.: swâ mûren umb eine stat gênt .. Schwabensp. 145, 2 G.;
eine grenze geht mitten durch ein dorf u. ä.: furter den steinweg aus bis zu Furmans hoff, und ist von alters der wisthomb, das daselbs die oberkeit durch den hoff gee. weisth. 4, 584, d. h. die grenze der oberkeit, herschaftsrechte der grafschaft Dietz und Bielstein.
niden drumbe (um die bergfeste) gienc ein hac
mit boumen starc verworren.
heldenb. 5, 36ᵇ.
h)
ebenso aber das gebiet selber geht so und so weit, geht da und da an, aus u. a., vielfältig im rechtsleben: der selben vogtîe geriht vâhet an ûffen dem Crisbalz, dâ diu frîe grâfschaft von Lags ûs gât, unde gât unz ûffen den Furke und von dannen unz gên Sant Gothart u. s. w. habsb. urk. 94; eins pfalzgraven gerichte und marke zue Bacherach und in den delen get an in der Putzbach, bisz in die bach zu Heimbach, und get dieselbe bach (acc.) usz bisz in des capellans hob u. s. w. weisth. 2, 216 (14. jh.); als verre als .. der kirch herren zu Bacherach zehenden get. 217, bezirk in dem er den zehenden erhebt; das sie deilen (weisen) ûf den eid, wô der wiltban ûʒ und ane gêt. 6, 396; es seind die bürger und lehenleut dem vogt schuldig gehorsam zu sein und den gefangenen helfen liebern (dem gericht überantworten), so weit die mark gehe. 1, 233, weiter nicht (vgl. k); und hörent in denselben kelhof gericht, zwing und penn, die als weit begriffen seind (einen kreis umspannen) als das etter und das dorf gant. 1, 260, d. h. dorfzaun und dorfgebiet; ein herr von Osterreich .. ist vogt als wit das ätter und das dorf gat. 264; als wit der begriffe geet. 536, auch 4, 573 u. ö.; das gericht zu Auerbach gee an dem Urbansklingen inwendig Zwingenberg und gee obendig Auerbach uf das hochbort. 1, 477. auch das geleite, geleitsrecht, wie vorhin der zehende: auch get unsers hern von Mentze geleide hie dissit Rins von Niderdale an den linpfad us bis gein der steinen brück obendig Menze. 1, 534. hinan gehen, reichen, sich erstrecken: wo aines gründ (grundstücke) hinangehn an ein holz oder wald .. österr. weisth. 1, 37, 27.
i)
ebenso dann das recht selber, zugleich rechtsbereich: da sal unser herr von Mentze aber mit einem ross riten in den Rin und sol werfen mit einem huphammer. als ferne er gewerfen mag, so fer get sin recht. weisth. 1, 534, vorher als ferre get sin gericht, vergl. 4, 572 fg. auch gebot, recht zu gebieten, gewalt gêt über u. ä. (vergl. 30, d gerihte), erstreckt sich, reicht:
ubir Egiptelant gêt sîn (Josephs) gebot.
gen. u. ex. 100, 21 D.;
mîn gewalt gêt sô wîte ..
Roth. 1562;
ubir daʒ mere gînc sîn reht ..
wîten gînc der gwalt sîn.
Alex. 98ff.
k)
hier erklärt sich denn zu weit gehen u. ä. in ausübung seines rechtes (vgl. 24, h), über seine befugnisse hinaus gehen u. a., denn z. b. der waidmann auf der jagd, der bauer mit dem pfluge soll nur so weit gehen, als sein bann, sein gebiet, seine flur geht u. dgl., es ist aus dem rechtsgebrauch in den des gemeinen lebens übergegangen. auch: so weit geht mein auftrag, weiter geht meine vollmacht nicht (die ich nicht überschreiten darf) u. ä.; sie fragte den herzog, ob er nicht vielleicht .. befehle im rückhalt hätte, die noch weiter giengen. Schiller VII, 313, 27. auch weit gehende, weiter gehende forderungen, zumutungen, anträge u. ä., die ins gebiet oder bereich des andern
theils eingreifen, ihm zu nahe gehen (vgl. 27, e), zu nahe treten u. dgl. s. auch hoch gehn von pflicht 21, c. Das überschreiten, übertreten hiesz einfach gên über ..: also dick die über das gebot giengen oder füeren (verführen), also dick mag inen der meier vil hoher gebieten (d. h. busze). weisth. 1, 715, vgl. sp. 1812 (e) gebot überfaren, auch gekürzt 'über daʒ gebot' (gehend) schon mhd. sp. 1810 (e), wie noch kürzer darüber, d. h. mit übertretung des gebots.
l)
um aber vor der hand im sinnlichen gebiete zu bleiben, wie die grenze und ihr gebiet, so geht jede linie und fläche fürs auge wie für die vorstellung, denn nur sich bewegend können wir sie denken (vgl. 12, a); mhd. z. z.:
sich kreuzende linien gehen durch einander, divergierende aus einander, (dann auch strebungen, meinungen), gleichlaufende neben einander (παρ' ἀλλήλων), obwol da das unruhigere laufen beliebter ist (aber bildlich parallel gehen, doch s. auch daneben gehen 33, c). so auch ein striemen gieng ihm über den ganzen rücken, eine narbe quer übers gesicht u. a., vgl. ahd. strîmen (in holz und stein) gâende in strâʒo wîs 4, 70. von gleichgehenden linien stammt vielleicht auch und zeugt dafür mhd. gelîche enein gân, ahd. gilîcho gân, überein kommen, 'identisch' sein, u. ä., nieht gilîcho gân differre, auch ze eine gân oder einis (eigentlich weges?) gân, s. 4, 70, vielleicht von wagenspuren hergenommen, deren lauf man einst als bild für parallelen brauchte ( 412ᵃ).
got, aller wîte und aller lenge ein umbegênder rinc.
MSH. 2, 178ᵇ.
m)
wie vielfach das gehen eine gedachte bewegung darstellt, zeigt z. b. auch der rauch, der geruch gieng (oder 'zog sich') durch das ganze haus, der nebel durch das ganze thal, über die ganze wiese (hin oder weg), eigentlich von dem wege den er zuerst genommen (wie auch z. b. die erschütterung gieng durch das ganze haus):
dann aber auch von dem zustande wo er zum stehen gekommen ist. so dann vielfältig bildlich, z. b. ein zug von mismut geht durch sein ganzes leben, auch durch all sein thun und denken, wie ein streifen oder eine schicht gedacht o. ä.; wunderbar und ahnungsvoll geht durch jene schöne welt (der erzväter) noch ein anderer schrecklicher zug. 24, 215; es gehen doch züge von wildheit hindurch. 214; das ist ja ein lustiger ton! 'ja der geht durchs ganze buch' oder so gehts durchs ganze buch, auch blosz geht durch (oder durchweg, durchhin); doch das geht durchs ganze buch durch. 33, 93. daher ein durchgehender ernst u. ä.
der pitter rauch gât überal (hin, durch den wald).
priest. Johannes 1, 135ᵇ, 421;
19)
In andern fällen ist das gehen der dinge eigentlich nur zum theil sichtbar und ergänzt sich im vorstellen (im vorigen sichtbar und doch nur gedacht); zugleich ist es meist das eigne gehen der dinge statt ihrer träger 12, d.
a)
was z. b. einer dem andern weiter gibt, geht aus einer hand in die andre, von hand zu hand, wie z. b. feuereimer beim löschen, ein buch das immer weiter verliehen wird; das loos ist ohne unser wissen durch verschiedene hände gegangen. Gellert loos in d. lott. a. e.; die nicht todt sind, leben noch und reiszen und beiszen sich um ein kipfelchen erde, das aus einer hand in die andere geht. an Göthe 3, 274, i. j. 1822 am todestage Friedrichs d. gr. (s. dazu f a. e.); vergl. u. 4, d von seinen schriften, die umbher gehen. auch vom schriftsteller selbst, d. h. in buchform: Plinius der jüngere .. saget .. er bedächte, welch ein groszes es sei, durch der leute hände gehen. poet. 56 Br. (bei ep. 7, 17, 15 nur dare aliquid in manus hominum). auch so: es geht alles durch seine hände, er bekommt alles in die hände, im geschäftsleben auch: er führt die aufsicht, als vertrauensmann. ; vergl. 33, d.
b)
waare geht beim kaufmann gleichsam aus und ein, wie sie schon mhd. in die stat gât (12, d).
α)
gesuchte waare geht reiszend ab, eigentlich fort mit dem käufer aus dem laden, vom lager, aber auch blosz geht stark, hat starken abgang 716, geht reiszend, geht gut oder schlecht u. ä.: swer wein auf tuͦt, und dunkt der kauf ze guͦt in (dünkt ihn der preis zu billig), so sol er in doch lâʒen gên, daʒ er in nicht hôher gebe (verkaufe). Nürnb. pol. 206; das buch geht ab, geht nit ab, vendibilis, invendibilis est. 8ᶜ; F. in R. druckt jetzt den Messias und die geistlichen lieder, und weg gehen sie zwar nicht wie brod zur zeit der hungersnoth, reiszend u. stürmend, aber doch wie
tägliches brod. an Klopst. in dess. briefw. 270; sind die (krit.) wälder so gegangen, dasz bald an eine neue .. ausgabe zu denken wäre? lebensb. 3, 264 (werke III, xv S.), brieflich an seinen verleger. auch blosz das buch geht, verkauft sich, bleibt nicht liegen. das geht wie beim bäcker die semmel 1, 78. 2, 59. dann auch der verkauf, das geschäft geht gut (33, c).
β)
auch vom preise heiszt es: wan das chorn get umb 3 lb. oder teurer, so mueszen drei person haben umb prot all wochen 30 dl. anz. d. germ. mus. 15, 199; wan daʒ chorn get umb 6 lb. das. 200 (anf. 15. jahrh.).
γ)
auch geht durchs land, im lande u. ä.: Nürnberger hand (arbeit) geht durchs ganze land. thes. par. 8 no. 38; so gehet das scheibsalz im Inthal (d. h. das dort gewonnene) sehr weit, wie sich vil land des salz zu Halle in Sachsen erholen. Sar. 125ᵃ; die Sonneberger spielwaaren gehn bis nach Amerika u. ä. ähnlich: auf geschnittenen steinen gehen köpfe unter dem namen des erstern (Pirithous). 1, 190, gehen unter sammlern um; die schrift geht unter dem namen des Cicero. antib. 2, 19.
δ)
vom tollen fastnachtstreiben heiszt es:
von pfändern die man zu den juden trägt (wider wie bei kaufen 2, b).
knecht, maid und kint, als wuͤten wirt,
pisz man dem gelt ein wenig geschirt (zugesetzt hat)
und als das wider die juden get,
das dennoch nôch den ostern stet.
fastn. sp. 383, 22,
c)
so besonders geld (vgl. weiter h).
α)
es geht recht eigentlich von hand zu hand u. ähnl.: gelt gehet hin wie her 1431, 57; alles geld, was er einnimmt, geht ihm gleich wieder durch die finger, musz gleich wieder fort; es geht ihm viel geld durch die hände;
(unrecht gut) wie gewunnen, so verton,
wie es komt, so wider gon (gegangen, fort).
narrenb. 80, 102;
do gent zwen pfenning ungelts hin.
bei H. Sachs 4, 160;
wie ich das geltli han empfangen,
als ist es wider anweg (d. i. enweg, s. sp. 2399) gangen.
fastn. sp. 847, 2.
β)
auch, wie gute waare (vergl. kaufmannsgut 2), von der geltung, die man ihm beimiszt, in curs sein, curs haben: mit sechs pfunden pfenningen, die denn gewonlich ze Zürich gänd. weisth. 1, 7, 14. jh.; swenne die munzmeistere nûwe pfenninge ûʒ werfen, sô sullen si di alden verbieten lâʒen. di mugen dannoch gên vîrzehn tage. Freiberg. stadtr. 38 (s. 262 Sch.); am besten geht der batzen da, wo er geschlagen wird. sond. 2, 102, sprichwörtlich;
get gern hin, wird gern genommen, auch 'gut und gern';
drumb gieng zu der zeit lauter gut silberne und güldene münz. Sar. 162ᵃ. solche münze, auch waare, heiszt daher gangbar, älter gänge, s. d. 4, c und 5, waare auch marktgängig.
er (der pfenning) hat ein fel, als sei er zin.
'schweig, er ist gut und get gern hin'.
fastn. sp. 272, 18,
dann koufent sie die münz an sich.
so gilt sie doch den alten strich,
wie sie ist zum ersten gangen.
narrenb, 70, 22;
γ)
daher auch völlig gleich gelten unter den leuten, z. b.: dieses geld gehet nicht, non corre (hat 'curs'). 519ᵇ, noch im 18. jh.: die münze geht hier zu lande nicht. 716, ist nicht gut, gangbar antib. 2, 19; ein ducaten geht für voll; wenn sie (die bauern) einen herren anschmieren können, geht ihnen das für eine hochzeit. 19, 257, ist ihnen so viel wert, so kostbar. ebenso aber von anderem, auch menschen: und sal die masz (beim liefern des pflichtweins) gahn zwei jahr vor recht, und das dritte jahr mit genaden. weisth. 2, 467; so ferne gehet aber die gemeine regel für alle christen .. 5, 408ᵇ; da gieng er nun ein volles jahr vor einen leibeigenen. pers. baumg. 4, 20, d. h. ohne es zu sein ward er so gehalten; mein sohn hat keine mittel genung, eine hohe allianz zu machen. zudem wer wolte alle die übelgeborne kinder (in unehe geborenen) vor die seinigen gehen sehen? 3 (1874), 249; sie geht noch für eine jungfer. 715;
zugleich doch: als jungfrau sich trug, kleidete (7, b). s. auch recht geht, ist in geltung 31, e.
ein maid, die für ain junkfrau gieng.
fastn. sp. 495, 28,
d)
vorräte, die man aufbraucht, gehen weg, fort, aus u. a.: auch soltu dich haben gericht auf den werkgezüg, nemlich brechysen, hebysen .. bech, schwefel, salpeter .. alles dinges
genug, dann es get vil hin weg, wan es dar zu kompt (ernst wird). mittelalt. hausb. 36, 14, vgl. 38, 11, in einer lehre für einen burghauptmann, zur vertheidigung. von wein auf lager (vergl. unter b, α): welher auftrager in dreien tagen, nâch dem und der wein auʒ gêt, den wirt oder den weinschenken nicht verriht (bezahlt) .. Nürnb. pol. 206. auch vom fasse selber: wer auch ein fasz weins aufthut und das dann wider fürstiesz (verspundete) ee es ausgieng, und ein anders gebe und schenket. das. 251. eigentlich von dem bleibenden vorrate, der gleichfalls in einer bewegung, einem gehen ist: mein wein geht auf die neige (dann auch das geld u. a., der tag aber zur neige), geht zu ende (vgl. u. 32, a), wird mir bald ausgehn; die vorräthe von gelbholz gehen sehr zusammen. Weserzeitung 1859 sp. 4911, auch der platz (in den wagen) gehe sehr zusammen 18, 251. auch auf das gefäsz übertragen, wie u. 14, c ähnlich:
aber auch licht, feuer, geht aus, erlischt (geht an, d. i. auf, in die höhe).
dein meid hat nichts im ganzen haus,
denn ein ölkrug, der nit geht aus.
spiel v. d. wittfrau 261, bei schausp. 1, 147.
e)
ähnlich und doch anders zins u. ä. geht, eigentlich geht ein (vgl. unter 21, a Garg. 89ᵇ), wird eingebracht ins haus (wie noch gelder eingehen u. ä., vergl. einkommen), dann aber begrifflich erweitert zu dem regelmäszigen eingehen und der pflicht dazu, also aus dem sichtbaren ins gedachte: der tribut, der dahin ging (nach Rom, aus Europa). id. 4, 220; wie viele summen gingen nach Rom. 222. mhd.: dâ sint ouch ander hofstette, die lêhen sint von Nûwenburg, von dien ouch enkein zins gât. habsb. urk. 99, 14; der cins .. sô von dem guot gât unser kilchen (dat.). Züricher urk. I, 5; drî schock Frîberger groschen u. s. w. alse der cins von aldere gegangen hat unde furbaʒ gehin sal. cod. dipl. Sax. II, 2, 166; einem herrn abbt gant jerlichs von dem kelhof .. zins uf s. Martistag 32 und im dritten jar 31 malter kernen u. s. w. weisth. 1, 260; söllen si den zins bringen, als vil us dem guͦt got. 407; item 1200 gangfisch gond ab den nidern fachen under Gottlieben. 4, 417, sind vom fischfang an den bischof von Constanz zu entrichten. noch jetzt z. b.: ein stück feldland, wovon jährlich 11⁄8 spint roggen an die rentei .. geht. Weserzeit. 1843 sp. 3033. ursprünglich auch deutlicher heim gên: wir grâfe Götze genant von Tüwingen verjehen, daʒ wir verkouft hân zehen malter dinkels, die uns ze (d. h. als) vogtreht ûʒ dem hofe ze Stamm heim giengen. urk. von 1328 bei pfalzgrafen v. Tüb. s. 135, eigentlich ins haus kamen.
f)
ähnlich auch und doch wieder anders zu lehen gehn.
α)
zu lehen, d. h. als lehen, das ursprünglich gedacht ist als von und zu dem herrn und seinem hofe, gute gehend (vergl.γ). das verfallene, erledigte lehen oder ein auf zeit verkauftes gut gêt heim, zurück an den herrn (vgl. von zins vorhin, von gewinn unter g): wan er also von tode abgaͮt .. so sullen uns die vorgenant kirchensetz .. und Eschingen daʒ dorf .. als unser reht aigen wider zuͦ unsern handen gefallen und haim gangen sin. monum. Zoll. 1, 492. 493 (15. jahrh.), wie noch jetzt heim oder anheim fallen, heimfall, im 15. jahrh. z. b.: dieselben (erledigten) stuͤle (in der kirche) solten der kirchen haim gefallen. Nürnb. poliz. 116. das verliehene aber get von dem herrn als (zu) lehen:
zugleich dann: geht aus, hat dort seinen ursprung (16, g); gleich wie herzog Hans keinen straft, in herzog Georgen land gesessen, an den gütern, so doch vom churfürsten zu lehen gehen. 4, 336ᵃ (1556); der himel oder himelreich gehet nicht zu lehen vom keiser. wider Hans Worst J 4ᵇ, 2, 45ᵃ; das sein (Paulus) apostelampt nicht ist zu lehen gangen von menschen. das. (auch schr. 6, 219ᵃ mit zu, wonach unten VI, 538 zu bericht.), als lehen ausgegangen, das perf. macht die ursprüngliche vorstellung deutlicher.
der königlichen majestat,
von der es alls zu lehen gat,
so (da) alls des reichs recht aigenthum (ist).
hist. volksl. 2, 536ᵃ,
β)
nachher aber auch, eigentlich misverständlich, vom belehnten selber und seinem verhältnis zum herrn: einem zu lehen gehen (auch rühren), clientem esse alicujus 1, 596ᶜ. das misverständnis ward vollständig mit bei jemanden zu lehen gehen, dessen lehnsmann sein u. s. w. 2, 1984, als zum empfang des lehens gedacht (der doch nicht lehen heiszt), die nun geläufige wendung: könige selbst sah man zuweilen bei ihren unterthanen zu lehen gehen. IX, 231, 21, wo das sah die
neue vorstellung als durchgebrochen zeigt, während in zu lehen nehmen, übertragen 233, 7, 16, tragen Tell 2, 2 das alte zu (als) noch vorliegt. das wesentliche der änderung liegt übrigens darin, dass die uralte und einst durchgehende vorstellung von dem gute als der eigentlich lebendigen einheit verloren gieng, die sich nun auf den inhaber übertrug. aber auch bei 1, 596ᶜ noch: ein lehen, das auch auf anverwandte geht, ein umgehendes, ein durchgehend lehen, wie jetzt noch ein gut in andre hand übergeht, von hand zu hand geht (s. a a. e.), vergl. mhd. von einer gâbe, schenkung: eʒ mac der man, dem diu gâbe gegeben ist, verwürken wider jenen der si im dâ gab, daʒ si im slehtes ûʒ der hant gêt. Schwabensp. 22, einfach wieder ihm 'verloren geht', worin das gedachte selbstgehen der sache recht deutlich ist. morgengabe geht heim, wird fällig, ist heimzuzahlen o. ä.: morgengabt ainer ... so es zu fallen kombt, so gehets demselben, welchem die morgengab geben ist, nur halbe haimb und der ander halb tail bleibt den freunden (verwandten), die gefertigt (die urkunde mit ausgestellt) haben. österr. weisth. 1, 38, 28.
γ)
die ursprüngliche vorstellung liegt uns auch noch vor in folgender wendung, die dem alltagsleben angehört:
und eigentlich dasselbe, noch näher im sinnlichen, ist:
zugleich: man trinkt hier aus einem becher.
Terzky (zu Wallenst.) gönn' ihnen doch das fleckchen land, gehts ja
nicht von dem deinen!
Picc. 2, 5.
Kuoni (zu Rudenz). ich brings euch, junker — trinket frisch! es geht
aus einem becher und aus einem herzen.
Tell 2, 1,
g)
und noch anders von habe und einkommen.
α)
das heim gehn, eingehn von zins und lehen (e. f) auch von früchten, die vom felde u. ä. eingebracht werden, 'einkommen' ins haus, dann auch von anderem ähnlichem gewinn:
gewiss ebenso heim gân. so wider gân oder komen von der aussaat als reifer frucht (vgl. lat. reditus, franz. revenue):
si schatzent armer pfafheit abe
ir nar .. daʒ kumt in alleʒ heim.
spr. 343, 20;
ir vürsten, ir sult wachen (für das wol des landes) ...
eʒ kumt iu heim an ritterlîchen sachen (bei fehde).
329, 10,
der milte (gen.) lôn ist sô diu sât,
diu wünneclîche wider gât
dar nâch (nach dem wie) man si geworfen hât.
17, 4;
ir kom (praet.) ouch kûme der sâme wider.
Parz. 214, 25.
β)
daher dann auch noch zu nutzen, zu gute gehn, als gewinn eigentlich ins haus kommen, dann allgemein zu theil (d. h. als theil) werden: wodurch ein theil des grund und bodens wieder gewonnen werden und den einwohnern zu nutzen gehen würde. 20, 257; der schuhflicker .. läszt dem staate abends wieder zu gute gehen, was er an den füszen .. verdienet hat. kom. op. 2, 154 (lustiger schuster 2, 5), wie wieder auch zu gute kommen, s. V, 1644; bemühungen des vergangenen jahrhunderts, welche nunmehr der ganzen nation ... zu gute gehn. 45, 142; es soll dir zu gute gehen, zum besten angerechnet werden, du sollst es gut behalten schon mhd., z. b. im 15. jahrh.:
doch stellte sich dabei auch die vorstellung des ausganges ein, vgl. 29, c; s. auch 11, n und schade geht mir aus .., kommt her, entsteht unter 16, g.
is gehe mer (mir) zu schaden ader zu fromen.
Alsf. pass. 3191;
γ)
alt ist wol auch, bei vertheilung, z. b. bei erbtheilung das vermögen geht in gleiche theile, geht in zwei theile. dän. von dem erben selber gaae i lige arv, zu gleichen theilen erben, vgl. zu erbe gehn, mit erben 9, m.
h)
wie aber waare, geld von hand zu hand, so geht auch eine rede, sage, gerücht unter den leuten um, im dorfe, lande (vgl. 31, d hunger so), eigentlich von mund zu mund, von haus zu haus, auch blosz gehn: fama volat, es got die mer, es schilt usz. Melber i 2ᵃ ( 224ᵇ);
das gemein sprichwort gehet, es sei besser .. Aimon o 1; es gehet ein gemein geschrei, das hurerei unter euch ist. 1 Cor. 5, 1 (da gieng eine rede aus Joh. 21, 23); es gehen itzt rede und geschicht unter dem pöfel wider das sacrament. bei Dietz 2, 44ᵃ; es gehet ein höfliche rede in den hütten, der herr Christus sei auch ein schmelzer gewesen. Sar. 147ᵃ; wie das gerücht, die sage geht wird einer mittheilung als quelle zugefügt (s. dazu auch 31, d);
so geht ein name durch die welt, durch den mund der leute u. a.:
auch umgehn, umbe gên im lande:
nun gingen umb die zeit die mer,
wie das zu Rom ein meister wer u. s. w.
bei 8, 517;
das höret nachbar Hans, die sage gehet weiter (im dorfe),
und man erzählt von haus zu haus,
der kleine Töffel geht nach Böhmen mit hinaus.
fab. 3, 4.
auch in des freundes ohr, der dort von ferne steht
und merkt, dasz so sein nam je mehr je ferner geht.
3, 217.
sô daʒ ir lop in dem rîche umbe gêt.
122, 3.
20)
Denn auch töne gehn (und tonwerkzeuge), rede, worte u. ä. auch für sich selber, in eigner bewegung gedacht. vgl. auch es geht 36, d, ζ.
a)
töne, musikalisch:
vergl. ganz sinnlich es gat her oder hin clingen (der tanz, gesang) teufels netz unter 36, d, α. ζ, 'klingt daher';
ein tanz geht so und so, zugleich die weise und das tanzen (vgl. 36, b, γ, unter 33, e):
aus welchem tone geht das stück? Adelung, jetzt auch mit in, es geht in e-moll u. ä., geht aus e-moll in g-dur über. wie geht nur die melodie? ich weisz nicht, wie sie angeht. vgl. von spielleuten das spil geen laszen 11, i und Spee dort. auch s' gsang geht nit, discordat cantus, haeremus, haeretis 3ᵃ, die music, der gesang geht nicht, absurde canitur etc. 868ᵇ, aus dem munde des dirigenten.
der (meister) lârtin wol musicam
unde lârtin di seiten zien,
daʒ alle tône dâr inne gien (giengen, s. sp. 2391).
Alex. 210;
der dôn von rotubumbes, tambûr und von busîne,
die giengen alle krumbes, si muosten von gedrange lîden pîne.
Tit. 4049, 2,
wenn ich ein vöglein wär! so geht ihr (Gretchens) gesang
tagelang, halbe nächte lang.
12, 174;
stimmen gehen durch die nacht,
singen heimlich von dem bilde.
41.
fiedler, fiedelt nicht so lahm ...
polisch musz hübsch lustig gehn,
dasz die röcke hinten wehn!
ged. 1802 2, 56, 1825 3, 97 (reigen).
b)
aber auch die posaunen, trommeln, pfeifen, glocken u. a. gehn selber, wie die geschütze auch selber statt ihrer geschosse (s. 14, c); z. b. von sturmglocken beim nahen des feindes:
wenn die posaune des erzengels gehen wird. 5, 506ᵇ; da gehet die drummel, hie die drometen. ders. bei 2, 45ᵇ;
die geige geht schön 1, 330ᵃ, die pfeifen gehen wie flöten, klingen Adelung; man hörte die orgel gehn;
auch von den mühlrädern (vgl. u. 15, a), dem wagen, dem pfluge und ihren klängen, wo doch das klingen mit dem wirklichen gehen noch eins ist:
die mühle geht klipp! klapp! oft in kindersprüchen, märchen, s. unter klippklapp 2, auch unter 1 von meidlein, die mit den pantoffeln klipp und klapp gehn (16. jahrh.). der pflug geht kirkar, knarrt, die schwalbe erzählt von ihrem leben:
die wiege (nd.) geit krick krack kinderb. nr. 151 (s. unter krack! 1). das glas gieng krach! zerbrach, s. auch es gieng krach! 36, d, η.
vil manich man fur Braunschweig kam,
do gingen die glocken den bam den bam.
2, 325ᵇ;
allwo die trommeln und die pfeifen gehn,
da ist viel tausend freude zu sehn.
ungedr. hannov. soldatenlied ( );
juchheisa! heisa! he!
so ging der fiedelbogen.
12, 54;
da gehn die morgenglocken.
ged. 16.
mühle, geh du deinen klang,
ich (der handwerksbursch) will gehen meinen gang.
4, 512;
darnach wenn der pflug kirkar gieng,
ich das nach zu singen anfieng.
froschm. Aa 2ᵃ (II, 2, 6, 85).
c)
geradezu für klingen (wie es Adelung u. a. angibt), auch von wort und rede u. a., schon mhd.; nicht blosz vom ausgehen aus dem munde oder eingehen ins ohr:
(herren) us deren mund kein gut wort gat. brös. 2, 73ᵃ; wenn diesem jungen menschen nur ein wahres wort aus dem munde ginge. 20, 16 (s. auch 36, c, ε);
sondern auch vom klange für sich:
d. h. er musz ihn oft hören (als vorwurf), der mann der eine reiche frau genommen hat; uf disse red sol ein büchsenclapf, als ob es ein tonner wäre, usz dem himel gan. schausp. d. m. 2, 248, bühnenweisung. vom klang einer sprache: die teutsch sprach, und voraus die sächsisch und niederländisch, vergleich sich fast (sehr) in allen dingen griechischer zungen, gehet fast auf die griechischen art. chr. 25ᵃ, d. h. von urverwandtem 'anklingen'. worte gehn, z. b. beim handeln auf dem markte, s. unter 15, i.
nieman lebet sô siecher, im möhte wol gezemen (gefallen)
hœren sîne (Horants) stimme, diu gêt ûʒ sînem munde.
Gudr. 383, 3;
schrîet, daʒ mîn smerze
mîner frouwen herze
breche und in ir ôren gê.
minn. fr. 146, 9
dâ saʒ ir megde eine,
geheiʒen ouch Elizabêt,
als ouch der frouwen (herrin) name gêt.
heil. Elis. 8894;
mîn sanc gât dir vür din ôre (vorbei).
MSH. 1, 154ᵇ;
dann so er sicht den pfeningsack,
der gat im ouch dick umb die oren,
durch den er worden ist zuͦm doren.
narr. 52, 9,
d)
auch vom wortlaut, inhalt z. b.
α)
eines eides: und der eit gêt alsô (er hat zu beschwören), daʒ im derselbe man schuldic sî u. s. w. Freib. stadtr. 3, 158; alsus geit der eid, den der burgermeister mid sinen kumpanen thun sal zu dem rathe. Leipz. stadtb. 14. jh., mitth. d. deutsch. ges. 1, 114; so bidde he enes ordels to lenrechte, wo (wie) sin ed gan scole. richtst. lehnr. 10, 7, Ssp. II, 1, 437; vergl. die urteil gen hören 30, c. eine geschichte:
noch jetzt wie geht die geschichte an? oder weiter? oder aus (zu ende)? aber auch blosz gehn z. b. von dem wortlaute eines liedes, auf das man sich nicht gleich besinnen kann: wie geht das lied gleich? wie von der melodie u. a, schon mhd.: auf disses sang man aber ein gut lied von frauwenzuchten .. das lied ging also (folgt der anfang). Limb. chron. 23 R.
ein histori in persischer sprach ...
geht von eim türkischen soldan,
der nam u. s. w.
1855, 17.
β)
früher auch vom zeugnis, urtheil, klage u. ä.: weil euer zeugnis so gut von ihm gehet. br. 3, 149, lautet, doch zugleich mehr innerlich, dem inhalt nach, wie vom urtheil, jetzt ergehen, eigentlich ausgehen, in wirkung treten, zur geltung kommen (s. u. 30); das urteil gon laszen, judicium facere. 189ᶜ; ein richter:
klage geht, ergeht, vor gericht, wird vorgebracht:
darumb sprich ich das zum rechten (als recht),
das ir pald sollet umb sie fechten ..
nit anders sol mein urtail gan.
fastn. sp. 392, 19.
da manche klag nun war gegangen,
thet Reinicken auch anefangen,
entschuldigt sich ..
Reinicke fuchs 1583 J 4ᵇ.
γ)
so geding, bedingung, vertrag: darnach sol unser geding also gehen .. die weiszen schaf und was u. s. w. sol dein sein, was aber bunts geboren wird, sol mein lohn sein. bei Dietz 2, 33ᵇ.
δ)
noch anders vom dichterwort und seiner wirkung:
vergl. gleiche gehn anders 24, g.
so solltest du ein wort von meinen händen lesen,
das auch dem donner würd' an wirkung gleiche gehn.
e)
ähnlich und doch wieder anders im schulgebrauche: das wort geht nach der vierten (declination), richtet sich nach ihr, vergl. u. 24, f; tradere geht wie reddere u. ä.; das ist gewiss alt, obwol es im schreiben gern als zu gewöhnlich gemieden wird: wie etliche (zeitwörter) gar auf zweierlei art gehen, kan aus dem folgenden register gesehen werden. J. Bödiker grundsätze der teutschen sprache, h. v. (1729) 145; die regelmäszige (conjugatio) ist in den verbis, so nach der gemeinen art gehen. 131, und wie das gedacht ist, zeigt ebenda: die anomalische ist in verbis, die von der gemeinen art abtreten, ihr nicht 'nachgehn'; nachstehende verba gehen eigentlich nach der ersten schwachen. gramm. 1, 885 (1822). ein wort geht stark, schwach heiszt es nun auch.
21)
Überhaupt geht der begriff der bewegung dabei so manigfach aus dem sinnlichen oder sichtbaren ins gedachte, unsinnliche, nur empfundene über, dasz es unmöglich ist die fälle zu erschöpfen.
a)
der verschiedene wert z. b. wird nicht blosz nach der rangordnung beim öffentlichen aufzuge vorgestellt als ein vorgehn, nachgehn (7, e), sondern auch mehr begrifflich als ein auf und
ab steigen wie auf einer leiter oder stiege, ein auf und ab gehn; ein leichtsinniger z. b. singt von seinen schulden:
d. h. ich warte die beste zeit ab, weil der geldwert steigt und fällt, wie jetzt die actien u. ä. im börsenzettel hinauf und herunter gehen; dort wird aber die alte vorstellung vom glücksrade (vgl. 33, b, γ) dahinter stehen:
vergl. von getihtes lop (ehre und ansehen der dichtkunst), das muoʒ abe gân Parton. 74, sinken, 'herunterkommen' aus ungunst der zeit. s. auch 36, d, β es geht auf und ab.
die parschaft mein, was mir gaht ein (s. 19, e),
zahl ich nicht bald (d. h. gleich) zu zeiten.
die fahrend hab gaht auf und ab,
ich habs auf andern leuten.
Garg. 89ᵇ (Sch. 154),
geluckes rait geit up unde neder.
cöln. reimchr. 1769;
b)
in demselben bilde: eins geht über das andere, an wert, bedeutung, kraft u. a., z. b.:
vgl. u. 7, e ehr gehet für gut (16. jahrh.), eigentlich: weiter als das gut, ragt noch vorn darüber hinaus (vgl. Reinmar nachher), also eigentlich anders als mhd. vor dem guote ebenda;
war noch köstlicher, nd. wol rukende boven alle cinamomen Rein. vos 4969; es geht nichts über ein paar pantöffelchen von so feiner, schöner arbeit. 29, 169 (lehrj. 5, 5); ich sah ganz anders, ich sah mehr als sonst, und was über alles geht, ich sah was ich noch zu tuhn habe, wenn ich was sein will. d. j. 1, 36, was das höchste ist, am höchsten steht u. ä.; auch mit dat. der person:
wie das geht mir über alles, das steht mir über allem, steht mir höher u. ä. übrigens auch anders als preisend, z. b. das geht übers bohnenlied (s. d.), über die hutschnur, über die pappelbäume (hess.), über die bäume, über die puppen preusz. sprichw. 2, 59, über den besenstiel (thür.), ist zu arg o. ä.; das geht über alles da gewesene, an keckheit, ist unerhört, überragt alles, vgl. von wirklichem überragen u. 18, e. mhd. für daʒ zil, über das ziel und masz hinaus:
ja, übers leben noch geht die ehr'!
Wallensteins lager 11. sc.,
und des kammes geruch ging über nelken und zimmet.
40, 170,
es ging ihm nichts darüber.
1, 187,
ich erkante (habe kennen lernen) mâʒe vil der sorgen ê,
disiu sorge gêt mir für der mâʒe zil.
minn. fr. 138, 8.
c)
auch die pflicht u. ä. geht hoch, wie an einem gradmesser abgemessen:
vergl. so weit geht meine verpflichtung nicht u. ä. 18, k, ein erstrecken nach vorn statt in die höhe.
mein groszer freünd, bedenket,
was wir den eltern doch zu leisten schüldig sind,
wie hoch geht unser pflicht!
Parn. 643.
d)
ein weit gehen ist auch folgendes ganz begriffliche gehn in ganz sinnlicher fassung: seine schulden gehn in die tausende; die sprache dieses theiles (von Cronegks lustspiel) geht beinahe in das erhabne. (1839) 8, 101, das erhabne wie ein gebiet vorgestellt, in welches die sprache hinüber tritt, hinein geht; die theilung des raumes geht ins unendliche. 8, 491; daher sie bei allem anschauen der natur, ja nachahmung derselben, ins abenteuerliche gehen. 44, 232, die altdeutschen künstler, eigentlich ihre kunst; die vermehrung der herden ging ins unendliche. 24, 213, wie eine linie, die sich da verliert; eine ins grosze gehende anstalt. 17, 71 (wahlv. 1, 6); das geht mir ins unglaubliche, was einer erzählt, ins bodenlose, auch mit kraftwort ins aschgraue u. ä., auch das geht über meine kräfte, meine begriffe, meinen horizont, das fasse ich nicht. dem ins abenteuerliche gehen entspricht schon älteres, z. b.: Xantus ward betrübt von den worten und gedacht von erst in im selber: weder gond díe in die aberwitz? oder ich? Äsop 17ᵃ, betreten den bereich des wahnsinns (vgl. dazu 25, b).
e)
ähnlich und doch anders mit über, z. b. da geht der witz (der zu weit geht) in unsinn über, auch sinnlich, sichtbar, fühlbar das rot gieng unmerklich in blau über, die dämmerung gieng schon in dunkel, in nacht über, die wärme in hitze, seltner ins blau, in die nacht, während beim vorigen der art. nie fehlt; vergl. im 16. jh.: der mund und die augen gehndt in ein gällische farben. 1, 517ᵃ, beim gallenfieber (jetzt fällt ins gelbe). am ende aber geht der witz auch in unsinn auf oder unter. man sieht aber da, wie vorher schon öfter, dasz endlich jede veränderung als eine bewegung vorgestellt wird, diese aber als ein gang; s. z. b. unter 16, f.
22)
So geht denn auch die zeit, diesz gefäsz aller veränderung; schon goth. anagaggan ἐπέρχεσθαι Eph. 2, 7 (vergl. unter b). von den dingen in der zeit s. 35, a, auch es geht 36, e.
a)
wie sich das sinnlich selbst darbot, zeigt z. b.:
so geht die sonne (13, g) und mit ihr das jahr, aber auch der tag, wie mit mond und sternen die nacht, mit den sonnen aber die jahre, die zeit; z. b.:
jetzt kommt (heran, an uns), mit gêt ist die bewegte reihe an sich gedacht. vom ablauf des jahres:
die zeit geht rasch, langsam (auch schleicht). vgl. kommen und gehn V, 1631, 'das jahr kommt und das jahr geht' gleich jahr ein jahr aus 3, 312, vgl. mhd. ein umbe gêndeʒ jâr, d. h. ein ganzes jahr (vgl. lat. annus vertens, griech. περιπλομένων ἐνιαυτῶν):
swanne der winter abe gînc
unde der sumer ane gînc (seinen gang antrat).
Alex. 5094 W.
des (der gefahr) erlât mich disiu liebiu naht ...
dâ nâch gêt ein swære tac ..
Iwein 7411,
her, ich (Parz.) erkenne sus noch sô,
wie des jârs urhap gestêt
noch wie der wochen zal gêt.
Parz. 447, 22.
daʒ ich sie (in der ehe) maget wolde lân
und kiusch ein umbe gêndeʒ jâr.
Trist. 1079.
b)
gewöhnlich mit ausmalenden zusätzen, z. b.: wenn die nacht hergehet. 4, 310ᵇ;
den beginn bezeichnet auch an:
mhd. nu gienc ouch diu naht an Iw. 3904, eigentlich an den himel, noch im 15. jahrh. als formel erhalten: der banwart sol ûf stân, sô der tag an den himel gât. weisth. 4, 278, d. h. wie die sonne, auch dô der tac ûf gie Iw. 4820. jetzt nur begrifflich gefaszt das jahr geht an und aus, auch zu ende, mhd. auch:
in (während) der red ging daher die nacht.
Teuerd. 45, 88;
es get ein frischer summer daher.
volksl. 79 (kumt 378);
es get ein frischer sommer herein (ins land).
27, 63;
dieweil herzu geht die kampfstund.
2009, 2;
es geht daher die morgenröt.
III, 1, 6;
nun geht der hauszins auch daher (der termin zum zahlen).
IV, 3, 35ᵈ.
eʒ geet ein kalter winter an,
eʒ geet ein kalter winter her.
5, 417,
dô di zît vollengînc.
Alex. 5188.
c)
das verstreichen der zeit (streichen rasch gehen, reiten u. ä.) heiszt hin gehn, d. h. eigentlich von uns fort, in den hintergrund, auch dahin: mach dir die zeit nütz, oder sie geht wie der schat dahin. spr. 1, 99ᵇ, aber auch daher, einher: die zeit geht daher, labitur. 869ᵇ; mhd.:
auch das gewöhnliche vergehn ist eigentlich vür gân (vgl. 34, e), d. h. an uns vorbei, auch mit acc. vür einen gân, daher auch einen vergân, an ihm vorbei gehen (noch nhd. einen vorbei gehn), nicht achtend, z. b.:
wie von der geliebten, die seiner nicht achtet:
auch fürüber, d. h. zugleich über uns hin, wie eine hohe gewalt (vergl. von einem unwetter 13, f): thuͦ bald was du thuͦn wilt, dasz die recht zeit nit fürüber gehe. spr. 2, 173ᵇ. vgl. unter 11, e eine frist, gelegenheit gehen lassen, unbenutzt verstreichen, jetzt vorüber (gehn) lassen. aber auch vom manne selber: gêt hê ubir daʒ hinwec (die gesetzte zahlungsfrist) unde leistet des geldes nicht .. Freiberger stadtr. 12 ( 3, 196), also die zeit, frist stehend und der mann gehend gedacht, wie sonst umgekehrt, und die zeit unter ihm, er über ihr, aber es ist ja nur ein zeitpunkt, er behandelt ihn eben nicht als hoch und grosz.
daʒ ir der âbent wære mit vreuden hin gegangen.
Gudrun 375, 3;
im gienc diu zît mit vreuden hin.
Iwein 3051;
alsus gêt diu zît von hin!
MSH. 3, 30ᵇ.
alsô vergie mich diu zît.
155, 25,
zallen zîten fürht ich daʒ si mich vergê.
173, 36.
23)
Auch das ganze menschenleben wird als ein gehen behandelt, als ein gang in zeit und welt; vergl. lebensweg, lebensgang, bahn (s. unter 32, a), auch mhd. schon, ganz allgemein: die böume gelîchent den liuten, und die liute den böumen. unde dâ von sprichet ein heilige: sie gênt sam die böume. 158, 16 (Kl. 163), es geht mit ihnen wie mit den bäumen.
a)
als gang in der zeit, z. b.: wir gehen einer ernsten zeit entgegen, die aber auch auf uns zukommt (vgl. zukunft), sodasz sich beide auf einander zu bewegen:
so geht der alternde ins alter (vergl. kommen 26, b), und das alter kommt auf ihn zu: daʒ dem pfärd sein zend weiʒen (weisz werden), wenn eʒ in daʒ alter gê. 136, 31;
man geht aus einem jahre, das man 'zurück legt', und in ein neues: in dʒ ander jar gon, annum secundum agere. 190ᵃ; da ich aus dem pennaljahr gangen. 245, aus der schule kam; ich gieng dermals ins 25. jar. Luther 62ᵇ; er geht nun in die achzig. auch mit an, von der annäherung an das neue lebensjahr: Diogenes. bist du in der kindheit gestorben? der schatten. ich bin an achzig jahre gegangen. disc. d. mahl. 4, 2;
auch vom wachsthum (vergl. in die ähren gehn 15, g): in sein jugend oder sterke gon, aetatem juvenilem capere 190ᵃ.
so schleich doch unvermerkt, du sonst beliebte nacht ...
ich kan dir nicht wie sonst mit wein entgegen gehen.
bei der wiederkunft der nacht);
631 (ey! ey! da bist ja wieder (der frühling)! ..
und freun wir uns so herzlich,
entgegen dir zu gehn.
I, 271.
wen schir das alter her will gohn,
so hab wir frum zu werden zeit (die rechte zeit).
3169, 24.
dasz ich, eh ich noch gar an vierzig jahre geh,
schon am gewünschten ziel so vieler greisen steh.
261.
b)
das ganze leben als ein gang, weg: gatten, freunde gehen zusammen durchs leben, den lebensweg;
auch ganz sinnlich auf der erde u. ä. (vergl. gân unde stân so 5, a):
wolt ihr es besser haben, als die zwei allervornehmste männer, die jemals auf erden gangen haben? 308;
vgl. auf der grube gehn, als wäre sie, wo man auch geht, schon unter den füszen:
denn ich, als der ich nu auf der gruben gehe, wil dis zeugnis .. für .. Christi richtstuel bringen. 8, 174ᵃ; welchs ist ein zeichen, das sie (die welt) nicht lange stehen kan und gar auf der gruben gehet. ders. bei 2, 44ᵇ. auch einfach z. b. im Göttingischen dei geit nich lange mer, der stirbt bald 59ᵃ (vgl. dazu 12, f):
auch auf rosen, auf kohlen gehn u. ä.:
ich bin nicht allezeit in der welt auf rosen gangen. freund in d. not 420 (55 Br.). auf kohlen gehen, spinas calcare, in summo discrimine versari. 1426, auch auf dornen u. ähnl.; auf eitel hohen spitzen gehen, per urbium pinnas ingredi. ders., gleichsam als seiltänzer, nachtwandler.
das thränenthal durchgehn.
305.
wol hundert jar vorgangen sint,
das uff erden Abraham gingk.
Alsf. pass. 1761;
er meint, die welt könnt nicht bestehen,
wenn er nicht thät drauf herummer gehen.
fastnachtsp.);
13, 72 (wie wol ich uf der gruͦben gan ..
mag ich myn narrheit doch nit lan.
narr. 5 überschr.;
herr, bleibet immer stark,
geht manches jahr gesund und langsam in den sark.
Parn. 571.
und was hier stets auf rosen geht ...
das wird in dir (dem himml. Jerusalem) nicht leben.
308;
c)
auch im einzelnen, wie vom eintritt ins leben: diu erd enpfæht den menschen, wenne er des êrsten in die werlt gêt. 106, 24 (meist kommen, s. dort 16, a), vom ausgang: ain mensch der ûʒ dirre welt gât. pr. 1, 25, vom ziele und ende des lebensweges, früher auch faren:
in unserer dumpfheit, da wir nicht wissen woher wir kommen noch wohin wir gehen. 16, 205, vgl. s. 15 (Werther) und V, 1631 seine klage gegen die natur;
vom tode, mit bestimmungen, wie den weg aller welt, alles fleisches gehn Adelung, auch einfacher dahin gehen II, 688 oder ganz einfach gehn (franz. s'en aller, vgl. 5, a):
vgl. v. 52 wann von dem lib die sel usz got, auch von dannen müssen, fort müssen u. ä.; mir wärs besser ich gienge. Werther 175 (d. j. G. 3, 343), vgl. s. 180 (347) die auffassung Wilhelms im prosaischen sinne, für die Werther doch dankt; mit tode abgehn, früher auch vergehn; Egm. wie steht
es um Richard, meinen schreiber? Ferd. er ist dir vorausgegangen. sie haben ihn .. enthauptet. 8, 295;
auch heim gehen (s. unter heim), in den himmel, s. 5, d Schuppius;
zur seligkeit eingehen u. ähnl., zur unsterblichkeit: landgraf Wilhelm ist es werth, neben dem heldenreichen stamme der Ernestinen zur unsterblichkeit zu gehen. VIII, 97, vergl. den weg der ewigkeit gehn 2, 143 (s. 3, a), auch zum christenthum durch die taufe 5, e a. e. zum teufel gehen, noch in verwünschungen (auch von dingen). vom besitz eines herzensfreundes aber heiszt es:
ich far und weisz nit wahin,
mich wundert das ich frölich bin;
woher ich kam, wohin ich gehe, weisz ich nicht,
doch dis: von gott zu gott! ist meine zuversicht.
weish. d. br. 8, 38,
di tusent jor erlebten (conj.) schon,
di muͤsten doch zuͦ letst ouch gon.
narr. 85, 58,
sie fangen an zu singen
ein süszes grabelied, und gehn von diesen dingen
mit solcher fröligkeit ..
Vielguet);
1, 61 (welcher well in den himmel gon,
der muͦsz all zitlich begierd verlon.
268;
so werd ich schön und selig gehn
zum vater von der erden.
Göd.;
164 mit diesem bundsgesellen
verlach ich pein und noht,
geh auf dem grund der hellen
und breche durch den tod.
708.
d)
auch von der art und führung unsres lebens: so gehet die welt, sic vivitur, ita nunc mos viget. 1428; der recht gehet, soll nicht zuruck sehen. 1435;
schon mhd., z. b. ebene gân, geistlîche gân u. a.: all dî mit andâht ôn tôtsünde sint gegangen .. den wil ich geben daʒ êwig leben. offenb. des 72, 27;
missetreten, wie jetzt einen fehltritt oder falschen schritt thun (gebildet lieber franz. faux pas), noch völlig im alten bilde;
maget gân, als jungfrau leben (vgl. sp. 2414):
auch nhd. in manigfacher weise, z. b.: ain mensch in ainem closter, dʒ also anhin gat, es geet zuͦ capitel, zuͦ chor u. s. w. has im pf. b 3ᵈ, so gewohnheitsmäszig hin lebt;
ir werdet fest stehen, nicht strauchlen noch sündigen, sondern richtig herdurch und frisch von statten gehen. 2, 400ᵇ (von statten, 'von der stelle' kommen); weil er ... gieng in dem wesen, das gott gefiele, ward im die welt feind. 6, 180ᵃ; es were wol viel von dem elenden wesen zusagen, die jugent hat niemand der fur sie sorget. es geht ydes hin, wie es geht. an den adel M 3ᵃ; David gehet in deinem gehorsam. 1 Sam. 22, 14; sie giengen in allen geboten und satzungen des herrn untaddelich. Luc. 1, 6; wer aber in deinem befelh gehet, des werk ist recht. spr. Sal. 21, 8, vgl. wandeln, lebenswandel;
wie deutlich das einst vorgestellt wurde, zeigt gehn und stehn in derselben bed. 5, a (he stûnt unde gînk mit den besten, lebte in der vornehmen gesellschaft), besonders auch folgendes wec mhd.: ir sult ouch dar umbe niht tanzen an dem ruowetage (sonntage) oder spiln oder toppeln, daʒ ir niht ze tuonne habet. „wie, bruoder Berhtolt, du wilt uns den wec gar enge machen! .. wie suln wir danne tuon, daʒ wir den tac vertrîben?“ pred. 268, 33 (65 Kl.). auch in sein verderben gehen 1, 330ᶜ.
ja, wer durchs leben gehet ohne wunsch,
sich jeden zweck versagen kann ..
Wall. tod 2, 2);
XII, 243 (einfach gehst du und still durch die eroberte welt.
XI, 70 (der genius am ende).
mîn junger herre (landgraf Ludwig von Thür.) ist milt erkant, man seit mir er sî stæte,
dar zuo wol gezogen: daʒ sint gelobter tugende drî.
ob er die vierden tugent willeclîchen tæte,
sô gienge er ebene und daʒ er selten missetræte.
85, 23,
uns lêret geistlîche gân
und dirre welte willen lân
der guote sanctus Paulus.
Barl. 102, 7;
wir volgen einander in blinden (so l.?) wîse
und gên ûf zwîveltrôstes (s. l.) îse.
Renner 3434 (vgl. eis 6).
ich wil ouch immer magit gân,
mir newerde der helit lossam (lustsam, herrlich).
kön. Rother 2231.
das er sie (der vater die kinder) losz irr gon on straf (zucht),
glich wie on hirten gönt die schaf.
narr. 6, 6;
das volk ouch irrt,
wo nit recht gat der hirt.
kloster 8, 883;
sein geweckter frommer sinn
wird in einfalt gehen.
Göd.
165 e)
auch mit zugesetztem weg ausgemalt, und so noch jetzt in frischem gebrauch (vgl. unter weg):
s. auch unter 3, c einen seines weges gehn lassen, thun lassen was er will, s. z. b. Wieland und Göthe dort seiner wege gehn, in der ehe; ach ich lasse gern die andern ihres pfads gehen, wenn sie mich nur auch könnten gehn lassen. Werther 1775 s. 121. s. auch sich gehen lassen 11, g.
wer sein zeit musz darinn (in der alles tadelnden welt) vertreiben,
der musz sich nit anfechten lan,
dasz er der welt nit recht kan than,
sonder geh immer fürsich hin
den rechten weg und bleib darinn.
1 (1590), 324ᵃ;
schau, wie die armut wont mit mangel,
wie geht sie so viel herter weg.
3, 548 K.;
o wie klug ist der sinn,
der diesen weg (der furcht des herrn) verstehet
und fleiszig darauf gehet.
197;
da werd ich dem (lehrer) den dank bezahlen,
der gottes weg mich gehen hiesz.
nach einer prüfung kurzer tage v. 10).
2, 230 (24)
Auch von thun, handeln, gebaren, leben im einzelnen falle, wieder in groszer manigfaltigkeit; vergl. von schritten, die man thut, noch jetzt allgemein (vgl. mhd. missetreten unter 23, d). s. dazu 32 unser thun und treiben selbst als gehend.
a)
auch noch im anschlusz an das wirkliche gehn:
deutlich: wie du dich hieltest, wie dein gebaren war, ganz wie schon ahd., mhd. z. b. in der frage Christi an die jünger, wie es komme, dasz
es schlieszt sich an das gehen 7, a von kleidung, eig. äuszerer erscheinung. vom gebaren der leute, der ganzen welt im jungen frühling:
ähnlich ist eigentlich auch folgendes unter sich gehn, sich herablassen, sich neigen, von der liebe, d. h. dem liebevollen: leszt er sich auch herunter, wie der liebe art ist, das sie unter sich gehet gegen dem nehesten, wie der glaube über sich feret. 2, 417ᵇ.
ich will dich (im geiste) sehen, wie du giengest,
wie traurig, wann ich abschied nahm,
wie zärtlich, wann du mich umfiengest,
wie freudig, wann ich wieder kam.
auf den tod seiner Mariane),
225 (ir iwerêro worto gêt sus drûrênto?
V, 9, 13;
sehet, wie lieb hie en (er ihn) hat,
dasz hie dorch sin liebe gat
weinende also sere!
Alsf. pass. 2273;
die welt geht wie im springen,
es freut sich was nur kann.
Öst.
411 b)
sicher gehen, im einzelnen falle den sichern weg wählen, vorsichtig sein, sich sichern, auch unangefochten gehn: fleisz (sorgfalt) geht sicher auf dem eis. spr. 1, 17ᵇ;
wenn man sicher gehen will (beim hausbau), sollen die ziegel, ehe sie zum bau verwendet werden, ein oder zwei jahre an der luft und wetter liegen. öcon. lex. Lpz. 1731 sp. 2762;
ich wollte sicher gehen und erlaubte (dem bräutigam) durchaus keine freiheit, als welche ebenfalls die ganze welt hätte wissen können. 19, 288. auch geistig: um in seinen aussprüchen am sichersten zu gehen. 5, 114, vgl. mhd. der wârheit irre gên 25, b.
leg wir (frauen) dann mannes kleider an
und main (für main'n) dest sichrer gan,
so pald sie erfarn einer oder zwen,
so wils keiner allein laszen gen.
fastn. sp. 388, 1;
er that, was wenige in seinem falle thaten,
allein, was jeder soll, der sicher gehen will.
Musar.);
11, 11 (c)
vom verfahren und handeln im bestimmten falle, zu bestimmtem zwecke; schon mhd., wenn z. b. Thomasin gewissenloses gebaren der herren straft, die die treue ihrer diener zu schlechten aufträgen misbrauchen:
man bemerke: swie, nicht swâ, d. h. ziemlich wie noch jetzt: wie ihr auch vorgehen möget, gleich verfahren, das selbst eig. nichts als für faren, vorwärts gehn, procedere (s. fürfahren 9 und 11). nhd.: der stark und groszmütig ist, läszt von keins unfals wegen nach, sonder geht durch alle anstösz immer fort. spr. 1, 22ᵇ, gerade durch (vgl. unter e). besonders mit adv., wie sicher (s. b), vorsichtig, behutsam, langsam, sachte gehn, mhd. samfte gân:
zahmer auftreten hier am hofe. dem liebekranken wird geraten:
ich wolte, dasz man von beiden seiten langsamer gegangen und mir zum wenigsten die sache erst kund gemacht hätte. Mosheim an Gottsched bei Gottsch. 104;
auch auf socken, auf fingerchen gehn, s. 7, f. der dichter führt sich das gehn auch wieder in voller sinnlichkeit aus, z. b. im gespräch zwischen Oranien und Egmont: O. wer sich kennt, kann sicher vor und rückwärts gehen .. es ist klug und kühn dem unvermeidlichen übel entgegenzugehen .. wir haben nicht für den leisesten fusztritt platz mehr, der abgrund liegt vor uns. E. ist des königs gunst ein so schmaler grund? O. so schmal nicht, aber schlüpfrig. 8, 224, wendungen die doch auch in der alltagsrede nun eindringen; er (der scherzende) musz überdiesz immer in den ketten gewisser zurückhaltungen gehn. 11, 244. auch mit einmischung eines andern bildes, Antonio zu Tasso:
ferner einem mit gutem beispiel voran gehen u. ähnl. (vergl. S. Frank unter e), mhd.:
got gebiut uns tuon rehte,
sô gebiutich mînem knehte:
'tuo dem unde dem gewalt' ...
sô sprech wir zunsern liuten: 'tuot
swaʒ ir welt. ich gestên
iu wol bî, swie ir welt gên'.
welsch. gast 7910,
hete mîn bruoder Hagene sîn wâfen an der hant
und ouch ich daʒ mîne, sô möhten samfte gân
mit ir übermüete alle Prünhilde man.
Nib. 421, 3,
ey wol! geh behutsam nur,
dasz man nit komm auf die spur ...
wilt du handeln recht gescheid,
ey so gehe nicht so weit.
Simpl. 4, 321 Kurz;
und selbst die tugend nimmt nicht alles so genau,
wenn man hübsch sachte geht.
d. j. 1, 209.
du gehst mit vollen segeln! scheint es doch,
du bist gewohnt zu siegen, überall
die wege breit, die pforten weit zu finden.
Tasso 2, 3), vgl. u. 13, a.
9, 154 (nu gât er uns doch harte vaterlîchen vor,
wir volgen ime u. s. w.
33, 13.
d)
krumme wege, schleichwege, umwege gehn u. ä.:
auch blosz krumm gehn (vgl. unter e):
auch einen mittelweg, den wahrheitsweg u. ä., schweiz. den gutzelweg gehn den leuten schmeicheln (s. kitzeln I, 4, a. II, 3, b) statt die wahrheit zu sagen: was wär aber darusz erwachsen? dʒ ouch mine nachkommen (nachfolger) glych den gutzelwäg gangen wärind wie ouch ich gethon hette (wie man verlangte), und wär alle dapfergheit der leer zuͦ eim schmeichlen verkert worden. Zwingli vom predigamt D ijᵃ. den umwegen, die man geht (oder sinnlicher 'einschlägt', was man jetzt vorzieht), entspricht umgéhen, z. b. schwierigkeiten, eigentlich hindernisse im wege, denen man aus dem wege geht (s. 8, e).
darumb bin ich gegangen mangen krumben gank,
ê daʒ ich diu mære sô rehte 'ervâren' hân.
MSH. 3, 312ᵇ.
der geht sehr krumm, der stets die höchste macht (gott) will richten!
krumm geht, wer laster lobt, und tugend kan vernichten.
Papin. 5, 232).
1, 448 (e)
dagegen den rechten, geraden weg gehn, auch gerade aus, gerade darauf los (8, h), gerade durch u. ä.: der recht voran geht (führt), dem geht man recht nach. spr. 1, 20ᵃ; wenn gott zürnen wil .. ist kein irrthum so grob, der teufel gehet damit hindurch. 6, 317ᵇ, zugleich: kommt durch (5, d); ir werdet .. richtig herdurch .. gehen. 2, 400ᵇ, von den frommen (s. u. 23, d); sie aber rund durch gienge und sagte, ihr name wäre Justitia. 1, 31, ohne 'umschweife'.
f)
auch einen schritt gehn, sonst thun: Ferd. (zu Egmont). dú kannst dich fassen .. den schweren schritt (gedr. streit) an der hand der nothwendigkeit heldenmäszig gehn. 8, 293, den letzten, zum tode, in den tod gehn; s. dazu gehen gleich schreiten 1, a. b. auch gehen und .. in diesem sinne:
der auf meinen tod ausgeht.
den aber, der da gehet
und suchet meinen tod.
Göd.,
180 g)
auch von bestrebungen und thun im groszen, z. b.: woher kömmt es also, dasz diese jenen (die neuern dichter den alten) nicht gleich kommen können? gehen sie vielleicht nicht auf eben dem wege einher, auf dem die alten giengen? oder, wenn sie auch, wie jene, den weg der natur betreten, gehen sie ihn vielleicht nicht mit gleichen kräften, mit gleicher vorsichtigkeit u. s. w. 5, 264;
eine laufbahn gehn s. 3, a, vgl. auch Freidank das. von den zwei wegen, die einer gehen wollte. einer bestrebung gegen gehen, dagegen auftreten als kämpe (vgl. kommen 24, c):
auch vom gröszten thun und wollen, wie im politischen leben, in krieg und frieden, z. b.: in Deutschland ist zwar vieles controvers, aber es gehet alles wider den kayser. Gundling bei von d. deutschen nationalgeist 26; es blieb ihm also nur die wahl, entweder dem kaiserthron von seinen rechten zu vergeben, oder mit dem pabst in den kampf zu gehen. IX, 239, vergl. von wirklichem kampfe (9, c):
Deutschland und Österreich gehen nun zusammen, auch hand in hand; ob Ruszland mit Frankreich gehen wird?;
vielleicht zugleich nach 17, b (geht gleich paszt);
d. h. wie im kleinen leben, mit dem einfachsten oder kinderbilde, z. b.: was du auch vor hast, ich gehe mit dir; nein, da kann ich nicht weiter mitgehen; vgl. dazu 7, d, besonders mhd. mit einem der triuwen gân, wie triuwe begân mit einem. von treue in getrennter liebe:
vergl. er geht dir gleiche, in una serie ambulatis. 1, 539 (vgl. 20, d, δ). sprichw. der nicht für sich gehet, der gehet hinder sich 1435, 59, stillstand ist rückschritt.
mitleidig wollt er mich die kühnen wege lehren,
wo uns die welt nicht hört, doch künftge welten hören ..
'du siehst, wo Opitz ging' ... voll zorn verliesz er mich.
1, 173;
du gehst dem Opitz nach, du witterst Flemmings spuren.
571;
(heldenmut) der allem gegen geht, was wider warheit kümmt (jetzt geht, s. 29, a, β).
2, 7, 50.
wir wagten es, ein schwaches volk der hirten,
in kampf zu gehen mit dem herrn der welt?
XIV, 286 (Tell 1, 2);
was nicht zusammen geht, das soll sich meiden.
die zudringlichen),
2, 292 (drum soll der sänger mit dem könig gehen,
sie beide wohnen auf der menschheit höhen.
jungfr. v. Orl. 1, 2;
'mit dem volke soll der dichter gehen',
also les ich meinen Schiller heut.
ges. dicht. 3, 32,
nein, ich will feste stehn.
sie, wie sie mir verspricht,
wird auch mir gleiche gehn
und wanken nicht.
Lapp. 432),
530 (h)
besonders auch mit weit vielfach; wie vorhin nicht weiter mitgehen, so gehe nicht so weit Simpl. 4, 321 u. c, von dem, der gefährliche liebeswege geht, jetzt auch gern noch deutlicher im bilde wage dich nicht so weit vor, wie der krieger vorm feinde u. ähnl., bildlich von allerlei thun und streben: zu weit gehen, exorbitare, dabei die stern können nicht zu weit gehen ('exorbitare') 867ᵇ; auch vom gebaren, gesinnungen, reden, meinungen: er läugnete auch nicht, dasz der verstorbene im hasse gegen seine familie vielleicht zu weit gegangen sei. IV, 275, 14; es kann sein, dasz einige in ihrer hochachtung gegen diesen oder jenen dichter und redner unter den Griechen und Lateinern zu weit gehen. (1784) 5, 262; er gieng so weit, zu behaupten u. dgl. in unbegränzter ausdehnung, auch eine weitgehende behauptung, weiter gehende bestrebungen, auch zumutungen u. ä., s. dazu 18, k, auch vom denken 25, b. kann man sich wol denken, dasz die verblendung so weit gehen sollte? Adelung. die sparsamkeit musz nicht bis zur kargheit gehen. ders.
i)
auch mit praep., an, auf, nach, von, vom ziel, zweck, richtung des weges, z. b. an eine aufgabe, ein unternehmen gehn (s. 9, d):
mit auf (s. auch k), wie auf beute u. ä., so auf pracht und ehre gehn 1, 26 u. ä. (s. 9, b, vgl. 29, a), jetzt ausgehn; auf etwas gehn, urgere, instare, incumbere. 1ᵃ; aus den religionsunruhen in Solothurn 1533 heiszt es:
mit in: in ein vertrag gon, conditionem paciscendi accipere 189ᵈ, jetzt eintreten (auf verhandlungen); in ein anstand des kriegs gon, inducias inire. das., jetzt eingehen; s. auch 25, c.
mit nach (8, g), jetzt fast nur noch nachgehn mit dat., nachtrachten, doch auch noch, von der richtung: ich gehe genau nach meiner instruction, nach der ordnung, reihe, regel u. ä. (vergl. das grammatische gehn nach ... 20, e), auch nach gunst
gehn statt nach verdienst, beim austheilen, nach geld gehn beim freien. mhd. auch vom ziele:
mit von, den gemeinsamen weg verlassen, z. b.: so hab ich mich ganz gehalten gemesz wie es die löblichen rehte mit mir geschafft (vereinbart) haben, und bin vom vertrag nicht gangen. bei Luther 1, 161ᵃ (wie dän. gaae fra sin ord, sein wort brechen), hochd. jetzt abgegangen, d. h. wie bei ausgehn u. a. vorhin, mit verstärkung des verblassenden bildes, z. b. ich weisz wozu ich verpflichtet bin und davon geh ich nicht ab (auch lasse mich nicht abdrängen u. a.).
(der weise) der mit gelassenheit, nicht stoisch aufgebläht,
an sein bestimmtes leiden geht.
1, 228.
uf einen donstag es beschach,
das man den lutherschen anschlag sach (an den tag kommend),
daruf sie lang sind gangen.
2, 146, 4, 65ᵇ;
auf wolfeil gehn (geben, verkaufen) gaht jederman,
und ist doch ganz kein werschaft dran.
Brant s. 51ᵇ anm.;
und wie das leid in unmuͦt steht (unbeweglich),
also die freud auf kurzweil geht.
gl. schiff 142.
mîn herz nâch ander minne gêt.
Parz. 606, 21.
k)
die richtung wird aber auch mit auf bezeichnet (s. auch 29, a), z. b.: er geht in allen dingen auf die wahrheit. 333ᵇ; ich gehe nur dárauf, er hat mir versprochen u. s. w., richte mich nur danach, habe und halte das fest im auge, also im grunde wie bei dem auf oben; das ists worauf er gehet oder fuszet, that is his ground or moving reason. 716; auf dieses ist nicht zu gehen, hoc nullius momenti est 1, 330ᵇ; darauf ist nicht zu gehen, man kann sich nicht darauf verlassen Adelung; ich gehe auf ihn, nitor ipsius autoritate. 869ᵃ, wo für das ziel doch mehr der grund und boden eintritt.
l)
auch von 'schritten' im einzelnen, die man thut, z. b. an den rath, an die landesregierung gehen, sich mit einer klage oder bitte an dieselbe wenden Adelung, besonders vom sog. instanzenzug: ich gehe bis an den kaiser, wenns alles nichts hilft, u. ä.; vgl. von den angelegenheiten selber 33, d, besonders unter γ mhd. lênunge gêt an den keiser.
25)
Es ist aber längst auch in den geist und in die gedanken versetzt, d. h. deren thun und verfahren als eine bewegung aufgefaszt.
a)
man geht auch in gedanken (vgl. 12, a und gedanke 11, a, auch 9, b): wir sehen nur immer eine seite, an der wir uns bald satt gesehen, und deren allzuschneidende auszenlinien uns gleich an die täuschung erinnern, wenn wir in gedanken um die übrigen seiten herumgehen wollen. 7, 98 (hamb. dram. 22. st.), von dem mangel der rundung, des körperlichen in den bühnencharakteren; man könnte freilich von allen seiten herumgehen, um den gegenstand aus allerlei gesichtspunkten zu betrachten. allein man setzt sich auf dies oder jenes wort (philos. schulwort) als eine alte ruhestäte und sieht — was alle menschen vor uns sahen. fragm. (1767) 3, 48, von der philos. schulung des denkens. allgemein heiszt es z. b. wenn ich in gedanken die reihe durchgehe u. ä. schon mhd.: auch di menschen, dî niht dar gênt mit wallen (wallfahrt nach Aachen), dî dar gênt mit irem gepete und gern (wirklich) dar gîngen .. offenb. der 52, 9; und gênt mit irem gepet dar andêhticlîchen. 52, 16, mit betenden gedanken; auch vom ganzen geistesleben: die wîle er ûswendig der sêle ist (vgl. 28, a), das ist die wîle er mit sînen sinnen und vornuft ûswendig umb gêt und nit in sich selber kêret und lernet erkennen sîn eigen leben, wer und was er sî. theol. deutsch c. 9.
b)
unser denken als weg, auf dem wir 'der wahrheit nachgehn', schon mhd., gewiss älter (vergl. a. e): doch sagent sumelîche liute, die der wârheit irre gênt (vgl. u. 8, a), daʒ sich eigenschaft hüebe (knechtschaft begonnen habe) an Kayn. Schwabensp. 256, 4 G. (im Ssp. III, 42, 3 irre varen), vgl. der rede giengen si dô nâch. Iw. 4153; weiter gehen (vgl. 24, h):
der das bild oft und ausgeführt anwendet, s. z. b. 11, 463 von dem weg links und rechts, den er vorauslaufen will, um zu sehen, wohin sie beide führen, dann so sind wir wieder im geleise; das unvollkommenste werk, das ein sterblicher schrieb und in dem er dir ('groszes wesen') nachzusinnen, nachzugehen wagte. Herder ideen, vorr. a. e.; herr A. v. J. ist nicht weit von der gewöhnlichen methode abgegangen. er setzt aus (gleich geht aus) von dem allgemeinen schicksal, geht alsdann auf den menschen .. über .. 33, 102, auch methode, μέθοδος ist ja eigentlich der weg, richtweg dem man nachgeht; auf eben diesem wege gingen die alchymisten fort. 53, 129; die naivetät, womit Kircher um die sache herumgeht. 206; wie zufrieden ich bin .. auf meinem wege fortgegangen zu sein, da es nun scheint, als wenn wir, nach einem so unvermutheten begegnen,
mit einander fortwandern müszten. an Schiller 17. aug. 1794, vgl. auch: mein inneres leben geht unverrücklich seinen gang. an frau v. Stein 1, 215; aus einem mittelpunkte, wo er (Schuberth) seine sämmtlichen menschenkräfte gar einig beisammenhält, geht er aus nach allen seiten u. s. w. an staatsr. Schultz 217;
der forschende geht einer sache auf den grund, in die tiefe (tiefgehende forschung), auf die quellen zurück, in die breite u. a. auch von schwierigkeiten ist die rede, die man umgeht, denen man aus dem wege geht (ausweicht) u. ä., von neuen, noch nicht versuchten bahnen auf denen noch niemand gegangen, von irrwegen auf denen man fehl geht, von denen man umkehren musz; 'wir werden nicht irre gehen, wenn wir annehmen oder mit der annahme' (zeitungsdeutsch) u. s. w., auch noch sinnlicher: ich trete zu meiner materie (nach den einleitenden bemerkungen). 4, 64, d. h. das bild vom gehn und wege wird in vollster sinnlicher manigfaltigkeit zum ausdruck der bewegung des gedankens gebraucht, wovon die ausführung unter weg gehörte (vgl. gang III, 2, b). wenn Herder vorhin (gott) nachsinnen mit nachgehen deutlicher macht, so ist sinnen ursprünglich wirklich eben gehen, ahd. sinnan proficisci, tendere. s. übrigens auch in die aberwitz (wahnsinn) gehn 21, d a. e.
so listig schützt sich eure tücke, denn lernten sie zu viel verstehn,
so habt ihr furcht, sie möchten endlich mit schlusz und denken weiter gehn.
...;
ein geist, der auf dem pfad, den man vor ihm gegangen,
nicht weiter kommen kann ...
1, 168,
willst du ins unendliche schreiten,
geh nur im endlichen nach allen seiten.
werke 2, 228.
c)
früher auch gehen in, durch, wie jetzt eingehen, durchgehen, mit denken (und reden, s. d): müsten wir zu gleich in alle ihr öffentliche misbruch gehen. apol. 182 im corp. doctr. chr. Lpz. 1560, uns darauf einlassen (auch darauf eintreten); wir wollen durch der zeugen person (pl.) gehen und deliberiren, was wir von eines jeden wissenschaft halten. proc. 2, 6; gehe durch die alte historien, du wirst finden .. 228; damit sich jederman lerne erkennen, so gehet Christus in unserm evangelio durch alle stände und giebet einem jeden seinen text. 640; ich will ordentlich in die sache gehen und zum allerersten anzeigen .. zuf. ged. üb. d. heldeng. der Messias Zür. 1749 s. 30. einer sache auf den grund gehen Adelung.
d)
ebenso vom sprechen, ausgesprochnen denken, wie schon u. c zugleich; der lehrer z. b. geht (oder nimmt) etwas durch mit dem schüler u. a.; der erzählende geht weiter, zu etwas anderem über, übergeht (überspringt) etwas, geht rasch darüber hin u. a.; auch diesz schon mhd., gewiss älter:
auch im gegensatz hier wollen wir für jetzt stehn bleiben, wo sind wir stehn geblieben? ebenso beim lesen: als mir diesz büchlein in die hände kam, schlug ich es .. auf, gerade in der mitte, und las die sechs stanzen der beiden seiten. diese zogen mich an und nöthigten mich vor- und rückwärts zu gehen. 45, 225.
hiemit sollen wir fürbas gan.
königst. v. Fr. 6034.
e)
auch die gedanken selber gehen (vgl. gedanke 12, c), wie der geist, verstand (vgl. gang III, 2, b): der verstand geht in diesem denken ganz mechanisch seinen angebohrnen gang. sittenl. 140;
oft ist eines verstand nicht daheim, wenn es zeit ist, musz man die gedanken heiszen heim gehen. flor. 1, 133, d. h. in sich gehen (28);
gedanken gehn uns durch den kopf (sinn), im kopfe herum, auch es geht mir u. s. w., s. V, 1761 m., auch das ding geht mir im kopfe herum. schon mhd.:
d. h. den vor ihnen sitzenden helden.
es wollen die gedanken (im rausch)
nicht richtigs weges gehn, sie wollen immer wanken.
80;
wär ich der gedanken los,
die mir herüber und hinüber gehen
wider mich!
Gretchen im dom);
12, 200 (nu begunden in die vrouwen
durch ir gedanke lâʒen gân:
er dûhtes alle drî getân
schône und sæleclîche.
Trist. 273, 15,
26)
Auch von mut (gemüt), sinn, seele.
a)
einem zu mute gehn, zu gemüte:
es geht mir nicht nahe genug, fast gleich geht mich nicht an (eigentlich an mich heran), er lehnt im verdrusz die innere betheiligung
ab; vgl. das ding gehet mir nicht in kopf, non mi entra 519ᵃ, es will mir nicht zu sinn, findet gleichsam keinen eingang, es geht mir nicht zu herzen (27, c).
im gêt niht ze muote unser aller schephære,
er ist im vil unmære.
warnung 2240, 1, 499;
kaiser. rat uns, lieber herr marggraf von Paden,
was dunkt euch zu den dingen gut?
markgr. herr keiser, es get mir nit zu mut.
was ich ie guts riet zu euren sachen,
das west eur apt als pesser zu machen.
fastn. sp. 199, 23,
b)
in der seele, durch die seele.
in der bewegten seele ging mir auf und ab,
was alles ich heut zu erwarten habe.
Elp. 1, 2);
10, 10 (lasz doch diese herbe schmerzen,
frecher sünder, dir zu herzen,
ja durch mark und seele gehn.
passion (bethl. kinderm. 1734) 313.
c)
ebenso, ganz sinnlich gefaszt, es gieng mir durch mark und bein, durch alle glieder, ein schreck sowol oder angst (eig. ganz sinnlich), wie ein schmerz, ein schriller ton u. a.:
der schmerz und die erschütterung;
Maria klagt beim leichnam Christi:
ebenso aber ursprünglich durch das herz (vgl. 27, d), von der hochzeitsmusik zu Hechingen im jahre 1598 heiszt es:
mhd. auch mir gêt in mîn hirn, 'macht kopfschmerzen';
und warf mich herab überzwerch,
dasz es mir gieng durch mark und ferch.
Mörin, leseb. 1829 1003, 34 (1859 1215, 22),
es gaht eim gar durch bain und mark,
so giftig sind die stich und stark.
flöhh. 884 Sch.;
möcht ich din bittern dot entphaen,
das were mim herze süsze,
als dir der smerzen geht durch hend und füsze.
Alsf. pass. 6718.
ein solchen klang der saal da gab,
das ich mich hab verwundert drab.
wann der trommeter anefieng,
der klang eim durch das herze gieng.
hohenz. hochz. 50.
daʒ sêle baʒ veile (wolfeiler) sint danne birn,
daʒ unbilde gêt mir in mîn hirn.
Renner 10911.
d)
auch die seele selber geht (wie die gedanken) z. b. sehnend nach oder mit dem ersehnten, z. b. mit der geliebten:
meine seele gieng mit dir,
und kommt nicht zurück.
Adelaide);
8, 54 (o dann wählte die seele falsch,
und doch würdig! das webt keiner der denker auf,
was vor irren sie damals ging (nach Fanny).
od. 1, 122 (an Cidli).
e)
in der seele gehn ahnungen u. ähnl.: es geht mir vor, praesagit animus mihi, es geht mir nichts guts vor. 3ᵈ, 869ᵃ.
27)
Auch sonst vielfach von bewegungen im herzen, ins herz, vom herzen.
a)
im herzen geht z. b. liebesleid:
mir gât eineʒ ime herzen,
dâ von lîde ich manegen smerzen.
minn. frühl. 85, 23.
b)
aus, von dem herzen geht (vgl. IV², 1215), was da verborgen lebt und sich äuszert, was aus der tiefe kommt, besonders von der wahrheit der empfindung:
was soll zu herzen gehen, das musz von herzen kommen in predigen. 1436; ach dasz ich thränen vergieszen könnte, die von herzen giengen! tageb. 2, 227;
Dorothea gelobt Hermann, da sie mit ihm geht:
selbst geberden (beim tanz), ein angebotner trunk:
anders von einer sorge, einem druck auf dem herzen: ach wan ich es numen (nur) einem menschen gesag, so würd (wird) mir dester lichter (leichter), so gat es mir ein wenig von dem herzen. bilg. 88ᵃ. und noch anders, an die zuschauer des passionsspiels a. e.:
haltet es im sinne fest. s. auch von kindern Rollenh. u. c.
eʒ gât mir vonme herzen, daʒ ich geweine.
minn. frühl. 9, 13;
wie trûrich sie wiefen (wehrufend klagten)!
wie trûrich iʒ ûʒ ir herzen gienc!
Rother 380;
sô gie von herzen gar swaʒ mîn munt wider si gesprach.
162, 21;
maneger frâget waʒ ich klage
unde giht des einen, daʒ eʒ iht von herzen gê.
13, 34;
gib, das nicht bet allein der mund,
hilf, das es geh von herzen grund.
bei 19;
wie alt ist nicht der wahn, wie alt und ungerecht,
als ob dir, weibliches geschlecht,
die liebe nicht von herzen gienge?
fab. 1748 1, 70 (die zärtliche frau);
von herzen ging mir jener wunsch.
Wall. tod 2, 6.
alles was ich gelernt und was ich von jung auf gewohnt bin,
was von herzen mir geht, ich will es dem alten erzeigen.
40, 318.
an worte statt sind liebliche geberden,
die zwar im takt, jedoch von herzen gehn.
die romant. poesie);
13, 227 (ich brings euch, junker — trinket frisch! es geht
aus einem becher und aus einem herzen.
Tell 2, 1.
das enlat uch usz dem herzen nit gehen.
Alsf. pass. 8075,
c)
an, in das herz, zu herzen:
d. h. ans leben, den lebenssitz, ze verhe gienc (Iw. 7234), dasz er schwach ward, vgl. durch mark und ferch unter 26, c;
was der mutter an das herz gehet, das gehet dem vater nur an die knie. spr. 31 Lat.; ich war damals ein junger mensch und liesz mir auch keine sorg über das knie, viel weniger an das herz gehen. 133, zu über das knie s. u. 13, d und zur vorstellung u. knie II, 1, f; gewiss nicht worte, es waren thaten die mir ans herz gingen. 2, 116. ins herz:
meistens mit zu (s. unter herz 4, f):
du must der andern geprechen und durft (not) dir zu herzen laszen gehen. bei Dietz 2, 44ᵇ;
wie denn ehre, tugend, glimpf und hoflichkeit mehr liebet und zu herzen gehet, dann wann eine mit lauter golde, sammet .. behengt were. Mathes. hochzeitpr. J 2ᵇ;
der heiden von dem gaste
eine wunden in ein bein enpfie,
diu im an daʒ herze gie.
Wigal. 195, 14,
dô der gast sîn ungemach (schlimme lage)
beidiu gehôrte unde gesach,
daʒ begund im an sîn herze gân.
Iwein 4509;
swer hât bescheidenheit (klugheit) sô vil,
daʒ er âventiure wil
gerne merken und verstân
und im lât in sîn herze gân.
ritter Staufenberg 4;
die red gieng ir gar suͤsze
in ires herzen grund.
volksl. 859.
und hern Gâweins swester kint,
diu mir ze herzen gênde sint.
Iwein 4906;
nu wol ûf, alle die ich hân (mannen),
lât iu mîn leit ze herzen gân!
Dietrichs flucht 1588 (heldenb. 2, 81ᵃ);
oberkeit, lasz dirs zu herzen gan!
3, 603ᵇ;
kinder sein lieb, kommen vom herzen,
gehn wider zu herzen mit schmerzen.
froschm. I, 2, 6, 92;
verschwiegne saiten, stimmt euch wieder ..
belebt mit tönen meine lieder ...
nur töne die vom herzen kommen,
nur töne die zum herzen gehn.
201.
d)
durch das herz geht sehnen, schreck, schmerz u. ähnl. (durch die seele 26, b): da sie aber das höreten, giengs inen durchs herze. ap. gesch. 2, 37; wir haben unsre liebe liebe Holk verloren. es ist mir recht durch das herz gegangen. br. 331 L.; auch es gieng mir wie ein stich durchs herz u. ä.: es ward der alten angst, und gieng ihr ein stich durch das herz. b. d. liebe 211ᵈ; jedes wort, das sie sprach, ging mir wie ein schwert durchs herz. 16, 107. s. aber auch angst geht mir unter augen 31, a.
e)
dazu es geht mir nahe, eigentlich ans herz u. ähnl.:
aber früh auch blosz mir, und selbst ohne dat.:
'das ganze herz ergreift' (d. h. des treuen selber), vergl. nâhe gênde swære, minne u. ä. mhd. wb. 2¹, 286ᵃ. 285ᵇ;
Lessings tod ist mir innig nahe gegangen. br. 303;
s. auch vom stich des speers, der dem gegner vil nâhe gie unter 14, a, d. h. nur äuszerlich, nahe an den leib, und vom sieger selber:
auch nahe angehn, eigentlich mit acc., doch auch mit dat. nach dem vor.: Cramer geht mir so nah an, als ich mir selbst. briefw. 247 Lapp.
mir gêt ze herzen ir klage
nâher denne ich ieman sage.
Iwein 1433;
sît si jehent, eʒ sî niht ein kinde spil,
dem ein wîp sô nâhen an sîn herze gê.
m. frühl. 138, 6.
nein, schœniu tohter, nein, lâ stân,
lâ dir diz niht sô nâhen gân.
Trist. 233, 40;
nû gît mir doch des bilde
dirre lewe wilde ..
daʒ rehtiu triuwe nâhen gât.
Iwein 4005,
denke nach, wie scharf es beisze? denke doch, wie nah es geh,
dasz ein sohn durch seinen vater zwischen furcht und unruh steh?
855;
wer in dem gestern heute sah,
dem geht das heute nicht allzu nah.
4, 337.
der tiuvel in ze hant bestêt,
ir ieglîchem er nâhe gêt ..
umbe schulde er in twinget.
warn. 1300).
1, 474 (28)
Dazu auch in sich gehn, eigentlich in sein herz; auch griech. εἰς ἑαυτὸν ἐλθεῖν, vergl. in sich kommen unter kommen 30, b, in sich kehren V, 421, diesz schon mhd., s. z. b. 25, a a. e., aber gewiss auch schon gên so. s. auch V, 546 sich erkennen für in sich gehn, sich kennen 2, 238ᵃ, sich erkennen 3, 606ᵇ. 4, 431ᵇ, sich bekennen 2, 193.
a)
in sein herz gehn:
ir seid so erschrocken uber diesem wort, so ir höret 'ich (Christus) werde nicht mehr bei euch sein', das ir nicht gedenket (nachdenket) noch in ewer herz gehet weiter darnach zu fragen, wo ich doch hingehe. 7, 180ᵇ, das herz als sitz des tiefsten denkens; wenn nu uber dich komet dis alles .. und in dein herz gehest .. 5 Mos. 30, 1; in einer ansprache der Neuberin an die Hamburger im theater:
dasz hie dem (der sünder dem teufel) moge widderstehen
und in sin selbes herze gehen.
Alsf. pass. 1143;
geht selbst in euer herz, das wird euch deutlich sagen,
warum ich euch so frei die (rügende) wahrheit vorgetragen.
gesch. d. d. schausp. 2, 47.
b)
in sich gehn: tabescit, geet in sich selbs, wirt glich (d. h. wie) erschlagen in im selbs. 3ᵃ, von zerknirschung; zuͦ dem letsten gieng er in sich selber und gewan rüwen und laid. Reich. chron. 123, 18; das reich gottes ist in uns, darumb gehe nun ein jeder in sich selbs und geb seinem unmuͤszigen auslaufen (s. 25, a a. e.) die schuld, wenn er von gott und seinem wort nicht weisz. de vanitate 120ᵇ;
ich erinnere mich .. dasz, wenn ich über einige vor jahren gestellete bücher, deren autor ein guter ehrlicher alter Teutscher, wiewol sonst ein schlichter mann gewesen, in mich gangen, ich mich fast mein selbst und unsrer zeit geschämet, wenn ich betrachtet, wie alles so deutlich, so nachdrücklich und dabei so rein und natürlich gestellet .. ermahnung an die Teutsche, weim. jahrb. 3, 104; das ist leider der einzige dinst und trost, so ich denen, so mir nahe und lieb sein, geben kan, sie in sich selber zu gehen machen und ihre eigene vernunft zu erwecken .. 3, 145; sie (die meisten menschen) wollen .. in zerstreuung gebracht werden, der strohm musz sie in der welt mit fortreiszen, damit sie nicht ruhig werden und zeit bekommen, in sich selbst zu gehen. mahler d. sitten 1, 224;
vergnüge dich an dir .. schau alle sachen an,
disz alles ist in dir! lasz deinen eitlen wahn,
und eh du förder gehst, so geh in dich zurücke.
wer sein selbst meister ist und sich beherrschen kann,
dem ist die weite welt und alles unterthan.
Lapp. 472 ('an sich');
576, dort suchte dich (Elisabeth) der schmeichler nicht. früh lernte,
vom eitlen weltgeräusche nicht zerstreut,
dein geist sich sammeln, denkend in sich gehn
und dieses lebens wahre güter schätzen.
