Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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niederfallen, verb.

niederfallen, verb.,
ahd. nidarfallan (Graff 3, 460 f.), mhd. nider vallen, nl. nedervallen (Kilian 335ᵃ), delabi voc. 1482 x 5ᵃ, prolabi, procidere, decidere Maaler 306ᵃ.
1)
zu boden fallen, niederstürzen.
a)
von sachen: mit groszem knall oder brastlen niderfallen, ruinam ducere Maaler; (votivstein,) so vor alter nider gefallen war. Aventin. 4, 693, 18;
sobald der wagen fellet umb,
wo vor zwei reder fielendt nider.
Murner geuchm. (kloster 8, 970).
niederfallen in: sie sehen dann dein vaterland in feuer und flammen niderfallen und brennen. Schöfferlin Liv. 38; da fuel ain grosz wurtzhausz in boden nider, erschlug die würtin. Baumann quellen 1, 187. bildlich:
bald fällt der bau der schwachen hoffnung nieder.
Haller 7 Hirzel.
b)
von personen, zu boden fallen, umfallen (todt niederfallen, sterben): under der burde niderfallen, concidere sub onere Maaler; scharff sind deine pfeile, das die völker fur dir niderfallen. ps. 45, 6; da fiel er (Ananias) nider und gab den geist auf. apostelgesch. 5, 5; ich draff sy an den kopf, das sy niderfiell. Th. Platter 16 B.; er wehrte sich (im kampfe) wie ein bär, bis er niederfiel. Schiller 3, 138 (Fiesko 5, 3);
fällst nach der mutter nieder (stirbst nach der mutter).
S. Dach 868.
aufs knie fallen.
α)
zum zeichen der anbetung und verehrung: da fiel der knecht nider und betet in an. Matth. 18, 26; seine brüder .. fielen fur im nider zur erden auff ir andlitz. 1 Mos. 42, 6; da fiel ich nider auff mein angesicht. Hesek. 43, 3; auff die kneuw niderfallen, succidere Maaler;
auff deine knie da nider fall.
Kehrein kirchenl. 1, 23, 2;
sie fielen nider auff die erdt.
107, 31;
wodurch ich denn gerührt in demuht niederfalle.
Brockes 1, 51.
vor (für) einem niederfallen, genu submittere Maaler; kumet, wir sullen anbeten und fallen nieder für den herren. bibel von 1483 284ᵇ; ob du nidervelst und anbetest vor mir. 497ᵃ; lasset uns anbeten und knien und niderfallen fur dem herrn. ps. 95, 6; damit ich für ihm reverentz mache, niderfalle und sage. Schuppius 792;
für deinem altar niderfall.
Kehrein kirchenl. 1, 5, 11;
(sie) fellt nider für dem unendlichen guͦt.
87, 10.
β)
um zu bitten: da fiel sein mitknecht nider und bat in und sprach, hab gedult mit mir, ich wil dirs alles bezalen. Matth. 18, 19; sie werden fur dir nider fallen und dir flehen. Jes. 45, 14; und wer ubrig ist von deinem haus, der wird komen und fur jenen niderfallen (niederfallend bitten) umb einen silbern pfennig und stück brots. 1 Sam. 2, 36;
vergib — hier fall ich reuig vor dir nieder —
vergib mir, wenn ich irre!
Gotter 1, 389.
2)
sich senken, schlieszen, vom auge: Gustav bückte sich mit niederfallenden augen und aufströmender röthe vor ihr. J. Paul uns. loge 3, 77.
3)
in verfall kommen, abnehmen, schwinden:
in einer krankheit nider falt
alles, das lybs zierden ist.
Murner geuchm. (kloster 8, 1028);
durch trauren wird der mensch geschwecht,
die kräfte fallen nieder.
S. Dach 410 Öst.
4)
bergmännisch, nach der tiefe sich erstrecken: bergmann, welcher einen neuen streichenden, niederfallenden gang aufschürft. Span bergrechtsspiegel 182 (Veith 352).
5)
aus der höhe fallen, herniederfallen: der stein fiell ettlich klaffter ob mier nider. Th. Platter 12 B.;
feur vom himmel falle nieder
und verzehr uns.
Herder Cid 33;
stumpf an meiner jugend felsenkraft
niederfällt des todenspeeres schaft.
Schiller 1, 297;
weil vor jahrhunderten ein verscheuchter vogel auf seinem fluge einige saamenkörner da niederfallen liesz, blüht für ein landendes volk auf einem wüsten eiland eine ärnte. 4, 310; der niedergefallene schneehimmel lag auf der erde. J. Paul Hesp. 3, 53; der donner, der schusz fällt nieder, d. h. eigentlich der donnerkeil, das geschosz: ein donner, der so unvermuthet vor ihm niederfällt. Schiller 5, 2, 120 (d. Carlos, prosa 5, 3);
sanft fällt des jägers schusz dort nieder.
Lenau (1880) 1, 25.
weidmännisch, vom aufgetriebenen federwild, das sich wieder auf die erde oder bäume niedersetzt, niederfällt oder einfällt (theil 3, 171). Heppe 279ᵇ. Kehrein 219.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4 (1883), Bd. VII (1889), Sp. 756, Z. 74.

niederfällen, verb.

niederfällen, verb.,
factitiv zum vorigen, niederfallen machen: niderfellen, deruere, percellere Maaler 306ᶜ;
die sturmzeug ...,
darmit man felt die thüren (thürme) nieder.
H. Sachs 6, 59, 20;
da sie die maur nider fällen gedenken. Amadis 6, 257; und traff es auff seine brust, dasz er in gantz zu der erden stiesz und niderfellet. buch d. liebe 274ᵃ;
mit einem grosen streich will er ihn (den fremdling) niderfällen.
Rompler 105;
und unbesorgter sach sich an den aichbaum stellt,
den bald darauf ein stral des wettres nider-fellt.
119;
eine zur wagnerarbeit niedergefällte pappel. Göthe 29, 524 H.; durch fallen umwerfen: der meister kam die stiegen ab und lief Ulenspiegel heftiglichen nach und strucht, felt die fraw und magt nider. Eulensp. 53, 79.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4 (1883), Bd. VII (1889), Sp. 757, Z. 68.

niederfallet, f.

niederfallet, f.,
s. niederfall 3.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4 (1883), Bd. VII (1889), Sp. 758, Z. 5.

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Zitationshilfe
„niederfallen“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/niederf%C3%A4llen>.

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