Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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niederlassen, verb.

niederlassen, verb.,
ahd. nidarlâʒan, niderlâʒan (Graff 2, 307), mhd. nider lâʒen, nd. nederlâten, in eine bewegung nach unten bringen, wobei ein infinitiv (gehen, sinken, fallen) zu ergänzen ist. vgl. lassen II.
1)
transitiv, niedergehen machen, herunter (sinken, fallen) lassen, senken.
a)
mit sachlichem objecte, im eigentlichen sinn: ahd. lâʒet die hende nider. Notker ps. 118, 48; mhd. ûfheben und nider lâʒen (die finger beim eidschwören). freiberg. recht 245;
die vanen hieʒ er lâʒen   in dem sturme nider.
Nibel. 216, 1;
und lieʒ daʒ (fallthor) hinder ime nider.
Iwein⁴ 1125;
dô wart diu brücke nider lân.
4373;
er bat die brücke nider lân.
Parz. 226, 30;
nhd. wenn sie aber still stunden, so lieszen sie die flügel nider. Hesek. 1, 24; das garn niderlassen, retia submittere Maaler 306ᵇ; die segel, flagge, stengen etc. niederlassen oder streichen. Ludwig 1328; niedergelassen kleid heiszet dem frauenzimmer ein aus damast ... verfertigtes kleid mit einem manteau-ermel, hat entweder einen gesteiften oder schlappen leib, und wird der schurtz daran nicht aufgesteckt. Amaranthes frauenzimmerlex. 1331; man hatte den vorhang nieder gelassen. Göthe 17, 273. niederlassen auf: ein purpurrock bisz auff die versen nieder gelassen (ad talos demissa). Aler 1471ᵇ;
und jetzt ...
liesz sie, vom dunklen florgewand
umhüllt, die schlanken glieder
auf einen sessel nieder.
P. Heyse ges. werke 2, 105;
bildlich von sachen und abstractionen: ahd.
nu will ih .. then segal nitharlâʒan (nach vollendung des mit einer seefahrt verglichenen unternehmens).
Otfrid 5, 25, 5;
niderlâʒent iro muot. Notker Boeth. 5; mhd.
der durch ein wîp hât sô sêr
sînen muot nider lâʒen.
Thomasin 4311;
alsô man die rede nidir lie (beendigte).
Milstäter genesis 55, 10;
nhd. sein gemuͤt niderlassen und zuͦ friden stellen, demittere animum; den zorn niderlassen, iracundiam remittere Maaler 306ᵇ; es sei dann der segel des unbedachten gemüts niedergelassen. Galmy 47; hier muszte er mit der niedergelassenen flagge seines kopfes, mit der trottelmütze, den eintretenden Britten salutieren. J. Paul Hesp. 1, 91. niederlassen auf: diejenigen, denen gottes geheimnisse offenbar sind, lassen ihre gedanken auf keine eitelkeit nieder. pers. baumg. 6, 1.
b)
mit persönlichem objecte: und ich ward in einem korbe zum fenster aus durch die maure nidder gelassen (ἐχαλάσθην, demissus sum, goth. athahans vas) und entran aus seinen henden. 2 Cor. 11, 33. niederlassen auf: (Geszler) ist vom pferd herab dem Rudolph Harras in den arm gegleitet und wird auf der bank niedergelassen. Schiller 14, 399 (Tell 4, 3).
2)
reflexiv.
a)
von einer höhe (stürzend, fallend, fliegend, schwebend) sich niederbewegen, zu boden kommen: ahd.
(dasz) er sih ouh fon der hôhi   thes hûses nidarliaʒi (hinabstürzte).
Otfrid 2, 5, 21;
oba thû sis .. gotes sun,   lâʒ thih nidar herasun
in lufte filu scôno.
2, 4
(βάλε σεαυτὸν κάτω, mitte te deorsum, so las dich hinab. Matth. 4, 6); mhd.
der grîfe lie sich nidere.
Gudr. 58, 1;
nhd. und sie (die heuschrecken) .. lieszen sich nider an allen örten. 2 Mos. 10, 14; do lieszen sich die andren (aufgeflogenen gänse) wider nider. Th. Platter 24 B.; die vögel lassen sich aus der luft nieder, aves labuntur per aëra Stieler 1077; der falke läst sich nieder nach einer amsel. Ludwig 1328; plötzlich liesz sich eine hellerleuchtete wolke nieder und schüttete einen wohlriechenden regen über die gluth. Klinger 10, 194; übertragen: der geist der rache läszt sich schwarz über mich nieder und umfaszt mein herz. 1, 13; sich niederlassen auf:
