Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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espe, f.

espe, f.
populus tremula, früher aspa, aspe (1, 587), den umlaut musz entweder ein zwischentretendes i (aspia, espia) oder ein neutrum espi herbeigeführt haben. ags. äspe, engl. asp, altn. espi, lett. umgestellt apśa. name und begrif rührt aber an esche fraxinus, wie auch aus den bildungen beberesche, zitteresche erhellt, und poln. die espe osica, osina heiszt, litt. drebullě von dreběti beben. weil die blätter langgestielt sind, bewegt sie der leiseste luftzug: das mädchen zitterte wie eine espe; wollten den blettern der espen, so umbher stunden, an zittern nichts bevor geben. Opitz 2, 284;
seufzender zittert auch itzt der traurige nächtliche zephyr
durch die schlanken espen am bach, ein heiliges grauen
wandelt mir aus dem innersten haine sanft lispelnd entgegen.
Zachariä tageszeiten 108;
von jenen todtenhügeln,
auf dem die espe bebt, stürzt sich auf schwarzen flügeln
ein finstres rabenheer auf mich.
Weisze trauerspiele 4, 92.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1861), Bd. III (1862), Sp. 1157, Z. 53.

ysop, m., (f.)

ysop, m. (f.),

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hyssopus officinalis L., kleiner busch mit stark duftenden blättern und violetten blüten. gelegentlich wird der name auf verwandte pflanzen übertragen, vor allem auf satureja hortensis L., vgl. Marzell wb. d. dt. pflanzenn. 2, 966 ff.; Pritzel-Jessen pflanzen (1882) 363 f.; Fischer schwäb. 4, 53.
herkunft und form. ass. zûpu; syr.-arab. zūfā; hebr. בוֹזאֵ u. בזֹאֵ m.; griech. ὕσσωπος f., m., ὕσσωπον n.; lat. hyssōpus f., hyssōpum n.; got. hwssopon (dat. sg.); ags. ysope f.; ahd. hysop st. m. neben späterem isopo, isipo sw. m.; mhd. ysope m. (noch bei Luther meist schwach flektiert: exod. 12, 22; levit. 14, 52; ps. 51, 9; Hebr. 9, 19); spätahd.frühnhd. auch als fem. (ysopus îspa [12. jh.] ahd. gl. 3, 264, 53 St.-S.; de isopo von der ispen [12. jh.] ebda 4, 365, 46; von der ispen [um 1350] Konrad v. Megenberg buch d. natur 405 Pf.; vgl. 420; yspen, die nit felt liederbuch d. Hätzlerin 234 Haltaus). nhd. (h)ysop, isop, weiteres s. u. auf der bibelsprachlichen tradition (1) und auf der frühen einführung des orientalisch-südeuropäischen ysops als heil- und gewürzpflanze (2) beruht seine reiche bezeugung in nahezu allen europäischen sprachen. neuerdings wird die identität des biblischen ysop mit hyssopus officinalis wieder bezweifelt Marzell a. a. o. (zur diskussion um Joan. 19, 29 vgl. Bauer griech.-dt. wb. zum neuen testam. [⁴1952] 1541). der name erscheint bibelsprachlich durchweg als mask., gelegentlich bis ins 14. jh. in lat. flexionsform (s. u. dat. sg. isopo Notker, ysopo Trierer ps., ysopo passional; akk. sg. ysopum Wernher Marienleben) und auch später noch mit spirantischem anlaut: hyssop Abr. a s. Clara etw. f. alle (1699) 1, 98; hysop Brunner erz. u. schr. (1864) 1, 20; hyssop Tillmann neues test. (Lpz. ⁶1958) 625. weiter eingedeutscht ist das wort in seiner volkssprachlichen verwendung (2): synkope des mittelsilbenvokals s. ob. sowie isp (12. jh.) ahd. gl. 4, 235, 38 St.-S.; yspe (14. jh.) ebda 3, 542, 25; ispe (u. ä.) 14./16. jh. Diefenbach gl. 310ᵇ; isp(e) Fischer schwäb. 4, 53 (stärker abweichende mischformen zispe ebda, zwispe 6, 1472), Schmeller-Fr. bayer. 1, 168. nicht selten diphthongiert garteneisop, zwibeleisop Alberus dict. (1540) FF 1ᵃ; eisop Fabricius rer. Misniac. (1569) 246; eysopwein Zehner nomencl. (1643) 365; eisop M. Böhme viehartzney (1682) 31. die zahlreichen mundartlichen nebenformen s. im übrigen bei Marzell a. a. o.; vgl. noch eisop teil 3, sp. 380, eisewig 3, 377, hispe f., 4, 2, 1579 sowie isop 4, 2, 2182.
gebrauch.
1)
