Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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dampfen

dampfen,
1.
so viel als das mhd. dimpfen dampf ausströmen, rauchen, vaporare. das kochende wasser dampft, das feuchte holz, das ungeputzte licht, das angezündete räucherwerk, der gelöschte kalk, das durch reiten erhitzte pferd
die wiese dampft
Gökingk 3, 130.
die stirne glüht und dampfte
3, 178.
dunkel brennt das feuer nur augenblicklich und dampfet,
wenn das wasser die glut stürzend und jählings verhüllt.
Göthe 1, 268.
ins feld, wo aus der erde dampfend jede nächste wohlthat der natur, und durch die himmel wehend alle segen der gestirne uns umwittern 8, 275. die thäler dampfen alle an den fichtenwänden herauf Briefe an fr. v. Stein 1, 50. gestern nacht wars herrlich ums dampfende wasser im mondschein 1, 289. wenn das liebe thal um mich dampft 16, 8. der Vesuv gewaltsam dampfend 28, 14. er (der Vesuv) dampfte aus allen enden 28, 22. der ungeheure dampfende feuerberg 28, 199. fahren dasz die pferde dampfen Schiller 658ᵃ. hain, in dessen flüsterndes und dampfendes dickigt er sich verlor J. Paul Titan 1, 28. der glanz (morgensonne) quoll über das dampfende grün herein 3, 19. als abends die frühlingserde um uns dampfte ders. die suppe dampfte über die teller ders.
das schwert an der hüfte
das sauset nicht mehr
durch dampfende lüfte
in der Schweiz dämpfeln für schwitzen Stalder 1, 262. einige gebrauchen die form dämpfen, was in dieser neutralen bedeutung zu tadeln wäre, allein es könnte auch das gebrochene ë sein und das alte dimpfen voraussetzen, so steht es im jüng. Titurel 5665
ein nebelrouch mit zorne begund mir gein dem herzen dempfen (: kempfen).
sie umbgeben mich wie bienen, sie dempfen wie ein feuer in dornen wie eine dampfwolke die aus angezündeten dornsträuchen kommt Psalm 118, 12. das wasser dempft, gibt einen dampf von im Maaler 89ᵇ. vor dem dempfen oder schwitzen im schweiszbad das. die berge beben, rauchen und dämpfen Schuppius 288.
komm, rühre nur der berge spitzen an,
so dämpfen sie dasz niemand sehen kan
Opitz Ps. 144.
man sagt zu einem faulen 'du bist schlimmer als der mist, der dampft doch, du thust gar nichts.'
2.
an engbrüstigkeit leiden, s. dampf unter 6. Frisch hat einige beispiele aus dem niederdeutschen, wo es heiszt durch ersticken umkommen, Ezzelin dem koninge blodede die nese also sere, und giench eme in den hals, dat he davon dampede Script. rer. brunsw. 3, 364. ene schnove dat vele lude dampeden und stickeden.
3.
rauch machen, ausströmen lassen. der tabacksraucher dampft, er bläst den taback mit vollem munde aus. niederd. dampen Brem. wb. 1, 183.
es dampfte die küche
hohen geruch von braten, pasteten und kräftigen brühen.
die erde dampft erquickenden geruch
Göthe 9, 61.
mei bauer dampft 'n wirth ins gsicht.
Wickert Gedichte in Nürnb. mundart 1, 86.
4.
bildlich, staubwolken aufsteigen lassen,
und hund und mann und rosz zerstampfte
die halmen dasz der acker dampfte
Bürger 70ᵇ.
5.
auf einem dampfschiff fahren, wir dampften dahin über den herrlichen see Kölner zeitung 1853 nr. 189. so auch engl. to steam, we steamed along the coast, down the Rhine.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 3 (1855), Bd. II (1860), Sp. 716, Z. 35.

dampfen

dampfen,
perpotare, schlemmen, schwelgen; vergl. dampf unter 6. auch hier dämpfen, dempfen, im saus und dampf ligen heluari Maaler 89. für und für dempfen, lang beim wein sitzen pocula ducere ders. Schönsleder K. der stäts in den zechheusern ligt zu dämpfen Henisch 630. die mit ihm wacker dämpften und zechten Wickram Rollwagen 66.
so mit ihm dapfer dempften und zechten.
Uhland Volksl. 620.
s. dämmen.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 3 (1855), Bd. II (1860), Sp. 717, Z. 16.

