Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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niederlag, m.

niederlag, m.
einem ahd. niderlac (vgl.urlac m. fatum) entsprechend.
1)
der niderlag, clades, strages Frisius 230. 1246. Maaler 306ᵇ: er hat den niderlag der feind weitläuffig erzehlet. Amadis 6, 131. s. niederlage 4, b.
2)
der niederlag, jus emporii Stieler 1116: Überlingen hat einen merklichen niederlag und kornmarkt. Stumpf 392ᵇ. s. niederlage 6.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1884), Bd. VII (1889), Sp. 769, Z. 35.

niederlage, f.

niederlage, f.,
mhd. niderlâge (Lexer 2, 72), mnd. nedderlâge (städtechron. 16, 401, 6).
1)
die handlung des niederliegens, zu boden sinkens: md.
betrûpnus unde vorchte
an dem vater worchte,
daʒ er unmechtig niderlac ..
des alten niderlâge
was in unmâʒen leit.
Marienleg. 248, 256;
nhd. im fliegen schrient sie (die gänse) gaggag,
und schwigent ganz zuͦ niderlag.
Murner narrenbeschw. 17, 60.
2)
das sich niederlassen zu vorübergehendem aufenthalte sowie der ort desselben, die einkehr, unterkunft, herberge: so haben sie unterstunden ein niderlag zum Haug, ist ein perckheuslin. städtechron. 2, 78, 22 (vom j. 1444);
so haben die maister ir niderlag
bei dem frauentor zum ploben stern,
da wöllen sie ir kunst bewern.
fastn. sp. 753, 22;
dan kein würtzhausz, wonung oder niderlag dazwüschen in diser wüste ist. Frank weltb. 107ᵇ; Arabia ist öd, unerbauwet, on alle niderlag einiger herberg. 184ᵃ; dessenwegen ... (er) seinem lüderlichen vetter die niederlage bei sich erlaubt. Lessing 7, 435; das haus, worinn ich meine gewöhnliche niederlage habe. 12, 235; nach der tafel giengen wir zu einem adellichen, der in der nachbarschaft ein groszes rittergut mit dörfern hat ..., bei dem ich meine niederlage beschlosz. Klinger an Schleiermacher (1776) bei Rieger 394; der ort ist übel beleumdet und eine niederlage von schlechtem gesindel. Freytag ahnen 5, 184. vgl. niederlege 1.
3)
das daniederliegen in folge einer krankheit, die bettlägrigkeit: schickte der liebe gott mir eine harte niederlage. Schweinichen 2, 184; denn er (gott) hat meinem lieben weibe nach öfterer groszen niederlage wieder aufgeholfen. 3, 241; da es endlich zu einer würklichen krankheit und niederlag kam. vorr. zu Günthers ged. c 5ᵃ; drittehalb tage hielt sie sich noch auszer dem bette und würde vielleicht länger ohne niederlage geblieben sein. v. Klenke gedichte der Karschin nebst ihrem lebenslauf 124; neulich war eine arme frau im nächsten dorfe krank, kein mensch trug ihr essen, recht häszlich haben sie sich über ihre niederlage gefreut. Freytag handschr. 1, 102.
4)
die handlung des niederlegens und der zustand des unterliegens.
a)
das zu boden werfen, niedermachen, niederhauen: als her Johan .. an der niederlage (niederwerfung und beraubung) virdacht und geschuldigt wirt. Dief.-Wülcker 782 (vom j. 1402); und geschiht vil morts und niderlag. anz. für die kunde der deutschen vorzeit 11, 333 (vom j. 1428); und es geschahen vil mort und niderlag und man raubet und prennet jemerlich. städtechron. 10, 174, 13 (vom j. 1449).
b)
die besiegung und das besiegtwerden im kampfe, das geschlagensein eines heeres, cedes, strages Dief. 109ᶜ. 554ᶜ. Janssen Frankfurts reichscorresp. 1, 169. 463. 512 (15. jahrh.): des selben jars (1456) geschah die niderlag zu Kriechen-Weissenburg mit dem Turken und die christen gewunnen das velt. städtechron. 10, 217, 2; ein veltschlacht mit groszer niederlag und grausamen blutvergieszen der cristen. Dief.-Wülcker 782 (vom j. 1527); dieser schritt .. führte das heer der Deutschen zween groszen niederlagen zu. Klopstock 12, 240; und richten unter den Doriern eine so schreckliche niederlage an, dasz sie die flucht ergreifen müssen. Lessing 12, 110; jede niederlage seiner truppen erneuerte diese wunde. Schiller 8, 248; wo Hannibal den Römern die fürchterlichste niederlage beibrachte. Becker weltgesch. 2, 469. übertragen:
