Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

zufuhr, f.

zufuhr, f.,
mnd. tofore Schiller-Lübben 4, 601ᵇ. die form zufuhre, vgl. th. IV 1, 1, 430, erscheint sehr häufig im 17. u. 18. jh. ein später beleg: die stadt an einem solchen orte anzulegen, wo sie gar keiner zufuhre von auswärts bedürfte Schleiermacher Platon 6, 144. die bedeutung beruht überall auf zuführen 3, etwas zu wagen oder schiff heranschaffen.
1)
es ist das heranfahren, advectus Frisius 42ᵃ: zuͦfuͦr ... das zuͦhinbringen Maaler 526ᵇ; wenn jemant der zugang oder zufuhr auff seinem acker durch die gewalt des flusses oder einen erdfall benommen ist dorf- u. landrecht (1719) 76. dies insbesondere von dem heranführen von lebensmittel und sonstigem bedarf: nachdem sie auf dem meer freye zufuhr aus den umliegenden eylanden hätten A. H. Bucholz Herkuliskus 20ᵃ; ein täglicher und ein wochenmarkt, und auf die selbe freye zufuhr Lori baier. bergrecht einl. xliv; eine jede regierung ist verbunden, im falle der noth die ausfuhr zu sperren, sowie zur pestzeit die zufuhr J. Möser 2, 47. fest eingeführtes wort der militärischen sprache: das man sie (die stadt) daraus beschedigen und die ab- und zufuhr wehren würde H. Merckel Magdeburgs belagerung (1587) 91ᵇ; herzog Gottwald lag zwischen dem zertheilten strome sowohl der zufuhr als festigkeit halber in einem merklichen vortheil Lohenstein Arminius (1689) 2, 840ᵃ; die männer ... überfallen seine (des feindes) zufuhren und rekruten E. M. Arndt schr. für u. an s. l. D. 1, 296; die blocade, sperrung der zufuhr Gottsched d. sprachkunst⁵ 197; die zufuhr hindern, abschneiden u. ä.
2)
zufuhr ist das zugeführte, bes. waren, lebensmittel: nachher erpresseten Roms bürgerliche kriege auch in Judäa geld und zufuhr Herder 19, 155 S.; da strömte vom platten lande reiche zufuhr herein W. v. Polenz Grabenhäger 1, 172; die eisenbahnen fahren die zufuhr bis fast an die stellung heran Moltke 4, 147.
3)
übertragen: zufuhr frischer arbeitskräfte Wimmer g. d. d. bodens 146; überreiche zufuhr an poetischer kost jahrb. d. Grillparzerges. 4, 317. besonders in wissenschaft und technik beliebt: zufuhr und verbrauch; zufuhr von nährstoffen im körper; von dünger, frischer luft, brennmaterial u. s. w.
4)
daher viele wissenschaftliche, militärische und technische zusammensetzungen, alle aus neuerer zeit: zufuhrbahn, -flotte, -kolonne, -linie, -sperre, -strasze, -weg; zufuhrfläche, -gitter, -gleis, -kanal, -schlauch, -trichter. vgl. zuführen.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 3 (1924), Bd. XVI (1954), Sp. 374, Z. 17.

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Zitationshilfe
„zufuhr“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/zufuhr>.

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