M. Stuart 2, 3.
c)
dagegen aus sich heraus gehn, von einem der viel 'in sich lebt', verschlossen ist, zugeknöpft o. ä.: er geht schwer, geht nie aus sich heraus (vgl. auszer sich kommen V, 1669). anders nicht aus seinem charakter gehen, den kreis, den die angeborne art beschreibt, nicht überschreiten: rohe kriegsleute gehen wenigstens nicht aus ihrem charakter (d. h. wenn sie roh auftreten). 17, 260, wahlv. 2, 5. anders dän. gaa fra sig selv, wahnsinnig werden, vgl. auszer sich kommen.
29)
Auch dabei tritt aber das selbstgehen der dinge auf, wie in der sinnlichen welt (s. 12 ff.).
a)
wie z. b. die gedanken, der geist u. ä. (25, e), die seele (26, d), so gehen
α)
auch sorgen, wunsch, triebe, verlangen, zweck (absicht) u. ä. z. b. auf ein ziel (vgl. 24, k), darauf, wenn das ziel vorher oder nachher bezeichnet wird:
unserer natürlichen triebe, die auf die erhaltung des lebens, der gesundheit und anderer zeitlichen güter gehen. (1784) 5, 56; ein solches verlangen .. welches blosz auf die befriedigung unsrer sinne und unsrer einbildung geht. 4, 156; aller studien und wissenschaften zweck gehet dahin, dasz man erlerne was das nothwendigste ist. 418;
da der zweck ihrer (der gehirntafeln) organisationen auf empfindung, auf glückseligkeit eines geschöpfs geht. id. 1, 195, der zweck, eigentlich das auf den zweck (d. h. ziel, eigentlich nagel in der scheibe) gerichtete auge (und geschosz) des schützen, wie es bei Opitz gleich darauf heiszt: wer auf was anders sieht (eigentlich: visiert); in demselben bilde spricht man noch von absicht die auf etwas geht, d. h. eigentlich das zielen, das absehen (am korn des gewehrs, s. unter korn 7); vgl. 14, a. b von geschossen, hieben die auf einen gehn.
ich weisz noch wol die liebe zeit,
in der ich mich genug gefreut ...
mein sorgen gieng auf lust und scherz.
195;
so denket dasz der zweck des krieges einig gehet
auf eintracht und vertrag: krieg ist des friedens knecht.
Vesuv a. e.);
1, 52 (β)
auch geistig, überzeugung u. ä.: die (vom philos. gesuchte) überzeugung geht .. auf alles dasjenige, was wir als gut oder nicht gut auf unsern zustand beziehen. 4, 124, es ist ihr gesuchtes ziel (s. 24, i). dagegen: das geht gegen meine überzeugung, widerspricht ihr, s. 33, m.
γ)
in völliger abschwächung für 'sich beziehen auf': gesetze a priori, welche auf den verstand überhaupt gehen. 1, 335, vgl. darauf gehen eben die gesetze, hoc ipsum spectant, volunt 333ᵇ. aber das sich beziehen, mit dem die philosophie nun gern dem bewegungsbilde entrönne, enthält doch auch ein solches, vgl. im 16. jahrh.: also das sich die wort in der schrift aufs menschen gewissen ziehen, und nachher wohin sie zu ziehen sind. 4 (1556), 17ᵇ, ziehen, wie fäden.
b)
in anderem bilde, dem des weges oder ganges dáhin gehn, z. b.: mein streben, verlangen, wunsch gieng immer dahin, die gegensätze zu versöhnen; oder er muszte, wohín auch sein wunsch ging, der gesellschaft eine ganz neue gestalt geben. 19, 143 (lehrj. 5, 1), worauf er gerichtet war, was man unn vorzieht, das ziel ist dabei wieder deutlicher; s. auch unter d.
c)
auch ein vorschlag, antrag bei beratungen geht dáhin, 'meine meinung, mein rat geht dáhin', man möge u. s. w., was in dem alten hingehen nach zwei seiten beim abstimmen (s. 9, h) seinen sinnlichen ursprung hat; sagte man doch im 16. jh. auch noch ich gehe dahin für mein rat, meine meinung, z. b.: dahin geht auch Salomon 'förcht got und halt sein gebot, das ists alles'. spr. 2, 134ᵃ u. o. auch ein rat geht zu gute, hat das gute oder beste der beratenen zum ziel (vgl. doch auch unter 19, g):
auch ein beschlusz geht dáhin, nachdem vorher ein vorschlag durchgegangen ist; das letztere scheint mhd. folg. über gên, im Freiberger stadtr. § 14, von einer gewaltthat, zu deren schlichtung schiedsmänner bestellt werden: die gên (conj.) denne zusamene und râten wie si daʒ ebenen wollen. alse denne der rât ubergêt, waʒ si denne dâ setzen unde benennen (bestimmen), daʒ mûʒ vor sich gên. 3, 200, wie der beschlusz ausfällt, durchgeht.
horet auch, ir herren, minen raid,
der gar wole zu gude gaid,
ab er uch alle dunket gut.
Alsf. pass. 2467.
d)
noch deutlicher erscheint der wunsch (s. b) als selbstgehend, vom wünschenden gelöst und wie eigenwillig, d. h. mehr das gewünschte als das wünschen, fort gehen (vgl. u. 33, f):
hat keinen fortgang, wie es auch hiesz, jetzt geht nicht in erfüllung, früher auch gieng aus;
an, d. h. vorwärts, fort (von statten 33, h). ähnlich los:
d. h. gleichfalls wie das geschosz, gewehr (14, b a. e.) auf sein ziel.
aber mein wundsch geht doch nicht fort.
tr. Eck. H 1ᵃ (G 4ᵃ),
aber mein wunsch geht doch nicht an.
J 6ᵃ (1ᵇ),
denn was ich rieth, wolt und beschlosz,
das gieng in allen puncten los.
H 1ᵃ (G 4ᵇ),
e)
auch blosz gehen, glücken, z. b. ein anschlag (eigentlich des gewehrs): dieser anschlag nicht gehen wollte. 1, 264, eigentlich in gang kommen; vgl. das geht nicht 17, b a. e., auch noch das geht nicht an, d. h. eigentlich vorwärts, stöszt auf unüberwindliche hindernisse, aber: es wird schon gehen 36, h, κ (s. auch 33, k). auch zurück geht ein anschlag, plan, absicht: welcher (der wind) inen aber wider ihr hoffnung zuwider gewesen und also ihre anschlege zuruckgegangen. klost. 10, 1070 (von der span. armada), vergl. hinter sich gehn 34, d.
30)
Auch spruch, rede, klage, urtheil u. ä. gehn nicht nur aus dem munde (der feder) 20, c, vgl. unter c nachher, sondern auch für sich dann weiter wie wirkende kräfte o. ä., daher auch gericht, recht, strafe geht über einen u. ä.
a)
ein spruch u. ä. geht,
α)
er geht so und so: hie sehen wir .. das der spruch (bibelspruch) so stark gehet, das auch die erneeret und gekleidet werden, die keine sorge dafür haben. 4, 30ᵃ (1556 33ᵇ), so starke, nachdrückliche bedeutung
hat. auch blosz gehen: da gehet der spruch Salomo prov. 16, das im der mensch etwas fürschlecht (vorsetzt), aber gott fuͤret es hinaus. 4 (1556), 37ᵃ, d. h. hier tritt ein, tritt in wirkung, geltung. von letzterer auch: so füret gott seine werk (behält die leitung), das er uns im glauben behalte, leszt sein wort gewis gehen. 33ᵇ, dasz es nicht zu fall komme, nichtig werde, also das gerade gegentheil von dem gehen lassen 11, f.
β)
geht dahin, 'zielt' dahin, hat das im auge (vgl. 29, b): das ist die deutung (bedeutung) dieser historien, also, das es alles dahin gehet .. das man halte am reinen gottes wort. 4 (1556), 120ᵃ; die summa und inhalt alles sontagspredigen gehet dahin: mensch, es werde liecht in deinem herzen. 191; dahin ist des Pertinax scherz gegangen. pers. reis. 2, 3. mhd. auch mit dar, war, wohin:
dat is nîman mit spotte verstê,
he ne mirche, war duse rede gê.
Wernh. v. Nied. 30, 12.
γ)
auch auf, darauf (29, a):
also das der spruch eigentlich auf dén verstand (bedeutung, sinn) gehe, das der mensch geschaffen ist in das leibliche leben. 4, 16ᵇ (19ᵃ); das stücke gehet beide auf den man und das weib. bei Dietz 2, 45ᵇ. noch jetzt z. b. geht das auf mich, was sie da sagen? es wird ursprünglich dasselbe auf sein wie von geschossen (14, a). auch darauf hinaus gehn, jetzt beliebt (auch mit laufen): nun fing er an, schwatzte allerlei verkehrtes zeug, das darauf hinaus ging: ihr hättet ihn übereilt, er sei euch keine pflicht schuldig u. s. w. 8, 70. 42, 97. 305, das hinaus malt das ziel besser aus, auf das man doch warten musz.
diz bîspel ûf den menschen gât,
der keine witze ze êren hât.
ausg. s. 259);
144, 5 (2. unter euch ich zwar noch einen spür ...
'zwar, dise red die get auf mich'.
fastn. sp. 229, 17;
δ)
auch mit über: das gehet nu nicht allein über die, die in sünden sind, sondern auch über die gleubigen. 4 (1556), 34ᵇ; und gieng der spruch Mosi deut. 32 mit vollem schwank über sie, sie haben mich erzürnet .. so wil ich sie erzürnen. 8, 81ᵇ, d. h. traf ein bei ihnen, traf sie, wie ein richterspruch, s. folg. und das gehen α a. e.
b)
vor gericht geht über einen urtheil und clage (vgl. 20, d). ursprünglich doch auch mit auf, der beklagte heiszt im Ssp. der uffe den die clage gêt, nd. uppe den de klage gât I, 62, 9 (neben cleger). II, 9, 2 u. ö., der ûf den diu klage gêt Schwab. 78. 79, 2 (ursprünglich gewiss auch als angriff gedacht, wie ein geschosz), wie man ûf einen claget Ssp. II, 8, Schwab. 244; mit über, wie auch im Ssp. über einen clagen II, 4, 1 (vgl. urteil über und ûf unter c):
ebenso das urteil, mit ûf: jener, uffe den daʒ urteil gât. Ssp. II, 12, 7; mit über: dasz der arme gute mann .. durch e. k. f. g. befehl eines urtheils und hülfe, so über ihn gangen ist, merklich beschädigt .. ist. br. 3, 95. auch über die klage, als entscheidung: wollens (das fendlin, fähnlein) auf dissmal nicht mehr fliegen lassen, bisz uber solche klage ein urtheil gehe. kriegsordn. 64.
gesell, antwort und dich versprich,
ein grosze klag get uber dich.
fastn. sp. 156, 13;
gar pald verantwort hie die clag,
die über dich geet von uns allen.
784, 7.
c)
auch das (oder die) urteil get schlechthin, ergeht heiszt das jetzt, wird ausgesprochen, daher es gen hören (vergl. gên vom wortlaut 20, d):
mit seiner wirkung aber gêt es auch an die êre u. ä.: schephenbâre lûte mûʒen wol urteil vinden uber ieclichen man, eʒ enmûʒ aber ûf sie nieman urteil vinden, daʒ an ir lîb oder an ir êre oder an ir erbe gât, he insî in ebenburtig. Ssp. II, 12, 2, d. h. in der ausführung. ähnlich Theophilus, da er seine seele dem Satanas verschreibt:
s. auch eʒ gêt ze hûte und ze hâre 36, f, β.
darnach fuͤrt man in für gericht
und seiner knecht wol zwen ..
si hörten die urtail (sg.) gen ..
volksl. 351.
dat ik dy einen breif sal schriven,
dei my an myne sele geit.
Theoph. 646 (332) Hoffm.
d)
daher auch das gericht oder recht geht über .., der rechtsspruch als spruch und in der ausführung: nu vernemet umb ungerichte (rechtsbruch), wilch gerichte dar uber gê. den dieb sal man hengen u. s. w. Ssp. II, 13, 1, auch ergên, von der ausführung: swilch richter ungerichte nicht enrichtet, der ist des selben gerichtes schuldic, daʒ uber jenen solde ergên.
13, 8. nhd.: es wird gar ein scharf gericht gehen uber die oberhern. weish. Sal. 6, 6;
man .. leszet kreidenrecht (s. d.) über sie gehen. hochzeitpr. 68ᵇ. auch gerihte als gerichtsbarkeit: swelich pfaffenfürste sô getân gerihte hât, daʒ über menschenbluot gêt. Schwabensp. 95, 4; vergl. gebot, reht gêt über .. 19, i.
leszt uber in gehn stracks das recht,
da wird keimand gefreiet von,
es sei bawr oder eddelman.
trag. v. Joh. P 2ᵇ;
e)
auch strafe, rache u. ä. geht über einen:
es wird eine strafe uber euch gehen. Hos. 5, 1; der zorn gottes u. ä. als strafe:
gleich wie mein zorn und grim uber die einwoner zu Jerusalem gegangen ist, so sol er auch uber euch gehen. Jer. 42, 18; dein grim gehet uber mich. ps. 88, 17; vergl. von unglück 35, e, auch es geht über 36, c, δ. f, ε. auch der mann selber geht in strafe 5, d a. e.
disiu zuht und dirre gerich
gienge billîcher über mich.
Iwein 1678;
uber die burc gie der gotes slac.
ged. 17, 22;
f)
wie das ursprünglich als ein selbstgehen gedacht war, zeigt z. b. deutlich vom gerihte: nu vernemet umbe ungerihte, welh gerihte dar nâch gange. den diup sol man henken u. s. w. Schwabensp. 148, 1 G., d. h. wie in einer bewegten reihe (vgl. u. 7, e, s. auch 35, a), jetzt: welche strafe es nach sich ziehe, worin der ursächliche zusammenhang deutlicher ist, doch in demselben bilde. ähnlich in der natur, von innerer notwendigkeit des zusammenhanges:
in der capucinerpredigt in Wallensteins lager würde es für hinter dem U kommt gleich das W noch im 16. jahrh. lieber geheiszen haben nach dem U geht das W (nach dem S folgt das T Abr. a S. Cl.). s. auch folg.
waʒ meine ich danne mit der fruht,
diu nâch getihtes (der dichtkunst) blüete gât?
Parton. 61.
31)
Auch freude, trauer, liebe, mut, angst u. ähnl. gehen, kommen an uns, wie selbstwillige gewalten und gestalten.
a)
mhd. z. b.:
kommt gleichsam hinter ihnen geschritten, wie unter f vorhin gerihte nâch dem ungerihte; vgl. noch nhd.: darnach kommet forcht ... und denn gat hernach frävel oder geherz (kecker mut). par. d. seel. 204 bei 501, 'kommt hinterdrein'; wie wir noch sehen, wenn es dahin kompt, das einer verurteilt wird zum tode, gehet einem solche angst unter die augen (s. 35, f), das er nicht weisz ob er man oder weib sei. 4, 27ᵇ (24ᵃ), wo es freilich auch bedeuten kann: tritt ihm ins gesicht, für die andern sichtbar, aber doch auch von auszen kommend gedacht, wie in mhd. zuo, an gên, z. b.:
s. auch unter 7, e êre die vor dem guote gât, schœne nâch der liebe u. ä. (in andrer anwendung). das bild ist noch ganz deutlich im 16. jh.:
vergl. die schöne dänische redensart lykken gaaer ham med, das glück geht mit ihm (vgl. einem mite gân mhd.).
nâch vröuden (vröude?) dicke trûren gât,
manec trûren vrœlich ende hât.
117, 16,
alrêrst gêt mir angest zuo.
Iwein 5983;
sô mich der minnende unsin (rasende liebe) ane gêt.
minn. frühl. 117, 33.
der faulkeit thut armut nach gan
stark wie ein gewapneter man.
K.).
1, 332ᵃ (3, 492 b)
das ist von neuern dichtern wieder gebraucht, als sog. personification, während es vordem gar nicht blosz dichterisch war, z. b.:
Hagedorn und Giseke .. gingen neben einander (bei einer art vision im Thüringer walde). zwischen ihnen ging die männliche freude. bei Kl. Schmidt, Kl. u. s. freunde 1, 74. auch die trauer, von verstorbenen geliebten heiszt es:
d. h. fortgehn (s. 5, a); das ist doch auch noch dem gebrauch des lebens gemäsz, denn jedermann sagt, ohne dichten zu wollen, der trauer, dem ärger den laufpass geben u. ä.
über, unter, ümm und neben,
vor und hinter uns ist lust ..
wo wir liegen, wo wir stehn,
sehn wir freude mit uns gehn.
Lapp. 345).
426 (ist ihnen wohl: wer kan als ich sie stören?
im fall sie noch mich weinen sehn!
ha! kan mein dulden ihre ruhe mehren:
so soll die trauer gehn!
3, 211,
c)
liebe: aus voller rechter liebe, wie die rechte gottesliebe ist und gehet. vorher gelten, vgl. 19, c, γ); wo bliebe denn (dann) glauben und liebe? sollen sie (etwa) hernach komen (als folge)? warumb sollen sie nicht voran gehen? 3, 36ᵇ; liebe gehet umb. Petr. 82ᵃ, d. h. im kreise, herüber und hinüber, ist gegenseitig, alles zugleich nach 32 (s. werk der liebe u. b dort). in einem hochzeitgedichte:
6, 57ᵃ; bei den andern, die den glauben nicht anfechten, sol liebe und gedult gehen. 3, 266ᵇ (lieben hat nur gott gemacht,
liebe kommt von ihm gegangen.
Parn. 574.
d)
im lande aber geht hungersnot, der hunger, mhd.:
wie lat. grassatur, schreitet hin und her, vgl. sp. 2380 hungernôt gieng umme alle dûsche rîche; so noch im 16. jh. hergehen, z. b. vom kriege, einherschreiten:
auch noch jetzt: eine seuche geht um (einem gespenst ähnlich), die blattern gehn um. auch ein geist, gespenst geht um u. ähnl. (vgl. es geht irre 36, b, δ):
vgl. auch gerücht das geht, umgeht 19, h.
der hunger gie überal.
Diut. 3, 101 (gr. 3, 782),
daraus die kinder (schüler) lernen sollen,
wie krieg durch gut und blut hergehe.
Froschmeus. 2, 120 Göd.
es geht ein finstrer geist durch unser haus.
Piccol. 3, 9.
e)
noch anders: nâch demôl daʒ (sintemal) hŷ sechsisch recht gêt (im lande), sô bitte ich ... blume v. Magd. s. 76, es erinnert zugleich an gehen für gelten 19, c, γ, vergl. von recht und ordnung unter 32, c. ähnlich auch: Christus reich ist ein geistlich reich, gehet hie auf erden und ist doch nicht irdisch. 3, 424ᵃ.
f)
wieder anders das recht geht seinen gang (s. gang II, 2, c, α), wie ähnlich die wissenschaft (s. das. β); mhd.: gerichte und recht mûste gê. 20, 28, deutlicher vür sich gên 34, b, ungehinderten fortgang haben. auch innerhalb der wissenschaft u. ä.: schon in der ersten christlichen kirche war aus der neuplatonischen philosophie in mehrere secten mystik gegangen. id. 4, 324.
32)
Auch das was wir thun und treiben, wird manigfach selbst als gehend oder als selbstgehend bezeichnet; vergl. u. 24 gehen vom handelnden menschen selber, z. b. sicher gehen. vgl. auch gang III, 2, a.
a)
unser thun z. b.: weil sein thun im glauben und gehorsam gottes gehet. 8, 318ᵇ; nun ists gut, ich bin zufrieden, und mein thun geht wieder aus dem ganzen. 42, 297; mein inneres leben geht unverrücklich seinen gang. an frau v. Stein 1, 215;
als bahn, laufbahn gedacht (vgl. 23 lebensweg): es sind bedenkliche zeiten .. unsere bahn geht zu ende. 8, 134 (Götz 4. act am ende), welches zu ende gehen übrigens die ausgedehnteste verwendung hat, als gegensatz zu angehen, z. b. ebenso gut ein spiel, theaterstück, ein buch, eine arbeit geht zu ende (wie an), wie eine nacht, ein jahr, das leben selber, ebenso gut vorräte (19, d) wie einnahmen, leiden und freuden u. s. w., alles wie einen bestimmten weg durchlaufend gedacht. wie bei unserm thun und treiben wir auch von diesem selbst abhängig sind, zeigt z. b.: o madame! unser eins (die postmeisterin) hat so wenig zeit zu weinen als leider zu beten. das geht sonntage und werkeltage. 10, 132 (Stella 1), und den trefflichen spruch im 17. jahrh.: wenn der handel (s. 33, f) nicht wil gehn, wie du wilt, so gehe du wie er wil. flor. 1, 91, vergl. vorher man musz oft ein ander geig nehmen und spielen wie die geig wil. dagegen lehrt das sprichwort auch: wie mans treibt, so gehts, s. 33, b, γ.
'wie weit soll das noch gehn!
du fällst gar oft ins abstruse,
wir können dich nicht verstehn'.
werke 3, 266.
b)
im 16. jh. das werk geht so und so oder geht überhaupt, d. h. was wir thun, treiben, betreiben (vgl. unter c): zum vierten sollen nu gehen die werk der liebe gegen dem nehesten, mit sanftmut. 3, 37ᵃ, gegen, auf ihn gerichtet. vgl. die guten werk sollen nu gehen gegen dem nähesten br. 2, 343; ein gut werk, das gottes namen zu ehren geschicht und in seinem willen und dienst gehet. schr. 3, 267ᵇ; was das beste an einem werk ist, nemlich das es gehet in gottes geist, nicht angesehen wie lang, grosz oder schweer es ist oder wer es gethan hat. 4 (1556), 121ᵃ; gleich wie der bapst nicht darnach fragt, wo glaube oder liebe bleibe (vgl. unter 31, c), wenn nur die werk seines gehorsams und gesetzes gehen.
3, 36ᵇ; wie oft geschichts (nicht), das eim dinge ein böser name bleibet, wenn das böse weg ist? .. und schadet nichts, weil (so lange) herz, mut und alle werk anders gehen denn der name lautet. 3, 52ᵇ; das man die werk und stende, so in der welt gehen müssen und von gott geordnet sind, für unrein gehalten hat. 5, 357ᵃ. auch im werk gehen: das ist nu der artikel, der da imerdar im werk gehen und bleiben musz. 4, 413ᵃ; vgl. im schwange gehn 33, g.
c)
so von bestimmten werken, wie gottesdienst, predigt, lehre, auch recht und ordnung u. a.: fein were es, wo in einer iglichen herrschaft der gottesdienst auf einerlei weise gienge. 3, 277ᵇ; das die predigt und sacrament recht gehen und getrieben werden. 5, 421ᵃ, wo das treiben die vorstellung deutlich macht (s. unter d); der gottesdienst, der itzt allenthalben gehet, hat ein christliche feine ankunft, gleichwie auch das predigampt. 2, 257ᵇ; der zeitlich fried .. ist eigentlich eine frucht des rechten predigampts. denn wo dasselbige gehet, bleibt der krieg, hadder und blutvergieszen wol nach (vgl. unter e), wo es aber nicht recht gehet, da ists auch nicht wunder das da krieg sei. 5, 176ᵃ; weil aber wir die gnade haben, das die lere recht bei uns gehet. 6, 297ᵃ; darumb gehöret hieher, was von den sacramenten zu predigen ist, und summa das ganze evangelium und alle empter der christenheit, welchs auch not ist das('s) on unterlas gehe. 4, 413ᵃ; wenn das evangelium nicht gehet, so ist der teufel in der welt. 3, 430ᵃ; wie es denn pflegt zu gehen in stedten und lendern, da kein recht noch ordnung gehet. 3, 230ᵃ, gehalten wird; dem folgen auch .. der grosze haufe der welt, da auch keine göttliche liebe, sondern eitel rauben und stelen gehet. 6, 47ᵃ.
d)
allerdings musz sich da wol gehen als umgehen im lande, wie unter 31, d. e einmischen, z. b. bei recht und ordnung; aber dasz es Luther auch wirklich als thun oder üben (genauer: geübt werden), auch bewusztes, auffaszte, zeigt schon das 'gehen und getrieben werden' 5, 421ᵃ (s. u. e), auch folg.: also thut er (gott) hie auch .. so lesset im (Abraham) gott in einem frembden lande das weib auch nemen .. also gehen alle gottes werk, er gibt uns die sterkesten verheiszung, so meinen wir denn, es sol gehen wie wir denken, aber so spricht er, ich wils uber dein denken und vernunft machen. 4, 122ᵃ (113ᵃ), gottes werke gehen, er verfährt so, wie vorher persönlich und mit es ebenso: so schlieszen wir nu aus dieser historien, das wir uns fürsehen sollen .. das niemands in einigem stand oder wesen (lebensstellung) gehe, er wisse denn das gottes wille ist. das.; im ehelichen stande sol es auch also gehen. wer da fület das er nicht jungfraw kan sein, der hat seinen beruf (zuruf gottes) das er ehelich werde. das., 'soll es ebenso gehalten werden', soll man es ebenso halten; also das nicht allein Adam befohlen ist kinder zu zeugen, sondern auch bei gott für gut angesehen, das es im wolgefellet und noch immer so gehen musz. 17ᵃ, in übung bleiben soll.
e)
wie aber das gehen deutlicher vorgestellt, eigentlich gemeint war, zeigt hergehen in gleichem sinn: was nu dergleichen ist (wie jenes ehelich werden vorhin), das sind eitel (lauter, alles) werk, die sicher hergehen auf gottes wort. 4 (1556), 122ᵃ, einhergehn wie auf sicherm pfade. das bild vervollständigt sich unter c aus 5, 176ᵃ in dem krieg, hadder u. s. w., die, wo das predigampt gehet, 'nach bleiben', d. h. sie bleiben vor ihm zurück, werden von ihm überholt, kommen ins hintertreffen o. ä. nach dem 'gehen und getrieben werden' aber ist ursprünglich an vieh gedacht (oder pflug, wagen), wie in wie mans treibt, so gehts, s. 33, b, γ. s. auch im schwang gehn 33, g.
33)
Das selbstgehen der dinge, die wir betreiben, tritt in manchen fällen besonders deutlich hervor.
a)
die arbeit, z. b. in einer spinnfabrik (vgl. werk geht 32, b): nun war man schon bekannter geworden (die besucher mit den spinnerinnen), die arbeit jedoch ging ihren gang. 23, 54, auch neben oder über dem verkehr fort; briefgarnspinnen geht nämlich langsamer als spinnen am rade. 55; ein jeder sorgte nun für seine sachen, sie abzupacken .. bei dem éinen lichte ging alles sehr langsam. 18, 256; das lernen geht rasch, wenn mans nur richtig betreibt, angreift u. ä., auch gieng nun rasch vorwärts (kam zum ziele u. a.);
die arbeit geht auch von der hand, flink, frisch (s. IV², 354), schon im 16. jahrh.: und hat freude und ein senlich gefallen an solcher jungfrauen zucht und ehrerbietigkeit, zumal weil
ir die arbeit von der hand gieng. Mathesius hochz. J 2ᵇ, wie gleichsam selbstwillig, vergl. mit 'will':
es klebt ihm gleichsam in der hand, womit er zu thun hat.
schüler. kann euch nicht eben ganz verstehen.
Mephist. das wird nächstens schon besser gehen.
12, 96;
wil dir denn nichts gehn aus der hend?
III, 1, 237ᵈ,
b)
das alte gân bietet da eine lehrreiche betrachtung.
α)
mhd. hiesz es von allem, was einer betreibt oder wie er lebt, mîn dinc (vergl. f) gât so und so, z. b. wol, auch ebene, gut, gedeihlich, 'glatt' vorwärts (wie schiffe, rosse u. ä. ebene gânt):
auch allgemeiner eʒ gât mir ebene (s. 36, g), eig. mîn dinc:
manec man vil vriunde hât,
die wîl sîn dinc im ebene gât.
96, 6;
sô mir mîn dinc niht ebene gât, swar ich kêre in dem lande,
sô denke ich sâ gein Nüerenberc, wie sanfte mir dâ wære.
MSH. 2, 93ᵇ.
und sol (man) dâ von niht gar verzagen,
gât eʒ im under wîln niht eben.
6, 496.
β)
eigentlich steht aber dahinter der pflug, der in derselben wendung und bedeutung im gange war, wie in anderen entsprechenden wendungen (s. Reinh. fuchs s. 104, mhd. wb. 2¹, 512ᵇ, vergl. unter 34, a), ursprünglich beim bauer:
das bild und sein sinn vervollständigt sich trefflich durch krumme furchen machen bildlich, schlecht in der wirtschaft gedeihen mit einer schlechten frau 32, 24 (s. V, 2448), es hiesz gewiss auch mir gât der pfluoc krumbes, ich gedeihe nicht. man sagte aber auch den pfluoc trîben (auch den wagen), d. h. eigentlich die zugthiere:
ein gebûre vile rîche,
der saʒ gemelîche (hauste fröhlich, glücklich) ..
vil harte ebene gienc sîn pfluoc.
fuchs Reinhart 18;
im (dem bûman) gêt sîn pfluoc harte wol,
sîn hof ist alles râtes vol u. s. w.
arm. Heinr. 779 (var. eben unde wol).
den plôg kanst du wol drîven.
volksl. 447 (wol, nicht krumm);
dô wart dâ manich starc wagen
zû getriben al geladen.
En. 188, 17.
γ)
daher denn noch wie mans treibt (d. h. sein ding), so gehts, im 16. jh. auch deutlicher: treibs, so gehts. spr. 1, 22ᵇ. 12ᵃ, vergl. noch dens. u. 36, h, α, auch: wann ein ding gehet wie es gehen soll, so darf es niemand treiben, 1436; man treibt ein pferd, so lang es gehn kan. das.; was man nur mit gewalt vom platze bringt, geht leicht zu weit, wenns einmal geht. sond. 2, 50, wobei der bauer gewiss noch an zugthiere und wagen gedacht hat; vgl. nd.: dat geit nich an (vorwärts), wenn alle sträng rite (reiszen). preusz. spr. 1, 84. noch jetzt haben diesz gehn und treiben nahe beziehung und vertreten sich, z. b.: das geht oder du gehst zu weit (24, h) und du treibst es zu weit; da geht es arg her, und da treibt mans arg. und so je mehr, je weiter rückwärts, s. z. b. 32, c bei Luther predigt und sacrament, die recht gehen und getrieben werden; solch ding (misbrauch der geistlichen stifte) solten bapst, bischof, doctores besehen und beschreiben, so seint sie, die es am meisten treiben, laszens immer einher gahn, was nur gelt bringt. an den adel K 1ᵃ; vergl. auch mhd. für sich gên und für sich trîben unter 34, a und für das umbe gân im kampfe 7, d einen oder eʒ umbe trîben:
übrigens schoben sich auch andere bilder unter, z. b. von dem glücksrade, der glücksscheibe (vgl. u. 21, a, s. myth. 826):
aber wie da mit enzelt zugleich der gedanke an das ross herantritt, so in schîbe zugleich der an das wagenrad, denn es heiszt z. b. auch: up vier schîvin lîf der wagin Wernh. v. Nied. 52, 20. 51, 26. daher auch daʒ gelücke schîbet, auf rädern oder als rad auf einer bahn gehend gedacht, wie die schîbe selbst auch:
machte das christenthum im lande einen groszen fortschritt.
er begunde si umbe trîben al ûf der heide wît.
Alph. 268, 3;
ich trîbe eʒ mit im umbe.
65, 1.
trîp dîne schîben, sô si gât.
Amur 2012;
dem sîn schîbe als ebene gie.
68, 19;
daʒ ze wunsche gât sô wol mîn schîbe.
13, 39;
swem sîn gelück begunte schîben
alsô daʒ eʒ gieng ûf sælden ban.
lieders. 1, 157;
sus gie vür sich (s. 34) mit toufe der kristen schîbe.
Lohengr. 7546,
c)
noch jetzt ist uns das bild nur leicht verhüllt, nur dasz uns dabei eine unbestimmte gestalt vorschwebt: disz handwerk
geht nicht mehr, abjectum 'jacet' 1, 330ᵇ; ein geschäft geht gut, ist im besten gange, auch geht flott oder flau, lahm u. a., auch stockt, steht still oder lieber liegt darnieder, mhd. ist gelegen, d. h. eigentlich hat sich (erschöpft) hingelegt, ist zu fall gekommen, z. b. nachdem Helmbrecht und seine raubgesellen endlich beseitigt sind:
fuhren gehen stark, der straszenverkehr der fuhrleute (die wagenvart mhd.): da .. seit einem jahre an keine wegbesserung zu denken gewesen ist und überdiesz die holzfuhren stark gehen .. 15, 35. auch der verkehr selbst, verkauf, vertrieb u. ä. (vgl. von der waare selbst 19, b): der vertrieb dieser waare ging auszerordentlich stark. 24, 246. werbungen, das werbegeschäft: um eben diese zeit war der siebenjährige krieg ausgebrochen, und die werbungen giengen stark. IV, 81, 18. auch von staatsgeschäften: der schlendrian der geschäfte geht ordentlich. an Knebel nr. 37, ist in regelmäszigem gange, fortgange; die angelegenheiten unsers kleinen staates gehen so sachte vor sich hin. ders. b. Beaulieu-Marc., Anna Am. u. s. w. 215 (vgl. 34, a). auch daneben gehen, wie parallel (vgl. u. 18, l): demungeachtet kann daneben das ruhige geschäft gehen, welches wir jetzt miteinander machen. v. handschr. 3, 17, auch deutlicher daneben her gehen, z. b. ein neues unternehmen neben einem älteren. im 17. jh.: der handel gehet nicht, il traffico non corre. 519ᵇ; auch die einkommen gehen nicht, le rendite non corrono das., zugleich zu 19, g.
ûf den strâʒn und ûf den wegen
was diu wagenvart gelegen.
die varent alle nu mit fride ..
Helmbr. 1920.
d)
auch im einzelnen von bestimmten angelegenheiten, fragen u. ä. im geschäftsleben, die ihren eignen weg gehen müssen (s. δ).
α)
ein bericht, gesuch u. a. geht ein, bei einer behörde (vgl. unter 12, d), die sache geht weiter, bis ans ministerium; eine streitsache geht an ein höheres gericht, geht durch alle instanzen; ein gesetzentwurf im reichstag geht an die ausschüsse u. s. w., das selbstgehen ist eigentlich wie bei der sichel u. ä. 12, d, d. h. die sache und ihr weg bleiben dieselben, die hände durch welche sie geht, wechseln oder sind gleichgültig; zugleich ist das gehen wieder ein sichtbares, wie beim buche u. ä. 19, a, vergl. im 16. jahrh. von briefen, eingängen in der canzlei: (der canzler) lesset gehn was nicht ist schwer (wichtig) u. 11, e; s. auch 19, a a. e; es geht alles durch seine hände; alle verrichtungen gehen (passano) durch seine hand. 519ᵃ.
β)
aber auch mit verschweigen der hand, vom menschen selber: ich hatte dabei niemals unmittelbaren auftrag, sondern alles ging durch ein gutes weib, welche .. 21, 24 (wanderj. 1, 2), und so schon im 16. jahrh.: weil alles durch den grand thresorier geen musz (um zur königin zu gelangen), ist nit ein geringer feel begangen worden, das ihme in specie hierunder kein schreiben zukommen. 68 von seiner sendung in London.
γ)
das gehn von geschäften übrigens schon in mhd. zeit, auch mit an: swâ man bischofe ... nicht enkûset binnen sechs wochen, dâ die lênunge an den keiser gêt ... Sachsensp. III, 59, 2 (vgl. zu lehen gehen 19, f). davon dann angehen, das geht mich nicht an, ist nicht meine sache, nicht meines amtes, es wird aus der canzlei stammen, wie so manches. s. auch persönlich an die regierung gehen 24, l.
δ)
man hiesz oder liesz etwas auch seinen weg gehen, was einen nicht angeht: obs Adam nicht also (ebenso) zugericht hat wie wir, das gehe seinen weg. 4 (1556), 16ᵇ; warumb aber Moses eben (gerade) also redet, das gehe seinen weg, er hat seine eigene mysteria. 18ᵇ, lasse ich an mir vorüber gehn ('fahren'), lasse ich 'dahin gestellt' (eigentlich sein).
e)
übrigens von allem, was wir betreiben, das zugleich halb oder mehr selbstwillig geht: es ging alles im hause nach des vaters kopfe. 1, 540. auch z. b. eine schlacht, von deren gang die rede ist:
vergl. mhd. der strît stêt, 'kommt zum stehen':
vergl. unter kummer III, 1, d. die schlacht als tanz (vergl. unter 20, a):
auch ein spiel geht seinen eignen gang (wie im spiel z. b. das knötchen 16, h), dem die spielenden folgen müssen, geht an,
geht weiter, geht ums ganze (s. 36, f, δ) u. a., vergl. vor sich gehen von einem schauspiel 34, b. ein schauspiel, eine oper geht über die bühne, geht in scene.
die schlacht geht frisch, die schwerter stehn im saft.
Ernst v. Schw. 132,
der strît wart ob dem künege stên
und beidenthalp an kumber gên.
Mai 121, 17 (hs. stênt, gênt),
der tanz ging ihnen zu mächtig
auf Kolbergs grüner au.
ged. 218.
f)
zusammenfassend die dinge, sachen (vgl. mhd. b, α) gehen glücklich, gut, nach wunsch, krumm, schief u. a.:
wann im die sach umbeschlecht und nit, wie er verhoft hat, über eck geet. weltb. 38ᵃ, deutlich vom wagen beim wenden an einer schwierigen stelle, ecke; wer weisz, warumb unser sachen so krumm gehen, vielleicht gehen unser ampt (unser treiben) für gott .. auch krumm (diesz zu 32, c). br. 5, 254, vgl. mhd. krumbes gên u. b, γ, deutlich mit vorstellung eines krummen weges, der vom ziel ab in die irre führt, noch jetzt z. b.: die frauen .. begehrten alles zu regieren, und wenn etwas krumm gehe, so sollten es die männer gerade machen. 2, 357. auch die sache gieng schief, wie ein wagen, der vom wege kommt:
auch einfach schlecht gehen, schlimm (eigentlich schief), älter übel, als gegensatz zu wol gehen (mhd. b, α, vgl.slehtes gleich ebene unter b, γ):
die dinge gehen lassen wie sie (selber) gehen, s. 11, d, auch wie sie wollen (vgl. u. 16, i. 17, a), auf die lenkung oder das 'eingreifen' verzichten (vergl. den rat bei 32, a a. e.); mhd. z. b.: (der sterbende) der denne alliu weltelîchen dinch lât gân als si gânt. pr. 1, 25. auch alles geht gut, nach wunsch, z. b.:
Amalia ist ein spiel meines willens .. kurz! alles geht nach wunsch. II, 289, 25.
ein mann, dem guͦt und ehr zufleuszt ..
und all sein sach im glücklich geht.
eins freiharts pred. Frankf. 1563 L 8ᵇ;
das henkersding geht schief!
7, 94.
wo diese sach ist falsch, die etwa übel gieng,
ist Christus sache falsch, die ihn ans creuze hing.
1, 4, 25 (die gute sache).
sus alliʒ daʒ si griffin an
mit urloige hî und dort,
daʒ gîng in wol nâch wunsche vort.
vgl. 29, b );
120ᵃ (darnach im alles das glucklich gieng,
was er (könig Sigmund) uf aller erd anfieng.
1, 237ᵃ;
g)
vom ungestörten gange hiesz es besonders im schwange gehen (auch sein), womit die sache recht sinnlich ihre eigene bewegung erhält (vgl. ein werk in gang und schwang bringen 3, 541), von gutem und bösem: das er (gott) die creaturen in irem schwang und orden liesze gehen, wie er sie gemacht hatte. 4 (1556), 15ᵇ; unter so viel patriarchen gottes wort im schwang gieng. bei Dietz 2, 44ᵇ; wenn das freie evangelisch leihen im schwank gienge (im geschäftsleben). 2, 45ᵃ;
wir haben blutbad, die empörung ist im schwange gegangen. 5, 421; vgl. unter schwang. eigen zu zotten, zoten gehen: die gelübde, die itzt zu zoten gehen, haben gemeiniglich drei feil. 4, 157ᵃ (168ᵇ), von den klostergelübden; das ... des unfletigen, wüsten unördigen wesens weniger würde, so itzt allenthalben zu zotten gehet. 401ᵇ.
die tugend geht im schwange,
weil (so lange) sie der friede schützt.
967;
h)
einfacher von statten gehen, eigentlich vom flecke kommen, wie ein wagen (auch für sich gehen 34, a): man sol nit gleich abstehn, wann nit des ersten rucks ein ding nach unserm willen von stat wil gehn .. felt der karr ein mal umb, heb in wider auf .. wer weisz an welchem ort das glück lig, oder wann sein zeit sei, das da geh was sich lang hat gesperrt. spr. 1, 22ᵇ, das ruck und sich sperren zeigt deutlich das bild des wagens (s. 36, h, α); gehet im dazu von statten, was er fürnimpt. 8, 318ᵇ;
von Gustav Adolfs siegreichem kriegszuge; ich zeige dir solches an, dasz du deinen willen darein gebest (zu der hochzeit), auf dasz es tapfer und glückselig von statt gange. b. d. liebe 202ᵈ. s. auch 29, d ein rat, beschlusz geht los, ein wunsch geht fort, in erfüllung.
der handel thut von statten gahn,
wie zeitung ist einkommen!
2, 389,
i)
von verwirrung und untergang dagegen durch einander (vgl. u. 16, c), zu grunde gehn u. ä.:
höchstens gabst du einmal den fünften act, wo alles recht bunt durch einander ging und die leute sich erstachen. 18, 49;
im 15. jahrh. in deutlicherem, kühnem bilde, von allgemeiner verwirrung:
alles drunter und drüber, wie bei einer bauernprügelei alls get zu haufen u. 16, c: wie leicht konnte das ansteckend werden und alles drunter und drüber gehn. 30, 113 (camp. in Fr. 4. oct.), vom plündern einiger soldaten im quartier, das bald verhindert wird (vergl. u. es geht 36, d). vom untergang, der mit dem niedergang beginnt, heiszt es zu grunde gehen, früher auch zu boden gehen, s. u. 16, d in eigentlicher und bildlicher bedeutung, auch zu sumpfe: wenn man dise ding (kirche, schule), recht und gericht) nimmer achten will, so zeucht gott hand abe, und musz alles zu sumpf gehen. Sar. 90ᵇ. vgl. auch zu scheitern gehn u. ä. 16, f.
wir bedürfen des helden werd,
als wol ietzo die sachen stan
und in der welt durch einander gan.
Teuerdank a. e.;
da (in der verlassenheit) verliert sich die gedult, da vergiszt man sich und alles,
läszt es durch einander gehn, strauchelt oft aus furcht des falles.
schr. an seinen vater);
862 (mag alles durch einander gehn,
doch nur zu hause bleibts beim alten.
12, 51.
wann das der stett (reichsstädte) gewalt uf gee,
ich forcht, es tett dem adel wee (schweren schaden) ..
der Necker, Tounow und die Blaw
die würden durchainander gon.
Mörin 4185.
k)
bemerkenswert mit einem nachfolgenden inf.: dasz e. k. f. g. wol selbs sich werden wissen zu schicken in die sachen, so itzt gehen auszurichten. br. 3, 334, im gange sind und ein eingreifendes richten fordern, auszurichten sind. nahe liegt der deckel geht nicht zuzumachen u. ä. 17, b, aber dort mit dem begriff der notwendigkeit, hier der möglichkeit.
l)
auch das blosze gehn so von möglichkeit, thunlichkeit, d. h. die dinge wie selbstwillig behandelt (s. schon 17, b. c), z. b.:
man äfft (mit dem ackerbau) die natur nach, die ihre samen überall ausstreut, und will nun auf diesem besondern feld diese besondre frucht hervorbringen. das geht nun nicht so, das unkraut wächst mächtig u. s. w. 16, 205 (br. aus d. Schw.); wenn ich nicht alle stärke .. auf ein object würfe und das zu packen und zu tragen suchte, so viel mir möglich, und was nicht geht, schleppe ich. an Salzmann 28. nov. 1771 (d. j. G. 1, 301), von seinem arbeiten am Götz, was widerstrebt, schwierigkeiten macht; jetzt also oder nie wirds gehen. an Klopstock in dessen briefw. 405 Lapp.; was nicht bei tage geht, das geht bei nacht .. ich war denn also alle nächte .. bei der Magdalis. Münchh. 4, 31;
das ist alles zugleich hausdeutsch, s. schon im 16. jahrh. u. 17, c, u. 29, e, zu der letzten stelle aus Göthe: was nicht geht, musz getragen (gefahren) werden. preusz. sprichw. 2, 60; vgl. auch u. 12, e die lampe geht noch u. ä. und es geht (an) 36, h, κ.
und du bist Petrus art, mein sinn! wenn man dich dränget,
so fragst du zornig stracks: wie, soll ich schlagen drein?
nein, nein, das gehet nicht!
L. 222);
269 (Alcest. ei, lass' er sich den kopf mit warmen tüchern reiben!
vielleicht verzieht es sich (das kopfweh) ...
Söller. ja, das geht nicht so leicht.
mitsch. 3, 9);
7, 104 (ein rad zu schlagen, aufm kopf zu stehn,
das mag für lustige jungen gehn.
3, 264.
m)
auch kann etwas gegen, wider unser thun, denken, empfinden, wollen gehn, z. b.: das geht gegen meine überzeugung, widerspricht ihr, steht mit ihr im gegensatz; es geht etwas wider mein wesen, auf meine kosten .. einige allgemeine wahrheiten zu sagen. 1, 3, in der einl. zu seiner selbstbiographie, die er auf fremden wunsch schrieb;
auch das geht mir wider den strich (den ich verfolge), etwas was ich thun soll oder was in meinem kreise geschieht. kräftiger wider den strom (in dem ich schwimme): gott schickt inen (den gerechten) alles unglück auf den hals, also das sie dünket, es gehe alles widern strom. 4, 504ᵇ (533ᵇ), doch zugleich: es gehe die welt verkehrt, das wasser gleichsam bergauf.
er ist nun einmal nicht gemacht, nach andern
geschmeidig sich zu fügen und zu wenden,
es geht ihm wider die natur, er kanns nicht.
Piccol. 1, 3;
umzukehren und vor ihr sich zu verstecken
schien wider die regeln des wohlstands zu gehn.
Amadis 12, 24.
34)
Besonders entwickelt ist vor sich gehn, mhd. vür sich gân, eigentlich vorwärts gehn oder kommen, im gegensatz zu hinter sich gehen (d), jenes auch vorgehen (e).
a)
das eigentliche für sich gehen, jetzt vor sich hin gehn (s. 8, d) ist früh bildlich verwendet für gedeihen, 'vorwärts kommen' (vgl. u. 33, c), von statten gehn (33, h), wie vom menschen selbst: früe satt selten für sich gaht 1431, so von seinem thun:
vgl. entsprechend für sich trîben, eigentlich den pflug, die zugthiere (s. 33, b, γ), z. b. von tumben wîben,
es thu nu der teufel odder mensch, ein schalk odder fromer solch werk .. so gehet gleich wol die ordnung und befelh gottes für sich. bei Dietz 2, 45ᵃ, in beiden fällen schon mit einschlusz des erreichten zieles.
wande er flîʒet sich dar zuo,
daʒ für sich gê diz werc von mir.
Parton. 217,
die wellen für sich trîben
swaʒ in gevellet in den muot.
das. 12070;
des wuochers pfluoc ist sô geriht ...
sîn gewin alleʒ vür sich gât,
sô al diu werlt ruowe hât.
(vgl. 27, 19wucher treiben);
so geet für sich dein begirlichs werben.
s. sp. 620;
b)
denn es bezeichnet nachher auch den ganzen verlauf einer sache bis zum ende: es gehet alles wol vor sich, omnia ex sententia procedunt. 627, gut von statten;
laszt es nicht dazu kommen, verhindert das. auch mit dat.: früe auf den rosmarkt kam, vil schöner ross er feilset und darumb kaufet (handelte), doch kein kauf im für sich gieng. dec. 78, 35. md. vor sich:
schon in mhd. zeit diesz md. vor, z. b. im rechtsleben: ist aber daʒ si iʒ dâ intscheiden, wes (für swes) si bekennen dâ, daʒ mûʒ vor sich gên. Freib. stadtr. § 12, 3, 195, was sie erkennen, erklären, musz zur ausführung kommen; und waʒ die wîle geteidinget wirdet .. daʒ hât craft und mûʒ vor sich gên zu rechte. § 32 (259); vgl. u. e vür gân. dazu mhd. vürganc, md. vorganc: dirkennen dy ratman .. das ist der stat .. bequêmelich (förderlich) sî, sô sal is vorgank habin. dirkennen si abir, das es unbequêmelich sî, sô sal is abe gên. cod. dipl. Siles. 8, 58, nicht gelten.
der Eckhart gern zu land uns brecht
den Sachsenspiegel Schwebschn recht,
das lauszen, frow, nit für sich gan!
Mörin 1851,
nu swiget, lieben lude,
und lat uch betuden (bedeuten),
wie dit spiel sal vor sich gehen.
Alsf. passionsspiel 87 (vgl. u. 33, e).
c)
so noch vor sich gehn von allerhand dingen:
und so geht es vor sich? 3, 55, d. h. es kommt auch dazu, wird was draus; da die analysis eines verstandesbegriffs nicht auf andere art vor sich geht. 3, 186, zugleich: auszuführen geht, sodasz es auch an das blosze gehn 33, k angrenzt.
es soll die heirath vor sich gehen.
2, 146;
d)
als gegensatz entsprechend ist ursprünglich hinter sich gehen, wie z. b. noch in dem Leipziger kinderspruche beim auszählen zum spiel:
im 16. jh. z. b.: und im sein narung hinder sich ging. Eulensp. s. 43 Lapp., s. unter hinter IV², 1494, z. b. auch von anschlägen (plänen) die hintersich gehn, zuruck 29, e (vergl. rückgang), jetzt die sache geht rückwärts statt vorwärts, geht den krebsgang, auch das glück (als zweiseitig gedacht), eigentlich zu 35:
sechs mal sechs ist sechs und dreiszig,
und der mann ist noch so fleiszig,
und die frau ist lüderlich,
geht die wirtschaft hinter sich.
das kan aber leichtlich geraten (dazu kommen),
das unser glück geh gar zurück,
denn glück hat gar viel böser tück.
Froschm. III, 1, 11, 127.
e)
für vor sich gehn aber auch einfach vorgehn, mhd. vür gân. noch jetzt fragt man was geht hier vor? oder was geht hier vor sich? mhd.:
noch im 16. 17. jh. fürgehn (s. d. 4, auch 7). aber auch vergehn, durch enttonung des vür, z. b.:
s. auch bei 2, 6 das recht hat sich vergangen, das gericht ist vorüber, eigentlich ist vor sich gegangen (vgl. process, procedieren). ebenso persönlich so und so verfahren, eigentlich vür varen, und zu etwas verschreiten, eigentlich vorschreiten. s. auch bloszes gehn für geschehen, wechselnd mit vergehn u. 35, b.
valsch geziugen stalt er dar ..
wie sölt daʒ reht dâ vür gân?
in B für sich gân;
7, 20, an untriuwe, wâ diu vür gât,
ein guoteʒ ende selten stât.
6, 35.
da sollichs geschach und vergieng (der kampf),
uf der walstatt man anfieng,
zu suchen die eidgenoszen.
Schwabenkr. 114ᵇ.
35)
Eignes gehen der dinge ganz unabhängig von unserm betreiben (s. 33, b) oder eingreifen.
a)
wie die zeit (22), so gehen die dinge in und mit der zeit: geht die bequem zeit hin, so geht das ding, derselben zeit eigen, mit hin, das mans in volgender zeit nimmer finden mag. spr. 1, 99ᵇ; die zeit gehet und wir mit ihr. 1435, 62; sein alter (auch er) geht mit der jahrzahl Adelung. die zeit und dinge in ihrer folge gehn auf oder nach einander (vgl. 30, f): der rath soll gehen vor der that. 1435, 60, jetzt vorhergehen; daher ist die gewonheit ... blieben, das man das evangelium hart vor der predigt zu latinisch lieset .. aber weil die predigt drauf bald gehet und die (fremde) zunge verdeudscht .. warumb solt ichs verdamnen? 3, 58ᵇ; wenn wirs unter uns ansehen (d. h. die creatur, eine gegen die ander), so kompt imerdar eins nach dem andern, der son nach dem vater, ein jar, ein tag nach dem andern. aber das alles, wie es nach einander gehet, ist für gott als ein augenblick. 4 (1556), 17ᵇ, vgl. 5, e kommen und gehn wechselnd; wenn man nu die welt ansiehet, vom anfang bis zum ende, so gehet für den leuten eins nach dem andern, für gott aber alles mit einander zu gleich. das.; damit ist noch nicht ausgedruckt, wie dasselbe alles zugangen ist (die schöpfung 1 Mos. 2), darumb holet ers in diesem cap. wider, thut viel wort dazu, das ers erklere, wie es nacheinander gangen sei. 18ᵇ, zugleich als bild für unser entwickelung, das sehr jung doch schon sehr verblaszt ist, vgl. das heutige hervorgehen des einen aus dem andern, oben 16, g gehen aus oder von, entstehen, herkommen, auch unter 5, e noch im 18. jahrh.: es geht eins aufs ander, est quaedam series rerum. 868ᵇ. dichterisch gehen auch für vergehen, eigentlich fortgehen (s. 34, e):
der jugendflor der wangen,
die rosen sind gegangen,
all gegangen einander nach.
vgl. engl. gone).
369 (b)
auch kurz für geschehen; mhd., in einer betrachtung des allgemeinen todes:
aber auch mit benanntem subj., schweiz.:
wo nach dem stând freilich mord und todtschlag als umgehende gestalten gedacht sein können (s. 32, d, auch c a. e. von rauben und stelen), aber die spätere hs. bessert gand in vergond, also eigentlich vür gânt, vorgehn (s. 34, e). noch jetzt: es hatte ihn wunder genommen, was gehe, darum war er hergekommen (ins rathaus). 8, 302, d. i. er war neugierig, was vorgehe; umsonst sprang der weibel herum und sagte, der herr venner liesze bitten zu pressiren (zu eilen, mit der wahl), sonst sei es zu spät, und gott wisse, was dann gehe. 305, geschehen werde, oder was dann komme, denn auch das gehen scheint nach dem gleichbedeutenden zugehen zugleich als ein herankommen gemeint; vergl. folgendes.
nu muoʒ eʒ über al gên:
unser keiner mac hie bestên.
warnung 3009, 1, 520.
vil mord, todschlag bim win gand,
huory, eebruch nit müeszig stand (beim wein).
etter Heini 399,
c)
auch wie es gieng, 'zugieng', ist eigentlich dasselbe (vergl. mhd. unter b und 36, h, ι):
gewöhnlich: wie es kam, wie das so kam? eigentlich daher kam, an dich heran kam, oder in gleichem bilde wie das zugieng, diesz schon mhd., auch ohne dat.:
auch es geht so und so ist eigentlich dasselbe, ausgemalt es geht zu oder her (daher): wenn es so sol in deudschen landen gehen, so ist mirs leid, das ich ein Deudscher geborn bin. 5, 185ᵇ; so ungefähr ging es in Burgdorf (als nun die Franzosen da waren). 8, 306; drauszen sagte sie zu ihren mägden, drinnen gehe es kurlig, sie könne sich nicht darauf verstehen. 7, 86; in der kirche (bei der trauung) gings wie üblich, einige freundinnen der braut weinten u. s. w. 382. ebenso z. b.: das kann nicht so fort gehn, ich bin doch neugierig, wie das weiter gehn, wie das ausgehn wird, für letzteres aber ursprünglich ergehn, mhd. ergân. auch schon ags. gangan geschehen, verlaufen 1, 368 und goth. gagaggan Phil. 1, 19: vait ei þata mis gagaggiþ du ganistai, οἶδα ὅτι τοῦτό μοι ἀποβήσεται εἰς σωτηρίαν.
zur wachtel, welche der gefahr,
dem garne kaum entronnen war,
liesz sich der stolze hänfling nieder.
mich dauert, sprach er, dein gefieder,
o sage, wie es immer gieng,
dasz du nicht flohst und man dich fieng.
(1839) 3, 424,
wie daʒ aber zû gienc ...
daʒ lât ûch hie zû dûte sagen.
pass. H. 156, 68;
wie kan es nun (nur) zuo gan,
dasz ein nar zwen witzig man
beschiszen sol durch sine list
und doch siner red beroubet ist?
fastn. sp. 845, 23.
d)
die natur geht ihren eignen weg: du wollest oder wollest nicht, so musztu thun, wie die natur ist, oder gehet doch andere wege, das solcher jamer draus folget. 4 (1556), 15ᵃ, vergl. 14ᵇ die natur .. musz iren gang haben, es ist von der unnatürlichkeit des coelibates die rede; auch gottes wille, der zorn gottes als strafe:
der zorn gottes .. der bisher gangen ist .. und noch gehet. 4, 105ᵃ, im unaufhaltsamen gange; vgl. mit über 30, e.
was das (gottes wort) sagt, musz geschehen
und geht gewisslich fort.
laut. w. 445 (398);
e)
unglück, leiden geht über einen (vgl. 34, d a. e. vom gange des glücks): so ist alle dis grosz unglück über uns gegangen. Dan. 9, 13, und wisset, das eben dieselbigen leiden über ewer brüder in der welt gehen. 1 Petr. 5, 9; ich bitte gott umb ein gnedigs stündlin, das er mich von hinnen neme und nicht sehen lasse den jamer, so über Deudschland gehen musz. schr. 5, 185ᵇ, über es hereinbrechen. den neid (ein ungewitter) lassen über sich gehen, subire tempestatem invidiae 868ᵇ, vgl. 36, f, ε. auch fürüber, eigentlich über uns hin (s. vom gewitter, sturm unter 13, f, s. auch 22, c):
das entgegenkommen hiesz auch wider gân mit dat., wie noch widerfahren (s. unter g):
dück dich, lasz ('s) fürüber gan,
das unglück wil sein willen han.
volksl. 758.
dâ was daʒ leide,
daʒ im wider gie ..
leseb. 1839 812, 32.
f)
auch unter augen (d. h. dasz wirs vor uns sehen) geht uns was uns 'widerfährt' (vgl. unter g) in der alten vorstellungsart: und ist hie zu merken, das dieser psalm nimermehr wird gründlich verstanden oder gebetet, es gehe denn dem menschen der unfal unter augen. 3, 2ᵃ; vgl. auch angst geht mir unter augen u. ähnl. 31, a, 36, g, β, s. einem unter augen gehen, offen entgegen treten unter 8, i, man muͦsz dem glück under augen gehn spr. 1, 12ᵇ, dem übel soll man entgegen gehen 1431.
g)
noch sinnlicher, ursprünglicher zu handen, eigentlich in handnähe, dasz man nur darnach zu greifen braucht, oder auch sich wehren musz o. ä., oder auch in hant, als gabe, auch als aufgezwungen:
deutlich auch vom zufall, der uns etwas 'in die hand spielt' u. ä., auch schlimmes: zuͦ seinem groszen schaden, so im dann widerfaren und zuͦ handen gangen was. rollw. 71, 10; niemand hett sich versehen, dasz dem Reymund solcher handel zu handen gangen oder widerfahren were. b. d. liebe 264ᶜ, er hatte nämlich durch unglücklichen zufall seinen herrn getödtet; er förcht, im woll dʒ oder dʒ zu handen gehen. seelenp. 204 ( 501); noch jetzt von dingen, die uns der zufall entgegenbringt, es gieng mir gestern in die hand, z. b. auch eine wichtige stelle beim lesen, eine günstige gelegenheit im leben.
dis bîschaft (beispiel, fabel) sî zuo den geseit,
die dâ went (wollen) ân erebeit
wollust, lop und êre
besitzen iemer mêre.
daʒ mag in nicht zuo handen gân (nur dem fleiszigen).
4, 35;
wænst du, sprach her Hildebrant,
daʒ dir die (so l.) risen gânt in hant?
wir müeʒen mit in vehten.
Virginal 894, 2. 469, 11 (s. Berl. heldenb. 5, 275);
mac mir diu stunde (gelegenheit) gân in hant,
îch gibe iu silbers hundert marc.
369, 11;
sô gât uns danne gelucke in hant.
465, 11;
er kam gen Frankrych in das land,
nun hörend zuͦ grosz abenthür,
ouch (welch) lieb und leid gieng im zuͦ hand.
hist. volksl. 75.
h)
daher wol auch das mhd. mir gât nôt, z. b.:
s. mhd. wb. 2¹, 410 fg., nur selten und erst später mich gât nôt, s. Berl. heldenb. 4, 284 (das letztere übrigens wie homerisch χρειώ με ἱκάνει); bei dem acc. mochte hinter gân in gedanken an gân stehen, das J. Grimm unter angehen 1 als das ursprüngliche annimmt und auch belegt, mhd. und noch nhd. aus Luther, z. b.: so wir daselbs offenberlich beider gestalt bekand und verteidingt haben, und soltens nu heimlich verleugnen oder endern? was gienge uns not an? 6, 18ᵃ, was nötigte uns dazu? aber der dat. ist einmal mhd. das ursprünglich herschende, und wenn bloszes gehn mit dat. auch sonst nicht unerhört ist, s. z. b. u. 5, d gemainen steten wer ein hilf gangen (gekommen), so kann das jenen dat. doch nicht genügend erklären, wie auch nicht die wendung mir ist nôt mit gen. oder mir widergât leide u. ä. (s. unter e), die doch dabei im sprachgefühl mitwirkend gewesen sein mögen. es hiesz aber wol ursprünglich mir gât nôt ze handen, in derselben vorstellung wie sô haben wir strît an der hant, auch den tôt u. ähnl., wie arbeit, kumber, bedrängnis, not:
wie es umgekehrt von glück heiszt (vergl. Boner unter g):
auch abgeschwächt von guten fortschritten im lernen, z. b. von einer schülerin im harfenspiel:
statt zu handen übrigens auch umb die hand (d. i. in gefährlichster nähe); von der not, in die er vom riesen kommen würde, wie ihm Hildebrand warnend vorausgesagt, sagt Dietrich, als er in der not ist:
noch jetzt ist mit not eine entsprechende wendung gangbar von höchster alterthümlichkeit: wenn not an mann geht, im äuszersten notfalle; so weist du weder aus noch ein, wenn nun noth an den mann geht. 12, 122 (gel. rep. 134), eigentlich: wenns zum kampfe, zur entscheidung über das dasein kommt.
er begunde weinen, des gie dem helde nôt.
Nib. 2252, 2;
nu wert iuch ellenden, dêswâr des gât uns nôt.
1867, 3;
weinens gêt mir michel nôt.
Erec 5350,
arbeit, diu gât uns dâ in hant.
Virg. 10, 11;
kumber ist in gegân in hant.
535, 11 u. ö.,
eʒ hatte in Nîflande
gegân im wol ze hande.
livl. reimchr. 8085;
dô gienc eʒ wol ze handen ir.
troj. kr. 15823 K.
und was mir ye gesagt Hiltebrant,
das geet mir yetzund umb die handt.
Sigenot Nürnb. 1521 D 3ᵇ, 90, 5 Sch.
36)
Endlich es geht, wieder mit eigner reicher ausbildung.
a)
im allgemeinen ist zu bemerken,
α)
wie sonst, ist es auch hier oft nicht eigentlich das allgemeine subject, das als unbestimmter begriff doch so bestimmtes zu leisten hat (s. b), sondern der vertreter eines im zusammenhange ausgesprochnen oder verborgnen begriffes, der das subject darstellt, s. z. b. daʒ spil gêt und eʒ gêt unter f, γ; ähnlich:
eʒ, das spotten und das weh davon, vgl. 4509 daʒ begund im an sîn herze gân (s. 27, c) und nhd. es geht mir nahe dich so zu sehen; swer nachtes gehowen gras oder gehowen holz stilt, daʒ sal man richten mit der wid. stilt her eʒ des tages, eʒ gêt zu hût und zu hâre. Sachsensp. II, 28, 3, das eʒ gewiss noch betont gesprochen. nhd. z. b.: ich hatte .. verschiedenes geschrieben und wieder ausgelöscht, als ich ungeduldig ausrief: es will nicht gehen! desto besser! sagte das liebe mädchen .. ich wünschte es ginge gar nicht. 24, 269;
es verflieszt aber so vielfach mit dem wirklichen allgemeinen es, dasz eine scheidung nicht möglich ist.
des wart ich dô ze spotte hie,
daʒ eʒ mir an mîn herze gie.
Iwein 4170,
Kuoni. frisch, fährmann — schaff den biedermann hinüber!
Ruodi. geht nicht. ein schweres ungewitter ist
im anzug. ihr müszt warten.
Tell 1, 1.
β)
auch das tritt ein, wie für dieses vertretende es (vgl. II, 965 fg.), so in nachdrücklicher rede selbst für das allgemeine es; mhd. z. b., wie vorhin Iwein 4509:
wo eʒ (d. h. betont) eben so gut mhd. wäre. auch wirklich für eʒ, nachdrücklich:
so für das allgemeine es nhd. z. b. in der capuzinerpredigt (vgl.hüt dich für dem, das hoch hergehet 1431):
sagt man doch auch das regnet aber heute! vergl. auch das geht hoch hinauf für da geht es hoch hinauf unter 12, a.
daʒ (was) er dir leides hât getân,
daʒ sol ime an daʒ leben gân.
Alex. 3516 W.;
er hât mir leides vil getân,
daʒ muoʒ im an daʒ leben gân.
Sigen. 16, 5 (heldenb. 5, 210ᵃ),
weiʒ got, daʒ mûste ouch ubern lîp
mit maniger villâte gân.
pass. K. 619, 26 (s. c, δ);
das geht ja hoch her. bin auch dabei.
Wallenst. lager 8.
γ)
anderseits wird aber es auch ganz unterdrückt, wie das vertretende (s. Schiller u. α), so das allgemeine: handel recht, so hast du recht, und gehet dir recht. 1435;
noch jetzt alem., z. b.: ihm gehe beim betteln so gut, dasz er nicht nöthig habe zu stehlen. Nümmam. 189. schon mhd. mir missegie, giengs übel. s. auch Maaler und Göthes geh wies will h, ζ.
und wenn punt uber eck wil gen,
zeucht (er) den kopf aus der schlingen.
meistergesang (s. II, 529);
nach dem mein eltern also ging,
war ich verstörzt gar ob dem ding.
flöhh. 2265 (2, 61 Kz., klost. 10, 840);
wie aber mein freunden sei gangen,
hab ich erst zeitung heut empfangen.
2283;
denn wenn die junkherrn raufen, schreien,
müszn die baurn ihr har darzu leihen
und geht über unschuldigs blut.
Froschm. III, 1, 11, 106;
als den hunden sol gangen sein.
190;
als ehe gieng zu Athen und Rom.
II, 3, 4, 175 (wenn nicht als's gemeint ist).
b)
die eigentliche meinung des es wird recht klar bei es geht von wirklichem gehen und bewegen.
α)
vom wege und dem gehenden oder fahrenden: wo gehts denn nach Weimar? fragt der wandernde; hier gehts nach Weimar, und da gehts nach Jena kann die antwort sein; es sind im stillen alle da gehenden gemeint, die vorigen und die künftigen alle, also eigentlich das gehen da überhaupt, begrifflich, zugleich aber der weg der alle bestimmt, und diesz alles faszt eben es zusammen und sagt das gemeinte also noch genauer als man geht oder der weg geht, sagt alles zusammen, was so ins unbestimmte ausläuft, doch aufs allerbestimmteste. Aber auch vom einzelnen gehenden oder fahrenden, vom einzelnen gange, z. b.: etiamne ambulas Plaut., gehts noch nit fort? 2ᵃ; die müden rosse werden angeredet:
nun giengs steil bergan, vgl. das geht hoch hinauf u. a, β; es gieng trepp auf trepp ab, in einem weitläuftigen gebäude; der bote (garnträger) ... handelte das gespinnst ein, theilte frische baumwolle aus (in den spinnerhäusern), dann ging es rasch hinabwärts, wo mehrere häuser .. stehen. 23, 50 (wanderj. 3, 5), führte ihn der weg und das geschäft;
Und noch anders:
heut gehts aufs eis, ihr lieben, ade. u. Werther 235 (d. j. 3, 47), freilich eigentlich: ich gehe, und doch davon noch bestimmt unterschieden, zugleich: heute hält mich nichts, ich gebe mich dem zuge, der gelegenheit hin wie andere u. ä., kurz ein recht unbestimmtes subj. doch bestimmt empfunden und in es ausgesprochen. und das alles ist allgemein als hausdeutsch, in den büchern doch meist gemieden, und doch mit seiner vollen lebenswahrheit durch nichts zu ersetzen.
nun geht frisch drauf, es geht nach haus,
ihr rösslein, regt die bein.
Göd.;
248 und, wie nach Emmaus, weiter gings
mit sturm- und feuerschritten.
26, 283.
donnerstag (gehts) nach Belvedere,
freitag gehts nach Jena fort (weiter).
die lustigen von Weimar);
1, 166 (β)
auch ist es gewiss alt, gewiss schon mhd. (schon nach c, β); im 17. jahrh.: wir lärten (beim erstürmen des städtchens) die gassen bald, weil nidergemacht ward, was sich im gewehr befand, und sich die bürger nicht hatten wehren wollen. also gieng es mit uns in die häuser (zum plündern). Simpl. 1, 275, 15 Kurz (3, 8); das mit setzt erst recht die bestimmende kraft des unbestimmten es ins licht. noch jetzt heiszt es z. b. nun giengs mit uns rasch bergab, auch mit dem wege, auch heute gehts mit uns aufs eis; s. auch d, γ. ε. h, ε, bes. g, ζ. auch bildlich z. b. wenns lange geht mit ihm (dem schwindler), so treibt ers noch ein jahr. daher auch so: wenns lang umbher gehet, so musz doch der dieb an galgen. 1436, 42.
γ)
auch von anderer bewegung, z. b. vom reiten (vgl. u. α):
vom tanzen (vergl. polisch musz lustig gehen 20, a, auch von gesang unter d, ζ):
zugleich bildlich: wie von unsichtbaren geistern gepeitscht gehen die sonnenpferde der zeit mit unsers schicksals leichtem wagen durch .. wohin es geht? wer weisz es? 8, 216.
rasch auf ein eisern gitterthor
ging's mit verhängtem zügel.
ged. (1778) 95.
doch hurtig in dem kreise ging's.
12, 55.
δ)
von geistern, gespenstern (s. 31, d) heiszt es gern so unbestimmt: es geht um in dem hause; es geht umb, lemures vagantur. 3ᶜ;
im garten des pfarrers von Taubenhain
geht's irre bei nacht in der laube.
ged. (1789) 2, 165.
c)
auch anderes, selbst eignes thun stellt man unter umständen so gleichsam von sich weg jenem allgemeinen subj. zu, d. h. der macht der verhältnisse.
α)
gern mit dem gleichfalls allgemeinen inf., z. b. es geht zum scheiden, ans scheiden:
als es zum scheiden ging. 22, 60; nun giengs ans ausarbeiten, einschreiben u. a.
Carolus. komt, edlen, helft uns kleiden,
disz ist der letzte dinst, es geht nunmehr ans scheiden.
Stuardus 2, 289;
β)
so namentlich mit an und dem unbestimmten artikel beim inf. (vgl. III, 133 u. 12):
da es nun zum bezahlen kommt, zum scheiden (s. u.α), und ein ist da eigentlich nicht der unbestimmte artikel, sondern jenes alte ein das noch bestimmter ist als der bestimmte artikel: das unvermeidliche scheiden, bezahlen, vergl. sô eʒ an daʒ gelten kumt 1, 474;
da ging es nun an ein ausreiszen. Sar. 12ᵇ;
und nun ging es an ein fragen, an ein untersuchen. 18, 271; nun ging es an ein fragen nach der familie .. 20, 135; nun geht es an ein fragen und erzählen. 22, 153; nun ging es an ein mahlen. 38, 62. auch es ging an ein groszes geschrei 1, 539, da gieng es an ein geschrei, ortus est clamor 1, 330ᵇ, für an ein schreien.
sine mugen niht langer hie gestên,
eʒ muoʒ nu an ein scheiden gên.
Parz. 331, 2;
sît daʒ eʒ an ein gelten gât.
104, 13,
dô muose eʒ an ein strîten von den von Tenemarke gân.
Nib. 2006, 4;
daʒ rât ich ûf die triuwe mîn,
ald eʒ gât an ein sterben.
Eckenlied 137, 12;
da gehts an ein picken,
an ein schlürfen, an ein hacken ..
fg. (Lilis park);
2, 90 nun ging es an ein beten und flehen.
47, 225;
γ)
mit praep. und subst., gleichfalls schon mhd.:
das notenlesen ging zuerst an, und als dabei kein spasz (von seiten des lehrers) vorkommen wollte, trösteten wir uns mit der hoffnung, dasz wenn es erst ans clavier gehen würde, wenn es an die finger käme (vgl. 5, e), das scherzhafte wesen seinen anfang nehmen würde. 24, 185 (a. m. l. 4); diese woche vergeht unter anhaltender theaterqual, dann soll es wieder frisch an vorgesetzte arbeiten gehen. an Schiller 27. jan. 1795; vgl. ich gehe an die arbeit 9, d. so übrigens unbeschränkt wenns in den krieg geht, wenns zu tanze, zu tische, aufs eis geht, auf die jagd u. a., nun gehts zu bette ordnet der vater an, auch nun gehts weiter der führer z. b. zu einem gefangenen, der doch selber geht.
ich half dir ie ze schimphe,
nu hilf ich dir alrgernest,
sît eʒ gât an den ernest.
Barl. 19, 12;
δ)
besonders auch mit über (vgl. 9, i), in mehrfachem sinn, wesentlich von einer gewalt, übergewalt, auch schon mhd.:
wie noch z. b. es ist recht über meinen hut gegangen, wenn er etwa zu einem spiele gedient hat (oder bei einer wanderung), es ist ihm stark zugesetzt worden, schaden geschehen;
obwol es das leben kostete; nach dem aus diesem buch (Liechtenbergers) ein fast gemeine rede ist entstanden gewest, es würde einmal über die pfaffen gehen, und darnach wider gut werden. 3, 405ᵇ;
auch mit lassen: nach dem dieser auf sein gebratens warten und also mit dem essen ein wenig pausiren muste, liesze ers über das trinken gehen. Simpl. 3, 155, 12 Kz. (Spring. 2), vgl. u. 11, h. z. b. eʒ ûf einen gân lâʒen, auf ihn los schlagen, wovon jenes eine weitere anwendung ist; es geht über den beutel, requiruntur sumtus. 1, 540 (zugleich nach 9, i); lassen sie ja alles recht weich kochen und braten, dasz ich nicht sehr kauen darf. es wird mir gar zu sauer, und es geht auch so über die zähne. lustsp. 309 (loos i. d. l. 3, 8), es geschieht ihnen schade;
etwas anders mit her (vgl. d, α): nun giengs über den wein her, auch über die arbeit u. a., wie man machte sich drüber her, d. h. mit einer gewissen tapferkeit, wie über einen feind den man zu vernichten entschlossen ist. vergl. auch unter f, ε von schlimmen folgen, strafe u. ä.
hie gieng eʒ über der schilte rant,
dô si zesamne trâten (zum kampfe).
Erec 9137,
swie eʒ ouch gienge ubern lîb.
pass. K. 173, 77,
wird aber krieg gelaufen an,
so gehts über die unterthan.
Froschm. III, 1, 11, 106;
erst gehts uber den beutel dein,
die hebamm must du zalen par u. s. w.
K.).
1, 441ᵃ (4, 343 bei tafel, freund, beginnt erst meine noth,
da geht es über meine flaschen.
d. berühmte frau).
VI, 30 (ε)
anders von reden: 'was hat es denn eigentlich gegeben?' .. 'worüber es ging?' antwortete Gabriel, 'ich hab's nicht gehört, aber das kann ich ihnen genau sagen, es ging über die alten Römer'. handschr. 1, 25. vergl. 20, d eine histori geht von .., handelt, erzählt. Auch von flieszender rede heiszt es: ich möchte sie predigen hören, es geht ihnen vortrefflich vom munde. 1784 4, 104 (2. br.); aber auch von gewandtem lügen: Röse. ich lüge nicht. richter. ich glaube ihr wiszt es selbst nicht, so glatt gehts euch vom maul. 14, 297 (bürgergen. 12), vgl. denselben unter 20, c.
ζ)
besonders bezeichnend ist es geht vom leder, man zieht die degen: damit gieng es vom leder. zwene giengen zugleich auf ihn los. polit. stockf. 286.
d)
überhaupt von allerlei thun und treiben, das da als selbstgehend behandelt wird oder doch von den verhältnissen geleitet, denen man es denn mit es geht zuschiebt; s. 32. 33, besonders wie mans treibt, so gehts 33, b, γ, eigentlich eine berichtigende antwort auf das vielgebrauchte es geht.
α)
es geht lustig in gesellschaft, gewöhnlich mit zu oder her (vgl. u. c, δ), aber ursprünglich und auch noch spät ohne diesz: ha, ha, da gehts volle wol. Garg. 81ᵃ (Sch. 138);
vom tanze (vgl. unter 20, a), es gat her clingen, krachen:
es geht bei einem gelage auf allgemeine kosten, auf regiments unkosten u. ä., im soldatenleben:
es geht aber auch bunt über eck u. ä., bunt durch einander (s. 33, i), z. b. in der fasnacht:
sonst es geht bunt, toll, wild her oder zu.
wo's fröhlich klang und lustig ging,
da rührten sich meine füsze.
Faust 2. th. 5. act).
41, 319 (es solt ouch die lîrerîn ..
ainen tanz machen (aufspielen),
das es gienge krachen.
teuf. netz 12065;
so tuonts denn danzen und springen,
das es recht her gat clingen.
das. 12198.
gehts auf kosten des bürgers und bauern,
nun, wahrhaftig, sie werden mich dauern,
aber ich kanns nicht ändern.
Wallenst. lager 12).
XII, 54 (gnippen und gnappen, tanzen und gumpen
treibt junk und alt, grosz und klein.
dann get es durch einander rein,
knecht, maid und kint als wuͦten wirt.
fastn. sp. 383, 19.
β)
ähnlich und doch anders auf und ab: zuletzt kam die nachricht, ihr wäret blessirt. da war nun gar kein auskommen mehr mit ihr, den ganzen tag gings auf und ab, bald wollte sie reisen, bald bleiben. 11, 53 (Lila 1), schwerlich im hause trepp auf trepp ab (b, α), wol mit der stimmung, wechselndem entschlusz und unmut; vgl. andres auf und ab gehn 21, a, auch von andern zuständen heiszt es es geht (wechselnd) auf und ab, z. b. mit dem gedeihen eines geschäftes, dem befinden eines kranken (g, β), s. auch hoch und tief unter h, β.
γ)
was wir betreiben, mit dem geht es so und so (vgl. b, β): also geht es auch mit der beicht (d. h. man nimmts leichtsinnig) .. also gieng es auch mit diser guͦten frawen, die kam für den beichtvatter .. rollw. 88, 20. 22. es geht langsam mit der arbeit u. ähnl.: es geht verflucht langsam mit unserer verschanzung. 14, 97; es geht jetzt etwas heftig mit der rekrutirung. 11, 309. es geht lahm mit einem geschäfte, rasch mit dem wiederaufbau eines abgebrannten hauses, zu ende mit einer unternehmung (zum ziele oder zum aufhören vor dem ziele), immer wird in das es der hemmende oder fördernde einflusz
der verhältnisse gelegt, die neben uns wie ihren willen für sich haben.
δ)
im spiele u. ä. heiszt es z. b. es geht reihe um, nach der reihe, und der einzelne musz sich dem es fügen, darf die reihe nicht durchbrechen wollen; ebenso bei einer abstimmung (s. 16, h), beim austheilen u. a., beim rundtrunk, da gehts aus éinem becher (19, g, γ Schiller), beim zutrinken mit brüderschaftmachen, von einem zum andern (vergl. V, 1680), z. b. bei der fasnacht:
zugleich vom zuruf, s. unter ζ.
fressen, und saufen stark dazu,
darnach gets umb 'da, du! da du!'
fastn. sp. 385, 17,
ε)
aber auch es geht aus dem spiele, tritt aus dem kreise des spiels in den ernst hinüber (oder hinaus):
aus dem waffenspiel der lernenden oder kinder in bittersten ernst mit den speeren. daher von schlimmen dingen, von unglück:
auch mit dat., wie jetzt das ist mir doch auszer dem spasze, das geht mir doch über den spasz:
sachlich ähnlich das geht mir zu weit (ihr treibt es zu weit, vgl. 33, b, γ):
dô gieng eʒ ûʒer deme spile.
En. 21, 8;
dô giengeʒ ûʒ der kinde spil.
Parz. 79, 20,
it gingh dair buiszen schimp ind scherz,
der brandt wart groisz sunder maisz.
Neusz 846;
Herodes heeft der kinder ghedodet veel,
het gaet der nu al uut den speel.
hor. belg. 10, 62;
het gaet mit mi al uten spel.
178;
daʒ gienge mir ûʒer deme spil.
Eneit 343, 3;
eʒ gât mir ûʒ dem schimphe.
altd. übungsb. XIV, 129;
do gink it Reinken ût deme spele.
Rein. vos 1822;
nu gaet (d. i. gaet't) Reinaerde al uten spele.
Reinaert 1890.
Alcest (zornig und entschlossen). mein herr, nun gehts zu weit!
heraus! was wollen sie?
mitsch. 3, 9).
7, 106 (ζ)
auch von singen, rufen, reden, lesen heiszt es es geht, es gieng, mit folgendem wortlaut (vergl. von tönen 20), ähnlich dem es gieng vom tanzen unter b, γ:
weiter hielt unser Gurgelgrosz die zinskappige Martinsnacht .. da gieng es 'post Martinum bonum vinum' u. s. w. Garg. 50ᵃ (Sch. 79), da erklang der gesang; die heilig fantastnacht .. die war sein göttin .. da giengs: es kompt ein zeit heiszt fasenacht u. s. w. das. (80);
vgl. es get umb da du! unter ε.
und soltinds leren lesen und singen (die lehrer die schüler),
das es recht hin gieng clingen,
wenn man ein (schüler) ze wihe sant (zum priester weihte).
teufels netz 11726;
eichel, schellen, grün und herz
bringen dir bald freud bald schmerz.
bald gehts: jetzt hab ich gewonnen!
bald heiszts: mein geld ist zerronnen!
Simpl. 4, 321 Kurz;
η)
es ist übrigens eigentlich dasselbe, wie von dingen die sich hören lassen, z. b.:
sie sieht den reiter nicht, sie rät ihn nur. so besonders, wenn man nicht weisz was den laut gab: auf dem boden giengs knack knack! aber auch ohne diesz: in der mühle gehts klipp klapp den ganzen tag; da gings krach! und um schlug der wagen. 11, 302; krack ists an d'vordere achs gangen, krick an d'hindre (vom rasenden fahren). Eipeldauer br. 1, 7. vgl. 20, b die trommel geht u. ä., der pflug geht kirkar u. ä.
und auszen, horch! gings trap trap trap,
als wie von rosseshufen.
ged. (1779) 87,
θ)
auch von thun und gebaren überhaupt, besonders von gewohntem thun:
ein lehrling erzählt wol von einem bösen meister: du esel, du schafkopf! so gehts in einem fort. aber auch von schlägen: wenn er prügelt, da gehts immer gleich aus dem ff. (wie beim singen aus a-moll u. ä. 20, a), wie auch von anderm gebaren, z. b. wenn die kinder im spiel den bauer darstellen: beim säen gehts so, beim dreschen gehts so (macht mans so, vgl. kommen 36, g), aber auch z. b. von unsaubern kindern, die alles an den ermel wischen es geht immer gleich auf den ermel. vgl. wort und geberd gehn, von lebhaftem reden mit geberden unter 15, i.
siehst du des tischlers da drüben für heute geschlossene werkstatt?
morgen eröffnet er sie, da rühret sich hobel und säge,
und so geht es von frühe bis abend.
40, 323.
e)
für das selbstgehen der zeit (s. 22) ist es geht besonders geeignet und längst in gebrauch:
und (da) es ietzund gegen der nacht gienge. Bocc. 1, 71ᵇ (1580); worauf gehts? quelle heure sonnera-t-il? es geht auf zehen uhr (los). 338ᵃ; bruder, es geht stark auf fünf. 3, 27; es ging jetzt gegen abend. biogr. bel. 1, 132; es gehet in die vierte woche, dasz ich ihnen geschrieben habe. Campe. wie aber zeit und verhältnisse im begriffe sich verflechten, zeigt z. b.:
wie vorhin an die naht.
dô eʒ an den âbent gienc.
Iwein 273;
sus reit sî allen einen tac ..
unz daʒ eʒ an die naht gienc.
5779;
der winter der ist gar gelegen ..
es get gen des maien zeit.
fastn. sp. 410, 25;
nu gie eʒ an die heimvart.
Karl 10967,
f)
es geht vom gang der dinge und verhältnisse und ihrer wirkung auf uns.
α)
im kampfe geht es ans leben u. ä.:
d. h. an die riemen, die dem helme, der rüstung u. s. w. ihren halt geben, er hat eben eine wunde erhalten; noch im 16. 17. jh. als redensart:
ich liesze den gecken murren, bisz der bartputzer kame. als ich sahe, dasz es an den bindriemen gehn wolle, sagte ich .. 610, wie: dasz es zum treffen kam. ans leben, mhd. auch an den lîp (d. i. leben):
vgl. 27, c von wunden, die ze verhe, an daʒ herze gânt, auch 14, a vom stich der nâhe gât (an den leib). aus dem kriegsleben auch: sacer manipulus, es geht an die zehend garb (beim mähen) odder es geht an die letzst rott (in der schlacht). spr. 1, 14ᵃ, zugleich übrigens zu d, ζ, bei der garbe ist daran zu denken, dasz sie dem bauer verloren geht als zehnte. vergl. es wäre an die letst not gangen, der garaus wär da gewäsen, ad extrema ventum foret 156ᵃ, bei 622 es geht auf die letzte, ventum est ad extrema. ähnlich bei einer hinrichtung von gefangenen, von der ein betheiligter erzählt: da nam man min gesellen und schlug in och die köpf ab. und do es an mich gieng, da ersach mich des kungs (sultans) sun und schuf, das man mich leben liesz. 55 (c. 2).
do sprach der ungefuͤge man:
erst wil mirs an die riemen gan.
Sigenot 83, 5 Sch.,
es wird nun an bindrimen gan,
man wird aufn schwanz der schlangen stan.
flöhh. 3755 (2, 99 Kz., 886 Sch.);
daʒ er (Siegfried) sich hât gerüemet der lieben vrowen mîn,
dar umbe wil ich (Hagen) sterben, eʒ engê im an daʒ leben sîn.
Nib. 810, 4;
und ist der starke Sîfrit komen in mîn lant (Brünhilds)
durch willen mîner minne, eʒ gât im an den lîp.
395, 3;
β)
dann auch an die êre, triuwe, d. h. aus dem kampfe in das leben übernommen, wie so viele wendungen:
im rechtsleben, von urtheilen: ordêl ne mût ên man ôk nicht vinden (als schöffe) over sînen herren unde over sînen man unde over sîne mâge, dâr't in an ir lîf oder an ir gesunt oder an ir êre gâ. Sachsensp. II, 12, 1; die dienstman .. mugen drîer dinge (in drei fällen) niht geziuc sîn über die frîen liute: dâ eʒ in an ir lîp oder an ir êre oder an ir erbe gêt. Schwabenspiegel 230 G.; dagegen mit zu: stilt erʒ (das gras oder holz) bî dem tage, eʒ gêt im ze hût und ze hâre. 170 (vgl. 169 hût und hâr ab slahen), vgl. übrigens unter a, α. im 16. jh.: sparen ist zu spat, wann es geht an die hoffstat oder hausrath. spr. 2, 153ᵃ; s. auch es geht einem ans herz unter a, α, ins, durchs herz, zu herzen 27, c ff.
nieman weiʒ wâ er vriunde hât,
wan swâ eʒ an lîp und êre gât.
96, 10;
doch wære diu eine magt
dâ wider schiere verclagt ..
gieng eʒ mir an die triuwe niht.
Iwein 4902.
γ)
auch um das leben u. ä. geht es:
d. h. ich wage das leben daran, setze es daran (eigentlich aufs spiel); wenne eʒ im (dem fuchse) umb daʒ leben gêt von siechtuom. 163, 16;
ich aber denke (in der rauferei), hier gehts noch um haut und haar. Münchh. 4, 32, es handelt sich ums leben, das leben 'steht auf dem spiele'.
ê daʒ ich iu entrinne,
eʒ muoʒ mir umb (var. an) daʒ leben gân.
Rabenschl. 394,
es geht ums leben. sei barmherzig, fährmann!
