Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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stachet, n.

stachet, n.,
s. stacket.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 3 (1906), Bd. X,II,I (1919), Sp. 405, Z. 22.

stäppchen

stäppchen,
nd. stäpke, n. (m.?), scherzhafte bezeichnung des teufels in einem groszen theile des innern Deutschlands; auch im sinne von kobold. so im fuldaischen bis Frankfurt (des klab des) stebge. Vilmar 395 (im übrigen Hessen unbekannt); nordthür. 'stäppchen kämmet! schreckruf für kinder; unter stäppchen wird eine kleine gestalt gedacht'. Kleemann 22ᵃ, in Stiege schtapchen 'benennung des teufels, den man besonders im wirbelwinde, staubwirbel zu sehen glaubt'. Liesenberg 204. ferner im Sachsenlande: das hat stäpke(n) gethan!, wenn der anstifter eines schabernacks nicht zu ermitteln ist, s. Söhns parias 110; stäppchen hat's gebracht! ebenda; so sagt man auch in Liebenburg, kr. Goslar: da hat stepke 'n swans uppe, wenn man etwas, das zur hand sein müszte, nicht finden kann. Söhns will das wort von stapfen herleiten ('derjenige, welcher des nachts klappend und schwerfällig im hause herumstapft'); doch bliebe dabei das daneben begegnende stöppchen (obersächs. stöpgen), (thür.) stöpfel, nd. stöpke(n) (Schambach 212) unerklärt, vgl. diese und J. Grimm myth.⁴ 2, 838f. (vgl. auch siebenb. et as nor esi e stàppen, stopfen, stöpsel = klein und schwach'. Frommann 5, 31, 8).
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1907), Bd. X,II,I (1919), Sp. 868, Z. 32.

stechen, verb.

stechen, verb.
pungere, compungere, fodere. ahd. stehhan, mhd. stechen, as. stekan (afries. steka), mndd. steken. als urverwandt wird verglichen griech. στίγμα 'fleck, punkt, stich' und στίζειν 'stechen'; auch lat. instigare 'anspornen, antreiben' und russisch stegatĭ, stegnútĭ 'steppen, durchnähen'. innerhalb des germanischen ist zu stechen gebildet stachel (s. oben sp. 381f) und stichel (s. u.), weiterhin das bewirkungswort stecken. für die kulturhistorische bestimmung einer älteren begriffssphäre von stechen (wie sie unter 2 versucht worden ist) ist besonders das verhältnisz zu den nasalirten formen zu berücksichtigen: got. stiggan, altnord. stinga, ags. stinʒan; dazu altnord. sto̜ng (gen. stangar plur. stangir und stengr), ahd. stanga; nhd. stange (oben sp. 789). unser verbum hat sich bis heute bei der starken conjugation gehalten: ahd. praes. stihhu, praet. stah, part. praet. gistohhan, entspr. nhd. ich steche (du stichst, er sticht), ich stach (conj. ich stäche), gestochen Stieler 2154. starke verwirrung hat unter den schriftstellern Niederdeutschlands und Mitteldeutschlands die niederdeutsche übereinstimmung von stechen und stecken angerichtet (vgl. z. b. waldeckisch conj. praes. ind. sing. štiᵉkᵉ, štikᵉst, štikᵉt, plur. štiᵉkᵉt, praet. štak, part. praet. ᵉštiᵉkᵉn. nhd. stechen und stecken Bauer-Collitz 99ᵃ); hilf mir die rebellische feinde wieder unter das joch zu stechen. hilf dem geflügelten löwen die swinkfedern zu rüpffen Schottel friedens sieg 15; eine erinnerung an ihre göttingische haussprache ist wohl auch: aber ich für mein theil bin nicht wohl, ich stäche die feder lieber unter die nachtmütze, als dass ich sie zwischen fingern halte Caroline 1, 34 (am 22. märz 1786) Waitz; die arme Dore hat damals den mithszettel vom grabkreuze 'runter gerissen und in das grosse pompadour gestochen Holtei erz. schriften 7, 179. auch im folgenden würde man mehr gesteckt erwarten: und dabei hat er ... den schnitzer vor sich in die schnitzbank gestochen Ludwig 2, 49. besonders in der wendung einem eine stechen, ihm eine ohrfeige geben: musztest du ihm nicht bei dem ersten zweideutigen worte, das deine frau betraf, eine stechen Ludwig 2, 450; junge, wenn du so dumm sabberst, stech' ich dir 'nen katzenkopf! Holtei erz. schriften 14, 73: wenn die alte kreatur nicht das arme geschöpf in den armen hielte, so möchte ich ihr schon eine tachtel um solch 'ne nichtsnutzige, fürwitzige frage stechen! Raabe hungerpastor 2. dagegen vgl. die scharfe unterscheidung beider wörter und begriffe bei dem Franken Schede:
rot röslein wolt' ich brechen
zum hübschen krentzelein:
mich dörner thaten stechen
hart in die finger mein,
noch wolt' ich nit lan ab,
ich gunt mich weiter stecken
in stauden vnd in hecken:
darin mirs wunden gab
Melissus bei Opitz Aristarch (1624) 165.
auch intrans. stecken wird so mit stechen verwechselt: ich denke in der alten brieftasche soll sich's (das zettelchen) finden, wo mein abschied d'rin sticht und die andre papiergeschichte Holtei erz. schriften 13, 30;
und eh ich mirs versahe,
stach mir der pfeil im herzen
Ew. von Kleist werke 1, 39.
anders erklärt sich die wirkung von stechen auf stecken auf rein oberdeutschem gebiete, eine wirkung, welche durchaus der andern seit dem 15. jahrh. nachweisbaren entspricht, welche die schwache conjugation von stecken (intrans.) zu gunsten der starken (von stechen) einschränkt (s. weiteres darüber unter stecken): Vlenspiegel nam einen cleinen schuͦch vnd ein grossen, vnd stach den cleinen durch den grossen, vnd negt dy zuͦsamen Eulenspiegel 69 neudr.
was lastu dich dann schön anliegen
vnd hast so lang an krucken krochen
die backen beid in falten gestochen?
Murner narrenbeschw. 120.
dafür gröber:
und den arss in falten gstochen
schelmenzunft 34, 26 neudr.:
das sindt myr freylich nasse knaben,
die fill verzeren vnd wenig haben, ...
heymlich in den mantel stechen,
mit fensterbrechen sich selbs rechen
38, 17 neudr.
intransitiv:
der ban thuͦt armen lüten we.
ach wan er leg in dem Bodense!
so geben die euren tusent pfunt,
das er leg tusent meil im grunt,
vnd wer in wider herfür brecht;
das er bei im da vnden stecht
luth. narr 1131;
so dasz der dünne braune arm wie ein nackter stecken durch den henkel des korbes stach Zahn Lukas Hochstraszer 38; vgl.ech wäsz net, woᵘ e stecht Follmann lothring. wörterbuch 494ᵃ.
bedeutung:
1)
von personen, in eigentlicher bedeutung:
a)
einen mit einer waffe stechen, ihm eine wunde beibringen: wer den andern mit messern, mit swertten, mit dheyme waffen, oder mit stecken steche oder slage Jac. Grimm weist. 2, 5 (freiheitsbrief für Saarbrücken 1321), mit dem messer einen stechen aliquem cultro pungere Steinbach 2, 709; wirt er durch einen ... darzu abgerichten Jakobitermönch ... mit einem messer gestochen Stumpf schweitz. chron. (1606) 281ᵇ. einen mit dem dolche stechen defigere sicam in corpore alicuius Steinbach 2, 709. mit dem degen stechen Adelung lehrgebäude der deutschen sprache 2, 128; so wil ich jn (den schlafenden Saul) nu mit dem spies stechen in die erden 1. Sam. 26, 8. hauptsächlich auf weibliche wehrhaftigkeit nimmt bezug einen mit nadeln stechen aliquem acubus compungere Steinbach 2, 708. — ohne angabe der waffe: es werden jn sehen alle augen, vnd die jn gestochen haben offenb. 1, 7; ich hielt ihm beständig die spitze an die kehle und stach ihn manchmal Göthe 1, 44, 102 Weim.
da sticht er sie, felt nider zur erd
Hans Sachs 2, 15, 27 Keller-Götze;
ich stech ihn, meiner treu!
er geh ja seiner wege
Hoffmannswaldau gedichte 4, 362.
α)
der versuch wird geschildert mit einer allgemeinen richtungsangabe: da ersiehe ich ..., das er nach mir sticht mit einem brodmesser Berlichingen lebensbeschr. 10 Bieling; allda wolt einer mit einem langen spiesz nach der katzen stechen Agyrtas grillenvertreiber (1670) 153; er stach nach euch mit dem messer Göthe 1, 8, 29 Weim. (Götz 1); ich erwischte einen sonnenschirm und stach mit dem nach seiner lunge oder leber Arnim Günderode 1, 54; (in einer unglücklichen ehe) sie hat mit dem messer nach mir gestochen und ich habe sie halbtot geschlagen Kahlenberg Eva Sehring (1901) 163;
schweig oder ich will dich noch heint
mit feusten bass zum kopffe stechen
Hans Sachs 17, 129 Keller-Götze;
jedoch der held Thoas allda, ...
hat sich an Pyro bald gerochen,
mit seinem spiess auff jhn gestochen
Spreng Ilias (1610) 50ᵇ.
hier wird schon lieber eine angabe der waffe verschwiegen: nach einem stechen cercare di ferire uno di punta, pugnere, mordere, dar di morso Kramer dict. 2 (1702), 918ᵇ; einen nach der brust stechen gladio pectus alicujus petere Steinbach (1734) 2, 709; an einer vase ist ein knabe gemalt, der nach einer eidechse sticht Welcker alte denkmäler 1, 412; stich drauf percute, concide, contrucida, transfige, da in terram vulneribus hostes Stieler 2155; auch besonders gerne in bildern (vgl. weiteres unten 6 α β). in der noth (wie blind) um sich stechen:
derhalben braucht er ohn verdries
sein wolgeputzten jüdenspies,
sticht mit demselben vmb sich her
Ringwaldt lauter warheit 28;
herr, vergieb dem kinde, das ein messer
in händen hielt, als du es züchtigtest,
und das, anstatt zu flehen, um sich stach
Hebbel 6, 44 Werner (Demetrius 1, 4).
β)
die wirkung und der erfolg werden deutlicher gekennzeichnet durch wendungen wie in einen stechen oder mit genauerer angabe des getroffenen körpertheils einen in den arm stechen o. ä. mit angabe der waffe: einem mit dem messer ins hertze stechen defigere cultrum in corde alicujus Steinbach (1734) 2, 709; einen mit dem degen in die brust stechen infigere alicui gladium in pectus ebenda; da stach jn (den Asahel) Abner hinder sich mit einem spies in seinen wanst, das der spies hinden aus gieng, und er fiel daselbs, und starb fur jm 2. Sam. 2, 23, (vgl. auch 3, 27 und 4, 6); wenn einer ... mahlet ein auge an die wand, steche mit einem pfriemen darein Nigrinus von zäuberern (1592) 73; so, wie das erste ross an dem ufer muthig hervor sprang, als Neptun mit seinem gewaltigen dreyzack in den sand stach Rabener 4, 60; schon hat er ausgeholt, und sie, sich umgewandt, sticht ihn ... mit dem scharfen zweyschneidigen schwerdt unter den aufgehobenen arm ins haarwachs Gleim briefwechsel 1, 342 Körte;
der ein (jude) mit einem spiesz drin (in das Marienbild) stach,
das bluͦt ich uszher fliessen sach
Gengenbach 42, 118 Gödeke (fünf juden);
dann Pyrus lieffe dar fürbass,
vnd stach jhn mit der lantzen rauch,
tieff bey dem nabel in den bauch
Spreng Ilias (1610) 50ᵇ;
darauff mit seinem messer stach
den lämmern tieff er in den halss
35ᵇ;
Da kam die meisterstochter,
mit nadel und mit scher';
und hat mir ins herz gestochen
mit nadel und mit scher'
Heine 1, 24 Elster.
die waffe, das gerät im bloszen accusativ: mit disen worten stach sie (Lucrecia) das messer in ir unschuldiges hercz Stainhöwel de claris mulieribus 173; dan vber das ich mein schwert fünff mal in ien gestochen ..., hab ich noch gegen dem todten leichnam gewütet Hutten werke 4, 12 Böcking; nichts desto weniger hat der könig also ein gut hertz dasz, wie wol er sich in gantz grosser gefar seines lebens befande, doch hierab nichts erschracke, besonder sich also stercket, dasz er sein schwerdt soweit diesem grimmen thier inn leib hinein stach Amadis 1, 15; wann du dann diesen pfriemen in ein wandt stechest Paracelsus (1616) 2, 559ᵃ; es war aber nicht anders, als wenn ihm zu gleicher zeit jemand ein messer ins herz gestochen hätte der im irrgarten der liebe herumt. cavalier 57; bis er ... ihm das mordeisen tief in den zuckenden busen sticht Bettina dies buch gehört dem könig (1843) 1, 109;
und Longînus ein sper im in sîn reine sîten stach
Walther 37, 20;
daʒ sper man in die wunden stach
Wolfram Parzival 492, 30;
(nicht der erste, der) dem redlichen ...
den mordstahl in den busen sticht
Pfeffel poet. versuche (1812) 1, 63;
mag nicht wie knecht entlaufen,
drum will ich sterben fein! ...
so klagt der von Burgund,
will sein schwert in sich stechen
Tieck 4, 174 (der getreue Eckart);
sein schwert hat er gezogen,
still stehend unter'm joch,
es sich in's herz gestochen
Rückert (1867) 1, 167.
ein messer, das in einen gestochen ist worden Paracelsus (1616) 1, 1032ᵇ. — ohne jede angabe des werkzeuges, der waffe: er hat ihn in leib gestochen Kramer dict. 2 (1702), 919ᵃ; mit bezug auf den speerstich des Longinus, (s. auch oben den beleg aus Walther): sie (die Juden) werden sehen, in welchen sie gestochen haben Joh. 19, 37;
ach! wie will die welt bestehen,
wenn sie dermaleins wird sehen
den, in welchen sie gestochen
Neukirch gedichte (1744) 65;
freche Parides, die inn den toden Achillem stechen Garg. 234 neudr.; und hast du dein fechten nur darum gelernt, ... weiber hinterrücks in den bauch zu stechen? Schiller 2, 122 (räuber 3, 2. schausp.);
verwundet Diomedes hart
die göttin Venerem so zart
und sticht sie in die hand gar tieff
Spreng Ilias (1610) 51ᵃ;
Agamemnon aber stach
ihn in den wanst
Bürger 170 Bohtz.
einen durch den hals stechen u. s. w. mit angabe der waffe, des werkzeuges: einen mit dem spisse durch den hals stechen collem alicujus hasta transfigere Steinbach (1734) 2, 709; ehr ward von einem Hunger mit einem pfeil durch sein halss gestochen, das ehr auff dem fleck blieb S. Franck chronicon (1538) 89ᵇ; Wilbaldus ... stach sein zuchtmeister mit einem messer durch ein schenckel und wundet in gar hart Wickram 2, 71, 5 Bolte. vgl. auch:
von iren (der königin von Arragon) handen ward ich in die oren mein
gestochen durch mit ainem messin nädelein,
nach ir gewonhait sloss si mir zwen ring darein
Oswald von Wolkenstein 64, 38 Schatz.
die waffe in unserm falle besonders gerne im accusativ: sage myr, ob du nicht erger an yhm thust, denn ob du taussent schwerd durch seyn hertz stechist? Luther 10, 2, 155 Weim. ausg.; das wass, do sy noch dem unschuldigen tod ires lieben kindes ein sper durch sein heilige sitten stachen der ewigen wissheit betbüchlin (1518) 124ᵃ;
nun weiʒ ich doch niht rehte, waʒ Witege an im rach,
daʒ er im zuo dem slitze ein swert durch sînen lîp stach
Alphart 304, 4;
ich wolde em (dem verräter Christi) das swert durch sin hercz stechen
Alsfelder passionsspiel 98, 3120;
das öffnet sy mit grossem schmertz
vnd stach ain messer durch jr hertz
Schwarzenberg teutsch Cicero (1535) 113;
was zog er aus der taschen?
ein messer, war scharf und spitz;
er stachs seiner liebe durchs herze
Herder 25, 147 Suphan;
passiv. gewandt: darnach wart ein scharpfes sper durch mein rechte seyten gestochen der ewigen wissheit betbüchlin (1518) 45ᵃ. — ohne angabe der getroffenen körpergegend:
ausz zucket sie das schwerte
und stach es selbs durch sich
Heidelberger handschr. Pal. 343. n. 131, 65 Kopp;
vnd zog das schwerdt ausz seinem leib,
stach das durch sich, das trewe weib
Hans Sachs fastnachtspiele 1, 5 Götze;
die schmach weis ich nit bass zu rechen,
ich wil das rapier durch in stechen
8, 375, 16 Keller-Götze;
wenn er mich bey ir herinn sech,
ein schwerdt er etwann durch mich stech
17, 21, 23 Keller-Götze.
hieran schlieszt sich die steigerung einen durch und durch stechen: und ehe ein mensch sich's versah, stach er dem thäter den wanst durch und durch Göthe 1, 43 140 Weim. scherzhaft: bin nur froh, dasz ein eisenstab kein schweizerkäs ist, sonst hätt ihn der meister Weber durch und durch gestochen mit seiner spitzigen nasen Ludwig 2, 26 (Heiterethei).
γ)
besonders zu erwähnen bleibt noch: sich in die finger stechen Adelung lehrgebäude der deutschen sprache 2, 433; das ist, wie wenn sich 'ne braut in'n finger sticht. ich kannte mal eine, die war so versessen drauf, die stach sich immerzu Fontane werke 1, 5, 138;
er hat sich gestr in ein finger gstochen
Hans Sachs 14, 326, 7 Keller-Götze.
mit angabe des werkzeugs: sich stechen in eine nadel Kramer dict. 2, (1702), 919ᵃ; weil ihr mich nicht gebeten, so sage ich euch, dass eure tochter in ihrem funfzehnten jahre an einer spindel sich stechen und todt hinfallen wird Brüder Grimm kinder- und hausmärchen (1812) 1, 226; sich mit einem messer stechen Kramer dict. 2 (1702), 919ᵃ; ein junger Engländer in Eton stach sich mit (dem) federmesser in die hand blos um sein blut zu sehen Lichtenberg aphorismen 3, 19, 24 Leitzmann. auch ohne diese angabe: stich dich nicht Kramer dict. 2 (1702), 919ᵃ;
o weh! wie hab ich mich gestochen!
Cronegk schriften (1766) 2, 248.
sogar: das pferd stürzte vielmehr darauf (auf die spitze des spieszes) und stach sich den hals durch und durch Göthe 1, 43, 285 Weim.
δ)
eine gehobene sprache giebt der waffe oder dem werkzeuge die stärkeren rechte des subjects: der degen hätte vor sich nicht stechen können gladius per se pungere non potuisset Steinbach (1734) 2, 708; ein rhorstab ..., welcher, wenn sie jn in die hand fasseten, so brach er, vnd stach sie durch die seiten, wenn sie sich aber darauff lehneten, so zubrach er, vnd stach sie in die lenden Hesek. 29, 7;
rührten dich die schönen wangen
und die muntern augen nicht;
eh sie noch den pfeil empfangen,
der auch uns ins herze sticht?
Gottsched gedichte (1751) 224;
über mir blinkten schwerter:
neben mir stachen lanzen
Kretschmann werke (1784) 1, 213;
die lanze, sie stach in die mitte des bauches
Stollberg 12, 22;
die gabel sticht, der besen kratzt
Göthe 1, 14, 200 Weim.;
sticht der zünftge dolch denn besser,
als des pfuschers gutes messer?
Zschokke Abellino 14 Reclam.
auch: stechende waffen, stechende wehr armi di punta Kramer dict. 2 (1702), 919ᵃ; stechende nadeln aghi pungenti ebenda. bildlich:
dein stechend brennend waffen lähr,
mich munter vnd wachtsam all stund
machen, in allem unglück schwer
Hoeck schönes blumenfeld 9 neudr.
vgl. im bilde:
macht, Exabol, macht nicht den anschlag gar zu spitzig!
er sticht uns sonst noch selbst
A. Gryphius 29 Palm.
ε)
einem eine wunde stechen macht durch darbietung des inneren objects den erfolg besonders deutlich: sah ich mir einen baum aus, und begunte meine heimliche wunde mit einem griffel zu waffnen, um etliche wunden in die rinde zu stechen S. von Birken ostländ. lorbeerhayn (1657) 24;
des (des schwertes) güete was alsô grôʒ,
deiʒ im durch den halsperc brach
und eine grôʒe wunden stach,
daʒ er vil sêre bluote
Hartmann Iwein 3948;
ein dolch, gewetzt im mondenschein,
sticht eine ewig stumme wunde
Lenau gedichte 204.
gröber: einem ein loch stechen ictum inferre, plagam mittere, vulnerare, inforare et efforare Stieler 2154, vgl. Kramer dict. (1702) 2, 918ᵇ; der gleiche ..., der mir vor wochen so bereitwillig ein loch in die haut eines menschen wollte stechen helfen Keller 3, 14.
b)
durch zusammenstellung mit anderen ähnlichen ausdrücken wird das bild des kampfes weiter vervollständigt: in nachuolgender zyt so die sach beschehen ist, wirdt acht genomen, ob der lyb gehowen, gestochen, gewürgt ... sye Riederer spiegel der waren rhetoric (1493) d 3ᵃ; do will man stechen und hawen, brennen und wurgen Luther 17, 1, 77, 29 Weim.; steche, schlahe, wurge hie, wer da kan ebenda 18, 361; es soll auch aller sein thurniergezeug zugericht seyn, den andern allen ohne schaden, also dass er nichts daran hab, dass weder stech noch schneide Moscherosch gesichte (1650) 2, 375; kurtz darauf kömmt der gegenteil, sticht, scheust, haut eben dieselbe, so allererst wegen ihres sieges sich so lustig machten, danieder Schottel friedens sieg 70 neudr.;
wil er brennen, stechen, howen,
so muͦss er vier iar vorhin trowen
und saget solches yederman
Murner narrenbeschwörung 53, 17 neudr.;
er hau, er brenn, er stech, er schneid,
hier ist nichts, das uns von jhm scheid
schau, held! hier ist ein schwerdt, und diese faust kan stechen
und schneiden, wenn es noth, und printzen köpffe brechen
A. Gryphius 20 Palm.
α)
besonders heben sich stechen und hauen heraus, gefordert von den beiden verschiedenen kampfesweisen auf hieb und stich: du lerest selbs auffrur, weyl du sprichst, man sölle flux zuhawen und stechen ynn die auffrurischen, wer nur kan Luther 18, 397 Weim.; da Kampffkeib disen vortheil ersahe, springt er vom pferd, zeicht von leder, hernach, lauffst nicht so hast nicht. stach und hieb inn den dicksten hauffen, erlegt sie kluppenweisz wie hohe berg zusamen Gargantua 366 neudr.; da will man hawen und stechen, und dem unnützen pfaffen eine solche platte scheren, dass er sie in langer zeit nicht uberwinden solle Sandrub hist. poet. kurzweil 18 neudr.; denen ihrigen befahlen sie, dass sie nicht hauen, sondern nur stechen ... solten Lohenstein Arminius (1689) 1, 35ᵃ;
er soll sie nit wider bekommen,
vnd solt jm sein hertz drob zerbrechn
kommt er, so thut hauen vnd stechn
alles, was euch kommt vntert händt!
Ayrer dramen 103, 2 Keller (erbauung Roms 6);
zorn, der fünfft trabant, schaffen thuͦt,
dass man ein ander houwt vnd sticht
schweiz. schauspiele des 16. jahrh. 1, 89, 937 Bächtold;
der ist zu zänckisch, will nur immer hauen, stechen
Rachel satyr. gedichte 135 neudr.
daneben in einer dem vorigen nicht gleichwerthigen technischen verbindung schlagen und stechen:
es sind die rechten guͦten alten kriegskatzen,
sie könned schlahen, stechen, bissen und kratzen
N. Manuel 85 Bächtold (pabst und sein priesterschaft 1433);
hu! nun frisch dran, ir knecht, truckt fort,
schlagt, stecht den strassenräuber dort
O. Dähnhardt griech. dramen 2, 32 (Sophocles, Ajax 860).
(bildlich): der mensch sol ... die begangen sünd mit rew stechen und slahen Berthold von Chiemsee teutsche theologey 493 Reithmeier;
so macht es bruder studio:
er haut, er sticht und schlägt
Brant narrenschiff 9 Zarncke.
β)
die sprichwörtliche redewendung nicht gehauen und nicht gestochen, 'etwas trifft nicht die sache, bewegt sich unbestimmt und unordentlich', knüpft als ein ursprünglicher fechterausdruck hier an: eigentlich 'ein fechtgang, der die beiden verschiedenen fechtweisen auf hieb und stich unordentlich durcheinander motzt'. noch deutlicher beim duell, wo bestimmungen wie die folgende: ob eine wunde hieb oder stich sei, wird in zweifelhaften fällen von den medizinern entschieden paukkomment der göttinger landsmannschaften von 1809 (vom duell § 42) unserer redensart zur voraussetzung dienen.besonders gerne mit beziehung auf geistige kampfesmittel gebraucht, zuerst in der späten reformationssprache (vgl. auch oben th. 4, 2, sp. 577): wenn man sie nach der predigt examiniren solte, wisseten sie selber nicht obs gehawen oder gestochen, wo drum oder ende were Mathesius Syrach (1586) 2, 148ᵃ; so künten die, so den brieff lesen liessen, jhn doch nicht verstehen, vnd wüsten nicht ob es gehawen oder gestochen were Pape bettel- und garteteuffel (1586) L 3; und damit heulete sie immer forth, also dasz ich mich in ihre rede nicht richten noch begreifen konte, ob es gehauen oder gestochen, gebrand oder gebort wäre Simpl. 3, 50 Kurz; wie wol- oder übellautend diese unteutsche und von alters hero ungewöhnliche ahrt, welche weder gehauen noch gestochen, für menschlichen gesunden ohren klinget Neumark neuspr. palmb. 139; wenn ein ding nur reime hat, so singt es der Franzose, es mag nun sonst gehauen oder gestochen seyn Gottsched deutsche schaubühne 6, 350; und das schreibt er auf gut glück so hin, unbekümmert, ob es gehauen oder gestochen ist Lessing 7, 319; beywörter ..., die weder gehauen noch gestochen sind Gerstenberg rezensionen (1769) 197, 20 neudr.; er kann leicht denken, was das für eine rede werden, und dass es nicht gehauen und nicht gestochen seyn wird Claudius 3, 51; diese (predigt) war ihm selbst ... so albern erschienen, dass er versicherte: es sei weder gehauen noch gestochen Holtei schriften 16, 13; aber, fraue pferrere, sagte der visitator lachend, soll das ghaue oder gstoche sy? ich hätte garnicht geglaubt, dasz ihr euch auf das trümpfen so gut verstündet Gotthelf 22, 436 (Anne Jowäger 2, 23); ein gedicht an könig Wilhelm, das im grunde nicht gehauen und nicht gestochen ist, in schönen versen nur die rathlosigkeit des dichters offenbart Treitschke hist. und polit. aufsätze (1886) 1, 466;
wenn ihr doch eure reden lassen wolltet.
geschwätz, gehauen nicht und nicht gestochen
Kleist 1, 384, 1119. E. Schmidt (zerbroch. krug 9).
kein zeichen von neuem verständnisz aber ist: der musz zur zeit ein tüchtig wort sprechen, und wär's auch nicht gehauen und gestochen, so's nur haut und sticht Alexis Roland von Berlin 2, 260. auch sonst von zuständen, ereignissen u. s. w., die man nicht begreift:
ins tollhaus weis' ich den, der sagen kann,
dasz er von dieser sache was begreift.
es ist gehauen nicht und nicht gestochen,
ein vorfall, koboldartig, wie ein märchen,
und dennoch ist es, wie das sonnenlicht
Kleist 1, 234, 701. E. Schmidt (Amphitryon 2, 1).
dem ursprünglichen sinne nähert sich wieder mehr: ein jeder wille darf toll und halb und weder gehauen noch gestochen seyn, nur aber der letzte nicht J. Paul 26, 17 (flegeljahre 1); die positiv gewandte wendung sei es gehauen oder gestochen erhält bisweilen den sinn 'auf jeden fall; gehts nicht auf diese weise, so gehts auf die andere':
der wirtt dobt sehr vnd that gar letz,
er solt nicht treiben viel geschwetz
vnd wolt das gelt herausser pochen,
es wer ghawen oder gestochen
Fischart Eulenspiegel 374 Hauffen.
vgl. auch: die wiedergeburt des Engadin musz von einem herbeigeführt werden, der — hau' es, stech' es — seinen weg geht Heer könig der Bernina 39.
c)
die wendung einen zu tode stechen, bildet die letzte hier mögliche steigerung; sie ist deutlicher als niederstechen (s. th. 7, sp. 799) in der völligen angabe des erfolges: stachen sie weyb vnd kind zuͦ tod Stumpf Schwytzerchronik (1606) 165ᵇ;
wir söltend den bösswicht ztod staͤchen!
