Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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gezecht

gezecht
s. gezech I.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 3 (1914), Bd. IV,I,IV (1949), Sp. 6919, Z. 56.

gezicht, gezücht, f.

gezicht, gezücht, f.,
verbalsubstantiv zu zeihen, gezeihen (vgl. sp. 6930 f.); im gegensatz zu den früh belegten und länger ausdauernden zusammensetzungen mit andern präfixen (vgl. biziht Graff 5, 588; bezicht th. 1 sp. 1799; inziht Graff a. a. o.; inzicht th. 4, 2 sp. 2152) spät bezeugt und wenig verbreitet.
1)
in der älteren sprache steht dem gezeihen ein substantiv ohne ableitungssuffix zur seite: gezic mhd. wb. 3, 880ᵇ; vgl.:
welt ir entreden unde entsagen
iuch benamen des geziges ...
oder ich bewaere
daʒ ich disiu maere
niht erdâhte noch ervant.
Konrad v. Würzburg Engelhard 4019 Haupt;
sô trûwe ich wol daʒ ich gesige:
wande ich bin an dem gezige
unschuldic aller dinge.
4494;
und zêch mich des ich nie gedâht
und ouch niemer vollebrâht,
als ich waene, von mir wirt
der gezig mîn herze swirt
und gît mir sorgen wunder.
Reinfrid v. Braunschweig 6160 Bartsch;
desgl. (umb den gezig) 8627; 10538; (huop sich der gezig) 6173; do kam meister und rote zuͦ Strosburg für, das etliche barfuͤssen ... soltent mit den frowen zuͦ schaffende han ... doch swuͦrent die barfuͤssen, das sü des geziges unschuldig werent Königshofen s. dtsch. städtechron. 9, 736; desgl. 8, 423; derzuͦ viel ein gezig uf di Juden, daʒ sü soltent die bürnen und die waszer han vergiftet Closener s. dtsch. städtechron. 8, 127; wer einen schiltet, das er si ein diep ... wurt sin ienner lidig, dan der gezick ... also bescheen ist, so bessert der, der den gezuk geton hat, zehen schillinge pfenige artikel der weber (1440) Schmoller s. 47; müst ich ... gethon haben, das man mich zicht ... ich bin aber unschuldig des gezigs und hab mich nie anders gehalten dann in dem fuͦszpfad der warheit buch der beispiele s. 75. zur schreibung mit u (ü für i), die auch bei gezicht zu berücksichtigen ist, vgl. noch das schon von H. Fischer schwäb. wb. 3, 644 hierher gezogene: kham das geschrai an des kaisers hof aus, der prediger hette den landtgrafen v. Hessen gewarnet ... aber er erfandt zur zeit gar nichts, und ward ... anzaigens gethan, dasz dem prediger des gezugs unrecht geschechen sein sollt beilage 5 zu C. Sender s. dtsch. städtechron. 25, 391; dazu vgl. die späteren feststellungen gezich (imputatio), beschuldigung Westenrieder gloss. germ. lat. 207; gezig id, cujus aliquis inculpatur Scherz-Oberlin 549; vgl. bezick th. 1 sp. 1799; zur abstreifung des präfixes vgl.: ein weib in zig haben si (sei) huͦre, der huͦrei zeihen, insimulare probri mulierem Maaler 521ᵈ.
2)
mit dem t-suffix ist die bildung bei Hans Sachs viel beobachtet; im gegensatz zu bezicht und inzicht aber als neutrum. da zugleich die schreibung mit dunklem vocal sich vordrängt und andererseits das neutrum gezücht, gezüchte viel mit i in der stammsilbe geschrieben wird, so ist die abgrenzung unter formellen gesichtspunkten erschwert. dafür bietet der zusammenhang meist genügende anhaltspunkte. gegen: gleich wie der adler sein zugehöriges gezicht und geschlecht zum glantz und schein der sonnen führet G. Nymph drei klage und leichpredigt (1583) E 3ᵃ; u. a. vgl.:
wie Rugire erzelet hat.
dadurch er in das gezicht ist kummen,
hat die hart gefencknusz eingenummen (var. gezüecht).
Hans Sachs (jüngling im kasten) 13, 260;
der weiss, das ich durch heimlich list
in das falsch gezucht bin kummen (var. gezücht, gezicht).
(verloren son) 13, 279;
und bringet auf in ein falsches gezücht,
macht im stincket sein gut ehrlich gerücht.
(verwundete tiger) fab. u. schwänke 3, 380;
ganz ähnlich 2, 96;
und höret sein gutes gerücht,
in der schrifft sein herrlich gezücht.
(königin v. Arabia) 15, 24 Keller-Götze.
vgl. auch gezicht, criminatio, objectio criminis veri an falsi Scherz-Oberlin 549; vgl. die feminina ohne präfix: mag ain richter, so er ainen mit pöser zicht in seinem gericht het, den vänklich annemen öst. weisth. 1, 67; befundt sich bei demselben die zicht war, soll man ... denselben zu seiner vänknuss bringen ebenda.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 3 (1914), Bd. IV,I,IV (1949), Sp. 7043, Z. 77.

1zeche, f.

