Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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bis

bis,
esto, secunda sg. imp. des verb. subst., zu bin, bist gehörig und ebenso ahd. pis, mhd. bis lautend, s. gesch. der d. spr. 430. 431, wo eine deutung dieser merkwürdigen form versucht wird. das S gleicht dem in φύσω, litt. busu, und vielleicht entsprang aus ihm das R der pl. formen pirum, pirut. aber aus bis scheint zugleich die nebenform wis, und zwar vor verschiebung des B in P hervorgegangen, da aus P kein W werden konnte; auf diesem weg allein erklärlich wird das ganze, ablautende verbum wësan, was, wârun (goth. visan, vas, vêsun) und ahd. wist (goth. vists) stellt sich unmittelbar zu φύσις. unser bin, bist und war, gewesen sind dann nicht verschiednes, sondern desselben stammes. Luther braucht dies bis in der bibel nicht, nur sei, anderwärts aber kommt es noch bei ihm vor: hiemit bis dem lieben allmechtigen gott befolhen! 5, 268ᵇ; in der briefsamlung steht am schlusz immer hiermit gott befolen, ohne imp. gehe hin und bis fromb! tischr. 325ᵃ; bis nur fromb, da helf dir gott zu! das. andere beispiele: bis min indenk! Keisersb. bilg. 50ᵇ; bis nit zu bhend! spr. klugr. 75ᵃ; bis on zweifel! Bocc. 1, 286ᵇ. 290ᵃ; bis gebeten! 2, 118ᵃ.ᵇ; darum bis vormüglich! Hutten 5, 210; bis zu friden! Petr. 111ᵇ;
lauf nur hin, bis ausgericht!
Murner schelmenz. 73, 11;
bis gott willkommen!
Uhland 266;
bis gotwilkum mein lieber gast!
fastn. sp. 1457;
so bis da, und verantworts als!
Scheit grob. G 2ᵇ;
sitz nider, bis ein guͦt gesell!
C 2ᵇ;
nun bis mir recht willkommen, du edler rebensaft!
Garg. 84ᵇ;
bis andern also huld, dasz du auch freund seist dir.
Opitz 1, 297;
bei leuten bis verschwiegen!
bis aufrecht gegen mir und liebe mich forthin,
bis freund, als wie du sihst, dasz ich noch immer bin.
260;
bis ernsthaft von gesichte!
229;
dann bis an und wandere immer zum thor hinaus! altd. wäld. 1, 90; bis her und folge nach. 1, 91; bis aber nicht an! 1, 92. 93. 95;
bis willkommen, bis willkommen!
Fleming 433 (429);
bis mir willkommen itzt, du ende meiner klagen;
ja wol, bis, bis denn frei!
Gryphius 1, 129;
bis unverdrossen!
2, 503;
bis nicht blöde! pol. stockfisch 84; bis gutes muts!; bis unverzagt!; bis guter dinge!; hin und wieder noch im 18 jh.,
bis wolgemut und tummle dich!
Bürger 52ᵇ,
bis zfrieden! Hebel 217; bis nit so schüch! 231, und in der volkssprache sonst häufig, während wis längst erloschen ist. gute beispiele aus der Schweizersprache bei Tobler 53ᵇ.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 1 (1854), Bd. II (1860), Sp. 41, Z. 49.

bis, praep.

