Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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geheim, adj.

geheim, adj.
zu heim, wie heimlich, mit dem es an sich zusammenfällt, eine jüngere schwesterbildung dazu; denn die bildung mit -lîch erscheint schon ahd. (Graff 4, 951), die mit ge- erst gegen die nhd. zeit.
1)
a)
mhd. ist geheim noch nicht bezeugt, auf jeden fall nicht gangbar, wol aber, wenn auch selten, ein subst. geheime f. (s. d.), heimlichkeit, während ahd. vom ganzen worte noch keine spur ist. als nd. ist bei Schiller u. Lübben nur das subst. verzeichnet, aus dem 16. jahrh. (nnd. geheem adj. gibt Dähnert 147ᵃ); vgl. gehêmig unter geheimig. auch im mnl. fehlen beide, das adj. geheem tritt erst im 16. jahrh. auf, wird aber erst im 17. jahrh. eigentlich gangbar, es scheint von hochd. einflusz zu kommen (s. unter c). dafür herscht im mnd. und mnl. die alte bildung, hêmelik, heimelik, wie mhd. heimelîch; auch nhd. ist heimlich noch vorherschend im volke, geheim mehr ein bücherwort, wie es schon Adelung angibt, heimlich 'mehr im gemeinen leben', geheim 'in der anständigen und edlen schreibart' (doch vgl. 3). wäre da einmal das adj. später entstanden, als sein subst.? erst aus diesem rückwärts gebildet? wie das z. b. zwischen dem adv. und seinem adj. vorkommt (s. z. b. gefänglich). s. auch unter 7 a. e., geheimd adj. im verhältnis zu geheimde subst.
b)
noch einen anlasz zu solcher rückwärtsbildung kann geheimer dargeboten haben, im anfang des 15. jh., 'mein geheimer', vertrauter, geheimer berater:
der dem chünig was ain gehaimer
und was der edlen junkherren ainer.
Vintler 4040;
nu wärdu doch mein inrister (intimus) gehaimer.
4066.
das hiesz nämlich früher auch der heimlîchære, secretarius, nachher der heimlicher (s. d.), diesz aber dann zu heimlich gezogen, als ein heimlicher (rat), wie auch Schmeller 2, 195 that und schon Hund das. (kaiser Ludwig nennt den grafen .. sein haimlichen), ja auch schon das 15. jh.: dem vesten ritter J. v. Buch, unserm lieben getrewen heimlichen. Scherz 502; secretarius, ein heimlicher rat. Melber x 6ᵃ; ratweiser oder heimlicher, secretarius. voc. 1482 aa 4ᵇ (vgl. Dief. s. v.), während sonst in der zeit in urkunden, wie in den meisznischen, noch von den heimlicheren des fürsten die rede ist. so wird denn auch jenes geheimer eigentlich geheimære meinen, dem heimlîchære nachgebildet in bequemerer form (wie geheim dem heimlich überhaupt), dann aber gleichfalls als adj. genommen; z. b. von einer behörde in Augsburg, wol einem ausschusz des rats der mit den geheimen sachen betraut war (vgl. unter geheimde aus dem Augsb. stadtbuch): mit dem anbringen von wegen etlicher gehaimer der statt Augspurg. Schertlin br. an d. st. Augsb. 64; (dem churfürsten) vermeldet, das ich des (l. das) von etlichen gehaimen zu Augspurg in bevelh hette. das., er war als feldherr im dienst der stadt; s. 61 heiszt es aus bevelh etlicher gehaimen rät der statt A., dann aber wieder dieselbigen gehaimen, s. 59 aus gehaisz der gehaimen des rats zu A., s. 55 aus bevelh und von wegen burgermaister und gehaimen des rats der statt A. so lebt jenes der geheimer noch heute nach in geheimer rat (s. 2, c); s. weiter unter geheimrath 3, c.
c)
der geheime, mein geheimer, vertrauter, findet sich noch im 17. 18. jahrh.: ein geheimer oder beiwoner, familiaris. Dasyp. 70ᵇ, worin doch noch der geheimer nachklingen kann; seine (Lucifers) seiten seind die geheime, welche biszweilen übel rathen, ihren herrn das placebo oder wolgefallen singen. seine axeln seind die secretarii u. s. w. Albertinus narrenh. 13, die geheime, die vertrauten ratgeber; saal der wirklichen geheimen, der kammerherrn, des kleinviehes vom hofe u. s. w. Freytag handschr. 2, 375, wo freilich rath mitgedacht oder ausgelassen ist (s. geheimrath a. e.);
denn sie (die götter) erhören gebet des opferers, ihres geheimen,
der, das auge verhüllt, vor ihre kammern des raths tritt.
Herder lebensb. I, 2, 28 (der opferpriester).
es scheint sich überhaupt aus dem verhältnis zwischen dem herrn und seinem vertrauten hauptsächlich entwickelt zu haben. in den Niederlanden setzte im jahre 1531 Karl V. eine landesbehörde ein unter dem namen de geheime raad (s. das grosze nl. wb. III, 829); der graf von Egmont, der präsident des geheimen raths. Schiller VII, 93; das wort war aber fremd im lande (s. das nl. wb. a. a. o. 823), erst am ende des jahrh. nimmt es Kilian auf, aber noch als ungewohnt oder ausländisch: gheheym, secretus, familiaris, während noch 1702 der Fläming Binnaert es gar nicht nennt (nur geheymenisse). die quelle für jenen geheimen raad wird in den oberd. kanzleien zu suchen sein, von denen aus es sich auch bei uns verbreitet haben wird, für lat. secretus statt des alten heimlich; denn es hiesz auch mhd. heimelîcher rât (beratung der bürger) Freiberger stadtr. bei Schott 170, Closener 106, 27, Straszb. chr. 1105ᵇ, und bis ins 16. jh. heimlicher rat, ratgeber, fürstenrat, s. u. heimlich 4, c, Scherz 640, auch heimlicher canzler (des kaisers) Frankf. reichsc. 1, 210. s. weiter 4, a.