so läszt, im stillen mondenschein,
die panacee für alle seelenpein,
die hoffnung, sich auf seinen busen nieder.
Wieland Klelia u. Sinibald 1, 456.
b)
niedersinken auf: sich auff die kneüw niderlassen, excipere se in genua Maaler 306ᵇ. Denzler 213ᵃ; marquis, der sich auf die knie vor ihr (der königin) niederläszt. Schiller 5, 1, 14 (don Carlos, prosa 1, 4).
c)
sich setzen, lagern: mhd.
diu ritterschaft sich nider lie
und nâmen herberge sâ.
Tristan 5614;
nhd. sich niderlassen, sich setzen, considere Maaler; das orth, da Agraies mit seinem hauffen sich nidergelassen. Amadis 89 K. (vorher da er sich mit seinem hauffen gelägert); do richtet sich die muͦtter uff, danket dem sun .. und liesz sich wider nider. Th. Platter 25 B.; vor allen dingen lassen sie sich nieder (setzen sie sich, nehmen sie platz). Gotter 3, 20;
jüngst als sie unter rosen lag,
liesz ich mich furchtsam bei ihr nieder.
1, 59;
übertragen: mhd.
in mînem herzen si sich nider lieʒ.
Reinmar (minnes. frühling 194, 24);
nhd. hier, wo sich die ruhe der todten niedergelassen hat, in dem öden verlassenen schlosse. Klinger 4, 212.
d)
seinen aufenthalt, seinen wohnsitz nehmen, sich ansiedeln: mhd.
mîn volc und mîne ritterschaft
die sende ich hein ze lande wider
und lâʒe ich mich hie bî iu nider.
Konrad troj. krieg 20512;
nhd. ein sich da niedergelassener töpfer. Rüling beschr. von Nordheim 306; sich niederlassen an, in (mit dativ und accusativ): sich an ein ort setzen und niderlassen, considere apud aliquem locum Maaler; sich an einem ort heuslich niederlassen, sedem alicubi sibi parare, domicilium collocare Stieler; in einer einöde wonen oder sich niderlassen, sich in ein land niederlassen und wonen. Maaler; wisset, dasz ich willens bin mich in dem königreich Portugal nieder zu lassen, und daselbst in trawren mein zeit zu vertreiben. buch d. liebe 256ᵃ; sie wurden .. bewogen, sich .. in Weimar niederzulassen. Göthe 37, 331; wir wollen uns in den böhmischen wäldern niederlassen. Schiller 2, 231 (räuber, trauersp. 1, 6).
3)
übertragen, wie sich herablassen 2 (th. 4², 1009): ahd.
thaʒ sih liaʒ thiu sîn diuri   mit ôtmuati sô nidiri (des reimes wegen statt nidar).
Otfrid 2, 14, 83;
nhd. ich sol mich nicht so gemein jederman machen, und schelten meinen nidergelassen (im particip fehlt das reflexive pronomen) geist, als der jederman sich auch mit gefahr des lebens dargibt. Luther 1, 363ᵃ.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1884), Bd. VII (1889), Sp. 772, Z. 52.

niederlassen, n.

niederlassen, n.:
das niderlassen oder niderlegen, submissio. Maaler 306ᵇ.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1884), Bd. VII (1889), Sp. 774, Z. 11.

niederlasz, m.

niederlasz, m.
1)
wie niederlassung 2: mhd.
von Darbet und von Lêal
quam vromer helde ein michel zal.
zû Rîge was ir niderlâz.
livl. reimchron. 10967 Meyer;
nhd. Josue .. wolte beitten (warten) .., untz daʒ ime zuͦ reht erkant wurde, wa die Leviten soltent iren niderloss haben. historienbibel 799 Merzd.
2)
westerwäldisch ein theil des daches, der auf der wetterseite fast bis zur erde herabreicht (sich niederläszt). Kehrein volksspr. in Nassau 1, 294.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1884), Bd. VII (1889), Sp. 774, Z. 41.

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Zitationshilfe
„niederlasz“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/niederlasz>.

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