Manuel weinspiel 2081 neudr.;
durch Ehud, der durch gottes rach
zu tod diesen tyrannen stach
Hans Sachs 1, 223 Keller-Götze;
die man heist die streyffenden rott,
die stachen auff dem feld zu todt,
was sie ergriffen
22, 156, 6;
vnd welcher ein Behem stech zu tod,
der hat verdient ein kron vor gott
Fischart 2, 356 Kurz (die gelehrten, die verkehrten 959);
dem sollet jhr zur stundt
für honig galle sein, vnd jhn zu tode stechen
Opitz teutsche poemata 45 neudr.
vgl. auch: ja er solt bischoff zu Cölln werden, der köndt den grafen von Bergen inn ein eisenkorb setzen, vnd jhn zur sommerzeit mit honig beschmiren, dasz jhn die mucken zu tod stechen Garg. 328 neudr.reflex.:
biss sich doch Saul selb zu tod stach
Hans Sachs 6, 288, 13 Keller-Götze;
daʒ er sich niht ze tôde stach
Hartmann Iwein 3959.
α)
die heutige sprache aber verwendet dafür ausschlieszlich einen todt stechen: todt stechen trajicere aliquem gladio et transfigere Stieler 2154, vgl. Kramer dict. 2 (1702), 918ᵇ; denn da sie ins haus kamen, lag er (Isboseth) auff seinem bette in seiner schlaffkamer, vnd stachen jn tod 2. Sam. 4, 7; er sticht ihn tod Schiller 2, 157 (räuber 4, 5 schausp. scen. bem.); der kerl ist ein fechtmeister, der reist wohl gar in der welt herum, um die leute todt zu stechen Bäuerle kom. theater (1820) 1, 71 (falsche primadonna 2, 9);
einander stachen tod
die Midianiter under einander
Hans Sachs 1, 232, 30 Keller-Götze;
lerman! lerman! dran! dran! dran! dran!
schlagt todt! stecht todt! last kein darvan!
8, 232, 16;
ain Römer wolt jn (den Porsena) stechen tod
Schwarzenberg teutsch Cicero (1535) 119;
als der tod zum Plutus kam, fand er ihn an fingern zehlen,
stach ihn tod.
Logau sinnged. 2, 9, 82;
und sticht zuletzt, mit vielen wunden,
den armen alten wütend todt
Gellert werke 1, 122;
stecht feinde todt, mit ihren
kleidern dann sollt ihr euch zieren
gleich lauter offizieren
Rückert (1867) 1, 68.
β)
hierher auch über den haufen stechen (vgl. haufe II 7, th. 4, 2, sp. 590): ein spiesz, um sie über den haufen zu stechen Bettine dies buch gehört dem könig (1843) 1, 279; aber wie die sachen nun einmal liegen, bleibt dem beleidigten keine wahl, als sich mit ihnen zu schieszen auf leben und tod, ... oder sie bei nächster gelegenheit über den haufen zu stechen Holtei schriften 11, 29.
d)
besonders alterthümlich ist stechen in der bedeutung 'töten', ganz ohne jeden weiteren zusatz, gewisz eine schon vorzeitliche begriffsversteinerung. daneben findet sich die zusammensetzung abstechen (th. 1, sp. 127), von der es zweifelhaft bleibt, ob ihr ursprünglicher sinn in der wendung den hals abstechen zu tage tritt, oder ob nicht vielmehr an das auf diese weise bewirkte fortsprudeln des blutes zunächst zu denken ist (vgl. abzapfen, auch wirksam in der wendung ein fasz anstecken, th. 1, sp. 477).
α)
vom (zunftgerechten) töten von allerlei schlachtvieh: eine sau stechen suem jugulare Stieler 2154, vgl. Kramer dict. (1702) 2, 919ᵃ; ein kalb, ein schaf, bock u. s. w. stechen ammazzare, scannare un vitello, una pecora, un caprone etc. ebenda; der metzger wird heut stechen ebenda; die juden ... swas die schafe stechent oder heissent stechen, die in danne nit fügent die suln si den mezziern geben richtebrief der bürger von Zürich (helvetische bibliothek s. 83); und sie stechen ochsen und lember und gebens umb gottes willen und das thun sie drey tag nach ainander Schiltberger reisebuch 63, 34; aber audite domine, wie möcht jr eyn kälblin stechen, das die augen verkehrt; erbarmts euch nicht? Garg. 384 neudr.; etliche durchstachen heu und stroh mit ihren degen, als ob sie nicht schafe und schweine genug zu stechen gehabt hätten Simpliciss. 16 neudr.; es ist noch nicht vorkommen, dasz ich eines (ein stück weidevieh) hab' stechen müssen, weil es zu viel gefressen hat Auerbach 1, 181;
ich merck, du pist ein hantwercksman;
kanst etwan ...
holcz messen oder sewen stechen.
Hans Sachs fastnachtspiele 6, 125, 125 Götze;
biss montag werd ich stechen sew.
9, 33 Keller-Götze;
als nun die fassnacht gieng herzu,
da stach Heinz Mayer etlich säw.
17, 407;
so hast du auch die nechsten wochen
ein feistes schwein darauff gestochen.
21, 39;
die bäkkenschweine stehen
und schmatzen in dem trog, biss sie der mätzger sticht.
Rompler von Löwenhalt erstes gebüsch seiner reimgetichte (1647) 47;
du sihst verwundert an das wütende beginnen,
wenn Ajax schnaubend geht, beraubet aller sinnen,
bald einen grossen stier, bald einen hamel sticht.
Rachel satyr. gedichte 52 neudr.;
die gans schreit so, es ist nicht besser,
als dasz man sie sticht.
Rückert 3, 13.
neben schlagen, welches das bild der schlachtung weiter vervollständigt: das schlachtvieh wird erst durch einen schlag betäubt und niedergeschlagen und dann gestochen, womit das oben unter schlagen I 1 c (th. 9, sp. 352) gesagte ergänzt wird: item mer als vihe, daʒ der rat liesz slahen und stechen, daʒ tetten als fremd flaischhacker Nürnberger ordnung von 1449/50 (d. städtechron. 2, 314, 1); dann biszweylen grosse und heymliche schäden geschehen, und sonderlich in den finstern winckeln, heymlichen gässlein und unter den decklein, do man die ochssen schlecht und kälber sticht Lindener katzipori 64;
geh, schlag ma' den ochsen,
geh, stich ma' dö kue!
Stelzhamer dichtungen 1, 133 Rosegger.
neben metzgen (s. th. 6, sp. 2156), dem kunstgerechten zerlegen des geschlachteten thieres: die schwein ..., wann sie gestochen und gemätzigt sein worden Sebiz feldbau (1579) 133. auch hierher:
nu hab ich ye ein feistes schwein
gestochen und gesaltzen ein.
Hans Sachs fastnachtsp. 4, 38 Götze.
mehr an den endzweck der ganzen arbeit denkt wohl auch: der einung umb daʒ fleisch das die juden stechent ald heissent stechen richtebrief der bürger von Zürich (helvetische bibliothek 2, 65). — vergleiche: augen machen wie ein gestochenes kalb, ausdruckslos, dumm, blödsinnig blicken: warumb der pfaff alsdan (wenn er bei der handlung der hl. messe auf die knie fällt) so jämerlich und barmherzig anfangt auszusehen wie ein gestochen kalb Fischart bienenkorb (1588) 174ᵃ; dem einen bluteten die hände, dem andern die nase, die augen waren erstorben alss eines gestochenen kalbs Moscherosch gesichte (1650) 2, 230; da macht er augen wie gestochne kälber Tieck schriften (1828) 1, 211. die folgende bildliche verwendung hat schon Zarncke hierhergezogen:
vnd werden doch gefellet dick,
das man sie sticht im narrenstrick
Brant narrenschiff 26, 58.
wie ein groszes stück vieh vor der schlachtung erst mit stricken gefesselt wird.das sprichwort die wurst verschenken ehe die sau gestochen, gebraucht von einem, der leicht verspricht, was er nicht halten kann, hat hohnvollen sinn angenommen im folgenden:
du (der bischof von Würzburg ist angeredet) kamest her mit groszem pracht,
den schweinstall (Schweinfurt) hastu gar veracht,
bleibt vor dir unzerprochen!
wir wollen dir schicken die wurst,
ehe die sew seind gestochen
lied auf die belagerung von Schweinfurt 1553 (Liliencron hist. volksl. 4, 592).
β)
die alterthümlichkeit des ausdrucks wird besonders deutlich in der jägersprache, die nur auf grund ältern besitzes hier der vorigen sphäre gemeinsames zeigt: man spricht, daʒ das wilde swyn und der eychorn geste sin, darumme habe allirmelch recht darzu, dannoch so sal man er yn eynis herrin walde ane orloup nicht jagin, stechin adir schissin Eisenachisches rechtsbuch 3, 111 bei Ortloff samml. deutscher rechtsquellen (1836) 1, 751; item 3 fird. den lüthen vor 9 stücke rotwildes zu stechen, so vor das stucke 2 scot Marienburger tresslerbuch 404, 17; wil du den geschiessen oder stechen möchtest, so hetest du vil guote wildprät ze essen Steinhöwel Äsop 183; vnd (Eleasar) machet sich vnter den elephanten, vnd stach jn, das der elephant vmbfiel auff jn, vnd starb 1. Macc. 6, 46; ain starckes wild ... jagen vnd stechen Schaidenraisser Odyssea (1537) 49ᶜ; das gewild oder hirsch ... ist inn die garn gesprungen oder gefallen, wird erlegt oder gestochen Sebiz feldbau (1579) 568; doch das rech wird genickt, gewürkt und nicht gestochen ebenda;
wande swenne sô erʒ (daʒ elfent) stichet,
schîre iʒ sih selben richet
und vellet ûf in dernider
und ne lebet niwit langer sider
Lamprecht Alexander 4350 Kinzel;
di jeger di daʒ wilt hetzin,
di hertze und hindin vahin,
di bern stechin und di wildin swin,
und wolfe und andir wilt irslahin
Rothe ritterspiegel 3482 Bartsch;
hier fiel der hirsch, hier stach sie ihn
Kretschmann werke (1784) 1, 227.
besonders einen bären stechen pugnere, cioè amazzare un orso alla caccia collo spuntone Kramer dict. 2 (1702) 918ᶜ; also, das von dem geschrey ... der bär verirret, ... in die wildseiler laufft, vnd sich darinnen behenckt, gestochen wirt Gesner-Forer thierbuch (1563) 17; dazu das sprichwort: die bärenhaut verkauffen, eh der bär gestochen ist Garg. 358 neudr., vgl. auch Henisch 233 und Simrock 722. hier handelt es sich um königliches weidwerk, welches auch auszerordentliche anstrengung und geschicklichkeit verlangt; deshalb das sprichwort:
mit arbeit sticht er keinen bern
Hans Sachs fab. 1, 36 Götze.
leistet er nichts besonderes, thut er sich nicht hervor;
wenn ich im ob dem hals nit bin,
so sticht er warlich keinen bern
Hans Sachs 3, 3, 68ᵃ;
mehr dann ein feiner kriegshelden haben, wann sie mit wein begossen, den beren allein stechen wollen, und es zu heisz gewagt, ihr leben oder gesundheit verloren Kirchhof milit. disciplina 92; auch hechte und aale werden (mit der fischgabel) gestochen, d. h. aufgespieszt.spöttisch gemeint ist: da sahen si, das er (kaiser Domitian) ein spisz höltzlin het gemacht, und suͦcht die fliegen an den wenden, und wa er sie fand, da stach er sie mit dem höltzlin zuͦ dot. das was ein keiserlich werck mucken stechen Pauli schimpf und ernst 116 Österley.
γ)
von personen gebraucht, zunächst noch in deutlicher anlehnung an den gebrauch unter α: item er het auch bekant: er habe zwey kinder gestolen, daʒ ein ... gestochen, das sy das bluͦt von im überkomen haben Hutten 3, 350 Böcking;
ich sampt den andern in dem schlaff
die kinder stechen wie die schaff,
die haupt abschneiden, 's bluet behalten,
ins rabis hauss die theilung halten
Endinger judenspiel 41 neudr.
auch sonst: die sün der töchteren habend sy gestochen Zürcher bibel (1531) 16ᵇ; die einwohner der kleinen städte erklärten, sie hätten keine spiesse, um die bauern zu stechen Ranke 2, 139 (zeitalter der reformation);
Gelides und Clytymnestra,
die ir mann stochen an dem bett
Brant narrneschiff 64, 98 Zarncke;
ich sach vil wol sîn rîten, dô er den Hiunen stach
Nibel. 1833, 3;
schon (beim bethlehemitischen kindermord):
thiu kind gistuatun stechan, thiu wiht ni mohtun sprechan
Otfried 1, 20, 5.
hierher gehört auch die imperativische namenbildung Stichdenteufel vgl. Gargantua 162 neudr.
e)
im turnier stechen ritterlich auf der stechbahn (s. oben) mit lanzen kämpfen im ernst oder scherz. besonders reich ist hier die substant. verwendung, worüber unten: alle die, so gestochen hetten, in ir herberg reiten solten Wickram 1, 38, 7 Bolte; Nero ... lesst so viel christen vmbbringen, dass er grosse nachtfewer darauss schüren lesset, darbey er turnieret, rennet vnd sticht Mathesius Sarepta (1571) 86ᵃ; ward ... ein turnier angericht, in welchem der könig ... sehr klüglich gestochen Stumpf Schwytzerchronik (1606) 271ᵃ;
in Nürnberg im regiment
itzt mancher fürst prangt, sticht und rendt
Hutten werke 3, 532 Böcking;
da wurd gedurniert und gestochen
Hans Sachs 2, 293, 27 Keller-Götze;
wer rennen will und stechen,
muss noch wohl sein zu pferdt
Zinkgref auserlesene gedichte 11 neudr.;
hab ich kein mann,
der stechen kann
Arnim 13, 38;
seynd mitlerfrist von adel acht stecher ... auff dem platz erschienen ... und (haben) mit einander gestochen, troffen und fast viel lediger fall gemacht Harsdörffer teutscher secretarius (1656) 1, 7 z 1ᵇ; da das Jakob merkte, zog er sich zurück, und hatte kein lust mehr mit dem jungen ritter zu stechen Tieck schriften (1828) 3, 323 (Magelone);
ich stach vor Agremuntîn
gein eime rîter fiurîn
Wolfram Parzival 812, 19.
besonders farbenreich ist die wendung stechen und brechen, nämlich speere und lanzen: gerade als sey die gantze welt mit yhrer oberkeit gotts turnyr und reuterey, da sichs unternander sticht und bricht Luther 19, 360 Weim.; darauff (auf dem kampfplatz) man vmb die liebe Germania stechen vnd brechen wird Mathesius Sarepta 89ᵃ;
dâ man solde stechen
unde spere brechen
und die scilde howen
Lamprecht Alexander 4304 Kinzel;
vil sper muoʒ man dâ brechen,
bêdiu hurtn und stechen
Wolfram Parzival 349, 6.
an stelle von eine lanze brechen (s. th. 6, sp. 189):
er tummelte sich mit ihm auf dem feld ...
er stach eine lanz' und vom sattel ihn hob
und warf ihn kopfüber aufs feld, dasz es stob
Rückert Firdosi 2, 498.
kunstvoller, aber auch ein wenig ungefährlicher wurde das turnir durch errichtung einer schranke quer durch die stechbahn: es kam jetzt darauf an, das pferd zugleich im stosz zu zügeln, wodurch freilich der stosz an stärke verlor: ritterspiel waren: in hohen zeugen stechen, uber die schranken stechen, lanzen brechen, spiesz brechen Philander 2 (1643), 417; der den höchsten preisz uber die schranken zu stechen mit neün und vierzig stangen die er gebrochen erlangt het anfang ursprung und herkommen des thurnirs (Siemern 1530) bl. 170ᵃ — stechen und tanzen dient zur vervollständigung des bildes: die vornehmen frauen, welche hinter der schranke auf erhöhtem platz dem kampfe beigewohnt, helfen beim abendtanze zum fröhlichen abschlusz des festes: und dann ettwer kumpt und im vil seit von synem leben, von sinem guͦt und ere, und wie er hie gestochen und dort getantzt, geturniert und gespilt, und das und gyns gethon hab Keisersberg bilgerschaft (1512) 24ᵇ;
hernach wöll wir dantzen und stechen,
manch ritterliches sper zerbrechen
Hans Sachs 1, 112, 2 Keller-Götze.
um einen preis stechen: hertzog von Osterreich der stach vmb 64 gulden ung. mit hertzog Cunrat, der verlos mit einem reiten Endres Tucher memorial v. 1422. (deutsche städtechron. 2, 10, 6); die ritter stachen um den preis in den schranken Haller könig Alfred (1773) 274; bildlich: (ein buch), darinnen der catholisch schalksnarr ... mit den vorigen herrlichen dichtern umbs lugenkränzlein sticht Fischart bienenk. 195ᵇ.
α)
ursprünglich war es ein durchaus ernsthaftes beginnen, den kampf des berittenen mannes gegen den berittenen ganz allgemein voraussetzend; das siegende moment verdient noch hervorhebung, ohne dasz eine weitere scheidung versucht wird: aber Wilwolt mit den seinen knechten werten sich mannlich und also hart, das si den Schotten und seiner knecht einen von den pferden stachen Wilwolt von Schaumburg 72; sie ritten aber mit grossen kräfften zusammen, da stach herr Tristrant Morholdten vom pferde buch der liebe (1587) 80ᵈ; wollte gott, meine schultern fühlten kraft, den harnisch zu ertragen, und mein arm stärke, einen feind vom pferd zu stechen Göthe 1, 8, 14 (Götz 1); der eine (gesandte) stach ... einen gallischen befehlshaber vom pferde Mommsen römische geschichte 1, 304; sie (die ritter) hatten das recht, der fürstin des landes ihren ritterdienst zu weihen, im turnier könige vom rosse zu stechen und ihnen pferd und rüstung zu pfänden Freytag 18, 8 (bilder 2, 1); ich will ... ihn vom pferde stechen Tieck schriften (1828) 1, 301. — würstu flüchtig, so vberlengen sie dich mit iren guͤlen, vnd stechen dich vnder das pferd Eulenspiegel (1515) 36 neudr.; er ... stach ihn, dass ein blutlach über das weisse gewand strömte, von dem sattel Stifter werke (1901) 3, 21. freilich haben die höfischen dichter den vorgang mehr geschaut:
Êrecken er dâ nider stach
hinderʒ ors an daʒ gras
als lanc sô der schaft was
Hartmann Erec 6921;
dâ mite stach er den môr
hinderʒ ors ûfen grieʒ
Wolfram Parzival 41, 24;
Gahmuret stach hinderʒ ors
Poytwîn de Prienlascors
und anders manegen werden man
72, 9;
rehte vliegent stach er in
enbor über den satel hin,
daʒ er ûf dem sande gelac
Hartmann Iwein 5335 (vgl. auch 4671).
wie von hier ihren ausgang die wendung einen abstechen, 'ihn übertreffen' nimmt, s. th. 1 sp. 127.
β)
dasz mann gegen mann sticht (wie im alten turnirstechen) ist auch noch voraussetzung für jenes spiel der fischer, (das fischerstechen s. th. 3 sp. 1685 und unten 21), wie es abbildungen des 16. und 17. jahrh. zeigen (s. Diederichs deutsches leben der vergangenheit in bildern 2, 410) und wie es noch heute auf süddeutschen flüssen (doch auch zu Leipzig auf der Pleisze) geübt wird;
kainr mer solt in der Pegnicz paden.
die fischer dorften pey vngnaden
auch nimer auf der Pegnicz stechen
H. Sachs fabeln 1, 154 Götze.
doch immer mehr gewöhnte man sich an das ungefährliche spiel, im schnellen ritt mit der lanze nach aufgehängten preisen zu stechen; der gegensatz zum alten ernsthafteren turnir wird angedeutet von Moscherosch: vnnd wan sich die thurnier geendet haben, dann soll mann anfahen zu dantzen, rennen und stechen, vnnd was sich zu solchem ritterspiel gehört gesichte (1650) 2, 376. unter den preisen spiegelt der ring noch alte vornehme beziehung und hat auch bis heute bei den karussels unserer jahrmarktsfeste sein dasein gefristet: do stach hertzog Fridrich von Österreich mit dem jungen graufen ... umb ettwevil ring Richental Constanzer conzil 62, wo die ursprüngliche bedeutung des preises noch deutlich hervortritt; was solt der gut wein, wann keine weren die jhn zechten? was wer der thurnirring, wann nicht die hofleut darnach stechen? Gargantua 96 neudr. gewöhnlicher: das oder in das ringel gestochen, das ringel abgestochen haben, haver riportato, tratto giù l'annello Kramer dict. 2 (1702), 358ᵇ; den ringel stechen dar nella chintana, riportare l'annello. ebenda 2 (1702), 918ᶜ; wer das glück hat, führt die braut heim, wer am schnellsten reitet, sticht den ring Shakespeare 6, 212 (der widerspenst. zähmung 1, 1);
das karussel, das ringestechen, ist
jetzt aus. zwei ringe stach ich, doch der dritte
wollt' sich nicht stechen lassen
Heine 2, 340 Elster;
γ)
hierher gehört auch der ausdruck börsen stechen, denn geldbörsen bildeten naturgemäsz einen hauptgewinn:
und schreiend nach der stange sticht
das kleine gierige gezücht (der knaben) ...
'gesindel' ruft der eine
'halt, ich will euch lehren börsen stechen'
so nähert sich denn der ausdruck dem jargon der gauner: und auch das gros gelt vnd gut pflegt eyn zil für die, so nach den beutelen schisen, nach dem geltsack stechen, ... fälscher und lugener, heuchler vnd schmeycheler zu sein Fischart phil. ehzuchtb. 288 Hauffen, d. h. doch durch falschspiel oder sonstigen betrug geld gewinnen, und so versteht sich wohl auch das folgende: für bettler und landstreicher war schloss Saland ein wahres Eldorado, oder wie es in der vagabundensprache heiszt: eine dufte 'winde', wo anständig 'gestochen' wurde Polenz Büttnerbauer 1, 100.
δ)
doch nester stechen die knaben, wie sie beim festlichen spiel nach den geschenken an der wimpelstange stechen; besonders gilt das von den in hohen pappeln angelegten elsternestern: zaunbeklettern, elsternester stechen, äpfel abmachen, und nüsse prügeln Lichtenberg aphor. 3, 39, 6 Leitzmann, und dieser zusammenhang ist auch deutlich für das folgende:
d'rum wollt ob der weisheit mein,
ihr dümmern nicht böse sein,
wenn ich ein träubchen breche,
nach pflaumen und äpfeln steche
Stelzhamer dichtungen 3, 261.
f)
mit dem grabstichel kunstvoll arbeiten in metall oder wertvollen stein (vgl. oben gravieren): ein bild in silber stechen speciem aliquam argento caelare Steinbach (1734) 2, 709; Carolus Magnus hatte ein gantzen silbern tisch gehabt, darauff ein mappa oder landtafel gestochen Mathesius Sarepta (1571) 48ᵃ; ein schön schwerdt von Vienne, mit einer goldenen scheiden, von gestochenem und erhabenem reblaubwerk und sonst goldschmidarbeit Garg. 418 neudr.; einen von des kauffmans bechern ..., darauff sein wapen gestochen gewesen Nigrinus von zäuberern (1592) 262; so man will, mag mans von gold machen, vnd die charakter darauff stechen Paracelsus (1616) 2, 548; es kan leichte sowol in erhabener als tief ausgestochener arbeit darauf (auf dem amethist) gestochen werden haushalt.-lexikon (1749) 1, 75ᵇ; unsere geschlechtsbecher, worauf unsere wappen gestochen sind Petrasch lustspiele (1765) 1, 21 (tiefsinn 1, 6); die schrifften, die er auf seine instrumente sticht Lichtenberg briefe 2, 202; auf diese zinnerne heiligthümer die karaktere stechen zu lassen Bahrdt sein leben (1790) 1, 193; dasz ihm die schöne majestätische welt nichts wäre, als der prächtige demant, worauf nur ihr bild — nur ihr bild gestochen ist? Schiller 3, 10 (Fiesko 1, 1);
in solchem schildt war auch gestochen
ein weites feld erst newgebrochen
Spreng Ilias (1610) 265ᵃ;
darinnen (in den gefäszen) sach man vnzerbrochen
der könig thaten rein gestochen
Äneis 17ᵃ;
edelsteine, geld und kunst schertzen allenthalben reichlich,
Pallas ist darauf gestochen und mein nahme steht darbey
Hoffmannswaldau gedichte 7, 233;
lasst euren lebenslauff in demanttaffeln stechen!
2, 190.
besonders: siegel, pitschier stechen Kramer dict. 2 (1702), 918ᶜ; der junge Facius, der eine zeitlang hier ist und petschafte sticht, hat einen jungen Herkuleskopf nach einer antiken gemme ganz über alle erwartungen schön in stahl gearbeitet Göthe IV, 9, 139 Weim.; wollen der herr graf sich nicht ein petschaft stechen lassen? Brentano 5, 57; von unseren voreltern ist ... das siegel des Darius gestochen, womit er den Daniel in der löwengrube versiegelte 5, 58; haben unsere eltern doch allein das petchierstechen gelernt, um dem hahne näher zu kommen, da sie sein portrait nach der natur auf das grafensiegel stachen 5, 61. stechen und graben: er hat jhne (den namen) auch stechen oder graben lassen durch einen kupfferstecher Albertinus hirnschleiffer (1664) 59. noch deutlicher: also werden auch viel kleine stein in wassern ... erfunden, mit wunderbarlichen bildern ... als obs menschen arbeit were, vnnd hinein gestochen oder gegraben were Paracelsus (1616) 2, 305 A. ein körpermal stechen tätowiren, nur in Luthers bibelübersetzung: jr solt euch nicht mal stechen, noch kalh scheren vber den augen, vber einen todten 5. Mos. 14, 1. dasz es sich um tätowirung auch im urtext handelt, beweist 3. Mos. 19, 28 und Strack kommentar zum alten testament 1, 345, mit berufung auf talmudische schriften.
