Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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klopfe, f.

klopfe, f.
1)
werkzeug zum klopfen, z. b. thürhammer (s. unter kloppe 3). östr. im bergbau ein bret mit schlägel, statt glocke gebraucht Gätzschmann 47, bei Scheuchenstuel 140 das gebäude, in dem klopfend oder klingelnd die schicht verkündet wird. flachsklopfe, werkzeug zum flachsklopfen.
2)
das klopfen selbst: einen in die klopfe nehmen, kriegen, in der klopfe haben, wie sonst in der kluppe, kloppe, s. d. Adelung, Rädlein. thür. auch einen abwesenden durchhecheln.
3)
bei den nadlern ein schmales lineal mit vielen rinnen, die stecknadeln damit in die briefe zu stecken. Adelung.
4)
klopfen, nd. kloppen, pl. heiszen die halb ausgeklopften, aber noch nicht völlig gedroschenen garben, östr. schäppes, obersächs. vorschel. Adelung.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 6 (1867), Bd. V (1873), Sp. 1223, Z. 14.

klopfen

klopfen,
pulsare, ahd. clophôn, clofôn Graff 4, 556, vgl. clofrûna, quae pulsu efficitur 2, 524, mhd. klopfen, klophen. auszerdem nur noch im nd. gebiete, mnd. mnl. cloppen, nnd. nnl. kloppen, das auch die mitteld. form ist, schon im 12. jh. anchloppe pulset Graff 4, 557, kloppen im pass., roseng. 1802, litan. 1397; ist doch in klappen der nd. laut im hd. völlig durchgedrungen gegen klapfen, während er in klopfen nur mundartlich blieb. doch haben kloppen alte bibelausgaben Luc. 13, 25 (s. II, 1, c), die ausg. letzter hand spr. Sal. 23, 35, auch noch bücher des 17. jh., s. unter II, 5. Wenn aber so in klaffen klapfen klappen der wurzelauslaut sich dreifach gestaltete, kann es auch an mhd. nhd. kloffen nicht fehlen; in einem liede des 15. jh.:
er kloffet frölich an das tor.
Uhland volksl. 748,
weitere spuren davon s. in kloff, klöffel, klöffelen (u. kläffelen), kloffer. diesz ff ist übrigens vom inlautenden pf geschichtlich eig. gar nicht verschieden, sie scheinen beide aus éinem laute der ältern hd. rede hervorgegangen, der mit dem ph dargestellt zu sein scheint, das bis ins 15. jh. häufig ist. Von der art der verwandtschaft mit klapfen, klappen s. unter klapf 4, beide gestaltungen zeigen sich als im wesentlichen eins noch in donnerklapf und donnerklopf (vergl. unter I, 2), klepfel kleppel und klöpfel klöppel, kläpflein und klöpflein u. a., s. auch klöpfen; nur ist in klopfen die bed. des schallens früh zurückgetreten vor der des schlagens, während es bei klapfen, klappen umgekehrt gieng
I.
schallen wie ein schlag, knall u. ä.
1)
von dem schall eines schlages: schlug er Theagenem an den hals, dasz es klopft. buch der liebe 227ᶜ. auch bei dem klopfen an die thüre u. a. mag urspr. der schall der hauptbegriff gewesen sein, während uns doch jetzt dabei das anschlagen voransteht. ebenso beim klopfen der todtenuhr (auch klopfer genannt), das wir uns doch eher als ein anklopfen denken:
sih da, ich hör ein würmlein hie
klopfen in disem brett.
Fischart Garg. 278ᵇ (526 Sch.).
2)
vom bloszen begriffe des schalles gibt donnerklopf zeugnis, s. 'dundern und klopfen' unter klopf 1 und klopf! der begriff ist im alem. heimisch, bis heute, s. das schwäb. klöpfeln.
3)
schweiz. auch klappern (wie klaffen, klapfen, klappen): ich bin erschrocken das mir die zeen klopfen. N. Manuel 424 (auch bei Strobel, neue beitr. 1, 2, 28). so mhd. vom klappern des feldsiechen:
nâch dem klopfen an der stat
ich vil jæmerlîchen bat,
daʒ man mir gæb her für daʒ brôt.
Lichtenstein 331, 25;
dâ ich mit klopfen tiwer bat
daʒ man mir gæbe abr eteswaʒ.
