Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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nessel, f.

nessel, f.,
ahd. neʒila, neʒʒilâ, mhd. neʒʒele, neʒʒel, ags. netele, nd. netele, nettele, deminutivbildung von dem gleichbedeutenden ahd. naʒʒa, das vielleicht mit nezzi (netz) zusammenhängt, gramm. 2, 64. die annahme eines ursprünglich anlautenden h (hnaʒʒa) und die daraus gefolgerte urverwandtschaft mit griech. κνίδη, κνίζα (Fick² 352) kann wegen des mit bloszem n anlautenden ags. netele, altn. nötr, lit. notere, preusz. noatis nicht aufrecht erhalten werden. baier.-österr. neben nessel auch nestel (Ayrer 3235), s. Schmeller gr. § 680. Weinhold bair. gr. § 142.
1)
die brennessel, urtica Megenberg 423, 11 ff.: wild brennend neszlen, cania Maaler 305ᵃ; die gemeine brennende nessel deren seind neun in teutschen landen bekannt. Bock 1ᵃ; urtica dioica, die grosze brennessel, die nessel mit getrennten geschlechtern. Nemnich 2, 1533; urtica urens, die kleine nessel. 1535; mhd.
dâ wähst nû umbederbe gras,
neʒʒeln unde unkrût.
Gregorius 3551;
der neʒʒelen ursprinc
der rôset ob der erden.
Tristan 17988;
nhd. so wisch ich mein ars nicht gern an nesseln.
fastn. sp. 858, 5;
die nesseln und dorn haben in (acker) uberzogen. Keisersberg has im pfeffer b 4ᵃ; da (auf dem weinberge des faulen) waren eitel nessel drauf. spr. Sal. 24, 31; nesseln werden wachsen und dornen in ihren hütten. Hos. 9, 6; die da nesseln ausraufften umb die püsch. Hiob 30, 4; wer mit bloszen henden nesseln raufft. Kirchhof wendunm. 214ᵇ; in die neszlen brüntzlen (sich arg versehen). Th. Platter 61 Boos;
sie kempften, bisz der eine (hahn) floch,
für scham in die nesseln verkroch.
Waldis Es. 3, 67, 6;
wo blumen stunden ..
sind nesseln nur und ungeheure hecken.
Gryphius 1, 615;
ein weiser zürnet nicht, dasz eine nessel brennt:
es ist der nessel art; ihr weichet, wer sie kennt.
Uz 2, 109;
und führt' ihn durch dornen und nessel und stein
in einen zertrümmerten keller hinein.
Bürger (1778) 213;
bedecke, laub der wilden nessel,
ein dunkles leben voller schmach!
Tiedge Urania 6, 379;
mancher höhnt den frohen tanz,
der in nesseln sich verkrochen.
Stolberg 2, 62;
zeigend, dasz ich nicht vergebens nesseln schwang und disteln köpfte.
Platen 1, 248;
ist es nicht eine schande, nesseln auf das grab desjenigen zu pflanzen (ihn zu lästern), der sie so liebevoll von Lorenzo's grab ausrisz? Lichtenberg 1, 185; wie auf nesseln sitzen. Kotzebue dram. sp. 2, 260; ich weisz eine stolze, welche die veilchen zertrat, die sie suchen sollte, und dabei in die nesseln fiel. Freytag ahnen 1, 14; sprichwörtlich (vergl. Wander 3, 997 ff.): mhd.
sun, si jehent alle, eʒ brenne fruo
daʒ zeiner neʒʒeln werden sol.
Winsbeke 36, 2;
nhd. was zur nessel wil werden, das facht bei zeit an zu brennen. Frank sprichw. 1, 16ᵃ und ähnlich bei Schöfferlin Liv. 87. Ayrer 3235. Simpl. 1, 624, 10. Gryphius 1, 789; ja ich weisz wol, sagt er daruf, du wollest zeitlich zu einer nessel werden (dich tapfer halten). Götz v. Berl. 88; nesseln brennen freund und feinde. Simrock 404; übertragen und bildlich: da sei ein kleines kind ihm nachgelaufen und (habe) gesagt: pfaffe, dasz dich der teufel hole! ohne zweifel hat dies gottlose kind und böse nessel es vorher von alten leuten gehört. wolgeplagter priester (1691) 136; bair. die nessel unwillige benennung, die man kleinen, unruhigen, mit nichts zufriedenen mädchen gibt. Schm. 1, 1759 Fromm.; mir fehlt zum dichter musze und warme luft und glückseeligkeit des herzens, das bei mir tief auf den kalten nesseln meines schicksals halb im schlamm versunken liegt. Lenz an Merck 2, 52; aus der nessel gefahr pflücken wir die blume sicherheit. Schlegel Shakesp. 6, 54 (Heinrich IV. 1, 1, 3); mit deinem munde, in welchen die mode satirische nesseln säete. J. Paul 6, 82.
2)
die nicht brennende nessel heiszt die todte, die taube nessel: aineʒ haiʒet die tôt neʒʒel, diu prent niht und ist doch gestalt sam ein neʒʒel. Megenberg 423, 13. Bock kräuterbuch 2ᵃ; weisz neszlen oder taub neszlen. Maaler 305ᵃ; taube nesseln, welche nicht brennen. Rädlein 671ᵇ; die taube nessel, galeopsis, lamium Nemnich 2, 14. 316 f.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4 (1883), Bd. VII (1889), Sp. 618, Z. 18.

niffel, nifel, f., m.

niffel, nifel, f. m.
1)
die speicheldrüsenkrankheit der pferde: so ain pferdt die nifl ybergeth. Freyschlag arzneib. (vom j. 1590) bei Schm. Pinter pferdschatz 387; die nifel oder feifel. Hohberg 2, 204ᵃ f. Nemnich 3, 411. Höfer 2, 290; der niffl 'eine krankheit der pferde wenn sie erhitzt trinken' Castelli 208.
2)
die nifel, eine krankheit menschlicher augen, welche in einem heftigen jucken besteht' Höfer 2, 291.
3)
nüffel, schuppen auf der haut Schm.² 1, 1731. vgl. niffeln, niffen.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1884), Bd. VII (1889), Sp. 844, Z. 61.

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Zitationshilfe
„niffel“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/niffel>.

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