¹zeche, f.
form: ahd. noch unbezeugt, erscheint zeche im mhd. reich vertreten. die endungen des plur. zeigen wol stets schwache, die des sing. meist starke form; doch tritt -en im dat. bei Neidhart 168 Haupt und später gelegentlich neben häufigerem -e auf; so auch einmal zur zechen Luther 34, 1, 479 W., der sonst regelmäszig die form zeche gebraucht; in einem österr. denkmal von etwa 1470 steht von der zechen wegen neben dem dat. zech (Lexer 3, 1038); später, durch den reim bedingt, noch bei B. Krüger bäur. richt. 14, und sogar noch bei Rachel sat. ged. 42 ndr. dem starken sing. kommt weithin auf obd. gebiet seit dem 14. jahrh. der abfall des -e zu: der zæch 1362 mon. boica 13, 189; in der zech Terenz (1499) 48ᵃ; stets zech bei H. Sachs, Murner, Fischart, S. Franck, Wickram, W. Spangenberg u. a.; doch gelegentlich auch, zumeist als reimwort, bei B. Krüger Clawert 59 ndr.; Ringwaldt warheit v. 246; Rollenhagen froschm. M 3ᵇ; bis ins 19. jahrh. hält sich diese kurzform in österr. schriften: Nestroy ges. w. 1, 151; graf Pocci lust. komödienb. 75, wogegen md. schriftsteller sie meiden, so Mathesius, die Schlesier, Thomasius; Gottsched sprachk. 174 verlangt ausdrücklich die form zeche, und Göthe und sein kreis gebrauchten diese ausnahmslos; auch Grillparzer und G. Keller lassen zech nicht mehr zu. das offene e wird in bairischen und schweizerischen denkmälern bis ins 17. jahrh. mitbezeichnet und ist im heutigen bair. dialekt in ö übergegangen. schwäb. gelegentlich zich Schmid 548. lat. texte übernehmen das wort: in zecha 1248 Schmeller² 2, 1078; fraternitatem, quam vulgus appellat cecham 1257 ebda. im mnd. entspricht teche, f., das aber keine spuren in den nd. mdaa. hinterlassen hat; nur in der südl. mark Brandenburg ist eine wol durch mnd. tegede, m., zehnte, beeinfluszte form techte, f., reihenfolge nachgewiesen. das wort geht dem nld. ab.
bedeutung: einer germ. wurzel tē̆hw-, tē̆gw- entspringen einerseits ahd. gizechôn in ordnung bringen, herstellen, färben, mhd. zechen anordnen, verfügen, veranstalten, zu stande bringen, ags. geteohhian meinen, bestimmen, anordnen, mhd. zeche, f., anordnung, reihenfolge, zunft, gesellschaft, ags. teohh, f. (?), schar, generation, mnd. teche, f., reihenfolge, ordnung, gewerkschaft, bergwerk (Lübben-Walther 400ᵃ), anderseits got. gatêvjan ordnen, têva, f., ordnung. auch im altn.gewährung scheint der germ. stamm vertreten und im ags. tîþ, tygþ gewährung mit d-suffix fortgebildet zu sein; auszerhalb des germ. ist anschlusz an griech. δοκέω, δόξα, διδάσκω und lat. decet, decus, doceo, disco möglich, so dasz der begriff des geziemenden, der ordnung der ursprüngliche wäre. aus diesem lassen sich über reihenfolge alle mhd. und nhd. bedeutungen ableiten. eine schwierigkeit ergibt sich nur bei deren abgrenzung gegen einander.
1)
anordnung, veranstaltung, einrichtung; mhd.: daz ist ein fremdiu zeche Wolfram Parz. 5, 21; sonst selten:
(gott ...) hat scharpff augen, welche rechen
der bösen menschen grobe zechen
J. Frischlin Sus. 276;
ergebnis:
er enrûchte, mit weler hande zeche
er ûz dem strîte quam
Herbort 13932;
2)
abwechselnde reihe, besonders in diensten und pflichten:
a)
sie vorhten, diu zeche (die reihe, gebraten zu werden) gienge an si
Wolfram Willehalm 286, 25;
want in do trat di zeche (die reihe, wache zu halten) an
Jeroschin 22241 Str.;
wolan jetzt ist an mir die zech
Spreng Il. 215ᵃ;
wann die zech und räihe an mir war, das ich gest haben solt Lindener katzipori 62; von schmieden: zech werchen. von ainer zech auf die ander oberpfälz. 1463 Schmeller² 2, 1079; mhd. ze zeche, von zeche, zechen (Lexer 3, 1037), bes. umbe die zeche Schmeller, auch umzech Bernd spr. i. Posen 330 der reihe nach; nach der zeche nach der reihe K. Bruns volksw. d. prov. Sachs. 76ᵇ; gezeche übereinkömmlich, landesüblich Pfister nachtr. 343 (th. 4, 1, 6918); reihe, in der frohndienste zu leisten sind, botengänge, fuhren (für die gebiete Obersachsens und östlich bis Posen bezeugt); kleine zeche gilt bei nahen fuhren und für kossäten, gärtner, häusler, grosze zeche bei weiten fuhren und für pferdner und ganze bauern: Adelung wb. 4, 1662; Krünitz 241, 79; K. Bruhns 76ᵇ; bes. Müller-Fr. 2, 694ᵃ nach J. G. Klingner samml. z. dorf- u. bauernrechte (1749) 1, 82. 125; obersächs. noch ganz geläufig: zechüm tanzen, ümzechtig beim flegeldreschen zuschlagen, aus einem teller essen, in den bauernhäusern schule halten Müller-Fr. 2, 694ᵇ; schles.: zechum D. Stoppe n. fab. 165;
sie sungen bald umzech, bald mit einander
J. v. Besser schr. 2, 662 König;
legten umzech den kopf auf des andern schos R. Lubenau beschr. d. reisen 58; Schemoniek Elbinger mda. 41; botenzeche ordnung, in welcher das botenlaufen die pflichtigen trifft Ulm 1728 Schmid 544; dasz man ... die ratsherren anhalten sollte, dasz sie selbst nach der zeche und zur froͤhne predigen muͤszten Rabener w. 2, 142; in der Niederlausitz und angrenzenden bezirken, auch Preuszen (Frischbier 2, 489ᵃ) auch eine reihenfolge, in der die bauern anstatt eines hirten das gemeine vieh hüten; von dieser zechhut waren nur der pastor und der schulmeister befreit: Zinck öc. lex. 3332; Haltaus 2144; Noel Chomel 8, 2389; Frisch 2, 466ᶜ; Scherz-Ob. 2087;
