Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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fuder, n.

fuder, n.
vehes, eine wagenlast, d. h. so viel, als auf einen zweispännigen wagen geladen werden kann. ahd. fuodir, carratum, in den Schlettstädter glossen 39, 17 (Haupt 5, 361ᵇ), ohne schwächung der endung fôdar, fuodar, das aber nur nachweisbar in dem adj. fôdarmâʒi, fudermäszig (s. d.), d. i. einer wagenlast an grösze gleich; mhd. vuoder; alts. vôther (Essener heberolle in Lacomblets archiv 1, 12 f.), nd. foder, zusammengezogen fôr, nl. schon bei Kilian (1599) 631ᵇ voeder, voer; ags. fôþer, vehes, engl. fodder, fother als bestimmtes masz in bergwerken; aus dem nd. geradezu entlehnt schw. foder als bestimmtes masz für flüssigkeiten. cimbrisch vudar Schmeller cimbr. wb. 123ᵃ. goth. würde fôþr stehn, aber dies ist eben so wenig aufzuweisen, als ein fries. fôther und altn. fôđr. fr. foudre, durch entlehnung aus dem deutschen. das wort ist abgeleitet von der praeteritalform eines verlornen starken verbums, welches goth. faþan, praet. sg. fôþ, pl. fôþun, p. p. faþans, ahd. fadan fuod fuodun fadanêr gelautet haben musz und umfassen, umschlieszen bedeutet haben dürfte, worauf auch das aus dem praesens hervorgegangene goth. fem. faþa zaun schlieszen läszt. sollte nicht hierher noch faden gehören, zumal bei den bedeutungen von ags. fäþm, fäđm, altn. fađmr und dem alts. pl. faþmôs? s. fadem. diese ableitung würde wol mehr für sich haben, als die erklärung des ahd. fadum aus fahadum von goth. fahan ahd. fâhan, wobei sich doch fâdum gleich dem âtum aus ahatum (s. athem 1, 591) erwarten lassen sollte. die ansicht dagegen, ahd. fuodar sei aus einem älteren fuohadar durch ausfall des h oder auch durch zusammenziehung hervorgegangen und die erste silbe fuoh von goth. fahan zu leiten, scheint schon aus dem grunde unzulässig, weil dieses fahan im praet. nicht fôh ahd. fuoh, sondern fáifah hat, also redupliciert. Das wort steht:
1)
im ursprünglichen sinne, wie ahd. fuodar. mhd. vuoder, plaustrum. sumerl. 36, 33; fuoder. voc. opt. 21, 14. plaustrum, ein fuder. voc. ex quo v. j. 1469; strues est collectio lignorum, ein fuder oder hauff. ebenda; fuder, plaustrum. voc. theut. 1482 i 5ᵃ. voc. incip. teut. f 2ᵃ. voc. gemma-gemmar. (1505) t iiijᶜ; ein fuͦder, plaustrum, vehes. Alberus dict. Ss iiijᵇ; fueder. Helber 47; fuder, vehes, vectura, plaustrum. Henisch 1275, 44. Stieler 415; fuder, vehes. Dentzler 1, 843ᵃ. 2, 116ᵇ. Steinbach 1, 517. Frisch 1, 302ᶜ. mhd.
ir sprëcht „wir sîn gebruoder!“
wær iuwer tûsent vuoder (tausend wagen voll),
ir sît ein ander als getriu
als die wolve und die siu.
buch der rügen 538;
und das er von gold hete
mer denn drew tawsent fuder.
die falsche beicht (cod. germ. nr. 714 zu München) bl. 216ᵃ. Kellers erz. a. altd. hs. 234, 7.
nhd. ich (spricht der november) mach es allenthalben kalt,
des musz sich leiden hart der walt,
die bawern führen grosze fuder,
ligen mit den forstern im luder.
H. Sachs I (1590), 319ᵇ;
und nimb ein weil das ein weib zuder (zu dir),
du hast alls gnug als hetstr ein fuder.
II (1591), 4, 11ᵈ,
d. h. du hast immerhin genug, als hättest du ihrer eine ganze wagenladung;
wenn ein Fünsinger hat hochzeit,
musz er führen ein fuder erden
auf den (in den brunnen geworfenen) krebs, nicht ledig zu werden (= dasz der nicht herauskommt),