2)
daher denn geheim, vertraut, mit dat., wie heimlich gleichfalls, schon mhd. (s. dort 3, c, β), einem geheim sein, mit ihm vertrauten umgang haben, sein vertrauen besitzen, in seine geheimnisse eingeweiht sein u. s. w.
a)
so besonders zwischen herrn und diener, höherem und niederem: zwen burger (aus Nürnberg) ... die dem bischof (von Würzburg) geheim waren. Nürnb. chr. 3, 296, 26, aus der chronik eines canzleischreibers im 15. jh. (das. 261), die bürger werden wie spione des bischofs behandelt, da er der stadt feind war; wann ein groszer herr dir geheim ist, so huͤt dich das du im nit getruͤwest und du dich im geheim machen woltest .. als (z. b.) wenn er früntlich mit dir redt und dir geheim ist, daʒ du im woltest uf den achseln ligen oder in under den armen fieren. Keisersb. evang. 141ᵇ, also auch von seiten des herren, vertraulich, zutraulich; bis geheim den geistlichen personen. hell. löw d 5ᵇ, suche ihren vertrauten umgang; wer um sie (die reichen) ist, sonderlich so in (ihnen) geheim sind, müssen sich ir oft heimlich erbarmen und wünschten (sich) ir leben nicht. Frank spr. 1, 108ᵃ; als dieser des Türken kämmerling und Solyman fast (sehr) geheim worden. Fronsperger kriegsb. 3, 158ᵃ; ich (Staufacher) kenn allda fürneme herrenlüt, die mir insunders geheim. Tschudi 1, 235ᵇ, daher bei Schiller:
der wackern männer kenn ich viele dort
und angesehen grosze herrenleute,
die mir geheim sind und gar wol vertraut.
Tell I, 2.
noch im anfang des 18. jh. in wbb.: einem geheim sein, aliquo uti familiariter. Aler 867ᵃ.
b)
denn es galt dann auch zwischen freunden, gatten, genossen u. ä., auch gern lieb und geheim (vgl. unter geheime 1): das du keinen menschen hast, der dir also geheim ist und lieb, dem du wolltest günnen, das er dich in allen dingen also erkannt, als du dich selb erkennest. Keisersberg pred. 147ᵇ; einer, den ich in der person so wol kennet, und mir so lieb und geheim, wie meine eigene seel ist. Kirchhof wend. (1602) 5, 27; ich würde ihm gar lieb und geheimb werden. Laz. de Tormes 108;
was uferwachsen ist mit eim,
das ist ihm lieblich und geheim.
Ritter Melanchthon leben Luthers übers. (1561) 29.
von gatten: also dasz der mann ihr (der frau) ganz geheim wird, ihren viel übersicht, ihre mengel für holdselige kinderfehl rechenet u. s. w. Garg. 74ᵃ (Sch. 126), was den begriff von damals recht hübsch ausmalt, das schwinden des gebrauchs hat eine lücke gelassen. von genossen, z. b. wenn es vom höheren zwecke der schützenfeste heiszt:
damit die schützen der eidgnoschaft
also durchs schieszen mit liebes kraft
ein ander möchten bkantlich werden,
auch desto gheimer in kriegs gferden.
Grob ausreden bei Haupt 3, 243.
auch übertragen auf gott, Christus: je mehr eine seele dem herrn Jesu ihrem himmlischen bräutigam geheim wird, je mehr er sich ihr offenbaret. Scriver seelensch. 1, 870; seid frembde der welt und geheim euerm gott. 2, 780, geheim und fremd als gegensätze; vergl. auch Scriver unter 7 und gottes geheim Keisersberg unter geheime 2, c. trefflich auch von seele und leib: so die seel des menschen elter, so sie dem leib basz bekandter und aus langer beiwonung geheimer wird. Thurneisser von wassern (1572) 287.
c)
daher geheimer freund, diener u. a.: der geliebtist und geheimist freünd, den wir von grund unsers herzens liebend und im alle unsere geheimnus vertrauwend, intimus. Maaler 163ᵈ; eim der aller geheimst und sein der (so) best fründ sein, in intimis alicuius esse. das., Frisius 726ᵇ; ich wil mich aber fürsehen, das er nicht mein geheimer freund sei. Butschky Patm. 121. noch im 18. jahrh.: es ist sein geheimer freund, son intime ami, son confident. Rädlein 337ᵃ, Aler, Ludwig, Steinbach 1, 728. diener:
sandt er ein gheimen diener sein
eilunds in die nechst stat hinein.