bibelsprachlich. exod. 12, 22; levit. 14, 4 u. 6; 14, 49ff.; num. 19, 6 u. 18; ps. 50, 9 u. Hebr. 9, 19 erwähnen den ysop im zusammenhang kultischer reinigungszeremonien. 3. reg. 4, 33 dient er einem vergleich zur veranschaulichung der weisheit Salomos (s. u.). Joan. 19, 29 wird dem gekreuzigten der essigschwamm um einen ysop gewickelt gereicht (hierzu vgl. Bauer griech.-dt. wb. zum neuen testam. [⁴1952] 1541). an diesen stellen ist das wort in allen deutschen bibelübersetzungen bis in die gegenwart in festem gebrauch: afaruh þan þo in wato wairpandans hrain jah hwssopon jah wullai raudai ufartrusnjandans (skeireins 3, 16) got. bibel ²1, 461 Streitberg; fasciculum hysopi uuadal hysopes (exodus 12, 22) (8./9. jh.) ahd. gl. 1, 335, 38 St.-S.; so er chumet, so besprenget er mih mit isopo (asperges me ysopo, ps. 50, 9) also die miselsuhtigen, unde danne uuirdo ih gereinet; uuanda so ist gepoten in demo puoche, daz die miselsuhtigen siben stunt besprenget uurten mit gedunchetemo isopo in demo opferpluote (vgl. lev. 14, 4ff.; 49ff.) Notker 3, 172 Piper (vgl. 2, 195f.); du besprenges mih, herro, mit dem isipen unde ih wirde gereinet (12. jh., Windberger interlinearversion), du solt besprengen mich mit demo ysopo unde ih wirde gereinet (13. jh., Trierer interlinearversion) (ps. 50, 9) dt. interlinearversionen d. psalmen (1839) 232 Graff; wann sy fulten ein schwamp mit essig sy vmbgaben in mit ysopp: sy brachten in seinen mund (Joan. 19, 29) erste dt. bibel 1, 415 Kurr.; vnd er (Salomo) redet dreytausent spruch, vnd seyner liede waren tausent vnd funffe. vnd er redet von bewmen, vom ceder an zu Libanon bis an den isop, der aus der wand wechst (3. reg. 4, 33) Luther dt. bibel 1, 150 W., vgl. 9, 1, 408f. aus bibelsprachlicher tradition erwachsen folgende belege, zu ps. 50, 8:
Maria sunderinne,
du bist in guteme sinne
vf einen burnen alda kumen
...
betouche dich zv male
des du macht immer wesen vro
der besprenget dich mit ysopo
des bistu wiz ob alleme sne
(um 1300) passional 371, 22 Hahn;
nun spreng mich herr mit ysop gut,
so wird all sünd verderbet
Spee güld. tugendbuch (1649) 35;
und so, meint der meister ferner, werde ich auch bald gewaschen werden, und mit hysop besprengt, der ich über so viele das miserere gesungen Brunner erz. u. schr. (1864) 1, 20. zu Joan. 19, 29:
'mich durstet', sprach er och dar na.
do stuͦnd ain vas mit essich da,
dar in lait ainer ysopum
und fultent sin ainen schwum:
den bot er zuͦ der selben stunt
mit ainem sper an sinen munt
(hs. 1382) Wernher Marienleben 10 607 Päpke-Hübner.
in negativierender umdeutung der hilfreichen tränkung aus Joan. 19, 29 (vgl. Matth. 27, 34): wie ... dem volk ... der ysop der furcht vor den ewigen strafen dargereicht würde Schleiermacher s. w. (1834) I 5, 98;
nur gift und galle war, o pabst,
was du vom pol bis zu den tropen
der welt mit deinem scepter gabst,
mit deinem scepter von ysopen
Herwegh ged. e. lebendigen (²1841) 116.
zu 3. reg. 4, 33 von der zeder bis zum ysop (s. o. Luthers übersetzung), zunächst nur von der grösze der weisheit Salomos: Salomon ... von dem ceder baum, so auf dem berg Libano ist, bisz auf den hyssop, so aus der wand wächst, disputieret Abr. a s. Clara etwas f. alle (1699) 1, 48; (überschrift:) Salomons königs von Israel und Juda güldne worte von der ceder biss zum issop Göthe I 37, 295 W.; auf andere personen übertragen: weil du (Rübezahl) aber der kräuter und pflanzen kundig bist, vom ysop an, der auf der mauer wächst, bis auf die ceder zu Libanon Musäus volksmärchen 1, 34 Hempel, vgl. ders., physiogn. reisen (1778) 1, 171; ich habe die ehre, ihnen einen gelehrten zu präsentieren, der alles weiss und kennt, von der ceder bis zum ysop Kotzebue sämmtl. dram. w. (1827) 1, 314. schlieszlich die weite der schöpfung überhaupt bezeichnend: jedes gewächs von der ceder bis zum ysop hängt an erde und sonnenschein Herder 20, 73 S.; vgl. 22, 237; der nahme meines helden ist kurz und gut: ABC bis XYZ, ... ritter vieler orden trauriger und fröhlicher gestalt, von der ceder auf Libanon bis zum ysop Hippel kreuz- u. querzüge (1793) 1, 3; die menschengattung ist die erste von allen diesen einheiten; die andern, vom elephanten bis zur milbe, von der ceder bis an den ysop, sind in der zweiten und dritten linie J. G. Forster s. schr. (1843) 4, 319.