α)
besonders geeignet ist für solche arbeit das durch seine grosze weiche und zähigkeit gleich ausgezeichnete kupfer: aber buͤcher abschreiben, buchstaben malen, clasuren machen, den passion auszstreichen, das kont ich nie und noch vil weniger, wie her mönch Tutilo zu s. Gallen, in kupffer stechen und formen schneiden Gargantua 393 neudr.; das allerschätzbarste aber war eine küpferne vergüldete kugel, auff welcher ... die gestirne ... sehr künstlich gestochen waren Lohenstein Arminius (1689) 1, 616ᵇ. — indem jedoch in den oben erwähnten fällen (eine ausnahme bildet nur petschaft stechen) die heutige sprache die ausdrücke gravieren und in gehobener rede in erz graben durchaus bevorzugt, hat sich die wendung in kupfer stechen (vgl. kupfer 3 th. 5 sp. 2759) auf jene kunstübung eingeschränkt, ein bildnisz oder eine schrift in eine polirte kupferplatte für druckzwecke mit dem stichel oder der nadel einzugraben. im gegensatz zum holzschnitt haftet bei der kupferplatte die farbe in den gestochenen vertiefungen und theilt sich von hier aus dem zu bedruckenden papier mit. daneben hat in stahl stechen (s. oben sp. 546 stahl II 1 l) nur einen beschränkten werth, da der stahlstich (s. oben sp. 584, dort auch über sein alter) niemals die sprödigkeit des materials vergessen machen kann: die heilige familie nach Schlotthauer, in stahl gestochen von Fleischmann Brentano 9, 250. mit ehrwürdigen belegen beginnt gleich die andere reihe: mich hat zu gast geladen maister Lucas, der in kupffer sticht Dürer tagebuch 87 Leitschuh. vgl.: in kupfer stechen in aes incidere Stieler 2155; figuren in holz schneiden, in kupfer stechen Adelung lehrgebäude der deutschen sprache 2, 169; hab ich die grössere landtaffel klein gemacht, welche f(ürstlich)e dht. (durchlaucht) in kupffer stechen hat lassen Hennenberger erklär. der preusz. landtaffel (1595) 7; ich habe alle mienen und bewegungen, deren in vorstehenden kapiteln gedacht worden ist, in kupfer stechen lassen Rabener werke 4, 341; zwar sind schon, nur über Rom, ganze zimmer voll folianten ... geschrieben, gezeichnet und in kupfer gestochen Gleim briefe 2, 399 Körte; ohne zweifel das original, das Diana von Mantua in kupfer gestochen hat Göthe IV, 40, 219 Weim.; Lips stach umrisse von zwei solchen gemählden in kupfer 49, 92 Weim.; vielleicht lasse ich die zeichnung noch in kupfer stechen Humboldt briefe an Welcker 150; meine römische karte wird jetzt durch Brose, unseren ersten künstler, in kupfer gestochen Moltke schriften (1892) 4, 137. passiv: darauff zuͦ forderst beyde fürsten ... schön abconterfet, in kupffer gestochen Nas antipap. eins und hundert (1567) 5, 115ᵃ; ein conterfeit in kupffer gestochen Creizenach schausp. engl. comödianten 211, 19; in kupfer gestochene gemähle Neumark neusp. palmb. (1668) 165; sie (die sammlung der werke) ist übrigens noch mit dem in kupfer gestochnen bilde unsers dichters (des Destouches) geziert Lessing 4, 217; in Flaxmans in kupfer gestochnen zeichnungen Göthe 48, 6 Weim. selten auf kupfer stechen: wie die auf kupfer gestochene bilder in der presse gedruckt werden Butschky Pathmos (1677) 248. ungewöhnlich und geschroben: Bouverot stach den risen (gemeint ist Roms kunst) in historisches kupffer J. Paul 24, 74 (Titan 4), wo man etwa den einfachen accusativ erwarten sollte, entsprechend den nun folgenden: die kupfer zu den drey folgenden bänden hoffe ich auch hier stechen zu lassen Göthe IV, 8, 343 Weim.; Angelica hat ein titelkupfer zum Egmont gezeichnet, Lips gestochen, das wenigstens in Deutschland nicht gezeichnet, nicht gestochen worden wäre 32, 137 Weim. kurz: schöne kupfferstich ... gar zierlich gestochen Guarinonius grewel der verwüstung (1610) 185, vgl. auch: andere (studenten) seien nach Cassel, um sich die anschauende erkenntnisz von einigen gemälden und kupferstichen, oder von nicht gestochenen sachen in natura zu verschaffen beiträge zur statistik von Göttingen (1785) 72 und kupfer 3 d (th. 5 sp. 2759). nicht nur diese begriffserweiterung, sondern auch die fast ausschlieszliche geltung des materials machte eine angabe ebendieses materials überhaupt entbehrlich: ich gschweig der kunststück die er (Dürer) hat gestochen in der werden statt Scheit frölich heimfart F 4ᵃ; sie wissen ja, dasz ich voriges jahr mich in Berlin von Grafen (dem maler Anton Graff) musste mahlen lassen, dieses porträit ist itzt von Bausen in Leipzig gestochen Lessing³ 18, 51; das porträt des herrn von Kleist wird bey Bernigeroth gestochen 17, 95; eine zeichnung, die gestochen wird Schiller briefe 3, 309 (an Körner 7. apr. 1793); ein bild ..., was der alte zu seinem schwanengesang sticht Görres briefe (1853) 3, 2; die zeichnungen von Carl Bodmer, meisterhaft gestochen A. von Humboldt kosmos (1845) 2, 132. sogar:
ein kupferstecher stach
ein kind in einer wiege
Schubart gedichte 3, 121;
ich hab den herrn Lazarus, den groszen mann, ein gestochnen Hieronymum ... geschenckt Dürer tagebuch 69 Leitschuh, vgl. auch s. 53; der berühmte kupferstecher hat ... bis Wittenberg kommen und mich da nach dem leben stechen wollen Gellert 9, 245; Sulzer hat sich mit gesenktem haupte, mit einem vom finger unterstützten kinne, und mit tiefer philosophischer mine stechen lassen Herder 3, 78 Suphan; die bildnisse, von dem vortrefflichen Preisler gestochen Gerstenberg hamb. n. zeitung 356, 23 neudr.; ein gestochener grundrisz von Tübingen Nicolai reise durch Deutschland und die Schweiz 11, 5; (blätter,) worauf die propheten und sibyllen von Michel Angelo gestochen sind Göthe IV, 29, 27 Weim.; sein bruder hatte alle anlagen zu einem starken, kühnen flügelspieler, wie seine hernach gestochenen stücke, sonderlich seine charakteristischen sonaten bezeugen Schubart leben und gesinnungen 1, 180;
er liess genaue karten stechen
Gellert 1, 75.
mit adverbialer bestimmung: ein werk mit den genannten abrissen, aufs vollkommenste gestochen Göthe IV, 28, 293 Weim.; im zweiten band (von Lavaters physiognomik) kommt mein gebild, herrlich gestochen Schubart briefe 1, 223; sauber gestochene vignetten J. Paul 54, 26 (leben Fibels); die uns erhaltene copie ist von Rubens, sehr wirkungsvoll gestochen von Edelinck H. Grimm Michelangelo (1890) 1, 221; ein hundert fein gestochener visitenkarten Holtei schriften 11, 227. im gegensatz zum in holz schneiden (vgl. schneiden 4 c th. 9 sp. 1260): wird denn diese treffliche composition nicht gestochen oder, was ihr besonders anstünde, in holz geschnitten werden Vischer kritische gänge 1, 1, 28 neue folge. — stechen und drucken: alle diese dinge sind gewisz schon gestochen und gedruckt Göthe IV, 27, 7 Weim.; und doch werden seine stücke jetzt immer seltener, weil dieser grosze mann von seinen compositionen mehr abschriften nehmen, als stechen und drucken liesz Schubart aesthetik der tonkunst 88. — stechen und illuminieren, d. h. den vollendeten kupferstich mit wasserfarben leicht ausmalen (vgl. illuminiren, 2, th. 4, 2, 2060): gezeichnet, gestochen und illuminirt wie das vorhergehende Göthe 47, 351 Weim., vgl. eine bedeutende situation ..., in kupfer gestochen und illuminirt 40, 252 Weim.; anders aber ist aufzufassen: ritter Hamilton ... brachte deren (gemeint sind griechische vasen) eine menge zusammen, liess sie mit farben stechen Herder 20, 284 Suphan. dagegen geht der ausdruck farbig stechen auf jene besondere kunstübung, vor allem die einzelnen striche der gestochenen zeichnung in punkte aufzulösen, wodurch eine lebendigere, man mag sagen farbige wirkung des dargestellten gegenstandes erzielt wird.
β)
in kupfer gestochen werden, ein zeichen besonderer berühmtheit und merkwürdigkeit; in dieser perucque könnten sie sich vor die europäische fama stechen lassen Lessing 1, 364 (misogyn 2, 4); dieser gute mann war in kupfer gestochen Hippel lebensläufe (1778) 1, 28; du verdientest wegen deiner ehrlichkeit in kupfer gestochen zu werden Kotzebue dramat. werke (1828) 8, 189 (wildfang 2, 3); Rabe: o was werden unsre kinder auch für göttliche menschen werden! gattin: man wird sie ohne zweifel in kupfer stechen Tieck schriften (1828) 5, 385 (verk. welt 4, 2). auch: ich habe mich demnach unterwunden, ... durch allerhand nützliche schriften mich in den stand zu setzen, dasz ich mich auch ein mal mit ehren in kupfer stechen lassen, und neben ihm hängen könnte Liscow (1739) 106. sogar eines dieser pferde ... hat überdem die ehre gehabt, in kupfer gestochen zu werden Archenholz England und Italien (1785) 1, 2, 539; wäre er eine pflanze gewesen, so würde man ihn als eine seltene spielart vielleicht in kupfer gestochen haben Lichtenberg verm. schriften 3, 18.
γ)
er schreibt wie gestochen, erreicht die gestochene schreibvorschrift, welche den kindern und lernenden bei den schreibübungen zur nachahmung vorgelegt wurde (vgl.: du schreibst das alphabet noch zwei mal nach der gestochenen vorschrift ins reine Holtei schriften 18, 218); er war der beste rechner, den man weit und breit finden konnte, eine hand schrieb er wie gestochen H. Kurz 2, 27. vollständiger: sie schrieb wie in kupfer gestochen Brentano 9, 353.
g)
durch operativen eingriff einen körperlichen schaden beseitigen.
α)
einem den staar stechen, acu suffusionem oculorum alicujus discutere Steinbach 2, 684. vgl. über das wesen dieser augenkrankheit und den unserem ausdruck zu grunde liegenden versuch einer heilung, oben staar (sp. 260ff.) und besonders unter 1 c (sp. 262), wo sich auch weitere belege finden. wie man rechte, zeitige und reiffe stare wircken und stechen sol Bartisch augendienst (1583) 60ᵃ; lasse sich der herr kuriren! der herr hat den staar, einen gefährlichen staar! er kommt nicht aus meinen händen, bis ich ihm denselben gestochen habe! Rabener 2, 213; diese eigentliche blindheit, die man den grauen staar nennt, lässt sich dadurch heben, dass der staar gestochen, das heisst, dass die krystalllinse entweder herausgezogen oder an die seite geschoben wird Schubert schriften (1823) 3, 199;
ein storger erst gewesen bin,
aber zu klein wolt seyn der gwin!
ich kundte nicht liegen genug,
die bawren waren mir zu klug:
mein wurmsam wolt nicht operiern,
dass er die kinder macht hoffiern.
wolt ich den weibern zähn aussbrechen,
oder jhn den staren stechen,
hetten sies lieber gsetzet ein,
wolten auch so nicht gstochen seyn
Mangoldt marckschiff (1596) E 4;
wir stechen staar mit glück, und amputieren
den menschen oft halb weg
Tieck schriften (1828) 3, 383;
das heisz' ich mir doch wunderthät'ge steine,
die so den grauen staar den augen stechen!
Rückert gedichte (1867) 1, 174;
ich heisze Niemand, bin augenarzt
und steche den star den riesen
Heine 2, 468 Elster.
in vielfältiger bildlicher, verwendung in dem sinne von 'einem die augen öffnen' (vgl. auge 16 th. 1 sp. 798), welch letztere wendung aber kaum eine oben entsprechende reale manipulation zu ihrem grunde hat, sondern nur ein bild wie etwa vom öffnen der (fenster)laden eines hauses, sodasz des tages licht hineindringt und man drinnen sehen kann: er sehe aus wie ein verhungerter schulmeister, mache den augenschneider, wolle, selbst blind, blinden den staar stechen Kerner bilderbuch (1849) 333; ihr konsulent, der amtshauptmann, hat ihnen den staar über ihre umstände gestochen Gotter 3, 301; vortrefflich! wer stach dir den staar? wer zeigte dir, wie du um dein geld gekommen warst? Klinger (1809) 1, 109 (falsche spieler 1, 4); daher ist es auch meine absicht zum theil, ihm den staar zu stechen Forster schriften (1843) 8, 91; ich fürchte, der arzt, welcher endlich den staar stechen wird, ist nicht fern Görres briefe (1858) 2, 493; sie hatte die leidenschaft 'unpassende parthien' zu hintertreiben und blinder liebe ... 'den staar zu stechen' Gutzkow ritter vom geiste (1850) 4, 60; du hast dem blinden den staar gestochen, ich fange wieder an zu sehen Holtei schriften 9, 189; 's giebt frisches futter für eure krippe, herr kriminal! der blinde wird euch den staar stechen! 20, 189; denn Niesz schickte mir unter dem essen meinen brief an ihn und seinen kupferstich; kurz, der staar wurde mir mit der staarnadel gestochen, und ein biszchen das herzchen dabei J. Paul Katzenb. badereise 2, 67;
den staar des vorurtheils ... stechen
Pfeffel poet. versuche (1812), 1, 188.
doch eine gröbere schicht liegt darunter, denn die alten oculisten und quacksalber versprachen, gegen vieles geld durch operativen eingriff auch psychische und gar moralische mängel zu beseitigen. sie tritt hier nur auf einen augenblick zu tage: wellicher jhnen den heuchel-, schmeychel- vnd lugenstahren stechen und lösen kündte Guarinonius grewel der verwüstung (1610) 79. vielleicht auch:
wolan, jz seit jr inn den zeiten,
on tas si niman merckt mit fleis
biʒ man ten staren stech ten leuten
Gargantua 51 neudr.
wird aber unten beim narren stechen ausführlicher aufgewiesen.
β)
das fell von den augen stechen, vom gleichen sinn wie das vorige (vgl. staarfell oben sp. 268). hier bildlich:
so will die poesie ohn alles kopffzerbrechen,
aus lieb euch noch einmahl das fell von augen stechen
Hoffmannswaldau gedichte 6, 239.
γ)
auch: ein geschwür stechen, wofür gewöhnlicher aufstechen (s. th. 1 sp. 745) gebraucht wird:
wie ich mich und andre straffe, also stäch ich dir den schwär,
wenn dein hertz, wie manches vaters, voller tück und bosheit wär
Günther ged. (1735) 866;
wer fremde beulen sticht,
dem wird zur dankbarkeit der schleim ins antlitz sprützen
390.
bildlich: der revolver, das ist die einzige richtige antwort auf die frechheit der gesellschaft ... wenn das geschwür reif ist, dann kann man es stechen Polenz Grabenhäger 2, 321.
δ)
hierher gehört auch: einem den geck stechen, eine höhnische geste einem machen, indem man mit zwei gabelförmig gespreizten fingern nach ihm sticht, und zwar nach der nackengegend, wie die bezeichnung geck für das gelenk im kälber- oder schöpsenkopf (s. geck 5 g th. 4, 1, 1 sp. 1920 und die dort aufgeführten belege) darthut; den geck stechen, d. h. 'dieses knöchlein durch tranchiren zu lösen verstehen' und unsere redensart hängen gewisz zusammen, und die manipulation der alten quacksalber, welche nach dieser richtung heilungen in aussicht stellten, spiegelt sich noch deutlich wieder. dasz es sich dabei erst um eine übertragung unserer redensart auf den kalbskopf handelt, ist ebenfalls dort schon vermuthet.
kannst du den jäcken stechen,
so stech ich dir ihn auch;
den hals will ich dir brechen,
wie hart auch dir der bauch.
treib denn mit andern spott!
wunderhorn 1, 296 Boxberger;
ein gestrenger herr weisz doch am besten wie er einem andern gestrengen herrn den jecken stechen soll Weise comödienprobe (1695) 19; einem den gecken, den esel, den münch stechen, fare le ficche, squadrare le castagne, fare le mocche dietro ad uno Kramer dict. 2 (1702), 918ᶜ, vgl. auch 1 (1700), 470ᵇ; da grinsete mir der geist in's gesicht, stach mir den gecken und rief: tropf, du verschmähest dein glück! nun so bleib' ein lump all dein lebtag! Musäus 2, 103 Hempel (schatzgräber) (vgl. auch die belege unter geck 5 e th. 4, 1, 1 sp. 1920). besonders wie im folgenden als scenarische bemerkung beim abgang: Lisabeta (eine junge frau) sticht im (dem alten kaufmann) ain gecken nach H. Sachs fastnachtsspiele 6, 151 neudr.; der narr sticht ihm einen gecken hinden nach, und geen alle ab 1, 125, 25 Keller-Götze.ähnlichen sinn hat einem den narren stechen, wo die entsprechung einem den narren schneiden (s. narr 6 e α th. 7 sp. 359) noch deutlicher die operative handlung durchblicken läszt; wann in ein ander ein narren sticht und eselor zeigt Franck weltbuch 131ᵃ; da kompt das sönlein mit der lautten oder geygen oder pfeyffen, macht also von erst ein böszlein unnd meynt, es soll der Gräten gefallen. o, es ist offt weyt fäl und sticht dir den narren Schumann nachtbüchlein 245, 21 Bolte; vgl. einer will im den narren boren, den cornuten stechen, bachanten behauen Lindener rastbüchlein 53 Lichtenstein; Jahn lacht, schüttelt den kopff, sticht jhm den narrn Ayrer 4, 2302, 20 Keller; wer euch in ewer gegenwertigkeit am maisten ehret, ... der pflegt euch hinderrucks am meisten zu verunehren, zu schenden vnnd so gar den narren zu stechen Albertinus zeitkürzer (1603) 41ᵇ;
wer auff tugend nichts nicht wagt, will auff glücke blöslich harren,
irrt, weil glücke forne lacht, hinten aber sticht den narren.
Logau 2, 5, 98 (das glück).
am gröbsten aber ist einzuschätzen: einem einen münch stechen, autem est naso suspendere adunco, auriculas asini, vel ciconiam figurare, sanna postica aliquem prosequi Stieler 2154; einem einen mönch stechen, das ist, die faust weisen, dasz der daumen zwischen den vördern fingern heraus sieht, welches andere 'die feige weisen' nennen Frisch 1, 668ᶜ; die nasen rümpffen, einem einen münch stechen, die zunge vber jhn ausstecken, mit dem kopffe nicken, summa was solche ironische vnd hönische geberde hat Mathesius Syrach (1586) 2, 11ᵇ. als scenar. bemerkung: gehen ab, Floretto sticht ihr hinterwerts einen mönch Schoch studentenleben (1657) C 8ᵃ (vgl. auch die belege unter mönch 2 th. 6 sp. 2489). die beziehung zu mönch 4 i 'castratus' und besonders zu münchen verb. 2 (th. 6 sp. 2491) 'castrare, spadonare' liegt zu nahe, um übersehen werden zu können.eine harmlosigkeit bietet dem gegenüber einem den esel stechen, den zeige- und kleinen finger gegen ihn ausstrecken, während die übrigen drei eingebogen werden, asininis auribus manu effectis illudere Schm. 1, 118;
redt nur geren schmeichlerei,
und sticht eim den esel darbei
Hans Sachs 20, 506, 16 Keller-Götze.
h)
stechen in der begriffssphäre von 'nähen': emsig stach sie mit der nadel in den harten stoff Freytag 5, 392. sehen se, da sitzt er (der schneider) an seinem lütjen kuckloch. wie er sticht und ausgreift, 's flutscht man so Söhle musikantengeschichten 68; als regimentsschneider, bald mit der nadel stechend, bald mit dem schwert Hebel 3, 90 (schneider von Pensa);
ein schneider im zuo sprach vnd sezt,
sprach: 'stich eng vnd thue sauber neen,
auf das es nimant müeg geseen'
H. Sachs fabeln 1, 370 Götze.
auch: die schneider stechen nie tapferer drauf, als sonnabends Kramer dict. 2 (1702), 922ᵃ. bei den buchbindern: zuweilen findet man so sauberen bruder, so nur ein halbes jahr beim handwerck gewest, der fangt an für sich selbst zu stechen und zu fretten Abrah. a S. Clara etwas für alle (1699) 1, 327. besonders von der bearbeitung härterer stoffe: das leder ist zu dick zum nähen; man kan es nicht stechen, ist schwer zu stechen Kramer dict. 2 (1702), 922ᵃ, wo noch dazu die ahle oder der pfriemen der nadel oft zur hülfe kommen musz.
i)
mit sporen stechen, admovere, subdere, addere equo calcaria, agitare calcaribus Stieler 2154; das pferd mit den sporen stechen Kramer dict. 2 (1702), 918ᶜ; mit den worten sticht Clemens das rosz mit beyden sporen, da fieng es an zu lauffen buch der liebe (1587) 25ᵃ. sporn im accusativ: ja bemelter stifel hat sein sporn gar weidlich in gurren gestochen im bawrnkrieg Nas antipap. eins und hundert (1567) 1, 5ᵇ. ungewöhnlicher dafür: vnd mit den worten stach er in sein pferdt Amadis 1, 201; dennoch so mussten sie entreiten, vnnd stachen in jhre pferde, vnnd rennten darvon buch der liebe (1587) 4ᶜ; ebenso: aber als bald er verstunde dusz, ... stach er so dappffer auff sein pferd Amadis 1, 221. wie hierfür gewöhnlicher anstechen gebraucht wird, vgl. th. 1 sp. 477, ganz entsprechend anspornen, wo der begriff des antriebs noch deutlicher wird.
α)
die ebendort erörterte wendung angestochen kommen 'im eiligen ritt herankommen', dann überhaupt 'herankommen, sich nähern', hat sonst hier nur wenig entsprechendes; etwa: so bald kam einer von den todten mit seinen langen beinen auff mich zu gestochen Moscherosch gesichte (1650) 1, 216; auch von thieren:
als nun das schwein kommt auf ihn los gestochen,
knufft er es auf den kopf mit derber hand
und schmettert es entzwei bis auf die knochen
Gries gedichte 2, 124;
wohin stechen, eilen:
alter hilft für thorheit nicht,
so pflegt man gar oft zu sagen,
wann man sieht die schellen tragen
den, der nach der grube sticht
Brant narrenschiff 8 Zarncke;
von dannen stechen u. ä.: deszwegen stach er fort, vnd traff zwo jungfraven sampt einem jungen an Amadis 1, 138; (von wölfen) alsz bald sie aber vnser ansichtig werden, wendeten sie sich vnd stachen daruon Rauwolff 22. — hinter einem herstechen, ihm nacheilen: der münch aber stieg ... eilends wieder auff, ... vnd als er sich wider zu ross, oder vielmehr zu esel befand, stach er hinder seinem burschgesellen her junker Harnisch (1648) 97. — hierher wohl auch:
es musz vorbei gestochen sein,
und kost es leib und leben;
so fahren wir über die haide
wunderhorn 2, 353 Boxberger (schlittenfahrt);
lasz mir gleich den Falk satteln und an die hintergartenthüre führen, will bis Trier eins voran stechen maler Müller 3, 72.
β)
dagegen hat transitiven sinn: villeicht möchte sie vns verschupffen oder dannen stechen (forsitan nos rejiciat) Boltz Terenz (1539) 153ᵃ, d. h. wie im folgenden:
so möcht ir in ordnung nach ziehen,
sie schlagen und euch an in rechen
und biss auss ewer grentzen stechen
Hans Sachs 6, 78, 24 Keller-Götze.
mit spieszen aus dem lande jagen; vgl. auch:
wir habens hefftig heimgesucht
und sie gestochen in die flucht,
ir sechzig und dreyhundert erschlagen
10, 291, 16.
k)
zum orakel mit einer nadel zwischen die blätter eines buches stechen; der so getroffene spruch wird dann prophetisch ausgedeutet (vgl. oben auch stechbuch); ein entsprechender brauch verlangt, dasz man mit abgewandtem gesicht oder im dunkeln auf ein mit sprüchen bedecktes blatt steche (vgl. oben stechblatt): sie ziehen karten, stechen sprüche, zupfen blumenblätter aus, bey welchen sie die nahmen der wahlfähigen hersagen Lichtenberg verm. schriften (1800) 4, 176; sie giebt mir eine nadel, damit soll ich ins heft stechen, welchen satz ich treffe, den soll ich als gedenkspruch bewahren Brentanos frühlingskranz (1844) 16; in dieser schläfrigen lage stach er von ungefähr in das buch (mit sprüchen und gedichten für jeden tag im jahre) Keller 2, 119; sie holte gerührt ein schatzkästlein hervor und stach mit einer nadel zwischen die blätter 4, 240.
l)
in sprüchwörtlicher redewendung.
α)
in ein wespennest stechen, sodasz die in ihrer ruhe gestörten thiere erbost über den angreifer herfallen, bildlich 'mit einer (berechtigten) kritischen bemerkung und dergl. die gegner in harnisch stecken, eine schlafende gegnerschaft auf die beine bringen'. schon Kramer setzt diese sprichwörtliche verwendung der redensart eigentlich voraus: in ein omeissen ò wespennest stechen, stuzzicare in un formicaio ò vespaio, dict. 2 (1702), 918ᶜ. in voller geltung findet sie sich: lasst euren künftigen lehrer nicht von euch sagen, wenn er euch eine busspredigt gehalten, dasz er in ein wespennest gestochen Hippel lebensläufe (1778) 3, 2, 107; ich wolte, dasz Voss seine prosodie ordnete, und bekannt machte, aber er wird sich damit wol nicht sehr übereilen, aus furcht in ein wespennest zu stechen, da schon sein erstes wort unzufrieden gemacht zu haben scheint Boie an Bürger am 14. jan. 1790 (des letzteren briefe 4, 6 Strodtmann); der vater wird dir erzählen, wie ich neulich hier in das wespennest der freiwilligen stach, und die entrüsteten hornissen auf mich hersummten Bismarck briefe an seine braut 92; die abhülfe konnte ... nur in einer totalen umgestaltung der landwehr gefunden werden, und wer hätte in jener zeit (1850) die hand an dieses nationalinstitut legen mögen. es hiesz dies in ein wespennest stechen! Kaiser Wilhelm I. militär. schriften (1897) 2, 454;
und doch — sich neue bahnen brechen
heisst in ein nest gelehrter wespen stechen
Wieland 17, 12 (Idris und Zenide 1, 2).
mit einem adject. zusatze, welcher dem bilde nicht ganz gerecht wird: sind die händel über die hierodulen auch zu ihnen gelangt? Böttcher hat in ein heftiges wespennest gestochen Göthe IV, 29, 160 Weim.
β)
durch den zaun stechen, aus geschützter stellung und dazu heimlich einen angriff auf einen gegner versuchen. dabei ist es für das verständnisz der redensart nicht nothwendig, geradezu einen palisadenzaun als den schutzspender sich vorzustellen; schon der gewöhnliche zaun von genügender höhe bot hier ausreichenden hinterhalt: vnnd weil der auszgesönete Carlstad stettigs durch den zaun stach ... vnd sein gifft heimlich durch seine schrifften wider sein zusag auszsprengete Mathesius Luther 60ᵇ; darneben aber stachen sie jmmer heimlich durch den zaun 127ᵃ;
wer heimlich durch den zaun thut stechen,
mit list sich an seim feind zu rechen
Waldis 169ᵇ.
subst:
mit vbelwüntschen, schelten, fluͦchen,
mit abgunst vnd mit vngluck suͦchen
vnd heymlich durch den zaun noch stechen,
das sie eyn mal jr mütlin brechen
streitgedicht gegen herzog Heinrich den jüngern 32, 383 ndr.
ein harmloseres bild läszt vermuthen: dass e. c. h. mich damit durch einen zaun stechen und stochern Luther briefe 4, 615, etwa wie der muthwillige wanderer im vorübergehen einen eingeschlossenen hofhund durch den zaun mit seinem stecken reizt.