schöne weiber, ihr seid blumen, eure spinnen sind die tage,
die euch eurer blumen blätter stechen zu der niederlage.
Logau 2, zugabe 30;
eine niederlage beibringen, eine niederlage erleiden im wettstreite u. dergl. oder in moralischem sinne.
c)
überhaupt das unterliegen des schwächeren, die elende lage des armen: von wem aber lebet so vil disz volks (der rabulisten) als ausz niederlag und blut der armen. Schuppius 769.
d)
die niderlag des alleluja (als man aufhörte kirchlich alleluja zu singen). J. Stöffler der röm. calender (1522) 3ᵃ. vergl. Luther 3, 271ᵃ bei niederlegen 1, h und niederlegung 5.
5)
der ort, wo etwas niedergelegt und aufbewahrt wird: nyderlag, susceptaculum, locus vel domus ubi alicujus rei fit susceptio. voc. 1482 x 5ᵇ; niederlage der bücher (bücherrepositorium). Thümmel reise 8, 154; besonders der aufbewahrungsort für waarenvorräthe, das lagerhaus, das waarenlager selbst und der waarenhandel: die niederlage, expositio mericium Stieler 1116;
so trag ich hole hipplein gern,
bei fürsten, grafen, freien und herrn
hab ich damit mein niderlag (handle ich damit und verkaufe
sie).
fastn. sp. 373, 5. 791, 20;
(Arabien) hat grosze niderlag gehabt, dahin die römischen kaufleut handleten wie die teutschen iezo gen Frankfurt. Aventin. 4, 679, 15; weil da ein grosze niderlag wahren ist. Rauwolff 33; niederlage, der ort, wo die kaufleute ihre waaren ab- und in verwahrung setzen. Zedler 23, 737; die Hanse betrachtete die seestädte als blosze niederlagen. Möser 1, 13; in groszen städten sind insgemein niederlagen von rohen materialien. 187; ihr rathhaus sah wie ein magazin aus, und unmittelbar vor dem sahle .. hatten alle kräuter- obst- und eierweiber von Abdera ihre niederlage. Wieland 19, 18; sie (galläpfel) werden aus Ungarn nach Wien in eine niederlage gebracht. Göthe 27, 1, 345 H.; hieher (nach Antwerpen) brachte die Hansa jezt ihre nordischen waaren und die englische kompagnie hatte hier ihre niederlage. Schiller 7, 41; übertragen:
(der hungrige) Macer hat nicht niederlagen,
aber oft die gicht im magen.
Logau 2, 8, 100.
6)
der ort, die stadt, wo waaren ein- und ausgeladen und eingelagert werden: niederlage ist in seestädten ein bequemer und sicherer ort, die waaren aus denen schiffen dahin zu bringen, oder um etwas mit leichterer mühe vom schiffe aus ans land zu bringen. Zedler 23, 737; zu Buchorn .. wird eine niederlag oder schifflände gehalten. Stumpf 392ᵃ; besonders das privileg des niederlagsrechtes, stapelrechtes (s. dasselbe), md. schon im 13. jahrh.: depositio mercium, que in vulgari nederlage dicitur Riedel cod. dipl. 1, 23, 1 (vom j. 1253); dasz .. Breslau und Frankfurt a. O. mit niederlagen gefreiet, begnadet und versehen sein. 355 (vom j. 1510). vgl. niederlag 2, niederlege 2.
7)
bergmännisch, der zu den betriebsanlagen nöthige platz, den der grundeigenthümer dem bergbautreibenden abtreten musz. Dannenberg-Frantz 248.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1884), Bd. VII (1889), Sp. 769, Z. 43.

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Zitationshilfe
„niederlage“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/niederlage>.

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