Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Neubearbeitung (²DWB)

fristen, vb.

Fundstelle: Band 9, Spalte 1103, Zeile 48 [Schlaps]
FRISTEN vb.   ahd. fristen neben singulärem fristôn (s. ahd. wb. 3,1271), mhd. vristen. mnd. versten, vristen; mnl. versten; afrs. fersta; ae. fyrstan; an. fresta, dän. norw. friste, schwed. frista. abl. von frist f. 1 etwas aufschieben, zurückstellen; gelegentlich mit personalem objekt jmdm. aufschub geben: ⟨v1022⟩ got frístet ouh iudicium Notker 3,2,388 ATB. ⟨u1147⟩ er newolt ez (kampf) niht langer fristen kaiserchr. 16717 MGH. ⟨13.jh.⟩ vriste daz (küssen) biz morgen vrû/ und nim dîne man dar zû Eilhart 2003 L. ⟨u1300⟩ nicht langer wolde ich fristen/ dichten unde schriben hl. Elisabeth 38 LV. 1532 dass .. die schuldigen durch vnordenliche, geferliche vnd verlengerliche handlung, den peinlichen klegern vnd gemeynem nutz zu grossem nachtheyl, gefristet, weggeschoben vnd erledigt werden carolina 1,5 K. ⟨1574⟩ scheppen moͤgen vrtheil fristen, drey viertzehen tage vnd lenger nicht Pölmann handtb. (1576)X3b. 1653 kan deine lang-muth noch die rachche länger fristen? Lohenstein türk. trauersp. 33 LV. ⟨1776⟩ essen, trinken, beschäftigungen ohne aussicht, ohne sich selbstgebildetem vergnügen sind nur ein gefristeter tod Lenz ges. schr. 3,81 B. 2 erhalten, bewahren; retten: ⟨u1147⟩ si (heiden) âzen di restunchen lîchnâmen,/ dâ mit fristen si sich zewâre kaiserchr. 16659 MGH. ⟨u1250⟩ der uns den lîp hât gegeben,/ der vriste uns wol unser leben Laurin A 860 H. ⟨1349/50⟩ sô speisent si (jungvögel) vater und muoter und fristent ir leben in dem nest ân all ir arbait Konrad v. Megenberg b. d. natur 203 P. u1460 durch den rat wart konig Sigemund gefrist .. unde nicht ertrengt Cammermeister chr. 52 R. 1531 herr du hast mein laͤben vor dem tod errettet: du hast mich gefristet vor denen die in die grůben hinab farend bibel (Zür.)2,22c. 1558 der gotlosen leüt man .. vil findt, die da vermeinen, das sie allein leben, das sie schlemmen und demmen, fressen unnd sauffen müssen .., das die natur erhalten unnd das leben gefristet werde Lindener katzipori 110 LV. 1612 e. kurf. gn. in den schirm des allmächtigen zu langwieriger gefristeter leibsgesundheit .. befehlend Frankf. wirtschaftl.-soz. entwicklung 2,329 B. ⟨v1678⟩ weiß man .., daß in einem keller das bier viel länger gut und frisch bleibet; nicht so leicht versauret, als in dem andern: wiewol diesem ubel etliche leicht abzuhelffen wissen, und das bier in seiner güte zu fristen; als einen mit essig bereiteten koriander, der mit dem hopfen mus gesotten werden Butschky rosen-thal (1679)202. 1714 folget, daß wer der gefahr ausweichet, auch wol sein leben fristen und erhalten könne Bräuner pest-büchl. 3. 1763 tod des thiers .., der auch ohnfehlbar erfolgt, wo nicht ein kleines versehen, das der schüze begehen kan, .. dem thiere das leben fristet allg. forstmagazin 2,225 S. 1830 Diether .. kämpft noch bis zum abend ..; seine schnellheit, darin ihm niemand gleich ist, fristet ihn so lange Uhland (1865)1,54. ⟨1855⟩ hat sie (mappe) mir zur zeit der not das leben gefristet Keller 19,229 F. 1912 so hat auch Nietzsche sich vor dem irrsinn gefristet, so haben die meisten verkannten geister es gehalten, indem sie .. ihre eigene zeit wie eine undankbare vettel beschimpft haben Eulenberg n. bilder 303. mühselig zubringen, sich kümmerlich erhalten, durchschlagen in verbindungen wie sein leben, dasein fristen: 1768 die unterthanen .. fristen ein kümmerliches leben von solchen habseligkeiten, welche ihnen die schweren abgaben an die regierung noch übrig gelassen haben Ferguson, bürgerl. ges. 434. ⟨1826⟩ zu fuß, ach, ohne kredit, ach, ohne die nötige barschaft,/ wie frist’ ich das ding, das leben genannt wird unter den physiologen? Platen 10,64 K./P. ⟨1852⟩ kaum drei tage reicht der vorrat, das leben ärmlich uns zu fristen, nur daß wir nicht sterben Ludwig ges. schr. 3,401 S./Sch. 1938 bergdörfer, die vor jahrzehnten im winter ein einsames dasein fristeten, .. kennen heute während der wintermonate zeiten .. des guten geschäftsganges Dannegger rechtsfragen 22. 1994 Gorbatschow fristet sein dasein als hochdotierter vortragsredner frankf. allg. ztg. 85,N6.

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Zitationshilfe
„fristen“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Neubearbeitung (1965–2018), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb2/fristen>.

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