γ)
daneben stechen, eigentlich mit der eingelegten lanze das ziel verfehlen, es mit dem stich nicht treffen, besonders beim ringstechen; dann überhaupt von allem miszlingen sprichwörtlich gebraucht:
die esel ladt man allesampt
vnd gibt ir yedem ein guͦt ampt,
so ein geschickter sticht darneben:
man wil nun eseln pfründen geben!
Murner narrenbeschw. 53, 23;
handtwercker kynnent ouch wol liegen,
vmb jre narung mich betriegen;
wann sy schon tusent mal versprechen,
dannocht muͦsz ich darneben stechen
57, 92;
darmit stach der alt pfaff darneben
H. Sachs schwänke 201, 65,
d. h. er bekam nichts;
wie menger sitzt in der hellen tief,
der vil gelts umb ablass hat geben;
sie stechend minenthalb all darneben!
Manuel papst und priesterschaft 1357 Bächtold.
besonders treffend ist das bild gegenüber verfehlenden deductionen jeder art: das auch die liebhaber der wissenheit nicht darneben stechen vnnd noch durch vnwissenheit ... der geschichtschreiber verführt werden Xylander Polybius (1574) 128;
dartzu er sich fast hoch erbricht,
doctor Luthers schrifften anficht,
wie wol er gantz der neben sticht
Luther 7, 687 Weim.
δ)
eine sache durch den bauch stechen, ihr ein schnelles ende bereiten, sie aufgeben, urspr. ein grober soldatenausdruck, auch deshalb grob, weil durch den bauch stechen nicht eben die feinste art zu stechen ist. derowegen behielt mich der vater anheim, habe also wie man pflegt zusagen, die schule durch den bauch gestochen, und dies, was ich in 3⁄4 jahren gelernt, in vierzehn tagen vergasz Schweinichen 1, 43. auch: also muste ich meinen krieg durch den bauch stechen, mein ganz glück verlassen ebenda 1, 178; dieser kerl wäre sonst ein schneider seiner profession, doch stäche er das ehrliche handwerck durch den bauch, und wartete in den bierhäusern mit der zitter auff Kuhnau musical. quacksalber 138 neudr.; da doctor Lorentz Pasch, ein prediger zu Kyritz, wegen seines übeln verhaltens abgesetzet wurde, so stach er sein studium theologicum durch den bauch, und wurde ein advocat Sperling Nicodemus quaerens et Jesus respondens 2 (1719), 235. der gleiche gedanke erscheint gemildert:
jhr habt euwre sünde nicht recht gebeichtet,
zumpen vnnd messer sind nicht einerley,
ich wil euch ein loch durch die absolution stechen
Maynhincklers sack (1612) E 2ᵃ.
und als verblaszt vergleicht sich: das studieren erstechen, abjicere, relinguere, deponere artes Stieler 2155 und durchstechen 2 b α (th. 2 sp. 1691).
m)
in der bergwerkssprache den ofen stechen, den schmelzgang mit dem stecheisen (s. oben stecheisen 2) aufstechen, so dasz die guszmasse sich in die form ergieszen kann: alsbald man nur sticht oder öffnet den ofen Mathesius Sarepta 149ᵃ, sowie ein thier etwa gestochen wird, und das blut sprudelt hervor. undeutlicher: wann dieselben weichen schlacken kommen, so stopfft er das auge zu, zeucht die schlacken vnnd stein vom kupffer ab, vnnd sticht dann aus dem nebenöfelein das heisse bley in das kupffer im tiegel Ercker mineral. ertzt (1580) 110ᵇ.
2)
begriffen einer urzeitlichen sphäre dienen die folgenden verbindungen: empfindliche beobachtungen auf diesem gebiete muszten die menschen der älteren zeit fast noch mehr machen als die heute lebenden, und waren gezwungen, hier zur abwehr ihre erfahrungen auszutauschen und in einfachste sätze zu kleiden. man braucht also nicht zu zweifeln, dasz wesentliche momente aus der geschichte unseres wortes sich hinter den nun folgenden begriffsverbindungen verbergen.
a)
der dorn sticht: stechende dörner, spine pungenti Kramer dict. 2 (1702), 919ᵃ; kein dorn, die da stechen Hesek. 28, 24. vgl.:
dan mich ein dorn darein stach,
dass ich daran gar nichts mehr sach
Endinger judenspiel 69 neudr.
einer der in dornen ist gefallen, flucht und schalt, dasz sie ihn gestochen, da er vielmehr seine tölpelei hät sollen schelten Lehmann floril. polit. 384; selbst wer sich an dornen gestochen, würde lächeln, sähe er es anderen geschehen Pückler briefwechsel und tageb. 3, 240;
mancher stechende dorn wird
blutig ritzen dir hand und fusz
Herder 27, 248 Suphan;
da stachen mich die hagendorn,
dazu die rauhen disteln
Arnim 13, 24;
vgl.: stächend hagentörn oder brombeerstaud, rubus acutus Maaler 383ᵇ. besonders als schmerzendes moment und im gegensatz zur anmuth der lieblichen rose in der lyrik vielfältig genutzt:
rot röslein wolt ich brechen
zum hübschen krentzelein:
mich dörner thaten stechen
hart in die finger mein
Zinkgref auserl. ged. 7 neudr.;
ob gleich die dörner anfangs stechen,
so will ich dennoch rosen brechen
Günther ged. (1735) 178;
ein dorn vom stamm der rosen
stach in den zarten finger
E. von Kleist 1, 52, 16 Sauer;
du hoffest, mit herzen
der mädchen zu scherzen;
es reizet die rose dich, ehe sie sticht
Stolberg 1, 123 (mädchen);
wohl stach, die rose nehmend,
ein dorn sie durch die hand
Rückert 1 (1867), 147.
auch: die rose sticht in einer begriffserweiterung, welche wieder auf dem vorigen beruht. die rosen stechen, rosae compungunt Steinbach 2 (1734), 708;
als die jungfraun rosen gebrochen,
da haben sie all gesprochen:
'was blutet mir so die hand?
hat mich das röslein gestochen?'
Uhland gedichte 222;
die rosen immer stechen
Arnim 17, 74;
was stichst du mich, du röslein roth?
E. M. Arndt 3, 165 Rösch-Meisner.
im wundervollen zwiegespräch:
röslein sprach, ich steche dich,
dasz du ewig denkst an mich
Göthe 1, 16 Weim. (heideröslein);
und der wilde knabe brach
's röslein auf der heiden;
röslein wehrte sich und stach
(ebenda).
α)
sonst stechende kräuter, herbe pungereccie Kramer dict. 2 (1702) 919ᵃ; disteln stechen Steinbach 1, 276; (im bilde) es sind kletten und distelnköpffe, wie man sie wirfft so keren sie die stacheln uber sich und umb sich, und müssen stechen Luther 23, 33, 29 Weim.; ein bauerntöchterlein wolt gersten aufbinden, da stachen sie die distel in die finger Gargantua 88ᵃ. stechender ginster (cytisus germanicus s. auch unten stechheide und cytisus scoparius, stechpfriemen) stechend genest Sebiz feldbau (1579) 56;
ins gebüsch so schwarz und dicht,
wo dorn und ginster uns die fersen stechen
A. v. Droste-Hülshoff 2, 109 (des arztes vermächtnisz).
stechende hauhechel (ononis arvensis vel spinosa): masc. stechender hauwhechel Tabernaemontanus 912 J. stechender hulst (ilex aquifolium, s. auch oben stechbaum, stecheiche und unten stechpalme);
(wo) wacholdergesträuch um die hünengräber der vorwelt
wuchernd kroch und stechender hulst mit glänzenden blättern
Voss 1, 54 (Luise 1, 439).
stechende winde (smilax aspera, s. auch unten stechwinde) Matthiolus-Camerarius (1590) 448 D; Fleming jäger 13ᵃ; die bletter und frucht der stechenden winde vor und nach getruncken sindt eine gute artzney wider das gifft Matthiolus-Camerarius 449 A; so ist die grosze stechende winde das gewächs Eberhards von Sikkingen ('des nachstellenden') in der fruchtbringenden gesellschaft, mit der erläuterung allerley gift Neumark neuspr. teutsch. palmb. (1668) 286. — die binsen spiz und steif dasz sie wohl stechen Göthe III, 1, 273, 15 Weim. die anderen VI gewechsz stechen und brennen nit Bock kreutterbuch 2. — auch blätter stechen: die blätter des baumes sind spitzig und stechen, folia arboris aculeata sunt et fodicant Steinbach 2 (1734), 709; die blätter von 'ilex aquifolium' (s. oben stechbaum, stecheiche und unten stechpalme) sind wohl gemeint: wer ain stätt lieb hatt in hertzen, der im nyemant benennen mag, und im will yrrikaitt darein fallen, der soll stechenpletter tragen, da wachsen rotte per an! Clara Hätzlerin 172ᵃ (wo im übrigen der weg von der partic. construction zur völligen composition schon zurückgelegt scheint); vgl.: Schlechtendal flora von Deutschland⁵ 21, 253;
allein ich wuszte ...,
dasz mir dürres laub den nacken stach
A. v. Droste-Hülshoff 2, 112 (des arztes vermächtnisz).
β)
im vergleich: wer wie ein dornstrauch ins regiment kompt, der kan nur ritzen und stechen Schuppius 834;
denn dein (angeredet ist gott) gerechter ernster zorn
stach mich gewaltig wie ein dorn
Ringwaldt handbüchlein A 6ᵃ;
führt mir den braven vor, laszt uns ihn hören —
ey, fängt ein dorn so jung zu stechen an?
Shakespeare 2, 343 (Heinrich VI. 3, 5, 5).
im vergleich mit der stachlichten frucht der kastanie, des kestenbaumes (castanea vesca) von einem zu hause tobenden, doch in gesellschaft sich sanftmüthig stellenden menschen:
Houbert gleichet einer kesten, mich bedünkt, es fehle nicht,
weil die sonsten glatte kesten nur in ihrem hause sticht
Grob dichter. versuchgabe (1678) 42.
γ)
stechende dornen, stechende disteln, ein bild für das leidvolle schicksal der menschen in dieser welt (im gegensatz zu den rosen, welche das jenseits dem seligen darbietet): gott hat diese welt ... mit disteln und stechenden dörnern besäet Butschky Pathmos (1677) 249; denn wer zum ewigen leben ist erkohren, den stechen disteln und dornen Sperling Nicodemus quaerens 1 (1718), 1134;
freund, wer in jener welt wil lauter rosen brechen,
den müssen vor allhier die dornen gnugsam stechen
Ang. Silesius cherubin. wandersm. 13 neudr.
der dorn der sünde, welcher die menschen auf ihrem lebenswege ritzt und sticht, sie peinigt und quält:
sticht etwan dich der sünden dorn,
und fühlest grosse flammen,
dasz du vermeinest, gottes zorn
schlag' über dir zusammen
Neumark fortgepfl. lustw. 1 (1675), 98;
gebete, almuosen wirt verlorn,
und swaʒ er guotes mac getuon,
die wîle in stichet dirre (der sünden) dorn
Winsbeke 54, 10.
überhaupt benutzt zur bildlichen charakterisirung einer schmerzvollen stimmung, eines leidvollen zustandes, erlebnisses u. s. w. (vgl. dagegen rose 4 b th. 8 sp. 1171): aber dasz ware früntschaft ein stechender dorn ist, das misfelt mir Holtzmann Cyrill (1571) 17; wenn ich meinen Isaac verliere, so wird mir der mutter titul zu dorn und disteln, die mich bis in die seele stechen Chr. Weise Isaacs opfer 4, 3; o verdambter neyd! so ist dann dir dess nechsten rosen ein stechender dorn? Abraham a S. Clara Judas der ertzschelm 1 (1686), 93;
du ahnest nicht
den dorn, der mir ins leben sticht
Geibel 2, 22;
auch:
dein gemüth ersinne
nichts gegen deine mutter, überlass sie
dem himmel und den dornen, die im busen
ihr stechend wohnen
Shakespeare 3, 180 (Hamlet 1, 5);
also erfuhr diese königin allzu geschwinde, dasz sie ... auf den bisz ins hertz stechenden dornen lag Lohenstein Arminius 1 (1689), 152ᵇ, wozu die askese früherer jahrhunderte entsprechende körperliche peinigungen erfand. vgl.: die sich selbs vmb ruͦve willen werffent in ain bette erfüllet mit stechenden tornen Niclas von Wyle translationen 131, 38 Keller, ganz ähnlich den heilversuchen der volksmedizin, wozu das beispiel oben unter stechapfel zu vergleichen ist. — der hofmeisterstand ist einer von denen, die alleweil mit rosen und lilien überstreut sind, und wo einen die dornen des lebens nur gar selten stechen Lenz 1, 39 (hofmeister 3, 2).
δ)
in sprichwörtlicher redewendung: ein dorn sticht, ein degen durchbohrt Simrock 1674;
wer rosen bricht, die finger sticht
Rollenhagen froschmeuseler V v 4ᵃ;
disteln und dornen stechen sehr,
falsche zungen noch viel mehr
Petri sprichw. R v (vgl. Schuppius 632);
der dorn, der nicht im frühling sticht,
wird schwerlich auch im herbste ritzen
Bode Montaignes gedanken und meinungen 2, 448.
wer will zum himmel sein erkorn,
den stechen täglich distel und dorn
Henisch 719 (vgl. oben Sperling unter γ).
b)
ähnlich: borstiges haar sticht: der(?) haar, der bart, die stoppelhaar stechen, li peli della barba, i peli mozzi pungono Kramer dict. 2 (1702), 918ᶜ. besonders wenn der mann küszt: da stehen sie, die kahlen unterkinnbacken, ... sogar der stoppeln beraubt, weil diese den weiblichen kusz stechen könnten J. Paul 6, 9 (grönländische prozesse 2); als er (der ewige jude) sich niederbückte, gewahrte ich, dasz sein grauer, stechender judenbart nicht glatt vom kinn wegrasirt sei, sondern wie eine kratzbürste hervorstehe Hauff 2, 66 (memoiren des satans 1, 12); doch auch: eingedenk des stechenden kusses ebenda 2, 71 (1, 13); die einzige strafe war, dasz sie ihm einen stechenden blick für seinen stechenden handkusz zuwarf ebenda 2, 67 (1, 12);
herrisch umarmt die gattin der herr gemahl, und zerküszt ihr,
oft mit stechendem kusse, die wängelein, wann es ihm einfällt
Vosz 1, 131 (Luise 3, 111).
als eigenschaft thierischen haares: die andern (mäuse) sind uberm gantzen leib rauch, wie die igel, dass jhre har stechen und stortzen Heyden Plinius (1565) 288; die raupen lassen augenblicklich ihre stechenden haare gehen Hebel 2, 9, 28 Behaghel. besonders von den stacheln des igels (bildlich): du igel, die sticht und beiszt und mich so gewaltig in dein netz verstrickt! ja du bist mir eine keusche dirne! maler Müller 1, 143 (satyr Mopsus 2). zuletzt die federn und daunen des bettes stechen (ähnlich dem stroh, vgl. Opitz teutsche poemata 239 neudr.):
verkauf ich mein bettlein
und leg mich aufs stroh,
sticht mich keine feder
und beiszt mich kein floh
wunderhorn 2, 582 Boxberger.
c)
eine schaar stechender insekten Humboldt ansichten der natur 1, 32;
er zerreibt das stechende insect
Hebbel 3, 336 Werner (Gyges 5).
darunter besonders die bienen stechen apes pungunt Steinbach 2 (1734), 709; es hat ihn eine biene gestochen, apis eum pupugit aculeo Stieler 2154; welchem nun dise ... bienen hart werden picken und stechen, der mag schrein Fischart binenkorb (1588) A 3ᵃ; wann euch imen ... gestochen oder gebissen haben Sebiz feldbau (1579) 96; kommen die bienen, so muss man sie nicht verjagen, ... sie stechen nicht Brentanos frühlingskranz (1844) 223; auch ist ferner zu sagen, dasz die emsigen bienen ... nur gereizt stechen Immermann 2, 50 Hempel;
pick! sticht's (das bienchen) in die hand
Ramler fabellese 1, 82;
als er, Sami, mit dir jüngst blumen brach in dem garten,
stach ihn ein bienchen
Göthe 1, 5, 49 Weim.
die hornisse sticht: (der herr) liess es (sein pferd) grasen, indem ein grosser horniss das ross sticht, das es hinden auffhupffet Hertzog die schiltwache C 2; wenn ein mensch von einer hornisse gestochen ist, soll man etliche fliegen fangen und auf dem stich zerdrucken öcon. lexic. 1079; der zaunkönig aber schickte die hornisse hinab, sie sollte sich dem fuchs unter den schwantz setzen und aus leibeskräften stechen brüder Grimm kinder- und hausmärchen 2, 106;
der humbel der sol stechen
Iwein 206.
nicht zu vergessen ist das stechende gesindel (der flöhe) Arndt werke 1 (1892), 122, das neben sonstigem ungeziefer den menschen einer fernen vergangenheit viel mehr, als heute das der fall ist, geplagt hat: gelt der wein ist im bett vber alle glutpfannen, da sticht einen kein floh, wann man ligt im stroh Garg. 145 neudr.; da hat meister floh am bette der holden frau gesessen und der wärterin in die nase gestochen E. Th. A. Hoffmann 12, 135 Grisebach; die geistige fähigkeit, in honetter gesellschaft ruhig zu bleiben, wenn mich ein floh sticht ebenda 10, 184;
in dem so sticht jn starck ein floch
zwischen den beynen zimlich hoch
Fischart Eulenspiegel 178 (4586) Hauffen;
sticht mich in compagnie ein floh,
thu ich, als ob ichs gar nicht fühl,
gedenck benebens, was ich will
Stranitzky ollapatrida 228, 26 Wien. neudr.
die wantzen stechen Kramer dict. 2 (1702), 918ᶜ; welche läusz stechen vbeler? die hungrigen Garg. 75 neudr. so viel schwarze, stechende fliegen Alexis Roland von Berlin 1, 22; die ursach, warumb die fliegen in solcher wetterzeit so hefftig stechen Paracelsus 2 (1616), 162ᵇ. die eigentliche stechfliege (s. u.) ist die bremse: die premen stechen Schaidenreisser Odyssea (1537) q 3ᵃ; wenn die brem sticht und krabelt Mathesius Sarepta (1571) 24ᵇ; eine von einer breme gestochene kuhe Kramer dict. 2 (1702), 919ᵇ;
hart stachen die bremen und mucken
H. Sachs 1, 537ᵈ.
mit ihrem gewählteren namen sonnenfliege (vgl. th. 10, 1 sp. 1646):
wer nicht, wenn die sonnenfliegen stechen,
recht emsig um sich fährt mit sens' und rechen
Brentano 2, 590;
in dieser celle stach ihn einst eine schnaake in den fusz Zimmermann über die einsamkeit 2, 96; bald darauf stachen die mücken die kleinen schläfer Musäus volksmärchen 1, 44 (Rübezahl); hier ist es nass, trübe, kalt und stürmisch, ... und die mücken, die dich plagen, stechen uns nicht Moltke schriften 6, 130. einer, so von solcher spinne gestochen, huomo attarantolato Kramer dict. 2 (1702), 919ᵃ; solche gifftige spinnen ..., dasz sie den mensch stechen und er mit lachendem mund sein end drüber beschleust und dahin stirbet Hammer roseng. 463, gemeint ist wohl die tarantel, die giftige erdspinne, wie im folgenden: menschen, die, wenn sie von der tarantel gestochen sind, vom tanzen nicht ablassen können Hippel kreuz- und querzüge (1793) 1, 198; ein beweis ..., dasz keiner von der tarantel gestochen ist J. Paul 8, 91 (Hesperus 2). ein mensch ... von einem scorpion gestochen Coler hausb. (1680) öcon. 1, 172ᵇ;
und wie der scorpion in sich zu letzte sticht,
wann feuer um ihn her wird etwan angericht
Logau sinngedichte 74 Eitner;
aber der herr verschaffte einen wurm ... der stach den kürbis, das er verdorrete Jon. 4, 7; sonst werde das holtz untüchtig zum bauwen, wann es die wurm steche Nigrinus von zäuberern (1592) 138.
α)
im vergleich:
das volk wie ein erzürnter bienenschwarm,
der seinen führer miszt, schweift hin und her,
und fragt nicht, wen es sticht in seiner wuth
Shakespeare 2, 223, (Heinrich VI. 2, 3, 2);
ob diese (philosophaster) gleich in Deutschland schwärmen wie die mücken, und auch eben so gern summen und stechen; so kümmere ich mich doch um sie sehr wenig Nicolai reise durch Deutschland und die Schweiz 11, vorr. 11; so hing an seinem herzen die rückerinnerung, wie ein stechender skorpion Jul. Mosen (1863), 8, 437;
meine welt war mir zerbrochen,
wie von einem wurm gestochen
welkte herz und blüte mir
Novalis 1, 68 Minor.
besonders heute noch gerne: in die höhe fahren, aufspringen wie von einer wespe (einer tarantel) gestochen, hastig und verstört; wie von einer wespe gestochen, sprangen die gesellen auf und stellten sich auf die beine Keller 4, 257.
β)
in bildlicher verwendung zur charakterisirung des feindlichen, boshaften, neidischen u. s. w.: vil nüwer amtlüt verderben den gemeinen man, es sein hungerige mucken, sie stechen vbel Pauli schimpf und ernst 127 Österley. ähnlich:
emsig-müssiges volk der grammatiker, stechende wespen
Herder 26, 65 Suphan.
(ein vergleich, im bilde endend:)
schöne weiber, ihr seyd blumen; eure spinnen sind die tage,
die euch eurer blumen blätter stechen zu der niederlage
Logau 2, 216, 30 (feinde der schönheit).
γ)
mit bezug auf eine ins wunderliche veränderte gemüthsstimmung sagt man ihn stechen die grillen u. s. w.: wann einer tauben hat vnnd jm sein ding vbel ansteht, sagen wir: er hat mucken, die fliegen stechen jn Franck sprichwörter (1541) 2, 47ᵃ; o wie ein machtlosz gut gesell: aber was hat jhn für ein muck gestochen, dasz er jetzund, weisz nicht seit wann, nichts als studieren thut? Garg. 386 neudr.;
im kopff so stechen in die egeln,
die hurneissel, hundsmucken und grillen
Hans Sachs 17, 36, 21 Keller-Götze;
wann mich die grillen wenig stechen,
so wil ich stet und muren brechen
Murner narrenbeschw. 85, 5;
seit einigen tagen
machst du mir ein bös gesicht.
du denkst wohl, ich soll fragen,
welche mücke dich sticht
Göthe 1, 5, 115 Weim.;
den dieb, den Amor hat die schlimmste bien gestochen
Pietsch (1740) 293.
gegenüber gröberen formen von gemüthsänderung wird gefragt: hat sie eine tarantel gestochen? Kotzebue dramat. sp. 2, 259; welche tarantel hatte ihn heute gestochen? C. F. Meyer Jürg Jenatsch 260.
δ)
in sprichwörtlicher redewendung: kannst du den apfel bewahren, dasz ihn kein wurm sticht? Hippel über die ehe (1774) 19; ein kleiner wurm sticht (oft) die schönste blume lebensläufe (1778) 3, 1, 170;
wer gern den honig klaubt und schöne rosen bricht,
muss leiden, dass der dorn und dass die biene sticht
Rachel satyr. gedichte 30 neudr.;
vgl.: vnd der honig schlecken wil, sich auch die bienen stechen lassen musz Amadis 133 Keller;
die mucken singen vor, eh als sie einen stechen
Logau sinngedichte 336;
hie siehestu, mein freund, wie auf des glückes spitzen,
auch in dem högsten staat, so fährlich ist zu sitzen,
wie grosser herren gunst so plötzlich bald zerbricht,
wie leicht ein böser wurm den grossen kürbis sticht
Rachel satyr. gedichte 68 neudr.;
ich hätt' erwägen sollen, dasz die äpfel
gewöhnlich roth sind, wenn der wurm sie stach
Hebbel 3, 29 Werner (rubin 1, 10).
d)
die schlange sticht aspis pungit Steinbach 2 (1734), 709. in der verfluchenden anrede gottes an die schlange des paradieses: und ich wil feindschafft setzen ... zwischen deinem samen und jrem (des weibes) samen, der selb sol dir den kopff zutreten, vnd du wirst jn in die verschen stechen 1. Mos. 3, 15; vgl. Hans Sachs 1, 46, 10 Keller; ich wil schlangen vnd basilisken vnter euch senden, die nicht beschworen sind, die sollen euch stechen Jerem. 8, 17; hier wie im folgenden auf dem hintergrund südlicher landschaft: wenn jemand in ein haus keme, und lehnet sich mit der hand an die wand, vnd ein schlange steche jn Amos 5, 19; vnd wer den zaun zureisset, den wird eine schlange stechen pred. Salom. 10, 8. allgemeiner: es sticht auch ein schlang die andere nit Heyden Plinius (1565) 3 (7, 5); ein schlang ist dem weibsbild sehrer schädlich und viel feindseliger weder dem mann, sticht auch solche viel eher Hammer rosengarten 463; wenn eine schlange einen riesen ... an die kleine zehe stäche, würde dieser gran gleichwohl den gantzen leib einnehmen Lohenstein Arminius (1689) 1, 178ᵇ; dasz die schlangen zuweilen die menschen in die beine stechen, oder tödtlich verwunden Jung-Stilling 3, 423 Grollmann; noch immer glauben leute, dasz die giftigen schlangen mit der zunge stechen Hebel 2, 22, 19 Behaghel;
wie er muthig vorwärts sieht,
rückwärts eine schlang' ihn sticht
Rückert (1867) 1, 70;
Blankflora ruht in dieses grabs umfange,
die, als sie spielend unter blumen sasz,
gestochen ward von einer gift'gen schlange
3, 173.
ungewöhnlich: wie ich aber ihrem (der schlange) kopffe zu nahe kam, stach ich mich an einen ihren zahn in den fusz mediz. maulaffe (1719) 242. — die ältere auffassung des blutwurmes (haemorrhois) als einer blutschlange spiegelt sich: schlang, ein wurm, wenn der einen menschen heckt oder sticht, so plutet er sich zu tode emorrois Diefenbach 201ᵃ.
α)
im vergleich: ein wesscher ist nichts bessers, denn eine schlange, die unbeschworen sticht pred. Salomon. 10, 11; fleuch fur der sünde, wie fur einer schlangen, denn so du jr zu nahe komest, so sticht sie dich Jes. Syr. 21, 2; (vgl. Hans Sachs 19, 85, 9 Keller-Götze und Miller predigten fürs landvolk (1776) 3, 278); denn er (der wein) lieblich eingeht, am letzten aber beist er wie ein schlange vnd sticht wie ein otter Ambach vom zusauffen E 2ᵃ; affecten seynd schlangen ... welche ihren erhascher endlich gifftig stechen, und tödlich verwundet lassen Treuer deutscher Dädalus (1675) 1, 64 (und öfter); dahero auch Clemens Alexandrinus solchen (reichthum) denen schlangen vergleicht, welche den, der sie nicht recht anzugreiffen weisz, gefährlich stechen und verwunden Sperling Nicodemus quaerens (1719) 2, 59 (schon im vollen bilde);
die ärgste (natter) sticht
zweizüngiger als du, o schlange, nicht
Shakespeare 1, 232 (sommernachtstraum 3, 2).
β)
in bildlicher verwendung: merck, wann der schlang, der böss geist, dir din houpt vergifftet und gestochen hette mit dem gyffte der todsünden Geiler von Keisersberg bilgersch. (1512) 16ᵈ; (von räubern und mördern:) giftige otterbrut, die im finstern schleicht, und im verborgenen sticht Schiller 2, 100 (räuber 2, 3 schausp.);
ja die sich aus Gosen schreiben,
sticht ein feurig otternbisz (nämlich der neid)
Schmolcke schriften (1740) 1, 203;
(der geist): doch wisse, edler jüngling,
die schlang', die deines vaters leben stach,
trägt meine krone jetzt
Shakespeare 3, 178 (Hamlet 1, 5)
(entsprechend dem engl.
the serpent that did sting thy father's life);
doch:
die schlange, die mich stach,
trägt meine krone
Herder 23, 363 Suphan (Adrastea 2).
ich sorg', ihr wärmt nur die erstorbene schlange,
die euch, gehegt am busen, stechen wird
Shakespeare 2, 218 (Heinrich VI. 2, 3, 2);
fort du schlange!
nicht stechen will sie, nur mit ihrem anblick
mich langsam töten
Kleist 1, 54, 860 E. Schmidt (familie Schroffenstein 2, 1).