340, 32,
es geschieht mit einem napfe, s. klapperbüchse 3. die bettler nennen auch md. ihr umgehn noch jetzt kloppen, kluppen, z. b. in Zeitz de stat abkluppe u. a., die stadt durchbetteln, es geschah urspr. mit einer klapper, vgl. das bettelnde cloppnen (spätere var. kloppen) in den zwölfnächten in Förstemanns alten gesetzen der stadt Nordhausen s. 74 (Bech).
4)
sogar klopfen schwatzen, klatschen, neuigkeiten herumtragen Stalder 2, 109, gleich klaffen, klappern, dazu klopfe, klopfweib klatsche, klopfig, klopfhaus u. s. w.
II.
schlagen dasz es schallt.
1)
clopfen, pulsare, vel leuten oder poszen (s. boszen), bochen (s. d.). voc. inc. teut. d 6ᵃ.
a)
ob sich das leuten hier wirklich auf die glocke bezieht? ihr klöpfel, klüpfel ist ja von klopfen benannt. s. klöpfen 1, c.
b)
schlagen, klopfen um lärm zu machen: displodere, ein grosz getös und klepfen machen, bochslen, klopfen Frisius 428ᵇ, klopfen ein wild gerümpel machen Maaler 246ᵃ, strepere kloppen nd. Dief. 555ᵃ, wol vom unwilligen lärm einer versammlung, klopfen mit den füszen Denzler 2, 173ᵃ, das griech. κροτεῖν, θορυβεῖν. von einer disputation an der Sorbonne sagt Fischart:
man wird ein hundert münch da zehlen ...
die nicht viel disputiren wöllen,
sonder ein jeder kompt dahin,
das er da seinem orden dien
mit zischen, klopfen und mit scharren,
mit poltern, pfiesen wie die narren.
S. Domin. C 2ᵃ;
und klopfen mit den feisten henden
auf den büchern, an den wenden.
das.
c)
besonders an die thür klopfen, anklopfen, um sich drinnen zu melden, es ist nebst pochen das jetzt geltende, ja das gewähltere wort und schon mhd. (nl. kloppen, dän. klappe):
klopf waidlich an ....
der pauer zu klopfen anfieng.
meisterl. fol. 23 no. 236;
suͦchend so werdent ir finden, klopfend so würt üch aufgethon. Keisersberg crist. künigin aa 3ᵇ (Luther klopfet an, vulg. pulsate Matth. 7, 7. Luc. 11, 9); wer da klopft an ein tür, der schreit nit allein mit stimm, sunder auch schlecht mit der hand. das. 4ᵃ; als aber Petrus an die thür klopfet des thores, trat erfur ein magd zu horchen. apostelg. 12, 13; Luc. 13, 25 hat die ausg. von 1545 an die thür klappen, andere theils klopfen wie jetzt theils md. kloppen;
jetzt klopft man, wer wil zu mir gan?
H. Sachs 3, 2, 147ᵈ (1588);
es klopft jemand, mach einmal auf.
ich will auch gleich
nur gehn, an andre thüren klopfen (bei andern anfragen, bitten).
Lessing 2, 240,
vgl. anklopfen in der bed. anfragen, versuche machen. zuweilen auch an der thür klopfen Klinger 1, 195. ans fenster, an den laden klopfen, sich zu melden, einen zu rufen:
mein töchterchen, klopf an das fenster,
dasz sie herein doch kommen, sie sind uns liebe gesellschaft.
Voss Luise (1795) 3, 691.
d)
dasselbe bildlich von gott, vom tod u. a. dgl.:
swanne ich (Christus) zû dîme herzen cloppin,
intrîp mich niet ûʒ von dir.
Salomonis hûs bei Adrian mitth. 455;
wol dem der embsig wacht, der mit geschwinden händen
ihm (gott), wenn er klopft, die thür entschleuszt.
Gryphius 2, 430;
klopft er (der tod), so musz der herr als wie der diener gehen
ins schwarze schattenreich.
Canitz (1734) 192;
dir klopfte viele tage
mit ungestümem schmerz
und wiederholtem schlage
der tod ans kleine herz.