bis, praep.
und conj., usque, dum, für bisz (wie das, es, blindes für dasz, esz, blindesz), noch nicht ahd., erst in den Trierer psalmen des 12 jh. (Graff 3, 232) auftauchend, mhd. nicht bei allen (Ben. 1, 191. 192), nhd. viel allgemeiner und bei Dasypodius 305ᵇ, Maaler 69ᵈ, Henisch 392. 393 aufgeführt, von Luther gebraucht. nd. bet (Lappenberg brem. gesch. 9. 61) und bette (Detmar 1, 146. 191), welchem bette auch ein mhd. bitze (von der bir 94) entspricht. doch andere nd. denkmäler haben dafür wente und mnl. ont, onthier, nnl. tot, so dasz anfangs bis und bet auf kleinen kreis beschränkt waren. Man hat bis deuten wollen aus be daʒ (wie z. b. Nib. 2111, 1 im sinne von ê daʒ 2155, 1 steht); das wäre nur der conj., nicht der praep. angemessen. Wackernagel denkt an pi aʒ, was dem ahd. untaʒ gliche, aber nirgends vorkommt; weit einfacher ist die herleitung aus bi ze, wobei nicht allein jenes bitze und bette anzuschlagen sind, sondern auch die analogie des nnl. tot = ahd. zuozi, mhd. zuoze entscheidet. selbst das ahd. unz, unzi, mhd. unz, mnl. ont, goth. untê, altn. unz scheint aus angefügtem ti, zi erwachsen, wie engl. unto, until, dän. indtil bestätigen, wobei aber öftere störungen der lautverschiebung im spiel sein müssen, da ags. ôđ auf goth. unþ leiten sollte, und gerade steht goth. du ab vom ags. tô, alts. ti, ahd. za, zi, zuo. hier bleibt noch manches dunkel, doch reicht es hin, den zusammenhang aller dieser partikeln mit dem einfachen ti oder zi gewiesen zu haben. dasz in bis wesentlich bi stecke, ist über allen zweifel und folgt z. b. aus der identität von beiweilen, bisweilen und zuweilen. wie nun in bis die praepositionen bi und zu sich einigten, pflegen wiederum mit bis andere praepositionen verbunden zu werden.
I.
Bis, praeposition. die schon in bi gelegne vorstellung von ad wird also durch angehängtes zu verstärkt und näher bestimmt. bi ze, das nicht vorkommt, doch in jenem bitze enthalten ist, schlif sich zu biʒ, endlich zu bis ab, um so leichter konnten neue partikeln an die verdunkelte treten.
1)
in räumlicher vorstellung steht bloszes bis nur vor orts- und ländernamen im sinne von usque ad: ich reise mit bis Wien, bis Italien, wir kommen heute noch bis Prag, in beiden fällen wird gemeint nicht weiter als nach W. P. vor andern ortsvorstellungen musz noch eine praep. hinzutreten: ich reise mit bis an den Rhein, wir kommen heute noch bis vor den wald, bis hinter das gebirge; er habe sie noch todt bis hinunter ins Leuker bad gebracht. Göthe 16, 292.
2)
zeitlichen vorstellungen genügt leichter bloszes bis: ich bleibe noch bis abend, bis künftige woche, bis morgen, bis übermorgen, bis den dritten tag, bis ostern, weihnachten, d. h. bis dahin, nicht länger.
ganz fremd bis diesen augenblick.
Schiller 270ᵃ;
bis diesen tag, o war das gut, wars billig?
bis jetzt musz ich, der erbprinz Spaniens
in Spanien ein fremdling sein.
255ᵇ;
der regen wird bis morgen anhalten; die schule währt von neun uhr bis mittag; die schenke ist bis zehn uhr offen;
erst noch so lange bis nacht! dann noch vier stunden zu warten.
Göthe 1, 282,
was doch heiszen kann bis zur nacht, oder bis nacht ist. in der Schweiz heiszt es der bismittag für vormittag, die bismittnacht, die vormitternachtszeit, auch bis nacht, nachmittag. Tobler 53ᵃ.
3)
die heutige volkssprache vieler gegenden drückt aber durch bis nicht usque, sondern reines wann aus: wann werden wir uns wieder sehen? bis montag, d. i. nächsten montag; das wollen wir bis sonntag beraten, d. i. auf sonntag, nicht etwa von heute an bis sonntag. diese ausdrucksweise ist ganz der älteren schriftsprache gemäsz, in welcher bis jar bedeutet über jahr, nächstes jahr, bis sonntag den nächstfolgenden sonntag.
es ist pis jar auch gut weib nemen.
fastn. sp. 703, 13;
so wil ich mit meinen gesellen allen
bis jar wider zu euch kumen.
730, 15;
ietzund seid ir ein meidlin jung,