ist gar ein hoher bühel worn.
67ᵇ;
man fährt, was eszbar ist, gans, ente, truthahn, schneppe,
kaninchen, rebhuhn und fasan,
rindszungen, schinken, bretzeln, wecken
und würste aller art zu ganzen fudern an.
Wieland 18, 140.
wolgeladen fuder, vehes large onusta. Stieler 415. man setzte ursprünglich bei fuder, da es subst. der theilung ist, das davon abhängige fast durchaus nachstehende subst. im genitiv. so alts. in der erwähnten Essener heberolle viar vôther thiores holtes, vier fuder dürres holzes, tuê vôther thiores holtes, thriu vôther holtes. mhd. ein hauwes fûder (heil. Georg 1305); ich sal auch jêrlîchis xii fûder mistis vur ir wîngartin fûren. urk. v. j. 1437 in Baurs Arnsb. urkundenb. 715 nr. 1183. aber schon eben im 15. jh. beginnt die männliche und neutrale flexion dem jetzt immer nachgesetzten gen. entzogen zu werden, so dasz genitivisches -s und abfall desselben nebeneinander vorkommen: fuder holtz oder fuder heues, plaustellum. voc. theut. 1482 i 5ᵃ; fuderhäwes, fuderholz, fudermists, fuderstein. Henisch 1275, 47 ff.; fuder hew. ebenda 1276, 2 ff. endlich schwindet dieses -s gänzlich oder kommt höchstens nur noch alterthümlich und in gewähltem ausdrucke vor: fuder hew oder holtz. Hulsius (1605) 49ᵇ; ein fuder heu, ein fuder holz. Stieler 415; ein fuder mist. Steinbach 1, 517. auch nd. (göttingisch-grubenhagenisch) en foier holt, en foier mis (mist), en foier mai (mai, maibaum). Schambach 274ᵃ. beim fem. ist überhaupt die flexion erloschen, und gerste in ein fuder gerste könnte auch als gen. gelten, während mhd. hier ein fuoder gërsten gesagt werden würde. dagegen bleibt im pl. aller geschlechter der gen. unverkennbar, obschon er das unterscheidende flexionszeichen der alten sprache nicht mehr besitzt.
ich gib dir ain fuder ruben zu lon.
fastnachtsp. 652, 20;
ein merkliche anzahl fuder kohlen zum schmidtwerk. Kirchhof discipl. milit. 24; ein fuder steine. Stieler 415, was ahd. ein fuodar steinô lauten würde. vgl. gramm. 4, 721f. hierher gehörige sprichwörtliche redensarten sind: eim trunken man sol auch ein fudder haw aus dem wege gehen, denn mit narren ist nicht zu handeln. Luther 3, 252; einem trunken mann soll ein fuder heu weichen. br. 4, 462; es erstickt kein maus unter einem fuder hew. Henisch 1276, 3, vgl. Simrock 216, 4702; es hat mancher ein so rein gewissen, man möcht mit einem fuder hew hindurch fahren. Henisch ebenda 4 f., bei Steinbach 1, 517 „er hat so ein enges gewissen, man könnte mit einem fuder heu hindurch fahren, non facile quid religioni habet“; es mag leicht ein klein büschlein sein, das ein fuder holz umbwirft. Henisch ebenda 8 f.; des sommers kan man mit einem fuder meien eben so vil auszrichten, als des winters mit einem fuder holz. 1275, 67 ff.
2)
in der bedeutung eines groszen maszes, das nach seinem umfange einer wagenladung gleichkommt oder nach dieser bestimmt wurde. hier ist fuder
a)
in manchen gegenden ein wiesenmasz, um eine wiesenfläche zu bezeichnen, deren ertrag an heu eine wagenladung ausmacht. eine wiese von drei fudern. Adelung.
b)
das gröszte masz für geschnittenes oder gemähtes getreide und für stroh. so rechnet das volk in der Wetterau, in Oberhessen bei aufgebundenem getreide und bei stroh landesüblich nach fudern, und ein fuder sind bei getreide 60 garben oder gebund, bei stroh eben so viele bäusche.
