Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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gehauset

gehauset,
gleich dem jetzigen behauset (vgl. sp. 1612), mhd. gehûset Lex. 1, 795, nachtr. 184; bildlich:
in meinem herzen seit ir versloʒʒen ..
dar inne muͤst ir gehauset sein.
anz. f. k. d. d. mitt. 1833 sp. 40.
vgl. übrigens gehaus gleich behaust. mnl. gehusd, verheiratet Oudem. 2, 428, nnl. gehuisd behaust, auch gehuisd en gehoofd zijn, haus und hof haben.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 1 (1879), Bd. IV,I,II (1897), Sp. 2332, Z. 61.

hause, hausen, m.

hause, hausen, m.
der fisch acipenser huso, ahd. hûso scarus, esox Graff 4, 1059; mhd. hûse:
rumbus sit störe, esax lass, ypotus hûse.
Haupts zeitschr. 5, 416, 90;
und hûsen:
schouwet wie der hûsen an der Tuonouw grunde
lebt des trôres süeʒe gar.
frauend. 577, 15;
nhd. echinus huse, huze Dief. 194ᵇ; huso ein husz Dasyp.; husz, hausz, ein fisch, antacaeus Maaler 233ᶜ; nl. huys, antaceus, esox, exos Kilian;
frau, wie gebt ir des hausen ein pfund?
man sagt, er sei im merzen gesund.
fastn. sp. 370, 19.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 3 (1870), Bd. IV,II (1877), Sp. 656, Z. 9.

hausen, verb.