γ)
in mehr sprichwörtlicher redewendung:
erzürn jhn (einen bösen wurm) ja beileibe nicht,
sonst mustu warten, das er sticht
Krüger Clawerts werckl. hist. 30 neudr.;
auch:
die schlange sticht nicht ungereizt
Schiller 14, 292 (Tell 1, 3).
3)
die sonne sticht sol urit Steinbach 2 (1734), 709. gewisz auch eine steigerung gegenüber der wendung 'die sonne brennt' (vgl. auch sonne II 5 d th. 10, 1, sp. 1609), deren höhepunkt aber sonnenstich als hitzschlag darstellt (vgl. sonnenstich 2 th. 10, 1, sp. 1683); es ist möglich, dasz die erscheinung der wasserziehenden sonne die ausprägung unserer wendung beförderte. vgl. die wendung: die sonne sticht nach regen Kramer dict. 2 (1702), 918 und verblaszter: s'sticht gar sehr nach regen G. Hauptmann die weber (1, 1). daneben die sonne sticht auf einen regen Kramer dict. 2 (1702), 839ᶜ; in diesen zusammenhang gehört auch der vergleich: und nun, da das ziehen der harmonika wie das wasserziehen der stechenden sonne sein herz aufleckte J. Paul 22, 212 (Titan 2).
a)
das landschaftliche bild dieses vorganges ist deutlicher herausgearbeitet: den see hinauf wars trübe und die sonne stach Göthe III, 2, 179 Weim.; im westen stach die sonne durch ein malerisches gewölke Görres briefe (1858) 1, 33; eine stechende sonne zerrisz dann und wann die dichten, weiszen wolken Zahn Lukas Hochstraszer 149;
dann wie die stechende sonn' und die streifigen wolken am himmel
sicherlich regen und sturm andeuteten
Voss gedichte (1802) 2, 316.
b)
im nächsten anschlusz an die biblische sprache (vgl. die belege oben th. 10, 1, sp. 1609), besonders aber an psalm 121, 6 bewegen sich:
der herr ist dein schatten im land,
steht über deiner rechten hand,
dass dich dess tags die sonn nit stech
Hans Sachs 18, 474, 2 Keller-Götze;
das dich des tags die sonn nicht stech,
nochs nachts der mond dich auch nicht schwech
J. Steurlein bei Fischer-Tümpel das evang. kirchenlied (1903) 1, 5;
damit die sonne dich den tag,
die nacht der mond nicht stechen mag
S. Dach 156 Österley.
c)
die sonne fieng an zu stechen Kramer dict. 2 (1702), 919ᵃ; die sonne sticht und trocknet schnell Göthe 30, 143 Weim. (ital. reise 9. okt. 1786);
alles musz hie ja vergehen,
was die klare sonne sticht;
aschen wird es, was wir sehen,
Titan selber bleibet nicht
Rist poet. lustgarten D 4;
indem die trähnenbäch' auss ihren augen fliesen
und fast, wie zarte schne ab bergen, sich ergiesen,
wan sie die frühlingssonn mit ihren stralen sticht
Rompler von Löwenhalt reimgetichte (1647) 132;
und wenn die sonne sticht, so labst du mund und brust
Hoffmannswaldau gedichte (1697) 6, 327;
leite du sie ins thal blühender frühlinge,
wo die sonne nicht sticht, starrend der nord nicht saust
Stolberg 4, 240;
wie oft gab uns dein schattendach
erquickung, wenn die sonne stach!
Becker mildheimisches liederbuch (1799) 18;
fängt die sonne an zu stechen,
tapfer schieszen gras und kräuter
und die bäume schlagen aus
Eichendorff 1, 258;
komm, lasz uns lieber heim, die sonne sticht!
mit adverb. bestimmung: heisz heisz wie sticht die sonn Garg. 150 neudr.; wann die sonne zu heyss sticht Sebiz feldbau (1579) 138; ein dornstrauch, welcher des tages, ie heisser die sonne stäche, ie schöner er grünete Lohenstein Arminius (1698) 1, 608ᵃ; auch wann die sonne heiss stechend scheinet, und die fliegen und mücken sehr stechen Fleming teutsch. jäger (1719) 268; gewitterhaft, und die sonne sticht sehr heiss Göthe II, 13, 490 Weim. (9. juli 1823);
nun sticht die sunn so uberheiss,
durch unsern leib rindt ab der schweiss
Hans Sachs 13, 116 Keller-Götze;
ein volk, das auch verflucht der sonnen helles licht,
imfall sie etwas heiss den tollen bregen sticht
Rachel satyr. ged. 31 neudr.;
aus dessen helme frische fluth mich labte,
als heiss mein haupt die tropensonne stach
Freiligrath dichtungen (1870) 5, 16;
der gospodarz legte sich mittags, wann die sonne gar zu sehr stach, unter einen busch Viebig das schlafende heer (1904) 2, 448;
wenn die sonne heftig sticht
Arnim 16, 204.
d)
die sonne sticht auf einen gleichsam aus der höhe herab: dazu liess er yhm die heyssen sonne auff den kopff stechen, da er keyne hutten mehr hette Luther 19, 242 Weim.; ein eisz zuschmiltzt, wenn gott ... seine sonne drauff stechen lesset Mathesius Sarepta 34ᵃ; als ... die sonn den auff sein haupt stach, davon ers kratzen nicht lenger vertragen mocht Montanus schwankb. 31 Bolte;
wan ich pin ie erduerstet schier.
die sun stach auf mich der gestalt,
pis ich kam durch den Durnger walt
H. Sachs fastnachtspiele 6, 123, 63 Götze;
laszt euch nicht hindern an dem thun,
das auff die haut euch sticht die sunn
Fischart glückh. schiff 11, 332 neudr.;
wann wachs sie (die sonne) findet nicht und hin auff leimen sticht
Logau sinngedichte 219, 66.
mit adverb. bestimmung: vnd hat in die sonn so heisz gestochen vff sein haupt, das es zerschmoltzen ist, vnd ist in das mer geflossen Pauli schimpf und ernst 139 Österley (vom schneekind); so dem eichhorn im sommer zuͦ heiss werden, und die sonne zuͦ scharff auffen rucken stechen wil, machet es jhm selbs mit seinem wadel einen feinen külen schatten Heyden Plinius (1565) 193; da that sich erst die sonn mit jren feurigen straimen herfür, versuchet allgemächlich jr hail und stach so girig ... auf das arm angefochten mäntelin Fischart ehzuchtbüchlin 139, 10 Hauffen; die sonn begunte ... heiss auff ihn loss zu stechen Bastel von der Sohle junker Harnisch (1648) 27; die sonne sticht einen hart auf den rücken Kramer dict. 2 (1702), 918ᶜ.
e)
auch entsprechend die hitze sticht u. ä.: mit scheelsucht blickte er (der ackerbauer) jetzt den segen des hirten an, der ihm ruhig gegenüber im schatten weidete, wenn ihn selbst die sonnenhitze stach und die arbeit ihm den schweisz von der stirne preszte Schiller 9, 134; die hitze sticht arg, bekommen spät im jahr noch ein gewitter heut trösteinsamkeit 150 Pfaff; dasz die hitz dieser sonnen einem jeden, welchen sie gestochen, nicht allein seinen leib, gut und blut, sondern auch seine witz gäntzlich schmöltzen kan Weckherlin gedichte 1, 68, 21;
die sonne mitten gleich am firmamente gieng
und uns die hitze stach
Opitz 1, 176.
die gluth des mittags sticht:
und wenn die mittagsgluth sie auf die scheitel sticht,
dient hohes gras im schatten alter cedern
zum ruheplatz
Wieland 22, 57 (Oberon 2, 1);
wo draussen regenström' ihr haar bald baden,
des mittags gluthen bald ihr antlitz stechen
Rückert 1, 286.
vgl. auch noch: die glentze der sunnen sind dir so nahe das sie dich gleich ynn die augen odder auff die haut stechen Luther 23, 150, 7 Weim.; eben wie der veyelstein sich vernemen lasset, wenn nach einem meyreglein ein warmes sonnenplicklein darauff sticht Mathesius Sarepta (1571) 123ᵃ. — besonders aber noch heute, die strahlen der sonne stechen (gleichsam wie pfeile aus dem himmelsgewölk); die stechenden strahlen der äquatorsonne u. s. w.; die steinwände brannten und schimmerten unter den stechenden senkrechten strahlen (der mittagssonne) C. F. Meyer Jürg Jenatsch 3. vgl. noch: und wie im selbigen moment die strahlen Phoebi seltsam und stechend durch die wolken gedrungen Keller 1, 55.
f)
im künstlichen bilde bei J. Paul: nun tritt schon die sonne höher an Gustavs lebenstage und fängt an zu stechen werke 1, 149 (unsichtbare loge 1).
g)
in diesen bedeutungskreis fügen sich auch die stechenden flammen, welche z. b. aus geschmolzenem guszstahl herausfahren. vgl. flammen stechen aus allen zweigen Schönaich die ganze aesthetik in einer nusz 338, 20 neudr.; und sterne entzündeten sich wie kleine, spitze, stechende flammen, und blieben da zuckend und flimmernd Kahlenberg Eva Sehring (1901) 25. ähnlich auch die stechenden funken, welche aus einer elektrischen batterie herausspringen und zunder in brand setzen Lichtenberg briefe 2, 7. — doch mehr in dem sinne von hervorstechend, die aufmerksamkeit der beschauer auf sich ziehend: bläuliche lichter schwebten grosz und ruhig über den fahrdämmen, fahlgrüne stachen über hoteleingängen Frey in licht und schatten 1, 3.
4)
erwähnung finde hier auch a) stechender athem, der scharf und beiszend aus dem munde kommt, wie bei einem kranken: er hatte ... kaum die kraft, den stechenden athem zu schöpfen Kleist 5, 122, 27 Schmidt (vom 13. sept. 1800); vgl. so wird der athem deines lebens schwer und stechend über deine lippen dringen Klinger theater (1790) 2, 164 (Damocles 5). — b) stechender geruch, d. i. geruch, der in die nase sticht u. a. entsprechende fügungen: die conzentrierte (säure) hat stechenden geruch Liebig handbuch der chemie (1843) 242; es ist mir, als röche ich noch ihren (der hände) süszen duft und er dränge mir stechend ins auge Heine 4, 94 Elster (salon 1). (ähnlich: scharfer märzwind, der einem so herb in die nase sticht, dasz es darnach wässert maler Müller (1811) 3, 395 und unten unter 8ᶜ.) — c) anders stechender geschmack, welcher auf eigener zunge sich bemerkbar macht, dem entspricht der bittere geschmack und die stechende hitze auf lippen und zungen beim kauen des türkischen opiums vgl. Ritter erdkunde (1822) 6, 795.
5)
stechende schmerzen des körpers, welche wirklichen nadelstichen gleich den physischen menschen peinigen und quälen (vgl. unten 21 f): er (der zitwar, curcuma zedoaria) ist guot ... für etleich stechent smerzen Megenberg 426, 9; ein gross stechender schmertze an nieren Nigrinus von zäuberern (1592) 80; aber Marie empfand am linken arm einen noch stechendern schmerz als vorher E. Th. A. Hoffmann (1900) 6, 292; ein dumpfer druck über der herzgrube, der zum stechenden schmerze wuchs Ludwig 1, 313 (zwischen himmel und erde); einen leise stechenden schmerz im auge Keller 7, 11 (sinngedicht 1); ich ... empfand plötzlich einen stechenden schmerz in den augen Ebner-Eschenbach 4, 434; auch:
wie ihm der wilde schmerz in fusz und schenkel rücket,
beiszt, brennt, nagt, reiszt und sticht
v. König gedichte (1715) 116;
wer erleichtert dir den schmerz der gicht?
wenn sie oft, wie vipernzähne nagen,
dich in deine sohlen sticht
Schubart ged. 2, 132.
ähnlich das stechent wee Mynsinger von den falken (1863) 41. in älterer zeit noch mehr als wirkliche krankheit vorgestellt: für ... des leybs zerend und stächend kranckheit ist bibergeylin guͦt Gesner thierbuch (1563) 26 (kranckheiten, die nemlich nit stechende seyn Schupp 768), darunter besonders das seitenstechen pleuritis (s. th. 10, 1, sp. 398), gegen welches noch spät blätter und frucht des stechapfels (s. oben) als beliebte, aber gefährliche volksmedizin in anwendung gebracht wurden: es sticht mich in der seite Kramer dict. 2 (1702) 918ᶜ; ach mein lieb amme, es ist mir heüt in eyn seiten geschossen und sticht mich so hart, das ich hab frey gemeinet, es werd mich umbbringen Schumann nachtbüchlein (1559) 110 Bolte;
lässt kein kurfürst nach mir fragen,
ob mich noch die beine tragen,
ob michs in der seite sticht?
Stoppe Parnass (1735) 236.
seltner findet sich:
mein seitten sticht mich an dem end
Hans Sachs 6, 149, 25 Keller-Götze.
von der milz: das miltz sticht mich Kramer dict. 2 (1702), 918ᶜ; das milz sticht ihm lien illum quasi pungendo torquet Frisch 1, 663ᶜ; besonders beim laufen, deshalb der glaube, berufsläufer lieszen sich die milz ausschneiden (doch vgl. milz 3 th. 6 sp. 2220): ich will nur erst gehen, und mir die milz ausnehmen lassen, damit ich hurtig laufen kann, denn die sticht mich verhenkert J. E. Schlegel (1761) 3, 558 (pracht zu Landheim 3, 2);
lieber, sticht dich das milz nicht auch,
wann also laufst mit praitem bauch?
Fischart ehzuchtb. 162, 27 Hauffen;
ich lag und schlief; da fiel ein böses fieber
im schlaf auf mich daher,
und stach mir in der brust und nach dem rücken über
Claudius 3, 158 (nach der krankheit).
vgl. dazu die auch für die übrigen fälle ähnlich gebräuchliche scherzrede: (Johannes) eben die alte geschichte. stiche in der brust. (Braun) stich wieder, Hans! Hauptmann einsame menschen (1891) s. 8 (akt 1) — ein gesunder und starker bauer ... klagte abends, dasz es ihm in der schulter stäche hannov. magaz. (1782) 498; die folge eines stechenden kopfschmerzens Iffland 1, 217 (verbrechen aus ehrsucht 4, 6); halt ein, mir wird's eng um die gurgel, es sticht mich im kopf, ich werde närrisch Auerbach neues leben (1871) 2, 21;
der honig ist für kranke,
wenn sie's im halse sticht
Hoffmann von Fallersleben gedichte⁹ 204.
die wunde sticht: dasz die vernarbte wunde an dem arm ... noch sticht Hebel 3, 234;
Otho: schmerzt dich die wunde?
Siegfried: ja, sie sticht
Tieck werke (1828) 2, 130 (Genoveva);
vgl. den stechenden schmerz einer alten wunde C. F. Meyer Jürg Jenatsch 150; stechender grind scabbia pungente; impetigine Kramer dict. 2 (1702), 919ᵃ. auch das hühnerauge sticht, wenn sich das wetter ändern will S. Andreasberg am Harz (mündlich). allgemeiner:
so ofts in schaͤden wüetet und sticht,
koͤmpt er (der wundarzt) in engels gestalten
Morhof unterricht von der deutschen sprache (1682) 1, 345.
a)
zu der übertragung auf seelische schmerzen ist nur ein schritt, um so leichter gethan, als hier die bilder von den stechenden dornen des lebens, von der feindlich züngelnden schlange u. s. w., immer wieder anregend zur seite standen: aber es thut mir wehe im hertzen, vnd sticht mich in meinen nieren ps. 73, 21; es drückt mich hier so. es sticht mich so Göthe 11, 109, 3 Weim.; ich erkenne gleich in jedes menschen herz, was ihn sticht briefwechsel mit einem kinde (1835) 3, 164; Alpin's guter wille war gewesen, abzuzwingen, was in ihm stach, bohrte, brannte, trotz alledem wieder in Ogdal's haus einzutreten Vischer auch einer 1, 217;
was ist denn nun, das euch so sehr im leibe sticht
Rachel satyr. gedichte 141 neudr.;
wie stach es nun mein herz!
wie schmerzte michs im innersten!
Herder 12, 238 Suphan;
was ist das? wie sticht's und schneidet
und unendlich foltert's mich!
Göthe 16, 358 Weim. (des Epimenides erwachen 1, 14);
schon (wie vom schmerze eines pfeilschusses):
daʒ mich noch sticht als eʒ dô stach
das schmerzende genauer bezeichnet: stechende sehnsucht nach meinem weib und kindern Schubart briefe 2, 66 Strausz; der geliebten weh ... stechend im busen fühlend Fouqué altsächsischer bildersaal (1818) 2, 401;
wie stechend ist dein schmerz
Haller gedichte 179;
dennoch stach
ihn die angst bei nacht und tag
Stolberg 1, 250;
nur augenblicks möcht' ich den jammer dämpfen,
der stechend schwer mir auf dem busen liegt
Göthe 16, 208 Weim. (maskenzug v. 655).
vgl. schon
sîner chlage smerze
stach in an daʒ herze
Genesis (fundgruben 40, 12),
stechendes gewissen u. ä.: wann mich aber gewissen stechen wolt, kündte ichs warlich nit erleiden Joh. Nas antipap. eins und hundert (1567) 1, 123ᵃ;
ich theile gewiszlich mit denen die drum wissen,
das stechende, beiszende, böse gewissen
Breuland 5, 83.
vgl.
das thuͦt mir wehe im hertzen mein,
und sticht das gwissen hart in mir,
das ich für dir ein narr muͦss sein
Waldis psalter (1553) 125ᵃ (ps. 73);
denn gott hat mich dem stechenden zweifel entrissen Schubart leben und gesinnungen 1, 117; das bewusztseyn, nicht sich allein, sondern auch eine gute, ganz unschuldige seele durch sich unglücklich gemacht zu haben, ist das stechendste von allem Miller briefwechsel (1778) 1, 453; dann ruhte er in jenen stillen ländern aus, wo er ohne stechende bedürfnisse und ohne sengende leidenschaften auseinanderflosz in die träumende ruhe des Braminen J. Paul 7, 174 (Hesperus 1); er risz, von erinnerung gestochen, das auge davon weg 104 (Hesperus 1), sowie einer, etwa von der tarantel gestochen, plötzlich aufgeschreckt wird (vgl. oben unter 2 c); das ewig stechende gefühl meines verlustes, meines alleinseins! Pückler briefwechsel und tageb. (1873) 3, 171; der gedanke an Ludmilla, der ihn seit gestern abend nicht gestört, stach ihn mitten in's herz Holtei erzähl. schriften 36, 83. sogar: wenn dir keine böse handlung in der brust sticht, sey unbekümmert Hippel lebensläufe (1778) 3, 1, 185, wozu zu vergleichen ist: es ist kein bösewicht auf der erde, den nicht ... das, wodurch er ihm (seinem gegner) im leben wehe that, jetzt im herzen steche und nage Herder 17, 21 Suphan.
b)
das zu grunde liegende bild deutlicher gemacht: das grosz unglück, so mich mit seinen nadlen hat gestochen Schumann nachtbüchlein (1559) 195 Bolte; brieffe ein yeder sich selber, ob er nit ein creutz hat oder mit solchen nadlen gestochen wirt, das er ihm offt vil lieber wünschet todt zu sein 195; vgl. nadeln, sie stachen mich in der nacht, ich konnte nicht ruhen, mein gewissen stach mich Brentano (1852) 4, 141 (tagebuch der ahnfrau), wo der gedanke vom wirklichen vorgang bis zur bildlichkeit gesteigert wird — die gottlosen werden von ihrem gewissen immer als wie von einer scharpffen ahlen gestochen Abraham a S. Clara etwas für alle (1699) 2, 12;
trotz der selbstsucht heissem grimme,
die sein herz mit schwerdern sticht
Schiller 1, 264;
vgl.
si wurden gewar des smerzen
als si ein swert stäche,
und da von ir herz zerbräche
Mone schauspiele 1, 235, 751 (der spiegel);
nur wenig anders zu werten sind: der stachel der betrügerei beginnt mich hart zu stechen Creizenach schauspiele engl. comöd. 168, 9 (bestrafter brudermord 3, 1); vgl. da that ich mir gewalt an, mocht' es bohren, brennen, stechen wie gift und feuer Holtei erzähl. schriften 5, 181.
6)
die zunge sticht mit feindlicher rede den nächsten (wie eine schlange nach der volksmeinung mit der zunge giftig sticht): dieweil ... seine gifftige zunge und feder nur hohe haubter und grosse leute zu stechen ist gewohnet J. Rist friedewünschendes Teutschland (1648) 17; ruhmlos nenne aber ich die boshafte zunge, die in der halle nach dem gastfreund sticht Freytag 8, 34 (ahnen 1, 1);
wenn böse zungen stechen,
mir glimpf und namen brechen
so will ich zähmen mich
P. Gerhardt bei Fischer-Tümpel kirchenlied 3, 309;
und achte nicht,
wenn manche lästerzunge sticht
Günther gedichte (1735) 327;
wann dich die lästerzunge sticht,
so lasz dir diesz zum troste sagen:
die schlechtsten früchte sind es nicht,
woran die wespen nagen
Bürger 77ᵃ.
seltener mit der zunge stechen (auch vorausgesetzt von): bändige deine zunge, um im geltenden augenblick tiefer zu stechen Klinger (1809) 1, 198 (Elfride 1, 1);
die ihr uns betrügt mit glatter
haut und mit der zunge stecht!
Rückert (1867) 2, 177;
weniger feindlich als scharf: zeugnisse seiner kühnen und stechenden zunge Justi Winckelmann (1866) 1, 49. mit veränderung des zugrunde liegenden bildes: sie hat ein maul das haut und sticht — wie ein schweizerdegen Kirchhöfer schweizerische sprüchwörter 48; vgl. wer unvorsichtig er aus feret, sticht wie ein schwert, aber die zunge der weisen ist heilsam spr. Salom. 12, 18.
a)
dann auch worte stechen wie die dornen am wegesrand. diese wort stachen ihn gewaltig queste parole lo punsero vivamente Kramer dict. 2 (1702), 918ᶜ;
wann die wort stechen und beissen,
verschonen weder arm noch reich
Hans Sachs 13, 581, 18 Keller-Götze.
das zu grunde liegende vergleichsmoment hervorgehoben: also stechen uns die dorn, das seind böse wort und wercke der menschen Luther 1, 696 Weim. vgl. auch: ein spruch in eins narren mund, ist wie ein dornzweig, der in eins truncken hand sticht spr. Salom. 26, 9. — stechender witz u. a., durchaus unterschieden vom scharfen witz: nicht durch witz und stechenden scharfsinn zeichnen sich diese werke aus Herder 23, 431 Suphan;
ein witz, dem's nie an reiz gebrach,
zu stechen oder liebzukosen
gleich aufgelegt
S. von Laroche fräulein von Sternheim (1771) 1, 140;
deine zweifel wurden stechender Klinger 5, 31 (Giafar); wir ... verdienen die stechenden vorwürfe der zeitgenossen ebenda 4, 257 (Raphael); oder sind sie der glückliche mann, den lob und tadel weder kitzelt noch sticht? Müller Siegfried von Lindenberg 1, 183; und noch später muszte man annehmen, dasz Zeuxis ihm seine prahlerei mit der stechenden antwort vergolten hat H. Meyer gesch. d. bild. künste (1824) 2, 150; um dieser stechenden behauptung auszuweichen, sieht man jene armen herren sich wie raupen krümmen Börne (1829) 5, 154;
so schwatzt ein blinder narr, den meine schriften stechen
Neukirch gedichte (1744) 165;
hauen und stechen führt deutlich in ein anderes bild (s. oben 1 b α):
ob Ciceronis red gleich hawen kan und stechen,
doch wird man jhn nit mehr als für ein redner rechen
Zinkgref gedichte 46 neudr.;
heutiges tags hewet und sticht dieser text auch umb sich und schleget zu boden alle secten Luther 28, 546, 23 Weim.
b)
weiterhin wieder in die persönliche sphäre stärker gerückt: einen stechen mit worten Kramer dict. 2 (1702), 918ᶜ; wie man mit einem messer, degen u. a. einen sticht: wie ein könig von Cipri ... von einer edeln frawen mit worten gestochen (da una donna trafitto) was Arigo decamerone 49, 20 Keller; diser suppenfresser wolt gesehen sein, stach mit bösen worten wider hinumb Wickram 2, 153, 11 Bolte; hat er den Philippum herwiderumb mit worten gestochen Xylander Polybius (1574) 502;
hör', wie verächtlich sie zu deinem nachteil spricht,
sie kenne weder dich noch deine mutter nicht:
lästu so lästerlich mit worten auf dich stechen?
Hoffmannswaldau ged. (1697) 2, 41;
'sie (die armuth) hat mich bericht, dasz ich bin underweist, weliche ware und stet freunt seind.' da lacht der kaiser und sprach: 'du wilt vielleicht uns mit dem spruch stechen, ob wir ein rechter freunt sein, und gute gunst an dich legen wollen' Sigm. Meisterlin Nürnb. chron. v. 1488 (deutsche städtechron. 3, 97, 18); die klügling und witzbold, die eyner yeden lausz ein schuͦh messen odder anthuͦn könden, sticht man mit diesen sprichwörtern Franck sprichwörter (1541) 2, 34ᵃ; damit (mit dem sprichwort nach gelauffnem weg wegzerung suͦchen) sticht man die alten geitigen und gotlosen ..., die buͦsz wollen thuͦn, so es schon ausz ist ebenda 5ᵃ; pass.: wird Aiax mit sittigen worten Ulyssi gewaltig gestochen Wickram 8, 163. — einen mit vorwürfen stechen u. ä.: die unküstigen ... die den abwesenden schadent und si stichent mit nâchred Megenberg 281, 9; der (ritter) durch ein tüchtig straffen eines andern gestraft und gestochen wart Arigo decamerone 44, 14 Keller; (vgl.: sticht damit jene falsche lerer, als solt er sagen, predigen sie euch etwas anders, so mus es ja nicht von Christo empfangen, sondern jr eigen trewme und geticht sein Luther 6, 216ᵃ); soll ich mich mit dem vorwurfe stechen lassen, ich gösse alle macht und schätze über unser haus allein aus Klinger 7, 103. — beissen und stechen machen das zu grunde liegende bild etwa von verfolgenden mückenschwärmen deutlicher: umb des willen das er in und die andern geytigen münche mit also tüchtigen worten gestochen und gepissen het Arigo decamerone 43, 37 Keller. ganz undeutsch der anlasz im genitiv: Wilhalm Vorsiere mit etlichen hübschen tüchtigen worten her Erminio Grimaldi vonn Genoua seiner geitikeit sticht und peisset ebenda 47, 26; wie Bergamino ... den abt ... einer geytikeit sticht und mit worten peyset ebenda 44, 2.
