Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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kotze, f.

kotze, f.
husten, s. kotz m.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 8 (1868), Bd. V (1873), Sp. 1901, Z. 9.

kotze, f.

kotze, f.
meretrix.
1,
a)
so md. und oberd. seit dem 14. jh. bezeugt: wer da huset edder heimet eine uffenbare kotzen eder ichkein mensche daʒ der stat nicht erlich were ... stadtr. von Clingen v. j. 1353, Michelsen thür. rechtsdenkm. s. 197; lupa peke, kotze, huore, lupanar kotzenhus. Breslauer voc. von 1422 (mhd. wb. 1, 866ᵇ); Friczgis frauwe hat Peder Risteners frauwen geschulden hore und kocze. buszregister der grafsch. Büdingen 1475—82; die selbe hat die schefern ein alts koczgin (kotzchen) geschulden. das.; von huren weisz ich nicht dismal (die der erzbischof Albrecht gehabt hätte), on das seine c. h. der armen kotzen Else selige zu Magdeburg auch genomen das er doch ir nicht geben hat. Luther 6, 361ᵇ; er hett sich an ein kotzen gehengt. Aventin chron. 332ᵃ; am fressen und saufen fehlet es ihm ja nit. spielleute soll er gnug haben und das ganze (haus?) voll arge, frische kotzen, mit denen er herüm springen könte. interim 345.
b)
auch von knaben die sich misbrauchen lassen: dann er will ein klein freud mit etlichen seinen kotzen haben. Bocc. (1535) 190ᵇ nr. 88, si vuole aliquanto sollarar con suoi zanzeri.
c)
md. auch kotsche (vgl. klatschen aus klatzen): Jerusalem die kotzsche oder hure. Mathes. Sar. 162ᵇ, in der schreibung wie klatzschen im 16. jh.
2)
es diente zum schelten (vgl.kotzolt Haupts Neidh. s. 185).
a)
in der merkwürdigen wendung aller kotzen (vgl. 1, 220):
halts maul, aller unendling kotzen!
H. Sachs 4, 3, 45ᵃ;
schlag her, bistu keck, aller kotzen!
3, 3, 8ᵈ,
in einer ausg. in dieser st. mit umlaut kötzen, was an kötsche schlumpe erinnert; aus der Ruhl gibt Regel 221 kötz f. als schimpfwort, lump, grobian.
b)
in zusammensetzung, nicht nur in kotzensohn (s. d.), auch als bloszer kräftiger zusatz zu andern wörtern, wie phî des kotzenherren! Rothe dür. chron. s. 291 für schlechter herre, im zorn vom landgrafen Ludwig im munde des schmidts in der Ruhl (die stelle daher auch bei Spangenberg jagteufel 1560 R 4ᵇ), ähnlich scheltend altthür. kotzenschalc, kotzendanc, s. Bech Germ. 5, 241.
3)
das wort musz alt sein.
a)
es findet sich auch mnd., und zwar mit ungebrochnem vocal, cute meretrix Dief. 357ᶜ, und ebenso engl. dial. cut Hall. 288ᵇ.
b)
diese aber finden einen anhalt in einem gleichklingenden namen der weibl. scham, mnd. kutte Dief. 163ᵃ, noch nd. kutt Danneil 121ᵇ, kutte Dähnert 263ᵇ, ostfr. kutte, küttje (kunte) Stürenburg 129ᵇ, auch nl. kutte, schwed. dial. kuta, kutta Rietz 365ᵇ, engl. cut Hall., altengl. kutte Stratm. 132; ziemlich einstimmend ist ein ahd. quiti vulva Graff 4, 650, das wieder nahe an goth. qviþus leib, mutterleib rührt. s. weiter kuttel.
c)
beachtenswert ist übrigens, wie die berührung mit kotze gausape sich wiederholt in den lautlich ähnlichen fotze vulva und villus, und zotte, zote, s. 4, 44. 45.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 8 (1868), Bd. V (1873), Sp. 1901, Z. 10.

kotze, f.