ich sagt ihm (dem pfarrer) offt mit groszem wuͤtn,
er solt die ochsen helffen huͤtn
und alle zechen nehmen an
Ringwaldt christl. warnung H 4ᵇ;
hierher läszt sich die schlesische ra. z. geben jem. bescheid thun, nachkommen Wander sprw.-lex. 5, 515 stellen; auch in der württ. umgangssprache und mda. noch lebendig (s. Fischer 6, 1070), während die schriftsprache schon zu Adelungs zeiten diese bedeutung von z. nicht mehr kannte, vgl. Adelung wb. 4, 1662;
b)
bezirkseintheilung auf grund solcher dienste oder anderer pflichten; α) so sind nach Schmeller² 2, 1078 in einigen salzburgischen gerichten die bauerngüter und ortschaften in rotten und mehrere rotten in zechen vereinigt; β) aus vertretern des adels, der in z-n gegliedert war, wurde der senat (in Genua) ... gebildet v. Alten hdb. f. heer u. flotte 4, 150; in Köln waren die geschlechter der reichen bürger in der richerzeche vereinigt, s. K. Hegel städte u. gilden 2, 333; γ) die stadt ist in zwanzig zechen eingetheilt Schwan nouv. dict. 2, 1090, wohl aus der eintheilung in zünfte zu verstehen;
3)
vereinigung zu gemeinsamem zweck und auf gemeinsame kosten, die germanische bundbrüderschaft fortsetzend (s. K. v. Amira grdr. d. germ. rechts³ 187);
a)
gemeinsame kasse einer religiösen genossenschaft, bes. das vermögen einer kirche; dann die körperschaft selbst als verwaltungskörper: tertium talentum empta eleemosina erogetur pauperibus in zecha 1248 mon. boica 4, 284; gewisse geldopfer sollen der zæch, in die zaech vervallen sein 1362 ebda 23, 189; Schmeller² 2, 1077; zahlreiche nachweise bei Fischer 6, 1070: eim garten, der ... in die z. gechaufft wart Augsburg 1298; der z. pfleger ze Sant Mauricien hie ebda 1341; in die genossenschaft (z.) der Augustiner aufgenommen 1367; also ward der f. mit der z. zuͦ Sant Moritzen ains ..., wan f. ain prediger machen wöl, der soll der z. fueglich sein, und sol wider der z. willen kainer gemacht werden Augsb. chron. 5, 94; vgl. ferner chron. dtsch. städte 32, 324; A. Birlinger kirchenspr. 15, 58ᵇ; Lexer 3, 1037; österr. weisth. 10, 35;
ein schiff ohne ruder,
ein zech ohne bruder, ...
ein mensch ohne lehr,
seynd alle nicht weit her
A. a s. Clara mercks Wien 70;
die verwaltung des vermögens verlangte einrichtungen und verwalter; daher eine reihe von zusammensetzungen wie zechamt, -geld, -leute, -meister, -pfleger, -probst, -schrein;
b)
die gleichen einrichtungen bei weltlichen verbänden und diese selbst; der ausdruck z. meint hier zunächst die ordnung einer gemeinsamen kasse und geregelter beiträge der mitglieder; später kann die gemeinsame rechnungsführung schwinden; α) die handwerkerzunft, -innung: tribus, zech, zunft Aventin bei Schmeller² 2, 1078; zu des zeiten haben die zuͤnfft odder zaͤchen der buͤrgerschafft zu Augsprug angefangen J. Herold chron. erzbisch. Mainz 76ᵇ; verh. d. schles. fürst. u. stände 2, 154 Palm; in was zech oder zunfft sie gehörig Guarinonius grewel 525; yede zunfft oder zech hat ain besunder haws und trinkstuben, dorinn sy trinkhen und essen und ir kurtzweil treyben sommer und wintter Lad. Suntheim württ. vierteljahrshefte 1884, 129;
zunfft und zechen sind verwand,
eines zwiefach nur genant
Logau sinnged. 35 Eit.;
zech der fleischhackher (zu Passau) Schmeller; überall veraltet, nur in Siebenbürgen noch gebräuchlich: Kramer Bistritz 141; in dieser bedeutung ins slav. gedrungen; β) zusammenkunft zu gemeinsamer übung und nachfolgendem schmaus bei den meistersingern: hierauff sol ihn die gesellschaft der singer, so diszmal darbey sein, an derselbigen zech frey halten Puschmann meisterges. 29 ndr.; (die tabulatur) wird in ihren zusammenkünften oder zechen fleiszig abgelesen Gottsched crit. hist. 3, 403; auch eine vereinigung, gesellschaft schlechthin: Aesopus under der zäch der siben weisen meister sagt gar ein schöns pöszlin Forer Gesners thierb. 53ᵇ; ist doch so gewisz, dasz auch Arabs und Plinius (neben Ptolemäus) in der zech (der alten geographen) seind, und andere alten mer S. Franck weltb. (1542) vorr. 3ᵇ; γ) eine gewerkschaft zur gemeinsamen ausbeutung einer erz- oder kohlengrube; wie bei allgemeiner versammlung der z. zu Eisenärzt bei Traunstein auf einer schiefertafel über kosten und gewinn die z. gemacht wird, s. Aurora v. 1804, 245 (Schmeller); z. heiszt soviel als eine gewerckschafft, die belehnung hat, es sey eine fundgrube oder stolln, ohne oder mit einer oder etlichen maasen Minerophilus bergw.-lex. 723; s. 8;
4)
der kostenantheil der theilnehmer von dauernden oder einmaligen veranstaltungen;
a)
der mitglieder einer kirchlichen z.: haben aber dy gemain priester ... gleiche zech missen geben chron. dtsch. städte 15, 87;
b)
die einmalige, freiwillige gabe der hauswirte an den gemeindehirten: welcher (hirt) ... underschlecht (eigenes vieh mitweiden läszt), der ist den lohn verfahlen, nemblich von dreyen haubten alweg ein laib und ein ganze z., und von ainem oder zway haubten ein halben laib und halbe z. schwäb. 1490 Fischer; ebda noch modern, bes. kirchweihzech; s. auch c;
c)
