Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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gelosen

gelosen,
los werden, mhd. gelôsen, doch wesentlich md. (mhd. mit âne werden gegeben, s. 2, a); auch mnd. gelosen neben dem einfachen losen Sch. u. L. 2, 46ᵃ. 726ᵇ, mnl. gelosen Oudem. 2, 460. auch gelôs gleich lôs kommt vor, md.: wirt der tôde beschirmit, daʒ jenir von gelucke sîn gelôs wirt. Görlitzer landr. 47, 14, Hom. Sachsensp. II, 2, 222 (aber gelosen Merswin 33 ist elsäss. für gelâʒen, s. gelassen).
1)
anfangs mit gen., wie los werden auch (s. sîn gelôs wirt vorhin) und das mnd. mnl. wort:
sô mac ich nu in dirre zît
wol aller nôt gelôsen.
pass. K. 108, 39;
dô brâchten si vor in ein glas
gemenget gift unde wîn,
daʒ si lieʒen aldâ sîn
und hoften sîn gelôsen mite.
221, 1;
auch nhd. noch im 17. jh.: dasz man der gäste (d. h. wanzen) aus dem hause auch geloset, dasz man vor ihnen mit ruhe schlafen kan. Colerus hausb. 210. s. auch u. 3.
2)
aber nhd. herschend ist der acc.
a)
im geschäftsleben, in handel und wandel im 16. 17. jh., wie schon im 13. jh.: vertoppelt (verspielt) aber her (der knecht) sînes selbes gût oder verseczet erʒ oder zu swilcher wîs ers gelôset ... Sachsensp. III, 6, 2, im Deutschensp. 206, Schwabenspiegel 213 mit âne wirt übersetzt (vgl. entohnen, entohnigen); (er bittet) e. k. f. g. wollten ihm die gnade erzeigen und ihm frist und raum lassen, sein haus aufs beste zu gelosen. Luther br. 4, 552, möglichst vortheilhaft zu veräuszern; irer (manche von ihnen) gelosen deshalben ire kühe, pferde und ander vihe, etliche wöllen von deswegen keine landgüter kaufen, etliche verkaufen sie auch derhalben (um nur nicht viel gesinde halten zu müssen). Glaser gesindteufel A 3ᵃ; darum man solche pferde (die würme haben) gern wider geloset. Colerus hausb. 275, bei gelegenheit verkauft, sich ihrer entäuszert. auch geld gelosen, wie jetzt hier kann man sein geld los werden, in einem sommerliede:
die weisz und roten rosen
helt man in groszer acht,
kan gelt darumb gelosen,
schön krenz man darausz macht.
Uhland volksl. 114 (57, 4).
auch von waaren und vom verkäufer: wann der bauersmann markt gehalten und nicht verkaufen kan, mag er dasselbe an andre örter (als den marktplatz) führen und gelosen. Frisch 1, 623ᵃ aus der preusz. landsordn. 40ᵇ, wie noch bei Hennig 82 aus Königsberg 'ich kann heute nichts gelosen wird gesagt, wenn keine käufer zu den waaren sich einfinden', wo es dann sachlich mit geld lösen zusammentrifft, sodasz für nichts gelosen auch nichts lösen eintreten kann, dieselbe sache in entgegengesetzter fassung, aber eigentlich mit demselben worte (vgl. u. 4).
b)
später besonders in Schlesien bewahrt und entwickelt: damit wir ihme (so) hierdurch als einen unruhigen menschen desto füglicher gelosen möchten. verhandl. d. schles. fürsten u. stände 1619 s. 184; bisweilen wächst unkraut auf den eckern, das man gar übel widerum gelosen kann. Colerus hausb. (1640) 198; noch bei Steinbach 1, 1077 ich kan es nicht gelosen, hac re liberari non possum, und noch bei Weinhold 54ᵇ aus Polnisch Wartenberg.
c)
daher auch bei den dichtern der schlesischen schule:
durch solche freundlichkeit und süszes liebekosen
macht sie, dasz ich mir nicht begehre zu gelosen
den kummer, der mich kränkt (liebeskummer).
Opitz 2, 181;
ich weisz nicht, wie ich noch die fantasie gelose (: rose)
und was die süsze sucht noch endlich aus mir macht.
2, 232;
sei willig, edler ring, mich willig zu gelosen
und einer schönern hand forthin geschenkt zu sein.
Fleming 647 (L. 533);
hosenzeug und kleiderwahren
kan man leichtlich jetzt gelosen:
Mars der trägt bei diesen jahren
meistens ausgezogne hosen.
Logau 1, 6, 49,
mit überschr. ausgezogne bauern machen angezogne krieger, das gelosen ist das des kaufmanns u. a in bitter scherzender anwendung;
man fleiszt sich jetzt den bart vom maule zu gelosen,
und meint es kumme her, ich glaubs auch, von Franzosen.
2, 3, 37;
haus, dorf, stadt, land und reich wird wolfahrt bald gelosen,
wo männer tragen röck und weiber tragen hosen.
2, 5, 16;
ich wolt sie (die böse frau) mit prügeln vom halse gelosen.
2, 6, 34;
eines theils ist mir zwar lieb, dasz Deutschland mit dem Germanicus einen so tapferen kriegeshelden vom halse geloset. Lohenstein Arm. 2, 1116;
zeige mir, mein aufenthalt,
deine liebliche gestalt,
weide mich in rosen,
wo ich meiner seelen qual
in dem herben thränenthal
anders soll gelosen.
Chr. Gryphius poet. wäld. 1, 47.
3)
auch refl., sich gelosen mit gen. obj. (s. a):
sind grosze kinder grosze sorgen,
so ists ja besser heut, als morgen,
dasz ihr euch ihrer habt gelost.
wo sind sie besser aufgehoben,
als eben in den wolken droben?
und disz ist auch kein schlechter trost.
Fleming 349 (Lapp. 256).
4)
erwähnenswert ist noch, als ergänzendes gegen- oder zwischenstück zu geld gelosen los werden und geld lösen, eigentlich los machen (s. u. 2, a) losen für kaufen: wo mede einer, der uszwendig hir inner zoge, solche fryheit (der eingebornen bürger) .. koufen adir losen solle? weisth. 3, 354, hess. 15. jh.; des (meisters) eldiste son sal die gilde (meisterrecht) losen unde koufen mit anderhalbin gulden. Gengler cod. jur. mun. 1, 473ᵃ, Casseler schneiderinnungsrecht vom j. 1402. auch zu lôsene geben, wie ze koufen geben (s. d. II, 8, b) Eisen. rechtsb. 3, 106 Ortloff 1, 742, Mühlh. rechtsb. Stephan stoffl. 1, 53, ebenso zu lôsene tûn (d. h. geben) Sachsensp. III, 56, 3, zum loskaufen hergeben, mnd. te lôsene dôn, vergl. lôsen für kaufen mnd. wb. 2, 727ᵃ, 43. es steht übrigens durchaus für lösen (wie in der ersten stelle zoge für zöge), eig. los machen vom innehaber o. ä., also im grunde dem geld lösen gleich im begriff; s. auch losung 5, a, kaufgeld.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1883), Bd. IV,I,II (1897), Sp. 3050, Z. 35.