Teuerd. 67, 85.
jetzt wäre eine geheime freundschaft nur eine solche, die man vor der welt verbärge (s. 4). aber ein geheimer diener zugleich ist noch der geheime rat eines fürsten (vgl. schon 1, b und c): aus dem Walter von der Vogelweide, keyser Philipses geheimen rahte, den Goldast anzeucht. Opitz poet. C 3ᵃ (4. cap.). das hat dann als titel seine eigene geschichte (s. geheimrat), im 17. jh. unterschied man auch geheimer und geheimter rat (s. unter 7): herr Georg von Bonin, churfürstl. brandenburgischer geheimter rath. Schuppius 10; grafen zu Rantzau, rittern, der röm. käys., auch zu Dennemark kön. majest. geheimten und landrath. 1; dagegen im alten einfachen sinne: er brauchte endlich die zauberin zu Endor zu seinem geheimen rath. ders. s. 14; und auch: und dieses (die strengere sonntagsheiligung) hat der kayser ... auch seinen gewaltigen, seinen geheimsten räthen und vornehmsten officieren befehlen lassen. 182 (175). vergl. 4, a.
3)
neben dieser bedeutung, die auf die canzleien zurückgeht, gewann es doch auch unmittelbaren anschlusz an heim in seiner eigentlichen bed. und ward auch hie und da wirklich volksmäszig.
a)
trefflich von der traulichkeit des eignen hauses und seinem gefühl der behaglichen sicherheit: daheym ist es geheym. Frank spr. 2, 84ᵃ, auch 19ᵃ; gehäuft mit heimisch und heimlich:
ich hab ein wonniges gefild im traum gesehn ...
so heimisch war es mir, so heimlich und geheim.
Rückert weish. 201 (7, 5).
vgl. den gegensatz unheimlich, bei Stieler 821 ungeheim, vgl. ungeheimlich unter geheimlich und Hebel das.
b)
von hausthieren im gegensatz zu wilden (vgl. heimisch 4, auch geheimisch): geheim, zam, domesticus. Maaler 163ᵈ; gehaim, cicur, domitum animal. Henisch 1437; z. b. von haustauben: zu diesem (flecken im auge) wird fürnemlich das blut von turteltauben, holztauben, oder wo man die nicht hat, von geheimen tauben, unter den flügeln gelassen, gelobt. Wirsung arzn. 65. auch volksmäszig, in Baiern, 'sehr zahm', z. b. in einem schnaderhüpfl, noch in bewuszter beziehung zu heim:
ha e klains hennel, is gschecket und ghaim,
lock i pi! pi! da lafts glei wider haim.
Schmeller 2, 195.
vgl. nl. bei Kil. gheheymt septus, gheheymte septum, was dann Henisch 1437 ohne weiteres als hochd. aufnahm.
4)
seine eigentliche entwickelung fand es aber im anschlusz an den begriff des geheimnisses, der schon in 1 und 2 mit enthalten ist; man sah das aber nachher als die erste und hauptbedeutung an, auch z. b. Adelung, während noch 1618 Schönsleder Z 2ᵃ nur ansetzt: gehaim, familiaris, perfamiliaris, intimus, gar gehaim (aber haimlich arcanus, secretus).
a)
auch dazu wird der geheime rat der ausgangspunkt sein (im 16. jh. s. u. 1, b), eigentlich theils die beratung selber theils der beratende kreis, erst dann auch der einzelne theilnehmer: mich deuchte, sie hätten (hielten) gar einen engen und geheimen rath mit einander. Simpl. 3, 326, 27 Kz., von zwei frauen, aber es ist eben der canzleisprache nachgeahmt; z. b. geheimen kriegsrat halten: wurde mein prinz in den geheimen kriegs-rath erfordert. asiat. Banise 250; (der) gehaime rath, senatus sanctior. Henisch 1437, 28, Steinb. 1, 726; geheimer rath, da man über geheime sachen rath hält, geheimer rath, einer der in geheimen rath gezogen wird. Rädlein 337ᵃ; im 14. jh. innerister rat des chüniges gesta Rom. 38, vergl. Vintler unter 1, a. dann auch geheimer schreiber, ab epistolis, a secretis Henisch (vgl. geheimschreiber); später auch geheimer secretär, secretarius sanctior Weber 332ᵇ (vgl. Micrälius u. 7), während secretarius selber eben vom geheimen, secretum den namen hat. ähnlich ist in geheimer cabinetsrath, im 18. jh. geheimer kammerrath das geheim eigentlich überflüssig. bei Adelung der geheime staatsrath (als collegium), geheimer justizrath, geheimer kammerrath, 'welche von höherer würde sind als die ordentlichen staatsräthe u. s. f.', als titel z. b.: er (der herzog) hat mir siz und stimme in seinem geheimen rath und den titel als geheimer legationsrath gegeben. Göthe u. Werther 246 (an Kestner 1776). geheimer finanzrath, aber das geheime finanzcollegium, z. b. noch in diesem jahrh. in Dresden; s. weiter geheimrath. auch geheimer minister, z. b.: se. exc. der geheime minister und regierungspräsident v. Gemmingen (in Anspach) unter den subscribenten auf Klopstocks gelehrtenrep. s. 9, freih. v. Fürstenberg, geheimer conferenzminister in Münster unter den subscribenten auf Göthes schr. 1787 1, vii, se. exc. der hr. geh. staatsminister freih. v. Korf zu Königsb. in Pr. Gökings ged. 1, a 7ᵇ. übrigens auch im superl.: lobschrift auf den chur-brandenb. geheimsten staats-minister herrn E. von Danckelmann. Besser schriften 1, 60 (vom jahre 1694); der zugang zu den geheimsten staatsräthen .. Möser patr. phant. 1, 170 (173).