c)
das gröszte masz für ausgedroschenes getreide. so rechnete man im Hannöverischen nach fudern, von welchen eins 10 malter hielt. im Osnabrückischen dagegen nannte man 6 malter ein foer oder föer. s. Adelung und vgl. Strodtmann 59. sprichwörtlich heiszt es nd. in den fürstenthümern Göttingen und Grubenhagen: fœrt en foier koren weg, sau kümt en foier weiten wêer, fährt ein fuder korn weg, so kommt ein fuder weizen wieder, = ein unglück wird durch ein gröszeres glück wieder gut gemacht. Schambach 274ᵃ.
d)
eins der gröszten masze für flüssigkeiten: mhd.
und gulte ein fuoder guotes wînes tûsent pfunt,
dâ stüende ouch niemer ritters becher lære.
Walther 20, 15;
dës wînes got, hër Bâche,
dër von êrst erdâhte most,
dër kam dâ hin mit rîcher kost,
wan ër vil manic fuoder
durch trinken und durch luoder
brâhte dar ze stiure.
Konrads troj. kr. 989;
(ein) fuoder wînes. Augsb. stadtr. 17; ein halbeʒ fuoder wînes. 23; (ein) fuoder bieres. ebenda; ein fuoder mëtes. ebenda; ein Mênzer fûder weins. Limb. chron. 72; wîns ain fuoder. des teufels netz 5555. nhd. fuderweins, culeus, vehes vini. Henisch 1275, 51; disen herbst zehen fuder weins gelesen oder eingethon haben. ebenda 65. im voc. incip. teuton. f 2ᵃ, bei Stieler 415, Dentzler 2, 116ᵇ fuder wein, mit abfall des genitivischen -s bei wein, und so sagen wir auch jetzt ein fuder bier, u. s. w. dasz dieser abfall ganz mit dem bei ein fuder holz, ein fuder heu u. s. w. vor sich gieng, bedarf kaum der erwähnung. fuder, eigentlich eine volle wagenladung an flüssigkeit, bezeichnete schon mhd. das gröszte masz derselben. bei dem italienischen fuder gibt das Augsb. stadtr. s. 38 acht eimer an: swâ ër ein frenkisch fuoder æmet (visiert), dâ sol man im zwên phenninge von gëben, von dëm welschen fuoder, dâ aht eimer inne sint, einen phenninch. der voc. von 1419 bei Schmeller 1, 514 und der voc. theut. 1482 i 5ᵃ erklären fuder durch cuppakufeohne weitere angabe über den umfang des bestimmten maszes, aber Alberus dict. Ss iiijᵇ gibt an, dasz das grosze fasz zu Erbach (Eberbach) im Rheingau, das 28 fusz lang, 9 hoch und mit 14 reifen gebunden sei, 82 fuder wein fasse. auf die verschiedenheit dieses maszes nach den ländern deutet, wenn die aufrührischen bauern 1525 verlangen, es solle im reich ein metz, ein eln, ein fuder, gleich gewicht ... ufgericht werden. Öchsle bauernkrieg 290. heute beträgt das fuder im Elsasz 24, im groszherzogthum Baden 10, in Hamburg, Bremen, Fulda, Cassel, Frankfurt am Main und nach der rechnung des volkes im groszherzogthum Hessen 6 ohm, in Hannover eben so viel oder 4 oxhoft, in Leipzig, Meiszen, Franken, Nürnberg, Miltenberg 12, in Würtemberg 6, in Heilbronn 20 eimer. an grösze wird fuder vom stück (s. d.) übertroffen, das zu Frankfurt am Main 8 ohm umfaszt. aber dasz es früher als das gröszte masz galt, drückt sich manigfach aus:
ein jeder günnt seinem zechbruder,
dasz in im (ihm) steck ein ganzes fuder.
H. Sachs IV, 3, 89ᵇ;
ich weisz wol, wie es dem poeten gieng auf der hochzeit zu Studgarten, im kellerstüblein, da ihn das new fasz anlacht, welches hielte der fuder zwenzig sieben, welche ihm recht die reif antrieben. Grandgusier liesz auch ein weinkeller in ein felsen hawen, in welchem er etlich tausent fuder wein ohn fasz erhielte. Fischart Garg. (1608) G 2ᵃ. bei fuder trinken = im trinken unersättlich sein:
derhalben pfeif auf bruder,
ich lieg auch gern im luder,
ich saugs von meiner mutter,
die trank es nur bei fuder.
F 1ᵃ = 49ᵃ.
an diese eben behandelte bedeutung schlieszt sich, hervorgehend aus dem sinne von kufe, eng die folgende an:
e)
eine masse salz, die, aus der sudpfanne kommend, in ein hölzernes gefäsz, die berkufe, fest eingestoszen worden ist und davon die form eines dichten, festen kegels erhalten hat, ein salzstock. Schmeller 1, 514. mhd. (ein) fuoder salzes. Augsb. stadtr. 17. 25. nhd. ... sollen die pfanhauser die fueder wol peren und auf jede schaufel voll salz mit einem peerkolben (hölzernen kolben zum beren d. i. einstoszen des ausgesottenen salzes auf den salzwerken in die kegelförmigen, eben beim stoszen auf die spitzen gestellten kufen, die genannten berkufen, in denen es gedörrt und versandt wird) einen stosz tun, damit es wol gepert. sudordnung von 1489 bei Schmeller 1, 187. das noch ungetrocknete und ungehärtete fuder heiszt nasses, rohes oder grünes fuder, das gedörrte, das dann ohne gefäsz mit untergelegtem stroh verführt wird, weiszes, graues oder schwarzes bloszes oder nacktes fuder, das mit spänen und reifen verwahrte gespettertes fuder. s. spettern. das reiche fuder ist das Reichenhaller, welches 54—60 pfund wiegt, während das Berchtesgadner, das Halleiner bis 115 schwer sein können. s. Schmeller 1, 514. vgl. noch setzfuder, trogfuder. wie oben bei holz, wein u. s. w., so ist auch hier bei salz das genitivische -s abgefallen und man sagt jetzt blosz ein fuder salz.
f)
im bergbau ein masz für erze, eisensteine, kiese, zwitter u. dgl.: solchen gewonnen eisenstein verkauft man nach fudern, der eins fünf thonnen, ein tonne zehen tröge fasset. wenn der eisenstein gut ist, gibt das fuder ein fünf und zweinzig wag eisen, der eine dreissig pfund wigt. Mathesius Sarepta 79ᵃ = (1562) 111ᵃ. dieses masz ist nicht in allen gegenden Deutschlands von gleicher grösze. in Nassau hat es 60 cubikfusz.
g)
in der meisznischen mundart so viel als man auf einmal in den mund stecken, auf die gabel nehmen kann, ein mundvoll, eine gabelvoll, ein bisse. wenn man ein fuder brod in den mund steckt und dazu trinkt, so bekömmt man leicht etwas in die unrechte kehle. Heynatz antibarbarus 1, 428. fast häufiger aber hört man in diesem sinne das dim. füderchen: ein füderchen brot, ein füderchen kuchen. Die volks- und umgangssprache gebraucht von fuder in diesen maszbezeichnungen den dat. pl., wie überhaupt diesen casus bei männlichen oder sächlichen wörtern für masze, ohne sein -n, und so findet sich bei Campe eine wiese von zehn fuder, während Adelung von drei fudern hat. dieses letzte ist der alten sprache gemäsz, denn z. b. mhd. (ein) wagen mit funf fuodern salzes. Augsb. stadtr. 23.
3)
bildlich für übergrosze menge, welche bedeutung aus der ursprünglichenwagenladungleicht hervorgieng. so schon mhd.
dô zugen jâmers ruoder
in ir hërzen wol ein fuoder
dër hërzenlîchen riuwe.
Parz. 694, 14;
hôrint jâmers fuoder:
dër armen haʒʒit sîn bruoder,
muoter unde vater u. s. w.
Martina 129, 24 = Wackern. leseb. 1ˡ, 822, 12.
nhd. ein beispiel geb ich euch an meinem alten luder,
wenn die das maul aufthut, so schneit es ganze fuder
von wörtern.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1866), Bd. IV,I,I (1878), Sp. 364, Z. 73.