Tell 1, 1;
δ)
denn aus dem spiel und seiner sprache ist das entnommen (s. 33, e), wie es da jetzt noch heiszt z. b. im skat es geht um die ganzen, um die halben; 'um was gehts denn?' es geht ums ganze, wo alles aufs spiel gesetzt wird. das eʒ wird hier unmittelbar für spil eingetreten sein, vgl. z. b. in der warnung 1312 und 1320:
daʒ er gedenkt, wieʒ denne gestêt,
ob daʒ spil an die verlust gêt ...
des spiles im niemen gestêt (steht bei),
sô eʒ im an die vlust gêt.
1, 474.
ε)
vom ausgang, den folgen unsres oder fremden gebarens, wie er uns trifft (vgl. ausgehen 5): was ich gethan, geht an mir aus, ich muesz(s) büszen. 1ᵇ. mit über (vgl. c, δ): wenn sich grosze herren raufen, gehts über der unterthanen haare. 1, 540 (zugleich nach c, δ); über dich wirds gehen, thou shalt pay for it. 716; ich will alles über mich gehen lassen, I'll be suffering. das.; vgl. die kösten über sich gehen lassen, detrahere de suis commodis 868ᵃ (anders koste gât über etwas 17, e, γ), wie neid, unglück 35, e, auch 30, e rache, strafe geht über einen.
g)
besonders mit dat. mir geht es so und so.
α)
man fragt wie geht dirs? schon mhd.: der bîhter gêt dicke zuo der tohter (beichttochter) unde sprichet 'sage mir, wie gêt eʒ dir nû?' si sprichet 'eʒ gêt mir übel, mir ist himel und ertrîche ze enge'. 464, 26; diu tohter kam für den bîhter unde sprach 'wie gêt eʒ iu nû?' er sprach 'von herzen wol'. 475, 11. auch hier ist die entstehung von eʒ zu erkennen, eigentlich mîn dinc, meine dinge, angelegenheiten, s. 33, b, vgl. auch das. unter β mir gêt der pfluoc wol, ebene (gleichmäszig) u. ä., daher mhd. auch eʒ gât mir eben (das. α). auch glatt dar, gleichmäszig vorwärts: und solt darumb nit auf hören (mit beten), das es nit also glat dar geet als du mainest es dir dar geen solt. has im pf. b 4ᵇ.
β)
es schoben sich aber auch andere vorstellungen unter, z. b. eʒ gât mir wol ze hande, eigentlich in die hand, s. u. 35, h, oder unter augen, wie z. b. unglück 35, f: es würde euch nach absterben N. N. sauer unter augen gehen. br. 4, 397. auch auf und ab, wechselnd (vgl. d, β): varie valeo, es gehet mir uf und ab, ietzt gesund, ietzt krank. 3ᵃ; es geht mir weder auf weder ab, mihi nec seritur nec metitur. 868ᵇ. auch greift man scherzhaft auf das sinnliche gehen zurück, z. b. nd. wô (wie) geit et? antwort up'n foiten an'n besten, oder jümmer dôr den dreck, d. h. mäszig gut 59ᵃ, vergl. die antwort auf zwei füszen 6, a, auch Göthe, unter h, β.
γ)
es heiszt mir gehts wol oder übel, gut oder schlecht, schlimm u. a. (s. schon unter α mhd.), sowol von dauernden zuständen wie von erfahrungen im einzelnen:
dasz wir noch schlimmeres erfahren, erleiden werden; der zarte neidhart, dem es leid ist, das es einem andern wol gehet. bei Dietz 2, 46ᵃ; das im und seiner verzweivelten bubenschule viel erger gehen würde im concilio, weder es zu Costnitz dem bapst Johanni gangen ist. das.; auf das (d. i. das's) uns wolgehe alle unser lebtage, wie es gehet heuts tages. 5 Mos. 6, 24; so sage doch, du seist meine schwester, auf das mirs deste bas gehe umb deinen willen. 1 Mos. 12, 13, dasz ich bessere behandlung finde; es ist guͦt gedultig sein, wann es eim wol geht. spr. 2, 102ᵃ; wems zu gut geht, der wird übermütig;
auch von gegenständen, doch mehr in spaszhaftem ton: Georg. ich hohlt meines vaters altes schwerdt .. lief auf die wiese und zogs aus. Götz. und hiebst um dich herum? da wirds den hecken und dornen gut gegangen sein. d. j. 2, 246. als abschiedsgrusz: lasz dirs wol gehn, bene tibi sit. 3ᵈ.
myn sorg ist, wir verlieren me
und das es uns noch übler gee.
88, 33,
o ungeschränkte majestät (Christus am kreuze),
wie kömmts, dasz dirs so kläglich geht?
das macht dein huld und treue.
Göd.
42 δ)
das wol oder übel auch auf andre weise ausgedrückt, oder allgemeiner, vom inneren wie äuszeren ergehen, vom gröszten wie vom kleinsten (vom erstern gern ergehen):
wie es einem gehet, also gebaret er. spr. 2, 23ᵃ (nachher wie es eim ieden umbs herz ist); mit rechten leuten gehts eim recht. 2, 154ᵃ; sie sprachen zu mir (Aaron), mache uns götter, die fur uns her gehen (als führer), denn wir wissen
nicht, wie es diesem man Mose gehet, der uns aus Egyptenland gefüret hat. 2 Mos. 32, 23, was er für glück hat (vulg. nescimus quid acciderit), vergl. wie es einem geht und er glück hat, also stelt er sich (gebaret) spr. 2, 145ᵃ; legt das kind drein und legt in in den schilf am ufer des wassers. aber seine schwester stund von ferne, das sie erfahren wolt, wie es im gehen würde. 2 Mos. 2, 4, was mit ihm werden würde; der könig aber sprach zu Cusi, gehet es dem knaben Absalom auch wol? Cusi sprach, es müsse allen feinden meines herrn königes gehen, wie es dem knaben gehet. 2 Sam. 18, 32; da sprach sie zu irem vater, mein herr zürne nicht, denn ich kan nicht aufstehen gegen ihr, denn es gehet mir nach der frawen weise. 1 Mos. 31, 35, ich bin schwanger; es ist ihr unrichtig gegangen ( 1, 538), sie hat abortiert, bei Rädlein es ist ihr übel gegangen (mit einem kinde) 338ᵇ; also gieng es der biblia unter dem bapst auch, die man öffentlich ein ketzerbuch hiesz. 6, 316ᵃ; sagten sy, ich solte schweigen, esz mecht mir auch also gon (d. h. verbrannt zu werden), wil ich auch Lutheraner. 157;
der major, als er in sein zimmer trat, fühlte sich wirklich in einer art von taumel .. wie es denen geht, die schnell aus einem zustande in den entgegengesetzten übertreten. 22, 60.
es gat in als si hand verschuld.
volksl. 431;
(mein geist) spielt oft das widerspiel, und da er weinen soll,
so läuft, so springet er und jauchzet lachens voll,
und so auch gieng mirs itzt.
Lapp. 177);
106 (ε)
der dat. wird auch unter umständen unterdrückt (d. h. nur gedacht), der arzt z. b. fragt den kranken wie gehts denn heute? der besucher im hause wie gehts denn allerseits? wie ist es denn immer gegangen? bei 338ᵃ wie gehts, wie stehts (s. h, γ), wie hält das leben? antwort z. b. es geht noch so erträglich, it is indifferent 715. so erzählt 62 do fiengs an woll gan, besserte sich unsere lage. anderseits wird auch es unterdrückt: mir geht gut, wie mir gangen sei, s. a, γ.
ζ)
auch mit dient wieder (s. b, β):
wie gehts heute mit dem kranken? mit dem befinden? mhd. dafür auch umbe, z. b.:
wie noch jetzt bei stehn, man fragt wie es um einen steht (neben mit einem), es mögen eigentlich die 'umstände' gemeint sein, die wirkenden verhältnisse um uns, während bei mit das es noch mehr persönlich wird; vergl. auch mit einem gehen, leben 7, d und beides in mit einem umgehn, ihn so und so behandeln.
ik sprak: wô geit it mit ju, ôm?
Rein. vos 5976;
lûte rief dô Dancwart daʒ gesinde alleʒ an
'ir sehet wol, edel knehte, wie eʒ umb uns wil gân'.
nu wert iuch ellenden ..
Nib. 1867, 2 (vgl. anm.),
η)
auch es will mir nicht gehen, mihi nihil procedit, res meae haerent 868ᵇ, zugleich zum folgenden.
h)
Endlich es geht von den dingen, umständen, verhältnissen, die da wie selbstgehend, ja selbstwillig behandelt werden, wie schon im vorigen oft, vergl. das mhd. wil vorhin, nhd. unter 17, a.
α)
was hinter dem es eigentlich steht (zunächst das ding, s. g, α), war noch im 16. jh. deutlich: lein dich dran, so muͦsz es gon (l. gan). spr. 1, 26ᵃ (muͦsz, auch wenns nicht will); noch ein zug, so gehts. 2, 68ᵃ, eigentlich der wagen, karren, (greif ans rad, so geht der karrn 1, 12ᵇ), der so viele bilder und lehren fürs leben hergegeben hat (s. z. b. u. 33, f. h Frank), natürlich zugleich mit gedanken an das zugvieh, wie noch deutlicher in wie mans treibt, so gehts, s. dazu 33, b, γ Frank und noch ; im 17. jahrh.:
gehet es wol, so gibt man zoll. das., sprichw., doch wol aus fuhrmanns munde, von guter strasze, wie vom schmieren der räder: es geht als wann es geschmiert wäre, res it bene 868ᵃ, noch jetzt es geht wie geschmiert, glatt, glücklich von statten, aber nun auch: es geht wie mit dampf, so rasch.
wenn jeder thut so vil er soll,
so gehet ross und wagen wol.
1435, 38;
β)
das gehen darin wird auch noch jetzt beim worte genommen, wie von dichtern so auch im gemeinen leben, z. b.:
vergl. im sprichwort wie es gehet, so gehets, wie es fellt, so fellts 1436, 53; im leben heiszt es auf die frage wie
gehts? auch z. b. es schleicht nur, geht lahm u. ä., s. auch die scherzenden antworten g, β. im 17. 18. jh. auch noch sinnlicher daher, her gehen (wie jetzt noch zugehen), vergl.laszt es anhin gehn Bebel, laszens immer einher gahn Luther unter ζ; was wird aber nun geschehen? wie wird es nun ferner daher gehen, o du tolles und thörichtes Teutschland? friedewünsch. Teutschl. 52;
auch in anderm bilde auf und ab, hoch und tief (s. d, β); zwei freunde begegnen sich:
wo denn die vorstellung des glücksrades nachwirkt (21, a).
Mephist. was sich nur ansah (damals, in der vorigen zeit), waren feinde ...
denn leben hiesz: sich wehren — nun, das ging.
Faust. es ging, es hinkte, fiel, stand wieder auf,
dann überschlug sichs, rollte plump zu hauf.
Faust 2. th. 4. act),
41, 261 (so geht es leider her: man lobt uns auf der bare,
und haszt uns auf der welt.
1, 298.
wie gehts? fragt' einer. wie solls gehn?
bald hoch, bald tief u. s. w.
1, 161,
γ)
aber auch hier wieder das zusammenfassende 'gehn und stehn' (4, d), wie u. 17, c was gehn und stehn mag, menschenmöglich ist ( 12, 135): drumb gaht und staht es auch (in der welt) wie wir sehen. an den adel M 3ᵃ; ihr erfahret ja heut wol, dasz es desto besser in der welt steht und geht, weil man canzel und canzelei vermenget. Garg. 150ᵇ (Sch. 278), 20. cap. a. e.;
fragt man doch nach denselben dingen wie stehts? und wie gehts? (auch verbunden g, ε), mit jenem nach dem 'zustande', dem stätigen, mit diesem nach dem fortgange, dem bewegten, und aus beiden sind doch menschliche und weltdinge allemal gemischt.
weil (so lange) man glauben helt,
so stehets und gehets recht in der welt.
1435;
Martha. er liebte nur das allzuviele wandern,
und fremde weiber, und fremden wein ..
Mephist. nun nun, so konnt' es gehn und stehen,
wenn er euch ungefähr so viel
von seiner seite nachgesehen.
12, 155.
δ)
das gehen meint denn eigentlich auch ein fortgehen, weiterkommen, als welches auch das gedeihen, gelingen, glücken u. ä. gedacht wird: res progressum habet, es geht. 1ᶜ; gehet es nit zum ersten mal, so gehet es zum andern mal. spr. 2, 68ᵃ, auf den ersten anlauf, beim ersten versuche; versuchs nur, es geht schon; aber der müde ruft es geht nicht mehr! der verzagende es geht nicht! auch es will nicht gehen, non succedit 1426 (vgl. Göthes was nicht geht, schlepp ich u. 33, l), es will nicht mit ihm gehen, il n'avance point 339ᵃ; s. dazu u. λ. auch deutlicher es geht vorwärts, von statten u. ä. (s. 33, h), es geht rasch, flott, glatt (s. schon Keisersb. u. g, α), glücklich, nach wunsche, über erwarten gut u. s. w., auch blosz fort (s. 33, f), früher auch dar (g, α), daher, einher, anhin (s.β) u. a.; wann es wol geht, so ist guͦt rathen. spr. 2, 102ᵃ; ihr wiszt, es geht noch wol, wann schon ein ganz dorf verbrent und nur des pfaffen haus aufrecht bleibt. Garg. 154ᵇ (Sch. 286); wenns gut geht, sind wir übers jahr am ziele u. ä.
ε)
aber auch es geht rückwärts, z. b. mit einem geschäft (s. b, β), einer unternehmung, früher zuruck, hinter sich (s. 34, d): genug, es ging mit dem mann rückwärts. 21, 199. auch es geht schief, krumm (d. h. vom wege ab), schlecht u. a., auch zum ende mit einem, zum garaus u. a.: jederman hätte vielleicht gedacht, dasz es nunmehro mit dem armen Simplicissimo zum garausz gehen würde. Simpl. 1685 1, 77; es geht mit ihm zur neige. 1, 540. auch bei bedenklichem gebaren als entschuldigung: es geht ihm darnach, ses aventures le poussent à cela, son désastre le veut ainsi. 339ᵃ.
ζ)
das selbstwillige des es tritt deutlicher hervor (vergl. u. d): es gange wie es wölle, quocunque res cadent. 156ᵃ; krebs die im schlitten zihen, darbei der spruch 'es geht wie es mag' (als apothekerzeichen). Garg. 1590 s. 26; brautvater. wie meinst du? bräutigam. wir wollen (nach Speier zur anzeige), gehs wies geh. d. j. G. 2, 302, vgl. vorher: geh aber wies will, processiren thu ich mein tag nit mehr. 301, geh ohne es (s. a, γ), wie im 16. jh.: gange recht wie es möge, sed haec fors viderit. 156ᵃ. daher es gehen lassen, wie es geht, wie es will, kann u. ä., s. schon u. 11, d: laszt es anhin gehn, wie es doch geht. fac. 72ᵇ; derhalben dünkt michs wol verantwortet, das (d. i. das's) e. gestrenge müsse im churfürstenthum lassen gehen, wie es gehet, und nicht macht haben, etwas zu endern. 4 (1556), 336ᵃ; laszens immer einher gahn, was nur gelt bringt. an den adel K 1ᵃ (s. unter 33, b, γ);
dagegen auch: lasset es in gottes namen gehen. 22;
drümb laszt es gahn, gleich wie es geht,
in aller welt es übel steht.
2, 285.
es gehe wie es gehe,
dein vater in der höhe
weisz allen sachen raht.
in allen m. thaten a. e.);
290 (sei nur still und harr auf gott ..
es musz gehen, wie er will.
kirchenlied von
η)
daher auch vom verlauf der dinge, wie er eben geht (im gegensatz zu dem es geht, schreitet fort zum ziele u. δ), auch deutlicher zugehn, hergehn, einhergehn u. ä. (s.β), schon mhd. zuo gân (35, c):
wie es denn itzund in der welt für augen gehet (mit unzucht). 4, 15ᵃ; sihe, dise stad ist belegert .. und wie du geredt hast, so gehets. Jerem. 32, 24; da sprach Jesus zu im (Petrus), stecke dein schwert an seinen ort .. wie würde aber die schrift erfüllet? es musz also gehen. Matth. 26, 54, griech. γενέσθαι (vgl. so muszte es kommen); wir sehen das also gehet wie er sagt. bei Dietz 2, 45ᵇ; wie es itzt leider gat. das.; aber itzt gaht es, das iderman zur pfafferei und muncherei gezogen wird. an den adel M ijᵇ;
geläufige formel bei nutzanwendung aus einer thorheit;
wie es in solchen fällen zu gehen pflegt. 333ᵇ;
im leben: wenns nach mir geht, musz er ein medicus werden. Lessing; wenn es nach verdienste gehen sollte. Adelung.
sus gât eʒ in der welte:
verderb ich dich, verrât du den u. s. w.
Reinfried von Br. 26318;
so gahts, wann man ungehorsam ist.
flöhh. 838 Sch.;
so gehts wenn man im krieg veracht
guten rath, kundschaft, fleiszig wacht.
Froschmeus. Zz 8ᵇ (2, 253 Göd.),
und soll es nun nicht anders gehen,
ich musz von ihr gehasset sein?
L.;
407 's ist hier just, wies beim einhauen geht,
die pferde schnauben und setzen an u. s. w.
Wallenst. lager 11);
XII, 54 (bei Kolberg auf der grünen au
gehts mit dem leben nicht zu genau.
ged. 217.
θ)
auch für das weitergehen, den weiteren verlauf:
auch mit weiter, fort u. a. (vgl. vor sich gehn 34): der roman ist .. so glücklich im gange, dasz sie, wenn es so fort geht, heute über acht tage das achte buch erhalten können. an Schiller 18. juni 1796; es kann gar nicht so fort gehen; ich bin doch neugierig, wies weiter gehen wird mit ihm, auch wie es noch ausgehen wird; ich will gerne sehen, wie es einmal damit gehn wird. 338ᵃ. in einem fastnachtspiel vom rosengarten der Kriemhild:
auch wenn etwas geschehen ist, fragt man wie es gieng, zugieng, gerade so kam:
wie es nun geht (mit der schlacht), es musz sich zeigen.
doch mich verdrieszt die halbe flucht, das weichen.
41, 265.
nu merket, wie es weiter gat.
Germ. 22, 421ᵃ.
o sage, wie es immer gieng.
s. sp. 2463);
3, 424 (Octavio (zu Butler). steckt ein. sagt ruhig, wie es damit ging. ich will
genugthuung nachher euch nicht verweigern.
Wallenst. tod 2, 6).
XII, 258 (ι)
aber auch wieder von möglichkeit, thunlichkeit, in hinsicht auf eine hemmung, die dem es in den weg tritt, s. schon 17, b und 33, l, mit benanntem subj.; mit es (zum theil schon dort): sie wissen doch, dasz man (in der deutschen rechtschreibung) nach und nach die nur sichtbaren und nicht hörbaren consonanten wegwirft. das wollte man ehemals auf einmal thun, und so ging es nicht. aber nach und nach wird es denn doch zuletzt gehn. br. 245 Lapp. (auch in gang kommen); zur bestimmten stunde kamen weniger wagen als man erwartet hatte .. man theilte sich in die wagen, so gut es gehen wollte. 18, 251 (lehrj. 3, 3), denn auch da wird dem es ein wille beigelegt, es will durchaus nicht gehen; gehts? oder soll ich helfen? zu einem den man sich abmühen sieht; versuchs nur noch einmal, es wird schon gehn; auch mit folg. inf.:
wo das gehn durch das zusammen wieder sinnlicher wird (vgl. hand in hand, daneben, neben einander gehn u. 24, g. 33, c). aus dem hausdeutsch ist auch folg.: marquise. lassen sie sehen,
nichte, wie finden sie sich in das neue kleid? nichte. nicht eben so ganz, als wenn es mein eigen wäre. marquise. nun, nun, es geht schon! es kleidet sie alles. 14, 208 (Groszc. 4, 4), wo es doch auch das kleid meinen kann (vgl. λ), wie es heiszt das kleid geht schon noch einmal, auch geht noch mit, s. unter 12, f. auch dazu zeigt sich der ansatz schon im 16. jh., s. versuͦchs, so gehts unter 17, b, bei dem das bild des stockenden wagens dahinter noch erkennbar ist, s. unter h, α, und eigentlich auch noch in dem gleichbedeutenden es geht noch an, d. h. eigentlich vorwärts, wenn auch langsam, auch es geht nicht an, ist nicht thunlich vor hindernissen, auch dän. dat gaaer ikke an.
und ihm (dem kaiser) beliebt' es falsch zu schlieszen,
es könne wol zusammengehn ..
regieren und zugleich genieszen.
41, 260,
κ)
endlich beides, es geht und es geht an im hausdeutsch mit noch andrer färbung, die schon auf den letzten beispielen unter κ mit liegt, wie auf Wielands ihre gesichtsfarbe geht noch mit 12, f, d. h. es ist eben noch möglich, zulässig, erträglich, gut genug u. ähnl.; z. b. auf die frage bin ich denn gut genug angezogen für die gesellschaft? die beruhigende antwort: na, es geht (meist s' geht), mit einem gewissen tone gesprochen (sangartig), der doch wieder verschieden sein und verschiednes bedeuten kann, entweder: es geht gerade noch (mit sinkendem tone), oder: es geht noch ganz gut (mit steigendem tone). ebenso auf die frage nach dem befinden eines leidenden, nach dem gange eines geschäftes o. a.: es geht, wieder entweder: es geht gar nicht schlecht (steigend), oder: es geht eben (sinkend), d. h. es stockt noch nicht gerade, also immer noch dicht bei der sinnlichen bedeutung (vgl. es schleicht unter β). aber auch auf die frage sind die schmerzen grosz? als antwort es geht, d. h. sie sind noch nicht so schlimm, oder auf die frage nach dem ertrage der ernde o. ä.: es geht, er ist gering, aber ich will doch zufrieden sein. ebenso nl. z. b. lijdt hij veel pijn? 'dat gaat, dat gaat' (wb. III, 81). man sagt auch franz. es passiert, eigentlich geht noch mit fort (mit den andern), läuft mit unter o. ä., es kan hingehn, ferri poterit 2ᵇ, das geht noch mit hin, questo passa, cela passe 338ᵇ, es geht wol hin, res est quotidiana (es geht einmal nicht anders) 868ᵃ, wie eigentlich auch es geht an, auch dän. dat gaaer an, schwed. det gaͦr an, ist so ziemlich. nd. aber et vergeit sik 69, it geit un steit Brem. wb. 2, 479.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1880), Bd. IV,I,II (1897), Sp. 2376, Z. 45.
gehen, n.
gehen, n.
der inf. gehen als subst.
1)
einfach z. b.: gieng derowegen aus demselben unglückseligen dörflein und kam ungefähr auf eine stund gehens in ein lustiges wäldlein. Simpl. 3, 322 Kurz; das gehen wird ihm schwer;
stark im gehen (vergl. sp. 2405), müde vom gehen, von vielem gehen, alem. 16. jahrh. vom gon ermuͤdet 190ᵃ; gon éins gons, oft gon, itare. 189ᶜ, eigentlich in einem weg, noch bair. éines gêns, auf der stelle Schm.² 1, 858, s. u. gehen II, 3, c.
armes kind, wie glüht von der sonne brand das gesicht dir,
und von des gehens erhitzung!
Jucunde 69;
2)
auch in zusammengesetzten wendungen:
d. h. womit eine das recht als jungfrau im offnen haar zu gehen verwirkt; der Cratander schankt mir ein Plautum .. do nam ich (beim arbeiten auf der seilerbahn) ein bogen nach dem andren, stakt in in ein gäbelin und das gäbelin stakt ich in den hanf ... so las ich im hindersich und fuͤrsich gan. 54 (vgl. sp. 2409); on weiter gon, ne longius abeam. 190ᵃ;
sam sie .. nie gespürt het noch gesmeckt
dar mit man parhaupt gen befleckt.
bei 8, 516,
mit langsam gehen
kompt man das fernest.
1435.
3)
in voller zusammensetzung:
seltner zum weine gehn; seine kleider werde er sich durch botengehen verdienen. neues leben 2, 33, zu bote gehn sp. 2414.
seht, frau, ir müszt euch weisen (strafen) laszen,
so sol er (der mann) sich seins weingens maszen.
fastn. sp. 255, 29,
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1880), Bd. IV,I,II (1897), Sp. 2475, Z. 40.
virgatum, gehen
virgatum gehen,
eigentlich: zu einem schulfest ausziehen; dann müszig gehen bayer. wb. 1, 848; 956.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 3 (1926), Bd. XII,II (1951), Sp. 371, Z. 39.
gehen, gehn
gehen, gehn,
ire, ein nach form und gehalt überaus reich entwickeltes wort, dessen erschöpfende behandlung ein werk für sich wäre.
I.
Form, ausbildung und ursprung.
1)
die vollere form, die uns noch im subst. gang zur hand ist, wie im part. gegangen, auch in gängeln, hatte von haus aus auch im praes. statt, wie stellenweis noch ins nhd. herein.
a)
goth. gaggan (spr. gangan), wie gagaggan, anagaggan, fauragaggan u. s. w., z. b.: blindai ussaíhvand jah haltai gaggand. Matth. 11, 5 (die blinden sehen und die lamen gehen Luther); gaggiþ faírra mis. 25, 41 (gehet hin von mir). ebenso alts. gangan, z. b.:
ferner ahd. gangan, streng alem. kankan, z. b.: thô gangantê thiê pharisei giengun in girâti, abeuntes ph. consilium inierunt. Tat. 126, 1; ob ih gangu, si abiero. 162, 1;
ebenso ags. gangan (gongan), imp. gang (gong), altfries. gunga (part. gangen, gengen), altn. ganga.
thô he ina gangan gesah.
Hel. 1130;
thô quam thâr ôk ên wîf gangan.
503;
ik gangu imu at êrist tô.
4821.
in gotes gibotes suaʒî (subst.) lâʒ gangan thîne fuaʒi.
I, 1, 47;
zi akare sie ni gangent joh ouh wiht ni spinnent.
II, 22, 10;
folge mir io thanne, thâr ih fora imo gange (conj.).
III, 13, 30;
b)
wenn die vollere form im mhd. gegen die kürzere schon stark in den hintergrund tritt, so dasz sie von den dichtern entschieden gemieden wird, so erscheint sie doch noch im nhd., besonders im alem. gebiete.
α)
auch noch ich gange, ind.:
itineror, ich wandere, gange. 105ᶜ; patro, ich begange. 174ᵇ; meo, gratior ich gang. 134ᶜ. 88ᵇ; digredior ich gang hinweg das.; ito, ich gehe oder gang emsig. 62ᶜ (selbst itio ein gangung das.), neben ich gon das., im deutschen theil aber nur gohn und gehen, d. h. schriftmäszig, jenes mundartlich (vgl. sto ich stand, ich stehe 233ᵃ, stohn 434ᵈ); ich gang ich komm, ich komm ich gang. Garg. 169ᵃ (Sch. 310ᵃ), als spiel; seltner im pl.: wird hohe ämpter erlangen, die ihn nit angangen. groszm. 67. und so noch in alem. mundarten, z. b. schwäb. im Remsthal:
auch in schweiz. mundarten, desgl. elsäss. i gang gê 2, 558 (vergl. dazu II, 10, e), schwäb. 1, 291, auch wir u. s. w. ganget alem. gr. s. 331; im Appenzell i gang (auch gô, gôna) neben er gôd, mer gönd 231ᵇ. bair. i gang, mir gangen (wie stand, standen) gramm. s. 357.
an dem tanz sprang ich vast vor (als jung) ..
nun gang ich kriechend an ainem stab.
Hätzl. 41ᵇ;
ich gang lieber uf den fuͦszen,
dann ich uf dem haubet tanz.
das. 279ᵃ;
suber und glat gang ich dar von.
gouchm. 372;
jetz gang i ans brünnele,
trink aber net.
liederhort s. 204.
β)
besonders doch im conj., auch neben anderer indicativform (vgl. 3, d, β), auch md., meiszn. noch im 15. jh.: man seit von dem groszen meister Albrecht, daʒ er spreche (d. i. spræche, gesagt habe): ich gan nimmer an die port (vors stadtthor), ich gang minrer wider in. briefe h. v. Preger s. 30, d. i. dasz ich nicht kleiner, demütiger heim gienge, gehe (aber ich gehe ist auch uns eben nicht mehr conjunctivisch); das du denn gangest an den gemainen blatz. Apoll. v. Tyrus h. v. 114, meiszn. 15. jh., wie gang imp. 97, 14;
aber oft auch im sg. noch später mit voller endung: so du wilt ein ding über ein haus werfen, als gange es dich nit an. spr. 2, 23ᵇ; es ist mir vonnöten das ich da dannen gange. 155ᵈ; es gange wie es wölle. 156ᵃ;
redt sy (der wirt die gäste) oft an, sy solten guͦter dingen sein, es gange noch alles umb sunst zuͦ. rollw. 24, 3; strafet die tochter seer bei verlierung seiner huld, wo sy des edelmanns nit muͤszig gange. 134, 22, ihn sich aus dem sinn schlage; got geb das es wol gang. br. 9, sein ind. ist geen, gehen;
ich wil und kan noch mag nit zu im, es gange im recht (gerade) wie gott will. 74; der (teufel) wil, dasz dein leib ... also bald mit deiner seel zu grund gange. Amadis 212;
zum baw musz man sich zuvor rüsten lang, auf das der baw geschwinder aufgang. ehz. 66. Im plur. (alem. auch mit -i in in der endung): sol man den lüten gebieten, daʒ si zeman gangin von ieglichem dorf sundrig .. und huld tun .. weisth. 1, 325 (14. jh.); (der ferge) sol ein laden han (als landebrücke) ... dʒ die lüt trucken darüber in dʒ schiff gangint. weisth. 4, 353;
unser hirt will dʒ wir gangen den saubren reinen weg der keüscheit. irrig schaf A 5ᵃ; söllen sy mit schiff und
anderm fischgeschirr .. bereit sin .. darnach gangen sy zuͦ dem keller und nemen von im das morgenbrot. 57, 9, sein ind. ist gon, wie ston; aber es sei nit one, das kais. maj. und dero räte in emsiger uͤbung seien ... auch gangen starke practica an Hessen (wird mir gesagt). br. 35; es ist uns lieber, das die jenige, welche nach solcher speis .. leckert, selbs unter die metzig gangen. bien. 1588 86ᵃ. so noch z. b. schwäb. (auch stand stehe conj.).
ich gang, sitz oder wo ich stan,
musz ich dannocht die fröwlin gruͤszen.
s. 71;
meint iemant das ich in nit ruͤr,
der gang zuͦn wysen für die thuͤr.
narr. vorr. 102;
me leid geschicht eim narren dran
das er sicht ettlich vor im gan,
dann er hab freüd das im sunst all
nochgangen.
68, 24;
ob es sich bgeb dir, das gangstu
mit eim der besser (im range) sy dann du ..
facetus 221 (s. 139ᵇ).
so bitt ich dich, du Adelger,
du wöllest mich laszen hangen
in meiner wat, wie ich doch gange.
volksl. 148;
sitz uf das ein (ross) und rit darvon,
nit acht wie es mir gange.
hist. volksl. 78;
wo ir wölt das ich dem nach gang,
wert ir im ghricht nit sitzen lang.
1, 115ᵃ;
du sagst, dasz die histori hang
und nur auf zwo personen gang.
Kurz;
1, 18 wies auf dem meer so schrecklich gang.
1, 178;
gepürt sich, das ich ... achtung het,
wie es mein kirchenstürmern gang.
2, 34;
vorab die, so kein eifer (eifrige sorge) haben,
wie es gang, wann sie seind vergraben.
3, 358 (klost. 10, 117);
der (thiere in der arche) solt du achten, darzuo sorgen,
sy kriechind, gangind, was (gleich swaʒ) hat s'läben.
Ad. u. Heva 5460;
γ)
auch im imp., und da weit über das alem. hinaus, wie mhd. ganc entschieden vorherschte (auch genc, ginc, vgl. 6, f), ahd. gang, alts. ags. gang (altn. gakk):
lieber portner, sagt der waller, gang hinein zuͦ allen heiligen .. rollw. 9, 2; gang dein straasze, gang voranhin u. ä. 155ᵈ;
auch am Niederrhein noch im 15. jh.: ganck hyn, vade, apage. Teuth. 99ᵃ, noch mit dem mhd. auslaut, wie mnd. gank (neben gâ) Sch. u. L. 2, 9ᵃ. in Mitteldeutschland:
da sprach unser liebe fraw aber: gang her sicherlichen zu mir mit meinem geleit. 6, 501ᵃ, in einer legende, darum im volkston, er brauchte aber die form urspr. auch auszerdem (s. 2, 42ᵇ), z. b.: gang hyn und sags yhm. an den chr. adel C 1ᵃ; ganck und thu was du wilt. H 3ᵃ. so noch im 17. jh. in Schlesien aus volksmunde: Matthes gang ein, Pilatus gang aus, ist eine arme seele draus. 1, 768 (Horrib. 16 Braune), aus einer beschwörungsformel, also noch wie in dem alten gang ût, nesso, hd. gang ûʒ, nesso u. s. w. Müll. u. denkm. IV, 5; auch noch bei 1385 gang anich, abi, aufer te abhinc! noch alem., z. b. vorarlb. gang 6, 254, 49. 3, 211, auch bair.
stand auf und gang mit mir.
3290;
gang her, herr Lucifer,
ich wil dir sagen neue mär.
fastn. sp. 505, 22;
drum luog und gang im fliszig no (nach).
839, 3;
gang, ler (lerne) ein ander hantwerk denn ablasz schriben.
Bächt.;
131 lauf, gang gen Boppart zu dem wirt,
dem du nit zalen kondst die irt (zeche).
Kurz.
1, 41 ach Maria, des (darum) gang mit mer (mir).
Alsfeld. pass. 6142;
du peltenersen, gangk din straiszen.
1931;
du kirchenfistern, ganck von mir.
1934 u. o.;
δ)
selbst im inf. noch im 16. jh., ergangen, in dem landsknechtliede von der einnahme von Kufstein 1504, die belagerten, sich überwunden sehend:
durch den reim herbeigeführt. das ist selbst mhd. nicht bezeugt, musz aber doch im volksmunde fortgelebt haben. auch mnd. noch:
sie sahen über die mauren aus,
'es wird uns nit wol ergangen'.
2, 44, 2, 55;
der sachen haben wir nit recht ..
es wird uns nit wol ergangen.
das.,
so wil ik den wînkôp angangen (: untfangen).
Theophilus von s. 53 v. 86;
wultu dat anegangen,
so wil ik dy to dînste enfangen.
s. 57 v. 197 (s. s. 86).
ε)
auch nordengl., schott. noch gang, nordfries. gonge, saterl. ganga; altengl., altdän. gange, gonge ( goth. wb. 2, 372).
c)
bemerkenswert eine volle nebenform gengen ( bair. gr. s. 285, al. gr. 331), nicht zu verwechseln mit gengen gehn machen (s. gängen):
neben gên, ergangen 235, 3. 24, gênt, gie 236, 5. 22, aber gench imp. 339, 27 (vgl. si îlten gâhen 240, 28). auch auf alem. gebiete: dʒ ich denne hain genge. pred. 1, 8; trîbe si, dʒ si her în gengen. 44; wildu, sô gengen wir hin. 2, 38. wol auch mnl. nach genginge wallfahrt 2, 504. ich weisz nicht ob norw. gjenge ind. praes. 207ᵇ auch dazu gehört oder nur vom altn. part. genginn ausgegangen ist, vergl. norw. gjengd gehend 219ᵇ mit altn. gengr adj., unser gänge. und noch in bair. mundarten, im pl. mir gängen (wie ständen stehn), imp. pl. gängts gr. s. 357, östr. z. b. gengama gen eamus 2, 285, d. i. gengen wir gên (s. II, 10, e), kärnt. gengen, gengin auch als inf. 112; z. b.:
auch anderwärts, in Nürnberger mundart:
das weist denn auf ein ahd. gengian, gangian, schwache nebenform zu gangan, wie z. b. vallan ein vallian neben sich hatte, mhd. vallen ein vellen, d. h. fallen (s. gefällen 2). und schon fürs goth. ist es ja bezeugt in dem praet. gaggida.
dô hieʒ er îlen gengen,
die chunige gewinnen.
ged. 234, 25. 32, 20,
natürli genga sie ja oft
wie dcavalier daher.
ged. in oberbair. m. (1846) 186;
in oan spreng (springen) schir (lebhaft)
gengen dglockkühr (schellkühe).
naturbilder 50;
heut gengan wir keiner
nit lari (leer) davon.
34.
su gäng' mer aff die Schütt.
s. 3, 260);
1, 64 ((ich dächte) mer gengetn all zwou.
3, 23;
dei genga dortn ei und aus.
1, 287ᵇ;
mir genga eizet langsam ham.
2, 81ᵇ.
2)
im praet. gilt die volle form von anfang allein und nhd. wieder, nur in der mitte von einer gekürzten und auch nur theilweis unterbrochen (s. 5, c).
a)
ahd. giang, dann gieng, alts. gêng, gieng, ags. gieng, gêng, geong, altn. gékk (schwed. gick, dän. gik), goth. aber nicht entwickelt (dafür iddja, noch ags. eode); mhd. gienc, doch auch gie (5, c), mnd. gênk, gînk, d. h. urspr. gewiss lang, nachher doch genk, gink (so Sch. u. L. 2, 9ᵃ), wie mnl. ginc, kurz (vgl. gr. 1³, 274), nnl. ging; vgl. zu der kürzung oben sp. 480. die nhd. form macht aber eigne schwierigkeit mit einer kleinigkeit.
α)
das volle gieng (fieng, hieng), d. h. noch mit doppellautigem ie gesprochen, ist im oberd. das überlieferte und gilt so noch heute. wie in den wörterbüchern seit dem 16. jh. da nur gieng 62ᶜ, 182ᵈ, 1433, 27, teutsch-it. wb. 518 ff. (gienge), so bei den oberd. schriftstellern auch noch im 18. 19. jh., wenn sie genau schrieben (vgl. β und γ a. e.), z. b.:
vgl. auch im reime ding : fieng s. 134;
oft giengen sie zu der rosenstaude. 2, 35;
J. Grimm hielt, auch fürs wb., an gieng u. s. w. fest auf grund seines geschichtlichen standpunktes; hier aber ist in den beispielen die wirkliche schreibung der verschiedenen schriftsteller zu bewahren, eben auch vom geschichtlichen standpunkte.
ich will dich sehen, wie du giengest,
wie traurig, wann ich abschied nahm,
wie zärtlich, wann du mich umfiengest ..
225;
(einst) gieng eine stadtmaus auf das feld.
145,
dasz eine selge schaar von geistern ihn empfieng
und sich um seinen hals ihn sanftumarmend hieng.
crit. lobged. (1747) 90;
wann Chloe mir entgegen gieng (: hieng).
I, 309;
ein jeder gieng beschenkt nach haus.
XI, 198;
wollts gott, er gieng und liesz uns seinen hut.
XIV, 350 (Tell 3, 3);
er gieng an meiner seite.
(1820) 264;
noch lange traf der bauer, der hinterm pfluge gieng,
auf rostge degenklinge, speereisen, panzerring.
375.
β)
aus dem mitteld. stammt das schwanken; auch da ist gieng zwar lange in geltung, obschon nicht mit der oberd. aussprache, doch auch mit länge, wie denn gîng (fîng, hîng) noch jetzt sich findet, z. b. in einem groszen theil von Sachsen, auch in gebildetem munde. im 16. jh. schrieb z. b. Luther gieng (gienk), selten ging nach 2, 42ᵇ. von wbb. gibt im 17. jh. blosz gieng 625, im 18. 715, 1, 330ᵃ (sie meinen wahrscheinlich gîng), doch ging der Schlesier 1, 538; nur gieng aber wieder sprachk. (1762) 330 fg., wie auch z. b. Gellert, Rabener, Weisze. dagegen ging Adelung, mit berufung auf die kurze aussprache, obwol man es gemeiniglich gieng schreibe, „welches ein überbleibsel einer gedehnten oberd. mundart ist, welche gí-eng in zwey sylben spricht“. aber ging findet sich schon seit der mitte des jahrh. immer öfter, z. b. bei im j. 1750 (s. u. c), bei in den oden 1771, wie später im Messias, bei Göthe schon von anfang, in den mitschuldigen:
wie brieflich: wir gingen geschwind. 1, 372 (G. u. Werther 169); und so später:
d. h. mit der mhd. aussprache des schlieszenden -g, die bei Luther vorhin mit gienk bezeichnet ist (s. sp. 1105). und auch Süddeutsche nahmen es an, wie schon Schiller neben gieng (s. u. α):
vgl. empfing 349, 39; gingen mit ihren heerschaaren über den Rhein. 3, 41;
er ging noch erst herauf.
d. j. G. 1, 174;
und ging es nicht?
215,
ich ging im walde
so für mich hin.
werke (1825) 1, 27;
doch hurtig in dem kreise gings,
sie tanzten rechts, sie tanzten links.
12, 55;
und wie nach Emmaus weiter gings ..
prophete rechts, prophete links.
26, 283,
und unter ihrer fahne ging sie zitternd.
XIII, 296;
er möchte gerne, dasz ich ginge.
XII, 124;
denn als von eurem angesicht
ich heute ging ..
XI, 254 (mus. alm. 1798 s. 316),
(dein ruhm) ging schier mit deiner kunst kapot.
3, 66;
und sein cimbal am baum hing ..
über sein herz ein traum ging.
1, 176;
mir ists zu wohl ergangen,
drum gings auch bald zu end.
tromp. v. S. 237.
γ)
die alte md. form ist eben gîng, gînc, im 11. jahrh. z. b. inginc 15, 23, doch auch oft gieng, gienc geschrieben, z. b.:
aber auch im reime auf kurzes i, schon im 12. jh., woraus doch über die kürze von gîng im allgemeinen noch nichts zu schlieszen ist (vergl.hant : gânt u. ä.);
Auch oberd. erscheint doch früh ging geschrieben, selbst ahd. schon ( bair. gr. 286), aber ohne bürgschaft für kürze, da man dort oft und früh auch i (und u) schrieb und das ie (uo) der aussprache überliesz (wie den umlaut), z. b.:
vgl. flihen : zihen s. 522, schier : dir 538, gieng : empfieng 537, giengen 539. so noch im 17. jh. bei dem Baier Schönsleder neben gieng T 2ᶜ auch ging S 8ᵈ. T 3ᵇ, er sprach aber und meinte gewiss nur gieng.
in disen zîden ane vieng
ein hungernôt, die umme gieng
alle dûsche rîche.
heil. Elis. 3478;
wanne die stille ane gienc
unde der priester ane vienc.
2679;
di sâ dugentliches leben
bî kindes aldere ane vîng
und ielanc mê in gnâde gînc.
1066.
wîser zallen dingen,
ze râte si dô giengen.
Alex. 2159 W. (vgl. den herausg. s. CXI);
mit sînem jungelingen
ze sturme si dô giengen.
2199;
der wol geborne jungelinc
den mâhen er frôlîche entfienc.
1911;
swâ eʒ in di nôt gînc,
der was ein edele jungelinc.
1620, vgl. 5880;
als er dannen gînc,
dô bequam im ein jungelinc.
u. ö. (s. s. 225).
17994 dô ginc daʒ kint Laban
in sînes vater hûs stân.
ged. 20, 12 (gî z. 11), gingen 16, 21 u. o., gienge 212, 20;
nach adelichen sitten Krenhilt da gen in ging,
da si di schon Brunhilde gar tugentlich enpfing.
Nib. nach d. Piaristenhs. 581, 3. 4;
ee dann der Titus, der euch (Juden) ving (zu gefangnen machte),
dem seit kein jud noch nie entging.
fastn. sp. 806, 15;
und gingen zu dem auf der por.
bei 8, 528;
in des die pawrn zu opfer gingen,
diser begunt auch zu hin dringen.
527,
δ)
erwähnenswert ist du giengt noch im 16. jh.: wenn giengt zum tor yn? touf r 2ᵇ (s. u. kommen I, 10), wie im 15. jahrh. alem.:
Brinhilt, wau (wa) giengt zuo schuol?
mörin 2099.
b)
daneben einzeln gung, d. h. wie bei allen ursprünglich reduplicierten praet. (s. sp. 479 fg. Weigand, vgl. zu 2, 85); belege aus dem 17. jahrh. sp. 480 aus es ist aber älter, schon im 15. jahrh.:
d. h. als willkommene reimform aus der volksrede aufgenommen (der reim ist dort sonst gie), wahrscheinlich oberrheinisch; der künig güng zuͦ der tochter und sprach. Apoll. v. Tyrus h. v. 107, 25, meiszn. 15. jahrh.; das sie bald wieder hin weg güng. 123, 28, das ü ist wol aber hs. uͤ, d. i. uͦ, u;
iedoch so gab gott genad, das die finstre verguͦng. erschrockenl. newe zeit. v. 12. junij 1542 A iijᵃ;
es ist noch jetzt z. b. meisznisch, genauer gunk (wie funk, hunk), auch hennebergisch gung 6, 515, 13, im conj. güng in Sonneberg 56; in der Wetterau gong, nach Weigands auffassung (s. spalte 480), gleich gung; auch niederd., z. b. im Göttingischen gung neben ging, plur. auch güngen 59ᵃ, altmärk. auch sg. gung und güng 61ᵇ; desgl. schweiz., appenz. gueng (neben gieng) conj. 231ᵇ. vgl. auch lusz liesz volksl. 702, ruf rief 2, 267, thür. hûsz hiesz 3, 548ᵇ, hess. ûr gleich mhd. ier sp. 2102 unten. gerade bei gung, guͦng könnte stund, stuͦnd einflusz gehabt haben, denn gehn und stehn sind in der entwickelung hand in hand gegangen, auch mit wechselwirkung in der form (s. c a. e.).
er da mit zichten gung (: jung)
hin für den Berner stan.
heldenb. 613, 32 K.,
bald guͦng ein doppelhoken ausz,
auch andre büchsen mit schallen.
volksl. 507 (16. jh.);
es guͦng so mancher schutz (schusz) herausz.
das.;
bisz das der abend herein trung,
das ider frölich haim zu gung.
glückh. schiff 1132.
c)
aber auch gang für gieng; man hört es z. b. in Sachsen hie und da, daher selbst bei Lessing, im conj.: nicht weil es mir jezo eben schlecht in Berlin gänge, sondern weil ich es ihnen versprochen habe (nach Göttingen zu gehen). 12, 15, briefl. an s. vater vom j. 1750 (dasz es mir sehr schlecht ginge s. 18); so musz es auch möglich sein, dasz alles, was evangelisten und apostel geschrieben haben, wiederum verloren gänge. 10, 10 (zur gesch. u. liter. 4, 495). auch appenz. i gäng conj. 231ᵇ, bair. i gang, stand, gienge, stünde gramm. s. 358, tirol. gang conj. 185, kärnt. 112, österr. naturb. 11. 136; bei ein beleg um 1600 aus einer hausinschrift bei Amberg:
auch diesz gang wird von stand praet. beeinfluszt sein, das freilich selber der erklärung bedarf (urspr. stûnd, mhd. stuont), vielleicht aus dem conj. stünde, wie fand, sang u. s. w. neben conj. fünde, sünge. auch die nl. volksform gong (nl. wb. III, 23) ist wol nach stond umgebildet, diesz aber wieder auch zu stong, offenbar dem gong zu gefallen, ja zu sting, damit es mit ging überein käme; das gehört zu den merkwürdigsten beispielen, wie gehn und stehn (vgl. II, 4) im sprachgefühl sich gesucht haben; noch merkwürdiger doch spät mhd. stie für stuont ( mhd. gr. s. 316), d. i. nach gie, s. 5, c. zu gang (auch ags.) vergl. übrigens unter 6, f.
bis Noah in die archa gang,
die ganze welt in wasser schwam ..
alsbalt nur Loth aus Sodom gang (: bran).
d)
das part. praet., jetzt gegangen, war mhd. meist gangen, und dieses auch nhd. noch, im 16. jh. sehr beliebt, z. b. (s. auch unter e): Laban war gangen seine herde zu scheren. 1 Mos. 31, 19 u. o., aber oft auch gegangen; ich bin alle tage zur messe gangen. summa des chr. leb. (1533) B 1ᵃ; ist .. ein seer tiefer bach gewesen, und gar ein schmaler steg darüber gangen. rollw. 14, 13; wie es zuͦ ist gangen. 45, 5; zuͦhanden gangen. 71, 10; ist inen ir tail ires legers angangen und .. verbrunnen. br. 7, aber auch ein sturm (acc.) wider ine angegangen 9;
auch im 17. jahrh. noch oft genug, auch bei Norddeutschen: bis alles darauf gangen ist. Lokm. 26 u. ö.; da ich aus dem pennaljahr gangen. 245; die zwei vornehmste prediger, die jemals auf erden gangen. 595 u. ö.; wem es übel gangen im alten jahr, dem wolle gott heut ein neues glück verleihen. 94; dasz (mit dem 17. jahrh.) die teutsche sprache und die teutsche ruhe zugleich übern haufen gangen. Leibnitz erman. an die Teutsche (weim. jahrb. 3, 104). noch in mundarten, daher gern im volksliede, und nach diesem:
als sie nun gangen warn.
1, 96ᵃ.
der vater im hain
ist gangen die wölfe zu schieszen.
ballade).
3, 3 (e)
das perf. übrigens, in der regel mit sein, findet sich doch auch mit haben, schon ahd. bei Notker, s. aus Boeth. habet follegangen 4, 75 (auch ags. Beowulf 2631), mhd. (wb. 1, 463ᵃ, 30, 1, 734), besonders doch in md. mundarten, auch nrh.: die die strengen hervart ane ergangen habent. hoh. lied h. v. 107, 6; alse der cins von aldere gegangen hat unde furbaʒ gehin sal. cod. dipl. Sax. II, 2, 166 (14. jh.); unde (es, das erbe) zu wegin unde stegin mit ir gegangen hat. Magd. frag. s. 105; unde sie hat mit uns zu strosze gegangen in der stad. 229, hat sich öffentlich mit uns sehen lassen;
kleine kindere ... die sust nicht usz deme huse hetten gegangen ane geheisze der eldern (liefen mit zur wallfahrt). Erf. chr. 212ᵇ, 8, 309; is lief manch meidichen .. das nicht vor die thor (thür) ane der mutter .. willen hette gegangen zu ores nakeburs kinden. 311 (214ᵃ); das bruch zu Sweinheim hait von alters gangin und geet noch .. an dem
hertwege an. weisth. 1, 523, vom Untermain 15. jh.; hie is die schole gestanden, da inne unse lieve vrauwe in ieren kintlichen dagen zo scholen hat gegangen. pilg. 177, 36, cölnisch; wie wir denn sehen, das es gangen hat. 5, 334ᵃ; du hast zu Tolpel in die schul gangen. ders. bei Dietz 2, 42ᵇ; also hats diesen mördern auch gangen. das.; wolt ihr es besser haben, als die zwei allervornehmste männer, die jemals auf erden gangen haben? 308; ein jeder examinire sich selbsten und denk, wie lang er in die narrenschul gegangen hab. 651; wie hat dirs denn gegangen? Schlampampe 48; erzähl mir nun auch, wie es dir gegangen hat und wie es dir nun geht. wand. 100; so hat es schon vielen gegangen. in Mercks br. 1, 318. noch jetzt hört man in Sachsen, Thüringen z. b. bei einem besuch fragen wie hat es denn immer gegangen? neben dem gewöhnlichen wie ist es g.? merkwürdig auch beides gehäuft, in sorgsamem canzleistil, aus Frankfurt a. M. vom jahre 1294: zweiunge und missehellunge .. der sie (die streitenden) uf uns (den Frankf. rat) gegangen hatten und waren. heil. Elis. s. 48, vgl. in hess. urk. 1, 517: daʒ wir (klosterfrauen) allir werntlicher sache .. sin gegangen uffe Bernharten von Guse, nachher aber ebenda daʒ wir allir geistlichen sache han gegangen uffe meister Theodrichen (zur sache s. II, 9, g). so noch nd. ek hebbe gegân 59ᵃ, nl. hij heeft achter hem gegaan (nach umständen doch auch mit zijn).
ich han all mein tag zu acker gangen.
fastn. sp. 344, 18;
3)
neben der längeren tritt aber ziemlich früh eine kürzere form auf, die sich vom praesens aus allmälich über das ganze wort vorrückend erstreckt hatte (s. 5), aber im nhd. wieder auf das praes. zurückgedrängt worden ist und auch da die bequeme einsilbigkeit des stammes theilweis wieder eingebüszt hat, auf die sie von haus aus gerichtet war, diesz wiederum wie bei stehen.
a)
ahd. neben gangan auch gân inf.; bei Otfr. beides ( 4, 66), und früher schon in den andern formen des praes., in der übers. benedictinerregel inkaat ingreditur 1, 32, anakânt succedunt cap. 32, kânt eunt 65, anagât 21, kekât 64, ûʒ kânte exeuntes 48 neben kankanti ambulans 7 (s. 56). 64, kangant vadunt 7, in kankanne in ambulando 64 (s. 121), conj. kangê s. 29ᵇ. 38ᵇ. 52ᵇ u. ö. (praet. keanc 49ᵇ); vergl. stân 31ᵇ. 92ᵇ. 94ᵇ. dazu in der 1. pers. sg. neben gân anfangs auch gâm, s. anagâm invado 4, 79, ingâm 80, pikâm 91, zoagâm aggredior 95. auch im part. später gândo und gâendo 4, 68 fg., im imp. gânt und gêt, doch im sing. nur ganc das.
b)
auch die merkwürdige e-form, gên (die entstehung s. 6, b), die nhd. den sieg davon tragen sollte, ist schon ahd. entwickelt, doch nicht gleich früh mit der a - form, aber gleich von anfang keineswegs von ihr geschieden, sondern damit gemischt (und mit der vollen form), wenn auch nicht in gleicher mischung; so bei Otfried ( bei Haupt 11, 15), im Tatian, z. b. ir gêt O. III, 16, 24. V, 9, 14, und zwar in allen hss., wie im folg.:
während im sg. nur gigât, zigât, im inf. nur gân vorkommt; aber auch im conj. (neben gange, aber nicht gâ):
im Tatian gâmês eamus 166, 4 und erstêt inti gêmês surgite, eamus 182, 8, im ind. neben gân ire 46, 5 u. ö. gân eo 123, 5, gât 42, 1, öfter gêt it, ite u. s. w. (neben gengit), gênti iens (neben gangenti). aber im oberdeutschen tritt die e-form nicht so früh auf.
thâr liuti after wege gênt, thie in themo akare stênt.
II, 22, 14,
thaʒ worolt irri ni gê (: in thesemo erdringe).
c)
auch auszer dem hd. gebiete. alts. gleichfalls zuerst mit â, im Hel. nur erst einmal fulgân in der Münchner hs. von 1473 für das gewöhnliche fulgangan, das auch dort die engl. hs. hat; dann in den ps. öfter gân, in der Freckenh. heberolle gânde gerund. (dort neben gange conj., gangende part.), in dem stück aus Beda aber begêd ( kl. denkm. 64. 118ᵇ, vgl. unter e); vgl. nrh. im 11. 12. jh. gên neben gân 10, 136 ff. ags. nur gân, neben gangan z. b. im Beowulf, wo auch schon gegân als part. perf. 2631 (s. 5, a); nordhumbr. gaa ire, vadere neben gonga ( 323ᵃ). altfries. neben gunga auch gân, part. gênd, wie gât und gêt it, auch im part. perf. gên, wie ags. gegân ( 788ᵃ). auch altn. neben ganga einzeln gâ ire, gâr it, vergl. gâfagr adj. gleich gangfagr, von schönem gange ( 217).
d)
mhd. greift die bequeme kurze form um sich, erobert namentlich entschieden das praes., in dem die volle form nur im imp. das übergewicht behält und im conj. sich zu behaupten sucht; die kürze ergreift aber auch das praet. und tastet selbst das part. perf. an (s. 5), woran im ahd. noch nicht zu denken war.
α)
dabei gehen gân und gên neben und durch einander, in welcher vertheilung oder mischung und kreuzung, bleibt noch genauer zu untersuchen, vgl. mhd. wb. 1, 462ᵇ, 23, 1, 733, bair. gr. s. 284; das ältere gân hält sich oberd. fester, besonders im alem., das jüngere gên aber (das z. b. Wolfram entschieden bevorzugt), greift doch immer weiter um sich, wie stên neben stân. in den Nib. z. b. herscht wol gân noch vor, aber beide auch nah beisammen, wie blosz zur abwechselung:
wie im conj. sowol gê im reime s. 78ᵇ (stê 89ᵇ) als gâ 308ᵇ (s.β), neben herschendem stân auch stên 366ᵇ. aus dem Iwein s. z. b. unter II, 2, d gât und gêt. und so schon früher im südosten, die jüngere form auch auszer dem reime:
vergl. gên 22, 26, gân (: getân) 20, 19. 19, 24, auch stên 21, 6. 18, 9, stân 20, 13 (s. auch unter 1, c);
auch md. beides, z. b. bei Ebernand, doch â vorwiegend (sieh Bechst. s. xxvii), beides auch in der erlösung ( s. 353), in der heiligen Elis. ( s. 377ᵃ), bei Jeroschin; auch nah beisammen:
wo doch das â auch noch entschieden vorherscht, s. z. b. 248, 15. 42. 49 (gêt 275, 36, stêt 140, 19, stên 412, 62); im 14. jh.:
man muszte aber darauf verfallen, die verschiedene form auch verschieden zu verwerten.
dô bat si zeime venster eine maget gân.
diu sach den küenen Gêren an dem hove stân.
684, 1;
si sprach zuo dem künige 'sehet ir wâ si stênt,
die mit dem starken Gêren ûf dem hove gênt?'
685, 2 (in J stânt, gânt);
Gêren den vil rîchen bat man an den sedel gân (: man).
688, 4;
'erloubet uns die botschaft, ê wir sitzen gên,
uns wegemüede geste, lât uns die wîle stên.
689, 1 (stât 689, 4), in J gân, stân;
man bat die juncvrouwen hin ze hove gên (: stên).
1618, 2;
man hieʒ die juncvrouwen ze kemenâten gân.
1625, 2;
welhe sicher bestênt,
die uns niht abe gênt.
krone 1161 (vgl. gên : zwên 6938);
obe daʒ aber niht ergât,
ist iemen hie der mich bestât.
1168;
ir hânt sie sô umbe stalt,
daʒ sie niender mac gegân.
wie lange sol sie alsô stân,
daʒ ir sie niht gên lât,
dâ ir herze hin mit willen stât?
10988 ff.,
der herre hiʒ (l. hieʒ) in gên dare ..
dô îlte er an daʒ velt gân.
ged. 23, 15. 18,
die zuͦ den zinnen mohten gân ...
dâ der Jordan ûʒ gêt.
205, 8. 14.
ist aber daʒ du wol bestêst
und gesunt hinabe gêst.
pass. K. 443, 38;
als daʒ schif .. undergât,
ob man im niht widerstât.
443, 77,
so mag si vorbaʒ nicht gegên (: lên).
Haupt 17, 361, 5;
ûf sulchim velde si gât (: stât).
362, 6;
dâ begonde si irn wec gâ (: nâ) ..
dô sach hers in ein hûs gê (: spê).
md. ged. 86, 74. 76.
β)
das ê ergriff besonders den conj. (mhd. wb. 1, 462ᵇ, 35), für den man damit offenbar eine unterscheidung vom ind. suchte, nachdem das volle gange (1, b, β) im gewählten stil auch da zurücktrat. bei K. Flecke hat es s. 290 beobachtet, er hat gut alem. nach dem reime nur gân (stân), doch im conj. noch gange (stande), aber auch gê (stê), wie noch später alem., z. b. beim Büheler:
aber gleich darauf auszer reim:
auch bei Neidhart nach s. 221 im reime nur gân, gât (stân, stât), aber im conj. gê (stê). ebenso bei Hartmann, Gotfr. v. Str., die sonst noch an gân (: stân) festhalten, aber im conj.:
vergl. stê 116, 39. 320, 33. 328, 12. 370, 39. 376, 17, sonst aber gân, stân, wie bei Hartmann. auch bei Konrad z. b. im troj. kr. neben gân, stân conj. gê s. 157ᵃ. 194ᵇ. 219ᵇ (Kell.), wie stê 179ᵃ. 182ᵃ. 215ᵃ, im Parton. gê 217. 9971 (stê 4909. 5439);
md. im pass. K. ebenso gê 14, 35; gê wir uber zu Bethleem. myst. 30, 25. auch schon im 11. 12. jh.:
auch das beginnt schon ahd., s. bei Otfried unter b. der conj. gâ ist geradezu selten ( bair. gr. s. 284), gâ wir eamus Trist. 274, 5; doch s. noch bei Luther gahe unter 7, b, wie im 13. jh. md. (nd.):
damit war denn freilich die möglichste kürze erreicht.
das ich erfare, wie es ir ge.
königst. v. Fr. 2766,
wie es gang minem lieben wib.
2771.
swie nâhe er mînem herzen gê.
Iwein 5487;
daʒ ich im nihtes abe gê,
daʒ im ze dieneste stê.
4909;
und enweste niht, wieʒ dem ergê (: sê).
Greg. 648;
daʒ ich ze vollem lobe gestê.
nu enweiʒ ich niht wie daʒ ergê ..
1876;
wie dîn muot darumbe stê (: wê).
arm. Heinr. 1095;
daʒ er ze sînem herren gê (: mê).
Trist. 269, 27. 335, 31. 208, 40;
daʒ dîn dinc alsô volgê,
daʒ eʒ nâch dînem willen stê.
113, 13;
swie kumberlîch eʒ aber nû stê,
swie kûme sô mîn schîbe gê.
363, 36;
swie sô eʒ aber dar umbe ergê,
swie harte eʒ mir ze vâre stê.
374, 11,
daʒ es iht von herzen gê (: wê).
13, 34.
(kaufen) ê der marchet zegê.
304, 23;
die gên (sollen gehen) beide hin dan.
genes. 157, 9 D.
als iʒ in .. nicht missestâ
unde ouch gnêdichlîche irgâ.
Sachsensp. vorr. 186.
γ)
auch im imp. wird, wie es scheint, das ê bald vorgezogen, z. b.:
daneben doch gât 390, 9, wie im sg. gâ 270, 24. 33. 278, 39. 285, 31, auch mit ganc nahe beisammen:
gleich darauf conj. gê z. 27. erst später auch im sing. imp. gê, wahrscheinlich nach dem pl.:
möglich dasz der imp. gêt dann auch auf die entsprechende form des ind. zurückwirte; bei Hartmann z. b. neben eʒ stât: eʒ gât 4077 fg. im plur.:
vergl. schon ahd. unter b ir gêt (Otfr.), gêt imp. (Tat.). auch im part. (schon im Tat. gênti, s. u. b) z. b. gênte, stênte dicht neben gân ged. 10, 11, vgl. gên (: bringen) 11, 1, selbst im reim auf getân geschrieben gên 190, 12. 191, 12. aber die weitere auseinandersetzung und der kampf der zwei formen bedarf genauerer untersuchung. im allgemeinen zeigt sich die jüngere form im vordringen, hauptsächlich im bair. und md. sprachgebiete, wo sie denn auch endlich zum siege kommt, zum theil schon vor der nhd. zeit. denn in prosa herscht sie schon im 14. jahrh. bair. z. b. in den gesta Rom.: ich wil gen zuͦ meinem vatter. 1; wenn ein kint überget seines vater gepot. das.; daʒ der tag auf ge. 2 u. s. w.; ebenso md. im 14. jahrh. östlich in Beheims evang. allein ( s. 258ᵇ, vgl. stên 298ᵇ), westlich bei Herm. von Fritzlar, wie der schreiber der heil. Elis. gên bevorzugt ( 377ᵃ), wo stên auch beim dichter überwiegt (406ᵇ). so wird das gân, stân der dortigen dichter mehr fortgeführte kunstüberlieferung von früher sein, während schon Wolfram auch darin mehr dem leben folgte.
nu gêt der stiege nâher.
Nib. 2045, 2 (in allen hss.);
nu begêt genâde an mir.
Iwein 8123 (stêt ûf 8132);
stêt ûf, her Tristan, unt gêt her.
Trist. 268, 30;
ich wil gên, sô gêt ouch ir.
373, 28 in MF (gân, gânt HW);
geselle, sprach er, gâ hin abe.
dâ stât ein kiel in der habe,
dâ ganc geswâslîche hin.
269, 21 ff.,
gê her und nim si ze rehter ê.
Renner 1690;
wîch von mir balde und gê bî (zur seite).
pass. K. 112, 6 (neben ganc 721ᵃ);
gê, gang dich erhenken.
lieders. 2, 704.
ich sihe wol daʒ ir stêt
unde rîtet unde gêt.
Iw. 4036 (in allen hss.);
e)
auszer dem hd. und md. behauptet sich dagegen die a-form im nrh., cölnisch z. b. im 13. jh. in G. Hagens reimchron. gain 547 (stain 564) städtechr. 12, 37 fg., im 14. jh. gain und stain 279, 10, nur dasz das ai auch in ei ausweicht in gein wir, geit (s. 4, d, δ) s. 406ᵃ; noch im 16. jh. in der Cölner gemma 1511 gaen L 5ᵇ. J 6ᵈ. Z 3ᵃ u. o., bei Harf gayn 10, 33. 36, 29 u. o., dabei geyt 7, 5. 8, 19. 9, 33, wie geit bei Hagen. auch nd. bei Sch. u. L. 2, 9 nur gân, auch ik gâ, conj. und imp. gâ, part. praet. gegân, gân, aber wieder auch geist, geit (selten gât), wie noch jetzt Brem. wb. 2, 479, 59ᵃ, 61ᵇ, gân, aber überall geist, geit. ebenso mnl. gaen, nnl. gaan, dort aber und noch landschaftlich gleichfalls auch geit und geet (neben gaet, gaat), das denn mit dem alts. begêd unter c eins sein wird. Auch auszerdeutsch, altengl. gân, gâ, früh auch zu gôn, gô geworden (wie hd., s. 4, b). aber neben älterem gâst, gâđ bald auch gêst, gêđ (gleich jenem geit) 232; neuengl. go, wie schweiz. ebenso dän. gaa, gaae (part. gangen und gaaet), schwed. gaͦ (part. gaͦngen), landsch. auch noch ganga 184ᵃ, wie norw. neben ga, gaa noch ganga 207ᵇ.
4)
auch nhd. geht das schwanken zwischen gan (gon) und gen noch länger fort, in mundarten bis heute.
a)
gan setzt sich länger fort nicht blosz im oberd., obwol da vorzugsweise:
ein adelicher wider die stolzen städte, die (d. h. ihre vertreter) auch auf reichstagen nun den fürsten sich gleich stellen;
gaast du zuͦ deinen gesellen. rollw. 76, 29; gastu noch da? 42, 28 (oft auch gon); der welt glaub stat, der recht glaub gath. parad. (1558) 256ᵇ, daneben 257ᵃ geht und gehet, jenes offenbar gewichtiger;
auch md., z. b. bei Luther anfangs ( 2, 42ᵇ): laszens immer einher gahn. an den adel K 1ᵃ; liesz er ehe die welt untergahn. L 1ᵃ; da grosze kost auf gaht. F 1ᵃ; wer das erste mal gen Rom gaht. G 1ᵃ; das ein keiserlich gesetz aus gahe. E 4ᵃ; gaht und staht es (so). M 3ᵃ, vgl.bestan F 4ᵃ, aber auch: leszt bapst und bischof hie gehen was do geht. G 4ᵃ, was ihm wol an sich die geläufige form war, jenes die gewählte (s. 3, d a. e). Auch im 17. jahrh. noch, z. b. bei 1333 gahn (neben gehen), abgahn, ausgahn, mit beispielen, wie: was weit hindan, das laszt man gahn; je mehr der geizige hat, je mehr ihm abgaht, aber auch ohne reim: es gaht ihm so viel ein (aus seinen gütern), kommt ein. schweiz. noch in der Zürcher bibel v. 1638 sy gahnd ps. 45, 6, ja warum gahn ich so traurig hereyn ps. 43, 2, erst 1667 in gehen umgesetzt ( gesch. der schweiz. bibelübers. 245). sprichwörtlich noch später, auch nicht oberd.: kleider aus kleider an, essen, trinken, schlafen gahn, das ist die arbeit welche die lutherische thumherren han. 75, wo der reim das alte fest hielt. auch in volksliedern noch und bei dichtern die der alten schule folgten; z. b. Spee (vergl. sp. 1622 fg.):
und so oft, aber wechselnd mit gehn und gohn (s. b), nach reimbedürfnis (vgl.besteht und bestahn s. 19); doch auch noch auszer dem reim:
doch schon bei nicht mehr, geschweige bei den Schlesiern, es galt nun für meistersingerisch, pritschmeisterisch. aber im 18. jh. wieder in alterthümelnder haltung:
ich gah auszhin auf mein dörfelein.
v. 718;
329 gha annen (d. i. anhin) du, ich kumm hernach.
das. v. 715;
si stand mit ern hinder der tür,
so die fürsten gand herfür.
volksl. 427, vom j. 1450,
den fürsten gats ze herzen.
429;
es gat in als si hand verschuld.
431;
so musz es euch an das leben gan.
fastn. sp. 281, 12;
damit ein end und pald darvon,
wann wir noch weit haben zu gan.
282, 1 (vgl. nachher);
ich urteil, das ein sollich man
drei kalt winter sol parfusz gan.
308, 17;
wie wol ich uf der gruͦben gan (: lan).
narr. 5 überschr.;
gant siben wol uf ein quintin (quentchen).
10, 34;
als solt es nachts zuͦ metten gan (: stan).
102, 26;
bruͤderlich lieb ist blind und dot,
uf btrogenheit ein ieder gat.
102, 6 (vgl. von : gan vorhin);
noch mach kein suppen usz dem brot,
das dir noch in dym mundt umb gat.
facetus 240;
gib lob dym wirt, wann du hin gast (: stast).
288;
und leget seinen kittel an
und must darinn gehn kirchen gan.
1, 497ᵇ;
als könn er gar nicht gahn (: an).
3040, 11;
wie es so wol drinn thu zugahn (: davon).
2951, 28.
so musz es allen feinden gahn.
2, 388;
der handel thut von statten gahn.
389;
auch höret man
im grünen gahn
spazieren laut und geigen.
trutzn. 8, 49 (s. 27 Balke);
wann früh vor hellen tagen
die morgenröt aufgaht (: hat).
6, 18 (s. 18),
(die nymphen) gahn spielen, scherz und schimpfen.
8, 24 (s. 26),
bei gehn lächlend umb
8, 9;
auch werdens gahn herummer.
33, 109 (147).
doch mag er frei seiner wege gahn,
nur hör er noch zwei wörtchen an.
fastn. v. pat. Brey).
13, 72 (b)
gân ward aber auch zu gôn (wie mhd. ân zu ôn, ohne, vgl. engl. unter 3, e), besonders alem. (hier auch gaun), seit dem
14. jahrh.: sie (die juden) süllent gaun in ir rehte schuͦle. Straszb. chron. 97 vom j. 1322 (vorher îngân); wie si (die pfaffen) gônt so gar unpheflîche. 9 felsen 30. 39 u. o.; solte got die welt lôsen undergôn. 52, wie stônt, stôt 35 u. o. (aber gêt 32. 131); der gern zuͦ kirchen gôt. Straszb. chr. 115, 9; wider in sînen orden gôn. 671, 30;
so ainer darus gon wurde. Reichenauer chron. 129, 2 u. oft (staut und stât 89, 2); das er als spät nummen me getörfte (sich getraute) gehen Biberach gohn. qu. zur gesch. des bauernkr. in Oberschwaben 280 (gaun 165), aber gat 289; adeo ich gon herzuͦ, exeo ich gon ausz. 62ᵈ (daneben abeo ich gehe hinweg, tempus abit die zeit gat hin, auch ich gange, s. 1, b); gohn, aufgohn, entgohn u. s. w. 343ᵈ (gehen 337ᶜ fg.); bei 189ᶜ ff. nur gon, kein gan oder gehen;
daneben doch mit a (vgl. c, α):
auch auszer dem alem., z. b. bei H. Sachs, Ayrer ( bair. gr. s. 284):
da ist es freilich nur noch reimwort, wie gan wol auch schon, denn in prosa heiszt es bei Ayrer z. b. die drei landsknecht gehn ein 2950, 31, wie in den dialogen des H. Sachs gen, sten. auch im 17. jh. noch bei Spee:
daher noch bei A. Gryphius als meistersingerisch:
die doch des rechten nit verston
und blintlich an den wenden gon.
2, 4;
aber in ein helgen orden gon
kanstu on sünd nit abschlon.
Bächt.;
170 und werd im kloster müeszig gon
und dört das ewig leben han.
145 u. ö. (vgl. unter a von : gan);
der wiler wirt dir wol anstan,
wirst nun (nur) im garten umbher gan.
142, auch gan : an das.
darum tetens all gon (: von).
Göd.;
1, 204 so ge vor, ich wil dir nachgon (: person).
3, 144;
wen schir das alter her will gohn (: von).
3169, 24.
Daphnis müszt zu grabe gohn (: mon).
trutzn. 45, 240 (s. 210 B.);
wer heiszt die flüsz von felsen gohn (mon).
25, 19 (s. 105).
der frische brunn kommt einher gohn (: mon).
P. Squenz 28 (s. 29 Br.),
ich fürchte es werd' mir immer gehn (: geschehn).
27.
c)
dieser wechsel mit den schwankenden formen, den dichtern willkommen, findet sich aber auch in prosa.
α)
so gan und gon alem., auch nah beisammen: und wo der far hine gat (auf die weide) .. do sol er gon one einunge. weisth. 5, 482, vom j. 1380, els.; für andern kosten .. so darüber gat (wird aufgezählt) und für andern kosten so darüber gon musz. 2, 158ᵃ, münzvertrag v. 1425; ob sach were das ainer an das far kæm (zum überfahren) .. der sol dristunt ruͤfen. komt der fer (ferge) nit, so mag er in das wirtshus gan und uf des fern costen ain masz win trinken und dann wider dar gon und aber ruͤfen. zeitschr. 5, 380, vom j. 1497; es gadt aber zuͦ diser zyt glych wie zuͦ der apostel zyt. Zwingli vom predigampt A ijᵃ (stadt A 4ᵃ); sölte es also zuͦgon. A iijᵃ; so ir in das hus gond. B ijᵇ. iijᵃ (understond A 4ᵇ, verston E 1ᵇ); auf das schlosz gon rollw. 90, 12, gand hin (imp.) 91, 2, gan 88, 8 (also geht es 88, 20). in einem Thurgauer weisth. von 1521 gond 4, 416 fg., gon 420 und gat 419 fg. daher denn auch bei den dichtern, wie Manuel unter b, (s. s. 286ᵇ), Gengenbach, Murner, auch ohne einflusz des reimes:
der gesprochene laut mochte noch zwischen â und ô mehr in der mitte stehn, wie das landschaftlich, z. b. in Thüringen noch jetzt vorkommt; vgl. au, ou und o bei Herm. v. Sachs. unter β.
vil gandt gar stoltz in schuben har (einher) ..
dann (einmal) gont sie bald, dann vast gemach.
narrensch. 9, 1. 5;
ob er (der fremde) vor dir anhin will gan,
soltu in gern gon vor dir lan.
facetus 219 (s. 139ᵇ);
lasz als gon recht wie es gat.
narrenb. 19, 121 Göd.;
sunst lon sies gon recht wie es gat.
62, 15;
unt tracht nit, wa es usz möcht gon (: ston) ...
sin narrenspil wil uszher gan (: zan).
84, 4. 29.
β)
aber auch gen und gan (gon) so, gleichfalls alem.: und sol (der ferge) den nachgenden zuo dem hindren gransen (des schiffes) us lan. weisth. 4, 354, den verfolger, neben gan, gat 353; ain mensch in ainem closter, dʒ also anhin gat (so
dahin lebt), es geet zuͦ capitel, zuͦ chor u. s. w. (gewohnheitsmäszig). has im pf. b 3ᵈ; das es nit also glat dar geet, als du mainest es dir dar geen solt. b 1ᵇ; er gat nit stäts der sachen nach. das. (geen ist doch schon häufiger); so tag und nacht scheidet, gond sy (die hähne) gen schlafen. Gesners vogelb. 78ᵇ (s. dazu II, 10, e); der in dörnen gahn will, wie kann er ohn zerrissen herauskommen. 1590 9, 112, nachher das.: der für sich sicht do er geht .. der fallt nicht. auch nürnb.: gan, als eim wol oder ubel get, succedere, prosperari wolgeen. voc. 1482 k ijᵃ. bei alem. dichtern:
wie bestoun (: won) 3143, ou als mitte von au und ô (vgl.α a. e.);
also auszer reim get, wie stet 1972;
neben gang conj. (1, b, β), gat, got ind., wie bei Herm. v. Sachs. auszer gee auch gang 1677;
im 15. 16. jh. auch bei mitteld. dichtern:
frage der Maria bei der verkündigung ihrer empfängnis;
in prosa aber in der widmung gehn, gehen. aber auch auszer reim noch in einem sächsischen liede vom jahre 1593:
im alem. kreuzen sich dabei auch gân und gên, d. i. geben (sp. 1667), z. b. in dem Straszb. narrenspiegel von 1545, vom verfall des kramhandels:
bei selbst 102, 36. 48 gent geben und gont gehen, in einem schweiz. weisth. 4, 416 ff. neben gon gehen gen geben, verkaufen s. 417.
wann das der stett gewalt uf gee.
Mörin 4179;
die würden durchainander gon.
4185;
in zirkelmaus (masz) der himmel get (: seit).
4410;
zwinzen sol gen zwieren gon.
1621;
was aber an das leben gaut.
2046. 1593;
da det der Eckhart für her goun (: getoun).
1150. 2057 (: kron),
was get min frouwen an dü gab.
2018,
myn sorg ist, wir verlieren me
und das es uns noch übler gee.
narr. 88, 34;
oder sie in ein kloster gee.
facetus 488,
hör, jüd, es must also ergan.
fastn. sp. 806, 24;
und keiner wirt dardurch eingeen.
807, 2.
engel gotes, wie wirt is irgen
adir wie wirt is geschen,
adir wie sal is zu gan,
das ich sal enphan.
hess. weihnachtsspiel h. v. v. 35 ff.,
sie sprach: du magst an galgen gahn (: mann).
Es. II, 62, 25;
wer weisz, wie mags uns denn ergohn (: von).
39, 14;
wöllns auch nit lahn fürüber gehn (: stehn).
31, 212,
drümb last es gahn, gleich wie es geht,
in aller welt es übel steht.
2, 285.
auf wolfeil gehn gaht jederman.
Brant s. 51ᵇ,
γ)
das schwankende verhalten ist fest geblieben gerade in alem. mundarten (vgl. al. gr. s. 330); schweiz. z. b. bei 1, 435 es gohd mer im muul ume (liegt mir auf der zunge) und de muest dsach andrist angah, angehn, angreifen, bei 231ᵇ goh, god und mer gönd, imp. pl. gönd, bei Hebel im gloss. goh inf., aber auch:
wie (reben) stöhn uf 30. 17, aber (er) goht, stoht 25. 16, de gohsch 17, goh inf. 25; zu dem ö s. d, α. auch nd. noch ähnlich gân und geist, geit nebeneinander, s. 3, e.
sie göhn uf verborgene pfade.
alem. ged. (1820) 13;
asz (dasz) dfüürer nit usgöhn.
24,
d)
bemerkenswert sind noch, als nebenformen zu gehn
α)
jenes alem. gönd, gön plur. neben gon inf. (vgl. s. 47), es geht gleichfalls weit zurück:
vergl. verstoͤt 68, 1 ( s. 286ᵇ), stön weisth. 1, 260, alem. 15. jh.; von den schiffen, die wasser uff und ab gönde. 102, 24. es musz doch eigentlich gênt, gênde gemeint sein, aber unter einer gesuchten vermittelung mit gôn, also ö als durchschnitt von e und o. vergl.kömen für kommen V, 1627 mit ähnlicher entstehung.
das er sie (der vater die kinder) losz irr gon on straf,
glich wi on hirten gönt die schaf.
narr. 6, 6,
β)
ähnlich gän, worin ebenso für gân und gên eine vermittelung gesucht scheint, schon im 15. jh.:
der gaͤnd luft, aura spirans. 155ᵇ; in einem Thurgauer weisth. 1, 267: das best häsz (kleid) als er an aim sonnentag gäht, vorher und nachher das. goht und gaht; vgl. noch schweiz. gä Kerenzer mundart 154 (II, 10, e, γ), bei 1, 421 abgaͤnd, übergaͤnd part., das abgaͤnds überbleibsel, eingaͤnds einkommen u. a. auch bair.:
noch später, fränk.: dieweyl nuͤn also der todt weder di lebendigen oder di todten angähet. teütsch Cicero 58ᵃ; leib und seele vergähet. das., vergäht 57ᵇ, auch verstäh das., stähet 58ᵃ u. s. w.; noch jetzt henneb. gä gehen 6, 515, 13.
man spricht, wenn narren zmerch gänt,
dasz die kremer gelt enpfänt.
fastn. sp. 846, 16;
sie gänd har wie die wilden thier.
narr. vorr. 122;
und in rechter üppigkait
wellen si nemen das vich, das vor der helle gät.
fastn. sp. 483, 12 (vgl. gat : rat 490, 34).
γ)
aber auch gîn (wie stîn), so in sächs., thür. bauernmunde, ich gî u. s. w., schles. in Dornr., s. z. b. giht II, 3, g;
auch fränk., in Sonneberg gîa, gî inf. 82. 56, desgleichen tirol. gia neben gea 185 fg. (-a für -en), kärnt. gien neben gean 112. und auch das geht weit zurück, z. b. nürnb. im 14. 15. jh.: der sol gin zu dem amptman .. und sol in bitten umb urlaub. Nürnb. chron. 1, 29, 12; si (die perlen) gin ir 36 an ain garat. 101, 2 u. ö. (neben gen), s. s. 307; begin begehen anz. d. germ. mus. 1879 sp. 10 u. ö.; auch gien (s. 7, b): das dy leut aus den heusern nicht gien mochten (vor schnee). Nürnb. chron. 1, 357, s. auch 2, 553ᵇ. auch tirol. gien schon 14. jh., oberbair. 15. jh. bair. gr. s. 284, wie md. nrh. im 13. jh. mhd. gr. s. 326; für thür. gîn im 13. jh. bürgt stîn für stên im 13. jh., wie nürnb. im 14. jh. städtechron. 1, 42, 3 ( mhd. gr. s. 318):
es ist die bewegung des e, das von a ausgieng, auf ihre spitze getrieben; vgl. z. b. sp. 1730 gebîrde für mhd. gebærde, durch gebêrde hindurch, auch gefîren unter gefähren 3.
do mûsz ma a (den) ganza tag schtîn
aͦn a ganza tag gîn ..
volksth. aus östr. Schlesien 1, 390;
(Christus) der der hôchvart widerstîst,
den ôtmûtigen gnâde gîst.
607.
δ)
verbreiteter, ja stellenweis in allen hauptmundarten mit ei, geit, geist sing. praes. (wieder auch steist, steit); so hauptsächlich im rheinischen, altfränkischen bereiche, aus ahd. bis in nhd. zeit, bei (s. bei Haupt 12, 15. 8):
wechselnd mit er gât (ir gêt); das ist aber eigentlich ge-ist, ge-it, ursprünglich gê-ist (auch aus ga-it, gâ-it begreiflich), d. h. mit deutlicher endung neben gêt mit halber endung (s. 6, b), wie bei Otfried duit, thut neben duat u. ä. (Haupt 12, 140 fg.), d. i. du-it für dua-t. reimt doch nrh. noch im 12. jh. das -it auch noch für sich (gê-it):
noch im 17. jh. geit bei Spee als reimwort, aus der mundart:
in mhd. zeit einzeln auch alem., bair., s. alem. gr. s. 330, bair. gr. 284 (vgl. jetzt oberpf. gêin 2, 5, stêin 3, 595), hauptsächlich doch rheinisch, auch ins md. hereinreichend ( mhd. gr. s. 326), z. b.:
neben gân im reim 3157 u. o., ich gê 1942;
nordthür. 13. jh.: sô geit iʒ ume (ihm) an sînen hals. Mühlh. rechtsbuch bei stoffl. 1, 30. 49 u. ö., wie steit 47 u. o., auch virgein 37 für vergên vergangen, aber auch beir für bêr 56, geiste für geste 37, guit für gût 37, tuit für tût 36 (inf. gê 36). so im 14. jh. in einer predigt Eckharts, wahrscheinlich mainzisch: der da geit oder steit. 15, 383, 54; stein .. gein (inf.) 384, 1. 373, 15 fg.; ubirgein 385, 58 fg., auch als inf., aber oft auch hait für hât u. ä., guit für gût, auch stait für stat 383, 39, beisten für besten 378, 68, teit für tet 379, 85, sodasz hier wie dort ein anderer einflusz hereinspielt. rheinisch: wanne unses herrn herbst .. anegeit. weisth. 2, 222; wanne der kelter geit. das. (neben geen), aus Bacharach. in Leipzig: alsus
geyt der eid, den der burgermeister .. thun sal. stadtbuch 14. jh., mitth. d. deutschen ges. 1, 114 (get, stet 119), wie steyt in Meiszen 14. jh. cod. dipl. Sax. II, 1, 305. 2, 92. 93; das du alleine geist in meine kammere. Apoll. v. Tyrus h. v. 42, 5, meiszn. 15. jahrh. (gat 114, 24); vgl. noch bei vern. tadl. 1, 178 als Leipziger aussprache: ich soll zur hochzich geyen, in de kirche geyn, tut mir der kop wey (genauer gêⁱn, wêⁱ). besonders auch niederrh.:
s. s. 138, vergl. entfeit 139; im 16. jh.: dae geyt dat Eetzland an. pilgerf. 7, 23 u. o., wie steyt (auch deyt thut 60, 30. 97, 20 u. o.), s. dazu 3, e und ebenda nd. geist, geit neben gân, nl. geit neben gaan, also noch wie bei Otfried, d. h. in den formen die überhaupt ursprünglich mit -i gebildet wurden, nicht in denen mit ursprünglichem -a o. a.; mnd. z. b.: dene witten wech, de over dene himel geit. deutsche chron. II, 263, 29;
doch findet sich auch inf. stein heil. Elis. 5492, wie gein vorhin 15, 384.
thaʒ thu nakot ni geist (: weist).
II, 22, 21;
ob iʒ zi thiu thoh gigeit (: tumpheit).
I, 2, 19 u. ö.,
(die sonne) diu inzuschin erden unti himili gêit,
beiden halbin schînit.
Anno 584.
schau, die wässer seind entronnen,
alles voller speichel geit.
trutzn. 253 (183 Balke, 263 Br.);
was von blut herauszer geit (: beid).
294 (212. 304).
van der sunnen ûʒ geit (: arbeit).
u. denkm. XXXVIII, 2. XXXIII, 11;
daʒ sie geint wider heim.
Roth. 3171,
geit (imp.) in daʒ ungeschaffen.
Germ. 15, 99 (vgl. sân sagen v. 31);
iʒ ist alliʒ ein îtelicheit,
daʒ di sunne umbegeit (umkreist).
Alex. 26, vgl. steit, auch deit 147 fg.
entfanc van sîneme munde die sûʒicheit,
die ûʒer sîneme sûʒilîchen munde geit.
Marienl. 10, 39, 30;
dâ he geit up mont Oliveet,
wie sêlich sît ir, di bit (mit) ime geet.
46, 34 u. ö.,
ik sprak: wô geit it mit ju, ôm?
Rein. vos 5976.
ε)
so sind aber im vocal wirklich fast alle möglichkeiten vertreten: gân, gên und gôn, gaun und gein (geit), gän und gön, gîn und gûn, denn auch das letztere, d. h. mit ô vollends zu û erhöht (wie ê zu î) zeigt sich in schweiz. gu für go, gân, d. i. gegangen (s. 5, a) Ker. m. 154. über diese zerfahrende manigfaltigkeit aber hat sich gên siegend erhoben (s. 6, b).
e)
und zwar so kurz und einsilbig aus ahd. zeit her bis in die gegenwart, da die dichter wie die aussprache es noch jetzt fortführen, wie früher z. b.:
stee still, geh für dich. weltb. 197ᵇ;
in prosa müszig gehen 380ᵃ. auch im 18. jh. noch z. b. im conj.:
jene zerdehnung ist aber auch alt, s. weiter 7.
ge oder ich gib dir eins an ein or.
fastn. sp. 273, 26;
das er zuo keiner andern gee.
