Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

storzer, störzer, m.

storzer, störzer, m.,
vagus (zu ¹storzen, störzen verb.) s. auch oben störzel und begrifflich sich mehr verzweigend storger, störger, m.: mhd. sterzære (mon. boic. 2, 2, 645); daʒ sint ouch sterzere unde lotere und ander unnütze volc germ. 10, 469. — sterczer vagus Diefenbach nov. gloss. 376ᵃ (v. j. 1420); sterzer histrio, scurra Lexer 2, 1184 (Grazer voc. v. j. 1506); peregrini, qui vocantur stercer quelle bei Schmeller² 2, 786; sectae hypocritarum, qui vocantur sterzer, qui fingunt infirmitates diversas et fingunt subitam sanitatem (ebenda); terminirer, umbschweifer, störtzer, sambler zu den bettelklöstern, bettelmünch, capuziner Heupold (1620) 370; stortzer, störtzer vagabondo, errante, vago Kramer dict. 2 (1702), 986ᶜ. — exhortacio wider die störczer, die ym lande umblaufen uff keyn guts nicht Luther 34, 1, 135 Weim. (vgl. 34, 2, 572 Weim. und Hans Sachs 11, 92 Keller-Götze); die wanderer, so ferne land durchreysen, landfarer, stertzer Joh. Nas antip. eins und hundert 4, 179ᵃ; der sterzer und haussierer, die sich lantsknecht nennen und selten oder nimer in krieg kumen österr. weisth. 1, 209 (v. j. 1565); wetterleuter, störtzer, mesner Fischart groszm. 62; miszhandlung eines ausbleibers wie auch eins störtzers Fronsperger kriegsbuch 3, 284ᵃ; (laut befehl) solle ainicher soldath, auslendischer petler, störzer, halter, zigeiner, henker oder deren zuegehörungen, auch deren weiber weder bhaust, beherbergt oder anderweitige unterschlaipf geben werden österr. weisth. 1, 60; kein wunder, dasz man aller orten so vil betler, faullentzer, vaganten, störtzer, gassentreter findet Äg. Albertinus Lucifers königreich 222; die störtzer und müsziggänger Bebel fac. (1589) 114ᵇ; zu end des jahrs kamen die vorigen zween störzer widerumb, das verheisen almusen zu holen 144ᵇ; ich sey ein fauler schlüffel und störtzer Lazarillo de Tormes 67 (vgl. Isaac Winckelfelder 23); der begriff weiter verdeutlicht in landstörzer (th. 6 sp. 143) wie sonst landfahrer (sp. 114 unter 3), landläufer (sp. 122), landstreicher (sp. 144). — vereinzelt küchensterzer (th. 5 sp. 2510), der in den küchen herumschmarotzt.in der neueren sprache athmet noch lebendigen gebrauch: jedermann hat, glaub ich, schon bis zum ekel an den possen satt, die die störzer und landfahrer ihre hunde lehren Bode Montaigne 3, 317. vgl. noch als litterarische reminiscenz bei W. Raabe zum namenkostüm für einen landbriefträger: meinen alten freund Störzer, meinen alten, guten freund von der landstrasze werke III 5, 2. — mit dem vorigen hat kaum zusammenhang bayr. stärzer 'aufgeblasener stutzer' (auch deminut. stärzerlein) Schmeller² 2, 775, zu bayr. sich stärzen, 'sich brüsten, auf blasen', (s. dazu die bemerkungen unter störz, m.)
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 3 (1921), Bd. X,III (1957), Sp. 447, Z. 64.

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Zitationshilfe
„storzer“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/storzer>.

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