Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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etwas

etwas,
aliquid, ahd. ëddeshuaʒ, doch bei N. ëtewaʒ (Graff 4, 1192), mhd. vorwiegend ëteswaʒ, ëtswaʒ, in Kelles spec. 146 ëttewaʒ, ëttiwaʒ, auch im passional K. 35, 61. 193, 80. 229, 35 ëtewaʒ; nhd. wiegt aber etwas vor, und etzwas erscheint nur selten; tadelhaft ichtwas, da icht = ahd. iowiht an sich schon aliquid ausdrückt, vgl. nnl. iet, iets. die volkssprache assimiliert etwas zu eppas, eppes (oben sp. 679), wobei einem das lat. quippe, quippiam, quispiam, uspiam einfällt.
1)
allein stehend: so du etwas verkaufest. Keisersberg s. d. m. 2ᵇ; also das ein allwegen etwas übe (dasz einer immer etwas arbeite). 11ᵃ; als dick du etwas kaufest oder verkaufest, so zühest du gott darzuͦ (misbrauchst du dabei gottes namen). 21ᵇ; solt dem herrn etwas unmüglich sein? 1 Mos. 18, 14; und solt nichts davon uber lassen bis morgen, wo aber etwas uber bleibt bis morgen, solt irs mit fewr verbrennen. 2 Mos. 12, 10; etwas thun, ausrichten; etwas betrachten, depingere cogitatione. Maaler 121ᵈ; etwas sein, aliquid esse, in ansehen stehn; es ist etwas, est aliquid; lasz mich auch etwas sein oder gelten. 122ᵃ; nicht viel ist doch etwas. Lessing 1, 467; das testament, von eben derselben verfasserin, ist noch so etwas. 7, 115; der theil (der menschen) konnte sich schon etwas dünken. Göthe 24, 213; und nur um etwas zu sagen, versetzte er, nachdem er tief athem geschöpft hatte. 19, 125; glücklicherweise, dasz die gemählde so hoch stehen und die täfelung auch etwas aushält. 21, 21; einige graue haare konnte er nicht verbergen und von runzeln schien sich auch etwas eingefunden zu haben. 22, 38;
närrisches kind!
du sollst ja nur etwas, nicht alles werden,
wie kannst du dich denn so erstaunt geberden
zu sehen, dasz andere auch etwas sind.
er hat sich etwas damit, hält etwas darauf; es hat sich etwas! = daran ist kein gedanke; ach hat sich etwas! Engel Lor. Stark 306; etwas davon tragen, abkriegen;
aber das gegentheil that er hernach, und kriegt er darüber
etwas ab, so hab ers auch.
Göthe 40, 202;
erzähle mir etwas; welchem so wol als mir zeit und weile lang wurde etwas erzählen zu hören. Felsenb. 1, 29; und so in zahlloser anwendung.
2)
neben einem davon abhängigen genitiv,
a)
des substantivs: und Joseph gieng in das haus und tet etwas werks. bibel von 1483, 34 = 1 Mos. 39, 11, ut operis quippiam faceret, bei Luther sein gescheft zu thun; etwas rats oder thats. Luther 3, 2; gröszere stück, die etwas ansehens hetten. 4, 160ᵇ; niemand meinet, das etwas trosts da sei. 4, 215; wenn er etwas anligens hette, so höret er in gern. sch. u. ernst 1555, 268; etwas hirnes. Forer 116ᵃ; bei nacht etwas scheines geben. 148ᵃ; zu etwas unwillens ursach geben. Fischart ehz. 7; etwas dings, aliquid; etwas gewinns, aliquid lucri; etwas eeren, nonnullus honos; er hat etwas forchts, timor aliquantus; ich wil dir etwas meiner bücheren zuschicken, aliquid de meis scriptis mittam. Maaler 121ᵈ. 122ᵃ; meine abneigung etwas dieser dinge gedruckt zu sehen. Göthe 26, 92. doch heute meidet man solche genitive und apponiert entweder das subst., z. b. etwas ehre, etwas furcht, etwas trost, etwas geld, etwas volk. Schiller 743; oder braucht die praep. von: etwas von diesen dingen, sachen, etwas von meinen büchern; ich hätte zwar gern etwas von versen gemachet. welzabend a 1ᵇ. am liebsten aber setzt man an die stelle von etwas ein adj., z. b. einige ehre, einige furcht.
b)
des adj.: ahd. ëtewaʒ guotes, grüenes, lindes, niuwes, etewaʒ andares, ëtewaʒ peʒʒirin, mêririn; nhd. wer etwas liebes hat. altd. wäld. 1, 155; wenn eine seele etwas unreines anrüret. 3 Mos. 5, 2; das fleisch das etwas unreines anrüret. 7, 19; ist aber an dem vieh etwas unreines. 27, 27; wird aber der herr etwas newes schaffen. 4 Mos. 16, 30; wie kan ich etwas anders reden? 22, 38; so sie etwas tödlichs trinken. Marc. 16, 18; sündige fort nicht mehr, das dir nicht etwas ergers widerfare, vulg. ne deterius tibi aliquid contingat. Joh. 5, 14; denn du bringest etwas newes fur unsere ohren, vulg. nova quaedam infers. apostelg. 17, 20; ir wöllind dan etwas weiters oder merers, nisi quid adhuc forte vultis. Maaler 122ᵃ; heute gab es wieder etwas neues; sie geriethen auf die gedanken, dasz ich vielleicht auszerhalb etwas liebes haben müste. Plesse 1, 42; zeigete, dasz ich keinesweges etwas liebes besuchet hatte. 1, 43; hindert mich irgend etwas rechtes zu beginnen. Wieland bei Merk 1, 97; wenn auch etwas starkes vom feinde käme. oeuvres de Fréd. le gr. 30, 178; solang noch etwas feindliches in dem feld ist. diese adjective sind nach analogie der subst. unter a eigentlich genitive, die heutige dem gen. abgünstige sprache faszt sie aber als nom. oder acc. auf. ahd. und mhd. entscheidet die schreibung guotes, niuwes, wie auch auf vil und wênec solche genitive folgten. nach θανάσιμόν τι läszt sich Marc. 16, 18 der acc. vertheidigen.
