Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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kleisper, kleiszpar, kleiszbar, ein seltnes und merkwürdiges adj.

kleisper, kleiszpar, kleiszbar, ein seltnes und merkwürdiges adj.,
nur in resten und spuren.
1)
heikel, empfindlich, launig o. ä., nur einmal bezeugt: freundschaft mit kleiszpern leuten reiszt wie ein blöder faden (beim spinnen). Lehman flor. 1, 230 nr. 37.
2)
daher wol erst mit adv. kleispar umgehen mit etwas, vorsichtig, wie es ein heikles ding verlangt: das nicht vergebens Christus die reichthumb dorn heiszt, mit den man kleiszpar muͦsz umbgehen, als an den man sich bald kretzet. S. Frank chronica (1531) 123ᵇ; so lassen sie dochs kriegen nicht zuͦ ohn sondere grosze not und gar wichtige ursachen, und geen ganz kleiszbar mit umb, henken viel conditionen und ursachen daran. kriegsb. des frides 132.
3)
dasselbe mag sein ostfries. klisper in der redensart dâr is he nich klisper genugg to, dazu ist er nicht fein oder schlau genug Stürenb. 111ᵇ (merkw. auch schwed. klispr schlau Rietz 329ᵃ). der übergang der bed. kann sein wie in fein und klug (s. d.), eig. zart, dünn.
4)
eine nebenform ist nd. klistern und klästern, sehr eigen, empfindlich in bezug auf reinlichkeit und geschmack bei speisen und getränken, in Lippe Fromm. 6, 215, bremisch Br. wb. 2, 806, osnabr. klestern Strodtmann 105, wie umgestellt gött. kletzern (auch pletzern) Schamb. 103ᵃ, also heikel wie u. 1, zur endung s. kützeln sp. 874.
5)
die formen zeigen ziemliche manigfaltigkeit, wie bei alten bildungen gewöhnlich, eine doppelform mit ablaut, klîsper und klisper, und mit verschiedner consonanz hinter dem stammausgang, denn -per und -ter müssen bildungsmittel sein, in der hd. form unter 2 in -bar umgedeutet, wie es wörter wie schamper, erber gleich schandbar, ehrbar nahe legten. weiteres unter folg.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1867), Bd. V (1873), Sp. 1133, Z. 14.

kleisper, m.

kleisper, m.
splitter u. ä., mit nebenformen kleispe, kleiste.
1)
kleisper, splitter: es wil ie einer dem anderen ein kleiszber aus dem auge ziehen und hat selbs einen balken drinnen. S. Frank sprichw. 2, 20ᵃ. noch schwäb. kleisper m., splitter den man sich ins fleisch gestoszen hat Schmid 316, in Nördlingen kleisper und klisper holzsplitter, spreiszel Schm. 2, 364, südfränk. klisper Reinwald 2, 72.
2)
bair. tirol. heiszen die schweinsborsten, die die schuhmacher brauchen, kleispern pl., auch ostfries. klisper sg. Stürenb. 111ᵇ, nach der ähnlichkeit mit dem splitter.
3)
das schwäb. wort bed. auch unbeholfner, unbiegsamer mensch.
4)
nebenformen.
a)
kleispe, ergibt sich aus schwäb. kleisp, kleispen m. splitter Schmid 316, auch 'spelt' Birlinger Augsb. wb. 281ᵇ:
mi druckts und zwickts im maga rum,
als wäre lauter kleischpa drinn.
Scheifele ged. in schwäb. mundart.
dasselbe könnte sein, mit umstellung, kleibse (an kleiben spalten angelehnt) im 15. jh.: so kind anvahen um ze kreisen (kriechen) auf der erde, so sol man ein geläsz machen von lindem leder, damit sie kein kleibsen einreiszen. Meitlinger regim. der j. kinder 98ᵃ (Birl. a. a. o.), vgl. webse gleich wespe. auch tirol. kleispen in bed. 2 Schöpf 323.
b)
tirol. kleisten schweinsborsten Schöpf 323, im Etschlande:
schau schau schau,
wie der schuesterbue zannen (den mund verziehn) tuet,
wenn er di kleistn zammdrât.
Frommann mund. 3, 514. 523.
5)
ursprung.
a)
dasz es mit dem vorigen gleiche quelle habe, deuten die formen entschieden an. bei beiden dieselbe doppelform mit p und t im beginn der bildungssilbe und mit urspr. î und i. die doppelform mit und ohne -r ist nur fürs subst. bezeugt, fürs adj. doch auch denkbar, es wäre wie bei klammer und klamme, klamm (sp. 938 mitte).
b)
auch die bed. beider wird denselben ausgangspunkt haben, in einem worte etwa mit der bed. sich splittern, reiszen; das adj. wäre eig. leicht splitternd, brechend, wie etwa ein 'blöder faden' (beim spinnen z. b.), dann übertragen auf einen empfindlichen menschen (vgl. bair. schiferig reizbar, schifer groll mit schifer splitter?). davon könnten denn auch reste vorliegen in fränk. klispern springen, z. b. von glas Schm. 2, 358, mit dem t für p altengl. nordengl. cleste to cleave in two Hall. 254ᵇ, vgl. schweiz. glestig fissilis Frommann 3, 82ᵇ.
c)
auch von dem stamme ohne das p oder t ist eine spur übrig in tirol. klasse spalt (sp. 1005); stämme die auf s ausgehen, nehmen besonders gern eine verstärkung oder stütze durch p, t oder k an, oft alle drei, s. z. b. knascheln, auch hier wird die dritte form vertreten sein in kleschen, s. d.
d)
dasz aber diese verstärkung sehr alt ist, dürfte ein span. wort beweisen, chispa f. diamantsplitter, ganz kleiner diamant, auch regentröpfchen, funke, eig. offenbar kleinstes losgesplittertes stückchen, gewiss schon goth. klispa oder klisps o. ä. (wegen des ch- s. sp. 890 mitte und unter kleschen).
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1867), Bd. V (1873), Sp. 1133, Z. 44.

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Zitationshilfe
„kleisper“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/kleisper>.

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