Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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bitter, m.

bitter, m.
petitor: die emsigen bitter erhöret gott; ein grober, unverschämter bitter. Stieler 176. s. hochzeitbitter, kindtaufbitter, leichenbitter.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 1 (1854), Bd. II (1860), Sp. 53, Z. 62.

bitter, m.

bitter, m.
turdus iliacus, die weindrossel, in einigen gegenden.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 1 (1854), Bd. II (1860), Sp. 53, Z. 65.

bitter

bitter,
amarus, acerbus, goth. baitrs, ahd. pitar, pittar (Graff 3, 88), mhd. bitter (Ben. 1, 176), alts. bittar, nnl. bitter, ags. biter, engl. bitter, altn. bitr, schw. dän. bitter. unverkennbar, mit merkwürdiger abweichung der formen, von der wurzel beiszen, goth. beitan mordere, aus dessen ablaut bait das goth. adj. baitrs unmittelbar flieszt. auch gab es, mit eingeschaltetem K, ein ahd. peiscar mordax (Graff 3, 232), dem altn. beiskr amarus, schw. bäsk, besk, dän. besk entspricht. für amarus dauerte aber ahd. und mhd. neben pîʒan, bîʒen die tenuis der vorigen lautstufe in pittar, bitter fort, dessen T und TT also dem der übrigen dialecte begegnet (ungefähr wie ahd. tutto, nhd. dutte dem ags. tit, engl. teat zur seite steht und von zitze abweicht, vgl. auch schütten und schützen). auf ähnliche weise gilt das dän. bitter neben bide, mordere, dessen part. bidende ganz die vorstellung von bitter enthält. die hochdeutsche aspiration wird sich dennoch hernach unter bitzel und bitzer geltend machen. Erwägung fordert endlich der auffällige verhalt von bitter zu πικρός, in welches der kehllaut, nur an andrer stelle, wie in jenes beiskr eingetreten sein könnte. man pflegt πικρός, doch sehr unbefriedigend, mit πεύκη, πίτυς (fichte) und der wurzel pug, pung zusammen zu bringen; πικρός schiene, wie μικρός, σμικρός auf smâhi, altn. smâr, auf ein deutsches fâh zu führen, das in solchem sinn nirgends vorkommt. die verwandtschaft zwischen bitter und πικρός, wenn sie stattfindet, musz also besser aufgeklärt werden. albanesisch gilt pikete, vgl. picken, bicken, stechen. Bedeutungen von bitter.
1)
zunächst drückt es den geschmack aus, und ist, wie sauer, der gegensatz des süszen: ein bitterer geschmack im munde; bitterer mund, os amarum; die bittere galle, gallenbitter, er hat die bittere galle gebrochen; ich sehe, das du bist voll bitter galle. apost. gesch. 8, 23;
ir herz ist bitter wie ein gall.
H. Sachs III. 3, 65ᵈ;
bitterer wermut; denn die lippen der huren sind süsze wie honigseim, aber hernach bitter wie wermut. spr. Sal. 5, 4; ire drauben sind gall, sie haben bittere beere. 5 Mos. 32, 32; ich aber hatte dich gepflanzt zu einem süszen weinstock, einen ganz rechtschaffen samen, wie bistu mir denn geraten zu einem bittern, wilden weinstock? Jer. 2, 21; die bittere mandel steht der süszen, das bittere bier dem süszen entgegen, der bittere trank dem süszen: gut getrenk ist bitter denen so es trinken (im verflachten land). Es. 24, 9; denn gott wird uns helfen mit einem bittern trunk. Jer. 8, 14; der bittere kelch des leidens;
nicht kurz sind unsere leiden,
denn wir haben das bittre der sämtlichen jahre getrunken.
Göthe 40, 289.
wie aber auch das salzige gegensatz des süszen ist, heiszt es: und solt es (das fleisch) mit bitter salzen essen. 2 Mos. 12, 8; sie kunden des wassers zu Mara nicht trinken, denn es war fast bitter. 15, 23; und der priester sol in seiner hand bitter, verflucht wasser haben. 4 Mos. 5, 18; quillet auch ein brunn aus éinem loch süsze und bitter? Jac. 3, 11. die thränen können salzig oder bitter genannt werden, er hat bittere thränen geweint, bittere zähren vergossen. bittere arznei; was bitter ist dem mund, das ist dem herzen gesund; einen bittern schnaps, kümmel nehmen, oder mit ausgelasznem subst. blosz einen bittern.
2)
lebendig wird das wolgeschmacke, süsze ausgedrückt durch 'nicht bitter'. das ist nicht bitter; der wein schmeckt nicht bitter; das lautet nicht bitter. Hebel 3, 302.
