Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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zechen, verb.

zechen, verb.,
obd. ältere schreibung -ä-, so dasz Gueinitz rechtschr. 166 bloszes e verlangen musz. zur etymologie s. ¹zeche; das wort geht dem nd. ab.
1)
dem ahd. zechôn, gazechôn disponere, instaurare, reficere, resarcire, committere, serere, tingere einrichten, ordnen, herstellen, zusammenfügen, färben (Graff 5, 588) entsprach im mhd. ein reicher gebrauch (s. Lexer 3, 1038 und Schmeller² 2, 1076); sorgen für:
waz wil dû dînes dinges zechen,
sô dû gebûzen nîne maht?
Heinrich v. Melk todes gehügede 660;
versehen mit:
wie man siu beginnet zechen
mit bechwelliger hitze
928 (970);
ins werk setzen, zustandebringen, verrichten:
ich wil daz immer zechen,
daz ich in wil gern rechen
Gundacker v. Judenburg Christi hort 3937;
râche z. j. Tit. 3902; getichte z. Ebernand v. Erfurt Heinr. u. Kunig. 4502; besorgen, beschaffen:
swâ ich einen winter belîben sölte,
ungern ich blôʒ dar kumen wölte,
ich zechte ie dar, als verre ich möhte,
swes ich bedörfte und swaz mir töhte
Hugo v. Trimberg renner 22 869 Ehr.;
befördern, schicken: die koln heim z. oder schicken Würzburg 1343 Lexer 3, 1088; sich begeben: zechet anderthalben hin Neidhart 45, 27 H.; nur geringe reste sind davon in der nhd. periode verblieben; besorgen, beschaffen: dise ding ... z. oder schleckly kauffen ..., geschwind ein zech zuͦrüsten Boltz Terenz 109ᵇ; schaffen, befördern: der herbest sprach, er brechte und zechte in beiden in stadel, in keller und in die heuser alle frucht ackermann aus Böhmen 84 Bernt;
da wirdt nichts in das hausz gezecht,
sunder alls glassen ausz der echt
H. Sachs 20, 529 G.;
sorgen für:
zu diesem hat er den gebrechn,
das er nicht thut der narung zechn
Ringwaldt l. warh. (1597) 165;
procurare corpora seinen leyb versorgen ..., raatsamen, zaͤchen Frisius 337ᵇ; während weitere spuren in der schriftsprache nicht nachgewiesen sind, lebt diese bedeutung in der elsässischen mda. als 'mühevoll arbeiten, sich anstrengen, ächzen' fort: Martin - L. 2, 891ᵇ; doch läszt sich wol auch die in der heutigen bair. und schwäb. mda. sehr geläufige wendung drein z. sich in etwas mischen, sich ins mittel legen, einem unfug steuern hierher ziehen (s. unt. 3 a β): mit dem prügel drein z. Schmeller² 2, 1077; unser herrgott zechet drein Fischer 6, 1072; auch: einem z. abwehren ebda; älterer beleg:
gih wol, (ich) musz anders zechen drein,
greiffen zu den heiligen waffen
Rulich kaufm. (1595) 106;
2)
dem subst. zeche 2 reihenfolge (sp. 423) gemäsz sind schwäbische zeugnisse, in denen z. bedeutet 'der reihe nach dorfdienste thun, bes. beim hüten oder aushelfend beim hirten': wem geboten wirdt, das fich z. und genz z., der soll es thun 1528 Fischer 6, 1072; modern noch: zechend rumgehn sich in den einzelnen bauernhäusern der reihe nach beköstigen lassen; galt früher für schäfer, arme und auch den schulmeister; ferner: darnach sol denn der erst wider anfahen mit seiner wochen, und sol also in der ordnung zechet umbgeen, als sie hievor nach einander gesetzt sein Nürnberg 1449 chron. dtsch. städte 2, 275;