2)
als gewürz- und heilpflanze. in den verschiedensten rezepten seit dem 11./12. jh. sehr reich bezeugt; die blätter werden vereinzelt bis in die gegenwart als soszenwürze und zum gurgeln gegen halsbeschwerden benutzt; darüber hinaus ist die pflanze 'vor allem in der Schweiz ein bestandteil der in die kirche (besonders von älteren frauen) mitgenommenen riechsträuszlein' Marzell wb. d. dt. pflanzenn. 2, 969: isopo ist gŏt chrût, obe diu gebŏrt stirbet in demo wîbe; trinche iz mit warmem wazzer, sô vert iz vone ire. er ist gǒt vur den stenken vnte hilfet och den der mage swirt (11./12. jh.) Germania 8, 300; ähnlich (13. jh.) Menhardt verz. d. altdt. lit. hss. 1 (1960) 46; von der ispen. isopus haizt isp ... wenn man ispen kocht mit honig, daz ist der lungel guot ... und genuog ander tugent hât si an ir (um 1350) Konrad v. Megenberg buch d. natur 405 Pf.; vgl. 420; der ysope ... ist bitter und idoch gesuͦnt dem herzen und der luͦngen und der bruͦst, die da siech ist (14. jh.) altdt. pred. 1, 97 Schönbach; so weme dat hovet sweret ... de scal nemen eyn bunt ysopen ... unde seden de (Bremen 1382) mnd. arzneib. d. A. Doneldey 14 Windler, vgl. 3, 10, 19, 26, 49; und alz ist gefüget daz pinlin zuͦ dem honge, der ysop zuͦ dem balsam, dú nahtegal zuͦ der harpfen (so wie die seele zu Christus) (hs. von 1387 nach vorlage von 1303) St. Georgener pred. 287 Rieder, vgl. 294;
saluay, rawtten vnd polay,
der krautt stuͦnd pogen vnd gezindelt;
dryment, yspen, die nit felt,
gruͦnten da in reicher wunn
liederbuch d. Hätzlerin 234 Haltaus;
dem rind den husten zu vertreiben, pflegt man jnen ... ysop ... einzugeben Sebiz feldbau (1579) 128; mit ... lavendel, isop, majoran, poley und anderen geringeres wehrtes, gewächsen und blumenwerke ausgeziehret Neumark neuspross. teut. palmb. (1668) 171; unter wild wachsenden pflanzen sah ich die dunkelrothe scabiose unsrer gärten und ein ganzes feld mit ysop bewachsen Stolberg ges. w. (1820) 8, 360.
3)
zu beiden anwendungsgruppen stellen sich zusammensetzungen:
ysopbitter
dieweil der königliche zecher
umsonst nach ihren zügen gafft,
leert sie den ysopbittren becher
zurückgewiesner leidenschaft
Fontane ged. ⁷176 (vgl. Joan. 19, 29 u. ysop 1);
ysopbusch
nimm einen ysoppusch, entsündige mein leben
Fleming dt. ged. 1, 8 lit. ver.;
vgl.ysopbüschel (num. 19, 18) Zürcher bibel (Berlin 1956) 1, 165;
ysopkraut
nim rosinlin ein handvoll, ... salbeyblätter, hissopkraut, jedes 1 hand voll Gäbelkover artzneyb. (1595) 1, 182;
ysopsaft
ysop safft getruncken mit oximel, waychet den verstopfften bauch d. kreüterbuch od. herbarius (Augsb. 1534) 144ᵇ;
ysopsirup
Staub-Tobler 7, 1270;
ysopstengel
sie steckten nun einen mit essig gefüllten schwamm auf einen ysopstengel (Joan. 19, 29) Zürcher bibel (Berlin 1956) 2, 148; hysopstengel (J. 19, 29) Tillmann neues testam. (Lpz. ⁶1959) 325;
ysopstrauch
s. isopstrauch, teil 4, 2, sp. 2182;
ysopwasser
hysopwasser soll man allwegen inn heysser aeschen distilliren: welches (u. a.) trefflich gut für den grausamen schmertzen der zän ist Sebiz feldbau (1580) 413; zerschmeltz den zucker in brandlattich oder issopwasser Gäbelkover artzneybuch (1595) 1, 193; gebucht bei Rädlein t.-it.-frz. (1711) 1080ᵇ;
ysopwein
vgl. isopwein teil 4, 2, sp. 2182 sowie: von ysopwein. ysopwein ist warm, reiniget die brust, machet gute däwung vnd weicht den bauch M. Herr feldbau (1551) 112ᵃ; eysop wein Zehner nomencl. (1645) 365; Kirsch cornu copiae 2 (1775) 908.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 16 (1960), Bd. XIV,II (1960), Sp. 2575, Z. 1.

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j k l m n o p q r
s t u v w x y z -
Zitationshilfe
„ispe“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/ispe>.

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