319, 2;
ste auf und gee mit uns zum wein.
b. 8, 528;
das wir in guten frieden stehn,
der sorg und geizes müszig gehn.
8, 362ᵇ,
denke nach, wie scharf es beisze? denke doch, wie nah es geh,
dasz ein sohn durch seinen vater zwischen furcht und hoffnung steh.
nicht geh').
855 (5)
die kürzung hat vorübergehend auch vom praet. den ind. und das part. ergriffen.
a)
für gegangen auch gegân mhd. wb. 1, 463ᵃ, 18 ff. (wie gestân gestanden):
und noch im 15. 16. jh., auch nd.; z. b.:
und wie gangen, auch gân, hd. und nd.: daʒ si des willikleich paider seit auf uns gan sein. Nürnb. chron. 1, 75, 6 (zur sache s. II, 9, g);
auch gôn, alem. (noch schweiz. in dem Kerenzer gu vorhin):
was denn mit engl. gone gegangen, fort zusammentrifft.
duͦ si zuo dem burgitor chômen gegân.
ged. 162, 3 u. ö.;
dô kam her Îsingrîn gigân.
Reinh. 858;
diu edel marcgrâvinne für die burc was gegân.
Nib. 1601, 1.
und wär das also für sich gegan.
var. gan;
3103, er (ir) in der lude erbeit sijt gegan (: gethan).
Alsf. pass. 1398;
das ich hinweg gegahn (bin).
Es. I, 24, 14;
über sie ist das gegahn.
2, 73, 3, 278ᵇ;
wô isset ju gegân in desser vart?
Rein. vos 2850.
wann ich etwa fur sy was gan.
Wiener 340, 24. 348, 31 u. ö.;
als er war ein zum schneider gan.
s. u. kittel 1, b);
1, 496ᵈ (ik hebbe wol êr bî nachte gân.
Rein. vos 6288.
(unrecht gut) wie gewunnen, so verton,
wie es komt, so wider gon.
narrenb. 80, 102,
b)
und wieder auch gegên, wie im praes., wenn auch nicht nhd. ( mhd. gr. s. 325):
besonders md.: alsô di âchti ubir in gigên is. Mühlh. rechtsb. 29; swanni di nacht virgein ist. 37 (vergl. vorhin unter δ);
gleich darauf gegangen v. 317, auch gegân 340; beides auch bei md. ged. s. 220 (94. 87). gegehn für gegangen noch bei 1, 334ᵃ 'in der markt Brandenburg'.
du was unser herre gegên
in eine burch diu hieʒ Effrêm.
ged. 249, 20;
si wêre gerne drîn gegên.
md. ged. 94;
daʒ wir nit mite sîn gegên!
hess. spiel von den 10 jungfrauen, Germ. 10, 325 v. 316,
c)
nur mhd. und auch da nur sehr beschränkt gie für gienc, d. h. noch nicht ahd. und nicht mehr nhd., und überhaupt nicht nd. oder nl.
α)
im 15. jh. machen dichter noch gebrauch davon, z. b.:
doch nur so im reim (wie lie 3065), wie beim folgenden:
auszer reim aber gieng er 4033. 4047. 1113, wie fieng 1372. 1698. und auch im reim gieng da, wo nicht ein echtes -ie im gegenreim jene form verlangte, z. b. beim Büheler:
das ist aber schon ebenso auf der höhe der mhd. zeit, z. b. im Iwein gie im reim auf verlie 1700, auf ie 3354. 4059, auf hie 2216. 4170. 4820. 6294. 6597 u. s. w., aber auch wo es sich mit vienc, hienc begegnet, die ja eine gleiche nebenform boten, steht doch voll gienc : vienc, z. b.:
wie 313. 353. 673. 3503. 4673. 5779. 5941. 6127. 6239. 7347 u. a.; nur ganz ausnahmsweise, und nicht in allen hss.:
auch auszer reim zwar gie, z. b. gie dan 2245, des gie im nôt 2050 (enpfie 8040), aber die volle form ist da erst durchaus vorherschend: gienc dan 779, gienc si u. ä. 1374. 1788. 2200. 6583. 6760, gienc und .. 1220, ergienc 1047. im Trist. gie im reime auf ie 140, 40. 414, 18. 431, 7, nie 98, 19. 132, 25. lie 140, 29, die 273, 12, auch gie dan 284, 38. 342, 23, gie hin 374, 38, aber gieng er 236, 15. 277, 38, gieng eʒ 382, 22, gieng ouch u. ä. 293, 26. 374, 40. 299, 24. im Reinhart 830 gienc : gevienc (s. auch 366. 1745) neben begie : hie 838 (1540). vergl. in dem alten bruchstück gie : lie bei s. 18. 21 u. ö. (auszer reim 13. 29, ginc er 21). ebenso später und md. z. b. im pass. K. zwar gie auf sie, lie u. ä. reimend 37, 47. 58, 89. 134, 95. 300, 59. 355, 50. 456, 78. 465, 12, auch gie hin 93, 70. 131, 90, aber gienc hindan u. ä. 91, 78. 448, 58. 528, 44, und gienc : vienc, hienc 90, 89. 139, 13. 287, 80. 363, 97. 364, 47. 398, 48. 468, 2. 525, 45. im Reinfried z. b. s. 158 gie : nie, aber gienc : vienc, wie s. 381. 397. 656. doch enpfie : gie Trist. 133, 2. 315, 26. 414, 36, Wig. 292, 4. behie : gie 3766. es fordert eben weitere mühe.
zuͦ dem palas er in gie (knie).
Diocl. 1137;
do mit er enweg gie (: hie).
5659;
nun hören fürbas wie es gie (: sie).
königst. von Frankr. 6448;
wanne ich falscheit nie begie (: hie).
2323;
wie es aber fürbasz ergie,
das sollent ir mich hören hie.
2509,
damit der Eckhart fürher gie (: hie).
Mörin 1974;
der marschalk ainig zuo mir gie (: hie).
4076. 4126. 2862,
in ir kamern si do gieng,
ein weinen si da ane fieng.
Diocl. 1969;
zuͦ stunt er zuͦ der küngin gieng,
gar zörneklich er ane vieng.
6041. 5545. 6494 u. s. w.;
ich sag üch fürbas wie es ergieng
und was der künig anefieng.
königst. v. Frankr. 57;
der marschalk zuo dem hus ingieng (: hieng).
594. 557. 847 u. s. w.
und dô eʒ an den âbent gienc,
einen stîc ich dô gevienc.
Iwein 273,
dô in diu grævinne enpfie
unde engegen ime gie.
3792.
β)
so erweist sich gie wesentlich als reimwort, das aber aus einer mundart aufgenommen sein musz, wahrscheinlich einer oberdeutschen, denn wenn es im 14. jahrh. in mitteld. werken ganz fehlt, wie in prosa in Beheims evang., selbst im reime in der heil. Elisabet (s. 377ᵃ) trotz der überlieferung in der kunst. so kann es doch wol dort gar nicht bodenständig gewesen sein. aber im bair. sprachgebiete schon früh in allseitiger verwendung:
geschr. inphi, gi (s. dazu 2, a, γ), neben ginc daʒ kint z. 12; aber auch auszer reim do gie (geschr. gei) deu frowe 7, 21, gi 11, 6. 7. 13, 15 u. s. w.;
also auch in dem falle wo in der nachherigen kunst fienc, gienc herschend war (s.α). so hat die bair. hs. G des Parz. oft begie: enphie, s. zu 110, 21, auch auszer reim öfter als im texte. so früher auszer reim:
auch in prosa bair. im 14. jh. ( bair. gr. s. 285): dô ich in dein palast gie. gesta Rom. 3; daʒ er .. her wider gie. 43; also begie Adam todsünd, do er gottes gepot übergie. 4 u. ö., neben gieng 30. 39. 40. 60. 63 u. o., jenes hauptsächlich am schlusse von sätzen oder satztheilen; der gie zuͦ den chaufleuten. spieg. deutscher leute s. 2; daʒ Joseph in daʒ haus gie. 3. 9. 16 u. s. w., begie 24. 25, wie es scheint, immer (auch lie 35). gewiss schon früher, wie alem. schon im 12. 13. jahrh.: dô ich ruowen gie. hoh. lied v. 22, 1; der gie fure von Jesse. 58, 30 (gienc 107, 28); dô nu der guͦte sâme ûf gie, dô gie der knülle ... ôch ûf. pred. 2, 37; dô unser herre got hie ûf ertrîche gie. Schwabensp. 1, 2. 203 u. ö.; und ê das zil ergie, dô gîng der krieg wider ûf. Straszb. chr. 830, 19. bair. ist wol auch das gie im Rother (s. d, α), da er in Baiern wenigstens umgearbeitet ist. das im Orendel aber ( Germ. 18, 415) und im Oswald weist auf frühen gebrauch oder aufkommen in der volksmäszigen spielmannsdichtung überhaupt, zu welcher der Rother doch auch gehört.
dô si den mahelscaz inphie,
mit dem waʒʒere si dane gie.
ged. 20, 11;
mit girde si ime zuogie,
mit geluste er sie vie.
7, 26,
die herberge er fie,
unter sîn vihe er gie.
genes. fundgr. 47, 20, 94, 4,
der herre ire (der braut) gegen gie,
vil wole er si enphie.
er vie sie behende,
er gie mit ir spilende.
gen. fundgr. 35, 29, D. 44, 6.
γ)
übrigens gab es eigentlich nur ich gie und er gie, keinen pl. dazu (vgl. d, γ), keinen conj., und wenn ein spätes du gie doch vorkommt im reim, sogar ir gînt ( mhd. gramm. s. 325 fg.), so sind das nur einzeln gebliebene versuche, nicht viel mehr wert als stie für stuont (s. 2, c a. e.); gie conj. z. b.:
aber gie im ganzen ist nur ein versuch, der nicht weit gedieh.
maneger spricht: ob einer gie
von der helle und seite uns hie,
waʒ man dort ungemach erlite ...
Kar.
91 (319) d)
dazu aber eine aufklärende zwischenform gien, gîn, die gieng mit gie vermittelt.
α)
so oberd. wie md., bis in ahd. zeit zurück: mit mînan fuoʒun gien ih ... Müll. u. Scherer denkm. lxxvi, 23, in der Würzb. beichte (9. jh.);
im reime neben gieng (: sint) 1837 auch gie 3949 (3957); gînge dan die man vure (und klagte) ... sô gîniʒ geme (jenem, dem schuldigen) an sînen hals. stofflief. 1, 27, den gîniʒ an urin hals 28, nordthür. 13. jh.; do unser frawen kapellen stet, gin auch ain gasz auf und ab. Nürnb. chron. I, 26, 14. jahrh. (vorher gingen hewser auf und ab); also gin der purgraf von dem rechten (verliesz das gericht) und wolt den ausspruch niht horen. 27, 8; daʒ eʒ den steten in Swoben ubel gin. 46, 15 (vergl. 307); bair. begien, vergien, abgin 14. 15. jahrh. bair. gr. 176. 286; auch elsäss.: wurden die zamen vogel .. wild, flogen in die weld. es gin alles entpor. Alsatia 1875 s. 314.
zô kemenâten gîn daʒ megetîn.
Rother 1557 (1565) hs.;
dô gîn daʒ listigeʒ wîf ..
1942 (1950),
β)
das ist eine erleichterte, raschere aussprache von gieng; kommt doch auch im inlaut für -ng bequemeres -nn vor, schon II, 16, 18 in F giganne für gigange, bair. (s. a. a. o., mhd. gr. 183), auch md. 16, 277. und auch ags. erscheint gien für gieng 1, 368, vergl.gende für gengde 438 ( centralbl. 1865 sp. 690), auch alts. anagenni initium kl. d. 100ᵃ für anagengi. aus gien aber ward weiter, noch bequemer auch gie, wo das -n (oder -ng) nicht durch folgenden vocal o. ähnl. gestützt war, d. h. besonders am ausgang der rede, des satzes, des verses. allerdings erscheint solcher abfall von -n so früh sonst nur im nebenton oder bei enttonung, aber die meistgebrauchten wörter eilen immer der entwickelung voraus; doch vgl. schon im 13. jahrh. ma alem. gr. 171, wie in den schweiz. weisth. früh amma für amman, ambetman.
γ)
auch ein plur. gien erklärt sich ähnlich:
d. h. um Jericho bei der eroberung, bei Müll. u. 4, 3 in giengen berichtigt;
in den folg. stellen in der hs. zwar gihen (wie zihen, flihen), aber gien ist das gemeinte, d. i. giengen, wie z. b. 2159. 2199 steht (: dingen) und wie dort die Vorauer hs. auch gegen den reim setzt, das -h soll wol zweisilbige aussprache anzeigen, wie in enphihe Rol. 52, 5;
das ist aber eigentlich gien'n, für giengn, wie der sing. gien für gieng; jenes auch ausgeschrieben gienen z. b. in der hs. G des Parz. 186, 15, bair.; solche stark gekürzte bequeme sprechform erscheint im 12. jh. oft genug auch geschrieben, ja im reim verwendet, z. b. van für vanen Rol. 3, 10. 11, 2. 20, 20. 309, 11 (: an) u. ö., für chomen im reime chom (eigentlich chomn) Rol. 213, 5. 266, 31. 293, 2. 298, 29. 304, 20, ja im 11. jh. bei ztschr. f. d. alt. 23, 213, 36; ebenso später in der sinkenden kunst z. b. ban (: man) für bannen Wartb. 18, 5, kun für kunnen fastn. sp. 1219, pren (prennen), din (dienen) 8, 512. 514, spurweise sogar in der guten zeit, z. b. lerns für lernens 78, 18, dienn 657, 11. das streben nach grammatischer wiederherstellung (vgl. sp. 1597 fg.) in der zeit der steigenden kunst hatte das möglichst beseitigt, aber gie selber erscheint als rest davon, der doch auch einer beschränkung unterlag.
si gien drumbe siben stunt.
anz. 8, 45, 39,
di schif mit hûten (häuten) bezien (hs. bezihen),
daʒ di unden (wellen) darin nit ne gien.
Alex. 1042 W.,
unde lârtin (lehrte ihn) die seiten zien
daʒ alle tône darinne gien.
Alex. 210;
(wollte) nie neheine wîs geflien,
swî ime sîne dinc dâ irgien.
122.
e)
auch eine andere kürzung erklärt sich so mundartlich, giegen für giengen, s. gramm. 1, 935, mhd. wb. 1, 463ᵃ, alem. gr. 168, aus dem 12. jh. Müll. u. denkm. 269 (281), gigen 156, 18. 191, 19 (gingen z. 4), wie viegen für viengen wb. 3, 202ᵃ. es ist eigentlich giegn (genauer giegng), d. h. beide laute unter näselung wie zu éinem laut vermischt, den man besonders im bair. hört und der denn eine auflösung fürs schreiben sowol in -gn als -ng zuliesz. daher z. b. auch jugen für jungen in der hs. G Parz. 175, 11. 181, 21 (neben junge 161, 17. 360, 3), aber auch anderseits gangenwurt für gagenwurt gegenwart (gangn aus gagng) Haupts hoh. lied 108, 4. 144, 11, alem. 12. jahrh., engenge (: lenge) jüng. Tit. 1152, 1 für engegne, wie umgekehrt jenes giegn für giengn; daher im 15. 16. jh. auch gegang für gegangn (wie volbring inf. 15, 228, vgl. gefänglich aus gefängnlich), z. b.:
wenn auch im sing. vorkommt giege conj. mhd. gr. 325, wie fieg al. gr. 168, enpfieg Parz. 712, 26 D, dig neben ding fastn. sp. 833, 28, brig für bring 839, 20, so musz wol für manchen schreiber jener doppellaut auch auf das einfache g übergegangen sein. vergl. schon ahd. gagantan für gangantan ambulantem Tat. 81, 2, auch intfiegen 109, 2, intfagana 208, 3, s. Tat. s. 22 (mit anderer auffassung), immer mit folgendem -n, das zurückwirkte; mit intphiec denkm. lxxiv², 12 kann es nicht anders sein als mit mhd. enpfieg vorhin.
du pist mir auch die zeit lang
umb meinem maitumb nach gang.
fastn. sp. nachl. 252, 32.
6)
ausbildung und ursprung der doppelform, verwandtschaft.
a)
dasz gegân für gegangen, auch gie für gieng, wie sie mhd. auftreten (die zweite dazu sehr beschränkt), nicht ursprünglich sind, sondern bequeme kürzung im dienste rascheres sprechens, ist wol nach dem vorgeführten verlauf der entwickelung deutlich genug; wenn man gie nach vie, hie gebildet sein, diese aber aus vieh, hieh entstanden sein läszt, so müszte doch ahd. oder mhd. von vieh, hieh, viech, pl. viehen wenigstens eine spur bewahrt sein (das enphihe, intphiec vorhin taugt nicht dafür); eher haben wol vie, hie von gie einflusz erfahren, da gân doch auch mehr in gebrauch war, als vâhen, hâhen. nach gegân für gegangen, gevân für gevangen musz man aber auch bei gân an kürzung aus gangen denken, vermittelt durch eine sprechform gangn (s. 5, d, γ). wer der ahd. zeit solches zusammendrängen im sprechen noch nicht zutrauen mag, den kann das handschriftlich und metrisch gesicherte lâʒ bei IV, 24, 6 für lâʒis (s. bei Haupt 12, 34) beruhigen; eine sprechform der art ward eben beim schreiben möglichst berichtigt (wie jetzt, s. sp. 1597), taucht daher nur selten auf. gangn ist nicht gewagter als diesz lâʒ(s), der übergang in gann, gân (vgl. b a. e.) ist begreiflich schon nach dem giganne für gigange 5, d, β.
b)
für die kürzung spricht auch und erklärt sich damit gên, dessen ê, wie bei stên, doch nur begreiflich ist aus einer einwirkung des e der endungen, das sich in den stamm eindrängte, der ja mit seiner einen silbe nun die endung zugleich darzustellen hatte (vergl. 7). wenn Otfried schon ir gêt, si gênt braucht (3, b), so gehn diese eben hand in hand mit den -et, -ent, die bei ihm für -at, -ant schon herschend sind ( 12, 36 fg. 50. 99), wie sein gê conj. zusammen geht mit gange; im inf. war ihm aber -an noch fest, daher hier noch kein gên, nur gân, wie er gât, weil seine 3. sg. praes. noch nicht -et, nur -it. hat ( 12, 155. 34). wie er in seinem sorgfältigen sprachlichen wie metrischen denken auch des endungsvocals gedachte, zeigt z. b. dû duis, er duit, für duas, duat u. ä. 12, 140 fg.; so war, wie hier, bei gênt u. ä. das endungsgefühl befriedigt auch bei noch
bleibender einsilbigkeit (vgl. weiter 7), in gân neben gangan aber desgleichen. im Tat. dann auch part. gênti, hand in hand mit gangenti neben ganganti. ob auch bei dem gengen für gangen 1, c dieser einflusz mit im spiel ist? eine rückwirkung von gên? auch die vocallänge der kurzen formen wird weniger von ersatzdehnung kommen, als von dem gefühl der mit darin vertretenen endung.
c)
freilich das ahd. ih gân oder gâm begreift sich nicht aus ih gangu, aber wol gân ih aus gang ih, besser gangih, was z. b. Otfrieds form wäre ( 12, 33. 96), also wie das ahd. gien ih (l. gienih) aus gieng ih, giengih unter 5, d, α; gâm folgte dann der spur von tuom, pim, lepêm u. s. w., auch mit seinen weiteren formen, die dann auch in gât u. s. w. das -n einbüszten, den rest des stammes gang; versuche, das -n zu retten, s. unter 7, a. in ich gân, gên war es noch mhd. fest und in mundarten weit länger, aber wie ahd. schon im conj. ohne -n (3, b), so mhd. einzeln auch im ind. schon früh:
zugleich der ansatz zu nhd. ich gehe (s. 7).
ich gê zô den herbergen sîn.
Rother 1942,
d)
so findet ein stamm ga neben gang, den man seit Bopp für die kurzen formen annimmt, im thatbestand näher betrachtet keinen wirklichen anhalt; gangan ist, wie im goth., so überall der ältere bestand, aus dem sich durch das bedürfnis des zusammendrängens des massenhaft gebrauchten wortes im leben die kürzern formen als jüngere so gut erklären, wie bei mhd. hân, lân für haben, lâʒen, blosz mit theilweiser ausnahme des ahd. praes. im ind., das mir aber nicht genügt um es von dem sonst geschlossenen ganzen herauszunehmen, mit dem es doch auch wieder unzerreiszbar zusammenhängt. und es wird mit stehn, stân, stantan dasselbe sein. da freilich bot der alte arische stamm sta, sanskr. stha zu jener annahme eine unumgängliche handhabe, und gewiss liegt unserm stant jenes sta zu grunde. aber das sanskr. gam gehen, das man nach Bopp jenem lange zu grunde legte, in der lautverschiebung nicht treffend, ist ja nun für griech. βαίνω, lat. venire, unser kommen in anspruch genommen.
e)
aber gangan findet in der nähe einen genügenden anhalt, in einem worte, das zwar nur volkswort geblieben, aber mit seinem stamme sich über das ganze germanische gebietet verbreitet, also germanischer urbesitz ist.
α)
gankeln (s. d.) heiszt md. und oberd. baumeln und baumelnd gehen, schlendern u. ä., schweiz. auch völlig in bildliches gehn übertretend: er lâts ganggle, 'läszt alles gehn wie es mag' 1, 423; spuren von altem bestand gibt z. b. unter gangeln 1 das spät mhd. mit einem ganggeln, so und so umgehn, eigentlich ihn führen (wie einen blinden), noch älter, nur mit andrer auslautstufe (s. dazu u. f, gankeln 2, b. c) u. 3 dort das ahd. gangarôn ambulare, ags. gangelwäfre spinne, 'im gehend webend' 1, 500, auch in den gemeinden am Monte Rosa, die viel ältestes bewahren, ganglbein, langbeinige spinne, nd. kankelbein (s. u. gankeln 3, a), deutlich von der bewegung der beine, di als ein gangeln, gankeln, kankeln bezeichnet ist.
β)
dabei ist zu beachten, wie die benennung des gehens in den sprachen überhaupt keineswegs die dauer hat, wie der schwesterbegriff stehn; wie in diesem grosze stätigkeit, so ist in jener grosze bewegung. so sind ja lat. ire und meare in den töchtersprachen eingegangen, so im engl. das ags. praet. gieng (ersetzt durch went), und schon im ags. selbst stand neben gieng eine bildung von anderm stamme, eode, wie goth. iddja neben dem nur einmal bezeugten gaggida, d. h. der rest eines eingegangenen wortes oder stammes, gaggan, gangan aber eine jüngere bildung, ungefähr wie it. andare, franz. aller neben io vo, je vais, d. h. lat. vado. die wörter für gehen verbrauchen sich bald und brauchen öfter nachschub, der gern aus dem kreise sinnlich bezeichnender kraftwörter genommen wird; so z. b. bei dem alten haupt, nun durch kopf, eig. schädel, fast verdrängt (zuerst in der kampfsprache), das aber nun selbst wieder durch schädel einbusze erfährt.
γ)
so kann gangan, das schon vor der trennung der germ. völker aufgekommen sein muszte (durch iddja, eode, d. i. den alten stamm i- nur bei zweien überdauert), urspr. das gehen neu bezeichnet haben als ein baumeln der beine, als welches es dem blick erscheint, wie lat. ambulare wol auch, das man doch schon bei den komikern auch in ein gehen überhaupt übertreten sieht; also wie jetzt bei uns schlendern, daneben eine fülle landschaftlicher kraftwörter, z. b. bair. klanken, schlanken, kärnt. glangkeln, schwäb. glunken (s. unter klanken 2, b. d), kärnt. klacheln (s. d. 2), schwäb. u. a. gackeln, gageln (s. d. 2), nd.
z. b. dungeln (s. auch gaukeln II, 1, f), die alle eigentlich ein baumeln bezeichnen, wie auch das neuere bummeln, eigentlich das gehen ohne zweck und thätigkeit, das blosze gehen. wie auch gehen eigentlich die bewegung der beine bezeichnet, ist noch im 16. jh. zu erkennen, s. II, 1, a.
f)
auch mit ablaut stimmt gangan zu gankeln u. s. w.; denn wie dieses auch als gunkeln baumeln erscheint, schwed. in mundarten neben kanka schlendern auch kinka baumeln, neben kangla tändeln auch kunkla, neben gängla wackeln auch gingla und gunga schaukeln (s. unter gankeln 2), so zeigt das ags. neben gang auch (mit eo für i) geong m. meatus, iter, neben gangan auch geongan ire mit praet. gang, für die spinne neben gangewifre auch geongewifre, s. 1, 499 fg., nordh. gegeonga ambulare 330ᵃ. auch im hd. liesze sich das wiederfinden in dem mhd. imp. ginc neben ganc (und genc) und in dem landschaftlichen praet. gang (sp. 2381), falls diese alt genug wären. auszer zweifel ist das wol bei einem mnd. ging, gang, mal, vom ackergange bezeugt im 14. jahrh. Schiller u. 2, 113ᵃ, noch jetzt im Göttingischen ging, der 'gang' beim weben, d. h. eine anzahl von 40 fäden 64ᵃ. s. auch unter h.
g)
urverwandtschaft bietet litt. żèngti schreiten, gehen ( gl. 133ᵃ), am bedeutsamsten aber ein altind. stamm, der zugleich die bei uns noch erkennbare urbedeutung zeigt, ǵam̃h zappeln, ǵaňghâ das bein vom knöchel bis zum knie vergl. wb. d. indog. spr. (1874) 3, 99, jenes genauer 'mit den flügeln oder beinen schlagen, zappeln', dazu ǵaňghâla schnellfüszig, als subst. antilope u. ä., ǵaňghâ-kara, läufer, eigentlich mit den beinen arbeitend 3, 9, vgl. 73; das subst. auch im zend, zañga m. 'der obere fusz' (wol vielmehr bein), nizañga 'der untere fusz', s. 120ᵇ. 172ᵃ. vergl. auch goth. wb. 2, 373.
h)
nun tritt aber auch herzu, zumal nach dem ablaut u. f, ein hd. wort für verlangen, begier: ahd. gingo V, 23, 42, kingo intentio, voluntas Germ. 8, 13, mhd. ginge m. f. wb. 1, 527ᵇ; auch mnd. gink lust und belieben Sch. u. L. 2, 113ᵃ; dazu ahd. gingên begehren, trachten (mit gen. oder thara, wohin) Otfr., auch gigingên aspirare, kingên sequor, imitor 4, 217 fg.; s. auch sp. 1236 aus rom. gebiete venez. ganga absicht, wälschtir. lust u. ähnl. wenn ich jenes sp. 1140 zu ginen hiare zog, so kommt es nach dem vorigen besser hier unter, da das begehren auch bezeichnet wird nach dem begehrenden arbeiten mit armen und beinen (wie noch kinder thun), vgl. z. b. streben mit bair. strabeln, 'hände und füsze regen, zappeln' 3, 676 (auch strappeln 688, strampeln), mhd. streben die glieder regen, eifrig arbeiten nach etwas, trachten, verlangen (auch kämpfen). so kann denn ahd. gingo, nordit. ganga auf jenes 'zappeln' zurückgehn, das altind. bezeugt ist und in gangan, gankeln auf die bewegung der beine beschränkt.
i)
endlich ein subst. zu gang- ohne das -n, goth. gahts in innagahts f. oder innatgahts eingang, framgahts f. fortgang (auch adj. unatgahts unzugänglich); ahd. bettegâht concubiae Cap. 46 (36), d. i. bettgehzeit gr. 2, 995, 4, 1277, vgl. auch altn. gâtt f. thür; mhd. aber giht 1, 1014, kirchgiht kirchgang, sunnegihten dat. pl. Johannis (mhd. wb. 1, 518ᵃ). für ausfall des -n, den 3, 99 annimmt, spricht ahd. gâht, doch bei giht ist das unmöglich. es bietet sich aber ein nebenstamm gag (wie stat neben stant), breit entwickelt und alt gestützt, mit der gleichen bed. baumeln, zappeln, schlendern u. ä., s. gageln und gagen sp. 1142 fg. (auch gagen pl. und gigl beine). auch gicht als krankheit, mhd. giht, eigentlich krämpfe, zuckungen (mhd. wb. 1, 517ᵇ) tritt nun passend in den kreis nach der urbedeutung zappeln.
7)
endlich gehen als siegende praesensform.
a)
das sprachgefühl war mit der erreichten einsilbigkeit doch nicht lange zufrieden, das grammatische bewusztsein daneben verlangte eine befriedigung des endungsgefühls. dabei ist das -n auch als stammhaft behandelt worden (was es ja eigentlich auch ist), in allen drei hauptmundarten; genend gehend im 14. jh.: it. 2. lb. den genenden knechten in die rais (als kosten, fuszknechten). städtechron. 4, 86 anm. 6; im 15. jahrh.: die müeszig gener und stener für müesziggeer und steer 3, 130, 30 var. (beides nürnb.), wo wir noch nachempfinden können, wie das bleibende -n eine gefühlte lücke ausfüllte. dann auch im inf.: genen, meare, gradi, limitare in einem md. voc. 15. jh. 352ᵇ. 268ᵃ. 330ᵇ; auch gene vadere 604ᶜ, ire 309ᵃ, gradi 268ᵃ, ledik gene ociari 392ᵇ, gane meare 352ᵇ, eingane ingredi 298ᶜ, nrh. gayne 309ᵃ. 352ᵇ; gêne hessisch 14. 15. jahrh. z. b.: wart mit scharpfen worten ime zûgêne. myst. 10, 17; were in das gmein wasser fischen wil ghene. weisth. 2, 456; nürnb. 14. jh.: ich
wil in nimmer lôʒʒen zergêne. offenb. d. 74, 24, vgl. meistersingerisch:
noch jetzt nordfränk. in Sonneberg genna (neben gîa) 56, in Kärnten geanen 112, vgl. tirol. gêner geher, auch der umgênete (für genende) schuster, der ewige jude 186. appenz. i gôna gehe 231ᵇ, gônig, 'gehenig', im schwange gehend 233ᵇ. auch nd.: westf. gaunen (wie staunen für stân, slaunen für slân, dônen für dôn) goth. wb. 2, 372; vgl. mnd. ganden 14. jh. Sch. u. L. 2, 10ᵃ, auch, wie mir Bech zeigt, oberd. vorkommend: eʒ gande sîn lîp oder guͦt an (hs. an gut). Augsb. stadtb. s. 74, und md.: ab .. den bürgen .. an mîme vatere .. icht abe giende (bei der verbürgten leistung), daʒ ich daʒ sal ervüllen. henneb. urk. I, 68, 44; were ouch, daʒ der bürge einer abe giende (mit tode). 68, 19, vergl. abegienge 87, 32; da ist der laut gang irrig umgesetzt in gand, zunächst und vielleicht blosz für die schrift, denn standen kann doch kaum darauf gewirkt haben (s. 2, c).
welcher nit heim kan gene (: zwene).
Göd.
1, 118 b)
richtiger und überwiegend erweiterte man doch den vocal, der ja den der endung verschlungen hatte. so gahen für gân im 16. jh., s. z. b. 2, 75 anm., selbst als reim auf an, wie auf stan:
sonst das. gehen, gehin oder auch gan, gain, s. s. 308 fg.; noch bei Luther: das er noch ein jar in die schul gahe. vom bapstum D ijᵇ ( 2, 42ᵇ); das iemant eine gotliche ordnung recht zu herzen gahe. A 4ᵃ; zum dritten, das ein keiserlich gesetz auszgahe .. an d. adel E 4ᵃ, wie mhd. gâ (sp. 2384); vgl. auch gahet für gaht bei Diez. ebenso ward gîn zu gien, schon im 14. jh., s. sp. 2388 (vgl. auch das gön, gän sp. 2387), wie man sîn im 15. jahrh. zu sîen ausweitete, im 16. jahrh. seien 2, 4 Göz, jenes z. b.:
ist doch schon bei Otfried duet für duat, duen für duan u. ä. ( bei Haupt 12, 141), obwol einsilbig, nicht anders gemeint als zur befriedigung des endungsgefühls, wie im 14. jahrh. tuen cod. dipl. Sax. II, 2, 97, tuhen 185.
(du solt) uff dissem tuch gahen
und vor den richter stân.
Alsfelder pass. 3782,
wir syend (ind.) selb im land doch gest.
Mörin 1886;
herr marschalk, syend ir berait?
1515;
wer sien die von Wirtenberg?
4048.
c)
den sieg trug aber gerade deshalb gên davon, dessen ê ja schon vom endungs-e herrührte (6, b). auch seine ausweitung beginnt schon bei Otfried mit geit, trotz einsilbigkeit (sp. 2388); auch im Tatian ist wol geet neben gêt schon mit so gemeint, wie späteres geen im 14. 15. 16. jh.; ebenso im Boeth. gâendo neben gândo 4, 68. 79. befriedigt wird das streben endlich durch aushelfendes -h, gehen; vgl. schon im 12. jahrh. geht 188, 4. 9. 190, 27; besonders md. seit dem 13. jahrh.: daʒ geht ime an die hant. urk. 43 (get 44); daʒ sîne vrûndichîn mit ime mûʒen herîn gehn ... sô sal he geen in den creiʒ. Freib. stadtr. 3, 232, gehn neben gen 263. und so dann zweisilbig, auch besonders md. (vgl. gahen u. b): dar hine gehen. evang. übers. 14. jahrh. 9, 269, nidder gehende von dem schiffe 274, neben ghen 273. 275, ich ghe 276; daʒ im .. nicht doran (am zinse) sal abe gehen. cod. d. Sax. II, 2, 103, vom j. 1369 (stehet 266), gehin 166; das her nicht von dem dinge gehe. Magd. fragen s. 164; von ym gehen. 171 (gan 172. 111), vergl.stehende eigen 97 neben stende eigen 96 (geen noch voc. opt. Lpz. 1501 O 5ᵇ. Q 5ᵃ);
neben gê inf. (: mê) 3035, vorgê 3323, vergl. übrigens s. 220; ein grosze processien zu gehene. K. Stolle Erf. chr. bei 8, 307, lieszen stehe und lie (liegen) was da was 309, vgl. lîn, liegen (: Augustîn) rittersp. 1204. 3826, h. Elis. 935, aber auch das zu lîhen zerdehnt 861 (s. s. 36), wie bei Stolle lîe, lîhe gemeint ist, so sehr schwankten die formen;
öfter noch ganck, s. s. 308 fg. noch in dem Erfurter sog. Engelmannsbuche um 1500 wechseln geen und gehen (s. z. b. II, 6, d Michelsen).
mit sogetaneme spele ir umme gehit (: flehit).
rittersp. 31. 1225. 3101;
er danne man zu strite gehit ..
den cristin eʒ gar wole stehit ..
3101;
wo man sicher sulle gehin (: sehin).
114. 3049;
daʒ si gehin in frischir erdin.
2210,
ich bin nit wirdigk, dasz ich gehen,
dasz min augen sollen sehen
die hohe von dem himmelrich.
Alsf. pass. 2008 (nu gen ich 6046);
nu gehen ich doch vor uch in den toit.
3323;
dasz dich an gehe alles leit!
4101 (ge 5942);
gehe mit mer dan.
5950,
d)
gehen wird dann Luthers form nach anfänglichem schwanken mit gan, gahn, ghan (4, a), seltener gehn; er schreibt gehe, gehest, gehet, imp. gehe, z. b.: wenn du ... mit ir zu bette und tisch gehest. hochzeitpr. 1536 B 1ᵃ ( 2, 43ᵇ); ich bin nicht werd, das du unter mein dach gehest (conj.). Matth. 8, 8; wer bin ich, das ich zu Pharao gehe (conj.). 2 Mos. 3, 11; wo ein scharrhans gehet odder stehet. confit. 1530 B 4ᵃ; dise .. weise gehet itzt zu Wittemberg (im schwange). Diez 2, 44ᵃ vom j. 1522; gehet ewre strasze. Jos. 2, 16; gehe aus dem kasten. 1 Mos. 8, 16. auch oberd. dringt es früh vor zwischen den alten formen; bei Maaler zwar noch blosz gon 189ᶜ fg., aber schon z. b. setzt im j. 1537 wesentlich gehen an 337ᶜ fg., neben gohn 343ᵈ (vgl. 1, b, α). auch bei schriftstellern, z. b. bei Wickram also geht es rollw. 88, 20, neben gan 88, 8 (gon 90, 12), wie freilich schon mhd. sp. 2383, aber das -h zeigt die einwirkung der neuen strömung.
e)
endlich wird das -h als notwendig und wesentlich angesehen, wie auch bei stehen, und auch die endung voll ausgeführt, im 18. jh. z. b.: es gehet leider nicht an. 442, wie verstehet 519 (auch scheinet, suchet u. s. w.);
zwar auch gehn, bei schriftstellern die dem leben sein recht geben, z. b. (1755) 3, 247. 249 neben gehen 246 (gestehn 3, 269. 4, 441), gehen und gehn noch beisammen bei u. 23 a. e. (gehn im satze, gehen am satzende), aber auch noch:
nun doch wieder geh, geht (wie scheint, sucht u. s. w., noch bei Adelung gehet, das selbst Campe noch fest hält), in der aussprache aber auch gehn, d. h. gên, also in wahrheit noch wie mhd.; vergl. 4, e.
und Töffel gehet mit.
fab. 3, 4 (s. u. II, 6, e);
ja, wer durchs leben gehet ohne wunsch ..
Wallensteins tod 2, 2;
so gehe denn, mein kind, und sprich
in andacht ein gebet für mich.
gang nach dem eisenhammer.
II.
Bedeutung und gebrauch.
1)
schreiten, schritte machen, so und so gehn, ahd. für gradi, ambulare; vgl. gang I, 1 als schritt.
a)
auch von éinem schritte, noch um 1500: (das kamel) geyt niet loufende noch dravende, dan (sondern) mit eime slechten langen gange, so wijt as ein man seer gain maich (vermag). pilg. 116, 34, einen starken schritt thun, gang schritt, ausschreiten, vgl. eine brücke vierdehalf hundert genge lank 239, 16. so für treten, die füsze setzen: du thuͦst wie ein sau, die gat (gedruckt gatt) mit den fuͤszen in den trog (beim fressen). sünd. d. m. 82ᵃ. s. auch einen schritt gehn bildlich 24, f und schritt gehen 3, d a. e.
b)
schritte machen: beducht si, si möchten das wasser erwaten (als welches sie einen mondschein ansehen) .. und als si im gan waren, huoben si die fuͤsz hoch uf, als dann lüt pflegen so durch wasser waten. facet. 142 nr. 46 (lat. inter eundum). gradi ist in den vocc. gan, geen u. s. w. 268ᵃ (nov. gl. 196ᵇ), ingredi ingaen 298ᶜ. mhd., auf der wahlstatt:
muszten schreiten, einher treten. daher beim tanze, von künstlichem schreiten, treten:
vgl. einen tanz treten Helmbr. 940.
von den rossen si vielen (stiegen rasch ab),
ûf den tôten si giengen,
ir iegelîch suͦchte den sînen.
Rol. 241, 22;
und giengen ûf den tôten hin.
Karl 8315,
waʒ obe si gêt an disem tanze?
75, 5;
an einem tanze, dâ si gie
wol mit êren bî den schœnen vrouwen.
MSH. 2, 91ᵃ;
dâ si bî dem tanze
gie, er gie ir an der hant.
98, 13;
da (bei hofe) zôch ich aber schâchzabelspil ...
und gie vor manigen schœnen tanz.
Virginal 113, 11 (heldenb. 5, 22ᵇ),
c)
daher auch gên lernen, wie das kind: man muͦste ime (dem bei den wölfen im walde gefundenen kinde) einen lenen anbinde, biʒ iʒ gelernte (so l.) gê also ein mensche. deutsche chron. II, 309, 37 (thür.); spat gehen lernen 1, 330ᵃ; vgl. gehkorb, gehwagen. von der art des ganges: geh gerade! ruft die mutter dem kinde zu, geh sachte, langsam u. ä.;
Pickelhering (als Thisbe) gieng so enge und redete so klein (fein), als wenn es ein mägdlein von zehen jahren gewesen. die allered. belust. 107, machte so kleine schritte, vgl. mhd. enge schrite machen unter gang I, 1, b. auf krücken, auf stelzen gehn.
ein junges weip gerad und stolz,
die aufgericht get sam ein polz.
fastn. sp. 265, 11;
so haiszt man mich ein narren darumb,
das ich ge mit den pein so krumb.
261, 5;
meister mondschein, ey gehet nicht so krumb!
P. Squenz 19;
d)
gegensatz ist stehn (s. dazu 4), reiten, fahren:
ieclich man sal ouch wesen zolles vrî, her vare oder rîte oder gê, swâ er schiffes (zum überfahren) oder brucken nicht bedarf. Sachsensp. II, 27, 2; wer (von dem kriegsheer gegen die Hussiten) .. aus dem land zu Pecham rit oder gieng oder fuͤr ân seines hauptman willen (kriegsflüchtig) ... deutsche chron. II, 364, 24. vergl. übrigens gehn auch vom fahren u. ä. 6, b.
ich sihe wol, daʒ ir (als freier, ungefangen) stêt
unde rîtet unde gêt
swar iuch iuwer wille treit.
Iwein 4036;
e)
bemerkung verdient wol, dasz auch den schachfiguren ein gehn und gang beigelegt wurde, wie man sie überhaupt sprachlich lebenden wesen gleich behandelte, zum theil noch jetzt (wie die kinder ihre bleisoldaten); z. b. im 14. jh. in dem schachbuch des pferrer zû dem Hechte:
vgl. 352 von des kungis gange, 360 von der kuniginne ganc, 366 von der rittir gange;
und wen der kung sal ûʒgên
von velde dô he phlît zu stên.
zeitschr. für d. alt. 17, 355, 19;
ouch mag die kunginne gên
ân den kung in ir lên.
357, 19;
zû der rechtin hant gêt si stân
vor den schrîber ûf den plân.
360, 11;
sô mag he (der roch) ouch wol vor sich gân
zu siczin vor den koufman.
354, 33;
ein rittir der ûf swarzim stât,
ûf ein wîʒ velt he gât.
367, 5;
daʒ îclichir (alde) ûʒschrît
und gêt alum des bretis wît
nâch des cirkils swange
und irvullit an dem gange
sechse sîner genge.
365, 35 ff.;
der rechte (alde) der hât genge zwên:
wen he trit ûʒ sîme lên,
he gêt vor den gebûrisman u. s. w.
364, 9 ff.
f)
bemerkenswerte sprichwörter z. b. bei 1436: es ist gut schwimmen beim schiff und gut gehen beim wagen; neben dem ross ist gut gehen; man musz bei den stülen und benken gehen, bisz man könne allein gehen; mit guter musz gehet man auch fern (kommt man weit); mit langsam gehen kompt man das fernest. 1435; wer sorglich geht, fällt nicht hart. 868ᵇ.
2)
auch von thieren, ursprünglich ohne unterschied vom gehn des menschen (vgl. u. kind II, 13, essen 3), s. schon 1, a von der sau (und ihren füszen).
a)
daʒ dritt stuck des puochs (von der natur) schol sagen von allerlai tiern, und des êrsten von den die dâ gênt ûf der erden. 114, 7, geberndeʒ gêndeʒ tier 226, 33, vierfüsziges, aber auch schlangen, fische:
auf deinem bauch soltu gehen. 1 Mos. 3, 14; die visch die in der tiefen gênt. 243, 5 (lat. habitant); die pesten häring gênt pei Schottenlant 245, 18. von vierfüszlern: alles was auf tappen gehet unter den thieren. 3 Mos. 11, 27; das sich reget und gehet auf vier füszen. 21; es gehen nicht alle esel auf vier füszen. 1323, 34. aus biblischer quelle wol noch im 18. jh., in alter einfachheit:
jetzt ist da im leben laufen das wort, als niedriger, derber (wie fressen gegen essen u. ä.); eigen nur, dasz nun auch die kinder laufen lernen, nicht mehr gehn.
kinder, hie (im walde) gêt slangen vil!
MSH. 3, 31ᵃ;
den thieren jeder art, wer kann die zahl bestimmen?
die kriechen oder gehn, mit nassen federn schwimmen,
und deren leichter flug hoch in den wolken eilt ..
1, 91.
b)
besonders noch jetzt doch vom vieh, das zur weide geht u. ä.: die heingassen, da dʒ vihe usz und in gat (im dorfe). weisth. 1, 418, s. unter gasse sp. 1444; und wo der far (zuchtstier des vogtes) hine gat, in matten oder in korn, do sol er gon one einunge (busze). 5, 482; wo meiner frauwen der meisterin muͤszig vich fürgehet, soll der zweien dörfer vich nachgehen. 477, gleiches weiderecht haben mit der herschaft; der kälhoffer von Schwamendingen ward beklagt, er habe auch ein stier ghan über die zal. Züricher urk. 1, 84; auch
so mag unser vihe gen trinken in die Werse. weisth. 1, 577; sieben .. küe .. gingen an der weide im grase. 1 Mos. 41, 2;
s. dazu gang I, 6, d, weidegang, henneb. das hämmele soll noch zum gang gehn, zur weide 4, 310.
die geisz .. wolt weiden gehn.
Es. 41;
so fehlt uns keine mehr, die (kuh) geht am weitsten.
Tell 1, 1,
c)
von pferden:
und hatten (könig und kurfürsten) ir pherde hinden uber die Hoe gen Limpurg zu gen Collen laszen geen (während sie selbst zu schiff fuhren). Frankf. reichscorr. 2, 48; mein eltester bruder ... bracht mir ein hölzins röszlin, das zoch ich an eim faden vor der thür, do meinet ich gänzlich, das röszlin könde gan. 6; meine drei pferde (vor der postkutsche) schliefen im gehen. (1839) 8, 301. die rosse gehn zu acker, zu felde mit dem bauer (auch der pflug, s. 12, c a. e.); vgl. veltgênde vihe Ssp. I, 20, 1, aber zu velde gên zur weide gehn II, 54, 5. III, 49. gahnpferd und stahnpferd weisth. 2, 397, bei weinfuhre für den herrn, d. i. gânde, stânde (s. 4, a).
ein ros daʒ willeclîchen gât,
swer daʒ mit sporn ouch bestât,
sô gêt eʒ deste baʒ ein teil.
Iwein 2395;
daʒ pfärt gienc einen smalen wec.
Parz. 514, 25;
d)
besonders von der gangart (s. gang I, 6, a):
eins ein rotschimmel .. das ander war ein schimmel, so bede gute zelt giengen. 48; ein zältner, ein ross das im zält gat. 245ᵈ (vgl.klepper); asturco, ein zeltner, der im stapf gat. 131ᵇ; den pasz gahn, den mittelpasz, den trosz, den tritt, den schritt, den trab, den trott u. s. w. Garg. 132ᵇ (Sch. 240); das pferd gehet einen guten trab. orbis pictus 2, 14. den galopp gehen. 318ᵇ. selbst von der heftigsten bewegung des scheuen thieres einfach durchgehen, vgl. der schimmel geht ins zeug, ins geschirre, zieht scharf an.
man sach ir pferit schône gân.
Lanz. 7176;
eʒ gienk ebene in den wech,
sanfte und balde genûch (zugleich).
Eneit 148, 40;
ir ros in giengen ebene.
Nib. 72, 4;
sîn ors .. gienc mit sprungen ..
under im vor sîner schar.
Wh. 368, 26;
under im gie in sprunge
sîn ors, daʒ was behende.
krone 7445;
er reit ein ravît daʒ was rôt,
daʒ gie ensprunge schône.
Wigal. 15, 14;
iwer meidem gie nie enzelt,
er dravete unde schûfte.
Helmbr. 1780;
e)
von wild; ahd. z. b. vom eber:
mhd. auch mit dem merkwürdigen umsprung des subj., wie ein tisch sitzt vol (gäste) volksl. 628, diu venster sâʒen vrouwen vol Mor. v. Craon 878 (s. V, 2209, vgl. gänge II, 3, a):
noch weidmännisch: nebengänge thut ein hirsch, auch ein hase, wenn sie auf ihrer hingegangenen spur gleich drauf wieder zurück gehn. 124. vergl. kirchgang des hirsches, gang 6, b. c. wild geht dem bauer ins feld; als landgr. Philipp von Hessen einen erlegten fetten hirsch lobte und ein dabeistehender bauer sagte: ja gn. fürst und herr, das kostet unsere gute körnlein, die sie uns im feld abetzen, dem antwortet er: es ist wol zu erbarmen, dasz ich ewre kühe lasse in meine wälder gehen, und ihr weigert mir, meine kühe in ewer feld zu gehen. 1, 121. von fischen s. Megenb. unter a, daher noch im wortspiel in einem hochzeitsgedicht für einen mag. Joh. Hecht:
der heber gât in lîtun,
tregit sper in sîtun.
u. denkm. ⅩⅩⅤⅠ;
dô gie er (Dankwart) vor den vînden alsam ein eberswîn
ze walde tuot vor hunden.
Nib. 1883, 3;
bald si funden an eim trit do,
das ein wilpret gegangen wer.
Teuerd. 44, 21.
ouch gienc der walt wildes vol.
Iw. 3272.
gott der lasz euch beide sehen
viel paar junger Hechtlein gehen.
Parn. 786.
3)
das an sich intransitive wort wird doch auch unter umständen zum trans., tritt auch ins pass. (f), wird reflexiv (h).
a)
noch jetzt geläufig und alt einen weg gehn:
welchen weg (von zweien) musz ich gehn? ich bin einen falschen weg gegangen; so solt du deinen weg fort gehn. weim. jahrb. 4, 267 (s. u. b); vieleicht saget er uns den weg,
den wir gehen (conj.). 1 Sam. 9, 6; ir seid den weg vor hin nicht gegangen. Jos. 3, 4; darnach gehet ewre strasze. 2, 16;
auch bildlich z. b.: wenn ich eine andere laufbahn gienge und statt des schlachtfeldes den sessionstisch wählen ... dürfte. uns. loge 1793 1, 301 (vgl. 24, g);
anders geh deinen weg, d. h. fort von mir, von hier: ir habt ain andre herschaft, darumb so get eurn weg. weisth. 6, 180 (bair. 16. jh.), abweisender bescheid eines richters an einen kläger. auch geh wĕg ist ja entstanden aus ganc den wec Trist. 2407 (557, 27 M.), durch enweg (inweg) und eweg hindurch, vgl. noch im 15. jh. enweg und eweg neben einander weisth. 1, 656.
swer zwêne wege welle gân,
der muoʒ lange schenkel hân.
129, 23;
doch laszt uns ein paar gassen gehen,
da seht ihr wie die sterne stehen.
3, 192.
komm, komm (Asterie) und lasz uns gehn den weg der ewigkeit.
poet. w. 4. b., an die deutsche nation).
2, 143 (b)
auch einen, seinen gang gehn: mühle, gehe du deinen gang, und ich will gehn meinen gang. weim. jahrb. 4, 267, soll der wandergeselle zur mühle sagen (s. sp. 1221); Johann gieng seinen steifen gang (s. d. I, 1, d). phant. 2, 267. einen botengang gehn u. ähnl., auch den schneckengang, krebsgang u. ähnl., den galgentritt, galgengang:
einen gemeinen gang gehn, flurbegang, s. sp. 1222 m., kathol. einen bittgang gehn u. ähnl. (s. das.), eine procession oder mit deutscher betonung und endung: gebôt der lantgrâve .. dem covent, daʒ si keine procéssien gên ... soldin. 50, 21; an einem liehtmessetag, dâ der covent processen gienk. nonne v. Engelthal 22, 21; der (pabst) bestalte ein grosze processien zu gehene an des heiligen blutes tage. Erf. chr. 250 ( 8, 307).
so muͦsz er gon den galgentritt.
narrenb. 45, 37 Göd.;
eins tages gienc er den weideganc (auf die jagd).
Parz. 120, 11.
c)
gewöhnlich doch mit gen. geh deines weges, deiner wege (vgl. gr. 4, 680 fg.): gehe widerum deines weges. 1 kön. 19, 15; also gieng das weib hin ires wegs. 1 Sam. 1, 18; wer bei nacht dieses weges ging, entfernte sich von dem hügel so weit er konnte. 8, 190, wie dieses weges kam. auch bildlich, vom lebenswege (23): besser, man läszt sie ihres weges gehn, und erwartet was daraus werden mag. 8, 159 (Danischm. 19); man scheint sich nur verbunden zu haben, damit eins wie das andre nunmehr seiner wege gehe (in der ehe). 17, 118, wahlv. 1, 10; vgl. seines pfads gehen 23, e a. e. auch bei gang, seines ganges gehen Jes. 47, 15, wie noch gerades wegs, raschen schrittes, s. unter gang sp. 1221; vergl. bair. éines gêns, auf der stelle Schm.² 1, 858, wie mhd. éines ganges sp. 1221 m. (vergl. 1223), noch alem. eis gangs alem. ged. 35. ahd. gang thînes sinthes (weges) Otfr. III, 4, 28. wie man schwankte, zeigt z. b. 56, 9 alle planêten gênt ir kraiʒ zuo der lenken hant, mit var. irs kreiszes.
d)
mhd. auch mit acc. der gegend, durch die der weg geht, durch die man musz, z. b. eine wise (s. zum Er. 3106):
ähnlich bildlich nhd. folgende gewagte wendung: war mein buch ... wider die religion und den staat, so ging es die censur. III, 370, muszte es ja durch die censur, wo zugleich an franz. passer gedacht sein wird.
ich solde eines morgens gân
eine wise breite.
MSH. 3, 444ᵃ;
si giengen holz und heide die zwêne küene man,
ân trinken und ân spîse.
Wolfdietr. 417, 4, 449, heldenb. 3, 229.
e)
noch ganz anders nhd. mit obj. acc., wirklich trans.:
geht sich den wolf, zieht sich mit wandern zu; ich hab mich müde gegangen. 1, 330ᵃ. und noch anders einen guten schritt gehen, von pferden Frisch, auch von wanderern. anders, zu a: ich möchte keinen tritt mehr gehen in dieser sache. 518ᵇ; sie sind nur wenige schritte gegangen, als .. IV, 276, 20, vergl. eine viertelstunde mochte man gegangen sein 276, 15, eine meile gehn u. s. w., und noch anders schritt gehn, im schritt, wie soldaten, auch von pferden.
der dritt .. des laufens ungewant (ungewohnt),
er geht bald den wolf, kamp und blasen.
1, 531ᶜ,
f)
auch im pass., unter umständen: des wart in (den streitenden) dach bescheiden und wart an rât gegangen. urk. 83, man 'gieng zu rate' (s. 9, h); wo sich der haubtman einer stat nehet (mit dem heere), wart im mit der procession und heiligtumb entgegen gangen. Wilw. v. Sch. 115; nun ward zu tische gegangen, gewöhnlich doch nun gieng man oder gieng
es zu tische; hier wird nicht durchgegangen, ist kein durchgang. vergl. auf ihrer hingegangenen spur (von wild) u. 2, e. Nur ein grammatischer scherz mit dem reiz, das unmögliche zu wagen, ist es als wirkliches pass. in der neueren wendung er ist abgegangen worden, zum abgange veranlaszt oder entlassen worden, lange nur mündlich gebraucht, und doch nun auch im zeitungsstil u. ähnl.: das endliche gegangenwerden dieser männer (der minister) ist nur die nachholung einer allzu lange versäumten anstandspflicht. Weserzeit. 1872 11. sept.
g)
das part. gegangen aber auch nicht passivisch für sich gebraucht, seltener zwar als z. b. gekommen, eigentlich nur in gegangen kommen (5, f), wo es doch keine perfectbedeutung hat, aber auch ungegangenes tuch, das man nicht hat lassen eingehen (s. d. 7, vgl. unten 15, f) im wasser: an anschlägen und ungegangenem tuche giht vil ab. Dornr. 73, 2 P. (lustsp. 1878 s. 286); das ungegangene und das gegangene tuch unterschieden in einer schneiderinnungsordnung des 17. jahrh. in Halle, s. neue mittth. des thür.-sächs. v. 11, 473; bair. aufgangene nudeln, aus gegornem teige 2, 5 (s. gehn vom gären 15, f). vergl. vergangene zeit, ergangener spruch, auch das hochalterthümliche sonneganges umme gegangen sp. 1234 unten.
h)
eigentlich passivisch ist auch die refl. wendung nach franz. art hier geht sichs gut u. ä., im 17. jh.: 'der haber zeucht, der wein gehet' (sprichw.), d. i. wann die pferd haber essen und die wandersleut wein trinken, so zeucht und gehet sich wol. 1428, 53. früher aber auch sich gehn nur als verstärkung von gehn, reflexivisch, wie sich kommen (s. dort II, 37):
vgl. mit refl. dat. alts. gang thi fan them crûce niđer Hel. 5586; gêng im thô bî Jordanes stađe 1127 u. oft, unser sich vertritt schon lange zugleich den dat., auch schon ahd., vgl. dô stuont imi ûf der guote man Anno 614, ûf erstuont sik G. Georgsl. 28. vergl. franz. s'en aller, it. andarsi, andarsene fortgehen. mhd. auch sich ergân, von dingen: und het sich daʒ ergangen, ê sie sturbe. Schwabensp. 128; sich vergân von der zeit. nhd. sich ergehn z. b. in schmähungen.
es ging sich unser frauwe
des morgens in dem tauwe.
Limb. chron. 19 R.;
wir leben in reichem schalle (lust und lärm),
damit gehn sich die wochen weg.
weim. jahrb. 4, 456;
der freitag geht sich auch daran.
das.;
he gink sik vor den könink stan.
u. 2, 9ᵃ.
i)
auch eine merkwürdige verstärkung mit -sen kann hier ihren platz finden; von der heuschrecke, die für den winter zu sammeln versäumte: schemet sich (nachher) gleichwol zu betlen, hat nicht arbeiten, dienen und leiden gelernet. darumb cito cadit et perit, sie gehetsen dahin, wie sie den namen bein Lateinern daher füren sol, dasz sie bald stirbt und verdirbt (d. i. cicada ausgelegt als 'quae cito cadit'). Sar. 25ᵃ. s. die beobachtungen von Palm über diesz -sen (auch sent, sach u. a.) im 16. 17. jahrh. in md. volksmäsziger rede bei 6, 185 ff., z. b. bei dem Meiszner Hayneccius zur schulen hin wil ichsen gan, auch ich hab sen genug geliert (gelernt); es ist doch nichts als mhd. sîn als gen. n., in abgebrauchter form, wie noch erzgeb., thür. ich habs'n genug, j'en ai assez, dann auch in der bedeutung (wie mhd. es gen. n.) in bezug darauf, in folge davon, daher, damit u. ä. (wieder wie franz. en), daher: sie gehetsen dahin, geht davon, daran zu grunde; auch 'also', als folgerung aus den verhältnissen, z. b.: zeuch dussen wider anheim. 4, 414ᵇ, zieh du nur also wieder heim. s. auch unter es III, 1138 fg. (wesentlich jenes mhd. es gen.).
4)
der begriff hebt sich gut ab gegen stehn, mit dem es vielfach gesellt wird im gegensatz; im sprachbewusztsein lagen sich beide so nahe, dasz auch ihre formen auf einander gewirkt haben (I, 2, c a. e.).
a)
gehn und stehn als formel welche ruhe wie bewegung oder alle möglichen formen des verhaltens umfaszt, z. b. rechtlich: sô vrâge ik .. eft .. ik .. moge vor ju (dem richter) und vor juwe richte gân unde stân, vorwert unde tô rügge, nedderwart unde upwart, af unde tô sunder vâr (s. sp. 2063). richtst. landr. s. 101, vgl. unter 1, d; ist das er in vindet (der herr den schuldner des hofzinses) .. wa er denn in dem hof stat oder gat oder sitzet (darf er ihn vor den probst laden). weisth. 1, 407. als merkmal der gesundheit, z. b. bî gôndem stôndem lîbe, in gesunden tagen: dô (von der angeblichen schuld) gehôrte er weder bî sîm gônden stônden lîbe noch dô er krank wart, nie nützit von ime. 561 aus Straszb. rathsacten,
vergl. bei gehendem leibe 6, c a. e.; (die schenkung ist gemacht) mit wolbedachtem mute ... als er leibs und muts frisch und gesund was, zur kirchen und straszen gereiten, gegehn und gestehn mocht. 617 (s. mehr dort). ein erschöpfter kann nicht 'sten noch gen':
von der haltung einer schauspielerin: dasz ein solches wesen. nicht kommt und geht und steht als wenn zuschauer dabei wären, vielmehr wie ein schmied vor seinem feuer, um heisz herauszunehmen was er kalt hineinlegt ... an Göthe 2, 191. s. auch gahnpferd und stahnpferd sp. 2398. noch nl. gaande en staande zijn, bei guter gesundheit.
nun kan ich icz nit sten noch gen.
bei 8, 535, vgl. 530;
(sie) mit süszen herben pfeilen
lauft, geht und steht verwund.
trutzn. 40 Balke (11, 60).
b)
erweitert vom verhalten überhaupt, z. b. rechtlich von freiem gebaren in einem ganzen gebiete: und A. Strenzel sall auch in ern Götzen gerichten und gebieten frei und sicher geen, steen und handeln und keins argen von im wartende sein. 617, nach dem handeln deutlich erstreckt auf alles thun; amor sui, liebe zuͦ im selbs, also das ain mensch ganz gericht würt auf sich selbs ... in klaidungen, in gon und ston ... siben schwerter g 4ᵇ; das es noch stinket, wo ein scharrhans gehet odder stehet. bei Dietz 2, 42ᵇ. so vom verkehr, umgang (vgl. 23, d):
mnd. z. b.: dâr de lêve Jesus Christus silven hadde ghân unde stân. Lüb. chr. 1, 55 (Sch. u. L. 2, 9ᵃ). auch alles was geht und steht: sie haben schöne rinder, schaf, viel freund, kinder, auf dem felde sind alle ding wol geraten, und singet alles das da stehet und gehet. 4 (1556), 534ᵃ, alles lebendige, eigentlich aber alles vorhandene (s. unter d).
he drûch bunt, sulver unde golt,
he stûnt unde gynk mit den besten.
nrh.
5, 385, c)
noch jetzt z. b.: wo man ging und stand, verwickelte man sich in die jungen sprossen. 7, 47. auch als halbdeutliche formel, z. b. komm mit wie du gehst und stehst, wie du eben bist (worin zugleich c mit anklingt); er hat nichts als wie er geht und steht. 1, 330ᵃ; in der judengasse war ein heftiger brand entstanden. mein allgemeines wolwollen .. trieb mich, gut angekleidet wie ich ging und stand, dahin. 48, 19 (aus m. l. 16); da mir das ganze (vom plan der Eugenie) vollkommen gegenwärtig war, so arbeitete ich am einzelnen, wie ich ging und stand. 31, 146, doch mehr zu a, wofür aber wo für wie nötig wäre, so dasz die verhältnisse mit gemeint sein müssen, z. b. er verfolgt mich, wo ich gehe und stehe. nl. z. b. daar ben ik nu, zooals (wie) ik er ga en sta.
d)
auch auf dinge, verhältnisse übertragen, wie ja von gang und stand der dinge die rede ist: obs recht ist, das einer sold neme oder (wie sie es nennen) dienstgelt oder mangelt .. das er sich verbindet dem fürsten zu dienen .. wie der brauch jetzt gehet und stehet. 3, 326ᵇ; da sind (um zu zeigen was wir eigentlich wollen) meine schrift und offentliche bekentnis .. da stehet und gehet umb her unser confessio und apologia. 6, 19ᵃ, steht auf den bücherbretern und geht durch die hände (19, a). auch von einer wirtschaft, einem hofe z. b. ich übernehme alles wie es geht und steht, wo mit gehn urspr. leute und vieh gemeint sein müssen (sonst auch wie es steht und liegt); gegenwärtiges haus .. so wie es steht und geht (in einem testamente). 26, 7; alles, wie es gehe und stehe, gehöre seiner frau. Fibel 50. nach verhältnissen fragt man auch nachdrücklicher wie gehts? wie stehts? in einem athem. ähnlich dann: so lange die erde (welt) geht und steht. 26, 7. s. auch unter 17, c und 36, h, γ.
e)
wie auch auszer dieser verknüpfung beide im sprachvorrat zusammen gehn, zeigt vielfältig noch der übertragene gebrauch, z. b. die thür geht auf und steht auf, saat geht auf und steht gut, eine uhr steht (still) und geht wieder. s. auch vom zaun, der steht und geht 18, g. Aber merkwürdig auch ohne unterschied, gehn für stehn, kleiden, wol anstehn: geht mir diese locke? 1, 227; was sagst du von der farbe (des haarbandes?) 'sie geht vortrefflich zum schwarzbraunen dieser seidnen haare'. das. (Elfride 3, 1);
wol nur nach dem franz., wo aller à qu., eigentlich passen, auch kleiden heiszt, wie ital. ein kleid non mi va, steht mir nicht. s. ebenso kommen (mhd.) V, 1643 m.
ein wenig mehr gehirne,
Pervonte, sollte, dächt ich, nicht
so übel gehn zu dieser schönen stirne.
18, 140 (165);
5)
Ein nahes begriffliches verhältnis haben auch gehn und kommen, jenes als ein hingehn, dieses als ein hergehn, als fortbewegung und annäherung; zu vergl. ist kommen II, 1, z. b. wenn ihr kämt, so ging ich. und Werther s. 147, an Kestner, ein ewiges gehen und kommen 40, 311;
wenn du nicht (zu David) gehst, so komm ich nicht zu David.
10, 15.
a)
bloszes gehn für fortgehn (s. 8, f, für sterben 23, c), schon ahd. mhd.: (Judas) gangenti erhieng sih, abiens se suspendit. Tat. 193, 3;
nhd.: das gon und wider kommen, itus et reditus. 190ᵃ; wenn nur Jobsen nicht wieder kömmt. ich dächte, sie giengen itzt? kom. op. 2, 160;
Egmont. leb wol! Ferdinand. ich kann nicht gehn. 8, 295; leb wol! 'ich gehe nicht!' 296;
das ist hausdeutsch: gehst du schon? wer geht mit (fort)? übrigens auch kurz gleich weiter gehn (was ja fort gehn eig. auch ist nach unterbrochnem gange), z. b. Tell zu seinem knaben:
vgl. mit fort bei der begegnung mit dem landvogt im Schächenthale:
herre, swaʒ ir mir wellet sagen,
daʒ saget mir, wand ich wil gân,
ine mac niht langer hie gestân.
Trist. 371, 37;
si (die gefangne maus) sprach: herr löwe, lânt mich gân.
21, 4.
wo ist der kerl? wenn ich ihn spüre,
er soll mir nicht lebendig gehn!
12, 118;
lebe glücklich, sagt er, ich gehe ..
40, 335 (Herm. u. Dor.);
ich geh und überlasse dich dir selbst.
braut von Messina 65);
XIV, 58 (der bruder will allein sein. laszt uns gehen.
Piccol. 2, 4;
mit breiten ästen
deckt ihn (den sohn) der baum bei seiner wiederkehr,
der sich zur gerte bog, als er gegangen.
1, 4;
er (Max) kommt mir nicht zurück, wie er gegangen.
1, 5 (vgl. vorhin);
wollts gott, er gieng, und liesz uns seinen hut.
Tell 1804 s. 124 (3, 3).
was kümmert uns der hut? komm, lasz uns gehen.
Wilh. Tell 3, 3 (1804 s. 128);
mit der hand nur
winkt' er mir schweigend, meines wegs zu gehn.
da gieng ich fort, und sandt' ihm sein gefolge.
3, 1 (1804 s. 110).
b)
besonders auch im imp.: geh, lasz mich allein; geh! geh! ich will nichts weiter hören; geh! dich auf ewig zu verbergen! geh! sag ich. 2, 189, der prinz zu Marinelli (Em. Gal. a. e.), dazu einen gehn heiszen;
auch zum henker u. ä.: ei nun get zum henker! Bocc. 157ᵃ (72); gehe an galgen! noch im 18. jahrh. 338ᵇ, 715. Diesz geh! ist im leben so viel gebraucht, abgebraucht, dasz es auch als abweisung überhaupt dient, ohne alles fortgehen: geh! du bist nicht klug; ach geh, du willst mir was weis machen, das glaub ich nicht u. ä.; ach geh (mir) mit deinem gesinge! hör auf zu singen;
o gehen sie, riefen die Abderitinnen, sie wollen uns bange machen. 19, 132; nein, geh! es war hübsch von ihm .. 42, 4 (d. j. G. 2, 45), abweisung eines tadels, im munde eines fuhrmanns (Gottfr. v. Berl.); geh, geh! du bist der mann nicht, das rachschwert des obern tribunal zu regieren. II, 96, 22, Karl Moor zu sich selbst. und noch gewagter oder gelinder: und deine mutter wartet und behütet dein kind mit voller liebe? fragte die königin. geh! erwiderte Walpurga (als amme). auf der höhe 1, 80, d. h.: wie kannst du nur so fragen, das versteht sich doch von selbst! in bäuerlichem munde. sogar gê, sei gscheid, bleib da! bair. gramm. s. 508, gengens, bleibens da!
also zur bloszen aufforderung geworden, wie franz. allez! und also mit komm! zusammenstoszend, s. V, 1633. vgl. auch unter 10, e, δ.
(Leicester zu Burleigh) was ich
mit meiner königin zu verhandeln habe,
braucht keinen zeugen. geht! Elis. bleibt, ich befehl es!
M. Stuart 4, 6.
und willst ein dichter sein? geh, lasz den schweren namen,
zum dichter trägst du kaum den ungekeimten samen.
zu sich selbst);
1, 173 (o herrgott im himmel,
geh schenk mir jetzt ruh!
südd. volkslied.
c)
aber gehn erscheint auch wirklich als ein hergehn, herbeigehn, herkommen. bloszes gehn freilich nicht gerade, z. b.: der gon wirt, aditurus. 189ᶜ; gonde, iens, adiens. 190ᵃ. es sind bestimmungen nötig zur ausmalung, z. b.: und da derselbige (bote) gieng und erzu kam .. 2 Sam. 18, 25, d. h. während er näher kam (vgl. das hebr.). am einfachsten mit her, ahd. hera: wuo giengi thu hera in, quomodo huc intrasti? Tat. 125, 11, wie konntest du herein kommen (zur hochzeit), vergl. gêt hina recedite 60, 13. mhd. gê her, z. b. bei einer eheschlieszung, an den bräutigam:
aber wirklich auch mit hin von kommen, hin ze hûse gên, in einer mahnung an die ehefrauen, dem gatten mit liebe zu begegnen: du solt gein in ûf springen, sô er gê hin ze hûse oder rîte unde solt imʒ gewant enpfâhen (abnehmen) .. 330, 35, vielleicht nur wegen des gegensatzes zu rîte. ûʒ gên, heraus kommen:
in die werlt gên, zur welt kommen. 106, 24 (s. 23, c). nhd.:
an den richtigen ort komme (vgl. 8, a); gang her, komm her:
jenes gê her bei (vgl. Luther unter hergehen) ist noch fränk., thür., z. b. geh her und isz mit, wenn ein besuchender eben zu tische kommt.
gê her und nim si ze rehter ê.
Renner 1690.
ein stählîn tür entsloʒʒen was,
dâ giengen ûʒ zwei werdiu kint.
Parz. 232, 11.
got gruͤsz euch alle, got gruͤsz euch ..
sagt mir auch, ob ich hie ge recht.
fastn. sp. 275, 24,
gang her, herr Lucifer,
ich wil dir sagen neue mär.
505, 22;
hoff, Agripina werd mir zu theil,
wird bald hieher von kirchen gehn.
III, 2, 42ᵈ (1588).
d)
vielfach auch in weiterer, übertragner bedeutung: und von dem bischof wer gemainen steten wol ein hilf gangen, daʒ er in mit einer summe spieʒ (fuszknechte) gedient het. Nürnb. chron. 1, 161, 10, mit dat. wie mir kommt hilfe (s. auch 35, h); erhebt sich ein .. siroco, das die wellen aus dem mer herein gehn. 250; das wir dir (könig Ruprecht dem herz. von Lothringen) din schulde, die doch von dienstes wegen, den du uns von des richs wegen getan hast, herruret und geet, gern bezalen wollen. Frankf. reichsc. 1, 734, herkömmt, vergl. 16, g; wie der münche und aller tollen heiligen selberwelte werk sind, die kein gottes wort haben und nicht aus der liebe gehen. 6, 55ᵇ, wo wir auszer kommen doch auch noch hervorgehen sagen; wer nun will aus dieser armseligen welt in den himmel gehen ... 649, wie im 15. jh.: werdt ir nit .. als die kleinen, ir geet nit in das reich der himmel Nürnb. bibel 1483 Matth. 18, 3, bei Luther kommen, aber auch im 16. jh.: in welchs reich nichts befleckts gehn mag parad. 240ᵃ, auch jetzt noch eingehen, und auch Luther ähnlich: es ist nie kein gemeines noch unreines in meinen mund gegangen. ap. gesch. 11, 8. dem kaiser Max prophezeite 1493 Seb. Brant:
einzeln auch noch in neuerer zeit:
vgl. auch zu nutzen, zu gute gehen, wie kommen 19, g a. e., in strafe gehn, kommen: der soll ... in unser straf gehen. österr. weisth. 1, 5 (wie in einen kreis den er betritt); umgekehrt strafe geht über einen 30, e.
Turk, heiden, all erdrich wirt gon
under din gwalt, gebot und kron.
hist. volksl. 2, 312ᵃ.
o kenntet ihr die reine lehre,
rein wie sie von dem lehrer ging,
eh nutz und eigennutz mit lumpen sie behing.
ausgieng;
1, 399, e)
lehrreich sind besonders fälle, wo man das sprachgefühl selber zwischen gehn und kommen schwanken sieht, z. b.: eʒ sprechent etleich vorscher, daʒ die jungen vögel mit den füeʒen des êrsten in die werlt gên (conj.). iedoch die andern tierl koment des êrsten mit iren haupten. 193, 32;
in der andern hs. geändert der gang herfür;
er geht ein, herein ist die gewöhnliche bühnenweisung.
im 16. jh. aber: wo nichts guͦts innen ist, da gehet nichts guͦts aus. spr. 1, 88ᵇ. spr. 28 Lat. (ubi non est intus, nihil fit extus Sar. 155ᵃ). aber auch da schon in scharfer unterscheidung, z. b.:
aber auch beide vereinigt, als eins: durch die taufe gehen und kommen wir zum christenthumb. Luther 62ᵇ. s. auch unter 35, a. s. auch es geht und es kommt 36, c, γ.
mordio, mordio, thuond uf die thür!
ist neiszwar (irgend wer) drinn, der komm herfür!
etter Heini 382,
'mein burgvogt, komb heraus zu mir'.
er geht heraus und sagt:
was sol ich, zarte jungfrau rein?
2040, 9,
was im menschen nicht ist, kommt auch nicht aus ihm.
Herm. u. D. 3),
40, 258 (kinder sein lieb, kommen vom herzen,
gehn wider zu herzen mit schmerzen.
Froschmeus. I, 2, 6.
f)
geläufig ist ihre verbindung in gegangen kommen (s. dort II, 4), sich gehend nähern oder herbeikommen:
wer kommt da gegangen? u. dergl. noch jetzt. s. auch unter 12, d und Göthes geht zu kommen 10, b.
dar kom ich gegangen
an einen anger langen.
94, 15;
dô kom von Tronje Hagene zuo sîner vrouwen gegân.
Nib. 806, 4;
6)
Auch das eigentliche gehen ist aber nach begriff und gebrauch sehr manigfaltig.
a)
es heiszt auch ausdrücklich zu fusze gehn (s. sp. 994), daher fuszgänger, mhd. ze fuoʒ gân (auch stân) wb. 3, 444ᵇ: zefuͦsz gon, pedibus ire, ambulare, pedibus iter facere. 190ᵃ; wie der zusatz durch umstände dienlich oder nötig wird, zeigt z. b.:
er war vor bestürzung und schwäche (über den gemeldeten tod seiner gemahlin) vom pferde gefallen, man bringt ihn geführt; um meinen hiesigen aufenthalt (in Gotha) mit einem abenteuer zu endigen, will ich morgen früh sechse in forma hier abfahren, in Siebeleben aussteigen, über die Gleichen, Ichtershausen, Dienstedt nach Kochberg zu fusze gehen. an K. Aug. 1, 22. früher auch genauer zu füszen (sp. 994) und in aller deutlichkeit, kräftiger, z. b. in Rüdigers munde, da er zum kampfe wider die Burgundenkönige aufgefordert wird:
vergl. auch fusz für fusz gehn sp. 997, auf freiers füszen gehn und den scherz im volksliede:
auch vom fusz selber: was zeither vorfiel, war gehendes fuszes, war auf der treppe. lebensl. 3, 30, war im gange, im herankommen. auf den knien geen, rutschen, s. knie II, 1, b, β.
daʒ mîn rîten bî in übel stêt,
sît man und wîp ze fuoʒ hie gêt.
Parz. 450, 16;
da sie (erschreckt) sahen den künig rich
fuͤren und also zuo fuosz gon.
königst. v. Fr. 2802,
hêr künic, nu nemt hin widere swaʒ ich von iu hân ..
ich wil ûf mînen füeʒen in daʒ ellende gân.
Nib. 2094, 4.
wenn er fragt, wie mirs geht?
sag auf zwei füszen.
b)
überdiesz wird es auch auf reisen u. ä. überhaupt erstreckt, also wie älteres faren, man geht auch zu wagen, zu schiffe, selbst zu pferde (die ja alle auch gehn, s. 12, c. 13, a): weil wegen schnee und frost, so damahls eingefallen, die groszen herren nicht mehr zu pferd, sondern zu schlitten giengen. pers. reis. 1, 14, anders als mhd. ze rosse gân, zum rosse, es besteigen fundgr. 1, 35, 20, noch jetzt zu schiffe gehen, navem conscendere 1, 330ᶜ; wir steigen zu pferde und gehen in die gebürge. an fr. v. St. 2, 85 (bergmännisch s. 9, f); sobald mir der bote antwort bringt, werde ich mich aufs pferd setzen, um ihnen nach Ilmenau entgegen zu gehen. und Lotte s. 68; wenn der könig ohne allen gebrauch seiner füsze sich ins feld bewegen läszt, thut man ihm doch die ehre an und spricht nicht anders, als: er geht zur armee. 3, 4 (mein sommer 1805 s. iv);
daher auch für sich begeben, ohne besondere vorstellung des gefährtes o. ä. (s. 12, c): nun, liebes töchterchen, weiszt du, dasz du heute oder morgen mit mir in die stadt gehst? kom. op. 3, 249, vom landgute, wie umgekehrt aufs land aus der stadt; ich beneide alle welt, die nach Sachsen geht. nov. 1768 aus Frankf. an Öser (d. j. G. 1, 37);
reisen wäre da störend oder unmöglich. so geht man in die ferien, in die sommerfrische, ins ausland (auch auszer landes),
nach Amerika (auch übers meer), d. h. dem ausdruck und auch dem wesen nach noch wie der handwerksgesell in die fremde geht, fort in die weite welt. auf der post gehen, cursu publico uti 1, 330ᵇ, über meer und über land gehen, mari terraque proficisci 330ᶜ. wie freilich diesz umfassende gehn zu misverständnissen die hand bietet, zeigt was aus Augsburg erzählt vom j. 1561: es was verbotten, das niemant sollt in die mummerey geen (zur fastnacht), da fueren wir darin. M. u. V. K. Schwarz 145, das faren war natürlich in dem obrigkeitlich verbotnen geen mit gemeint.
treibend schwang sie (Nausikaa) die geisel, und laut nun trabten die mäuler,
strengten sich ohne verzug, und trugen die wäsch' und sie selber.
nicht sie allein, es gingen zugleich auch dienende jungfraun.
Od. (1806) 6, 84.
als ihn die lust, im neuen veränderten wesen zu wirken,
trieb nach Paris zu gehn.
40, 335 (Herm. u. D. 9);
über des bräutigams tod, der, ein edler jüngling ...
selbst hinging nach Paris und bald den schrecklichen tod fand.
298 (H. u. D. 6),
c)
bloszes gehen ist aber auch hin und wieder gehen, umhergehen, spazieren gehen (10, d), wandeln u. ä.: arstant inti gang, surge et ambula. Tat. 54, 6, worte Christi an den gelähmten, goth. urreis jah gagg Luc. 5, 23, nordhumbr. ârîs and gaa (wandele Luther, wandere Beheims ev.);
ein wenig spazieren gehn, mich ergehn, mhd. sich ergân;
was wirds erst werden, wenn wir wieder in Leipzig ums tohr gehn! an Öser febr. 1769 (d. j. G. 1, 57), spazieren um die stadt, es war der Leipziger ausdruck, rheinisch vor die pfort gehen, pedem portâ efferre 868ᵃ (an die port sp. 2377); wer geht, sieht ... mehr als wer fährt ... ich bin der meinung, dasz alles besser gehen würde, wenn man mehr ginge. 3, 4 (mein sommer 1805 s. iv). daher bei gehendem leibe, wenn man noch gehen kann, noch umhergeht, auch als kranker: aber gleichwol bin ich bei gehendem leibe übel auf gewesen. 2, 266, vollständiger mhd. bî gândem stândem lîbe unter 4, a.
eines tages dô der jungelinc
in der pälenze gînc (in geschäften).
Alex. 325;
si sprâchen: her, wâ welt ir hin?
er sprach: ich muoʒ ein kleine gân.
lieders. 2, 647,
ich habe nichts zu thun, was heiszen tausend schritte?
im gehen, glauben sies, bin ich ein rechter Britte.
1, 62;
komm, sieh einmal mit mir die hiesgen gärten an (vor Leipzigs thoren).
und alsobald gehn sie, dem zufall überlassen (sich überlassend).
ren. 3, 357, gehn aus, spazieren;
d)
diesz gehend, jetzt selten (so häufig stehend noch ist), war einst auch sonst in vielfachem gebrauch; z. b. ein gehender bote, im gegensatz zum reitenden (vgl. bote gehn 9, k): also ist .. mir ein augspurgischer geender pott zukomen, der sagt das dem also seie (dasz kaiser Karl auf Regensburg ziehe), dann er seie gestern one weit von Geisenfeld durch des kaisers heer gezogen. br. 135, es wird aber ein regelmäszig gehender bote sein, der vorläufer des heutigen postboten, der landschaftlich auch noch kurzweg der bot heiszt, z. b. im Bregenzerwalde; für geheime dinge (vergl. sp. 2357) gieng ein geschworner, vereidigter bote: wil ich üch wider schriben, sobald ich innen wird das ein geschworner bott von Lucern gan Fryburg gat. 79. ähnlich gehende zolner im unterschied vom stehenden oder sitzenden brückenzolner, s. bei Michelsen Mainzer hof die dry geende zolner s. 34, die dry gehende zolner 22, sie muszten in ihrem amte in den straszen herum und vor die thor geen (auch gehen). mhd. der gênde, fuszgänger: der rîtene (für rîtende) wîche deme wagene (auf der strasze) und der gênde deme rîtene (so). Sachsensp. II, 59, 3, vgl. vuͦʒgengêre 27, 1, pedester fuszgeender 420ᵃ;
auch von fuszknechten, söldnern, pedites: 21 geender wegen mitsampt den geenden schützen. Nürnb. chr. 2, 34, 10; unter dasselb türlein tags ein geender soldner (als wache). 3, 157, 16. 25; das geende volk. reichstagsacten II, 47, 8; schon mhd.:
auch gehend werden, in gang kommen (vgl.rasend werden): wenn die alten geule gehend werden, so sind sie nit zu halten. spr. 32 Lat., s. dazu unter gaul sp. 1570; die ganze stehende armee meiner neigungen wurde gehend. teuf. pap. 1, 144. ich will dich gehend machen, will dir beine machen! 716.
und lief (der löwe) ouch sâ den gênden man
vil unbarmeclîchen an.
Iwein 5377;
mîn harnasch was ze swære,
daʒ ichʒ niht gênde enmohte getragen.
777.
darzû rîten (für rîtene, rîtende) alsô vil ..
unde zweitûsint gânde.
24020.
e)
auch krieger gehn ursprünglich, wie gender soldner vorhin, z. b.: es sol nieman an dhainen krieg gan noch riten .. on erlobung ains vogtherren. weisth. 1, 202, vgl. 9, c;
wan ein stift (das Mainzer) zu felde leit und ein (der) vitzdum mit dem Ryngauwe (den rheing. kriegspflichtigen) .. daby weren .. und durch daʒ reisige here geent .. sollent (sie) unter eins marschalks bannyr odir wimpel geen. weisth. 1, 531, marschieren, vgl. gang I, 4, d für marsch. beim angriff:
er (der hauptmann) macht sein ordnung und trat in ainer engen gassen, da nit mehr denn sechs man neben einander gehn mochten, gegen den veinden. Wilw. v. Sch. 113. auch von einem ganzen heere, unter umständen noch jetzt, z. b. es geht über den Rhein (vgl. übergang), über das gebirge, ein truppentheil geht voran, zum aufklären u. ähnl., geht vor zum angriff, geht zurück in seine deckung u. a., auch in die flucht: dasz der feind in die flucht ging. 1, 539 aus Hoffmannswaldau; der könig geht zu felde, educit exercitum etc. das. 540;
das heer ist da eigentlich als ein lebendiges ganzes gedacht, als ein 'körper', vgl. truppenkörper und dazu körper 5, auch unter kampf 2, b, kopf V, 1753 (b), ganz deutlich in der mhd. wendung von einem helden an jagen (verfolgen) ein houbt, an fluht ein zagel (des heereskörpers) Greg. 1826. s. auch in den krieg gehen 9, c.
da dat man im sin harnesch an,
als ein herr zu strit solt gan.
2, 35ᵇ;
er was unz an die porte mit grôʒer kraft (schar) gegân.
Gudr. 1454, 1;
die Sachsen dringen ein, gehn bis nach Mähren hinter,
und Töffel gehet mit.
fab. 3, 4.
7)
Die art des gehens wird vielfach näher bezeichnet, z. b.
a)
mit klingen gehen, von übermütigen bauern:
im 18. jahrh. im degen gehn (der degen wie ein kleid, als kleidungsstück, s. u. b), von studenten: er hat wirklich studiert, und ich habe ihn mit meinen augen zu Leipzig in dem degen gehen gesehen. (1755) 2, 146. mhd. mit swerten, schilten, under helme gân, gleich gewâpent gân. anders mit kreuzen gehn, im kirchlichen bittgang u. ä., s. u. kreuzgang 1, a; wenn er (der sigrist) mit dem krütz gat. das. 1, c. mit dem klingelbeutel gehn, mit fackeln u. s. w.
da gen si mit klingen,
schamper liedl si singen.
fastn. sp. 441, 18 (Neidhartspiel).
b)
von der kleidung, in der einer erscheint, heiszt es einfach so und so gehn, einhergehn, daherkommen (vgl. von der haltung 24, a); selten gekleidet gehn, z. b.: er geht gekleidet, als ob er vom galgen gefallen wäre. 684. blosz gehn schon mhd. ahd.: thaʒ thu (mensch) nakot ni geist. II, 22, 21;
ganz wie noch jetzt im hausdeutsch die geht aber schön!;
das haar und sein schmuck als theil der kleidung, wie es von der jungfrau heiszt dasz sie mit ehren den kranz tregt und im (offnen) haar gehet 2, 242ᵃ, noch in haaren und im kranze gehet 8, 129ᵇ, noch im 18. jahrh. in haaren gehen, s. unter haar III, 2, jetzt auch im bloszen kopfe gehen (vergl. barhaupt gen unter gehen n.), wie in der haube, im hute; lasz die har abscheren und gehe kalh (zur trauer). Micha 1, 16. von kleidung: du solt des tags ân ain underjoppen nicht gen, wildu nicht krank werden. anz. d. germ. mus. 10, 320, in einem unterricht für pilger nach dem heil. lande; gehe hin und zeuch ab den sack von deinen lenden und zeuch deine schuch aus von deinen füszen. und er that also, gieng nacket und barfusz. Jes. 20, 2;
das volk (in Käsmarkt in der Zips) braucht höfliche deutsche sitten, theils männer gehen deutsch, theils ungrisch, theils halb deutsch und halb ungrisch, so visirlich raus kommt. ungr. Simpl. 60; sonderlich aber gehen die Zipser (weiber) etwas anders als die oberungarische weiber, indem sie ihre schleier u. s. w. das.; reinlich und nett soll ein junger mensch gehen. erzn. 55; und gehen als wenn sie vom galgen gefallen wären. Schoch stud. E; sie werden uns visite machen — ja wie, wenn ich grün mit rosenroth gienge? theat. 2, 285;
ebenso schweiz. kommen, z. b. schön kommen, s. V, 1679.
ist aber ein witwe freuden rîch
und daʒ si sich kleit kosteclîch
und man si siht iht schône gân,
man giht, si strîch sich ûf die man.
