Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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storz, storzen, m.

storz, storzen, m.,
'stummel, stumpf' (Adelung; Campe); bayr. starz (neben storz) Schmeller² 2, 785; elsäss. startsə neben storzeⁿ Martin-Lienhart 2, 615ᵇ; appenz. storza (neben umgelautetem störza) Tobler 412ᵇ. — im ablautverhältnisz zu oben sterz m. 'cauda' (vgl. dazu auch die bemerkungen oben unter störz (m.) und s. auch unten sturz, m.) und gewisz nicht nur begrifflich eins mit oben storren, m.
1)
baumstumpf Tobler a. a. o.; wenn ein ast abgerissen oder der ganze baum vom winde abgebrochen wird, bleibt ein storzeⁿ zurück Martin-Lienhart a. a. o.; auch in der zusammensetzung baumstorzeⁿ ebenda; wo sie (die weiszen bachstelzen) indessen weidenbäume haben, bauen sie (das nest) meistens ... zwischen die alten storzen Naumann vögel 2, 1, 818, vgl. noch Buck flurnamenb. 271.
a)
das abgebrochene und in der erde stecken gebliebene ende einer hopfenstange: elsäss. mⁱr welleⁿ hupfeⁿ storzeⁿ holeⁿ unᵈe fürᵉl anzündeⁿ ebenda.
b)
hierher oder zu 2 die allitterierende verbindung: alle seind sie von unsern päpsten gefallen, von denselben uberwunden, mit stil und stortzen ausgetilget und zunicht worden C. Vetter der Lutherischen schräckengast 48.
2)
strunk eines krautes. besonders von kohl (auch krutstorzeⁿ Martin-Lienhart 2, 615ᵇ kraut stortz tirsus Diefenbach nov. gloss. 365ᵇ) stingel, starz caulis Aventin bei Schmeller² 2, 785. — appenz. storza kohl und lattichstrunk Tobler 412ᵇ (Kehrein Nassau 1, 394). — als tubakstorzeⁿ stengel der tabakspflanze (von den knaben ausgehölt und als tabakspfeife benutzt) Martin - Lienhart a. a. o. — starz am halm oder stroh Schmeller a. a. o., s. auch unten storze, f.auch collectivisch storze der zusammengescharrte haufe von strohhalmen auf dem felde (z. b. von hafer) Kehrein a. a. o.in dem sinne von unten strausz (?):
wenn künftig unser berg viel preuszelbeeren träget,
so wird ein kleiner stortz vor dich mit eingeleget
Chr. G. Spindler unschuldige jugendfrüchte (1745) 116,
viell. überhaupt metathese von ndd. strutz (hd. strausz m.). — auch besenstorzeⁿ ein abgenutzter besen Martin-Lienhart; vgl. dazu: nimb ain pesm, den lain hinder die thür, den stertz kheer über sich quelle bei Schmeller² 2, 785, nun formal völlig hinübergeführt in den kreis von sterz, cauda.
3)
wie oben storren 3, elsäss. zaʰstorzeⁿ abgebrochener zahn Martin-Lienhart a. a. o.; appenz. storza zahnwurzel Tobler a. a. o., vgl. die einen hätten zähne einem hund z' trotz, die andern nur so storzen wie verbrannte oder verkohlte zaunstecken Gotthelf schr. 7, 84.
4)
(bayr. starz) ein stück knochen, stein oder holz, das beim plättelspiel (s. plätteln th. 7 sp. 1910) aufrecht hingestellt, als wurfziel dient Schmeller² 2, 785, wo der zusammenhang mit der bedeutung unter 1 kaum sich abweisen läszt, doch auch hier wieder gegenüber dem bayr. beleg die schwierigkeit ernsthafter scheidung von sterz, cauda.
5)
storz keil am steuerruder eines floszes Unger-Khull 581ᵃ.
6)
übertragungen von 1:
a)
hinterkeule von kleinvieh, so elsäss. hammelstorzeⁿ hammelkeule, kalbsstorzeⁿ kalbskeule Martin-Lienhart 2, 615ᵇ.
b)
nassauisch storze, untertheil eines hemdes Kehrein a. a. o.
c)
spöttisch von personen, so 'ein kleiner mensch' Martin-Lienhart a. a. o., Kehrein a. a. o., auch von ganzen dörfern in nachbarlicher neckerei (entsprechend 2) krutstorzeⁿ ebenda; Seiler basl. ma. 280ᵃ.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 3 (1921), Bd. X,III (1957), Sp. 444, Z. 56.

1storzen, störzen, verb.