dämpfen

dämpfen,
durch dampf ersticken, dann uneigentlich niederdrücken, überwältigen, suffocare, domare. ahd. dampfjan Graff 5, 142. mhd. dempfen Ben. 1, 331ᵇ. engl. to damp, schwed. dämpa, dän. dämpe. s. dämmen.
1.
auslöschen, sind sie (die feuerkugeln) mit darauf geschüttetem sand zu dämpfen Kirchhof discipl. milit. 36. wer das fewr dempfen will, der rucke die brent herausz Henisch 674. man muszte das feuer auseinander ziehen, austreten, dämpfen Göthe 18, 257.
2.
mildern, mäszigen, abschwächen, zurückweisen, bezähmen, besiegen,
er hat sin lib dempft on abelan
in ruhem wesen frü und spat
Trag. Joh. A vi.
gedacht 'möcht ich das uppig kempfen (zanken)
entscheiden und in freundschaft dempfen.
B. Waldis Äsop 173.
hilf unser böse natur stilln
durch creuz und leiden teglich dempfen
H. Sachs 1. 1, 14ᵃ.
thu dein fleisch auch dempfen
4. 1, 73ᶜ.
du junger fürst, mit dir wil ich kempfen,
den harnisch mit den schwerten dempfen
4. 2, 19ᵈ.
das lüstrig fleisch das mit dem geist da kämpfet
und ihn gemeiniglich (ach leider) zwingt und dämpfet.
Rompler Gebüsch seiner reimgedichte 11.
den widersacher dämpf und tritt den feind zu grund
15.
wolan, wolan mein freund, so musz man dann nur dämpfen
den rauch der bittern zeit
Logau 1, 190, 98.
wer nicht mit sünden kämpft und nur mit krankheit kämpft,
der hat sie mehr gestärkt und weniger gedämpft
1, 208, 61.
der herr macht alles wol: er dämpfet unsre sünden.
1, 206, 54.
die schrift die ist das kraut gebrechlichkeit zu dämpfen.
2, 22, 78.
Jungus weib die ist der winter, und er selbst der ist der sommer:
ob hitz eis, ob eis die hitze werde dämpfen, ist ein kummer.
3, 41, 8.
der monden stellt sich für die sonne und macht sie finster eine zeit:
der witz der gottes rat wil dämpfen erstrecket sich noch lang noch weit.
3, 124, 30.
Logau der, wie man sieht, dies wort am kühnsten verwendet, selbst den rauch der bittern zeit dämpfen will, braucht es insofern für wolschmeckend machen, als man den wein durch schwefeln lieblich macht, oder die fässer ausschwefelt,
mir schmeckt das reine nasz (wasser)
das ohne keller frisch, das gut bleibt ohne vasz,
das nichts bedarf zum dämpfen,
weils keinen schwefelrauch noch sonsten einschlag hat.
1, 51, 4.
je mehr es dem gebührt,
der hoch erhaben wird, dasz er sich dämpfen soll.
Opitz 218.
man sol den argwohn dämpfen oder doch behutsam bewahren Butschky Patmos 347. wahr ist es, dasz durch die simulierkunst vil potentaten grosz unheil gedämpfet 882.
und weil ein silbergewölk den strengen sonnenschein
zu dämpfen begann
Wieland 4, 177.
an örtern wo ihr (der sonne) stral gedämpft
mit braunen schatten dämmernd kämpft
Gotter 1, 129.
umsonst, je hitziger ihr kämpft,
je minder wird sein trotz gedämpft
sein mut blieb ungedämpft
ders.
sie streun des bösen saat
und dämpfen rat und that
Göthe liebt das wort in dieser bedeutung und gebraucht es in verschiedenartigen beziehungen,
an innern kämpfen
hat stille weisheit jahre lang zu dämpfen
4, 58.
ich selbst erregte Syrakus, zerrisse
den schleier der die menge traurig dämpft
7, 236
wie dieses kühne volk zu dämpfen sei
7, 240.
mich ihrer wert zu nennen
musz ich die feinde dämpfen
7, 247.
dem fremden joch entrissest du das land,
und innre kriege dämpfte, herr, dein geist
7, 281.
wirds den übermut der feinde dämpfen
7, 282.
der sonne trübgedämpfter blick
9, 387.
