Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

inbrunst, f. und früher auch m.

inbrunst, f. und früher auch m.
(wie das einfache brunst theil 2, 437).
1)
glut körperlicher schmerzen oder krankheit:
heilen verwunter gift inbrunst.
H. Sachs 3, 2, 49ᵃ;
die inbrunst des hitzigen fiebers (die damit verbundene innere glut). Adelung.
2)
heftiges verlangen: ob aber etwan unser sinlicheit wider sölche menschen, die uns schedigen, roch (rache) begert usz groszer bewegung und inbrunst. Keisersberg bilg. 7ᵇ;
zu deiner lehr trag ich inbrunst.
H. Sachs 2, 2, 47ᶜ;
zu dieser raisz hab ich inbrunst.
3, 2, 121ᶜ.
3)
insbesondere edle glut, edles inneres feuer, reines verlangen: er mag nit bleiben im ersten ynbrunst, sunder er nimpt teglich ab in der andacht. Keisersberg baum d. sel. 10ᵃ; die inbrunst desz geists. Schuppius 724;
ach herr! durch deiner lieb inbrunst
vertreib der vorigen lieb dunst.
Weckherlin vorrede zu d. psalmen 5;
(ich hätte) zum wahren gott die arme
voll inbrunst ausgestreckt.
Gotter 2, 471;
wie oft hab ich die herrliche (die mutter gottes) gesehn
in ihrem glanz, die inbrunst der verehrer.
Schiller Piccol. 3, 3;
liebe, unschuld, inbrunst, sitte, ehre,
sind der züge fünf, die ich verehre.
überflüssig innere inbrunst: was er mit wohlgefallen nicht etwa nur, sondern mit innerer inbrunst erkannte. Herder z. phil. 10, 255.
4)
aber auch unkeusche glut: mit irem untreglichem und unnötigem gesetz und erfunden fellen geben sie ursach gröszer und schendlicher unkeuscheit, denn irgend das fleisch mit seiner inbrunst und böser lust thun künd oder möcht. Luther 2, 41ᵇ;
solch inbrunst kanstu mir wol stillen ..
wann du nur thetst nach meinem willen!
J. Ayrer 444ᶜ (2232, 21 Keller).
Ein mhd. inbrunst ist nicht belegt, aber aus den adjectiven inbrünstec, inbrünsteclîch, inbrunstlîch zu folgern. das wort gehört, wie Wackernagel bereits gesehen hat, zu entbrennen, mhd. enbrinnen, wie imbisz, mhd. imbiʒ, inbiʒ zu enbîʒen, wie indenk zu entdenken; vgl. auch infang. aber indem man das präfix in- seinem wahren werte nach schon frühe nicht mehr fühlt, vielmehr für das adverbiale in, în (vgl. sp. 2082) nimmt, geschehen umdeutungsversuche, im 15. 16. jahrh., zu einbrunst (theil 3, 159): zelus eynbrunst Dief. 635ᵃ; Maaler hat der inbrunst, ardor, zelus, aviditas, cupido, cupiditas 236ᵃ, neben einbrünstig, fervens, flagrans, fervidus, impetuosus 123ᵇ; dein andechtig gebet macht dein herz und dein gemüt feiszt in andacht und im einbrunst. Keisersberg baum d. sel. 7ᵃ jetzt hat sich die form inbrunst ausschlieszlich wieder befestigt, aber man deutet sich das wort immer als eine brunst des innern.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 10 (1876), Bd. IV,II (1877), Sp. 2105, Z. 30.

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Zitationshilfe
„inbrunst“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/inbrunst>.

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