Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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fochtel, f.

fochtel, f.
latus ensis, wurde sonst statt des heutigen fuchtel geschrieben: ein schweizerischer buffel, der mit einer elenlanghandhabigen fochtel und mit ausgestrecktem contractem ungebogenen arm daher vordanzet oder vortritt. Garg. 83ᵃ; jeder Schweizer baur hets mit seiner fochtel auch also auflösen können. 286ᵇ; und mähet mit ausgestreckten armen mit seiner fochtel unter dise flüchtige brotverderber, wie ein anderer todenvorläufer der höllen, tödtet und erlegt auch so viel, dasz ihm sein fochtel enzwei brach. 257ᵃ; er meiet (mäht) mit den fochteln zu beiden händen. 177ᵇ; welche nicht meister Mars mit der breiten fochtel kan umbringen, die wird der Mors verschlingen. groszm. 73; eine fochtel tragen. Witzenb. 3, vorr.; aus misbrauch der in Frankreich heutiges tags gemein ist, allwo die ehr mit der fochtel musz gesucht und erhalten werden. Philand. 1, 600; die beide gäst giengen ihrem corporal zu hülf und mit ihren fochteln auch auf meinen hochzeiter los. Simpl. Courage 14;
hängt seine fochtel an,
die er zu tragen weisz, als wol kein edelmann.
Fleming 134.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 8 (1860), Bd. III (1862), Sp. 1864, Z. 3.

fochteln

fochteln,
obliquo ense ferire, mit der breiten klinge schlagen, heute fuchteln: einsmahls fochtelte er mit dem degen umb sich. Wiedemann 35; rasch hin und her fahren, mit dem licht herum fochteln. figürlich, die fochtelnd (ausgelassene) freud ist schantlich, lachen ist zimlich, ein huͦrngelechter aufschlagen onzimlich. Frank sprichw. 1, 26ᵇ; ja thuͦn mit ihrem fochtlen und engstlichen zablen nit mehr, dan dasz sie zu narren werden. 2, 55ᵃ; fochtelt mit den bauren herumb. Garg. 51ᵇ; mit den händen umb sich fochtelte. Simpl. 3, 154, gerade wie mit den händen um sich fechten (sp. 1388).
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 8 (1860), Bd. III (1862), Sp. 1864, Z. 22.

fuchtel, f.

fuchtel, f.
1)
ein degen mit breiter klinge zu flachem schlagen, wie Rädlein 308ᵇ erklärt ein schlagdegen, raufdegen. von dem plural des praet. von fechten (s. d.), welcher mhd. neben vâhten noch vuhten lautet, so dasz sich hier ein vuhtel erwarten liesze, das aber nicht nachzuweisen ist. im 16. und 17. jh. gern fochtel gesprochen und geschrieben, wie unter dieser wortform nachzusehen, die sich selbst noch im 18. jh. bei Steinbach 1, 474 neben fuchtel verzeichnet findet, aber dann von dieser ganz verdrängt wird. hier nur belege für die noch heute gültige form:
wenn du (der geforderte) bald
wolst folgen mit der fuchtel kalt.
B. Ringwald lautere warheit 122;
sondern alsbald die fuchtel nam
und im mit beiden feusten kam.
tr. Eckart J 2ᵃ;
fein rund zu verstehen geben, dasz er nicht mit der feder, sondern mit der fuchtel diene. landgraf Wilhelm vom 22. merz 1632 bei Rommel 8, 161; nimm du deine fuchtel zur hand. Harnisch 150; den wil ich alsbald in die fresse schmeissen und hernach mit der fuchtel herausser und hinter ihm her wischen. Schoch studentenleben F;
(der bruder studio) fährt geschwind über ein wort mit der fuchtel hervor.
Hoffmanns gesellschaftslieder (1860) 2, 82;
er soll an mir ein herz und einen kerl verspüren,
so lang ich eine faust und fuchtel noch kann führen.
Rachel sat. 7, 162;
einem mit der fuchtel üm den kopf herüm tanzen, machaera caput alicujus ferire. Stieler 455; einen mit der fuchtel durchbohren, aliquem gladio transfigere. Steinbach 1, 474; kaum konte mich enthalten, ihm die fuchtel zwischen die ohren zu legen. Felsenb. 1, 83; zögen die fuchteln. 4, 90; der mensch ist ein wunderliches thier, sein körper steht unter unsrer fuchtel, aber seine seele nicht. Möser patriot. phant. 2, 394; unter der fuchtel wird ihm der kitzel schon vergehn, wenn man es recht mit ihm angreift, so kann noch etwas aus ihm heraus gefuchtelt werden. Sturz 2, 198. es ist in dieser stelle die rede von einem wildfange, der unter die soldaten gehn könnte und so in strenge militärische zucht kommen würde. dies erinnert an die sehr geläufigen redensarten: die fuchtel bekommen, durch schläge mit der fuchtel gezüchtigt werden; einem die fuchtel geben = ihn durch schläge mit der fuchtel züchtigen; unter die fuchtel kommen, in strenge zucht kommen, dasz für vergehen schläge gegeben werden; einen unter die fuchtel nehmen, in strenge zucht und aufsicht nehmen; einen unter der fuchtel halten, unter strenger zucht und aufsicht halten. und führt denn mein sohn eine so gute fuchtel. Engel d. dankb. sohn 30; heraus mit der fuchtel, zieh von leder! Fr. Müller 2, 175;
in der ersten gährung
schrieb er (Turnus) ein blutiges kartel
statt einer kriegserklärung,
und forderte den helden (Äneas) drin
den könig (Latinus) und die königin
heraus vor seine fuchtel.
Blumauer Äneis 3, 44;
aber das hätt mir wenig geholfen, sondern nur durch demütiges schweigen entgieng ich der zumal des schlüssels wegen schon über mir gezogenen fuchtel. der arme mann in Tockenb. 103; nun aber bekam er hülfe, es eilten mehrere herbei, die mit ihren fuchteln auf mich eindrangen. Falk irrfahrten des J. v. d. O. 144. dann schwäb. auch so viel als rute, gerte, mit der man in der luft herumhaut. Birlinger wörterbüchlein 31.
2)
ein schlag mit der fuchtel. im pl. fuchteln: fuchteln austheilen, fuchteln bekommen. sag an, was wars? bei hundert fuchteln gib bescheid! Musäus kinderkl. (1823) s. 18. ungewöhnlich dagegen ist der pl. fuchtel, welchen Heynatz orth. wb. 270ᵃ ohne grund hier als den richtigen bezeichnet: ich verdiente hundert fuchtel. lassen Sie mir sie auch schon geben. Lessing 1, 601. im weiteren sinne heiszen dann auch schläge mit ruten, haselstöcken u. dgl. fuchteln.
3)
eine fackel. kärntisch. Lexer 104.
4)
ein fächer. schwäbisch bei Schmid 198 und 532 windfuchtel = fächer. s. fucht 2).
5)
eine flüchtige, viel umherfahrende leichtsinnige weibsperson. Schmeller 1, 509. Birlinger wörterbüchlein 31. olte fuchtel, schelte für ein altes weib. Zaupser bair. und oberpfälz. idioticon 27.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1866), Bd. IV,I,I (1878), Sp. 358, Z. 75.

