Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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klemme, f., subst. verb.

klemme, f. subst. verb.
zu klemmen, einengung, sowol das engende, wie der zustand des geengten, gleich klamme. ahd. nicht vorhanden, es wäre chlamma, chlemma, d. i. chlammia, wo nicht chlamia zu vermuten; mhd. selten, gewöhnlich klamme:
den (gegner im kampfe) cheilt er und verzwicket
sein vreud in laides chlemme.
Suchenwirt 9, 88.
isl. klemma, schwed. klämma, dän. klem, klemme (norw. aber kläma); nnl. klem, bei Kilian noch klemme, nd. klemme. s. klimmen 2.
1)
werkzeug zum klemmen, festhalten, retinaculum, uncus Stieler 965, 'instrument etwas in die enge zu bringen', decipulum Frisch 1, 518ᶜ. Tobler 110ᵇ nennt z. b. chlupperli, die wäschklammer, erklärend waschklemme; klemme heiszt nordd. die bremse der hufschmiede zur einklemmung störriger pferde, lippenklemme, maulklemme, nasenklemme. die korbmacher haben eine eiserne klemme, womit sie von den frisch geschnittnen weidenruten die rinde klemmend abstreifen (Krünitz). schwanzklemme für böse hunde, z. b. westf. Frommann 6, 78. ebenda klemme, gespaltner stock, beeren u. dgl. darin eingeklemmt zu tragen (s. kloben 8). auch dän. klemme, schwed. klämma klammer u. ä., vgl. klamme.
2)
enger ort, einengender raum.
a)
enge schlucht, engpass Frank chron. 24ᵇ u. ö., auch schwed. klämma Rietz 332ᵃ: von unserer lägerstatt gieng eine wasserrunze in einer klemme hinunter (die bequem zu reiten war) gegen dem feld werts, deren ausgang besetzte ich mit 20 mann. Simpl. 1, 274 (1, 3, 7), in ältern ausg. klämme 1, 270 Kurz, angelehnt an das gleichbed. klamme; hierauf lief Springinsfeld gegen ihnen die klemme herunter. das. (271), es handelt sich um einen überfall, der ausdruck war wol also der soldatische. vgl. gemsenklemme.
b)
käfig, gefängnis: wann der vogel durchgangen und aus seiner verwahrung entsprungen ist, so kan man ihn nicht wiederumb in die klemme bringen. Olearius pers. baumg. 9, 11, zugleich schon gefangenschaft. Stieler noch erklärt klemme als ergastulum (s. keiche), daher wol Klemme als name eines schlosses, in Eisenach Rothe thür. ch. c. 613. 614. im rotwelsch ist klems gefängnis, klemsen fangen (weim. jahrb. 4, 98. 1, 343), dasselbe ist mrh. klemmes n. civilgefängnis Kehrein 228, das neutr. deutet aber auf eine mögliche kürzung aus klemmhaus (wie z. b. thür. backs aus backhaus, siebenb. baͦckes Haltrich plan 92, kôches kochhaus 93, mrh. backes Kehrein 58).
c)
raum in dem man sich eingeengt fühlt, und der entsprechende zustand. Göthe in der forts. von 'was wir bringen' nennt das alte enge theatergebäude in Lauchstädt so:
da ward es jedem wol, wenn aus der klemme
er in die breite beszre wohnung trat.
11, 327,
doch mehr schon der zustand des beengten. ebenso im röm. carn. von der enge im gedränge: indem éiner huft, müssen alle hinter ihm auch zurückweichen, bis einer zuletzt so in die klemme kommt, dasz er mit seinen pferden in die mitte hineinlenken musz. 29, 260. wer z. b. in einem vollbesetzten bodenraum ins enge kommt oder zwischen thür und pfosten oder sonst eingeklemmt wird, wie der fuchs im fuchseisen, ist in der klemme, was aber auch zugleich den zustand meint, einengung, 'coarctatio, astrictio' Stieler:
der strich (strick) der ist zubrochen
und wir sint al erlôset ûsz der klemme.
bruder Hans Marienl. 1304;
bisz sie (die wilden thiere) in die klemme oder äuszerste noth gedrungen werden. Antimachiavell 1624 187ᵇ (auch not ist urspr. diese 'klemme').