gelösen

gelösen,
gleich gelosen, los werden, brandenb.: die kirchenbrecher und diebe haben dadurch das gestohlene silber vertuschen, verpartiren, gelösen und an den mann bringen können. Frisch 1, 623ᵃ aus einem churf. brand. mandat. es ist wie umgekehrt losen für lösen vorhin.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1883), Bd. IV,I,II (1897), Sp. 3051, Z. 68.

1glosen, vb.

¹glosen, vb.,
glimmen, glänzen. mit an. glys 'was glänzt und schimmert, glanz, putz, staat', norw. glossa 'klar werden', glysja dass., schwed. dial. glossa 'glänzen, glimmen' zu einer wurzelform *glus, die auch durch ir. gluss 'licht, helligkeit' (˂ *ghlusto-) bezeugt wird. im gramm. wechsel mit glosen steht obd. gloren im steir. (neben gluren) 'stier dreinschauen' Unger-Khull 296ᵇ; schweiz. gloren (neben glaren) 'glänzen, schimmern' Stalder 1, 450; gloräugli 'kleine, blinzelnde, helle, verliebte augen' Staub-Tobler 1, 136 (neben glar-, glarraug); hess. glorren 'starr blicken' Vilmar 130; vgl. bair. die glorren, subst. plur. für 'augen' (neben glurren) Schmeller-Fr. 1, 976. germ. *glus ist s-erweiterung der basis ghlēu- zur grundwurzel ghel-, s. Persson beitr. z. idg. wortforschung 795; Walde-P. 1, 627; Torp 166. auch nd. gloren, glören 'glimmen' Richey 76; Mensing 2, 398; ostfries. gloren Doornkaat-Koolman 1, 642ᵃ sowie nl. gloren 'schimmern, leuchten' könnte dazu gehören, könnte aber auch altes ō enthalten und gleich neuisl. glōra 'glänzen, schimmern', norw. glôra 'glänzen, stieren' mit glaren (s. d.), glas ablauten (erweiterung *ghlēs-, *ghlōs-, *ghləs- der wurzel ghel-). — vgl. weiter glauren, gluren. schon im 13. jh. in den bedeutungen 1 'glimmen, glühen' und 2 'leuchten, glänzen' vielfach bezeugt, wobei die priorität der bedeutung 1 in dem meist durch einen vergleich an 1 anschlieszenden gebrauch 2 sichtbar wird (s. u. 2). seit dem spätmhd. zieht sich das wort aus dem literarischen gebrauch fast ganz zurück, um erst im 19. jh., meist bei obd. schriftstellern und wohl auf dialektischer grundlage, wieder sprachläufig zu werden. mundartlich ist glosen, auch in sonderbedeutungen (s. u. 4), weit verbreitet, sporadisch bezeugt im schweizerischen (neben gloren), nd. glösen (neben gloren, glören); kärnt. glousen Lexer 116; glousn Schacherl Böhmerwald 17; glusen Christa Trier. 99ᵇ. gelegentlich begegnet glossen Schoch studentenleben (1657) f 5ᵃ; Aler dict. (1727) 1, 958ᵃ.
1)
'ohne flamme brennen, glimmen, unter der asche glühen':
daz viuwer uz den helmen bran
rehte alsam ein glosendiu gluot
Dietrichs flucht 8871 Martin;
dô glostich (in der hölle) als daz eisen,
so man da von siht reisen
in der esse daz sinder
sanct Servatius 3509 Wilhelm;
