Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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zudecke, f.

zudecke, f.,
bettdecke, nach Kretschmer wortgeogr. 165 in Thüringen, Bayern, Böhmen, Mähren, aber weiter im Osten verbreitet: Albrecht Leipz. ma. 242ᵃ; Fontane I 1, 283; 2, 972; 4, 150; Holtei erz. schr. 15, 220; nd. taudecke in Preuszen Frischbier sprichw. 1, nr. 4182. alte belege: wenn ... das kind (in der wiege) nicht mit der zudecke verwahret ist J. G. Schmidt rockenphilos. (1706) 2, 42; eine rennthierhaut statt des unterbetts und an statt der zudecke J. G. Scheller reisebeschr. nach Lappland² (1748) 62.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1922), Bd. XVI (1954), Sp. 317, Z. 47.

zudecken, v.

zudecken, v.,
mhd. nur vereinzelt Lexer 3, 1181:
als die brudere sint gelegen
und ir slafes sulen pflegen
nach gewonlicher ru,
so decke ich um und umme zu,
uf daʒ si lange bliben
an slafe und den triben
verre uber die maze
passional 369, 16 Köpke;
er dackt mich wider warm zuͦ
und sprach: gesell mein, nun ruͦ
und cher dich gen der wend!
auszerdem in spätmhd. wbb. Diefenbach 14ᵇ; 149ᵇ, dann von Frisius 40ᵇ; 318ᵇ ab regelmäszig. die häufigste anwendung u. 3 ist offenbar älter als die literar. belege. formen mit rückumlaut in nhd. zeit ganz selten: und leit die ermurten lewte in dasselbe loch und dacke si mit dem gebein wider zu Endinger judensp. 96 ndr.;
zugedackte rach ist süsse
Logau 424 Eitner.
die bedeutung ergiebt sich aus der zusammensetzung, s. o. sp. 157 b. dazu gesellt sich früh, s. d. beleg der Hätzlerin, die vorstellung der decke, s. u. 3 und bei verdecken th. 12, 203. das gegentheil ist aufdecken: man sol nicht ein altar auffdecken und den andern zu Luther 19, 324 W.
1)
gegenständlich ohne nebensinn gebraucht.
a)
etwas freiliegendes wird über-, verdeckt: got hat dem möre ein zil gesetzt, ... domit es nit ... zuͦdecke das gantz ertrich S. Münster cosmogr. 4; heute ..., da der schnee unsere gärten wieder zudeckt Göthe IV 23, 295 W.; so viel ducaten ..., als nöthig sind die platten zuzudecken IV 20, 24 W.
b)
etwas wird von oben, wie mit einem dach verdeckt: scena ein zuͦgedeckte büne Frisius 1186ᵃ; wo die pasteyen oben nit zugedeckt werden, wurden die .. gewelb ... schadhafft Dürer befest. d. stett c 2ᵇ; pileata major das grob gedackt, eine 16- oder 8-füszige orgelstimme, so oben zugedeckt ist und gleichsam einen hut trägt J. G. Walther mus. lex. (1732) 481; auf den zugedeckten hutwagen steigen Joh. Riemer pol. maulaffe (1679) 305. so wird feuer zugedeckt, um es zu ersticken: so war ... die flamme der wahrheit ..., abermals mit schulasche zugedeckt Göthe II 4, 172 W. ferner vergrabenes, in der tiefe befindliches: und fuhren hinunter ... in die helle ... und die erde decket sie zu 4. Mos. 16, 33; nun begrub Gockel die asche und deckte den stein ... wieder mit erde zu Brentano 5, 87, dazu beleg aus dem Endinger judensp. o., auch werden öffnungen, wie fenster, luken, löcher einer flöte zugedeckt.
c)
zugedeckt werden gefäsze u. ä., die oben offen sind: cavea ein zuͦgedeckt gruͦb Er. Alberus dict. (1540) 2ᵃ; fossae caecae oben zuͦdeckt Frisius 170ᵇ. man deckt fässer, kessel, töpfe, näpfe, gläser, brunnen, quellen, auch särge zu. vielfach sprichwörtlich:
merck, wann ein topff ist zugedeckt,