619, 27,
si giengen in ir hemeden diu wâren beidiu naʒ.
Gudr. 1216, 1;
mit strûbendem hâre sâhen si si gân.
1218, 1,
in syden kleidt sich iederman,
kein landtman kan on sammat gan.
etter Heini 248;
was plagen wir uns mit dem flor
und gehn, ich weisz nicht wie, im leide (trauer)?
p. w. 1, 638;
und morgen geh' ich wieder bunt (lege die trauer ab).
1, 97;
freilich geh' ich nie geschnüret
noch gepudert und frisiret.
(1825) 2, 56;
Hafis auch und Ulrich Hutten
muszten ganz bestimmt sich rüsten
gegen braun' und blaue kutten:
meine (gegner) gehn wie andre christen.
5, 99;
auszen mags in glätte, mag in farben gehn (erscheinen).
3, 125.
c)
frauen gehen mit einem kinde, schwanger u. ä. (s. kind II, 1, g):
von den zaichen allen maht du wol erkennen, ob diu fraw mit ainem knäblein gê oder mit aim dirnlein. 41, 13; is enwere dan das eine frauwe swanger ginge mit eime kinde und des wilts gelustet (die kann sich wild fangen lassen). weisth. 2, 454, die vollständigste wendung, die wol die ursprüngliche ist; an der fürstin, die kints grosz schwanger gieng. Wilw. v. Sch. 57; das weib gehet schwanger adder gehet schwer. bei Dietz 2, 43ᵃ; hastu gemerkt, wenn die hirschen schwanger gehen? Hiob 39, 1; man sech die an, die in der ee sind .. so werden sy mit kinden geen (für geend). spinn. O 1ᵃ;
auch bloszes gehn so:
auch von der zeit oder dauer der schwangerschaft: und sihe, Elisabet .. ist auch schwanger mit einem son .. und gehet itzt im sechsten mond. Luc. 1, 36; (dasz sie) hochschwanger wäre und nur noch wenige tage mehr zu gehen hätte. ehe eines mannes 226. in andrer auffassung zum kind gehn, parturire Schönsleder e 7ᵈ, zur geburt, genauer mhd.: sô daʒ wîp des kindes zuͦ kemenaten sal gê. zeitschr. f. myth. 2, 77 (s. V, 528 m.), zu dem gen. s. kind II, 1, h. zur geburt gehn, schwanger sein tir. id. 186. auf der zeit gehen, der geburtsstunde nahe sein 1, 330ᵇ.
sich dîn muome Elisabêt
ouch mit einem kinde gêt.
erlösung 2640;
ich ge mit einem kinde.
volksl. 206;
gehst du mit eim kindlein klein,
ich will der vatter sein.
Garg. 92ᵃ (Sch. 160), vergl. bei a. a. o. und 674;
wisz dasz ich gehe mit einem kind u. s. w.
970, 9.
dasz frauen, wenn sie gehn, ein blinder appetit
auf wunderliches zeug und tumme speisen zieht.
421.
d)
mit einem gehn, zugleich mit mancherlei nebensinn:
Dorothea, als sie sich entschlieszt auf Hermanns antrag:
wo denn das mit gehn zu einem mitleben wird. im leben heiszt es von einem pärchen einfach sie gehn mit einander, lassen sich zusammen vor den leuten sehen, sie geht mit einem, sie waren schon lange mit einander gegangen. auch sonst auf zusammen leben überhaupt erstreckt (vgl. u. 24, g), mit gen. der beziehung mhd.:
in der er mit ihnen gelebt. auch von sachen, Maria Magdalena z. b. verwünscht ihr bisheriges leben, ihre eitlen kleider, zuletzt:
deutlicher ausgemalt mit einem, mit etwas umgehn, das leben und treiben als in krümmen oder kreisen gehend gedacht. von dingen z. b. mhd. mit ubilen siten umbe gân wb. 1, 468ᵃ, 22, alle die mit dem kessel umbe gent, mit der brauerei zu thun haben Nürnb. pol. 210, deutlicher noch von einem händler mit seiner waare: und wenn man mich fraget (unter dem thore): womit gast umb? so sagt ich: ich tragen huͤnder (hühner) zu verkoufen. 46. von menschen aber auch im kampfe, von kämpfern die einander im kreise herum treiben (vgl.eʒ umbe trîben u. 33, b, γ), z. b. Dietrich im streit mit einem ungethüm:
ir zwei mit ein ander gêt (imp.).
Parz. 549, 4;
peit mein, so wil ich mit dir gan (zum abt).
fastn. sp. 203, 30.
junkfrewlein, sol ich mit euch gan
in ewern rosengarten?
volksl. 104;
wer in die fremde will wandern,
der musz mit der liebsten gehn.
49.
ja, ich gehe mit euch, sobald ich die krüge den freunden
wiedergebracht und noch mir den segen der guten erbeten.
40, 309,
daʒ sim unrehte wolten lônen (seine mannen)
der triuwen, der er mit in habe gangen.
Alex. 592 W.,
wes ich nu mit uch gegangen han,
des wel ich vorbasz nu men (mer?) lan.
Alsf. pass. 2032.
mit dem vâlande er umbe gie
wol unz über mitten tac.
Dietrichs flucht 1652 (Berl. held. 2, 82ᵃ);
swâ ich in herten stürmen mit den vînden umbe gie.
Alph. 261, 2. 164, 2.
e)
vom zusammengehen in öffentlichen aufzügen, die im alten leben gröszeren raum und gröszere bedeutung hatten, rührt z. b. her in der mitte gehen, als hauptperson:
über einem gehen, ihm zur rechten hand gehen, den vorzug haben Adelung. anders, der reihe nach, ahd.: er gât under zwisken, est medius (inter Aristotelem et stoicos) 4, 70;
von der rangordnung dabei (vergl. u. kommen 23, a, γ) stammt auch noch das bildliche vorgehn, fürgehn (s. dort. 14), voran gehn, z. b.:
noch jetzt im hausdeutsch der oder das geht vor, musz den vorrang haben, zuerst dran (an die 'reihe') kommen, z. b. bei auszahlung von verdientem lohn, lidlon, in erbfällen, wird bestimmt dasz der vor allen dingen gan sol und bezallt werden. Lucerner stadtr. 103ᵇ. 104; schon früher bildlich, aber noch in voller anschauung, mit für, mhd. vor (mit über s. 21, b): ehr gehet für gut. spr. 12 Lat.;
zu für vgl. u. 21, b; ursprünglich vor mit dat.:
sehen gehet vor hören 1428, kunst gehet für kraft, natur gehet für lehr 1431. und entsprechend einem nâch gên, eigentlich ihm im aufzuge den vorrang lassen, weil an wert geringer (anders unter 30, f, als notwendige folge):
was man nun mit steht nach erklärt, d. h. ins abstracte verwischt, denn auch bei dem nachstehn denkt man sich nichts deutliches mehr (eigentlich: hinter oder zurück treten). aber noch bei Aventin heiszt es für vorstand, vorsteher vorgang, s. 2, 55, wie goth. faúragaggja m. verwalter, oberhaupt des hauswesens, faúragaggi n. haushaltung, verwaltung, was doch aus dem kriegsleben stammen wird, führer, führung im kampfe, nachher in der arbeit u. s. w., vgl. ahd. forakango praevius 4, 104. das nachgehen aber auch so: wie Tscherning, der meines erachtens dem Opitio gleich nachgehen kan. (J. H. Schill) der teutschen sprach ehrenkranz Straszb. 1644 s. 118, der nächste ist.
die zunge hats gethan, dasz niedriges geblüte
auf hohen stühlen sitzt, und gehet in der mitte,
und fährt mit sechsen her, verachtet fürsten-blut u. s. w.
2, 1, 38.
me leid geschicht eim narren dran,
das er sicht ettlich vor im gan,
dann er hab freüd das im sunst all
nochgangen ..
narr. 68, 21 ff.
darunter dann der mensch nichts edlers finden kan,
als sich den menschen selbst, der billich geht voran
für wilder thiere schaar, für pflanzen und metallen u. s. w.
1, 25;
ein freies volk ihr bleiben sollt,
die freiheit geht für geld und gold.
flieg. bll. 8.
schön bin ich nicht, mein höchster hort ..
lieb geht für schön an manchem ort.
wunderh. von u. 2, 58 (16. jh.).
guot was ie genæme, iedoch sô gie diu êre
vor dem guote u. s. w.
31, 17;
tiuschiu zuht gât vor in allen.
56, 37;
sîn (gottes) lop gêt vor allem prîse.
78, 30;
der liebe gêt diu schœne nâch.
50, 4,
f)
auf socken gehen, möglichst unhörbar (wie diebe), auch bildlich (s. 24, c) vorsichtig, geheim gehen. so bei Göthe selbst auf fingerchen (s. d.).
8)
Richtung und ziel des gehens.
a)
recht oder unrecht gehn, den rechten oder unrechten weg: Kosinsky (zu den räubern). meine herren, verzeihen sie, ich weisz nicht, geh ich recht oder unrecht? Moor. und wer müssen wir sein, wenn sie recht gehn? II, 120, zugleich doch vom anlangen, gleich recht kommen, vgl. aus dem 15. jh.: ob ich hie ge recht? fastn. 275, 24 unter 5, c;
auch irre gehn (schon ahd.) oder in der irre, auch bildlich (vgl. 23, d mhd. 25, b): wer vil fragt, der geht vil irr. sprichw. 2, 205ᵇ. sicher gehn, den sichern weg, aber auch unangefochten (vgl. 24, b). fehl gehen, worin fehl (s. d. 3. 4.) nun doch allgemein als adv. empfunden und behandelt wird, wie bei 258ᵇ nd. in feile gân, entsprungen vom schieszen, besonders auf dem schieszstande, zuerst einen fehl schieszen, dann fehl schieszen. das fehl gehn hiesz auch darneben gen (wie schüsse neben dem ziel weg), verfehlen, nicht erhalten:
ich mein, du sigest nit gangen recht (kommst nicht zum rechten).
fastn. sp. 835, 24.
dan duoch und gelt hat er behan (behauptet),
so ir trü hant müeszen dar neben gan.
fastn. sp. 848, 26.
b)
hin und her gehn, fort und zurück, auch hin und wieder, früher auch her und dar:
aus und ein gehn, vom hause, daher bei einem aus und ein gehn, in seinem hause verkehren. auf und ab, auf und nieder gehn, nach der sinnlichen erscheinung, dasz auf dem wege vor uns das sich entfernende aufzusteigen scheint, daher z. b. auch mhd. ûf hôher stân, weiter zurück treten (vgl.angehn u. d a. e., auch u. 9, f). auf und nieder aber auch in bezug aufs bett (das erstere sonst aufstehen, d. h. treten): nur bitt ich hiermit für das ganze jahr ... früh morgens beim auf- oder abends beim niedergehen meiner eingedenk zu sein. an Merck in dess. br. 2, 218, wie mhd.:
vorwärts und rückwärts gehn (vgl. d) u. s. w.
er gieng beide her und dar (vor unruhe),
bis er des tages wart gewar.
Diocl. 4919.
nochdem sie nachts nit nider gat
vor mitnacht.
königst. v. Fr. 4664;
des nachtes sie nit nider gat
vor mitternacht vint man sie knüwen
vor dem bett.
5748.
c)
heraus und herein gehn, herauf und herab, herunter u. s. w., hinunter, hinauf, hinab, hinein, hinüber u. s. w., wobei zu bemerken, dasz der sinnlich malende unterschied des her und hin neuerdings immer mehr verwischt wird, indem man jenes mit für dieses nimmt (vgl. u. herausgehen 6), herein, herüber u. s. w. mit für hinein, hinüber verwendet. so schon im vorigen jahrh. landschaftlich gewiss älter:
er (der schmetterling) lockte mich von strauch zu strauch, bis an den bach. auf einmal war er herüber. 10, 261 (Ernst und Falk, 2. gespr.), d. h. hinüber über den bach (und damit hin, fort für mich); von da (Regensburg) denken wir die Donau herunter zu gehen (nach Wien). an Lessing, briefw. 224;
so gieng er mit seinen sängern heraus an den Preysinger hügel. jünglingsj. 86, hinaus aus dem dorfe; Göthe nahm sie (die cocons) vom tische ... und sagte sodann zu seinem knaben: trage sie herein, heute kommen sie schwerlich. Göthe 38; ein fremder staat, Schweden, ist nun glücklich aus Deutschland heraus. an Görres (1816) in dess. briefw. 2, 486. es geht von Norddeutschland aus, wie z. b. darin für die gebildeten Leipziger Berlin muster ist; ist doch landschaftlich dort hin ganz entfernt, z. b. in Krefeld woher, doher, wohin, dorthin, waͦ jêste här? wo gehst du hin? 7, 73. woher aber diese wunderliche verdrehung? das -r von den längst vergessenen war wohin, dar dahin kann doch nicht darauf gewirkt haben?
allein das bild ist schwer, ich kanns allein nicht tragen,
zum fenster gieng es wol heraus (hinaus zu werfen, s. 17, b).
die witwe);
1, 286 (und ich! mein jedes staubtheil (atom) ruft mit schalle:
herauf! ein mensch, ein gott! herauf!
lebensb. I, 1, 190;
d)
das vorwärts, rückwärts gehn hiesz früher für sich, hinter sich gehn; das letztere z. b.:
sachlich genauer (vgl. auch mhd. unter krebsgang): krebs, die eben so bald hinter sich als vor sich gehen. Opel u. Cohn 30j. kr. 390. das eigentlich richtige für sich (s. sp. 620) doch auch noch länger: wir waren nicht viel fürsich gangen, da bekamen uns etliche bettler. 694 (s. dazu sp. 818); vgl. Platter unter gehen n. vom seiler;
wo nun die neigung ist, es als für mich allein zu nehmen, wie denn Göthe selber auch für uns deutlicher vor sich braucht (vgl. sp. 620), auch in alterthümelndem ton:
das hin ist uns jetzt dabei notwendig geworden (vgl. schon sp. 817), denn vor sich gehn ist nun auf bildlichen gebrauch beschränkt (34). das für sich gehn ist übrigens nun auch mit durch weiter gehn vertreten, lasz uns weiter gehn u. ä., vgl. sp. 817 unten; früher fürbasz, fürder gehn, auch ánhin gehn, rascher gesprochen annen (daher schweiz. nun ane):
anhin gân ist aber verstärktes, ausgemaltes an gân, eigentlich eben vorwärts gehn, genauer aufwärts (s. u. b).
der krebʒ gât alleʒ hinder sich.
142, 5,
ich ging im walde
so für mich hin.
1, 27,
grad, edel vor sich hin sie geht.
13, 126 (H. Sachs).
gha annen du, ich kumm hernach.
v. 715;
329 e)
einem aus dem wege gehn, den weg frei machen oder auch seine wege meiden, um nicht mit ihm zusammenzutreffen. jenes auch sinnlicher aus den füszen, s. sp. 986, bildlich: aber wer übermäszigen witz scheuet, gehe mir jetzt aus den füszen.
Hesp. 1, 213. auch einem aus dem lichte gehn (im lichte stehn), aus den augen, dem gesichtskreise (s. u. auge 8):
geh aus meinen augen! II, 221, 14; gegensatz einem unter augen gehn (noch bei Logau, Hagedorn u. a., s. I, 792 fg.), ihm offen entgegen treten: weil herzog Georg seinen kopf aufsetzt, ist mein sorge, er thue wie diabolus incarnatus (ein teufel als mensch, 'eingefleischt'), bis so lang man im richtig und klerlich unter augen gehe. 4, 315ᵃ (337ᵃ); s. auch 35, f. abweisend auch gang mir aus den bonen, dem bohnenfelde, s. bohne 3, vgl. 9, b einem in die schoten gehn, als dieb, ins gehege u. a., zu schaden: wenn sie wollen kühe halten, so sollen sie solche auf ihrem grund und boden halten und meinen anvertraueten nicht lassen zu schaden gehen. Dornr. 101, 15; vgl. auf eines schaden gehen unter 9, b.
und gee mir aus den augen trat (gleich, vgl. gedrat).
fastn. sp. 669, 7;
f)
diesz fortgehn, unter umständen bloszes gehn (5, a), deutlicher hingehn (s. d. 3), dahin gehn, weggehn (s. 3, a), fortgehn (diesz eigentlich weitergehn), am einfachsten und ältesten abgehn, wird, wie eben mit aus, auch mit einfachem von ausgemalt: ob ein man ane merklich ursach von sim ewib gienge und nit mit ir hushaben welte .. Lucerner stadtr. § 12, das fortgehn zugleich ein fortbleiben, vergl. vom dienste gehn 9, a; da sie von Pharao giengen. 2 Mos. 5, 20;
auch gehäuft vom (von) hause fort, weg gehn, davon, von dannen gehn, ursprünglich einfach dannen (s. d.):
aus dem lande gehn von einem angestellten: lassen sie lieber sechs solche leute, wie ich und meines gleichen aus dem lande gehen als einen Ernesti. (1839) 8, 195, an den minister Brühl, als Ernesti einen ruf nach auswärts hatte; so im 15. jahrh. von ein- und auswanderung: ferner so weist der scheffen dat land von Dreiborn ein frei offen land, dat ein ieder man mag heut darin gehen, morgen widerumb darusz. weisth. 2, 766. im rechtsleben der busze ledig g., wie frei ausgehn: (kann er sich mit eid reinigen) so gehet er der boszen ledig. weisth. 2, 468, eigentlich geht unbehelligt von dannen.
gieb ihm (dem boten) denselben wink, mit welchem süszen blicke
du neulich von mir giengst.
641;
sie (die tugend) wird im letzten augenblicke,
wenn alle traurig von dir gehn,
in himmlischer gestalt zu deiner seite stehn ..
Herodes u. Her.);
1, 165 (denn als von eurem angesicht
ich heute ging, verzeiht ..
gang nach d. eisenh.);
XI, 254 (Max, bleibe bei mir! geh nicht von mir, Max!
XII, 310 (Walt. tod 3, 18);
wenn menschen von einander gehn,
so sagen sie auf wiedersehn.
ge dannen, das dich schüt der rit!
fastn. sp. 172, 25.
g)
dagegen zu einem gehn, meist mit besonderer bedeutung, zu hofe u. a. (was zugleich ins folgende übergreift):
wer bin ich, das ich zu Pharao gehe (conj.)? 2 Mos. 3, 11, zu hofe, um den könig zu bitten, vergl. an den könig gehn u. ä. 24, l; zu seiner frau gehn, auch im ehelichen sinne (dagegen extra gehn, nebenaus u. a.). auch zu bette gehn, zu tische, zu stuhle (vgl. gang II, 1, g) u. a., mhd. ze bette, nhd. auch nach bette u. ä., hauptsächlich nordd.: ich musz essen und nach bett gehen. 3, 397; als ich zuletzt nach der Angelica ging (zum besuch). Herder reise nach Ital. 158 (ging froh zu bett das.); vgl. Leisewitz in s. tageb.: nach tische ging ich wieder zu Lessingen, der mich nach Daveson bestellte. zur erinnerung an Lessing 132, d. h. 'zu Davesons' (vergl. nach Angotts hause 130). nach hause gehn ist nun schon fest als hd., während zu hause auch da das ursprüngliche und noch im leben gültig genug ist (s. haus 5, e. i): abents wenn die kinder zu haus gehen (aus der schule). bei Dietz 2, 43ᵇ, mhd. ze hûse, auch schon ze hûs. sonst ist nach einem oder etwas gehn, auch ihm nachgehn (auszer der bedeutung 7, e) seiner spur nachgehn, ihm nachtrachten, es aufsuchen u. ä. (vgl. 24, i), wie schon mhd. nâch spîse 143, 14 (vom falken), nâch âventiure gên u. ä., nâch dem almuͦsen gên Schwabensp. 23 G., nhd. z. b. nach brot gehn (ps. 37, 25) oder dem brote nachgehn, nach einem mädchen oder e. m. nachgehn (dazu 'gang mir nach', philtra 155ᵈ, liebestrank); vgl. auch einem zu gefallen gehn sp. 2101 (f).
ich wil, daʒ mîn herre ze hove nâch urloube gê.
Nib. 1450, 4;
h)
feindlich gegen, wider, noch älter auf einen (los) gehn: ihre waffen conjungirten und giengen wider den erbfeind des christlichen glaubens oder wider andere verfolger der christlichen kirchen. 398. mit auf:
sie giengen mit steinen und bengel auf mich. 746; dér hund geht auf den mann. eine disputation als zweikampf: liesz ich den praesidem und opponenten aufeinander gehen, wie könig Gustav und Tylli bei Leipzig. 816; vgl. unter gängen 3. auch einem zu leibe gehen, auf die haut (s. d. I, 3, auch bildlich), wie mhd. einem nâhe gên, als übermächtiger gegner, 1, 474 (s. 27, e), während zu und auf sonst auch nur das ziel ausmalen: ich gieng auf ihn zu; die gestalt gieng .. gerade auf den altar zu. IV, 216, 11. dem feindlichen auf ähnlich mit an (aber auch angehn nicht feindlich), noch in der kriegssprache: wie ein soldat .. der an den feind zu gehen geschworen und davon seine besoldung hat. Simpl. 3, 17, 20 Kz. daher noch drauf gehn (auf den feind), früher auch dran gehn (s. II, 757 Maaler):
daher auch der ruf drauf! auch drauf und dran! s. II, 760. 765 und den kampfruf an in! sp. 210, schon mhd.:
kriegerisch auch zu sturme gehn: lad din redelichste büchse mit heyl (hagel), wann dann din feint zu storm gont, so losz sie los. mittelalt. hausb. 38, 1, in dem unterricht für einen burghauptmann; da man (der feind) solte zu sturm gehen .. (kommt befehl) dasz sie sich stelten (die bürger von Limburg) und gingen davor zu sturm (kämen dem angriff zuvor). Limb. chr. 38 R.
hier sahe man dich jagen ...
und auf die löwen gehn.
lob d. kriegsg. 375;
nochdann so hielt er still (der feind),
dran zu gan was nit sin will.
Schwabenkr. 117ᵃ.
balde an in
mit dem langen spieʒe!
MSH. 3, 274ᵇ.
i)
noch fehlt manches, wie voran, voraus oder vorauf gehn, hinten nach, hinterdrein gehn, vorüber, vorbei, entgegen, auch nebenher, zur seite, anders bei seite, dazwischen (vgl. unter 9, g) u. s. w., es ist nicht zu erschöpfen. zu erwähnen ist doch noch einher gehn, ursprünglich gleich herein gehn, d. h. vor den augen der leute herein, in den gesichtskreis gehn, vergl. daher gehn (lieber kommen); ähnlich wechseln noch herum und umher gehn. ferner übergehn, untergehn, aufgehn, úmgehn u. s. w., dann umgéhen, hintergéhn, übergéhn, auch begehn, entgehn, ergehn, vergehn, zergehn, alle von sinnlichem ursprung; zergehn z. b.:
d. h. eigentlich: wenn vom Zurzacher markte die leute aus einander, heim gehen.
und wenn der Zurzech merkt zergat,
so kumpt er har in dise stat.
fastn. sp. 829, 16,
k)
beachtenswert auch gefangen gehen, als gefangener: und du Pashur solt mit allen deinen hausgenossen gefangen gehen und gen Babel kommen. Jer. 20, 6, vulg. ibitis in captivitatem; Adelung nahm es für 'gefangen werden', wozu einen anhalt das merkwürdige verloren gehen bieten kann, s. u. 16, f.
9)
Ziel, zweck und aufgabe des gehens, wobei denn dieses schon vielfältig ins unsinnliche hinüber tritt; z. b.
a)
zu acker, zu felde gehn, vom ackersmann:
von den beiden seiten der hausarbeit, der männlichen und weiblichen; were ein man, der guter in Allensteter gmark het und sesz nit in der mark .. so möcht her (doch) .. sich der gmein geprauchen (alle gemeinderechte genieszen), also lang he do zu acker ginge. weisth. 3, 456; Hesiodus sei hinter dem pfluge gegangen. poet. c. 3;
vergl. zu felde gehn, zur weide 2, c a. e., aufs feld, ins holz gehn, zu feld- oder waldarbeit. dagegen müszig gehen (vergl. auch muszgen unter geher), früher vielfach bildlich: einem, der kein glück hat, ist nichts bessers dann muͤszig gehn (nichts unternehmen). spr. 1, 71ᵇ; es ist guͦt groszer herrn muͤszig gehn. 1, 18ᵃ;
gar nichts mit ihm 'zu thun haben';
zu markte gehn: für die entfernteren gegenden im gebirge, woher zu markte zu gehen für jeden einzelnen arbeiter zu weit wäre. 23, 49.
zi akare sie (die vögel) ni gangent joh ouh wiht ni spinnent.
II, 22, 10,
zu der zeit, wenn das dorf zu felde pflegt zu gehn
und die erwachte stadt allmählich auf zu stehn.
52.
könt ich des narren nit müeszig gan?
fastn. sp. 846, 31,
das wir in guten frieden stehn,
der sorg und geizes müszig gehn.
8, 362ᵇ.
b)
auf die jagd gehn, wo dann das gehn auch zu rosse, zu wagen geschieht (6, b), mhd. an daʒ gejeide gân u. ä. auf die suche gehn im walde, auf den bettel u. ä. diesz auf dann auch von dem gesuchten, auf das man aus geht (aus ist), auch ganz ins unsinnliche übergehend (s. 24, i) und auch ohne diesz aus ursprünglich:
auf etwas böses gon, scelus anhelare. 189ᶜ; darauf gon, das man uns volge, assensionem captare das. (vgl. hin gehn bei abstimmung unter h);
völlig gleich der pracht und ehre nachjagen, wie forts. d. cr. dichtk. 52 bemerkt, der dort solche alte wendungen als kräftiger gegen abstract bildlose verficht. vgl. nach brot g., dem brote nachgehen u. ähnl. 8, g. in die kirschen, in die nüsse gehn u. ä., zum pflücken, von einer kirschpflanzung:
einem in die schoten gehen, als dieb; vgl. unter 8, e.
ich will sein (n.) nimer gelan,
ich will gen (dasz ich nicht gehe) auf sein schaden.
fastn. sp. 453, 20;
ists darumb dasz wir nur nach gold und gelde streben,
auf pracht und ehre gehn ..
1, 26,
die baurn darein in dkirschen gehn.
P. Lewe 661, weim. jahrb. 6, 447;
c)
in den krieg gehn (vgl. 6, e, auch u. 24, g und V, 2221):
ähnlich unter die soldaten gehn, wo doch der begriff des ganges zugleich zu dem des lebensweges erweitert ist (s. 23), wie unter die schauspieler gehn, er ist unter die schriftsteller gegangen, schriftsteller geworden; unter die Herrnhuter zu gehen. 19, 249 (lehrj. 5, 16).
wen sie (die bauern vor zeiten) in ain krieg giengen,
ir mantl si auf die achsl hiengen.
fastn. sp. 440, 19.
d)
an die arbeit gehn: um zwei uhr geht er wieder an seine arbeit, und síe gehn ins bette. älter ans werk, in älterer wendung zu werke, ahd.: gât mannolîh ze sînemo werche. 103, 23, an seine arbeit. diesz zu werke gehn gilt jetzt für so und so verfahren überhaupt, eigentlich die arbeit, eine aufgabe so oder so angreifen oder 'in angriff nehmen' und weiter führen: der tischer muszte mit leimen, hobeln und zurichten derselben (der bohlen) aufs genauste zu werke gehen. 24, 242 (a. m. l. 4). einem zur hand gehn, helfend bei der arbeit. auch mit an allgemeiner, an etwas gehen, daran gehen, an ein geschäft, an die aufgabe (vergl. 24, i), wie der schüler an ein exempel, der schriftsteller an ein schweres capitel (s. auch mit über unter i): ich möchte gern sogleich an meine Malteser gehen. an Humb. 161; auch gewichtiger:
mit mut oder zagen, schwer oder leicht daran gehen, auch mit inf.: wir giengen nun daran, die hinterlassenen papiere zu ordnen; auch, wie oft, mit nur gedachtem gehn, z. b. er wollte durchaus nicht dran. ein andres dran gan, an den feind, s. 8, h. der arbeiter übrigens geht auch auf die arbeit, d. h. aus der wohnung in die fabrik u. ä., wie der kaufmann früh ins geschäft. s. auch es geht an die arbeit u. ä. 36, c, γ.
(1755) 3, 247; hat er es denn beschlossen,
so will ich unverdrossen
an mein verhängnis gehn.
Lapp. 237).
289 (e)
diesz auf deutet eigentlich einen höheren ort an. wie man auf das schlosz geht, so auf das amt, das gewöhnlich auf dem schlosse oder ähnl. eingerichtet ist, dann aufs gericht, rathhaus u. ä., selbst auf die apotheke (I, 609 unten, V, 1000 u. klaret), auf die kneipe, aufs casino, die beide damit als höhere lebensstellen behandelt werden. auch innerhalb des hauses auf den boden, auf die kammer (s. d. 1, b), eigentlich wirklich höher gelegen ohne jenen nebensinn, auch auf den fechtboden, tanzboden. mit dem nebensinn von innerer höhe auch aufs gymnasium gehn, früher 'auf schulen', aber in die bürgerschule, in die schule gehn. von schulkindern (auch zur schule) sowol vom einzelnen gange wie vom schulbesuch überhaupt, und noch anders z. b. auf die universität gehn, vom gymnasium weg, wie auch z. b. er verliesz den kaufmannsstand und gieng in eine fabrik, nahm dort eine stelle an, auch gieng ins fabrikwesen, ins baufach über u. ähnl., auf die bühne, aufs theater: er werde .. nunmehr unter direction eines Serlo aufs theater gehen. 18, 83. ebenso in arbeit, in dienst gehn, arbeit, einen dienst annehmen und damit in ein pflichtverhältnis eintreten; vom dienste gehn, ihn verlassen:
welcher dienst (dienstbote) ane redlich ursach von sim dienst gat .. Lucerner stadtr. 103.
ich wolte von ir dienste gân.
65, 35;
f)
in die kirche gehn, älter zur kirche, mhd. ze kirche gân u. ähnl. (auch sîn), s. kirche II, 1, wo auch von weiterem sinn der wendung, z. b. mit einer zu kirchen gehn u. ä.; kath. in die oder zur messe gehn, zum opfer gehn 1, 89. aber nur ins theater, ins concert gehn (auch zu wagen, s. 6, b), dagegen auf den ball, die maskerade (vgl. auf den tanzboden vorhin), älter zu tanze gehn, mhd. ze tanze. auch auf den jahrmarkt, auf die messe gehn, wol weil die grosze fläche rings höher erscheint, wie bei aufs feld, aufs land gehn, das von der stadt, vom hause aus gesehen ebenso erscheint (vgl. u. 8, b), also wie auf die see, auf den berg, aufs gebirge, während der bergmann ins gebirge geht: gebürge verstollen, d. i. mit stölln in das gebürge gehen. Chemn. bergwerkslex. 238ᵃ, vergl. beim brunnengraben u. ä. man muszte noch tiefer gehen.
g)
im alten rechtsleben
α)
vor den richter gehn, klagen gehn (s. 10, c Lichtwer); mhd.: eʒ wirt ein ander rihter (bestellt), der klager gêt für den und klaget im. Schwabensp. 91; für gricht gon 189ᵈ, jetzt aufs gericht (wie aufs amt, s. e), auch bildlich mit einem ins gericht gehn. vgl. übrigens gang I, 5, a.
β)
auf einen gehn, sich auf ihn berufen, ihn anrufen, zuziehen als schiedsmann u. ä. (s. schon I, 2, e a. e., auch kommen 35, c): das .. der gerbermeister mit allen seinen gewerken .. und .. der schustermeister mit allen seinen gewerken .. alle öre (für aller irer) ufloufte, zwitracht und kryge .. sie beiderseit zu entscheiden uf uns (den rath) gegangen sint .. Leipz. urk. 1, 47; so vrage, op gi des tu rechte icht uppe de ummesaten scolen gan. richtst. landr. 26, 6, die nachbarn als zeugen zuziehen, vergl. den richtsteig lehnr. 29, 3; das die gnanten .. sulcher ire spene, zweitrechte, forderunge und vehde in der gutlicheit uf uns gegangen unde komen sint. urk. d. herz. Wilh. v. Sachsen v. j. 1460, scr. 1, 801, 618. auch mit zu und an für auf, s. Haltaus, der auch hinder so belegt: des si beider sîten hinder uns vier gegangen sîn und an uns gestalt hân zu frûntschaft und zu recht sie darum zu entscheidin. sel. j. 2, 324; dâ kom für uns (den kaiser) in geriht her Fr. vom Stain ain seit unde her Hainrich .. zuͦ der ander seit unde verjâhen .. si wêrn aller mishellung .. gegangen hinder die beschaiden ritter herrn Ch. .. unde wêren versuͤnt. urk. 293; daher hintergang, compromiss 2, 54. die entstehung und ursprüngliche vorstellung ist noch zu entnehmen aus der heutigen wendung sich hinter einen stecken, dasz er vermittele oder ähnl., eigentlich ein streben und streiten aufgeben, aus dem kampfe gehn und hinter einen dritten treten (s. der dritte mann II, 1423, auch 60, 273 von Schiller), dasz er für uns eintrete. und ähnlich jenes zu, an, auf, das letztere wol zur bezeichnung des dritten als höher stehend.
γ)
vom schiedsmann hiesz es dâ zwischen gên, zwischen die streitenden: swô wunden oder tôtslege gebeʒʒert werden mit râte (beratung) .. daʒ biderbe lûte dâ zwischen gên und teidingen alsô lange biʒ daʒ man iʒ in in die hant gibet beider sît, die gên denne zusamene und râten, wie si daʒ ebenen wollen. Freiberger stadtr. § 14, 3, 200; vgl. dazwischenkunft, intervention. s. auch bei 501 zu eines sachen gen, sich ihrer schiedsrichterlich annehmen.
h)
aus dem alten leben stammt auch zu rate gehen, eigentlich zur beratenden versammlung mit mâgen unde man u. ä., vergl. vorhin zusamene gên und râten; später für rat halten überhaupt: mit vilen sol man die feind schlagen, mit wenig zu rath gehn. spr. 1, 85ᵇ; indem man nun zu rathe gehet, was für einen tod man ihm anthun soll. ros. 7, 20. jetzt fast nur noch mit sich zu rate gehn, d. h. mit seinen eignen gedanken (s. sp. 1958 fg.), wobei denn das gehen völlig entleert ist. mhd.:
auch mhd. ist doch das gân da schon oft verblaszt. auch an (den) rât gên, s. u. 3, f wart an rât gegangen. ahd. in girâti gangen, consilium inire s. Tat. u. I, 1, a. Bei der abstimmung aber geht man nach zwei verschiednen seiten hin: zweiet sich der rat (kann sich nicht einigen), wo dan die meist menig hin gehet, dem sollen si (alle) volgen. Leutenberger stadtr. (15. jh.) bei rechtsd. aus Thür. 429; das n. dem zeigt, dasz auch diesz hin gehen da schon auf die abstimmung überhaupt
(itio in partes) erweitert war; vgl. von richtern: ob man aber wol im handel (bei der verhandlung) spürete, wo die richter hin giengen, doch kondte man (das gericht) nicht fürüber, man muste das bergbuch bei ehren erhalten. Sar. 21ᵇ, eigentlich wohin sie (im geiste) giengen bei der entscheidung, abstimmung, auf welche seite sie sich stellten oder schlugen, wem sie beitraten, in welchen wendungen das alte bild auch noch zu erkennen ist; man fragte sich gewiss vor der entscheidung: wohin geht ihr (bei der abstimmung)? daher noch heute meine meinung geht dahin, s. 29, c.
Rôthere .. bat sîne liebesten man
vor sich an den rât gân.
kön. Roth. 549;
der herre gieng ze râte, mit im sîne man.
dô sprach (in der beratung) gedrâte der grâfe Herman ..
Wolfdietr. 1930 Holtzm.;
ze râte giengen si gemein
und kâmen des al überein ..
26, 11.
i)
über einen, über etwas gehn, auch das urspr. sinnlich: darnach muͦsz der (jüd.) beschneider als ein arzt etlich tag über das kindlein gehn, dʒ es nit bluͦte. weltb. 153ᵃ, es als arzt besorgen;
sie stellt sich 'über' den todten und beginnt so die todtenklage, wie Morungen von seinem leichenstein und dem wanderer, der 'darüber kommt':
von einer aufgabe, 'über' die man sich macht (sie unter sich nimmt), sie zu bewältigen, z. b.: ein karg weib gehet oft übern kasten. 1435, 63, um geld und vorräte zu zählen, sprichw.; er läszt sein gesinde nicht über alle kisten und kasten gehn. 1, 540; nun giengen wir über die papiere, sie zu sichten, gewöhnlich mit ausmalendem her dabei, lieber auch mit es (s. 36, c, δ) z. b.: nun gieng es über den vorrat, über den braten her u. ä. (vgl. mit an unter d). auch feindlich, beim plündern, rauben, stehlen: geh mir nicht über meine äpfel, in spaszigem tone; er (der ladendiener) ist über die casse gegangen;
dô kom diu küniginne über in gegân,
den starken Îringen klagen si began.
Nib. 2003, 1,
swer dan über mich gât,
daʒ der lese dise nôt ..
minnes. frühl. 130, 3.
wir wend ietz über sin teschen gan
und unser geltli widerum han.
129.
k)
grammatisch am alterthümlichsten und wertvollsten bote gehn, als bote (vgl. geender pot 6, d), s. J. Grimm unter bote 1, der es wol aus Hessen noch wuszte, wie mir in Thüringen eine botenfrau aus Schmalkalden sagte: ich gehe nach Dietendorf bote; auch in Sachsen, in der Lausitz er geht bote. aus Schwaben bezeugt es III, 358, 14: wer einen grusz an das liebe fleisch zu bestellen hat, der darf nur das gute herz boten gehen lassen. Miller in cab. u. l. 1, 1, wo denn bote richtig in den acc. tritt, vgl. botengehn (acc. c. inf.) unter gehen n. ebenso noch nhd. (als) curier reiten (s. kurier 3): von Leipzig bis Weimar courier geritten mit dem herzog. tageb. 21. dec. 1776, d. h. carrière; s. auch unter gast 9, a. mhd. mit gên so:
aller wîbe wünne diu gêt noch magetîn.
minn. frühl. 10, 10.
l)
mit der leiche gehen, im leichengefolge, auch mit der hochzeit, im hochzeitszuge. teutsch-it. wb. 518ᵃ, später mit zur leiche, mit zur hochzeit g. 337ᵇ, wie jetzt.
m)
zu erbe gehn, erben, eigentlich zur erbtheilung gehn, wenn sie nach dem dreiszigsten im hause des erblassers vor sich geht: so mancher der erben ist, die zu erbe gont, die alle sollen geben einen träger und ein huobrecht. weisth. 1, 715, elsäss.
10)
Zweck und aufgabe des ganges werden auch durch ein andres zeitwort angegeben.
a)
das zweite zeitwort in gleicher form daneben gestellt:
α)
im eigentlichen sinne:
geh und hole wasser; sie gieng und holte den korb;
auch ohne das und, kräftiger:
geh, lasz mich in ruhe; vergl. geh, bleib da u. ä. 5, b a. e., geh her und isz mit u. ä. 5, c; gehe hin und thue des gleichen. Luc. 10, 37; unterdessen .. werde ich hingehen und den bewuszten liebesbrief aufsetzen. cab. u. l. 3, 1.
Greti, nun gang und rüst mir zuo (zum ausgehen),
bring mir den huot und die nüwen schuo.
fastn. sp. 830, 19;
so gee und bring den mulner her.
202, 23;
doch willst du eine tugend kaufen,
so geh und gieb dein herz dafür.
d. j. 1, 94;
gehn einige und zünden reisholz an!
Tell 2, 2.
mait Els, ge, sich zum fenster aus.
fastn. sp. 280, 3;
β)
auch anders gemeint: dasz mancher mensch, wenn er das seine .. durchgebracht, hernach gehet und klaget, gott .. wolle ihm nicht helfen. Lokman 16, d. h. klagend geht, nicht aufhört zu klagen, s. dazu d, auch b a. e.
γ)
ebenso bildlich: und er (Isaac) ward ein groszer man, gieng und nam zu, bis er fasz grosz ward. 1 Mos. 26, 13, nahm stetig zu; der knabe Samuel gieng und nam zu.
1 Sam. 2, 26, vergl. 5, 10; David aber gieng und nam zu, und das haus Saul gieng und nam abe. 2 Sam. 3, 1. in der vulg. heiszt es an erster stelle ibat proficiens atque succrescens (in den andern nur proficiebat atque crescebat, proficiens), im hebr. aber in allen fällen ebenso. doch musz wol Luthern eine entsprechende wendung aus der volksrede zur hand gewesen sein, wie z. b. auch die Franzosen ähnlich sagen le mal va toujours croissant.
b)
das zweite zeitwort im inf., durch zu verknüpft: Laban war gangen seine herde zu scheren. 1 Mos. 31, 29; menner, die gegangen waren das land zu erkunden. 4 Mos. 14, 38;
ich gieng einsmahls ein haus zu kaufen. p. ros. 4, 9; das der könig einsmahls gieng den geistlichen mann zu besuchen. 2, 28;
wuszt ich (Thoas) denn nicht, dasz ich mit einem weibe zu handeln ging. 57, 42, Iphig. 1, 3 in pros. fassung, in versen nachher ohne das zu (s. c); der die Ungern schlug und die slavischen völkerschaften und endlich auch den nordischen feind, die Dänen .. zu zähmen ging. dän. gesch. 1, 69. ganz ungewöhnlich, aber in der sache begründet:
beginnt schritte zu machen (s. 1), um heranzukommen, oder: und kommt heran, was in der that mit gemeint scheint, wie in umgekehrter wendung nd.: de pastor kam .. äwer den kirchhof tau gahn. stromtid 1, 58 (vergl. kommen II, 5, b. 6, a). also wie das gehet und klaget bei unter a zuletzt. so deutlich von gleichzeitigem im 16. 17. jh. zu schlipfen gen, beim gehn gleiten, u. ä.:
o ihr weiber-mäuler, ihr unhärige! in den löffel-jahren gehet ihr zu zopfen, zu trillen, zu ropfen (am bärtchen), bisz die gauchs-haar heraus wollen. ges. 2, 77 (1644 s. 633), hört nicht auf, wie a a. e.; es ist noch alem., z. b. schweiz. in Saaner mundart: der hätti drs dür tân (durchgethan, die lust vertrieben), i ds bûr gan zmützeren u zbunjen, immer in dem milchkeller zu mausen. 6, 395, 20. 407.
(die) wider ursach gen zu kriegen.
schelmenz. 43, 2;
der fisch der gieng zu schwimmen
aus seinen ufern vor.
52;
fängt das mädchen (bis dahin nur bild) an den fusz zu rühren,
geht zu kommen, nähert sich dem orte ..
Amor als landschaftsmaler),
2, 190 (darum sein trit nindert zu schlipfen get.
ps. P 7ᵃ;
c)
das ursprüngliche aber ist da der blosze inf. (vgl. kommen II, 5), schon goth., ahd., wie alts., ags., altn. ( gr. 4, 96 fg.): gagg thuk ataugjan, ὕπαγε, σεαυτὸν δεῖξον. Marc. 1, 44; ih gangu gicorôn irô, eo probare illa. Tat. 125, 4; mhd. sehr entwickelt (s. wb. 1, 643ᵇ fg.), z. b.: als man danne gotes dienst begangen hât, sô sult ir heim gên eʒʒen. 269, 7;
auch nhd. bis in die gegenwart: als wolten sie beten gehen. Judith 3, 11, schlafen gehn 5 Mos. 31, 16, aufs eis tanzen bei Dietz 2, 43ᵃ;
der (fremde) möcht in die bach ghen fischen. weisth. 3, 456; ach ach es gadt der tag sich neigen und die abent schatten einfallen. Züricher bibel 1530 bl. 352, Jer. 6, 4 (Luther ey es wil abend werden); ich muszt in kilchen gan mäsz helfen singen. 64;
wenn dem esel zu wol ist, so gehet er aufs eis tanzen. 351;
das ist nd., lîn gân, z. b. hei geit under det bedde lîn 59ᵃ, ebenda sitten gân, auch stân gân sich stellen, wie mhd. und vorhin im Froschm., z. b.:
schon mnd. liggen gan auch von fallenden in der schlacht, freilich als hohnwitz:
up die knie sitten gan, niederknien stiftsf. 229, auch ik ga sterven Sch. u. L. 2, 9ᵇ. md. ist klagen gehen, wasser holen u. ä.:
kein klingeln konnte den kammerdiener erwecken, der auszer dem hause bei einer operistin schlafen gegangen war. IV, 278, 17; die kraft seiner lenden ist versiegen gegangen. II, 29, 17 (räuber 1, 2); deklamazion ist immer die erste klippe, woran unsere mehreste schauspieler scheitern gehen. 347, 14 (vergl. zu scheitern gehn 16, f);
es ist noch lebendig in verschiedenem landschaftlichem gebrauch, s. z. b. vorhin aus Schambach; in Leipzig z. b. wir wuszten seine wohnung nicht, muszten also in der stadt suchen gehn; allgemein baden gehn (nie zu baden), spazieren gehn, betteln gehn (s. dazu d), obschon nun feiner wird ins bad gehn; aber z. b. noch im volksliede:
ein bote, der von dem wirte quam,
der hieʒ uns beidiu eʒʒen gân (zu tische kommen).
Iw. 351;
zuo der gienc er sitzen.
2722;
Volkêr der vil snelle mit sîner videlen dan (hin)
gie gezogenlîchen für Gotelinde stân (treten).
Nib. 1643, 2;
die tumben und die wîsen giengen, sô man tuot,
vrâgen umbe mære.
711, 1;
wênc wart in bette und kulter brâht,
si giengn et ligen ûf ein bâht.
Parz. 501, 8;
ê daʒ er slâfen gienc.
552, 24;
der gê sterben ..
MSH. 2, 318ᵃ.
gang zuͦ schuͦlen lernen basz.
narrenb. 72, 58;
in der fischgruben hab ich fisch,
welche ich wil ablaszen gahn (zum kochen).
P. Lewe 598, weim. jahrb. 6, 443;
ich wil gehn schreiben umb den knaben.
zwölf comöd. Ddd 8ᵃ;
von seinen trabanten wol zehen
giengen allzeit hinter ihm stehen.
Froschmeus. H 4ᵇ (I, 1, 2, 66);
verwirrt in blinden pflichten,
wen, wo sie suchen geht.
trutzn. 41 B. (11, 68);
den nicht der bürgerkrieg an bettelstab gebracht,
der noch nicht borgen geht.
1, 306;
dein mann, der ist der finger, fraw Vana du der ring.
schaw, das nicht mit dem ringe wer fälschlich siegeln gieng.
3, 6, 96;
wie ofters musz ich nicht zu bette wachen gehn (statt schlafen).
632;
Petz (der bär) kehret einmal heim. da schlummert sein Orest
zur schwülen mittagszeit. er gehet bei ihm liegen,
bewacht den schlafenden.
2, 38,
as Hennke to Bremen binnen quam,
gink hei vor enen schipper stan ..
volksl. 448.
dar muste mancher liggen gan
und one wunne sterven.
1, 36ᵇ;
die rache kam ihm zwar ein neues schock zu stehen,
denn schulzens Hadrian ging klagen ..
fab. 3, 4;
wasser holen geht die reine ..
3, 11;
ja wählet den entfernten (garten) aus, den ihr
in ganzen jahren nicht besuchen geht.
9, 235 (Tasso 5, 4);
fahre wohl,
ich geh' mit freien leuten freiheit finden.
10, 272 (Claud. 3);
wohin, o herr, willst du ihn suchen gehn?
Phädra 1, 1);
XV¹, 17 (sprach, eh sie von den andern scheiden ging ..
ges. ged. 1, 134;
ich sollte wieder fragen gehn.
252.
es wolt ein mägdlein tanzen gen.
nur aus neueren quellen);
66 (es wollt ein mädchen rosenbrechn gehn
wol in die grüne heide.
volksl. 1, 109.
d)
in dem betteln, spazieren gehn tritt aber die gleichzeitigkeit wieder auf (s. a a. e., b a. e.): so muͤste er (der hochmeister) einen stab in die hand nemen und betelen geen von hus zu hus. scr. rer. pruss. 4, 166. man geht nicht nur aus, um zu spazieren, sondern das spazierende gehen selber heiszt so, sodasz gehn eigentlich überflüssig scheint (doch nicht neben spazieren fahren, reiten). und so auch mundartlich, z. b. nd. von vögeln fleigen gân, dâ gât se fuste hen fleigen, da fliegen sie oft hin 59ᵃ. so im 15. 16. 17. jh. bei dichtern, gewiss aus der mundart:
das vieh geht grasen, d. h. den ganzen tag, nicht blosz beim ausgang früh, also entschieden für geht grasend. der inf. ist fürs part. praes. eingetreten, wie bei unserem fut., es wird grasen, früher auch ist grasen. dasz im sprachgefühl beides noch spät im 16. jh. unsicher schwankte, zeigt z. b. schlafend gehen, also verfehlte genauigkeit (vergl. sp. 1603): gehet sie (die sonne) spat schlafend, so mach du früh feyrabend. groszm. 22 (Sch. 560), der reim wirkte mit darauf. dem wanken gehn von bächen, sausen gehn von bäumen bei Spee entspricht mhd. wackelnd gên von der erde bei erdbeben, s. unter 16, c. das betteln gehn ist zwar schon mhd. betelen gên, aber es musz bei dem vielgebrauchten worte die kürzung früh eingetreten sein, und der inf. war da doch auch denkbar; ahd. aber ist betolônti gangan zu erkennen bei III, 20, 37 (s. die stelle u. betteln 1), wie ir gêt drûrênto V, 9, 14 im 16. 17. jahrh. ir get trauren heiszen würde. mhd. auch, wie bei Spee, von einem bächlein:
aber die meisten und älteren handschriften geben noch rûschende oder runselunde, d. i. rünselende; später:
wan mir die faulkeit gar wol dut,
so ich ge auf der gassen glunkern (schlendern)
und mich selb schatz fur einen junkern.
fastn. sp. 792, 18;
gieng murrn und schelten immerdar.
tr. Eck. F 7ᵇ;
gieng stocken als ein ander thor.
K 8ᵇ;
man, weiber, jungfrawn und gesell ...
gehn schwenzen und für schminke gleiszn.
laut. warh. 102 (1621 s. 91);
also soll man den gmeinen man
auch nicht verächtlich schawen an,
ob er gleich fern vom heupte steht
und in dem kot umbwaten geht.
147 (132);
ohn sinn und ohn gedanken ..
bald hin bald her geht wanken (Maria),
geht schweben allerwärts.
trutzn. 59 (43 B.);
frisch hin und her gehn wanken
die klare bächlein krumb.
113 (82);
ein groszen hünerhan,
der haupt und hals geht schwenken
als nie kein edler schwan.
218 (159);
die bäumlein, reich von zweigen,
auch sangweis sausen gahn.
79 B.;
auch wald- und wassernymphen
nun wieder frisch in grünem holz
gahn spielen, scherz und schimpfen.
26 u. o.;
wer kan die schand erreichen,
die der erdulden musz,
der durch den tod gieng schleichen
ins grab ohn' alle busz.
himl. lied. 4, 245;
dieselbe wiese soll im zaun beschlossen stehen,
darinnen du dein vieh wilt grasen lassen gehen.
arab. sprichw. 43.
wie sanft eʒ alleʒ rûschen gê.
goldn. schm. 93,
es solt ouch die lîrerîn ..
ainen tanz machen,
das es gienge krachen.
teuf. netz 12065;
das es (der gesang) recht hin gieng clingen.
11726;
der marschalk gieng truren von dan.
Diocl. 4908.
e)
gehn mit inf. des zweckes ist besonders oberd., am meisten im alem. entwickelt, bis zu einer ganz verwischten wendung; vgl. gr. 4, 97 anm.
α)
wie gehn neben dem zweiten inf. seinen eignen nachdruck einbüszte, zeigt schon seine stellung im folgenden: wir wöllend in gon heimsuͦchen (besuchen). 190ᵃ; der münch sprach, ich muͦsz sy (die kranke) gon besehen, ob ich ir helfen künte. rollw. 36, 21, es trennt heimsuͦchen, besehen von seinem obj., d. h. ist wie nur ein stück vom hauptverbum geworden; Eva im paradies von den äpfeln:
wo sachlich zugleich das gon überflüssig wird, wie für unser denken freilich auch in gehe hin und thu desgleichen (a a. e.). noch deutlicher, wo gên selbst wieder so zu gên gesetzt wird, schon mhd. und dann immer häufiger:
vgl. anm. s. 157, der das häufige giengen stân zuzieht und das homerische βῆ ἴμεν, βὰν ἴμεν; nhd., schwäb.:
ouch kan ich mich nit überhan,
ich muosz (dasz ich nicht) sy gon ein klein versuochen.
Ad. u. Heva 1369;
dir will ich (gott dem Adam) schaffen gon ein garten ..
634,
dô gienc der künic von Grippiâ
hêrlîch zuo sînem tische gân.
herz. Ernst 3170,
ich will gehn zu meim bulen gahn.
zwölf comöd. Ddd 8ᵃ.
β)
dann besonders das zweite gên als blosze einführung eines anderen inf.: antwortet 'das wil ich thun, meister' und gadt in dem hin gen beichten. rollw. 125, 9; die wil gieng ich gan heischen. 15, um gaben bitten als schüler; giengen wir im summer nach dem nachtmal in die bierhüser gan bier heischen. 23 (gieng heischen 24); und gieng do ouch gan essen. 39, 43; wen ir meinent, das niemand mer kumme gan klopfen (dann legt euch nieder). 70; als aber der cardinal .. in kilchen (d. h. dkilchen) gieng gan firmen. 6 u. o., es trifft aber zusammen mit gan für gegen (sp. 2196), z. b. giengen wir gan Lucern 60, gieng ich gan Kappel 57 u. o.; gang gen spatieren, abi deambulatum. 4ᵇ, als inf. gen spazieren gon 379ᵃ; so tag und nacht scheidet, gond sy (die hähne) gen schlafen. Gesners vogelb. 78ᵇ; so du gen schlafen gon wilt. 128ᵇ, wo denn gen gleichfalls für gegen zu nehmen wäre, vgl. bair. gen essen, gen trinken sp. 2212; wegen des wechsels der formen übrigens vgl. vorhin bei Wild gehn und
gahn und sp. 2386 fg. s. auch mit doppeltem imp. gê gang dich erhenken lieders. 2, 704.
γ)
in den alem. mundarten ist das dann weiter entwickelt bis zur völligen abschwächung oder bis zur übertreibung. das letztere z. b., wenn es schweiz. selbst dreifach gehäuft wird, z. b. in der Kerenzer mundart bei 154 nicht blosz er ischko gä melechä, ist melken gegangen, eigentlich ist gôn gên melken (s. sp. 2386), sondern auch er goko go m., d. i. gôt gôn gôn m., d. h. das letzte und ursprüngliche gôn melcha war im gebrauch schon so zu bloszem (gewollten) melken gediehen (vgl. unter α), dasz es ein neues gôn als einführung (s.β) vertragen konnte, vgl. zürch. gohst goh geh gr. 4, 97. die abschwächung aber auch äuszerlich zeigt sich schon im 15. jh. schweiz.:
d. i. gâgân mit betonter letzter silbe, hd. wäre es: ich m. géhen gehn. jetzt ist es im schweiz. sprachgefühl zur partikel geworden, s. ge (auch go, gi) bei 216 fg., der, anfangs noch selbst unsicher, es an der hand älterer belege doch auf goh, gehen zurückführt; s. auch id. 1, 412, dial. 57 fg., 5, 433 u. ö. auch vorarlb. z. b. ga güggla, lugen gehn 3, 212, 10, oberels. gang i gê diene 2, 558, 40. schwäb. z. b. bei 224 du wirst geh fallen, auch es wird geh regnen.
alde, min gfatter, ich muos gagan (: fân).
fastn. sp. 834, 24,
δ)
auch im bair. sprachgebiete, doch in abweichender entwickelung, gê wirklich zur bloszen partikel abgenutzt, mit der man besonders behauptungen mildernd färbt, s. 2, 4 fg., z. b. des is der gê en unglück! da war i (wär ich) gê glei ferti! es klingt da oft wie zuredender oder auffordernder imp. (vgl. 5, b a. e.), z. b.:
Schmeller war sich des ursprungs nicht ganz sicher, „vermuthlich der ungenäselte inf. von gên“, das denn auch noch zu erkennen ist z. b. in i mues mer gê e geld herrichtn zon zaln (bezahlen). ganz deutlich in Tirol bei 186 i gea enk (euch) a maͦsz zaͦln, je vais payer, i gea gên, werde gleich gehn, je vais aller. deutlich auch österr. bei 2, 245 gengama gen, eamus (vgl. I, 1, c), vgl. bei Schmeller so gemmer gê gê als kehrreim eines liedes.
an stadei (kleinen stadel) woasz i, da is fried (ein sichrer ort),
da leg mer uns geh nei.
oberbair. ged. (1846) 266;
was werns sagn geh zu dir?
295 (anrede an sich selbst);
da fang i'n geh, 'n Sepp den buabn.
288.
ε)
aber auch im westlichen Niederlande, und zwar, wie oft, dem alem. gebrauch im Oberlande entsprechend, z. b. in fläm. mundart von Brügge: e gheel (ganz) groot peerd .. gink gon ploegen. Germ. 14, 85, gieng gehn pflügen; s. auch das. die up die hofsteê gingen weunen, die auf der hofstatt wohnten, eig. wohnen giengen; im volksliede:
und bemerkenswert auch völlig zur vertretung des fut. entwickelt:
jene doppelung übrigens auch bei fangen, fahen:
ik was te wege naer myn zoetelief (süszlieb),
maer (aber) nu gae ik wederom keeren.
94;
dat zal ik u gaen zeggen.
93.
en den (nom.) hoend go morgen trouwen (wird heiraten),
en wie (wer) got de speelman zijn?
89.
der stab fieng an fa gruͤnen.
volksl. 772.
11)
gehn lassen sei hier eingereiht auf dem übergange zur übertragenen verwendung, den es zugleich mit darstellt in ziemlicher manigfaltigkeit.
a)
einen gehen lassen, nicht anhalten oder den angehaltenen, gefangenen frei lassen: swer den andern vindet an sînem schaden (z. b. in seinem felde), der mac den phenden âne des rihters urloup. wert er im (aber) daʒ phant, er sol in lân gên und sol dem rihter klagen. Schwabensp. 232, 1 G.;
zugleich und als hauptsache wie noch jetzt: thut mir nichts zu leide. auch wie in der Schwabenspiegelstelle, noch jetzt, z. b. Tell zu den wächtern beim hute:
von einer frau beim könig, die er mit gewalt in der kammer hat, der marschalk redet ihm zu:
so noch in mädchenmunde, wenn sie von burschen angefochten werden: lasz mich gehn! lasz mich ungeschoren, ungeheit (sp. 2343 fg.); der läszt kein mädchen gehn;
laszt den bawren die gäns gahn! Garg. 50ᵃ (79 Sch.).
eis tages ein löwe .. gevieng
ein mûs, die er tôt wolte hân.
si sprach: her löwe, lânt mich gân ...
der löwe lieʒ sîn zürnen sîn (wurde mild)
und lieʒ gân vrî daʒ miuselîn.
21, 4. 22,
was wollt ihr? warum haltet ihr mich auf? ...
freund, lasz mich gehen.
Tell 3, 3.
herre, der tag kumpt an der stette,
umb gottes willen, lant si gan.
Diocl. 4913.
hör, schalk, lasz mir die jungfraw gehn,
was gwalts wilt du dich unterstehn?
1, 113ᵇ.
b)
diesz dann auch so dasz an gehen nicht mehr gedacht wird: mein nachbar läszt mich gar nicht gehn! klagt ein schüler dem lehrer, auch auf der bank sitzend, wegen neckerei;
laszt mich nur ungestört machen, meinen eignen weg gehn (s. dazu 24); auslachen thun die lustigen leut jeden .. wenn einer das auslachen nicht haben könnte, so müszte er pfarrer werden, das ist der einzige mensch in der gemeinde, den man gehen läszt. Nümmam. 111. auch das schon im 12. jh., sogar noch schwächer, in Reinmars beschwerde:
kümmerten sich gar nicht um sie, klatschten nicht von ihr. auch so: was weit hindan, das leszt man gan. spr. 1, 9ᵃ, d. i. aus den augen aus dem sinn.
Siebel. für was siehst du den fremden (Mephist.) an?
Frosch. laszt mich nur gehn! bei einem vollen glase
zieh ich .. den burschen leicht die würmer aus der nase.
12, 108,
si jehent daʒ ich ze vil gerede von ir
und diu liebe sî ein lüge diech von ir sage ...
si möhten tuon als ich dâ hân getân
unde heten wert ir liep und lieʒen mîne frowen gân.
minnes. frühl. 197, 14,
c)
auch schon von dingen mhd., sich nicht weiter darum kümmern, sie fahren lassen (eigentlich wie und wohin sie wollen), wie das jetzt lieber heiszt, z. b. von der Dido, nachdem Eneas ir man worden was, und von Helena in gleicher lage:
auch persönlich so, z. b. einen freier, den man abweist: geh. rath. damit es Reinhold nicht werde (in der ehe elend), ist es heilsam, dasz sie ihn haben gehen lassen. madem. Sternberg. der mann kann nicht kläglicher werden als er ist. 9, 2, 69 (hagest. 3, 7). ähnlich von einem wunderlichen menschen, auf den andere vergebens einzuwirken suchen: den musz man gehen lassen, seine wege gehen lassen, derber laufen lassen (wie von dingen schwimmen lassen):
eʒ was ir (Dido) unmâre (einerlei),
swaʒ ieman dar umbe gesprach.
si lieʒ êre unde gemach
al zeiner hant gân,
dô siʒ hâte getân.
En. 66, 5;
man unde kint, liut unde lant
lie si (Helena) dâ zeiner hende gân
und wolte lützel ahte hân
ir êren und ir guotes.
troj. kr. 22963.
man kann nicht immer zusammen stehn,
am wenigsten mit groszen haufen.
seine freunde die läszt man gehn,
die menge läszt man laufen.
2, 252.
d)
ähnlich die dinge gehn lassen (s. 33, f), wie sie nun einmal gehen, sich in ihren 'lauf' fügen, auf das 'eingreifen' verzichten, es gehn lassen (s. 36, h, ζ):
rathet ihr was ihr wolt, so thue ich was ich wil. lasset es in gottes namen gehen. 22;
dasz die stadt (Frankfurt) in frühern zeiten von menschen müsse regiert gewesen sein ... die nur so nothdürftig hinregierten und alles gehen lieszen wie es konnte. 43, 41 (in unserer zeitungssprache franz. das beliebte laisser aller u. ä.); noch weisz ich nicht, wie es weiter mit mir werden wird. alles will mich auf ostern nach Rom zurück haben. ich will es ganz gehen lassen. 28, 50.
der ernste mann wil ganz nicht weichen ...
der gelinde leszt alles gehen,
wil still sein und dem spiel zu sehen.
froschm. Ff 6ᵃ (II, 3, 4, 93);
ihr durchstudirt (als arzt) die grosz und kleine welt,
um es am ende gehn zu lassen,
wies gott gefällt.
12, 99;
e)
auch von der zeit (s. 22), einem bestimmten zeitpunkte: die .. den hülfetag haben lassen gehen. br. 3, 95, wie jetzt hingehen, vergehen, verstreichen lassen, d. h. eigentlich für, vorbei gehn, streichen (s. 22, c), ohne ihn gleichsam anzuhalten und zu benutzen. so von gelegenheit, state:
sô lieʒen si die state gân
mit dem gemeinen willen hin.
Trist. 413, 8.
f)
in der canzlei, vor gericht, im amte dinge gehn lassen, nicht weiter verfolgen, ihnen keine weitere folge geben u. ä. (ganz anders s. unter 30, a, α):
sie gehn gleichsam ihren weg weiter (s. 33, d, bes. Luther a. e.). auch anders gewendet, für zulassen, durchlassen: es kommen felle, die einen auszug gewinnen (ausnahme vom strengen rechtsgange), und wo man nicht den auszug liesze gehen, so were es das allergröszest unrecht. 3, 318ᵃ, ihm seinen gang liesze, ihn gleichsam durchliesze, 'passieren' liesze; die olunge (letzte ölung), so man sie nach dem evangelio hielte, liesze ich gehen, aber das ein sacrament daraus zu machen sei, ist nichts. 3, 512ᵇ. auch einem etwas gehn lassen, wie jetzt durchlassen, passieren lassen, einen fehler ungestraft:
(der verstand) die brief besonders nimt zur hand,
als des königreichs groszcanzler,
und lesset gehn was nicht ist schwer ('wichtig').
ist aber an der sach gelegen,
das man sie ferner sol bewegen (erwägen) u. s. w.
froschm. II, 3, 3, 46,
musz man euch dann, ihr soldaten,
lassen gehen alle thaten?
soldatenfreiheit'.
1, 8, 13, 'g)
auch sich gehen lassen, sich keinen zwang anthun, seiner natur freien lauf lassen u. ä. (vgl. gehen vom leben, thun 23. 24):
jeder mensch musz nach seiner weise denken .. nur darf er sich nicht gehen lassen, er musz sich controliren. 22, 220. 49, 22; ob ich nun gleich gar keine ursache hatte mich gegen sie (die Stael) zu verstellen, wiewol ich, auch wenn ich mich gehen lasse, doch immer von den leuten nicht recht gefaszt werde. 31, 171 (jahresh. 1804); eine Römerin der art, die sich im natürlichen gespräch heiter gehen läszt. 29, 124; ich .. lasse mich gehen und bin mir (doch) immer bewuszt. an frau v. Stein 2, 177. einem leichtlebigen, verstimmten, einem überscharfen kritiker u. ä. sagt man: du läszt dich zu sehr gehen. es mag ursprünglich vom rosse entlehnt sein, dem man die zügel zu frei läszt, daher auch sich zügeln, ungezügelt, der leidenschaft freien lauf lassen u. ähnl.
mit fremden menschen nimmt man sich zusammen ..
allein bei freunden läszt man frei sich gehn.
Tasso 3, 4);
9, 184 (h)
gerade vom rosse war es von alters her in gebrauch, so abgebraucht dasz man sich mhd., ja schon ahd. das object sparte ( gr. 4, 640 fg., mhd. wb. 1, 466), z. b. beim beginn der schlacht:
auch swert, schif ward so weggelassen, auch geschôʒ, pfeil:
auch hiebe, schläge, ûf eines rücke lâʒen gân Trist. 139, 16 u. ä.:
vgl. sp. 1683 fg. umbe geben, d. h. um sich herum schlagen, ohne das gedachte slege oder swert o. ä.;
würden alle auf ihn los schlagen, d. h. zugleich schmähen, schelten, die scheltworte als schläge gedacht (s. sp. 1687). s. auch unter 36, c, δ aus d. Simpl.
diu ros wurden an verlân (zum anritt, var. gelân),
dô lieʒen si zesamene gân (d. h. diu ros),
die kristen hin, die heiden her.
Karl 7310.
sie hâten vil wîte erzogen
mit geschôʒe manigen starken bogen,
dâ mite sie lieʒen ûf sie gên.
herz. Ernst 3789.
Tristan mit dem swerte sîn
lieʒ ôt vaste umbe gân.
Trist. 6249,
er lieʒ mit slegen umbe gân (den kolben).
5219;
der povel und daʒ gebüebe
lieʒ anders (sonst) alleʒ ûf in gân.
vom ritter u. pf. 203 (s. 107 ),
i)
nhd. reste davon fehlen nicht, z. b.:
das her her! stimmt zu dem schlachtrufe der landsknechte (s. u. her I, 2), und laszt gahn! erklang bei ihnen sicher auch noch, dann auf frisches anfangen überhaupt erstreckt. es wird aber auch das spiel dazu gesetzt, z. b. von den spielleuten auf der fechtschule im 16. jahrh.: die spilleut sollen one befelch des maisters, so die schul helt, das spil nicht geen laszen (als zeichen des anfangs). Augsburger ordn. der fechtschule bei mitth. 279, das spiel geht an, geht los, wie vorher gebunden, vergl. 20, a.
her, her, all instrumenten,
so seind in ganzer welt ...
her, her, all menschenstimmen,
laszt immer, immer gahn (zum preise Christi).
trutzn. 20, 86 (s. 80 B.);
k)
mit mhd. gebrauch stimmt auch noch die augen gehn lassen (vgl. unter 15, i und unter auge 14):
sô lâ du diniu ougen gên
an einen andern man.
minn. frühl. 10, 5;
si lieʒ ir ougen umbe gân ..
wâ si die besten sæhe.
troj. kr. 1326;
ach könte doch ein mensch auf einer warte stehen
und über dieses reich die augen lassen gehen ..
1, 8.
l)
anders gleich dem heutigen fahren lassen, los lassen: liesz die tartsch (schild) gehn (dasz sie fällt, 'zu boden geht' 16, d), nam seine lanze zu beiden fäusten. Harnisch 41; den strick
gehn lassen, fahren lassen Adelung. haare gehn lassen, hergeben:
des guten esels schwanz ... läszt nicht auf einmal ganz
die starken haare gehn. man musz jetzt eines nehmen,
dann wieder, und so fort.
1, 96.
m)
und noch anders hende und füsze, die arme gehen lassen, lasciar le braccia 519ᵇ, kraftlos sich selbst überlassen, gehn lassen wie sie wollen gleichsam (vergl. 16, e), z. b. als ausdruck des verzweifelns, zuerst etwa von einem, der bei überschwemmung einen balken umklammert hatte, dann auch als redensart: darumb müsse er an im selbs verzweiveln, hende und füsze gehen lassen, sich als einen untüchtigen menschen für gottes augen klagen .. 1, 176ᵃ, im gegensatz zu dem trotzigen vertrauen auf die eigne kraft; ein kuxbesitzer erzählt, wie ihn die kuxkrenzler mit hoffnung hinhalten:
vgl. auch von einem schwerkranken auf dem lager: er läszt alles unter sich gehn; dasz ich wie die kinder bin und dasz es umstände gibt wo ich alles unter mich gehen lasse. 36, 88 (Ram. neffe); es kompt, es kompt, sagt Krause, und liesz (d. h. liesz's) ins hembde gehen. sprichw. 12 Lat.; vgl. 15, h.
wenn sie merkten, ich ward verdrossen
und wolt hend und füsz lassen gehen,
mit meiner gewerkschaft abstehen ..
Froschmeus. M 4ᵇ (I, 2, 14, 103).
n)
ein bildliches gehen lassen aus .. bei 1ᶜ: man laszt mir nichts daraus gehen, nullius momenti sunt mea dicta, non respicior, ad meas res nullus est respectus; man laszt ihren underhandlern nichts draus gehen, ejus negliguntur internuntii; man hat ihm umb dessen hail vil aus seinem fürbitten gehn lassen, magnum ad salutem momentum preces attulere; man laszt nichts mehr aus diesem brauch gehen, hunc morem vita jam communis explosit. Cic.; auch 2, 6 gibt davon nur die bedeutung: etwas statthaft, beachtenswert finden oder nicht, aber keine erklärung. vergl. allenfalls sich nichts draus machen, auch das gehen (einkommen) von früchten, gewinn, nutzen 19, g, doch ist noch irgend ein andres bild im spiel.
12)
Der übergang in bildliche anwendung hat sich sicher ganz früh und von mehreren punkten aus zugleich vollzogen. so ward es vom eigentlichen gehen erstreckt auf den weg, auf brücke, treppe, wagen, waare, räder u. s. w.
a)
wie der wandernde auf dem wege oder einen weg geht, so geht auch der weg, gleichsam mit ihm, oder vor ihm her (als führer, er 'führt' ihn), und auch vorher und nachher in gedanken behandelt er den weg als gehend (genauer: geht ihn entlang in gedanken, s. 18, l. 25, a): der hô gândo weg, celsa via. 4, 70;
so geht der weg auch in ungeschickter weise bald herauf, bald herab, bald durchs wasser, bald über steine. 17, 71 (wahlv. 1, 6). rechtlich: es ist auch zu wissen, das ein weg soll gan hinab gen Mül bei dem zaun u. s. w. weisth. 3, 654; vgl. gang I, 1, b. wie die beiden begriffe des weges für sich oder für alle und des weges als gang in der vorstellung des gehens zusammentreffen, zeigt z. b. mein weg, den ich zu gehen habe oder den ich suche, mir mache o. ä.: mein weg gieng nun (aber auch führte mich) durch den wald;
ebenso in es oder das geht (s. 36, a, β), d. h. das gehen und der weg in es zusammengefaszt: nun giengs steil den berg hinauf; da kann sie nicht in den himmel kommen. das geht hoch hinauf. Heiterethei 295, vgl. ahd. der hô gândo weg vorhin. auch die reise selber geht, z. b. von statten, d. h. von der stelle, vor sich, d. h. eigentlich vorwärts (s. 8, d), geht gut, schlecht u. a.: wir hoffen, dasz seine rückreise bei dieser schlimmen jahreszeit so gut gehen wird, als es wahrscheinlich ist. d. j. 1, 37. auch die spur, fuszspur: die spur des diebes gieng im schnee dem zaune nach; es gehen vil keisers spor in Rom, aber wenig wider heraus. 1436.
krumbe wege die gênt bî allen strâʒen.
113, 25;
mîne stîge gânt an iuwer strâʒe.
48, 24;
nu gie ein stîc, der was smal,
nâch bî einem sê ze tal.
Greg. 2599;
der leichenweg gieng dicht an einer hecke hin.
1, 183.
b)
ebenso dann die strasze, nun die bahn, eisenbahn: stig ab! do ged die strasz uf Salzburg. 30, das sagt ihm ein fuhrmann, der ihn auf dem wagen mitgenommen und nun eine andere strasze fährt, auch hier geht die strasze ab; eine alte strasze geht (führt) mitten durch den wald, bei führt ist sie mehr in benutzung im bestimmten falle gedacht, bei
geht mehr als bleibende einrichtung, wie man sie sich auf der landkarte denkt; die neue bahn geht durchs gebirge, geht bei den schieferbrüchen vorbei, geht über Stockheim nach Eichicht u. ä., geht über den flusz, mit brücke, die auch von jeher als gehend behandelt wird (mit überschreiten als in schritten, bogen über den flusz gehend):
ähnlich im hause die stiege, treppe, gleichsam eine steigende brücke, auch das ist alt:
die grosze stiege (in der burg zu Nürnberg), die aus dem unteren in den oberen sall get. baumeist. 299, 1. 17. s. auch 18, c vom gang im hofe u. ä.
daʒ si di brücke funden,
diu über daʒ breite waʒʒer gie.
Lanz. 7655;
ein schifprücke ûf einem plân
gieng übr einen waʒʒers trân.
Parz. 60, 28.
ouh gîngen ûf den berc ...
zwei dûsint grâde (stufen).
Alex. 5276 W.;
sie (die guten werke) gânt alsam ein stege enbor
gên des himelrîches tor.
Barl. 102, 35;
c)
aber auch alles, was sich auf dem wege, der strasze nach dem ziele bewegt, geht, nicht blosz der gänger, auch der wagen (s. e), schlitten, vieh, pferde, wie auch der reitende, fahrende selber (s. 6, b), selbst für die schnellste bewegung des dampfwagenzuges wird noch das alte gehn festgehalten, wo es sich um den weg handelt, den er zu machen, das ziel das er zu erreichen hat: der eilzug geht von Berlin über Minden nach Köln, wie einst die post, und diese nun mit dem zuge, der bahn; der zug, wie die post, geht ab (wie sie vorher stand), geht weiter, geht durch ohne aufenthalt u. a., immer noch eigentlich wie der wanderer; selbst der gedankenschnell fliegende drahtbericht geht z. b. nach Köln, unterseeisch nach New-York, wie der draht der strasze, der bahn entlang, das kabel im grunde des meeres geht. auch der pflug geht zu acker (vgl. die sichel unter d), s. mhd. wb. 2, 1, 512ᵇ, auch geht flach oder tief: al schatz under der erden begraben tiefer den ein pflûg gê ... Sachsenspiegel I, 35, 1.
d)
auch was der gehende, der wagen trägt oder bei sich, mit sich führt, geht mit ihm fort (s. auch besonders unter 19): ach! unser bestes geräthe geht fort! kom. op. 2, 209, bei einer auspfändung; der krug geht so lange zu wasser bis er bricht, s. dazu krug II, 1, b; ebenso die sichel in die ernde, bei der ebenso der träger gleichgültig ist und wechselt, die sichel bleibt jahrelang dieselbe, sodasz der anscheinend blosz dichterische ausdruck zugleich die wahrheit scharf bezeichnet (vgl. auch 33, d):
wie ernstlich das eigentlich gemeint ist, zeigt noch das witzwort etwas mitgehn heiszen, ungefragt mitnehmen, stibitzen, stehlen, im 17. jahrh. er hats lassen mitgehn, secum abstulit 2ᵈ; so von beute auf dem schlachtfelde, als kriegswitz, im j. 1519, sicher weit älter:
auch ausdrücklich und ausgemalt kommt gegangen (s. 5, f) von getragenem u. ä., jetzt nur noch kommt:
daher von waare u. ä. (vgl. 19, b): vögel und thiere, die er auf der jagd erlegte, wurden mir vorgezeigt, ehe sie nach der küche gingen. 19, 266. schon mhd. von waare: er (der henker) sol auch alles veiles kornes huͤten, daʒ her in die stat gât (könnte auch heiszen her în gât) unde uber naht ûf dem kornmarkte stât. Augsb. stadtr. 71 (27, 4), vergl.swaʒ der lîpnar in dise stat kumt s. 131. jetzt z. b. das vieh, das getraide geht (oder kommt) nach Berlin. mit der post gehn briefe zu ihrem ziele: das vorige blatt ist gefaltet und gesiegelt, um morgen fortzugehen. an frau v. Stein 1, 341. und auch das gân in die stat vorhin oder herîn gân lebt noch nach in eingehn, briefe oder nachrichten gehn ein mit dem boten, der post, wie sie abgehn, ausgehn ins land, durchs land gehn (vgl. 19, b. c).
und als die sichel zu felde ging ..
pfarrerst. v. Taub.).
1789 2, 170 (unzellich ist geblieben (auf der wahlstatt) ..
von harnisch und von pferden,
von spieszen und von swerden.
alles das uns mochte werden,
das muste mit uns gahn.
2, 75, 3, 279ᵇ.
hiemit (indem) kam das essen gegangen (l. gangen),
der knabe dem babst zuͦ essen truͦg.
königst. von Frankr. 5374;
swaʒ ûf redern kom gegangen.
Parz. 306, 2, von belagerungsgeräte.
e)
an dem wagen gehn aber eigentlich die räder (im Parz. 206, 2 vorhin deutlich als des wagens füsze behandelt, s. auch
15, a): und dieselbigen reder .. wenn sie gehen solten, kondten sie in alle ire vier orter gehen. Ezech. 1, 17; und wenn die thier giengen, so giengen die reder auch neben inen. 1, 19; sie gehn im gleise, aus dem gleise u. ä.; ein rad ist ihm über den fusz gegangen; gebrechliche (schadhafte) räder gehn oft am längsten. sprichw. bei Eifel 1, 195. der wagen selber: so der wag mit dem öl ... geschmirt ist, so geet er still und kürt nit mer (d. h. die räder). pred. 126ᵇ, vergl. der pflug geht kirkar 20, c, s. auch mhd. er gât ebene (bildlich) 33, b, β; der wagen ging weiter, und Wilhelm eilte auf dem fuszpfade voraus. 18, 70;
d. h. kam in gang, gieng an wie das früher hiesz; mhd.: swilch wagen êrst ûf die brucke kumt, her sal êrst uber gân. Sachsensp. II, 59, 3;
noch im 16. jahrh. ganz wie ein lebendes wesen: felt der karn, so steigt iederman drab, und kommt nimmer drauf bisz er wider aufrecht geht. spr. 2, 27ᵃ, auch wann das schif uffrecht geht, so wil iederman schiffman sein 2, 102ᵃ.
und sie grüszte mich noch, und sprach den herzlichsten dank aus,
trieb die ochsen, da ging der wagen.
40, 247,
unde gewunnin zwelf wagine,
die gîngin sibin nacht geladine.
kön. Rother 1037.
f)
auch in anderm sinne: der wagen geht noch ein jahr, z. b. ein alter eisenbahnwagen, thut seine pflicht noch, braucht noch nicht ausrangiert zu werden, wie das knarrende rad. auch ein schuh geht noch ebenso, der schuh geht ja aber eigentlich eben so wie der fusz, das bein, der mann, und auch von menschen heiszt es so: ach der geht noch verschiedne jahre (vgl. gehen 23, b vom lebenswege). dann aber auch: ach die handschuhe gehen schon noch (z. b. glacés), gehen noch einmal oder noch mit (mit dem andern staat, der ihre mängel deckt), und so dann von allem ohne schranken: die lampe geht noch für heute, ist noch brauchbar; es ist wahr, ihre gesichtsfarbe geht noch mit, ihre züge sind so so ... 1, 99 (Agathon 2, 6), passiert, vgl. 36, h, λ. so geht der begriff, hier wie an andern stellen, wie ausstrahlend ohne ende ins weite. es ist hier nur möglich den wichtigsten dieser stellen in ihrem ausstrahlen nachzugehen.
13)
Von schiff, flusz, see, wasser, wind, wolken u. s. w.
a)
wie man auch zu schiffe geht über see u. ä. (6, b), ebenso das schiff selber: das schifflein gehet für wind, fertur secundo vento. 1427, vor dem winde; das meer das so grosz und weit ist .. daselbs gehen die schiffe. ps. 104, 26;
an den tîden lêt de koning Karl (d. gr.) ênen grôten graven maken van der Altmune wante an de Radenze unde wolde dat de schepe gingen van der Donowe wante an den Rîn. zeitb. 255ᵃ, deutsche chron. II, 149, 8; und sol ein schiff von Rapprenschwill gan (wenn dort markt ist), so arm lüt gemerktend u. s. w. (mit einkaufen fertig sind, s. sp. 1613). weisth. 4, 353, in der bestallung für den gemeindefergen; ein postdampfer geht täglich zwischen Kiel und Korsör. auch in see gehen u. ä.:
die flotte gieng unter segel, den strom hinauf, gieng vor anker, auch wir giengen vor anker, wie du gehst mit vollen segeln (bildlich) unter 24, c a. e. ebenso nl. onder zeil, voor anker gaan, dän. gaae under seil, til ankers.
unde hîʒ balde (gleich) wider gân
di schif in di habe (hafen).
Alex. 916;
in der selben zîte dô was ir schif gegân
der burc alsô nâhen ..
Nib. 377, 1;
schnurr schnurr (so rasch) gieng fort das schiff, die wellen schlugen an,
sie giengen boltribol (s. u. b).
reime dich s. 91;
b)
auch der flusz selber, wie die see:
das wasser ... daʒ dâ heiszet Treysem, und die wasser die dar în gânt ûf des gotshûses eigen, unz an den krumben, der durch Kilchzarten rinnet, dâ er gât in die Treysem. weisth. 1, 337;
der bach geht mitten durch das dorf, hinterm garten her, in den teich u. s. w.; den moelgraben durch dasselbe gut geende behalde wir uns vry. cod. jur. mun. 1, 712ᵇ (aus Danzig 14. jh.). auch der flusz geht mit eis 716. bei überschwemmung: nach dem der Meyn also grosz was, das er fern in die stat ginge. Frankf. reichscorr. 2, 432; ob
wol ein sehr nasser ... sommer einfiel und (in Wittenberg) die Elbe etlich mal zun schieszlöchern durch die stadtmaur gieng .. Luther 64ᵃ. die see geht hoch:
hochgehende wogen (auch der begeisterung); anders sie giengen boltribol vorhin u. a, d. h. bewegten sich wild durcheinander.
si wil daʒ ich ir wende den Rîn,
daʒ er vür Kobelenze iht (nicht) gê.
MSH. 2, 92ᵇ;
alle flüsse gehn ins meer,
alle kummen dannen her.
1, 9, 95;
der föhn ist los, ihr seht wie hoch der see geht.
Tell 1, 1;
die flut geht drüber weg — ich seh's nicht mehr.
das.;
c)
im flusse, im meere gehn auch fische, s. aus unter 2, a die pesten häring gênt pei Schottenlant, leben, haben ihren aufenthalt; ins netz gehn (wie wild o. ähnl. in die falle geht):
die netze der fischer: swer mit holze (floszholz) kumt in die bäche (in der stadt), der sol sîn holz heften ietwederhalp an daʒ stat (gestade), daʒ ein flecke wol danzwischen (d. i. dâ enzwischen) muge gân. Augsburger stadtb. s. 47, dasz ein netz zwischen durch sich bewegen könne;
kundet ir nu stille gestân,
hundert (aale) wellen iezuo în gân.
Reinh. fuchs 760.
huf und last gingen noch nicht übers eis,
netze noch nicht unter ihm fort.
od. 1798 1, 219 (der eislauf).
d)
vom wasser heiszt gehn auch die steigende bewegung, die man am ufer u. ähnl., am eignen leibe miszt: funfzehen ellen hoch gieng das gewesser über die berge. 1 Mos. 7, 20; füret mich durchs wasser bis mirs an die knöchel gieng. Ezech. 47, 3; die flut gieng bis dicht unter die brücke, über die dämme; auch das wasser gehet hindersich, aestus recedit. 1432, die flut geht zurück, sinkt; das gedachter Thonawstraum neben der prucken, die die Spanier abgeworfen haben, wol zu waten und zu reiten ist und den rossen nit vil über die knie gehen solle. br. 130. von der künstlichen überschwemmung, mit der Leiden im j. 1574 gegen die Spanier vertheidigt ward:
bildlich: lasz dir kein unglück über die knie gehn. spr. 2, 86ᵃ; wenn unglück den reichen an die knie geht, so gehts den armen bisz an den hals. flor. 1, 54, wie eine flut; doch s. dazu auch 27, c Schuppius. umgekehrt abgan, fallen, rinnen (vgl. 16, d):
sie (die feinde) lieszen Leyden stehn,
und fürchteten, die flut möcht an die hälse gehn.
zugleich nach 8, h).
2, 44 (dasz dir dein rosenfarbes blut
über die wangen musz abgan.
332.
e)
der wind geht, die luft ist in fühlbarer bewegung: es ist kalt, es geht ein unfreundlicher wind. 14, 133;
sieh einmal nach, wie der wind geht; der wind gehet gen mittag. pred. Sal. 1, 5;
ebenso mhd. daʒ weter (wie noch bergmännisch):
bildlich: die lebensluft geht noch frisch von morgen und das ganze leben blüht wie ein maitag. 39, 34. auch der wind, die luft geht mir rauh an den hals, geht mich rauh an;
nebel geht übers land: auf offenem feld .. gieng, lief in (den fliehenden) ein dicker finsterer dunst und nebel hinden nach. chr. 194ᵇ, beim untergang von Pompeji. geruch, rauch geht in den hals u. ä.: und beklagt sich Wilwalt, nach deme er ime (dem sterbenden) stets zugesprochen, das im an dem ende als ein starker geruch in den hals gegangen wer ... Wilw. v. Sch. 57; denn geet im der rauch in die augen, also das er ausbricht mit weinen. pred. 7ᵇ.
wie leise gehn in feuchten büschen
die winde durch den finstern hain.
1, 174;
der segel in das wasser hieng,
das (weil) der wind so stark darein gieng.
Teuerd. 32, 89;
man sol den mantel kêren als daʒ weter gât.
minn. frühl. 22, 25.
was pösen wints get aus dem loch!
fastn. sp. 187, 13.
f)
wolken, wetter gehen am himmel hin: zum blauen wehenden himmel .. worin die leichten sommerwolken gingen. 22, 98. von einem gewittergewölk: daʒ selbig weter .. gie nach (entlang) der Tunau ze tal und erschlug alles daʒ traid. deutsche chron. II, 372, 21;
fürüber, d. h. über dich hin vorwärts (vgl. 22, c von der zeit), wie das rohr in der fabel:
ein wolkenbruch geht nieder, s. 16, a.
duck dich, lasz fürüber gan,
das wetter will sein willen han.
volksl. 758,
ich mag dem wind niht wider stân,
ich lâʒ in oben über gân.