3)
gewöhnlich letzteres in übertragenem sinne, von menschlichen verhältnissen, äuszeren wie inneren, drängende not, bedrängnis, besonders wo sie durch den gleichzeitigen druck zweier mächte oder gegensätze entsteht die einen in die mitte nehmen und zu erdrücken drohen; zwei nehmen einen dritten in die klemme: einen in die klemme bringen, in angustias inducere Stieler 965; ich war gewaltig in der klemme und gieng darüber ganz zu boden. Olearius pers. baumg. 91 (8, 13); den feind in die klemme bekommen, treiben, 'in die enge', zwischen zwei feuer, in die klemme (kloppe, klopfe, kluppe) gerathen, être serré de tous côtés. Rädlein 545ᵃ; in der klemme stecken. westph. Robinson 152; die dinge sind in der klemme, hae res arctae sunt. Steinbach 1, 871, s. 5;
Saladin. aus dieser klemme (im schach), seh
ich wol, ist ohne busze (einbusze) nicht zu kommen.
Lessing 2, 226;
hat er mehr (ausdehnung als er soll, der ausdruck nämlich) so ist er schleppend, hat er weniger so ist der gedanke gleichsam in der klemme und wird erstickt. Ramler einl. in die schönen wiss. (1774) 4, 70;
halten durst und hungerqual
mich in angst und klemme.
Bürger 50ᵇ;
Wurm. ganz und gar nicht (soll die drohnung ernsthaft werden), nur in so weit als es nöthig ist die ganze familie (Luisens) in die klemme zu treiben. Schiller 195ᵇ, d. i. ihr mit dem untergang nur zu drohen, sie in angst zu jagen zur erpressung des gewünschten; aus der gefährlichsten klemme (im feldzug 1792) waren wir nun heraus. Göthe 30, 121; Emilie liesz mich fahren und Lucinde ergriff mich .. und so fand ich mich denn in der klemme zwischen beiden schwestern. 25, 284, es ist mehr die innere bedrängnis der doppelliebe gemeint; so kommt Macbeth durch die hexen .. Brutus durch die freunde in eine klemme, der sie nicht gewachsen sind. 45, 49; dadurch kommen die armen wesen (die kinder) zwischen dem naturzustande und dem der civilisation gar erbärmlich in die klemme. 24, 105; er (Wieland) findet sich in der klemme zwischen dem denkbaren und dem wirklichen. 32, 244; diese versammlung .. bringt Dionysius in eine grosze klemme (mit seinen ansichten, angaben), indem er sich keine andere ekklesia als die des demos denken kann. Niebuhr 1, 676; in dieser klemme werden auch andre .. an den ausweg zurückgekommen sein, ob nicht .. doch eine allgemeine volkszählung zu verstehen sein könnte. 2, 81. dazu sich aus der klemme ziehen Dahlmann dän. gesch. 1, 457. ein geschäftsmann ist oder sitzt in der klemme, kommt in die klemme, wenn er seinen gläubigern nicht genügen kann. engl. heiszt es ebenso to be at a pinch. gleich gebraucht sind in vielen der vorigen fälle enge, gedränge, in einigen aber auch dilemma (δίλημμα).
4)
beklommenheit, s. klemmen 4, e:
mit nassem blick, die herzen in der klemme,
schaut alles volk gerührt zu ihnen auf.
Wieland Oberon 12, 57.
5)
mangel, nach klemm 2, klamm: und weil die armen bergleute ihrer reume und ackerbaws nicht warten kondten .. fiel ein grosze klem und mangel am brod für. Mathesius Sarepta 14ᵇ. so noch geldklemme.