3)
aus zeche gemeinsames mahl, schmaus, gelage hat sich schon in mhd. zeit die schriftsprachlich allein bewahrt gebliebene bedeutung mit anderen, meist freunden oder bekannten, zusammen essen und trinken und zwar so, dasz die kosten des gesamten verbrauches zu gleichen theilen umgelegt werden oder dasz jeder die kosten für seinen verzehr selbst trägt, entwickelt;
a)
zumeist absolut, wobei recht lange beide bestandtheile eines mahles ausgedrückt werden;
α)
agito convivium ich zech Alberus u 2ᵃ; congraecor Calepinus XI ling. 307ᵇ; epulari 489ᵃ; convivor 333ᵃ; auch noch: z., prassen ... convivari Wiederhold 431ᵇ; literarische zeugnisse sprechen nicht deutlich, doch ist in vielen fällen gewisz dieser doppelsinn anzunehmen; anderseits tritt bisweilen deutlich das essen in den vordergrund: der bruͦder ... bracht im gar guͦt und wolgeschmackt brot und fleisch, so das in bedaucht, er het in langem basz nie gezecht Wickram 2, 305 lit. ver.; comesci Calepinus XI ling. 273ᵃ; weiteres unter b; häufiger und später ausschlieszlich gilt z. als ein geselliges trinkgelage im gasthause:
wirt, du hast ein volles vas!
das   lasz
schon anstechen!
zechen
wöll wir nach dem tisch by der gluͦt!
Hätzlerin liederb. 72;
denen schencket er ein, die z. und werden voll Agricola sprw. C 4ᵃ; das ... z. nach gehaltener taffel A. Olearius pers. reisebeschr. 49; ich zech compoto Alberus o 1ᵇ; bey dem weyn seyn, mit einander trincken, zaͤchen Frisius 273ᵃ; Faber 109ᵃ; Reyher p 2 vᵃ; poculiren, z. Spanutius 350;
fort, du theurer bacchusknecht,
fort, du hast genug gezecht!
Lessing 1, 90 M.;
zu Speier in der alten Karthause
da zechten die domherrn beim schmause
Mittler volksl. 800;
in der stabreimenden formel zehren und z. geht z. anfänglich auch auf das essen (s. b. α):
da man zecht und zert, als wolt man morgen sterben
Fischart trostb. 29 Hauff.;
Ayrer 4, 2197 K.; Börne ges. schr. 6, 36; die anschauung des gemeinsamen zechens tritt zurück und kann ganz schwinden: kein geschirr ..., daraus ich hätte z. mögen Grimmelshausen 2, 381 K.; er kann gut z. il entonne bien Schwan nouv. dict. 2, 1090ᵇ; so dasz z. volksthümlich jetzt auch für stark trinken, saufen, beim genusz geistiger getränke verziehend sich gütlich thun gebraucht wird; doch ist der begriff der geselligkeit noch nicht beseitigt und wurde auch früher gern betont: miteinander z. Heyden Plin. 89; Holtei erz. schr. 5, 221; mit deinen freunden z. Rachel sat. ged. 20; zu dritt z. ist lieblich Lehmann flor. pol. (1662) 3, 21; zechten lustig zusammen L. Auerbacher volksb. 170; nur das übermasz macht z. unehrenhaft: des nachts durch nicht schlemmen und z. J. Feinler d. gewissenschafte priester 216; ihr schlampampen, unzucht und z. Mathesius Sarepta 9ᵇ;
wolln zechen bis an liechten morgen
B. Krüger akt. v. anf. u. ende d. welt 63;
β)