83, 36;
g)
sonne, mond und sterne gehn am himmel auf und nieder, unter u. a.:
trat auf das gebirge wäre jetzt der ausdruck (vgl. 1, a);
(die sühne soll gelten) also wyte als die sunne uf unde tal geet. weisth. 1, 542; die sonne feiret gar keinen tag nicht, sondern .. gehet imerdar iren lauf für sich hin. 4, 18ᵃ;
und dasz eigentlich ein wirkliches gehen, schreiten gedacht war, zeigt zu raste, zu gnaden gehen, d. h. zur ruhe, nachtruhe, zu bette 3, 7, 48, vergl. auch der mond 'tritt' hinter eine wolke;
auch der tag, tageslicht:
vergl.'sonneganges umme gegangen', wenn ein tag herum ist, sp. 1234 unten; sehen sie, wie sanft und gerührt der tag geht (fortgeht), wie erhaben die nacht kömmt. 40, 73.
diu sunne an daʒ gebirge gie (gieng auf).
Eckenlied 110, 1,
Venus und och Jupiter
die gant vor der sunnen.
s. 63);
8, 20 (die sonne, wenn sie gleich aus unserm kreise geht,
läszt uns zu jeder zeit noch einen glanz zurücke.
675,
die finstre nacht ist da, die sonne geht verborgen.
1, 1, 7.
der dac begunde ûf gân.
Reinh. 775;
der tag gieng zu dem abend,
die sonn gieng iren gang.
volksl. 246,
h)
auch licht und schall u. ä. haben ihren gang, wie sie ausgehn von ihrer quelle:
über sehs mîle gêt sîn (des steines) glanz.
Parz. 592, 13;
die trommeter da bliesen auf,
der hall gieng bis in himel nauf.
hohenz. hochz. 7.
14)
Eine andere entwickelungslinie geht vom kampfe aus; s. auch 27, c. 36, f.
a)
wie ein gegner gegen oder auf den andern geht (s. 8, h), ebenso und noch unmittelbarer seine hiebe, stösze, seine geschosse, diese sogar wie selbst gehend (bildlich s. 29, a), auch die wunde (s. unter 27, c):
aber er zucket (das schwert) zu schnelle fort und gieng der streich leer ab. Amadis 126; die klingen klirrten, und die stösze gingen neben aus. 24, 149; kein pölz giengen überzwerch. Garg. 180ᵇ (Sch. 332), bei Gargantuas schieszübungen; der gegner wich zur seite aus und der schusz (die kugel) gieng in die luft, in einen baum o. ä., aber auch gieng ins dickbein o. ä.; so sich jemand drauf lehnet (den rohrstab), wird er im in die hand gehen und sie durchborn. 2 kön. 18, 21; der spiesz ist durch ihn gangen. 1ᵈ. beim schieszfeste:
zugleich: giengen ohne gewinn leer aus. ein koch klagt über seine böse herrin: ich wollte, dasz sie der henker holte! denn führt er sie einmal in die küche, so geht topf und tiegel nach meinem kopfe: pritz, pratz, ein stück nach dem andern. kom. op. 2, 12. von geschützkugeln:
eʒ giengen ûf in slege grôʒ.
Parz. 212, 9;
der stach (mit dem speer) vil freislîchen
ûf den bischof Turpînen
durch den schilt sînen,
daʒ im der stich vil nâhe gie (vgl. 27, e)
und doch niht wunden (gen. sg.) enpfie.
Karl 6603;
kein hieb ging flach (an der Katzbach).
deutsche ged. 1814 s. 14;
(ein schütz) sprach: ich hab noch sechs schütz zethun,
o thettens all in dscheiben gahn.
ausreden der schützen, 3, 262;
ein schutz thet in den andern gohn.
244 (vgl. 247, 11);
die fehler giengen neben hin.
das.,
do ward gar dapfer gschossen
von schlangen und karthan ..
die hagel liesz man gan.
216, 3, 187ᵇ.
b)
aber auch das geschütz selber geht weit 1, 330ᵇ, geht in den feind, auch geht an, aus (das geschosz aus dem rohre): so laisz din darrysbüchs an geen. mitt. hausb. 39, 2;
als unser grosz geschutz in sie gieng und die reuter auf sie trangen, wolten sie wider hinein (in die klinge, das thal) gegen mir. br. 21;
dasz geschütz wie jetzt gemeint ist, nicht die kugeln oder schüsse, zeigt s. 26 da hend wir sgschütz genommen (erobert). ebenso das geschütz geht ab:
und das gewehr geht los, eigentlich die kugel, der schusz (bildlich 29, c). doch ward wirklich beides auch vermischt: hat er (der landgraf von Hessen) acht oder zehen falkenetle ins schlosz zu Haidelberg .. geen laszen. Zimm. chr. 2, 253, d. h. schüsse, nicht 8 bis 10 geschütze.
bald guͦng ein doppelhoken ausz.
volksl. 507;
sie schelten die maur wol halbig ein,
karthawnen giengen heftig drein.
2, 113;
karthaunen, schlangen und falcon
sach man aufs kaysers leger gan.
217;
darzuͦ vier halber schlangen
hand ir ouch bi üch ghan,
die sind noch zuͦ uns gangen,
hand doch kein schaden tan.
schlacht von Piggoga);
23 (das gschütz gieng wie der hagel,
noch (dennoch) lüffend wir üch an.
25,
auch heisz anzunden unerschrocken
auf dem schloszthurm ein freudenfewr
und abgehn alles gschütz ungehewr.
5, 233ᶜ,
c)
das ist aber dieselbe erscheinung, wie bei kommen (s. dort II, 10), z. b. du kommst nicht übers haus, d. h. dein stein, beim werfen um die wette, im 16. jh. gerade auch von geschützen, die kommen, d. h. die kugeln, z. b. von einem betrunknen schützen, der sich übernommen
ebenso gehen von feuerspritzen, eine geht höher, weiter als die andere, geht bis übers dach, also sie selbst statt ihres wasserstrahls, es ist ja aber ihre that gleichsam, der strahl ihre waffe oder ihr arm, wie für das geschütz die kugel. ebenso gehn posaunen u. ähnl. statt ihrer klänge (20, b), s. auch 19, d vom ölkrug, der nit ausgeht, und unter 12, d geräte als selbst gehend statt ihrer träger.
mit zu vil weins und kondt nit kommen
in dscheiben mit keinen fugen.
3, 251.
d)
übrigens, wie jenes kommen, auch persönlich; beim vogelschieszen z. b. 'ich gehe auf die krone', nehme sie (und ihre prämie) mir zum ziel; bei einer feuersbrunst werden die leute einer spritze angewiesen: geht ihr auf den giebel! ähnlich auf dem kegelschub, wer anschiebt, geht in die vollen, eigentlich doch seine kugel.
15)
Von der eignen bewegung anderer dinge.
a)
das rad, das am wagen geht und ihn gehn macht (12, e), geht aber genauer um sich selbst, geht um, d. h. eigentlich um seine achse; Alexander z. b. kam an das ende der welt,
vom mühlrad eines armen mannes:
in den zwölf nächten um weihnachten darf hie und da nichts umgehen, d. h. alle räder, auch spinnräder ( volksabergl. § 74), oder, wie es auch heiszt, es darf nichts rund gehen; da gingen noch spinn- und spuhlräder. 23, 64.
dâ .. der himel umbe gât
alse umbe di ahsen daʒ rat.
Alex. 5341 W.,
vgl. in zirkelmaus (masz) der himmel get.
Mörin 4410.
mit jâmer eʒ umbe gie und sanc:
hilf herre got! hilf herre got!
Renner 7881.
b)
durch das rad oder wie das rad gehn aber auch kunstgeräte, wie z. b. die winde: dieselben zeit hat man 12 und 14 geender winden stets gehabt, damit man gearbeit hat. baumeisterbuch 62, 18, zugleich: im gang befindlich, arbeitend, auf dem graben in Nürnberg. die kelter: wanne der kelter geit, als lange as der kelter geit. weisth. 2, 222 (aus Bacharach), so lange gekeltert wird. im bergbau gehendes zeug, auch gangbares zeug (vgl. kunstzeug), gestänge, maschine wodurch die bewegung der umtriebsmaschine auf die arbeitsmaschine übertragen wird, auch vorgelege, s. 228. 547, also eigentlich vielmehr: das gehen macht.
c)
das uhrwerk, die uhr geht: es geht mit unsern urtheilen, spricht Pope, wie mit unsern uhren. keine geht mit der andern vollkommen gleich [none go just alike Pope], und jeder glaubt doch der seinigen. (1839) 4, 8; zwei uhren gehen selten überein; geht ihre uhr richtig? 'nein! sie geht nach' (oder vor), oder: sie 'steht'; es war so still in der stube (vor bestürzung), dasz jeder seine taschenuhr gehen hörte. sonderl. 2, 189.
d)
an der wanduhr geht der pendel hin und her (wie etwas baumelndes im winde), in der dampfmaschine der kolben auf und ab (s. kolben II, 7, b), die kolbenstange aus und ein, und so vielfach von maschinentheilen, deren bewegung als ein gehen bezeichnet wird, wie das ganze selber geht oder steht, z. b. in einer weberstadt gehn so und so viel webstühle, oder stehn still bei arbeitsmangel. es ist wie beim schreiben, wo die hand, der arm hin und her geht, aber auch die feder:
die wetterfahne geht nach osten herum (auch geht falsch). auch glocken, daher angehn, in bewegung kommen:
die harmonikaglocken müssen, um zu gehen, nasz erhalten werden. 4, 132; vgl. für klingen unter 20.
swie snelle sîn (des schreibers) veder gât
ûf dem buochvel (pergament) hin und her ..
welsch. gast 14020.
die glocken gingen selber an
und lutent do selber sich.
Jacobsbrüder 499;
e)
die thür geht in den angeln ( 1, 330ᶜ), hin und her, auf und zu, auch blosz geht, bewegt sich, wird geöffnet:
wan sie (die frau) hört die thür gon, das sie sich frew das du kumpst, nit das sie erschreck als kem ein unsinniger wolf. narrensch. 77ᵇ;
ein verquollenes fenster geht nicht auf oder zu (s. dazu 17, a). vergl. übrigens die thür geht in den garten u. ä. 18, b.
dâ gesach ih ein betehûs,
di ture dî gînc selbe ûf.
Alex. 5291 W.;
und der tag ward immer hell und heller,
hört ich schon des nachbars thüre gehen ..
2, 103;
hör ich das pförtchen nicht gehen?
hat nicht der riegel geklirrt?
die erwartung.
f)
der teig zum backen musz gehn, genauer aufgehn; bei schlechtem brote z. b. ist der teig nicht (genug) gegangen, auch zu viel gegangen Adelung; vgl.aufgangene nudeln 3, g, auch das. gegangenes und ungegangenes tuch, das man im wasser eingehn läszt (vgl. krimpen 1, c), der gegensatz zu jenem aufgehn; schon mhd. în gân:
es wêr selten beschehen,
das kein (irgend ein) tuoch în gienge
von dem netzenne und empfienge
solhe kürze.
164ᵃ.
g)
ähnlich vom wachsen der pflanzen: der same geht auf;
und wieder im gegensatz eingehn (und vergehn), wie zu wachsen als gegensatz entwachsen. auch über sich gehn, in die höhe: das sie (die christenheit) recht stark und kreftig würde, und je mehr sie gedruckt würde, je mehr sie über sich gieng. 2, 400ᵇ, wie mans von der palme sagte. das korn geht in die ähren, im 16. jh. in die hälm gon, ire in articulum 189ᵈ (vgl. vom menschen 23, a a. e.), auch der waizen geht zu lager, lagert sich (dän. gaaer i leie), auch in samen gehn, it. andar in sementa. aber auch:
swanne .. iʒ begunde grûnen
unde di edelen blûmen
in dem walt begunden ûf gân.
Alex. 5098;
si (die tanne) sprach: ich bin lang unde breit ..
in den luft mîn told ûf gât.
86, 9.
hoch im norden in die breite
geht er (der stamm), wenig mehr belaubt.
dicht. 1, 146.
h)
haare gehn zu berge:
da gehen einem die haar zu berge. Sir. 27, 15. anderseits geht von uns (fort, ab), z. b.: ich habe wol lengest einen schwindel und das grimmen in meinem leibe gefulet. aber nu solche würm und krötengerick unten und oben von mir gehet, merk ich erst, was mir gefeilet hat. 6, 112ᵇ; es ist vil blut von im gangen, ein stein 3ᶜ, es gehet dünne von ihm 716, es ist noch der ausdruck in der krankenstube (vgl. unter sich gehen lassen 11, m). auch: ein kind geht von der mutter Schönsleder.
des wart diu angest im sô breit,
daʒ im daʒ hâr ze berge gie.
Parton. 1279;
das üch ze berg gand allü har.
lieders. 1, 146;
i)
auch der atem geht aus und ein: weil in der athem geht. spr. 2, 50ᵃ, solange sie leben; man lauscht oder fühlt beim bewusztlosen, ob der atem noch geht. beim keichen u. ä. geht aber auch die brust heftig auf und ab. auch die augen gehn (vgl. 11, k):
im gênt diu ougen umbe als einem affen.
82, 20;
sîn ougen lieʒ er beide
verr über daʒ geböume gân.
Parton. 603;
so lasz dein augen umbher gehn
gleichwie man thut vom falken sehn.
Grobianus 233ᵃ.
k)
auch der mund geht, bewegt sich:
am markt lert (lernt) man die leut am basten kennen .. da geht aller (gen.) mund, da gehn gleich wort und geberd. spr. 2, 154ᵃ; ihr maul geht wie eine dreckschleuder
(s. d.), wie eine breche (flachsbreche) u. a.; ebenso die zunge, vergl. gangbar 1, a von ihr, s. auch gänge 2, b. c.
ich sach das in gieng der munt,
doch was ir sprache mir unkunt.
lieders. 1, 237;
l)
aber auch einem ums maul gehen, schmeicheln: er gehet ihm ums maul, praesentem eum laudat. 1, 540; wer alten leuten kan um das maul gehn, der bekommt nach dem tode das meiste. das.; eigentlich aber mit der hand schmeichelnd um das kinn gehn, daher auch einem um den bart gehn, s. dazu unter kinn 2, b. 1, d.
16)
Überhaupt endlich von aller bewegung, der heftigsten wie der langsamsten oder kaum merklichen.
a)
auch von heftigster bewegung, wie z. b. schon das durchgehn wilder pferde, das in die flucht gehn u. 6, e, so vom einschlagenden blitzstrahl, der nieder geht; eben so ein wolkenbruch geht nieder, ein bergsturz:
umgekehrt, wie es heiszt der theatervorhang geht in die höhe ( 18, 8) oder auf, so auch ein pulverthurm geht in die luft u. ä.:
so von häusern in flammen, in rauch aufgehn; wie das eig. gemeint ist, zeigt folgendes, mit bitterm kriegswitze:
wie allgemein der begriff geworden ist, zeigt z. b. dasz auch lauf doch 'geht': der gewöhnliche lauf unsrer gedanken geht so schnell. urspr. der spr. 95; der wettlauf gieng den wiesenrain entlang, auch nahm seinen weg, seine richtung. auch die bewegung selbst 'geht': welcher (der himmel) von dem ersten augenblick seiner schöpfung .. seine bewegung fort für fort behält, und wo solche aufhörete zu gehen, so würde zugleich alles gewächse und gebehrung aufhören. Patm. 594.
ein ruffi (s. bergrüfe) ist gegangen
im Glarner land und eine ganze seite
vom Glärnisch eingesunken.
Tell 4, 3.
und eh er (der feuerwerker) sichs versieht, geht er zerschmettert
mit allen seinen künsten (kunstsachen) in die lüfte.
2, 17.
durchs land man do zoch
und schickt die dörfer mit rouch
zu himele.
Schwabenkr. 118ᵇ.
b)
dagegen wie langsam geht ein fleck weg (entfernt sich), heraus aus einem kleide u. ä.: es wird die erlesene .. baumwolle ... gekardet, wodurch der staub davon geht. 23, 52; d'farb geht ab, color defluit. 8ᶜ. wenn aber die blume in samen geht u. ä., so ist das kein gesehenes gehen mehr, nur noch ein vorgestelltes. die hauptsache bleibt die selbstständige, gleichsam selbstwillige bewegung, die den dingen damit beigelegt wird; vgl. der fleck will nicht heraus, der same will nicht kommen u. ä., s. besonders unter e. vergl. auch franz. faire en aller von flecken, die man ausmacht.
c)
schwankendes geht hin und her, stürzendes zu haufen oder durch einander u. ä. (vgl. 15, d): daʒ daʒ ertreich gêt wackelnd sam ein schef, beim erdbeben. 108, 7; die häuser und dächer (in Pompeji) erschütteten sich an und an .. senkten sich jetzund auf die seiten, jetzund giengen sie herwider auf die ander .. 194ᵇ;
zu haufen, übern haufen gehn, auf einen haufen zusammen, z. b. bei einer bauernprügelei am schlusz der fasnacht:
es gieng alles wild durcheinander, bunt durcheinander (II, 529, vgl. 33, i). bergmännisch beim sog. bruchbau, abbau mächtiger flötze, die man untergräbt, damit sie von selbst zusammenbrechen: entscheidet die beschaffenheit des hangenden, ob es geneigt ist (eigentlich sich schon neigt) zu bruche zu gehen oder nicht. 119; fängt der bruch an zu gehn. 227; auch tiefer sinken überhaupt: wenn sich ein gehen des schachtes zeigen sollte. das. (anders zu tage gehen das.).
die bäume (im winde) werden gehen die winke die wanke.
weim. jahrb. 4, 268 (s. V, 952).
ein ander sie auf dem grind (kopf) umb laufen,
tisch, penk und stuͤl get als zu haufen.
fastn. sp. 385, 21;
dasz übern haufen gieng gar mancher tapfer mann (in der schlacht).
u. 30j. kr. 279.
d)
was fällt, geht zu boden, zu grunde, auch unter sich, kurz unter: Ninive wird bald zu boden gehen. Tob. 14, 6, s. mehr II, 212, deutlich auch von den im kampfe fallenden (s. besonders aus Schertlin) und vielleicht davon ausgegangen, vgl. die tartsch gehn lassen u. 11, l; stöszet in noch tiefer in die helle, das er gar zu grund gehet. 4 (1556), 28ᵃ. auch zu grund und boden: ist immer einer nach dem andern drüber zu grund und bodem gangen. 8, 321ᵃ; dasz man nicht weisz wo hinaus (vor angst) und drüber zu grunde und boden will gehen. br. 3, 357, wie jetzt untergehen, eig. wie ein ertrinkender im wasser, ein gescheitertes schiff, die im
eigentlichen sinne zu grunde gehen, auch zu boden, z. b. Bröseldieb, der ins wasser gefallen abwechselnd unter und auf taucht:
wo denn zugleich das gehen recht im gegensatz zu dem sonst selbstwilligen gehen steht; unter ein eis (scholle) gehen, zu grunde, s. unter eis 4, eigentlich beim eisgang u. ä. (vgl. f a. e.). vgl. über bort gehen auf schiffen, über steuer gehen (eigentlich im kielwasser übers steuer hinaus und damit verloren), s. auch bunt über eek gehen II, 529, nl. over een kant gaan, in falscher richtung.
oftmals er auch zu bodem gieng
und kam widrum herfür gering (leicht).
Froschmeus. II, 6, 5, 97,.
e)
das selbstwillige gehen von dingen tritt in manchen fällen besonders deutlich hervor, z. b. in enzwei gehen (s. entzweigehen), auch dän. gaae itu, eigentlich 'in zwei' stücke auseinander gehen (in zwei springen noch Amad. 1771 1, 179), z. b. das fasz ist aus einander gegangen Adelung, auch von einander gehen, fatiscere 1428, die erd, auch die blum geht von einander (auf) 868ᵃ, schon mhd.:
im gegensatz heiszt es auf einander gehn, eigentlich von zwei werkstücken, die z. b. der tischler leimt und die genau zusammen passen müssen, bildlich: meinet nun Lucas die statt Ephrem, so gehen die historien sehr geheb (dicht, genau) auf einander. hist. von J. Chr. 1, 96ᵇ. geleimtes, gefügtes geht auch wieder aus dem leime, aus den fugen. übrigens, wie enzwei, 'in zwei', so auch in stücke gehen u. ä.:
dô sprach der küene Fulkêr: ein fideler wil ich sîn.
ich kan wol gestrîchen mit dem fidelbogen mîn.
swaʒ ich dâ mite erreiche, daʒ muoʒ von einander gân.
roseng. 1524.
wenn die glock soll auferstehen,
musz die form in stücken gehen.
glocke.
f)
auch zu scherben, trümmern, zu scheitern: die trumetter bliesen auf, sie strichen mit den spieszen zusamen, die giengen zu trümmern. Wilw. v. Sch. 159; ein glas ist am andern zu trümmern gangen. spr. 1, 52ᶜ (zu trümmern springen 52ᵃ);
und auch verloren gehn kann daher entsprungen sein, denn was bei überschwemmung von habe u. ä. 'mit fort geht' (mit dem wasser), das ist verloren und man sieht es zugleich noch gehn, also ganz genau: es 'geht verloren'; vgl. auch unters eis gehn u. d a. e. in die brüche gehn, das man nun auf bruchrechnung bezieht, scheint eigentlich nd., in strafe fallen, s. 6, 165. 169 (vgl. in strafe gehen 5, d a. e.). im 16. jh. in duchs, induchs gehn, von geld das einer in den bergbau steckt, als er dann einmal selbst die schmelzhütte besucht, versteht er endlich das latein der pochwerke dort:
daher bei Henisch unter ducks 2; vgl. in caducas gehn (als lat. gedruckt): die memory will mir schier incaducas gehn! Garg. 154ᵇ (Sch. 285). auch in die fichten gehn, vor die hunde, s. u. hund 12 (auch bei Merck 1, 108, 32, 80).
die ganze statt auch geh zu scherben.
Il. 492ᵃ;
dann würd es übel umb uns stan
und alls Teütschland zu scheitern gan.
s. ⅩⅩⅩⅤⅠⅠᵃ Z.;
darumb werden sie drüber zu scheitern gehen.
eigentlich ihr schiff oder kahn;
4, 268ᵃ, so wird gott offenbar machen, wer gewunnen habe, und sie gestürzt werden und zu scheitern gehen.
139ᵃ;
hette er doch müssen .. zu scheitern gehen.
180ᵃ (vgl. scheitern gehn unter 10, c);
himmel und erde würde zu trümmern gehen.
das gehen gewinnt aber da einen anklang von werden, in einen andern zustand übergehen (s. 21 a. e.). ebenso in verloren gehen (vgl. 8, k und nachher, es heiszt auch zu verlust gehen), kaput gehen, zu schanden, wie zu schanden werden: ohne hül und rettung zu schanden gehen. 2, 51; deswegen bleibt sie doch eine gediegene princessin, wenn gleich die hoffnung ihres königreiches zu schanden gehet. comöd. 172. auch verlustig gehen, persönlich: der früchte seines fleiszes verlustig gehen. 4, 352. vgl. auch III, 1824 flöten gehn, pleite gehn, ist jenes nicht eigentlich nd. flêten (fleiten) gân, flieszen gehn, d. h. bei groszem wasser mit fort gehn? so hiesz es mhd. in ouwe, enouwe gân, eigentlich und bildlich (wb. 2¹, 454ᵇ, 2, 192), d. h. in der strömung mit fortgehn, verloren gehn z. b.:
25, 80.
sô môʒ dîn lant enouwe gân.
Roth. 1193
sagen (ihm) all pochwerk 'baustu hie kuchs,
so geht dein geld induchs, induchs'.
Froschm. I, 2, 14 v. 136 (1, 114 ), var. in duchs,
g)
ähnlich fällt es anderseits mit entstehen zusammen, herkommen, seinen ursprung haben (vgl. ausgehen, hervorgehen):
der einen fladen machen wölle von fleische, der nem fleisch daʒ dô gê von dem lumbel. buch v. gut. speise § 86, zugleich mit dem praes. für das perf., wie bei kommen 17, d gleich herkommen, entstanden sein; speisz gieng von dem fresser und süszigkeit von dem starken. richter 14, 14; aus wes leib ist das eis gegangen? Hiob 38, 29; und er zeiget mir einen lautern strom .. der gieng von dem stuel gottes. off. Joh. 22, 1;
weintrauben so ganz volkommen und frisch, als giengen sie erst vom stock. 280, kämen eben vom stock, vgl. 5, d. s. auch 15, h. 19, f.
ûʒ iegelîchem vaʒʒe gât
daʒ eʒ innerthalben hât.
111, 2;
aus Bethlahem wirt Messias geen.
fastn. sp. 802, 31;
eim ungebruchten (ungeübten) ist gewon
dick schad usz seinem kriegen gon.
moretus 484;
h)
und noch anders werden dinge wie selbstwillig gehend behandelt (s. e), z. b. wenn ein erz durchs feuer musz, wolbemerkt musz, wie ungefragt, wider willen: so hat es auch mit etlichen unsern erzen die gestalt, das sie vorhin, ehe sie geschmelzt, etlich mal durchs feuer gehen müssen. Sar. 59ᵇ; laszens (das krätzig) wider durchs feuer gehen. 63ᵇ. recht deutlich wie selbstwillig ist im spiel das knötchen, das um geht und wie der herr waltet. ähnlich die stimme geht herum, das abstimmen, die meinungsäuszerung: drauf proponirt diser president ein text (stelle) und liesz die stimm herumb gehn und höret was ein jeder darzu zu reden hette. Luther 143ᵃ, von der art wie die bibelübersetzung gemeinschaftlich hergestellt ward. vergl. es geht reihe um 36, d, δ.
i)
ähnlich von festen dingen, die los gehn u. ä.: ihr haar, in zwei breite flechten geschlungen, die durch ihre schwere losgegangen und unter dem schleier hervorgedrungen waren. IV, 317, 30. so ein gelockerter stift, z. b. an einem strohsessel, geht von selbst heraus, eine leiste ab, ein schlosz auf, eine klappe zu u. s. w., anderseits will nicht zu gehn (oder blosz will nicht zu) u. s. w.
17)
Dabei schlich sich denn ein begriff ein und verwuchs mit gehen, der erst recht eigentlich jenes selbstwillige der dinge ausdrückt, der der möglichkeit, eigentlich der willigkeit oder unwilligkeit der dinge, wieder mit reicher entwickelung, dasz sich z. b. auch der begriff des nötigen einstellt (e).
a)
gewisse werkstücke gehen gut, leicht oder nicht oder auch blosz gehen, z. b.: der lasz sie (die form) von birnbaumholz also drehen, das man einen eisern ring daran schieben kan, der geheb (genau) daran gehet. 8ᵃ, eben noch beweglich und doch fest; lasz dir ein solchen holen deckel machen, der geheb hinein gange. chir. 44ᵃ; 2 kufen verdeckt zu wasser, mit gelitten (gelideten, mit gelenken versehenen) panten, die halb auf gingen, das ein morterschaff (morter mörtel) dorein ging. baum. 303, 7, halb aufzumachen waren. auch ein deckel, der sich klemmt, geht nur halb zu oder nicht zu, eine kapuze, die zu knapp ist, geht nicht (ganz) über den kopf, ein stiefel, der zu eng ist, nicht an (den fusz) und der fusz nicht hinein u. s. w., im verdrusz auch: er will durchaus nicht an (vgl. unter 36, h) u. s. w., jenes schon mhd.:
der wagen geht nicht durch das thor Adelung, auch geht nicht durch. vgl. auch unter 8, c und: ich komme nicht in die stiefeln, mhd. er kumt kûme in zer tür V, 1646 m.
sie zôch dene guldînen (schuh an)
unde nam (dann auch) dene silverînen schôch:
der gînc an den selven vôʒ.
könig Rother 2070.
b)
das geht unmittelbar in den begriff des möglichen über, da es auch heiszt, mit folgendem inf. (vgl. 33, k): der stiefel geht nicht anzuziehen, der deckel geht nicht zuzumachen u. a., oder auch kurz es geht durchaus nicht, ist unmöglich. und diesz dann erweitert ohne ende, z. b.: ich wollte durchaus heute damit fertig werden, aber es gieng nicht (fertig zu machen); quäle dich doch nicht weiter, das geht nun einmal nicht oder so nicht, auch nicht so rasch u. a. s. weiter unter 33, l, auch unter 24, g was nicht zusammen geht.
c)
dann auch bejahend das geht, ist thunlich, möglich, schon im 16. jh. (s. auch 29, e): es kan oft einer ein ding, das er nit weisz .. versuͦchs so gehts. spr. 2, 168ᵃ;
wir haben auch in diesen tagen gelegenheit gehabt manches abzuhandeln über das was in irgend einer prosodischen form geht und nicht geht. 43, 10, brieflich. 'es ginge wol, aber es geht nicht', aus Berlin bekannt, nd. aus der Altmark bei 62ᵃ, auch im Göttingischen et ginge wol, awer et geit nich 59ᵃ. selbst mit der umfassenden formel gehn und stehn (s. 4, d):
d. h.: was menschen- oder weltmöglich ist, Mephist. sagt es, da Faust rasch ein neues schntuckkästchen für Gretchen verlangt; s. auch die entsprechende wendung es geht und steht u. 36, h, γ.
welch ein gedanke! kann Diana so viel wagen?
bei einer Venus, ja, da möchte so was gehn!
10, 144;
bedenk, was gehn und stehen mag!
ich brauche wenigstens vierzehn tag,
nur die gelegenheit auszuspüren.
12, 135,
d)
auch von andrer seite her hat sich der begriff entwickelt. das zweite gehn bei Tucher vorhin, das ein morterschaff dorein ging, darin raum hatte, eig. darein gehn konnte, ist alt.
α)
mit in, hinein u. ä.: eine wittwe, die hette einen sun, der was tôreht ... und hieʒ in koufen ein pfennewert (für einen pfenning) oleyes in daʒ krüegelîn ... und gîng ouch nûwent (nur) ein pfennewert in daʒ krüegelîn ... siu gap ime daʒ krüegelîn vol, wann dô gîng nit me în. Germ. 3, 425; it. (in der städtischen volksküche in kriegsnot) 4 grosz kessel, da in iedem kessel bei 600 stück fleisch ein gien. Nürnb. chr. 2, 316, 10 (zu gien s. I, 5, d); in den groszen trock ... darein 24 züber gehen. Sar. 125ᵇ; der spatz wirt mit eim mücklin gespeist, der stork muͦsz vil frösch und der löw ein ganz schaf .. haben, das grosz bedarf vil, in das grosz gehet vil. spr. 2, 150ᵇ; den wein hat der kerl nicht gesoffen, ich habe ihn probirt, ich weisz was in ihn gehet (wie in ein fasz). 28; das ganze (der welt) ging in euern kopf so wenig als in meinen. an Lavater 6 (d. j. G. 3, 14); von der metaphysik:
wenn die leute alle in die kirche gehn, gehn sie ja nicht alle hinein, sagt ein kind zur mutter sonntags auf dem kirchplatze (Münchner flieg. bll.). wie das von wirklichem gehn ausgegangen, zeigt z. b. das sprichw. es gehn vil gut schaf in einen engen stall. Garg. 97ᵇ (Sch. 171), vgl. u. käse 3. bemerkenswert: so viel in ein aug gehen kan, d. i. nichts. 339ᵃ (s. u. galmei 1, b). auch bildlich, z. b.: es gehen nicht vil freund in ein haus 1435; es gehen vil armer leut in einen sack das.; spotts gehet vil in einen sack 1436;
d. h. vieldeutige oder vielmehr die zweideutigsten; da es aber einmal nicht in unsern plan geht .. 17, 18 (wahlv. 1, 2), nicht hinein paszt, aufnahme erlaubt. auch ital. ci va von gefäszen, was hinein geht.
da seht dasz ihr tiefsinnig faszt,
was in des menschen hirn nicht paszt,
für was drein geht und nicht drein geht,
ein prächtig wort zu diensten steht.
werke 12, 96;
der (eine) giebet rätzel auf, worein wol alles geht.
L.),
166 (97 β)
mit auf, darauf (s. auch unter γ):
die versart könnte hexameter sein .. nur zu lang müszten sie nicht werden, damit sie auf die breite eines quartblatts gehen. 2, 33 (bestellung eines Helmstädter verlegers). ebenso aber mit unter, z. b. der kasten ist zu grosz, er geht nicht drunter (unter das bett), wie ein rock nicht mehr in den koffer geht, und im verdrusz heiszt es: er will durchaus nicht hinein, oder: er musz noch mit hinein, er mag wollen oder nicht; so viel holz geht nicht unter das dach Adelung.
ein wagn mit waitz, drauf ein mut gieng.
lobspr. 89;
γ)
auch mit an, von einem masze, d. h. seinem inhalt: eʒ sol menniclich .. daʒ fuoter verkoufen und geben bî einem rehten vierteil (der sehsiu?) gên an ein ster, oder bî einem vierteil, der ahtiu gên an ein ster. Meraner stadtr. 6, 423; auch mit auf: in Günzburg giengen 5 muttle auf 4 bairische metzen. 2, 653. dann auf gewicht, münzen übertragen: si (die perlen) gin ir 36 an ain garat. Nürnb. chron. 1, 101, 2 (zur form s. sp. 2391); eines phenninges, der ein phunt an eine marc gêt. Schwabensp. 311 G.; zwanzig böhmen oder sechzehn sächsische groschen gehn auf einen gulden. 1, 539, was dann begrifflich zugleich umschlägt in: gehören zu einer mark, sind nötig.
δ)
ähnlich mit in, inne von bestandtheilen: von plastern .. da inne geent kostliche stugke zaffran, kampir und edele gummen. Frankf. apothekertaxe von 1461, bürgerth. 73, hineinkommen (vergl. 5), dazu gehören.
ε)
mit an auch so: die gäste gehn nicht alle an ('n) tisch, tot convivas mensa non capiet. 333ᵃ; ebenso nicht unters dach, nicht auf den wagen u. a.
e)
hier erklärt sich wol auch das merkwürdige gehen auf .., drauf gehen, von kosten, aufwand der erfordert wird u. a.
α)
wie z. b. 24 groschen o. ä. auf einen thaler gehn, so und so viel metzen auf einen scheffel, d. h. dazu nötig sind, dazu verwendet, verbraucht werden, darin verschwinden gleichsam ('aufgehen'), so dann von kosten, zubehör u. ä.: und gehet vil auf macherlon, wenn man hauben, gepreme und porten knippen, klecklen und klippen sol. hochzeitpr. K 2ᵃ; wo aber .. die schöffen des selben peinlichen gerichts nit bei einander gesessen (wohnhaft) weren, also dasz auf ir zusammen bringen überiger unkost und verzug gehen würde. Carolina 73. das mag vom kornmarkte herrühren, z. b. auf dén scheffel (des käufers) geht viel, geht zu viel (korn), im munde des verkäufers, dann: da geht viel auf (eigentlich auf den scheffel) oder drauf.
β)
diesz drauf gehn dann auch von kosten, auf einen gewissen zweck: zum kosten, der auf das opfer gehet. 1 Macc. 10, 39; was jerlich auf die opfer gienge .. 2 Macc. 9, 17; sampt allem costen und schaden, die doruf gangen (auf unterhaltung des gepfändeten viehes). weisth. 4, 205; it. mer hab ich in .. verkauft .. 2 sawen von Ach .. und sol ausrichten (auslegen) was darauf geht gen Wien. 32, d. h. was die lieferung bis Wien noch erfordert; was auf den wexel gangen .. 36 gld. 83, in der kostenberechnung für den herz. v. Würt. von seinen geschäften in London, 'was beim geldwechseln drauf gegangen ist'. nachher für verloren oder zu grunde gehn, genauer: sich aufreiben über einem verfolgten zwecke: sie (die katze) leckete aber so lange, bisz die zunge ganz darauf gieng. Lokm. 26; bis alles darauf gangen ist. das.; ihr geht drauf, wenns so fortwährt. 1, 221. etwas anders:
es kostet zwanzig, die uns verloren gehen u. ä.
so gehts mit unsern herrn (liebhabern) in dieser schlimmen zeit,
es gehen zwanzig drauf, bis dasz ein halber freit.
mitsch. 1, 3),
7, 51 (γ)
doch auch mit über, z. b. vom ausmünzen: darzu für andern kosten und arbeit, so darüber gat, das sige (sei) mit salz, winstein, tiglen, münzisen .. und für andern kosten so darüber gon musz. Schw. chr. 2, 158ᵃ, münzvertrag von 1425, da ist das ursprüngliche bild schon verwischt und geht verschwimmend in ein verwandtes über (vergl. übrigens u. 36, f, ε), jenes musz also beträchtlich älter sein. auch mit lassen: welche alle das ihre darauf gehen lassen. Lokm. 26, vgl. viel aufgehen lassen, bei festen z. b., schon mhd.:
wo doch auch ein anderes bild vorschweben wird, in die höhe gehn (vergl. aufgehen 10), gleichsam 'fliegen lassen'? ähnlich in der stelle die Jänicke dort (altd. stud. s. 42) anzieht, wo eine alte das spinnen aufgibt, um besser zu leben, und das spinnzeug in die luft und weg wirft:
mhd. auch mit zuo: daʒ eʒ sô gar dar zuo gêt. Amis 547, alles dabei drauf geht.
der was von arte ein milter man.
mit dem (in folge dessen) sô lieʒ er ûf gân
swaʒ er gülte (einkünfte) hæte.
Staufenberg 60,
lâʒ ûf gân agen unde flahs.
lieders. 2, 642.
18)
In manchen fällen ist die bewegung der dinge eine blosz scheinbare, ihr gehen ein blosz vorgestelltes oder gefühltes.
a)
z. b. von röhren, canälen u. ä., in denen das wasser geht, aber auch sie selber mit, obschon sie an sich liegen, ruhen: als ob ein brunne wære, von dem drû kener (rinnen) giengen. myst. 1, 284; wô abir die wassirborne in di gassen gên, dô mag das nicht gesîn. rechtsqu. 1, 111, die rinnsale des brunnenwassers; do geet (für die städtische wasserleitung) ein gank, der in fels gehawen ist. baum. 186, 10 (s. gang II, 2); die wasserleitung geht durch die ganze stadt, geht bis in die höchsten stockwerke. ähnlich im körper (s. gang ebend.): ain gedärm gêt .. von dem magen ze tal .. die gerben (speisereste) gênt irn weg zuo der mistporten. 32, 13. 17; alle sennen die gond von dem hirn von inne selber oder durch den grot (rückgrat). 2, zur sache s. u. geäder 4. so gehn die adern durch den körper, wie in ihnen das blut.
b)
im hause geht die thür auch in anderem sinne als u. 15, e: als man uns, nach empfang der gewöhnlichen christgeschenke, vor einer thüre niedersitzen hiesz, die aus einem andern zimmer herein ging. sie eröffnete sich .. 18, 8 (lehrj. 1, 2); man sieht nicht, nach welcher seite die thür aufgieng, aber das ist auch nicht gemeint, sondern die öffnung, die sie macht, genauer der weg, den sie eröffnet (vgl. gasse und engl. gate thor
sp. 1446fg.). ebenso dann das fenster geht in den garten, schon im 17. jh., wol älter: die fenster gehen in garten. 519ᵃ, als weg für den blick, die hand, das licht (das da herein kommt); auch meine aussicht geht ins feld, aufs gebirge; selbst ein zimmer, d. h. eigentlich seine fenster: meine stube gehet auf die gasse, in den hof, auf einen garten. 338ᵇ; das zimmer, in welchem der herr seine toilette machte, ging nach dem hof und war gerade so gelegen, dasz unsere freunde füglich hereinsehen konnten. 23, 111 (wand. 3, 8). schon mhd., aber sicher von je her:
unterdessen nam ich eine spalte gewahr, die das küchenschälterlein hatte, welches in die stube gieng. Simpl. 1, 175 Kurz (2, 17).
hie gienc ein fenster durch die want,
dâ durch rahter die hant
und leit im ûf ein bret ein brôt.
Iwein 3303;
c)
ebenso ein loch geht in die mauer, durch die wand, eigentlich für die hand oder den blick, oder auch nur für die gedanken:
ein kellerloch geht tief in die erde, unter das gemäuer, grosze kellerräume gehen (oder ziehen sich) unter dem ganzen schlosse hin. ein gang (s. d. II, 1, f) geht um den hof des alten bürgerhauses, wie eine galerie um den schloszhof, also wie die treppe, brücke, s. 12, a. b. zwischen häusern: ein rîe ader ein ayzucht, dy zwuschen zwên nâkebûren gêd, dy sal nicht enger sîn wen drŷ schû. rechtsqu. 1, 109, vgl. 706.
nu begunde er suochen unde spehen,
unze daʒ er durch die want
ein loch gânde vant,
und ersach si durch die schrunden (spalt) ..
arm. Heinrich 1230;
in dem sichts im ofen ein spalt,
darzu ein loch gehend hinein.
weim. jahrb. 6, 437;
fieng ich an jederman zu fragen,
wo die löcher zum goldberg giengen.
Froschm. I, 2, 14, 19 (1, 111 ).
d)
wie aber ein loch in die wand, so geht ein balken, ein kragstein u. ähnl. heraus, obwol er ruht; z. b. von dachrinnen, knäufen: wer ouch rin (d. i. rinnen) wel legen, der sal sy alsô verne lâsze gên obir dy gasse, daʒ ein geladen wayn (wagen) zwuschen der rinnen waszerfal unde deme hûse moge gegên. 1, 109, vergl. 706; is sal ouch nymant knoufe unden lasze vorgên (in die gasse). 109. schon mhd. für herausragen überhaupt:
vgl. fürgehen 3, fürausgehen 2. auch weiter hervorragen, z. b. von häusern in der gasse: als er (der städtische baumeister) .. etliche kleine alte heuser .. abprach, der eins fur das ander ging. Nürnb. baum. 262, 32. ebenso hervorstehn, aber auch hervortreten u. ä.
zwên ebers zene ir für den munt
giengen wol spannen lanc.
Parz. 313, 23.
e)
ebenso weiter gehn, so und so weit gehn, über etwas hinaus u. a. (vgl. u. h), wie jetzt, so schon mhd.:
eʒ sol ouch deheiner man deheinen kurzern rock dragen, dann der fur die knie abe gêt. kleiderordn. v. Speier v. j. 1356, anz. d. germ. mus. 1856 sp. 201; sie trugen weisz scharlachen hosen, die giengen gerade drei finger breit über die knie. Garg. 281ᵇ (Sch. 530), wie noch der mantel geht bis ans knie, übers knie, das kleid bis an den hals u. s. w. auch wenn zwei ihre länge an einander messen: du gehst mir gerade bis ans kinn u. ä.; auch: er geht über alle, eminet inter omnes 869ᵃ (wol auch geistig, vgl. 21, b), wie mhd. von einer riesin:
auch umgekehrt von knie und hosen, von der Schweizer tracht mit bloszen knien:
alsô verre sô daʒ bette gînc,
ein wînrab iʒ al umbe vînc.
Alex. 5298 W.;
über alle boum sie gie.
Wolfdietr. 1423 H.;
der ris der gieng zu guter masz (bedeutend)
über herr Dieterichen u. s. w.
Sigenot 86, 3 Sch.
die knüw gond in durch dhosen.
1, 386ᵇ.
f)
die blosz vorgestellte bewegung ist besonders deutlich bei gehn von baugliedern, zieraten u. ä., die sich auch ruhend dem auge und gedanken zu bewegen scheinen; die befestigung von Tyrus wird geschildert, die mauern, turne:
wie eine brücke von einem ufer zum andern (12, b);
hier, wie vorhin schon öfter, gilt auch laufen, d. h. die bewegung rascher gedacht oder in gedanken vollzogen.
danzwiscen gîngen de bogen.
Alex. 794 W.,
ûf durch den palas einesît
gienc ein gewelbe niht ze wît,
gegrêdet über den palas hôch.
Parz. 589, 2;
ime (dem hunde) gienc umb sîn krägelîn
ein ketene diu was guldîn.
Trist. 398, 11;
ein straif müst umb das kuss (küssen) auch gan,
darauf so müst ein S auch stan.
fastn. sp. 213, 24.
g)
ebenso grenze, zaun, hag, mauer u. ä. 'gehn': andirsît dem wasser Muttelâ genant .. sal eine grenicze stên (grenzstein) und alsô tweres (quer) obir vurbas gên nôch eime trêboum .. dâr ouch eine gezeichente grenicze ist .. vurbas bî neben der roslache ûfwert zu gênde .. cod. jur. mun. 1, 713ᵃ, aus Danzig 14. jahrh.; die grenze geht auf dem grat der anhöhe fort 'wie kugel walzt und wasser lauft'. 2, 287 (s. u. kugel 3, d). wie dort in Danzig stên und gên beisammen, so ähnlich in einer grenzbeschreibung der landmarch zwischen Wartenfelser und Wildenegger gericht im 16. jahrh.: und (die) Creizinger zeün steen auf dem rechten landmarch, geen abwärts bis an ain rain .. österr. weisth. 1, 165, die einzelnen markzeichen stehn fest (und müssen das), als reihe gehn sie. ein zaun, hag u. ä. geht um ein gebiet u. ä., auch mauer, mhd.: swâ mûren umb eine stat gênt .. Schwabensp. 145, 2 G.;
eine grenze geht mitten durch ein dorf u. ä.: furter den steinweg aus bis zu Furmans hoff, und ist von alters der wisthomb, das daselbs die oberkeit durch den hoff gee. weisth. 4, 584, d. h. die grenze der oberkeit, herschaftsrechte der grafschaft Dietz und Bielstein.
niden drumbe (um die bergfeste) gienc ein hac
mit boumen starc verworren.
heldenb. 5, 36ᵇ.
h)
ebenso aber das gebiet selber geht so und so weit, geht da und da an, aus u. a., vielfältig im rechtsleben: der selben vogtîe geriht vâhet an ûffen dem Crisbalz, dâ diu frîe grâfschaft von Lags ûs gât, unde gât unz ûffen den Furke und von dannen unz gên Sant Gothart u. s. w. habsb. urk. 94; eins pfalzgraven gerichte und marke zue Bacherach und in den delen get an in der Putzbach, bisz in die bach zu Heimbach, und get dieselbe bach (acc.) usz bisz in des capellans hob u. s. w. weisth. 2, 216 (14. jh.); als verre als .. der kirch herren zu Bacherach zehenden get. 217, bezirk in dem er den zehenden erhebt; das sie deilen (weisen) ûf den eid, wô der wiltban ûʒ und ane gêt. 6, 396; es seind die bürger und lehenleut dem vogt schuldig gehorsam zu sein und den gefangenen helfen liebern (dem gericht überantworten), so weit die mark gehe. 1, 233, weiter nicht (vgl. k); und hörent in denselben kelhof gericht, zwing und penn, die als weit begriffen seind (einen kreis umspannen) als das etter und das dorf gant. 1, 260, d. h. dorfzaun und dorfgebiet; ein herr von Osterreich .. ist vogt als wit das ätter und das dorf gat. 264; als wit der begriffe geet. 536, auch 4, 573 u. ö.; das gericht zu Auerbach gee an dem Urbansklingen inwendig Zwingenberg und gee obendig Auerbach uf das hochbort. 1, 477. auch das geleite, geleitsrecht, wie vorhin der zehende: auch get unsers hern von Mentze geleide hie dissit Rins von Niderdale an den linpfad us bis gein der steinen brück obendig Menze. 1, 534. hinan gehen, reichen, sich erstrecken: wo aines gründ (grundstücke) hinangehn an ein holz oder wald .. österr. weisth. 1, 37, 27.
i)
ebenso dann das recht selber, zugleich rechtsbereich: da sal unser herr von Mentze aber mit einem ross riten in den Rin und sol werfen mit einem huphammer. als ferne er gewerfen mag, so fer get sin recht. weisth. 1, 534, vorher als ferre get sin gericht, vergl. 4, 572 fg. auch gebot, recht zu gebieten, gewalt gêt über u. ä. (vergl. 30, d gerihte), erstreckt sich, reicht:
ubir Egiptelant gêt sîn (Josephs) gebot.
gen. u. ex. 100, 21 D.;
mîn gewalt gêt sô wîte ..
Roth. 1562;
ubir daʒ mere gînc sîn reht ..
wîten gînc der gwalt sîn.
Alex. 98ff.
k)
hier erklärt sich denn zu weit gehen u. ä. in ausübung seines rechtes (vgl. 24, h), über seine befugnisse hinaus gehen u. a., denn z. b. der waidmann auf der jagd, der bauer mit dem pfluge soll nur so weit gehen, als sein bann, sein gebiet, seine flur geht u. dgl., es ist aus dem rechtsgebrauch in den des gemeinen lebens übergegangen. auch: so weit geht mein auftrag, weiter geht meine vollmacht nicht (die ich nicht überschreiten darf) u. ä.; sie fragte den herzog, ob er nicht vielleicht .. befehle im rückhalt hätte, die noch weiter giengen. Schiller VII, 313, 27. auch weit gehende, weiter gehende forderungen, zumutungen, anträge u. ä., die ins gebiet oder bereich des andern
theils eingreifen, ihm zu nahe gehen (vgl. 27, e), zu nahe treten u. dgl. s. auch hoch gehn von pflicht 21, c. Das überschreiten, übertreten hiesz einfach gên über ..: also dick die über das gebot giengen oder füeren (verführen), also dick mag inen der meier vil hoher gebieten (d. h. busze). weisth. 1, 715, vgl. sp. 1812 (e) gebot überfaren, auch gekürzt 'über daʒ gebot' (gehend) schon mhd. sp. 1810 (e), wie noch kürzer darüber, d. h. mit übertretung des gebots.
l)
um aber vor der hand im sinnlichen gebiete zu bleiben, wie die grenze und ihr gebiet, so geht jede linie und fläche fürs auge wie für die vorstellung, denn nur sich bewegend können wir sie denken (vgl. 12, a); mhd. z. z.:
sich kreuzende linien gehen durch einander, divergierende aus einander, (dann auch strebungen, meinungen), gleichlaufende neben einander (παρ' ἀλλήλων), obwol da das unruhigere laufen beliebter ist (aber bildlich parallel gehen, doch s. auch daneben gehen 33, c). so auch ein striemen gieng ihm über den ganzen rücken, eine narbe quer übers gesicht u. a., vgl. ahd. strîmen (in holz und stein) gâende in strâʒo wîs 4, 70. von gleichgehenden linien stammt vielleicht auch und zeugt dafür mhd. gelîche enein gân, ahd. gilîcho gân, überein kommen, 'identisch' sein, u. ä., nieht gilîcho gân differre, auch ze eine gân oder einis (eigentlich weges?) gân, s. 4, 70, vielleicht von wagenspuren hergenommen, deren lauf man einst als bild für parallelen brauchte ( 412ᵃ).
got, aller wîte und aller lenge ein umbegênder rinc.
MSH. 2, 178ᵇ.
m)
wie vielfach das gehen eine gedachte bewegung darstellt, zeigt z. b. auch der rauch, der geruch gieng (oder 'zog sich') durch das ganze haus, der nebel durch das ganze thal, über die ganze wiese (hin oder weg), eigentlich von dem wege den er zuerst genommen (wie auch z. b. die erschütterung gieng durch das ganze haus):
dann aber auch von dem zustande wo er zum stehen gekommen ist. so dann vielfältig bildlich, z. b. ein zug von mismut geht durch sein ganzes leben, auch durch all sein thun und denken, wie ein streifen oder eine schicht gedacht o. ä.; wunderbar und ahnungsvoll geht durch jene schöne welt (der erzväter) noch ein anderer schrecklicher zug. 24, 215; es gehen doch züge von wildheit hindurch. 214; das ist ja ein lustiger ton! 'ja der geht durchs ganze buch' oder so gehts durchs ganze buch, auch blosz geht durch (oder durchweg, durchhin); doch das geht durchs ganze buch durch. 33, 93. daher ein durchgehender ernst u. ä.
der pitter rauch gât überal (hin, durch den wald).
priest. Johannes 1, 135ᵇ, 421;
19)
In andern fällen ist das gehen der dinge eigentlich nur zum theil sichtbar und ergänzt sich im vorstellen (im vorigen sichtbar und doch nur gedacht); zugleich ist es meist das eigne gehen der dinge statt ihrer träger 12, d.
a)
was z. b. einer dem andern weiter gibt, geht aus einer hand in die andre, von hand zu hand, wie z. b. feuereimer beim löschen, ein buch das immer weiter verliehen wird; das loos ist ohne unser wissen durch verschiedene hände gegangen. Gellert loos in d. lott. a. e.; die nicht todt sind, leben noch und reiszen und beiszen sich um ein kipfelchen erde, das aus einer hand in die andere geht. an Göthe 3, 274, i. j. 1822 am todestage Friedrichs d. gr. (s. dazu f a. e.); vergl. u. 4, d von seinen schriften, die umbher gehen. auch vom schriftsteller selbst, d. h. in buchform: Plinius der jüngere .. saget .. er bedächte, welch ein groszes es sei, durch der leute hände gehen. poet. 56 Br. (bei ep. 7, 17, 15 nur dare aliquid in manus hominum). auch so: es geht alles durch seine hände, er bekommt alles in die hände, im geschäftsleben auch: er führt die aufsicht, als vertrauensmann. ; vergl. 33, d.
b)
waare geht beim kaufmann gleichsam aus und ein, wie sie schon mhd. in die stat gât (12, d).
α)
gesuchte waare geht reiszend ab, eigentlich fort mit dem käufer aus dem laden, vom lager, aber auch blosz geht stark, hat starken abgang 716, geht reiszend, geht gut oder schlecht u. ä.: swer wein auf tuͦt, und dunkt der kauf ze guͦt in (dünkt ihn der preis zu billig), so sol er in doch lâʒen gên, daʒ er in nicht hôher gebe (verkaufe). Nürnb. pol. 206; das buch geht ab, geht nit ab, vendibilis, invendibilis est. 8ᶜ; F. in R. druckt jetzt den Messias und die geistlichen lieder, und weg gehen sie zwar nicht wie brod zur zeit der hungersnoth, reiszend u. stürmend, aber doch wie
tägliches brod. an Klopst. in dess. briefw. 270; sind die (krit.) wälder so gegangen, dasz bald an eine neue .. ausgabe zu denken wäre? lebensb. 3, 264 (werke III, xv S.), brieflich an seinen verleger. auch blosz das buch geht, verkauft sich, bleibt nicht liegen. das geht wie beim bäcker die semmel 1, 78. 2, 59. dann auch der verkauf, das geschäft geht gut (33, c).
β)
auch vom preise heiszt es: wan das chorn get umb 3 lb. oder teurer, so mueszen drei person haben umb prot all wochen 30 dl. anz. d. germ. mus. 15, 199; wan daʒ chorn get umb 6 lb. das. 200 (anf. 15. jahrh.).
γ)
auch geht durchs land, im lande u. ä.: Nürnberger hand (arbeit) geht durchs ganze land. thes. par. 8 no. 38; so gehet das scheibsalz im Inthal (d. h. das dort gewonnene) sehr weit, wie sich vil land des salz zu Halle in Sachsen erholen. Sar. 125ᵃ; die Sonneberger spielwaaren gehn bis nach Amerika u. ä. ähnlich: auf geschnittenen steinen gehen köpfe unter dem namen des erstern (Pirithous). 1, 190, gehen unter sammlern um; die schrift geht unter dem namen des Cicero. antib. 2, 19.
δ)
vom tollen fastnachtstreiben heiszt es:
von pfändern die man zu den juden trägt (wider wie bei kaufen 2, b).
knecht, maid und kint, als wuͤten wirt,
pisz man dem gelt ein wenig geschirt (zugesetzt hat)
und als das wider die juden get,
das dennoch nôch den ostern stet.
fastn. sp. 383, 22,
c)
so besonders geld (vgl. weiter h).
α)
es geht recht eigentlich von hand zu hand u. ähnl.: gelt gehet hin wie her 1431, 57; alles geld, was er einnimmt, geht ihm gleich wieder durch die finger, musz gleich wieder fort; es geht ihm viel geld durch die hände;
(unrecht gut) wie gewunnen, so verton,
wie es komt, so wider gon (gegangen, fort).
narrenb. 80, 102;
do gent zwen pfenning ungelts hin.
bei H. Sachs 4, 160;
wie ich das geltli han empfangen,
als ist es wider anweg (d. i. enweg, s. sp. 2399) gangen.
fastn. sp. 847, 2.
β)
auch, wie gute waare (vergl. kaufmannsgut 2), von der geltung, die man ihm beimiszt, in curs sein, curs haben: mit sechs pfunden pfenningen, die denn gewonlich ze Zürich gänd. weisth. 1, 7, 14. jh.; swenne die munzmeistere nûwe pfenninge ûʒ werfen, sô sullen si di alden verbieten lâʒen. di mugen dannoch gên vîrzehn tage. Freiberg. stadtr. 38 (s. 262 Sch.); am besten geht der batzen da, wo er geschlagen wird. sond. 2, 102, sprichwörtlich;
get gern hin, wird gern genommen, auch 'gut und gern';
drumb gieng zu der zeit lauter gut silberne und güldene münz. Sar. 162ᵃ. solche münze, auch waare, heiszt daher gangbar, älter gänge, s. d. 4, c und 5, waare auch marktgängig.
er (der pfenning) hat ein fel, als sei er zin.
'schweig, er ist gut und get gern hin'.
fastn. sp. 272, 18,
dann koufent sie die münz an sich.
so gilt sie doch den alten strich,
wie sie ist zum ersten gangen.
narrenb, 70, 22;
γ)
daher auch völlig gleich gelten unter den leuten, z. b.: dieses geld gehet nicht, non corre (hat 'curs'). 519ᵇ, noch im 18. jh.: die münze geht hier zu lande nicht. 716, ist nicht gut, gangbar antib. 2, 19; ein ducaten geht für voll; wenn sie (die bauern) einen herren anschmieren können, geht ihnen das für eine hochzeit. 19, 257, ist ihnen so viel wert, so kostbar. ebenso aber von anderem, auch menschen: und sal die masz (beim liefern des pflichtweins) gahn zwei jahr vor recht, und das dritte jahr mit genaden. weisth. 2, 467; so ferne gehet aber die gemeine regel für alle christen .. 5, 408ᵇ; da gieng er nun ein volles jahr vor einen leibeigenen. pers. baumg. 4, 20, d. h. ohne es zu sein ward er so gehalten; mein sohn hat keine mittel genung, eine hohe allianz zu machen. zudem wer wolte alle die übelgeborne kinder (in unehe geborenen) vor die seinigen gehen sehen? 3 (1874), 249; sie geht noch für eine jungfer. 715;
zugleich doch: als jungfrau sich trug, kleidete (7, b). s. auch recht geht, ist in geltung 31, e.
ein maid, die für ain junkfrau gieng.
fastn. sp. 495, 28,
d)
vorräte, die man aufbraucht, gehen weg, fort, aus u. a.: auch soltu dich haben gericht auf den werkgezüg, nemlich brechysen, hebysen .. bech, schwefel, salpeter .. alles dinges
genug, dann es get vil hin weg, wan es dar zu kompt (ernst wird). mittelalt. hausb. 36, 14, vgl. 38, 11, in einer lehre für einen burghauptmann, zur vertheidigung. von wein auf lager (vergl. unter b, α): welher auftrager in dreien tagen, nâch dem und der wein auʒ gêt, den wirt oder den weinschenken nicht verriht (bezahlt) .. Nürnb. pol. 206. auch vom fasse selber: wer auch ein fasz weins aufthut und das dann wider fürstiesz (verspundete) ee es ausgieng, und ein anders gebe und schenket. das. 251. eigentlich von dem bleibenden vorrate, der gleichfalls in einer bewegung, einem gehen ist: mein wein geht auf die neige (dann auch das geld u. a., der tag aber zur neige), geht zu ende (vgl. u. 32, a), wird mir bald ausgehn; die vorräthe von gelbholz gehen sehr zusammen. Weserzeitung 1859 sp. 4911, auch der platz (in den wagen) gehe sehr zusammen 18, 251. auch auf das gefäsz übertragen, wie u. 14, c ähnlich:
aber auch licht, feuer, geht aus, erlischt (geht an, d. i. auf, in die höhe).
dein meid hat nichts im ganzen haus,
denn ein ölkrug, der nit geht aus.
spiel v. d. wittfrau 261, bei schausp. 1, 147.
e)
ähnlich und doch anders zins u. ä. geht, eigentlich geht ein (vgl. unter 21, a Garg. 89ᵇ), wird eingebracht ins haus (wie noch gelder eingehen u. ä., vergl. einkommen), dann aber begrifflich erweitert zu dem regelmäszigen eingehen und der pflicht dazu, also aus dem sichtbaren ins gedachte: der tribut, der dahin ging (nach Rom, aus Europa). id. 4, 220; wie viele summen gingen nach Rom. 222. mhd.: dâ sint ouch ander hofstette, die lêhen sint von Nûwenburg, von dien ouch enkein zins gât. habsb. urk. 99, 14; der cins .. sô von dem guot gât unser kilchen (dat.). Züricher urk. I, 5; drî schock Frîberger groschen u. s. w. alse der cins von aldere gegangen hat unde furbaʒ gehin sal. cod. dipl. Sax. II, 2, 166; einem herrn abbt gant jerlichs von dem kelhof .. zins uf s. Martistag 32 und im dritten jar 31 malter kernen u. s. w. weisth. 1, 260; söllen si den zins bringen, als vil us dem guͦt got. 407; item 1200 gangfisch gond ab den nidern fachen under Gottlieben. 4, 417, sind vom fischfang an den bischof von Constanz zu entrichten. noch jetzt z. b.: ein stück feldland, wovon jährlich 11⁄8 spint roggen an die rentei .. geht. Weserzeit. 1843 sp. 3033. ursprünglich auch deutlicher heim gên: wir grâfe Götze genant von Tüwingen verjehen, daʒ wir verkouft hân zehen malter dinkels, die uns ze (d. h. als) vogtreht ûʒ dem hofe ze Stamm heim giengen. urk. von 1328 bei pfalzgrafen v. Tüb. s. 135, eigentlich ins haus kamen.
f)
ähnlich auch und doch wieder anders zu lehen gehn.
α)
zu lehen, d. h. als lehen, das ursprünglich gedacht ist als von und zu dem herrn und seinem hofe, gute gehend (vergl.γ). das verfallene, erledigte lehen oder ein auf zeit verkauftes gut gêt heim, zurück an den herrn (vgl. von zins vorhin, von gewinn unter g): wan er also von tode abgaͮt .. so sullen uns die vorgenant kirchensetz .. und Eschingen daʒ dorf .. als unser reht aigen wider zuͦ unsern handen gefallen und haim gangen sin. monum. Zoll. 1, 492. 493 (15. jahrh.), wie noch jetzt heim oder anheim fallen, heimfall, im 15. jahrh. z. b.: dieselben (erledigten) stuͤle (in der kirche) solten der kirchen haim gefallen. Nürnb. poliz. 116. das verliehene aber get von dem herrn als (zu) lehen:
zugleich dann: geht aus, hat dort seinen ursprung (16, g); gleich wie herzog Hans keinen straft, in herzog Georgen land gesessen, an den gütern, so doch vom churfürsten zu lehen gehen. 4, 336ᵃ (1556); der himel oder himelreich gehet nicht zu lehen vom keiser. wider Hans Worst J 4ᵇ, 2, 45ᵃ; das sein (Paulus) apostelampt nicht ist zu lehen gangen von menschen. das. (auch schr. 6, 219ᵃ mit zu, wonach unten VI, 538 zu bericht.), als lehen ausgegangen, das perf. macht die ursprüngliche vorstellung deutlicher.
der königlichen majestat,
von der es alls zu lehen gat,
so (da) alls des reichs recht aigenthum (ist).
hist. volksl. 2, 536ᵃ,
β)
nachher aber auch, eigentlich misverständlich, vom belehnten selber und seinem verhältnis zum herrn: einem zu lehen gehen (auch rühren), clientem esse alicujus 1, 596ᶜ. das misverständnis ward vollständig mit bei jemanden zu lehen gehen, dessen lehnsmann sein u. s. w. 2, 1984, als zum empfang des lehens gedacht (der doch nicht lehen heiszt), die nun geläufige wendung: könige selbst sah man zuweilen bei ihren unterthanen zu lehen gehen. IX, 231, 21, wo das sah die
neue vorstellung als durchgebrochen zeigt, während in zu lehen nehmen, übertragen 233, 7, 16, tragen Tell 2, 2 das alte zu (als) noch vorliegt. das wesentliche der änderung liegt übrigens darin, dass die uralte und einst durchgehende vorstellung von dem gute als der eigentlich lebendigen einheit verloren gieng, die sich nun auf den inhaber übertrug. aber auch bei 1, 596ᶜ noch: ein lehen, das auch auf anverwandte geht, ein umgehendes, ein durchgehend lehen, wie jetzt noch ein gut in andre hand übergeht, von hand zu hand geht (s. a a. e.), vergl. mhd. von einer gâbe, schenkung: eʒ mac der man, dem diu gâbe gegeben ist, verwürken wider jenen der si im dâ gab, daʒ si im slehtes ûʒ der hant gêt. Schwabensp. 22, einfach wieder ihm 'verloren geht', worin das gedachte selbstgehen der sache recht deutlich ist. morgengabe geht heim, wird fällig, ist heimzuzahlen o. ä.: morgengabt ainer ... so es zu fallen kombt, so gehets demselben, welchem die morgengab geben ist, nur halbe haimb und der ander halb tail bleibt den freunden (verwandten), die gefertigt (die urkunde mit ausgestellt) haben. österr. weisth. 1, 38, 28.
γ)
die ursprüngliche vorstellung liegt uns auch noch vor in folgender wendung, die dem alltagsleben angehört:
und eigentlich dasselbe, noch näher im sinnlichen, ist:
zugleich: man trinkt hier aus einem becher.
Terzky (zu Wallenst.) gönn' ihnen doch das fleckchen land, gehts ja
nicht von dem deinen!
Picc. 2, 5.
Kuoni (zu Rudenz). ich brings euch, junker — trinket frisch! es geht
aus einem becher und aus einem herzen.
Tell 2, 1,
g)
und noch anders von habe und einkommen.
α)
das heim gehn, eingehn von zins und lehen (e. f) auch von früchten, die vom felde u. ä. eingebracht werden, 'einkommen' ins haus, dann auch von anderem ähnlichem gewinn:
gewiss ebenso heim gân. so wider gân oder komen von der aussaat als reifer frucht (vgl. lat. reditus, franz. revenue):
si schatzent armer pfafheit abe
ir nar .. daʒ kumt in alleʒ heim.
spr. 343, 20;
ir vürsten, ir sult wachen (für das wol des landes) ...
eʒ kumt iu heim an ritterlîchen sachen (bei fehde).
329, 10,
der milte (gen.) lôn ist sô diu sât,
diu wünneclîche wider gât
dar nâch (nach dem wie) man si geworfen hât.
17, 4;
ir kom (praet.) ouch kûme der sâme wider.
Parz. 214, 25.
β)
daher dann auch noch zu nutzen, zu gute gehn, als gewinn eigentlich ins haus kommen, dann allgemein zu theil (d. h. als theil) werden: wodurch ein theil des grund und bodens wieder gewonnen werden und den einwohnern zu nutzen gehen würde. 20, 257; der schuhflicker .. läszt dem staate abends wieder zu gute gehen, was er an den füszen .. verdienet hat. kom. op. 2, 154 (lustiger schuster 2, 5), wie wieder auch zu gute kommen, s. V, 1644; bemühungen des vergangenen jahrhunderts, welche nunmehr der ganzen nation ... zu gute gehn. 45, 142; es soll dir zu gute gehen, zum besten angerechnet werden, du sollst es gut behalten schon mhd., z. b. im 15. jahrh.:
doch stellte sich dabei auch die vorstellung des ausganges ein, vgl. 29, c; s. auch 11, n und schade geht mir aus .., kommt her, entsteht unter 16, g.
is gehe mer (mir) zu schaden ader zu fromen.
Alsf. pass. 3191;
γ)
alt ist wol auch, bei vertheilung, z. b. bei erbtheilung das vermögen geht in gleiche theile, geht in zwei theile. dän. von dem erben selber gaae i lige arv, zu gleichen theilen erben, vgl. zu erbe gehn, mit erben 9, m.
h)
wie aber waare, geld von hand zu hand, so geht auch eine rede, sage, gerücht unter den leuten um, im dorfe, lande (vgl. 31, d hunger so), eigentlich von mund zu mund, von haus zu haus, auch blosz gehn: fama volat, es got die mer, es schilt usz. Melber i 2ᵃ ( 224ᵇ);
das gemein sprichwort gehet, es sei besser .. Aimon o 1; es gehet ein gemein geschrei, das hurerei unter euch ist. 1 Cor. 5, 1 (da gieng eine rede aus Joh. 21, 23); es gehen itzt rede und geschicht unter dem pöfel wider das sacrament. bei Dietz 2, 44ᵃ; es gehet ein höfliche rede in den hütten, der herr Christus sei auch ein schmelzer gewesen. Sar. 147ᵃ; wie das gerücht, die sage geht wird einer mittheilung als quelle zugefügt (s. dazu auch 31, d);
so geht ein name durch die welt, durch den mund der leute u. a.:
auch umgehn, umbe gên im lande:
nun gingen umb die zeit die mer,
wie das zu Rom ein meister wer u. s. w.
bei 8, 517;
das höret nachbar Hans, die sage gehet weiter (im dorfe),
und man erzählt von haus zu haus,
der kleine Töffel geht nach Böhmen mit hinaus.
fab. 3, 4.
auch in des freundes ohr, der dort von ferne steht
und merkt, dasz so sein nam je mehr je ferner geht.
3, 217.
sô daʒ ir lop in dem rîche umbe gêt.
122, 3.
20)
Denn auch töne gehn (und tonwerkzeuge), rede, worte u. ä. auch für sich selber, in eigner bewegung gedacht. vgl. auch es geht 36, d, ζ.
a)
töne, musikalisch:
vergl. ganz sinnlich es gat her oder hin clingen (der tanz, gesang) teufels netz unter 36, d, α. ζ, 'klingt daher';
ein tanz geht so und so, zugleich die weise und das tanzen (vgl. 36, b, γ, unter 33, e):
aus welchem tone geht das stück? Adelung, jetzt auch mit in, es geht in e-moll u. ä., geht aus e-moll in g-dur über. wie geht nur die melodie? ich weisz nicht, wie sie angeht. vgl. von spielleuten das spil geen laszen 11, i und Spee dort. auch s' gsang geht nit, discordat cantus, haeremus, haeretis 3ᵃ, die music, der gesang geht nicht, absurde canitur etc. 868ᵇ, aus dem munde des dirigenten.
der (meister) lârtin wol musicam
unde lârtin di seiten zien,
daʒ alle tône dâr inne gien (giengen, s. sp. 2391).
Alex. 210;
der dôn von rotubumbes, tambûr und von busîne,
die giengen alle krumbes, si muosten von gedrange lîden pîne.
Tit. 4049, 2,
wenn ich ein vöglein wär! so geht ihr (Gretchens) gesang
tagelang, halbe nächte lang.
12, 174;
stimmen gehen durch die nacht,
singen heimlich von dem bilde.
41.
fiedler, fiedelt nicht so lahm ...
polisch musz hübsch lustig gehn,
dasz die röcke hinten wehn!
ged. 1802 2, 56, 1825 3, 97 (reigen).
b)
aber auch die posaunen, trommeln, pfeifen, glocken u. a. gehn selber, wie die geschütze auch selber statt ihrer geschosse (s. 14, c); z. b. von sturmglocken beim nahen des feindes:
wenn die posaune des erzengels gehen wird. 5, 506ᵇ; da gehet die drummel, hie die drometen. ders. bei 2, 45ᵇ;
die geige geht schön 1, 330ᵃ, die pfeifen gehen wie flöten, klingen Adelung; man hörte die orgel gehn;
auch von den mühlrädern (vgl. u. 15, a), dem wagen, dem pfluge und ihren klängen, wo doch das klingen mit dem wirklichen gehen noch eins ist:
die mühle geht klipp! klapp! oft in kindersprüchen, märchen, s. unter klippklapp 2, auch unter 1 von meidlein, die mit den pantoffeln klipp und klapp gehn (16. jahrh.). der pflug geht kirkar, knarrt, die schwalbe erzählt von ihrem leben:
die wiege (nd.) geit krick krack kinderb. nr. 151 (s. unter krack! 1). das glas gieng krach! zerbrach, s. auch es gieng krach! 36, d, η.
vil manich man fur Braunschweig kam,
do gingen die glocken den bam den bam.
2, 325ᵇ;
allwo die trommeln und die pfeifen gehn,
da ist viel tausend freude zu sehn.
ungedr. hannov. soldatenlied ( );
juchheisa! heisa! he!
so ging der fiedelbogen.
12, 54;
da gehn die morgenglocken.
ged. 16.
mühle, geh du deinen klang,
ich (der handwerksbursch) will gehen meinen gang.
4, 512;
darnach wenn der pflug kirkar gieng,
ich das nach zu singen anfieng.
froschm. Aa 2ᵃ (II, 2, 6, 85).
c)
geradezu für klingen (wie es Adelung u. a. angibt), auch von wort und rede u. a., schon mhd.; nicht blosz vom ausgehen aus dem munde oder eingehen ins ohr:
(herren) us deren mund kein gut wort gat. brös. 2, 73ᵃ; wenn diesem jungen menschen nur ein wahres wort aus dem munde ginge. 20, 16 (s. auch 36, c, ε);
sondern auch vom klange für sich:
d. h. er musz ihn oft hören (als vorwurf), der mann der eine reiche frau genommen hat; uf disse red sol ein büchsenclapf, als ob es ein tonner wäre, usz dem himel gan. schausp. d. m. 2, 248, bühnenweisung. vom klang einer sprache: die teutsch sprach, und voraus die sächsisch und niederländisch, vergleich sich fast (sehr) in allen dingen griechischer zungen, gehet fast auf die griechischen art. chr. 25ᵃ, d. h. von urverwandtem 'anklingen'. worte gehn, z. b. beim handeln auf dem markte, s. unter 15, i.
nieman lebet sô siecher, im möhte wol gezemen (gefallen)
hœren sîne (Horants) stimme, diu gêt ûʒ sînem munde.
Gudr. 383, 3;
schrîet, daʒ mîn smerze
mîner frouwen herze
breche und in ir ôren gê.
minn. fr. 146, 9
dâ saʒ ir megde eine,
geheiʒen ouch Elizabêt,
als ouch der frouwen (herrin) name gêt.
heil. Elis. 8894;
mîn sanc gât dir vür din ôre (vorbei).
MSH. 1, 154ᵇ;
dann so er sicht den pfeningsack,
der gat im ouch dick umb die oren,
durch den er worden ist zuͦm doren.
narr. 52, 9,
d)
auch vom wortlaut, inhalt z. b.
α)
eines eides: und der eit gêt alsô (er hat zu beschwören), daʒ im derselbe man schuldic sî u. s. w. Freib. stadtr. 3, 158; alsus geit der eid, den der burgermeister mid sinen kumpanen thun sal zu dem rathe. Leipz. stadtb. 14. jh., mitth. d. deutsch. ges. 1, 114; so bidde he enes ordels to lenrechte, wo (wie) sin ed gan scole. richtst. lehnr. 10, 7, Ssp. II, 1, 437; vergl. die urteil gen hören 30, c. eine geschichte:
noch jetzt wie geht die geschichte an? oder weiter? oder aus (zu ende)? aber auch blosz gehn z. b. von dem wortlaute eines liedes, auf das man sich nicht gleich besinnen kann: wie geht das lied gleich? wie von der melodie u. a, schon mhd.: auf disses sang man aber ein gut lied von frauwenzuchten .. das lied ging also (folgt der anfang). Limb. chron. 23 R.
ein histori in persischer sprach ...
geht von eim türkischen soldan,
der nam u. s. w.
1855, 17.
β)
früher auch vom zeugnis, urtheil, klage u. ä.: weil euer zeugnis so gut von ihm gehet. br. 3, 149, lautet, doch zugleich mehr innerlich, dem inhalt nach, wie vom urtheil, jetzt ergehen, eigentlich ausgehen, in wirkung treten, zur geltung kommen (s. u. 30); das urteil gon laszen, judicium facere. 189ᶜ; ein richter:
klage geht, ergeht, vor gericht, wird vorgebracht:
darumb sprich ich das zum rechten (als recht),
das ir pald sollet umb sie fechten ..
nit anders sol mein urtail gan.
fastn. sp. 392, 19.
da manche klag nun war gegangen,
thet Reinicken auch anefangen,
entschuldigt sich ..
Reinicke fuchs 1583 J 4ᵇ.
γ)
so geding, bedingung, vertrag: darnach sol unser geding also gehen .. die weiszen schaf und was u. s. w. sol dein sein, was aber bunts geboren wird, sol mein lohn sein. bei Dietz 2, 33ᵇ.
δ)
noch anders vom dichterwort und seiner wirkung:
vergl. gleiche gehn anders 24, g.
so solltest du ein wort von meinen händen lesen,
das auch dem donner würd' an wirkung gleiche gehn.
e)
ähnlich und doch wieder anders im schulgebrauche: das wort geht nach der vierten (declination), richtet sich nach ihr, vergl. u. 24, f; tradere geht wie reddere u. ä.; das ist gewiss alt, obwol es im schreiben gern als zu gewöhnlich gemieden wird: wie etliche (zeitwörter) gar auf zweierlei art gehen, kan aus dem folgenden register gesehen werden. J. Bödiker grundsätze der teutschen sprache, h. v. (1729) 145; die regelmäszige (conjugatio) ist in den verbis, so nach der gemeinen art gehen. 131, und wie das gedacht ist, zeigt ebenda: die anomalische ist in verbis, die von der gemeinen art abtreten, ihr nicht 'nachgehn'; nachstehende verba gehen eigentlich nach der ersten schwachen. gramm. 1, 885 (1822). ein wort geht stark, schwach heiszt es nun auch.
21)
Überhaupt geht der begriff der bewegung dabei so manigfach aus dem sinnlichen oder sichtbaren ins gedachte, unsinnliche, nur empfundene über, dasz es unmöglich ist die fälle zu erschöpfen.
a)
der verschiedene wert z. b. wird nicht blosz nach der rangordnung beim öffentlichen aufzuge vorgestellt als ein vorgehn, nachgehn (7, e), sondern auch mehr begrifflich als ein auf und
ab steigen wie auf einer leiter oder stiege, ein auf und ab gehn; ein leichtsinniger z. b. singt von seinen schulden:
d. h. ich warte die beste zeit ab, weil der geldwert steigt und fällt, wie jetzt die actien u. ä. im börsenzettel hinauf und herunter gehen; dort wird aber die alte vorstellung vom glücksrade (vgl. 33, b, γ) dahinter stehen:
vergl. von getihtes lop (ehre und ansehen der dichtkunst), das muoʒ abe gân Parton. 74, sinken, 'herunterkommen' aus ungunst der zeit. s. auch 36, d, β es geht auf und ab.
die parschaft mein, was mir gaht ein (s. 19, e),
zahl ich nicht bald (d. h. gleich) zu zeiten.
die fahrend hab gaht auf und ab,
ich habs auf andern leuten.
Garg. 89ᵇ (Sch. 154),
geluckes rait geit up unde neder.
cöln. reimchr. 1769;
b)
in demselben bilde: eins geht über das andere, an wert, bedeutung, kraft u. a., z. b.:
vgl. u. 7, e ehr gehet für gut (16. jahrh.), eigentlich: weiter als das gut, ragt noch vorn darüber hinaus (vgl. Reinmar nachher), also eigentlich anders als mhd. vor dem guote ebenda;
war noch köstlicher, nd. wol rukende boven alle cinamomen Rein. vos 4969; es geht nichts über ein paar pantöffelchen von so feiner, schöner arbeit. 29, 169 (lehrj. 5, 5); ich sah ganz anders, ich sah mehr als sonst, und was über alles geht, ich sah was ich noch zu tuhn habe, wenn ich was sein will. d. j. 1, 36, was das höchste ist, am höchsten steht u. ä.; auch mit dat. der person:
wie das geht mir über alles, das steht mir über allem, steht mir höher u. ä. übrigens auch anders als preisend, z. b. das geht übers bohnenlied (s. d.), über die hutschnur, über die pappelbäume (hess.), über die bäume, über die puppen preusz. sprichw. 2, 59, über den besenstiel (thür.), ist zu arg o. ä.; das geht über alles da gewesene, an keckheit, ist unerhört, überragt alles, vgl. von wirklichem überragen u. 18, e. mhd. für daʒ zil, über das ziel und masz hinaus:
ja, übers leben noch geht die ehr'!
Wallensteins lager 11. sc.,
und des kammes geruch ging über nelken und zimmet.
40, 170,
es ging ihm nichts darüber.
1, 187,
ich erkante (habe kennen lernen) mâʒe vil der sorgen ê,
disiu sorge gêt mir für der mâʒe zil.
minn. fr. 138, 8.
c)
auch die pflicht u. ä. geht hoch, wie an einem gradmesser abgemessen:
vergl. so weit geht meine verpflichtung nicht u. ä. 18, k, ein erstrecken nach vorn statt in die höhe.
mein groszer freünd, bedenket,
was wir den eltern doch zu leisten schüldig sind,
wie hoch geht unser pflicht!
Parn. 643.
d)
ein weit gehen ist auch folgendes ganz begriffliche gehn in ganz sinnlicher fassung: seine schulden gehn in die tausende; die sprache dieses theiles (von Cronegks lustspiel) geht beinahe in das erhabne. (1839) 8, 101, das erhabne wie ein gebiet vorgestellt, in welches die sprache hinüber tritt, hinein geht; die theilung des raumes geht ins unendliche. 8, 491; daher sie bei allem anschauen der natur, ja nachahmung derselben, ins abenteuerliche gehen. 44, 232, die altdeutschen künstler, eigentlich ihre kunst; die vermehrung der herden ging ins unendliche. 24, 213, wie eine linie, die sich da verliert; eine ins grosze gehende anstalt. 17, 71 (wahlv. 1, 6); das geht mir ins unglaubliche, was einer erzählt, ins bodenlose, auch mit kraftwort ins aschgraue u. ä., auch das geht über meine kräfte, meine begriffe, meinen horizont, das fasse ich nicht. dem ins abenteuerliche gehen entspricht schon älteres, z. b.: Xantus ward betrübt von den worten und gedacht von erst in im selber: weder gond díe in die aberwitz? oder ich? Äsop 17ᵃ, betreten den bereich des wahnsinns (vgl. dazu 25, b).
e)
ähnlich und doch anders mit über, z. b. da geht der witz (der zu weit geht) in unsinn über, auch sinnlich, sichtbar, fühlbar das rot gieng unmerklich in blau über, die dämmerung gieng schon in dunkel, in nacht über, die wärme in hitze, seltner ins blau, in die nacht, während beim vorigen der art. nie fehlt; vergl. im 16. jh.: der mund und die augen gehndt in ein gällische farben. 1, 517ᵃ, beim gallenfieber (jetzt fällt ins gelbe). am ende aber geht der witz auch in unsinn auf oder unter. man sieht aber da, wie vorher schon öfter, dasz endlich jede veränderung als eine bewegung vorgestellt wird, diese aber als ein gang; s. z. b. unter 16, f.
22)
So geht denn auch die zeit, diesz gefäsz aller veränderung; schon goth. anagaggan ἐπέρχεσθαι Eph. 2, 7 (vergl. unter b). von den dingen in der zeit s. 35, a, auch es geht 36, e.
a)
wie sich das sinnlich selbst darbot, zeigt z. b.:
so geht die sonne (13, g) und mit ihr das jahr, aber auch der tag, wie mit mond und sternen die nacht, mit den sonnen aber die jahre, die zeit; z. b.:
jetzt kommt (heran, an uns), mit gêt ist die bewegte reihe an sich gedacht. vom ablauf des jahres:
die zeit geht rasch, langsam (auch schleicht). vgl. kommen und gehn V, 1631, 'das jahr kommt und das jahr geht' gleich jahr ein jahr aus 3, 312, vgl. mhd. ein umbe gêndeʒ jâr, d. h. ein ganzes jahr (vgl. lat. annus vertens, griech. περιπλομένων ἐνιαυτῶν):
swanne der winter abe gînc
unde der sumer ane gînc (seinen gang antrat).
Alex. 5094 W.
des (der gefahr) erlât mich disiu liebiu naht ...
dâ nâch gêt ein swære tac ..
Iwein 7411,
her, ich (Parz.) erkenne sus noch sô,
wie des jârs urhap gestêt
noch wie der wochen zal gêt.
Parz. 447, 22.
daʒ ich sie (in der ehe) maget wolde lân
und kiusch ein umbe gêndeʒ jâr.
Trist. 1079.
b)
gewöhnlich mit ausmalenden zusätzen, z. b.: wenn die nacht hergehet. 4, 310ᵇ;
den beginn bezeichnet auch an:
mhd. nu gienc ouch diu naht an Iw. 3904, eigentlich an den himel, noch im 15. jahrh. als formel erhalten: der banwart sol ûf stân, sô der tag an den himel gât. weisth. 4, 278, d. h. wie die sonne, auch dô der tac ûf gie Iw. 4820. jetzt nur begrifflich gefaszt das jahr geht an und aus, auch zu ende, mhd. auch:
in (während) der red ging daher die nacht.
Teuerd. 45, 88;
es get ein frischer summer daher.
volksl. 79 (kumt 378);
es get ein frischer sommer herein (ins land).
27, 63;
dieweil herzu geht die kampfstund.
2009, 2;
es geht daher die morgenröt.
III, 1, 6;
nun geht der hauszins auch daher (der termin zum zahlen).
IV, 3, 35ᵈ.
eʒ geet ein kalter winter an,
eʒ geet ein kalter winter her.
5, 417,
dô di zît vollengînc.
Alex. 5188.
c)
das verstreichen der zeit (streichen rasch gehen, reiten u. ä.) heiszt hin gehn, d. h. eigentlich von uns fort, in den hintergrund, auch dahin: mach dir die zeit nütz, oder sie geht wie der schat dahin. spr. 1, 99ᵇ, aber auch daher, einher: die zeit geht daher, labitur. 869ᵇ; mhd.:
auch das gewöhnliche vergehn ist eigentlich vür gân (vgl. 34, e), d. h. an uns vorbei, auch mit acc. vür einen gân, daher auch einen vergân, an ihm vorbei gehen (noch nhd. einen vorbei gehn), nicht achtend, z. b.:
wie von der geliebten, die seiner nicht achtet:
auch fürüber, d. h. zugleich über uns hin, wie eine hohe gewalt (vergl. von einem unwetter 13, f): thuͦ bald was du thuͦn wilt, dasz die recht zeit nit fürüber gehe. spr. 2, 173ᵇ. vgl. unter 11, e eine frist, gelegenheit gehen lassen, unbenutzt verstreichen, jetzt vorüber (gehn) lassen. aber auch vom manne selber: gêt hê ubir daʒ hinwec (die gesetzte zahlungsfrist) unde leistet des geldes nicht .. Freiberger stadtr. 12 ( 3, 196), also die zeit, frist stehend und der mann gehend gedacht, wie sonst umgekehrt, und die zeit unter ihm, er über ihr, aber es ist ja nur ein zeitpunkt, er behandelt ihn eben nicht als hoch und grosz.
daʒ ir der âbent wære mit vreuden hin gegangen.
Gudrun 375, 3;
im gienc diu zît mit vreuden hin.
Iwein 3051;
alsus gêt diu zît von hin!
MSH. 3, 30ᵇ.
alsô vergie mich diu zît.
155, 25,
zallen zîten fürht ich daʒ si mich vergê.
173, 36.
23)
Auch das ganze menschenleben wird als ein gehen behandelt, als ein gang in zeit und welt; vergl. lebensweg, lebensgang, bahn (s. unter 32, a), auch mhd. schon, ganz allgemein: die böume gelîchent den liuten, und die liute den böumen. unde dâ von sprichet ein heilige: sie gênt sam die böume. 158, 16 (Kl. 163), es geht mit ihnen wie mit den bäumen.
a)
als gang in der zeit, z. b.: wir gehen einer ernsten zeit entgegen, die aber auch auf uns zukommt (vgl. zukunft), sodasz sich beide auf einander zu bewegen:
so geht der alternde ins alter (vergl. kommen 26, b), und das alter kommt auf ihn zu: daʒ dem pfärd sein zend weiʒen (weisz werden), wenn eʒ in daʒ alter gê. 136, 31;
man geht aus einem jahre, das man 'zurück legt', und in ein neues: in dʒ ander jar gon, annum secundum agere. 190ᵃ; da ich aus dem pennaljahr gangen. 245, aus der schule kam; ich gieng dermals ins 25. jar. Luther 62ᵇ; er geht nun in die achzig. auch mit an, von der annäherung an das neue lebensjahr: Diogenes. bist du in der kindheit gestorben? der schatten. ich bin an achzig jahre gegangen. disc. d. mahl. 4, 2;
auch vom wachsthum (vergl. in die ähren gehn 15, g): in sein jugend oder sterke gon, aetatem juvenilem capere 190ᵃ.
so schleich doch unvermerkt, du sonst beliebte nacht ...
ich kan dir nicht wie sonst mit wein entgegen gehen.
bei der wiederkunft der nacht);
631 (ey! ey! da bist ja wieder (der frühling)! ..
und freun wir uns so herzlich,
entgegen dir zu gehn.