hausen, verb.
habitare. ahd. hûsôn, mhd. hûsen, in zwei hauptbedeutungen, die nach intransitiver oder transitiver fügung sich bestimmen.
I.
hausen intransitiv.
1)
die älteren quellen geben das wort in dem sinne mit einem hause sitzen, oder sich häuslich niederlassen: gleich wie sich die schiffenden fräwen, wann sie das land und gestad erreichen: also ergetzt die hausenden, wann sie ir vatterland und erblichen sitz antreffen, nachdem sie vielleicht geschäft halben lang darvon sint ausz gewesen. Fischart ehez. (1591) J 3ᵇ; wer auch da wer, der da huszen (sich anbauen) wölt. weisth. 1, 138; alle die da syen uf des ehgenannt gottshuses zu s. Alban gutern, so die husen wollen, so mag einer howen in denselben hölzern ein ufhebi (dachstuhl). 327. mit einem adverb der richtung: wiebald aber beide völker, mit gleicher begierd, Galliam zu bewonen, über Rhein kamend in das lang begerd land, und da jeder theil gedacht weiter hinein ze hausen (sich anzusiedeln). Stumpf chron. 1, 168ᵇ; mit einem dativ der person, einem ein haus herrichten, bauen: (die bienen) habent auch die art, daʒ sie des ersten dem volk hausent, und dâr nach den künegen. Megenberg 290, 20.
2)
oft aber tritt auch in der alten sprache der begriff der ansiedlung zurück, und nur der des wohnens, sei es im eigenen oder fremden hause, hervor: ahd. (sie) hûsônt in himile. Notker bei Graff 4, 1059; mhd.
daʒ (schlosz des königs) was eben unde wît,
besetzet vil hêrlîche
mit manegem fürsten rîche,
die alle gehûset heten dar in.
eʒ was der geste gewin
daʒ si alle umb êre striten.
Wigalois 10, 12;
daselbst (in einem schlosse) ich immer hûsen wil
bis an meines endes zil.
Hätzlerin 153ᵇ, 121;
nhd. hausen, loger, être logé, demeurer Rondeau 287; di vîende des menschin sint sîne gehûseten (domestici, Luther hausgesinde, s. d.). Behaims ev. buch, Matth. 10, 36; lassent mich den kranken pilger, der hinnen bei euch hauset, sehen. Aimon bog. Biij; das niemand daselbs wonen, noch kein mensch drinnen hausen sol. Jer. 49, 18, vergl. 33; i. f. gnaden losament bestellen, da sie den winter über hausen möchten. Schweinichen 1, 246; zu hause? seit ehegestern hause ich. Hippel lebensl. 3, 173; die schöne gegend .. in welcher ich eine zeit lang wohnen und hausen durfte. Göthe 25, 225; in einer schönern und freundlichern gegend .. wo vorzügliche menschen herrschen und hausen. 23, 174; in der thalstadt hausen die studenten und die city. J. Paul Titan 1, 170; um in seinem kinderlosen wittwerstande gemeinschaftlich mit ihm zu hausen. Tieck 4, 42;
bat sie umb gottswilln, das sie doch
im nur dieselbig nacht wolt günnen
das er bei ir möcht hausen dinnen.
B. Waldis Esop 2, 98, 8;
in dein reich geht der enge steg,
da wöllen wir frölich hausen.
H. Knaust gassenhawer s. 34;
wo hausest du? wo die erzeuger?
Odyss. 1, 171;
wenn des lebens stürme brausen,
feinden sich die menschen an,
können nicht zusammen hausen,
friedlich gehn auf einer bahn.
der Vesuv an dem wir hausen.
296;
und alle horchen staunend auf,
die in den thälern hausen.
Uhland ged. 387;
romantische menschenfresser
hausen auf jenem schlosz.
407.
in bildlicher verwendung:
lasz mich in deins herzen clausen
hinfür als her lieplich hausen.
neujahrswunsch im weim. jahrb. 2, 80;
wie kann in dér die wuth des teufels hausen,
in der die welt nur einen engel sah?
Gökingk 1, 91;
haust wirklich eine seel in mir?
Göthe 3, 115;
ach was ist das für ein grausen,
wenn ein maler und ein dichter
beid in einer seele hausen!
R. Reinick lieder 54;
die alten .. glaubten noch dazu, dasz jeder gott in seiner statue hause. J. Paul Titan 1, 27; Schoppe sagte .. jede noth, selber die allgemeine, hause doch nur in éiner brust. 3, 138; dasz zwei sich ganz entgegengesetzte dinge in dem menschen hausen, ein gott und ein thier. Klinger 11, 15.
3)
der begriff der geschlossenen wohnung verliert sich und hausen betont nur noch den längern aufenthalt an einer stätte, unter einer gesellschaft: Wilhelm erinnerte sich ähnlicher scenen, da er noch unter den schauspielern hauste. Göthe 23, 8; in die hände der in Mittel- und Niederdeutschland hausenden literaturfreunde. 45, 186;
(du bettelmann) im sommer untern zeunen hausest.
H. Sachs 2, 4, 2ᵈ;
kurz, lieber hätte sich einer mit drachen
und haselwürmen herum gezaust,
als, wenns ihr die tyrannin zu machen
einfiel, mit Sonnemon gehaust.
Wieland 21, 14;
hier wendet sich der gast mit grausen:
so kann ich hier nicht ferner hausen.