b)
dann geheime conferenzen, privy conferences Ludwig 714, geheime sitzung, beratung u. s. w., geheimer staatsvertrag, geheimer artikel, geheime clausel in einem solchen. das geheime siegel des fürsten bei geheimen ausfertigungen Adelung, im 17. jh. geheimes sigel, sigillo secreto Krämer 517ᵇ, vgl. mlat. secretum, siegel, heimlich insigel Dief. 523ᵇ. geheimes schreiben (des kaisers) Steinb. 1, 726. geheimer schreibtisch (nun gleichfalls secretär): mit dem lief er über seinen geheimen schreibtisch, der in seinem cabinet stunde. Simpl. 1685 2, 544 (k. Jos. 10). geheimes fach im schreibtisch u. ähnl., geheime schrift (vergl. geheimschrift), geheimes archiv. wie das wort aus der canzlei- und staatssprache in das bürgerliche leben übergieng, zeigt z. b. folgendes in Fischarts podagr. trostb., wo er von dem geschwätz in der spinnstube spricht, das es mich an ainen reichstag gemane, dessen treiben er ausmalt, dann von den gevattern in der rockenstube, wie sie ebenso der kaiser, könig, fürsten, stätt, communen und aller herrn friedens- und kriegsgeschäft examiniren, auch oft die gehaimeste händel (staatssachen), die vielleicht der könig der königin in ain or gesagt, doch behandeln, s. klost. 10, 737.
c)
der gegensatz zu öffentlich, der so der begriffskern wurde, zeigt sich auch in geheim gleich privat, im 18. jh.: geheime hausgeschäfte, des affaires privées. Rädlein 337ᵃ. so heiszt englisch der geheime staatsrath the privy council, franz. le conseil privé des königs. schon im 15. jh. auch: privatus, heimelich. Dief. 460ᵃ. s. weiter 6.
5)
daher auch das geheim, geheimnis, das n. des adj. als subst., im 16. jh. gangbar und noch jetzt versteckt in insgeheim. vergl. übrigens das noch ältere fem. geheime.
a)
z. b. geistlich, mysterium: die art der entdeckunge des geheims. Luther Röm. 16, 25 in der ersten lesart (jetzt das geheimnis), er machte anfangs oft gebrauch davon (s. Dietz 2, 41ᵇ); das geheim der gotseligkeit (mysterium pietatis 1 Tim. 3, 16), das ist das gotselige geheim. post. 1528 69ᵇ; er hat on zweifel ein geistlich geheim drinnen wöllen anzeigen. 70ᵇ; mit disen worten hat s. Paulus ... sein geheim offenbart. ausleg. der ep. des adv. 1521 Z iijᵃ; im pl.: also hat Cristus .. seinen jungern alle geheim .. geoffenbaret. Berthold v. Ch. teutsche theol. 14, 2;
in dem gehaime deines angesichtes.
Melissus ps. M 7ᵇ.
auch von herzensgeheimnis, in einem liebesliede (nach willen dein 3. strophe):
leben bei dir   wer alzeit mir
für alle freud auf erden,
ger (gedr. gar) oft der stund,   darinn dir kund
meins herzen gheim möcht werden.
Forsters frische liedlein 1539 I, 43, vgl. Ambr. lb. 3, 20;
doch könnte darin auch das fem. geheime (s. d. 2, c) enthalten sein, wie im 17. jh. im folgenden gleichfalls:
wol? was geheim ist disz? was noth hält mich gefangen?
A. Gryphius verl. gesp. 3, 23 (s. 80).
das rathsgehaim halten Gemeiner Regensb. chr. 4, 250 (Schm. 2, 195), vgl. der stat gehaimd unter geheimde.
b)
daher in geheim, auch in groszem geheim, seit dem 15. 16. jahrh.:
sant Michael den teufel verwan (überwand),
so schribet in geheim sant Johan.
Zerbster proc. Haupt 2, 293,
d. i. im buch der geheimnisse, in der offenb. s. Joh.; das (der stat sachen) der stat nutzlicher und besser were .. in gehaim zu halten. Augsb. stadtb. 298, vom jahre 1457; freündtlich und in geheim mit eim reden, familiariter, secreto. Maaler 163ᵈ; ich sage euch in groszem geheim, mein herz .. b. d. liebe 34ᶜ; nam ihr für, in groszem geheim ihre liebe zu offenbaren irer amme. 33ᵇ; auch in einem geheim:
ich wil euchs in einem geheim sagen.
fastn. sp. 61, 17;
ich sag üch das nit in eim gheim.
Soltau 2, 145.
meist in geheim: so bitte er ihre maj., sie wollen alles was er biszher mit ihr geredet habe, in geheim halten. Schupp. 24; unterdessen schickt einer von den benachbarten fürsten in geheim ein schreiben an ihn. Olearius pers. ros. 1, 27; was jener .. zu dem verliebten in geheim sagete. 5, 4; ob er seine liebe zwar eine zeitlang in geheim hielte. 5, 2; die mutter offenbahrt es in geheim ihrem mann. 7, 20; hören sie! ganz in geheim! ganz in geheim! Lessing 2, 170 (Em. G. 4, 5); was er in geheim doch dulden musz. 10, 299; durch einen krieg, den er selbst in geheim angezettelt hatte. Wieland 7, 356; nachdem er sich in geheim .. angelobt hatte. 2, 46;
allein die gleisznerei! dem ansehn nach so kalt
wie eis zu sein, und in geheim zu brennen.
4, 230;
so zankt' ich heut im felde wacker mich
ganz in geheim mit meinem schatten.
Gökingk 1, 168;
er fühlte schon ein langes, langes jahr
ganz in geheim der liebe süsze leiden.