biszjar get ir mit kinde.
Uhland 259;
bisz montag komt uns der krämer ins land,
kauf dir, schöns lieb, ein newen (kranz).
260;
pis samstag wirt ein jarmarkt sein.
fastn. sp. 17;
wen wir heut nit frölich fünden,
den wollen wir pis suntag in pan künden.
678, 36. 734, 34. 745, 29;
bisz suntag pei dem schönen prunnen,
da wollen die frauen tanzen und paden.
717, 34;
villeicht kum wir herwider pis morgen.
691, 21;
da sprachens, si woltens den leuten sagen,
die müsten mich pis vasnacht in seutümpfel tragen.
755, 7;
die lemmer, gens und hünlin, so bisz jar erst sollen fallen und auszschliefen. Frank sprichw. 1, 147ᵇ; so wechseln sie alle jar umb, wer heut den acker hat gebauwet und diser wisen genossen, der bauwet und geneuszt bisz jar eins andern. teutsch. nat. chron. 5ᵇ; wenn das feld heur tregt, so ligt es bisz jar in der bracht, feiret. Petr. 53ᵃ; darumb ich in dem namen gottes bisz sontag wil anheben (e perciò io voglio al nome di dio cominciar domenica). Bocc. 1, 154ᵇ (eben so die alte Ulmer ausg. bl. 104ᵇ); guter mann, hast du zu viel getrunken, so gehe schlafen und komm bisz morgen herwider. Bocc. 1, 65ᵃ; dabei er bisz morgen meint zu sein. 1, 163ᵇ; ohn zweifel bisz morgen zu abend er mit im das. nachtmal zu essen käme. 1, 242ᵃ; spart die gesatzpredig bisz morgens (zeit). Garg. 71ᵇ. ein analoges mhd. unz jâr, unz mântac, suntac findet nirgend statt.
4)
gewöhnlich folgen auf bis, wie mhd. auf unz erst noch andere praepositionen, von welchen das subst. zunächst abhängt: wasser umbgaben mich bis an mein leben (LXX. περιεχύθη μοι ὕδωρ ἕως ψυχῆς). Jonas 2, 6; die feinde drangen bis an den berg vor; das wasser reicht mir bis an die schultern; er verschwendete alles bis auf den letzten heller; sein andenken ist bis auf wenige spuren vertilgt; wir sind bis auf die hälfte gemindert; sie standen bis auf den letzten mann; bisz uf das dritte bret verhandelagen uf der brücken. weisth. 3, 360; sie zogen ihn bis aufs hemd aus;
dann Loth und sein gesind genas,
bis auf sein weib, die sich vergasz.
Schwarzenb. 156, 1;
ich habe oft bei der zollbude bis auf die aufschriften und gemählde der kaufmannsschiffe betrachtet. J. E. Schlegel 5, 16; er ist krank bis auf den tod; ich stand oben am markte und war müszig, niemand wollte mich dingen, ohne zweifel, weil mich niemand zu brauchen wuste, bis gerade auf diese freunde. Lessing 7, 447; du dringst noch nicht bis in die tiefe dieses geheimnisses; es verzieht sich noch bis in die nacht; ich erkrankte damals bis zum sterben; ich bleibe vom anfang bis zum ende; es ist noch eine stunde bis zur nacht; ich kann bis zum obersten ast des baums reichen; er näherte sich auf der treppe, war aber noch nicht bis zur dritten stufe gelangt; ich wache bis um mitternacht; du must warten bis nach dem essen, jusqu' après diner; warte bis über acht tage; ruht doch bis an morgen. Göthe 8, 161; bis vor Berlin; bis bei Frankfurt; bis nach Berlin, bis nach Österreich hinein; der Brocken ist sichtbar bis nach Erfurt, bis tief nach Thüringen hinein; bis kurz vor Dresden. auch nach bis an, bis in kann zuweilen der dat. statt des acc. folgen: ich weisz wol, du hast bis am morgen getrunken. Lessing 1, 199; sie würde mich bis in dem zimmer der Sara suchen. 2, 15; kreuzige und segne dich immer darüber, gute, ehrliche haut, die du beredet worden, ich weisz nicht welche untrieglichkeit bis in der kleinsten faser eines guten geschichtschreibers zu suchen. 10, 52; die dünste lieszen ab sich bis in schweifen zu erheben. Kant 8, 297. die annähernde zahl wird mit bis in, bis an, bis auf, aber auch mit bloszem an, auf, bei ausgedrückt: deren (elephanten) etwa bisz in zehen ihr künig am hof alzeit aufzeucht. Frank weltb. 192ᵃ; das kostet mich zehn bis zwanzig thaler; er lebte noch sechs bis sieben jahre nachher; auf heutiger jagd wurden bis an dreiszig hasen erlegt, bis auf dreiszig, an dreiszig, auf dreiszig, bei dreiszig; man hört zuweilen bis dreiszig. bis auf kann aber doppelsinnig noch bedeuten praeter, auszer: alle wurden gefangen bis auf einen; wofür die ältere sprache auch bis ohne sagte: die alle bisz ohn zween in der wüste sturben. Frank weltb. 165ᵇ;
