Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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zudrucken, v.

zudrucken, v.,
hinzudrucken:
es weren on das narren gnuͦg,
waʒ man dann narren dörfft zuͦdrucken,
solch nochred muͦst dis büchlin schlucken
Seb. Brant narrenschiff 3 Zarncke.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 3 (1924), Bd. XVI (1954), Sp. 331, Z. 25.

zudrücken, v.

zudrücken, v.,
nicht vor beginn des 16. jh. belegt, aber schon vorher in festen wendungen eingebürgert, s. bei 5. die anfangs häufige form ohne umlaut bis ins 18. jh. vereinzelt, s. bei drücken th. 2, 1442.
1)
als verstärkung von drücken: interpremo zuͦtrucken, und im zuͦtrucken klemmen Frisius 723ᵃ; hart, fest zudrücken. wenig üblich.
2)
ähnlich wie zudringen: alda wart von der unsern verstacktem hinderhalt ... auf sie zugedrükt (beim angriff) chron. d. städte 27, 58. in der jägersprache in Norddeutschland 'das wild dem jäger zutreiben' zschr. f. d. wortf. 9, 63. sonst veraltet.
3)
zusammendrücken: ir (der nieren) substantz ist fleischig und seind rond, in der form als ein zuͦgetruckt ey J. v. Gersdorff feldbuch d. wundtartzney (1530) 13ᵃ; sein (des spechtes) schnabel ist ... formiret in gestalt eines zugedruckten geometrischen cirkels von Göchhausen notabilia venatoris (1741) 104. nicht mehr üblich.
4)
die herrschende bedeutung ist 'andrücken, um etwas zu schlieszen': beschliessen, zuͦthuͦn, zuͦtrucken Frisius 1152ᵃ; welcher einen ... knollen schwebel ... in die hand nimpt und truckt die fest zu Fronsperger kriegsbuch 1, 155ᵃ; meine hand drückt sich oft unversehens zu, wenn die seine mich so leise, so liebevoll anfaszt Göthe 8, 195 W.; einen deckel, ein schubfach, eine thür, ein schlosz zudrücken; einem den hals, die gurgel, die kehle, die lippen, den mund zudrücken. das letzte auch übertragen 'zum schweigen nöthigen':
nerst dich mit allen bösen stücken,
drumb magstu wol dein maul zudrücken
H. Sachs 14, 55 K.;
allein ein schwur drückt mir die lippen zu,
und nur ein gott vermag sie aufzuschlieszen
Göthe 22, 256 W.
mit mittelbarem obj.:
da warn vil kleiner briefflin in,
wie heuszlin gmacht und zugedrückt
Burk. Waldis Esopus 2, 121 Kurz;
das kästchen springt auf, das er gleich wieder zudrückt Göthe 25, 295 W.; sie legt das pergament in den schrank und drückt ihn zu 10, 292 W.; sie hatte leise ihr zimmer zugedrückt K. Gutzkow zauberer v. Rom 2, 228.
5)
früh befestigt und zu verschiedenen bedeutungen entwickelt ist die verbindung die augen zudrücken.
a)
eigentlich: so wird der optische nerv immer in weniger theilen erschüttert sein, je mehr zeit verflossen ist, als man die augen zugedrückt hat Göthe II 3, 344 W.; ein kleines .. gesicht mit .. fest zugedrückten äuglein Ebner-Eschenbach ges. schr. 6, 87;
mag, wer da will, am hut vorübergehn,
ich drück die augen zu und seh nicht hin
Schiller 14, 350 G.;
äugeln, blinzen, mit halb zugedrückten augen nach einer sache blicken Kinderling reinigk. d. d. spr. 360; (sie) sah ihn dabei mit blinzelnden, fast zugedrückten augen an Eichendorf 2, 149;
als er den centelon ersach,
thet er bald das recht aug zu-trucken
(um nicht erkannt zu werden)
H. Sachs 17, 266 G.