eines hochzeitsmahles im wirtshaus, das die gäste zumeist selbst bezahlen müssen; die theilnehmer sitzen in die (der) z., an die z., gehen in die z.; dem wirte wird vorher mitgetheilt, wieviel personen in der z. sitzen werden; zwei nachbarn thun sich zu gemeinsamer berechnung zusammen und sitzen in die z., essen aus einem teller; werden die kosten umgelegt, oder sind die gäste zechfrei, so nutzen einzelne die gute gelegenheit aus; diese sitzen, liegen in der z.; so dann das mahl selbst z. genannt; modern schwäb.: Fischer 6, 1071; badclaidt und zech zur hochzeitt Nürnberg 1420 chron. dtsch. städte 2, 5; die z. verrufen Fischer; Birlinger wb. z. volkstüml. 95; weiber sollen eines züchtigen wandels seyn auff hochzeiten und zechen buch d. liebe 290ᶜ;
krummschnabel frech ...
tummelt sich weidlich bei der zech (vogelhochzeit)
A. v. Arnim w. 21, 263;
auch die portion kann z. heiszen, und der pfarrer erhält vom hochzeitsessen 2 z-n ungekochten fleisches: Fischer (zu b);
5)
gemeinsamer schmaus, gelage, aus dem germ. gildi, dem opfergelage der bundbrüderschaft, erwachsen;
a)
die entwicklung geht von einem fall, ähnlich dem unter 4 c beschriebenen, aus: Laelius ... wolte darauff uns drey ... bereden, das wir die dische zusammen stoszen und in eine zech stehen solten, dann Laelius kundte rechtschaffen mit sauffen, wan es ihn nichts kostete Moscherosch ges. 2, 211, wobei der letzte satz nur meint, dasz Lälius infolge seiner trunkfestigkeit bei gleichem kostenantheil der gröszere antheil an getränken zufallen werde; nach Schmeller² 2, 1077 vereinigten sich an der oberen Isar die burschen mit ihren mädchen aus einer nachbarschaft beim tanze gewöhnlich in einer z., d. h. sie bezahlten, was sie verzehrten, gemeinschaftlich; faciamus zecham vel symbolum (d. h. gemeinsame kasse) pro emendo vino Schmeller; symbolum die zech oder bezahlung, so ein jeder an der zech gibt Zehner nom. 369; abstine a ludis et zechijs laicorum 15. jahrh. Schmeller; unter der predigt soll kein wirth einiges getränk verkaufen, noch zechen halten oder verstatten Bayreuth ebda; wer in ainer z. ist oder sind umb den win 14. jahrh. Fischer 6, 1071; straaff deinen naͤchsten nit in der zaͤch bibel (Zürich 1531) Jes. Sir. 32, 39 (Luther: schilt ... beim wein); der was in eines burgers hausz, so bier feil hatte, zur zech Kirchhof wendunmuth 1, 274 Öst.; apud me potaturus est er wird bey mir eine zechen halten oder zechen B. Faber 640ᵃ; zur zech laden invitare aliquem poculis Reyher p 2 vᵇ; zechen ... das ist sauffen, daher zeche oder gelag Gueintz rechtschr. 166; doch versteht man unter z. auch das essen: im bad zech halten ... ist ein unzüchtig, üppig ... wesen W. H. Ryff spiegel 110ᵇ; convictus, compotatio ..., convivium Alberus u 2ᵃ; ja Platons dialogtitel συμπόσιον übersetzt Fischart geschichtkl. 17 ndr. mit zech; auch convivium wird so wiedergegeben: hab ich dir gesagt, wie ich Rhodium rüret in der zech (quo pacto Rhodium tetigerim in convivio) Terenz (1499) 48ᵃ; Luther 18, 706 W.;
wie alle götter an einer zech
haben ein wunderlich gesprech
H. Sachs 7, 42; 8, 393 K.;
imbisz oder zech Achacius Sleidani chron. 255ᵃ; aptare convivium ein maal zuͦrüsten, ein zaͤch anrichten Frisius 109ᵃ; comessatio schlemmerey, prassz, schlamm, sausz, schlaafftrunck, zaͤch 254ᵇ; symposion Calepinus XI ling. 1435ᵇ; zech, malzeit, un banquet Hulsius-Rav. 426ᵃ; die gemeinsamen z-n wurden in stuben gehalten, wobei die stubenmeister die aufsicht führten: Fischer; Marperger küchendict. 1139ᵇ spricht von einem symposiarcha oder magister convivii, der, durch das los erwählt, acht auf die gasterei haben und alles dazu anschaffen muszte; begrebnuszzechen, syben z-n und dreissigst z-n (totenmahle am begräbnistag, dem 7. und 30. tage nach dem todesfall) Fischer; häufig neben ürte: beim weyn, ürten oder zächen Frisius 28ᵇ; kömpt dem wirte ein freund, so mus der hauszgnosz kommen und bette herleihen, mit in die z. sitzen und den gast mit z. und örten helffen frey halten Mathesius Syr. 2, 86ᵃ; ra.: Hans in allen gassen, Zacheus in allen zechen, ürthen und kirchweihen S. Franck sprw. (1541) 2, 206ᵃ;
da hab ich meine zeche bier,
und jedes zahlet mir
noch geld genung vor meinen tantz
Henrici ernsth. ged. 3, 463;
er habe ... denen bauren für freye z. ein viertel ... bier ... in der stube getragen Leipz. avanturieur 1, 112; dim.: compotatiuncula ... zaͤchlein ... mahlzeit Apherdianus 181;
b)
die zum schmaus und gelage versammelte gesellschaft, bei engerem zusammenschlusse am besten als club zu bezeichnen: sie verpindent sich zusamen an ein zech, dieweil das fasz ein tropfen hat chron. dtsch. städte 3, 168; gesellschaft und z. Mathesius Syr. 151ᵇ; ein zech voller und toller bauren beym wein oder bier beysammen sitzen Dannhawer cat. 1, 130; zu keinem unzüchtigen spiel und vollen z. Reinicke fuchs (1650) 127;
geh, sprach sie, in die truncknen zechen
Günther ged. 220;
manch geheimes blatt, das durch die zechen fleucht,
Canitz ged. 95;
die drei letzten belege eher hierher als zu a; z. eine gesellschafft von freunden, die zusammen halten und jeder vor sich sein theil erleget, a club Ludwig teutsch-engl. 2563; zöch eine gesellschaft von zöchbuemán, die gemeinschaftlich zechen Stelzhamer bei Schmeller² 2, 1077;
6.