da glaubten im die thierlein das,
und hetten seiner kunst grosz wunder,
bisz on allein der fuchs besunder.
H. Sachs I, 487ᵃ.
5)
wer geneigt ist, auch in den fällen 1—3 die praepositionskraft von bis zu leugnen, hinter ihm überall eine ausgefallne praeposition zu ergänzen (ich reise mit bis nach Wien, ich bleibe noch bis auf nächstes jahr, ich komme bis zu jahr); hat doch zu erwägen, dasz ahd. unz, und noch deutlicher goth. und praepositionell erscheint (Graff 1, 364. 365). wir werden gleich sehen, dasz auch die conjunction bis für sich selbst gilt, dasz ihr aber gleichfalls andere partikeln zutreten. hiernach geht also der 1, 612 ausgesprochne tadel des bloszen bis = bis auf zu weit, und beide ausdrucksweisen sind statthaft. weder ist in von heute bis morgen oder in des Claudius: seinen machtspruch bis weiter zurückgehalten haben. 1, 99 ein auf zu ergänzen nöthig, noch ein bis in Hagedorns:
und vom Galen zum Sternenkalb
lehrt jeder arzt, dies mittel hilft nicht halb.
2, 107;
oder in Göthes: so schwatzten wir zusammen tief in die nacht. 25, 349, so zulässig auch die ergänzung wäre. in alter zeit häufte man noch sorgloser, z. b. in
wen biʒ zuo der scrundin.
Athis A, 101,
dürfte wen oder biʒ ausfallen.
II.
Bis, conjunction.
1)
bis, ἕως, donec, ohne dasz, wie mhd. unz ohne daʒ, ist heute sehr gewöhnlich: ich warte, bis du gesprochen hast; ich blieb, bis er aufgestanden war; bisz die sonn für gold gat, ad solis occasum. Maaler 69ᵈ; sie gehen nicht ehe zur tafel, bis sie gesorget haben, was ihre ihnen untergebene leute essen sollen. pers. rosenth. 7, 20; weisz nicht zu schwimmen, bis ihm das wasser über das gesichte gehet. Lokman fab. 9; borge mir, bis wir wieder zusammen kommen;
kein sterblicher
rückt diesen schleier, bis ich selbst ihn hebe.
Schiller 71ᵃ;
schrei, bis du berstest, schurke!
2)
bis dasz, mhd. unz daʒ: so wil ich nicht inne halten, bis das ire gerechtigkeit aufgehe. Es. 62, 1; auf das ir von im nicht schweiget, bis das Jerusalem gefertiget werde. 62, 7; und wil das schwert hinder sie schicken, bis das aus mit inen sei. Jer. 9, 16; und sollen alle völker dienen im und seinem son, bis das die zeit seines landes auch kome. 27, 7; da sol er auch bleiben, bis das ich in heimsuche. 32, 5; und warfs ins fewr, bis das buch ganz verbrante. 36, 23; und liesz im des tags ein leblin brots geben, bis das alles brot in der stad auf war. 37, 21; und hab ich den regen uber euch verhalten, bis das noch drei monden waren zur ernden. Amos 4, 7; bisz das der gemürmel gestillet wirt, dum hae consilescunt turbae. Maaler 69ᵈ;
bis das ich damit fach dein füsz.
Schwarzenb. 123, 1;
es bleib uns dankens kraft,
bis dasz der letzte tag ins letzte bett uns schaft.
Logau 1, 3, 42;
was lebt, lebt darum noch, dasz er es ganz verstöre,
bis dasz nichts übrig sei und niemand mehr nichts hat.
1, 3, 80;
bis dasz er dann ist sat.
2, 3, 60;
er erwarb unterschiedliche siege, bis dasz alle seine feinde zusammen stieszen. pers. baumg. 6, 13;
bis dasz er endlich wird von schwätzen eingewiegt.
zeitvertr. 319.
heute klingt uns dies bis dasz steifer als das einfache bis, kann aber mit gröszerem nachdruck noch verwendet werden.
3)
als nach comparativen kann vor dem bis wegbleiben: Lottchen will mir nichts eher sagen, bis herr Damis wieder kömmt. Gellert 3, 53; das kind hörte nicht eher zu weinen auf, bis es vor müdigkeit einschlief. doch ist als bis richtiger. tadel aber verdient bis nicht nach verneinendem vordersatz: er wird sich nicht zur ehe entschlieszen, bis er nicht eine hinlängliche versorgung hat. Gellert ... das klingt französisch: avant qu'il n'ait.