I, 271.
wen schir das alter her will gohn,
so hab wir frum zu werden zeit (die rechte zeit).
3169, 24.
dasz ich, eh ich noch gar an vierzig jahre geh,
schon am gewünschten ziel so vieler greisen steh.
261.
b)
das ganze leben als ein gang, weg: gatten, freunde gehen zusammen durchs leben, den lebensweg;
auch ganz sinnlich auf der erde u. ä. (vergl. gân unde stân so 5, a):
wolt ihr es besser haben, als die zwei allervornehmste männer, die jemals auf erden gangen haben? 308;
vgl. auf der grube gehn, als wäre sie, wo man auch geht, schon unter den füszen:
denn ich, als der ich nu auf der gruben gehe, wil dis zeugnis .. für .. Christi richtstuel bringen. 8, 174ᵃ; welchs ist ein zeichen, das sie (die welt) nicht lange stehen kan und gar auf der gruben gehet. ders. bei 2, 44ᵇ. auch einfach z. b. im Göttingischen dei geit nich lange mer, der stirbt bald 59ᵃ (vgl. dazu 12, f):
auch auf rosen, auf kohlen gehn u. ä.:
ich bin nicht allezeit in der welt auf rosen gangen. freund in d. not 420 (55 Br.). auf kohlen gehen, spinas calcare, in summo discrimine versari. 1426, auch auf dornen u. ähnl.; auf eitel hohen spitzen gehen, per urbium pinnas ingredi. ders., gleichsam als seiltänzer, nachtwandler.
das thränenthal durchgehn.
305.
wol hundert jar vorgangen sint,
das uff erden Abraham gingk.
Alsf. pass. 1761;
er meint, die welt könnt nicht bestehen,
wenn er nicht thät drauf herummer gehen.
fastnachtsp.);
13, 72 (wie wol ich uf der gruͦben gan ..
mag ich myn narrheit doch nit lan.
narr. 5 überschr.;
herr, bleibet immer stark,
geht manches jahr gesund und langsam in den sark.
Parn. 571.
und was hier stets auf rosen geht ...
das wird in dir (dem himml. Jerusalem) nicht leben.
308;
c)
auch im einzelnen, wie vom eintritt ins leben: diu erd enpfæht den menschen, wenne er des êrsten in die werlt gêt. 106, 24 (meist kommen, s. dort 16, a), vom ausgang: ain mensch der ûʒ dirre welt gât. pr. 1, 25, vom ziele und ende des lebensweges, früher auch faren:
in unserer dumpfheit, da wir nicht wissen woher wir kommen noch wohin wir gehen. 16, 205, vgl. s. 15 (Werther) und V, 1631 seine klage gegen die natur;
vom tode, mit bestimmungen, wie den weg aller welt, alles fleisches gehn Adelung, auch einfacher dahin gehen II, 688 oder ganz einfach gehn (franz. s'en aller, vgl. 5, a):
vgl. v. 52 wann von dem lib die sel usz got, auch von dannen müssen, fort müssen u. ä.; mir wärs besser ich gienge. Werther 175 (d. j. G. 3, 343), vgl. s. 180 (347) die auffassung Wilhelms im prosaischen sinne, für die Werther doch dankt; mit tode abgehn, früher auch vergehn; Egm. wie steht
es um Richard, meinen schreiber? Ferd. er ist dir vorausgegangen. sie haben ihn .. enthauptet. 8, 295;
auch heim gehen (s. unter heim), in den himmel, s. 5, d Schuppius;
zur seligkeit eingehen u. ähnl., zur unsterblichkeit: landgraf Wilhelm ist es werth, neben dem heldenreichen stamme der Ernestinen zur unsterblichkeit zu gehen. VIII, 97, vergl. den weg der ewigkeit gehn 2, 143 (s. 3, a), auch zum christenthum durch die taufe 5, e a. e. zum teufel gehen, noch in verwünschungen (auch von dingen). vom besitz eines herzensfreundes aber heiszt es:
ich far und weisz nit wahin,
mich wundert das ich frölich bin;
woher ich kam, wohin ich gehe, weisz ich nicht,
doch dis: von gott zu gott! ist meine zuversicht.
weish. d. br. 8, 38,
di tusent jor erlebten (conj.) schon,
di muͤsten doch zuͦ letst ouch gon.
narr. 85, 58,
sie fangen an zu singen
ein süszes grabelied, und gehn von diesen dingen
mit solcher fröligkeit ..
Vielguet);
1, 61 (welcher well in den himmel gon,
der muͦsz all zitlich begierd verlon.
268;
so werd ich schön und selig gehn
zum vater von der erden.
Göd.;
164 mit diesem bundsgesellen
verlach ich pein und noht,
geh auf dem grund der hellen
und breche durch den tod.
708.
d)
auch von der art und führung unsres lebens: so gehet die welt, sic vivitur, ita nunc mos viget. 1428; der recht gehet, soll nicht zuruck sehen. 1435;
schon mhd., z. b. ebene gân, geistlîche gân u. a.: all dî mit andâht ôn tôtsünde sint gegangen .. den wil ich geben daʒ êwig leben. offenb. des 72, 27;
missetreten, wie jetzt einen fehltritt oder falschen schritt thun (gebildet lieber franz. faux pas), noch völlig im alten bilde;
maget gân, als jungfrau leben (vgl. sp. 2414):
auch nhd. in manigfacher weise, z. b.: ain mensch in ainem closter, dʒ also anhin gat, es geet zuͦ capitel, zuͦ chor u. s. w. has im pf. b 3ᵈ, so gewohnheitsmäszig hin lebt;
ir werdet fest stehen, nicht strauchlen noch sündigen, sondern richtig herdurch und frisch von statten gehen. 2, 400ᵇ (von statten, 'von der stelle' kommen); weil er ... gieng in dem wesen, das gott gefiele, ward im die welt feind. 6, 180ᵃ; es were wol viel von dem elenden wesen zusagen, die jugent hat niemand der fur sie sorget. es geht ydes hin, wie es geht. an den adel M 3ᵃ; David gehet in deinem gehorsam. 1 Sam. 22, 14; sie giengen in allen geboten und satzungen des herrn untaddelich. Luc. 1, 6; wer aber in deinem befelh gehet, des werk ist recht. spr. Sal. 21, 8, vgl. wandeln, lebenswandel;
wie deutlich das einst vorgestellt wurde, zeigt gehn und stehn in derselben bed. 5, a (he stûnt unde gînk mit den besten, lebte in der vornehmen gesellschaft), besonders auch folgendes wec mhd.: ir sult ouch dar umbe niht tanzen an dem ruowetage (sonntage) oder spiln oder toppeln, daʒ ir niht ze tuonne habet. „wie, bruoder Berhtolt, du wilt uns den wec gar enge machen! .. wie suln wir danne tuon, daʒ wir den tac vertrîben?“ pred. 268, 33 (65 Kl.). auch in sein verderben gehen 1, 330ᶜ.
ja, wer durchs leben gehet ohne wunsch,
sich jeden zweck versagen kann ..
Wall. tod 2, 2);
XII, 243 (einfach gehst du und still durch die eroberte welt.
XI, 70 (der genius am ende).
mîn junger herre (landgraf Ludwig von Thür.) ist milt erkant, man seit mir er sî stæte,
dar zuo wol gezogen: daʒ sint gelobter tugende drî.
ob er die vierden tugent willeclîchen tæte,
sô gienge er ebene und daʒ er selten missetræte.
85, 23,
uns lêret geistlîche gân
und dirre welte willen lân
der guote sanctus Paulus.
Barl. 102, 7;
wir volgen einander in blinden (so l.?) wîse
und gên ûf zwîveltrôstes (s. l.) îse.
Renner 3434 (vgl. eis 6).
ich wil ouch immer magit gân,
mir newerde der helit lossam (lustsam, herrlich).
kön. Rother 2231.
das er sie (der vater die kinder) losz irr gon on straf (zucht),
glich wie on hirten gönt die schaf.
narr. 6, 6;
das volk ouch irrt,
wo nit recht gat der hirt.
kloster 8, 883;
sein geweckter frommer sinn
wird in einfalt gehen.
Göd.
165 e)
auch mit zugesetztem weg ausgemalt, und so noch jetzt in frischem gebrauch (vgl. unter weg):
s. auch unter 3, c einen seines weges gehn lassen, thun lassen was er will, s. z. b. Wieland und Göthe dort seiner wege gehn, in der ehe; ach ich lasse gern die andern ihres pfads gehen, wenn sie mich nur auch könnten gehn lassen. Werther 1775 s. 121. s. auch sich gehen lassen 11, g.
wer sein zeit musz darinn (in der alles tadelnden welt) vertreiben,
der musz sich nit anfechten lan,
dasz er der welt nit recht kan than,
sonder geh immer fürsich hin
den rechten weg und bleib darinn.
1 (1590), 324ᵃ;
schau, wie die armut wont mit mangel,
wie geht sie so viel herter weg.
3, 548 K.;
o wie klug ist der sinn,
der diesen weg (der furcht des herrn) verstehet
und fleiszig darauf gehet.
197;
da werd ich dem (lehrer) den dank bezahlen,
der gottes weg mich gehen hiesz.
nach einer prüfung kurzer tage v. 10).
2, 230 (24)
Auch von thun, handeln, gebaren, leben im einzelnen falle, wieder in groszer manigfaltigkeit; vergl. von schritten, die man thut, noch jetzt allgemein (vgl. mhd. missetreten unter 23, d). s. dazu 32 unser thun und treiben selbst als gehend.
a)
auch noch im anschlusz an das wirkliche gehn:
deutlich: wie du dich hieltest, wie dein gebaren war, ganz wie schon ahd., mhd. z. b. in der frage Christi an die jünger, wie es komme, dasz
es schlieszt sich an das gehen 7, a von kleidung, eig. äuszerer erscheinung. vom gebaren der leute, der ganzen welt im jungen frühling:
ähnlich ist eigentlich auch folgendes unter sich gehn, sich herablassen, sich neigen, von der liebe, d. h. dem liebevollen: leszt er sich auch herunter, wie der liebe art ist, das sie unter sich gehet gegen dem nehesten, wie der glaube über sich feret. 2, 417ᵇ.
ich will dich (im geiste) sehen, wie du giengest,
wie traurig, wann ich abschied nahm,
wie zärtlich, wann du mich umfiengest,
wie freudig, wann ich wieder kam.
auf den tod seiner Mariane),
225 (ir iwerêro worto gêt sus drûrênto?
V, 9, 13;
sehet, wie lieb hie en (er ihn) hat,
dasz hie dorch sin liebe gat
weinende also sere!
Alsf. pass. 2273;
die welt geht wie im springen,
es freut sich was nur kann.
Öst.
411 b)
sicher gehen, im einzelnen falle den sichern weg wählen, vorsichtig sein, sich sichern, auch unangefochten gehn: fleisz (sorgfalt) geht sicher auf dem eis. spr. 1, 17ᵇ;
wenn man sicher gehen will (beim hausbau), sollen die ziegel, ehe sie zum bau verwendet werden, ein oder zwei jahre an der luft und wetter liegen. öcon. lex. Lpz. 1731 sp. 2762;
ich wollte sicher gehen und erlaubte (dem bräutigam) durchaus keine freiheit, als welche ebenfalls die ganze welt hätte wissen können. 19, 288. auch geistig: um in seinen aussprüchen am sichersten zu gehen. 5, 114, vgl. mhd. der wârheit irre gên 25, b.
leg wir (frauen) dann mannes kleider an
und main (für main'n) dest sichrer gan,
so pald sie erfarn einer oder zwen,
so wils keiner allein laszen gen.
fastn. sp. 388, 1;
er that, was wenige in seinem falle thaten,
allein, was jeder soll, der sicher gehen will.
Musar.);
11, 11 (c)
vom verfahren und handeln im bestimmten falle, zu bestimmtem zwecke; schon mhd., wenn z. b. Thomasin gewissenloses gebaren der herren straft, die die treue ihrer diener zu schlechten aufträgen misbrauchen:
man bemerke: swie, nicht swâ, d. h. ziemlich wie noch jetzt: wie ihr auch vorgehen möget, gleich verfahren, das selbst eig. nichts als für faren, vorwärts gehn, procedere (s. fürfahren 9 und 11). nhd.: der stark und groszmütig ist, läszt von keins unfals wegen nach, sonder geht durch alle anstösz immer fort. spr. 1, 22ᵇ, gerade durch (vgl. unter e). besonders mit adv., wie sicher (s. b), vorsichtig, behutsam, langsam, sachte gehn, mhd. samfte gân:
zahmer auftreten hier am hofe. dem liebekranken wird geraten:
ich wolte, dasz man von beiden seiten langsamer gegangen und mir zum wenigsten die sache erst kund gemacht hätte. Mosheim an Gottsched bei Gottsch. 104;
auch auf socken, auf fingerchen gehn, s. 7, f. der dichter führt sich das gehn auch wieder in voller sinnlichkeit aus, z. b. im gespräch zwischen Oranien und Egmont: O. wer sich kennt, kann sicher vor und rückwärts gehen .. es ist klug und kühn dem unvermeidlichen übel entgegenzugehen .. wir haben nicht für den leisesten fusztritt platz mehr, der abgrund liegt vor uns. E. ist des königs gunst ein so schmaler grund? O. so schmal nicht, aber schlüpfrig. 8, 224, wendungen die doch auch in der alltagsrede nun eindringen; er (der scherzende) musz überdiesz immer in den ketten gewisser zurückhaltungen gehn. 11, 244. auch mit einmischung eines andern bildes, Antonio zu Tasso:
ferner einem mit gutem beispiel voran gehen u. ähnl. (vergl. S. Frank unter e), mhd.:
got gebiut uns tuon rehte,
sô gebiutich mînem knehte:
'tuo dem unde dem gewalt' ...
sô sprech wir zunsern liuten: 'tuot
swaʒ ir welt. ich gestên
iu wol bî, swie ir welt gên'.
welsch. gast 7910,
hete mîn bruoder Hagene sîn wâfen an der hant
und ouch ich daʒ mîne, sô möhten samfte gân
mit ir übermüete alle Prünhilde man.
Nib. 421, 3,
ey wol! geh behutsam nur,
dasz man nit komm auf die spur ...
wilt du handeln recht gescheid,
ey so gehe nicht so weit.
Simpl. 4, 321 Kurz;
und selbst die tugend nimmt nicht alles so genau,
wenn man hübsch sachte geht.
d. j. 1, 209.
du gehst mit vollen segeln! scheint es doch,
du bist gewohnt zu siegen, überall
die wege breit, die pforten weit zu finden.
Tasso 2, 3), vgl. u. 13, a.
9, 154 (nu gât er uns doch harte vaterlîchen vor,
wir volgen ime u. s. w.
33, 13.
d)
krumme wege, schleichwege, umwege gehn u. ä.:
auch blosz krumm gehn (vgl. unter e):
auch einen mittelweg, den wahrheitsweg u. ä., schweiz. den gutzelweg gehn den leuten schmeicheln (s. kitzeln I, 4, a. II, 3, b) statt die wahrheit zu sagen: was wär aber darusz erwachsen? dʒ ouch mine nachkommen (nachfolger) glych den gutzelwäg gangen wärind wie ouch ich gethon hette (wie man verlangte), und wär alle dapfergheit der leer zuͦ eim schmeichlen verkert worden. Zwingli vom predigamt D ijᵃ. den umwegen, die man geht (oder sinnlicher 'einschlägt', was man jetzt vorzieht), entspricht umgéhen, z. b. schwierigkeiten, eigentlich hindernisse im wege, denen man aus dem wege geht (s. 8, e).
darumb bin ich gegangen mangen krumben gank,
ê daʒ ich diu mære sô rehte 'ervâren' hân.
MSH. 3, 312ᵇ.
der geht sehr krumm, der stets die höchste macht (gott) will richten!
krumm geht, wer laster lobt, und tugend kan vernichten.
Papin. 5, 232).
1, 448 (e)
dagegen den rechten, geraden weg gehn, auch gerade aus, gerade darauf los (8, h), gerade durch u. ä.: der recht voran geht (führt), dem geht man recht nach. spr. 1, 20ᵃ; wenn gott zürnen wil .. ist kein irrthum so grob, der teufel gehet damit hindurch. 6, 317ᵇ, zugleich: kommt durch (5, d); ir werdet .. richtig herdurch .. gehen. 2, 400ᵇ, von den frommen (s. u. 23, d); sie aber rund durch gienge und sagte, ihr name wäre Justitia. 1, 31, ohne 'umschweife'.
f)
auch einen schritt gehn, sonst thun: Ferd. (zu Egmont). dú kannst dich fassen .. den schweren schritt (gedr. streit) an der hand der nothwendigkeit heldenmäszig gehn. 8, 293, den letzten, zum tode, in den tod gehn; s. dazu gehen gleich schreiten 1, a. b. auch gehen und .. in diesem sinne:
der auf meinen tod ausgeht.
den aber, der da gehet
und suchet meinen tod.
Göd.,
180 g)
auch von bestrebungen und thun im groszen, z. b.: woher kömmt es also, dasz diese jenen (die neuern dichter den alten) nicht gleich kommen können? gehen sie vielleicht nicht auf eben dem wege einher, auf dem die alten giengen? oder, wenn sie auch, wie jene, den weg der natur betreten, gehen sie ihn vielleicht nicht mit gleichen kräften, mit gleicher vorsichtigkeit u. s. w. 5, 264;
eine laufbahn gehn s. 3, a, vgl. auch Freidank das. von den zwei wegen, die einer gehen wollte. einer bestrebung gegen gehen, dagegen auftreten als kämpe (vgl. kommen 24, c):
auch vom gröszten thun und wollen, wie im politischen leben, in krieg und frieden, z. b.: in Deutschland ist zwar vieles controvers, aber es gehet alles wider den kayser. Gundling bei von d. deutschen nationalgeist 26; es blieb ihm also nur die wahl, entweder dem kaiserthron von seinen rechten zu vergeben, oder mit dem pabst in den kampf zu gehen. IX, 239, vergl. von wirklichem kampfe (9, c):
Deutschland und Österreich gehen nun zusammen, auch hand in hand; ob Ruszland mit Frankreich gehen wird?;
vielleicht zugleich nach 17, b (geht gleich paszt);
d. h. wie im kleinen leben, mit dem einfachsten oder kinderbilde, z. b.: was du auch vor hast, ich gehe mit dir; nein, da kann ich nicht weiter mitgehen; vgl. dazu 7, d, besonders mhd. mit einem der triuwen gân, wie triuwe begân mit einem. von treue in getrennter liebe:
vergl. er geht dir gleiche, in una serie ambulatis. 1, 539 (vgl. 20, d, δ). sprichw. der nicht für sich gehet, der gehet hinder sich 1435, 59, stillstand ist rückschritt.
mitleidig wollt er mich die kühnen wege lehren,
wo uns die welt nicht hört, doch künftge welten hören ..
'du siehst, wo Opitz ging' ... voll zorn verliesz er mich.
1, 173;
du gehst dem Opitz nach, du witterst Flemmings spuren.
571;
(heldenmut) der allem gegen geht, was wider warheit kümmt (jetzt geht, s. 29, a, β).
2, 7, 50.
wir wagten es, ein schwaches volk der hirten,
in kampf zu gehen mit dem herrn der welt?
XIV, 286 (Tell 1, 2);
was nicht zusammen geht, das soll sich meiden.
die zudringlichen),
2, 292 (drum soll der sänger mit dem könig gehen,
sie beide wohnen auf der menschheit höhen.
jungfr. v. Orl. 1, 2;
'mit dem volke soll der dichter gehen',
also les ich meinen Schiller heut.
ges. dicht. 3, 32,
nein, ich will feste stehn.
sie, wie sie mir verspricht,
wird auch mir gleiche gehn
und wanken nicht.
Lapp. 432),
530 (h)
besonders auch mit weit vielfach; wie vorhin nicht weiter mitgehen, so gehe nicht so weit Simpl. 4, 321 u. c, von dem, der gefährliche liebeswege geht, jetzt auch gern noch deutlicher im bilde wage dich nicht so weit vor, wie der krieger vorm feinde u. ähnl., bildlich von allerlei thun und streben: zu weit gehen, exorbitare, dabei die stern können nicht zu weit gehen ('exorbitare') 867ᵇ; auch vom gebaren, gesinnungen, reden, meinungen: er läugnete auch nicht, dasz der verstorbene im hasse gegen seine familie vielleicht zu weit gegangen sei. IV, 275, 14; es kann sein, dasz einige in ihrer hochachtung gegen diesen oder jenen dichter und redner unter den Griechen und Lateinern zu weit gehen. (1784) 5, 262; er gieng so weit, zu behaupten u. dgl. in unbegränzter ausdehnung, auch eine weitgehende behauptung, weiter gehende bestrebungen, auch zumutungen u. ä., s. dazu 18, k, auch vom denken 25, b. kann man sich wol denken, dasz die verblendung so weit gehen sollte? Adelung. die sparsamkeit musz nicht bis zur kargheit gehen. ders.
i)
auch mit praep., an, auf, nach, von, vom ziel, zweck, richtung des weges, z. b. an eine aufgabe, ein unternehmen gehn (s. 9, d):
mit auf (s. auch k), wie auf beute u. ä., so auf pracht und ehre gehn 1, 26 u. ä. (s. 9, b, vgl. 29, a), jetzt ausgehn; auf etwas gehn, urgere, instare, incumbere. 1ᵃ; aus den religionsunruhen in Solothurn 1533 heiszt es:
mit in: in ein vertrag gon, conditionem paciscendi accipere 189ᵈ, jetzt eintreten (auf verhandlungen); in ein anstand des kriegs gon, inducias inire. das., jetzt eingehen; s. auch 25, c.
mit nach (8, g), jetzt fast nur noch nachgehn mit dat., nachtrachten, doch auch noch, von der richtung: ich gehe genau nach meiner instruction, nach der ordnung, reihe, regel u. ä. (vergl. das grammatische gehn nach ... 20, e), auch nach gunst
gehn statt nach verdienst, beim austheilen, nach geld gehn beim freien. mhd. auch vom ziele:
mit von, den gemeinsamen weg verlassen, z. b.: so hab ich mich ganz gehalten gemesz wie es die löblichen rehte mit mir geschafft (vereinbart) haben, und bin vom vertrag nicht gangen. bei Luther 1, 161ᵃ (wie dän. gaae fra sin ord, sein wort brechen), hochd. jetzt abgegangen, d. h. wie bei ausgehn u. a. vorhin, mit verstärkung des verblassenden bildes, z. b. ich weisz wozu ich verpflichtet bin und davon geh ich nicht ab (auch lasse mich nicht abdrängen u. a.).
(der weise) der mit gelassenheit, nicht stoisch aufgebläht,
an sein bestimmtes leiden geht.
1, 228.
uf einen donstag es beschach,
das man den lutherschen anschlag sach (an den tag kommend),
daruf sie lang sind gangen.
2, 146, 4, 65ᵇ;
auf wolfeil gehn (geben, verkaufen) gaht jederman,
und ist doch ganz kein werschaft dran.
Brant s. 51ᵇ anm.;
und wie das leid in unmuͦt steht (unbeweglich),
also die freud auf kurzweil geht.
gl. schiff 142.
mîn herz nâch ander minne gêt.
Parz. 606, 21.
k)
die richtung wird aber auch mit auf bezeichnet (s. auch 29, a), z. b.: er geht in allen dingen auf die wahrheit. 333ᵇ; ich gehe nur dárauf, er hat mir versprochen u. s. w., richte mich nur danach, habe und halte das fest im auge, also im grunde wie bei dem auf oben; das ists worauf er gehet oder fuszet, that is his ground or moving reason. 716; auf dieses ist nicht zu gehen, hoc nullius momenti est 1, 330ᵇ; darauf ist nicht zu gehen, man kann sich nicht darauf verlassen Adelung; ich gehe auf ihn, nitor ipsius autoritate. 869ᵃ, wo für das ziel doch mehr der grund und boden eintritt.
l)
auch von 'schritten' im einzelnen, die man thut, z. b. an den rath, an die landesregierung gehen, sich mit einer klage oder bitte an dieselbe wenden Adelung, besonders vom sog. instanzenzug: ich gehe bis an den kaiser, wenns alles nichts hilft, u. ä.; vgl. von den angelegenheiten selber 33, d, besonders unter γ mhd. lênunge gêt an den keiser.
25)
Es ist aber längst auch in den geist und in die gedanken versetzt, d. h. deren thun und verfahren als eine bewegung aufgefaszt.
a)
man geht auch in gedanken (vgl. 12, a und gedanke 11, a, auch 9, b): wir sehen nur immer eine seite, an der wir uns bald satt gesehen, und deren allzuschneidende auszenlinien uns gleich an die täuschung erinnern, wenn wir in gedanken um die übrigen seiten herumgehen wollen. 7, 98 (hamb. dram. 22. st.), von dem mangel der rundung, des körperlichen in den bühnencharakteren; man könnte freilich von allen seiten herumgehen, um den gegenstand aus allerlei gesichtspunkten zu betrachten. allein man setzt sich auf dies oder jenes wort (philos. schulwort) als eine alte ruhestäte und sieht — was alle menschen vor uns sahen. fragm. (1767) 3, 48, von der philos. schulung des denkens. allgemein heiszt es z. b. wenn ich in gedanken die reihe durchgehe u. ä. schon mhd.: auch di menschen, dî niht dar gênt mit wallen (wallfahrt nach Aachen), dî dar gênt mit irem gepete und gern (wirklich) dar gîngen .. offenb. der 52, 9; und gênt mit irem gepet dar andêhticlîchen. 52, 16, mit betenden gedanken; auch vom ganzen geistesleben: die wîle er ûswendig der sêle ist (vgl. 28, a), das ist die wîle er mit sînen sinnen und vornuft ûswendig umb gêt und nit in sich selber kêret und lernet erkennen sîn eigen leben, wer und was er sî. theol. deutsch c. 9.
b)
unser denken als weg, auf dem wir 'der wahrheit nachgehn', schon mhd., gewiss älter (vergl. a. e): doch sagent sumelîche liute, die der wârheit irre gênt (vgl. u. 8, a), daʒ sich eigenschaft hüebe (knechtschaft begonnen habe) an Kayn. Schwabensp. 256, 4 G. (im Ssp. III, 42, 3 irre varen), vgl. der rede giengen si dô nâch. Iw. 4153; weiter gehen (vgl. 24, h):
der das bild oft und ausgeführt anwendet, s. z. b. 11, 463 von dem weg links und rechts, den er vorauslaufen will, um zu sehen, wohin sie beide führen, dann so sind wir wieder im geleise; das unvollkommenste werk, das ein sterblicher schrieb und in dem er dir ('groszes wesen') nachzusinnen, nachzugehen wagte. Herder ideen, vorr. a. e.; herr A. v. J. ist nicht weit von der gewöhnlichen methode abgegangen. er setzt aus (gleich geht aus) von dem allgemeinen schicksal, geht alsdann auf den menschen .. über .. 33, 102, auch methode, μέθοδος ist ja eigentlich der weg, richtweg dem man nachgeht; auf eben diesem wege gingen die alchymisten fort. 53, 129; die naivetät, womit Kircher um die sache herumgeht. 206; wie zufrieden ich bin .. auf meinem wege fortgegangen zu sein, da es nun scheint, als wenn wir, nach einem so unvermutheten begegnen,
mit einander fortwandern müszten. an Schiller 17. aug. 1794, vgl. auch: mein inneres leben geht unverrücklich seinen gang. an frau v. Stein 1, 215; aus einem mittelpunkte, wo er (Schuberth) seine sämmtlichen menschenkräfte gar einig beisammenhält, geht er aus nach allen seiten u. s. w. an staatsr. Schultz 217;
der forschende geht einer sache auf den grund, in die tiefe (tiefgehende forschung), auf die quellen zurück, in die breite u. a. auch von schwierigkeiten ist die rede, die man umgeht, denen man aus dem wege geht (ausweicht) u. ä., von neuen, noch nicht versuchten bahnen auf denen noch niemand gegangen, von irrwegen auf denen man fehl geht, von denen man umkehren musz; 'wir werden nicht irre gehen, wenn wir annehmen oder mit der annahme' (zeitungsdeutsch) u. s. w., auch noch sinnlicher: ich trete zu meiner materie (nach den einleitenden bemerkungen). 4, 64, d. h. das bild vom gehn und wege wird in vollster sinnlicher manigfaltigkeit zum ausdruck der bewegung des gedankens gebraucht, wovon die ausführung unter weg gehörte (vgl. gang III, 2, b). wenn Herder vorhin (gott) nachsinnen mit nachgehen deutlicher macht, so ist sinnen ursprünglich wirklich eben gehen, ahd. sinnan proficisci, tendere. s. übrigens auch in die aberwitz (wahnsinn) gehn 21, d a. e.
so listig schützt sich eure tücke, denn lernten sie zu viel verstehn,
so habt ihr furcht, sie möchten endlich mit schlusz und denken weiter gehn.
...;
ein geist, der auf dem pfad, den man vor ihm gegangen,
nicht weiter kommen kann ...
1, 168,
willst du ins unendliche schreiten,
geh nur im endlichen nach allen seiten.
werke 2, 228.
c)
früher auch gehen in, durch, wie jetzt eingehen, durchgehen, mit denken (und reden, s. d): müsten wir zu gleich in alle ihr öffentliche misbruch gehen. apol. 182 im corp. doctr. chr. Lpz. 1560, uns darauf einlassen (auch darauf eintreten); wir wollen durch der zeugen person (pl.) gehen und deliberiren, was wir von eines jeden wissenschaft halten. proc. 2, 6; gehe durch die alte historien, du wirst finden .. 228; damit sich jederman lerne erkennen, so gehet Christus in unserm evangelio durch alle stände und giebet einem jeden seinen text. 640; ich will ordentlich in die sache gehen und zum allerersten anzeigen .. zuf. ged. üb. d. heldeng. der Messias Zür. 1749 s. 30. einer sache auf den grund gehen Adelung.
d)
ebenso vom sprechen, ausgesprochnen denken, wie schon u. c zugleich; der lehrer z. b. geht (oder nimmt) etwas durch mit dem schüler u. a.; der erzählende geht weiter, zu etwas anderem über, übergeht (überspringt) etwas, geht rasch darüber hin u. a.; auch diesz schon mhd., gewiss älter:
auch im gegensatz hier wollen wir für jetzt stehn bleiben, wo sind wir stehn geblieben? ebenso beim lesen: als mir diesz büchlein in die hände kam, schlug ich es .. auf, gerade in der mitte, und las die sechs stanzen der beiden seiten. diese zogen mich an und nöthigten mich vor- und rückwärts zu gehen. 45, 225.
hiemit sollen wir fürbas gan.
königst. v. Fr. 6034.
e)
auch die gedanken selber gehen (vgl. gedanke 12, c), wie der geist, verstand (vgl. gang III, 2, b): der verstand geht in diesem denken ganz mechanisch seinen angebohrnen gang. sittenl. 140;
oft ist eines verstand nicht daheim, wenn es zeit ist, musz man die gedanken heiszen heim gehen. flor. 1, 133, d. h. in sich gehen (28);
gedanken gehn uns durch den kopf (sinn), im kopfe herum, auch es geht mir u. s. w., s. V, 1761 m., auch das ding geht mir im kopfe herum. schon mhd.:
d. h. den vor ihnen sitzenden helden.
es wollen die gedanken (im rausch)
nicht richtigs weges gehn, sie wollen immer wanken.
80;
wär ich der gedanken los,
die mir herüber und hinüber gehen
wider mich!
Gretchen im dom);
12, 200 (nu begunden in die vrouwen
durch ir gedanke lâʒen gân:
er dûhtes alle drî getân
schône und sæleclîche.
Trist. 273, 15,
26)
Auch von mut (gemüt), sinn, seele.
a)
einem zu mute gehn, zu gemüte:
es geht mir nicht nahe genug, fast gleich geht mich nicht an (eigentlich an mich heran), er lehnt im verdrusz die innere betheiligung
ab; vgl. das ding gehet mir nicht in kopf, non mi entra 519ᵃ, es will mir nicht zu sinn, findet gleichsam keinen eingang, es geht mir nicht zu herzen (27, c).
im gêt niht ze muote unser aller schephære,
er ist im vil unmære.
warnung 2240, 1, 499;
kaiser. rat uns, lieber herr marggraf von Paden,
was dunkt euch zu den dingen gut?
markgr. herr keiser, es get mir nit zu mut.
was ich ie guts riet zu euren sachen,
das west eur apt als pesser zu machen.
fastn. sp. 199, 23,
b)
in der seele, durch die seele.
in der bewegten seele ging mir auf und ab,
was alles ich heut zu erwarten habe.
Elp. 1, 2);
10, 10 (lasz doch diese herbe schmerzen,
frecher sünder, dir zu herzen,
ja durch mark und seele gehn.
passion (bethl. kinderm. 1734) 313.
c)
ebenso, ganz sinnlich gefaszt, es gieng mir durch mark und bein, durch alle glieder, ein schreck sowol oder angst (eig. ganz sinnlich), wie ein schmerz, ein schriller ton u. a.:
der schmerz und die erschütterung;
Maria klagt beim leichnam Christi:
ebenso aber ursprünglich durch das herz (vgl. 27, d), von der hochzeitsmusik zu Hechingen im jahre 1598 heiszt es:
mhd. auch mir gêt in mîn hirn, 'macht kopfschmerzen';
und warf mich herab überzwerch,
dasz es mir gieng durch mark und ferch.
Mörin, leseb. 1829 1003, 34 (1859 1215, 22),
es gaht eim gar durch bain und mark,
so giftig sind die stich und stark.
flöhh. 884 Sch.;
möcht ich din bittern dot entphaen,
das were mim herze süsze,
als dir der smerzen geht durch hend und füsze.
Alsf. pass. 6718.
ein solchen klang der saal da gab,
das ich mich hab verwundert drab.
wann der trommeter anefieng,
der klang eim durch das herze gieng.
hohenz. hochz. 50.
daʒ sêle baʒ veile (wolfeiler) sint danne birn,
daʒ unbilde gêt mir in mîn hirn.
Renner 10911.
d)
auch die seele selber geht (wie die gedanken) z. b. sehnend nach oder mit dem ersehnten, z. b. mit der geliebten:
meine seele gieng mit dir,
und kommt nicht zurück.
Adelaide);
8, 54 (o dann wählte die seele falsch,
und doch würdig! das webt keiner der denker auf,
was vor irren sie damals ging (nach Fanny).
od. 1, 122 (an Cidli).
e)
in der seele gehn ahnungen u. ähnl.: es geht mir vor, praesagit animus mihi, es geht mir nichts guts vor. 3ᵈ, 869ᵃ.
27)
Auch sonst vielfach von bewegungen im herzen, ins herz, vom herzen.
a)
im herzen geht z. b. liebesleid:
mir gât eineʒ ime herzen,
dâ von lîde ich manegen smerzen.
minn. frühl. 85, 23.
b)
aus, von dem herzen geht (vgl. IV², 1215), was da verborgen lebt und sich äuszert, was aus der tiefe kommt, besonders von der wahrheit der empfindung:
was soll zu herzen gehen, das musz von herzen kommen in predigen. 1436; ach dasz ich thränen vergieszen könnte, die von herzen giengen! tageb. 2, 227;
Dorothea gelobt Hermann, da sie mit ihm geht:
selbst geberden (beim tanz), ein angebotner trunk:
anders von einer sorge, einem druck auf dem herzen: ach wan ich es numen (nur) einem menschen gesag, so würd (wird) mir dester lichter (leichter), so gat es mir ein wenig von dem herzen. bilg. 88ᵃ. und noch anders, an die zuschauer des passionsspiels a. e.:
haltet es im sinne fest. s. auch von kindern Rollenh. u. c.
eʒ gât mir vonme herzen, daʒ ich geweine.
minn. frühl. 9, 13;
wie trûrich sie wiefen (wehrufend klagten)!
wie trûrich iʒ ûʒ ir herzen gienc!
Rother 380;
sô gie von herzen gar swaʒ mîn munt wider si gesprach.
162, 21;
maneger frâget waʒ ich klage
unde giht des einen, daʒ eʒ iht von herzen gê.
13, 34;
gib, das nicht bet allein der mund,
hilf, das es geh von herzen grund.
bei 19;
wie alt ist nicht der wahn, wie alt und ungerecht,
als ob dir, weibliches geschlecht,
die liebe nicht von herzen gienge?
fab. 1748 1, 70 (die zärtliche frau);
von herzen ging mir jener wunsch.
Wall. tod 2, 6.
alles was ich gelernt und was ich von jung auf gewohnt bin,
was von herzen mir geht, ich will es dem alten erzeigen.
40, 318.
an worte statt sind liebliche geberden,
die zwar im takt, jedoch von herzen gehn.
die romant. poesie);
13, 227 (ich brings euch, junker — trinket frisch! es geht
aus einem becher und aus einem herzen.
Tell 2, 1.
das enlat uch usz dem herzen nit gehen.
Alsf. pass. 8075,
c)
an, in das herz, zu herzen:
d. h. ans leben, den lebenssitz, ze verhe gienc (Iw. 7234), dasz er schwach ward, vgl. durch mark und ferch unter 26, c;
was der mutter an das herz gehet, das gehet dem vater nur an die knie. spr. 31 Lat.; ich war damals ein junger mensch und liesz mir auch keine sorg über das knie, viel weniger an das herz gehen. 133, zu über das knie s. u. 13, d und zur vorstellung u. knie II, 1, f; gewiss nicht worte, es waren thaten die mir ans herz gingen. 2, 116. ins herz:
meistens mit zu (s. unter herz 4, f):
du must der andern geprechen und durft (not) dir zu herzen laszen gehen. bei Dietz 2, 44ᵇ;
wie denn ehre, tugend, glimpf und hoflichkeit mehr liebet und zu herzen gehet, dann wann eine mit lauter golde, sammet .. behengt were. Mathes. hochzeitpr. J 2ᵇ;
der heiden von dem gaste
eine wunden in ein bein enpfie,
diu im an daʒ herze gie.
Wigal. 195, 14,
dô der gast sîn ungemach (schlimme lage)
beidiu gehôrte unde gesach,
daʒ begund im an sîn herze gân.
Iwein 4509;
swer hât bescheidenheit (klugheit) sô vil,
daʒ er âventiure wil
gerne merken und verstân
und im lât in sîn herze gân.
ritter Staufenberg 4;
die red gieng ir gar suͤsze
in ires herzen grund.
volksl. 859.
und hern Gâweins swester kint,
diu mir ze herzen gênde sint.
Iwein 4906;
nu wol ûf, alle die ich hân (mannen),
lât iu mîn leit ze herzen gân!
Dietrichs flucht 1588 (heldenb. 2, 81ᵃ);
oberkeit, lasz dirs zu herzen gan!
3, 603ᵇ;
kinder sein lieb, kommen vom herzen,
gehn wider zu herzen mit schmerzen.
froschm. I, 2, 6, 92;
verschwiegne saiten, stimmt euch wieder ..
belebt mit tönen meine lieder ...
nur töne die vom herzen kommen,
nur töne die zum herzen gehn.
201.
d)
durch das herz geht sehnen, schreck, schmerz u. ähnl. (durch die seele 26, b): da sie aber das höreten, giengs inen durchs herze. ap. gesch. 2, 37; wir haben unsre liebe liebe Holk verloren. es ist mir recht durch das herz gegangen. br. 331 L.; auch es gieng mir wie ein stich durchs herz u. ä.: es ward der alten angst, und gieng ihr ein stich durch das herz. b. d. liebe 211ᵈ; jedes wort, das sie sprach, ging mir wie ein schwert durchs herz. 16, 107. s. aber auch angst geht mir unter augen 31, a.
e)
dazu es geht mir nahe, eigentlich ans herz u. ähnl.:
aber früh auch blosz mir, und selbst ohne dat.:
'das ganze herz ergreift' (d. h. des treuen selber), vergl. nâhe gênde swære, minne u. ä. mhd. wb. 2¹, 286ᵃ. 285ᵇ;
Lessings tod ist mir innig nahe gegangen. br. 303;
s. auch vom stich des speers, der dem gegner vil nâhe gie unter 14, a, d. h. nur äuszerlich, nahe an den leib, und vom sieger selber:
auch nahe angehn, eigentlich mit acc., doch auch mit dat. nach dem vor.: Cramer geht mir so nah an, als ich mir selbst. briefw. 247 Lapp.
mir gêt ze herzen ir klage
nâher denne ich ieman sage.
Iwein 1433;
sît si jehent, eʒ sî niht ein kinde spil,
dem ein wîp sô nâhen an sîn herze gê.
m. frühl. 138, 6.
nein, schœniu tohter, nein, lâ stân,
lâ dir diz niht sô nâhen gân.
Trist. 233, 40;
nû gît mir doch des bilde
dirre lewe wilde ..
daʒ rehtiu triuwe nâhen gât.
Iwein 4005,
denke nach, wie scharf es beisze? denke doch, wie nah es geh,
dasz ein sohn durch seinen vater zwischen furcht und unruh steh?
855;
wer in dem gestern heute sah,
dem geht das heute nicht allzu nah.
4, 337.
der tiuvel in ze hant bestêt,
ir ieglîchem er nâhe gêt ..
umbe schulde er in twinget.
warn. 1300).
1, 474 (28)
Dazu auch in sich gehn, eigentlich in sein herz; auch griech. εἰς ἑαυτὸν ἐλθεῖν, vergl. in sich kommen unter kommen 30, b, in sich kehren V, 421, diesz schon mhd., s. z. b. 25, a a. e., aber gewiss auch schon gên so. s. auch V, 546 sich erkennen für in sich gehn, sich kennen 2, 238ᵃ, sich erkennen 3, 606ᵇ. 4, 431ᵇ, sich bekennen 2, 193.
a)
in sein herz gehn:
ir seid so erschrocken uber diesem wort, so ir höret 'ich (Christus) werde nicht mehr bei euch sein', das ir nicht gedenket (nachdenket) noch in ewer herz gehet weiter darnach zu fragen, wo ich doch hingehe. 7, 180ᵇ, das herz als sitz des tiefsten denkens; wenn nu uber dich komet dis alles .. und in dein herz gehest .. 5 Mos. 30, 1; in einer ansprache der Neuberin an die Hamburger im theater:
dasz hie dem (der sünder dem teufel) moge widderstehen
und in sin selbes herze gehen.
Alsf. pass. 1143;
geht selbst in euer herz, das wird euch deutlich sagen,
warum ich euch so frei die (rügende) wahrheit vorgetragen.
gesch. d. d. schausp. 2, 47.
b)
in sich gehn: tabescit, geet in sich selbs, wirt glich (d. h. wie) erschlagen in im selbs. 3ᵃ, von zerknirschung; zuͦ dem letsten gieng er in sich selber und gewan rüwen und laid. Reich. chron. 123, 18; das reich gottes ist in uns, darumb gehe nun ein jeder in sich selbs und geb seinem unmuͤszigen auslaufen (s. 25, a a. e.) die schuld, wenn er von gott und seinem wort nicht weisz. de vanitate 120ᵇ;
ich erinnere mich .. dasz, wenn ich über einige vor jahren gestellete bücher, deren autor ein guter ehrlicher alter Teutscher, wiewol sonst ein schlichter mann gewesen, in mich gangen, ich mich fast mein selbst und unsrer zeit geschämet, wenn ich betrachtet, wie alles so deutlich, so nachdrücklich und dabei so rein und natürlich gestellet .. ermahnung an die Teutsche, weim. jahrb. 3, 104; das ist leider der einzige dinst und trost, so ich denen, so mir nahe und lieb sein, geben kan, sie in sich selber zu gehen machen und ihre eigene vernunft zu erwecken .. 3, 145; sie (die meisten menschen) wollen .. in zerstreuung gebracht werden, der strohm musz sie in der welt mit fortreiszen, damit sie nicht ruhig werden und zeit bekommen, in sich selbst zu gehen. mahler d. sitten 1, 224;
vergnüge dich an dir .. schau alle sachen an,
disz alles ist in dir! lasz deinen eitlen wahn,
und eh du förder gehst, so geh in dich zurücke.
wer sein selbst meister ist und sich beherrschen kann,
dem ist die weite welt und alles unterthan.
Lapp. 472 ('an sich');
576, dort suchte dich (Elisabeth) der schmeichler nicht. früh lernte,
vom eitlen weltgeräusche nicht zerstreut,
dein geist sich sammeln, denkend in sich gehn
und dieses lebens wahre güter schätzen.
M. Stuart 2, 3.
c)
dagegen aus sich heraus gehn, von einem der viel 'in sich lebt', verschlossen ist, zugeknöpft o. ä.: er geht schwer, geht nie aus sich heraus (vgl. auszer sich kommen V, 1669). anders nicht aus seinem charakter gehen, den kreis, den die angeborne art beschreibt, nicht überschreiten: rohe kriegsleute gehen wenigstens nicht aus ihrem charakter (d. h. wenn sie roh auftreten). 17, 260, wahlv. 2, 5. anders dän. gaa fra sig selv, wahnsinnig werden, vgl. auszer sich kommen.
29)
Auch dabei tritt aber das selbstgehen der dinge auf, wie in der sinnlichen welt (s. 12 ff.).
a)
wie z. b. die gedanken, der geist u. ä. (25, e), die seele (26, d), so gehen
α)
auch sorgen, wunsch, triebe, verlangen, zweck (absicht) u. ä. z. b. auf ein ziel (vgl. 24, k), darauf, wenn das ziel vorher oder nachher bezeichnet wird:
unserer natürlichen triebe, die auf die erhaltung des lebens, der gesundheit und anderer zeitlichen güter gehen. (1784) 5, 56; ein solches verlangen .. welches blosz auf die befriedigung unsrer sinne und unsrer einbildung geht. 4, 156; aller studien und wissenschaften zweck gehet dahin, dasz man erlerne was das nothwendigste ist. 418;
da der zweck ihrer (der gehirntafeln) organisationen auf empfindung, auf glückseligkeit eines geschöpfs geht. id. 1, 195, der zweck, eigentlich das auf den zweck (d. h. ziel, eigentlich nagel in der scheibe) gerichtete auge (und geschosz) des schützen, wie es bei Opitz gleich darauf heiszt: wer auf was anders sieht (eigentlich: visiert); in demselben bilde spricht man noch von absicht die auf etwas geht, d. h. eigentlich das zielen, das absehen (am korn des gewehrs, s. unter korn 7); vgl. 14, a. b von geschossen, hieben die auf einen gehn.
ich weisz noch wol die liebe zeit,
in der ich mich genug gefreut ...
mein sorgen gieng auf lust und scherz.
195;
so denket dasz der zweck des krieges einig gehet
auf eintracht und vertrag: krieg ist des friedens knecht.
Vesuv a. e.);
1, 52 (β)
auch geistig, überzeugung u. ä.: die (vom philos. gesuchte) überzeugung geht .. auf alles dasjenige, was wir als gut oder nicht gut auf unsern zustand beziehen. 4, 124, es ist ihr gesuchtes ziel (s. 24, i). dagegen: das geht gegen meine überzeugung, widerspricht ihr, s. 33, m.
γ)
in völliger abschwächung für 'sich beziehen auf': gesetze a priori, welche auf den verstand überhaupt gehen. 1, 335, vgl. darauf gehen eben die gesetze, hoc ipsum spectant, volunt 333ᵇ. aber das sich beziehen, mit dem die philosophie nun gern dem bewegungsbilde entrönne, enthält doch auch ein solches, vgl. im 16. jahrh.: also das sich die wort in der schrift aufs menschen gewissen ziehen, und nachher wohin sie zu ziehen sind. 4 (1556), 17ᵇ, ziehen, wie fäden.
b)
in anderem bilde, dem des weges oder ganges dáhin gehn, z. b.: mein streben, verlangen, wunsch gieng immer dahin, die gegensätze zu versöhnen; oder er muszte, wohín auch sein wunsch ging, der gesellschaft eine ganz neue gestalt geben. 19, 143 (lehrj. 5, 1), worauf er gerichtet war, was man unn vorzieht, das ziel ist dabei wieder deutlicher; s. auch unter d.
c)
auch ein vorschlag, antrag bei beratungen geht dáhin, 'meine meinung, mein rat geht dáhin', man möge u. s. w., was in dem alten hingehen nach zwei seiten beim abstimmen (s. 9, h) seinen sinnlichen ursprung hat; sagte man doch im 16. jh. auch noch ich gehe dahin für mein rat, meine meinung, z. b.: dahin geht auch Salomon 'förcht got und halt sein gebot, das ists alles'. spr. 2, 134ᵃ u. o. auch ein rat geht zu gute, hat das gute oder beste der beratenen zum ziel (vgl. doch auch unter 19, g):
auch ein beschlusz geht dáhin, nachdem vorher ein vorschlag durchgegangen ist; das letztere scheint mhd. folg. über gên, im Freiberger stadtr. § 14, von einer gewaltthat, zu deren schlichtung schiedsmänner bestellt werden: die gên (conj.) denne zusamene und râten wie si daʒ ebenen wollen. alse denne der rât ubergêt, waʒ si denne dâ setzen unde benennen (bestimmen), daʒ mûʒ vor sich gên. 3, 200, wie der beschlusz ausfällt, durchgeht.
horet auch, ir herren, minen raid,
der gar wole zu gude gaid,
ab er uch alle dunket gut.
Alsf. pass. 2467.
d)
noch deutlicher erscheint der wunsch (s. b) als selbstgehend, vom wünschenden gelöst und wie eigenwillig, d. h. mehr das gewünschte als das wünschen, fort gehen (vgl. u. 33, f):
hat keinen fortgang, wie es auch hiesz, jetzt geht nicht in erfüllung, früher auch gieng aus;
an, d. h. vorwärts, fort (von statten 33, h). ähnlich los:
d. h. gleichfalls wie das geschosz, gewehr (14, b a. e.) auf sein ziel.
aber mein wundsch geht doch nicht fort.
tr. Eck. H 1ᵃ (G 4ᵃ),
aber mein wunsch geht doch nicht an.
J 6ᵃ (1ᵇ),
denn was ich rieth, wolt und beschlosz,
das gieng in allen puncten los.
H 1ᵃ (G 4ᵇ),
e)
auch blosz gehen, glücken, z. b. ein anschlag (eigentlich des gewehrs): dieser anschlag nicht gehen wollte. 1, 264, eigentlich in gang kommen; vgl. das geht nicht 17, b a. e., auch noch das geht nicht an, d. h. eigentlich vorwärts, stöszt auf unüberwindliche hindernisse, aber: es wird schon gehen 36, h, κ (s. auch 33, k). auch zurück geht ein anschlag, plan, absicht: welcher (der wind) inen aber wider ihr hoffnung zuwider gewesen und also ihre anschlege zuruckgegangen. klost. 10, 1070 (von der span. armada), vergl. hinter sich gehn 34, d.
30)
Auch spruch, rede, klage, urtheil u. ä. gehn nicht nur aus dem munde (der feder) 20, c, vgl. unter c nachher, sondern auch für sich dann weiter wie wirkende kräfte o. ä., daher auch gericht, recht, strafe geht über einen u. ä.
a)
ein spruch u. ä. geht,
α)
er geht so und so: hie sehen wir .. das der spruch (bibelspruch) so stark gehet, das auch die erneeret und gekleidet werden, die keine sorge dafür haben. 4, 30ᵃ (1556 33ᵇ), so starke, nachdrückliche bedeutung
hat. auch blosz gehen: da gehet der spruch Salomo prov. 16, das im der mensch etwas fürschlecht (vorsetzt), aber gott fuͤret es hinaus. 4 (1556), 37ᵃ, d. h. hier tritt ein, tritt in wirkung, geltung. von letzterer auch: so füret gott seine werk (behält die leitung), das er uns im glauben behalte, leszt sein wort gewis gehen. 33ᵇ, dasz es nicht zu fall komme, nichtig werde, also das gerade gegentheil von dem gehen lassen 11, f.
β)
geht dahin, 'zielt' dahin, hat das im auge (vgl. 29, b): das ist die deutung (bedeutung) dieser historien, also, das es alles dahin gehet .. das man halte am reinen gottes wort. 4 (1556), 120ᵃ; die summa und inhalt alles sontagspredigen gehet dahin: mensch, es werde liecht in deinem herzen. 191; dahin ist des Pertinax scherz gegangen. pers. reis. 2, 3. mhd. auch mit dar, war, wohin:
dat is nîman mit spotte verstê,
he ne mirche, war duse rede gê.
Wernh. v. Nied. 30, 12.
γ)
auch auf, darauf (29, a):
also das der spruch eigentlich auf dén verstand (bedeutung, sinn) gehe, das der mensch geschaffen ist in das leibliche leben. 4, 16ᵇ (19ᵃ); das stücke gehet beide auf den man und das weib. bei Dietz 2, 45ᵇ. noch jetzt z. b. geht das auf mich, was sie da sagen? es wird ursprünglich dasselbe auf sein wie von geschossen (14, a). auch darauf hinaus gehn, jetzt beliebt (auch mit laufen): nun fing er an, schwatzte allerlei verkehrtes zeug, das darauf hinaus ging: ihr hättet ihn übereilt, er sei euch keine pflicht schuldig u. s. w. 8, 70. 42, 97. 305, das hinaus malt das ziel besser aus, auf das man doch warten musz.
diz bîspel ûf den menschen gât,
der keine witze ze êren hât.
ausg. s. 259);
144, 5 (2. unter euch ich zwar noch einen spür ...
'zwar, dise red die get auf mich'.
fastn. sp. 229, 17;
δ)
auch mit über: das gehet nu nicht allein über die, die in sünden sind, sondern auch über die gleubigen. 4 (1556), 34ᵇ; und gieng der spruch Mosi deut. 32 mit vollem schwank über sie, sie haben mich erzürnet .. so wil ich sie erzürnen. 8, 81ᵇ, d. h. traf ein bei ihnen, traf sie, wie ein richterspruch, s. folg. und das gehen α a. e.
b)
vor gericht geht über einen urtheil und clage (vgl. 20, d). ursprünglich doch auch mit auf, der beklagte heiszt im Ssp. der uffe den die clage gêt, nd. uppe den de klage gât I, 62, 9 (neben cleger). II, 9, 2 u. ö., der ûf den diu klage gêt Schwab. 78. 79, 2 (ursprünglich gewiss auch als angriff gedacht, wie ein geschosz), wie man ûf einen claget Ssp. II, 8, Schwab. 244; mit über, wie auch im Ssp. über einen clagen II, 4, 1 (vgl. urteil über und ûf unter c):
ebenso das urteil, mit ûf: jener, uffe den daʒ urteil gât. Ssp. II, 12, 7; mit über: dasz der arme gute mann .. durch e. k. f. g. befehl eines urtheils und hülfe, so über ihn gangen ist, merklich beschädigt .. ist. br. 3, 95. auch über die klage, als entscheidung: wollens (das fendlin, fähnlein) auf dissmal nicht mehr fliegen lassen, bisz uber solche klage ein urtheil gehe. kriegsordn. 64.
gesell, antwort und dich versprich,
ein grosze klag get uber dich.
fastn. sp. 156, 13;
gar pald verantwort hie die clag,
die über dich geet von uns allen.
784, 7.
c)
auch das (oder die) urteil get schlechthin, ergeht heiszt das jetzt, wird ausgesprochen, daher es gen hören (vergl. gên vom wortlaut 20, d):
mit seiner wirkung aber gêt es auch an die êre u. ä.: schephenbâre lûte mûʒen wol urteil vinden uber ieclichen man, eʒ enmûʒ aber ûf sie nieman urteil vinden, daʒ an ir lîb oder an ir êre oder an ir erbe gât, he insî in ebenburtig. Ssp. II, 12, 2, d. h. in der ausführung. ähnlich Theophilus, da er seine seele dem Satanas verschreibt:
s. auch eʒ gêt ze hûte und ze hâre 36, f, β.
darnach fuͤrt man in für gericht
und seiner knecht wol zwen ..
si hörten die urtail (sg.) gen ..
volksl. 351.
dat ik dy einen breif sal schriven,
dei my an myne sele geit.
Theoph. 646 (332) Hoffm.
d)
daher auch das gericht oder recht geht über .., der rechtsspruch als spruch und in der ausführung: nu vernemet umb ungerichte (rechtsbruch), wilch gerichte dar uber gê. den dieb sal man hengen u. s. w. Ssp. II, 13, 1, auch ergên, von der ausführung: swilch richter ungerichte nicht enrichtet, der ist des selben gerichtes schuldic, daʒ uber jenen solde ergên.
13, 8. nhd.: es wird gar ein scharf gericht gehen uber die oberhern. weish. Sal. 6, 6;
man .. leszet kreidenrecht (s. d.) über sie gehen. hochzeitpr. 68ᵇ. auch gerihte als gerichtsbarkeit: swelich pfaffenfürste sô getân gerihte hât, daʒ über menschenbluot gêt. Schwabensp. 95, 4; vergl. gebot, reht gêt über .. 19, i.
leszt uber in gehn stracks das recht,
da wird keimand gefreiet von,
es sei bawr oder eddelman.
trag. v. Joh. P 2ᵇ;
e)
auch strafe, rache u. ä. geht über einen:
es wird eine strafe uber euch gehen. Hos. 5, 1; der zorn gottes u. ä. als strafe:
gleich wie mein zorn und grim uber die einwoner zu Jerusalem gegangen ist, so sol er auch uber euch gehen. Jer. 42, 18; dein grim gehet uber mich. ps. 88, 17; vergl. von unglück 35, e, auch es geht über 36, c, δ. f, ε. auch der mann selber geht in strafe 5, d a. e.
disiu zuht und dirre gerich
gienge billîcher über mich.
Iwein 1678;
uber die burc gie der gotes slac.
ged. 17, 22;
f)
wie das ursprünglich als ein selbstgehen gedacht war, zeigt z. b. deutlich vom gerihte: nu vernemet umbe ungerihte, welh gerihte dar nâch gange. den diup sol man henken u. s. w. Schwabensp. 148, 1 G., d. h. wie in einer bewegten reihe (vgl. u. 7, e, s. auch 35, a), jetzt: welche strafe es nach sich ziehe, worin der ursächliche zusammenhang deutlicher ist, doch in demselben bilde. ähnlich in der natur, von innerer notwendigkeit des zusammenhanges:
in der capucinerpredigt in Wallensteins lager würde es für hinter dem U kommt gleich das W noch im 16. jahrh. lieber geheiszen haben nach dem U geht das W (nach dem S folgt das T Abr. a S. Cl.). s. auch folg.
waʒ meine ich danne mit der fruht,
diu nâch getihtes (der dichtkunst) blüete gât?
Parton. 61.
31)
Auch freude, trauer, liebe, mut, angst u. ähnl. gehen, kommen an uns, wie selbstwillige gewalten und gestalten.
a)
mhd. z. b.:
kommt gleichsam hinter ihnen geschritten, wie unter f vorhin gerihte nâch dem ungerihte; vgl. noch nhd.: darnach kommet forcht ... und denn gat hernach frävel oder geherz (kecker mut). par. d. seel. 204 bei 501, 'kommt hinterdrein'; wie wir noch sehen, wenn es dahin kompt, das einer verurteilt wird zum tode, gehet einem solche angst unter die augen (s. 35, f), das er nicht weisz ob er man oder weib sei. 4, 27ᵇ (24ᵃ), wo es freilich auch bedeuten kann: tritt ihm ins gesicht, für die andern sichtbar, aber doch auch von auszen kommend gedacht, wie in mhd. zuo, an gên, z. b.:
s. auch unter 7, e êre die vor dem guote gât, schœne nâch der liebe u. ä. (in andrer anwendung). das bild ist noch ganz deutlich im 16. jh.:
vergl. die schöne dänische redensart lykken gaaer ham med, das glück geht mit ihm (vgl. einem mite gân mhd.).
nâch vröuden (vröude?) dicke trûren gât,
manec trûren vrœlich ende hât.
117, 16,
alrêrst gêt mir angest zuo.
Iwein 5983;
sô mich der minnende unsin (rasende liebe) ane gêt.
minn. frühl. 117, 33.
der faulkeit thut armut nach gan
stark wie ein gewapneter man.
K.).
1, 332ᵃ (3, 492 b)
das ist von neuern dichtern wieder gebraucht, als sog. personification, während es vordem gar nicht blosz dichterisch war, z. b.:
Hagedorn und Giseke .. gingen neben einander (bei einer art vision im Thüringer walde). zwischen ihnen ging die männliche freude. bei Kl. Schmidt, Kl. u. s. freunde 1, 74. auch die trauer, von verstorbenen geliebten heiszt es:
d. h. fortgehn (s. 5, a); das ist doch auch noch dem gebrauch des lebens gemäsz, denn jedermann sagt, ohne dichten zu wollen, der trauer, dem ärger den laufpass geben u. ä.
über, unter, ümm und neben,
vor und hinter uns ist lust ..
wo wir liegen, wo wir stehn,
sehn wir freude mit uns gehn.
Lapp. 345).
426 (ist ihnen wohl: wer kan als ich sie stören?
im fall sie noch mich weinen sehn!
ha! kan mein dulden ihre ruhe mehren:
so soll die trauer gehn!
3, 211,
c)
liebe: aus voller rechter liebe, wie die rechte gottesliebe ist und gehet. vorher gelten, vgl. 19, c, γ); wo bliebe denn (dann) glauben und liebe? sollen sie (etwa) hernach komen (als folge)? warumb sollen sie nicht voran gehen? 3, 36ᵇ; liebe gehet umb. Petr. 82ᵃ, d. h. im kreise, herüber und hinüber, ist gegenseitig, alles zugleich nach 32 (s. werk der liebe u. b dort). in einem hochzeitgedichte:
6, 57ᵃ; bei den andern, die den glauben nicht anfechten, sol liebe und gedult gehen. 3, 266ᵇ (lieben hat nur gott gemacht,
liebe kommt von ihm gegangen.
Parn. 574.
d)
im lande aber geht hungersnot, der hunger, mhd.:
wie lat. grassatur, schreitet hin und her, vgl. sp. 2380 hungernôt gieng umme alle dûsche rîche; so noch im 16. jh. hergehen, z. b. vom kriege, einherschreiten:
auch noch jetzt: eine seuche geht um (einem gespenst ähnlich), die blattern gehn um. auch ein geist, gespenst geht um u. ähnl. (vgl. es geht irre 36, b, δ):
vgl. auch gerücht das geht, umgeht 19, h.
der hunger gie überal.
Diut. 3, 101 (gr. 3, 782),
daraus die kinder (schüler) lernen sollen,
wie krieg durch gut und blut hergehe.
Froschmeus. 2, 120 Göd.
es geht ein finstrer geist durch unser haus.
Piccol. 3, 9.
e)
noch anders: nâch demôl daʒ (sintemal) hŷ sechsisch recht gêt (im lande), sô bitte ich ... blume v. Magd. s. 76, es erinnert zugleich an gehen für gelten 19, c, γ, vergl. von recht und ordnung unter 32, c. ähnlich auch: Christus reich ist ein geistlich reich, gehet hie auf erden und ist doch nicht irdisch. 3, 424ᵃ.
f)
wieder anders das recht geht seinen gang (s. gang II, 2, c, α), wie ähnlich die wissenschaft (s. das. β); mhd.: gerichte und recht mûste gê. 20, 28, deutlicher vür sich gên 34, b, ungehinderten fortgang haben. auch innerhalb der wissenschaft u. ä.: schon in der ersten christlichen kirche war aus der neuplatonischen philosophie in mehrere secten mystik gegangen. id. 4, 324.
32)
Auch das was wir thun und treiben, wird manigfach selbst als gehend oder als selbstgehend bezeichnet; vergl. u. 24 gehen vom handelnden menschen selber, z. b. sicher gehen. vgl. auch gang III, 2, a.
a)
unser thun z. b.: weil sein thun im glauben und gehorsam gottes gehet. 8, 318ᵇ; nun ists gut, ich bin zufrieden, und mein thun geht wieder aus dem ganzen. 42, 297; mein inneres leben geht unverrücklich seinen gang. an frau v. Stein 1, 215;
als bahn, laufbahn gedacht (vgl. 23 lebensweg): es sind bedenkliche zeiten .. unsere bahn geht zu ende. 8, 134 (Götz 4. act am ende), welches zu ende gehen übrigens die ausgedehnteste verwendung hat, als gegensatz zu angehen, z. b. ebenso gut ein spiel, theaterstück, ein buch, eine arbeit geht zu ende (wie an), wie eine nacht, ein jahr, das leben selber, ebenso gut vorräte (19, d) wie einnahmen, leiden und freuden u. s. w., alles wie einen bestimmten weg durchlaufend gedacht. wie bei unserm thun und treiben wir auch von diesem selbst abhängig sind, zeigt z. b.: o madame! unser eins (die postmeisterin) hat so wenig zeit zu weinen als leider zu beten. das geht sonntage und werkeltage. 10, 132 (Stella 1), und den trefflichen spruch im 17. jahrh.: wenn der handel (s. 33, f) nicht wil gehn, wie du wilt, so gehe du wie er wil. flor. 1, 91, vergl. vorher man musz oft ein ander geig nehmen und spielen wie die geig wil. dagegen lehrt das sprichwort auch: wie mans treibt, so gehts, s. 33, b, γ.
'wie weit soll das noch gehn!
du fällst gar oft ins abstruse,
wir können dich nicht verstehn'.
werke 3, 266.
b)
im 16. jh. das werk geht so und so oder geht überhaupt, d. h. was wir thun, treiben, betreiben (vgl. unter c): zum vierten sollen nu gehen die werk der liebe gegen dem nehesten, mit sanftmut. 3, 37ᵃ, gegen, auf ihn gerichtet. vgl. die guten werk sollen nu gehen gegen dem nähesten br. 2, 343; ein gut werk, das gottes namen zu ehren geschicht und in seinem willen und dienst gehet. schr. 3, 267ᵇ; was das beste an einem werk ist, nemlich das es gehet in gottes geist, nicht angesehen wie lang, grosz oder schweer es ist oder wer es gethan hat. 4 (1556), 121ᵃ; gleich wie der bapst nicht darnach fragt, wo glaube oder liebe bleibe (vgl. unter 31, c), wenn nur die werk seines gehorsams und gesetzes gehen.
3, 36ᵇ; wie oft geschichts (nicht), das eim dinge ein böser name bleibet, wenn das böse weg ist? .. und schadet nichts, weil (so lange) herz, mut und alle werk anders gehen denn der name lautet. 3, 52ᵇ; das man die werk und stende, so in der welt gehen müssen und von gott geordnet sind, für unrein gehalten hat. 5, 357ᵃ. auch im werk gehen: das ist nu der artikel, der da imerdar im werk gehen und bleiben musz. 4, 413ᵃ; vgl. im schwange gehn 33, g.
c)
so von bestimmten werken, wie gottesdienst, predigt, lehre, auch recht und ordnung u. a.: fein were es, wo in einer iglichen herrschaft der gottesdienst auf einerlei weise gienge. 3, 277ᵇ; das die predigt und sacrament recht gehen und getrieben werden. 5, 421ᵃ, wo das treiben die vorstellung deutlich macht (s. unter d); der gottesdienst, der itzt allenthalben gehet, hat ein christliche feine ankunft, gleichwie auch das predigampt. 2, 257ᵇ; der zeitlich fried .. ist eigentlich eine frucht des rechten predigampts. denn wo dasselbige gehet, bleibt der krieg, hadder und blutvergieszen wol nach (vgl. unter e), wo es aber nicht recht gehet, da ists auch nicht wunder das da krieg sei. 5, 176ᵃ; weil aber wir die gnade haben, das die lere recht bei uns gehet. 6, 297ᵃ; darumb gehöret hieher, was von den sacramenten zu predigen ist, und summa das ganze evangelium und alle empter der christenheit, welchs auch not ist das('s) on unterlas gehe. 4, 413ᵃ; wenn das evangelium nicht gehet, so ist der teufel in der welt. 3, 430ᵃ; wie es denn pflegt zu gehen in stedten und lendern, da kein recht noch ordnung gehet. 3, 230ᵃ, gehalten wird; dem folgen auch .. der grosze haufe der welt, da auch keine göttliche liebe, sondern eitel rauben und stelen gehet. 6, 47ᵃ.
d)
allerdings musz sich da wol gehen als umgehen im lande, wie unter 31, d. e einmischen, z. b. bei recht und ordnung; aber dasz es Luther auch wirklich als thun oder üben (genauer: geübt werden), auch bewusztes, auffaszte, zeigt schon das 'gehen und getrieben werden' 5, 421ᵃ (s. u. e), auch folg.: also thut er (gott) hie auch .. so lesset im (Abraham) gott in einem frembden lande das weib auch nemen .. also gehen alle gottes werk, er gibt uns die sterkesten verheiszung, so meinen wir denn, es sol gehen wie wir denken, aber so spricht er, ich wils uber dein denken und vernunft machen. 4, 122ᵃ (113ᵃ), gottes werke gehen, er verfährt so, wie vorher persönlich und mit es ebenso: so schlieszen wir nu aus dieser historien, das wir uns fürsehen sollen .. das niemands in einigem stand oder wesen (lebensstellung) gehe, er wisse denn das gottes wille ist. das.; im ehelichen stande sol es auch also gehen. wer da fület das er nicht jungfraw kan sein, der hat seinen beruf (zuruf gottes) das er ehelich werde. das., 'soll es ebenso gehalten werden', soll man es ebenso halten; also das nicht allein Adam befohlen ist kinder zu zeugen, sondern auch bei gott für gut angesehen, das es im wolgefellet und noch immer so gehen musz. 17ᵃ, in übung bleiben soll.
e)
wie aber das gehen deutlicher vorgestellt, eigentlich gemeint war, zeigt hergehen in gleichem sinn: was nu dergleichen ist (wie jenes ehelich werden vorhin), das sind eitel (lauter, alles) werk, die sicher hergehen auf gottes wort. 4 (1556), 122ᵃ, einhergehn wie auf sicherm pfade. das bild vervollständigt sich unter c aus 5, 176ᵃ in dem krieg, hadder u. s. w., die, wo das predigampt gehet, 'nach bleiben', d. h. sie bleiben vor ihm zurück, werden von ihm überholt, kommen ins hintertreffen o. ä. nach dem 'gehen und getrieben werden' aber ist ursprünglich an vieh gedacht (oder pflug, wagen), wie in wie mans treibt, so gehts, s. 33, b, γ. s. auch im schwang gehn 33, g.
33)
Das selbstgehen der dinge, die wir betreiben, tritt in manchen fällen besonders deutlich hervor.
a)
die arbeit, z. b. in einer spinnfabrik (vgl. werk geht 32, b): nun war man schon bekannter geworden (die besucher mit den spinnerinnen), die arbeit jedoch ging ihren gang. 23, 54, auch neben oder über dem verkehr fort; briefgarnspinnen geht nämlich langsamer als spinnen am rade. 55; ein jeder sorgte nun für seine sachen, sie abzupacken .. bei dem éinen lichte ging alles sehr langsam. 18, 256; das lernen geht rasch, wenn mans nur richtig betreibt, angreift u. ä., auch gieng nun rasch vorwärts (kam zum ziele u. a.);
die arbeit geht auch von der hand, flink, frisch (s. IV², 354), schon im 16. jahrh.: und hat freude und ein senlich gefallen an solcher jungfrauen zucht und ehrerbietigkeit, zumal weil
ir die arbeit von der hand gieng. Mathesius hochz. J 2ᵇ, wie gleichsam selbstwillig, vergl. mit 'will':
es klebt ihm gleichsam in der hand, womit er zu thun hat.
schüler. kann euch nicht eben ganz verstehen.
Mephist. das wird nächstens schon besser gehen.
12, 96;
wil dir denn nichts gehn aus der hend?
III, 1, 237ᵈ,
b)
das alte gân bietet da eine lehrreiche betrachtung.
α)
mhd. hiesz es von allem, was einer betreibt oder wie er lebt, mîn dinc (vergl. f) gât so und so, z. b. wol, auch ebene, gut, gedeihlich, 'glatt' vorwärts (wie schiffe, rosse u. ä. ebene gânt):
auch allgemeiner eʒ gât mir ebene (s. 36, g), eig. mîn dinc:
manec man vil vriunde hât,
die wîl sîn dinc im ebene gât.
96, 6;
sô mir mîn dinc niht ebene gât, swar ich kêre in dem lande,
sô denke ich sâ gein Nüerenberc, wie sanfte mir dâ wære.
MSH. 2, 93ᵇ.
und sol (man) dâ von niht gar verzagen,
gât eʒ im under wîln niht eben.
6, 496.
β)
eigentlich steht aber dahinter der pflug, der in derselben wendung und bedeutung im gange war, wie in anderen entsprechenden wendungen (s. Reinh. fuchs s. 104, mhd. wb. 2¹, 512ᵇ, vergl. unter 34, a), ursprünglich beim bauer:
das bild und sein sinn vervollständigt sich trefflich durch krumme furchen machen bildlich, schlecht in der wirtschaft gedeihen mit einer schlechten frau 32, 24 (s. V, 2448), es hiesz gewiss auch mir gât der pfluoc krumbes, ich gedeihe nicht. man sagte aber auch den pfluoc trîben (auch den wagen), d. h. eigentlich die zugthiere:
ein gebûre vile rîche,
der saʒ gemelîche (hauste fröhlich, glücklich) ..
vil harte ebene gienc sîn pfluoc.
fuchs Reinhart 18;
im (dem bûman) gêt sîn pfluoc harte wol,
sîn hof ist alles râtes vol u. s. w.
arm. Heinr. 779 (var. eben unde wol).
den plôg kanst du wol drîven.
volksl. 447 (wol, nicht krumm);
dô wart dâ manich starc wagen
zû getriben al geladen.
En. 188, 17.
γ)
daher denn noch wie mans treibt (d. h. sein ding), so gehts, im 16. jh. auch deutlicher: treibs, so gehts. spr. 1, 22ᵇ. 12ᵃ, vergl. noch dens. u. 36, h, α, auch: wann ein ding gehet wie es gehen soll, so darf es niemand treiben, 1436; man treibt ein pferd, so lang es gehn kan. das.; was man nur mit gewalt vom platze bringt, geht leicht zu weit, wenns einmal geht. sond. 2, 50, wobei der bauer gewiss noch an zugthiere und wagen gedacht hat; vgl. nd.: dat geit nich an (vorwärts), wenn alle sträng rite (reiszen). preusz. spr. 1, 84. noch jetzt haben diesz gehn und treiben nahe beziehung und vertreten sich, z. b.: das geht oder du gehst zu weit (24, h) und du treibst es zu weit; da geht es arg her, und da treibt mans arg. und so je mehr, je weiter rückwärts, s. z. b. 32, c bei Luther predigt und sacrament, die recht gehen und getrieben werden; solch ding (misbrauch der geistlichen stifte) solten bapst, bischof, doctores besehen und beschreiben, so seint sie, die es am meisten treiben, laszens immer einher gahn, was nur gelt bringt. an den adel K 1ᵃ; vergl. auch mhd. für sich gên und für sich trîben unter 34, a und für das umbe gân im kampfe 7, d einen oder eʒ umbe trîben:
übrigens schoben sich auch andere bilder unter, z. b. von dem glücksrade, der glücksscheibe (vgl. u. 21, a, s. myth. 826):
aber wie da mit enzelt zugleich der gedanke an das ross herantritt, so in schîbe zugleich der an das wagenrad, denn es heiszt z. b. auch: up vier schîvin lîf der wagin Wernh. v. Nied. 52, 20. 51, 26. daher auch daʒ gelücke schîbet, auf rädern oder als rad auf einer bahn gehend gedacht, wie die schîbe selbst auch:
machte das christenthum im lande einen groszen fortschritt.
er begunde si umbe trîben al ûf der heide wît.
Alph. 268, 3;
ich trîbe eʒ mit im umbe.
65, 1.
trîp dîne schîben, sô si gât.
Amur 2012;
dem sîn schîbe als ebene gie.
68, 19;
daʒ ze wunsche gât sô wol mîn schîbe.
13, 39;
swem sîn gelück begunte schîben
alsô daʒ eʒ gieng ûf sælden ban.
lieders. 1, 157;
sus gie vür sich (s. 34) mit toufe der kristen schîbe.
Lohengr. 7546,
c)
noch jetzt ist uns das bild nur leicht verhüllt, nur dasz uns dabei eine unbestimmte gestalt vorschwebt: disz handwerk
geht nicht mehr, abjectum 'jacet' 1, 330ᵇ; ein geschäft geht gut, ist im besten gange, auch geht flott oder flau, lahm u. a., auch stockt, steht still oder lieber liegt darnieder, mhd. ist gelegen, d. h. eigentlich hat sich (erschöpft) hingelegt, ist zu fall gekommen, z. b. nachdem Helmbrecht und seine raubgesellen endlich beseitigt sind:
fuhren gehen stark, der straszenverkehr der fuhrleute (die wagenvart mhd.): da .. seit einem jahre an keine wegbesserung zu denken gewesen ist und überdiesz die holzfuhren stark gehen .. 15, 35. auch der verkehr selbst, verkauf, vertrieb u. ä. (vgl. von der waare selbst 19, b): der vertrieb dieser waare ging auszerordentlich stark. 24, 246. werbungen, das werbegeschäft: um eben diese zeit war der siebenjährige krieg ausgebrochen, und die werbungen giengen stark. IV, 81, 18. auch von staatsgeschäften: der schlendrian der geschäfte geht ordentlich. an Knebel nr. 37, ist in regelmäszigem gange, fortgange; die angelegenheiten unsers kleinen staates gehen so sachte vor sich hin. ders. b. Beaulieu-Marc., Anna Am. u. s. w. 215 (vgl. 34, a). auch daneben gehen, wie parallel (vgl. u. 18, l): demungeachtet kann daneben das ruhige geschäft gehen, welches wir jetzt miteinander machen. v. handschr. 3, 17, auch deutlicher daneben her gehen, z. b. ein neues unternehmen neben einem älteren. im 17. jh.: der handel gehet nicht, il traffico non corre. 519ᵇ; auch die einkommen gehen nicht, le rendite non corrono das., zugleich zu 19, g.
ûf den strâʒn und ûf den wegen
was diu wagenvart gelegen.
die varent alle nu mit fride ..
Helmbr. 1920.
d)
auch im einzelnen von bestimmten angelegenheiten, fragen u. ä. im geschäftsleben, die ihren eignen weg gehen müssen (s. δ).
α)
ein bericht, gesuch u. a. geht ein, bei einer behörde (vgl. unter 12, d), die sache geht weiter, bis ans ministerium; eine streitsache geht an ein höheres gericht, geht durch alle instanzen; ein gesetzentwurf im reichstag geht an die ausschüsse u. s. w., das selbstgehen ist eigentlich wie bei der sichel u. ä. 12, d, d. h. die sache und ihr weg bleiben dieselben, die hände durch welche sie geht, wechseln oder sind gleichgültig; zugleich ist das gehen wieder ein sichtbares, wie beim buche u. ä. 19, a, vergl. im 16. jahrh. von briefen, eingängen in der canzlei: (der canzler) lesset gehn was nicht ist schwer (wichtig) u. 11, e; s. auch 19, a a. e; es geht alles durch seine hände; alle verrichtungen gehen (passano) durch seine hand. 519ᵃ.
β)
aber auch mit verschweigen der hand, vom menschen selber: ich hatte dabei niemals unmittelbaren auftrag, sondern alles ging durch ein gutes weib, welche .. 21, 24 (wanderj. 1, 2), und so schon im 16. jahrh.: weil alles durch den grand thresorier geen musz (um zur königin zu gelangen), ist nit ein geringer feel begangen worden, das ihme in specie hierunder kein schreiben zukommen. 68 von seiner sendung in London.
γ)
das gehn von geschäften übrigens schon in mhd. zeit, auch mit an: swâ man bischofe ... nicht enkûset binnen sechs wochen, dâ die lênunge an den keiser gêt ... Sachsensp. III, 59, 2 (vgl. zu lehen gehen 19, f). davon dann angehen, das geht mich nicht an, ist nicht meine sache, nicht meines amtes, es wird aus der canzlei stammen, wie so manches. s. auch persönlich an die regierung gehen 24, l.
δ)
man hiesz oder liesz etwas auch seinen weg gehen, was einen nicht angeht: obs Adam nicht also (ebenso) zugericht hat wie wir, das gehe seinen weg. 4 (1556), 16ᵇ; warumb aber Moses eben (gerade) also redet, das gehe seinen weg, er hat seine eigene mysteria. 18ᵇ, lasse ich an mir vorüber gehn ('fahren'), lasse ich 'dahin gestellt' (eigentlich sein).
e)
übrigens von allem, was wir betreiben, das zugleich halb oder mehr selbstwillig geht: es ging alles im hause nach des vaters kopfe. 1, 540. auch z. b. eine schlacht, von deren gang die rede ist:
vergl. mhd. der strît stêt, 'kommt zum stehen':
vergl. unter kummer III, 1, d. die schlacht als tanz (vergl. unter 20, a):
auch ein spiel geht seinen eignen gang (wie im spiel z. b. das knötchen 16, h), dem die spielenden folgen müssen, geht an,
geht weiter, geht ums ganze (s. 36, f, δ) u. a., vergl. vor sich gehen von einem schauspiel 34, b. ein schauspiel, eine oper geht über die bühne, geht in scene.
die schlacht geht frisch, die schwerter stehn im saft.
Ernst v. Schw. 132,
der strît wart ob dem künege stên
und beidenthalp an kumber gên.
Mai 121, 17 (hs. stênt, gênt),
der tanz ging ihnen zu mächtig
auf Kolbergs grüner au.
ged. 218.
f)
zusammenfassend die dinge, sachen (vgl. mhd. b, α) gehen glücklich, gut, nach wunsch, krumm, schief u. a.:
wann im die sach umbeschlecht und nit, wie er verhoft hat, über eck geet. weltb. 38ᵃ, deutlich vom wagen beim wenden an einer schwierigen stelle, ecke; wer weisz, warumb unser sachen so krumm gehen, vielleicht gehen unser ampt (unser treiben) für gott .. auch krumm (diesz zu 32, c). br. 5, 254, vgl. mhd. krumbes gên u. b, γ, deutlich mit vorstellung eines krummen weges, der vom ziel ab in die irre führt, noch jetzt z. b.: die frauen .. begehrten alles zu regieren, und wenn etwas krumm gehe, so sollten es die männer gerade machen. 2, 357. auch die sache gieng schief, wie ein wagen, der vom wege kommt:
auch einfach schlecht gehen, schlimm (eigentlich schief), älter übel, als gegensatz zu wol gehen (mhd. b, α, vgl.slehtes gleich ebene unter b, γ):
die dinge gehen lassen wie sie (selber) gehen, s. 11, d, auch wie sie wollen (vgl. u. 16, i. 17, a), auf die lenkung oder das 'eingreifen' verzichten (vergl. den rat bei 32, a a. e.); mhd. z. b.: (der sterbende) der denne alliu weltelîchen dinch lât gân als si gânt. pr. 1, 25. auch alles geht gut, nach wunsch, z. b.:
Amalia ist ein spiel meines willens .. kurz! alles geht nach wunsch. II, 289, 25.
ein mann, dem guͦt und ehr zufleuszt ..
und all sein sach im glücklich geht.
eins freiharts pred. Frankf. 1563 L 8ᵇ;
das henkersding geht schief!
7, 94.
wo diese sach ist falsch, die etwa übel gieng,
ist Christus sache falsch, die ihn ans creuze hing.
1, 4, 25 (die gute sache).
sus alliʒ daʒ si griffin an
mit urloige hî und dort,
daʒ gîng in wol nâch wunsche vort.
vgl. 29, b );
120ᵃ (darnach im alles das glucklich gieng,
was er (könig Sigmund) uf aller erd anfieng.
1, 237ᵃ;
g)
vom ungestörten gange hiesz es besonders im schwange gehen (auch sein), womit die sache recht sinnlich ihre eigene bewegung erhält (vgl. ein werk in gang und schwang bringen 3, 541), von gutem und bösem: das er (gott) die creaturen in irem schwang und orden liesze gehen, wie er sie gemacht hatte. 4 (1556), 15ᵇ; unter so viel patriarchen gottes wort im schwang gieng. bei Dietz 2, 44ᵇ; wenn das freie evangelisch leihen im schwank gienge (im geschäftsleben). 2, 45ᵃ;
wir haben blutbad, die empörung ist im schwange gegangen. 5, 421; vgl. unter schwang. eigen zu zotten, zoten gehen: die gelübde, die itzt zu zoten gehen, haben gemeiniglich drei feil. 4, 157ᵃ (168ᵇ), von den klostergelübden; das ... des unfletigen, wüsten unördigen wesens weniger würde, so itzt allenthalben zu zotten gehet. 401ᵇ.
die tugend geht im schwange,
weil (so lange) sie der friede schützt.
967;
h)
einfacher von statten gehen, eigentlich vom flecke kommen, wie ein wagen (auch für sich gehen 34, a): man sol nit gleich abstehn, wann nit des ersten rucks ein ding nach unserm willen von stat wil gehn .. felt der karr ein mal umb, heb in wider auf .. wer weisz an welchem ort das glück lig, oder wann sein zeit sei, das da geh was sich lang hat gesperrt. spr. 1, 22ᵇ, das ruck und sich sperren zeigt deutlich das bild des wagens (s. 36, h, α); gehet im dazu von statten, was er fürnimpt. 8, 318ᵇ;
von Gustav Adolfs siegreichem kriegszuge; ich zeige dir solches an, dasz du deinen willen darein gebest (zu der hochzeit), auf dasz es tapfer und glückselig von statt gange. b. d. liebe 202ᵈ. s. auch 29, d ein rat, beschlusz geht los, ein wunsch geht fort, in erfüllung.
der handel thut von statten gahn,
wie zeitung ist einkommen!
2, 389,
i)
von verwirrung und untergang dagegen durch einander (vgl. u. 16, c), zu grunde gehn u. ä.:
höchstens gabst du einmal den fünften act, wo alles recht bunt durch einander ging und die leute sich erstachen. 18, 49;
im 15. jahrh. in deutlicherem, kühnem bilde, von allgemeiner verwirrung:
alles drunter und drüber, wie bei einer bauernprügelei alls get zu haufen u. 16, c: wie leicht konnte das ansteckend werden und alles drunter und drüber gehn. 30, 113 (camp. in Fr. 4. oct.), vom plündern einiger soldaten im quartier, das bald verhindert wird (vergl. u. es geht 36, d). vom untergang, der mit dem niedergang beginnt, heiszt es zu grunde gehen, früher auch zu boden gehen, s. u. 16, d in eigentlicher und bildlicher bedeutung, auch zu sumpfe: wenn man dise ding (kirche, schule), recht und gericht) nimmer achten will, so zeucht gott hand abe, und musz alles zu sumpf gehen. Sar. 90ᵇ. vgl. auch zu scheitern gehn u. ä. 16, f.
wir bedürfen des helden werd,
als wol ietzo die sachen stan
und in der welt durch einander gan.
Teuerdank a. e.;
da (in der verlassenheit) verliert sich die gedult, da vergiszt man sich und alles,
läszt es durch einander gehn, strauchelt oft aus furcht des falles.
schr. an seinen vater);
862 (mag alles durch einander gehn,
doch nur zu hause bleibts beim alten.
12, 51.
wann das der stett (reichsstädte) gewalt uf gee,
ich forcht, es tett dem adel wee (schweren schaden) ..
der Necker, Tounow und die Blaw
die würden durchainander gon.
Mörin 4185.
k)
bemerkenswert mit einem nachfolgenden inf.: dasz e. k. f. g. wol selbs sich werden wissen zu schicken in die sachen, so itzt gehen auszurichten. br. 3, 334, im gange sind und ein eingreifendes richten fordern, auszurichten sind. nahe liegt der deckel geht nicht zuzumachen u. ä. 17, b, aber dort mit dem begriff der notwendigkeit, hier der möglichkeit.
l)
auch das blosze gehn so von möglichkeit, thunlichkeit, d. h. die dinge wie selbstwillig behandelt (s. schon 17, b. c), z. b.:
man äfft (mit dem ackerbau) die natur nach, die ihre samen überall ausstreut, und will nun auf diesem besondern feld diese besondre frucht hervorbringen. das geht nun nicht so, das unkraut wächst mächtig u. s. w. 16, 205 (br. aus d. Schw.); wenn ich nicht alle stärke .. auf ein object würfe und das zu packen und zu tragen suchte, so viel mir möglich, und was nicht geht, schleppe ich. an Salzmann 28. nov. 1771 (d. j. G. 1, 301), von seinem arbeiten am Götz, was widerstrebt, schwierigkeiten macht; jetzt also oder nie wirds gehen. an Klopstock in dessen briefw. 405 Lapp.; was nicht bei tage geht, das geht bei nacht .. ich war denn also alle nächte .. bei der Magdalis. Münchh. 4, 31;
das ist alles zugleich hausdeutsch, s. schon im 16. jahrh. u. 17, c, u. 29, e, zu der letzten stelle aus Göthe: was nicht geht, musz getragen (gefahren) werden. preusz. sprichw. 2, 60; vgl. auch u. 12, e die lampe geht noch u. ä. und es geht (an) 36, h, κ.
und du bist Petrus art, mein sinn! wenn man dich dränget,
so fragst du zornig stracks: wie, soll ich schlagen drein?
nein, nein, das gehet nicht!