kotze, f.
ein kriegszeug: zwei pöler und eine kotze. Gemeiner Regensb. chr. 2, 36; die strasz mit chotzen und antwerch besetzen. 49, v. j. 1343 (Schm. 2, 347). gleich katze 6, b.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 8 (1868), Bd. V (1873), Sp. 1901, Z. 59.

kotze, f. und m.

kotze, f. und m.,
grobes zottiges wollenzeug, auch decke oder kleid davon. mhd. kotze m., ahd. choz und chozzo m., chozza f. Graff 4, 539. nebenformen s. unter II, 1.
I.
Gebrauch und bedeutung.
1)
als zeug.
a)
gausape, ein kotz, ein tuͦch das auf beiden seiten gefotzet (zottig, lockig) ist, serg. Dasyp. 84ᶜ; pannus villosus, rauch, zottet tuch, vulgo kotze. Golius 1582 209 (anders 1588 229 und bei Chytr.); ein vierteil von einem englischen kotzen. Rulands handlungsbuch 14. vgl. kotzenmacher.
b)
auch von filz, wie es scheint, nach 'kotz, filtrum' in einem voc. inc. teut. (Dief. 250ᵇ s. v. fulcrum), vgl. kotzhut.
2)
stück davon, als decke u. dgl.; entlehnt poln. koc m.
a)
als bettdecke u. ä., mhd. Haupt 8, 153 v. 280, lodex kotze voc. opt. 28ᵃ, voc. inc. teut. n 4ᵃ, voc. 1482 r 1ᵇ, culcitra kotz Dief. 161ᶜ, bei Dasyp. 366ᵈ kotz cento, teges, im voc. inc. teut. h 4ᵃ geferbte deck oder kocz, fulcrum, culcitra, im voc. th. 1482 pp 1ᵃ wullin kotz, lane owirra (?):
dar zuo gib ich euch gestrak (zur aussteuer)
einn choczen und ein strosack,
und auch einen kittel frisch,
da mit ist sei (die braut) berait ze tisch
und auch ze pett nach unserm recht.
ring 34, 27;
fuhren wir in groszem regen mit demselben über das land und bedeckten uns mit schlechten kotzen, die der baur mit sich genommen. Jucundiss. 185; wann die gans nit sovil der guͤten federn hergeb, würde mancher auf dem stro, ungerischen kotzen oder wälschen madranzen sein rhuͤ nemmen muͤszen. Melch. de Fabris von der martinsgans 1596 bl. 13; läuse aus ungerischen kotzen zu vertreiben. Colerus hausb. (1640) 221, ungr. kótz rosshaardecke, auch werg, entlehnt; körbe, kisten, wollene teppiche und kotzen der türkischen schiffsgesellschaft. Schubert reise 1, 387.
b)
pferdedecke, gausape Comenius orb. p. 1, 157: so sol man das ross mit einer kotzen bedecken. Zechendorfer gebr. der ross 1, 1; lasz das pferd mit wüllenen kotzen fein warm zu decken. Uffenbach 2, 55; decke ihm (dem pferde) eine kotze oder einen sack .. über, dasz es fein wieder erwarmet. Colerus a. a. o. 263.
c)
es heiszen aber später auch andere als wollene decken so, z. b. leinene: wans etwe ein stückl hausleinwed zu hemeden, hosenfuetter, kotzn und leilachern brauchn thetn. Schwabe tintenf. 40. von ziegen- und pferdehaaren: das ehrsame kotzenmacherhandwerk gerathet gänzlich in abschlag, weilen alle gais- und pferdhaare zur ausstaffierung deren parocken aufgekauft werden. Neiner tandelm. bei Schm. 2, 347.
d)