III.
Bis wird vielen adverbien vorgesetzt, und pflegt dann oft mit ihnen zu verwachsen, wenigstens in der schrift.
1)
wir sagen bis dahin, bis dorthin und fragen bis wohin?
o gott, bis dahin haben sies gebracht!
nur bis dahin lasz mich leben! Göthe 8, 132; bis dahin und nicht weiter! bis wann wirst du fertig?
2)
bis her verknüpft sich heute und wird hernach besonders aufgestellt. früher auch bis anher:
so wolten sie kein futter mehr,
wie bisz anher geschehen wer,
dem bauch gewinnen.
3)
bis jetzt, jusq'uà présent: bis jetzt befinde ich mich wol; Göthe 1, 260; bis heute, usque ad hunc diem. wie mhd. hiute noch verbunden stehn und bloszes noch denselben sinn hat, sagte man auch nhd. bis noch: theten sie iren bruͦder herlichen begraben in ein köstlichen sark, in welchem der heilig leichnam bisz noch rastet. Aimon F 5ᵇ; durch was für griffe und künste die stadt gewachsen und bis noch in flor stehe. Butschky Patm. 491. später veraltet.
4)
bis und dann, priusquam, ist ungewöhnlich: schwor sie nicht zu verlassen, bis und dann er einen biedern rittersmann statt seiner für sie gefunden habe. Wieland 21, 47. vgl. bis und so lang.
5)
für das heutige solange bis, als bis, tamdiu quam, usque dum, hiesz es früher bis so lang. in der verurtheilungsformel: kündige sin wip zu einer witewen und sine kinder zu weisen, biʒ solange daʒ her zu sime rechte komit. Ortloff dist. s. 212; zu swerem gefangnis bracht und komen, ouch darin hartlich gehalden, bisz so lange daʒ sich Jorge Emmerich mit andern guten frunden sines gefengnis zu ledigen gemuhet haben. Magdeb. weisth. s. 123 (a. 1472); weib und kind versorgen, bisz so lang die sich selbst versorgen können. weisth. 2, 534; verwaren bis so lang unser frauwen gesind von hinnen scheiden. 2, 635; den sulde man in der stad halten, bissolange das zit wurde u. s. w. 3, 360; bissolang unser herren banwein ausgehet. 3, 367; bis so lang der same kömpt. Luther 4, 19ᵃ; bis so lang nicht mehr zu raten und helfen gewesen ist. 4, 44ᵃ; bis so lang das uns got raum gibt. 4, 148ᵃ; es ist gut von werken und genugthun reden und geld damit erwerben, bis so lang das stündlin kompt. 5, 134ᵃ; welche die sachen noch seinem gefallen basz trieben, bissolang das sie an den Münzer kamen und desselbigen geist schepften. Alberus wider Witzel G 1ᵇ; suchte seine heimliche unterschleif bei fromen unschuldigen predigern, bis so lang er zuletzt gen Wittemberg komen. G 7ᵃ; bis so lang er sich entlich zum Witzel gen Nimeck funden. H 2ᵃ; bedröft (beträufte) den braten, bisz so lang dasz er gar genug het. Eulensp. cap. 80; ich werd mich dieser sachen halb mit dir nicht mehr erfrewen, bisz so lang, dasz ich dich, gegenwertig unserer freund, zu schanden mache. Bocc. 1, 165ᵃ; dasz sie davon nicht ehe abtreten wollen, bisz so lange sie Christus ... überwiesen hatte. Mülmanns geisel s. 2; nimmermehr will ich mich von dem orte erheben, bisz so lang ewre leutseligkeit geruhe mich einer bitt zu geweren. Harnisch 35; bisz so lang man sich kan einer mehrern gewisheit erholen. 263. man findet auch bis also lang und bis und so lang: bisz als lang sie kamen zu rechtem gesatz. Limb. chron. §. 125; dasz er ihm kein antwort gebe, bisz und so lang er wüste, ob er ein mann oder weib were. Albertini narrenhatz 290. s. bislang. diesem bissolange entspricht fragendes biswielange?
bis wie lange vergönnt ihr das morden des volks den Achaiern?
Voss Il. 5, 465.
6)
schweizerisch, bis gnue, bis gnug, quantum satis: was mir der vater wol ehesteuer gebe? und ich sage, ich traue eine trägene aue (ein trächtiges lamm) und halbristige hemli bis gnue. Gotthelf bild. u. sagen 4, 101; so wolle es ihn anhalten lassen bis gnug. 5, 43; leute anstellen bis genug, sei bald gesagt. schuldb. 112.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 1 (1854), Bd. II (1860), Sp. 42, Z. 17.

