Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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klemme, f., subst. verb.

klemme, f. subst. verb.
zu klemmen, einengung, sowol das engende, wie der zustand des geengten, gleich klamme. ahd. nicht vorhanden, es wäre chlamma, chlemma, d. i. chlammia, wo nicht chlamia zu vermuten; mhd. selten, gewöhnlich klamme:
den (gegner im kampfe) cheilt er und verzwicket
sein vreud in laides chlemme.
Suchenwirt 9, 88.
isl. klemma, schwed. klämma, dän. klem, klemme (norw. aber kläma); nnl. klem, bei Kilian noch klemme, nd. klemme. s. klimmen 2.
1)
werkzeug zum klemmen, festhalten, retinaculum, uncus Stieler 965, 'instrument etwas in die enge zu bringen', decipulum Frisch 1, 518ᶜ. Tobler 110ᵇ nennt z. b. chlupperli, die wäschklammer, erklärend waschklemme; klemme heiszt nordd. die bremse der hufschmiede zur einklemmung störriger pferde, lippenklemme, maulklemme, nasenklemme. die korbmacher haben eine eiserne klemme, womit sie von den frisch geschnittnen weidenruten die rinde klemmend abstreifen (Krünitz). schwanzklemme für böse hunde, z. b. westf. Frommann 6, 78. ebenda klemme, gespaltner stock, beeren u. dgl. darin eingeklemmt zu tragen (s. kloben 8). auch dän. klemme, schwed. klämma klammer u. ä., vgl. klamme.
2)
enger ort, einengender raum.
a)
enge schlucht, engpass Frank chron. 24ᵇ u. ö., auch schwed. klämma Rietz 332ᵃ: von unserer lägerstatt gieng eine wasserrunze in einer klemme hinunter (die bequem zu reiten war) gegen dem feld werts, deren ausgang besetzte ich mit 20 mann. Simpl. 1, 274 (1, 3, 7), in ältern ausg. klämme 1, 270 Kurz, angelehnt an das gleichbed. klamme; hierauf lief Springinsfeld gegen ihnen die klemme herunter. das. (271), es handelt sich um einen überfall, der ausdruck war wol also der soldatische. vgl. gemsenklemme.
b)
käfig, gefängnis: wann der vogel durchgangen und aus seiner verwahrung entsprungen ist, so kan man ihn nicht wiederumb in die klemme bringen. Olearius pers. baumg. 9, 11, zugleich schon gefangenschaft. Stieler noch erklärt klemme als ergastulum (s. keiche), daher wol Klemme als name eines schlosses, in Eisenach Rothe thür. ch. c. 613. 614. im rotwelsch ist klems gefängnis, klemsen fangen (weim. jahrb. 4, 98. 1, 343), dasselbe ist mrh. klemmes n. civilgefängnis Kehrein 228, das neutr. deutet aber auf eine mögliche kürzung aus klemmhaus (wie z. b. thür. backs aus backhaus, siebenb. baͦckes Haltrich plan 92, kôches kochhaus 93, mrh. backes Kehrein 58).
c)
raum in dem man sich eingeengt fühlt, und der entsprechende zustand. Göthe in der forts. von 'was wir bringen' nennt das alte enge theatergebäude in Lauchstädt so:
da ward es jedem wol, wenn aus der klemme
er in die breite beszre wohnung trat.
11, 327,
doch mehr schon der zustand des beengten. ebenso im röm. carn. von der enge im gedränge: indem éiner huft, müssen alle hinter ihm auch zurückweichen, bis einer zuletzt so in die klemme kommt, dasz er mit seinen pferden in die mitte hineinlenken musz. 29, 260. wer z. b. in einem vollbesetzten bodenraum ins enge kommt oder zwischen thür und pfosten oder sonst eingeklemmt wird, wie der fuchs im fuchseisen, ist in der klemme, was aber auch zugleich den zustand meint, einengung, 'coarctatio, astrictio' Stieler:
der strich (strick) der ist zubrochen
und wir sint al erlôset ûsz der klemme.
bruder Hans Marienl. 1304;
bisz sie (die wilden thiere) in die klemme oder äuszerste noth gedrungen werden. Antimachiavell 1624 187ᵇ (auch not ist urspr. diese 'klemme').
3)
gewöhnlich letzteres in übertragenem sinne, von menschlichen verhältnissen, äuszeren wie inneren, drängende not, bedrängnis, besonders wo sie durch den gleichzeitigen druck zweier mächte oder gegensätze entsteht die einen in die mitte nehmen und zu erdrücken drohen; zwei nehmen einen dritten in die klemme: einen in die klemme bringen, in angustias inducere Stieler 965; ich war gewaltig in der klemme und gieng darüber ganz zu boden. Olearius pers. baumg. 91 (8, 13); den feind in die klemme bekommen, treiben, 'in die enge', zwischen zwei feuer, in die klemme (kloppe, klopfe, kluppe) gerathen, être serré de tous côtés. Rädlein 545ᵃ; in der klemme stecken. westph. Robinson 152; die dinge sind in der klemme, hae res arctae sunt. Steinbach 1, 871, s. 5;