6)
krampf, wie klamm m., z. b. ohrenklemme ohrenzwang M. Kramer, klemme eine krankheit der schweine (s. klamm), ostfries. klemm krampf Stürenburg 110ᵃ. von kinderkrämpfen bei Jacobi, denn anders ist die stelle wol nicht zu verstehn: mein herz das einer brust glich worin der lebenssaft (die muttermilch) zurückgetrieben wurde, weil den säugling die klemme dahin risz. Woldemar 128 (1794 2, 33), ist es nicht nrh.?
7)
einen eignen schönen gebrauch hat es im nd., als kraft und nachdruck, in worten und werken: dat het beter klemme, dringt besser durch, eine rede het kine klemme, keine wirkungskraft, wie eine lahme zange. Brem. wb. 2, 786, ursprünglich gewiss von der spannkraft der hände, arme u. s. w., wie noch ostfries. klemm gefühl der kraft, z. b. in der hand (Stürenb.); der griff der hand ist ja ein klemmen, s. klemmen 1, a. e. Es war ein lieblingswort Steins, er sagte z. b. von Hardenberg in bezug auf seine ausschweifungen: wie kann bei dem ein funke von kraft und stärke übrig bleiben? wo bleibt da die klemme des willens, der karakter? Arndt wanderungen 255. ganz ebenso nl. klem (selbst de klem van een bewijs, das gewicht eines beweises), dän. klem, schwed. klämma.
8)
eigen und mit ganz anderm ausgang thür. klemme, pl. klemmen, was die gäste bei einem hochzeit- oder kindtaufschmause vom essen mit nach hause nehmen. vgl. allenfalls klemmen 1, b.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1867), Bd. V (1873), Sp. 1137, Z. 20.

klemmen

klemmen
für klimmen, s. d.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1867), Bd. V (1873), Sp. 1139, Z. 5.

klemmen

klemmen,
coarctare, constringere, ahd. bezeugt in 'pichlemmit obstructum' Graff 4, 557, alts. in biklemmian (s. 2, a), antklemmian (s. kinn 1, c), mhd. klemmen wb. 1, 842ᵇ, beklemmen Walther 76, 20. Mart. 106, 26; nd. nl. klemmen, altn. klemma, schwed. klämma, dän. klemme. spuren aus England in schott. clem to stop a hole by compressing Jamieson, altengl. clemyd closed, fastened Halliwell. Es ist der form nach das causativum zu klimmen, wie schwemmen zu schwimmen, urspr. auch dem sinne nach, s. klimmen 2, auch klammen.
1)
die urspr. bed. ist wol packen, feindlich fesselnd ergreifen.
a)
von raubvögeln, so bei Wernher vom Niederrhein vom adler der ein unecht gebornes junges aus dem neste wirft:
sô clemmit he iʒ mit sînem vuoʒe
unde leit (lât) iʒ vallin unsuoʒe.
68, 29.
so mhd. des habeches klemmen Frauenlob spr. 57, 6 in der Pariser hs. (der reim würde klenne verlangen, vgl. klinnen für klimmen). Davon hieszen die jagdvögel, falke, habicht, sperber klemmende vogel (oder krimmende) Sachsensp. 3, 47, nl. bei Kil. klemvogel, klamvogel, auch krimmende vogel accipiter, noch nd. 'klemvagel, habicht und andre stoszvogel mit starken klauen, womit sie ihren raub klemmen' brem. wb. 2, 786, hamburgisch klamvogel, ostfries. klemmvogel Stürenburg 110ᵇ.
b)
aber urspr. galt es gewiss auch vom packen mit der faust, wie klaue selbst auch von den menschlichen nägeln und fingern; vgl. ags. clam, gen. clammes, packender griff und die packende hand sp. 935 (das sicher allgemein deutsch war). ein rest davon ist wol der nd. gebrauch von klemme (7), götting. klemmer derbes mädchen Schamb. 102ᵇ, wol eig. die tüchtig zugreift in der arbeit. auch das volksm. (student.) klemmen für stehlen, kripsen erklärt sich am besten hier, wenn es dazu alt genug ist, was nach seiner weiten verbreitung denkbar ist. auch schweiz. klempere klaue und niedrig für finger Stalder 2, 108 gehört hierher, von der nebenform des stammes klimp für klimm, s. sp. 938 unten, klammer klaue und klimmen. man kann die bed. noch in folg. wendung Rückerts wiederfinden:
indessen oben sie sich mit den armen klemmten (ringend).