α)
zuletzt auch blosz einen stechen: er (Jesus) sticht sonderlich mit Judeos, qui putabant se optime facerent Luther 27, 202, 13 Weim.; sie vergündten mirs alle, stachen mich heimlich (mordere clanculum), aber ich achtete nichts Boltz Terenz (1539) 40ᵇ; jedoch lasset es sich ansehen, das Paulus hie an diesem ort, sonderlich auff die gesehen, vnd sie stechen habe wöllen, die zuvor juden gewesen Gretter erklär. der ep. Pauli an die Römer (1566) 885; man kann niemanden stechen, ohne dass die hand, wenigstens heimlich, mitzuckt A. v. Droste-Hülshoff briefe an Levin Schücking (1893) 273;
so es darzu wurdt kummen,
darnach ich yetz fast schrey,
das ich an jm wirdt rechen,
wie er mich yetz thut stechen
Forster teutsche liedlein 27 neudr.,
vgl. den burschen, den sie ... liebt, so stechen! Vischer auch einer (1879) 1, 198;
also du deinen nechsten gestochen hast,
dardurch er kommen ist in angst und last
blatt von 1622 (deutsches leben der vergangenheit in bildern 2, 269 Diederichs);
zum dritten sticht er (Karlstadt) meuchlings und will uns dargeben, alls lereten wyr, das sacrament empfahen one wort und glauben Luther 18, 194, 10 Weim. selten auch sich stechen an einem:
ein seltzam eul, der Eulenspiegel,
an dem man sich sticht, wie am igel
Fischart Eulenspiegel 207, 5516 Hauffen.
β)
auf einen stechen, wie etwa der reiter vom pferde herab auf den gegner sticht oder der vogel aus der luft auf seine beute stöszt; auf jemand stechen, motteggiare, bisticciare uno; pungerlo facetamente Kramer dict. 2 (1702), 918ᶜ, dabei stärker als. sticheln, welches mehr auf versteckte anspielungen geht und nicht zwingt, offenes visier zeigen zu müssen. vgl. stachlicht; wann einer auff alle leut sticht acritudo morum, Corvinus fons latin. (1646) 7;
auch sicht man hie, wie die stieffvätter
gar selten sind getrewe thäter
den stieffkinden, nur auff sie stechen
H. Sachs 8, 594, 20 Keller-Götze,
in eine ganz andere bildsphäre ist der gedanke gerückt von Mathesius: wie es auch sehr vbel zugehet, ... wenn die hertzen getrennet sind, vnd ... einer sticht oder hekelt auff den andern, wie die gifftigen würme Sarepta 220ᵇ, wo auch die gröszere stärke von stechen gegenüber sticheln recht anschaulich wird. allgemein vom angriff mit geistiger waffe: hette ich geirret und ir ein christlich werck hettet thun wöllen, ... so solt ir mich brüderlich unterweyst haben, ee ir also offentlich auff mich stechet Luther 15, 336, 28 Weim.; wann sie (die prediger) sunderlich vil stächen vff oberkeit vnd priesterschafft, das gefalt dem gemeinen man wol, aber ist gyfft, hüt dich Eberlin von Günzburg 1, 61 neudr.; es vermeynen etliche (prediger) das es jhnen gar wol anstehe, wann sie auf die bischoffe vnd praelaten stechen Aeg. Albertinus zeitkürzer (1603) 88; gewisz nicht unbeeinfluszt von der kampfessprache der reformationszeit schreibt Gervinus: auch Jean Paul dachte ganz frei in religiösen dingen, er stach schon in den grönländischen processen auf Lavater und auf die orthodoxen geschichte der poet. nationalliteratur² 5, 329. einen für solchen kampf schlecht gerüsteten aber trifft die redensart: was sol ich aber hier antwortten, denn eben das sanct Augustinus seinen Pelagianis anwort, die auch mit dem stroern spiesz auff yhn stochen Luther 7, 343 Weim.feindlich von einem sprechen, ihn anschwärzen u. ä.: dessgleichen hat er auch auff den Alexandrum, der des königs leib pfleget, wo er dessen mocht einen fuͦg haben, gestochen Xylander Polybius (1574) 257;
mich an meins herren weib zu rechen,
weil sie gar hessig auf mich sticht,
vil hadern peim herren mir zu richt,
das er mich teglich an thüet schnarren
H. Sachs fastnachtspiele 7, 160, 471 Götze;
ja es wird auch in der gemein
der diener keine eintracht sein, ...
dieweil eins auff das ander sticht
Ringwaldt lauter wahrheit 224,
womit sich der begriff unseres wortes schon abschwächt und zuletzt sich von sticheln nicht mehr viel unterscheidet: der alte Odoardo hat zwar von einem aufgeschnittenen auf dem buckel zuvor geredet, aber ich hoff nicht, dass er etwann dabey auch auf mich gestochen hat Hafner lustspiele (1812) 1, 192 (Hanswurst und Crispin 2, 12);
der fürst lacht heymlich dieser sach,
dann er wol merckt auff wen er stach
Fischart Eulenspiegel 411, 118 Hauffen;
es finden menschen sich, die gerne schimpflich sprechen,
und wo es sich nur schickt, auf andre leute stechen
Grob versuchgabe (1678) 25 (51).
besonders wenn der gegenstand eine sache und nicht eine person ist: auf etwas stechen, alludere à qualche cosa in un discorso Kramer dict. 2 (1702), 918ᶜ; auf eines geitz, unzucht stechen ebenda;
ob gleich darauf (auf die gelehrsamkeit) der Neidhard sticht,
man musz es lachend leiden,
denn hierauf ist sein thun gericht,
die künste zu beneiden
Neumark lustwäldchen (1657) 1, 146.
auch das subject zieht sich in den kreis des bildlichen zurück. die neuere sprache übt hier aber völlige enthaltsamkeit:
on zal auch der anfechtung sind,
so stechen auff der menschen kind
H. Sachs 7, 307, 17 Keller-Götze;
leyden, trübsal, stichred und spot
von schnur, eiden und den ehalten:
das stichet alles auff die alten
7, 445, 23 Keller-Götze;
also kan des menschen grämen
nichts von seinem leiden nehmen,
wenn es gifftig auff ihn sticht
S. Dach 127 Oesterley;
lass nur die missgunst immerhin ...
auf dich zu stechen sich bemühen
473;
es stehn und lauschen viel, fast wie in Plutons höhlen,
und sagen ungescheut von meiner matten seelen,
wenn etwan ungefehr ein unfall auf mich sticht
Neumark lustw. (1657) 2, 4;
lass nur die missgunst immerhin ...
auff dich zu stechen sich bemühen
Königsberger dichterkreis 248 neudr.
γ)
seltner sind andere fügungen; so wird in einen stechen besonders von der verbalinjurie gebraucht: so gabe ich mich bei ifg. klar an, dabei nicht zu sein, sondern bald davon zu reiten, und ifg. werden befinden, in wen sie gestochen haben Schweinichen denkwürdigk. 1, 309 Oesterley; vgl. ergo, sie werden sehen, in wen sie gestochen haben Ayrer proc. 2, 10; das bild auf einen besonderen vorgang neu gegründet: wenn ihr ihn (Jesus) durch eure sünden wieder kreuziget und tödtet; ihr werdet sehn, in welchen ihr gestochen habt, und zittern Miller predigten fürs landvolk (1776) 1, 53. — das moment des feindlichen verstärkt noch wider einen stechen: auss dieser rott haben sich etlich jhr maul vbereylen lassen, vnnd mit schendworten sich vertediget ... solche lingua dolosa hatt wider mich auch gestochen Paracelsus 1 (1616), 252ᶜ.
7)
stechende augen, wie wenn schlangen aus ihnen hervorschössen und stächen; eine erst durch die neuere romancharakteristik besonders gepflegte wendung. ihre schönheit hat in der älteren sprache nichts entsprechendes, nur der wundervolle altnordische ormr i auga, der glanzvolle scharfe blick der heldengeschlechter (und insbesondere als beiname damit geschmückt Sigurđr ormr i auga Ragnarsson) läszt sich hier heranziehen;
ǫtol vǫro augo sem yrmlinge
Rígsþula 34, 7;
dem gegenüber Gerings übersetzung:
die schlangenaugen schleuderten blitze.
fast noch zu schwach ist. vgl. dazu Saxos bemerkung: acritas visus ortus excellenciam prefert ... exterior pupillarum alacritas interni fulgoris genium confitetur 43, 25 Holder, wo das höfische mittelalter doch nur mit liehten ougen übersetzen würde. vgl. auch das in der geschichte der deutschen sprache 1, 126 f. hierüber gesagte. denn es schien ihm, als ob eine ganze legion böser geister in ihren stechenden augen laure Hebbel 8, 58 (barbier Zitterlein); Voltaire ziehet höhnisch die unterlippe in die höhe und seine heissen stechenden augen sagen: ich kenne euch, ihr spitzbuben Börne (1829) 10, 61; die klarheit eines mächtigen verstandes redet aus den stechenden augen (Cavours) Treitschke histor. und polit. aufsätze⁵ 2, 262; hohe gestalten ... mit länglich mageren gesichtern, bartlosem kinn, stechenden augen Peschel völkerkunde (1874) 520; vgl. noch: die schielenden augen, welche itzt aber von einem stechendern glanze erleuchtet schienen Alexis Roland von Berlin 1 (1840), 357. auch von thieren: bienchen ist braun mit schwarzen stechenden augen Bettine die Günderode (1840) 1, 142.
a)
dementsprechend der stechende blick: ihr ganzes innere entsetzte sich vor des fürsten frostgesicht und stechendem feuerblick J. Paul 2, 85 (unsichtbare loge 2); die schwestern aber triumphierten und warfen ihr einen stechenden blick nach dem andern zu trösteinsamkeit 245 Pfaff; der stechende blick, den der jäger auf Agnes gerichtet, hatte mehr gesagt, als dessen mund Holtei erz. schr. 2, 228; (Französin,) die uns mädchen jede freie bewegung mit stechenden blicken verwies Mörike 3, 31 (maler Nolten); (das stolze männchen von hamadryas) ging ... den hunden entgegen, blitzte ihnen stechende blicke zu Brehm thierleben (1890) 187; ein abbé ..., welcher, wie eben erst aufmerksam gemacht, einen forschenden stechenden blick auf den beschauer richtete, während er seine prise zur nase führte und in diesem geschäft einen augenblick anhielt, so sehr schien ihn die lächerlichkeit, hohlheit und unlauterkeit des beschauers zu frappieren und zu bösen witzen aufzufordern Keller 2, 149; ich ... versuchte einige einwendungen zu machen, welche jedoch durch seine (Römers) stechenden, geheimnisvollen und wichtigen blicke und worte unterdrückt wurden ebenda 2, 54, denn es giebt einen gewissen stechenden blick, der weiche empfindungen ... zersetzt und umbringt J. Paul 2, 173 (unsichtb. loge 2); der schulmeister hielt ihn zurück, betrachtete ihn lange mit stechenden blicken Ebner-Eschenbach (1893) 5, 26. besonders als der eine gesprächswendung begleitende gesichtsausdruck: da diesmal, so sprach er zum fürsten, einen stechenden seitenblick auf mich werfend, nicht von gelehrter deutscher musik ... die rede sein solle E. Th. A. Hoffmann 10, 69 Grisebach; ich verstehe euch nicht, sprach die Benzon mit verächtlichem ton, indem sie dem meister einen stechenden blick zuwarf ebenda 10, 205; er begleitete diese bitter-süszen worte mit einem jener stechenden blicke, vor denen Rebekka sich zu fürchten pflegte Holtei erz. schriften 18, 65. seltener als eine dauernde eigenschaft wie oben stechende augen: (die wahrsagerin) habe durchaus auch die requisiten dazu gehabt: einen stechenden blick und einen falschen scheitel Fontane 1, 4, 51; (des obersten) scharfer und beinah' stechender blick ebenda 1, 4, 234; sogar jene prägnanten Harpagongesichter verlieren ihren raubvogeltypus, der stechende blick schwächt sich W. Sommer geschichten aus dem kleinleben (1894) 168;
ein biszchen stechend ist der blick (des elfenvolkes),
verheiszend ein süszes, doch tödtliches glück
Heine 1, 391 Elster.
b)
seltener und verblaszter bietet sich das stechende lächeln: es bleibe doch einer einmal kalt, der warm ist, nämlich verliebt, ... und verbleib' es, sag' ich, vor dem stechenden lächeln einer hof-schwesternschaft über seine empfindliche liebe, zumal vor solchen höhern damen, die gottheiten sind J. Paul 10, 19 (Hesperus 4). anders: das gefällige lächeln vornehmer lippen stach mich wie schlangen Heine 3, 26 Elster (reisebilder 3).
c)
in stärkerer activität, womit zugleich gröszere alterthümlichkeit des ausdrucks erreicht wird: als sein blick wie eine sonne stach, und sein mund sich ernst schlosz J. Paul 23, 25 (Titan 3);
da seid ihr schon, mit wilder flamme
sticht durch's visir das auge klar
Strachwitz gedichte (1850) 201;
durch die kalten neugierigen blicke erschreckt, welche von allen seiten gegen sie stachen Freytag 7, 208 (verl. handschr. 4, 3); das haupt war mit einem dunklen tuche verhüllt, hinter welchem zwei blitzende augen nach den frauen stachen verl. handschr. 3, 109; feindlich stach der blick der königin, als sie mich in dem haufen sah 8, 173 (ahnen 1, 1, 10). auch passivisch gewandt: die kranke sasz da, gestochen durch die kalten blicke ihrer geistlichen wirte ebenda 12, 149 (ahnen 5).
d)
das partic. im adverb. gebrauch: die kleinen grauen augen sahen kalt und stechend aus dem harten antlitz Storm 3, 229; er sah mich stechend an Keller 1, 156;
lässig spielt er (der grosze rattenfänger zu Paris) mit den fingern;
doch es tönt nicht, stechend blickt er
10, 217.
8)
eines sticht (einem) in die augen, stärker als blosz in die augen fallen (vgl. auch auffallen th. 1 sp. 643) und in die augen springen (s. oben springen 1 k ζ sp. 97), das erst aus der wendung dem auge entgegenspringen völlig verstanden wird: so wie etwa ein kind dem ankömmling entgegenspringt. die anspornende leidenschaft, welche das einmal geschaute nicht wieder freigeben will, steht als eine selbstverständliche helferin allein hinter unserer wendung: es sticht in die augen umschreibt Steinbach 2 (1734), 709 mit 'oculos laedit' und hat gewisz nach dieser seite den sinn recht getroffen.
a)
in älterer sprache mit dem accusativ der person verbunden, womit zugleich die bildlichkeit des ausdrucks stärker gewahrt wurde: das geld sticht ihn in die augen Kramer dict. 2 (1702), 919ᵃ; das ding sticht ihn in die augen, hic illa revisa capitur Steinbach 2 (1734), 709; welche dann dass landt schöne in die augen gestochen hat Xylander Polybius (1574) 81; ich scheuete mich nicht, nach dem ich gefreyter worden, ein koller von sechtzig reichsthalern, rothe scharlachne hosen und weisse attlassene ermel, überall mit gold und silber verbremt, zu tragen, welches damals eine tracht der höchsten officierer war; darum stachs einen jeden in die augen Simpl. 1, 290, 3 Kurz; sonderlich aber stach sie die stadt Carthago in die augen Lohenstein Arminius (1689) 1, 788ᵃ; weil ihn ihre hübsche gestalt ... in die augen gestochen Happel akad. roman (1690) 618;
in stach int augen auch sein glück
Hans Sachs 17, 407, 26 Keller-Götze;
was man von galanten kindern
mit vergälltem munde spricht,
kan die sehnsucht nicht verhindern,
die der wehrt ins auge sticht
Günther ged. (1735) 324.
hierher wohl auch:
ewr trew treibt euch zum vatter nicht,
der schatz euch in die augen sticht
Hans Sachs 12, 136, 5 Keller-Götze.
mit dem beisinn des blendenden, dann auch feindlichen:
jr stet nicht gern der warheit bey,
sie sticht euch in die augen
Ringwaldt evangelia N 1ᵇ.
b)
heute allein gebräuchlich einem in die augen stechen, womit freilich die wendung an frische verlieren muszte. besonders gerne gebraucht von personen des anderen, zumeist des schöneren geschlechts: diese stach Solanden ziemlich in die augen polit. stockfisch 241; dem alten hatte der schöne fisch sehr in die augen gestochen lustige begebenheiten eines adlichen avanturiers (1760) 124; da warst du zwölf jahr alt, und stachst doch schon den barons in die augen H. L. Wagner kindermörderin 18; Schnaps im vorbeigehen: guten abend, Röse! wie ihr doch allen leuten in die augen stecht! Göthe 17, 275 Weim. (bürgergeneral 7); wenn dir ein siebenter etwa in die augen sticht, dir etwa am herzen liegt; sag' mir ihn, nenn mir ihn! 38, 72 Weim. (Erwin und Elmire); die groszgewachsnen mädchen haben uns sehr in die augen gestochen IV, 9, 58 Weim.; ich will den mägdchen gern recht in die augen stechen J. E. Schlegel 3, 394; er sticht den mädchen doch in die augen Arnim 9, 154; freischulze wünschen der herr baron nicht zu werden? aber die jungfer freischulzin sticht ihnen noch in die augen Holtei erz. schriften 4, 167; unsere schreiber ... gehen weit weniger darauf aus, baronessen in die augen zu stechen, als sich den magen voll zu fressen ebenda 5, 18; mir scheint, ihm stechen die bewohnerinnen in die augen? J. Nestroy werke (1890) 5, 85;
du sollst derjenigen ihn (den apfel) spenden,
die dir am meisten in die augen sticht
Kotzebue dramat. sp. 1, 29;
und hat sie gleich nicht viel zu sprechen,
so wird sie euch doch in die augen stechen
werke (1827) 1, 260 (Cleopatra, prolog).
auf besonderer höhe bewegen sich groszgezeichnete, in die augen stechende vorbilder Herder 23, 178 Suphan.daneben von sachen: mein gütchen sticht euerm herrn in die augen Rabener 3, 68; ein alter desobligeant (reisewagen), der in einer ecke des hofes stund, stach mir beym ersten anblick in die augen Bode Yoricks empfinds. reise (1768) 1, 17; diese (schätze) waren es eigentlich, was dem Ruprecht, und den geistlichen kurfürsten, deren creatur Ruprecht war, in die augen stach Schmidt geschichte der deutschen (1778) 4, 46; die galeeren werden der nation scharf in die augen stechen Schiller 3, 71 (Fiesko 2, 15); dreizehn prinzen, die alle unsre prinzess heirathen wollen, das grosze heirathsgut sticht ihnen in die augen Tieck schriften (1828) 3, 392; dem manne stachen die waaren in die augen brüder Grimm kinder- und hausmärchen (1812) 2, 110; ein kostbares goldhalsband, das ihr in die augen stach Jak. Grimm kl. schriften 5, 425; Clemms einleitung in die gesammte theologie und Sulzers handbuch der schönen wissenschaften und freien künste stechen mir doch gar zu sehr in die augen Schubart briefe 1, 21 Strausz; vorzüglich das eine haus stach ihr in die augen Viebig das schlafende heer 1, 217;
deine schwarze hauben
sticht mir in die augen
Arnim 14, 393.
mit einer weiteren angabe der ursache, des mittels: der reiter darauf (auf dem springer), mit seinem emaillierten harnisch und vergoldeten helm und seinem degen in der rechten, sticht allen in die augen J. Paul 57, 57 (komet 2); mit deiner schönen und ritterlichen gestalt stichst du der menge in die augen C. F. Meyer 2, 35 (hochz. des mönchs). — seltener verbunden mit dem singular in das auge: als sie erwachsen war, stach ihr munteres wesen ... dem reizbaren Malcolm ins auge Pfeffel pros. versuche (1810) 2, 107; du stichst ihm eben so sehr ins auge, als seinem bruder ebenda 9, 48; er hatte es früher gesehen, nicht erst an diesem tage, allein heute erst stach es ihm weh ins auge Zahn Lukas Hochstraszer 139.
c)
in gröbere sphäre, die durch die folgenden belege deutlich gemacht wird, steigt hinab einem in die nase stechen (vgl. auch oben unter 4):
so stach kein schinken je dem windhund in die nase
Göthe 9, 91 (mitschuldig.);
es ist der dampf, der aus der garküch' hier
beian, allwo ein haufen lustiger
gesellen wirthschaft treibt, uns in
die nase sticht
Grabbe 2, 16 (don Juan und Faust 1, 1).
für einen weiteren gebrauch läszt sich die wendung nur gezwungen verwenden: die goldbarren stechen mir verzweifelt in die nase Lessing 12, 504. sogar:
einen trompeter hört man blasen,
musik sticht ihnen in die nasen
Brentano 2, 7.
anders mit deutlichem accus.: das stach mich verzweifelt in die nase, dasz man mir den ruhm ... zu wasser machen wollte Gotthelf der schulmeister (1859) 1, 117.
d)
in der reihe dieser entwicklung liegt zuletzt stechen in der bedeutung von hervorstechen (s. th. 4, 2, 1200), besonders in der verbindung stechende farbe. den zusammenhang mit dem vorigen vermittelt allzuharte und in die augen stechende farbenmischung allgemeine deutsche bibliothek 1, 2, 17. er konnte als farbe keinen unterschied unter ihnen (d. h. blau, violett und rosenfarb) finden, nur sey blau am meisten stechend Göthe II, 5, 2, 31 Weim.; die stechend ziegelroth seifige erde Ritter erdkunde (1822) 17, 1708. — anders aufzufassen aber ist: ihre (der nieren) farbe ist rothbraun und sticht weniger in das gelbe als die der leber, und in das blaue als die der milz Sömmerring vom baue des menschlichen körpers (1839) 5, 310;
die tracht auch ist von guter wahl ...
das grün da sticht sehr hübsch ins gelbe
Kurz 1, 129,
d. h. nähert sich dem gelben, wobei es immerhin möglich ist, dasz wendungen wie unten auf etwas stechen 'eilig darauf losstreben' u. s. w. auch in unserm falle nicht ohne wirkung geblieben sind.
9)
ein pferd sticht der hafer, es wird bei zu reichlicher haferfütterung wählig und übermüthig (vgl. th. 4, 2 sp. 79): der haber pfleget diejenigen pferde gemeiniglich zu stechen, welche im stalle stehen und nichts zu thun haben Castimonius das polit. hofmädgen (1686) 30; an einer equipage junge hitzige pferde, die der haber sticht, dasz sie nicht stehen oder gar durchgehen wollen, während die herrschaft aussteigt Hebbel 8, 254; seine (des wagens) vier pferde, welche der Liebenauer gasthafer stach, wieherten voll ungeduld Holtei erz. schriften 10, 126;
dich (Phöbus) auch seh' ich noch schrittweis einher die prustenden führen,
und nicht immer, beim Zeus, sticht sie der haber, wie heut
Kleist 4, 15, 12 E. Schmidt (epilog).
in der älteren sprache besonders gerne das futter sticht: wenn das futter das pferdt sticht und stehet müssig auff der strewe, so wird es böse und muthig und wirfft seinen eignen herrn abe Mathesius Syrach 234ᵃ;
wenn den esel das futter sticht,
tanzt er auffm eisz, ein bein zerbricht
Rollenhagen froschmeuseler (1595) J i 1ᵃ.
einmal auch bei Keisersberg die gerste sticht (s. den beleg gleich unter a).
a)
gerne auf menschen angewandt, welche sich vor übermuth nicht zu lassen wissen. im offenen vergleich: den leuten ist doch wie dem esel, der leckt hinder sich, das futter sticht in, wird geil Luther 16, 318, 13 Weim.; damit sie nicht, gleich pferden, die der haber sticht, über die stränge springen F. Th. v. Schubert verm. schriften (1823) 3, 262. — in völlig vollzogener anwendung: ich hab der welt ein kropff gessen vnd kan in nit verdeuwen: ich enpfind wol in mir die stechent gerst, gedencken vnd hertzigungen zuͦ gytigkeit vnd vnluterkeyt; dise gerst sticht mich und iert mich in meynem hertzen Keisersberg bilgerschaft (1512) 9ᵈ; bis ... gott jme (dem übermüthigen) die grossen feddern ausrupfft, denn das futterlin sticht jn, es ist jm zu wol Luther 28, 643, 18 Weim.; wenn sie (die jungen witwen) geil und fürwitz worden sind, dasz sie das futter sticht, so wöllen sie freyen tischreden 214ᵃ;
sy warend vor gar fräven lüt
vnd gabend vmb kein tüfel nüt,
ja weder vmb jn, noch sîn muͦter.
ich gloub, sy habe gstochen 's fuͦter
Manuel weinspiel 3993 neudr.;
so reisst der mensch auch auss, wenn ihn der haber sticht
Opitz 3, 272;
wann manche faule magd der hafer sticht, und sie die guten tage, welche sie bei herrn und frauen hat, nicht länger ertragen kan, so hängt sie sich an einen tügenichts Schuppius 341; Placidus: nun brüder, lasst uns einmal wie menschen leben, stimmt alle mit mir aus voller kehle das herrliche lied an: mihi est propositum. Marcus: sacht, bruder, das ding laszt hier bleiben, wenn euch der weltliche hafer wieder sticht Tieck schriften (1828) 3, 168 (Fortunat); der hafer stach mich, ich verliebte mich Arnim 8, 78; welcher hafer hat mich gestochen, dasz ich ein so kompliziertes gesträuch (zu malen) wagte Keller 2, 139 (grüner Heinrich); (als erklärung), dasz der herr als ein reicher und unverheirateter studierter mensch seine launen und keine sorgen habe, und also sich nach belieben den hafer könne stechen lassen 7, 136 (die arme baronin); sticht euch schon dermaszen der hafer, dasz ihr, kaum geduldet, die ehre unserer frauen beleidigt? 7, 356 (Eugenia); die (fabrikanten) sticht d'r haber a so sehr! die wissen gar nich, was de schnell anstellen vor reechtum und ibermuth Hauptmann weber (1892) 38; nach dem abendessen stach sie der hafer, den heckenweg entlang ... zu laufen Frenssen Hilligenlei 131.
b)
dasz die wendung der schalk sticht einen, verführt ihn zu allerlei muthwillen und ausgelassenheit, mit dem vorigen engeren zusammenhang habe, läszt Gryphius immerhin vermuthen: ich habe dich allezeit vor den frömbsten angesehen, bist du nun mit einem solchen schalcke gefüttert? geliebte dornrose 104, 30 Palm. wahrscheinlicher aber bleibt doch die ansicht, dasz der narr als ein geheimniszvolles etwas vom menschen besitz ergreift, in ihm haust und zu allerlei unüberlegten streichen antreibt, sowie etwa die grille u. s. w. den menschen sticht (vgl. oben 2 c γ); zu erwägen bleibt aber auch, ob stechen hier nicht in der bedeutung 'die sporen geben' (vgl. oben 1 i) die zu grunde liegende vorstellung derart ausdeuten lasse, dasz der narr dem menschen gleichsam auf dem nacken reitet und ihn mit sporen sticht und antreibt, ein besonders der reformationszeit nicht ungewohnter bildgedanke. die guͦt alt vettel, wölche zuͦvor der narr gegen dem jungen stach, meint jm aller worten ernst sein Wickram 3, 55, 33 Bolte; nach etlichen tagen, da jn der narr stach, kam er wider und sahe, wie alle ding so ehrlich säuberlich und lustig waren Fischart ehzuchtbüchl. 325, 2 Hauffen; wer hat euch gesagt, dass also sey? der narr sticht euch Paracelsus (1616) 1, 240; wiewol derselbig aussleger die ding veracht, so hatt jhn doch der narr gestochen, von ihm auf ander gedroschen (1616) 2, 633; da stach mich der narr mit einer niederlendischen jungfrau quelle bei Birlinger schwäb. augsb. wb. 349; es sticht einen der narr Schmeller² 1, 1753. —
man sicht wol, wie er gumpt vnd plitzt,
wann jn ein grimmer schalck besitzt,
der vor zorn nichts kan, dann nur stechen
vnd sich am armen esel rechen
Fischart Eulenspiegel 6, 115 Hauffen;
oder hat ihn blos der schalk gestochen
Rückert werke (1867) 1, 190;
jener wolte mit der jungfer scherzen und stach sie mit dem finger in die seite und fragte: jungfer, sticht euch der geck? ja, sagte die jungfer, jetzo stach er mich S. Dach zeitvertr. (1700) 376. auch von dem laszdünkel oder ladünkel (s. th. 6 sp. 55 und 270), der männlich gedachten arrogantia: so hat es auch sonst vil vermessene vnd trotzige leute ... die der narr vnnd ladünckel sticht Mathesius Sarepta 219ᵇ. ähnlich der lenz sticht einen (vgl. th. 6 sp. 752), veranlaszt zur trägheit, wozu noch zu bedenken ist, dasz der tag des heil. Laurentius der 10. aug. ist und einen haupterntetag bezeichnete, wo faulheit nur unter dem einflusz eines dämonischen wesens als möglich gedacht werden konnte: dem könig David hat einmahl der lenz gestochen, deszwegen er nachmittag, langweil halber, sich niedergelegt und den polster gedruckt Abr. a S. Clara Judas (1689) 1, 316. dann auch der faule lenz:
die schüler auff die hundstag sehen,
da sie nit in die schule gehen
vnd dürffen die zeit lernen nicht;
das macht, der faule lentz sie sticht
Spangenberg anbind- oder fangbriefe (1623) P 4ᵇ;
manch fauler bruder,
der nicht gern schafft, ligt stets im luder,
so jhn der faule lentz da sticht
ebenda R 7ᵃ;
s. auch noch die belege th. 6 sp. 752 ff. die eingangs zuletzt vorgetragene ansicht scheint auch noch im folgenden durch: der gehörnte Jokus sticht mich noch gar oft in die seite Schubart briefe 2, 274 Strausz.Aphrodisia (τὰ Ἀφροδίσια, das liebesverlangen) in starker personification: vnnd stach jhn (den Faustus) seine Aphrodisia tag und nacht, dasz er jhm fürname sich ehelich zu verheyraten vnd zu weiben volksbuch vom dr. Faust 25 (31) neudr., wozu zu vergleichen bleibt:
etslîcher hin zir spræche,
daʒ in ir minne stæche
Wolfram Parzival 217, 2.