3)
der acc. etwas, aliquid steht adverbial für ein wenig, paulum, paulisper, neben verbum, part. und adj. ahd. ëtewaʒ slâfen. N. Cap. 101; ëʒ triffet an die misse ettiwaʒ. Kelle spec. 146; daʒ nider antlüte sihet ëtwaʒ hër abe. Eckhart 59, 5; nhd.
wa sie ist etwas gar reich,
zwar man vint im dorf nit iren gleich,
wann sie kan gar wol spinnen
und lest sich etwas gar gern minnen.
fastn. 577;
den sah ich etwas freuntlich an.
Kellers erz. 479, 19;
gleichwie ein lorbaum etwas sonderlich pranget. Luther 2, 81; allein an holz ist etwas ein mangel. Frank weltb. 187ᵃ; etwas beredter als die zur hochzeit laden. Garg. 211ᵇ;
entsetzt er sich wol etwas.
froschm. D 2ᵃ;
essen und trinken herfür langen,
das etwas anders sol her prangen,
denn diese arme bettelei.
G 1ᵃ;
dasz der angenehme saft
etwas in die stirn ist kommen.
Opitz 2, 203;
da die herbe und bittere qualität etwas stark ist. Jac. Böhme Aurora (Stuttg. 1835) s. 119; der feldmarschall liesz seine armee etwas rasten. Chemnitz iv. 2, 113ᵇ; kam ich etwas prächtigers (ein wenig prächtiger) herfür. fr. Simpl. 1, 38; weil er noch etwas gelebet. colica 232; etwas eingeschlummert. irrg. der liebe 247; etwas vertieft. 255; so hieben sie von den Phliasiern einige nieder, verloren aber selbst noch etwas mehrere, so von den Korinthiern erlegt wurden. Heilmans Thuc. 710; etwas schwer, etwas grob, etwas bitter;
und der könig vergönnt es. da wurd es Reineken wieder
etwas leichter ums herz, er hofte glücklichen ausgang.
Göthe 40, 67;
man fand diese behauptungen neu, aber etwas kühn; es ist schon etwas finster.
4)
etwas nach praepositionen, unflectiert: e. mt. lasz hie einen haubtman in besatzung mit etwas volks. Garg. 219ᵇ; ich kann ihm schon mit etwas dienen; so begriffe ich auch mithin in Steier, Kärnten ... um etwas die teutsche sprach. Simpl. Springinsf. cap. 10; wenn ihr mir den verdienst zuwendet und wir ihn nicht blosz verschmausen, so will ich schon zu etwas kommen. Göthe 24, 277; nun freue er sich an mir einen mann zu finden, der doch nach etwas aussehe. 30, 331; blieb er also zwar bei Gura in etwas (paululum) stehen. Chemnitz iv. 2, 107ᵃ; ich stutzte in etwas. Felsenburg 1, 44; dasz Concordia sich wieder in etwas ermunterte. 1, 202; indem ein oder zwei creditores schon von ferne in etwas zu brummen anfiengen. 2, 243; wir höreten zwar alle drei, jedoch nur in etwas, dasz sie weiter mit einander redeten. 4, 335; deren purpurfarbe er nur in etwas erblicken können. irrg. d. l. 66; dasz ich das schachspiel auch in etwas gut spielen konte. 561; erholte mich in etwas und sprach. 564; vergieng mir die angst in etwas. Pierot 1, 352; es werde dadurch das böse gesinde, wo nicht vollständig, doch in etwas gebändiget werden. unterricht an hausmägde s. 36; wenn sie sich nur ein paar wochen in etwas ausgefressen, hebt sie auch an laut zu werden. 43; sie begaben sich, sobald sich der sturm in etwas gelegt hatte, wieder in die see. Wieland 1, 46; dieser kräftige zuspruch beruhigte das gemüt unsers bekümmerten helden wieder in etwas. 11, 244; den ersten unwillen hatte die zeit schon in etwas gebrochen. Schiller 715ᵇ.
5)
etwas, substantivisch genommen, ein ding, ein icht, wicht:
eh wörter und begrif so wahr als zierlich passen
und in des lesers ohr ein gründlich etwas lassen.
ein gewisses unnennbares etwas, das sich vielleicht eben deswegen nicht nennen läszt, weil es ein bloszes nichts ist. Engel phil. f. d. welt 30; ein etwas oder wirkliches wesen. Kant 2, 512; mich treibt ein guter oder böser geist in die brusttasche zu greifen, ein winzig kleines, stachlichtes etwas kommt mir in die hand. Göthe 23, 19; ich lese in euren augen, in den gesichtern der Genueser ein etwas. Schiller 145ᵃ; ich habe schon längst ein etwas in meiner brust gefühlt, das sich von nichts wollte ersättigen lassen. 152ᵃ; kuckte etwas aus dem fenster (oben sp. 1177) ... ich gieng darauf zu, Hölty blieb stehn. 'sind der herr pastor zu hause?' fragte ich das etwas. 'nein', versetzte das etwas, 'mein bruder ist ausgegangen'. Voss br. 1, 219;
ein leises etwas, nenn ich wink es oder grusz,
weht von dir zu mir.
Platen 85ᵇ.
6)
wiederum sei angemerkt, dasz auch was für etwas gesagt wird: schäme dich was = etwas, ein wenig; lerne erst was; er bildet sich was ein;
erzählt mir doch! 'ich stand an seinem sterbebette,
es war was besser als von mist,
von halbgefaultem stroh'.
Göthe 12, 153;
und siehe da, der herzog sorgt dafür,
dasz auch was holdes uns das aug ergötze.
Schiller 331ᵇ.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1861), Bd. III (1862), Sp. 1185, Z. 6.