Karschin (1764) 239;
wenn sich die societät des rechtes begibt die todesstrafe zu verfügen, so tritt die selbsthülfe unmittelbar wieder hervor, die blutrache klopft an die thüre. Göthe 23, 259, 'steht vor der thüre' und meldet sich drohend.
e)
'klopfen und bitten' als nachdrückliches bitten: in hoffnung, der allmächtig gott werde unser klopfen und bitten erhören und uns alle .. einig machen. Zwingli 2, 2, 97 (leseb. 3, 269), s. vorhin u. c die bibelstelle und Keisersberg, doch kann es auch von bettlern oder sundersiechen entlehnt sein (s. I, 3):
ir mügt wol klopfen unde biten
nâch unser armer liute siten.
Lichtenstein 331, 7.
2)
das klopfen als rufen zieht mehrerlei fügungen herbei.
a)
einem klopfen, ihn durch klopfen bedeuten, rufen u. dgl., wie einem klingeln, schellen, selbst rufen: die langen benedicite gehören für den gratiassprecher (gratias tischgebet) aufs ammeisters stub zu Straszburg. demselben klopft man wan er anfangen soll, es wer auch gut dasz man im klopft wan er aufhören solt. Fischart Garg. 241ᵃ (453 Sch.); also klopft im der krieger an dem fenster und begert ein zerpfennig. Wickram rollw. 43, 18; und (die juden) gingen entlich zuͦ haus und lieszen zuͦr schuͦl (synagoge) klopfen allen juden alt und jung. Eulensp. hist. 35 Lapp. s. 50, dazu ist ein schulklopfer bestellt (vgl. kläpper 2). passiv: es wird zu tisch geklopft, durch klopfen zum essen gerufen.
b)
aber auch trans. einen aus dem bette klopfen, herausklopfen, aufklopfen, durch klopfen wecken u. dgl., vgl. erklopfen: es war nicht mehr tag als er durch das pfarrdorf gieng, doch noch zu einer zeit wo man zum pfarrer darf ohne angst zu haben ihn aus dem bette heraus zu klopfen. Gotthelf 3, 101; uns aufklopfen aus unserer faulheit und selbstvergnüglichkeit. 3, 146. zusammen klopfen, durch klopfen zur versammlung rufen. s. unter klöpfen 1, c.
3)
andre intrans. klopfen.
a)
ward er (der schneider) über sich sehen und uf die büni klopfen mit den henden, ob er die (vermisste) scher nit hörte. Steinhöwel im leseb. 1058, 20; niemand weisz ob der hafen rinnt oder klingt, bisz man dran klopft. Lehman floril. 1, 447; an ein fasz klopfen, ob es voll oder leer ist; der Lipp schaut in die kandel, er klopfet, sie war lär. Fischart Garg. 89ᵃ (153 Sch.); an die wand oder an der wand klopfen, um holz für einen einzuschlagenden nagel herauszuhören; mancher klopft mit dem hammer an der wand herum und glaubt er treffe jedesmal den nagel auf den kopf. Göthe 49, 45 (sprichwörtlich). ein klopfendes handwerk, das nicht ohne klopfen kan getrieben werden. Ludwig 1034. vom schriftsetzer beim schlieszen der columnen:
wir setzen nach der kunst, wir ordnen, klopfen, schlieszen.
Fleming 125 Lapp.
b)
früher in die hände klopfen, klatschen, complodere Frisch 1, 524ᵇ, mit den händen Frisius 1010ᵇ (plausus handklopfen), Steinbach 1, 874, schon in einem rhein. voc. des 15. jh. complaudere, mit den henden tohopeklopfen ('zu hauf' klopfen), mnd. tosamedecloppen Dief. 137ᵇ:
er wird mich doch zu seinem preis
aufnemen in das paradeis,
des klopf ich in die hände.
Ph. Nicolai wie schön leuchtet d. morg. str. 7;
klopfet darauf in die händ!
es kompt der gülden fried, das kriegen hat ein end.
Leyermatz 247;
dessen klopf ich in beide hände (der teufel, vor freude).
