Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

gelernig

gelernig,
gelehrig, leicht lernend, mhd. gelernic (Lexer 1, 811), auch lernig 14. jh. Schöpf tir. id. 386. Adelung meinte von gelehrig, essollte eigentlich gelernig heiszen, wie man im gemeinen leben einiger gegenden aueh wirklich spricht, allein lehren und lernen waren in den ältern mundarten nicht verschieden.
1)
gelernig discibilis, docibilis, didoctus (so), ingeniosus. voc. inc. teut. g 4ᵃ (spätere ausg., vergl. u. 3), gelernig und gelernicht Stieler 1129:
gib glernigs herz zur kunst (wissenschaft).
Ambr. Blaurer geistl. ges. nr. 572 bei Wackernagel kirchenl.;
wofern ihr nur werd glernig sein.
Ringwaldt evang. K 5ᵇ;
je gelerniger und lehrgieriger einer ist. Butschky Patm. 180; die weiszen papagey und die grauen mit den rothen schweifen sind gelerniger als die andern. Hohberg 2, 719ᵇ; der alster als einem gelernigen vogel war diese lection gar nicht zu schwer. Abr. a S. Clara 1, 179; Postel müszte sehr gelernig gewesen sein und sich selber gewuszt haben zu verleugnen, wenn er Hofmannswaldaus und seine eigne vernichtung (durch Wernikes kritik) ohne empfindung gesehen hätte. Bodmers Wernike vorber. s. 7.
2)
auch gelehrnig, im 17. jh.: gelehrnig, docilis. Calepinus (1570) 460; der ein oder ander gelehrnige kopf. Simpl. 4, 361, 11 Kurz (teutscher Michel cap. 3), daneben gelernig 362, 20; es ist wie lehrnen, für lernen (s. d. I, 2) damals gern geschrieben, um lehren und lernen auch fürs auge möglichst überein zu bringen, wie sie im leben sich mischen.
3)
auch gelirnig (s. d.), wie mhd. lirnen neben lernen, ahd. lirnên, mundartlich bis heute: gelirnig, discibilis etc. voc. inc. t. h 6ᵇ (ältere ausg.), habilis voc. 1482 k 7ᵇ; sie haben seer leise öhrlin und sind fast gelirnig ires hirten stimme zu erkennen. Luther ausl. der ep. von ostern (1544) d 5ᵇ; also das in zuͦ Athen die gelirnigen jünger steet suͦchten. S. Frank chron. 107ᵇ u. ö.; würzet er (Christus) sehr oft seine .. reden mit diesem salz der weisheit, wenn er zumal mit gelirnigen oder schwachen redet. Mathesius Sar. 132ᵇ; das sie so wol lernen und so gelirnig sein. Zimmer. chron. 3, 253; die von gelirniger art. Eyring 2, 572; ungelirnig Tucher baum. 36, 24. auch geliernig Zimm. chron. 3, 345, und gelirig (s. d.) neben gelehrig. glirnig ist noch jetzt die bair. form Schmeller 2, 490, tirol. glîrnig Schöpf 386.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1883), Bd. IV,I,II (1897), Sp. 3010, Z. 26.

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gelaich geläuftigkeit
Zitationshilfe
„gelernig“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/gelernig>.

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