Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

zudrang, m.

zudrang, m.,
anschlieszend an sich zudrängen, von Göthe eingeführt, nicht bei Adelung.
1)
als äuszerer vorgang, der als mächtig oder lästig empfunden wird, bes. von ansammlungen von menschen: zu der Engelsbrücke, wo ich einen groszen zudrang von menschen sah Göthe 43, 141 W.; die in Britannien durch Römerherrschaft gewirkte cultur ... verlor sich ..., vernichtet durch den zudrang wilder inselnachbarn und seeräuberischer schaaren II 3, 149 W.; das einheimische volk der Ostsee ... gewann in diesem zudrange der nationen eine eigne gestalt Herder 23, 465 S. nur gelegentlich von natürlichen vorgängen: die reine claude .. ist so recht ein baum, an dessen früchten wir den mannichfaltigen zudrang von säften gewahr werden Göthe II 6, 200 W.; das wasser steigt beim aufgehen der oberplatte, je gröszer der zudrang der luft ist G. Töpfer orgelbauk. (1855) 596. sehr häufig von dingen, die des menschen kraft u. zeit in anspruch nehmen: der fürst primas ... hatte ... einen furchtbaren zudrang von literarischen zusendungen Göthe IV 42, 125 W.; bei dem zudrang so vieler unendlichen gegenstände II 4, 287 W.; mich selbst vor dem tausendfachen zudrange der welt und deren anmuthung zu retten gespräche 8, 354.
2)
der zudrang gilt der theilnahme an öffentlichen vorgängen, an schauspielen, festen, leichenbegängnissen u. ä.: die geistlichkeit war genöthigt, den körper in eine capelle zu stellen, ... der zudrang war unglaublich Göthe 23, 281 W.; die zugänge zu dem platz ... waren vor jedem zudrang gesichert Ranke 40/41, 312; seit jahren fand ein solcher zudrang zu einer vorstellung nicht mehr statt Hebbel br. 4, 144. weiter zu dem ort einer thätigkeit und zu der thätigkeit selbst, bes. von bildungsanstalten: zudrang zu hochschulen Fr. L. Jahn 2, 818, zur zeichenschule Göthe III 6, 132 W., zu den gewerben Bismarck polit. reden 1, 132, zu den .. beamtenstellen Mommsen röm. gesch. 1⁴, 659, der studenten Schopenhauer 4, 172 Grisebach, der käufer Göthe IV 25, 36 W., von baulustigen IV 33, 11 W. auch zu einem mit einem besonderen zweck verbundenen aufenthalt: die quartiere sind rar, alles durch den zudrang so vieler menschen und durch die zeitumstände übermäszig theuer IV 12, 40 W.; der zudrang vom lande nach der stadt G. Freytag 17, 421.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 3 (1924), Bd. XVI (1954), Sp. 324, Z. 56.

Im ¹DWB stöbern

a b c d e f g h i
j k l m n o p q r
s t u v w x y z -
zuckeraderbirne zuklemmen
Zitationshilfe
„zudrang“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/zudrang>.

Weitere Informationen …


Weitere Informationen zum Deutschen Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)