J. Chr. Rost epist. an Gottsched (Gödeke eilf b. d. d. 1, 546ᵇ),
dieser helle schall des klatschens ist in klopfen jetzt nicht mehr gelegen. nordd. in die hände kloppen, s. z. b. Lessing 3, 172. das kann übrigens auch trans. werden zur bezeichnung der wirkung, des zweckes (wie klatschen in beifall klatschen): da disz die menge höret, klopfeten sie mit fäusten freudenschall buch der liebe 229ᵃ.
c)
an die (eigene) nase klopfen, ein mittel der stummen händesprache, um einen zu warnen, ihm zu drohen:
denn dro ich ihr, thu an die nasen klopfen,
so weist sie mich zum hindern theil (höhnend).
meisterges. Berl. hs. f. 23 nr. 89.
d)
auf den busch klopfen, um das wild aufzutreiben (s. unter buschklepper), jetzt bildlich einen unversehens mit einer querfrage überrumpeln um ein geheimnis herauszulocken, einen harmlos fragend ausforschen wollen, mit fragen versuchen: ich habe vergeblich bei ihm auf den busch geklopft (götting. auf die brände, vergl. Schambach 32ᵃ). es hiesz aber auch wegelagern, wol übermütig beschönigender ausdruck der adelichen heckenreiter selbst, vom jagdgebrauch dorthin übernommen: da die von adel es für keine schande hielten auf den pusch zu klopfen und von reisenden beute zu machen. Micrälius altes Pommern 2, 264. daher denn buschklopfer, buschklöpfer strauchdieb (vgl. klepper 2), noch bei Rädlein 171ᵃ buschklopfen straszenräuberei treiben.
e)
einem auf die schulter, auf die backen klopfen u. dgl. s. unter 5, d, γ.
4)
trans., mit sachen als object.
a)
den flachs, hanf klopfen, mit dicken runden holzhämmern; der kürschner klopft die felle, sie zu reinigen. Steinbach 1, 874; sie klopfen das getreide, frumentum tribulant. das.; wäsche klopfen, kleider, s. dazu klöpfel, klopfer.
b)
den lehm klopfen, ihn fest zu machen, stampfen, fest klopfen, bildlich: auch zum willkomm inen (den angreifern) zimlich den leimen geklopft, wie die Basler den armen gecken (Armagnacs) im loch. Fischart Garg. 208ᵇ (387 Sch.);
du fürchst, man klopfe dir den leimen.
Eckstein richstag (klost. 8, 846).
fleisch, den stockfisch klopfen, weich klopfen: der stockfisch will geklopfet sein. Rädlein 546ᵇ. steine klopfen, an der landstrasze, bruchsteine klein klopfen. einen nagel in die wand oder fest klopfen; klopfs nägelin. Garg. 84ᵃ (Sch. 143).
c)
eier klopfen, wie schlagen, mit dem löffel rühren. Rädlein 546ᵇ (vgl. kläppern 1, c); klopfe den butter und das wasser durcheinander so lang, bis der butter als ein schnee weisz werde. Paracelsus chir. schr. 49ᵇ, klopfend durch einander bringen.
d)
klopfend entfernen, z. b. den staub aus den kleidern: als wenn du sehest den kürfürsten zu Sachsen daher gehen in einem schwarzen rock und denselbigen rock zuvor hettest gesehen in eines schneiders stuben, wie er in geklopft und ausgesteubt hette. Luther 6, 281ᵃ;
wir müssen allzuoft, von neuem einzustopfen (die pfeife),
das caput mortuum aus der retorte klopfen.
D. Stoppe 1, 113 (weim. jahrb. 2, 259),
den philister ausklopfen, wie es auch heiszt.
e)
ein pferd klopfen, mit einem hölzernen hammer die hoden zerquetschen, nl. kloppen castrare Kilian, s. klopfhengst.
5)
trans. mit personen als obj., doch auch anders.
a)
einen klopfen, verberare, caedere Stieler 983: dann er wolt gern ursach suchen Esopum zu klopfen. Alberus Es. 11; ein weib, die nichts thut als auslaufen, musz man klopfen. Olearius pers. baumg. 81 (7, 22);
wer alle löcher will verstopfen,
den soll man mit der peitsche klopfen.
