Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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strafe, f.

strafe, f.,
handlung, vorgang, ergebnisz von strafen verb. (s. dort die weitere wortgeschichte) mhd. (erst in nachklassischer zeit) strâfe; mnd. strafe; lehnwort ist dän. schwed. norw. straf auch mit der bedeutungsabzweigung von älterem dän. straf in 'geldbusze' (7) und 'verweis' (10). die begriffliche ausstrahlung der rein strafrechtlichen bedeutungen überall in das metaphysisch-jenseitige (so besonders unter 1 bis 6) bedingt eine nothwendige weite in der auswahl der belege.
1)
zur begriffsbestimmung: die straaf poena, supplicium, vindicta, castigatio, animadversio, correptio, punitio Maaler: peinigen mit straf der zeitlichen dingen punire Diefenbach gloss. 473ᵇ (vocab. v. j. 1515); als ausdruck einer vergeltenden gerechtigkeit: str. ist eine beraubung eines gutes, so von der obrigkeit dem wiederfähret, der andere durch verbrechen beleidiget Haym jur. 1186; das, womit er (der übelthäter) den schaden vergütet, ist die busze; alle andern übel, welche der übelthäter für sein vergehen leiden musz, sind die str. ... sofern der strafende die absicht hat, den bestraften zu bessern, sofern ist die str. eine züchtigung Eberhard synonymik 6, 139 ff.; in unseren staatsgrundsätzen musz das recht an die stelle der pflicht, das wohlbefinden an die der tugend und die nothwehr an die der str. treten G. Büchner nachgel. schr. (1850) 58; es ist das eiserne gesetz der folgerichtigkeit von sünde und str. Stifter w. 14, 35; in der abschätzung des verhältnisses zwischen strafe und vergehen eine grosze übung (besitzen) G. Keller w. 1, 163; so auch zur abschreckung: strafe ... ist wesentlich ein angedrohtes übel Schleiermacher w. I 12, 234; die strafe ... hat die mannigfaltigen bestimmungen, dasz sie wiedervergeltung, ferner abschreckendes beispiel (ist) Hegel w. 4, 101; zur besserung und verhütung von schaden u. s. w.: (der falsche gebrauch von arzneien) wie denn leider oft mit schaden geschicht, dasz auch niemand in der oberkeit betracht noch unterstehet mit der straf zu verhüten und abzustellen, welches die billigkeit alles auf ihm trüge, und die grosze not erforderte, allem rechten nach Ruoff hebammenbuch (1580) 39; zugleich im dienst der zweckmäszigkeit, so zur erhaltung staatlicher (militärischer u. a.) ordnung: die strafen sind es lange nicht allein, mit denen wir die disciplin aufrecht erhalten Moltke 7, 70; vgl.dargegen söllen die menschen iren fürgesetzten engeln auch dienen ..., sonst komen englisch einflüss den ungehorsamen leuten zuͦ wider und straf Berthold v. Chiemsee teutsche theologey 159. allgemein: es darf keine positive strafe geben, nur negative; selbst in der pädagogik. die urrechte dürfen schlechterdings nie aufgehoben werden Novalis schr. 3, 185 Minor; wie bei uns die thaten der ahnen die söhne und enkel nicht adeln, so verunehren auch die verbrechen und strafen der vorfahren die nachkommen nicht Hegel w. 10, 1, 242. die spiegelung im sprichwort; so von ihrer nothwendigkeit: wenn kain straf were, so fresze ain mensch das ander Agricola 2, 68; wenn kein straf wer, so könt einer wol nicht den koel im topf behalten Petri 2, 660;
wo kein straf, da ist kein ehr,
wo kein ehr, da ist kein lehr,
wo kein lehr, da ist kein recht
Henisch 817;
wo kein straf, da kein zucht,
wo kein zucht, da kein ehr,
wo kein ehr, da ist kein gut mehr
Petri 2, 807.
mit einer (besonders für das niederdeutsche charakteristischen) humoristischen umbiegung str. musz sein, sagte der kürschner, und peitscht die katze mit einem strohhalm Frischbier sprichw. 2, 3651 (s. dazu weitere beispiele bei Wander 4, 887); im rahmen von gesetz (th. 4, 1, 2 sp. 4072); gesetze ohne strafen sind glocken ohne klöppel Kern sprichw. (1718) 27 (Binder 72); bessernd: das getraid säubert man durch den wind, die laster mit der str. Kramer dict. 2 (1702), 994ᵇ; ähnlich str. bessert das kind wie das korn der wind Wander 4, 886; auch: straf ist der laster purgatz Lehmann floril. polit. (1662) 2, 748; straf ist der laster artznei Aler (1727) 2, 1846ᵃ; Dentzler 2, 278ᵃ; über ihr wesen: str. musz sein, doch soll barmherzigkeit vorgehen Petri 2, 542; je schneller straf, je gröszer gnad Henisch 1699; je langsamer die straf, je schwerer ist sie Dentzler (1716) 2, 278ᵃ; str. im zorn kennt weder masz noch ziel Simrock 9948; str. soll sein wie salat, der mehr öl als essig hat Eiselein 581; als ein unausbleibliches: wenn die straf reif ist, musz sich der mörder selbst verraten Petri 2, 641; — nothwendig zu ertragendes: was strafen sind, die musz man leiden Eiselein 581 (Simrock 9941); wen str. trifft, der hat auch die kosten Wander 4, 887; im widerspiel zur schuld (th. 9 sp. 1885f) und sünde: neue sünde erregen neue plage und str. Petri (1604) 1, E 5ᵇ; wo sünd ist, da ist auch str. 1, H 3ᵇ; wer närrisch gewesen in der schuld, werde gescheid in der str. Kramer dict. 2 (1702), 994ᵇ; die str. soll nicht gröszer sein als die schuld Wander 4, 886.
2)
gröszere lebendigkeit im gebrauch auch im umkreis des strafrechts und vielgestaltigkeit der bedeutung scheint vereinzelt noch durch; so
a)
'pflege des strafrechts': (Romulus) die Römer auch in hartem zwang und straf hielt Carbach Livius 7ᵇ; die straf musz durch gantze gmain oder ordenlich oberkait getriben werden Eberlin v. Günzburg schr. 1, 198 neudr.; landgericht ist auf jedes haus 3 fl. (geschätzt); straf und wandel ist unter dem landgericht verstanden Hohberg georgica (1682) 1, 32; vgl.
so baten die nachbarn um gerechtigkeit und strafe;
die war auch bereit; die hexe muszte braten
Mildheim. liederbuch (1799) 77.
(militärisch) 'disciplin': dasz sich die hauptleut und knecht gehorsamlich brauchen lassen und in guter straf erhalten werden landtag v. 1543 bei Schmeller² 2, 810.
b)
'strafbestimmung; strafandrohung': so seind uns ... Schwaben ... und die obern Reynländer im selben stuck (d. h. im zutrinken) lange zeyt fast widerwertig gewest, haben ... etlich pündtnusz, pflicht und straf dawider gemacht Schwarzenberg vom zutrinken 16 neudr.; den soldaten nicht als einen sklaven ... behandeln, der nur durch zucht, geissel und strafe zur erfüllung seiner pflichten getrieben werden könne Meinecke Boyen 1, 75.
c)
'strafvollzug': aber er mocht irenthalben kein ... straf thun, dieweil sie ... grosze ... sippschaft (hatten) Amadis 1, 14; es entgeht einer oft der straf, aber dem bösen gewissen nicht Wander 4, 886; vgl. der gelaub fürcht die straf, besonder das angstlich gericht gottes, dadurch der mensch geursacht wirt, sich vor sünden ze huͤtten Berthold v. Chiemsee teutsche theologey 10; immer mehr verblassend zur 'bestrafung':
der bösen ist ain grosze schar.
ir straf macht mich verhasset gar
Schwarzenberg Cicero (1535) 119ᵇ.
d)
'strafverbüszung': (eine kindbetterin,) deren muͦter straf halben in gefengnüsz gelegt ist Eppendorf Plinius (1543) 7, 24; vgl. dazu unten das gewöhnlichere zur strafe 8 b und denen man auch die hölle zu einer sondern straf verwehren wolte Moscherosch gesichte (1650) 1, 370.
e)
das strafbare selbst, 'das verbrechen': thun oder einwilligen ist eine straf, dann der hehler ist wie der stehler Lehmann florileg. polit. (1662) 1, 287.
f)
'ort, werkzeug zum strafvollzug': hat man angefangen dy zwen thürn bei sant Clarn und bei der hiltzen brucken, zwo pürgerlich straf darein ze machen städtechron. 15, 107; darauf beruht die plastik von ausdrücken wie sie würden ein grewlich str. tragn jedermannes jammerklage (1621) B 4ᵃ, wie etwa den schimpflichen halskragen, die geige (th. 4, 1, 2 sp. 2574) u. ä. auch: mit peinlicher straf fragen lassen österr. weisth. 6, 235 (16. jh.) d. h. unter vorweisung des foltergeräths, vgl. dazu th. 7 sp. 1528 (peinlich I 2 a) und wenn der schlüsselmeister zum gefängnusz mit den schlüsseln an der thür rasselt, so fürcht der gefangene, er müsse zur strafe (d. h. dem peinlichen verhör) oder zum tod gehen Lehmann florileg. polit. (1662) 2, 769;
er kann die waffen schon dem rächer in den klauen,
der unschuld sichern schutz und seine strafe schauen
Pietsch schr. (1740) 65;
und so zuletzt auch (völlig verblaszt) der anblick dieser strafe Laube schr. 1, 42.
3)
mit einem genitiv.
a)
mit angabe der strafart: (wer sich) widersatzte, der soll wüssen, dasz er in ... gottes ungnad und in unser straf des bannes ... gefallen ist Äg. Tschudi chron. helvet. 1, 124; bei strafe gleicher verbannung Göthe 43, 219 Weim.: die str. der acht Ranke w. 1, 63; die gewöhnliche strafe des königsbannes Schwappach forst- und jagdgeschichte 1, 8; die strafe des halseisens (th. 4, 2 sp. 260) in der zusammensetzung prangerstrafe; dafür auch strafe am lasterstein, im korb (th. 5 sp. 1803; unter II 4 b); weiter gespiegelt in der zusammensetzung prügelstrafe (th. 7 sp. 2191), dafür auch vereinzelt knüttelstrafe (th. 5 sp. 1534), rutenstrafe (th. 8 sp. 1567), gefängnisstrafe (th. 4, 1, 1 sp. 2127), haftstrafe, galeerenstrafe (th. 4, 1, 1 sp. 1161) neben galeistrafe (sp. 1162): die obrigkeit verbindet die unterthanen, den diebstahl zu unterlassen, durch die darauf gesetzte str. des stranges Chr. v. Wolff gedanken v. d. menschen thun u. lassen (1720) 8; mit der str. des stranges belegt werden vgl. S. Hirsch jahrb. d. deutschen reiches unter Heinrich II. 1, 198; strafe des galgens; hierzu die zusammensetzung galgenstrafe (th. 4, 1, 1 sp. 1178); vgl. weiterhin auch feuerstrafe (th. 3 sp. 1605), wasserstrafe des ertränkens (th. 13 sp. 2518), radstrafe (th. 8 sp. 54), schwertstrafe (th. 9 sp. 2591): (einen) gleich den ubelthätern mit der str. des todes peinigen Schwarzenberg teutsch Cicero (1535) 50; (es ist) die str. des todes auf den ehebruch gesetzt worden Ranke w. 8, 126; vgl. in der zusammensetzung todesstrafe (th. 11 sp. 575), halsstrafe (th. 4, 2 sp. 269), leibesstrafe (th. 6 sp. 597), lebensstrafe am leben (th. 6 sp. 454), peinliche oder malefizstrafe (Kramer dict. 2 [1702], 994); die strafe der zerfleischung W. v. Humboldt briefe an Welcker 58; auch: die str. des gleichen verlustes (poena talionis) Fichte naturrecht 2, 100; hierher auch: statuten, zuͦ den wir euch alle verbinden by straf des schmachworts eines ungeordneten ungotzsamen burgers Eberlin v. Günzburg schr. 1, 108 neudr. erweitert: mit der str. der kinderlosigkeit bedroht Ranke w. 14. 121; metaphysisch: strafen der hölle Schubart briefe 1, 34 Strausz; vgl. höllenstrafe (th. 4, 2 sp. 1756); der locale gehalt stärker hervorgehoben: strafe in der hölle mit allen schrecken geschildert Scherer litteraturgesch. 48; bi straf ewiger plagen N. Manuel papst u. s. priesterschaft 218 Bächtold; auch: a. C. 1338 hat gott mit der ungewohnlichen straf der heyschrecken vil völker haimzusuechen angefangen v. Brandis des tirolischen adlers immergrünend. ehrenkränzel (1678) 128; zuletzt: der gedanken straf darf niemand leiden Petri (1605) 2, N 8ᵇ; im mythologischen bilde: das unlustigste gefühl ohnmächtiger anstrebung, Ixions, Sisyphus strafe Herder 22, 258 Suphan.
b)
mit angabe der strafursache, des strafgrundes: die str. der verführung einer verehlichten frau war nach der ahndung der wider die allgemeine wohlfahrt streitenden missethaten die schwerste A. v. Haller Alfred (1773) 50; die str. des ehebruchs hing fast gänzlich von dem beleidigten mann ab J. v. Müller w. 1, 80; vgl. die straf des eebrüchlichen lasters Schaidenreisser Odyssea (1537) 1ᶜ;
(ihr werdet überall)
der tugend lohn und glück, der laster strafe finden
Schwabe belustigungen (1741) 1, 202.
der sünden solt, stachel und str. ist der tod Petri (1604) 1, B 2ᵇ; die abscheulichen strafen der sünden und laster so erschrecklich vorgebildet (finden,) dasz dem leser ... darüber ein grausen ankömmet Neumark neuspr. teutscher palmbaum (1668) 469; zur str. der sünde, die sie nicht begangen hat Annette w. 2. 319 (der arme mann im Tockenburg [1789] 1, 256); der hinweis auf den tod, ... auf die drohenden strafen der sünde Scherer litteraturgesch. 83;
sie starb, als gienge sie zur ruh,
und litte nicht der sünden straf
Besser schr. (1732) 1, 290;
lügner, gleissner, ehrendiebe, die uns oft so schädlich sind,
fühlen ihrer sünde strafe, die sie auf der welt nicht findt
Schönaich Heinrich der Vogler (1757) 99;
so wie Titania im feen- und zauberland
Klaus Zetteln in dem arme fand,
so wirst du bald zur strafe deiner sünden
Titanien in deinen armen finden
Göthe 2, 270 Weim.;
bey strafe des hochverraths verboten Klinger w. 3, 210; verdammt zur str. des verraths am vaterland! neues theater 2, 145;
es ist auch nach viel andern quellen,
die ich hier nicht erzählen kann,
des meyneids strafe vorzustellen
Triller poetische betrachtungen (1750) 1, 301;
(donnerkeulen,) die zur gerechten str. eures unverantwortlichen frevels euch bald zerschmettern werden Mayr päckchen satiren (1769) 73; die str. eines kirchenraubs Göthe IV 37, 298 Weim.; das ist die str. deiner härte Brentano schr. 4, 95; diese strafe meiner vermessenheit Klinger w. 3, 41;
verbanne mich zur strafe meiner thorheit
an einer klippeninsel traurig ufer
Göthe 10, 85 Weim.;
sind dies die strafen meiner fehler?