Rostem u. Suhrab (1838) 100ᵃ.
c)
wie eine abschwächung davon ist klemmen kneipen, kneifen: interpremere zuͦtrucken und im zuͦtrucken klemmen Frisius 723ᵃ, vellicatus zupfen und klemmen bein oren 1351ᵃ, pervellere berupfen, klämmen, pfätzen 995ᵃ, expungere klemmen, stupfen 521ᵇ, Maaler 245ᵈ; auch nl. klemmen pervellere, pincer Kil., und demnach auch rheinisch zu erwarten. es ist noch schweiz.: die mädchen aber wurden vor eifersucht und zorn ganz aschgrau und klemmten ihre tänzer in die schultern dasz u. s. w. Gotthelf 10, 50; lasz mich gehn, schrie Vreneli, das während der schönen rede gethan hatte wie eine katze am strick und selbst mit klemmen und kratzen nicht schonte. 2, 344. freilich geht der begriff zugleich in den folg. über. vgl. übrigens 4, a und klimmen kneipen.
2)
die jetzige sinnliche bed. ist festhaltend ins enge bringen, einzwängen: angere, arcere clemmen Dief. gl. 35ᵃ. 45ᵃ.
a)
daher früher fesseln: etliche unten geklemmet mit fesseln. 3 Macc. 4, 10;
lisz den leib Cleomenis schinden
und an ein creuz in henken lisz,
und all seine kinder gewisz
sammt der mutter Cleomenis klemmen,
all streng gefenklichen annemen.
H. Sachs 4, 2, 90ᶜ;
die fessel klemmt der jungfrau zarte hände.
Schiller 33ᵃ.
so schon alts. biklemmid an karkare Hel. 4402, und dazu klemme (2, b) gefängnis, klamme fessel, ags. clam (sp. 935).
b)
als tortur (vgl. klemmhans henker): von den armen, die durch ir missetate werden gestraft zu dem tode, dieselben werden geklempt an negeln der vingern. A. v. Eybe 43ᵇ;
ach lieber got, solt man euch klemen,
ir würt der warheit selber remen (es bekennen).
fastn. sp. 382, 7;
man klempts, man stöckts und stichts zu tot.
644, 18;
aber dise ritter allsampt
die hab wir für die zagen erkant.
wenn sie süst schüllen peut nemen
und manchen armen stöcken und clemen (zur erpressung),
so sein sie alle rösch (keck) im feld.
639, 7, dá sind sie die tapfern;
(wer) aim rauber zu tail wurd, der in umbschlempt
und in in ainem stock umb gelt klempt.
priamel b. Keller alte g. schwänke s. 38.
einen zu tode klemmen, ad mortem usque constringere. Stieler 964.
c)
wie die klamme, fessel, so klemmt auch die klammer, die zange (klammer ist urspr. auch fessel und klaue), und allerlei ähnliches: solche schlupferige kuttelfisch und muräl mus man nur hämmen und klemmen wie die mörkrebs mit iren kerfechten schären den langen möral ... dan den listigen mus man fesselen durch gegenlist. Fischart ehz. 556 Sch., mit anklang von a, zugleich bildlich;
bracht' er die keile heraus. nun war der braune gefangen,
haupt und füsze geklemmt.
Göthe 40, 25;
die klauen
und von den füszen das fell blieb in der klemmenden spalte.
40, 27;
er (Laokoon) steht bewegungslos,
geklemmt von ihres leibes reifen.