Simrock sprichw. 6568.
sie schlahen mich, aber es thut mir nicht weh, sie kloppen mich, aber ich füle es nicht. spr. Salom. 23, 35, früher pochen, in späteren ausg. in klopfen verhochdeutscht (kloppen ist noch jetzt in Sachsen und von da nördlich die volksmäszige form);
(ich ward) beim haaren wol berupt,
stockfischweise fein geklopt.
flieg. bl. v. 1632 bei Weller lieder des 30j. kr. 258.
vgl. klopfe oder kloppe kriegen, klopffisch.
b)
dasselbe als volksmäsziges kraftwort, von einer niederlage im kriege: der Tyllischen saufpanket beim nachessen .. auf den (l. dem) Leipziger confect, und wie er umb selbige gegent wiederumb .. geklopft worden. titel eines flieg. bl. von 1631; nachdem aber die Portugiesen im folgenden 1476. jahre bei Foro ziemlich geklopft worden. Felsenb. 1, 490; Napoleon hat sie so oft geklopft, dasz sie es ihm doch am ende ablernen konnten. Heine reiseb. (1856) 3, 65, wie geklatscht, geklitscht, gedroschen, mehr in scherzhaftem hohn, ganz ernst aber geschlagen. ebenso nd. kloppen Lüntzel stiftsfehde 124. Aber auch einem die haut klopfen ebenso (einem die haut wol zerklopfen Stieler 984, ihn durchprügeln):
wy willen naerre (näher) drijven
ind cloppen u die huyt.
Wierstraat belag. von Neusz 390.
und mit dat. der person (s. c, γ) einem auf die haube klopfen: den bauren auf dem Schwarzwald, die damals im ruf waren dasz sie den soldaten auf die haube klopften. Simpl. 1, 435 (443 Kurz), alles aus hohnscherz des siegers entstanden.
c)
einen auf den beutel klopfen, brandschatzen, berauben (vgl. beuteldrescher), eig. wol von räubern die an dem angehaltenen reisenden nach dem gelde klopfen; bei Kant von geldstrafe, aus derber volksrede: der vornehme und reiche, der auf den beutel geklopft wird, fühlt mehr seine erniedrigung sich unter den willen des geringeren mannes beugen zu müssen, als den geldverlust. 5, 128 (rechtslehre 1798 s. 171), vgl. 3, d.
d)
bei angabe des getroffenen theiles schwankt die construction: einen auf die finger oder einem die finger oder auch einem auf die finger klopfen. die erste fügung ist die im leben gewöhnliche, die zweite mehr gesucht oder gewählt, die dritte, über die man sich eig. wundern musz, weil sie ganz aus dem trans. heraustritt, ist im leben doch auch ganz gewöhnlich, s. schon unter b aus dem Simpl.
α)
einen aufs maul klopfen. Steinbach;
sie klopft ihn auf die braunen wangen (liebkosend).
Gellert (1784) 1, 15;
er kömmt und klopft sie in den nacken (ebenso).
1, 107;
auch ohne das wohin: er nahm es auf seine arme und klopfte es. 9, 167, liebkosend.
β)
einem die finger klopfen u. ä.:
sie streckten hand und arm und suchten den gewinn,
doch wer zu hastig griff, dem klopfte sie die finger.
es ist eine schulstrafe, mehr als wolmeinende warnung, daher auch bildlich für jemanden wie einen schüler zurechtweisen, knabenhaft strafen; (der vater) halset und küst in ... zopft im das kien, klopft im den hindern. Garg. 136ᵃ (248 Sch.), vgl. das rückenklopfen beim umarmen als freundlich derben empfang 239ᵇ (450); sieht sie, kleine, sagte die dame, indem sie dem leichtfertigen mädchen die backen klopfte. Göthe 18, 242;
freundlich klopft' ihm die wang' und sprach die verständige hausfrau.
Voss Luise (l. h.) 2, 226;
so klopft man einem alten hengst den hals, wenn man ihm aufsitzen will. Zelter an Göthe 3, 256;
den nacken stolz gebogen
klopft er dem rösselein.
γ)
die dritte fügung: indem gieng er zu ihm, klopfte ihm mit der hand unten ans kinn und sagte. Simpl. 1, 434; einem auf die hände klopfen. Steinbach 1, 874; Werner (der ihnen hinterwärts näher kömmt und auf einmal der Franciska auf die schulter klopft) frauenzimmerchen! Lessing 1, 549 (Minna 3, 4), es ist das dem anklopfen an die thüre ähnlich, ein leichtes schlagen womit man sich selbst meldet, oft mehr ein bloszes antippen (wie verschieden also von dem unter a!), bei dem der alte begriff des schallens ganz verschwunden ist.