Schubart ged. 2, 55
(die ganze strafe der verläugnung 2, 300); in älterer sprache dafür vereinzelt um: die straf bleibt umb die sünd nit aus S. Franck sprüchw. 1, 52ᵇ; wer str. um diebheit leidet, der bleibt rechtlos Graf rechtssprich wörter 342; 369 (im hinblick auf die besonders schimpfliche werthung des diebstahls im altdeutschen recht); dann sie forchten ein harte straf umb diss unrecht buch der liebe (1587) 220ᵃ; in neuerer sprache für: als einzige str. für den schmerz, den sie mir verursachen Göthe 24, 89 Weim.; als str. für dünkel (sich anrechnen) Gervinus gesch. d. deutschen dichtung 5, 247; ein unangenehmes ereignis als die strafe für einen unmittelbar vorhergegangenen, bewuszten fehler anzusehen G. Keller w. 2, 22; vereinzelt: verschärfungen der strafen wegen widersetzlichkeit Bennigsen nationallib. partei (1892) 99.
c)
des bestraften: dazu besorgen, dasz gott villeicht den teufel (d. h. die aufrührerischen bauern) also erregt zu gemeyner str. Deutschland Luther 18, 359 Weim.; des Dionisii und Phaliridis tyranney eine gerechtigkeit und str. derer boszhaften (nennen) Butschky Pathmos (1677) 7; str. des verräthers Scherer litteraturgesch. 91; die str. des gewissens für begangene sünden Gentz schr. 1, 85;
und zog zu dem heyligen grab,
zu beschawen die frembden land,
zu straf der unfürsichting hand,
die da gewesen war so gech
Hans Sachs 2, 277 Keller;
zur strafe eines narrn verbünden wir uns alle
Bauernfeld ges. schr. 3, 80;
wenn Cicero die str. des Catilina so hätte einrichten können, dasz ... Th. Abbt w. 2, 15; eine viel zu harte str. des herrn Utzens Dusch schr. (1758) 4.
d)
des bestrafenden, besonders von gott als dem weltrichter: sich gottes str. über den hals ziehen, zuziehen Kramer dict. 2 (1702), 994ᵇ; das ist eine augenscheinliche str. gottes 994ᶜ; du wirst der strafe gottes nicht entgehen 994ᵇ; auch der krieg ein straf gottes ist Reuter v. Speir kriegsordnung (1594) A 3ᵃ; man gottes ernster strafen entfliehen wolle B. Krüger spiel v. d. bäuerischen richtern 4 neudr.; (dasz) ein sonderliche straf gottes uber die ruchlose welt seye Scheit fröhliche heimfahrt A 3ᵃ; die str. gottes kömpt alsdenn uber ihnen engl. comedien u. tragedien (1624) G 6ᵃ; wiewol alle sünde in ihrer natur verdammlich sind und den gewissen zorn und str. gottes auf sich tragen volksb. v. dr. Faust 6 neudr. Br. (Wolfh. Spangenberg griech. dramen 1, 186 O. Dähnhardt);
der künig gottes straf erkannt
Hans Sachs 1, 221 Keller;
darumb billig gottes straf
mich und meine völker traf:
Treuer deutscher Dädalus (1657) 1, 40;
auch mit beziehung auf den sündenfall der ersten menschen: arbeit ist gottes straf, darumb meyden viel die arbeit, dasz sie der straf gottes entgehen Lehmann florileg. polit. (1662) 1, 46; auch von der sintfluth als dem groszen strafgericht gottes;
die sünd der Sodomiten die ist hie
ja so grosz als vor der straf gotts ie
N. Manuel vom papst u. s. priesterschaft 1039 Bächtold;
der abgehärmte, alternde, kranke könig, der sein unglück als str. gottes fühlet Herder 12, 224 Suphan; die gewaltige reihe dieser staatsmänner und kaiser als eine str. gottes für die vergehen seiner christenheit Nitzsch deutsche studien (1879) 38; darin eine von gott verhängte strafe (sehen) Ranke w. 14, 12; mit zuordnung entsprechender begriffe: mit dem scheyn und namen der barmhertzigkeit der ruten und str. gottis gerne entlaufen Luther 18, 388 Weim.;
gottes erschröcklich rach und straf
Hans Sachs 1, 221 K.;
ach wie wird so unerträglich sein
solch leuten gottes straf und pein
Fischart nachtrab 1838 Kurz;
gegensätzlich zur gnade (wie auf den mittelalterlichen bildern vom weltgericht, wo die lilie zur rechten hand gottes als das symbol der gnade, zur linken das schwert als symbol der str., der verdammnisz erscheint);
wer uf Moises stuͦl sitzt, lert sin ler,
gnad und straf gotts, nüt anders mer,
denn beide alt und nüw testament
N. Manuel Barbali 1120 Bächtold;
das gift als eine str. der götter, nicht blos als eine schleichende krankheit Herder 3, 51 Suphan; (wo) verletzung str. der götter nach sich zu ziehen drohte Niebuhr römische gesch. 1, 203; ganz nach dem beispiel aus der irdischen welt: mancher hat reu ..., weil er der obrigkeit straf fürchtet Lehmann florileg. polit. (1662) 2, 712. vereinzelt dafür: das gibet nur undank bei den leuten und straf bey gott Reinicke fuchs (1650) 350;
er (der graf) sprach: ists nicht ein straf von gott,
vier leichen in eines fürsten schlosz?
Mittler volkslieder 124.
e)
auf der andern seite die feststellung der str. (bei beleidigungen) mochte dem richter oft sehr schwer fallen Jhering geist des römischen rechts 1, 44; die höhe der strafen bestimmt sich nach ... handelsgesetzb. § 37, 1; der sinn für die verdientheit der strafe G. Keller w. 1, 40;
der feind und hasser deiner huld
ist ursach deiner strafen
P. Gerhard bei Fischer-Tümpel kirchenlied 3, 416ᵃ;
um milderung der str. (bitten) Göthe IV 34, 122 Weim.; appellieren die gefangenen um verringerung der str. briefe von u. an Herwegh 56. besonders zu erwähnen furcht der strafe formido poenae Frisch 2, 342ᶜ an stelle der heute gebräuchlichen präpositionellen fügung vor (die lust ist mächtiger als alle furcht vor strafe Göthe 9, 68 Weim.): die furcht der straf schrecket manchen von sünden oderunt peccare mali formidine poenae Kramer dict. 2 (1702), 994ᵇ; von forcht der straf und pein, so dir daruber mocht begegnen Hutten 2, 190 B.; recht leben, nit aus forcht der straf, sonder aus ainer tugent, ist aines bidermanns leben G. Mayr sprüchwörter (1567) C 2ᵃ; furcht der straf thut, was gott und die obrigkeit wollen Lehmann florileg. polit. (1662) 1, 251.
4)
in verbalen wendungen:
a)
die straf wird nicht ausbleiben Kramer dict. 2 (1702), 994ᵃ (Ruge briefw. 2, 105); die straf wartet auf dich Kramer a. a. o.
sie aber han veracht dein wort,
so musz die straf ergehen fort
B. Krüger aktion v. d. anfang u. ende der welt (1580) C 2ᵇ;
die strafe kömmt nach Lessing 2, 271 M.; wenn (ein ehebruch) begangen wurde, folgte die str. auf der stelle M. I. Schmidt gesch. der Deutschen (1778) 1, 26;
so ward der erste sünder, die strafe folgte nach
Dusch verm. w. (1754) 90;
anklage der sünde, deren str. die unterliegenden trifft Niebuhr röm. gesch. 1, 244; du darfst nicht mehr besorgt sein, es wird dich keine str. mehr treffen Stifter w. 5, 1, 27 auch: hier beginnt nur deine str. Schubart leben 2, 159; nach überstandener strafzeit fing die str. eigentlich erst an Holtei erz. schr. 2, 104; zuletzt eine str. ist verloren hilft nicht:
hiehar gehorend meyne kind,
an den all straf verloren sind
Murner schelmenzunft 42 neudr.;
so viele thoren ..., dasz diese sehr vernünftige str. nicht half Zimmermann über die einsamkeit 1, 216; hierher noch: es ist freylich nicht ohne, dasz auf verbrechen str. gehöret mediz. maulaffe (1719) 67;
bist ain koppist und gerichtsschwetzer,
so soll dir billich sein bekant,
was für straf gebürt auf solch schand
Fischart glückh. schiff 52 (540) neudr.
mehr in der haussprache es setzt strafe (Storm w. 3, 162); strafe musz sein Holtei erz. schr. 3, 149.
b)
vom standpunkt des vergehens oder verbrechens: die kleinste ausschweifung, die du wieder begehst, soll die gewisse str. für alle andre nach sich ziehen Lessing 2, 170 M.; das ist a verbrechen, das str. verdient G. Hauptmann Rose Bernd (1904) 139 (5); auch: alles thun des menschen hat am ende seine str. Hölderlin 2, 185 Litzmann; vgl. wo laster keine straf und tugend keine ehre hat, mags nicht lange bestehen Friedrich Wilhelm sprichwörterregister (1577) II 2ᶜ n. 360.
c)
vom standpunkt der strafenden: ihm mit einer hohen str. drohen Happel akad. roman (1690) 384; der papst drohte ... mit dereinstigen strafen gottes Ranke w. 40/41, 66; auch: Rousseau war mit gefängnis und strafen bedroht Sturz schr. (1779) 1, 150; ein hofkanzleidecret ... bedroht die urlaubsüberschreitung mit strafe jahrbuch der Grillparzer-gesellschaft 2, 272; der päpstliche legat bedrohte die widerspenstigen mit der summe aller geistlichen strafen Ranke w. 1, 48; überraschend: dennoch so ist er so geduldig, dasz er uns nicht auf der bösen that mit der str. überraschet J. Prätorius saturnalia (1663) 19; auch: dasz der almechtige got allezeit seyn gerechtigkeyt vermischt mit der barmherzigkeyt und sold nicht also gar schwind mit der straf seyn Steinhausen privatbriefe 1, 332; zugleich im gegensatz zu dem begriff gütlicher erledigung: man suchte die beobachtung des Regensburger edicts ... zunächst gütlich in gang zu bringen; gar bald sah man, dasz die neuen meinungen schon sehr weit vorgedrungen waren, und schritt zu strafen Ranke w. 3, 36.
α)
strafe auf etwas setzen, legen Kramer dict. 2 (1702), 994ᵃ;
und dennoch denkest du, indem du mich verletzt,
dasz keine strafe sey auf deine that gesetzt?
Neukirch ged. (1744) 28.
in älterer sprache: mir ist gewalt geben oder mir gepürt straf zu setzen mihi adiudicatio data est Alberus (1540) Y 2ᵃ; bey ihnen der todt den zuͦ straf gesetzt ist, welcher ... Xylander Polybius (1574) 11;
keine straf ist ausgesetzet
auf des neides gift
Logau 17, 36 Eitner;
das lesen der physikalischen bücher des Aristoteles mit strengen strafen belegt A. v. Humboldt kosmos 2, 112.
β)
einen zur strafe ziehen expetere poenas ab aliquo, nomenclator (1634) 262 (Kramer dict. 2, 994ᵃ); poenam sumere ab aliquo; reponere aliquem ad poenas Dentzler (1716) 2, 278ᵃ; zur verdienten str. ziehen ihn strafen Adelung; die stadt Stein ... mit gewalt zur str. ziehen wollen Chemnitz schwedischer krieg (1653) 2, 201; seyd versichert, der höheste wird euch darumb zur str. ziehen schauspiele engl. comödianten 212 Creizenach; wenn der holtzdiebereyen halber der bauer nicht immer im zaum gehalten, gepfändet und zu nachdrücklicher str. gezogen wird Göchhausen notabilia venatoris (1741) 312; (befürchtung,) Phocas möchte die prinzessin zur str. ziehn Ramler einl. i. d. schön. wissensch. (1758) 2, 338; (sich glücklich schätzen,) dasz man sie wegen ihren unterlassenen pflichten nicht zur str. gezogen Gottl. Stephanie d. Jüng. lustspiele (1771) 119; (sie) nehmen seine hülfe in anspruch, den mörder des comthurs zu entdecken und zur str. zu ziehen O. Jahn Mozart 4, 352 (Ranke w. 2, 339); schon mehrfach zur str. gezogen Storm w. 1, 72;
ich wäre gerne reich; denn dasz ich reich nicht bin,
drum wil man mich dazu noch zu der strafe ziehn
Logau 64, 237 Eitner;
könnt ich aus eigner macht nur dich zur strafe ziehen
Gottsched deutsche schaubühne 1, 197 (dafür 4, 12),
auch: so ist ie erbärmlich zuͦ hören, dasz ich, wiewol mich noch nymants beklagt, nymants überzeuget hat, vor keinen richter gefordert bin und mir nye keine missetat aufgelegt ist, allein zuͦ peinlicher straf gezogen und unerfordert einiges rechtens zuͦ dem tot geheyschen werde Hutten 1, 412 Böcking; vereinzelt: wie etwan ein ander Hercules von nöten sey, der dise schlange zurknirsche und den Cacum aus seinem loch zur str. bringe 2, 195 (trotz des auf die vorige wendung zielenden 'hunc e specu ad poenam protrahet'); alles zu thun, um die thäter zur str. zu bringen Ranke w. 1, 137. einem straf anthun Kramer dict. 2 (1702), 994ᵃ (Dentzler [1716] 2, 278ᵃ); ihnen weiter auf ihr besseren kein andere straf anzuͦthuͦn (pflegen) Heyden Plinius (1565) 356; die bauren inn Mechelburg, denen ihre jungkherrn kein gröszer phalarisch straf anthun können, als wann sie dieselbigen ein tag hinter den glüenden ofen spannen und ihnen nichts dann rostig versaltzen häringsnasen zu fressen geben, aber gar nichts zu trinken Fischart Gargantua 76 neudr.; es war eine eigene str., welche Philipp einigen muthwilligen soldaten anthat, ... weil sie eine nonne ... in federn umhergewelzet S. Fr. Hahn teutsche staats-, reichs- und kayserhistorie (1721) 2, 84. strafe üben: da nu Jehu str. übet am hause Ahab, fand er etliche obersten aus Juda ... und erwürget sie Luther bibel 2, 444 Bindseil (Reinicke fuchs [1650] 35); Rom hätte über seine landvögte ... härtere strafen ausgeübt, als über frembde völker Lohenstein Arminius (1689) 1, 22ᵃ (Ibrahim [1680] 27); vereinzelt: die straf, so gott thun wird denen, so iren bauch und fleisch in solchen lüsten und füllereyen halten und uben buch der liebe 292ᵇ; mit der straf auf einen dringen; mit der straf zufahren indossare, addossare il castigo sopra di uno Kramer dict. 2 (1702), 994ᶜ; straf wider einen fürnehmen poenam expetere ab aliquo Dentzler (1716) 2, 278ᵃ; (er wurde) einer groszern straf wirdig erachtet Ambach vom zusaufen B 3ᵇ; mit den strafen konnte er ja doch nur den offenkundig gefallenen beikommen Polenz Grabenhäger 1, 236;
ja wol, auch Christus selbst der herr,
gott gebe, er schick viel strafen ferr
oder schone der sünder nach seiner gnad
Hayneccius Hans Pfriem (1582) 21 neudr.;
einen mit harter, empfindlicher straf belegen, ansehen dar castigo, dar aspro, rigoroso, severo castigo ad uno Kramer dict. 2 (1702), 994ᵃ; auch: einem eine straf auferlegen oder einem etwas zur straf auflegen imporre, dettare una pena, imporre qualche cosa per pena ad uno (ebenda); coram deo sum peccator, der hat myr byllich auch eyn strafe ufzulegen Luther 34, 1, 344 Weim.; vgl. got pfligt auch weniger straf anzelegen dem sünder dann die grösze seiner sind eraischt Berthold v. Chiemsee teutsche theologey 550;
dein gütigseyn verspricht ja noch
mir nicht die strafe beyzulegen,
die sonst dergleichen kühnheit lohnt
Stoppe Parnass (1735) 33;
wenn eine neue landesordnung ... von einigen übertreten wurde, setzte er solche nicht so gleich zur str. J. Möser patr. phant. (1780) 1, 154 statt des sonst (besonders bei geldstrafe s. unten 7) gebräuchlichen einen in str. nehmen, und entwickelt wohl durch die strafe, die der kaiser den fürsten auch in anderen fällen ansetzen konnte M. I. Schmidt gesch. d. Deutschen 3, 146 und oben strafe setzen auf. vgl. noch in der norddeutschen haussprache es setzt strafe wie sonst prügel und andere körperliche züchtigung: machen sie rasch, sonst setzt es strafe Storm w. 3, 162; nun gebräuchlich strafen über einen verhängen (Lenz schr. 1, 41; mit unrecht Ranke w. 4, 158); auch str. verheiszen (G. Keller w. 6, 43); die strafe bestimmen Brentano schr. 5, 84;
da macht es die mutter zur strafe dem knaben,
den weg durch die mauer zu brechen
Rückert w. 1, 166;
strafe vollziehen (Bettine dies buch gehört dem könig 2, 353);
dann wäre mit dem juden fördersamst
die strafe zu vollziehn, die päpstliches
und kaiserliches recht so einem frevel,
so einer lasterthat bestimmen
Lessing 3, 116 M.;
wann einer widerumb stilt, so pflegt ihm der richter die straf zu schärpfen Äg. Albertinus zeitkürzer (1603) 14ᵇ.
