Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

fud, f.

fud, f.
cunnus, vulva, in unguter schreibung für fut (s. d.), wie sich aus dem unter fotze angegebenen ersehen läszt, nach welchem t der ursprüngliche, aber festgehaltene lautstand ist (s. sp. 44). doch findet sich auslautendes d hier schon mhd. im Liedersaal 3, 493, 27 sowie in einem lat.-deutschen nomenclator, aus dem es Tobler 197ᵇ beibringt, dann in einem höchstwahrscheinlich aus dem anfange des 15. jh. herrührenden voc. rerum bei Diefenbach 163ᵃ und nach den anführungen oben sp. 43 im voc. teuton. ante lat. (auf der hofbibliothek zu Darmstadt, in einem mir vorliegenden zweiten exemplar derselben bl. f 2ᵃ), im voc. teuton. 1482 und in den fastnachtspielen 67, 20, wozu sich weiter fügen läszt
der (der wirt) was ein unflettiger taufter jud,
er macht uns oft siben suppen von einer kuofud (kuhfut).
350, 13.
noch östr. bair. schwäb. fud. Castelli 133. Schmeller 1, 513. Schmid 207. offenbar hat sich d mhd. aus dem gen. und dat. sg. und dem pl. eingeschlichen, denn jene wie dieser lauteten mhd. füde, vüde. eben so zeigt sich das wort in den bereits sp. 43 angeführten mhd. zusammensetzungen fudenol, welches Ben. 2, 1, 406ᵇ von Zarncke ganz richtig als mons veneris erklärt wird, und vudeslecke, membrum virile. auch der abgeleitete name Fudanna ist hier zu erwähnen, welchen in einer im 17. jh. niedergeschriebenen obscenen erzählung der Weimarer papierhandschrift 42 Q bl. 48 ff. das weibliche zeugungsglied als stadt führt, die von dem fürsten zagel, dem männlichen gliede, belagert wird. s. fastnachtspiele 1461. was den pl. anlangt, so lautet dieser, dem mhd. pl. füde, vüde gemäsz, noch bair. füd. Schmeller 1, 513. in andern gegenden hat das wort, wie glut, im pl. schwache biegung angenommen. Dasz dasselbe im nhd. ein schmutzig angelaufenes, in anständiger sprache durchaus gemiedenes ist, wurde schon sp. 42f. bemerkt. wie aber neben der bedeutung cunnus, vulva fotze in Tirol, Kärnten (wo man fouze spricht), Östreich (Höfer 1, 237 f. 2, 240), Baiern noch und zwar vorzugsweise die von maul, namentlich die des maules von thieren hat, so tirol. der fud, fut, in der grafschaft Mark die fuet (Frommann 3, 262, 70), im Bergischen die fot (ebenda 5, 139, 25) die bedeutung der hintere, culus, anus, podex, in welcher jedoch elsässisch fiedle (Frommann 4, 470, 121), schweiz. füdeli, füdli (Tobler 197ᵃ. 359ᵃ), füdle (Stalder 1, 402), vorarlbergisch füdli (Frommann 3, 398, 13), schwäb. füdle (Schmid 207), das dim. von fud, gebraucht wird, nebenbei auch tirol. der fidli vorkommt. fud, fut gieng sonach von der bezeichnung des weiblichen geschlechtsgliedes auch in die des nächsten körpertheiles, des hintern, über, und dasz hier blosz übergang stattfindet, scheint sich zumal durch das männliche geschlecht zu erweisen, welches das wort tirolisch in der letzten bedeutung hat (Schöpf 158), weil bei dieser sicher arsch in gedanken lag. Nach der eigentlichen bedeutung cunnus, vulva wird dann fud, fut, wie fotze, auf die weibliche person übergetragen und in dieser bezeichnung auf dem platten lande Baierns meist ohne arg gebraucht (Schmeller 1, 513), in Tirol aber und andern gegenden verächtlich (Schöpf 158) und als schelte. so auch in schwäb. dehnfud f. = eine langsame, träge, alberne weibsperson (Schmid 124). fast noch gröszere verachtung jedoch liegt in dem worte, wenn es zugleich auf eine männliche person angewandt wird, in welchem falle es so viel als weibischer, weibisch weichlicher mensch ist, wie z. b. bair. hünfud f. = flennels (vgl. heularsch 1, 565), ein mensch der gleich weint (Schmeller 1, 513. 2, 202. vgl.hünen), wetterauisch drenefutt f. = ein überaus langsamer mensch zeigen. ganz von einer männlichen person gesagt, bedeutet das wort verachtungswerther mensch, nichtswürdiger, niederträchtiger kerl (Frommann 6, 38, 46), und auch hier fand in bair. hundsfud (Schmeller 1, 513), tirol. hundsfut (Schöpf 158), hochd. gewöhnlich hundsfott, übergang in das männliche geschlecht statt.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1866), Bd. IV,I,I (1878), Sp. 362, Z. 68.

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Zitationshilfe
„fud“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/fud>.

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