Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

zeichnung, f.

zeichnung, f.,
mnd. ohne -n- têkinge, auch zaichung 1. dtsche bib. 7, 326; nom. act. zu zeichnen mit reicher bedeutungsentfaltung:
1)
in älterer sprache significatio:
wanta uns in zeihnungu   siu scoltun werdan kundu
Otfrid 4, 33, 38;
Graff 5, 596; mhd. zeichenunge bedeutung (Lexer 3, 1049); mnd. aufzeichnung, niederschrift Lübben-W. 400ᵇ; kenn-, merkzeichnung: du hast gegeben ein zeychnung den, die dich voͤrchtent 1. dtsche bib. 7, 326 (Luther zeichen); z-en der natur (muttermal) Lohenstein Arm. 2, 792ᵃ; in der druckersprache als verdeutschung für die signatur eines bogens: Geszner bei Klenz druckerspr. 98ᵃ; in landwirtschaftlicher fachsprache die kennzeichnung des viehs mit einem brenneisen (Seiler Basl. mda. 321) oder durch abscheren des haares nach einer bestimmten marke ( v. Hohberg georg. 2, 155); vgl. notatio, signatura Stieler 2611; z. die setzung eines zeichens Ludwig teutsch.-engl. 2567;
2)
in jüngerer zeit nur mit der bedeutung von zeichnen I 4 und II 3;
a)
die nachbildung eines gegenstandes mit umriszlinien auf dem papier, wobei auch bisweilen licht und schatten wiedergegeben werden, entwurf zu einem bauwerk, herstellung einer figur mit linien u. ä.: adumbratio, delineatio Stieler 2611; α) ohne plur., der vorgang des zeichnens, das zeichnen: (die professoren) unterrichten die jugend ... in der z. der figuren Sulzer theorie 1, 12; nicht beliebte construction, wofür gern der subst. infinitiv eintritt; sodann die zeichenkunst: die z. verstehen Kramer teutsch.-it. 2, 1434ᵇ; tochter der z. ..., ätzerin Klopstock od. 2, 134 M.-P.; der genius der z. wird in z-en durch einen bleistift angedeutet, den er in der hand hält Gottsched wb. 1676; v. Loen ges. kl. schr. 1, 95; mathematik und z. ... studieren Lessing 18, 193 M.; bes. Sulzer theor. 4, 749;
ich sehs, die zeichnung fehlet mir
A. v. Arnim 15, 237;
β) mit plur., concret das abbild auf papier nach einem gegenstande oder ein entwurf: risz, abrisz oder z. heiszet ein nach geometrischen regeln und zeichnerhandgriffen verfertigter entwurff einer sache nach allen ihren theilen Wolff math. lex. 1127; Sulzer theorie 4, 756; z-en (von münzen) Gottsched neuest. 1, 661; eine z. (machen) S. v. Laroche frl. v. Sternh. 1, 206: z-en (von alterthümern) Herder 26, 67 S.; so sehr geläufig; sammlung von gemählden, z-en. kupferstichen und antiquitäten Göthe 21, 56 W.; IV 35, 286 W.; eine z. (anfertigen) J. G. Forster s. schr. 2, 66; frühbeleg von technischen z-en: (der baumeister) musz ... sich gute risse und z-en zulegen (dadurch dasz er schöne gebäude abzeichnet) v. Fleming sold. 32. 15; z. des stromlaufs Ritter erdk. 1, 80; die sessel ... liesz ich nach z-en anfertigen Storm w. 1, 49; übertragen: Schiller 4, 41 G.; γ) zu zeichnen I 4 c, beschreibung, darstellung, schilderung von zuständen, vorgängen, verhältnissen, charakteren, insbesondere die wiedergabe eines realistischen details in dichtungen: z. der charakter Breitinger dichtk. 1, 494; z. der herrschenden leidenschaft Lessing 10, 175 M.; die z-en in romanen Schubart leb. 1, 120; Göthe gespr. 6, 333 Bied.; flüchtige z-en der sitten W. Hauff s. w. 2, 373; charaktere mit z., farbe O. Ludwig ges. schr. 5, 295; die glänzendste farbengebung der minnesänger bei unsicherer z. Gervinus gesch. d. dtsch. dicht. 2, 271; D. Fr. Strausz ges. schr. 3, 182; auch von musikwerken: die richtige z. der alten und neuen musikalischen instrumente Schubart ästh. 51. 287; R. Schumann ges. schr. 1, 114; δ) die linienführung und umriszbezeichnung αα) der figuren und muster an naturgegenständen: die blumen gefallen mir nicht; es ist keine gute z. darinnen Stranitzky ollapatrida 311 Wiener neudr.; der hände z. Arnoldt bei Weichmann poes. d. Nieders. 4, 341; z. (auf dem leibe eines fisches) v. Göchhausen not. ven. 337; seeschmetterlinge ... von rarer z. Leipz. avanturieur 2, 47; z. des bunten gefieders Göthe II 1, 260 W.;
schlange, warte, warte, schlange,
dasz nach deinen schönen farben,
nach der zeichnung deiner ringe
meine schwester band und gürtel
mir für meine liebste flechte
4, 320 W.;
Oken allg. naturg. 1, 141; häufig; ferner: z. (des magnetischen kraftfeldes) Gottsched neuest. 4, 728; z-en (der linien der inneren handfläche) v. Loen ges. kl. schr. 1, 63; mathematische, anatomische u. s. w. z-en; ββ) der conturen der silhouette eines berges, einer wolke o. ä.: gebirge ... in kühner z. grf. zu Stolberg ges. w. 6, 72; dunkle wolken ... von entschiednerer z. und farbe O. Ludwig ges. schr. 1, 358; Stifter s. w. 1, 15, öft.; γγ) eines gemäldes im gegensatz zur farbengebung: es (gemälde) hat weder z. noch kolorit Lessing 10, 107 M.; man gestehet den griechischen malern z. und ausdruck zu Winckelmann s. w. 1, 47; Herder 15, 231 S.; die z. ist das grundgerüste ... im körper der malerei Fr. Th. Vischer ästh. 3, 3, 548;
b)
die schriftliche anerkennung eines vertragens, unterschrift: z. des friedens Lessing 2, 239 M.; die schriftliche verpflichtung zur abnahme eines börsenpapiers, von aktien: Schirmer kfmspr. 213, ebda zeichnungspreis, -schein, -tag; die ... anteilscheine im wege öffentlicher z. (begeben) bankgesetz v. 7. 6. 1899 art. 8; handelsgesetzbuch § 12 abs. 1;
3)
zss.: bild-, charakter-, hand-, kunstzeichnung.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4 (1931), Bd. XV (1956), Sp. 495, Z. 49.

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Zitationshilfe
„zeichnung“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/zeichnung>.

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