γ)
einem strafe erlassen, schenken plagae gratiam facere, nomencl. (1634) 470; hier steht ein ehrlicher mann, auf dessen fürbitte soll ihm nicht allein die str. erlassen seyn, sondern er soll seinen sohn auch loshaben Nicolai Seb. Nothanker (1773) 1, 150;
der, ob wir ihn gleich hoch betrübt,
doch bleibet gutes muths,
die straf erläszt, die schuld vergibt
P. Gerhard bei Fischer-Tümpel kirchenlied 3, 312;
ich sage noch einmal, dasz selig der zu preisen,
dem gott an zorrens statt sich milde kann erweisen,
erläszt ihm straf und schuld
P. Flemming deutsche gedichte 1, 5 L.
auch:
die strafe wird gelassen queit
Dedekind christl. ritter (1590) C 6ᵇ.
vereinzelt auch mit genit.: einen der straf erlassen, erledigen neben einem die straf schenken, nachlassen, von der straf befreyen Kramer dict. 2 (1702), 994ᵇ;
und wenn einer het ein erschlagen,
den man ausführen wolt zum todt,
und im stiesz auf in solcher noth
ein vestalische closterfrau,
die schweren dö ft auf ehr und trau,
er wer ir ungefehr aufgstoszen,
so müst man in der straf erlaszen
J. Ayrer dramen 1, 18 Keller.
ähnlich: (Lucrecia) sprach, ob ich mich der sünden entschuldiget han, so bin ich doch der straf nit erlediget Steinhöwel de claris mulieribus 175 Dr.; darüber sollen die fürsten deutscher nation meiner nicht schonen und keiner straf, sye sey als grosz sye wölle, überheben Hutten op. 2, 193 Böcking;
darum fleht er um genad,
dasz man ihn der straf entlad
Reinicke fuchs (1650) 307;
so hast du gütigst auch die aller straf entbunden
v. König ged. (1745) 21.
mit der präpos. von: sie verzeiht euch eure übertretungen, spricht euch von der acht und aller wohlverdienten str. los Göthe 8, 123 Weim. (zugeben,) dasz er (gott) die schulden vergebe, aber nicht die strafe Fischart bienenkorb (1588) 115ᵃ; er (der himmel) nimmt die str. von mir Lessing 2, 335 M.; die gegen ihn verhängte str. zurücknehmen (Mommsen röm. gesch. 3, 191);
wann wir nun ochsen, zieg und schaf
aufopferen, wird er die straf
villeicht genädig von uns wenden
Spreng Ilias (1610) 3ᵃ;
die götter in dem himmel hoch,
so die gerechtigkeit belohnen,
mit straf der bösen nit verschonen
15ᵃ;
die straf lindern, miltern mitigare, moderare, addolcire il castigo Kramer dict. 2 (1702), 994ᵇ; wan ers also verdiente, sagte Festus, werde ich ihn von der str. nicht losbürgen Bucholtz Herkuliskus (1665) 3; unsere gesetze selbst ... lassen sich rühren und halten die str. zurück Göthe 19, 66 Weim.
d)
vom standpunkt des zu bestrafenden oder bestraften:
α)
in strafe fallen, wie sonst in noth und verlegenheit (th. 3 sp. 1282; unter B 2 a): (er) zereiszt das klaid, dadurch er in straf fellt Berthold v. Chiemsee teutsche theologey 508; in straf verfallen mulctam facere Stieler (1691) 424 (vgl. th. 12, 2 sp. 298; unter 8 a);
ihr wart in straf gefallen, musztet euch,
wie schwer sie war, der busze schweigend fügen
Schiller 14, 294 (Tell 1, 4) G.
auch bestimmter: die (gotteslästerer) fielen der oberkeit in die str. Luther tischreden 2, 38; eylen, sein ampt zu verrichten, damit man nit in die straf falle Hulsius (1618) 2, 14ᵇ; in die verdiente straf fallen J. Prätorius glückstopf (1669) 10; er verfällt in eine tüchtige str. neue schausp. (1771) 1, 1, 48; vereinzelt daneben: ihr werdet alsdenn nit fallen under des gesetz str. Berthold v. Chiemsee teutsche theologey 172. neuerlich auch: der str. verfallen bestraft werden. mit starker bildkraft:
wer offentlich hat sund gethan,
musz offentlich der strafe stahn
Petri (1604) 1, G 6ᵇ
(wie der angeklagte aug in auge seinem kläger oder richter gegenüber). der strafe schuldig sein (vgl. th. 9 sp. 1911; schuldig 7) Democaris hat grimm straf verschuldt Riederer spiegel d. waren rhetoric (1498) b 1ᵇ;
hab ich gerechter weise verschuldet
diese strafe in alten tagen?
Göthe 3, 235 Weim.;
dasz sollichs alles kain kraft solt haben oder kainer straf darum underworfen sein Knebel chron. v. Kaisheim 35; derhalben, herr schultheisz, hof ich keiner straf würdig sein Montanus schwankbücher 15 lit. ver. höchst barock vorgestellt:
doch wenn der straf ein mann zu theil kömmt unverhört,
wird, wie befleckt er sey, er stets als fromm geehrt
A. Gryphius trauersp. 28 Palm.
strafe zu erwarten haben; auch als ich ... nit allein mich keyner übelthat schuldig wüste, darumb ich straf zu gewarten hette, sondern ... Hutten op. 1, 406 Böcking, vgl. auch:
wann gott verzieh, als lang er wöll,
der straf man doch gwisz warten söll
Hans Sachs 19, 22 Keller-Götze;
eine strafe verdienen oder verdient haben meritare ò haver meritato castigo Kramer dict. 2 (1702), 994ᵃ; dasz das eine neue str. sey, welche sie mit keinem neuen verbrechen verdient haben Bodmer von dem wunderbaren (1740) 53;
vergesset die schläge,
denn ihr habt die strafe verdient, ja schärfere schmerzen
Göthe 1, 300 Weim.
völlig farblos: (sie) hätten sich neue schande und str. dadurch erworben maler Müller 1, 137. noch besonders zu erwähnen die ra. er ist in der straf hat etwas strafbares begangen Martin-Lienhart 2, 627ᵃ; wer seinen nächsten ... treuget oder laycht, der ist in der straf der dyeberey Schwarzenberg teutsch Cicero (1535) 94ᵇ; auch er ist mir in der straf Dentzler (1716) 2, 278ᵃ; als übersetzung von 'dabis supplicium': und würst ir unerfordert straf dar halten Boltz Terenz (1539) 32ᵇ (s. das folgende).
β)
strafe leiden poenas dare, nomenclat. (1634) 262; ich leid straf oder werd gestraft übelthat halben luo scelus Alberus (1540) 85ᵇ (auch 'haurio supplicium' 31ᵇ) seine str. ausstehen, leiden oder ausgestanden haben Kramer dict. 2 (1702), 994ᵇ; der verbrecher leide die str., die ihm zukömmt A. Ruge briefw. 2, 356 (darum Chr. Thomasius gedanken [1729] 1, 10); erleiden Eppendorf Plinius (1543) 7, 12; eine schwere straf ausstehen, empfahen Dentzler (1716) 2, 278ᵃ; der lügner und falscher betrüger str. empfahe Arigo decam. 152 Keller; meine seele sey rein von ... schuld, wenn einst alles böse ans licht kommen und seine str. empfangen wird Lavater physiogn. fragm. (1775) 1, 166;
soll man dem wolf erst lan das schaaf
und solt empfangen drumb kein straaf
Fischart flöhatz 29 neudr.
auch: du bists, der so viele strafen mit mir in compagnie gekriegt hat Meisl theatr. quodlibet 1, 94; endlich findet er (der räuber) seine str. er wird vom blitzstrahl getödtet Gerstenberg schlesw. lit. br. 278 lit.-denkm.; wohl fühle ich jetzt die str. alter fehler, und unfruchtbare reue ruft vergebens die vergangenen zeiten zurück fürst Pückler briefw. 2, 117;
so wirstu zuletzt wol fülen
die straf, dar magstu dich mit külen
M. Agricola musica instrumentalis 149;
die giftmischerinnen, die wir treffen, sind nur frech und reulos und ... legen einen kramladen an, wenn sie ihre str. überstanden G. Keller w. 4, 48;
auf das die strafen auf der erden ...
getragen würden mit geduld
Ringwald lauter warheit 6.
γ)
strafe fürchten (Schubart ged. 1, 98) u. ä.; ich bitte ... um eine gelinde str. für den armen teufel Lichtenberg br. 2, 303; seine feinde fanden die str. gerecht Klinger w. 8, 354;
still
zu aller strafe schweigen!
S. Dach 154 Österley;
richt unsre hertzen,
dasz wir ja nicht schertzen
mit deinen strafen
P. Gerhard bei Fischer-Tümpel kirchenlied 3, 324.
δ)
der strafe entgehen effugere animadversionem, nomencl. (1634) 470; der straf durch die flucht entgehen Kramer dict. 2 (1702), 994ᵇ; er ist der straf entgangen impunitatem assecutus est, nomencl. (1634) 265; es entgehet einer oft der straf, aber dem bösen gewissen nicht Lehmann florileg. polit. (1662) 1, 334ᵃ; (Ajax,) der ... zuletzt ... seiner strafe nicht entgeht Göthe 49, 1, 82 Weim.; (Reinicke fuchs (1650) 289; Klinger w. 3, 231);
der straf er ouch nit mocht entrünnen
schweiz. schausp. 3, 61 Bächtold;
ohne straf durchwischen scampare, scappare senza castigo Kramer dict. 2 (1702), 994ᵇ; und nur mit aufopferung seines ganzen vermögens brachte er es mühsam dahin, die zuerkannte strafe durch eine geldbusze abzuwenden Schiller 4, 66 Gödeke; der im fegefeuer zu erleidenden strafen überhoben werden Ranke w. 1, 207. in dem sinne von 'um eines herumgehen, ihm aus dem weg gehen, es vermeiden':
er ist frumb und geydt umb die straf
gotfürchtig und sucht gotes ehr
Hans Sachs 1, 57 Keller.
e)
in reflex. wendungen die str. sich über den hals ziehen poenam sibi contrahere Frisch 2, 342ᵇ; kraft der freyheit musz jener können übels thun und dadurch die strafe desselben natürlicher weise sich zuziehen Bodmer crit. poet. schr. (1741) 1, 163; sich der str. unterwerfen, unterziehen sottomettersi, sottoporsi, piegare le spalle al castigo Kramer dict. 2 (1702), 994ᵇ; do das die von Ruffach vernamend, schickten si dem künig die kleinot wider ze handen ... und ergabend sich in straf Äg. Tschudi chron. helvet. 1, 47; an eines straf sollen sich viel kehren Dentzler (1716) 2, 278ᵃ; was für ein straf wilt du dir erwehlen, die ich dir thun sol? buch der liebe 221ᵃ; wer sich hingegen auf seinem posten nicht munter, wachsam und wacker finden läszt, stürtzet sich selbsten in straf, die sich vielmals auf leib und leben erstreckt Fleming teutscher soldat (1726) 100; der könig ... macht gemeinsame sache mit Laertes und holt sich so seine str. O. Ludwig ges. schr. 5, 83;
hätst auch dir selb ein straf gemacht,
darumb die sach gar wol betracht
P. Gengenbach 44 Gödeke;
gelingt es ihm (dem mörder), sich der str. zu entziehen, so ... Ratzel völkerkunde 2, 80 (Kotzebue dram. w. 2, 88).
5)
mit adject. bestimmung (s. weitere beispiele noch besonders unter 8 a): billige, wolverdiente straf pena giusta, ben meritata Kramer dict. 2 (1702), 994ᵃ; merita debitaque poena; poena jure data Frisch 2, 342ᵇ; die verdiente str. empfinden Heilmann pelop. krieg (1760) 359; lasz ihm für solche verwegenheit die verdiente str. widerfahren Bürger 258 Bohtz; die verschuldete strafe erkennen Göthe 22, 306 Weim.; verschulter gebürlicher und rechtmessiger str. gesichert und ledig gelassen Nürnberger polizeiordn. 42 Baader; vorbehältlich der desshalben verwirkter straf schuldig J. Ayrer historischer proc. juris (1600) 71; sein unglück für eine gerechte strafe seines versehens anzunehmen Gottsched neuestes a. d. anmuth. gelehrsamkeit 3, 226; die gesetzmäszige str. Archenholz England u. Italien (1785) 1, 1, 18; von wegen der unbillichen straf Boltz Terenz (1539) 55ᵃ;
kein billicher straf kan seyn,
denn dasz einer selbst leide pein,
die er für ander erdacht
Petri (1604) 2, L l 3ᵇ;
die pfändung ... für hinreichende str. (erklären) Klinger w. 3, 148; harte, schwere, scharfe straf duro, grave, aspro, rigoroso, rigido, severo castigo Kramer a. a. o. vgl. Lessing 8, 57 M.; Gerstenberg Ugolino 251 nat. lit.
nun hast du harter straf zu warten
Hans Sachs 1, 43 Keller;
schönste Mira, schwere strafe
wird durch dich mir, und mit rechte
Rückert w. 3, 21;
hohe, auch die höchste str. Ranke w. 1, 145. wegen der strengen strafe, die er über eine büberey leiden müssen Laroche gesch. d. frl. v. Sternheim (1771) 1, 169; die mich gern ins gefängnis geschickt und mir eine starke str. auferlegt hätten Göthe 43, 47 Weim.; doppelte straf castigo doppio, dupplicato Kramer a. a. o.; welchen (lastern) sonst bey andern völkern weder durch gesetz, verbot noch heftige strafen gesteuret werden kan Rätel Curäi chronica des herzogtums Schlesien (1607) 18; gegen die verbrecher mit scharfer unnachläsziger str. verfahren Chemnitz schwed. krieg (1653) 2, 22; das unermessliche reich wird durch die peitsche regiert, der gröszte Sere ist niederträchtigen strafen unterworfen A. v. Haller Alfred (1773) 113; durch greuliche strafen nicht geheilt Göthe 7, 157 Weim.; geiz und betrug und mord finden hier ihre grässliche str. maler Müller w. 2, 151; eine neue, bittere str. Kotzebue dram. w. 2, 68;
ach, es yst ein grausam strafe
P. Speratus bei Wackernagel kirchenlied 3, 36.
peinliche str. (s. auch th. 7 sp. 1528; unter I 2), dazu oben unter 2f: beschuldig und auf beschuldigung verurtailt und nach der verurteilung peinlicher straf untergeben (werden) Fischart podagr. trostbüchl. 67 Hauffen; (einem) nach verdienst peinliche straf nicht benemen Lori bergrecht 169 (z. j. 1515); mit leiplicher strafe Nürnberger polizeiordn. 48 Baader, wie sonst strafen an leib und leben Mommsen röm. geschichte 2, 180; vgl. auch leibstrafe (th. 6 sp. 608). gelinde straf castigo dolce, benigno Kramer dict. 2 (1702), 994ᵇ; Göthe 25, 214 Weim.;
ein lindre straf die wer von nöten
Hans Sachs 2, 33 Keller;
noch wird man in vielen theilen von Deutschland finden, dasz gewisse kleine strafen für diejenigen ausgesetzt sind, die sich nicht verheirathen Hippel über die ehe (1774) 22; man fasste bei gericht die sache von der heitern seite auf, und die betheiligten kamen mit verhältnissmässig leichten strafen davon M. Meyr erz. aus dem Ries (1868) 1, 343;
meint ihr, wird der kleine brave
lassen sich mit gutem glimpf
gnügen die geringre strafe?