es ist noch südd. in voller geltung, östr. Höfer 2, 150, bair. kotzen, kutzen m. in allen drei bed. Schm. 2, 347, schwäbisch kotz f. wolldecke und bedeckung überhaupt Schmid 323. mittel- und nordd. jetzt unbekannt, während doch Stieler, Schottel, Steinbach, Rädlein es noch haben, vgl. Ringwald unter 3.
3)
als kleid, hauptsächlich mantel, als regenmantel, reisemantel, pilgerkleid, bei bauern und bettlern. so ahd. allein als lacerna, vestis fimbriata (zottig), birrus, paenula, mhd. z. b. Parz. 664, 27;
er nam ainen rauhen kotzen (als pilger), er legt in an den leib.
Wolfdietrich bei Haupt 4, 447;
ouch dede hei an darnâ (sich verkleidend)
einen alden (gedr. alda) kotz grâ,
der was des armen gewesen.
Karlmeinet 259, 31,
also auch nrh. (noch jetzt?); sagum, ein filzrock, kriegskleid, kotz. Dasypodius 290ᶜ; ir (der alten Deutschen) kleid war ein schlechte kotz und enger kriegskittel. Frank Germ. chron. 5ᵃ;
seins kleids gewand von kamelhar
auf kotzen art gewirket war.
Ringwald ev. B 8ᵇ,
also damals auch bei nordd. schriftstellern; Wolf Dieterich (als pilger) reiszt unter seiner kotzen sein wehr heraus. Ayrer 219ᵃ; sie hängen die kotzen um. Chr. Weise freim. redner 329, schles. jetzt kutzen; der mantl ist mir lieber als ein alter kotzen der mausen (sich fasern?) thut. Abr. a S. Clara 1, 284. fränk. kotze m. oberrock, bei bauern. Frisch 1, 541ᵃ. vgl. kotzenkleid, kotzenmantel, kotzet, kotzengrob, kötzlein.
II.
Nebenformen und verwandtschaft.
1)
die formen.
a)
zunächst ist wieder die vielseitige ausbildung als m. und f., stark und schwach zu beachten. das starke m. gehört z. b. dem Rheinlande an, denn die altmrh. gl. zu Heinr. summ. geben koz lacerna Germ. 9, 28, wie nrh. im Karlm. unter I, 3 kotz, oberrh. choz penula bei Graff aus einer Straszb. hs.
b)
die nebenformen mit u werden echt sein (bair. unter 2, d, schles. unter 3), denn auch ahd. zeigt sich ungebrochner vocal in umbichuzî f. amictus, pichuzan und umbichuzan amicire Graff 4, 539, und so gibt noch Schröers voc. von 1420 s. 37ᵃ neben toga ein kocze togatus kuczt, eine übrigens md. quelle, womit bezeugt ist dasz die heutige beschränkung aufs oberd. nicht ursprünglich ist; auch in den md. Marienleg. 22, 151 ein praet. kuzte, legte als mantel um.
c)
selbst mit umlaut kütze, bei Schm. 2, 347 aus Nürnberg als grobes oberkleid, 'der teufel hat ihn bei der kützen', schon mhd. (wb. 1, 866ᵇ); die form stimmt zu dem ahd. umbichuzî unter b. Stieler 1020 gibt auch kötze f., pl. kötzen, gausape, storea, stragulum villosum (neben kotz f.), vgl. lacerna ketz Dief. nov. gl. 225ᵇ. das urspr. u bezeugen wol aber auch mhd. kutzmentelîn Renner 241ᵇ (vgl. 228ᵃ kurze mentelîn, verschrieben?) und kutzhuot für caliendrum (Dief. nov. gl. 66ᵇ), das sonst mit filzhut glossiert wird (s. I, 1, b); vgl. kotzhut und kotzenmantel.
d)