wie wirds euch ankommen, im feuer walzen und sieden wie die arbes im topf und glosen wie die stein im ziegelofen Abr. a s. Clara reimb dich (1691) 137; auf glosenden kohlenmeilern Rosegger wildlinge (1906) 401; meine eingeweide kamen mir vor wie ein brennender schwamm, brennend mit still fortglimmendem feuer; ... je mehr er einschluckte, desto dicker schwoll er auf und gloste stetig weiter Ric. Huch triumphgasse (1908) 203; im ofen sieht man noch das winterfeuer halb erlöschend glimmen und glosen Schönherr erde (1909) 93; der zunder glost Loritza id. Viennense 52ᵃ. im nd. bes. 'blaken, schwelen':
do hadde de broder tho grotem ungelücke
van dem dacht laten glösen ein stücke
Joh. Lauremberg scherzged. 22 ndr.;
dat licht glöset noch Dähnert pommersche mundart 154ᵇ; de piep glöst Mensing schlesw.-holst. 2, 397. im schweizer. dagegen glosa 'vom feuer sprühen, d. h. kleine glühende kohlen mit heftigkeit um sich her verbreiten' Tobler Appenzell 226; Stalder 1, 456. bildlich von der versteckten glut der leidenschaft, des starken gefühls: da si da prinnent und glosent in der götleichen minne (14. jh.) cgm. bei Schmeller-Fr. bair. 1, 977; fangt das feir eins ohnbeschreiblichen hasses an zu glosen (1703) bei Schöpf-Hofer tirol. 196; is die frau von Stolzenthaler gar a ehmalige flamme vom herrn feldwebel und bei all zwei scheint mir, gloosts noch a bissel Anzengruber ges. w. (1890) 10, 57.
2)
'glühend leuchten, glänzen.' mhd. von gold und edelsteinen sehr geläufig:
des tages glost er (der karfunkelstein) als ein glas
Wirnt v. Gravenberg Wigalois 26 Pf.;
meist in formelhaftem vergleich an 1 angeschlossen:
des (eines edelsteins) varwe als ein zander (glühende kohle)
gleste der dâ glosende lît in fiure
jüng. Titurel 410;
Mai und Beaflor 41 u. ö.; er hatte so einen schönen senckel in der krause, und wahre so ein schöner zahnstocher dran, er glosse doch fluchs wie lauter gold Schoch studentenleben (1657) f 5ᵃ; einen herrgott am weg ..., den hat er vergoldet, dasz er heute noch davon glost Watzlik d. alp (1923) 156. anders:
drum thet ich mich des morgens rüsten
gar frü vor tag, als die sunn här glöst
von orient, die sternen fest
sich neigten gegen occident
(anfang d. 16. jhs.) welsch gattung 411 Waga;
als wie die rothe rosen
auf alabastern tisch im weiszen köcher glosen,
so war sie gantz gefärbt
W. H. v. Hohberg d. habspurg. Ottobert (1664) Q q 6ᵇ;
das spanlicht glost rot auf den goldenen, schwarzen und braunen köpfen E. v. Handel-Mazzetti Jesse u. Maria (1906) 2, 185. oft von den augen:
mir scheint, du trinkst, das leid ich nicht! ...
dein auge glost, die nase glüht
Nestroy ges. w. (1890) 5, 292;
zwei wie kohlen glosende augen Watzlik d. pfarrer v. Dornloh (1930) 179; vgl. Schranka Wiener dial.-lex. 60; von der glühenden farbe erhitzter gesichter: wei en glost! 'rot ist vor hitze im gesicht' rhein. wb. 2, 1277; Mareta österr. wb. 23.
3)
vereinzelt als 'lugen, spähen' bei Musäus, der auch glostern und glosten in dieser bedeutung braucht: bald nachher ... errichtete ich dort jene schilfhütte, daraus im verborgenen zu bestimmter zeit nach den badegästen zu glosen volksmärch. d. Dtsch. (1782) 3, 155.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1941), Bd. IV,I,V (1958), Sp. 208, Z. 16.