Rückert w. 1, 84;
angesichts des jenseits einen mit sinnlichen strafen schrecken vgl. Herder 15, 298 Suphan, dazu sinnlich (th. 10, 1 sp. 1187; dort 3 e);
und noch dazu die wangen gelb und grün,
des giftgen neides sichtbarliche strafe
Schiller 1, 327 G.;
die bürgerlichen strafen K. F. Eichhorn staats- u. rechtsgeschichte³ 1, 276; keine natürliche str. gleich einer todesstrafe Hippel lebensläufe (1778) 1, 64; auch: alles laut der privilegien in original mit angetroheter straf Grimmelshausen 4, 504 Keller. die zukünftige straf Alberus fabeln 3 neudr.; ewige strafe (Hans Sachs 1, 228 Keller): der ewigen strafe entfliehen Keisersberg pilgerschaft (1512) B 3ᵈ; durch die strenge gerechtigkeit in die ewige straf fallen H. v. Cronberg schr. 7 neudr.; unverständige furcht vor ewigen strafen Lange gesch. d. materialismus 39; zeitliche und ewige strafen den rechtlosen bedrohten Peschel völkerkunde (1874) 376; auch göttliche strafe Scherer litteraturgesch. 61: die menge und abscheulichkeit der sünden, das schwere werk der busz, die höllische strafe discourse der Mahlern (1721) 1, 7.
6)
ihre spiegelung in nebengeordneten begriffen: sie wollen die schult und straf der verfolgung nicht erkennen Luther 34. 1, 561 Weim.; ein das menschliche gemüth ergreifendes verhältnisz von schuld und strafe G. Freytag w. 14, 36; schuld und str. proportioniert Shakespeare O. Ludwig schr. 5, 104;
binde
straf und schuld allein an mich
maler Müller w. 1, 216;
zeigt sich die jungfrau schön, wie ihrs gesagt,
so lasz ich euch der schuld und strafe frei
Fouqué held des nordens (1810) 3, 58.
auch: die ursach und straf sich vergleichen Kirchhof wendunmuth 2, 24 Österley; eine gute zucht, vermahnung, warnung und str. thut das beste J. G. Schmidt gestriegelte rockenphilosophie (1706) 1, 38 (Gervinus gesch. d. deutschen dichtung 5, 30); weder abmahnung noch strafen Langbein schr. 31, 25; diese völker sind alle vollkommen ohne obrigkeiten und leben ohne gesetze und str. A. v. Haller Usong (1771) 53; codex der gesetze und strafen Herder 17, 59 Suphan; von geboten und strafen (nichts wissen) G. Hauptmann weber (1892) 38; in diesem sinne: wenn auch weder gott noch str. ist Lessing 2, 64 (freigeist 1, 5) M.; die untersuchung und str. strenge Nicolai reise (1783) 2, 489; welcher seit, dasz die pfaffen nit söllen underworfen sin usz dem gesatz gottes den leyen in zeitlichen dingen zuͦ straf und urthail, der irret Eberlin v. Günzburg schr. 1, 167 neudr.; gott verwaret sich wol gegen jederman, weil urteil er und str. vorher offenbart Petri (1604) 1, D 3ᵇ; demnung und straf Amadis 1, 46.
a)
die straf und plage Luther 34, 1, 561 Weim.; iglichen groszen pein und str. wirdig gewesen Arigo decam. 38 K.; (mit gehorsam kann man) in gefahr und straf kommen Lehmann florileg. polit. (1662) 1, 274;
dasz sich die schälck darinn (in dem spiegel) besehen
und ihr eulengsicht darinn verschmehen
und bessern sich als dann darnach.
das ist kein rauhe straf und raach
Fischart Eulenspiegel 80 Hauffen.
besonders sinnfällig: ideo eduxit (Jesum), ut saturarentur an der strafe und staupen Luther 34, 1, 242 Weim.; wer viel stilt und wenig gibt, der straf und galgen wol entgeht Friedrich Wilhelm sprichw. reg. (1577) F 2ᵇ nr. 86;
weil denn nun dein grimm gebrauset
über uns wie eine fluht,
und gleich einem sturm gesauset
deine straf und strenge ruht
Neumark fortgepfl. musik. poet. lustwäldchen (1657) 54;
der über bös und über gute
lässt seiner sonnen schein aufgehn
und die gerechte straf und rute
sehr lang aus langmut an lässt stehn
Ang. Silesius heilige seelenlust 279 neudr.;
die oberkeit ... trag das schwert den fromen und guͦten zur ehr, den bösen aber und miszthätigen zur straf und zum erschrecken Sleidanus reden 66 Böhmer; abzunehmen, dasz es eine sonderliche schickung und str. gottes gewesen Schweinichen denkw. 44 Österley;
ich wil des herren straf und zorn
mit willgem hertzen tragen
P. Gerhard bei Fischer-Tümpel kirchenlied 2, 394ᵇ;
das geld errettet manchen schalck und balg von straf und spott Petri (1605) m 1ᵇ;
denn straf und seufzen liesz ja sehn,
Asträens flucht sey nie geschehn
Gottsched gedichte (1751) 202.
b)
gegensätzlich, so zur gnade; es ist besser zu viel gnad als zu viel straf, denn gnad kan man wenigern, straf kan man nicht wieder zurück bringen Lehmann floril. polit. (1662) 1, 377; vgl. auf der andern seite die gleichordnung: in höchste ungnade und str. fallen grillenvertreiber (1670) 63; (ohne) gefühl der wahrheit und des rechts, mithin auch ihres lohns und ihrer strafe ist keine moralität denkbar Herder 23, 148 Suphan;
was mein lebtag von mir geschehen
bös oder gut kömpt mir zu haus,
wenn gott die rechnung wird durchsehen
und schlieszen lohn und strafe drausz
Königsb. dichterkreis 46 neudr.;
doch in groszmüthge hand war er (Thurn) gefallen,
statt strafe fand er lohn
Schiller 12, 118 G. (austheilen vgl. J. H. Vosz Odyssee 212, 570 Bernays);
wenn man durch gebote und verbote und die damit verknüpften strafen und belohnungen sie (die kinder) zu gangeln sucht, so entsteht unwille und abneigung gegen den befehlshaber Salzmann ameisenbüchlein (1806) 176. auch: von künftigen strafen und belohnungen (nach dem tode) G. Forster schr. 2, 117. ich seh euch beschämt, und meine groszmutter überläszt eurem eigenen herzen str. und besserung Göthe 17, 130 Weim.
7)
in verengerter bedeutung als geldstrafe (th. 4, 1, 2 sp. 2923) besonders in den wendungen: straf geben Kramer dict. 2 (1702). 994ᶜ; solvere sive pendere multam Frisch 2, 342ᶜ ( Adelung); (die studenten entschuldigen sich,) dasz sie vielleicht am tische (der herren professoren) vermisset werden möchten, und hetten nur neulich noch deszwegen str. geben müssen Schoch com. v. studentenleben (1657) H 8ᵇ; schon zweymal habe ich müssen str. geben ollapatrida 22 Wien. neudr.;
und wo er auch umb dise ding
und straf gar wolt mit nichte geben,
sonder nach art noch schendlich leben
Hans Sachs 17, 221 Keller-Götze;
müste er gleich strafe gebn,
wolte er nicht widerstrebn
dem richt r
Chr. Reuter Harlequins kindbett. schmaus (2, 1) 78.
deutlicher: er hat die str. erlegt oder bezahlet Ludwig (1716) 1884; er musz str. zahlen Arnim w. 20, 117 (Immermann 1, 209 B.; Bauernfeld ges. schr. 3, 230); wer einen falschen reim macht ..., der musz str. zahlen Fontane w. I 4, 346; 'ich zahl halt straf,' antwortete der bauer Ebner-Eschenbach schr. 3, 380; er wollte nicht dulden, dasz sein fiscal, wenn er unrecht bekam, die gewöhnliche str. der unterliegenden bezahlte Ranke w. 1, 80; jemanden in str. nehmen ihm eine geldstrafe auferlegen Adelung; ob gleich er selbst nie (beim pfänderspiel) in str. genommen ward Göthe 21, 188 Weim.; auch: jemanden eine str. auferlegen multam irrogare Frisch 2, 342ᶜ, zuerkennen Adelung; einen mit der verdienten str. belegen ebenda: eine str. mildern multae aliquid detrahere Frisch a. a. o., aufheben Adelung; die str. erlassen multam remittere Frisch a. a. o. vgl. auch: aber die straf hat mich mehr gekostet als dich der arme mann im Tockenburg (1789) 1, 76; durch danebengestellten begriff weiter erläutert: do ergabend si sich an sin straf und müstend im grosze besserung tun Äg. Tschudi chron. helvet. 1, 165.
a)
mit angabe der strafsumme (s. u.): wer ein wort redet, giebt einen fisch str. zum besten desjenigen, der im nächsten spiele die spadille besitzt Joh. E. Schlegel w. (1761) 70; eine str. von 15 solidis M. I. Schmidt gesch. der Deutschen (1778) 1, 308; eine str. von zwey mark löthigen silbers erlegen Gerstenberg schlesw. lit. br. 250 lit. denkm.; unter 3 franken str. Görres br. 3, 20. (die obrigkeit) setzte str. darauf, wer ihn noch einmal so (hurenkind) heiszen würde, der solte dreiszig thaler str. geben Chr. Weise drey klügsten leute (1675) 96; das gesetz über verbotene glücksspiele, ... welches ... die str. des vierfachen festsetzte Jhering geist d. röm. rechts 3, 1, 112;
auf jede stunde ...
setzt ich einn halben gulden strafe
Becker mildheim. liederb. (1799) 29.
deshalb: darauf sehen, dasz die gesetzte strafen richtig einkommen Micrälius altes Pommerland (1640) 6, 55; auch: er soll noch hundert louisdor strafe absitzen Arnim 15, 43.
b)
allgemein zu zahlende strafabgabe: straf gelegt von überflusz Luther br. 5, 447; deshalb (sprichwörtlich): wer viel hat, der musz auch viel straf geben Pistorius (1715) 633; man brachte seine strafe selbst dar (bei den sünd- und schuldopfern der Israeliten) Herder 12, 96 Suphan; vgl. auch kriegsstrafe verhängt zur zeit des krieges und in feindlichen ländern (th. 5 sp. 2294; unter 1) und
wann aber Priamus zumal ...
mir auch kein schenkung, gelt und gold
zu einer straff bezahlen wolt,
so müst ich diesen krieg vollenden
Spreng Ilias (1610) 35ᵇ.
c)
das auf diese weise einkommende strafgeld (s. u.): demselben herren lieszend si dann vervolgen (th. 12 sp. 350; dort 5 b in dem sinne von ausfolgen, verabfolgen) alle hochen strafen und gabend im darzu ein ... besoldung Äg. Tschudi chron. helvet. 1, 104.
8)
zum deutlichen ausdruck der strafverhängung und -verfügung.
a)
so die angabe bei strafe Adelung (Schopenhauer w. 2, 57 Grisebach): das von den Thebanern ihren künstlern vorgeschriebene gesetz: die natur bei str. aufs beste nachzuahmen Winckelmann w. 1, 18; (sie lasen) von einem papier (einem) ein verbot vor, bei str. nicht mehr das haus zu betreten G. Keller w. 5, 95; etwas bey hoher straf verbieten prohibire, interdire una cosa sotto pene gravissime Kramer dict. 2 (1702), 994ᵇ. es ist bey hoher straf verboten ebenda; im ländlin Tuscia ... ist bei groszer straff verboten Sebiz feldbau (1579) 305; selbst der schöne grosze baumgarten ... ist ihnen bei hoher strafe untersagt Bahrdt gesch. s. lebens (1790) 1, 81; es war ihm aber bei schwerer str. untersagt, sich satt zu essen Göthe 18, 378 Weim.; bei schwerer str. durfte hier (in Dresden) kein protestant dem hausgottesdienst der katholischen gesandtschaften auch nur zusehen Treitschke deutsche geschichte 3, 493;
und fordert, bei allen vermeidlichen strafen,
man lasse die nachbarn in sicherheit schlafen
Chr. Weise der grünenden jugend überfl. gedanken 171 ndr.;
schuldig seyn ..., ein bessers vorzubringen bey benanter straff Harsdörfer frauenzimmergesprechspiele (1641) 1, C 5ᵃ; mit nebenordnung von entsprechendem: do liesz der künig den bischof ... bi hocher straf und peen gebieten, dasz Äg. Tschudi chron. helvet. 1, 8; bey bestimpter straf und peen Stumpf Schweytzerchron. (1606) 233ᵇ; besonders gern: bey höchster straf und ungnad verbotten 137ᵃ; ihre mayt. geruhete ... aller orte ... bey kayserlicher str. und ungenade ernstlichen anzuordnen verhandl. d. schles. fürsten 1, 22 Palm;
(er) hat auf dich und all menschen acht,
das keyns dem andern schade
bey seinr straff und ungnade
Hans Sachs 22, 162 Keller-Götze.
α)
mit genauerer angabe der strafart u. s. w. bey (neben unter) straf des banns, der galere sotto pena del bando, della galera Kramer dict. 2 (1702), 994ᵇ; mir liesz er bei str. seiner ungnade befehlen, nicht aus Ferrara ... zu gehen Göthe 44, 30 Weim.; er verbot mir, bei str. ihrer ungnade, nicht zu reden und meine busze sogleich zu erlegen 43, 47; mitten im genusz des ersten verführerischen lobes ... untersagte man mir, in meinem geburtsort bei str. der festung zu schreiben Schiller 3, 529 Gödeke; (einem) bei str. augenblicklicher kassation aufgegeben, (nachzuweisen) E. Th. A. Hoffmann w. 10, 39 Grisebach; bei str. des verlustes seiner activen bürgerrechte (kein amt annehmen dürfen) Dahlmann franz. revolution (1845) 301; auch: bey str. des lebens Kramer a. a. o.
ihrs niemandt soll verdencken
bey straff der gleichen peen
Spee trutznachtigal (1649) 58.
