Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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blau

blau,
lividus, eigentlich bleiblau, color ex pallido nigrescens, qualem in contusis partibus videre est, ahd. plâo gen. plâwes, mhd. blâ blâwes, nnl. blaauw, altn. blâr, schw. blaͦ, dän. blaa, engl. blue, mlat. blavus, blavius, altit. biavo, altsp. blavo, prov. blau, blava, f., franz. bleu. das mhd. blâwes, blâwen wandelte sich nhd. erst in blabes, blaben oder blobes, bloben, und löste sich auslautend in blau, so dasz allmälich auch inlautend blaues, blauen um sich grif, in den zusammensetzungen blabeere, blafalk u. s. w. haftete lange noch das alte blâ. die goth. form ist uns unsichtbar, mutmaszen liesze sich blaggvs, doch selbst die ags. scheint unsicher, nach engl. blue wäre bleov zu gewarten wie true und rue = ags. treov, hreov, in Älfrics glossen erscheint blæven perseus, d. i. franz. pers, glaucus. Die wurzel gibt uns das goth. bliggvan, blaggv, μαστιγοῦν, δέρειν, ahd. pliuwan, plou, wofür früher plau gegolten haben musz, das sich in plâo wandelte, ursprünglich den braun und blau geschlagnen bedeutet, eben wie caesius glaucus bei caesus von caedere steht. dem bliggvan, pliuwan, bleuen entspricht aber unmittelbar das lat. fligere, wovon flagellum, d. i. bleuel, und flavus für flagvus, mit abgeworfnem labialanlaut lividus für fligvidus, flividus, livor für fligvor. flavus war eine ungewisse farbe, man nahm übergänge aus weisz in roth, aus grün in gelb an und stellte beiden das fahle in die mitte, daher sagte man: ists nit blo, so ist es gro. Garg. 92ᵇ, bekanntlich gibt es leute, die grün und blau nicht unterscheiden. nicht anders schwanken blau und braun, vgl. blaukohl und braunkohl. das altn. blâr drückt in zusammensetzungen schwarz aus, z. b. blâmađr bezeichnet den mohr. es ist sogar wahrscheinlich, dasz sich auch bliggvan mit blinken und blau mit blank berühre. das ags. bleoh, bleo bedeutet color, farbe, man s. auch blei plumbum und mhd. bliuc, bliuwec, rubicundus, verecundus. nicht zu übersehn endlich, dasz das unserm blank zunächst liegende böhm. blankyt, blankytny, poln. błe̜kit, błe̜kitny in diesen sprachen blau ausdrückt.
1)
die vorstellung des tiefblauen, schwarzblauen, bleifarbigen, blutunterlaufnen, wie es an beulen nach schlägen sich zeigt, herscht in dem ausdruck 'braun und blau schlagen', verbera sicca, livor et cruor, nnl. blond en blaauw slaan, engl. black and blue, russ. krovav'' ili sin' (RA. 630); jetzt hat er einen eid geschworen, er wolle ihm eine fackel anzünden, die ihnen den buckel braun und blau brennen soll. Schiller 119ᵇ. 120ᵃ; wenn sie nach etwas lüsterte, das ihr die kinderfrau versagte, so schrie der kleine balg sich braun und blau. Musaeus kinderkl. 116; einen blau kleiden, prügeln;
sam hab man uns plob und grün gschlagn.
Ayrer fastn. sp. 9ᵇ;
dem ehrlichen manne durch ein paar dutzend ohr- und augenfeigen blaue fenster zu machen. Felsenb. 2, 437; blaues auge, schlag unter die augen, schw. blaͦtt öga; mit blauem auge davon kommen. 4, 189; mit einem blauen auge davon kommen. Gotter 1, 56. 3, 396, d. h. noch leidlich, mit geringem schaden; nnl. met blaauwe oogen er afkomen; een blaauw oog aan iets wagen, ein blau auge dran wagen; een blaauwe scheen loopen, sich das schienbein blau stoszen. auch blosz een blaauwtje loopen; blau farbenwerk der prügel an blauen montagen. J. Paul biogr. bel. 1, 148. 'ler sie blaw bein augen tragen' bedeutet, gib ihr nur schläge. eine bekannte umschreibung der ohnmacht und bewustlosigkeit, τὸν δὲ σκότος ὄσσε κάλυψεν, ist es wird mir schwarz vor den augen; da ward ihr blau vor den augen. Garg. 82ᵃ; mir wirds blau vor den augen, mir wirds weh. Göthe 57, 193. blauer dunst sind nebel, lügen, verdunklung der wahrheit: und darnach ein blawen dunst macht. bienenk. 69ᵃ; ein blaw mäntelin. 50ᵇ;
das achten si für plaen dunst.
wol machen einen bloben dunst.
H. Sachs III. 3, 28;
blau, meint er, ist sein dunst; doch ist er weisz,
ich sehe durch, und selbst, wie kleins auch ist, geschmeisz.
blawer bericht, erdichtungen. Reinhard werth. ded. 1, 263; nnl. dat zijn maar blaauwe bloempjes (blaue blümlein), lügen; blaauwe uitvlugt, erlogne ausflucht. daher auch blaue enten, wie überhaupt enten, lügen; welcher gallen uberlaufen colicam macht. aber die arzt sagen von anderen blawen enten, wo der ursprung herkompt. Paracelsus 1, 62ᵃ; blaue märchen, fabeln, contes bleues; hat nun Frankreich diesen mangel durch blaue märchen zu ersetzen getrachtet. Göthe 46, 128. hieran schlieszt sich am leichtesten das blaue wunder, die blaue wunderblume: da sollte man seine blauen wunder gesehen haben. Simpl. 1, 53; hätte man sein blaues wunder sehen sollen. Felsenb. 4, 147;