ort einer gemeinsamen zeche, wirtshaus: in den z-n singet man von mir Luther ps. 69, 13 (vielleicht zu 5); einem vollen bauren, welcher am tisch sitzt in der z. 29, 642 W.; soll ... in kain offen z., weder in trinkstuben ... noch weurzheuser nit sitzen 16. jahrh. bei Fischer 6, 1071; zecham vel tabernam civium fecerunt Felix Faber de civitate Ulmensi 26;
geht zur gesellschaft hin, durchwandert alle zechen
Günther ged. (1735) 534;
in einer zech oder wirtshause J. Prätorius philos. colus 198; tabern des originals Trimberg renner 11 312 Ehr. wird durch z. im Frankf. druck (1549) 58ᵇ ersetzt;
7)
die wirtsrechnung; a) eig.: zunächst die auf den einzelnen umgelegte allgemeine:
köchin, heb die zwen thaler auff,
dasz ich nit mit der zech entlauff
H. Sachs 17, 84 G.;
zum getrencke haben sie einen pfennig neben den andern gelegt zu gleicher zechen Agricola sprw. (1534) F 2ᵇ; derselbig bezalt die zech für uns alle Wickram 2, 245 lit. ver.; sein zech zahlen pagar la sua parte del collatione Hulsius 281ᵃ; er bezahlte seinen antheil an der z. Jung-Stilling s. schr. 1, 130; ich habe die z. nicht helffen zahlen nom. lat. - germ. (Hamb. 1634) 405; ein grosze z. J. Prätorius glückstopf 497; eine z. ... anschreiben lassen pol. maulaffe 89; öfter: ankreiden lassen; die z. ausspielen (, so dasz einer die ganze rechnung bezahlen musz) H. Beck verirrungen 57; sie nicht wusten, was man ihnen morgen vor ein zech machen würde Grimmelshausen 4, 828 K.; die rechnung der einzelnen gäste: (der) kellner, der hinten an der tafel steht und die z-n macht Göthe III 3, 135 W.; darauf hielten, dasz jeder nur seine z. bezahlte 26, 273 W.; seine z. berichtigt er jeden abend E. Th. A. Hoffmann 2, 131 Gr.; b) redensarten und sprichwörtliche wendungen; das sprichwort es musz ein schlimmer wirt sein, der nicht eine zeche borge, meint, ein unrecht zwar eine zeitlang verschmerzen, aber nicht völlig vergessen können: Jablonski lex. 1428ᵃ; Th. Höck blum. 22 ndr.; daraus zu verstehen: meinestu, das er nicht könne ein zech borgen, und hinder sie komen mit der straffe, wenn sie der sünde lengest vergessen haben? Luther 36, 617 W.; gott kan einem wol ein zech borgen Eyering prov. 2, 684; nicht mehr als eine z. borgen wollen Lessing 17, 346 M.;
sych riemen, loben bey den yrten,
die zech selb machen vor den wirtten
Murner mühle v. 1213;
auch: die zech vor der yrthen machen F. Franck sprw. (1545) 1, 3ᵇ; und: ich machte aber die z. ohn den wirth Grimmelshausen Simplic. 248 ndr., d. h. sich verrechnen; die letzte fassung noch geläufig; häufig auch die ra. die z. bezahlen, auch mit der haut bez. im sinne von ausbaden, büszen und die z. bez. müssen für andere büszen:
ob du (der uinterkönig) schon hast ein guten muth
mit deinen ketzern werth,
die zech muszt du bezahlen theuer
Opel-Cohn dreisz. krieg 63;
S. Franck sprw. (1541) 1, 128ᵇ; Baiern soll die z. bezahlen Gentz schr. 2, 223; mhd. dafür die z. gelten; dem wolff (mit dem dicken prügel) ein bona dies zu geben und die zech zu machen ollapatrida 293 Wiener ndr.; einem noch eine z. schuldig seyn (rache, vergeltung) Kramer teutschit. 2, 1428ᵃ;
8)
aus 3 δ entwickelt sich der begriff des besitzes einer bergmännischen gewerkschaft, des ihr verliehenen feldes: so viel feld, als eine gewerckschafft in der belehnung hat A. v. Schönberg berginform. (1693) 2, 109; insbes. die grube: bey der gruben oder zechen Bech Agricola 21; die, insofern sie nur wert besitz, wenn sie fündig ist, auch fundgrube heiszt: Mathesius Syr. 34ᵃ; die auszerhalb des zugewiesenen feldes liegenden flächen werden nach maszen (s. th. 6, 1731) zugetheilt: sich nicht ... unbedacht auff alle unfuͤndige massen und z-n legen Bech Agricola vorr. 2; nach altem recht wurden der gesamtwert oder gewinn einer z. in 128 antheile oder kuxe (s. th. 5, 2912) zerlegt; doch gab es auch eigenthum an bergwerken; solche gruben besaszen erbstollen; z. erbwürdig befinden (abbaufähig) A. v. Schönberg berginf. 2, 110; eine z. wird bestätigt (dem muther in lehen gereicht) G. Junghans gräublein ertz (1680) F 3ᶜ; z. belegen (darauf arbeiten lassen) 109; bauen (dass.); befahren (besichtigen) Voigtel wb. 3, 681ᵇ; Junghans F 3ᶜ: eine z. wird frey gefahren (freigemacht), eine z. uffnehmen (muthen), verlochsteinen (oberirdisch abstecken); auflässige z., wofür die gewerken keine zubusze mehr geben, so dasz der bergbetrieb eingestellt werden musz: alte gruben oder aufloͤssige z-n P. Albinus meiszn. bergchron. (1590) 15; dasselbe bedeutet: einer z. den rücken kehren Hertwig bergbuch 427ᵇ, d. r. bieten 327ᵇ, abkehren von einer grube A. v. Schönberg 2, 4, mit einer z. schicht machen Veith bergwb. 410; verliegen auf der z.: wenn man mit schaden und in kosten bauet Hertwig 402ᵇ; A. v. Schönberg 2, 110: eine z. schnuppet, wenn sich die guten ertze verlieren; eine z. faͤlt ins freye, 1) wenn in 3 schichten nicht darauff gearbeitet wird, 2) so sie in 4 quartalen nicht verrecesset wird, so ist sie frey und mag sie muthen wer da will Junghans F 3ᶜ; erstickte (ertrunkene) z-n Schröer mda. d. ung. bergl. 330; bildl.: da ich mit dem stollen meiner ergebenheit in die z. ihrer angenehmen freundschaft unvermuthet durchschlägig worden Gottsched anmuth. gel. 3, 294; dim.: gott bescheret im ein eigen zechlein Mathesius Sar. 24ᵇ.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 3 (1927), Bd. XV (1956), Sp. 422, Z. 17.