weis niemandt, was darinnen steckt
B. Krüger Clawerts werckl. hist. 23 ndr.
(ähnl. Lehmann floril. 1, 83); man soll den brunnen nicht erst zudecken, wenn das kind hineingefallen ist Fontane I 2, 134 (ähnl. Lehmann 3, 89; Lüpkes seemannsspr. 124). so wird auch das, was in dem gefäsz ist, zugedeckt: sie haben .. alles unter einander gemischt und in einen reinen tiegel gethan und zugedeckt Ercker beschr. aller miner. ertzt (1580) 51ᵇ; an einem tage legten wir .. den samen in die mit erde gefüllten vertiefungen und deckten ihn wohl zu Stifter 2, 289; die männchen (der wespen) reiszen die noch nicht zugedeckten maden ... aus den zellen Oken 5, 2, 968. häufig von speisen: wir deckten sodann die pastete wieder zu Leipziger avanturieur 1, 70. dabei kann die anschauung manchmal wie in b sein.
2)
das zugedeckte wird dem blick entzogen.
a)
zudecken ist 'verhüllen, verbergen': verhüllen, das ist zudecken Harsdörfer t. secret. 1, 540; Pilatus ... die bildnissen des keysers hab lassen zuͦdecken C. Hedio chron. Germ. (1530) b 3ᵇ;
eur karten er all sehen kan,
weil ihr ihns also für thut recken,
künd ihr eur karten nicht zuđecken
J. Ayrer 4, 2460 Keller;
eine häszliche, kahle wand, die heute freilich mit einer ungeheuren, schneeweiszen marmordecoration zugedeckt worden ist H. Grimm Michelangelo 1, 379. dazu der beleg aus Luther oben vor 1. besonders von wetter- u. himmelserscheinungen. dabei tritt an die stelle des überdeckens oft die vorstellung von etwas, das sich zwischen auge und gegenstand schiebt: dieses phänomen erklärt sich wohl aus dem perspectivischen gesetz, dasz uns der kleine nähere gegenstand den gröszern entfernten zudeckt Göthe II 1, 9 W.; wie eine mächtige gebirgskette, die alles zudeckte was jenseits lag Justi Winckelmann 1, 282;
da sah ich nichts grössers an im,
denn sein nasen, als mich gezim,
die im schier zudeckt sein angsicht
H. Sachs 21, 107 G.
b)
um sie zu verhüllen, werden haupt und gesicht zugedeckt, um nicht zu sehen, die augen. mit halb zugedeckten augen ist so viel als blinzelnd. insbesondere heiszt es aus scham die blösze des leibes verdecken: da nam Sem und Japheth ein kleid ... und deckten ires vaters scham zu 1. Mos. 9, 23; (Adam u. Eva) giengen hyn, ... gürteten und decketen sich zu Luther 24, 94 W.
c)
in diesem sinne wird es auf das sittlich - religiöse gebiet übertragen, u. zwar heiszt eine sünde, eine schuld, eine schande, einen fehler zudecken nicht blosz sie verbergen, sondern sie nicht sehen wollen, vergeben, tilgen und, von der anderen seite, sie wieder gut machen: weyl er das werck hat aus eygenem kopff frevelich angefangen, wollt er sich hernach gerne flicken und die schande mit feygenblettern zudecken Luther 18, 67 W.; dagegen ist die liebe ein köstlich ding, decket alle sünde zu 34, 1, 447 W.; weil ... das geld aber alles zuzudecken und unterzudrücken vermögend ist, so wurde auch diese that verheimlicht Leipz. avanturieur 2, 116; etwas mit dem mantel der liebe zudecken th. 6, 1609. es heiszt auch geradezu entschuldigen: er eilte mir nach, suchte das gesagte zu entschuldigen, mit eifer für mein bestes zuzudecken Klinger w. 4, 66. allgemeiner ist es dann 'in vergessenheit bringen': dein vormund hat überall einen guten willen, aber der tisch, auf dem er schreibt, deckt ihm die welt ... und alles zu Stifter 3, 379; dann freilich wird das frühere von dem späteren zugedeckt Steffens was ich erlebte 1, 17.