das schlosz von der morgensonne beleuchtet, den höhern theil der stadt von leichten rauchwolken gedämpft 15, 311. er kniete schon auf dem thiere, dämpfte seine letzten bewegungen 15, 317. man deckt die flamme zu: um sie auszulöschen? keineswegs, um sie zu dämpfen 21, 55. die lebhafteste farbe wird durch das gewaltige licht gedämpft 28, 269. der gedämpfte farbenton des originalbildes 31, 168. der mond schien und dämpfte das feuer der lampen zum angenehmen schein 29, 9. legen ihnen zaum und gebisz an, ihre mutwilligen sprünge zu dämpfen 39, 45. wie künstlich bringt Newton auch hier das wahre gedämpft herein, damit es ja sein falsches nicht überleuchte 59, 128. er dämpfte seinen gesunden verstand J. Paul Hesp. 1, 145. die blumen der poesie gleichen andern blumen, die im gedämpften benebelten sonnenlicht am besten wachsen 2, 28.
und wie die gedämpfte sonne
ohne blendung mich erquickt
man gebraucht das wort auch um einen gemilderten ton, besonders musikalischer instrumente auszudrücken, eine gedämpfte stimme depressa vox, mezza voce Henisch. man dämpft die geige mit einem auf den steg gedrückten dämpfer, auf andere weise die trompete, die einen dünnen schrillenden ton erhält, die trommel, gedämpfte leichentrommeln bei einem fürstlichen begräbnis J. Paul Titan 2, 78. weinen zur gedämpften harfe der engel Fr. Müller 2, 172.
es klang so nach als hiesz es — noth,
ein düstres reimwort folgte — tod:
es tönte hohl, gespensterhaft gedämpft.
Göthe 41, 313.
es geht bei gedämpfter trommel klang
noch ein technischer ausdruck ist zu bemerken, wenn die vogelsteller einen lockvogel in einen finstern behälter stecken, worin er schweigt, damit er, wenn er auf den vogelherd gebracht wird, desto heller pfeife und besser locke, so dämpfen sie den vogel. Adelung und Campe setzen das wort in dieser bedeutung als ein besonderes an, mit unrecht, denn es heiszt auch hier bewältigen, zurückhalten, wie man in diesem fall auch sagt den vogel verhalten.
3.
völlig unterdrücken, ersticken, vertilgen, tödten. er wird sich unser wider erbarmen, unsere missethat dempfen und alle unsere sunde in die tiefe des meers werfen Mich. 7, 19. den geist dempfet nicht 1 Thess. 5, 19. Josua dempfet den Amalek und sein volk durch des schwerts scherpfe 2 Mos. 17, 13. also dempft gott zu der zeit Jabin der Cananiter könig Richt. 4, 23. also wurden die Philister gedempft 1 Sam. 7, 13. die mein evangelium dempfen oder hindern wollen Luther 3, 119. könige und fursten das evangelium nicht mügen dempfen 5, 4ᵃ. dasz du also durch deinen guten willen die andern habest helfen drücken und dempfen 3, 524. wenn es (das herz) das höret, so dempfet es mit händen und füszen diese frage 3, 375. zweierlei weise werdent (die heuschrecken) gedempft 3, 313. denn solt er (gott) nimermehr strafen, so würden wir uns bald selbs untereinander würgen und fressen und zuletzt sein reich und alle seine wolthat verstören und dempfen 6, 47ᵇ. sonst würde der teufel zu mechtig und im (gott) nach seiner ehr und kron greifen und sein reich dempfen 6, 48ᵇ. denn sie (zwei fürsten in gleicher gewalt) können sich nicht mit einander leiden, einer musz den andern dempfen 6, 64. alles mag man wol zämen, die zungen aber mag kein mensch zämen, dämmen und dämpfen Petr. 7ᵃ.
austilgen und zu grunde dämpfen
H. Sachs 3. 1, 61ᵃ.
auf dasz wir dämpfen diesen man
3. 1, 137ᶜ.
das sündig fleisch zu dämpfen
5, 76ᵃ.
sie wöllen die Römer dämpfen
Jac. Ayrer Theat. 32ᵇ.
der mich im streit bald dämpfen kan
279.
so folgt dasz die, so dem teufel seinen raub mit gewalt abdringen und dämpfen wollen, stärker als er sein müssen Jac. Ayrer Proc. 11, 10. dasz sie (die obrigkeit) die frommen handhabe und schütze, dagegen die mutwilligen und bösen dämpfe Kirchhof Wendunm. 33ᵇ.
als zwen han teten zsamen kempfen,
welcher den andern erst köndt dempfen
solt das regiment gewunnen han
Waldis Äsop 168ᵇ.
mir dir, eim solchen lauser kempfen?
