Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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bengel, m.

bengel, m.
fustis, mhd. bengel (Ben. 1, 85ᵃ), nnl. bengel, ein wie schwengel, stengel, sprengel, bendel, senkel, werbel aus schwingen, stingen, springen, binden, sinken, werben entsprossenes wort, also ein verlornes bingen bang bungen, tundere, pulsare voraussetzend, von welchem sich bangen und bangeln (sp. 1104), engl. bang, altn. bânga pulsare, bunge tympanum (wie von biechen bauke, pauke) und bingeln (die glocke anschlagen, beiern), wahrscheinlich auch bunge knolle, bulbus ableiten. den oben sp. 1104 als möglich gedachten zusammenhang mit ban (bahn sp. 1076) wird man der lebendigen wurzel bingen billig nachsetzen, wenn er auch auf fernerem standpunct zu behaupten stünde. dagegen bleibt eine berührung mit bange anxie, bang anxius (geschlagen, gedrückt?) immer noch zu erwägen, altn. ist bengill varus, qui crura displosa habet, gleichsam zerstoszen an den beinen?
1)
bengel, knüttel zum schlagen, werfen: so er sicht, das sie uf die geiszel nicht wöllen geben und er auch nicht gern ein bengel nimpt sie damit zeschlahen. Keisersb. sünden des mundes 35ᵇ; spricht Salomon, wan einer mit einem bengel under die flögel (? vögel, nach Sir. 22, 25) wirft, sie werden von ein ander zerstreut. 35ᵇ; da liefent die knecht heraus, schmierten im die haut mit bengeln. 52ᵇ; denn kümpt er zuͦ einem hag, der mit hecken und beumen verleit ist, denn muͦsz er erst die hürst und die bengel zerhouwen. chr. bilg. 120; er erwüscht ein bengel und hielt mir in für die nase, und bollert warlich seer greulich. Alberus ehbüchl. B 1ᵃ;
im land da lief er (der freihart) hin und her,
ein bengel trug er uber zwerg.
Ambr. lb. s. 171;
het der herr meinen muͦt,
ain aichiner bengl machte si (die frau) guͦt.
Uhland 728;
mit benglen bleuwen. Wirsung Cal. e 4ᵇ; mit einem bengel über die lenden wüscht. Frey garteng. 30; einen bengel oder stecken in seiner hand habend. Aimon O 2; in der unvernunft lief er zu seim gott Mahom mit einem bengel und schlug ihm auf seinen kopf vier starker streich. buch der liebe 22ᵇ; mit bengeln schlugen, dasz es zum erbarmen war. 28ᶜ;
und schlagt den schelmen mit pengeln tod.
Ayrer 112ᵃ;
sie giengen mit steinen und bengel auf mich. Schuppius 746; sturmwetter der bengel und prügel. Harnisch 153; komm, so lang ich einen bengel hab, fürcht ich ihre bratspiesze nicht. Göthe 8, 8. Man hört heute öfter prügel oder knüttel und stock sagen als bengel, doch bleibt dieses für das hunden oder weidethieren angehängte holz, um sie am entlaufen zu hindern: alten hunden ist böse bengel anzuhängen (alte sünder ist es schwer zu bekehren). Pierot 3, 51; den bauern befehlen, dasz sie ihren hunden bengel anhenken. Hohberg 1, 120ᵇ; acht haben, dasz die bauern und die nahend am forst wohnen, ihren hunden bengel anlegen. 2, 571. an den pressen heiszt das holz mitten in der schraube zum anziehen, bengel: gleichwol nam er gegen den lebensverwirkten gefangenen nichts strengers für, als das er sie in seiner newen aufgerichten truckerei an die pressen stellt, dapfer am bengel zu ziehen. Garg. 270ᵇ. im Zillerthal heiszt der dreschflegel bengel. Schm. 1, 182.
2)
bengel ist, wie das ähnliche flegel, zugleich schimpfwort mit der bedeutung von homo agrestis, rusticus, zumal ein junger, langer aufschüszling, und oft gutmütig genommen: man solt die bengel in ein schewer getrieben und jedem einen flegel in die hand gegeben haben oder ein knüttel auf den rücken. Alberus barf. münche Eulensp. nᵒ 104; der pengel der marschall. Schweinichen 3, 112; welches doch der pengel nicht verrichten konnte. 2, 342; was solte man mit dir bengel machen? Kirchhof wendunm. 95ᵇ; obgenanter fresziger bengel aber vermochte sein eigen schand nicht verbergen. 110ᵃ; aufschneider, lügner, berenhäuter, bengel, baurenschinder, erznarren, coujonen. Gryphius 1, 827; der bengel, der noch in die schul gegangen und mit ruthen gestrichen worden ist, als ich in einem vornehmen ehrenstand gesessen habe, gehet mit mir umb, als ob ich mit ihme die schweine gehütet hätte. Schuppius 787; auszerdem aber verstund der ungelehrte bengel nicht das allergeringste. ehe eines weibes 278; der junge bengel. Pierot 1, 347; ich will mich nicht beschweren, ob mir gleich die verdammten bengel den rücken so weich geschlagen haben, als den bauch. Wieland 12, 21;
ohne dasz jeder gleich, der wol ihm wollt,
ihn nen faulen bengel heiszen sollt.
Göthe 2, 201;
so such dir denn in deinem haus
einen recht tüchtigen bengel aus,
dem gib die roll von meinem Götz.
56, 66;
seht, sie horcht! komm her, mein engel,
tanz einmal mit deinem bengel!
Voss, der reigen 3;
es ist eigentlich ein prügel, an dem nur dünne spuren von kunst und cultur zu sehen sind, gerade so wie gemeiniglich auch an dem menschlichen bengel, der ihn trägt. Lichtenberg 3, 229; du bist ein groszer fauler bengel, keine arbeit geht dir von der hand als das essen. Arnim schaub. 1, 5; der burgermeister mit stillem vergnügen den derben lebenslustigen bengel (knaben) beschaute. Arnim kronenw. 1, 172; die kleinen genien in den nischen, die aber mehr wie kleine ungeschickte bengel gerathen sind. Bettine br. 2, 322; ein ungeschliffener, stattlicher bengel. man sagt auch, der bengel von einem menschen, der bengel von marschall.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1853), Bd. I (1854), Sp. 1471, Z. 43.

bingeln

bingeln,
pulsare campanula, mit kleinen glocken läuten, verschieden von beiern, welches doch oft zugleich geschieht. Schütze holst. id. 1, 104. offenbar zu bengeln pulsare, altn. bangen und dem vermuteten bingen gehörig, dem auch bunge, trommel entstammt. nahe liegt sodann bimmeln und bimbam, das sich bingbang deuten liesze. Stieler 1031 setzt dazu bimmelkraut für das übliche bingelkraut. bingeln scheint an einigen orten auch harnen auszudrücken, was binkeln, binken.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 1 (1854), Bd. II (1860), Sp. 35, Z. 73.

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Zitationshilfe
„bingeln“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/bingeln>.

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