Schiller ring des Polykrates.
von thieren und gegenständen:
da sah man eber hausen
in tiefer waldesnacht.
Uhland ged. 375;
katzen die im keller hausen.
R. Reinick lieder 296;
wer hat den sand gezählet,
welcher im wasser haust?
Arndt ged. (1840) 478;
vom heimisch sein in einem zweige des wissens: buch der betrachtungen erweitert sich jeden tag demjenigen der im Orient hauset. Göthe 6, 140.
4)
auch in bezug auf abstracte dinge wird hausen angewendet: mhd.
eʒ het diu grôʒe armuot
zuo im gehûset in den glêt (hütte),
da selten fröude bî bestêt.
Wigalois 147, 18;
nhd. das recht wird in der wüsten wonen, und gerechtigkeit auf dem acker hausen. Jes. 32, 16;
(ägyptische ruinen) wo barbarei und kunst verknüpft zusammen hausen.
Brockes 2, 699;
hier wandelt noch die liebe,
hier hauset noch das glück.
Göthe 1, 126.
5)
hausen gewinnt die bedeutung bleiben, weilen, in der ein längerer aufenthalt (wie bei 3 und 4) nicht hervorzutreten braucht:
unsers hausens ist also nit.
J. Ayrer 223ᵇ (1110, 8 Keller);
wenn der scharfe nordwind saust,
keine rose lange haust,
bald ihr stock dastehet
mutternackt und rosenkahl.
J. C. Göring liebes-meyen-blühmlein (1654) 63;
jugendmuth
will nicht weilen und hausen.
Körner 1, 239.
6)
hausen, bezogen auf das eheliche verhältnis zwischen mann und weib: die jenigen, so bei häuszlichen weibern hie nicht wol gehauszt haben. Fischart ehez. (1591) G 8ᵃ; das er (der ehemann) fridlich in aller gottsforcht mit ihr (der frau) hause, gern arbeite, und seinem hause mit ehren beger vorzustehen. L 6ᵃ; Cato achtete seiner frauen, als er mit ihr hausete, gar wenig, als die von ihm aber verstoszen und einen andern genommen, liebete er sie inbrünstig. Schuppius 524; einer neuvermählten, der Schäfferin, wird zugesungen:
wie frisch wird nun dein Schäffer hausen,
und in den finstern büschen mausen.
Rist Parn. 550;
die letztere stelle zeigt, wie hausen auf geschlechtliche verhältnisse überhaupt zielen konnte: lassend uns zesamen hausen oder heüren, eundem thalamum ineamus. Maaler 214ᶜ; diszmahls sahe er, dasz ein heszlicher ungestalter schelm, ein zwerg, mit der königin scherzte, und dergestalt hausete, dessen sich der könig wohl solte bedacht haben. Philander 2 (1643) 307;
ich sprich: man findt noch mangen man,
wenn in ein frau sicht gutlich an,
so wil er über nacht bei ir hausen.
fastn. sp. 119, 34.
7)
der begriff hausen, wie er namentlich oben unter no. 1, 2 und 6 belegt ist, schlieszt zugleich den begriff haushalten, wirtschaften in sich, welcher in folgenden stellen besonders deutlich hervor tritt: mancher hauset, als habe er sein gut gefunden (er stellet sich, als wenn man ihm gebeten habe in eil zu verderben). Schottel 1125ᵃ; dasz er mehr als 1000 thaler in einem baum ligen hätte, aus welchem (gelde) er den bauer hausen liesze, und um solches nie keine rechnung begehret. Simpl. 1, 446 Kurz; derohalb setzt ich mir vor, hinfürder anders zu hausen und alles wieder doppelt einzubringen, was ich biszher verliederlicht. 4, 22; potz fickrament, sagte ich, jetzt sehet, frau, was vor ein geist in unserm hausz gehet; das ist schön gehauset. s. 70; ich hause mit mir selber, aber weisz, was für einen kleinen hauszrath ich habe. Schuppius 742;
mit vielem läszt sich schmausen;
mit wenig läszt sich hausen.
Göthe 10, 217;
der mann gewinne was er wöll, halts das weib nit zusamen und hauset im trewlich und wol, so ists umb sunst. Agr. spr. (1560) 236ᵇ; ein buͦchbinder het ein frommes ehrliches weib, das im wol hauset. Katziporus V 6ᵇ. Von hier aus verläuft das wort in prägnanter bedeutung nach zwei seiten hin.
8)
in schweizerischen quellen heiszt hausen gut wirtschaften, sparsam sein: er hauset, er ist haushältig Stalder 2, 27; hûsa haushalten, sparen Tobler 280ᵇ; wir wollen hausen und sparen. Pestalozzi Lienh. und Gertr. 1, 65; ho, sagte der alte, es macht sich, man hausete so viel man konnte, man hätte leicht ds halb mehr brauchen können. J. Gotthelf erzählg. 4, 294; gerade so ist es beim hausen insbesonders, beim besserwerden, sich bekehren, im allgemeinen: fruchtlose versuche, rückfälle sind die gefährlichsten feinde. Uli d. knecht 68. ähnlich in Kärnthen:
hab i zu wenig bier und wein,
da mach i kâne flausen,
da giesz i glei braf wasser drein,
das muesz mer helfen hausen.
Lexer 276.
9)