merkwürdig aber auch küte, bettdecke, oberrh.: wann die kellerin uns das bett soll machen, so muͦsz sie gar eben luͦgen, das sie das underlilach rechts leg, das die nät gegen dem bett sei, und das oberlilach lätz mit der nät gegen der küten oder sergen, uf das uns die nät nit schnatten (schwielen) hinin in die hut trucken. Keisersb. post. 3, 40ᵃ. das altfranz. coute bettdecke kann es nicht sein, denn dem entspricht kolte (s. d.); aber serge wird wie hier gleich küte, so bei Dasypodius (u. I, 1, a), also auch in Straszburg, gleich kotze genannt, und ebenso kommt kuthut bei Keisersb. anscheinend gleich kutzhut vor (Scherz 850), und das gut hd. kutte liegt dem kotze I, 3 in sache und form so nahe, dasz ein hd. stamm kut neben kuz anzunehmen scheint.
2)
die ursprüngliche verbreitung.
a)
wie es für früher sich auch als md. erwies (1, b), so war es noch früher auch nd., denn in der Freckenhorster heberolle erscheint einmal als abgabe I lakan, I cot (Heyne kl. altnd. denkm. 135ᵃ), wol ein leinen und ein wollen tuch, wie nach dem Werdener heberegister zinspflichtige I kottum, II kottos gebẹn muszten (das.), nach dem trad. Fuld. 43, 11 xxviii Sclavi kozzos reddunt (andere das. pannos ex proprio lino, jenes alts. lakan); das ist alts. kot, wie hier altmd. koz oder kozzo in lat. form.
b)
ob es in den andern sprachen nd. lautstufe bestand? als spur davon kann ein isl. kot n. pectorale, thorax, en vest eller brystdug Biörn 1, 470ᵇ in frage kommen. das engl. coat rock scheint vielmehr aus dem franz. entlehnt, altengl. cote, coote Stratm. 121, und daraus wieder gael. cota m. a coat, a petticoat.
c)
es geht nämlich auch durch die roman. sprachen (s. Diez 1, 144): frz. cotte unterrock, altfrz. cote langes oberkleid (davon cotillon unterrock), prov. span. port. cota f. rock, waffenrock, panzer u. ä. (span. cotilla schnürbrust, an das isl. erinnernd), prov. auch cot m., it. cotta langer rock, kutte u. ä.; die Germanen werden das wort auf romanischen boden mitgebracht haben. es muszte bei ihnen ein gesamtname für oberkleid sein, da davon ein zeitwort für amicire überhaupt (s. II, 1, b) entstehen konnte; das war aber wol urspr. einfach ein stück wollenzeug, daher die bed. wollene decke u. ä. I, 2, die wolbemerkt ins rom. nicht mit übergieng. s. auch mlat. cota, cotta, cottus für rock bei Ducange (cottum, cotus für bettdecke), 'kottus kozzo' bei Graff und Mones anz. 5, 232.
3)
zur verwandtschaft. da in dem worte wahrscheinlich ein stück altgermanischer wollenweberei steckt, die bezeichnung aber wol von der art des gewebes, dem grob zottigen entnommen sein konnte (im gegensatz zur leinenweberei), so kommen gleichklingende wörter mit diesem begriffe als verwandt in frage: siebenb. verkôzen verwirren (Haltrich plan 24ᵃ), zips. kotzen wirres haar, nordenglisch cotted, cotty verwirrt, verflochten, cot wollabfall (Halliw.) und anderes, was unter katzen 2 zu finden ist. doch s. auch unter kötze am ende.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 8 (1868), Bd. V (1873), Sp. 1901, Z. 62.