2, 174.
noch neuerdings auch: die sache wurde anfangs im gröszten geheim gehalten, Lessing gehörte zu den wenigen der eingeweihten. Guhrauer Lessing 1, 270, vergl. in groszem geheim vorhin (16. jahrh.). auch in geheime, was doch auch das fem. sein könnte (s. unter geheime 2, d):
kümmt es dir, ich bin zu friede, liebes buch, nur auch so gut,
wann mit dir nur in geheime niemand was verschämtes thut.
Logau 2, 7, 96.
s. auch unter ingeheim, wie nun meist zusammen gesprochen und geschrieben wird, mit anlehnung und enttonung des in (ingehéim), das eigentlich wol auch als im gemeint war (gespr. ing-), z. b. in Schupps in geheim halten. lat. entsprechend in secreto, franz. en secret.
c)
aber merkwürdig auch accusativisch, ins geheim, im geheimen, Olearius pers. ros. 1, 27; mit einem ins geheim reden, einen ins geheim abstrafen. Rädlein 337ᵃ;
Judas spricht ins geheim mit dem hohenpriester.
Klopstock Mess. 4, 597;
so musz derjenige erwarten, der in's geheim das gute gethan, dasz auch dieses wider seinen willen an den tag komme. Göthe 17, 99 (wahlv. 1, 9). und wieder auch insgeheim (s. d.):
an ihnen soll das volk, was insgeheim geschehn,
bei lichtem sonnenschein mit schmach gerochen sehn.
Hagedorn 2, 6 (fab. 1738 s. 4);
nur auf ein viertelstündchen, aber allein, ganz allein, insgeheim, unter vier augen. Lessing 1, 544 (M. v. B. 3, 2); sie sind insgeheim verlobt. es ist wie insgemein (auch ingemein), im allgemeinen, insbesondere, im besonderen; vergl. unter in IV², 2097, aber das franz. en secret u. s. w. erklärt den acc. nicht, der älteren, tieferen grund hat.
d)
übrigens auch im geheimen, z. b. die sache wurde ganz im geheimen vorbereitet, blieb im geheimen;
da pfleg ich im geheimen
vergangenheit zu träumen.
Voss (1825) 4, 15.
ähnlich: diesen geprüften, im geheimen und offenbaren immer gleich zuverlässigen freund. Göthe 22, 122 (wanderj. 2, 6).
e)
eigen das gehaimb von einem stück im gemeindewalde, lothringisch 16. jh.: wie man gehaimb, so von alters gefreiet, halten solle? weist der scheffen (s. sp. 1290), wann einer holz vonnoithen, solle bei desselben gehaimbs bondmeistern gehen, ansuichen, dasz er ihme erlaube zu hauwen ... weisth. 3, 766. auch mit nd. vocal: so einer das gehemb zerstoiret oder einhawet, solle er zur boisz verfallen sein drei gulden. 765. vergl. bair. heimholz (s. dort) im gegensatz zu herrschaftlicher waldung, auch nl. gheheymte septum, encloture (gheheymt septus) bei Kil.; das einhawen des gehaimbs wird eben den hegezaun meinen, es könnte aber eine bildung unmittelbar von heim sein, von haus aus subst., nicht adj., heim aber als gemeindegebiet (vgl. sp. 1395 fg., wo auch haimbgehülz).
6)
nun ist geheim was verborgen ist, in geheimnis gehüllt, versteckt u. ä., auch was man zu verbergen sich bemüht u. ä., gegensatz zu öffentlich, offenbar, sinnlich und unsinnlich, in unbeschränkter anwendung. hervorhebung verdient
a)
geheimer gang, geheime treppe, thür, nur eingeweihten bekannt; geheime furt durch einen flusz. geheimer ort, locus solus Aler 867ᵃ, closet Ludwig 714, das geheime gemach, auch nl. geheim gemak (vergl. heimlichkeit 3). dichterisch geheime myrten, entlegener, heimlicher myrtenhain:
es hörten die erstaunten hirten
den ungekünstelten gesang,
der öfters um geheime myrthen
und oft beim wein erklang.
Uz (1768) 1, 178.
b)
geheimes treiben von geheimen gesellschaften (vgl. geheimtreiben), geheimer agent; geheime versammlung Schiller M. Stuart 4, 4, geheimes verständnis, geheime plane, absichten; das ausbleiben des soldes hatte sie (die truppen) längst schon zu einem geheimen murren gereizt, welches stündlich in eine offenbare meuterei auszubrechen drohte. Schiller IX, 31. geheime polizei. geheime ausgaben, einnahmen u. ä.: dasz meine mutter, um hinter den groszeltern einen geheimen pfennig zu verdienen, des nachts verstohlner weise beim licht gesponnen hat. der arme m. im Togg. 9, vergl. im 17. jahrh. einer stadt geheimer nothschatz, aerarium sanctius Henisch 1437. geheime sitzung z. b. eines stadtverordnetencollegiums, im gegensatz zu den gewöhnlich öffentlichen.
c)
etwas geheim halten (vor andern) Aler 867ᵃ, als geheimnis bewahren (vgl. geheimhaltung), früher auch in geheim halten Schuppius unter 5, b; das musz vor der hand geheim bleiben (lieber doch ein geheimnis); eine geheime ehe; einem geheime dinge anvertrauen, einem alle seine geheime sachen ablocken Steinbach 1, 726 fg. geheime künste das. (vgl. geheimkunst); der siebende theil enthält gar geheime kunstgriffe, auf verborgene art und weise jemanden zuzuschreiben. zauberbuch Nürnb. 1762 vorr.; von der buchdruckerkunst:
sie ist ein wunderwerk, im fall man recht bedenket,
was sie gehaimes hat.
geheime geschichte, in der die geheimnisse eines menschen o. ä. mitgetheilt werden oder die nur im vertrauen und insgeheim erzählt wird: die geheime geschichte sagt uns, dasz dieser mann in früherer zeit .. einer vornehmen dame zu gefallen das glück oder unglück gehabt habe u. s. w. Göthe 22, 39 (wand. 2, 3); Wielands beiträge zur geheimen geschichte des menschlichen verstandes und herzens. Leipzig 1770.
d)
geheime gedanken, die man niemand offenbart, geheime wünsche, eine geheime neigung, in der tiefe der seele verborgen;
weisz Chloe mein geheim verlangen?
verrieth mein auge mich vielleicht?