1glosen, vb.

¹glosen, vb.,
glimmen, glänzen. mit an. glys 'was glänzt und schimmert, glanz, putz, staat', norw. glossa 'klar werden', glysja dass., schwed. dial. glossa 'glänzen, glimmen' zu einer wurzelform *glus, die auch durch ir. gluss 'licht, helligkeit' (˂ *ghlusto-) bezeugt wird. im gramm. wechsel mit glosen steht obd. gloren im steir. (neben gluren) 'stier dreinschauen' Unger-Khull 296ᵇ; schweiz. gloren (neben glaren) 'glänzen, schimmern' Stalder 1, 450; gloräugli 'kleine, blinzelnde, helle, verliebte augen' Staub-Tobler 1, 136 (neben glar-, glarraug); hess. glorren 'starr blicken' Vilmar 130; vgl. bair. die glorren, subst. plur. für 'augen' (neben glurren) Schmeller-Fr. 1, 976. germ. *glus ist s-erweiterung der basis ghlēu- zur grundwurzel ghel-, s. Persson beitr. z. idg. wortforschung 795; Walde-P. 1, 627; Torp 166. auch nd. gloren, glören 'glimmen' Richey 76; Mensing 2, 398; ostfries. gloren Doornkaat-Koolman 1, 642ᵃ sowie nl. gloren 'schimmern, leuchten' könnte dazu gehören, könnte aber auch altes ō enthalten und gleich neuisl. glōra 'glänzen, schimmern', norw. glôra 'glänzen, stieren' mit glaren (s. d.), glas ablauten (erweiterung *ghlēs-, *ghlōs-, *ghləs- der wurzel ghel-). — vgl. weiter glauren, gluren. schon im 13. jh. in den bedeutungen 1 'glimmen, glühen' und 2 'leuchten, glänzen' vielfach bezeugt, wobei die priorität der bedeutung 1 in dem meist durch einen vergleich an 1 anschlieszenden gebrauch 2 sichtbar wird (s. u. 2). seit dem spätmhd. zieht sich das wort aus dem literarischen gebrauch fast ganz zurück, um erst im 19. jh., meist bei obd. schriftstellern und wohl auf dialektischer grundlage, wieder sprachläufig zu werden. mundartlich ist glosen, auch in sonderbedeutungen (s. u. 4), weit verbreitet, sporadisch bezeugt im schweizerischen (neben gloren), nd. glösen (neben gloren, glören); kärnt. glousen Lexer 116; glousn Schacherl Böhmerwald 17; glusen Christa Trier. 99ᵇ. gelegentlich begegnet glossen Schoch studentenleben (1657) f 5ᵃ; Aler dict. (1727) 1, 958ᵃ.
1)
'ohne flamme brennen, glimmen, unter der asche glühen':
daz viuwer uz den helmen bran
rehte alsam ein glosendiu gluot
Dietrichs flucht 8871 Martin;
dô glostich (in der hölle) als daz eisen,
so man da von siht reisen
in der esse daz sinder
sanct Servatius 3509 Wilhelm;
wie wirds euch ankommen, im feuer walzen und sieden wie die arbes im topf und glosen wie die stein im ziegelofen Abr. a s. Clara reimb dich (1691) 137; auf glosenden kohlenmeilern Rosegger wildlinge (1906) 401; meine eingeweide kamen mir vor wie ein brennender schwamm, brennend mit still fortglimmendem feuer; ... je mehr er einschluckte, desto dicker schwoll er auf und gloste stetig weiter Ric. Huch triumphgasse (1908) 203; im ofen sieht man noch das winterfeuer halb erlöschend glimmen und glosen Schönherr erde (1909) 93; der zunder glost Loritza id. Viennense 52ᵃ. im nd. bes. 'blaken, schwelen':
do hadde de broder tho grotem ungelücke
van dem dacht laten glösen ein stücke
Joh. Lauremberg scherzged. 22 ndr.;