den frühlingsgefühlen (dem begattungstrieb im frühjahr) entspricht die Berlinische wendung: sticht dich der frühling? (mittheilung von dr. Lochner.)
c)
nicht nur eine verblassung des vorigen braucht zu sein einen sticht der fürwitz u. s. w., sondern leicht besteht hier nähere verwandtschaft zum stechenden hafer: stach sie der fürwitz, eröffneten den heiligthumbsack Kirchhof wendunmuth 435ᵇ; man schreibt von einem volck, die Sybariter geheissen, das sie auff ein zeit der fürwitz gestochen, und gern gewust hetten, wie lang doch jr regiment vnd herrschaft bestehen würde, seien derhalben zu einem abgott gewallet, den sie hierüber gefragt haben Gretter erklär. der ep. Pauli an die Römer (1566) 842, ähnlich auch s. 728; bald sticht jn (den Faustus) der fürwitz, fordert seinen geist Mephostophilem, mit dem wolte er ein gespräch halten, vnd sagt zum geist: mein diener, sage an, was geists bistu? volksbuch vom dr. Faust 27 (35) neudr.; dieser fürwitz sticht viel gescheide manspersonen Guarinonius grewel der verwüstung (1610) 375; aber ich danke gott, dass mich der vorwitz nicht sonderlich sticht Stranitzky ollapatrida 17, 5 Wien. neudr.;
dich sticht der fuͦrwitz spat und frw.
hast auch kein fried, bis das doch du
den bauch vol buben vberkümst
H. Sachs, fastnachtsp. 1, 41 Götze;
darauf so lief er in die wette,
als ob er feur im busen hätte,
weil ihn ein andrer fürwitz stach,
dem schauspiel mit dem pöbel nach
Drollinger gedichte 161.
vgl. auch noch unter fürwitz th. 4, 1, 1, 941, wie für das folgende unter kitzel 3 th. 5 sp. 872 f.: der kützel sticht ihn, lascivia agitatur Steinbach (1734) 2, 709; ach, uns ist nur zu wol, der kutzel sticht uns Luther 19, 644 Weim.; darumb welchen auch der kützel nicht sticht, von hausz zu ziehen Fischart bienenkorb 154ᵇ; denn nachdem dieser Asien und alle morgenländer überwältigt hatte, stach ihn auch der kützel, der Scythen meister zu werden Lohenstein Arminius (1689) 1, 529ᵇ; nun denn jungfer! werdet ihr euch noch länger vor mir schämen, und mir nicht gestehen wollen, dasz euch der kitzel des ehestands sticht? Stranitzky ollapatrida 122, 4 Wiener neudr.;
ein gutes vieh,
den nie der kitzel stach, nach wann, warum und wie
bei irgend einem ding zu fragen
Wieland 12, 7.
d)
andere verbindungen: dann wo er (gemeint ist der schertz oder schimpf) schon einen sticht, dasz er sich vom schlaaff auffricht, vnd nach besserm sicht, darnach er ficht, was kan jhm solches schaden bringen? Fischart Eulenspiegel 13 Hauffen; sticht dich der muthwille, dasz du mich aus der küche herein vexirst? Göthe 1, 9, 120, 24 Weim. (geschwister); dann sticht ihn erst des übels grimm Arnim 14, 67; den Martin Leu stach die neugierde und der übermut, die seltsame schönheit erst jetzt etwas näher zu besehen Keller 6, 211 (landvogt von Greifensee); die weiber von Herrlibach und anderwärts hatten ihn zu sehr verwöhnt, als dasz ihn die eitelkeit nicht gestochen hätte Zahn Lukas Hochstraszer 26;
wollt ihr vom platz! verwünschtes volk der weiber!
wer fragt nach euch? schickt eure männer her,
wenn sie der muth sticht, dem befehl zu trotzen
Schiller 14, 350 (Tell 3, 3),
(vgl. dazu th. 6 sp. 2789). hierher auch der becher hat einen gestochen, die trunksucht plagt einen: (der arzt spricht:) ich kan nichts anders an dir befinden, dann das dich der becher gestochen hatt. du muͦst dir mit glesern und bechern abbrechen, wann du wider deiner kranckheyt auffkommest Wickram 3, 80, 7 Bolte. neben kitzeln: davon man feyn kan abmercken, wie dich der grossen Hansen gunst, kuntschaft, gnade ... sticht und kitzelt Hutten werke 2, 217 Böcking. neben reizen: dann sein (des Faustus) fürwitz, freyheit vnd leichtfertigkeit stache vnnd reitzte jhn also, dasz er auff eine zeit etliche zäuberische vocabula, figuras, characteres vnd combinationes, damit er den teufel vor sich möchte fordern, ins werck zu setzen, vnd zu probiern jm fürname volksbuch vom dr. Faust 2 (6) neudr.
10)
stechen von verschiedenen bewegungsvorgängen.
a)
in die see stechen vom schiff, welches den hafen verläszt, um auf die hohe see zu segeln (da hat der capitän schon mit einer stangen in die see gestochen gehabt Pocci lust. komödienbüchlein 44); das abstoszen des schiffes mit der stange vom ufer genügt aber nicht allein zur erklärung der redewendung (vgl. auch abstechen th. 1 sp. 127), vielmehr wird man einen weitgehenden einflusz des gebrauches unter 1 i α anzunehmen haben, zumal der vergleich eines schiffes mit einem schnellen pferde, einem muthigen rosz für Germanen niemals etwas ungewöhnliches hatte. so braucht auch im folgenden nicht nur an den stosz mit dem schiffsschnabel etwa gedacht zu werden, sondern auch an eine nahe anlehnung oben an 1 i α:
als das geschrey sich weit aussgosz,
rennt Gygas der fürsichtig man,
mit seinem schiff gar schnell voran,
dem bald Cloanthus volget nach,
vnnd streng zuhinderst auff jhn stach.
Spreng Äneis 87ᵃ;
mit dem artikel: in wenig tagen lichteten sie die anker, erreichten Cuxhaven, und stachen mit gutem winde in die see Nicolai Seb. Nothanker 2, 252; ist der wind gut, so stechen wir noch vor nacht in die see Lichtenberg briefe 1, 298; die venetianische flotte ruhte in Dalmatien aus, aber wegen der beständigen bewegungen des herzogs von Ossuna, hielt sie sich bereit, jeden augenblick in die see zu stechen Schiller 4, 161; als kurze zeit darauf die flotte in die see gestochen hatte 4, 132, wo zugleich der unterschied gegenüber dem mehr verblaszten in see stechen (vgl. see 2 h α th. 9 sp. 2818) deutlich wird; adjectivische bestimmungen, wie die beiden folgenden, lassen über die gröszere frische unserer artikelbeschwerten wendung keinen zweifel: und anstatt in die weite see zu stechen Pfeffel pros. versuche 4, 186; nur die geschicktesten schiffer wagen es, ... die brandungen zu durchschneiden und in die hohe see zu stechen Ritter erdkunde 1 (1822), 307. dagegen klingt wie aus trocknem seefahrtbericht: im julius 1776 stachen sie in see und am 9. november desselben jahres verliessen sie das Cap der guten Hoffnung Lichtenberg verm. schriften 4, 86; dasz die herren von Hirschberg noch keine flotte in see stechen lassen Musäus volksmärchen 1, 72 (Rübezahl 5); um vier uhr stachen wir bei günstigem winde in see Pückler briefwechsel u. tageb. 2, 135; (die angabe), dasz 100 offene schiffe in see stachen Mommsen röm. geschichte 2, 283;
und so marschirt' ich weiter bis nach Cadix,
und stach in see mit eben der fregatte
Zach. Werner söhne des thales (1803) 1, 133;
auch Schiller hat (im gegensatz zu oben) keine zeit, das bild ganz zu kosten: nimm deine frau, und stich unverzüglich in see 3, 156 (Fiesko 4, 15). wieder in see stechen: ich wollte, wir stächen wieder in see Kotzebue dram. werke (1827) 1, 69 (Indianer in England 2, 8). bildlich: wir sind klar! nächstens kannst du mit vollen segeln ins ehestandsmeer stechen Hermes Sophiens reise (1769) 2, 324; diese hosen ... sind denn endlich in see gestochen Bettina, dies buch gehört dem könig (1843) 2, 465. — dann stechen überhaupt von der fortbewegung des schiffes gebraucht, etwa durch eine zeitbestimmung wie im folgenden gefördert: dasz der kahn eine viertelstunde weit in die see sticht Gaudy werke (1844) 14, 29. so ist denn möglich: ein schiff sticht durch die see, und folget dem compasz Schmolcke trost- und geistr. schriften (1740) 2, 1020; wir nehmen still das bild der göttin mit und stechen rudernd nach der vielgeliebten küste Göthe 39, 380, 22 Weim. (Iphigenie auf Tauris 4, 4); hernach stach er zwischen 30⁰ und 40⁰ süderbreite quer über das südmeer Forster schriften (1843) 1, 20;
dann stech' ich durch die wogen,
dem kleinen bote nach;
die fluten spritzen und schäumen
von meinem ruderschlag
W. Müller ged. (1868) 2, 15;
von Scheria jezt, ohne die unfeinen Epiroten mit asiatischem prunk zu behelligen, stachen sie (die Jonier) nach Önotria's fruchtlande Vosz antisymbolik (1824) 286; von einer insel stach man zur andern herüber, das war alles Forster schriften (1843) 2, 79.
a)
dasz auch so der inhalt der redewendung noch nicht ausgeschöpft ist, legt das folgende nahe: eine fregatte von funfzig kanonen sticht zu tief, um sich nicht bei einigem sturm dort in gefahr zu befinden Niebuhr leben Carsten Niebuhrs 1, 314. vom tiefgang des schiffes, ganz ähnlich wie: felsen am strande, so ins meer stechen Mathesius Sarepta (1571) 56ᵃ; auch:
längen von obelisken mit schlankem conischen körper
stechen hinauf in die luft
Bodmer der Noah (1752) 77.
vgl. dazu Schönaich ganze ästhetik in einer nusz 340 neudr. und: ein obelisk, aus dem weiten himmelblau herausgeschnitten, und darum so stechend und unheimlich Görres briefe 2, 284;
auch hatte sie ihn ausstaffiert
mit einem halstuch buntcarriert,
daraus zwei vatermörder stachen
H. Kurz 1, 104.
b)
in den kreis dieser erörterung gehört auch der vogel sticht aus der luft, schieszt schnell herab:
ein rab hoch aus dem lufte stach,
nam die ring vnd sich hoch auffschwung
Hans Sachs 3, 2, 120ᵉ.
mit weiterer richtungsangabe:
da flug es als vol schwartzer raben,
die zun kirchfenstern gstochen haben
mit einem sehr grossen geschrey,
und stachen lenger mehr herbey,
sam woltens die fenster aussstoszen
8, 646, 2 f. Keller-Götze.
besonders schieszen sie so auf ihre beute herab: kaum hatte sie (die biene) ihren flug begonnen, so stach eine gierige schwalbe auf sie herab Musäus volksmärchen 1, 15 (Rübezahl 1);
mit scharfen schnäbeln, krallen beinen,
sie (die kraniche) stechen nieder auf die kleinen
Göthe 15, 1, 148 Weim. (Faust 2, 2);
sobald ein solcher vogel (gemeint ist der seggenrohrsänger) aus den seggenkufen herausflog, verfolgten ihn gleich mehrere gelbe bachstelzen wie wüthend, stachen nach ihm Naumann naturgesch. der vögel 2, 2, 853;
schwang als ein habich sein gefider,
wellicher hatt ein schnellen flug,
sticht nach den tauben mit betrug
Spreng Ilias (1610) 205ᵃ.
mit einfachem accusativ, wodurch das bild mehr verblaszt: dann wasz werden sie für rhum ab der eulen erholen? eben so viel, acht ich, als andere vögel, die jn (den kautz) zu stechen begeren, vnd darüber in die leimruten fallen Fischart Eulenspiegel 19 Hauffen. so begreift sich denn auch das bild:
der neid ein nachtvogel ist,
der nur heymlich und dückisch fleugt,
bey dem tag sich ducket und schmeugt,
lest sich frey offen sehen nicht,
allein undter dem hütlein sticht
Hans Sachs 104, 333, 11 Keller-Götze.
und die von anderer sphäre umgebene starke entwicklung unter 6 b β:
also kan des menschen grämen
nichts von seinem leiden nehmen,
wenn es gifftig auff jhn sticht
Königsb. dichterkr. 83 neudr.
11)
eine karte sticht die andere wie im turnirkampf ein ritter den andern (vom pferde) sticht und so besiegt. die karten (eigentlich die kartenbilder) führen unter sich den turnirkampf, die kartenspieler selbst werden nur als zuschauer gedacht, so bietet es sich als das ursprüngliche: zuͦ dem andern so ist vff dem kartenspil also ein ordnung, das ye das höher sticht das vnder, der künig sticht den oberman, der ober den vnder Keisersberg brösaml. 1, 99ᶜ; die zwei stechen ein künig und die sechs, die zwei den obermann, und das carnöffel sticht es allesamt 109ᵇ; vgl.: da gat es schlecht zu, da sticht das besser das böser ebenda; diejenigen aber auff die der pfeil gerichtet, namen bey guter zeit einen fürsichtigen abtritt, erwarteten desz ernsts nicht, wuszten wol dasz in dergleichen spiel die saw den könig sticht Mich. Stettler Schweizerchron. 1, 505ᵃ; die erste frage, auss jhren vier büchern, sollt sein, warumb der karnöffel den bapst vnd keyser sticht Nas antipap. einer und hundert (1567) 4, 86ᵃ; und das eicheldaus sticht Ludwig 2, 327 (aus dem regen in die traufe); (sprichwörtlich:) spadille sticht manille Wander 4, 643 (vgl. dazu th. 10, 1, sp. 1831);
die dame sticht den knecht und diss bleibt ungerochen?
Hoffmannswaldau ged. 2, 128.
bildlich: freundschaft ist haupttrumpf, der alle übrigen sticht Holtei erz. schriften 18, 32. die farben des dem spiel zu grunde liegenden bildes sind verblaszt, als das subject der karte durch das subject der kartenspieler abgelöst wurde: eine karte stechen, vincere, tirare una carta Kramer dict. 2 (1702), 918ᶜ; stich mir die! vincimi questa! ebenda; auch das läszt mich der herr hauptpastor so sagen, weil er es an meiner stelle sagen würde; — weil er mir am liebsten in den mund legt, was er am leichtesten beantworten kann; — weil er mir gern die karten in die hand spielt, die er stechen kann Lessing 11, 532. dementsprechend denn auch mit einer karte stechen: als sein gehülfe mit der manille gestochen hatte Kästner schriften (1755) 129; der kleine wenzel ist mein. drauf! ich stech' ihn mit dem eichelkönig! Hauff werke 1, 235; 'das moos, das ist das moos' stotterte der papageigrüne und stach in der zerstreuung das ass seines Aiden mit atout Immermann 20, 135 Hempel; da stach cousine Ehnebeen die force ihrer partnerin mit atout-ass Storm 3, 302;
ein ander lest sich wol sampt dreyen gar versperren
und kürtzet seine zeit mit hochgebornen herren ...
setzt geld und bücher auff bey einer freien zechen,
darf wol den guten pabst mit einem bauern stechen
Rachel satyr. ged. 70 neudr.;
wenn die kugel pfeift, wenn die lanze saust,
wenn der tod uns in tausend gestalten umbraust,
kannst du am spieltisch dein septleva brechen
und mit der spadille die könige stechen
Körner 1, 141 Hempel;
bildlich: wozu denn aber die ewigen trümpfe, mit denen man nicht sticht, und kein spiel gewinnt Göthe IV 4, 112 Weim.
willst Zwainzger, an stumpf
oda' mechst an guetn trumpf,
mit denst ollmal stichst
wannst was widersprichst?
Stelzhamer dichtungen 1, 198 Rosegger;
da ich jedoch in einem solchen groszen dichterisch-historischen werke mit diesen vier kartenkönigen des ganzen spiels öfters vermittelst ihrer spitznamen zu stechen habe: so kann ich mit vergnügen die spitz- und ehrennamen hersetzen J. Paul 57, 25 (komet 2). selten nach einer karte stechen: ich hab gesehen, dasz der tod ein spieler ... und nicht allein sticht nach dem bauer, sondern auch nach dem könig Abrah. a S. Clara mercks Wien (1680) 18. im spielerjargon stechen ohne jede weitere angabe: Stein: aber was stichst du da gleich, wenn ich mich verwerfe? förster: verworfen ist verspielt Ludwig 3, 28 (erbförster 1, 6); sie haben gestochen, herr Schmerl, sie spielen aus Bauernfeld schriften 5, 232 (groszjährig 2, 1); schon bei Kramer: ich hab (die karte) gestochen dict. 2 (1702) 919ᵇ; hierher auch: es wäre wohl der mühe werth, einmal das verläumden beym caffeetisch als ein kartenspiel vorzustellen, wo immer einer den andern sticht Lichtenberg verm. schriften (1800) 2, 414. wie sehr aber die hier zu grunde liegende vorstellung verblassen konnte, zeigt: dann kam (zum maskenballe) eine gesellschaft deutscher — spielkarten, die sich selber mischten und ausspielten und stachen; ein schönes sinnbild des atheismus J. Paul 22, 102 (Titan 2). ob in der wendung einen kegel stechen mehr vorliegt als eine blosze übertragung vom kartenspiel, musz gegenüber dem oben geschilderten entwicklungsgang sehr zweifelhaft bleiben: der könig im kegelspiel wird nicht weniger gestochen als ein gemeiner Abrah. a S. Clara etwas für alle (1699) 1, 14.
12)
ware an ware stechen, mit einer waare tauschhandel treiben, gewisz mit der vorigen sphäre des kartenspiels zusammenhängend, indem gesagt werden soll, eine waare durch eine andere, wenigstens gleichwerthige für den austausch, ersetzen, also eigentlich mit dem beisinn des überbietens. dasz eine mit dem rechtlichen tauschact sich verbindende handgebärde zu der redewendung anlasz gegeben habe, ist sehr viel weniger wahrscheinlich: tauschen vnd stechen sy waar an waar, ye zwey ding an eins nach gelegenheyt der sach Franck weltbuch 214ᵃ; vnd do schon gewerbe gewesen, hat man da gewechselt oder gebeutet vnd wahr an wahr gestochen oder partirt Mathesius Sarepta (1571) 161ᵇ. die waare wird im einzelnen bezeichnet: handlen mit pferden, die füren sy nachmals in der moren land, die stechen yhn daran VIII—X oder XII sclaven, nachdem das pferd kostlich ist Franck weltbuch 213ᵃ; vnd stachen allda mancherley farb, pappagaly vnd ein wurtz ... an schellen, stuck tuͦch, kartenbletter ebenda 218ᵃ;
die junckfraw ist gar schön und zart,
ir complex tugenthaffter art.
wir wöllen uns darob besprechen,
euch etlich kleinat daran stechen
H. Sachs 8, 318 Keller-Götze.
wohl unter dem einflusz von vertauschen o. ä. kam dann zu stande: in disem landt der grawen leuth schlagt man keine müntz, sonder in all jren kauffhändeln tauschen vnd stechen sie wahr vmb wahr Franck weltbuch 218ᵃ; vgl.: stächen, waar vmb waar, an gält oder kauffmannschatz vertauschen, permutare pretio vel merce Maaler 383ᵇ. das schimmert auch noch durch die waldecksche redensart: ᵉt sal sᵉk wuͦl daͦ ume štiᵉken, es wird wohl darauf ankommen, es wird sich wohl darum handeln Bauer-Collitz waldeck. wb. 99ᵃ. eine vermischung von beiden wendungen stellt dar:
die Schweitzer bringend käsz und schmaltz
und stechen dann vmb wein daran
Wickram 4, 109, 371 Bolte.
stechen mit bloszem accusativ, wohl unter dem einflusz von eintauschen:
we vch die husz zuͦ huͤsser brechen,
ein acker zuͦ dem andern stechen
sind ir allein dann vff der erd,
daʒ niemans sunst dar von nüt werd
Brant narrenschiff 6 Zarncke.
wurd ... nach myn h. guͦtem vnd getruͤwen flyss, an gemeltem houptguͦt oder an den buͤchern daruss erkoufft, oder gestochen, oder an schulden einnich schad oder verlust ... zuͦ ston Riederer spiegel der wahren rhetorik (1493) Z 2ᵃ; vgl.: stechen, etiam bibliopolis est libros cum libris permutare Stieler 2154. — mit einem stechen ... id est wahre um wahre geben Kramer dict. 2 (1702) 919ᵃ; vgl. dazu das rechenexempel: zwen stechen mit einander, hat der ein saffran der ander perlen. gilt 1 [[undefined:poundsign]] saffran bar 41⁄6 fl. den setzt er am stich für 5 fl. will 1⁄4 bar gelt haben, der ander setzt die perlen am stich für 71⁄2 fl. und ist der stich gleich — dieweil der erst 1⁄4 nicht will im stich haben, so subtrahirt mans von seinem stechen Mich. Stifel die coss (algebra) Christoph Rudolfs (1554) 285. hierher wohl auch: seind jr zertreglet vnnd vneins miteinander, so sollen ir luͦgen das ir ein suͦnlin mit einander stechen vnd eins werden, vnd ein ander vergeben vnd ablosszen den zorn Keisersberg postille 2 (1522) 52ᵃ. in neuer frische (bei der werbung um die hand eines mädchens spricht der eine nebenbuhler zum andern):
wenn ihr die tochter mir zum weibe gebt,
verschreib' ich ihr drei, vier so schöne häuser
im reichen Pisa als nur irgend eins,
das signor Gremio hier in Padua hat ...
nun signor Gremio, womit stecht ihr das?
Shakespeare 6, 235 (der widerspenst. zähmung 2, 1),
wo das überbieten (übertrumpfen) wieder besonders deutlich ist, vgl.: mit der waare stechen, merces permutare Steinbach (1734) 2, 710.
13)
in der bedeutung von bestechen (s. bestechen 5, th. 1 sp. 1663). der erklärung bieten sich schwierigkeiten genug, da stechen, bestechen und durchstechen, jetzt in dieser ganz eigenthümlichen begriffssphäre sich gleicherweise bewegend, von ganz verschiedenen ausgangspunkten aus hier zusammentreffen. am deutlichsten ist für bestechen 'einen durch gaben gewinnen' der zusammenhang mit dem bergmannsausdruck bestechen (lauf und güte eines erzganges durch sondirinstrumente feststellen), so schon in mhd. zeit zu belegen, vgl. germ. 1, 346; dann überhaupt 'vorsichtig und tastend, einen gegenstand untersuchen' (was schon ganz trefflich in unsere begriffssphäre einlaufen will): die schnecken haben keine augen, bestechen aber den weg mit den hörnern Heyden Plinius 331. ob wendungen wie mit einander durchstechen; sie haben die sache mit einander durchgestochen ihre erklärung durch die etwa mit nadelstichen bezeichneten spielkarten finden, bleibt zweifelhaft genug. gleich guten grund hätten erwägungen im zusammenhang mit stechen 1 k: mit einem andern zusammen alle möglichkeiten eines falles durch wiederholte befragung des orakelbuches erwägen, gemeinsamen plan machen. eben solche wahrscheinlichkeit aber hat noch die annahme eines zusammenhanges mit stechen 1 i α: mit einander gleichen weg nehmen u. a. m., eine bedeutung, die auch in dem gebrauch bei Lessing 10, 209 (s. th. 2, sp. 1691) noch nicht alle farbe verloren hat. am sinnlichsten bleibt aber das simplex in seiner anlehnung an die wendung ein pferd mit sporen stechen (vgl. stechen 1 i); die gröszere bildlichkeit wird durch entsprechende zusätze gewahrt: deus vetat principem esse δωροφάγον vel δωροβόρον, dasz er sich nicht mit gaben stechen lass; δωρόδοκος der mit gaben sticht, oder der gestochen wirt Alberus novum dictionarii genus (1540) 5ᵇ; dasz er den richtern eine beständige besoldung geordnet, dasz sie sich armut halber nicht stechen lassen mit gaben Nigrinus papist. inquisition 524; denen dräuete der könig hart, als hätten sie sich mit gaben stechen lassen, dasz sie jhnen (den Juden) davon hülffen biblia von 1662 (3. Maccab. 4, 18);
ja, wer am gericht hie handeln wil
vnd sich an seinen feinden rechen,
der muss jn oft mit gaben stechen
Waldis päpstisch reych k 4ᵇ;
wenn mans (die mönche und pfaffen in der beichte) aber mit gaben stach,
so liessens dennocht etwas nach
Waldis Esop 2, 96 Kurz (4, 36, 13);
ist er (der richter) aber des mammon knecht, so lesst er sich stechen mit geschencken, das er blind wird Luther 32, 454, 17 Weim.; er (gott) heisset sie (die richter) alles in der furcht gottes und mit vleiss thun, sich nicht etwan mit geschenck stechen lassen Krüger spiel von den bäurischen richtern 7 Bolte. besonders deutlich: zancke nicht mit einem reichen, das er dich nicht uberwege, denn viel lassen sich mit gelde stechen, vnd beweget auch wol der könige hertz Jes. Syr. 8, 3; Maximinius hat vmb die ritterschaft buͦlt vnd sie mit gelt gestochen, vnd von vilen die stimm seines keyserthumbs erkaufft Franck chron. 30ᵇ; der muͤnch zu Venedig, welcher eine Preckin, so jhren buben vmbgebracht hatte, absolvirt ... hernach aber mit geld gestochen ist worden vnnd das weib ... verrathen Mathesius Syrach (1586) 2, 110ᵇ.
wann er sich wolt an feinden rechen,
mit reichtumb pflegt er sie zu stechen,
er macht sie reich, das war sein rach
Alberus fabeln 39 neudr.
mit genauer zahlenangabe: yedoch stach Aristobulus Scaurum mit dreyhundert centner gelts Franck chron. 32ᵃ. wohl unter dem einflusz von bestechen stehen die folgenden verblassungen: sie (die jungen verschwender) schanckten und gaben, sie stachen und prachen Arigo 66, 12 Keller;
oft geschichts auch das die andre partey
den procuratorem sticht frey
Herlicius musicomastix C 8;
du must fürher wol stechen,
soll anwalt für dich sprechen;
gesetze wird er bringen,
nach dem die müntzen klingen
Logau 2, 147, 36.
