Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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kleinmenzen, klemenzen

kleinmenzen, klemenzen,
u. ä., ein merkwürdiges und schwieriges mundartliches wort.
1)
beide formen sind schon im 16. jh. bezeugt, mit nicht ganz sicherer bed.: ach es ist ein mechtig schwer ding, um einen gewaltigen und reichen freund (verwandten) also herum krauen und kleinmenzen gehen. Mathesius Syrach Lpz. 1586 1, 80ᵃ, es scheint schmarotzend scherwenzeln. früher schon die zweite form; ein edelmann, unrecht beschuldigt ein kind überritten zu haben, rechtfertigt sich vor dem richter unwillig und sagt zuletzt, er sei auch in keinem jar auf kain ross gekommen, drumb dörf es nit vil klemenzens. Katziporus 1558 D 7ᵇ, umstände, entschuldigungen, complimente o. ä., wie sonst kramanzen.
2)
für wählig essen ist es noch weitverbreitet: kleinmenzeln, mit kleinen biszlein essen, wie die kranken und zärtlinge, peuzelen. M. Kramer 1719. 1787, als erklärung von kläubeln; in der alphab. reihe aber klemenzen, meesmuilen (mit verschlossenem munde kauen), in dem holl. theile s. v. peuzelaar klemenzer, kläubeler. schwäbisch bei Schmid 316 kleinmunzeln, kleinmünzeln schüchtern essen (vgl. schweiz. munzen kauen), östr. klemenzen, klemanzeln, 'eigentlich aber kleinmänzeln' Höfer 2, 138, in Sachsen klêmenzen, in Thüringen klæmenzen, klæmentschen, im Göttingischen klêmendgen, klamündgen Schambach 101ᵃ. noch stärker verkürzt sächs. thür. klæmschen, klæmsen, in Nassau klêmseln, glêmseln Kehrein 166. es wird noch weit mehr vorhanden sein.
3)
überhaupt langsam sein in seinem thun, so sächs. klêmenzen (auch in Kindlebens studentenlex. Halle 1781), mit adj. klêmenzig, subst. klêmenz, klæmensch m. (du bist ein rechter klemenz), osterl. ein klæmans (oder klærmans, ebenda klormsen in bedeutung 2). in Sachsen, Thüringen auch langweilig reden oder darstellen, in Nassau glêmseln langsam und leise reden (mit adj. glêmsch), wie kauen 4, b.
4)
zur sichern beurteilung des wortes, das als sehr alt durch seine verbreitung ausgewiesen wird, liegt noch nicht stoff genug vor. die hauptfrage ist, ob kleinmenzeln u. ä. wirklich die urspr. form ist oder hd. auslegung eines volkswortes. für ersteres wie überhaupt für zusammensetzung spräche die betonung klémènzen, nd. kleinëtern adj. wenig essend Schambach 102ᵇ, klênmösken das essen besonders fein bereiten für einen verwöhnten Dähnert 234ᵇ, sodasz die bed. 2 die erste sein müszte; dagegen aber spricht, dasz klê- in gegenden erscheint wo es aus klein nicht begreiflich ist, wie östr., und dasz ein menzen kauen nicht zu finden ist (an it. mangiare, franz. manger ist schon nach 1 nicht zu denken, vgl. Schm. 2, 601 manschen). dann müszte ein stamm klem, klam vorliegen mit der endung enzen (s. d.), wie in faúlènzen mit subst. der faulenz (gött. fûland Schambach 282ᵇ) wie hier klemenz; s. auch knechtenzen. wegen der fraglichen wurzel vgl. schwed. klema zu zärtlich behandeln, klem n. verzärtelung, dessen grundbegriff auch in dem kleinmenzen des armen verwandten und in dem klemenzen unter 1 entschieden anklingt; ferner nd. klämke, träge unentschlossene frauensperson Br. wb. 2, 786. auch das ahd. chlamezit haeret hians Schm. 2, 356 bietet anklang, vgl. bair. gleimezen ängstlich atmen 93 (böhm. kleměti maulaffen, zaudern) und klemperer 2.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1867), Bd. V (1873), Sp. 1118, Z. 65.

klemenzen

klemenzen,
s. kleinmenzen.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1867), Bd. V (1873), Sp. 1136, Z. 1.

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Zitationshilfe
„klemenzen“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/klemenzen>.

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