Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Neubearbeitung (²DWB)

freveln, vb.

Fundstelle: Band 9, Spalte 1056, Zeile 54 [Schlaps]
FREVELN vb.   ahd. fravalen, mhd. vrevelen. mnd. vrēvelen; mnl. vrevelen, nnl. wrevelen; vgl. auch ae. fræfelian. status des nl. umstritten, evtl. dt. lehnwort. abl. von frevel m. 1 ein unrecht verüben (oder büßen). seit dem 19. jh. vermehrt als (attributives) part. präs.: 12.jh. temerari fravalin ahd. gl. 2,216,13 S./S. ⟨1264⟩ alle, die kirchen brennent oder brechent .. swer dar inne stilt oder roubet oder frevelt dran, die sint alle samt ze banne (bearbeitung) Berthold v. Regensburg 1,531 P./S. 14.jh. des boͤsen túvels spil/ gar sere fraffelte an gotte schweizer Wernher 77 DTM. 1497 in dysem rechten steet auch wie wol er nitt freuelt. wann der glauber also (den besitz des schuldners) occupiert. ye doch ist er sicherer das er sollichs mit des gerichts erlaubung thuͤ clag antwurt 137d. 1508 wölcher da frevelt mit gweren oder wauffen, .. da stahel und isen an ist, der verfallt dem raut dri pfund haller obrhein. stadtrechte II 1,110. dr.1576 ja mutwillig thut vnrecht jr,/ frevelt mit mund vnd händen kirchenlied 4,840a W. 1616 ob auch jemant seinem pastor oder sonst priesteren frevelt und unehr hab angepotten? qu. sendgerichte 25 K. 1657 ein fürst der frevelt dir,/ und du hast mittel da und hir,/ dein recht ../ durch menschen unrecht außzuführen Gryphius Carolus 21 P. 1734 sind also diejenigen (dichter) strafwürdig, welche recht mit vorsatz freveln, denen man es in ihrem leben recht ansehen kan, was sie dencken, weil sie auch sich gott widersetzen Scheibel sünden 47. 1781 wenn ihr holz frevelt, und ganze fuder raubet – so muß ich nichts wissen Pestalozzi 2,23 B. 1826 wie hatte doch das mädchen vor gott gesündigt und gefrevelt dadurch, daß es so wunderhübsch geworden war! Hauff mann 1,45. ⟨1870⟩ ich (kann) nicht umhin, von Börne zu sprechen, welcher wenigstens den guten willen, ja die leidenschaft der ehrlichkeit hatte, als er im einseitigsten ungestüm seiner rasse gegen Goethe frevelte Kürnberger ges. w. 1,106 D. 1932 wenn denn mit diesem wort frevel das besagt wird, daß derjenige, der frevelt, nicht nur etwas böses tut, was andere auch tun, .. sondern daß er sich dadurch irgendwie hervortun will, und daß er seine überlegenheit über die allgemeinen gesetze der sitte und konvention dadurch beweisen will. wer frevelt, tut nicht nur, was ‘man’ tut, er handelt nicht mit den anderen zusammen, sondern er tut seine ganz eigene tat Gogarten ethik 52. 1966 so eindringlich er (Hegel) den eigenen geschichtsoptimismus durch den satz, geschichte sei nicht der boden für das glück, berichtigt, so sehr frevelt er, indem er jenen satz als idee jenseits des glücks zu etablieren trachtet Adorno dialektik 344. 2003 wir sollten rache üben an jenen, die den herrn und seine werke so schamlos frevelten d. tagesztg. 7072,6.6.2003,13. bußgeld zahlen; gefrevelt sein mit einer geldstrafe belegt sein: ⟨1380⟩ wer pey der wage nicht slachen wil als vorgeschriben stet, der sol das gancz iar ungeslagen sein und an der panch nicht haben ze slachen. und hat dannoch gefrävelt dem gericht und der stat brixner stadtrechte 36 M. 14./15.jh. so sich zween miteinander schlagen mit truknen streichen, so frevelt ie einer umb oder vor 3 lb. hlr. obrhein. stadtrechte I 607. ⟨n1511⟩ welher ainem stain ab seinen grunden bei dem tag tregt, als oft er das uberfaren wiert, der hat verbandlt 12 ₰; thuet ers aber bei der nacht, der hat gefrävlt dem herren 6 β 2 ₰ öst. weist. 15,256. 1567 wa so gar arme personen im schambůch gefraͤfflet seien, woͤlche die straffen nit zubezalen vermoͤchten, .. so soll vnser walduogt .. in der straff ein leidenliche milterung thůn vorstordn. Würtemberg 113. 2 im übermut, in vermessenheit handeln: ⟨1545⟩ dieweil aber solche cur (chirurgischer eingriff) .. nit on hoͤchste gefehrlicheyt des krancken gebraucht werden mag, sollen wir hierinn nit freveln Ryff chirurgei (1559)1/5,165a. 1650 voll des trunks der trunkne hier ertrinket,/ als er dem schmeichelglük gantz freflend traut im kahn,/ der durch den trunk zuvor genetzt, ins nasse sinket Helwig Noris 114. ⟨v1688⟩ er .. künstelt und frevelt so lange an einer pistol, biß es loß gehet, und Paul Zirolds schwester, .. die gleich zur thür will hinein gehen, oben in der dicke und schooß mit starcken schroot getroffen wird Lehmann schauplatz (1699)836. 1831 wir tollten fort in jugendlicher hitze,/ bis überdrüssig, noch zuletzt,/ wir dem Parnaß, als eine doppelmütze,/ die beiden berge (Ossa und Pelion) frevelnd aufgesetzt Goethe I 15,1,135 W. ⟨1856⟩ er ist kein eitler wagling, der frevelnd von sich reden machen will Ludwig ges. schr. 1,194 S./Sch. ⟨1932⟩ frevelt nicht wider das schicksal! überhebt euch nicht Kesten scharlatan (1965)25. 2002 als mensch da zu sein heißt nicht nur, überheblich zu sein und systematisch zu freveln, sondern auch ständig kategoriengrenzen zu überschreiten freitag 31,17.

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Zitationshilfe
„freveln“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Neubearbeitung (1965–2018), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb2/freveln>.

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