6)
vom pulsieren des blutes, schon mhd.; nl. het hart klopt. es scheint damit von haus aus als ein anklopfen des lebens oder des herzens o. ä. gedacht, womit diese ihr dasein melden, vergl. sp. 114 (8, b) den hammer, der in des herzens kammer pocht; in einem schauspiel des 16. jh. führt das gewissen ein zwiegespräch mit dem sünder, klopfet mit eim hämmerlin an sin brust und spricht:
ei lieber huswirt, kennst mich nit?
Mone schausp. d. mitt. 2, 412.
a)
als zeichen des lebens überhaupt:
daʒ herze clophet alle zît.
Freidank 22, 24;
ja wenn der himmel fällt, hir wil ich frölich singen,
weil mir die brust noch klopft.
Gryphius (1663) 666, sonnette 1, 6;
es ist die natterbrut Jasons!
in ihren adern klopft sein blut.
Gotter 2, 505.
b)
gewöhnlich von erregung, aufregung aller art, wie auch pochen, stärker hämmern, milder schlagen:
mîn herze klopft und drischet
in mînem lîp, als ob eʒ sî
von fröiden aller bande frî.
lieders. 3, 103;
das thir erschreckt mich, das mir noch
das herz klopft wie holzwürm im ploch.
Fischart flöhhatz 2090 (834 Sch.);
tuͦ ains (nämlich folgendes), halt an dich, nit schlags kind bisz dir der zorn vergat, denn straf mit ainem haiteren herzen nach vernunft. alle die weil dirs herz klopfet, so lang gang muͤszig (des strafens), nit boche (wüthe), kere zuͦ dir selber. Keisersberg siben schaiden h 6ᵈ;
vor trawren so klopft mir mein herz.
H. Sachs 3, 2, 71ᵈ (1588);
ihr nennt es schlaf: es ist nur müh,
weil puls und herz vor unruh klopfet.
mein herz klopfte vor angst, freude, oder ängstlich, freudig, mir klopfte das herz vor erwartung, vom schrecken u. s. w.;
und mit klopfendem herzen, des vaters tugend zu folgen,
saszen die jüngsten enkel.
Klopstock Mess. 5, 170;
was hier, hier noch klopft (auf ihr herz zeigend), ist mir glaubwürdiger als alle götter. Lessing 2, 563, heisze liebe;
bange sehnsucht, banges süszes klopfen
schauerte durch meinen geist.
Hölty 164;
da klopfte mir hoch das herz.
Göthe 1, 215;
du zitterst ja so heftig und dein herz
klopft hörbar an dem meinen.
Schiller 396ᵃ;
mein herz klopfte wilder, als der kirchthurm von weitem aus dem gehölze stieg. 707ᵇ; es habe der stiftsdame heftig das herz geklopft, da sie ihr die papiere gegeben. Bettine br. 1, 106; hier in Königsberg (jan. 1813) wurden ... wahrhaft königliche und kaiserliche tage verlebt, noch klopft mir nach einem vierteljahrhundert mein unterdes kälter gewordenes blut bei dieser erinnerung mit verdoppelten schlägen. E. M. Arndt erinn. 181. vergl. herzklopfen. dazu noch andere wendungen, wie in folg.:
mein herz kennt Lauren und klopft ihr entgegen!
Uz (1768) 1, 275;
wie ungestüm dem grimmen landexamen
des buben herz geklopft.
Schillers anthol. 1782, ausg. v. Bülow s. 178.
selbst in trans. wendung:
ihr busen klopft ihm sieg.
Wieland 23, 303.
c)
dichterisch erscheint auch der inhalt oder gegenstand der gemütsbewegung als subject des klopfens:
die Wolge hier hat nicht so viel der tropfen,
als ängste mir an meine seele klopfen.
Fleming 486 (433 L.);
uns klopft ein vorwitz in der brust,
der stumme rath ererbter lust,
der liebe leidenschaft zu kennen (d. i. kennen zu lernen).
Hagedorn 3, 94;
mein herz wallt aus der brust, wann ich sie innen werde,
ein klopfend ängstig weh erhebt mich von der erde.