Uz lyr. u. and. ged. Ansp. 1755 s. 15;
der umstand ... zwingt mich, ihnen mein geheimstes gefühl nicht zurück zu halten! Schiller cab. u. l. 2, 3;
schlaf immerhin, weil (so lange) mit geheimen bissen
kein gram den stillen busen nagt.
Gotter 1, 174.
geheime gewissensbisse, geheime angst, furcht, die man auch sich selbst zu verhehlen sucht. eine geheime gemüths-kränkung Steinbach 1, 728. vergnügen:
die nachtigall sang einst mit vieler kunst ..
die blätter in den gipfeln schwiegen
und fühlten ein geheim vergnügen.
Gellert 1, 3.
geheime ruhe, die im tiefsten herzen wohnt, wie sonst auch geheime unruhe:
ein richter sieht in dir stets deiner absicht zu,
lohnt, wenn du edel willst, dir mit geheimer ruh.
Gellert 1784 2, 25;
die willige ergebung in die rathschlüsse gottes ohne geheime ausnahmen. ders. bei Adelung, ausnahmen die man insgeheim im herzen macht. auch das geheimste herz selbst: dergleichen gedanken schleichen .. selbst in meinem geheimsten herzen zuweilen herum, bei meinen einsamen spaziergängen. Uz 2, 258 (131). das geheimste leben der seele:
nicht ihres lächelns holder zauber wars ..
es war ihr tiefstes und geheimstes leben,
was mich ergriff mit heiliger gewalt.
Schiller br. v. Mess. 1803 s. 82.
e)
auch wissenschaftlich, geistig, geistlich: geheime lehre von der gottheit, cabbala. M. Krämer 518ᵃ; geheim, in sacris, mysticus, mystice. Aler 867ᵃ; die geheime gottesgelehrtheit, the mystical theology. Ludwig 714; die geheime vereinigung der gläubigen mit Christo, mystical union. das., geheime vereinigung mit gott, unio mystica Adelung; geheime deutung, allegoria, sensus mysticus. Weber 332ᵇ; der geheime verstand einer rede (auch der mittelbare) Adelung, der heiligen schrift M. Krämer. geheime wissenschaften: sein (Portas) buch von der natürlichen magie. der ursprung, dieser art von halbgeheimer wissenschaft .. Göthe 53, 143. von den geheimnissen der natur, der welt: der meszkünstler deckt die geheimsten eigenschaften und verhältnisse des ausgedehnten auf. Kant 6, 19; die geheimen kräfte der natur; der natur geheime werkstatt. S. Geszner 3, 161. geheimere kenntnis, tiefere, ins innere eindringende: eine geheimere kenntnis der unterredenden personen ... würde den localnachdruck des dialogs mannigfaltiger, körnichter und vertraulicher gemacht haben. Hamann 3, 285. dagegen geheime unwissenheit, die sich vor anderen verbirgt: (das latein der gelehrten rührt auch daher) weil manche gefürchtet, es würde der welt ihre mit groszen worten gelarvte geheime unwissenheit entdecket werden. Leibnitz ermahnung an die Teutschen, ihren verstand u. sprache besser zu üben, h. von Grotefend s. 12, weim. jahrb. 3, 98.
f)
von menschen heiszt es geheim thun mit etwas, ein geheimnis, von dem man weisz, doch bewahren (auch den geheimnisvollen spielen). aber auch persönlich geheim sein: er ist sehr geheim mit seinen sachen, he is very close, wary or reserved. Ludwig 714; sein sie nur mit ihren übrigen schriften nicht so geheim! es wird sich unter denen, welche die schlechte messe liefern wird, schon etwas finden, das seinen Lessing verräth. Gleim an Lessing 13, 69;
und ob er gleich
mit seiner kasse sehr geheim ist ..
Göthe 11, 130 (scherz, list u. r. 1);
er warnte mich gleich, vor seinem bruder geheim zu sein. 19, 272; so geheim er übrigens war, entdeckte sich doch der endzweck seines ungewöhnlichen aufenthalts. 19, 306.
g)
im adv. ist es nicht eben geläufig, mehr insgeheim oder heimlich (auch geheimer weise): sich mit einem geheim berathschlagen, secretement, en confidence, familiérement Rädlein;
der fromme Joseph
hatte geheim schon geweint.
Klopstock Mess. 4, 577;
der hunger hätte da geheim
Michälis sicher aufgezehret,
wenn nicht die freundschaft seines Gleim
des tigers zahne noch gewehret.
Gökingk 1, 193;
aber mama, sanftlächelnd der wolbekannten erzählung,
zupfte geheim Luisen, die neben ihr sasz, an dem ermel.
Voss Luise 1, 18;
ich will
euch vollmacht senden, sie geheim zu sprechen.