Schiller 31ᵃ, 'umklammert'.
d)
zwischen thür und angel klemmen u. ä.:
der fründ (verwandte) zertrag (veruneinigt) und hinderlieg
und finger zwüschen angel dieg (mhd. tüeje, thue),
die werden oft geklembt darvon.
Brant narr. 7, 25, vgl. Lehman nachher und Zwingli unter 4, c;
nemlich klembt ihn (den floh) zwischen die thür,
das er von ihm streckt alle vier.
Fischart flöhhatz 873 Sch.
die redensart ist da schon abgekürzt durch weglassung von angel (oder pfosten) wie bei Brant durch weglassung von thür; zwischen dem stamm und rinde klemmen. Steinbach 1, 871, wie beim holzhauen; und da die eselin den engel des herrn sahe, drenget sie sich an die wand und klemmet Bileam den fus an der wand. 4 Mos. 22, 25; den finger klemmen, beim zumachen der thüre. Frisch 1, 518ᶜ. Diesz gewöhnlich refl. sich klemmen:
ein sprichwort ist lang gesait,
wer zwischen tür und angel
stöszt seinen vinger unverzait,
der gwint an frewden mangel
ob er sich da zwischen chlembt.
Suchenwirt 33, 89;
wer sich zwischen thür und angel steckt, der klemmet sich, also (ebenso) wer freunden (verwandten) und eheleuten zuwider handelt. Lehman flor. 1, 230; wer den finger zwischen baum und borke steckt, der klemmt sich, sprichw.; ich habe mich in die finger geklemmet. Rädlein 545ᵃ.
e)
auch das kleid, die schuhe klemmen Stieler 964, Adelung, wenn sie zu eng sind, daher klemm (klamm) knapp.
3)
diesz dann in weiterer entwickelung.
a)
klemmen durch einklemmen befestigen, u. ä., fest klemmen u. a.: doch half er sich so gut sichs thun liesz, nahm das buch unter den linken arm, klemmte den hut zwischen die knie. Siegfried v. Lindenb. (1790) 1, 80; die brille auf die nase klemmen (vgl. klammbrille), das glas in die augen (lorgnette), vgl. kärnt. klemmauget blinzelnd Fromm. 3, 117, die augen zuklemmend; ich sah ihn die unterlippe zwischen die zähne klemmen, welches er nur thut wenn er am grimmigsten ist. Schiller 119ᵃ. 122ᵇ; da faszte der junge die axt, spaltete den ambosz auf einen hieb und klemmte den bart des alten mit hinein. kinderm. 1, 24.
b)
und so mit manchen andern nebenbestimmungen, die dem begriffe neue wendungen geben: dem ulmischen Schwaben .. der im einmal das mark zwischen der thüren zu dem hindern herausz klemmet. Fischart Garg. 21ᵇ (25 Sch.), klemmend herausdrückte;
als einen kühnen wurm, der sich emporgestemmt,
ein ungefährer tritt zur erde niderklemmt.
daher abklemmen (z. b. den finger), anklemmen, aufklemmen, ausklemmen (Stieler 965), einklemmen, erklemmen, losklemmen, zerklemmen, zuklemmen, zusammen klemmen.
c)
klemmen für klemmend bringen, bewegen, z. b. ein buch zwischen die andern (auf einem engen regal), hineinklemmen; er klemmte sich durch die halb offne thüre; es war kein platz mehr auf der bank, er klemmte sich aber doch noch zwischen zwei mit hinein. ebenso zwängen.
d)
sich klemmen für geklemmt sein: ihr (der Genueser) heldenfeuer klemmt sich in ballen levantinischer waaren. Schiller 155ᵃ (ist darin wie gefangen). ebenso für geklemmt werden, z. b. was keinen spielraum zur bewegung hat, klemmt sich (kommt in die klemme), wie ein rad in einem getriebe, ein deckel der nicht zugeht, vgl. 4, f. auch intr. die thüre klemmt u. dgl.
e)
sogar bloszes klemmen für geklemmt sein: so bin ich etwa die hälfte hinauf (bei einer erkletterung des sächs. Königsteins), da stosze ich auf einen sandsteinblock der im risse (des felsens) klemmt, wahrscheinlich war er beim baue der brustwehr heruntergefallen und hier hängen geblieben. gartenlaube 1859 s. 172ᵃ. das musz auch von sich klemmen ausgehen, was 'sich geklemmt hat', das ist geklemmt. daher geklemmt als part. praet. zu sich klemmen (vgl. sp. 546 mitte):
und um des todten hand geklemmt
der knabe wimmert und sich stemmt,
den lieben vater aufzuwecken.
