Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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nord, m.

nord, m.
septentrio, eine der vier weltgegenden, die im germanischen selbständige bezeichnungen erhalten haben (nur ein dem altn. norđr entsprechendes goth. naurþs oder naurþr fehlt zufällig): ahd. nord, nort n., mhd. nort n. m., nhd. nord (daneben noch bei Rädlein und Frisch nort); alts. norþ, norđ (nur als adv. nordwärts); nl. noort, noord; ags. norđ m., engl. north; altfries. north, nord; altn. norđr. — über die etymologie des wortes gibt es nur vermutungen: das schon von Wachter 1148 verglichene griech. νέρτερος (unten, weiter unten befindlich) wird auch von Wackernagel im handwb. 215ᵇ und von L. Meyer in den bemerkungen z. ältesten gesch. der griech. myth. 55 beigezogen, wozu nun Kluge im etymol. wb. 241ᵇ noch zu bedenken gibt, dasz das umbrische nertro 'links' bedeutet, so dasz wir also hier wieder wie in andern sprachen der vorstellung begegnen würden, dasz links und rechts auch zugleich die begriffe nördlich und südlich ausdrücken (s. Grimm gesch. d. d. spr. 980 ff., vergl. auch dessen kl. schriften 4, 258 f. myth.⁴ 28, 836, nachtr. 22. 295, rechtsalterth. 808); Weinhold in Haupts zeitschr. 6, 460 (vergl. auch dessen riesen 25) stellt es mit Niörđr, Neri, nerge (s. nehrung) und norne zu sanskr. nâra, nîra wasser, griech. νᾱρός, νηρός flieszend (das schon von Graff 2, 1096 verglichen wurde), so dasz sich etwa als grundbedeutung 'meerwärts liegende gegend' oder (mit bezug auf den wind) 'vom meere herkommend' ergeben würde. Fick² 786 vergleicht lit. nerti, eintauchen; Leo im ags. gloss. 604 läszt es entstehen aus sanskr. na + ushat, non ustus, non illuminatus, non splendidus (vergl. ost). das wort ist aus dem deutschen auch ins romanische aufgenommen worden: franz. nord, ital. span. norte Diez⁴ 647.
1)
die dem mittag oder süden entgegengesetzte, auch mitternacht genannte himmelsgegend; nautisch der durchschnittspunkt des meridians mit dem horizonte an der dem nordpol zugekehrten seite, einer der vier kardinalpunkte des kompasses Bobrik 510ᵇ: mhd.
von dem osten in daʒ nort.
altd. blätter 1, 309;
nhd. nord ist mitternacht. Aventin. 4, 29, 23; nort, septentrio Bechius im register S 2ᶠ;
oft hab ich im ozean dem norde zu
gegen die felsengestade gehalten.
Klopstock 10, 252;
am höchsten hinauf ...
gegen den nord.
Voss Od. (1781) 9, 26;
(sie) sah an den nord (gegen norden) und legte runen.
Herder stimmen der v. 435;
keine grenze hat es (Russenreich) nach dem nord.
Schiller 15, 2, 504;
ob nicht aus nord ein lüftchen rauschte.
Geibel juniuslieder (1883) 94;
ein schneegestöber dräut vom nord.
133.
2)
etwas im nord, um den nord oder in der richtung nach demselben liegendes.
a)
wie nordgestirn, nordstern: nordt oder das sibengestirn, septemtrio voc. 1482 x 6ᵃ (lat. septentriones, die sternbilder des groszen und kleinen bären);
das sternenliechte fewer
kömpt, wie der schöne nort den schieffen, mir zu stewer.
Opitz poeterei 43 neudruck.
b)
der nordpol und die polargegend:
und hättest du dich gleich gewaget um den nort (: port).
S. Dach 729 Öst.;
unterm blanken nord.
Haller gedanken über vernunft u. s. w. 184;
dort am erfrornen nord, wo sich sein ewig eis
nach einem sterne sehnt.
Wieland natur der dinge 4, 411,
c)
nördliche länder und staaten, besonders Nordeuropa:
nun sich der gesampte nord
grimmig wider uns empöret.
S. Dach 932 Öst.;
einst wüthet' eine pest durch Europas nord,
genannt der schwarze tod.