andrerseits übel wirtschaften, wüsten, in strengerem und freierem sinne: mit verkoufen und ouch mit verschenken dermaszen gehuset, das inen .. ire erbrecht genommen. Hotz Zürcher urkundenbuch 1, 132 (von 1505); nicht allein wirdt so gehauset wo es feindt ist, sondern auch der freunde wirdt wenig verschonet. Kirchhof milit. discipl. 131; aber wie ich zu Parisz gehaust, davon schwieg ich stockstill, dann ich sorgte, er mögte es zu L. auszbringen und mir deszwegen bei meinem weib einen bösen rauch machen. Simpl. 1, 396 Kurz; die soldaten hausen auf den dörfern, milites populantur agros. Steinbach 1, 719; weil eine feuersbrunst, obwohl ohne schaden, da gehauset hatte. J. Paul flegelj. 4, 1;
dieweil der feind haust so ungfüeg
wider Christum und sein namen
und unter uns christn allsamen.
J. Ayrer 130ᶜ (655, 29 Keller);
drumb wil ich hausen immer hin,
ein wolf bleiben, wie ich jetzt bin.
B. Waldis Esop 4, 3, 79;
dasz ich auch scheinbar leb
und nemm in gutem zu! nicht scheinbar nur von auszen,
wie fariseer thun, die haimlich anderst hauszen.
der pursch lärmt, fährt aus und haust.
Günther bei Steinbach 1, 719;
du siehst das werk der frühen fröste:
só hausen die oktoberweste!
Wieland 9, 176;
hättet ihr den fuchs gesehen
auf der flachen schüssel hausen,
neidisch müsztet ihr gestehen:
welch ein appetit zum schmausen!
Göthe 3, 186;
das reich das sie beschützen sollten,
es liegt geplündert und verheert.
man läszt ihr toben, wüthend hausen,
schon ist die halbe welt verthan.
41, 12;
giebt es keinen gott? was? dürfen
in seiner schöpfung könige so hausen?
Schiller Karlos 5, 4.
daher im bairischen sprachgebiete hausen, lärmen, schreien, zanken. Schm. 2, 249; hausen schelten, schimpfen, zanken, verweis geben Lexer 136; ähnlich von dem quälen und peinigen einer person:
(der landsknecht) begundt mit der frawen zu hausen.
B. Waldis Esop 4, 12, 13.
II.
hausen, transitiv gebraucht, mit der bedeutung einen ins haus aufnehmen, beherbergen, hat die nebenform häusen, die auf ein früheres hûsjan zurückweist und sich an das nord. hŷsa beherbergen anschlieszt: die so lose leute heusen, hegen, aufhalten oder koppeln, sollen .. 10 pfund verbrochen haben. Walter ditm. chron. (1683) 168; doch tritt diese form gegen hausen, mhd. hûsen sehr zurück: swer in (einen todtschläger) hûset oder herbergt, der gît zehen pfund âne gnade. Dinkelsbühler statuten in Haupts zeitschr. 7, 96; slêt erʒ (das vieh) aber ûʒ, und en hofet noch en hûset noch en êʒet noch en trenket erʒ nicht, sô ist her unschuldic an deme schaden. Sachsensp. 2, 40, 2; daʒ der vorgenante pfaffe .. von etteligen unsirn burgern gehûset und geheimet sîe. Nordhäuser weisthümer (14. jahrh.) in den neuen mittheilg. des dür.-sächs. alterthumsvereins 1, 3, 17; housit odir hegit ein man dybe odir roup. Magdeb. blume 1, 51; genanten Martinum, oder seine anhenger und folger, irgend auf eine weise hausen oder herbergen. schrift Leos X bei Luther 1, 103ᵇ; den vorgemelten Martin Luther nicht hauset, hövet, etzt, trenkt, noch enthaltet. kaiserl. edict ebenda 461ᵃ; alle schelke kann sie (die welt) hausen, leiden, sich ir erbarmen und uberhelfen. Luther 6, 194ᵃ; und (papst Bonifacius) lies ein urteil gehen, weil der könig (Philipp von Frankreich) im nicht gehorsam were, wider die Columneser, so der heiligst vater Bonifacius aus groszem mutwillen vertrieben hatte, sonder dieselben hauset und unterhielt, zum ungehorsam wider seine heiligkeit, so muszt er im bann sein. 489ᵇ; so soll bei leibes strafe verboten sein, dasz niemandes keinen fehder wissentlich hausen, hofen oder in seinem gebiet wissentlich dulden sol. Schickfusz schles. chronica 3, 162; hierauf ward dem herrn pater injungiret, keine köchin zu hausen, welche nicht von sechs und dreiszig jahren wäre. Chr. Weise kl. leute 40; auch wollte der bund nicht leiden, dasz ein unterthan des stiftes einen auswärtigen befehdete, und wer es thäte, den sollte niemand hausen noch hegen. Möser osnabr. gesch. 3, 204;
Atlas aber sein bit veracht,
drum das er Jupiters suͦn was,
hies er in faren stracks fürbas,
dann er in gar nit hausen wolt
und forcht seiner öpfel von gold.
Wickram pilger X 2, bl. 79;
wann wir christen in dem sinne
nicht der heiden wesen hausten.
Logau 2, 168, 47;
die kühn es wagt
den fluchbeladnen mann zu hausen.
Stolberg 13, 19.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 3 (1870), Bd. IV,II (1877), Sp. 657, Z. 46.

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„gehauset“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/gehauset>.

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