'sich mit der hand klemmend', die hand umklammernd.
f)
eigen Mephisto, im kampfe mit den engeln:
was flatterst du? willst du dich packen!
es klemmt wie pech und schwefel mir im nacken.
Göthe 41, 328,
man sollte mich erwarten, klemmt mich, droht mich zu packen, was an die bed. 1 erinnert, der dativ ist wie bei impers. kitzeln.
4)
in mancherlei bildlicher verwendung.
a)
necken, vexare clemmen Dief. 617ᵃ: item er (Hieronymus von Prag in seiner vertheidigung zu Constanz) thet dero vil, so wider in redeten, mit hoflichen schwenken (feinen scherzen) und ir etlich mit schimpflichen (scherzhaft neckenden) worten rupfen, rüeren und klemmen. N. von Weil transl. von Poggis bericht (Wackern. leseb. 1, 1042, 41), nach klemmen kneipen.
b)
quälen, peinigen, ohne zweifel von klemmen als foltern entnommen:
ein ding ists das mich wirser (schlimmer) klempt,
das der man, der sich Christus nempt,
mit siner leer so fürhar dringt.
Joh. der täufer, tragödia. N viij;
thut sie mit hartem frondienst klemmen.
H. Sachs 3, 1, 17ᵇ;
die lage, in welcher er sich zwar nicht gefoltert, aber doch geklemmt fühlte. Göthe 24, 122; ich bin seit meiner rückreise aus dem bade so wunderlich von der gegenwart geklemmt worden. an Zelter 115; er dachte (Uli der pächter, als er zum verkauf in die stadt geht), die lieben nachbarn würden allenthalben sagen 'klemmt den recht, der bedarf geld, er musz verkaufen'. Gotthelf 3, 356, 'drücken' beim handel, das wird noch unmittelbar auf die folter zurückgehn.
c)
ins gedränge bringen zwischen zwei entgegengesetzten kräften, wirkungen u. ä., zu klemme 3: so han ich von unseren vordren allweg gehört, es sölle sich zwüschend der eidgnoszen blast nieman legen (die zwietracht zu scheiden) oder aber er werde wol als übel klemmt als zwüschend bruederen (deren streit er scheiden wollte). Zwingli bei Wack. leseb. 3, 1, 260, 26, s. unter 2, d das sprichwort bei Brant; stich dich zwischen vetteren und freunde, so klemmestu dich. Schottel 1116ᵇ; des gränzenlosen elends ... in welchem die zur auswanderung genöthigten Mainzer bürger (1793) zwischen zwei feinde, den innern und äuszern sich geklemmt sahen. 30, 328; da aber die jugend vorlaut, das alter aber kleinlaut ewig sein wird, so ist der eigentlich reife mann immer zwischen beiden geklemmt. 56, 132; sich zwischen eine wolwollende liebenswürdige pedanterie und den theetisch geklemmt zu sehen. 31, 49; die mithandelnden alle sind opfer von klemmenden widersprüchen. 45, 220; geklemmt zwischen die gewissen qualen des lebens und die ungewissen schrecken der ewigkeit. Schiller 709ᵃ, man sagt jetzt gern akademisch im dilemma, und wie derb und altfränkisch klingt dagegen Göthes geklemmt, nichtwahr?
