Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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belernen

belernen,
galt früher für belehren, zumal sich belernen für doceri, sich unterrichten:
weil er von der weisen schar
belernet war.
Ringwald evang. E 4ᵃ;
damit die heubtsumma, so sich eine gemeine eingepfarrte versamlunge in irem bedenken und ratschlage aus der jarrechnung als für notdürftig und genugsam belernen und erkunden würde, für vol auszubringen und zu erlangen sein möge. Luther 2, 266ᵇ; dasz er sich wider belernen lassen wil. Ayrer proc. 1, 9; so mag man sich dessen anderer orten belernen und ihn zufrieden lassen. 2, 10; der hätte sich in allen traumbüchern belernen lassen, was die händel bedeuten solten. Weise erzn. 364. s. lernen.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1853), Bd. I (1854), Sp. 1445, Z. 79.

bilern, m.

bilern, m.
dens molaris, gingiva, palatum, ahd. pilarn (Graff 3, 102), gebildet wie sintarn scoria, zuitarn hermaphroditus (gramm. 2, 336), oft im pl. pilarnâ dentes molares, gingivae erscheinend und schon ahd. in der nebenform pilâre, bilære, bildera, mhd. bilern pl. (Ben. 1, 124ᵃ); tuont im die zen wê und sint im die belre vûl. br. Berhtolt in Mones schausp. 2, 358; dunt ime die zene we und sint ime die bilrin fol (l. fûl), so tut ime daʒ eʒʒin vil we. bezeichenunge der messen in einer Gieszener hs. nᵒ 876ᵃ s. 134; ist er mit totlichin sundin bevangen, so sin ime die bilrin vil vol (l. vûl). das. s. 135; swem di wurme di zene holen unde di piler. fundgr. 1, 325; weme die würme die czene hölen unde die bilbar eʒʒen. Büdinger bruchst. der heilmittelkunde, fundgr. 1, 325. Die nhd. formen eines verdunkelten, aussterbenden wortes schwanken begreiflich. Dasypodius und Henisch führen es gar nicht auf, Maaler 68ᵈ hat bilderen gingivae, die bilderen reiben, rufam defricare gingivam, bilderli gingivula, bildergeschwär parodontis. ebenso, seine (des fisches) spitz sollen ganz kreftig sein wider das zanweh, die bilderen oder zanfleisch damit gerieben. Forer fischb. 44ᵃ; die äschen heilet die bresten der zän und bildern. 135ᵇ; die gebein des genicks, der bieldern, der mandel. Paracelsus 1, 564ᵃ; die statt, da das aug anhaft, auch die ohren, auch die zän in den bieldern. 1, 579ᶜ; sein saft hat eine erstaunliche kraft, die geschwäre des munds und der bilderen zu heilen. Muralt eidg. s. 114. 381. 240; harte knochen oder bein, daran er (der alte hund) nagen musz, dasz im die bilder bluten, sind seine beste narung. Kirchhof wendunm. 55ᵇ. Ohne d bei folgenden: mir ist der geschmack noch in den bilren beliben und hab den mit den zenen nit verloren. Wirsung Cal. Q 2ᵃ; das du mit deinen zanlosen bijlern die bainlin von disen hünlin wol abnagen mügest. S 3ᵃ; ich wil dieweil dise müselein brot mit mein bösen zanbijchlern aufarbeiten. S 4ᵃ; so das ein hund findet, der nach dem geschmack nagt, bisz im die büller (frühere ausg. werden wol bijler oder bilern lesen) seiner zän darvon blutig und wund werden. alte weisen 18ᵇ; nimb knoblauchsaft, reibe dem pferd die zen und biler wol darmit, es wirt stallen. Seutter 100; Galenus heiszt, man sol es (das schafhirn) mit hönig vermischen und der kinder bilern bestreichen, so gehen die zähne desto leichter auf. Hohberg 2, 300ᵃ; wann die pferd oft auf den billen, zahnfleisch und gaumen geschwollen sind und nicht recht fressen können, das kommt vom übrigen geblüt. 2, 202ᵇ; das hirn von schweinen den kindern an die zahnbillen gestrichen machet ihnen die zähnlein ohne sondere schmerzen aufgehen. 2, 314ᵃ; dies kraut befestiget auch die biller und zähne. Tabernaemont. 1217. ich will gleich das diminutiv beifügen: daher die teutschen hebammen noch recht thun, das sie den kindern die zung mit wein lösen und hernach allzeit die billerlein mit wein steifen, dann disz macht, das sie beim wein so beredt sein. Garg. 46ᵃ; so haben sie (die kindlein) grosz hitz vom zanwee, ehe sie auszanen, so musz man dann den kalk mit wein leschen, das macht die pillerlein steif. 112ᵃ; mein wolfszänlin, mein billersteiferlin! 131ᵇ; die in silber versetzte wolfszäne auch an den hals zu henken, auf das sie (die kinder) also darmit spielen und die zänpüllerlin damit reiben und wetzen. Sebiz 621. Die schon 1, 1380 aus Agricola angeführte form beiler und die schreibung bijler bei Wirsung leitet auf ahd. pîlarn, dagegen das ll in billen und biller, billerlein auf pilarn und beides läszt sich mit der wurzel einigen, da nicht nur pîlan peil, sondern auch pëllan pal (1, 1451) galt, womit aber offenbar die bedeutung von findere, mordere, nicht die von latrare zu verbinden ist. pilarn oder pîlarn heiszt der zahn, der dens molaris, weil er haut und beiszt. durch dies subst. bestätigt sich also merkwürdiger weise die 1, 1399. 1451 erkannte verwandtschaft der wörter bellen und beiszen = findere, skr. bhil und bhid, von den zähnen selbst gieng aber die vorstellung unmittelbar über auf das zahnfleisch und den gaumen, welche mit beiszen, mit essen. die russ. desna, böhm. dasneͮ, poln. dzia̜sło fallen gerade so der skr. wurzel daṅs͗ mordere anheim und begegnen dem skr. das͗ana, dens. gerade so wird von hauen hauer, der zahn des ebers gebildet. Heute ist uns dieses alte und bezeichnende wort ausgestorben und musz durch zahnfleisch umschrieben werden. in der bairischen volkssprache lebt noch bilern, zanbilern, bilerlein (Schm. 1, 168), schweiz. biler, biller, bildner, bilgern (Stald. 1, 171).
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 1 (1854), Bd. II (1860), Sp. 24, Z. 75.

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Zitationshilfe
„bilern“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/bilern>.

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