ichtwas, pron.

ichtwas, pron.
aliquid, das durch adverbiales icht verstärkte was, dem sinne nach gleich mit etwas (th. 3, 1185), aber seltener und vorzugsweise nur im 16. und 17. jahrh. hier gern im feierlichen, gerichtlichen oder briefstil verwendet: aliquid icht wat Dief. 23ᵃ (niederdeutsch, 15. jahrh.); aliquale ichtewat, ichteswat nov. gloss. 16ᵃ; so wollen wir an uns ungern ichtwas lassen erwinden. kurf. Johann Friedrich bei Melanchthon 5, 746 Bretschneider; es treffe den process des kammergerichts oder ichtwas anders an. reichsabschied bei Schottel 543; darum so wil ich ichtwas interloquirn lassen. Ayrer proc. 1, 9; dasz ich ichtwas verwirket habe. ebenda; umb ichtwas ansprechen. Philander 1, 34; ichtwas derogleichen. Harnisch 186; kan aber eu. excell. meine wenigkeit auszerhalb herrendiensten in ichtwas zu gehorsamen die gelegenheit haben. Simpl. 1, 283 Kurz; davon er doch kein intresse, keinen nutzen, keinen gewinn, keine belohnung, noch etwas anders oder ichtwas dergleichen zu hoffen hat. 3, 424; haben die zeugen ichtwas widriges einzuwenden. Abele unordn. 2, 245; ichtwas zu gewinnen, ist .. eine kunst. 4, 242; so sollen auch in den feuer-pfannen auf den gassen .., sobalde sich diszfalls bei nächtlicher weile ichtwas erreget, pechkränze, kühn oder ander holz angezündet werden. der stadt Leipzig ordnungen (1701) 543; alterthümelnd noch bei Rabener: (dasz nicht) sonst auf dergleichen weise ichtwas zum nachtheile der wolhergebrachten gerechtsame zu verhängen sei. satiren (1761) 2, 415;
er hat ingleichen sie durch ichtwas nie betrübt.
Hallmann Adonis s. 9.
ichtwas adverbial, irgendwie, einigermaszen: so bald die anwesende sahen, dasz ich desz alten freündschaft hatte, dorfte oder wolte deren keiner mehr mich ichtwas angehen oder fragen. Philander 2 (1643) s. 38.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 10 (1876), Bd. IV,II (1877), Sp. 2037, Z. 80.

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Zitationshilfe
„ichtwas“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/ichtwas>.

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