d)
überhaupt bedrängen, einengen: wie die not unser enger raum ist, der uns betrübt und klemmet, also ist die hülfe gottes unser weiter raum, der uns frei und frölich macht. Luther 5, 49ᵇ; ob wir ein wenig gedrengt werden und der teufel uns klemmet. 5, 443ᵃ; wiewol aber die benachbarten könige der Juden reich hart bedrengeten und klemmeten. Mathesius Sar. 91ᵇ, es mochte wol militärischer ausdruck sein, vgl. klemme 2.
e)
von gewissen empfindungen, die ein gefühl des klemmens begleitet, es klemmt mich auf der brust, ich habe brustbeklemmung, vgl. klemme, klamm krampf, das adj. klemm 1, b: der zorn hat im das herz als gar zu klembt. Aimon x iij;
ihr kerzen meiner liebe, ihr klemmet meine brust.
Wiedeman juni 44;
o himmel! welch' ergrimmte schmerzen
beschweren die geklämmten herzen.
A. Gryphius verl. gesp. 2, 28;
und fragst du noch, warum dein herz
sich bang in deinem busen klemmt?
Göthe 12, 31;
die klemmende unbekannte sehnsucht, die so oft den busen des jünglings und des aufkeimenden mädchens zusammenzieht. Tieck 6, 219. in allgemeinem gebrauch ist so beklemmen, beklommen.
f)
es klemmt sich, es geht klemm her, es stockt, hapert (vgl. 3, d): hie wil sichs klemmen mit der antwort. Luther 3, 319ᵇ;
er kann nicht durch, es klemmt sich aller orten,
es fehlt bald da, bald dort (an mitteln, geld).
Lessing 2, 231 (Nath. 2, 1).
g)
volksm. sich klemmen auf etwas, sich auf etwas versteifen, einseitig und eigensinnig auf etwas bestehn, versessen sein: worauf er sich einmal klemmt, davon ist er nicht abzubringen; er (Uz) hatte sich über die bodmersche verstiegenheit lustig gemacht, und hierauf hatte Wieland sich auf den inhalt der bodmerschen gedichte geklemmt und Uz und mehrere andere dichter für unchristlich und sittenlos erklärt. Danzel Lessing 407. vgl. mrh. klemmkopf, klammkopf eigensinniger mensch Kehrein 226.
h)
klemmen geizen, in Tirol, Kärnten, vgl. klemmer, klemmarsch.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1867), Bd. V (1873), Sp. 1139, Z. 6.

klempe, f.

klempe, f.
gleich klampe (s. d.), klammer, krampe u. ä., am Rhein: die klempen und schlingen des krahnens. polizeiordn. für den hafen zu Oberlahnstein vom 28. juni 1864. es ist wie krempe neben krampe.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1867), Bd. V (1873), Sp. 1142, Z. 52.

zerklemmen, verb.

zerklemmen, verb.,
wie ver- (th. 12, 1, 665) ein verstärktes klemmen mit dem begriff des zerdrückens, einklemmen und dabei zerquetschen: dasz er sich fein weisz zuͦ huͤten, damit er der muschlen nicht zwischen die schalen komme und da gleich in einer fallen zerklemmet werde Heyden Plin. 372; zwischen thür und angel zerklempt man die hand gern Gretter cat. H 5; Stieler 965; Scheffel ges. w. 2, 145; übertr.: ein anderes (chronostichon) enthielt einen ziemlich witzigen gedancken in etwas zerklemmten ausdrücken Lichtenberg br. 1, 280 L.; wie beklemmen (th. 1, 1423) vom herzen 'angere, bedrücken':
o glück verker,
das scheiden nit mein hertz zerklemm!
Forster frische teutsche liedl. 44 ndr.;
alle die niederträchtigkeiten ..., unter welchen ein gemüth meiner art sich zerklemmt (beklommen, s. beklimmen th. 1, 1423) fühlte Zelter an Göthe 5, 60; vgl. auch ein- (th. 3, 215) und zu- (th. 16, 466). —
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1932), Bd. XV (1956), Sp. 702, Z. 10.

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Zitationshilfe
„klemme“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/klemme>.

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