2zeche, m., f.

²zeche, m. f.,
zecke, s. zecke.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 3 (1927), Bd. XV (1956), Sp. 427, Z. 38.

3zeche, f.

³zeche, f.,
pflugmesser, -eisen, mit anlautaffricierung aus sech: zach Martin-L. 2, 891ᵇ; Frischbier 2, 489ᵃ.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 3 (1927), Bd. XV (1956), Sp. 427, Z. 39.

zechen, verb.

zechen, verb.,
obd. ältere schreibung -ä-, so dasz Gueinitz rechtschr. 166 bloszes e verlangen musz. zur etymologie s. ¹zeche; das wort geht dem nd. ab.
1)
dem ahd. zechôn, gazechôn disponere, instaurare, reficere, resarcire, committere, serere, tingere einrichten, ordnen, herstellen, zusammenfügen, färben (Graff 5, 588) entsprach im mhd. ein reicher gebrauch (s. Lexer 3, 1038 und Schmeller² 2, 1076); sorgen für:
waz wil dû dînes dinges zechen,
sô dû gebûzen nîne maht?
Heinrich v. Melk todes gehügede 660;
versehen mit:
wie man siu beginnet zechen
mit bechwelliger hitze
928 (970);
ins werk setzen, zustandebringen, verrichten:
ich wil daz immer zechen,
daz ich in wil gern rechen
Gundacker v. Judenburg Christi hort 3937;
râche z. j. Tit. 3902; getichte z. Ebernand v. Erfurt Heinr. u. Kunig. 4502; besorgen, beschaffen:
swâ ich einen winter belîben sölte,
ungern ich blôʒ dar kumen wölte,
ich zechte ie dar, als verre ich möhte,
swes ich bedörfte und swaz mir töhte
Hugo v. Trimberg renner 22 869 Ehr.;
befördern, schicken: die koln heim z. oder schicken Würzburg 1343 Lexer 3, 1088; sich begeben: zechet anderthalben hin Neidhart 45, 27 H.; nur geringe reste sind davon in der nhd. periode verblieben; besorgen, beschaffen: dise ding ... z. oder schleckly kauffen ..., geschwind ein zech zuͦrüsten Boltz Terenz 109ᵇ; schaffen, befördern: der herbest sprach, er brechte und zechte in beiden in stadel, in keller und in die heuser alle frucht ackermann aus Böhmen 84 Bernt;
da wirdt nichts in das hausz gezecht,
sunder alls glassen ausz der echt
H. Sachs 20, 529 G.;
sorgen für:
zu diesem hat er den gebrechn,
das er nicht thut der narung zechn
Ringwaldt l. warh. (1597) 165;
procurare corpora seinen leyb versorgen ..., raatsamen, zaͤchen Frisius 337ᵇ; während weitere spuren in der schriftsprache nicht nachgewiesen sind, lebt diese bedeutung in der elsässischen mda. als 'mühevoll arbeiten, sich anstrengen, ächzen' fort: Martin - L. 2, 891ᵇ; doch läszt sich wol auch die in der heutigen bair. und schwäb. mda. sehr geläufige wendung drein z. sich in etwas mischen, sich ins mittel legen, einem unfug steuern hierher ziehen (s. unt. 3 a β): mit dem prügel drein z. Schmeller² 2, 1077; unser herrgott zechet drein Fischer 6, 1072; auch: einem z. abwehren ebda; älterer beleg:
gih wol, (ich) musz anders zechen drein,
greiffen zu den heiligen waffen
Rulich kaufm. (1595) 106;
2)
dem subst. zeche 2 reihenfolge (sp. 423) gemäsz sind schwäbische zeugnisse, in denen z. bedeutet 'der reihe nach dorfdienste thun, bes. beim hüten oder aushelfend beim hirten': wem geboten wirdt, das fich z. und genz z., der soll es thun 1528 Fischer 6, 1072; modern noch: zechend rumgehn sich in den einzelnen bauernhäusern der reihe nach beköstigen lassen; galt früher für schäfer, arme und auch den schulmeister; ferner: darnach sol denn der erst wider anfahen mit seiner wochen, und sol also in der ordnung zechet umbgeen, als sie hievor nach einander gesetzt sein Nürnberg 1449 chron. dtsch. städte 2, 275;
3)
aus zeche gemeinsames mahl, schmaus, gelage hat sich schon in mhd. zeit die schriftsprachlich allein bewahrt gebliebene bedeutung mit anderen, meist freunden oder bekannten, zusammen essen und trinken und zwar so, dasz die kosten des gesamten verbrauches zu gleichen theilen umgelegt werden oder dasz jeder die kosten für seinen verzehr selbst trägt, entwickelt;
a)
zumeist absolut, wobei recht lange beide bestandtheile eines mahles ausgedrückt werden;
α)
agito convivium ich zech Alberus u 2ᵃ; congraecor Calepinus XI ling. 307ᵇ; epulari 489ᵃ; convivor 333ᵃ; auch noch: z., prassen ... convivari Wiederhold 431ᵇ; literarische zeugnisse sprechen nicht deutlich, doch ist in vielen fällen gewisz dieser doppelsinn anzunehmen; anderseits tritt bisweilen deutlich das essen in den vordergrund: der bruͦder ... bracht im gar guͦt und wolgeschmackt brot und fleisch, so das in bedaucht, er het in langem basz nie gezecht Wickram 2, 305 lit. ver.; comesci Calepinus XI ling. 273ᵃ; weiteres unter b; häufiger und später ausschlieszlich gilt z. als ein geselliges trinkgelage im gasthause:
wirt, du hast ein volles vas!
das   lasz
schon anstechen!
zechen
