Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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stauer, m.

stauer, m.
einer, der staut Campe.
1)
gewöhnlich als ausdruck des seewesens, zu stauen 4: 'stauers, arrumeurs, werden diejenigen genennet, welche die waaren in dem schiffe zu rechte legen und solche dergestalt zu ordnen wissen wollen, dasz sie fest auf einander gepacket liegen, damit, wenn das schiff in der see durch sturm und ungewitter von den wellen hin und wieder geschlagen wird, solche waaren sich nicht verrücken oder überwerffen, und folglich das schiff umstürtzen können, zu welchem ende sie allemahl das schwerste und nasse unten legen müssen ...' Zedler universallex. 39 (1744), 1390 (danach Jacobsson 7, 430ᵃ und Krünitz 171, 72 f.); 'ein in einem seehafen mit der stauung vertrauter kunstverständiger' Bobrik 660ᵇ (vgl.stauung); 'ein mann, dessen gewerbe das übernehmen, stauen und lossen von ladung ist' Stenzel seemänn. wb. 400ᵃ. der schiffer hat zu sorgen für die tüchtigkeit der geräthschaften zum laden und löschen sowie für die gehörige stauung nach seemannsbrauch, auch wenn die stauung durch besondere stauer bewirkt wird handelsgesetzb. (1897) § 514. so besonders in Hamburg. preusz. (in Königsberg): 'die lohnarbeiter, die aus dem vorschrifts- und ordnungsmäszigen beladen der schiffe ein gewerbe machen, heiszen stauer und bilden gewöhnlich eine genossenschaft unter führung eines oberstauers oder stauerkapitäns, der auch den stauerlohn mit den schiffseignern akkordiert und an die stauer auszahlt. die gehilfen der stauer heiszen schauer' Frischbier 2, 364ᵃ. — ebenso holl. stuwer, engl. stower, dän. stuver, schwed. stufvare.
2)
ganz vereinzelt in andern bedeutungen.
a)
für ballenbinder, packknecht Jacobsson 7, 430ᵃ, vgl. 1, 126ᵇ. 4, 144ᵇ (dasselbe wie 1, in allgemeinerer anwendung).
b)
stagnatore, it. stimolatore Kramer dict. 2, 917ᵇ, als nebenform zu staucher, s. das. 1 (zu stauen 3).
c)
frühnhd. zu stauen 2, wehrer, hinderer: so ist der (das) alter ein stoͤwer und stiller der unfuͦr, wan wen alt leut bi den iungen seint so hörren sie uff von iren narren werck Keisersberg narrensch. (1522) 30 (richtig 22)ᶜ.
3)
steir. stauer als nebenform zu stauder, s. das. 1.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1910), Bd. X,II,I (1919), Sp. 1168, Z. 12.

stauer, f.

stauer, f.,
für steuer, s. das.: welicher frembder herein zeucht, mit uns in gleycher stawr und beschwerd sitzen soll quellen zur gesch. des bauernkr. aus Rotenburg s. 128 Baumann.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1910), Bd. X,II,I (1919), Sp. 1168, Z. 50.

stauer, adj.