per dio, das bejah ich,
mein blaues wunder sah ich.
Bürger 23ᵃ;
o so wirst du gleich
dein blaues wunder hören.
64ᵇ.
nnl. blaauw! interj. admirantis, nhd. blau! blau, ich höre und merke, dasz du ein kriegsmann bist. Götz v. Berl. leben 138; blau, wir wollen die walstatt noch ein weil innbehalten. 241; da sagt er, blau, nun ists der? 242. vielleicht ist aber in diesen drei stellen zu bessern blan! (s. oben s. 64) vgl. franz. morbleu! blau feuer! ein fluch. hab dir das plab feuer! H. Sachs II. 4, 19ᵃ. ja, blaues donnermaul! Schiller 192ᵃ; ja, wo du kupplerin den diskant wirst heulen und mein blauer hinterer den contrebas vorstellen. daselbst.
2)
himmelblau, caeruleus: so weit der himmel blau ist; blaue luft; blaue berge; die pferde unter den blauen himmel stellen. balt. stud. 15, 119;
du schafst, dasz unsre sinnen
sich weit weit über uns ans blaue können schwingen.
golden über thal und hügel,
blau und golden schwebet er (der frühling).
Bürger 1ᵃ;
lockt dich der tiefe himmel nicht,
das feuchtverklärte blau?
Göthe 1, 186;
ein freundlicher blauer sonntagsmorgen. J. Paul Hesp. 1, 143; jetzo fliehet eine weisze taube, wie eine grosze schneeflocke blendend über das tiefe blau. 2, 247; wenn dieses eisleben (am Montblanc) keine aiguille percée wäre und keine öfnung in ein ewiges blau hätte. 3, 65; an einem blauen nachmittage. Siebenk. 4, 8; er sah nach den hohen cypressen im weiten blau. Tit. 1, 56; das leben fährt heute auf dem wagengestirn im blauen dahin. 3, 38. ins blaue bedeutet ins weite, unabsehliche, ins nebelhafte: kritische philosophie ist diejenige, welche nicht so ins blaue hinein vernünftelt. Kant 3, 400;
man wähne nicht, ich schwatze
ins blaue hinein.
Wieland 5, 155;
wollte er nur überhaupt in das blaue feld hin, so dasz kein bestimmter mensch getroffen würde, beschuldigen. Fichte Nicol. leben 85; viele, die auf demselben wege gehen, werden eine freudige wanderung zusammen antreten, ohne sich zu prüfen, ob nicht ihr ziel allzufern im blauen liege. Göthe 45, 426; damit man aber nicht denke, dasz dieses nur ein frommer wunsch oder eine forderung ins blaue sei. 53, 160; bleib mir nun auch hübsch bei der stange, und gehe nicht zu sehr ins blaue. Bettine br. 1, 339; mancher schieszt ins blaue und trift ins schwarze.
3)
meerblau, wellenblau:
dasz er (der wind) kan das ganze meer befehlen
und durch das blaue salz mit freiem zügel gehn.
Opitz 1, 38;
die stücke gaben plitz, die schiffe speiten feuer,
das blaue salz erschrack.
1, 108.
4)
blau vom barthaar: dasz Colombine manchmal ihren blauen bart nicht verbergen kann. Göthe 38, 176.
5)
die blaw farb ist die best. Albertus M. weibergeh. s. 87;
blobe farb di pedeutet stet.
fastn. sp. 729, 33. 776, 3;
er het auch uf ein plaben hut.
H. Sachs III. 3, 18ᶜ;
der blaue hut, magisterwürde. Günther 171. 401. 647;
zu dem plaben stern (wirtshausname).
fastn. sp. 793, 15;
blobs föderla (blaue feder). Philand. lugd. 3, 248; ihr klingelt, da kommt ein bedienter, blau mit silber. Ant. Wall, die beiden billets 11. blaue farbe, s. schmalte. blauer schluf ist thonerde. Berliner blau.
6)
blau in üblem sinn: das ist blaw kalt ding (vergeblich). Keisersb. s. d. m. 41ᵇ; lassend si aber frisch ding kochen, ist dasselb so blaw (? roh) und ungeschmackt, dasz man wol sicht, dasz si kein liebe zu dem armen nit habend. Zwingli 2, 403. welche aber sich heimlich von dem rechten zug zur seiten ausdrehen, und (vor zeiten hiesz es das blaw fähnlein geführet) ihrem mausen nachhangen. Kirchhof mil. disc. 120. der blaue montag, ein tag, an welchem die handwerker nicht arbeiten, also ein unnützer, vergeblicher, nnl. hij is eenen blaauwen maandag op dat ambacht geweest, = hat gar nichts gethan. vgl. bergblau, blitzblau, donnerblau, dunkelblau, graublau, hellblau, himmelblau, kupferblau, schwefelblau, tiefblau, veilchenblau, wolkenblau.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 1 (1854), Bd. II (1860), Sp. 81, Z. 28.

blauer, m.

blauer, m.
schönfärber. der färber hebt die blaue hand. Lessing 1, 16.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 1 (1854), Bd. II (1860), Sp. 83, Z. 70.

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Zitationshilfe
„blauer“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/blauer>.

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