zwar die vier und zwanzig ritter
ehren wir in allen fällen,
doch auch fräulein sind nicht bitter,
wenn sie sich dazwischen stellen.
Göthe 4, 136.
3)
dann gilt bitter, wie herb, für austerus, saevus: ein bitter mensch trachtet schaden zu thun. spr. Sal. 17, 11; und fand, das ein solchs weib bitterer sei denn der tod. pred. Sal. 7, 27; und ist kein zorn so bitter als der frauen zorn. Sir. 25, 22; ein bitter und schnell volk. Habac. 1, 6; ein bitter volk. Luther 3, 233; o tod, wie bitter bist du. Sir. 42, 1, worüber mythol. s. 808 mehr zusammengestellt ist; sein bitterster feind. pers. baumg. 4, 19;
und möcht mir thun den bittern tod.
Rebhuhn klag des a. m. 10;
des todes bittre pfeile (πικρὸς ὀϊστός).
weh, weh, sie kommen. bittrer tod!
Göthe 12, 238.
leiden darneben den bittern hunger. Kirchhof mil. disc. 116; in jenem winter herschte die bitterste kälte; sie ist ringsum, wo sie land hat, und wo die hitze oder der bittere frost es erlaubt, mit pflanzen ohne zahl besetzt. Hebels schatzk. 4; sie musten jahrelang in der bittersten noth leben; in bitterer armut;
Phyllis schlief, ein bienlein kam,
sasz auf ihren mund und nam
honig oder was es war,
Corydon, dir zur gefahr:
dann sie kam von ihr auf dich,
gab dir einen bittren stich.
Logau 2, 3, 83;
ich ziehe wieder mit ins feld,
kein weg im feld ist bitter.
Göthe 4, 61;
nicht der bittere schweisz der ewig drängenden arbeit.
40, 328;
zur härte fügt ihr noch den bittern hohn.
Schiller 406ᵇ;
sie dürfen vielmehr mich
in meiner bittern angst mit bitterm hon verlachen,
und schütlend ihren kopf mit spot,
auch krumme mäuler machen.
es ist mein bittrer ernst; denn es ist im ernst und bitter wider zweierlei feinde. Luther 3, 302; denn es ist dem guten kerl gar zu bitter ernst, als dasz er spasz verstehen könnte. Wieland bei Merck 2, 74; mhd.
under einander wart der bitter ernst gemischet.
Lohengr. s. 107;
mein bruder, warumb hastu also lieb die bittere einöde? Cyrillus 30ᵇ; musz dazu bittere wort hören. Sirach 29, 30; bitteren vorwurf machen; sie machten ihm auch oft durch flämische gesichter und bittre reden einen verdrieszlichen augenblick. Göthe 19, 123; durch heftige, giftige und ser bittere schriften. Alberus wider Witzel G 8ᵃ; da hielten sie ein ser grosze und bittere klage. 1 Mos. 50, 10; da ruft der keiser mit bitterer stimme. Aimon e; stetigs an das bitter scheiden gedenken thet. Galmy 199; zum bittern andenken dieses leidwesens. pol. stockf. 319;
so musz man dann nur dämpfen
den rauch der bittren zeit.
Logau 1, 8, 98;
zucker in der bittren zeit.
1, 10, 2;
ein bittres angedenken.
Gotter 2, 147;
hier fühl ich, dasz ich bitter werde.
Schiller 246ᵇ;
ein busz, die im wirt saur und bitter.
fastn. sp. 706, 10;
habt ir aber bittern neid und zank in euren herzen. Jac. 3, 14; er hat ein bitteres gemüt, empfindet den bittersten hasz; bittere schimpfwort, speiwort, da der Neidhart im fasz ist. Maaler 70ᶜ.
4)
einem nicht das bitterste gönnen, nicht das bitterste lassen = nicht das geringste, wie man sagt nicht einen bissen. Adelung will es darum aus biszchen herleiten, vielmehr aber zeigt es, dasz bitter eben so gut als bisse und biszchen von beiszen abstammt.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 1 (1854), Bd. II (1860), Sp. 53, Z. 67.

bitter, adv.

bitter, adv.
amare, goth. baitraba, πικρῶς, ahd. pittaro: inti ûʒ gangenti Petrus wiof bittaro. Matth. 26, 75; wenn er fort war, warf ich mir diese härte bitter vor. Gotter 3, 27; er haszte höfe bitter. J. Paul Tit. 1, 20; nicht so bitter die zähne geknirscht! Schiller 198; du antwortest mir bitter, du redest bitter. s. bitterlich.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 1 (1854), Bd. II (1860), Sp. 55, Z. 40.

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Zitationshilfe
„bitter“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/bitter>.

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