besonders: auff sein kreiden (zechen) anschreiben lassen S. Franck chron. (1531) 448ᵇ; mit adverbialen oder prädicativen zusätzen, die leistung und stimmung ausdrücken: redlich Frisius 356ᵃ; dapffer, tapfer: Montanus schwankb. 30 lit. ver., Günther ged. 914 u. a.; frölich Spreng Il. 1, 1ᵇ; lustig Z. Müntzer bepstl. gesch. 337; frisch engl. com. u. trag. A 8ᵃ; wacker Göthe III 4, 208 W.; tüchtig Moltke ges. schr. 6, 91; sich toll und voll z. Harsdörfer frauenz. 1 M 7ᵃ; Gottsched crit. dichtk. 37; zecht im sein haut voll Wickram 3, 49 lit. ver.; früh wurde der infinitiv substantivisch gebraucht, da sich ein sprachliches bedürfnis danach wegen der vieldeutigkeit von zeche ergab: under dem z. W. Spangenberg griech. dramen 2, 237 Dähn.; bey solchem z. Fischart Eul. 56 Hauff.; das verruchte z. Immermann 3, 23 H.; sprichwörtlich: wenn der abt spielt, so mögen die münchen z. Lehmann flor. pol. (1662) 1, 292; bemerkenswerthe constructionen: zechet ... mit ihm im wein Hennenberger preusz. landtafel 245; beim wein z. Uhland ged. 1, 69; älter: in das bier, in den wein z. Schmeller² 2, 1077, wo noch die bedeutung thun, schaffen (gegen) nachklingt;
heur da zecht ich in ain saurs pier
fastnachtsp. 2, 758 K.;
daher der doppelsinn, der sich aus dieser und der unter 1 (sp. 433) angezeigten verwendung ergibt, in folgendem falle:
dein vasz ist grosz, der wein ist gut,
das macht dem Türcken ein guten muth,
er wird redlich drein zechen
J. Prätorius glückstopf 359;
übertragen für buhlen: z. in ain volsz (volles) vasz fastnachtsp. 2, 754 K.; in (eine) hausmeid z. 1, 168;
b)
transitiv schon im mhd.; doch darf kaum unmittelbarer zusammenhang mit der transitiven bedeutung unter 1 angenommen werden, zumal der eben behandelten construction zechen in ein fasz hohes alter zuzukommen scheint, sondern nur nachträgliche anpassung; α) speise: wan sie ein gute supp ... gezecht haben Fischart bienk. 100ᵃ; einen pilger: geschichtkl. 378 ndr.;
dann ich gezechet hab von einer ressen wurst
J. W. Simler ged. 213;
sogar noch:
doch zechten sie noch das blutige fleisch nicht
ihrer erschlagnen
Bodmer Noah 245,
so dasz Schönaich neol. wb. 385 dld. spotten durfte: fleisch z. und blut fressen; β) trank: bier z. Helbling 3, 236 Seem.; so man wein zechet Puschmann meisterges. 32 ndr.; Fischart geschichtkl. 96 ndr.; J. H. Vosz s. ged. 6, 197; übertr.:
tyranney, die immer blut nur zecht
Shakespeare 6, 337; —
compos.: einander ein nöszgen wein zuzechen Schoch studentenleb. 76 Fabr.; aus- (th. 1, 1024), be- (th. 1, 1795), mit- (th. 6, 2432, Frisch 2, 466ᶜ), verzechen;
4)
ob bair. zechen an der mutterbrust trinken (Schmeller² 2, 1077) das subst. zech, f., mutterbrust (ebda 1079) hervorgebracht hat oder ob dieses wort mit z. unverwandt ist, bleibt offen; nach zeche 7 (sp. 426) ist z. bezahlen (Martin-L. 2, 891ᵇ) gebildet.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 3 (1927), Bd. XV (1956), Sp. 433, Z. 7.

zecht

zecht,
nesselfarn, hirschzunge, ceterach officinarum: Pancovius 365; Holl wb. dtsch. pflanzennam. 264ᵃ. 163ᵇ; Pritzel-Jessen 88ᵇ.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 3 (1927), Bd. XV (1956), Sp. 436, Z. 25.

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„zecht“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/zecht>.

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