kotze, m.

kotze, m.
nordd. für kotsasse, eig. kotse, gekürzt aus nd. kotsete, wie ähnlich inste aus insete (insasze), Holsten aus Holtseten (mhd. Holzsæʒen); so z. b. brandenb., meckelnb., s. Frisch 1, 540ᶜ, der ein älteres kotzenstäde gleich kothstelle, köterei belegt. kotze auch baltische stud. 15, 75.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 8 (1868), Bd. V (1873), Sp. 1903, Z. 48.

kotze

kotze,
runco, kozze, jätmesser. s. fundgr. 1, 379ᵇ, vergl. Diefenb. nov. gl. s. v. runco.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 8 (1868), Bd. V (1873), Sp. 1903, Z. 53.

kötze, f.

kötze, f.
korb, rückenkorb u. a.
I.
Bedeutung und gebrauch.
1)
korb: citella, sporta, kötze Dief. 127ᶜ 15. jh. (rhein.).
a)
hauptsächlich tragkorb, rückenkorb mit armbändern (Schm. 2, 347, Vilmar 221), corbis dorsuaria Stieler 1020:
dein kötzen ist da worden leer.
Ayrer fastn. 108ᵇ,
vorher korb genannt (mit birnen); nam ihn (den mantel) in ein fränkische kötzen und truge ihn für das statthor. Kirchhof wendunm. (1602) 1, 511, eine kötze in bestimmter, fränk. form; bei diesem steine ruhte frau Hulda jedesmal aus, wenn sie ermüdeten mädchen, welche zu schwer mit gras, streu oder holz belastet waren, die kötze abgenommen und getragen hatte. Wolfs zeitschr. f. myth. 1, 24, unterfränk.; sah aus wie ein .. bettler und trug eine kötze auf dem rücken, als wollte er milde gaben darin sammeln. kinderm. no. 46, hessisch.
b)
aber auch als doppelkorb den ein esel trägt, s. fastn. sp. 731, 21. 346, 1 (obscön angewandt).
c)
auch für vogelkorb, bei Dasyp. s. v. avis: aviarium, ein vogelkrätze oder kötze, ein ort da man vogel ziehet oder neret. 16ᵇ. als fischkorb s. II, 1, a.
d)
es gilt heutzutage, meist mit nebenform kütze (s. II, 1), in Franken, z. b. graskötz, tragkötz, mistkötz, hüenerkötz Schm. 2, 347, von da wesentlich das Main- und Rheinland abwärts, am Mittelrhein, in Nassau, Niederhessen (Vilmar 221, mit beschreibung der verschiedenen form des korbes), auf dem Westerwalde Schmidt 95, der es auch als pfälz. angibt; auch ins nrh. greifend bei Fromm. 5, 278ᵇ. 281, in Waldeck Curtze 478ᵇ (s. auch II, 1, a), anderseits südl. ins schwäbische (Schmidt a. a. o., vergl. übrigens II, 1, c). auch nordfränk., im henneb. Reinw. 1, 86. 2, 74, in der Ruhl Regel 151; nördl. aber selbst ins nd. gebiet greifend, götting. kœze, selbst kœte Schambach 110ᵇ, vgl. II, 2.
2)
westerw. auch dicker bauch: sie hat eine kötze. Schmidt 95, eig. wol als futterkorb, freszkorb gedacht. so schon kötz bauch bei H. Folz, in der anrede an einen trinker:
wann du dein kötz seufest so vol.
Kellers fastnachtsp. 1211.
ebenso nordböhm. kober (s. d. 1, b) bauch, eig. korb, und osnabr. kype korb (s. kiepe) auch für bauch, z. b. he heft syne kype vull, s. Strodtm. 103.
3)
andres flechtwerk: sind mit binzen und kötzen, ausz einem gemösz gemacht, bekleidet. Frank weltb. 1567 197ᵇ.
4)
merkwürdig für wiege bei Kirsch cornuc. 1, 572ᵃ: incunabula, kindswiegen, kötze, doch wol eigentlich korbwiege.
5)
fraglich scheint bei Stieler 1020 kötze als schrank; da er als andere aussprache dafür köde angibt (d. i. köte, s. d.), auch als korb, so liegt da wol eine vermengung vor.
II.
Formen und verwandtschaft.
1)
die formen zeigen ziemliche manigfaltigkeit.
a)
kütze wird als neben kötze geltend angegeben nass., fränk., henneb., hier als 'feiner' von Reinwald 1, 86. und wie dieser es auch aus Koblenz gibt, so ist es dort überrh. älter bezeugt: und wannie (für mhd. swanne) er einen weiszen fisch fanget, sol er ihme in den mund speien und die kütz bieten (hinhalten). felt er in die kütz, so ist er des gehofeners, felt er ausz, so ist er wiederumb des herren. weisth. 2, 528, ein fischkorb. trotzdem wird kötze bei seiner verbreitung auch echt sein.