β)
der höhe der strafsumme: dasz sie bey str. tausent reynischer gülden den münich nicht predigen solten lassen Luther 18, 235 Weim.; bei zehn gulden str. wurde verboten, einen geist zu sehen Immermann w. 2, 156 H. (vgl. Adelung): ein dekret des akademischen senats ..., worin bei drei thaler str. verboten wird, den hunden die schwänze abzuschneiden Heine 3, 27 Elster; die polizeiverordnung, dasz man bei fünf thaler str. nicht mitten durch die allee reiten dürfe 3, 158;
dasz keinen schaden ... leide
die au bürgermeisterlicher schafe,
wird geboten bei fünf gulden strafe
Brentano schr. 5, 149.
b)
zur strafe; als entwickelnde übergänge haben wendungen zu gelten wie: ein gespänst des teufels, dem Saul zur str. von gott verschenkt Nigrinus von zäuberern (1592) 37;
wie Eulenspiegel da durchzog,
fand er den gsellen im geloch,
dasz er mit seinem bürstlein soff,
als wers im aufgelegt zur stroff
Fischart Eulenspiegel 8681 Hauffen;
dadurch mein vater sehr bewegt
als bald zur straf mir auferlegt
griechische dramen, Euripid. Alcest. 20 Dähnhardt;
ehe uns vergeszner leute schwerdt
von gott zur straf gesendet werd
Ringwald lauter warheit B 2ᵇ;
weil schwartzes ihr nun meint und weisses dennoch nennet,
so sey euch, mercket drauf, zur strafe zuerkennet ...
Logau 13, 23 Eitner;
es hat sie (die weiber) Jupiter aus rache
den männern erst zur straf erdacht
Rachel satyr. gedichte 144 neudr.;
sind aber unsere wünsche unbillig, so kann uns die vorsicht solche entweder nicht gewähren, oder sie gewähret sie uns zu unserer str. A. G. Kästner verm. schr. (1755) 1, 6; vgl. mit ellipse:
sind etwan mir die träume nur zur strafe?
Hoffmannswaldau ged. (1697) 1, 357;
solche tyrannen ... den völkern im zorn zur str. gegeben Klinger w. 3. 212; obwohl zur str., doch zu geringerer ... verdammt O. Ludwig schr. 2, 434; mit nebenordnung: gott hat es dem jüdischen volck zur straf und verdamnusz zugemessen, dasz dasselb der heyden recht und gesatz folgt Lehmann florileg. polit. (1662) 2, 657. auch entsprechend 3 a: der menschen neugierigkeit, die ihm zur straffe seiner sünden wegen angebohren zu sein scheint Zesen rosenmând (1651) 14.
α)
deutlich zu unterscheiden beispiele 'zur bestrafung': wenn ein land todtreif ist zur str., so helfen weder warnung noch zeichen Petri (1604) 1, F 8ᵇ; nichts desto weniger überlieferte sie (Cleopatra) Antonio des Seleuci weib und kinder zur str. Lohenstein Cleopatra (1680) 148;
geh hin, mein kind, und nimm dich an
der kinder, die ich auszgethan
zur straf und zornesruten.
die straf ist schwer, der zorn ist grosz
P. Gerhard bei Fischer-Tümpel kirchenlied 3, 307;
dasz doch zu dieser zeit der arge nickellist
zu seiner strafe nicht auf ihrem mäulchen ist
vernünft. tadlerinnen (1725) 1, 290;
sie wollen nicht? gut, dann bleib ich ihnen zur str. Holtei erz. schr. 1, 17; auch: er freuet sich noch zur str., dasz er das handwerk nicht ordentlich gelernet hat Just. Möser w. 1, 121.
β)
deutlich 'um einem eine strafe aufzuerlegen' zur strafe verhängt; zur strafverbüszung u. ä.: allain Ypermestra ward von im gescholten und ze straf in ainen kerker gestoszen Steinhöwel de claris mulieribus 59 Dr.; damals hat keyser Sigmund bemeltem h. Fridrichen zur straf seine land und stett eyngenommen Stumpf Schweytzerchron. (1606) 416ᵇ; worüber du zur str. dein leben hast aufgeben müssen schauspiele engl. comödianten 89, 2 Creizenach; und endlich muste er noch zur str. gift trinken Chr. Weise politischer redner (1677) 599; und solten morgen den gantzen tag zur str. barfusz gehn die drei ärgsten erznarren 12 neudr.; nun so solst du mir zur str. einen ganzen tag von der tugend der menschen vorprahlen Klinger w. 3, 84; Gockel bestand streng auf dem verbote ..., sie sollte zur strafe niemals eine puppe haben Brentano schr. 5, 114; (aber hähnchen) stieg der ente tüchtig zu leib, ... dasz sie um gnade bat und sich gern zur str. vor den wagen spannen liesz kinder- u. hausmärchen 1, 31; (die ankündigung,) dasz sie diesen mittag zur str. fasten solle Langbein schr. 31, 10; ein mensch, der etwas thun soll und nicht kann, und endlich zur str. gedrängt wird, es zu thun O. Ludwig schr. 5, 305; zur str. gehst du mir jetzt gleich zum tempel hinaus und machst, dasz du nach hause kommst! G. Keller w. 2, 69; auch: (bei der verzärtelnden art die kinder zu erziehen) stecken inen allerley weck, schleck, treck und latwergen inn den schulsack, verehren dem schulmeister etwas, dasz er sie nicht streich, ... geben ihnen zur straff eine knipp mit dem fingerhuͦt Fischart Gargantua 98 neudr. mit adject.:
ich aber, wolts wol nicht gern sagen,
zu wolverdinter straff musz tragen
diese zeichen bey allen leuten
Gilhusius grammatica (1597) 12 prol.
γ)
dafür: zur str. für allen frevel Tieck schr. 1, 405; zur str. für ihre nicht minder energische widersetzlichkeit Ebner-Eschenbach schr. 4, 4;
zur strafe, dafür es jeden graut,
ist der himmel neben die hölle gebaut
Göthe 5, 1, 118 Weim.;
dasz, wer seinem hofe eine last auflegt, dafür zur str. nach seinem tode auf dem hofe umgehen musz Immermann w. 1, 126 H.; damals, als ich dich zur str. dafür soldat werden liesz Bauernfeld ges. schr. 5, 135; dafür, dasz: du wirst dich erinnern, dasz du mich . . geschmäht hast, dafür sollst du diese nacht zur str. im keller sitzen brüder Grimm deutsche sagen 1, 62; und ihr, küster, folgt uns als dienstbare begleitung zur str. dafür, dasz ihr diesen frommen pilgrim so ungastlich behandelt habt! G. Keller w. 3, 141; schon früh mit ellipse:
und verwandelt die tochter mein
in das allzeit weynent hündlein
zu straff, dasz sie nit erhört het
des jünglings weynendes gebet
Hans Sachs 17 122 Keller-Götze.
δ)
vereinzelt für eine str.: gott solch ubel ... den gottlosen ... für ein straf zusendet Kirchhof militaris disciplina (1602) 2.
c)
ohne strafe frei davon: so ein man bricht die ee und das die frau erfert, so ist es ein spil und schympf gewest und ist on str. Albr. v. Eyb deutsche schr. 1, 10; warlich das wort gottes ist nie on grosze straf übersehen Zwingli deutsche schr. 1, 37;
so lange zeit alda zu sein,
ist euch vergünt ohn straf und pein
G. Thym Thedel v. Wallmoden 402 ndr.;
warumb sol man die dam mit rechte nur belangen,
dasz sie mit einem nur so etwas hat begangen,
das doch der mann begeht mit vielen oft und viel,
gantz ohne straff und noch gelobet drumb seyn wil
Dietr. v. d Werder rasender Roland (1636) 4, 66;
und so deutlich als entwicklungsherd von unten 11: wo (wofern) ich züchtiglichen und on str. meines gewissen lebe (nè mi rimorda d'alcuna cosa la consienca) Arigo decamer. 12 Keller;
schaut beede fürsten lobesam
regieren billich Lyciam,
ihr thun und wandel ist ohn straf
Spreng Ilias (1610), 163ᵇ.
9)
'noth, plage, pein, ungemach' u. ä. in einem allgemeineren sinne und als eine schickung des höchsten; entwickelt aus der strafe gottes (oben 3 d) und beispielen wie: dasz wir wechter sein uber die kirche gottes und wo wir sie nicht für künftiger str. warnen, sondern stumme hunde sein wollen A. Pape bettel- u. garteteufel (1586) C 6ᵇ; we mit was str. er dich wurd kestigen und pingen Niclas v. Wyle translationen 29 Keller; hat sich die gerechtigkeit gottes billich syn angenommen mit harter straf Judas Nazarei 5 Kück;
damit du solches gleicher weis
den menschen auf dem erdenkreis
anzeigest, ob sie durch die straf
bewogen, von dem sündenschlaf
im glauben möchten auferstehn
Ringwald christl. warnung E 5ᵇ;
thut gott die plag verziehen noch,
so kan er sie wol finden doch,
kombt er schon langsam mit der pein,
so wirdt die straff dest gröszer sein
Spreng Ilias (1610) 42ᵇ;
wann auf strafe folget busze,
ist er (gott) uns wie vor bewogen
Logau 154, 74 Eitner.
doppelgliedrig:
sih so grosz war der menschen schuld,
dasz sie gott nicht vergessen wolt
ohn genugsam straf und leiden
Ringwald evangelia O 3ᵃ;
dagegen wird ein frommer man ...
des armuts halben ausgethan ...
und hat darneben alle tag
von gott dem herrn sein straf und plag
handbüchlein B 3ᵇ;
es wil nicht helfen straf noch plag,
die euch gott stets zusendet
auf erden manchen tag
bergreihen 90 neudr.;
seine strafen, seine schläge,
ob sie mir gleich bitter seynd
P. Gerhard bei Fischer-Tümpel kirchenlied 3, 348ᵇ;
betrachte, was vor straf und last,
wenn du dein masz gefüllet hast,
dich endlich werde finden
3, 306;
die krankheit ... hat von im erfordert pein und straff Hedio chron. german. (1530) A 5ᵃ; damit wir nicht eingewickelt seien in der rache und str., di du wider gotlose wirst geen lassen Melissus ps. 44 neudr.; und die straf, die rache gottes ist nicht ausblieben Zinkgref teutscher nation weisheit 3 (1653), 17; auch: dasz ich sölich straf an dir begeen sölt, die wirdiger werest des füres dann wines Niclas v. Wyle translationen 34 Keller, wie die sünd in der welt zunimmet, wechst und steiget, also lesset gott auch mit und neben der sünde seinen zorn und straff wachsen und aufsteigen Musculus hosenteufel 6 neudr. und so vgl. denn peststrafe, hungerstrafe vom himmel verhängt zu zeiten der theuerung Kramer dict. 2 (1702), 994; auch kriegsstrafe (th. 5 sp. 2294; unter 2): es hatt zwar manchen bauren das einquartiren ... und dergleichen all sein vermögen gekostet, dannoch findet man ihrer viel, die sich mit solcher straf belustigen J. H. Schill teutscher sprach ehrenkranz (1644) 109;
es kommind krieg oder ander strafen
N. Manuel Barbali 55 Bächtold.
vielleicht auch von einer feuersbrunst: brandstrafe poena incendii (th. 2 sp 302); noch im einzelnen menschlichen mikrokosmus: also ist es die jämmerlichest straf ... trostlos syn des worts gottes Zwingli deutsche schr. 1, 68; alter bringt lohn und str. Petri (1605) 2, J 1ᵇ; vgl. auf grosze gnad folgt gern grosze strafe, den die leut vergessen gemeiniglich der wolthat, und werden undanckbar 2, J 6ᵇ;
das abends fressen und saufen,
dem magen thut grosz ungemach haufen
so du wilt dieser straf entlaufen,
thu dich des abends nicht voll saufen
2, P 5ᵇ;
mit sehr charakteristischer adject. bestimmung:
ich bin in steter strafe
vielleicht nicht ohne schuld
J. Rist das friedewünschende Teutschland 33;
verdorbene einbildungskraft ist die str., welche den, auch bekehrten, sünder am längsten peinigt U. Hegner schr. 5, 344; keine der strafen hat ihn (Mozart) verschont, welche das leben unerbittlich über jeden verhängt, welcher den gesetzen seiner eisernen nothwendigkeit nicht gerecht wird O. Jahn Mozart 3, 253; würden sie nicht geneigt sein, die heimsuchung als eine folge der verschuldung, als str., als verwerfung anzusehen? Fontane romane 7, 63;
(anders) als mit traurigen herzen den blick ins vergangene wagen
oder in die noch schwärzere zukunft, von strafen erfüllet
Zachariä poet. schr. 5, 124;
zu ewiger strafe:
wie — oder ist dies zagen, dieses bangen,
ein vorgefühl der langen ewgen strafen?
Zach. Werner die söhne des thales (1804) 2, 160;
der neidische mensch ist ime selbst ein straf Fr. Wilhelm sprichwörterregister (1577) d 2ᵇ; er fühlte, dasz er lebe, leben müsse zu seiner qual und str. Aurbacher volksbüchlein (1835) 6; ihre kindliche liebe hatte sich wieder gemeldet, zu ihrer str. und qual Ebner-Eschenbach schr. 4, 171; so auch:
sie foderts
als eine gunst, gewähr es ihr als strafe!
Schiller 12, 484 (Maria Stuart 2, 9) Gödeke.