14)
silben stechen, tüfteln, haarspalterei treiben. vgl. über den ursprung der redensart die oben th. 10, 1 sp. 969 unter silbe 3 ausgesprochene vermuthung Adelungs, wobei es gleichgültig bleibt, ob die schüler die silben 'mit spitzigen griffeln' oder mit den ausgereckten zeigefingern in die luft stachen; vgl.: unterdesz stachen die syrischen und jüdischen knaben in den schulen Karthagos mit den fingern in die luft, um den sinn eines alten unverständlichen buchstabenräthsels herauszubohren Frey tag 17, 125 (bilder 1, 2); der zusammenhang mit den alten buchstabierübungen leidet keinen zweifel: freilich kommt jetzt die zeit, wo ihr andern Διονύσου τεχνῖται was bessers zu thun habet, als gedanken zu haschen und sylben zu stechen Wieland in den briefen an Merck 1, 306; leute, die sylben stechen und an buchstaben feilen Lenz vertheidigung des herrn Wieland 26 neudr.; (Hamlet:) wie keck der bursch ist! wir müssen nach der schnur sprechen, oder er sticht uns mit sylben zu tode Shakespeare 3, 329 (Hamlet 5, 1); mein vertheidiger sprach statt meiner ... er stach silben, er verdrehte die gesetze oder legte sie aus, gleich viel! er traf die herzen nicht Holtei erz. schriften 4, 247; 'stechen wir nicht silben' sprach Conti mit einem höhnischen zwinkern Handel-Mazzetti arme Margaret 243;
einfältig, lieber sohn! nicht sylben fein gestochen!
wer räthsel beichtet, wird in räthseln losgesprochen
Göthe 9, 205, 16 Weim. (Romeo).
15)
eine flasche wein stechen, ihren inhalt gemeinsam mit zechgenossen ausleeren; häufiger dafür ausstechen (s. ausstechen 4, th. 1, sp. 984, wo die herkunft des ausdrucks vom aufpfropfen der flasche vermuthet wird):
vmb kannen lanzen brechen,
turnieren vmb ein glas, und kalte schalen stechen
ist unser ritterspiel
Fleming deutsche gedichte 1, 95 lit. ver.;
eine flasche wird gestochen
und ein dutzend schelmenliedchen
an den schwänzen eingefangen,
am refrain, den alle kennen
Keller 10, 216 (apotheker von Chamounix 2, 9).
wir befinden uns hier durchaus in der sphäre des zechturniers, wie es auch im folgenden vorgestellt wird; Fischart zeigt natürlich hier besonderen reichthum: da stachen sie einander die pocal auf die brust Gargantua 123 neudr.; er ... fochtelt mit den bauern herumb, vnnd stach jnen die kannen, häfen und krüg zum kopff 73; zu allem anlauff fertig, wa man mit eim glasz herstach 76;
da faszt er solch red in die ohren,
vnd förcht, man nem jn vnder d sporen,
dasz er nicht mehr könte zechen,
vnd mit der burst (bursa, zechgesellschaft) herumber stechen,
könt nit mehr so gut mänlin sein
Fischart 1, 59 Kurz (nachtrab 2204).
hierher gehört auch der warnruf ich stich dich und seine erwiderung ich wehr mich Gargantua 128 neudr. sonst selten, so von einem wettessen:
erst thetens auff einander stechen
und frassen zu neyd an einander
sehr grosse mundvol beidesander
Hans Sachs 9, 369, 32 Keller-Götze
anders verhält es sich natürlich mit der wendung wein aus dem fasse stechen, mit hilfe des stechhebers (s. u.) ihn entnehmen; den wein stechen, assagiare (gall. essayer, gourmer) il vino Kramer dict. 2 (1702) 918ᶜ; hierfür heute auch gewöhnlicher den wein anstechen (th. 1 sp. 477 unter anstechen 2), wo freilich die wendung ein fasz anstechen davor liegt mit der vorstellung, wie der metzger ein thier ansticht, sodasz das rothe blut hervorsprudelt. vgl. die ähnliche vorstellung bei Stranitzky: komme ich nun in den keller, und finde sie (die geliebte) nicht, so lasse ich meinen zorn an euren weinfässern aus, und steche sie unbarmhertzig in das hertz, dass ihnen der lebenssafft heraussprützet, den sauge ich ollapatrida 89 Wien. neudr.; unter dem einflusz von abzapfen (th. 1 sp. 156) steht wohl der ausdruck den wein abstechen.
16)
stechen in der bedeutung 'graben', so torf stechen plaggenweis für brennzwecke: kuhdünger in kuchen gehäuft, gedörrt und wie torf gestochen, reicht hier zum bedürfnisse des brennens hin Ritter erdkunde (1822) 5, 711; jeder gestbauer stach seinen brennbedarf aus dem an seine gründe anstossenden moore Wimmer geschichte des deutschen bodens (1905) 159, vgl. dazu auch besonders abstechen (th. 1 sp. 127). — ähnlich butter und andere fette aus dem fasz stechen: butter, schmaltz stechen cavare del butiro, dal mastello Kramer dict. 2 (1702), 919ᵃ; wozu zu vergleichen ist ausstechen (th. 1 sp. 984 unter 3). neben ausstechen gilt auch einfaches stechen beim herausgraben von pflanzen aus der erde: diesteln stechen, kraut stechen als futter für das vieh, spargel stechen: da sind spargel, erst iezt gestochen Göthe IV, 3, 62 Weim.;
fluchs dann stich mir im garten die neugeschossenen spargel
Vosz 1, 101 (Luise 2, 211).
in der jägersprache sticht der dachs und der fuchs, wenn sie mit der schnauze in dem boden wühlen, um larven und käfer zu fangen: der dachs sticht, wenn er wühlt Heppe wohlred. jäger 284, vgl. auch Brehm thierleben 1, 646. desgleichen sticht auch die schnepfe (vgl. den beleg unter stechen subst.).
17)
stechen in der bedeutung 'hervorsprieszen':
zarte saatenspitzen stechen
aus den furchen
Salis im Göttinger musenalmanach von 1788 s. 184.
doch gewöhnlich dafür in der älteren sprache herfür stechen (vgl. auch hervorstechen th. 4, 2 sp. 1200): wenn aber sie (die gärtner und winzer) sehen dye boum fruͤ bluͤgen und dy bollen herfür stechen ... so hoffen sie nit vil frucht zu erlangen Keisersberg bilgerschaft (1512) 32ᵃ; wann eben das new jung gras herfür stichet Sebiz feldbau (1579) 96; auch: wann die blumen herfür stechen 575; gleich wie man das vnkraut, wenn es begint herfür zu stechen, ... zeitig auszreutet Pape bettel- und garteteuffel (1586) D 3ᵇ; wann er (der fenchel) erst herfür sticht und etwan drey oder vier finger lang ist Hohberg 1, 513ᵃ. ein reflexiv kann sich hier Brockes nicht versagen:
sie (die pflanzen) stechen sich
fast mit gewalt hervor aus dunckler erden
irdisches vergnügen 1, 5.
entsprechend auch von menschlichem und thierischem haar:
sobald im etwas flaum durchs kinn gestochen
Wieland 22, 20.
dafür auch hier herfürstechen: etwan über 14 tag da fiengen im die graven haar wider an herfür zuͦ stechen Frey gartengesellschaft 89, 12 Bolte.
18)
im bereich des schützenwesens:
a)
beim gewehr bezeichnet stechen das spannen des stechschlosses (s. u.) durch leises andrücken des stechers (s. u.): niemand nimt sein schönes rohr in die hand, dasz er nicht zum wenigsten den schneller daran stechen vnd wieder loszziehen solte polit. stockfisch 49; siehst du, ich spanne, siehst du, ich lege an ... siehst du, ich steche, es geht alles in ordnung, und wenn du nicht auf der stelle das document heraus gibst, oder mir anzeigst, wo es sich befindet oder was mit ihm vorgefallen, so rühr' ich diese kleine nadel und du bist auf der stelle mausetodt Göthe 18, 72 Weim. (die aufgeregten 4, 8); er nahm seine zweite büchse, die dort liegen geblieben ungebraucht, spannte den hahn, stach sie und gab sie seiner frau zum losdrücken in die hände Arnim 8, 122; wer recht abkommen wolte, der solte selber die böltze schifften und fidern, vnd das armbrust stechen können Mathesius Sarepta (1571) 153ᵇ; er ... kont dasz geschosz wol stechen, trang den anschlag nicht zu viel, hielt recht ausz, verwart das treff sehr wol Garg. 285 neudr.
b)
einen andern sinn hat es, wenn zwei schützen, welche beim scheibenschieszen gleichen erfolg gehabt haben, mit einem letzten schusz stechen, d. h. eine endgültige entscheidung herbeiführen; ein ausdruck der vom stechen um den preis beim turnier entlehnt ist (vgl. oben 1 e und die erweiterung, welche zu unserer wendung hinführt):
und wie offtmals auff weitem plan
ein rennen wirdt gestellet an,
mit zweyen pferden gar subtil,
die lauffen sollen zu dem zil,
vnd stechen vmb ein kleinot gut
Spreng Ilias (1610) 307ᵃ,
sowie auch unten stechschieszen n., nur dasz hier ein einziger schusz auf die stechscheibe überhaupt nur gethan werden darf: die beiden besten schützen stechen.
19)
stechen in der sprache der architektur von gewölben gesagt, deren schnittlinie nicht wagerecht geht, sondern im winkel nach oben oder unten; auch eine gestochene kappe.
20)
obsc.:
ob ich durch frauen willen wolt stechen
fastnachtspiele 756, 12 Keller;
vnd was gibts gestochen lebens vnd angststich vnterm weibsvolck, wann man ein landt und statt mit gewalt gewinnet Garg. 32 neudr.; sie ... hat acht auff was gestalt das bett bereitet jhm mundet, die feder oben oder vnden, oder in der mitten vest, so sticht er alsdann vmbs best Garg. 106 neudr.;
nu weder stechend noch gestochen,
weil loch und nadel jhr gebrochen,
ligt hie die Barbel über sich.
der stich konnt ihr das herz nicht brechen
(dan sie sich nährte von dem stich)
doch starb sie leyder von dem stechen
Weckherlin ged. 812 (grabschrift für die näherin Barbel);
gelbe öpfel musz man brechen,
schöne jungfern sol man stechen
unterschrift eines deutschen kupferstiches um 1700 bei Fuchs, sittengeschichte 1, 324;
sie spricht — so süsz wie mädchen sprechen —
mit unschuld im gesicht:
'ach! können sie denn nicht
mir auch ein solches kindchen stechen?'
Schubart gedichte 3, 125;
so wird mit nicht unschuldigem beisinn ein kupferstecher von einem mädchen angesprochen. auch als subst. vgl.: ey des schönen fotzenhelms stechens Garg. 32 neudr., wo zugleich die anlehnung an den kampf in der stechbahn durchschimmert, wozu oben stechbahn 6 zu vergleichen ist.
21)
die subst. verwendung des infinitivs stechen hat vereinzelt starke aufnahme gefunden:
a)
entsprechend oben 1 b α hauen und stechen:
morden, huwen und stechen
tribe ich in der taberne:
das kan ich mine kinder gelerne
Alsfelder passionsspiel 12, 395;
ich richte an vil boͤsz vnfuͦren,
als staͤchen, spilen, huͦren, houwen
Manuel weinspiel 964 neudr.;
die Schwyzer thatend fechten
mit houwen und mit stechen
Caspar Suter über die Piemonter schlacht im j. 1544 (bei Liliencron 4, 249);
du sitzst nit für im rosengarten;
dann nur dein lust ist hawen, stechen,
wie aus deim reimen wol zu rechen
Fischart 1, 41 Kurz (nachtrab 1495);
mit stechen, hawen, werffen, schiessen
geschach ein grosses blutvergiessen
Spreng Ilias (1610) 39ᵇ;
und wozu ist doch der welt gut
der dapfersten stechen und hawen?
Weckherlin gedichte 1, 282, 56;
kein brennen, hauen, stechen
sol trennen mich und dich
P. Gerhardt bei Fischer-Tümpel kirchenlied 3, 388ᵇ;
man sah nichts, wenn er kam, als plündern, hauen, stechen
Neukirch gedichte (1744) 171;
ein jeder hofft den preisz im hauen oder stechen
Koenig gedichte (1745) 153;
und als er mit hauen und stechen
durch ist, sind die reuter fort
Rückert werke (1867) 1, 166;
auch ihr seid beim trinken nur mundschenk, und die rauhe erzählung von hauen und stechen, von mord und brand muss eurem zarten herzen weh thun Kotzebue 3, 82 (Adelh. von Wulfingen 4, 1). in entsprechenden aufzählungen: dabey auch verpoten ist aller vnbillicher zornn, er beschech mit slegen oder stechen, mit schellten oder rach im hertzen Berthold von Chiemsee tewtsche theologey 363 Reithmeyer; die Deutschen unterscheiden sich nur durch die erstaunliche zergliederung der unbilden, ... wie es mit stechen, hauen, schlagen zu halten Schmidt geschichte der Deutschen (1778) 1, 187; die stunden, von den alten Horen geheiszen ..., führen allerdings waffen zum schlagen, schneiden, stechen Holtei erz. schriften 3, 106. — die wunden, wie die geschehen ... mit waffen, stechen, schiessen Braunschweig chirurgia (1539) 10ᵃ; ein harnisch beschirmbt vor stechen und schiessen Paracelsus (1616) 2, 362;
pfui, pfui dem prasseln, krachn, brechn,
todtschiessen, rauben, würgen, stechn!
sind das christen?
Opel-Cohn dreiszigjähr. krieg 435.
b)
besonders beliebt das stechen als turnier (s. oben 1 e); ain gros stechen waʒ an dem gaylen muntag (montag vor fastnacht) und auch an der fasnacht. do stach der alt herczog Steffan und sein sun herczog Ludweik und herczog Ernst, ... alle herczog von Bayern Ulman Stromer chron. 1, 22 (d. städtechron. 1, 54, 2);
nun da ein grosses stechen hielten
die fürsten vnd den winter fuͤlten,
darzu gross ritterschafft dar kam
Fischart Eulenspiegel 258, 7051 Hauffen;
auch ward die statpir (s. oben sp. 443 stadtbirne im wappen von Augsburg) an ainem stechen vmbgestochen auff dem fronhoff Augsb. chronikbericht zum jahr 1438 (d. städtechron. 4, 323, 15); da der ritter nun vff das stechen kam, da lag er allen edlen ob Pauli schimpf und ernst 11; Ludwig ward im stechen zuͦ Nürenberg troffen S. Münster cosmographie 762; wie der hertzog auff ein turnier reit und wie Galmy, der ritter, das best auff dem stechen gewan Wickram 1, 317 Bolte; und vor dem palast ist gar ein schöner hoff zu stechen und zu allerlei kurtzweyl, die man haben will Schiltberger reisebuch 46, 23; alle vorüberzihende ritter sollen zu diesem stechen ersucht werden Bucholtz Herkuliskus (1665) 92; wenn er den helm schlosz, ein stechen zu beginnen, hob sich der keuscheste busen höher Musäus volksmärchen 1, 102; wenn ich im harnisch den preis beim ritterlichen stechen verdiente Freytag 2, 38 (brautfahrt 2, 2);
(ich) vbrlieff auch all meine gesellen,
kont im stechen rosz und mann fellen
Rollenhagen froschmeuseler (1595) P 5ᵃ,
und leichter kehret Schott alsdann
auf sein nicht fernes schloss,
schickt sich zum nahen stechen an,
wählt rüstung, pferd und tross
Ramler fabellese (1783) 3, 120;
billig nach dem blut'gen stechen
folgt ein bunter festeskranz
Fouqué altsächsischer bildersaal (1818) 4, 78;
es lebte einst in Frankenland
ein wackrer kavalier, ...
gewann im stechen manchen dank
Gaudy 11, 67.
α)
neben turnieren: das staͤchen oder turnieren, decursus, simulachra belli Maaler 383ᵇ; welchem zu gefallen der konig bestalt hatte einen tornir oder stechen auf den nehst zukunfftigen sontage Warbeck schöne Magelone 7 Bolte; (die herren) hylden eynen houf mit tornyren unde mit stechen unde waren vil geste von mannen unde von frawen Rothe düring. chron. 582 Liliencron; margraffe Kunrade (hatte) zuͦgerichtet grosse freude und hochzeite mit stechen und turniren Arigo 102, 12 Keller; der Spanier pferd seind ... geachtet worden ..., das sie zuͦ den spielen, als zuͦ stechen und thurnieren so trefflich geschickt sind S. Münster cosmographie 75; in ritterlichen spilen, stechen, thurnieren ist er nie ein mal vom pferd kommen Franck chronic. (1538) 235ᵃ; Antiphon verwundert sich, wie sich etliche an dem ehkreuz also ärgern können, ... so man doch im kämpfen, wettlaufen, thurnieren, stechen vnd allerley ritterspilen sich die müh ... nicht verdriesen laset Fischart phil. ehzuchtbuch 221, 21 Hauffen; ein guͦte zeyt mit triumph, stechen vnnd turnieren zu bringen Stumpf Schwytzer chronik (1606) 275ᵃ; im turnieren vnnd stechen Guarinonius grewel der verwüstung (1610) 193; da liesz er (Gibaldo) ein thurnier und stechen ausschreiben volksbuch vom gehörnten Siegfried (1726) 66 neudr.;
er (der treulose ritter) laszt ab ee der zeitt
mit turnay, stechen vnd streitt
Hätzlerin liederbuch 224, 232;
essen, trincken und panckatieren
lob ich für stechen und thurnieren,
für tantzen und für saytenspiel
H. Sachs 15, 110, 31 Keller-Götze.
β)
rytterspiel ... mit rennen, stechen, turnieren Schumann nachtbüchlein 299 Bolte; er (gemeint ist das streitrosz) hett seinem herrn vmb sein weib geholfen in thurnieren, rennen vnd stechen Franck sprichwörter (1541) 2, 29ᵃ;
so wollen wir auch hie zu landt
mit vnsern fürsten allensandt
in freuden leben dreissig tag,
drum sich jeder ergötzen mag
mit rennen, stechen vnd turniern
Ayrer 1307, 25 (Valentin und Ursus 1);
zum fünfften kam Ascanius,
der junge fürst ohn hindernuss,
gerüst mit edlen knaben frey,
vnd einer schönen reyterey,
so die versamblung theten zieren
mit rennen, stechen vnd tornieren
Spreng Äneis 82ᵇ;
im rennen, thornirn vnd stechen,
im schwerdt vnd spies zubrechen
wird auch daselbst niemand gesehn
der sichs hett dürffen vnterstehn
Thedel von Wallmoden 1363 Zimmermann;
darzu (zu seinem irrsinn) man sagt, das im sein vilfaltig rennen und stechen und die sorgclichen grossen fel, die er vilmals gethon, ain ursach gewest Zimmerische chron.² 1, 183, 38; rennen, fechten, ringen, stechen Garg. 72 neudr., öfter ... habe er von der höhe dieser trümmer, wo er in ruhe gesessen, dem rennen, lanzenwerfen und stechen der türkischen reiter zugesehen Ritter erdkunde (1822) 10, 1147;
ich bin ein ritter wolgeborn,
nach rennen, stechen steht mein sinn.
H. Sachs fastnachtsp. 1, 14, 45 neudr.;
da man dir in höflichen sachen
soll alle freud und kurtzweyl machen
mit stechen, dantzen und mit jagen
werke 2, 24, 30 Keller-Götze;
wie nun die hochzeit war am besten
mit aller kurtzweil den edlen gesten,
mit tantzen, rennen und mit stechen
17, 225, 22.
als kirchweihbelustigungen werden aufgezählt:
o frau, was fechtens und was ringen,
rennens, stechens, danzen, springen
fastnachtspiele 1, 285, 1 Keller.
entsprechend oben 1 e β und gleich ringstechen (th. 8 sp. 1015) und ringelstechen (th. 8 sp. 1000): denn sie speissten ihre gebachne händel und kipfel im herumdrehen, sehr unbekümmert um ringe und stechen Nicolai reise durch Deutschland und die Schweiz (1783) 5, 256. — zu fischerstechen (th. 3 sp. 1685) und schifferstechen (th. 9 sp. 76) ist zu vergleichen: alle am stechen teilnehmenden schiffer Hartmann volksschauspiele in Bayern und Österreich (1880) 131, s. auch hier oben 1 e β.
γ)
übertragen, vom geistigen wettkampf gebraucht: Corynna von Thebe, deren Pindarus gedencket, dass sie ... funffmal den crantz im wettsingen oder stechen gewunnen Spangenberg von der musica 75; vgl.:
das ist nicht ein weltlich stechen,
keine eisenwaffe blitzet —
eine lanze ist das wort,
das scholastisch scharf gespitzet
Heine 1, 464 Elster.
c)
entsprechend oben 1 d β das stechen der schweine, das schlachten, porcorum jugulatio Frisch (1741) 2, 324ᵃ; vgl. auch zusammensetzungen wie bärenstechen, bärenjagd (vgl. bärenstecher, bärenjäger th. 1 sp. 1130), saustechen, saujagd (vgl. saustecher th. 8 sp. 1937) u. s. w. ein fischstechen, fischweide, mag erschlossen werden aus dem beleg bei Forer: man pflegt sie auff allerley art zu fahen, mit dem aass, mit starcken eisinen hacken, mit dem stechen, mit garnen fischb. 59ᵃ, wo sachliche gründe hindern, an ein verschreiben für stecken zu denken vgl. auch oben aale stechen u. s. w.
d)
entsprechend oben 2 dornenstechen (th. 2 sp. 1296):
fürchte nicht der dornen stechen,
willst du schöne rosen brechen
Simrock 1671;
bienenstechen, mückenstechen, flohstechen u. s. w.: ein neu geläsz auff das vber kurtzweiligest zuͦ belachen, wo anders die floͤh mit stechen einem die kurtzweil nicht lang machen Fischart flöhhatz 1 neudr.; (meister floh spricht:) stechen ist nun einmal das hauptbedingnis meines seins; aber stets habe ich zu rechter zeit und an rechter stelle gestochen E. Th. A. Hoffmann 12, 128 Grisebach. zugleich bildlich ist gemeint: (Pickelhering) ich wolte, dasz sie eine floh were, und saͤsze in meinem bette, ich wollte ihr das stechen wohl vertreiben Creizenach schausp. engl. comöd. 79, 1 (tugend- und liebesstreit 1, 2). — schlangenstechen u. s. w.:
krieger gleichen sich den schlangen,
welcher stechen tödlich ist
Rist friedejauchzendes Teutschland (1683) 18.
e)
entsprechend oben 6 b schelten und stechen: hilfft nit haymliche fraintliche vermanung vnd öffentliche gmaine predig an jnen (den gottlosen), so vnderlasse man auch das stechen und schelten und gmurmel wider sie Eberl. von Günzburg 3, 278 neudr.
f)
auch in der heutigen sprache noch von groszer lebendigkeit ist stechen in der bedeutung von seitenstechen pleuritis (th. 10. 1 sp. 398, vgl. dazu auch oben unter stechen 5); in älterer sprache das stechen der seite: die leberader hat iren vrsprung von dem magen ... recht troffen (beim aderlasz) ist sye wider den bluͦtflusz der naszen, vnd wider das stechen der syten Gersdorff wundtartzney (1517) 15, 1ᵇ; das stechen der seiten Xylander Polybius (1574) 71; vgl. als entsprechend: des hundts miltz vnter anderer speise genossen, sol des miltzes stechen auffheben Heyden Plinius (1565) 205. gewöhnlicher aber und in der heutigen sprache fast allein gebräuchlich stechen in der seite: denn das syrisch vnd egyptisch reich macht einander viel stechens in der seiten, vnd grimmens vnd bauchwehe in dermen Mathesius Sarepta (1571) 85ᵇ; vnd gibs denen zu essen, welche das stechen haben in der seiten Sebiz feldbau (1579) 352; ich habe diese tage über ein stechen in der lincken seite gehabt Lichtenberg briefe 1, 354 (5. juni 1780); er klagt über starkes stechen in der rechten seite. die bedeutung des seitenstechens als einer besonderen krankheitserscheinung in der älteren medizin erhellt der umstand, dasz stechen ohne jede weitere bestimmung sich oft genug findet: er starb im zwey vnnd sibentzigsten jar seins alters an dem fieber, grimmen, stechen, so darzuͦ schlug Franck chronicon (1538) 76ᵇ; arznei des stechens oder seitenweh Sebiz feldbau (1579) 78; die pestilentzischen fieber, volle brust vnnd erstickung, apostermen vnd stechen Guarinonius grewel der verwüstung (1610) 679; vnd auff solch geschrey, der es lehrnt mit erfahrenheit erkennen die pestilentz, stechen, pleuresis Paracelsus (1616) 2, 199; so konnte Fischart spotten: deren lungensichtigen würd vom stechen der kützel in der seitten vergehn aller praktik groszmutter 29 neudr.
α)
stechen als bezeichnung von anderen körperlichen schmerzerscheinungen: er hatte mich mit stöszen übel zugerichtet, also dass ich lange zeit die schmertzen mit grossem stechen gefühlet Moscherosch gesichte (1650) 2, 732. — stechen in der brust: Grite, mach' mir schnell einen holderthee, ich habe stechen in der brust und will nachher gleich zu bett W. Sommer geschichten aus dem kleinleben (1894) 148; (sie) fühlte in der brust ein sonderbares stechen ebenda 142; ich habe so ein heftiges stechen in der brust ebenda 145. — stechen im halse: Klaus Heinrich nämlich hatte sich ... eine erkältung zugezogen, sein hals war geschwollen, er spürte stechen beim schlucken Mann königliche hoheit 392. stechen in den augen spüren: genserichwasser leget das stechen und die schüsz der augen Tabernaemontanus 345;
ach! damals war ich närrisch und jung —
jetzt bin ich alt und närrisch — ein stechen
fühl' ich im aug' — nun musz ich sprechen
in reimen sogar
Heine 1, 36 Elster.
harmloser:
da fühlt' ich in den augen (gereizt von zwiebelschalen) solch ein stechen,
dasz mir die thränen auf die wangen flossen
W. Müller gedichte (1868) 2, 24.
überhaupt ein stechen im kopfe: wenn schärfe ein stechen oder brennen ihr verursachte, wenn ihr der kopf ein wenig wehe that Bahrdt geschichte seines lebens (1790) 2, 132; (auch beim jagdfalken:) für das stechen des federspiels soltu byrsenwurzeln nemen, saft daraus stoszen und denselben auf seinen kopf und in die nasen giessen, so vergeht ihm das stechen Feierabend falknerei 59ᵃ.
β)
von seelischen schmerzen: bey diesem anblick zieht sich das bange leben in mich zurück, drängt mit gluth und stechen durch die adern nach dem herzen Klinger 1, 349 (Konradin 4, 4); vgl.: were es nicht gnugsam gewest, dasz die starcke vnd jnbrünstige liebe jm jren spitz vnd stechen zu uersuchen gegeben Amadis 227.
g)
entsprechend stechen 13 im sinne von bestechung (s. th. 1 sp. 1664): mit schencken, geben, stechen und brechen der junckfrawen zuͦ lieb er grosz wunder treyb Arigo 269, 14 Keller;
wuchern, triegen vnd finantzen ...
mit wechssel, stechen, listing sachen
H. Sachs 1, 289, 19 Keller-Götze.
h)
entsprechend oben stechen verb. 16 das stechen des torfs (torfstechen), des spargels (dafür das spargelstechen) u. s. w. man kann an gezähmten (waldschnepfen) das stechen nach insektenbrut ... gut beobachten Naumann naturgesch. der vögel (1822) 8, 390.
i)
entsprechend stechen verb. 18 a das stechen des gewehrs.
k)
entsprechend stechen verb. 18 b in der bedeutung von stechschieszen: im stechen verlor ers nimmer, es wer dann die senn zerstochen, verruckt oder zerprochen Garg. 285 neudr.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 8 (1912), Bd. X,II,I (1919), Sp. 1222, Z. 8.

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„stechen“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/stechen>.

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