wöll wir nach dem tisch by der gluͦt!
Hätzlerin liederb. 72;
denen schencket er ein, die z. und werden voll Agricola sprw. C 4ᵃ; das ... z. nach gehaltener taffel A. Olearius pers. reisebeschr. 49; ich zech compoto Alberus o 1ᵇ; bey dem weyn seyn, mit einander trincken, zaͤchen Frisius 273ᵃ; Faber 109ᵃ; Reyher p 2 vᵃ; poculiren, z. Spanutius 350;
fort, du theurer bacchusknecht,
fort, du hast genug gezecht!
Lessing 1, 90 M.;
zu Speier in der alten Karthause
da zechten die domherrn beim schmause
Mittler volksl. 800;
in der stabreimenden formel zehren und z. geht z. anfänglich auch auf das essen (s. b. α):
da man zecht und zert, als wolt man morgen sterben
Fischart trostb. 29 Hauff.;
Ayrer 4, 2197 K.; Börne ges. schr. 6, 36; die anschauung des gemeinsamen zechens tritt zurück und kann ganz schwinden: kein geschirr ..., daraus ich hätte z. mögen Grimmelshausen 2, 381 K.; er kann gut z. il entonne bien Schwan nouv. dict. 2, 1090ᵇ; so dasz z. volksthümlich jetzt auch für stark trinken, saufen, beim genusz geistiger getränke verziehend sich gütlich thun gebraucht wird; doch ist der begriff der geselligkeit noch nicht beseitigt und wurde auch früher gern betont: miteinander z. Heyden Plin. 89; Holtei erz. schr. 5, 221; mit deinen freunden z. Rachel sat. ged. 20; zu dritt z. ist lieblich Lehmann flor. pol. (1662) 3, 21; zechten lustig zusammen L. Auerbacher volksb. 170; nur das übermasz macht z. unehrenhaft: des nachts durch nicht schlemmen und z. J. Feinler d. gewissenschafte priester 216; ihr schlampampen, unzucht und z. Mathesius Sarepta 9ᵇ;
wolln zechen bis an liechten morgen
B. Krüger akt. v. anf. u. ende d. welt 63;
β)
besonders: auff sein kreiden (zechen) anschreiben lassen S. Franck chron. (1531) 448ᵇ; mit adverbialen oder prädicativen zusätzen, die leistung und stimmung ausdrücken: redlich Frisius 356ᵃ; dapffer, tapfer: Montanus schwankb. 30 lit. ver., Günther ged. 914 u. a.; frölich Spreng Il. 1, 1ᵇ; lustig Z. Müntzer bepstl. gesch. 337; frisch engl. com. u. trag. A 8ᵃ; wacker Göthe III 4, 208 W.; tüchtig Moltke ges. schr. 6, 91; sich toll und voll z. Harsdörfer frauenz. 1 M 7ᵃ; Gottsched crit. dichtk. 37; zecht im sein haut voll Wickram 3, 49 lit. ver.; früh wurde der infinitiv substantivisch gebraucht, da sich ein sprachliches bedürfnis danach wegen der vieldeutigkeit von zeche ergab: under dem z. W. Spangenberg griech. dramen 2, 237 Dähn.; bey solchem z. Fischart Eul. 56 Hauff.; das verruchte z. Immermann 3, 23 H.; sprichwörtlich: wenn der abt spielt, so mögen die münchen z. Lehmann flor. pol. (1662) 1, 292; bemerkenswerthe constructionen: zechet ... mit ihm im wein Hennenberger preusz. landtafel 245; beim wein z. Uhland ged. 1, 69; älter: in das bier, in den wein z. Schmeller² 2, 1077, wo noch die bedeutung thun, schaffen (gegen) nachklingt;
heur da zecht ich in ain saurs pier
fastnachtsp. 2, 758 K.;
daher der doppelsinn, der sich aus dieser und der unter 1 (sp. 433) angezeigten verwendung ergibt, in folgendem falle:
dein vasz ist grosz, der wein ist gut,
das macht dem Türcken ein guten muth,
er wird redlich drein zechen
J. Prätorius glückstopf 359;
übertragen für buhlen: z. in ain volsz (volles) vasz fastnachtsp. 2, 754 K.; in (eine) hausmeid z. 1, 168;
b)
transitiv schon im mhd.; doch darf kaum unmittelbarer zusammenhang mit der transitiven bedeutung unter 1 angenommen werden, zumal der eben behandelten construction zechen in ein fasz hohes alter zuzukommen scheint, sondern nur nachträgliche anpassung; α) speise: wan sie ein gute supp ... gezecht haben Fischart bienk. 100ᵃ; einen pilger: geschichtkl. 378 ndr.;
dann ich gezechet hab von einer ressen wurst
J. W. Simler ged. 213;
sogar noch:
doch zechten sie noch das blutige fleisch nicht
ihrer erschlagnen
Bodmer Noah 245,
so dasz Schönaich neol. wb. 385 dld. spotten durfte: fleisch z. und blut fressen; β) trank: bier z. Helbling 3, 236 Seem.; so man wein zechet Puschmann meisterges. 32 ndr.; Fischart geschichtkl. 96 ndr.; J. H. Vosz s. ged. 6, 197; übertr.:
tyranney, die immer blut nur zecht
Shakespeare 6, 337; —
compos.: einander ein nöszgen wein zuzechen Schoch studentenleb. 76 Fabr.; aus- (th. 1, 1024), be- (th. 1, 1795), mit- (th. 6, 2432, Frisch 2, 466ᶜ), verzechen;
4)
ob bair. zechen an der mutterbrust trinken (Schmeller² 2, 1077) das subst. zech, f., mutterbrust (ebda 1079) hervorgebracht hat oder ob dieses wort mit z. unverwandt ist, bleibt offen; nach zeche 7 (sp. 426) ist z. bezahlen (Martin-L. 2, 891ᵇ) gebildet.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 3 (1927), Bd. XV (1956), Sp. 433, Z. 7.