Saladin. aus dieser klemme (im schach), seh
ich wol, ist ohne busze (einbusze) nicht zu kommen.
Lessing 2, 226;
hat er mehr (ausdehnung als er soll, der ausdruck nämlich) so ist er schleppend, hat er weniger so ist der gedanke gleichsam in der klemme und wird erstickt. Ramler einl. in die schönen wiss. (1774) 4, 70;
halten durst und hungerqual
mich in angst und klemme.
Bürger 50ᵇ;
Wurm. ganz und gar nicht (soll die drohnung ernsthaft werden), nur in so weit als es nöthig ist die ganze familie (Luisens) in die klemme zu treiben. Schiller 195ᵇ, d. i. ihr mit dem untergang nur zu drohen, sie in angst zu jagen zur erpressung des gewünschten; aus der gefährlichsten klemme (im feldzug 1792) waren wir nun heraus. Göthe 30, 121; Emilie liesz mich fahren und Lucinde ergriff mich .. und so fand ich mich denn in der klemme zwischen beiden schwestern. 25, 284, es ist mehr die innere bedrängnis der doppelliebe gemeint; so kommt Macbeth durch die hexen .. Brutus durch die freunde in eine klemme, der sie nicht gewachsen sind. 45, 49; dadurch kommen die armen wesen (die kinder) zwischen dem naturzustande und dem der civilisation gar erbärmlich in die klemme. 24, 105; er (Wieland) findet sich in der klemme zwischen dem denkbaren und dem wirklichen. 32, 244; diese versammlung .. bringt Dionysius in eine grosze klemme (mit seinen ansichten, angaben), indem er sich keine andere ekklesia als die des demos denken kann. Niebuhr 1, 676; in dieser klemme werden auch andre .. an den ausweg zurückgekommen sein, ob nicht .. doch eine allgemeine volkszählung zu verstehen sein könnte. 2, 81. dazu sich aus der klemme ziehen Dahlmann dän. gesch. 1, 457. ein geschäftsmann ist oder sitzt in der klemme, kommt in die klemme, wenn er seinen gläubigern nicht genügen kann. engl. heiszt es ebenso to be at a pinch. gleich gebraucht sind in vielen der vorigen fälle enge, gedränge, in einigen aber auch dilemma (δίλημμα).
4)
beklommenheit, s. klemmen 4, e:
mit nassem blick, die herzen in der klemme,
schaut alles volk gerührt zu ihnen auf.
Wieland Oberon 12, 57.
5)
mangel, nach klemm 2, klamm: und weil die armen bergleute ihrer reume und ackerbaws nicht warten kondten .. fiel ein grosze klem und mangel am brod für. Mathesius Sarepta 14ᵇ. so noch geldklemme.
6)
krampf, wie klamm m., z. b. ohrenklemme ohrenzwang M. Kramer, klemme eine krankheit der schweine (s. klamm), ostfries. klemm krampf Stürenburg 110ᵃ. von kinderkrämpfen bei Jacobi, denn anders ist die stelle wol nicht zu verstehn: mein herz das einer brust glich worin der lebenssaft (die muttermilch) zurückgetrieben wurde, weil den säugling die klemme dahin risz. Woldemar 128 (1794 2, 33), ist es nicht nrh.?
7)
einen eignen schönen gebrauch hat es im nd., als kraft und nachdruck, in worten und werken: dat het beter klemme, dringt besser durch, eine rede het kine klemme, keine wirkungskraft, wie eine lahme zange. Brem. wb. 2, 786, ursprünglich gewiss von der spannkraft der hände, arme u. s. w., wie noch ostfries. klemm gefühl der kraft, z. b. in der hand (Stürenb.); der griff der hand ist ja ein klemmen, s. klemmen 1, a. e. Es war ein lieblingswort Steins, er sagte z. b. von Hardenberg in bezug auf seine ausschweifungen: wie kann bei dem ein funke von kraft und stärke übrig bleiben? wo bleibt da die klemme des willens, der karakter? Arndt wanderungen 255. ganz ebenso nl. klem (selbst de klem van een bewijs, das gewicht eines beweises), dän. klem, schwed. klämma.
8)
eigen und mit ganz anderm ausgang thür. klemme, pl. klemmen, was die gäste bei einem hochzeit- oder kindtaufschmause vom essen mit nach hause nehmen. vgl. allenfalls klemmen 1, b.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1867), Bd. V (1873), Sp. 1137, Z. 20.

klempe, f.

klempe, f.
gleich klampe (s. d.), klammer, krampe u. ä., am Rhein: die klempen und schlingen des krahnens. polizeiordn. für den hafen zu Oberlahnstein vom 28. juni 1864. es ist wie krempe neben krampe.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1867), Bd. V (1873), Sp. 1142, Z. 52.

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Zitationshilfe
„klempe“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/klempe>.

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