wie wol ich dich gar leicht wolt dempfen,
solst mir doch nicht sein gut genug
Fuchs Mückenkr. 2, 886.
dämpf du sie, dasz sie niemand mehr
wann sie schon wollten, könnten schaden
und dämpfend des hochmuts gepräng
40.
nu unter meinem stab gedämpfet meine feind
72.
ihr meint — die schnelle pest zu dämpfen,
die augenblicklich wächst
alle krankheit kann er dämpfen
Logau 1, 57, 32.
welch waffen hat mehr nutz, der degen oder schilt?
ob schützen, frage, mehr, ob mehr verletzen gilt?
verletzen dämpft den feind und schützen sichert mich:
wann nur der feind gedämpft, bin sicher schon auch ich.
2, 101, 12.
der baum dämpft (umbrat) das korn Henisch 639.
und die (fichten) ihn (den dattelbaum) erst gedämpft, nun selbst im schatten büszen
seinen feind soll man nicht lassen grosz werden, sondern ihn dämpfen, weil er noch klein ist Olear. Baumg. 2, 25.
ihr Sachsen, die ir nun des ortes ganz vergessen,
der euch erzeuget hat, und hier seid angesessen,
wo Decebal durch Rom, Rom durch der Gothen schar
gedämpfet worden ist
Opitz 2, 8.
das unkraut dämpft die frucht, und disteln fülln das feld.
Lohenstein Geistl. gedanken 50, 949.
und ob ich gleich mit ruhm viel gegenkaiser dämpfe.
Canitz 77.
der neid beklaget selbst dasz ihn der tod gedämpfet
183.
die üppigkeit und kleiderpracht des weibesvolkes dämpfen Riemer Polit. colica 228. sollte es jetzt nicht zeit sein diese unruhen durch überlegung zu dämpfen? Gellert. ich weisz es, was schuld ist dasz die empörer nicht sind gedämpft worden Klopstock 12, 257. ein volksgerücht dämpft sich durch ein neues Klinger 5, 258. aber gedämpft war der lärm, ehe man dessen ursache empfangen hatte: doch ruhig ward es nicht Göthe 22, 87. so wenig nun die dampfmaschinen zu dämpfen sind, so wenig ist dies auch im sittlichen möglich 22, 225. dasz wer nur die aufregung eines freien staates dämpfen will, die wahlen selten machen müsse Niebuhr 2, 372. Pompejus dämpfte den aufstand mit blutiger strenge Schlosser Weltgeschichte 4, 8.
4.
schmoren, langsam weich kochen, coquere in olla operta, gedämpfte äpfel Henisch 673; vergl. Schmeller 1, 373. gedämpftes fleisch caro juri incocta Schönsleder K. Frisch 1, 182ᶜ. Höfer 1, 142. gedämpfte kartoffeln. verdämpfte eier Henisch.
5.
in einer stelle aus früherer zeit läszt es Göthe einmal so viel heiszen als machen dasz dampf einströmt, er schreibt an Lavater s. 29 deinen Abraham hab ich nun. das stück wird gute weite wirkung thun. will auch einen würzruch drein dämpfen hier und da meines fäszleins.
6.
engbrüstigkeit verursachen, das pferd hat dämpfendes futter gefressen, wovon es den dampf bekommen hat. von einer speise, die mit schlechtem fett zubereitet ist, sagt man, sie dämpft einen, beschwert den athem.
7.
in dampf hüllen, in ein dampfbad bringen, item die jetz genante kräuter sieden, das haupt wol bedecken, die gesottene kräuter für die nasen halten: man sol es auch lang darmit dempfen Seuter Roszarznei 30. die füsz damit (mit den kräutern) oft dempfen gegen der nacht ist auch gut anstatt eins fuszwassers Paracelsus Opp. 1, 690 B.
8.
sprichwörter bei Henisch 674, armut dämpfet hochmut. lügen dämpfen keinen. wenn gott einem herrn oder geschlecht will aufhelfen, so kann es ihm kein nachbauer oder feind dämpfen.
wir sollen dämpfen fleisch und blut,
das stäts zu sünden reizen thut.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 3 (1855), Bd. II (1860), Sp. 717, Z. 25.

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Zitationshilfe
„dampfen“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/d%C3%A4mpfen>.

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