bisz, praet.

bisz, praet.
von beiszen, statt des mhd. beiʒ, welches auch im 16 jh. oft noch beisz lautet. im pl. bissen.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 1 (1854), Bd. II (1860), Sp. 48, Z. 63.

bisz, m.

bisz, m.
morsus, gen. bisses, pl. bisse, ahd. piʒ, mhd. biʒ.
1)
das beiszen: einen bisz thun, Adam that einen bisz in den apfel; einen bisz nehmen, nam ein bisz von einem saftigen apfel. Petr. 15ᵇ; der bisz des hundes, der natter; von bissen der feurigen schlangen geheilet. bienenk. 141ᵃ; einen bisz versetzen. Simpl. 2, 70; einen bisz aus der faust thun. Perus 280; welchen knirschenden bisz in sein weichstes leben that jetzt ein böser genius. J. Paul Tit. 3, 24;
und der bisz des apfels macht dich unser.
Göthe 14, 49;
noch einen bisz, so ists geschehn.
12, 78;
schlaf immerhin, weil mit geheimen bissen
kein gram den stillen busen nagt.
Gotter 1, 174;
bisse des gewissens.
2)
die gebissene wunde: der arzt untersuchte den bisz; man sieht immer noch den bisz auf der wange.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 1 (1854), Bd. II (1860), Sp. 48, Z. 65.

bisz, n.

bisz, n.
frenum, gebisz, worin das pferd beiszt (Maaler 69ᵈ), engl. horsebit, altn. bitill:
o muͦter rat, wie soll ich thon,
das ich möcht zäumen recht mein man?
ich fürcht, wölch bisz in reisz und kratz,
er dring darauf mit grimm und tratz.
mutter: kein pessers zäumen ich befind,
dann mit den bissen senft und lind.
merk, den nit zwingt ein süszes bisz,
kein anders hilft, das ist gewis.
wend ir sie also für und für
lon gon ohn alle zeum und bisz.
Wickram pilger M 3.
darnach nimb eberwurz klein geschnitten, thue es in das bisz, welches sol hol sein und löchlin haben. Seuter 9; doch männlich braucht es D. vom Werder in folgender stelle:
er meinte wiederumb sich auf sein pferd zu heben,
aus furcht er aber es doch endlich unterliesz,
indem es ihm nicht war gehorsam auf den bisz.
6, 58.
(che troppo mal quel gli ubbidiva al morso).
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 1 (1854), Bd. II (1860), Sp. 49, Z. 1.

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Zitationshilfe
„bisz“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/bisz>.

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