Haller (1777) 258;
Dafne klopfet
mir in jeglichem puls, und fern ist Dafne!
Hölty 77;
mit klopfender sehnsucht hoff ich auf nachricht. Heinse Ardingh. 1, 232; schneebleich standen alle, ängstlich klopfte die erwartung in jeglicher brust. Schiller 138ᵃ;
der liebe andrang wie sie klopft in meinem herzen.
d)
auch auszer der brust: alle adern klopfen mir im kopf. Bettine briefe 1, xii; ganz erhitzt, dasz mir alle adern im kopf klopften. tageb. 2, 197. auch das blut in einer wunde, einem geschwür klopft oder das geschwür klopft, bair. kluckezet (s. klocken). palpitare, zitteren oder klopfen, als das herz eines thiers frisch ausgenommen. Frisius 942ᵃ, Maaler 246ᵃ.
7)
ein merkwürdiges klopfen, kirre machen, vom wild s. unter buschklepper 2, 561 (aus Frisch 1, 524ᵇ).
8)
zusammensetzungen abklopfen, anklopfen, aufklopfen, ausklopfen, beklopfen, durchklopfen, einklopfen, erklopfen, verklopfen, zerklopfen.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 6 (1867), Bd. V (1873), Sp. 1223, Z. 63.

klöpfen

klöpfen
neben klopfen, wie kläpfen (klepfen) neben klapfen, nur dasz in letzterm fall die umlautlose form die seltene ist, hier aber die umgelautete; klöpfen wie klepfen gehören beide nur dem südwesten an; vergl. klopf, klöpflein, klöppern. in einzelnen fällen könnte übrigens das ö nur hochgesprochnes e meinen, wie umgekehrt.
1)
schallen in verschiedner wendung.
a)
knallen: eim alten verlegnen furman thut auch das geiselklöpfen noch wol. Garg. 259ᵇ (490 Sch.); klöpfen mit der geisel, insonare flagello. Denzler 2, 173ᵃ, daher klöpfgeisel, vgl. kläpfen, und klopfen I, 2 vom donnerschlage. so von tönen gleich klatschen, knallen noch in der Schweiz, Schwaben, z. b. ein kinderspiel wo man frische baumblätter so stark ansaugt, dasz sie zerknallen, heiszt klöpfen. E. Meier kinderreime und kindersp. aus Schwaben s. 93. auch windstösze klöpfen, ein starker schlag klöpft (Birlinger).
b)
klappern, klappen u. ä.: hört gern die kannen klöpfen. Garg. 490 Sch., klepfen in der ausg. 1594; armorum crepitus, das klinglen, klöpfen und getön .. der waafen durcheinanderen. Frisius 343ᵃ.
c)
selbst von glocken: demnach soll der meier mit glocken klöpfen. weisth. 1, 750, aus dem Elsasz. vielleicht ist nur anschlagen gemeint, wonach es doch halb zu 2 gehören würde; doch stimmt dazu das allgemein geltende klöpfel, klöppel in der glocke, vgl. klopfen II, 1, a; die gemein zusamen klöpfen Frey gart. 44.
2)
schlagen dasz es schallt, knallt, klappt.
a)
intr., z. b. anklopfen:
(Ulysses) wart doch von sim sun dot geschlagen,
als er klöpft an sinr eignen tür.
Brant narr. 108, 96,
als er nach hause zurückkehrte; plöchelten, füszklöpfeten, gumpeten. Garg. 82ᵇ (141 Sch.) unter leibesübungen zum zeitvertreib.
b)
trans.: sobald der meiger mit seinem stab den tisch klöpfet. weisth. 1, 751, elsäss.; klöpf die kann, ein frischen (trunk). Garg. 101ᵇ (klopf Sch. 179), als zeichen für den kellner, vgl. klapf!; es geht mir auch wie jenem schulmeister, da er mist auszführet und ein stimm vom himmel hört 'Achaci, Achaci lasz dein klöpfen sein, du bist zu höherem berufen'. 151ᵇ (klopfen Sch. 279), wol das schlagen der schüler, wie noch schwäb. arschklöpfer m. ein solcher schlag, vgl. arschpauker.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 6 (1867), Bd. V (1873), Sp. 1228, Z. 72.

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Zitationshilfe
„klopfe“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/klopfe>.

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