als unwillkürliche bewegung der furcht, scham oder sonstiger erregung: und kömmt dieses so alber heraus, als ob einer einen stein, der auff ihn zugeworffen würde, damit wolte entgehen, wenn er die augen zudrückete J. G. Schmidt rockenphilosophia 1, 309; er sah ihn .. mit einem auge, das zwar verlegen zugedrückt wurde, aber doch etwas von oben herab, an Tieck 19, 45; aus allen instrumenten brach ein orkan von tönen, ich drückte die augen zu, die knie zusammen Brentano 5, 339. vgl. eindrücken th. 3, 164 u.
b)
man drückt die augen zu zu dem, was man übersehen will, s. den beleg aus Schiller bei a: Pilatus muste manchmal ein aug zudrücken V. Herberger passionzeiger (1611) 221; der feldherr wäre des Flavius bruder, zu dessen verwirrungen er ... ein auge zudrücken müste Lohenstein Arminius 2, 15ᵃ; wir lassen uns damit nicht besänfftigen, dasz er gegen uns zwey ein auge zudrücken, unserm geschlechte aber die gantze sache abzusprechen vermeinet 1, 200ᵃ; wo keine gefahr mehr zu fürchten ist, kan man wohl ein auge zudrücken med. maulaffe (1719) 516; darüber musz man die augen zudrücken Göthe 45, 131 W.; sie (d. gerechtigkeit) drükt das auge bey der helfte deiner verbrechen zu Schiller 2, 102 G.; weshalb man schon anderthalb augen zudrückt Droste-Hülshoff an Louise Schücking 279; sprichwörtlich: wir wollen diesmal noch ein auge zudrücken Fontane I 1, 329; da musz man schon die augen zudrücken und fünfe gerade sein lassen Tieck 5, 390.
c)
man drückt die augen im oder zum schlafe zu: Jacob welcher von sich selbst bekennt, dasz er mehrmal tag und nacht nicht ein aug habe zugetruckt Abr. a St. Clara etwas f. alle 1, 25; 'du kannst dein mittagschläfchen ruhig fortsetzen.' damit schob sie ihn wieder in seinen stuhl und er drückte sogleich ... die augen zu Langbein s. schr. 31, 135.
d)
alte, fromme pflicht der nächsten, bes. der kinder ist es, den sterbenden die augen zuzudrücken: Frisius 785ᵇ; Kramer 1, 249ᵇ;
lebt hin in süsser ruh,
bisz kindes-kindeskind drück euer augen zu!
Logau 11 Eitner;
niemand truckt ihm mit tieff gesuchten turteltaubenseufftzen die augen zu Fischart geschichtklitt. 100; kein sohn mehr, der mir die augen zudrücken könnte Schiller 2, 193 G. allgemeiner heiszt es 'zeuge des todes sein': Frisius 496ᵃ; gehen, früh genug kommen, um einem die augen zuzudrücken; auch 'überleben' 234ᵃ (nach Martial);
du soltest, dacht ich, mir noch zugedrucket haben
die augen, so musz ich mit leid dich selbst begraben
J. A. v. Mandelslo morgenländ. reisebeschr. 15 Olearius.
weiter von der gottheit, 'ein sanftes ende bereiten':
er drücke, wenn das hertze bricht,
uns unsre augen zu
P. Gerhardt bei Fischer-Tümpel 3, 312;
lasz, o lasz mich ruhig sterben,
drücke mir die augen zu
Brentano 2, 357.
schlieszlich bezeichnet es überhaupt den moment des todes: die natur ym die augen zutruckte C. Hedio chron. germ. (1530) 210ᵇ; weil kurtz darauff der letzte schlaff diesem die augen zudrückte Valvassor ehre des herz. Crain 2, 687; küszt mir die augen, die schlummernden, und verschwindet; ich wollte sie (Käthchen) hätte sie mir zugedrückt H. v. Kleist 2, 187 E. Schmidt; drücken diese (die greise) die augen zu, dann wird es winter Gutzkow 7, 335. übertragen: die alte jugendliebe that die augen wieder auf, ich konnte sie nicht schnell genug zudrücken Hebbel w. 2, 19.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 3 (1924), Bd. XVI (1954), Sp. 331, Z. 30.

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Zitationshilfe
„zudrucken“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/zudrucken>.

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