10)
'ermahnende zurechtweisung; verweis; vorwurf' mit worten, mündlich oder schriftlich; 'entdeckung menschlicher unvollkommenheiten durch worte' Adelung (bei ihm als 'veraltet'); als übergang: alle schrift von gott eingegeben, ist nütze zur str. 2 Thim. 3, 16; vgl. strafpredigt und strafschritt, oben strafbrief: und wirt fürwar die miszbrauchung solcher gaben (trunkenheit u. s. w.) ... mit verdeckten subtilen, ja ... etwan mit schertz und kurtzweiligen, doch straf bringenden worten, zu rüren sein Scheit Grobianus 5 neudr.; besonders von Luther angesichts der biblischen spruchweisheit hervorgezogen: wer aber strafe höret, der wird klug spr. Sal. 15, 32; das ohre, das horet die str. des lebens, wird unter den weisen wonen 31; wer wider die str. halsstarrig ist, der wird plötzlich verderben on alle hülfe 29, 1; offentliche str. ist besser denn heimliche liebe 27, 5 (s. auch unten); vgl. ist ein gnedige str., quando quis potest weynen Luther 34, 1, 245 Weim. als nun die stund, das göttlich ampt zuͦ üben, nahet, kam der hailig bischof uf das ort, da er gewon was das gotzwort zuͦ verkünden, ward mit römischer und franzosischer zungen sin ler und straf zimlich und fruchtparlichen sagen und offnen Öheim Reichenauer chron. 5 Barack; die frawe mit troste und auch strafe lachent zuͦ dem sun sprache: Arigo decam. 134 K.; etlich mit iren vil worten ander leute schenden und strafen meinen. und selbes mer str. wirdig weren 50;
dargegen Paris antwort gab,
sprach bruder, ich vernomen hab
dein straff, wie es gebüret sich
Spreng Ilias (1610) 30ᵇ;
o! mund, der süszen trost und liebesvolle strafe
zur kost der heerde gab
Henrici ernst-scherzh. u. sat. ged. (1727) 1, 214;
vgl.
sein schelten voller triebe
zur wahren tugendpflicht! die strafe lauter liebe
Neukirch ged. (1744) 10.
mit gen. etwan stellen sie sich, als ob sie ernstlich weren in straf groszer laster Eberlin v. Günzburg schr. 1, 59 neudr.; das ist der schlusz aller artikel und des unedlen straff S. Frank chron. Germ. (1538) 87ᵇ. gütlich: aufs achte, die bildniss haben ettlich schendlich gehandelt on wissen und willen bey yhrer ubirkeyten und lerer, die wol eyner guten straff werd weren Luther 10, 2, 33 Weim.; und strafte sie guͦtlich, mit bitt, dasz sie darvon wolt lassen, aber sie war so genzlich in die gewonheit kommen, dasz solch straf und bitt an ihr nicht helfen wolt buch der liebe 286ᵃ. züchtig: mit züchtiger str. und ernstlichen worten die bösen und unzuchtigen ze strafen Arigo decam. 48 Keller; die fraw mich mit züchtiger straff von ir meynt zuͦ weisen Wickram 1, 168; und so im begrifflichen gleichlauf mit zucht, f.: der narr lestert die zucht seines vaters, wer aber str. annimpt, der wird klug werden spr. Sal. 15, 5; ah wie hab ich die zucht gehasset? und mein herz die strafe verschmecht? 5, 12; mein kind verwirf die zucht des herrn nicht und sey nicht ungedültig uber seiner str. 3, 11;
darumb will meine sehl (des herren straf und zucht
betrachtend) seine gnad und wunder nicht verschweigen
Weckherlin 2, 103 (ps. 28, 14) F.
zur rute als der körperlichen züchtigung: rute und str. gibt weisheit spr. Sal. 29, 15; neben vermahnung, warnung u. ä.: die warnung und straf, so mir von euch fürgehalten wird buch der liebe 246ᵃ;
ein frommer mensch der lest ihm sagn,
kan lehr, straf und vermanug tragn
Ringwald lauter warheit A 1ᵇ;
a)
die 'zucht' des hausvaters über kinder und gesinde; leicht mit begrifflichem hinüberwechseln zur körperlichen züchtigung: str. und züchtigung Prätorius Blockesberges verrichtung 35; strafe, züchtigung castigatio, animadversio Frisch 2, 342ᶜ (s. auch die zusammenstellung mit zucht im vorigen):
des vaters straf ja nicht veracht,
denn straf viel frommer kinder macht
Petri (1605) 2, P 8ᵇ (vgl. Husemann spruchsamml. [1575] 99);
ins vaders straf will he nicht lewen,
darum moet he ohm dat erwe gewen
Burkard Waldis verl. sohn 41 neudr.;
wahrheit ist niemals schädlich, sie straft — und die strafe der mutter
bildet das schwankende kind
Schiller 11, 170 G.;
vgl.
... wie got züchtig seine schaf
mit keiner straff in ewigkeit
Hans Sachs 1, 228 Keller;
der gelindeste verweis wirkte stärker als die härtesten strafen des vaters H. Steffens was ich erlebte 1, 35; die str., die strengigkeit mässigen moderare, mitigare il castigo, il rigore Kramer dict. 2 (1702), 54ᶜ; je neher str., je ärger die leut werden Petri (1604) 1, D 5ᵇ; dein knecht gebührt sein brot, straf und arbeit 2, N 1ᵇ;
ein hoffertiger pfaff,
ein kind ohne straff,
ein weisser aff,
sind unter des teufels herrschaft
Lehmann florileg polit. (1662) 3, 70.
b)
geradezu 'ernsthaftes erziehungswerk' u. ä.: wie denn das gerichte und straff am hause und kirche gottes anfehet Mathesius Sarepta (1571) 3ᵇ; vgl. es wird auch hie angezeigt, wie angenäm der jugent ist die freundlichkeit und wie unangenäm die straf bey inen seye Boltz Terenz (1539) 107ᵇ.
c)
verbale wendungen: (er) sich vor seinem vater besorget, das er in str. anleget Arigo decam. 117 Keller; es ist eim vatter gnuͦg: umb ein grosze miszhandlung sittliche straff thuͦn Boltz Terenz (1539) 26ᵇ;
ich wett im bstrychen dermasz dnät
und in mit straf dermaszen halten,
dasz er sich wirt vil anderst gstalten,
sich schicken in den handel min
J Ruf in schweiz. schauspiele 3, 71 Bächtold;
do aber das nit verfieng, zoch er die straf höher an uf sölche mainung Steinhöwel de claris mulieribus 271 Dr.; einem heuchler seine rede, die er heuchelns halben redet, in eine straff ziehen Friedrich Wilhelm sprichwörterregister (1577) m 2ᵃ: und wurde sich verhalten zum ersten mal in der straf väterlich beweisen Stumpf Schweytzerchron. (1606) 403ᵃ;
du falsche zunge, du schelmenmund,
der himmel wird dich noch strafen einst,
wann ich mit strafe verschonet dich
Mittler volkslieder 674.
auf der andern seite: also soll ein jungfrau der zucht und straf ergeben (sein) Äg. Albertinus hirnschleifer (1664) 150;
habe ich ungehorsams kind
dich, den hertzliebsten vater mein,
erzürnet und die strafe dein
gar wol verdient
M. Sachse bei Fischer-Tümpel kirchenlied 1, 18;
als wir mit einander ausz Frankreich zogen seind, da begabst du dich in mein straf, und versprachest mir auch allweg gehorsam zu seyn, als deinem vater, jetzundt aber bist du eines andern gesinnet, ... dieweil du mein warnung und straf also gering achtest buch der liebe 246ᵇ;
hätt ich nun menschenzorn und -grimm in acht genommen,
wär ich den göttern nicht in ihre strafe kommen
Opitz (1690) 1, 177.
strafe leiden zurechtweisung, tadel, vorwürfe erfahren:
nüt ungehorsamers lebt ietz zuͦmal,
er (der papst) lidet ganz kein straf überal
N. Manuel vom papst u. s. priesterschaft 1713 Bächtold;
'nun wolheer', sprach der witzig pfaff (als er im rätselstreit mit dem pfarrer v. K. verloren hatte)
'ich leyd von euch hie grosze straff
pfarrer v. Kalenberg 590 neudr.
entsprechend auch str. annehmen, verschmähen u. ä.: so wir kainer straff achten willen, sunder mit noch gröszern schulden beschwären wellen Steinhöwel de claris mulieribus 181 Drescher; hochfart ... nympt die gedult, verschmächt die strafe und haiszt unrecht tuͦn Albr. v. Eyb spiegel d. sitten (1511) A 6ᵇ; man nimpt nicht gern straf an von jedermann, allein von guten freunden, die gehet hin Petri 2 (1605), O o 2ᵇ;
damit vertreiben wir den schlaf,
bewaren uns vor eurer straf
altdeutsche passionssp. aus Tirol 191 Wackernell.
d)
die eigene strafe in unserer begriffsgruppe als 'selbstzucht, busze' u. ä. (vgl. auch oben 8 c.: darumb ist besser, den lyb dem eebrecher ze lassen; dasz ich darnach myn unschuld mit aigner straf erzögen müge Steinhöwel de claris mulieribus 172 Drescher; man sol nit unwirdig zuͦ dem heiligen sacrament gan, sonder sich forhin darzuͦ schicken durch eygne prob und straff Dietenberger wider das unchristl. buch Mart. Luth. (1526) F 2ᵇ;
so ir mir böse wort wend gän
und nit min straf für guͦt ufnän
H. R. Manuel weinspiel 3255 neudr.
e)
eine nhd. entsprechung fehlt für âne strâfe, sunder strâfe (so bei Brun v. Schonebeck 3565 u. 9208) 'was sich nicht schelten läszt' und so 'sicherlich; in wahrheit' u. ä.
11)
verblassend 'übel, welches auf eine unrechtmäszige oder unweise handlung folgt', so zu einem, der nach einer biene schlägt und gestochen wird das ist die str. deines vorwitzes Adelung; zu einem fallenden, sich verbrennenden str. für deine unvorsichtigkeit Campe; strafen der unüberlegtheit ebenda; das ist die str. dafür; das soll deine str. sein Adelung; so: er leidet str. für seine thorheit pretium stultitiae fert Frisch 2, 342ᶜ;
doch seine thorheit selbst ist ihm die ärgste strafe
Cronegk schr. (1766) 2, 24;
so herrscht der ewige, der an den unbestand,
der uns nur strafe heiszt, das heil des ganzen band
Giseke poet. w. (1767) 6;
ich bitt euch, gebt ihn los den armen mann,
was er auch schweres mag verschuldet haben,
strafe genug ist sein entsetzlich handwerk
Schiller 14, 397 (Tell IV 3) G.;
der lohn der blutgen that ward ihre strafe
M. Beer w. 38 (Klytemnestra 2, 3);
auch meine einfachste erzählung ist str. genug für sie Göthe 23, 93 Weim.; einem jüngeren das leben zu retten, das sollen sie nimmer, nimmer, sondern ruhe — dichterruhe auf lorbeern soll ihre str. seyn Lenz vertheidigung des herrn W. (1776) 48; das war dumm! (dem knaben wein zu geben, und so zu dem dummen wirt) und sie mögen nun den daraus entstandenen schaden als str. betrachten Langbein schr. 31, 135; entsprechend oben 8 b: solch eine karge sparbüxe müszt es seyn, die meiner freygebigkeit und geldverachtung das gleichgewicht hielt — mir zu nutz und ihr zu str. der arme mann im Tockenburg (1789) 1, 252; etwas zur str. thun müssen ein unangenehmes, lästiges Campe;
selbst der reichthum wird zur strafe
bey der unzufriedenheit
Stoppe Parnass (1735) 217;
der kleine zwang wird ihr bereits zur strafe
Ramler fabellese (1783) 1, 91;
bist du zur strafe mir so schön geglückt?
lyr. ged. (1772) 291;
der jüngling fröhnt der schwelgerey,
der greis ist seiner thaler sklave,
und beyde sind sich selbst zur strafe
Pfeffel poet. versuche 1, 32.
zuletzt: ein verweis von ihr, ja ein miszbilligender, unzufriedner blick von ihr war seine härteste str. Campe, vgl. dazu oben strafblick und
ich musz nur stehn und deine strafe suchen,
die, schönste! mir dein strenges auge spricht:
Neukirch ged. (1744) 30.
schlieszlich rein scherzhaft die freilich sinnfällige kuszstrafe, so beim pfänderspiele (th. 5 sp. 2877); hierher auch (entsprechend oben 7) pfandstrafe (th. 7 sp. 1611).
12)
im bereich stärkerer bildkraft und wiederholt poetisch gehoben: (gott den menschen) teglich ruft ... er well in ... weyn und mylch seyner väterlichen straff und süszen barmhertzigkeit geben Philadelphus Regius von lutherischen wunderzaychen (1524) B 2ᵃ; wenn die straf reif ist, so musz sich der mörder selbst verrahten Petri 2, B b b 6; und sihe, wie der frefel auf der schnellen post die straff von dem himmel holt ... Abrah. a s. Clara Judas (1686) 1, 117; und doch drücken sie mich nicht mit der str., die ich billig fühlen sollte Schiller 1, 26 G.;
wenn von meiner strafe ruthen
gar zu sehr die wunden bluten
Canitz gedichte (1727) 22;
bestürzte Türken, flieht der strafe donnerkeile,
womit dies heldenpar in eure schwadern dringt!
Brockes bei Weichmann poesie der Niedersachsen (1721) 1, 13
und diese quelle (frevel und schande) wars, aus der dem vaterlande
dem volke des Quirins der strom der strafen kam
Hagedorn poetische werke (1769) 3, 9;
meide schuld; sie verflicht mit tausend dornen
dich in strafe
Herder 27, 28 Suphan;
(göttin,) die du mit der strafe schlangenbissen
in dem puls des missethäters wachst
Seume gedichte (1804) 22.
als lebendiges wesen: die straf hinket, aber sie komt doch endlich Kramer dict. 2 (1702), 994ᵇ;
und sieh! es hinkte mit der krücke
die strafe hinter ihnen her
Lichtwer äsopische fabeln (1748) 18;
wohin du fliehst, wird dich mit ihrem
hinkenden schritte die straf ereilen
Herder 26, 214 Suphan;
nun aber folgt die strafe dem verächter,
als wenn die schlangenfackel der Erinnen
von berg zu thal, von land zu meer ihn triebe
Göthe 2, 13 Weim.;
vgl.:
der lehrer warnen, ruͦffen, schreien,
thut wie des Noe predigt gdeien.
derhalben ist die straf nicht weit
auf solche grosz ungdankbarkeit
bilderged. auf Lud Gwalther (Euphorion 1908 s 187 erg. heft).
die str. ist uber das ebne land gangen, ... uber Holon, Jahza Jerem. 48, 21; wenn ein unglück, schwert, str., pestilenz oder theurung uber uns kompt, ... 2. chron. 20, 9; es wird eine str. uber euch gehen Hosea 5, 1;
so wurd auch straf über uns gen
altdeutsche passionssp. aus Tirol 18 Wackernell;
gott Jupiter, mein hand du führ,
damit die straf disen berühr
Spreng Ilias (1610) 36ᵇ;
so kommt schalkheit letzt zu haus,
strate bleibet nimmer aus
Reinicke fuchs (1650) 114;
dieses fürchterliche trauerspiel (Hamlet), welches ... ihr (der erde) gleichsam hohles innres wie den wohnsitz der str. und der pein darstellt Fr. Schlegel Athenäum 1, 2, 168; gegnerhaft: solch ubel thut und verdienet kein mörder, denn eyn mörder thut eine strefliche bosheit und lest die str. bleiben, ein aufrürischer wil eine freye, unstrefliche bosheit haben und greyft die str. selbs an Luther 18, 399 Weim.; ähnlich einem häscher oder gerichtsboten: wo er das nit thuͦn wölte, wurde er den zorn und straf gottes vor der thür haben Stumpf Schweytzerchron. (1606) 261ᵇ; von unerwarteter str. ergriffen werden vgl. Harsdörfer teutscher secretarius 2, 198;
weil der schand er wollt entrinnen,
riss ihn straf in qual von hinnen
Müllner dram. w. 1, 55.
oder peiniger:
o dasz über Salem nie der strafe geiszel schwebte!
Stolberg w. 4, 141.
gleich einem wachsamen bissigen hunde:
Venedig sich dich eben für,
dann dir die straf ligt vor der thür,
durch kayser Maximilian
Hutten 3, 190 Böcking.
13)
noch wenige beispiele uneigentlicher composition: strafencarolina, f., mit scherzhafter anspielung auf die carolina, die peinliche halsgerichtsordnung kaiser Karls V. und die gesetzgebung der kaiserin Maria Theresia auf der skala meiner strafenkarolina oder theresiana Jean Paul 1, 111 H.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4,5 (1927,1929), Bd. X,III (1957), Sp. 630, Z. 50.

straff, adj.

straff, adj.

