Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

statik, f.

statik, f.
lehre vom gleichgewicht der kräfte; der theil der mechanik, der von den körpern in der ruhelage handelt. entlehnt aus lat. stática, das seinerseits auf gr. στατική (erg. τέχνη oder ἐπιστήμη) zurückgeht, daher die erste silbe betonend. vgl. Weigand 2, 799. entsprechend engl. statics (bezeugt 1674), s. Skeat 593ᵃ. im deutschen älteres wage-, wägekunst verdrängend (s. das., theil 13, 375; eine neuere übersetzung standlehre, s. oben sp. 776, ist nicht üblich geworden); zunächst ganz in der fremden, gelehrten form: statika, s. wage-kunst. Jablonski (1721) 746ᵇ, vgl.: wage-kunst, statica, statique. eine wissenschafft welche lehret die erkänntnisz der gewichte, des schwer-puncts, und des eben-gewichts der natürlichen cörper. 839ᵇ. in deutscher form als statick zuerst 1727 bezeugt, vgl. Weigand: statica, die statick, ist eine wissenschaft von der schwere der cörper; die gewicht-kunst. Sperander a la modesprach (1727) 679ᶜ; statick, statique, ist eine wissenschaft der schwere der körper. sie handelt insonderheit von dem mittelpuncte der schwere, dem waagerechten stande der schweren körper, und den bedingungen, unter welchen ein schwerer körper in ruhe bleibt. Eggers kriegs-lex. (1757) 2, 981. Adelung. Jacobsson 4, 260ᵇ. Kinderling 207 ('statik, die wagekunst, die gewichtswissenschaft', als lehnwort aus dem gr.). Campe erg.-wb. (empfiehlt jetzt wägelehre anstatt des früher vorgeschlagenen gleichgewichtslehre). Karmarsch - Heeren³ 5, 772—7. Lueger 7, 775 f. Eisler wb. der philosoph. begriffe² 2, 431. die theile der statik, die von den speciellen gesetzen der festen, flüssigen und luftförmigen körper handeln, werden als geostatik, hydrostatik und aerostatik bezeichnet, s. Karmarsch-Heeren³ 5, 773. auszerdem werden nach der behandlungsweise unterschieden die analytische (reine, theoretische) und die graphische (auch synthetische, geometrische) statik, 'die wissenschaft, die aufgaben der statik, besonders der baustatik, auf zeichnerischem wege zu lösen', s. ebenda 775 und Lueger 4, 762. litteraturbelege: obgleich im lyceum schon hinlänglich für mathematische wissenschaften gesorgt war und ich ... vollauf mit geometrie, statik, hydrostatik, hydraulik und so weiter gefüttert ward. Heine 7, 464 Elster; das ist die allgemeine tendenziosität, ja animosität des objekts, des sogenannten körpers, was die bisherige physik geistlos mit namen wie: gesetz der schwere, statik und dergleichen bezeichnet hat. Vischer auch einer⁸ 1, 31; als knabe fand ich beim bau unseres hauses gelegenheit, schöne kenntnisse in statik und balkenklettern zu erwerben. Freytag 6, 60 (verl. handschr. 1, c. 3). — häufig in freierem gebrauche, besonders in wissenschaftlicher sprache: statik des landbaus, in verschiedenem sinne, 'frage der herstellung des gleichgewichtes zwischen einnahme und ausgabe an pflanzenerzeugenden kräften des bodens.' Elster wb. der volksw.² 2, 687 f.: die bodenstatik hat sich mit erschöpfung und ersatz des ackers in bezug auf die erhaltung der fruchtbarkeit des ackers überhaupt, sowie namentlich auch in bezug auf die fruchtfolge zu beschäftigen und entspricht der statik des landbaues der älteren landwirthe. die wirthschaftsstatik beschäftigt sich mit dem beharrungspuncte der wirthschaft, mit den beziehungen zwischen ausfuhr und einfuhr u. s. w., s. Schwerz Funk pract. ackerbau (1882) 875; sociale statik, lehre vom wesen und der structur der gesellschaft. Eisler wb. der philos. begr.² 2, 390; statik und dynamik der vorstellungen. 431; grundlinien der statik des geistes. Herbart psychologie als wiss. (1824) 1, s. 158; zu allererst werden wir den unterschied der statik und mechanik, welcher die lehre von den räumlichen kräften beherrscht, auch hier wieder finden. 155 f.; im begriff, die ersten linien der statik und mechanik des geistes vorzulegen. 157. in scherzhafter übertragung: der kleine Lazarus brachte mir nur mit mühe bei, dasz wir ostern hätten, wo die religiöse statik seines spinnrades die seinige aufhebe, weil er an sonn- und festtagen die schuld des lebens nicht wie an werkeltagen spinnend abzusitzen, sondern bettelnd abzulaufen habe. J. Paul 18 (palingenes. 1), 50.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 6 (1908), Bd. X,II,I (1919), Sp. 938, Z. 60.

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Zitationshilfe
„statik“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/statik>.

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