stauer, adj.
rauh, unfreundlich, grimmig. nur im ältern nhd. (16.—17. jahrh.) bei einigen zumeist norddeutschen autoren (Ringwaldt, Thurneisser, Spee), daher wol lehnwort aus dem nd., vgl. mnd. stûr grosz, schwer; von personen: störrig, widerspenstig, lästig; morosus, austerus Schiller - Lübben 4, 452 (dazu stûrheit, sturicheit strenge, härte 454ᵃ); ebenso mnl. stuur, sture stark, heftig, wofür jetzt die weiterbildung stuursch barsch, mürrisch, vgl. Franck 991. damit ist wol verwandt altn. stúra betrübt sein, und stúra, f. betrübnis Cleasby-Vigfusson 600ᵇ. Fritzner² 3, 585ᵇ; norw. stura, verb. und stur, sturen, adj. Aasen 764ᵇ; und zu diesem germ. *stūra- läszt sich dann weiterhin lett. stūrs 'hartnäckig', skr. sthūrá, sthūlá 'grob, dick, dicht, grosz' stellen, s. Torp bei Fick⁴ 3, 493 f. Prellwitz griech. etym. wb.² 430 (σταυρός). (hiervon ist zu trennen ein gemeingerm. adj. *stōra- 'grosz', altn. stórr Cleasby-Vigfusson 596ᵃ, woher neunord. stor, ags. stór grosz, stark, gewaltig Bosworth - Toller 924ᵃ [lehnwort aus dem nord.?], altfries. stor Richthofen 1052ᵇ [nur einmal stur; so noch saterländ. stor], alts. stóri inclytus Wadstein 225ᵃ [in 2 glossen], vgl. lit. stóras dick, slaw. starŭ alt Torp bei Fick⁴ 3, 479.) stûr findet sich zuweilen auch im ahd., z. b.: scaap fona smalero manno mezsse (oves de populari ordine) saman uuonent mit dhem sturirom in dheru christes chiriihhun Isid. 41, 11; so auch Stur als personenname?, s. Förstemann namenb. 1², 1364 (was 2², 1396 f. zusammengestellt wird, gehört jedenfalls nicht hierher). die gewöhnliche form ist jedoch ahd. stiuri, fortis, ferox, amplus, magnus, magnificus, superbus, sublimis, eminens, praestans Graff 6, 702 f., vgl. 707 und J. Grimm kl. schr. 6, 315, 36. (aus urg. *steuria-, s. Torp 493. Prellwitz a. a. o.) in mhd. zeit erhalten auf ostmitteld. boden in der zusammensetzung ungestûre ungestüm Lexer handwb. 2, 1871, unstûreg, unstûgirlîch 1941, wozu das etwas häufigere abstr. ungestûre, unstûre s. ebenda; vgl. auch: acerbus ... stier Dief. gloss. 9ᵃ. — heute ist stûr erhalten in den nd. mundarten mit einschlusz des mittelfränk.: köln. stoor eigensinnig, sauertöpfig, schweigsam Hönig² 176ᵃ, in Aachen stuur störrig, mürrisch, e stuur weese eine saure miene Müller-Weitz 240; westf. stûr starr, stark, steif, anhaltend; mürrisch; adv. fortwährend Woeste 261ᵃ; waldeck. štur mürrisch, eifrig Bauer-Collitz 101ᵃ; südhann. stur (von kälte) starr Schambach 216ᵇ, lippisch stiur steif und unbeweglich; ernst, grimmig Frommann 6, 485; osnabr. stuhr sauer, grimmig, böse (he süt stuhr ut) Strodtmann 235 (vgl. 382ᵃ); ostfries. stuur mürrisch (= stuursk); schwer, schwierig, eine grosze kraftanstrengung erfordernd Stürenburg 271ᵇ. ten Doornkaat Koolman 3, 355ᵇ. Frommann 4, 135, 140; brem. stuur grosz, schwer, stark, mächtig: een stuur (groszer, starker) minsk, ene sture arbeid; mürrisch, störrig, unhöflich, grob brem. wb. 4, 1083; hamb. sturr starr, steif, sturre haare capilli hirsuti Richey 299; holst. stuur grosz, ansehnlich (en stuuren keerl); hart, stuur drögt steif getrocknet Schütze 4, 221; stûr starr, stier, erstarrt, hê was gans stûr vör schreck, hê kikt mi so stûr an; von hartem, unbiegsamem sinn und charakter (in diesem sinn auch stûrsch) Danneil 215ᵇ, auch aufrecht, gerade, steil 279ᵇ; meklenb. stur gerade, aufrecht, und stur starr, unbiegsam Mi 88ᵇ; pomm. sturr starr, störrig, mürrisch Dähnert 472ᵃ; preusz. sturr, stûr starr, steif, sturres zeug, sturre leinwand (steif gummiert, gestärkt); still und stûr dasitzen; ein sturres gemüt, störrisch, eigensinnig; daneben stursch, stûrsch störrisch, widerhaarig, stûrsches (struppiges) haar; herbe, hart, starr, steif, von getränken und zeugen Frischbier 2, 386ᵇ. (einige mundarten legen es nahe, ein adj. sturr 'starr, steif' als besonderes wort abzutrennen, doch ist eine sonderung nicht durchzuführen; jedenfalls müszte frühe vermischung eingetreten sein.) — in der nhd. schriftsprache kommt stauer (oder meist noch staur, flectiert stets staure) in folgenden verbindungen vor. vom winde, rauh, heftig, grimmig:
eia, stark und freche wellen,
eia staur und stolze wind.
Spee trutzn. s. 77 Balke (19, 42; in der ausg. v. 1649 105 dafür: starck und stoltze w.);
jetzt kalter lufft, und stawre wind,
uns wider seind versöhnet.
(1649) 119 (22, 55, s. 85 Balke);
von menschen: Paracel(sus). nent die stauren unfreundlichen leut also, die sehr ernsthafft seind Thurneisser magna alchymia (Berl. 1583) 2, 48. adverbial:
merckt ferner, als gedachter pawr,
het seine sünd gebeichtet stawr.
B. Ringwaldt christl. warnung des tr. Eckarts (1588) H 6ᵃ (dafür in der ausg. v. 1589 K 1ᵃ: sawr);
ich machs euch süsz, ich machs euch sawr,
bald red ich sanfft, bald wieder staur.
evangel. (1646) D 5ᵇ;
das gab den heuchlern gros verdris,
sie sahen drüber sawer,
und stiessen mit eim stumpffen spies,
auff Christum eben stawer,
und sprachen ist das ein prophet ...
Y 2ᵃ.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1910), Bd. X,II,I (1919), Sp. 1168, Z. 54.

staur, adj.

staur, adj.,
s. stauer.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 8 (1912), Bd. X,II,I (1919), Sp. 1210, Z. 67.

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Zitationshilfe
„staur“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/staur>.

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