fuchteln

fuchteln,
bei Stieler 455 fuchtelen, von fuchtel. wie aber neben dieser form im 16. und 17. jh. gern fochtel gesprochen und geschrieben wird, so auch in derselben zeit fochteln (s. d.). das wort steht sowol transitiv als auch intransitiv:
1)
transitiv in der bedeutung mit der fuchtel schlagen, durch schläge mit der fuchtel bestrafen, dann überhaupt mit der schwanken flachen klinge eines degens, eines säbels u. dgl. schlagen. nun da hätte man schön fuchteln gesehen! Schelmufsky 2, 79; ihre 4 gegner zur thür hinaus zu fuchteln. Felsenb. 2, 209; unverschämter pursche! (spricht der lieutenant in vollem zorne zum feldwebel) mache mir den kopf nicht warm, oder ich fuchtle dich, dasz es eine art hat. Gotters jahrmarkt 45; ja, herr obrist, und wenn sie mich fuchteln lassen. Kotzebue dram. sp. 3, 290. später wird fuchteln noch vom wiederholten schlagen mit dem haselstocke, der ruthe, reitpeitsche oder einem andern schwanken schlagwerkzeuge der art gesagt. er hat ihn mit der ruthe gefuchtelt.
2)
intransitiv in den bedeutungen
a)
rasch und leicht hin und her, da- und dorthin schwingen, zunächst von der klinge eines degens, dann überhaupt von einer schwanken waffe oder überhaupt einem schwanken schlagwerkzeuge. mit dem degen jemand unter der nase fuchteln; er hat ihm mit der gerte vor den augen gefuchtelt. der donner und das wetter, kamrad, wenn du mir so kommst, kennst du den? spricht in Gerstenbergs Minona s. 94 der römische soldat zum ersten britten und fuchtelt ihm mit dem stock vors gesicht. auch von andern gegenständen, die mit den händen rasch in der luft hin und her bewegt werden, so wie von den händen selbst. mit den händen fuchteln, was wie mit den händen fechten. s. fochteln, wozu ich hier nachtrage unnd fochtelst mit den händen als ein gaukler. Philander von Sittew. (1650) 2, 91. ... mit seinem hut unter das gesicht gefuchtlet. Abele 4, 236. baierisch: mit dem liecht rumfuchteln. Schmeller 1, 509.
b)
die fackel schwingen. kärntisch, s. Lexer 104. s. fuchtel 3).
c)
sich rasch und leicht von einem platz zum andern hin und her, bald da- bald dorthin bewegen:
jetzt fuchtelt es (das im traum erschienene bild) sam wolt es gehn,
bewegt sich eilend, blieb doch stehn.
H. Sachs I (1590) 297ᵃ.
vgl. fuchtelmann.
d)
endlich sagt man noch ein pferd fuchtelt, wenn es sowol im schritt als auch im trabe beim jedesmaligen aufheben und niedersetzen der vorderfüsze diese auswärts wirft. s. Reinhold kriegskunstspr. 54ᵇ f. fuchtelnder und prallender trab. Rosenzweig 184.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1866), Bd. IV,I,I (1878), Sp. 359, Z. 78.

fuchteln, n.

fuchteln, n.,
das vorige verbum substantivisch genommen: das fuchteln hätte unterbleiben können. mäsziges fuchteln (= ausprügeln). Jean Paul 10, 124.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1866), Bd. IV,I,I (1878), Sp. 360, Z. 40.

suchtel, f.

suchtel, f.,
zum vb. saugen, 'mutterschwein', bei Nemnich wbb. d. naturgesch. 584, Campe 4, 745 und späteren lexikographen, zuletzt bei W. Hoffmann vollst. wb. d. dt. spr. 5, 554 als landschaftlicher (bes. nd.?) ausdruck verzeichnet; vgl. auch zuchtel bei Schmeller-Fr. 2, 1108 f. und unten suckel.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 6 (1936), Bd. X,IV (1942), Sp. 896, Z. 9.

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Zitationshilfe
„fuchtel“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/fuchtel>.

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