Schiller Carlos 4, 10 a. e.;
indessen du
geheim auf meine mörderhülfe hoffst.
M. Stuart 2, 6;
ein mann ist angekommen,
der deiner gegenwart geheim begehrt.
Tieck 2, 66.
7)
noch ist von nebenformen zu bemerken einmal geheimb, im 17. jahrh. beliebt (s. z. b. unter 2, b, vergl. gehaimbd unter geheimde), dann eine schweiz. form mit unechtem -n, das dort so beliebt ist: geheimner zuͦgang, familiarior aditus, geheimner guͦter freund, familiaris. Maaler 163ᵈ (auch die geheimne, familiaritas), wie noch schweiz. z. b. die kranknen, kranken. besonders aber mit -d oder -t, geheimd, geheimt, auch geheimdt, geheimbt, im 17. bis ins 18. jh.: des königes geheimdes zimmer. Opitz Arg. 1, 452;
aus geheimter gunst.
Fleming 641;
(Nicodemus) der vorhin bei geheimter nächte stunden
Jesum gefunden.
A. Gryphius 2, 235;
die seele wird ihrem schöpfer so viel geheimter und bekannter, so viel sie sich von weltlicher ungestümigkeit abgesondert hat. Scriver seelensch. 1, 10 (geheimdter 1684 s. 18), innig vertraut, s. 2, b; prediger auf ihren studierstüblein, regenten in ihrer geheimten kammer und rathstube, alle brauchen das gebet. 2, 555; Gerbertus, aus dessen briefen man sonst in allen diesen geschichten die beste und geheimdeste nachricht ziehen kann, ist hier doch selbst ein heuchler. Hahn hist. (1721) 2, 139; das geheimbde unrecht der spitzbübin zu bestrafen. Riemer polit. stockf. 207; die geheimbden treue. 338; woraus vater und mutter in der ganz geheimten sache klare nachricht erlangten. pol. maulaffe 7; in sein geheimtestes. Ettner unw. doctor 159; Michael Raddun, geheimbter hofsecretarius. Micrälius alt. Pommern 5, 231; an secretarium oder (übers.) den geheimbten briefverwahrer. D. v. d. Werder im erzschrein der fruchtbr. ges. 182; der geheimteste rath eines fürsten. Ludwig 714, und so besonders in titeln, s. geheimter rath unter 2, c und weiter unter geheimrath. das musz doch wol aus dem subst. geheimde (s. d.) hervorgegangen sein, also wie geheim selber aus dem subst. geheime f.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1880), Bd. IV,I,II (1897), Sp. 2351, Z. 6.

geheim, n.

geheim, n.
geheimnis, s. vorhin sp. 2353.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1880), Bd. IV,I,II (1897), Sp. 2357, Z. 63.

geheime, geheim, f.

geheime, geheim, f.
heimlichkeit, geheimnis, mhd. geheime, während das adj. geheim mhd. noch fehlt (s. dort 1, a), sodasz jenes unmittelbar von heim gebildet erscheint (vgl. heime f.), das adj. aber erst nachher. s. auch die nebenform geheimde f. und das n. geheim sp. 2353, das sich leicht mit dem gestutzten fem. geheim mischt.
1)
mhd. geheime gottes, geheimer ratschlusz u. ä. (vgl. dazu aus der Zimm. chron. unter 2, c):
got in sîner geheime
hât dir (Maria) daʒ behalten eine ..
Haupt 5, 22, Hagens Germ. 9, 174,
fraglich ob aus dem 12. oder 14. jh. (vergl. Bartsch erlösung s. viii). im erstern falle wäre das verschwinden des bequemen wortes im 13. jh. auffallend. es erscheint wirklich erst wieder im 14. jh., bei Laber (Schm.² 1, 1110) in der bedeutung vertraulichkeit, vertrauter umgang, freundschaft, liebe, in bair. urk.: (eine schenkung) von der lieb und von der geheime, die ich zu dem gotzhaus ze Pollingen ie gehabt han. mon. bo. 10, 115, vom j. 1355; auch schon in gestutzter form: durch lieb und gehaym, die wir zu dem gotzhaus Ranshofen haben. 3, 368, vom jahre 1339; s. dazu geheim 2, besonders lieb und geheim unter b. im anfang des 15. jh. gehaim geheimnis bei Vintler (wenn das nicht n. ist, s. 2, c):
du solt versperren ze aller stunt
dein gehaim in deines herzen grunt.
bl. der tug. 8705,
d. h. mitten zwischen haimlichait, das vorher und nachher sechs mal dafür steht, die damals und mhd. gewöhnliche form (neben heimlîche f.), vgl. geheim und heimlichkeit' Parac. unter 2, b.
