Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

biszchen, n.

biszchen, n.
offula, buccella:
ach schenkte mir mein lieber gott
nur einst mein liebes biszchen brot.
Lessing 1, 83;
behüte gott, ich musz mir mein biszchen selbst suchen. Göthe 14, 85; ich erwartete immer, sie würden ihn (den heil. Nicaise) noch in tausend kleine biszchen zerstückeln. Thümmels reise 4, 215. Oft aber, mit vorgesetztem artikel oder possessiv, ohne allen gedanken an bissen, um das wenige oder geringe auszudrücken. das darauf folgende subst. sollte eigentlich im gen. stehn, wird aber, wie zu wenig, in gleichem casus apponiert:
ein schöner helfer wol, mein biszchen durchzubringen.
Göthe 7, 41;
dem und einem von den Meklenburgern hatten die Franzosen ihr biszchen armut geplündert. Niebuhr leben 2, 143; mustest du, der du den menschen arm genug erschufst, ihm auch brüder zugeben, die ihm das biszchen armut, das biszchen vertrauen noch raubten, das er auf dich hat? Göthe 16, 140;
was ist denn nun das biszchen geld?
7, 98;
sie hätt uns doch ihr biszchen geld,
und was sie sonst besasz,
aus löblicher gewohnheit hinterlassen.
11, 124;
so lang die tasche noch
das biszchen geld verwahrt.
11, 136;
sein biszchen zeit noch zu genieszen.
Lessing 1, 70;
gesetzt auch dasz das biszchen ehre dieses oder jenes thoren drauf gegangen wäre. 3, 278; was plaudert der mann? sie werden ihn schon noch einmal lesen müssen, und wenn sie denn nun sein biszchen gedanken weghaben, wollten sie sich nicht getrauen, es mit dem siebenden theile seiner worte eben so stark und schöner vorzutragen? 6, 232; ist es ihr biszchen gesicht, worauf sie so trotzig thut? Schiller 203ᵇ;
wo man das biszchen maske
noch allenfalls zu loben fand.
262ᵃ;
du fragst umsonst, wie hat das pack
das biszchen streich erfahren?
Bürger 65ᵃ;
ei was um das biszchen strafe! Göthe 11, 19; es wird einem sauer gemacht, das biszchen leben und freiheit. Göthe 8, 9. 42, 243; wünschelrutenartig zog sich die hand darnach, mein biszchen vernunft hielt sie zurück. 23, 107; das biszchen, das ihnen von freiheit übrig bleibt. 16, 12; mit ihrem biszchen kraft und talent. 16, 91; die sich auf das biszchen adel einbildet. 16, 95; mit den übermütigen, die sich ihres biszchen kopfes überhöben. 16, 106; wie viel nützt mir nicht mein biszchen studium der natur. 27, 145; das biszchen verstand, das ihm gott schenkte. 42, 37; der glaube, die zuversicht auf das biszchen, was man ist oder sein möchte. 45, 293; mein biszchen asche würde sich im grab umkehren. Claudius 1, 65. Ebenso häufig steht ein biszchen für ein wenig: geht es ein biszchen schwer. Weise kl. leute 322; um da ein biszchen zu kundschaften. Hermes Soph. reise 1, 653. 673;
doch will er sich ein biszchen unnütz machen.
Göthe 2, 94;
ist man ein biszchen hübsch, gleich steht man jedem an.
7, 51;
wo manchmal mehr ein biszchen unmut, ein biszchen langeweile uns peinigen, als dasz es wirklich übel wäre. 10, 166; man musz ihr nur recht zureden und das ein biszchen derb. 11, 14; wenn die art und weise ein biszchen wunderlich war. 11, 30; lasz uns nur ein biszchen zur vernunft kommen. 11, 204;
ein biszchen feuerluft, die ich bereiten werde,
hebt uns behend von dieser erde.
12, 102;
ein biszchen bunter wirtschaftete. 7, 119; hätte gern seine häuslichkeit ein biszchen ausgeweitet. 7, 133; wollten sie nicht ein biszchen ruhen. 10, 136; meine tochter ist noch ein biszchen oben aus. 10, 136; die ersten jahre einer verbindung,
wenn eure weine nur ein biszchen besser wären.
12, 112;
ei, ei, mit solchen edlen gästen
wär es ein biszchen viel gewagt.
12, 114;
ich musz ein biszchen revidieren.
12, 137;
ja wenn mans nicht ein biszchen tiefer wüste.
12, 158;
nur mit ein biszchen andern worten.
12, 181;
ein biszchen diebsgelüst, ein biszchen rammelei.
12, 192;
ein biszchen weltlicher bewegt die holden glieder.
41, 330;
amtmann: da ist nun der weg freilich ein biszchen holprig geworden. gräfin: sie nennen das ein wenig holprig. 15, 35; will nicht mehr ein biszchen übel, das uns das schicksal vorlegt, wiederkäuen. 16, 5; ein biszchen leichteres blut. 16, 91; da mir das herz immer ein biszchen aufgeht, wenn ich sie sehe. 16, 104; auch fängt es mir an ein biszchen verworren zu werden. 27, 178; denn schon war ein biszchen werkstatt (un poca di bottegaccia), ziegel auf ziegel, so erbärmlich aufgebaut. 35, 159; der skizzist ist immer ein biszchen übertrieben im ausdruck. 38, 88; wie wird mirs werden, wenn ich euch verlassen soll! Mar. ein biszchen eng, hoff ich. 42, 43; gutmütig und rechtlich, ein biszchen plündern ausgenommen. 45, 261;
ein biszchen ruf, ein wenig ehre,
was macht es euch für noth und pein.
47, 254;
weil die besten menschen ein biszchen misreden und heruntersetzen ihrer brüder immer gern leiden mögen. 49, 166; was will ein biszchen meinen und dichten gegen angeborne eigenheiten, lebenswege und zustände! 60, 289; du hast mich schon einmal ein biszchen ausgelacht. Bettine br. 1, 324. verstärkt, ein klein biszchen, ein klimperkleines biszchen, ein klein biszchen dumm. Das lebendige und auch der poesie gerechte biszchen musz dennoch im höheren stil dem abstracteren wenig weichen, weshalb auch des amtmanns biszchen von der gräfin gleich in vornehmes wenig umgesetzt wird. aus Eugenias und Johannas munde dürfte jenes nicht erschallen. s. auch biszlein. die schreibung bischen oder gar bisgen ist verwerflich.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 1 (1854), Bd. II (1860), Sp. 49, Z. 22.

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Zitationshilfe
„biszchen“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/biszchen>.

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