Klopstock 7, 12;
nord und west und süd zersplittern,
throne bersten, reiche zittern.
Göthe 5, 3;
wohin segelt das schiff! es trägt sidonische männer,
die von dem frierenden nord bringen den bernstein, das zinn.
Schiller 11, 45;
manche dichter .. in der öde des nords erzeugt.
Platen 2, 213;
nach des nords reizloseren triften entfloh
thatkräftige gewalt und reger kunstfleisz.
2, 260;
es dünkt auch uns in süd und nord
das lied der beste freiheitshort.
Geibel zeitstimmen (1843) 55.
3)
der aus dem kalten norden wehende wind oder sturm (s. nordwind, nordsturm):
wann der nord streichet uber see.
Opitz (1645) 2, 72;
wie der kalte nord so strenge drauszen schnaubet.
Brockes 2, 450;
doch reiszet oft der wilde nord
die weisze bürde mit sich fort.
4, 407;
(wie) nie ein scharfer nord die blumen abgepflückt.
Haller die alpen 24;
so bald der rauhe nord der lüfte reich verlieret.
171;
aus Lapplands kalten wäldern,
vom steten nord entlaubt.
Zachariä renomm. 4, 2;
wo der nord auf nackten hügeln
braust.
Jacobi 6, 31;
ich bliebe, wenn der nord in meine segeln pfiffe,
am steuer als der letzte mann.
Gökingk 1, 152;
der sausende westwind
und der hellfrierende nord.
Voss Od. (1781) 5, 296;
ein reiszender sturm von nordwest, welchen man den nord nennt. Kant 9, 297;
der zephir, der mich zu erfrischen
sonst wehte, stürmt und wird zum nord.
d. j. Göthe 1, 13;
wenn die stürme des bergs kommen, wenn der nord die wellen in die höh' hebt. 1, 284;
zische, nord,
tausend schlangenzüngig
mir ums haupt.
2, 25;
ichs wuchs empor, wie weidenbäume
von manchem nord geschlenkt.
Lenz 3, 230;
als hätt' er von dem nord
das rasche flügelpaar entlehnet.
Alxinger Doolin 5, 54;
um an dem kalten nord des winters sich zu rächen.
Schiller 1, 291;
der wilde süd, des nordes rauhe macht.
6, 367 (Än. 2, 416);
alle jene blüthen sind gefallen
von des nordes schauerlichem wehn.
11, 6;
so auf gut glück stürmte die brick
südwärts, vom nord umschnaubt.
Freiligrath (1870) 2, 41.
auch im plural: die nord Gryphius trauersp. 100 Palm, die nords Kant 9, 297; bildlich:
ein drangsals-sturm, ein unglücks-nord
das wolfahrts-schiff .. bestürmet.
Brockes 3, 685;
will ein verfolgungs-nord den baum der ehre kürzen.
6, 533;
ach! die schönsten lebensblüthen
trifft der winterlichste nord.
Bouterweck in Matthissons lyr. anthol. 16, 263;
nun fühlte Schoppe selbst an seinem eignen zerritzten gesicht den schneidenden nord dieses von ihm sonst beschützten charakters (des ritters Gaspard). J. Paul Titan 4, 40.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1884), Bd. VII (1889), Sp. 887, Z. 17.

norde, m.

norde, m.
bewohner des nordens, eine neubildung: der brave norde überschaut vor Asgard in den tiefen des himmels unermeszlichen kampfplatz. der j. Göthe 2, 463 (Frankf. gel. anz. 1772 579, 12 neudruck); eine heldenwuth, wie der norde sie berserkerwuth benennt. werke 48, 89; als man schon fast überall anfing sich norde oder süde zu nennen. Klopstock 12, 321 (gelehrtenrepublik vom j. 1774).
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1884), Bd. VII (1889), Sp. 889, Z. 10.

nort

nort,
s. nord.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1884), Bd. VII (1889), Sp. 900, Z. 4.

nort, nört

nort, nört,
s. nur.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1884), Bd. VII (1889), Sp. 900, Z. 5.

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Zitationshilfe
„nord“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/nord>.

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