2)
auch nhd. noch, einzeln bis ins 17. 18. jh.
a)
auch volles geheime noch im 15. 16. jahrh.: familiaritas, geheyme. Dasyp. 70ᵇ (s. unter 1). für geheimnis: und laʒent das also in ainer gehaime beliben. Augsb. chr. 2, 352, 28, zuschrift des rats an seine gesandten in Constanz vom j. 1418 (vgl. der stat gehaimde sp. 2357); von der heimelichen gerichte wegen ... wer not, das man die geheime veranderte ... und in die geheime oder zu schöffen ufneme tougliche personen u. s. w. s. Haltaus 616 (aus Nürnberg 1438), die geheime vehmgenossenschaft; und sollen solche ire ratschlege in aufrichtiger treuer geheime gehalten und unordentlicher weise nicht geoffenbaret werden. Luther 2, 263ᵇ (ordn. eins gemeinen kastens); welcher sie zu eim weib nemmen würd, ir schweren solt, dasz er an keinem sambstag sie nimmer ersuchen noch ihr nachfragen, sondern sie unbekümmert laszen sol und sie auf diesen tag nit sehen noch diese geheyme niemand sagen solt. b. d. liebe 279ᵇ, geheime abmachung; ich gelobe und schwere, das ich dasjenige, so mir jetzt und in vertrawen wird offenbaret werden, wolle in guter geheime halten. Heinr. Jul. v. Braunschweig 353 (ungerat. sohn 3, 5).
b)
meist doch die geheim, wie schon im 14. jh. (s. u. 1): der hett verstanden (gemerkt), das der kaiser die juden ab wolt thuͦn, das was in groszer gehaim. Augsb. chr. 1, 307; mir ist in groszer geheim gesagt, das man heimelich zuschen der keis. maj. und dem kong deiding (verhandle). Frankfurts reichscorr. 2, 406; das sie in guter gehaim und stille alle nach begrifne notturft (nachher angegebene maszregeln) bestellen. Nürnb. poliz. 175, zur unerwarteten prüfung der krämermasze; was ihr anhangig, in bequemer geheim gehalten. churf. Johann Fr. bei Melanchth. 2, 48; dasselbig in aller stille und geheim .. zuhalten. Amadis 85; mit dem vitriol, den man in der gheim und heimligkeit den gryllen geheiszen hat. Parac. 1, 1051ᵃ; verfuegt er sich .. in groszer gehaim in ain halt (hinterhalt). Zimm. chr. 2, 63; darumb ist gut, dasz man ein furgenommen zug in groszer geheim hat (hält). Fronsp. kriegsb. 1, 77ᵃ; das du dieses alles .. in guter geheim verschwiegen haltest. Ayrer proc. 1, 13. einzeln noch im 17. jahrh.: das lands defensions werk in höchster geheimb halten. bair. landt. von 1605 Schm. 2, 195, canzl.;
umb diesen liebestrank
in möglichster geheim dem könig ohne zwang
und eingen widerwill als labsal bei zu bringen.
Hallmann Mariam. 47;
in möglichster geheim. Lohenst. Arm. 2, 236; es gienge aber alles in so groszer geheim zu ... Drummer wintern. 162; wie er sie in gröszter geheim in Poln bringen möchte. 193. und noch im 18. jh.: der herr von ** ambassadeur des *** hofes ist in gröszter geheim heute hierdurch nach Holland gereist. Stillings wandersch. 196, zeitungsnotiz aus Cöln, in canzleistil. auch später noch in gröszter geheim J. v. Müller 24, 27, vergl. im gröszten geheim Guhrauer sp. 2354. noch bairisch in der ghaim, insgeheim Schm. 2, 195.
c)
ohne adj. und art. bleibt aber unsicherheit über das geschlecht, d. h. zwischen die geheim und das geheim (sp. 2353), z. b.: so ein mensch nützit (nichts) der ding begert, die im sein gemuͤt entfrömden oder ablegen von gottes geheim. Keisersberg seelenp. 143ᵇ, von gottes vertrauter nähe gleichsam, man vergl. Scriver unter geheim 2, b. anders die geheime gottes, als plur., geheimnisse, geheime ratschlüsse (vergl. mhd. unter 1): wiewol man niemands (acc.) urthailn oder von den gehaimen gottes reden soll, idoch ist disen bauren ... ein schwere straf hernach gevolgt. Zimmer. chron. 4, 155, welche strafe eben als ein unmittelbares eingreifen gottes vorsichtig aufgefaszt wird; es hiesz mhd. auch gotes heimlîche f. der stat geheim, geheime angelegenheiten (vgl. unter geheimde): und sollich der statt geheim ewer lebtag zu versweigen. Augsb. chron. 2, 121 anm., in dem eide eines bürgerausschusses. auch geheim haben mit einem, vertrauten verkehr (s. geheim 2): daʒ nieman dehain besunder gehaim mit essen, trinken, zechen und anderm haben sülle mit den gaistlichen. Augsb. chron. 2, 212 anm., vgl. auch 3.
d)
auch in geheime (ingeheime), wie in geheim sp. 2354, doch auch nicht ohne die unsicherheit des geschlechtes: wie ir euch in gehaime mit anander underredt habent. Augsb. chr. 2, 358, 9, vorher z. 2 ingehaime gepetten habent; mir hait auch ein guter frunt in geheime gesagt .. Frankfurts reichsc. 2, 246. vgl. noch Logaus in geheime sp. 2354. wieder auch in geheim: das er in geheim bestelle viiij schrotknecht am weinmarkt. Nürnb. poliz. 175, was nach dem in guter geheim vorher doch fem. sein wird.
e)
anfangs auch noch in der bedeutung vertraulichkeit (vgl. 3, s. mhd. unter 1): du solt solche gehaim stracks abbrechen. Keisersberg siben schaiden 7.
3)
schweiz. nebenform: die geheimne, familiaritas. Maaler 163ᵈ, s. dazu unter geheim 7, zur sache unter 2, c vorhin.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1880), Bd. IV,I,II (1897), Sp. 2358, Z. 50.

geheimb

geheimb,
s. unter geheim 7, besonders auch 5, e.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1880), Bd. IV,I,II (1897), Sp. 2357, Z. 64.

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Zitationshilfe
„geheimb“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/geheimb>.

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