dat licht glöset noch Dähnert pommersche mundart 154ᵇ; de piep glöst Mensing schlesw.-holst. 2, 397. im schweizer. dagegen glosa 'vom feuer sprühen, d. h. kleine glühende kohlen mit heftigkeit um sich her verbreiten' Tobler Appenzell 226; Stalder 1, 456. bildlich von der versteckten glut der leidenschaft, des starken gefühls: da si da prinnent und glosent in der götleichen minne (14. jh.) cgm. bei Schmeller-Fr. bair. 1, 977; fangt das feir eins ohnbeschreiblichen hasses an zu glosen (1703) bei Schöpf-Hofer tirol. 196; is die frau von Stolzenthaler gar a ehmalige flamme vom herrn feldwebel und bei all zwei scheint mir, gloosts noch a bissel Anzengruber ges. w. (1890) 10, 57.
2)
'glühend leuchten, glänzen.' mhd. von gold und edelsteinen sehr geläufig:
des tages glost er (der karfunkelstein) als ein glas
Wirnt v. Gravenberg Wigalois 26 Pf.;
meist in formelhaftem vergleich an 1 angeschlossen:
des (eines edelsteins) varwe als ein zander (glühende kohle)
gleste der dâ glosende lît in fiure
jüng. Titurel 410;
Mai und Beaflor 41 u. ö.; er hatte so einen schönen senckel in der krause, und wahre so ein schöner zahnstocher dran, er glosse doch fluchs wie lauter gold Schoch studentenleben (1657) f 5ᵃ; einen herrgott am weg ..., den hat er vergoldet, dasz er heute noch davon glost Watzlik d. alp (1923) 156. anders:
drum thet ich mich des morgens rüsten
gar frü vor tag, als die sunn här glöst
von orient, die sternen fest
sich neigten gegen occident
(anfang d. 16. jhs.) welsch gattung 411 Waga;
als wie die rothe rosen
auf alabastern tisch im weiszen köcher glosen,
so war sie gantz gefärbt
W. H. v. Hohberg d. habspurg. Ottobert (1664) Q q 6ᵇ;
das spanlicht glost rot auf den goldenen, schwarzen und braunen köpfen E. v. Handel-Mazzetti Jesse u. Maria (1906) 2, 185. oft von den augen:
mir scheint, du trinkst, das leid ich nicht! ...
dein auge glost, die nase glüht
Nestroy ges. w. (1890) 5, 292;
zwei wie kohlen glosende augen Watzlik d. pfarrer v. Dornloh (1930) 179; vgl. Schranka Wiener dial.-lex. 60; von der glühenden farbe erhitzter gesichter: wei en glost! 'rot ist vor hitze im gesicht' rhein. wb. 2, 1277; Mareta österr. wb. 23.
3)
vereinzelt als 'lugen, spähen' bei Musäus, der auch glostern und glosten in dieser bedeutung braucht: bald nachher ... errichtete ich dort jene schilfhütte, daraus im verborgenen zu bestimmter zeit nach den badegästen zu glosen volksmärch. d. Dtsch. (1782) 3, 155.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1941), Bd. IV,I,V (1958), Sp. 208, Z. 16.

2glosen, vb.

²glosen, vb.,
'erklären, erläutern, ausdeuten', neben glosieren, glossieren mhd. und bis ins 16. jh. hinein. bedeutungsmäszig zu glossieren 1, glosse 1:
vernim nu vurbaz mine wort,
wand ich ez dir wil glosen
passional 44 Köpke;
die zwen gepruder ich glosen mus
Michel Beheim buch v. d. Wienern 140 K.;
vereinzelt noch bei Luther: den propheten Jeremia zu verstehen, darfs nicht viel glosens bibelübersetzung 7, 347 Bindseil (vorrede zu Jeremia). im sinne von 'beschönigen, entschuldigen' (s. u. glossieren 2):
kain schand niemand glosiren mag,
wie scharff man si betrachtet
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1941), Bd. IV,I,V (1958), Sp. 209, Z. 51.

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gelaich geläuftigkeit
Zitationshilfe
„gelosen“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/gelosen>.

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