b)
der vocal wird theils kurz theils lang angegeben, beides zugleich vom Westerwalde, aus Nassau, kötz und köz, kütz und küz (d. i. eig. küze u. s. w.) Kehrein 1, 241, nur lang hess., waldeck., götting., auch pfälz. 'keeze' Reinwald 1, 87 (vgl. c). ebenso schwanken kitze und kieze gleicher bed. (sp. 700). doch wird überall die kurze form die ursprüngliche sein. vergl. die doppelform kitze und kieze katze sp. 870.
c)
als nordschwäb. wird übrigens kätze angegeben, so aus Schw. Hall von Reinwald 2, 74, und ebendaher ein älteres zeugnis, 'ketz tragkorb' bei Schmid 311, dessen e gleich ä sein wird: ein trunkener redt heraus wie eine ketz die keinen boden hat. Seybold lustgarten (1677); auch das pfälz. kêze unter b könnte daher gehören. so stellt sich aber in kitze, kütze, kätze völlige ablautung dar. und noch anders im vocal schwäb. käuze (kaize) f. bäckerkorb der auf dem rücken getragen wird Schmid 304.
2)
für das alter des wortes ist die frage wichtig, ob es sich auch im nd. bereiche findet. das gött. köte unter I, 1, d, zudem als selten bezeichnet, ist als beweis nicht ausreichend, da es der hd. form entstammen kann; merkwürdig wäre daran die rückverschiebung des z zu t, die doch wirklich vorkommt (s. u. kerze). sonst find ich nur ein engl. wort das zu kitze stimmt: kit korb von stroh oder binsen für häringe oder sprotten, doch auch korb überhaupt Halliwell 496ᵃ.
3)
hohes alter wird ihm aber wol durch folgende merkwürdige gleichungen verbürgt.
a)
für wiege findet sich ein englisches cott (auch kleines bett) Halliw. 272ᵇ, das für kötze wiege (I, 4) in frage kommen kann. die wiege heiszt aber hd. auch hotze (Frisch, Dief. 162ᵇ, nov. gl. 123ᵇ), und diesz scheint im grunde eins mit schweiz. hutte korb, hotte Frisch 1, 471ᵃ, vergl. das. hotzeln auf dem rücken tragen wie einen korb. also kötze korb, wiege : hotze wiege, korb, und beide gleich bis auf die anlautstufe.
b)
wie aber korb selbst auch häuschen, hütte ist, schon ahd. (sp. 1799), so stellt sich zu jenem hutte korb überraschend hütte selbst, und ebenso zu kötze korb das md. nd. kote hütte, engl. cot. beide wortpaare gleichen sich völlig in der sache, in der form dem lautstoffe nach auch, nur die lautstufe des anlauts ist gleichmäszig abweichend. das ganze aber ist ein neuer beweis, dasz in der vorzeit hütten, häuser auch durch flechtwerk, korbwerk hergestellt wurden (s. sp. 1800 β). vergl. auch kiepe korb mit kiffe häuschen?
c)
vielleicht findet auch kotze wollengewebe hier sein unterkommen. es traten dort II, 3 wörter auf mit dem begriff flechten (s. besonders kaute, kauze geflochtenes flachsbündel). das weben ist ja nichts als eine art flechten, und das älteste weben, das doch mit der hand geschehen muszte, war notwendig ein wirkliches flechten. noch jetzt tragen die Gottschewer hirten in Krain mäntel die sie sich von lindenbast machen (3. jahresber. d. vereins des krain. landesmus. 1862 s. 24), wie die Inder sich kleider aus bast flechten. für unsere vorzeit gibt eine andeutung gleicher kunst goth. snôrjô korb, flechtwerk verglichen mit hd. schnur, für die Slaven vielleicht böhm. koš korb vergl. mit košile hemde. ja man könnte kleid so zusammen bringen wollen mit nd. kloet korb (s. klauer 2), klauder weidicht.
d)
einen einigungspunkt für unsere wörter und begriffe böte überraschend das finnische, da heiszt kudon zugleich stricken und weben undbauen Renvall 1, 224ᵇ (ehstn. kuddoma stricken und weben); und der finnischen anklänge sind zu viel und zu bedeutsame, als dasz man sie schlechtweg zurückweisen könnte (s. z. b. unter kanker, kitzeln 3, a, kocke haufe 2, b, kasten 8, b, kitz II, 5).
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 8 (1868), Bd. V (1873), Sp. 1903, Z. 55.