fuder, n.

fuder, n.
kommt zuweilen für futter, pabulum, esca, vor. s. fuderal, fuderwanne. richtig würde futer geschrieben worden sein. weil das wort ahd. fuotar, mhd. vuoter lautete.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1866), Bd. IV,I,I (1878), Sp. 367, Z. 68.

fuder, n.

fuder, n.,
für futter, theca, geschrieben. Hulsius 49ᵇ. s. dieses futter.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1866), Bd. IV,I,I (1878), Sp. 367, Z. 71.

fuder, n.

fuder, n.,pl.
auf den blechhämmern eine art blech, die schwächer als das kreuzblech und stärker als das senklerblech ist, also zwischen beiden die mitte hält. auch foder und fuderblech, foderblech, schwed. foderbleck, dän. foderblik. Nemnich neues waarenlex. 317. Schedel waarenlex. 1², 149ᵇ hat noch die benennungen füderblech, forderblech, s. 153ᵃ und 154ᵇ vorderblech. die zweite, nemlich forderblech. läszt vermuthen, dasz in ihr forder, vorder steckt, das mit ausfall des r vor d ja auch zu foder (s. d.), voder wird. dann dürfte das genannte blech seinen namen haben, weil es an stärke dem senklerblech vorgeht. das kreuzblech ist nach dem X benannt, welches auf den aufschlagboden der fässer, worin die platten verpackt sind, eingebrannt wird.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1866), Bd. IV,I,I (1878), Sp. 367, Z. 73.

fuder, füder, adv.

fuder, füder, adv.,
für fürder (s. d.), mit ausfall des r, kommt uns fast wie ein nachklang aus dem mhd. vor, wo neben fürder, vürder auch füder, fuder sich findet. s. oben 3, 1889 und Benecke 3, 382ᵇ, der zu der letzten form belege hat. noch tirol. fuder, füder, vorwärts, hinweg, fort, weg. Schöpf 158; kärnt. fuder, vorwärts, fort. Lexer 104; cimbrisch vudar. Schmeller cimbr. wb. 123ᵃ; nd. zu Jever füdder. Frommann 3, 274, 33. 279, 17. 280, 33. in der bedeutung fort, weg: so ist der apfel füder. Schiltberger 137;
des (deshalb) wolt der arczet fuder ziehen (sich fort begeben),
das fräwel sprach : ir scholt nit fliehen!
arczet mich en wenig me!
Wittenweiler ring s. 58, 14ᶜ, 24;
des namen seu (sie, nemlich die helden) der freunden segen
und zugend fuder von dem plan.
s. 243, 54ᵈ, 16.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1866), Bd. IV,I,I (1878), Sp. 368, Z. 5.