¹storzen, störzen, verb.,
'müszig umherfahren, umherstrolchen', ursprung zweifelhaft: unter dem einflusz von oben storgen, störgen, zu oben sterz, m., 'schwanz'; vgl. das begrifflich entsprechende schwänzen, verb. (th. 9 sp. 2269 unter 1, f), beide ursprünglich wohl ansdrücke der gaunersprache, so denn auch von Adelung sterzen unserer form vorgezogen; bayr. ummə' starzn müszig herumgehen Schmeller² 2, 785, vgl. auch dort das wortspiel: wo stárzət denn állewàl um, du gestārztə ding du? s. auch oben sterzen (stirzen) — weniger wahrscheinlich als eine iterat.-deminut. bildung zu storgen, verb. (aus *storgezen). — andern etymologischen ausblick bietet bayr. starzen 'aufrecht einhergehen, stolzieren' Schmeller² 2, 785. neben begrifflich vorausliegendem, aber umgelautetem sich stärzen 'sich brüsten, aufblasen' (2, 775): gestärzt 'strotzend, steif, aufgeblasen' ebenda. zu bayr. stärr, nhd. starr (s. auch ²storzen, verb.). doch auch hier lenkt der hinweis auf schwänzen 1, c, 'geziert gehen, einherstolzieren' (th. 9 sp. 2268) die erwägung zurück auf sterz 'cauda'.
1)
stortzen, störtzen vagare, errare, correre quà e là, essere vagabondo, girare, vager' attorno Kramer dict. 2 (1702) 986ᶜ; der waren störzenden lotterbuben schulen Bebel fac. (1589) 209ᵃ; auch hin- und herstortzen, herumstortzen Kramer a. a. o.
2)
subst., 'das herumstreichen, die bettelei': weil nu die welt solch demütigen und störtzen nicht leiden kan Luther 23, 620 Weim.; die weyslein sich aufs störtzen und leutbetriegen begeben müssen Guarinonius grewel der verwüstung (1610) 1127.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 3 (1921), Bd. X,III (1957), Sp. 446, Z. 61.

3storzen, störzen, verb.

³storzen, störzen, verb.
(md., so bei Luther) s. unten stürzen verb.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 3 (1921), Bd. X,III (1957), Sp. 447, Z. 42.

1storzen, störzen, verb.

¹storzen, störzen, verb.,
'müszig umherfahren, umherstrolchen', ursprung zweifelhaft: unter dem einflusz von oben storgen, störgen, zu oben sterz, m., 'schwanz'; vgl. das begrifflich entsprechende schwänzen, verb. (th. 9 sp. 2269 unter 1, f), beide ursprünglich wohl ansdrücke der gaunersprache, so denn auch von Adelung sterzen unserer form vorgezogen; bayr. ummə' starzn müszig herumgehen Schmeller² 2, 785, vgl. auch dort das wortspiel: wo stárzət denn állewàl um, du gestārztə ding du? s. auch oben sterzen (stirzen) — weniger wahrscheinlich als eine iterat.-deminut. bildung zu storgen, verb. (aus *storgezen). — andern etymologischen ausblick bietet bayr. starzen 'aufrecht einhergehen, stolzieren' Schmeller² 2, 785. neben begrifflich vorausliegendem, aber umgelautetem sich stärzen 'sich brüsten, aufblasen' (2, 775): gestärzt 'strotzend, steif, aufgeblasen' ebenda. zu bayr. stärr, nhd. starr (s. auch ²storzen, verb.). doch auch hier lenkt der hinweis auf schwänzen 1, c, 'geziert gehen, einherstolzieren' (th. 9 sp. 2268) die erwägung zurück auf sterz 'cauda'.
1)
stortzen, störtzen vagare, errare, correre quà e là, essere vagabondo, girare, vager' attorno Kramer dict. 2 (1702) 986ᶜ; der waren störzenden lotterbuben schulen Bebel fac. (1589) 209ᵃ; auch hin- und herstortzen, herumstortzen Kramer a. a. o.
2)
subst., 'das herumstreichen, die bettelei': weil nu die welt solch demütigen und störtzen nicht leiden kan Luther 23, 620 Weim.; die weyslein sich aufs störtzen und leutbetriegen begeben müssen Guarinonius grewel der verwüstung (1610) 1127.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 3 (1921), Bd. X,III (1957), Sp. 446, Z. 61.

2storzen, verb.

²storzen, verb.,
iterat.-intensiv-bildung zu oben storren, verb. 'steif, starr sein'; durch metath. ist aus unserm wort das nun gebräuchliche nhd. strotzen (s. unten) entwickelt. vgl. noch die zu bayr. stärr (nhd. starr) entsprechend gebildeten stärrezen (starəz'n), stärzen 'starr, steif sein; strotzen' Schmeller² 2, 775; die hände und finger haben geradaus wie ein brett gestartzt quelle ebenda.
1)
emporstarren: die andern (mäuse) sind ubern gantzen leib rauch, wie die igel, dasz ihre haar stechen und stortzen (alii irenaceorum genere pungentibus pilis) Heyden Plinius 288.
2)
wie nhd. strotzen: der puls storzet vol aderlaszbuch bei Oberlin 1578; so liest M. Haupt bei Konrad v. Würzburg:
man sach ir senften brüstelîn
an dem kleide reine
storzen harte kleine,
als eʒ zwên epfel wæren
Engelhard 3046 (vgl. fastnachtsspiele 702, 18 Keller);
si truoc von purper eine wât
diu was der beste plîat,
den ie gesach kein ouge,
von golde tûsent bouge
nicht möhten in vergolten hân,
man sach in storzen unde stân
von golde an allen enden
troj. krieg 20055 (anm. z. vor.).
doch s. unten stotzen verb.
3)
stottern Campe.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 3 (1921), Bd. X,III (1957), Sp. 447, Z. 13.

3storzen, störzen, verb.

³storzen, störzen, verb.
(md., so bei Luther) s. unten stürzen verb.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 3 (1921), Bd. X,III (1957), Sp. 447, Z. 42.

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Zitationshilfe
„storzen“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/storzen>.

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