kutze, m.

kutze, m.
gleich kauz, s. dort; den kutzen streichen, schmeicheln, s. sp. 369 (vgl.keuzeln und kitzeln I, 4, c), noch im 18. jahrh.: am ende ists einem jeden ehrlichen kerl, und einem dichter mehr als jedem andern, besser, wenn er sein verdientes brot im schweisz seines angesichts isset, und dafür keinem August hofiren und keinem angeblichen Mäcen den kutzen streichen musz. Wieland ausgew. briefe 3, 296;
pralen, verläumden, heucheln, hofiren,
den kutzen streichen und scharren im mist.
ders. liebe um liebe, teutsch. Merkur 1776 2, 124 (nachher entfernt),
in der anm. mit belegen aus Keisersberg und der erkl.: kutze oder kotze hiesz eine art oberrock von grobem unbeschohrnem wollenzeug. noch straszb.:
so. strich mer nurr de kuzze
un mach guet männels, hex! de weist, 's duet als ebs nuzze.
Arnold pfingstm. 69, vgl. 194;
bei Amaranthes frauenzimmerlex. 1109 kutzen, ein runder und dicker kragen von zobelfell oder marder überzogen, den die weiber in Straszburg zur winterszeit umschlagen, wird unter dem halse mit einer groszen schleife zugebunden, vergl. kûtsch unter kutzhut 3, b.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 12 (1873), Bd. V (1873), Sp. 2908, Z. 36.

kutze, f.

kutze, f.
gleich kutsche, s. d. 2, c.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 12 (1873), Bd. V (1873), Sp. 2908, Z. 58.

kutze, f.

kutze, f.
katze, 'der härtere ausdruck', sprichw. darf nicht kutze sagen, wenns voller katzen läuft Schm.² 1, 1318, d. h. der feindlich gemeinte name für sie, s. unter kutz! auch kutzrein und kitze 1, a. Samt dem z auch nd., im brem. wb. 2, 903 'ene wilde kuutze, ein wildes flüchtiges mädchen', eig. doch wol katze, vergl. nd. kûz m. kater Schambach 98ᵃ, mehr s. sp. 274 unten, zur länge unter kutz 1, c.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 12 (1873), Bd. V (1873), Sp. 2908, Z. 59.

kutze, m. oder f.

kutze, m. oder f.,
gleich kotze, mantel, rock oder bett von grobem wollenzeuge, filz u. ähnl., ostmd.: sind die weiber am strand und haben feuer dabei und ihre belze, kutzen und was sie vermögen, damit ein jede ihren mann erwermet. Schütz Preuszen 42; dasz die schönheit nicht in kutzen, sondern in seide und gold gekleidet (sein) solle. Lohenstein Armin. 2, 408; dasz ... ein tagelöhner auf einer härenen kutze oder auf einem strohsacke sanfte schliefe, wenn ein groszer könig sich auf sammet und seide unruhig herum welzte. 2, 854; s. darüber unter kotze II, 1, b, vergl. kutzhut, auch kutsche unter kütschelpelz.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 12 (1873), Bd. V (1873), Sp. 2908, Z. 66.

kütze, f.

kütze, f.
dasselbe, s. kotze II, 1, c, vgl. noch kötsche umhängetuch unter kütschelpelz.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 12 (1873), Bd. V (1873), Sp. 2908, Z. 77.

kütze, f.

kütze, f.
korb, s. kötze II, 1, a.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 12 (1873), Bd. V (1873), Sp. 2909, Z. 1.

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„kutze“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/kutze>.

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