L. 222);
269 (Alcest. ei, lass' er sich den kopf mit warmen tüchern reiben!
vielleicht verzieht es sich (das kopfweh) ...
Söller. ja, das geht nicht so leicht.
mitsch. 3, 9);
7, 104 (ein rad zu schlagen, aufm kopf zu stehn,
das mag für lustige jungen gehn.
3, 264.
m)
auch kann etwas gegen, wider unser thun, denken, empfinden, wollen gehn, z. b.: das geht gegen meine überzeugung, widerspricht ihr, steht mit ihr im gegensatz; es geht etwas wider mein wesen, auf meine kosten .. einige allgemeine wahrheiten zu sagen. 1, 3, in der einl. zu seiner selbstbiographie, die er auf fremden wunsch schrieb;
auch das geht mir wider den strich (den ich verfolge), etwas was ich thun soll oder was in meinem kreise geschieht. kräftiger wider den strom (in dem ich schwimme): gott schickt inen (den gerechten) alles unglück auf den hals, also das sie dünket, es gehe alles widern strom. 4, 504ᵇ (533ᵇ), doch zugleich: es gehe die welt verkehrt, das wasser gleichsam bergauf.
er ist nun einmal nicht gemacht, nach andern
geschmeidig sich zu fügen und zu wenden,
es geht ihm wider die natur, er kanns nicht.
Piccol. 1, 3;
umzukehren und vor ihr sich zu verstecken
schien wider die regeln des wohlstands zu gehn.
Amadis 12, 24.
34)
Besonders entwickelt ist vor sich gehn, mhd. vür sich gân, eigentlich vorwärts gehn oder kommen, im gegensatz zu hinter sich gehen (d), jenes auch vorgehen (e).
a)
das eigentliche für sich gehen, jetzt vor sich hin gehn (s. 8, d) ist früh bildlich verwendet für gedeihen, 'vorwärts kommen' (vgl. u. 33, c), von statten gehn (33, h), wie vom menschen selbst: früe satt selten für sich gaht 1431, so von seinem thun:
vgl. entsprechend für sich trîben, eigentlich den pflug, die zugthiere (s. 33, b, γ), z. b. von tumben wîben,
es thu nu der teufel odder mensch, ein schalk odder fromer solch werk .. so gehet gleich wol die ordnung und befelh gottes für sich. bei Dietz 2, 45ᵃ, in beiden fällen schon mit einschlusz des erreichten zieles.
wande er flîʒet sich dar zuo,
daʒ für sich gê diz werc von mir.
Parton. 217,
die wellen für sich trîben
swaʒ in gevellet in den muot.
das. 12070;
des wuochers pfluoc ist sô geriht ...
sîn gewin alleʒ vür sich gât,
sô al diu werlt ruowe hât.
(vgl. 27, 19wucher treiben);
so geet für sich dein begirlichs werben.
s. sp. 620;
b)
denn es bezeichnet nachher auch den ganzen verlauf einer sache bis zum ende: es gehet alles wol vor sich, omnia ex sententia procedunt. 627, gut von statten;
laszt es nicht dazu kommen, verhindert das. auch mit dat.: früe auf den rosmarkt kam, vil schöner ross er feilset und darumb kaufet (handelte), doch kein kauf im für sich gieng. dec. 78, 35. md. vor sich:
schon in mhd. zeit diesz md. vor, z. b. im rechtsleben: ist aber daʒ si iʒ dâ intscheiden, wes (für swes) si bekennen dâ, daʒ mûʒ vor sich gên. Freib. stadtr. § 12, 3, 195, was sie erkennen, erklären, musz zur ausführung kommen; und waʒ die wîle geteidinget wirdet .. daʒ hât craft und mûʒ vor sich gên zu rechte. § 32 (259); vgl. u. e vür gân. dazu mhd. vürganc, md. vorganc: dirkennen dy ratman .. das ist der stat .. bequêmelich (förderlich) sî, sô sal is vorgank habin. dirkennen si abir, das es unbequêmelich sî, sô sal is abe gên. cod. dipl. Siles. 8, 58, nicht gelten.
der Eckhart gern zu land uns brecht
den Sachsenspiegel Schwebschn recht,
das lauszen, frow, nit für sich gan!
Mörin 1851,
nu swiget, lieben lude,
und lat uch betuden (bedeuten),
wie dit spiel sal vor sich gehen.
Alsf. passionsspiel 87 (vgl. u. 33, e).
c)
so noch vor sich gehn von allerhand dingen:
und so geht es vor sich? 3, 55, d. h. es kommt auch dazu, wird was draus; da die analysis eines verstandesbegriffs nicht auf andere art vor sich geht. 3, 186, zugleich: auszuführen geht, sodasz es auch an das blosze gehn 33, k angrenzt.
es soll die heirath vor sich gehen.
2, 146;
d)
als gegensatz entsprechend ist ursprünglich hinter sich gehen, wie z. b. noch in dem Leipziger kinderspruche beim auszählen zum spiel:
im 16. jh. z. b.: und im sein narung hinder sich ging. Eulensp. s. 43 Lapp., s. unter hinter IV², 1494, z. b. auch von anschlägen (plänen) die hintersich gehn, zuruck 29, e (vergl. rückgang), jetzt die sache geht rückwärts statt vorwärts, geht den krebsgang, auch das glück (als zweiseitig gedacht), eigentlich zu 35:
sechs mal sechs ist sechs und dreiszig,
und der mann ist noch so fleiszig,
und die frau ist lüderlich,
geht die wirtschaft hinter sich.
das kan aber leichtlich geraten (dazu kommen),
das unser glück geh gar zurück,
denn glück hat gar viel böser tück.
Froschm. III, 1, 11, 127.
e)
für vor sich gehn aber auch einfach vorgehn, mhd. vür gân. noch jetzt fragt man was geht hier vor? oder was geht hier vor sich? mhd.:
noch im 16. 17. jh. fürgehn (s. d. 4, auch 7). aber auch vergehn, durch enttonung des vür, z. b.:
s. auch bei 2, 6 das recht hat sich vergangen, das gericht ist vorüber, eigentlich ist vor sich gegangen (vgl. process, procedieren). ebenso persönlich so und so verfahren, eigentlich vür varen, und zu etwas verschreiten, eigentlich vorschreiten. s. auch bloszes gehn für geschehen, wechselnd mit vergehn u. 35, b.
valsch geziugen stalt er dar ..
wie sölt daʒ reht dâ vür gân?
in B für sich gân;
7, 20, an untriuwe, wâ diu vür gât,
ein guoteʒ ende selten stât.
6, 35.
da sollichs geschach und vergieng (der kampf),
uf der walstatt man anfieng,
zu suchen die eidgenoszen.
Schwabenkr. 114ᵇ.
35)
Eignes gehen der dinge ganz unabhängig von unserm betreiben (s. 33, b) oder eingreifen.
a)
wie die zeit (22), so gehen die dinge in und mit der zeit: geht die bequem zeit hin, so geht das ding, derselben zeit eigen, mit hin, das mans in volgender zeit nimmer finden mag. spr. 1, 99ᵇ; die zeit gehet und wir mit ihr. 1435, 62; sein alter (auch er) geht mit der jahrzahl Adelung. die zeit und dinge in ihrer folge gehn auf oder nach einander (vgl. 30, f): der rath soll gehen vor der that. 1435, 60, jetzt vorhergehen; daher ist die gewonheit ... blieben, das man das evangelium hart vor der predigt zu latinisch lieset .. aber weil die predigt drauf bald gehet und die (fremde) zunge verdeudscht .. warumb solt ichs verdamnen? 3, 58ᵇ; wenn wirs unter uns ansehen (d. h. die creatur, eine gegen die ander), so kompt imerdar eins nach dem andern, der son nach dem vater, ein jar, ein tag nach dem andern. aber das alles, wie es nach einander gehet, ist für gott als ein augenblick. 4 (1556), 17ᵇ, vgl. 5, e kommen und gehn wechselnd; wenn man nu die welt ansiehet, vom anfang bis zum ende, so gehet für den leuten eins nach dem andern, für gott aber alles mit einander zu gleich. das.; damit ist noch nicht ausgedruckt, wie dasselbe alles zugangen ist (die schöpfung 1 Mos. 2), darumb holet ers in diesem cap. wider, thut viel wort dazu, das ers erklere, wie es nacheinander gangen sei. 18ᵇ, zugleich als bild für unser entwickelung, das sehr jung doch schon sehr verblaszt ist, vgl. das heutige hervorgehen des einen aus dem andern, oben 16, g gehen aus oder von, entstehen, herkommen, auch unter 5, e noch im 18. jahrh.: es geht eins aufs ander, est quaedam series rerum. 868ᵇ. dichterisch gehen auch für vergehen, eigentlich fortgehen (s. 34, e):
der jugendflor der wangen,
die rosen sind gegangen,
all gegangen einander nach.
vgl. engl. gone).
369 (b)
auch kurz für geschehen; mhd., in einer betrachtung des allgemeinen todes:
aber auch mit benanntem subj., schweiz.:
wo nach dem stând freilich mord und todtschlag als umgehende gestalten gedacht sein können (s. 32, d, auch c a. e. von rauben und stelen), aber die spätere hs. bessert gand in vergond, also eigentlich vür gânt, vorgehn (s. 34, e). noch jetzt: es hatte ihn wunder genommen, was gehe, darum war er hergekommen (ins rathaus). 8, 302, d. i. er war neugierig, was vorgehe; umsonst sprang der weibel herum und sagte, der herr venner liesze bitten zu pressiren (zu eilen, mit der wahl), sonst sei es zu spät, und gott wisse, was dann gehe. 305, geschehen werde, oder was dann komme, denn auch das gehen scheint nach dem gleichbedeutenden zugehen zugleich als ein herankommen gemeint; vergl. folgendes.
nu muoʒ eʒ über al gên:
unser keiner mac hie bestên.
warnung 3009, 1, 520.
vil mord, todschlag bim win gand,
huory, eebruch nit müeszig stand (beim wein).
etter Heini 399,
c)
auch wie es gieng, 'zugieng', ist eigentlich dasselbe (vergl. mhd. unter b und 36, h, ι):
gewöhnlich: wie es kam, wie das so kam? eigentlich daher kam, an dich heran kam, oder in gleichem bilde wie das zugieng, diesz schon mhd., auch ohne dat.:
auch es geht so und so ist eigentlich dasselbe, ausgemalt es geht zu oder her (daher): wenn es so sol in deudschen landen gehen, so ist mirs leid, das ich ein Deudscher geborn bin. 5, 185ᵇ; so ungefähr ging es in Burgdorf (als nun die Franzosen da waren). 8, 306; drauszen sagte sie zu ihren mägden, drinnen gehe es kurlig, sie könne sich nicht darauf verstehen. 7, 86; in der kirche (bei der trauung) gings wie üblich, einige freundinnen der braut weinten u. s. w. 382. ebenso z. b.: das kann nicht so fort gehn, ich bin doch neugierig, wie das weiter gehn, wie das ausgehn wird, für letzteres aber ursprünglich ergehn, mhd. ergân. auch schon ags. gangan geschehen, verlaufen 1, 368 und goth. gagaggan Phil. 1, 19: vait ei þata mis gagaggiþ du ganistai, οἶδα ὅτι τοῦτό μοι ἀποβήσεται εἰς σωτηρίαν.
zur wachtel, welche der gefahr,
dem garne kaum entronnen war,
liesz sich der stolze hänfling nieder.
mich dauert, sprach er, dein gefieder,
o sage, wie es immer gieng,
dasz du nicht flohst und man dich fieng.
(1839) 3, 424,
wie daʒ aber zû gienc ...
daʒ lât ûch hie zû dûte sagen.
pass. H. 156, 68;
wie kan es nun (nur) zuo gan,
dasz ein nar zwen witzig man
beschiszen sol durch sine list
und doch siner red beroubet ist?
fastn. sp. 845, 23.
d)
die natur geht ihren eignen weg: du wollest oder wollest nicht, so musztu thun, wie die natur ist, oder gehet doch andere wege, das solcher jamer draus folget. 4 (1556), 15ᵃ, vergl. 14ᵇ die natur .. musz iren gang haben, es ist von der unnatürlichkeit des coelibates die rede; auch gottes wille, der zorn gottes als strafe:
der zorn gottes .. der bisher gangen ist .. und noch gehet. 4, 105ᵃ, im unaufhaltsamen gange; vgl. mit über 30, e.
was das (gottes wort) sagt, musz geschehen
und geht gewisslich fort.
laut. w. 445 (398);
e)
unglück, leiden geht über einen (vgl. 34, d a. e. vom gange des glücks): so ist alle dis grosz unglück über uns gegangen. Dan. 9, 13, und wisset, das eben dieselbigen leiden über ewer brüder in der welt gehen. 1 Petr. 5, 9; ich bitte gott umb ein gnedigs stündlin, das er mich von hinnen neme und nicht sehen lasse den jamer, so über Deudschland gehen musz. schr. 5, 185ᵇ, über es hereinbrechen. den neid (ein ungewitter) lassen über sich gehen, subire tempestatem invidiae 868ᵇ, vgl. 36, f, ε. auch fürüber, eigentlich über uns hin (s. vom gewitter, sturm unter 13, f, s. auch 22, c):
das entgegenkommen hiesz auch wider gân mit dat., wie noch widerfahren (s. unter g):
dück dich, lasz ('s) fürüber gan,
das unglück wil sein willen han.
volksl. 758.
dâ was daʒ leide,
daʒ im wider gie ..
leseb. 1839 812, 32.
f)
auch unter augen (d. h. dasz wirs vor uns sehen) geht uns was uns 'widerfährt' (vgl. unter g) in der alten vorstellungsart: und ist hie zu merken, das dieser psalm nimermehr wird gründlich verstanden oder gebetet, es gehe denn dem menschen der unfal unter augen. 3, 2ᵃ; vgl. auch angst geht mir unter augen u. ähnl. 31, a, 36, g, β, s. einem unter augen gehen, offen entgegen treten unter 8, i, man muͦsz dem glück under augen gehn spr. 1, 12ᵇ, dem übel soll man entgegen gehen 1431.
g)
noch sinnlicher, ursprünglicher zu handen, eigentlich in handnähe, dasz man nur darnach zu greifen braucht, oder auch sich wehren musz o. ä., oder auch in hant, als gabe, auch als aufgezwungen:
deutlich auch vom zufall, der uns etwas 'in die hand spielt' u. ä., auch schlimmes: zuͦ seinem groszen schaden, so im dann widerfaren und zuͦ handen gangen was. rollw. 71, 10; niemand hett sich versehen, dasz dem Reymund solcher handel zu handen gangen oder widerfahren were. b. d. liebe 264ᶜ, er hatte nämlich durch unglücklichen zufall seinen herrn getödtet; er förcht, im woll dʒ oder dʒ zu handen gehen. seelenp. 204 ( 501); noch jetzt von dingen, die uns der zufall entgegenbringt, es gieng mir gestern in die hand, z. b. auch eine wichtige stelle beim lesen, eine günstige gelegenheit im leben.
dis bîschaft (beispiel, fabel) sî zuo den geseit,
die dâ went (wollen) ân erebeit
wollust, lop und êre
besitzen iemer mêre.
daʒ mag in nicht zuo handen gân (nur dem fleiszigen).
4, 35;
wænst du, sprach her Hildebrant,
daʒ dir die (so l.) risen gânt in hant?
wir müeʒen mit in vehten.
Virginal 894, 2. 469, 11 (s. Berl. heldenb. 5, 275);
mac mir diu stunde (gelegenheit) gân in hant,
îch gibe iu silbers hundert marc.
369, 11;
sô gât uns danne gelucke in hant.
465, 11;
er kam gen Frankrych in das land,
nun hörend zuͦ grosz abenthür,
ouch (welch) lieb und leid gieng im zuͦ hand.
hist. volksl. 75.
h)
daher wol auch das mhd. mir gât nôt, z. b.:
s. mhd. wb. 2¹, 410 fg., nur selten und erst später mich gât nôt, s. Berl. heldenb. 4, 284 (das letztere übrigens wie homerisch χρειώ με ἱκάνει); bei dem acc. mochte hinter gân in gedanken an gân stehen, das J. Grimm unter angehen 1 als das ursprüngliche annimmt und auch belegt, mhd. und noch nhd. aus Luther, z. b.: so wir daselbs offenberlich beider gestalt bekand und verteidingt haben, und soltens nu heimlich verleugnen oder endern? was gienge uns not an? 6, 18ᵃ, was nötigte uns dazu? aber der dat. ist einmal mhd. das ursprünglich herschende, und wenn bloszes gehn mit dat. auch sonst nicht unerhört ist, s. z. b. u. 5, d gemainen steten wer ein hilf gangen (gekommen), so kann das jenen dat. doch nicht genügend erklären, wie auch nicht die wendung mir ist nôt mit gen. oder mir widergât leide u. ä. (s. unter e), die doch dabei im sprachgefühl mitwirkend gewesen sein mögen. es hiesz aber wol ursprünglich mir gât nôt ze handen, in derselben vorstellung wie sô haben wir strît an der hant, auch den tôt u. ähnl., wie arbeit, kumber, bedrängnis, not:
wie es umgekehrt von glück heiszt (vergl. Boner unter g):
auch abgeschwächt von guten fortschritten im lernen, z. b. von einer schülerin im harfenspiel:
statt zu handen übrigens auch umb die hand (d. i. in gefährlichster nähe); von der not, in die er vom riesen kommen würde, wie ihm Hildebrand warnend vorausgesagt, sagt Dietrich, als er in der not ist:
noch jetzt ist mit not eine entsprechende wendung gangbar von höchster alterthümlichkeit: wenn not an mann geht, im äuszersten notfalle; so weist du weder aus noch ein, wenn nun noth an den mann geht. 12, 122 (gel. rep. 134), eigentlich: wenns zum kampfe, zur entscheidung über das dasein kommt.
er begunde weinen, des gie dem helde nôt.
Nib. 2252, 2;
nu wert iuch ellenden, dêswâr des gât uns nôt.
1867, 3;
weinens gêt mir michel nôt.
Erec 5350,
arbeit, diu gât uns dâ in hant.
Virg. 10, 11;
kumber ist in gegân in hant.
535, 11 u. ö.,
eʒ hatte in Nîflande
gegân im wol ze hande.
livl. reimchr. 8085;
dô gienc eʒ wol ze handen ir.
troj. kr. 15823 K.
und was mir ye gesagt Hiltebrant,
das geet mir yetzund umb die handt.
Sigenot Nürnb. 1521 D 3ᵇ, 90, 5 Sch.
36)
Endlich es geht, wieder mit eigner reicher ausbildung.
a)
im allgemeinen ist zu bemerken,
α)
wie sonst, ist es auch hier oft nicht eigentlich das allgemeine subject, das als unbestimmter begriff doch so bestimmtes zu leisten hat (s. b), sondern der vertreter eines im zusammenhange ausgesprochnen oder verborgnen begriffes, der das subject darstellt, s. z. b. daʒ spil gêt und eʒ gêt unter f, γ; ähnlich:
eʒ, das spotten und das weh davon, vgl. 4509 daʒ begund im an sîn herze gân (s. 27, c) und nhd. es geht mir nahe dich so zu sehen; swer nachtes gehowen gras oder gehowen holz stilt, daʒ sal man richten mit der wid. stilt her eʒ des tages, eʒ gêt zu hût und zu hâre. Sachsensp. II, 28, 3, das eʒ gewiss noch betont gesprochen. nhd. z. b.: ich hatte .. verschiedenes geschrieben und wieder ausgelöscht, als ich ungeduldig ausrief: es will nicht gehen! desto besser! sagte das liebe mädchen .. ich wünschte es ginge gar nicht. 24, 269;
es verflieszt aber so vielfach mit dem wirklichen allgemeinen es, dasz eine scheidung nicht möglich ist.
des wart ich dô ze spotte hie,
daʒ eʒ mir an mîn herze gie.
Iwein 4170,
Kuoni. frisch, fährmann — schaff den biedermann hinüber!
Ruodi. geht nicht. ein schweres ungewitter ist
im anzug. ihr müszt warten.
Tell 1, 1.
β)
auch das tritt ein, wie für dieses vertretende es (vgl. II, 965 fg.), so in nachdrücklicher rede selbst für das allgemeine es; mhd. z. b., wie vorhin Iwein 4509:
wo eʒ (d. h. betont) eben so gut mhd. wäre. auch wirklich für eʒ, nachdrücklich:
so für das allgemeine es nhd. z. b. in der capuzinerpredigt (vgl.hüt dich für dem, das hoch hergehet 1431):
sagt man doch auch das regnet aber heute! vergl. auch das geht hoch hinauf für da geht es hoch hinauf unter 12, a.
daʒ (was) er dir leides hât getân,
daʒ sol ime an daʒ leben gân.
Alex. 3516 W.;
er hât mir leides vil getân,
daʒ muoʒ im an daʒ leben gân.
Sigen. 16, 5 (heldenb. 5, 210ᵃ),
weiʒ got, daʒ mûste ouch ubern lîp
mit maniger villâte gân.
pass. K. 619, 26 (s. c, δ);
das geht ja hoch her. bin auch dabei.
Wallenst. lager 8.
γ)
anderseits wird aber es auch ganz unterdrückt, wie das vertretende (s. Schiller u. α), so das allgemeine: handel recht, so hast du recht, und gehet dir recht. 1435;
noch jetzt alem., z. b.: ihm gehe beim betteln so gut, dasz er nicht nöthig habe zu stehlen. Nümmam. 189. schon mhd. mir missegie, giengs übel. s. auch Maaler und Göthes geh wies will h, ζ.
und wenn punt uber eck wil gen,
zeucht (er) den kopf aus der schlingen.
meistergesang (s. II, 529);
nach dem mein eltern also ging,
war ich verstörzt gar ob dem ding.
flöhh. 2265 (2, 61 Kz., klost. 10, 840);
wie aber mein freunden sei gangen,
hab ich erst zeitung heut empfangen.
2283;
denn wenn die junkherrn raufen, schreien,
müszn die baurn ihr har darzu leihen
und geht über unschuldigs blut.
Froschm. III, 1, 11, 106;
als den hunden sol gangen sein.
190;
als ehe gieng zu Athen und Rom.
II, 3, 4, 175 (wenn nicht als's gemeint ist).
b)
die eigentliche meinung des es wird recht klar bei es geht von wirklichem gehen und bewegen.
α)
vom wege und dem gehenden oder fahrenden: wo gehts denn nach Weimar? fragt der wandernde; hier gehts nach Weimar, und da gehts nach Jena kann die antwort sein; es sind im stillen alle da gehenden gemeint, die vorigen und die künftigen alle, also eigentlich das gehen da überhaupt, begrifflich, zugleich aber der weg der alle bestimmt, und diesz alles faszt eben es zusammen und sagt das gemeinte also noch genauer als man geht oder der weg geht, sagt alles zusammen, was so ins unbestimmte ausläuft, doch aufs allerbestimmteste. Aber auch vom einzelnen gehenden oder fahrenden, vom einzelnen gange, z. b.: etiamne ambulas Plaut., gehts noch nit fort? 2ᵃ; die müden rosse werden angeredet:
nun giengs steil bergan, vgl. das geht hoch hinauf u. a, β; es gieng trepp auf trepp ab, in einem weitläuftigen gebäude; der bote (garnträger) ... handelte das gespinnst ein, theilte frische baumwolle aus (in den spinnerhäusern), dann ging es rasch hinabwärts, wo mehrere häuser .. stehen. 23, 50 (wanderj. 3, 5), führte ihn der weg und das geschäft;
Und noch anders:
heut gehts aufs eis, ihr lieben, ade. u. Werther 235 (d. j. 3, 47), freilich eigentlich: ich gehe, und doch davon noch bestimmt unterschieden, zugleich: heute hält mich nichts, ich gebe mich dem zuge, der gelegenheit hin wie andere u. ä., kurz ein recht unbestimmtes subj. doch bestimmt empfunden und in es ausgesprochen. und das alles ist allgemein als hausdeutsch, in den büchern doch meist gemieden, und doch mit seiner vollen lebenswahrheit durch nichts zu ersetzen.
nun geht frisch drauf, es geht nach haus,
ihr rösslein, regt die bein.
Göd.;
248 und, wie nach Emmaus, weiter gings
mit sturm- und feuerschritten.
26, 283.
donnerstag (gehts) nach Belvedere,
freitag gehts nach Jena fort (weiter).
die lustigen von Weimar);
1, 166 (β)
auch ist es gewiss alt, gewiss schon mhd. (schon nach c, β); im 17. jahrh.: wir lärten (beim erstürmen des städtchens) die gassen bald, weil nidergemacht ward, was sich im gewehr befand, und sich die bürger nicht hatten wehren wollen. also gieng es mit uns in die häuser (zum plündern). Simpl. 1, 275, 15 Kurz (3, 8); das mit setzt erst recht die bestimmende kraft des unbestimmten es ins licht. noch jetzt heiszt es z. b. nun giengs mit uns rasch bergab, auch mit dem wege, auch heute gehts mit uns aufs eis; s. auch d, γ. ε. h, ε, bes. g, ζ. auch bildlich z. b. wenns lange geht mit ihm (dem schwindler), so treibt ers noch ein jahr. daher auch so: wenns lang umbher gehet, so musz doch der dieb an galgen. 1436, 42.
γ)
auch von anderer bewegung, z. b. vom reiten (vgl. u. α):
vom tanzen (vergl. polisch musz lustig gehen 20, a, auch von gesang unter d, ζ):
zugleich bildlich: wie von unsichtbaren geistern gepeitscht gehen die sonnenpferde der zeit mit unsers schicksals leichtem wagen durch .. wohin es geht? wer weisz es? 8, 216.
rasch auf ein eisern gitterthor
ging's mit verhängtem zügel.
ged. (1778) 95.
doch hurtig in dem kreise ging's.
12, 55.
δ)
von geistern, gespenstern (s. 31, d) heiszt es gern so unbestimmt: es geht um in dem hause; es geht umb, lemures vagantur. 3ᶜ;
im garten des pfarrers von Taubenhain
geht's irre bei nacht in der laube.
ged. (1789) 2, 165.
c)
auch anderes, selbst eignes thun stellt man unter umständen so gleichsam von sich weg jenem allgemeinen subj. zu, d. h. der macht der verhältnisse.
α)
gern mit dem gleichfalls allgemeinen inf., z. b. es geht zum scheiden, ans scheiden:
als es zum scheiden ging. 22, 60; nun giengs ans ausarbeiten, einschreiben u. a.
Carolus. komt, edlen, helft uns kleiden,
disz ist der letzte dinst, es geht nunmehr ans scheiden.
Stuardus 2, 289;
β)
so namentlich mit an und dem unbestimmten artikel beim inf. (vgl. III, 133 u. 12):
da es nun zum bezahlen kommt, zum scheiden (s. u.α), und ein ist da eigentlich nicht der unbestimmte artikel, sondern jenes alte ein das noch bestimmter ist als der bestimmte artikel: das unvermeidliche scheiden, bezahlen, vergl. sô eʒ an daʒ gelten kumt 1, 474;
da ging es nun an ein ausreiszen. Sar. 12ᵇ;
und nun ging es an ein fragen, an ein untersuchen. 18, 271; nun ging es an ein fragen nach der familie .. 20, 135; nun geht es an ein fragen und erzählen. 22, 153; nun ging es an ein mahlen. 38, 62. auch es ging an ein groszes geschrei 1, 539, da gieng es an ein geschrei, ortus est clamor 1, 330ᵇ, für an ein schreien.
sine mugen niht langer hie gestên,
eʒ muoʒ nu an ein scheiden gên.
Parz. 331, 2;
sît daʒ eʒ an ein gelten gât.
104, 13,
dô muose eʒ an ein strîten von den von Tenemarke gân.
Nib. 2006, 4;
daʒ rât ich ûf die triuwe mîn,
ald eʒ gât an ein sterben.
Eckenlied 137, 12;
da gehts an ein picken,
an ein schlürfen, an ein hacken ..
fg. (Lilis park);
2, 90 nun ging es an ein beten und flehen.
47, 225;
γ)
mit praep. und subst., gleichfalls schon mhd.:
das notenlesen ging zuerst an, und als dabei kein spasz (von seiten des lehrers) vorkommen wollte, trösteten wir uns mit der hoffnung, dasz wenn es erst ans clavier gehen würde, wenn es an die finger käme (vgl. 5, e), das scherzhafte wesen seinen anfang nehmen würde. 24, 185 (a. m. l. 4); diese woche vergeht unter anhaltender theaterqual, dann soll es wieder frisch an vorgesetzte arbeiten gehen. an Schiller 27. jan. 1795; vgl. ich gehe an die arbeit 9, d. so übrigens unbeschränkt wenns in den krieg geht, wenns zu tanze, zu tische, aufs eis geht, auf die jagd u. a., nun gehts zu bette ordnet der vater an, auch nun gehts weiter der führer z. b. zu einem gefangenen, der doch selber geht.
ich half dir ie ze schimphe,
nu hilf ich dir alrgernest,
sît eʒ gât an den ernest.
Barl. 19, 12;
δ)
besonders auch mit über (vgl. 9, i), in mehrfachem sinn, wesentlich von einer gewalt, übergewalt, auch schon mhd.:
wie noch z. b. es ist recht über meinen hut gegangen, wenn er etwa zu einem spiele gedient hat (oder bei einer wanderung), es ist ihm stark zugesetzt worden, schaden geschehen;
obwol es das leben kostete; nach dem aus diesem buch (Liechtenbergers) ein fast gemeine rede ist entstanden gewest, es würde einmal über die pfaffen gehen, und darnach wider gut werden. 3, 405ᵇ;
auch mit lassen: nach dem dieser auf sein gebratens warten und also mit dem essen ein wenig pausiren muste, liesze ers über das trinken gehen. Simpl. 3, 155, 12 Kz. (Spring. 2), vgl. u. 11, h. z. b. eʒ ûf einen gân lâʒen, auf ihn los schlagen, wovon jenes eine weitere anwendung ist; es geht über den beutel, requiruntur sumtus. 1, 540 (zugleich nach 9, i); lassen sie ja alles recht weich kochen und braten, dasz ich nicht sehr kauen darf. es wird mir gar zu sauer, und es geht auch so über die zähne. lustsp. 309 (loos i. d. l. 3, 8), es geschieht ihnen schade;
etwas anders mit her (vgl. d, α): nun giengs über den wein her, auch über die arbeit u. a., wie man machte sich drüber her, d. h. mit einer gewissen tapferkeit, wie über einen feind den man zu vernichten entschlossen ist. vergl. auch unter f, ε von schlimmen folgen, strafe u. ä.
hie gieng eʒ über der schilte rant,
dô si zesamne trâten (zum kampfe).
Erec 9137,
swie eʒ ouch gienge ubern lîb.
pass. K. 173, 77,
wird aber krieg gelaufen an,
so gehts über die unterthan.
Froschm. III, 1, 11, 106;
erst gehts uber den beutel dein,
die hebamm must du zalen par u. s. w.
K.).
1, 441ᵃ (4, 343 bei tafel, freund, beginnt erst meine noth,
da geht es über meine flaschen.
d. berühmte frau).
VI, 30 (ε)
anders von reden: 'was hat es denn eigentlich gegeben?' .. 'worüber es ging?' antwortete Gabriel, 'ich hab's nicht gehört, aber das kann ich ihnen genau sagen, es ging über die alten Römer'. handschr. 1, 25. vergl. 20, d eine histori geht von .., handelt, erzählt. Auch von flieszender rede heiszt es: ich möchte sie predigen hören, es geht ihnen vortrefflich vom munde. 1784 4, 104 (2. br.); aber auch von gewandtem lügen: Röse. ich lüge nicht. richter. ich glaube ihr wiszt es selbst nicht, so glatt gehts euch vom maul. 14, 297 (bürgergen. 12), vgl. denselben unter 20, c.
ζ)
besonders bezeichnend ist es geht vom leder, man zieht die degen: damit gieng es vom leder. zwene giengen zugleich auf ihn los. polit. stockf. 286.
d)
überhaupt von allerlei thun und treiben, das da als selbstgehend behandelt wird oder doch von den verhältnissen geleitet, denen man es denn mit es geht zuschiebt; s. 32. 33, besonders wie mans treibt, so gehts 33, b, γ, eigentlich eine berichtigende antwort auf das vielgebrauchte es geht.
α)
es geht lustig in gesellschaft, gewöhnlich mit zu oder her (vgl. u. c, δ), aber ursprünglich und auch noch spät ohne diesz: ha, ha, da gehts volle wol. Garg. 81ᵃ (Sch. 138);
vom tanze (vgl. unter 20, a), es gat her clingen, krachen:
es geht bei einem gelage auf allgemeine kosten, auf regiments unkosten u. ä., im soldatenleben:
es geht aber auch bunt über eck u. ä., bunt durch einander (s. 33, i), z. b. in der fasnacht:
sonst es geht bunt, toll, wild her oder zu.
wo's fröhlich klang und lustig ging,
da rührten sich meine füsze.
Faust 2. th. 5. act).
41, 319 (es solt ouch die lîrerîn ..
ainen tanz machen (aufspielen),
das es gienge krachen.
teuf. netz 12065;
so tuonts denn danzen und springen,
das es recht her gat clingen.
das. 12198.
gehts auf kosten des bürgers und bauern,
nun, wahrhaftig, sie werden mich dauern,
aber ich kanns nicht ändern.
Wallenst. lager 12).
XII, 54 (gnippen und gnappen, tanzen und gumpen
treibt junk und alt, grosz und klein.
dann get es durch einander rein,
knecht, maid und kint als wuͦten wirt.
fastn. sp. 383, 19.
β)
ähnlich und doch anders auf und ab: zuletzt kam die nachricht, ihr wäret blessirt. da war nun gar kein auskommen mehr mit ihr, den ganzen tag gings auf und ab, bald wollte sie reisen, bald bleiben. 11, 53 (Lila 1), schwerlich im hause trepp auf trepp ab (b, α), wol mit der stimmung, wechselndem entschlusz und unmut; vgl. andres auf und ab gehn 21, a, auch von andern zuständen heiszt es es geht (wechselnd) auf und ab, z. b. mit dem gedeihen eines geschäftes, dem befinden eines kranken (g, β), s. auch hoch und tief unter h, β.
γ)
was wir betreiben, mit dem geht es so und so (vgl. b, β): also geht es auch mit der beicht (d. h. man nimmts leichtsinnig) .. also gieng es auch mit diser guͦten frawen, die kam für den beichtvatter .. rollw. 88, 20. 22. es geht langsam mit der arbeit u. ähnl.: es geht verflucht langsam mit unserer verschanzung. 14, 97; es geht jetzt etwas heftig mit der rekrutirung. 11, 309. es geht lahm mit einem geschäfte, rasch mit dem wiederaufbau eines abgebrannten hauses, zu ende mit einer unternehmung (zum ziele oder zum aufhören vor dem ziele), immer wird in das es der hemmende oder fördernde einflusz
der verhältnisse gelegt, die neben uns wie ihren willen für sich haben.
δ)
im spiele u. ä. heiszt es z. b. es geht reihe um, nach der reihe, und der einzelne musz sich dem es fügen, darf die reihe nicht durchbrechen wollen; ebenso bei einer abstimmung (s. 16, h), beim austheilen u. a., beim rundtrunk, da gehts aus éinem becher (19, g, γ Schiller), beim zutrinken mit brüderschaftmachen, von einem zum andern (vergl. V, 1680), z. b. bei der fasnacht:
zugleich vom zuruf, s. unter ζ.
fressen, und saufen stark dazu,
darnach gets umb 'da, du! da du!'
fastn. sp. 385, 17,
ε)
aber auch es geht aus dem spiele, tritt aus dem kreise des spiels in den ernst hinüber (oder hinaus):
aus dem waffenspiel der lernenden oder kinder in bittersten ernst mit den speeren. daher von schlimmen dingen, von unglück:
auch mit dat., wie jetzt das ist mir doch auszer dem spasze, das geht mir doch über den spasz:
sachlich ähnlich das geht mir zu weit (ihr treibt es zu weit, vgl. 33, b, γ):
dô gieng eʒ ûʒer deme spile.
En. 21, 8;
dô giengeʒ ûʒ der kinde spil.
Parz. 79, 20,
it gingh dair buiszen schimp ind scherz,
der brandt wart groisz sunder maisz.
Neusz 846;
Herodes heeft der kinder ghedodet veel,
het gaet der nu al uut den speel.
hor. belg. 10, 62;
het gaet mit mi al uten spel.
178;
daʒ gienge mir ûʒer deme spil.
Eneit 343, 3;
eʒ gât mir ûʒ dem schimphe.
altd. übungsb. XIV, 129;
do gink it Reinken ût deme spele.
Rein. vos 1822;
nu gaet (d. i. gaet't) Reinaerde al uten spele.
Reinaert 1890.
Alcest (zornig und entschlossen). mein herr, nun gehts zu weit!
heraus! was wollen sie?
mitsch. 3, 9).
7, 106 (ζ)
auch von singen, rufen, reden, lesen heiszt es es geht, es gieng, mit folgendem wortlaut (vergl. von tönen 20), ähnlich dem es gieng vom tanzen unter b, γ:
weiter hielt unser Gurgelgrosz die zinskappige Martinsnacht .. da gieng es 'post Martinum bonum vinum' u. s. w. Garg. 50ᵃ (Sch. 79), da erklang der gesang; die heilig fantastnacht .. die war sein göttin .. da giengs: es kompt ein zeit heiszt fasenacht u. s. w. das. (80);
vgl. es get umb da du! unter ε.
und soltinds leren lesen und singen (die lehrer die schüler),
das es recht hin gieng clingen,
wenn man ein (schüler) ze wihe sant (zum priester weihte).
teufels netz 11726;
eichel, schellen, grün und herz
bringen dir bald freud bald schmerz.
bald gehts: jetzt hab ich gewonnen!
bald heiszts: mein geld ist zerronnen!
Simpl. 4, 321 Kurz;
η)
es ist übrigens eigentlich dasselbe, wie von dingen die sich hören lassen, z. b.:
sie sieht den reiter nicht, sie rät ihn nur. so besonders, wenn man nicht weisz was den laut gab: auf dem boden giengs knack knack! aber auch ohne diesz: in der mühle gehts klipp klapp den ganzen tag; da gings krach! und um schlug der wagen. 11, 302; krack ists an d'vordere achs gangen, krick an d'hindre (vom rasenden fahren). Eipeldauer br. 1, 7. vgl. 20, b die trommel geht u. ä., der pflug geht kirkar u. ä.
und auszen, horch! gings trap trap trap,
als wie von rosseshufen.
ged. (1779) 87,
θ)
auch von thun und gebaren überhaupt, besonders von gewohntem thun:
ein lehrling erzählt wol von einem bösen meister: du esel, du schafkopf! so gehts in einem fort. aber auch von schlägen: wenn er prügelt, da gehts immer gleich aus dem ff. (wie beim singen aus a-moll u. ä. 20, a), wie auch von anderm gebaren, z. b. wenn die kinder im spiel den bauer darstellen: beim säen gehts so, beim dreschen gehts so (macht mans so, vgl. kommen 36, g), aber auch z. b. von unsaubern kindern, die alles an den ermel wischen es geht immer gleich auf den ermel. vgl. wort und geberd gehn, von lebhaftem reden mit geberden unter 15, i.
siehst du des tischlers da drüben für heute geschlossene werkstatt?
morgen eröffnet er sie, da rühret sich hobel und säge,
und so geht es von frühe bis abend.
40, 323.
e)
für das selbstgehen der zeit (s. 22) ist es geht besonders geeignet und längst in gebrauch:
und (da) es ietzund gegen der nacht gienge. Bocc. 1, 71ᵇ (1580); worauf gehts? quelle heure sonnera-t-il? es geht auf zehen uhr (los). 338ᵃ; bruder, es geht stark auf fünf. 3, 27; es ging jetzt gegen abend. biogr. bel. 1, 132; es gehet in die vierte woche, dasz ich ihnen geschrieben habe. Campe. wie aber zeit und verhältnisse im begriffe sich verflechten, zeigt z. b.:
wie vorhin an die naht.
dô eʒ an den âbent gienc.
Iwein 273;
sus reit sî allen einen tac ..
unz daʒ eʒ an die naht gienc.
5779;
der winter der ist gar gelegen ..
es get gen des maien zeit.
fastn. sp. 410, 25;
nu gie eʒ an die heimvart.
Karl 10967,
f)
es geht vom gang der dinge und verhältnisse und ihrer wirkung auf uns.
α)
im kampfe geht es ans leben u. ä.:
d. h. an die riemen, die dem helme, der rüstung u. s. w. ihren halt geben, er hat eben eine wunde erhalten; noch im 16. 17. jh. als redensart:
ich liesze den gecken murren, bisz der bartputzer kame. als ich sahe, dasz es an den bindriemen gehn wolle, sagte ich .. 610, wie: dasz es zum treffen kam. ans leben, mhd. auch an den lîp (d. i. leben):
vgl. 27, c von wunden, die ze verhe, an daʒ herze gânt, auch 14, a vom stich der nâhe gât (an den leib). aus dem kriegsleben auch: sacer manipulus, es geht an die zehend garb (beim mähen) odder es geht an die letzst rott (in der schlacht). spr. 1, 14ᵃ, zugleich übrigens zu d, ζ, bei der garbe ist daran zu denken, dasz sie dem bauer verloren geht als zehnte. vergl. es wäre an die letst not gangen, der garaus wär da gewäsen, ad extrema ventum foret 156ᵃ, bei 622 es geht auf die letzte, ventum est ad extrema. ähnlich bei einer hinrichtung von gefangenen, von der ein betheiligter erzählt: da nam man min gesellen und schlug in och die köpf ab. und do es an mich gieng, da ersach mich des kungs (sultans) sun und schuf, das man mich leben liesz. 55 (c. 2).
do sprach der ungefuͤge man:
erst wil mirs an die riemen gan.
Sigenot 83, 5 Sch.,
es wird nun an bindrimen gan,
man wird aufn schwanz der schlangen stan.
flöhh. 3755 (2, 99 Kz., 886 Sch.);
daʒ er (Siegfried) sich hât gerüemet der lieben vrowen mîn,
dar umbe wil ich (Hagen) sterben, eʒ engê im an daʒ leben sîn.
Nib. 810, 4;
und ist der starke Sîfrit komen in mîn lant (Brünhilds)
durch willen mîner minne, eʒ gât im an den lîp.
395, 3;
β)
dann auch an die êre, triuwe, d. h. aus dem kampfe in das leben übernommen, wie so viele wendungen:
im rechtsleben, von urtheilen: ordêl ne mût ên man ôk nicht vinden (als schöffe) over sînen herren unde over sînen man unde over sîne mâge, dâr't in an ir lîf oder an ir gesunt oder an ir êre gâ. Sachsensp. II, 12, 1; die dienstman .. mugen drîer dinge (in drei fällen) niht geziuc sîn über die frîen liute: dâ eʒ in an ir lîp oder an ir êre oder an ir erbe gêt. Schwabenspiegel 230 G.; dagegen mit zu: stilt erʒ (das gras oder holz) bî dem tage, eʒ gêt im ze hût und ze hâre. 170 (vgl. 169 hût und hâr ab slahen), vgl. übrigens unter a, α. im 16. jh.: sparen ist zu spat, wann es geht an die hoffstat oder hausrath. spr. 2, 153ᵃ; s. auch es geht einem ans herz unter a, α, ins, durchs herz, zu herzen 27, c ff.
nieman weiʒ wâ er vriunde hât,
wan swâ eʒ an lîp und êre gât.
96, 10;
doch wære diu eine magt
dâ wider schiere verclagt ..
gieng eʒ mir an die triuwe niht.
Iwein 4902.
γ)
auch um das leben u. ä. geht es:
d. h. ich wage das leben daran, setze es daran (eigentlich aufs spiel); wenne eʒ im (dem fuchse) umb daʒ leben gêt von siechtuom. 163, 16;
ich aber denke (in der rauferei), hier gehts noch um haut und haar. Münchh. 4, 32, es handelt sich ums leben, das leben 'steht auf dem spiele'.
ê daʒ ich iu entrinne,
eʒ muoʒ mir umb (var. an) daʒ leben gân.
Rabenschl. 394,
es geht ums leben. sei barmherzig, fährmann!
Tell 1, 1;
δ)
denn aus dem spiel und seiner sprache ist das entnommen (s. 33, e), wie es da jetzt noch heiszt z. b. im skat es geht um die ganzen, um die halben; 'um was gehts denn?' es geht ums ganze, wo alles aufs spiel gesetzt wird. das eʒ wird hier unmittelbar für spil eingetreten sein, vgl. z. b. in der warnung 1312 und 1320:
daʒ er gedenkt, wieʒ denne gestêt,
ob daʒ spil an die verlust gêt ...
des spiles im niemen gestêt (steht bei),
sô eʒ im an die vlust gêt.
1, 474.
ε)
vom ausgang, den folgen unsres oder fremden gebarens, wie er uns trifft (vgl. ausgehen 5): was ich gethan, geht an mir aus, ich muesz(s) büszen. 1ᵇ. mit über (vgl. c, δ): wenn sich grosze herren raufen, gehts über der unterthanen haare. 1, 540 (zugleich nach c, δ); über dich wirds gehen, thou shalt pay for it. 716; ich will alles über mich gehen lassen, I'll be suffering. das.; vgl. die kösten über sich gehen lassen, detrahere de suis commodis 868ᵃ (anders koste gât über etwas 17, e, γ), wie neid, unglück 35, e, auch 30, e rache, strafe geht über einen.
g)
besonders mit dat. mir geht es so und so.
α)
man fragt wie geht dirs? schon mhd.: der bîhter gêt dicke zuo der tohter (beichttochter) unde sprichet 'sage mir, wie gêt eʒ dir nû?' si sprichet 'eʒ gêt mir übel, mir ist himel und ertrîche ze enge'. 464, 26; diu tohter kam für den bîhter unde sprach 'wie gêt eʒ iu nû?' er sprach 'von herzen wol'. 475, 11. auch hier ist die entstehung von eʒ zu erkennen, eigentlich mîn dinc, meine dinge, angelegenheiten, s. 33, b, vgl. auch das. unter β mir gêt der pfluoc wol, ebene (gleichmäszig) u. ä., daher mhd. auch eʒ gât mir eben (das. α). auch glatt dar, gleichmäszig vorwärts: und solt darumb nit auf hören (mit beten), das es nit also glat dar geet als du mainest es dir dar geen solt. has im pf. b 4ᵇ.
β)
es schoben sich aber auch andere vorstellungen unter, z. b. eʒ gât mir wol ze hande, eigentlich in die hand, s. u. 35, h, oder unter augen, wie z. b. unglück 35, f: es würde euch nach absterben N. N. sauer unter augen gehen. br. 4, 397. auch auf und ab, wechselnd (vgl. d, β): varie valeo, es gehet mir uf und ab, ietzt gesund, ietzt krank. 3ᵃ; es geht mir weder auf weder ab, mihi nec seritur nec metitur. 868ᵇ. auch greift man scherzhaft auf das sinnliche gehen zurück, z. b. nd. wô (wie) geit et? antwort up'n foiten an'n besten, oder jümmer dôr den dreck, d. h. mäszig gut 59ᵃ, vergl. die antwort auf zwei füszen 6, a, auch Göthe, unter h, β.
γ)
es heiszt mir gehts wol oder übel, gut oder schlecht, schlimm u. a. (s. schon unter α mhd.), sowol von dauernden zuständen wie von erfahrungen im einzelnen:
dasz wir noch schlimmeres erfahren, erleiden werden; der zarte neidhart, dem es leid ist, das es einem andern wol gehet. bei Dietz 2, 46ᵃ; das im und seiner verzweivelten bubenschule viel erger gehen würde im concilio, weder es zu Costnitz dem bapst Johanni gangen ist. das.; auf das (d. i. das's) uns wolgehe alle unser lebtage, wie es gehet heuts tages. 5 Mos. 6, 24; so sage doch, du seist meine schwester, auf das mirs deste bas gehe umb deinen willen. 1 Mos. 12, 13, dasz ich bessere behandlung finde; es ist guͦt gedultig sein, wann es eim wol geht. spr. 2, 102ᵃ; wems zu gut geht, der wird übermütig;
auch von gegenständen, doch mehr in spaszhaftem ton: Georg. ich hohlt meines vaters altes schwerdt .. lief auf die wiese und zogs aus. Götz. und hiebst um dich herum? da wirds den hecken und dornen gut gegangen sein. d. j. 2, 246. als abschiedsgrusz: lasz dirs wol gehn, bene tibi sit. 3ᵈ.
myn sorg ist, wir verlieren me
und das es uns noch übler gee.
88, 33,
o ungeschränkte majestät (Christus am kreuze),
wie kömmts, dasz dirs so kläglich geht?
das macht dein huld und treue.
Göd.
42 δ)
das wol oder übel auch auf andre weise ausgedrückt, oder allgemeiner, vom inneren wie äuszeren ergehen, vom gröszten wie vom kleinsten (vom erstern gern ergehen):
wie es einem gehet, also gebaret er. spr. 2, 23ᵃ (nachher wie es eim ieden umbs herz ist); mit rechten leuten gehts eim recht. 2, 154ᵃ; sie sprachen zu mir (Aaron), mache uns götter, die fur uns her gehen (als führer), denn wir wissen
nicht, wie es diesem man Mose gehet, der uns aus Egyptenland gefüret hat. 2 Mos. 32, 23, was er für glück hat (vulg. nescimus quid acciderit), vergl. wie es einem geht und er glück hat, also stelt er sich (gebaret) spr. 2, 145ᵃ; legt das kind drein und legt in in den schilf am ufer des wassers. aber seine schwester stund von ferne, das sie erfahren wolt, wie es im gehen würde. 2 Mos. 2, 4, was mit ihm werden würde; der könig aber sprach zu Cusi, gehet es dem knaben Absalom auch wol? Cusi sprach, es müsse allen feinden meines herrn königes gehen, wie es dem knaben gehet. 2 Sam. 18, 32; da sprach sie zu irem vater, mein herr zürne nicht, denn ich kan nicht aufstehen gegen ihr, denn es gehet mir nach der frawen weise. 1 Mos. 31, 35, ich bin schwanger; es ist ihr unrichtig gegangen ( 1, 538), sie hat abortiert, bei Rädlein es ist ihr übel gegangen (mit einem kinde) 338ᵇ; also gieng es der biblia unter dem bapst auch, die man öffentlich ein ketzerbuch hiesz. 6, 316ᵃ; sagten sy, ich solte schweigen, esz mecht mir auch also gon (d. h. verbrannt zu werden), wil ich auch Lutheraner. 157;
der major, als er in sein zimmer trat, fühlte sich wirklich in einer art von taumel .. wie es denen geht, die schnell aus einem zustande in den entgegengesetzten übertreten. 22, 60.
es gat in als si hand verschuld.
volksl. 431;
(mein geist) spielt oft das widerspiel, und da er weinen soll,
so läuft, so springet er und jauchzet lachens voll,
und so auch gieng mirs itzt.
Lapp. 177);
106 (ε)
der dat. wird auch unter umständen unterdrückt (d. h. nur gedacht), der arzt z. b. fragt den kranken wie gehts denn heute? der besucher im hause wie gehts denn allerseits? wie ist es denn immer gegangen? bei 338ᵃ wie gehts, wie stehts (s. h, γ), wie hält das leben? antwort z. b. es geht noch so erträglich, it is indifferent 715. so erzählt 62 do fiengs an woll gan, besserte sich unsere lage. anderseits wird auch es unterdrückt: mir geht gut, wie mir gangen sei, s. a, γ.
ζ)
auch mit dient wieder (s. b, β):
wie gehts heute mit dem kranken? mit dem befinden? mhd. dafür auch umbe, z. b.:
wie noch jetzt bei stehn, man fragt wie es um einen steht (neben mit einem), es mögen eigentlich die 'umstände' gemeint sein, die wirkenden verhältnisse um uns, während bei mit das es noch mehr persönlich wird; vergl. auch mit einem gehen, leben 7, d und beides in mit einem umgehn, ihn so und so behandeln.
ik sprak: wô geit it mit ju, ôm?
Rein. vos 5976;
lûte rief dô Dancwart daʒ gesinde alleʒ an
'ir sehet wol, edel knehte, wie eʒ umb uns wil gân'.
nu wert iuch ellenden ..
Nib. 1867, 2 (vgl. anm.),
η)
auch es will mir nicht gehen, mihi nihil procedit, res meae haerent 868ᵇ, zugleich zum folgenden.
h)
Endlich es geht von den dingen, umständen, verhältnissen, die da wie selbstgehend, ja selbstwillig behandelt werden, wie schon im vorigen oft, vergl. das mhd. wil vorhin, nhd. unter 17, a.
α)
was hinter dem es eigentlich steht (zunächst das ding, s. g, α), war noch im 16. jh. deutlich: lein dich dran, so muͦsz es gon (l. gan). spr. 1, 26ᵃ (muͦsz, auch wenns nicht will); noch ein zug, so gehts. 2, 68ᵃ, eigentlich der wagen, karren, (greif ans rad, so geht der karrn 1, 12ᵇ), der so viele bilder und lehren fürs leben hergegeben hat (s. z. b. u. 33, f. h Frank), natürlich zugleich mit gedanken an das zugvieh, wie noch deutlicher in wie mans treibt, so gehts, s. dazu 33, b, γ Frank und noch ; im 17. jahrh.:
gehet es wol, so gibt man zoll. das., sprichw., doch wol aus fuhrmanns munde, von guter strasze, wie vom schmieren der räder: es geht als wann es geschmiert wäre, res it bene 868ᵃ, noch jetzt es geht wie geschmiert, glatt, glücklich von statten, aber nun auch: es geht wie mit dampf, so rasch.
wenn jeder thut so vil er soll,
so gehet ross und wagen wol.
1435, 38;
β)
das gehen darin wird auch noch jetzt beim worte genommen, wie von dichtern so auch im gemeinen leben, z. b.:
vergl. im sprichwort wie es gehet, so gehets, wie es fellt, so fellts 1436, 53; im leben heiszt es auf die frage wie
gehts? auch z. b. es schleicht nur, geht lahm u. ä., s. auch die scherzenden antworten g, β. im 17. 18. jh. auch noch sinnlicher daher, her gehen (wie jetzt noch zugehen), vergl.laszt es anhin gehn Bebel, laszens immer einher gahn Luther unter ζ; was wird aber nun geschehen? wie wird es nun ferner daher gehen, o du tolles und thörichtes Teutschland? friedewünsch. Teutschl. 52;
auch in anderm bilde auf und ab, hoch und tief (s. d, β); zwei freunde begegnen sich:
wo denn die vorstellung des glücksrades nachwirkt (21, a).
Mephist. was sich nur ansah (damals, in der vorigen zeit), waren feinde ...
denn leben hiesz: sich wehren — nun, das ging.
Faust. es ging, es hinkte, fiel, stand wieder auf,
dann überschlug sichs, rollte plump zu hauf.
Faust 2. th. 4. act),
41, 261 (so geht es leider her: man lobt uns auf der bare,
und haszt uns auf der welt.
1, 298.
wie gehts? fragt' einer. wie solls gehn?
bald hoch, bald tief u. s. w.
1, 161,
γ)
aber auch hier wieder das zusammenfassende 'gehn und stehn' (4, d), wie u. 17, c was gehn und stehn mag, menschenmöglich ist ( 12, 135): drumb gaht und staht es auch (in der welt) wie wir sehen. an den adel M 3ᵃ; ihr erfahret ja heut wol, dasz es desto besser in der welt steht und geht, weil man canzel und canzelei vermenget. Garg. 150ᵇ (Sch. 278), 20. cap. a. e.;
fragt man doch nach denselben dingen wie stehts? und wie gehts? (auch verbunden g, ε), mit jenem nach dem 'zustande', dem stätigen, mit diesem nach dem fortgange, dem bewegten, und aus beiden sind doch menschliche und weltdinge allemal gemischt.
weil (so lange) man glauben helt,
so stehets und gehets recht in der welt.
1435;
Martha. er liebte nur das allzuviele wandern,
und fremde weiber, und fremden wein ..
Mephist. nun nun, so konnt' es gehn und stehen,
wenn er euch ungefähr so viel
von seiner seite nachgesehen.
12, 155.
δ)
das gehen meint denn eigentlich auch ein fortgehen, weiterkommen, als welches auch das gedeihen, gelingen, glücken u. ä. gedacht wird: res progressum habet, es geht. 1ᶜ; gehet es nit zum ersten mal, so gehet es zum andern mal. spr. 2, 68ᵃ, auf den ersten anlauf, beim ersten versuche; versuchs nur, es geht schon; aber der müde ruft es geht nicht mehr! der verzagende es geht nicht! auch es will nicht gehen, non succedit 1426 (vgl. Göthes was nicht geht, schlepp ich u. 33, l), es will nicht mit ihm gehen, il n'avance point 339ᵃ; s. dazu u. λ. auch deutlicher es geht vorwärts, von statten u. ä. (s. 33, h), es geht rasch, flott, glatt (s. schon Keisersb. u. g, α), glücklich, nach wunsche, über erwarten gut u. s. w., auch blosz fort (s. 33, f), früher auch dar (g, α), daher, einher, anhin (s.β) u. a.; wann es wol geht, so ist guͦt rathen. spr. 2, 102ᵃ; ihr wiszt, es geht noch wol, wann schon ein ganz dorf verbrent und nur des pfaffen haus aufrecht bleibt. Garg. 154ᵇ (Sch. 286); wenns gut geht, sind wir übers jahr am ziele u. ä.
ε)
aber auch es geht rückwärts, z. b. mit einem geschäft (s. b, β), einer unternehmung, früher zuruck, hinter sich (s. 34, d): genug, es ging mit dem mann rückwärts. 21, 199. auch es geht schief, krumm (d. h. vom wege ab), schlecht u. a., auch zum ende mit einem, zum garaus u. a.: jederman hätte vielleicht gedacht, dasz es nunmehro mit dem armen Simplicissimo zum garausz gehen würde. Simpl. 1685 1, 77; es geht mit ihm zur neige. 1, 540. auch bei bedenklichem gebaren als entschuldigung: es geht ihm darnach, ses aventures le poussent à cela, son désastre le veut ainsi. 339ᵃ.
ζ)
das selbstwillige des es tritt deutlicher hervor (vergl. u. d): es gange wie es wölle, quocunque res cadent. 156ᵃ; krebs die im schlitten zihen, darbei der spruch 'es geht wie es mag' (als apothekerzeichen). Garg. 1590 s. 26; brautvater. wie meinst du? bräutigam. wir wollen (nach Speier zur anzeige), gehs wies geh. d. j. G. 2, 302, vgl. vorher: geh aber wies will, processiren thu ich mein tag nit mehr. 301, geh ohne es (s. a, γ), wie im 16. jh.: gange recht wie es möge, sed haec fors viderit. 156ᵃ. daher es gehen lassen, wie es geht, wie es will, kann u. ä., s. schon u. 11, d: laszt es anhin gehn, wie es doch geht. fac. 72ᵇ; derhalben dünkt michs wol verantwortet, das (d. i. das's) e. gestrenge müsse im churfürstenthum lassen gehen, wie es gehet, und nicht macht haben, etwas zu endern. 4 (1556), 336ᵃ; laszens immer einher gahn, was nur gelt bringt. an den adel K 1ᵃ (s. unter 33, b, γ);
dagegen auch: lasset es in gottes namen gehen. 22;
drümb laszt es gahn, gleich wie es geht,
in aller welt es übel steht.
2, 285.
es gehe wie es gehe,
dein vater in der höhe
weisz allen sachen raht.
in allen m. thaten a. e.);
290 (sei nur still und harr auf gott ..
es musz gehen, wie er will.
kirchenlied von
η)
daher auch vom verlauf der dinge, wie er eben geht (im gegensatz zu dem es geht, schreitet fort zum ziele u. δ), auch deutlicher zugehn, hergehn, einhergehn u. ä. (s.β), schon mhd. zuo gân (35, c):
wie es denn itzund in der welt für augen gehet (mit unzucht). 4, 15ᵃ; sihe, dise stad ist belegert .. und wie du geredt hast, so gehets. Jerem. 32, 24; da sprach Jesus zu im (Petrus), stecke dein schwert an seinen ort .. wie würde aber die schrift erfüllet? es musz also gehen. Matth. 26, 54, griech. γενέσθαι (vgl. so muszte es kommen); wir sehen das also gehet wie er sagt. bei Dietz 2, 45ᵇ; wie es itzt leider gat. das.; aber itzt gaht es, das iderman zur pfafferei und muncherei gezogen wird. an den adel M ijᵇ;
geläufige formel bei nutzanwendung aus einer thorheit;
wie es in solchen fällen zu gehen pflegt. 333ᵇ;
im leben: wenns nach mir geht, musz er ein medicus werden. Lessing; wenn es nach verdienste gehen sollte. Adelung.
sus gât eʒ in der welte:
verderb ich dich, verrât du den u. s. w.
Reinfried von Br. 26318;
so gahts, wann man ungehorsam ist.
flöhh. 838 Sch.;
so gehts wenn man im krieg veracht
guten rath, kundschaft, fleiszig wacht.
Froschmeus. Zz 8ᵇ (2, 253 Göd.),
und soll es nun nicht anders gehen,
ich musz von ihr gehasset sein?
L.;
407 's ist hier just, wies beim einhauen geht,
die pferde schnauben und setzen an u. s. w.
Wallenst. lager 11);
XII, 54 (bei Kolberg auf der grünen au
gehts mit dem leben nicht zu genau.
ged. 217.
θ)
auch für das weitergehen, den weiteren verlauf:
auch mit weiter, fort u. a. (vgl. vor sich gehn 34): der roman ist .. so glücklich im gange, dasz sie, wenn es so fort geht, heute über acht tage das achte buch erhalten können. an Schiller 18. juni 1796; es kann gar nicht so fort gehen; ich bin doch neugierig, wies weiter gehen wird mit ihm, auch wie es noch ausgehen wird; ich will gerne sehen, wie es einmal damit gehn wird. 338ᵃ. in einem fastnachtspiel vom rosengarten der Kriemhild:
auch wenn etwas geschehen ist, fragt man wie es gieng, zugieng, gerade so kam:
wie es nun geht (mit der schlacht), es musz sich zeigen.
doch mich verdrieszt die halbe flucht, das weichen.
41, 265.
nu merket, wie es weiter gat.
Germ. 22, 421ᵃ.
o sage, wie es immer gieng.
s. sp. 2463);
3, 424 (Octavio (zu Butler). steckt ein. sagt ruhig, wie es damit ging. ich will
genugthuung nachher euch nicht verweigern.
Wallenst. tod 2, 6).
XII, 258 (ι)
aber auch wieder von möglichkeit, thunlichkeit, in hinsicht auf eine hemmung, die dem es in den weg tritt, s. schon 17, b und 33, l, mit benanntem subj.; mit es (zum theil schon dort): sie wissen doch, dasz man (in der deutschen rechtschreibung) nach und nach die nur sichtbaren und nicht hörbaren consonanten wegwirft. das wollte man ehemals auf einmal thun, und so ging es nicht. aber nach und nach wird es denn doch zuletzt gehn. br. 245 Lapp. (auch in gang kommen); zur bestimmten stunde kamen weniger wagen als man erwartet hatte .. man theilte sich in die wagen, so gut es gehen wollte. 18, 251 (lehrj. 3, 3), denn auch da wird dem es ein wille beigelegt, es will durchaus nicht gehen; gehts? oder soll ich helfen? zu einem den man sich abmühen sieht; versuchs nur noch einmal, es wird schon gehn; auch mit folg. inf.:
wo das gehn durch das zusammen wieder sinnlicher wird (vgl. hand in hand, daneben, neben einander gehn u. 24, g. 33, c). aus dem hausdeutsch ist auch folg.: marquise. lassen sie sehen,
nichte, wie finden sie sich in das neue kleid? nichte. nicht eben so ganz, als wenn es mein eigen wäre. marquise. nun, nun, es geht schon! es kleidet sie alles. 14, 208 (Groszc. 4, 4), wo es doch auch das kleid meinen kann (vgl. λ), wie es heiszt das kleid geht schon noch einmal, auch geht noch mit, s. unter 12, f. auch dazu zeigt sich der ansatz schon im 16. jh., s. versuͦchs, so gehts unter 17, b, bei dem das bild des stockenden wagens dahinter noch erkennbar ist, s. unter h, α, und eigentlich auch noch in dem gleichbedeutenden es geht noch an, d. h. eigentlich vorwärts, wenn auch langsam, auch es geht nicht an, ist nicht thunlich vor hindernissen, auch dän. dat gaaer ikke an.
und ihm (dem kaiser) beliebt' es falsch zu schlieszen,
es könne wol zusammengehn ..
regieren und zugleich genieszen.
41, 260,
κ)
endlich beides, es geht und es geht an im hausdeutsch mit noch andrer färbung, die schon auf den letzten beispielen unter κ mit liegt, wie auf Wielands ihre gesichtsfarbe geht noch mit 12, f, d. h. es ist eben noch möglich, zulässig, erträglich, gut genug u. ähnl.; z. b. auf die frage bin ich denn gut genug angezogen für die gesellschaft? die beruhigende antwort: na, es geht (meist s' geht), mit einem gewissen tone gesprochen (sangartig), der doch wieder verschieden sein und verschiednes bedeuten kann, entweder: es geht gerade noch (mit sinkendem tone), oder: es geht noch ganz gut (mit steigendem tone). ebenso auf die frage nach dem befinden eines leidenden, nach dem gange eines geschäftes o. a.: es geht, wieder entweder: es geht gar nicht schlecht (steigend), oder: es geht eben (sinkend), d. h. es stockt noch nicht gerade, also immer noch dicht bei der sinnlichen bedeutung (vgl. es schleicht unter β). aber auch auf die frage sind die schmerzen grosz? als antwort es geht, d. h. sie sind noch nicht so schlimm, oder auf die frage nach dem ertrage der ernde o. ä.: es geht, er ist gering, aber ich will doch zufrieden sein. ebenso nl. z. b. lijdt hij veel pijn? 'dat gaat, dat gaat' (wb. III, 81). man sagt auch franz. es passiert, eigentlich geht noch mit fort (mit den andern), läuft mit unter o. ä., es kan hingehn, ferri poterit 2ᵇ, das geht noch mit hin, questo passa, cela passe 338ᵇ, es geht wol hin, res est quotidiana (es geht einmal nicht anders) 868ᵃ, wie eigentlich auch es geht an, auch dän. dat gaaer an, schwed. det gaͦr an, ist so ziemlich. nd. aber et vergeit sik 69, it geit un steit Brem. wb. 2, 479.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1880), Bd. IV,I,II (1897), Sp. 2376, Z. 45.
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- gegenreim, m.
- gegenreiten, n.
- gegenreiz, m.
- gegenreizmittel, n.
- gegenrettung, f.
- gegenrevolution, f.
- gegenringen
- gegenringer, m.
- gegenritt, m.
- gegenrotte, f.
- gegenruf, m.
- gegenruhm, m.
- gegenrunde, f.
- gegenrüsten
- gegenrüstung, f.
- gegensache, f.
- gegensacher, m.
- gegensang, m.
- gegensatz, m.
- gegenschaden, m.
- gegenschale, f.
- gegenschall, m.
- gegenschanze, f.
- gegenschatte, m.
- gegenschattig
- gegenschauen
- gegenschein, m.
- gegenscheinen
- gegenschelten
- gegenscheltwort, n.
- gegenschenke, f.
- gegenschenken
- gegenschenkung, f.
- gegenscheu, f.
- gegenschicken
- gegenschieszen
- gegenschimmer, m.
- gegenschimmerung, f.
- gegenschimpf, m.
- gegenschimpfen
- gegenschlag, m.
- gegenschnitt, m.
- gegenschraffierung
- gegenschreiben
- gegenschreiber, m.
- gegenschreiberei, f.
- gegenschreiberin, f.
- gegenschrift, f.
- gegenschritt, m.
- gegenschuld
- gegenschuldner, m.
- gegenschusz, m.
- gegenschwager, m.
- gegenschwert
- gegenschwiegerin, f.
- gegenschwingen
- gegenschwäher, m.
- gegenschöpfer, m.
- gegensehend
- gegensehenlich
- gegensein, n.
- gegenseite, f.
- gegenseitener, m.
- gegenseitig, adj.
- gegenseitigkeit, f., subst.
- gegenseitigkeitsvertrag, m.
- gegenseits, adv.
- gegensetzen
- gegensetzer, m.
- gegensetzling, m.
- gegensetzung, f.
- gegensichtiglich, adv.
- gegensiegel, n.
- gegensiegeln
- gegensinn, m.
- gegensinnig
- gegenspan, m.
- gegenspiel, n.
- gegenspieler, m.
- gegensprache, f.
- gegensprecher, m.
- gegenspruch, m.
- gegenstand, m.
- gegenstandlos
- gegenstandlosigkeit, f., subst.
- gegenstandsfall, m.
- gegenstandsglas, n.
- gegenstechen
- gegenstehen
- gegenstellen
- gegenstellung, f.
- gegensteuer, f.
- gegenstich, m.
- gegenstimme, f.
- gegenstimmer, m.
- gegenstimmig
- gegenstimmung, f.
- gegenstolle, m.
- gegenstolz, m.
- gegenstosz, m.
- gegenstoszen
- gegenstrafe, f.
- gegenstrahl, m.
- gegenstrahlen
- gegenstrand, m.
- gegenstreben
- gegenstreber, m.
- gegenstrebung, f.
- gegenstreckung, f.
- gegenstreich, m.
- gegenstreit, m.
- gegenstreiten
- gegenstreiter, m.
- gegenstreitig
- gegenstrich, m.
- gegenstrick, m.
- gegenstrom, m.
- gegensträuben
- gegenströmung, f.
- gegenstube, f.
- gegenstunde, f.
- gegenständlich
- gegenständlichkeit, f.
- gegenstück, n.
- gegenstütze, f.
- gegenstützelen
- gegenstützen
- gegensänger, m.
- gegensängerin, f.
- gegensätzig
- gegensätzisch
- gegensätzler, m.
- gegensätzlich, adj.
- gegensätzlichkeit, f.
- gegensäule, f.
- gegentanz, m.
- gegentanzen
- gegentausch, m.
- gegenthat
- gegentheil, m., n.
- gegentheiler, m.
- gegentheilig, adj.
- gegentheilin, f.
- gegentheilisch
- gegentheils
- gegenthränen
- gegenthätigkeit, f.
- gegenthätlichkeit, f.
- gegenthür, f.
- gegentoast, m.
- gegentod, m.
- gegentreue, f.
- gegentrieb, m.
- gegentritt, m.
- gegentrost, m.
- gegentrum, m.
- gegentrunk, m.
- gegentrutz, m.
- gegenufer, n.
- gegenunterschreiben
- gegenunterschreibung, f.
- gegenunterschrift, f.
- gegenuntersiegeln
- gegenuntersuchung, f.
- gegenunterzeichnung, f.
- gegenurtheil, n.
- gegenverbeugung, f.
- gegenverbündnis, n.
- gegenverehrung, f.
- gegenverfassung, f.
- gegenvergelten
- gegenvergeltung
- gegenverheiszung, f.
- gegenverhältnis, n., f.
- gegenvermächtnis, n.
- gegenverpflichtung, f.
- gegenverpfändnis, n.
- gegenverschanzung, f.
- gegenverschreiben
- gegenverschreibung, f.
- gegenverschulden
- gegenverschuldung, f.
- gegenversicherung, f.
- gegenversprechen, n.
- gegenversprechung, f.
- gegenverstand, m.
- gegenverständnis, n.
- gegenversuch, m.
- gegenvertheidigung, f.
- gegenverwahrung, f.
- gegenvisite, f.
- gegenvormund, m.
- gegenvorschlag, m.
- gegenvorstellig
- gegenvorstellung, f.
- gegenwaffe, f.
- gegenwaffnung, f.
- gegenwage, f.
- gegenwagschale, f.
- gegenwall, m.
- gegenwand, f.
- gegenwarf
- gegenwarnung, f.
- gegenwart, f.
- gegenwarts, adv.
- gegenwechsel, m.
- gegenwechselbrief, m.
- gegenweg, m.
- gegenwehen
- gegenwehr, f.
- gegenwehrlich, adj.
- gegenweisung, f.
- gegenwendung, f., subst.
- gegenwerfung, f.
- gegenwerk, n.
- gegenwert, f.
- gegenwert, m.
- gegenwesen, n.
- gegenwesenlich
- gegenwetter, n.
- gegenwille, m.
- gegenwillig, adj.
- gegenwind, m.
- gegenwinkel, m.
- gegenwinken
- gegenwirken
- gegenwirken, n.
- gegenwirksam
- gegenwirksamkeit, f.
- gegenwirkung, f.
- gegenwirte
- gegenwirtig
- gegenwohner, m.
- gegenwort, n.
- gegenwunsch, m.
- gegenwurf, m.
- gegenwurt
- gegenwärtig
- gegenwärtigen
- gegenwärtigkeit, f.
- gegenwärtiglich
- gegenwünschen
- gegenwürflich, adj.
- gegenwürtig
- gegenzauber, m.
- gegenzeichen, n.
- gegenzeichnen
- gegenzeichnung, f.
- gegenzettel, f., m.
- gegenzeuge, m.
- gegenzeugnis, n.
- gegenzinne, f.
- gegenzug, m.
- gegenzusage, f.
- gegenzärtlichkeit, f.
- gegenzätte
- gegenäuszerung, f.
- gegenöffnung, f.
- gegenüber
- gegenüberliegend
- gegenüberstehen
- gegenüberstellen
- gegenüberstellung, f.
- geger, n.
- gegere, n.
- gegetter
- gegettert
- gegew
- gegew, n.
- gegicht, n.
- gegichtig
- gegiebelt
- gegipfelt
- gegirgelt
- gegitscher, n.
- gegitter, n.
- gegittert
- gegler, m.
- gegliedert
- geglitze, n.
- gegne
- gegne, f.
- gegnen
- gegner, m.
- gegnerin, f.
- gegnerisch, adj.
- gegnerschaft, f.
- gegnis, f.
- gegrabel, m.
- gegrummel, n.
- gegrunze, n.
- gegräisel, n.
- gegräse, n.
- gegräupe, n.
- gegröle, n.
- gegröszern
- gegrübel, n.
- gegunze, n.?
- gegurgel, n.
- gegut
- gegutet
- gegänge, adj.
- gegänge, n.
- gegängel, n.
- gegätter, n.
- gegättert
- gegäu, n.
- geh
- geh
- gehaarecht
- gehaarechtig
- gehaaren
- gehaarig
- gehaart
- gehaben
- gehaben
- gehaben, n.
- gehabig
- gehablich
- gehacke, n.
- gehacket
- gehacksche, n.
- gehacktes, n.
- gehader, n.
- gehaft, m.
- gehag, m., n.
- gehagel, n.
- gehagen
- gehalt, m., n.
- gehalten
- gehalten, part. praet.
- gehaltenheit, f., subst.
- gehalter, m.
- gehalterband, n.
- gehaltfulle, f., subst.
- gehaltig
- gehaltkammer
- gehaltleer
- gehaltlos
- gehaltlosigkeit, f.
- gehaltnis, n.
- gehaltreich
- gehaltreichthum, m.
- gehaltsam
- gehaltsaufbesserung, f.
- gehaltschwer
- gehaltserhöhung, f.
- gehaltstufe, f.
- gehaltsverbesserung, f.
- gehaltszahlung, f.
- gehaltszulage, f.
- gehaltung, f.
- gehaltverhältnis, n.
- gehaltvoll
- gehand, adv.
- gehandsam
- gehantzan
- gehar
- geharecht
- geharnisch, n.
- geharnischt, part. pass.
- geharr, n.
- geharren
- geharz, m.
- gehasi
- gehasz, adj.
- gehasz, m.
- gehau, n., m.
- gehaubt
- gehauen
- gehauen, part.
- gehauft, part. pass.
- gehauicht, n.
- gehaus, adj. und subst.
- gehause, adj. und subst.
- gehauset
- gehbar
- gehe
- gehebe, adj.
- gehebig
- gehechelt, part.
- geheck, n.
- geheck, n.
- gehecke, n.
- gehecke, n.
- geheckel, n.
- geheder, n.
- geheelen
- gehefelt
- geheft
- gehefte, n.
- gehegde, n.
- gehege, n.
- gehegeaufseher, m.
- gehegebereiter, m.
- gehegereiter, m.
- gehei, n.
- gehei, n.
- gehei, n.
- gehei, n.
- geheie, n.
- geheien
- geheiend
- geheiendig
- geheier, m.
- geheierei, f.
- geheiig
- geheiig
- geheil
- geheilen
- geheilwertigt
- geheim, adj.
- geheim, f.
- geheim, n.
- geheimb
- geheimbote, m.
- geheimbuch, n.
- geheimbund, m.
- geheimbündelei, f.
- geheimbündler, m.
- geheimbündlerisch
- geheimde, f.
- geheimderath
- geheimdeutung, f.
- geheime, f.
- geheimelei, f.
- geheimgeist, m.
- geheimhaltung, f., subst.
- geheimig
- geheimisch
- geheimkammer, f.
- geheimkunst, f.
- geheimkünstler, m.
- geheimleben, n.
- geheimlehre, f.
- geheimlich
- geheimmittel, n.
- geheimnis, n., f.
- geheimnisbaum, m.
- geheimnisbrütend
- geheimnisdunkelheit, f.
- geheimnisforscher, m.
- geheimnisgaukelei, f.
- geheimnisgläubig
- geheimnisgrübler, m
- geheimnishaltung, f.
- geheimniskrämer, m.
- geheimniskrämerei, f.
- geheimnislehre, f.
- geheimnislehrer, m.
- geheimnislust, f.
- geheimnismahl, n.
- geheimnisreich
- geheimnissam
- geheimnisschlüssel, m.
- geheimnissen
- geheimnissucht, f.
- geheimnisträger, m.
- geheimnisträgerei, f.
- geheimnisvoll
- geheimnisweihe, f.
- geheimniswort, n.
- geheimniswurm, m.
- geheimrath, m.
- geheimsam
- geheimschrank, m.
- geheimschreiber, m.
- geheimschreiberei, f.
- geheimschrift, f.
- geheimsecretär, m.
- geheimsinn, m.
- geheimsprache, f.
- geheimstreich, m.
- geheimsucht, f.
- geheimt
- geheimthuerei, f.
- geheimthun, n.
- geheimtreiben, n.
- geheimursache, f.
- geheimverständnis, n.
- geheimvertraut
- geheimweg, m.
- geheimweiser, m.
- geheimzeichen, n.
- geheimzimmer, n.
- gehein
- geheind
- geheindig
- geheinebel, m.
- geheisch, n.
- geheischen
- geheisz, n.
- geheisz, n.
- geheiszen
- geheiszung, f.
- gehel
- geheldet
- gehelfen
- gehelich
- gehell
- gehell, m.
- gehellbrief, m.
- gehellen
- gehellen, n.
- geheller, m.
- gehellig, adj.
- gehelligen
- gehellung, f.
- gehelmt
- gehelt
- gehen
- gehen
- gehen
- gehen
- gehen
- gehen, n.
- gehend, adj.
- gehend, part. praes.
- gehenge
- gehengen
- gehenk, n.
- gehenke, n.
- gehenlassen, n.
- gehepeil, m.
- geher, m.
- geherrt, part.
- geherz
- geherz, f., subst.
- geherze, f., subst.
- geherze, n.
- geherzhaft
- geherzhaftigkeit, f.
- geherzig
- geherzigkeit, f.
- geherziglich, adv.
- geherzigt
- geherzt
- gehestunde, f.
- gehetsen
- gehetze, n.
- geheuen
- geheuer
- geheuer, m.
- geheufel
- geheugen
- geheul, n.
- geheulergossen
- gehibig
- gehieben
- gehig, adj.
- gehigen
- gehild
- gehilen
- gehilfe
- gehilfe, m.
- gehillen
- gehilz, n.
- gehimmelze, n.
- gehirmen
- gehirn, n.
- gehirnbehälter, m.
- gehirnbild, n.
- gehirnbildung, f.
- gehirnbohrer, m.
- gehirnbrei, m.
- gehirnbruch, m.
- gehirnchen, m.
- gehirndruck, m.
- gehirndunst, m.
- gehirneigen
- gehirnentzündung, f.
- gehirnerweichung, f.
- gehirnfell, n.
- gehirnfiber, f.
- gehirngebäude, n.
- gehirnhaut, f.
- gehirnhügel, m.
- gehirnkammer, f.
- gehirnkern, m.
- gehirnkrank, m.
- gehirnkrankheit, f.
- gehirnkugel, f.
- gehirnkügelchen, n.
- gehirnlappen, m.
- gehirnlehre, f.
- gehirnleiden, n.
- gehirnlein, n.
- gehirnlos
- gehirnmark, n.
- gehirnmasse, f.
- gehirnnerv, m.
- gehirnrinde, f.
- gehirnsaft, m.
- gehirnschale, f.
- gehirnschlaf, m.
- gehirnschmerz, m.
- gehirnspur, f.
- gehirnt
- gehirntafel, f.
- gehirntyphus, m.
- gehirnverletzung, f.
- gehirnverrückung, f.
- gehirnwand, f.
- gehirnwehe, n.
- gehirnweltglobus, m.
- gehirnwurst, f.
- gehirnäther, m.
- gehirse, n.
- gehitz, n.
- gehitzt
- gehkorb, m.
- gehl
- gehlich
- gehlichen, adv.
- gehling
- gehlingen, adv.
- gehlings, adv.
- gehlsucht
- gehn
- gehnbohr
- gehnemeulen
- gehnen
- gehobelt
- gehoben
- gehobenheit, f.
- gehocket
- geholdt
- geholfen
- gehollen
- gehopft, part. pass.
- gehorch, m.
- gehorcharbeiter, m.
- gehorchen
- gehorcher, m.
- gehorchform, f.
- gehorchsam
- gehorchsamen
- gehorn
- gehorsam, adj.
- gehorsam, m.f.
- gehorsambrief, m.
- gehorsame, m.f.
- gehorsamen
- gehorsamiglich, adv.
- gehorsamkeit, f.
- gehorsamlich
- gehorsamlos
- gehorsamspflicht, f.
- gehorsen
- gehosen
- gehr, m.
- gehren
- gehren
- gehren
- gehren, m.
- gehrenacker, m.
- gehrenzehnte, m.
- gehrenziegel, m.
- gehrfalke, m.
- gehrhab, m.
- gehrhabe, f.
- gehrhabschaft, f.
- gehrhobel, m.
- gehrholz, n.
- gehrig, adj.
- gehrmasz, n.
- gehrnagel, m.
- gehrock, m.
- gehrung, f.
- gehstützig
- gehuber
- gehubet
- gehudel, n.
- gehudelt
- gehufet
- gehulcht
- gehuld
- gehulden
- gehuldet
- gehuldung, f.
- gehung, f., subst. verb.
- gehunken
- gehuste, n.
- gehwagen, m.
- gehweg, m.
- gehwerk, n.
- gehäbe, adj.
- gehäbig
- gehäck, n.
- gehäcke, n.
- gehäcks, n.
- gehäcksel, n.
- gehäcksuppe, f.
- gehäckt, n.
- gehäcktorte, f.
- gehäder, n.
- gehäfelt
- gehäge
- gehägel, n.
- gehäl
- gehälde, n.
- gehäldet
- gehäldrebe, f.
- gehälen
- gehälterlein, n.
- gehältig
- gehämmer, n.
- gehände
- gehänden
- gehändigkeit
- gehändnüs
- gehänge, m.
- gehänge, n.
- gehängen
- gehängig, adj.
- gehängnis, f., n.
- gehär, n.
- gehärt
- gehärzt
- gehäse, n.
- gehässig
- gehässigkeit, f.
- gehässiglich, adv.
- gehäsz, n.
- gehäu, n., m.
- gehäubelt
- gehäubt
- gehäufe, n.
- gehäuft, part. pass.
- gehäuftheit, f.
- gehäupt
- gehäuptelt
- gehäuptet
- gehäus, n.
- gehäuse, adj. und subst.
- gehäuse, n.
- gehäusig
- gehöber
- gehöf, n.
- gehöfde, n.
- gehöfelt
- gehöfer, m.
- gehöfet, part.
- gehöfte, n.
- gehöhne
- gehölz
- gehölz, n.
- gehölzig
- gehölzreich
- gehöpft, part. pass.
- gehör
- gehör, f.
- gehör, n.
- gehörbild, n.
- gehörde, f., n.
- gehören
- gehören, n.
- gehörfehler, m.
- gehörgang, m.
- gehörheilkunde, f.
- gehörig, adj.
- gehörigkeit, f., subst.
- gehörkammer, f.
- gehörknochen, m.
- gehörkreis, m.
- gehörkunst, f.
- gehörlehre, f.
- gehörlos
- gehörn, n.
- gehörnert
- gehörnerven
- gehörnicht
- gehörnis, n.
- gehörnt
- gehörsag, n.
- gehörschwäche, f.
- gehörsinn, m.
- gehörsprache, f.
- gehörst
- gehörstube, f.
- gehört, f., n.
- gehörthier, n.
- gehörtrichter, m.
- gehörung, f.
- gehörwerkzeug, n.
- gehörwinkel, m.
- gehörzeichen, n.
- gehösche, n.
- gehüder, n.
- gehügel, n.
- gehügelt
- gehülfe, m.
- gehülfin, fem.
- gehülflich
- gehülfschaft, f.
- gehülfskunst, f.
- gehülfsleute
- gehüllet
- gehüllig
- gehülst, part.
- gehülz
- gehümmel, n.
- gehüngert, part.
- gehüpfe, n.
- gehüre
- gehürn, n.
- gehürnt
- gehürsch, n.
- gehürst, n.
- gehütze
- gei
- gei, f.
- geib, f.
- geiben
- geibitz
- geichel, n.
- geichen
- geichen
- geichen
- geid
- geide
- geiden
- geien
- geier
- geier
- geier, m.
- geieradler, m.
- geierblick, m.
- geiereule, f.
- geierfalke, m.
- geierflügel, m.
- geiergeschrei, n.
- geierheit, f.
- geierherz, n.
- geierkönig, m.
- geierlein, n.
- geierlich
- geiermagen, m.
- geiermaul, n.
- geiermundler, m.
- geiernest, n.
- geierpein, f.
- geiersauge, n.
- geierschlag
- geierschnell
- geierschwalbe, f.
- geiersnase, f.
- geierstein, m.
- geiervogel, m.
- geife, m.
- geifel, m.
- geifeln
- geifen
- geifer, m.
- geifer, m.
- geiferbart, m.
- geiferei, f.
- geiferer, m.
- geiferfleckchen, n.
- geiferig
- geiferig, adj.
- geiferkäfer, m.
- geiferläppchen, n.
- geiferlätzchen, n.
- geifermaul, n.
- geifern
- geifern
- geifersche
- geiferthierchen, n.
- geifertüchlein, n.
- geiferung, f.
- geiferwurz, f.
- geifitz
- geige, f.
- geigeler, m.
- geigen
- geigenampfer, m.
- geigenbogen, m.
- geigenbohrer, m.
- geigenfutter, n.
- geigenförmig
- geigengeschrei, n.
- geigenhals, m.
- geigenharz, n.
- geigenholz, n.
- geigenklang, m.
- geigenklosz, m.
- geigenkragen, m.
- geigenkunst, f.
- geigenleine, f.
- geigenmacher, m.
- geigenmusik, f.
- geigennagel, m.
- geigenpech, n.
- geigensaite, f.
- geigensattel, m.
- geigenschlüssel, m.
- geigenschnarre, f.
- geigenschule, f.
- geigenspiel, n.
- geigenspieler, m.
- geigensteg, m.
- geigenstreicher, m.
- geigenstrich, m.
- geigenstück, n.
- geigenvirtuos, m.
- geigenwerk, n.
- geigenwirbel, m.
- geiger
- geiger, m.
- geigerin, f.
- geigerkompaney, f.
- geigerlein, m.
- geiglein, n.
- geiken
- geil
- geil, m.
- geil, m., n.
- geilart
- geilbeer, m.
- geilbewachsen
- geildumm
- geile
- geile, f., subst.
- geilen
- geilen
- geilenförmig
- geiler, m.
- geilerei, f.
Zitationshilfe
„gehn“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/gehn>.
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