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expansus, extensus; contentus; astrictus; str. teso, steso, rigido, stringente ò stretto Kramer dict. 2 (1702), 996ᵇ; nach Adelung 'in der anständigen sprechart' ('in der gemeinen' dafür stramm üblich); erscheint erst mhd. als straf 'streng, hart' (Königshofen chron. 912); wohl nahe zusammengehörig mit mnd. stref 'angezogen' von sehnen, schnüren u. s. w. (vel don) expansus Diefenbach gloss. 217ᶜ (auch stref, doon, utgerecket extensus 219ᶜ); streve vel stive 217ᶜ; über eine md. nebenform streb (vel done) ebenda; verwandtschaft mit unten streben verb., vgl. dazu unter strafen verb. (A) die ostfries. gruppe strabben 'extendere' und strabbig adj., dort auch die ital. lehnwortgruppe strappare; also möglichkeit eines ndd. ursprunges und a. a. o. erwogene verwandtschaft mit strafen verb. in der steigerung vereinzelt mit umlaut: sträffer Gottsched sprachkunst (1748) 105; mit vocaltrübung stroff bei S. Brant narrenschiff 9, 20 Zarncke.
1)
straffes seil funis contentus Frisch 2, 342ᶜ ( Adelung); von der kunst des seiltänzers: auf einem straffen seile tanzen Campe; vgl. die schwungbretter waren schon gelegt, das schlappseil an die pfosten befestigt und das straffe seil über die böcke gezogen Göthe 21, 150 Weim.;
das seil, worauf so frech er tanzt,
er hälts beständig straff!
Platen w. 1, 86 H.;
vom tau eines schiffes u. s. w. Hoyer - Kreuter 1, 739; (das hanfseil) spannte sich, wie er fortschritt, mehr und mehr an, bis es endlich ganz str. war Stratz der weisze tod 12;
was ist das für ein schrein und peitschenknallen?
die fenster zittern von der hufe klang,
zwölf rosse keuchen an dem straffen strang,
und fuhrmannsflüche durch die gassen schallen
G. Keller w. 9, 108;
das noch niemals vollkommen gebändigte rosz fühlte plötzlich den straffen zügel nicht mehr, dem es bis dahin wider willen gefolgt war Ranke w. 16, 72;
Priam stieg hinein und hielt die rosse mit straffen
zügeln, neben ihn setzt sich Antenor im schimmernden wagen
Stolberg w. 11, 103;
bildlich: es (das spiel: alles was fliegen kann, fliege hoch!) disziplinirt nämlich unsern geist und lehrt uns eine rasche und straffe zügelführung Fontane I 1, 124;
(dein segensalter, o Cäsar,) bändigte
die frech aus ordnung schweifende üppigkeit
mit straffem zügel
J. H. Vosz Horaz od. 4, 15, 11;
zaum:
es schlägt das schöne haupt zur brust mit schielem blick,
und schnaubend zieht es schnell der straffe zaum zurück
Lessing 1, 265 M.;
hält der andre dafür straffer den hemmenden zaum
Geibel w. 2, 215.
auch: die straffe saite eines musikinstruments (Müllner dram. w. 2, 12; schuld 1, 2); von der sehne des bogens:
und von den gespannten bogen
rauschen wolken pfeile her, die von straffen sehnen flogen
Schönaich Heinrich der Vogler (1757) 171;
vertraut sie dir, dasz du mit manneskraft
dereinst die straffe senne spannen wirst,
so winkt sie dir zugleich, und hofft, dasz du
nach würdgem ziel die pfeile senden wirst
Göthe 11, 9 (Elpenor) W.;
gegensätzlich:
zuweilen straff, zuweilen schlap;
das nützt die sehne nimmer ab
Zesen Helikon. rosentahl (1669) 77;
im vergleich:
du, dem mit mir der frohste theil
der frohen jugendlichen stunden
so schnell, wie ein beschwingter pfeil
der straffen sehn entfliegt, verschwunden:
J. A. Ebert ep. u. verm. ged. (1789) 76 (an C. A. Schmid 1772);
gesteigert: pfeil von straffster sehne E. M. Arndt w. 5, 304 R.-M.
2)
theilweis auf einer begrifflichen erweiterung des vorigen (von der sehne zum bogen in seiner gesammtheit) beruht: sich hüten, den schon straffen bogen ... zu überspannen Fontane w. I 2, 251;
auf! greift zum wurfgeschosz, zum straffen bogen
Raupach dram. w. ernster gattung (1835) 3, 43;
und in dichterischer freiheit sogar:
wandle mit straffem geschosz und pfeilumfassendem köcher
gegen den tückischen mann!
J. H. Vosz ged. (1802) 6, 319;
3)
im bereich des menschlichen oder thierischen körpers:
a)
am stärksten in anlehnung an 1: straffes haar (im gegensatz zu wellig (s. u.) oder gelockt (th. 6 sp. 1105; unter locken verb.) bez. lockicht (sp. 1113) vgl. dazu: (haare,) die sich in gruppen von einiger völligkeit sammeln, diesz ist bei gelockten haaren der fall, deren wellen überdiesz ein viel freieres ... bild geben, als die straffen, die bei nordischen völkern so häufig sind und ... strohartig hart und struppig erscheinen Fr. Th. Vischer ästhetik (1816 ff.) 3, 2, 420, und früh in adverb. wendung: die haare und brauen der augenliede sind bei manchen menschen so weich und gelinde, dasz sie nicht straff, stracks oder gerade für sich wachsen M. Bapst v. Rochlitz wachholdergarten (1605) 19; besonders bei der mongolisch-malayischen rasse: das haupthaar der Siamesen ist ... schwarz, straff, grob, reichlich Ritter erdkunde 4, 1147; das straffe, lange, im querschnitt walzenförmige haar Peschel völkerkunde (1874) 431 (vgl. auch 369); straffes grobes haar 97; von der mongolischen straffen form der haare Ratzel völkerkunde 2, 117; ihr haar ist weder so straff und glänzend wie bei den Malayen, ... 2, 222; vgl. sonst noch: (Hagens von Tronje) schwarzes haar, straff und etwas kraus Arnim tröst einsamkeit 76 Pfaff; auf dem langen, straffen haar trug er einen cylinder Polenz Büttnerbauer 1, 1; unterm mützchen hatte sich einer der festgeflochtenen zöpfe gelöst und hing ihr, stark und straff, über den rücken Viebig schlafendes heer (1904) 1, 223; bei thieren: die federn am kinn ... bilden einen etwas straffen federbart (beim auerhuhn) Naumann vögel (1822 ff.) 6, 278; (beim löwen:)
eine königskrone, wunderbar,
sträubt sich der stirne straffes haar
Freiligrath dicht. 1, 40;
sein (des ebers) sehnger wanst, mit straffem haar bewehrt,
stichfest und derb, braucht keinen speer zu scheun
6, 212.
b)
ähnlich von sehnen, muskeln u. s. w.: es gebe bey uns weder gelbes haar ... noch straffe sehnen (mehr) Wieland Lucian 2, 199; so bei Rameaus neffen: diese sehnen, alte darmsaiten, trockener, straffer, unbiegsamer als die an einem drechslersrad gedient haben Göthe 45, 35 W.; alle muskeln der arme und füsze sind straff J. J. Engel schr. (1801 ff.) 7, 343;
straff ward die muskel, mark erfüllt die knochen,
die weichen glieder wurden fest und eisern
Strachwitz ged. (1850) prol. ⅩⅠⅠⅠ;
sobald sie (die finger) sich strecken, so sind alle nerven straff
Schubart ästhetik der tonkunst 293;
aber eben die straffen nerven ... springen und reiszen unter der gewaltsamen faust des schicksals leichter
Jean Paul 3, 156 H;
auch:
die straffen adern schwellt ein süszes grausen
Pichler marksteine (1874) 35.
c)
ähnlich oben strack 1 (sp. 591), doch begrifflich mit mehr activität: straffer arm: mit dem einen knie auf dem boden ruhend, stemmt Amor sich mit dem straffen arme gegen die vordere lehne des wagens Herman Grimm Michelangelo (1890) 1, 158;
er mit streben, drängen, drücken,
arme straff. gekrümmt den rücken,
wie ein Atlas an gebärde
hebt er boden, rasen, erde
Göthe 15, 1, 134 (Faust 7537) W.;
da duckt es (das kind) unter das wurzelwerk, vom weiszen gischt umringt;
sie (die göttin der zwietracht) aber teilts mit straffem arm, erglühend vorgebeugt:
G. Keller w. 10, 60;
vereinzelt auch:
aus der mutter ängstlich straffer hand
reiszen sie das gängelband
Müllner dram. w. 1, 5 (29. februar 1).
deutlich in dem sinne von 'stark durchgedrückt':
nennst du
verdrehtes bein das angezogne knie,
mit dem die Griechen ihre götter bilden,
das so weit schöner ist, als unser jüdisch
gemeines stehn auf straffem bein?
O. Ludwig w. 3, 313;
vgl. dazu: und die sinkenden knie machtest du straff J. D. Michaelis Hiob 4, 4 (bei Luther: die bebende knie hast du bekräftiget); das straffe gelenk ist ... (meist) noch weniger beweglich, als die ihm vorgesetzten halbbeweglichen verbindungen allg. deutsche bibl. 109, 8; liegen die ziemlich ebenen gelenkflächen zweier knochen dicht aneinander, gleichsam straff angezogen, lassen sich nur mit gewalt ein wenig verschieben ... und bilden ein sogenanntes straffes gelenk (amphiarthrosis) Sömmerring vom baue d. menschl. körpers (1839 ff.) 2, 25; von den vollen, muskelhaft geschwellten fleischtheilen: das niederbücken hatte auf sein straffes, markiges gesicht düstere, wilde schatten geworfen Jean Paul Titan 3, 108 R; denn trotz der runzeln auf wangen und stirn war ... sein muskelfleisch straff Immermann w. 1, 160 H.; (des mannes) gesicht war kräftig gebräunt, das fleisch straff und fest Kürnberger novellen 3, 139;
als er aus dem weiszen thor getreten,
schlug er auf des pferdes straffe hüften
Gaudy w. 16, 52.
auch: (die mundhaut) ist durch eine sehr straffe, dicke ... zellhaut (lederhaut) genau mit der beinhaut des gaumens verbunden Sömmerring vom baue d. menschl. körpers (1839 ff.) 5, 26.
d)
von der haltung, dem gange u. s. w.: dieselbe (erscheinung) war ... stattlich; die haltung eine straff militärische Roon denkw. (1892) 1, 46; der corporal ... in straffer haltung G. Freytag ahnen 5, 316; über sein strafferes aussehen (complimente machen) Laube schr. 15, 277; das pferd dagegen spitzt die ohren bei dem mutigen schmettern der trompeten, stolzer hebt es den nacken, und sein tritt ist fester und straffer W. Hauff w. 2, 7; mit straffen schritten gieng er nach Odpals haus Fr. Th. Vischer auch einer 1, 224; für eine alte frau ... waren die schritte merkwürdig straff D. v. Liliencron w. (1896 ff.) 4, 46; auch: sein straffes zielen im gange Fr. Th. Vischer auch einer 2, 96; gegensätzlich zu bequem: sein straffer marsch wird ein bequemer spazierschritt Kürnberger nov. 1, 59. eine straffe sprungbereitschaft in den schenkeln (eines windhundes) H. v. Kahlenberg Eva Sehring (1901) 133.
e)
von der gesammterscheinung, so bei Schoch studentenleben (1657): (nicht glauben,) was Floridon für ein straffer kerl ist F 5ᵇ; ähnl. D 1ᵃ; J 1ᵃ; Chlopicki ist auch im äuszeren nichts weiter als ein straffer soldat Laube schr. 8, 104; der alte ist noch immer eine straffe erscheinung Heyne.
f)
auch mit bezug auf seelische beschaffenheit, den charakter u. s. w.; die schlaffheit bemächtigt sich auch der straffsten gemüther Laube schr. 10, 125; schon früh mit geschärftem beisinn: ein straffes gemüt animo rigido, crudo, severo Kramer dict. 2 (1702), 996ᵇ; ein rauhes, störriges Adelung; und so auch: straffer mensch homo severus, austerior Stieler.
4)
von pflanzlichem: der ganz senkrechte, straffe ... stengel Schlechtendal flora von Deutschland⁵ 18, 305; auch (neben unten stramm): die blätter, wie sie sich zuerst entwickeln, gelangen zu bedeutender grösze, straff und stramm Göthe II 6, 336 W.; (bei der trespe) rispe hangend oder straff, behaart oder kahl Ratzeburg standortgewächse (1859) 71; straff (strictus) ist eine hautfrucht (utriculus), weil sie den samen ganz dicht umgibt Campe; der bast, das fibrose, straffe, stricte zellgewebe Hegel w. (1832 ff.) 7, 1, 507.
5)
auch sonst von flächenhaftem:
a)
'stark und stramm nach allen seiten angezogen', so von dem fell einer trommel:
doch hauptsächlich schlägt der laut
an die straffe trommelhaut
Triller betrachtungen (1750) 1, 43;
vgl. die erfindung und einführung des strumpfes ..., der ohne eine spur von falten, wie das fell einer trommel in straffer enge zu befestigen war Böhme gesch. des tanzes (1886) 1, 88.
b)
nach völliger ausfüllung einer hülle 'eng anliegend, ohne falten zu werfen', so besonders von kleidungsstücken: einige wilde Westphalen in straffen, ledernen beinkleidern H. Steffens was ich erlebte 4, 26; die weiten, bauschigen gewänder verschwinden gegen enge und straffe kleider, welche die geheimnisse des harems, krumme beine, verrathen Gutzkow w. (1872 ff.) 9, 147;
die strümpfe müssen straff, und glatt die krause sein
Henrici ernst-scherzh. u. sat. ged. (1727) 1, 222;
vgl. noch: die weisze decke ist so straff darauf gezogen Arnim w. 16, 54 Gr.
c)
straffer beutel, durch füllung mit münzen gespannt Heyne ( Campe); die straffe börse E. M. Arndt w. 1, 74 R.-M.;
was hielt des grafen hand empor?
ein beutel war es, voll und straff.
'zwei hundert pistolen sind zugesagt ...'
Bürger 36ᵇ Bohtz;
dein straffer seckel, schwer von gold
Geibel w. 1, 234.
d)
in dichterischer sprache mit anlehnung an den vorigen gebrauch und neben schwellend (unter 5 f; th. 9 sp. 2503) so bei Stifter: (ich) ging auf dem straffen und schwellenden rasen dem hause zu w. 4, 1, 166; ja sogar: als ihm die straffe gebirgsluft schon längst die thräne von dem auge getrocknet hatte 3, 123.