zecht

zecht,
nesselfarn, hirschzunge, ceterach officinarum: Pancovius 365; Holl wb. dtsch. pflanzennam. 264ᵃ. 163ᵇ; Pritzel-Jessen 88ᵇ.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 3 (1927), Bd. XV (1956), Sp. 436, Z. 25.

zicht, f.

zicht, f.,
beschuldigung, anklage, bezichtigung; verbalsubst. von zeihen (sp. 509); mhd. ziht, f.; in älterer sprache, doch in Oberösterreich nach Schmeller-Fr. 2, 1103 noch in jüngerer zeit am leben:
ös habts mein'n mann in falschen zichten
Lindemayr lied. u. komöd. 103;
H. Fischer 6, 1174 bietet nur alte belege. zeugnisse: (1437) cod. dipl. Lusat. super. 2, 672; sulche czicht sal ouch ober uns nimmer war gemacht werden (1453) ständetage Preusz. 3, 605; plur. -e 4, 247; (Köln) chron. d. st. 13, 475; ob ainer inzik wär oder in z. käm (niederbair.) weisth. 6, 128; ob ainer nit auf wolt thun (sein haus für die untersuchung), auf den solt die z. gehn (1782 tirol.) österr. weisth. 2, 211; 5, 787; plur. -en urk. z. gesch. Maximil. 363 Chmel;
herr der hofrichter, diese zicht,
so wider mich ist ietz fürbracht,
der hab ich mir warlich nie dacht
Teuerdank 277;
sie hat gar hoch ir unschuld klagt,
wie sie sterb dieser zücht unschuldig
H. Sachs 8, 142; 9, 87 K.;
das einer von dem andern durch blosze z., nachrede oder schreiben begangner unthat in seinem handwerck geirret wird (1578) statut. d. st. Breszlau 50; hiebey seinn verpoten all lüge und rückling belaydigung des naͤgsten, als nachred, schendbrief, falsche z. Berthold v. Chiemsee 363 R.; Fischart offentl. ausschreib. F 6ᵃ;
auch einem weibsbild unrecht zicht kan schaden
Hohberg habsburg. Ottobert (1664) G 4ᵃ;
Frisch 2, 470ᵃ; Steinbach 2, 1090; Campe 5, 858ᵃ; von den mhd. zss. abe-, be- bî-, ge- in-, ver-, vürziht (mhd. wb. 3, 880ᵃ) gehen ins nhd. in- und verzicht über. s. zieg, m. zss. mit z. als bestimmungswort: zichtsklage, f.: injurien- oder z. Noel Chomel 5, 814; Schrader franz. wb. 2, 1677;
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 6 (1936), Bd. XV (1956), Sp. 878, Z. 40.

zichten, verb.

zichten, verb.,
anklagen, beschuldigen, bezichtigen: humanum genus sol sich also z. propter Christum, ut et ipse nasceretur Luther 16, 1, 6 W.; Fulda idiotikens. 601. —
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 6 (1936), Bd. XV (1956), Sp. 879, Z. 1.

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Zitationshilfe
„zechen“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/zechen>.

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