d)
ein gedanke, ein sinn, eine wahrheit wird durch worte zugedeckt: denn unser erkenntnis ist noch im glauben zugedeckt und verschlossen Luther 10, 1, 1, 109 W.; dasz sein geheimnusz under dem umhang desz buͦchstabens verdeckt, in der schuͦl blib, vor den gottlosen zuͦdeckt, und allein seine kinder vernemen S. Franck paradoxa (1558) vorr. 3ᵃ; die verschiedenen auslegungsarten .., die man auf den text anwenden, die man dem text unterschieben, mit denen man ihn zudecken konnte Göthe II 3, 141 W.
3)
die menschlich, täglich häufigste anwendung ist die auf den ruhenden, über den eine decke gelegt wird, s. o. die mhd. belege:
mit hermlin weis er mich zudegt
H. Sachs 22, 500 Götze;
ein matrose deckte mich freundlich mit seiner theerjacke zu Moltke 6, 223; die sternlein haben sich schlafen gelegt und mit schneewolken zugedeckt Kotzebue 4, 157; einen warm zudecken Frisius 294ᵇ, 1131ᵇ. ähnlich gut, vorsorglich, anständig zudecken u. dgl. mit einfachem personalobj.: wo aber das nit seyn möcht, ... mag ... die hebamm die schwanger frauwe ... zudecken und ruhen lassen Ruoff hebammenb. (1580) 84. ebenso sich zudecken. dadurch erhält das wort den nebensinn des sorgens, hütens und bewahrens: ist er (der mann) kranck, da solt du erst die recht eefraw erzaygen, ihn trösten, warem zuͦdecken und verschoppen Chr. Bruno underweysung e. christl. frauwen (1544) 67ᵇ; (pflanzen) mit erdtrich allenthalben verdecken oder zuͦdecken Frisius 226ᵃ; und reite es (das kranke pferd) dann umbher, dasz es erhitze, decke es warm zu J. Walther pferde- u. viehz. 78. deutlich in verbindung mit für, vor oder gegen: die pflantzen vor der kälte zudecken Corvinus fons latin. (1548) 1. die gleiche vorstellung beim zudecken der toten mit dem laken, durch schlieszen des sarges, durch das erdreich des grabes.
4)
in scherzhafter umkehrung heiszt einen zudecken ihn 'verprügeln', überhaupt 'einem gegner hart zusetzen', allgemein seit dem 16. jh.: das man sie zudecke und straffe Luther 19, 519 W.; als sie (die ameisen) mich ... auf solche weise zudeckten, kneipten und peinigten Göthe 25, 162 W.;
mit docken und schulsecken
thetens (die kinder) mich schier zudecken
H. Sachs 3, 314 K.
in der studentenspr. vom fechten Kindleben 225 ndr. danach übertragen: Sommer hat den herrn Vollmer ganz gut zugedeckt Lachmann an Haupt 117; ich sehe dich so deutlich mit den kindern wirthschaften, Miechen zudeckend mit vernünftigen reden Bismarck br. a. s. braut u. gattin 295.
5)
ähnlich heiszt es 'einen beim trinken unterkriegen': Aler 2, 2259ᵃ; ich deckte meinen pettern vollends mit wein zu Grimmelshausen 1, 720 K.; während welchen der oncle ... seinen neffen so wacker zugedeckt hatte, dasz dieser zwar nicht betrunken war, aber sich doch ziemlich weinselig fühlte J. J. Chr. Bode gesch. des Tom Jones 5, 304. neuerdings nur in südd., bes. österreichischen belegen.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1922), Bd. XVI (1954), Sp. 317, Z. 57.

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Zitationshilfe
„zudecken“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/zudecken>.

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