6)
bildlich;
besonders in anlehnung an 1 (straffer zügel) in der bedeutung 'durchgreifend, ernsthaft, ohne rücksichtnahme':
frohen füllen gleich
gebändigt, nicht besänftigt, zähmte sie (räuber u. mörder)
Quirinus, brauchte sie, den rossen gleich,
in blutgen schlachten, hielt im straffen zwang
sie streng
Stolberg ged. 5, 117;
straffe unterordnung Häusser deutsche gesch. 4, 304; die pferde, als empfänden sie die straffere führung ... Fontane w. I 2, 21; die straffere zucht im lehrlingswesen Bennigsen nationallib. partei (1892) 142; infolge einer straffen, einheitlichen leitung des ganzen wirtschaftlichen betriebes Wimmer gesch. d. deutschen bodens 60; und so allgemein: die straffe art und weise, wie in Preuszen regiert wurde Fr. L. Jahn w. 1, xxxvii Euler. so auch: straffe gerechtigkeit rigida, rigorosa, strelta giustitia Kramer a. a. o.; jus strictum Haym jur. 1186 ( Adelung); (unter) der auch nicht straffen verwaltung der (dänischen) reichsvorsteher E. M. Arndt f. u. an s. l. Deutschen 3, 17; unter straffem gemeinderecht (stehen) Dahlmann dänische gesch. 1, 135; wo die staatsordnung straffer ist, wie hier und in England, ist die religion nie ein gesetz Gervinus gesch. d. deutschen dicht. 4, 22; straffere heer- und staatsordnung Mommsen römische gesch. 5, 34; man hatte eine solche straffe organisation und solche macht über die gemüther gewonnen Bismarck reden 6, 211; die straffe centralisation aller militärischen und finanziellen kräfte Nitzsch deutsche studien (1879) 23; die minder straffen und patriarchalisch bequemeren verhältnisse Deutschlands Häusser deutsche gesch. 3, 216; bei der straffen einrichtung eines solchen technischen bureaus H. Seidel Leberecht Hühnchen 25. weiterhin: durch ein unwandelbar straffes geistiges lebensinteresse fürst Pückler briefw. 6, 57; in dem straffen familienleben Gervinus gesch. d. deutschen dicht. 3, 261; der straffe protestantismus mit seinem inhalt von positivem glauben L. v. Gerlach briefw. mit O. v. Bismarck (1893) 311; vgl.
sorglos gehn wir unsern gang.
frei von wahn und glaubenszwang!
will mit straffen lehrsymbolen
uns zurück die mutter (die kirche) holen
J. H. Vosz ged. (1802) 6, 15.
zuletzt auch von geistigem und künstlerischem schaffen; dazu: straffe, schlaffe, lockre, dichte einbildungskraft Novalis schr. 3, 179 M.: auch: straffe einengung eines gedankens vgl. J. H. Vosz krit. bl. (1828) 1, 483; wo der charakter straff wird und sich verhärtet, da sehen wir die wissenschaft streng ihre grenzen bewachen und die kunst in den schweren fesseln der regel gehn Schiller 10, 299 G. (H. Brunn kl. schr. 3, 207); wenn sie (die vase) auch in der zeichnung nicht ganz so straff ist B. Graef die antiken vasen von d. Akropolis (1909) 1, 69, 590; die zeichnung der tiere ist straffer Hiller v. Gärtringen Thera (1903) 2, 221; die ode, der hymnus, musz ein tüchtiges knochengerüste von gedanken haben, vom worte in straffen und doch edlen formen umkleidet D. Fr. Strausz w. 9, 315; eine weniger straffe form O. Ludwig schr. 5, 105; die erwartung eines strafferen zusammenhangs (erregen) 5, 217. auch: hergegen fällt sie (eine schmucklose stelle) recht wohl aus, wenn die ausgereckten, wackelnden hexametrischen in kürzere, straffere, jambische glieder zusammengezogen werden Bürger 243ᵇ Bohtz (J. H. Vosz zeitmessung 101); Jacobis straffe, kerndeutsche prose, musikalisch in jedem sinne Jean Paul vorschule der ästhetik 2, 154 R.
b)
nur vereinzelt zurückgreifend auf 5, so in hinblick auf straffer geldbeutel: straff von gedanken reich an gedanken Campe;
so füllt sich die leere, wird straff und stet,
das schlotternde absolute konkret
Grillparzer w. 3, 190 S.;
7)
adverb.
a)
entspr. 1: ein seil, eine sehne straff ausspannen Adelung; Campe; sowohl alle bogeninstrumente überhaupt, als auch insbesondere die violinen, müssen mit solchen saiten bezogen seyn, welche eine der grösze des instruments gemäsze stärke haben, damit die saiten weder zu straff noch zu schlapp angespannet werden Quantz anweisung die flöte zu spielen (1789) 187;
ein Assaph war mein freund, ein David mir gewogen,
wenn sie zum süszen ton die saiten straffer zogen
J. J. Schwabe belustigungen (1741 ff.) 2, 466;
die sehne brauchte dabei niemals str. angezogen zu werden G. Forster schr. 1, 348; als der unscheinbare taffet zu einer riesenhaften kugel anschwoll und die mächtigen taue str. spannte, mit denen sie an die erde gebunden war Stifter w. 1, 18; er schlang einen strick in einen der eisenringe an der wand und warf das andere ende, welches durch ein gewicht beschwert war, aus der fensterluke, das seil zog sich str. G. Freytag w. 11, 164;
zu locker das seil! ...
straffer sei es gestreckt!
R. Wagner schr. 6, 182.
bildlich (vgl. oben 6 a): aber wir (diplomaten), die wir die geheimen fäden kennen, sie nach umständen nur lose zusammenhalten oder straffer anziehen Bauernfeld ges. schr. 5, 117 (ein deutscher krieger 1, 9); (mit dem) zwölften takte möge das tempo ... etwas straffer angezogen werden R. Wagner schr. 5, 166; wir brauchen nur die saiten etwas straffer anzuziehen Bismarck reden 2, 131; Maria Theresia that den ersten schritt, die bänder dieser laxen formen, bei denen eine ausdrückliche regierung nicht möglich war, straffer anzuziehen Häusser deutsche gesch. (1854 ff.) 1, 68; in der lehre vom ausdruck konnte er Winckelmanns sätze wörtlich herübernehmen, aber sie werden noch straffer angespannt Justi Winckelmann (1866 ff.) 2, 2, 243; auch: die gegensätze sind bei uns (in Österreich) furchtbar straff gespannt G. Freytag w. 15, 104. besonders: je straffer ihren zügel sie (die kathol. kirche) anzog, desto strenger pflegte sie erziehung und ... unterricht zu leiten Jac. Grimm kl. schr. 1, 218; (es) waren die zügel des staats auf das straffeste angezogen Ranke w. 40/41, 90; um die zügel der hegemonie straffer anzuziehen Mommsen römische gesch. 1, 323 (auch 2, 94); darum unterlag der censorischen rüge nicht minder, wer die zügel des hausregiments zu lasch, als wer sie zu str. angezogen hatte Jhering geist d. römischen rechts 2, 1, 221; um so straffer hiesz ihn Napoleon die zügel anziehen Treitschke deutsche gesch. 1, 363; auch: man spornte die nation nach allen richtungen mit dem rufe der freiheit und hielt dabei die zügel aufs straffste an, als ob man durch die extremen erscheinungen in Frankreich ... gewitzigt wäre Gervinus gesch. d. deutschen dicht. 4, 172; während es Günthers art war ..., str. alle fäden des befehls in seiner hand zusammen zu halten Meinecke generalf. v. Boyen 1, 43; (Bonifatius hat) die bekehrten str. in die zügel genommen W. Scherer litteraturgesch. 43.
b)
entspr. 2: je straffer der bogen gespannt, desto schärfer der schusz! E. Th. A. Hoffmann w. 10, 78 Gr.;
Apollo hält nicht stets den bogen straff gespannet
Gottsched neuestes a. d. anmuth. gelehrsamkeit 7, 53;
diese arme, die den bogen
spannten streng und straff
Schiller 11, 234 (nadow. totenklage) G.
auch bei der geige: der bogen straffer gespannt, ... und dann darauf los gegeigt S. Brunner erz. (1864) 1, 35. besonders beliebt zum bildlichen ausdruck der übertreibung: man vermuthet, dasz die reformatoren doch anfangs sehr vorsichtig auftreten und den bogen nicht allzu str. spannen werden Moltke schr. 4, 176: herr Raoul, spannt die sehne nicht zu str., der bogen möchte euch springen G. Freytag w. 2, 48 (brautfahrt 3, 1); doch vereinzelt auch im begrifflichen umkreis von 1:
zu straff nicht, herrin, ziehe das band,
gar leicht ist die kette gesprungen
Arent-Conradi-Henckell moderne dichtercharaktere (1885) 38.
c)
zu 3 a: allen mädchen waren ihre haare von den eltern str. zurückgekämmt worden Stifter w. 4. 1, 265; ihr haar war an stirne und schläfen str. zurückgestrichen und hinten in einen starken zopf gebunden, wie es arbeitende frauen nötig haben G. Keller w. 6, 33.
d)
entspr. 3 b; vgl.
ehrt ihr mich, wohl, so eignet mich euch an,
füllt eure adern straff mit meinem blute
Grillparzer w. 2, 189 S.
entspr. 3 c: etwas str. halten Campe; sie hält das schlachtbeil in ihrer geübten faust str. und stark Gleim briefw. 1, 341 K.
e)
zu 3 d: plötzlich stand J. str. auf B. Auerbach schr. 10, 173; erhob er sich str., wie um zu zeigen, jener triumphiere zu früh O. Ludwig schr. 1, 189; unwillkürlich ... richtete er sich rasch und str. auf Th. Storm w. 4, 139 (O. Ludwig schr. 2, 40); (er) richtete sich ... straffer auf B. Auerbach schr. 16, 19; sich auf den zweigen str. zurecht (setzen) Immermann 3, 84 H.; von fortbewegung: der str. und mit aufrechtem gange eingetreten war Tieck 4, 290; er (Varnhagen) kränkelte viel in den letzten tagen. ich glaube, er geht nicht str. genug in die luft hinein fürst Pückler briefw. 6, 3; str. abgehen vgl. Fr. Th. Vischer auch einer 2, 358. in refl. wendung: Wihlelm, der sich bis auf den augenblick recht str. und munter gehalten hatte, fühlte ... sich erschöpft Göthe 24, 184 W.;
Elmar, halt dich straff im bügel!
Fr. W. Weber Dreizehnlinden 350;
er nahm sich str. zusammen Fr. Th. Vischer auch einer 1, 235 (Mommsen römische gesch. 2, 229). begrifflich gleichwerthig vereinzelte intrans. formung:
doch machten wir nen kirchhof zum kastell
und hielten straff
Grillparzer w. 9, 31 (bruderzwist 2) S.
übertragen: die ohren str. halten jemandem aufmerksam zuhören Campe; aber in diesem letzten stücke (der buhlerei) verfahren sie gleichwohl so str. nicht Dapper Africa (1671) 167ᵇ. bildlich 'rücksichtslos' (vgl. auch unter 6 a straffe gerechtigkeit u. s. w.) und unpersönlich: es ging str. vorwärts W. Scherer litteraturgesch. 442.
f)
zu 5: ey sapperment, ich zog mir die rote weste str. und klopfte artig an die haustüre Schelmuffskys wahrhaftige und curieuse voyage nach Berlin (1792) bei O. Deneke göttingische nebenstunden 3 (1927), 19; allons herr Martin! rühr er sich besser. im boudoir den teppich wieder str. anziehen, ... Kotzebue dram. w. 22, 9; die falten des gewandes str. gezogen Welcker alte denkmäler (1849 ff.) 1, 498; ihm die höslein mit der linken str. gezogen O. Ludwig schr. 2, 12;
lieblich, gleich dem klugen vogelsteller,
muszt du nur dein netz auch überstreun,
denn aus einem lamm verwandelt schneller
keine wolke sich in einen leun
als die gatten in tyrannen,
wenn zu straff sie netz umspannen,
die nicht sichtbar sollten seyn
Gökingk ged. 3, 110;
der sturmwind dehnt die segel straff
Leuthold ged.⁴ 357.
ihre scenen straffer zusammenfassen (müssen) G. Freytag 14, 162; kurz und str. schreiben im gegensatz zu breit und zerflieszend W. Scherer kl. schr. 1, 468.
g)
in verbindung mit einem adj. partic. als die hauptsache erschien ihm die straff anliegende uniform Heine 7, 485 E. vgl. butzen verb. 1 (th. 2 sp. 592): studenten; sind das nicht caldaunenschluckers? seind es nicht kerl, sie gehen str. gebutzt; so pflastertreter Schoch studentenleben (1657) B 7ᵃ. gehalten: (die) straffgehaltenen zügel der herrschaft E. M. Arndt w. 1, 246 R.-M.
und steckt ihn in ein säckel, das gar grosz,
und straff gefüllt im winkel stand der truhe
Grillparzer w. 8, 10 S.
(vgl. schürzen verb. 2; th. 9 sp. 2064 ff.): es gab einen Strausz, einen wackeren, strengen und straff geschürzten gelehrten, der uns eben so sympathisch war wie jeder, der in Deutschland mit ernst ... der wahrheit dient Nietzsche w. 1, 249. (vgl. oben 5 und schwellen verb. 1 e, th. 9 sp. 2496): (der knabe) hielt sich mit dem einen händchen an der rechten halb entblöszten brust (seiner mutter) unter dem röthlichten gewand an und lächelte von der offnen str. geschwellten jugendlichen linken ab mit seinem blonden köpfchen in die schöne natur Heinse w. 4, 43 Sch. (Ludwig [1716] 1886); bewaffnet mit einem str. gespannten bogen von ebenholz Klinger w. 7, 156; lauter straffgespannte bogensehnen mit kernschüssen ins schwarze Kürnberger literar. herzenssachen (1877) 267; seine beinkleider blendend weisz, die stege derselben so fest angezogen, dasz seine beine, vermöge der str. gespannten falten (wie dünne säulen aussahen) Brunner erz. 2, 15; (ein band wird) durch ein gewicht str. gespannt erhalten Karmarsch-Heeren³ 4, 674. allzu: der allzu str. gespannte bogen der militärischen zucht Mommsen römische gesch. 3, 70; die zu str. gespannte saite war gesprungen Spielhagen 2, 65. bildlich: inzwischen ist doch so viel wahr, dasz die straffgespannte saite des konzils, wenn nicht springt, wie die heiszsporne hoffen, doch den beabsichtigten ton zu versagen scheint Kürnberger siegelringe (1874) 119. die marmorne göttin mit den reinschönen gesichtszügen und mit dem straff geteilten, edlen busen, der wie eine ... offenbarung aus dem hohen grase hervorglänzte Heine 4, 325 E. wie die schlange zuerst mit sanften bewegungen und zarten windungen beginnt, bis endlich der straff gewundene todesstrang sich um die kehle des raubes schlingt E. M. Arndt f. u. an s. l. Deutschen 3, 165; eben so gewisz ... als ein schwellender, duftiger kranz deutscher waldblumen tausendmal schöner ist denn jene str gewundenen lorbeerguirlanden, welche die bildwerke der alten schmücken Treitschke hist. u. polit. aufsätze (1886) 1, 272. gezogen: die straffgezogenen ... zügel der herrschaft E. M. Arndt w. 1, 246 R.-M.; durch sandbeutel str. gezogene schnüre Fr. L. Jahn w. 2, 33 E.; er (Göthe) spaltete es nicht, verschleuderte es nicht, er hielt alle zügel straffgezogen Gutzkow w. 12, 68. subst.: sie (die des basses) sind töne, welche infolge der sie erzeugenden herbern friction etwas durchaus gespanntes, gedrungenes, straffgezogenes ... haben Fr Th. Vischer ästhetik (1846 ff.) 3, 2, 1036; ihr satterer, straffer modellirter leib 2, 153; den straff schreitenden mann höflich anreden vgl. J. Rank erinnerungen 5, 282 bibl. deutscher schriftsteller a. Böhmen. (jene spannung,) welche in ... Alfieri mit noch schrofferer, noch straffer zusammengefaszter leidenschaftlichkeit wiederkehrte Justi Winckelmann 1, 456.
h)
mit dem subst. inf.
straffhalten n.:
das straffhalten der fäden (bei der baumwollspinnerei)
Lueger 2, 122.
straffziehen n.:
Avé-Lallemand 2, 228.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1929), Bd. X,III (1957), Sp. 733, Z. 40.

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stolzschwebend strafmilderungsgrund
Zitationshilfe
„straff“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/straff>.

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