fudern

fudern,
vomfuderbeim dreschen ausgeben. der roggen fudert in diesem jahre gut. in Livland, s. Gutzeit 1, 300ᵃ. das, was das fuder an körnern ausgibt, heiszt dort der fuderertrag, die fuderernte.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1866), Bd. IV,I,I (1878), Sp. 369, Z. 50.

fudern

fudern,
fluchen, fluchen und schelten, fluchend lärmen. in der Saaner mundart im canton Bern futren. Fromm. 6, 415; östr. futern. Höfer 1, 256. Castelli 134. Loritza 46ᵇ; ostfries. futern, schelten, schmollen. Stürenburg 64ᵃ. altmärkisch futern, futtern, zanken, schelten. Danneil 59ᵇ. häufiger mit kurzem u gesprochen und nach unserer gewohnten weise fuddern, futtern (s. d.) geschrieben. so schweiz. (Stalder 1, 408. Tobler 208ᵇ), tirol. (Schöpf 163), kärnt. (Lexer 106), schwäb. (Schmid 208), fränkisch-henneberg. (Frommann 2, 279, 6), an dem ganzen Niederrhein und der Mosel (Müller u. Weitz 61), in der Wetterau, in Oberhessen, Nassau u. s. w. ein, wie die aufzeichnungen aus den mundarten zeigen, fast durch ganz Deutschland geläufiger volksausdruck, den Müller u. Weitz a. a. o. sehr treffend durch „donnerwetternerklären, denn er ist, wie z. b. der östr. ausruf fuder, was ist das für eine art? (Höfer 1, 256) und tirol. fuder geben = schmähworte ausstoszen, sich zornig geberden (Schöpf 158) zeigen, überkommen aus franz. foudre blitz, donnerkeil, welches sich aus lat. fulgur blitz durch auflösung des ul in ou, ausfall des g und eintreten eines euphonischen d bildete (s. Diez wb. 2², 298) und auch im fluche gebraucht wird.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1866), Bd. IV,I,I (1878), Sp. 369, Z. 54.

fudern, füdern

fudern, füdern,
promovere, vorwärts bringen, zum vorwärtskommen beeilen, findet sich noch im 16. jh. für furdern, fürdern (s. d.), mhd. furdern, fürdern, vurdern, vürdern, geschrieben, ganz so wie födern für die form fördern. es erscheint uns noch wie ein nachklang aus dem mhd., wo mit unentwickeltem oder auch unterdrückt gebliebenem umlaut fudern im Münchner stadtr. s. 89, Haugdieterich 375, 2, bei Wolkenstein 58, 6, 1, im voc. rerum aus dem anfange des 15. jh. (Diefenbach 464ᵇ), neben dem umlautenden füdern bei Suchenwirt 40, 12 im reime, dann im voc. v. j. 1445 bei Schmeller 1, 561, sich findet. nhd. fudern z. b. in Aventinus gramm. (Schmeller a. a. o.), dagegen füdern in folgenden stellen:
komb darnach, isz mit das frümal,
füder dich, so wöll wir zween
fusz für fusz heim zu hause gehn.
H. Sachs II (1591), 2, 30ᵇ;
kain mensch hat sein lebtag ye gehört, das (dasz) der teüffel auf Christi seiten sei und jme seinen dienst füdern helf, allain hierinn, in diser disputatzen, eifert er heftig für Christum. Nasus Nasenesel 106ᵇ, der aber in einer andern stelle auch fürdern hat. kärnt. fudern si, sich beeilen, sich fortmachen, weggehn. Lexer 104. der ausfall des r der ersten silbe lag nahe, da schon mhd. neben fürder, vürder, unserm nhd. adv. fürder, wovon fürdern abgeleitet ist, auch fuder, füder (s. d.) vorkommt.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1866), Bd. IV,I,I (1878), Sp. 369, Z. 74.

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„fuder“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/fuder>.

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